DREI FÜR SLOWENIEN NEUE SCHMETTERLINGS-ARTEN AUS DEN GATTUNGEN CALOPTILIA, CATOPTRIA UND EARIAS (LEPIDOPTERA: GRACILLARIIDAE, PYRALIDAE CRAMBINAE UND NOCTUIDAE) Heinz Habeler Lepidat-Datenzentrum, Auersperggasse 19, A - 8010 Graz, e-mail: heinz.habeler@gmx.at Abstract - On the mount Slavnik in the region of Podgorski Kras in Slovenia one specimen of a taxon near to Catoptria spatulella was found. More specimens are needed to confirm its identity as C. spatulella, endemic to Italy - or to document a new Catoptria species. Also in the Podgorski Kras in the surroundings of Crnotiče one specimen of Caloptilia loriolella was found and one of Earias insulana, a little green species of the Noctuidae known from South Europe. Key words: Caloptilia loriolella, Catoptria spatulella, Earias insulana, Slovenia, Podgorski Kras, new records Izvleček - TRI ZA SLOVENSKO FAVNO NOVE VRSTE METULJEV IZ RODOV CALOPTILIA, CATOPTRIA IN EARIAS (LEPIDOPTERA: GRACILLARIIDAE, PYRALIDAE CRAMBINAE IN NOCTUIDAE) Na Slavniku, kraškem območju Podgorskega krasa, smo našli en obleten primerek blizu taksona Catoptria spatulella. Več primerkov je potrebnih, da bi potrdili ali gre res za najdbo v Italiji endemične vrste C. spatulella, ali za nov takson iz rodu Catoptria. Nadaljnji dve najdbi za Slovenijo novih vrst sta prav tako iz Podgorskega krasa, iz okolice Crnotič. Gre za primerka vrst Caloptilia loriolella in Earias insulana - majhne zelene sovke, poznane iz južne Evrope. Kljucne besede: Caloptilia loriolella, Catoptria spatulella, Earias insulana, Slovenija, Podgorski kras, nove najdbe Einleitung Der Karst von Podgorje beherbergt bei den Schmetterlingen eine Schnittstellenfauna zwischen voralpinen, dinarischen und rand-mediterranen Arten, zu denen die für den Südrand Mitteleuropas üblichen und verbreiteten Arten hinzu kommen. Die Artenvielfalt ist groß, nach eigenen Aufzeichnungen konnten bisher 1.075 Arten von Schmetterlingen nachgewiesen werden, die mit 7.450 Funddaten dokumentiert sind. Das ist aber sicher noch nicht das gesamte Artenspektrum, mit weiteren Überraschungen kann gerechnet werden, abhängig von der Intensität zukünftiger Untersuchungen des Bestandes. Die neuen Arten Caloptilia loriolella (Frey, 1881) Podgorski kras, Debeli hrib 23. 9. 2009 ein Exemplar Huemer det. Diese Art ist in Karsholt & Razowski (1996) unter Gracillaria verzeichnet und hat eine geringe europäische Verbreitung: Norwegen, Rußland, Tschechien, Schweiz, Österreich und Ungarn. Nach Huemer & Tarmann (1993) ist sie nur in zwei der 10 österreichischen Bundesländer nachgewiesen: Nordtirol und Niederösterreich. Offensichtlich eine wenig beobachtete Art. Catoptria spatulella (Turati, 1919), mit Vorbehalt Es mag ungewöhnlich sein, einen Fund mit Vorbehalt in der Artidentität zu publizieren, doch die folgende Begründung ist gewiß verständlich. Vom Gipfelbereich des Slavnik aus einer Höhe von 1.000 m östlich von Podgorje liegt der Fund eines Tieres vom 3. 7. 2007 aus der Catoptria pyramidella-Gruppe vor, das aber keine pyramidella ist. Aus Slowenien sind keine anderen Arten dieser Gruppe publiziert oder bekannt. Die äußerlich sehr ähnlichen, im Kopulationsapparat aber deutlich verschiedenen Arten C. spatulella (Turati, 1919), C. spatulelloides Bleszynski, 1965 und C. orobiella Huemer & Tarmann, 1993 sind nach Slamka (2008) Endemiten verschiedener Teile der Italienischen Gebirge, und C. pyramidella ist auf die Alpen beschränkt. (Bei Bleszynski 1965 wird pyramidella auch vom Apennin angegeben, aber das bezieht sich wohl auf spatulella.) Das Exemplar ist bereits abgeflogen, sodass die Fransen der Vorderflügel nicht mehr zur Diagnose zur Verfügung stehen. Die Untersuchung des Kopulationsapparates des Slavnik-Exemplares durch Herrn Dr. Huemer hat eine weitgehende Übereinstimmung mit C. spatulella ergeben. Dennoch sollte aus diesem einen Exemplar nicht voreilig auf ein zweites Vorkommen von C. spatulella geschlossen werden, denn alle bisherigen Arten dieser Gruppe südlich der Alpen sind Endemiten, und weiteres Material sollte dann entweder die tatsächliche Identität mit spatulella bekräftigen oder bei konstanten Unterschieden eine neue Art beweisen. Herr Stane Gomboc, Kranj, hat mitgeteilt, dass er noch nicht untersuchtes Material von dieser Gruppe aus den Bergen um Cerknica besitzt. C. spatulella ist übrigens auch bei Parenti (2000) abgebildet. Earias insulana (Boisduval, 1833) Am 2. 7. 2007 wurde bei Crnotice am Podgorski kras nahe des Einschnittes der Bahnlinie nach Koper ein kleiner grüner Falter mit gelber Costa am Leuchtgerät gefunden, der schwer bestimmbar war. Nach langen Bemühungen von Herrn Stane Gomboc unter Einschaltung der Herren Laszlo Ronkay und Michael Fibiger konnte die Identität sodann geklärt werden. Vielen herzlichen Dank dafür! Nach Karsholt & Razowski (1996) ist E. insulana, ausgenommen Großbritannien, südeuropäisch verbreitet, für das ehemalige Jugoslawien wird die Art nicht verzeichnet. Eigene Abb. 1: Der kleine Schmetterling oben im Bild ist Caloptilia loriolella (Frey, 1881), in der Mitte befindet sich die fragliche Catoptria spatulella (Turati, 1919) und unten die Noctuide Earias insulana (Boisduval, 1833). Vergleichsfunde aus Griechenland (Epirus, Polyneri südlich Igoumenitsa 3. 10. 1994 und 8. 10. 1994) zeigen ein völlig anderes Kolorit, es handelt sich um eine offensichtlich sehr variable Art. Die Lage des Fundortes in der Nähe zu den Seehäfen Koper und Triest mit je rund 15 km Entfernung und die mit Importgütern sehr stark befahrene Eisenbahnstrecke in rund 300 m lassen vermuten, dass das Tier (oder seine Vorfahren) eingeschleppt worden ist. Bisher wurden keine weiteren Nachweise bekannt. Diskussion Die Kommentare zu den drei Arten sind obenstehend zu finden, hier soll auf den Wert des Gebietes aufmerksam gemacht werden. Der Karst von Podgorje (eingeschlossen die Gebiete um Petrinje und Tublje) ist eine Landschaft von Europa-Rang. Diese Besonderheit scheint nicht die ihr zukommende Beachtung gefunden zu haben. Insbesondere ist es eine uralte Kultur-Landschaft, viele Blumen und Schmetterlingsarten verdanken ihr Vorkommen hier der Tätigkeit des Menschen vieler vergangener Jahrhunderte. Ohne Pflege-Mahd verfällt dieses Kultur-Natur-Erbe, und die besondere Biodiversität wird verschwinden. Es werden die EU-Schutzgüter Eriogaster catax (II, IV), Zerynthia polyxena (IV), Euphydryas aurinia (II) und auf lange Sicht wohl auch Euplagia quadripunctaria (II, IV) mangels geeigneter Lebensräume aussterben. Was aber noch viel dramatischer sein wird: während die vorgenannten EU-Schutzarten europaweit dann noch immer vorhanden sein werden, könnte die besondere Karstform Mellicta britomartis michielii für alle Zeiten ausgelöscht werden. Sie besiedelt nur den kleinen Raum von Postojna - Brje pri Komnu - Tublje - Jelsane und befindet sich in Besorgnis erregendem Rückgang. Einzelne Populationen sind bereits erloschen, die meisten noch vorhandenen so schwach, dass sie vermutlich an der Existenzgrenze angekommen sind. Zusammenfassung - Am Slavnik im Gebiet des Karstes von Podgorje in Slowenien wurde ein abgeflogenes Exemplar eines Taxons nahe zu Catoptria spatu-lella gefunden. Weiteres Material wird zukünftig entweder die tatsächliche Identität mit der in Italien bisher für endemisch gehaltenen Art Catoptria spatulella bestätigen - oder eine neue Catoptria-Art nachweisen. Weiters wurden am Karst von Podgorje in der Umgebung von Crnotice je ein Exemplar von Caloptilia loriolella und von Earias insulana gefunden, letztere eine kleine grüne Noctuidae, die aus Südeuropa bekannt ist. Literatur Bleszynski S., 1965: Crambinae in: Microlepidoptera Palaearctica Band 1, Herausgeber Amsel H., Gregor F. & Reisser H., Verlag Fromme, Wien. 553 Seiten. Huemer P. & Tarmann G., 1993: Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Beilagenbd. 5 Veröff. Mus. Ferdinandeum, Innsbruck. 224 Seiten. Karsholt O. & Razowski J., 1996: The Lepidoptera of Europe. A Distributional Checklist. Apollo Books, Stenstrup. 380 Seiten. Parenti U., 2000: A Guide to the Microlepidoptera of Europe. Museo Regionale di Scienze Naturali Torino. 426 Seiten. Slamka F., 2008: Pyraloidea of Europe (Lepidoptera) Vol. 2, Crambinae & Schoenobiinae. Bratislava. 223 Seiten. Received / Prejeto: 13. 5. 2010