MA /» G^hortLtton zur Feier des allerhöchsteu Geburtsfestes Sr. Majestät Franz i geholte» rrn Lir AksLemischrn ILin^linZe in der Kirche vcs srutfchen Nittrr-Grvens a m Sonntage Ouinquagesima Professor der Moral-Theologie und der Religionswissenschaft am k. k. Lyceum zu Laibach. In Druck befördert — zum bleibenden Andenken — von den Studierenden des zweiten philosophischen Jahrganges. L A i v A ch. Gedruckt bei Ignaz Aloys Edlen v. Kleinmayr. 18 3 4 Tcx!: »Gebe! dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gelt, was Gottes ist." (Matth. 22. 21.) ^?s ist ein glänzender Triumph der christlichen Religion, daß sic alle unsere Verhältnisse bestimmet und ordnet, die Bande zwischen Gott, Fürst und Unterthan befesti¬ get und heiliget, die festeste Stütze des Thrones ist, und sogar den Thron des Fürsten in un¬ fern Herzen errichtet; sie verschaffet den Mächtigen dieser Erde kindliche Liebe, Ehrfurcht und treuen Gehorsam, und überreicht ihnen als den besten Schatz guter Könige die Herzen ihrer Unlertkancn; sie erhebt unaufhörlich ihre Stimme, und prediget laut und öffentlich die Worte des Heilandes: „G e b e t d e m K a i s e r, w a s des Kaisers ist, und Golt, was Gottes ist.« (Matth. 22. 21.) Hätte man diese Stimme der Religion immer und überall geachtet; so wären die Throne in Europa nicht erschüttert worden, und die Geschichte würde den kommenden Jahr¬ hunderten nicht Blutscenen und Gräuelthalen aufbewahren, die das vorige und das gegenwär¬ tige Jahrhundert mit unvertilgbarer Schande beflecken. Ewiger Dank dec göttlichen Vorsehung, daß diese Stimme der Religion in Oester¬ reichs großem Staate niemals überhöret wurde, und daß der Thron unsers allgeliebten Mon¬ archen, auf welchem Weisheit und Gerechtigkeit herrschen, immer unbeweglich stand, wie ein Fels, woran sich die tobenden Flukhen des Meeres zerschlagen! Dieser einladenden Stimme unserer göttlichen Religion folgen heute zur Feier des sechs und sechzigsten Geburtsfestes unsers g u t e n M o n a r ch e n , Millionen treu ergebener Unterthanen jedes Standes, Alters und Geschlechtes freudig in Gottes gehei¬ ligte Tempel, an diesem für ganz Oesterreich feierlichen Tage. Sanfrer Ernst wohnt an den Stirnen, Heiterkeit aus den Augen entgegenstrahlend und stille Gemüthsruhe an die¬ sem großen Familienfeste! Alle belebt Ein Geist, den zitternden Greis, wie den feurigen Jüngling, die verdienstvolle Hausmutter, wie ihre gut erzogene Tochter, den Reichen und den Armen, den Priester und den Laien, den Vorgesetzten und den Untergebenen; alle be¬ seelt Ein Geist, dcrGeist der kindlichen Liebe für den besten Landesvater Franz — mit innigem Danke zum Himmel für Seine bisherige gnädige Erhaltung und wohlthätige Regierung, und mit feurigen Wünschen und inbrünstigen Bitten zum Vater des Lichtes, von dem jede gute Gabe herabkommc, um Seine noch längere gnädige Erhaltung und geseg- nete Regierung! Akademische Jünglinge! Auch wir haben uns zu diesem religiösen Zwecke heute an dieser heiligen Stätte versammelt — dankend nach der Anweisung des Apostels: „Danket bei allen Dingen; denn so ist Gottes Wohlwollen in Christo Jesu, zu euch allen!" (1. Thessal. 5. 18.) >— und bittend zugleich, wie uns wieder der Apostel befiehlt: „Vor Allem ermahne ich denn, sollen Bitten und Gebete entrichtet werden für alle Menschen, für Könige und Alle obrigkeitli¬ chen Standes." (1. Tim. 2. 1, 2.) Das sei denn auch heute — am Eeburtsfeste unsers Landesvaters — der Gegenstand meines Vortrages und Ihrer Beherzigung: „Dank gegen Gott und Bitte zu Gott für unfern Landesvater« — Dank und Bitte unsere Herzensgefühle heute und immerdar, die uns bewegen und ermuntern zu geben dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Goli, was Gottes ist. 4 Tiefe Untersuchungen, strenge Beweise und systematische Verbindung der Sätze gestatten Zeit und Umstände nicht, ängstliche Wahl der Ausdrücke erlaubt nicht die Empfin¬ dung, die jedes österreichische Herz heute erfüllet. Möchte es geschehen in vieler Kraft aus meinem Herzen zu Ihren Herzen zu sprechen unter Gottes Beistände! I. Bei wichtigen Begebenheiten und wohlthätigen, sehr einflußreichen Ereignissen der Zeit nur ein müssiger und kalter Zuschauer bleiben, oder dieselben wohl gar in immer¬ währender Geistesunmündigkeit und Gefühllosigkeit verschlummern wollen, ziemt dem Men¬ schen und Christen nicht. Gott will, wir sollen Lenken und fühlen, unsere Vernunft brau¬ chen, in den Wirkungen die Ursachen, in den Mitteln den Zweck, in den Kräften die Ab¬ sicht, in den Reihen und Folgen der Dinge ihre Verbindung und in dem Zusammenhangs aller Ereignisse ihn selbst, unsern Gott und Vater, finden und erkennen, der alles zum Besten leitet denen, die mit Liebe und Dank ihm ergeben sind. Wer darf also bei dem wichtigen Ereignisse, dessen wir uns durch Gottes weise Leitung heute erfreuen, gedankenlos und gleichgültig bleiben? Was wären jene für Kinder, denen es einerlei ist einen guten oder bösen oder gar keinen Vater zu haben? Wer ist unser Oberhaupt? Kaiser Franz durch beinahe zwei und vier¬ zig creignißvolle Jahre. Und aus welchem Rechte? Aus dem Erbrechte. Wie leer bleibt das Herz dabei! Wie freudig schlägt es, wenn es in Gottes deutlichen Aussprüchen das „gött¬ liche Recht" erkennet und verehret: „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben herab gegeben wär e." (Joh. 19. 11.) „J e g l i ch e r M e n sch se i der obrigkeitlichenGewalt u n t e rt h a n; denn es i st keineO brigkeit, als nur uon Gott: welche da sind, die sind von Gott geordnet. Darum wer der Obrigkeit widerstrebt, der widersetzet sich dec Anordnung Gottes; die sich aber widersetzen, laden sich selber das Gericht auf, das heißt, ziehen sich die Verdammniß zu — Nicht umsonst trägt sie das Schwert; sie ist Diene- rinn Gottes, eine Räch crinn den zu strafen, der Böses thut." (Röm. 15. 4 — 5.) —> „Gott trägt die Kronen der Weltreiche in seiner Hand, um sie dem nach seiner Absicht Würdigsten aufzusetzen." (Jesai. 62. 5.) — „Durch mich herrschen die Könige; durch mich verordnen die Gesetzgeber, was recht ist; durch mich ertheilen die Fürsten Befehle." (Sprichw. 8. 15 und 16.) Wird nicht Gott, von dem alle Gewalt kommt, mit besonderer Vorsehung über Staaten und ihre Regenten wachen? Durch sie theilet er Lohn oder Strafe aus, weil er ihnen dazu größere Macht gibt, als andern mit so vieler Gewalt nicht ausgerüsteten Werk¬ zeugen; durch sie erhebet oder demüthiget, segnet oder züchtiget er die Völker; ihre Hände reichen bis zum kommenden Geschlechte, sehr ost in die kommenden Jahrhunderte hinaus; auf sie überträgt Gott einen Theil seiner oberhecrlichen Macht, und mit diesem sollen sie, nach dem bildlichen Ausdrucke des Evangeliums, zu seiner Verherrlichung, zu ihrem und ihrer Völker Heile wirken. Sein Vaterauge wachet über sie, rettet sie aus Gefahren und Drangsalen und segnet ihre Unternehmungen; unter seiner mächtigen Einwirkung stiften sie all' das Gute, was dis Menschen wahrhaft glücklich machen kann. So lehren Vernunft und Offenbarung, so die Geschichte. Diese liefert uns viele bewunderungswürdige Zeugnisse des göttlichen Schuhes und Segens über Oesterreichs Staat und Regcntenhaus. Bei diesem Regenten stamme ruhet aus jener religiösen Handlung des Stammherrn, die ein genialer deutscher Dichter in einer Ballade so schön besang, (Rudolph 5 von Habsburg und der Priester das allcrheiligste Sakrament zu einem Sterbenden tragenb, auf dem Wege,) schon seit so vielen Hunderten von Jahren der Segen ununterbrochen fort, — und dieser Segen spricht sich in der Geschichte durch die Stabilität der Fürsten in den guten Grundsätzen, wodurch denn diese Stabilität auch bei dem Volke von Generation zu Generation erhalten wird, hinlänglich aus, und führt durch diese Eintracht selbst unter den widrigsten Verhältnissen und Geschicken doch immer zu den unerwartetsten und glücklich¬ sten Resultaten. Wer rettete einst den in der Burg seiner Väter zu Wien belagerten Ferdinand II. aus den Gefahren, die Frankreich mit dem Schwedcnkönige Gustav Adolph ihm berei¬ tete? — Wer erhielt seinem Sohne Ferdinand III. das Erbe seines Vaters von jenen und andern Feinden bedrohet? Wer befreite die Heere und Staaten , wer die Kaiserstadt Leopolds I. in der furchtbaren Belagerung zahlloser blutdürstender Osmanen? Schon waren die Adler von St. Stephans hohem Dom herabgerissen, schon sank der sieggewohnte Halbmond der Türken auf die hohe Lhurmspitze nieder. Leopold harrte zu Linz im inbrünstigen Gebete der Hülfe entgegen. Gott machte sich auf, erhob seinen allmächtigen Arm, zerstreute die Feinde und rettete Wien, Oesterreich und seinen treuen Diener Leopold! Denken wir zurück an jene Zeit, da Maria Theresia, die milde Mutter ihres Volkes , von Preußen, Sachsen, Baiern, Frankreich, Spanien und Neapel, sich ihrer schön¬ sten Länder beraubt sehen mußte, und ihrer erlauchten Schwieger, (Anna Charlotte, Abtis- sinn zu Homiremont, von wo sie 1745 nach Wien ging, Sternkreuz-Ordensdame, und im selben Jahre Starthalterinn der Toscanifchen Staaten wurde,) schrieb: „Noch weiß ich nicht, ob mir von meines Vaters Erbe ein« einzige Stadt übrig bleiben wird, um die unter meinem Herzen keimende Frucht zu gebähren." Wer rührte da die Herzen der tapfcrir Ungarn, daß sie ihre Säbel zogen und begeistert ausriefen: ,Moriamur pro rege nostro Dlaria Ureresia!" („Laßt uns sterben für unfern König!") Christlicher Patriot! erkenne da den Finger Gottes, die mächtige und wunder¬ bare Leitung seiner Vorsehung. Wenige Jahre verfloßen, und alle Kronen waren bleibend auf dem Haupte dieser großen Frau wieder gesammelt; — Oesterreichs Macht bestieg, wie vorhin, die erste Stufe, und konnte ihren eifersüchtigen Schwestern mit sanftem, aber ehrfurchtgebietendem Blicke wieder ins Antlitz sehen. Darf es uns Wunder nehmen, daß die glückliche Erhaltung unsers allge- liebten Landesfürsten bei den vielen großen Stürmen und drohenden Gefahren so ganz besonders das Werk der göttlichen Vorsehung ist? Die Geschichte Seiner Regierungs¬ jahre liegt offen vor unsern Augen und beurkundet Gottes mächtigen Schutz und Segen über Ihn und Seine Staaten, Rettung aus großen Gefahren und Ruhe nach erschüt¬ ternden Stürmen. Darum erkennen aber auch Oesterreichs Völker in jedem für ihren Mon¬ archen erfreulichen Anlasse den Finger Gottes und bringen dafür aus tiefbewegten Herzen dem Herrn des Weltalls den Tribut des heißesten Dankes! Ich erinnere hier an die in den zweien letztverflossenen Jahren so glücklich abge¬ wendete doppelte Gefahr, welche das kostbare Leben Sr. Majestät Ferdinands des jüngern Königs von Ungarn und Kronprinzen der übrigen österreichischen Staaten bedrohet hatte. Diese Rettung beurkundete neuerdings den Schutz, womit die allwaltende Vorsehung über das durchlauchtigste Kaiserhaus wacht. Die tröstliche Kunde sowohl von der durch Gottes Hülfe bewirkten Lebensrettung aus einem ruchlosen Anschläge, als auch von der schnel¬ len Wiedergenesung nach überstandener lebensgefährlicher Krankheit wurde überall von den treuen Bewohnern mit den innigsten Gefühlen der Freude vernommen, und mit Gottes¬ dienst unter Beiwohnung der Behörden und zahlreicher Andächtigen gefeiert, wobei herzliche Dankgebete und heiße Bitten derselben um dis fernere lange Erhaltung des innigstverehrtc» 6 Fürsten, so wie unsers allgclicbten Monarchen und der ganzen kaiserli¬ chen Familie zum Allmächtigen emporstiegen. Das nächst darauf folgende hohe Geburtsfest Sr. Majestät unsers aller- gnädigsten Herrn und Kaisers wurde von allen Seinen treuen Volkern mit jenen Gefühlen der Verehrung und Liebe begangen, von denen sie für ihren Landesvater unwan¬ delbar beseelt sind, und die bei diesem erfreulichen Anlasse noch durch den beglückenden Ge¬ danken erhöhet wurden, daß des Himmels Fügung die herben Schläge, die noch vor kurzem S e i n e m Vaterherzen droheten , zur allgemeinen Freude Seiner treuen Unterthanen so gütig abgewendet, und Er nun mild und heiter im Wohlsein — der Valer untre Sei¬ nen Kindern — waltet; und mit diesen Gefühlen brachten sie an den Altären dem All¬ mächtigen ihren heißen Dank für dieses hohe Glück dar. Diese heilige Pflicht erfüllen Oesterreichs Völker freudig bei jedem wiederkehren- den Geburlsfeste ihres Monarchen, erkennend und schätzend das viele Gute, das ihnen Got¬ tes Hand durch Ihn spendet, um sie zur zeitlichen Wohlfahrt zu leiten und ihrer erhabe¬ nen ewigen Bestimmung, einst selige Mitglieder des göttlichen Reiches zu werden, entgegen zu führen. Denn Oesterreich ist das Land, wo noch der Staat und die Kirche gemeinsam wirken, wo man zwar tolerant ist, diese Toleranz aber nicht zum Verderben der Religion ausdehnen läßt, wo man mehr auf Realität, als auf Idealität, mehr auf die Seele des Staates, die Religion, als auf äußere Skelette desselben hält, wo in allen Fächern des Wissens ausgezeichnete Männer sich befinden; wo man aber die Halbgelehrten, die ihre Weis¬ heit aus Encyclopädien und Conversations - Lexicons schövsen und darum allenthalben wegen ihrer nicht verdauter geistigen Nahrung die vorlautesten sind , mit allem Recht niederhält; wo man den Kops, mehr aber noch das Herz, wo man Wissenschaft, mehr aber noch Sitt¬ lichkeit berücksichtiget; wo dec Abstand zwischen dem Herrn und dem Diener, zwischen dem Befehlenden und dem Gehorchenden durch ihre wechselseitige Gutmüthigkeit weniger fühlbar wird, und die Stimme des Niedersten zu jeder Zeit den Thron erreicht. Indem noch überdies; unser Regentenstamm aus angeborner Gemüthlichkeit, und aus den bei ihm feststehenden Prinzipien einer väterlichen Regierung zu allen Zeiten seine Völker mit gleicher Liebe umfaßt; so dürfte auch darum jenes alten Römers geistvoller Spruch: „Nirgends findet die Freiheit eine schönere Heimath, als unter einem gottesfürchtigen Fürsten." (lWscjusm libertao gratiur exlat, c^imm sul) rogo i>io, HI.) hier um so mehr sich bestätiget finden, da man die Bewohner seiner geseg¬ neten Provinzen nirgends als Auswanderer erblickt, und selbst Jene, die in ungesegneten wohnen und auf Erwerb ausgehen müssen, doch, gleich ihren Aaren, wieder nach ihren glücklichen Felsennestern zurückkehren sicht. Ja wohl , Oesterreich vorzugsweise das glückli¬ che Land, zeichnet sich durch Sitte, Redlichkeit, Ordnung, durch die wahre Geistes - und Herzensbildung, die nicht in den Absurditäten und Extravaganzen zu suchen ist, durch Vä¬ terlichkeit seiner Regenten, durch Gehorsam und Vertrauen in dem Volke vor allen an¬ dern aus. Wir befinden uns in einem Staate, in welchem wir in Ansehung der Ausübung der Natur- und Menschenrechte so sicher leben, daß wir keinen Grund haben die freieste oder ungebundenste Nation zu beneiden. Die Freiheit nach Belieben Böses zu thun ist uns allerdings durch die Gesetze benommen, also der immer strafwürdige Mißbrauch der Freiheit verboten; allein die Freiheit Gutes zu thun und edel zu handeln, mithin die wahre eigentliche Freiheit herrscht bei uns so gewiß und mehr, wie in je einem liberalen Staate der Erde. Mag das vom Freiheilsschwindel und Constitutionssieber ergriffene Ausland zu seinem größten Unheile verwüstende Revolutionsgräuel verüben, wir Oesterreicher bedauern dasselbe, und finden unser Heil in gottesfürchtiger, darum auch unverbrüchlicher Ergebenheit 7 und Anhänglichkeit an unfern guten Landesvater Franz, um welchen.wir als ge¬ horsame und zufriedene Kinder jubeln, wohl überzeugt, daß in unserer Heimath, während dem das Ausland mit seinen Unternehmungen oft so großsprecherisch sich hören läßt, weit mehr Schönes, Gutes und Großes im Stillen geschieht; was auch unpartheiische, hellsehen¬ de und sachverständige Männer des Auslandes nicht selten schon eingestanden haben. Sr. apostolischen Majestät desKaisers ganze zwei und vierzig¬ jährige Rcgiecungskunstwar dasaufrichtige Verlangen Seinen Unrerthanen wahres Glück zu verschaffen. Aus diesem Verlangen, wie aus einer Quelle floß die Beförderung des Ackerbaues, der Manufakturen, des Handels, der Gewerbe, der Künste und Wissenschaften, eine verbesserte Gesetzgebung, die bei Seinen Völkern bessere Sitten hervorbringen sollte. Dieses unermüdete Streben die zwei, und dreißig Millionen Menschen, die Ihm die Vorsehung zu regieren übergab, glücklich zu machen, erwarb Ihm bei Einheimischen und Auswärtigen den Namen des Gerechten und Guten zugleich. Gerechtigkeit und Güte — diese zwei schönsten Perlen in einer Fürstenkrone — schätzet Er vorzüglich und su¬ chet sie ohne Geräusch, nach dem Ebenbilde Gottes, dessen majestätische Kraft nur durch heilsame Wirkungen sichtbar ist, immer mehr Sich anzueignen. E r liebt sein Volk und sorgt väterlich für dasselbe durch Errichtung oder Verbesserung der Arbeils- und Erziehungshäu- ser, der Spitäler, worin Ordnung, Reinlichkeit und zärtliche Pflege herrschen; besuchet oft auf Seinen Reisen, auf welchen Er zahllose Wohlchaten spendet, jene Wohnungen des Schmerzens, bringt in dieselben Trost und Hülfe, — und bei Seiner Entfernung strö¬ men Segenswünsche über Ihn! Wenn die Sonne über Seine Staaten aufgcht, so re¬ giert sie schon der Fürst gütig und weise, und fühlt Sich glücklich im Glücke Seines Volkes, das Er in der gesetzlichen Ordnung und Sicherheit und im Schooße des seligen Friedens zu erhalten unablaßjg bemühet ist. So bewährt sich an unsecm Monarchen der Wahlspruch: „Die Schätze der Könige sind der UntertHanen Herzen." Oder auch jener Ausspruch des alten Weisen: „Die Großen, die Regenten und die Gewalthaber werden ge¬ ehrt; aber keiner von ihnen ist größer, als der Gottesverehrer." (Sirach 10. 27.) Darum nennen wir auch mit Recht Seine heutige Geburtsfeier — ein Dankfest. Weil aber alles dieses wohlkhätige Wirken weder dessen, der da will, noch dessen, der da läuft, sondern des sich erbarmenden Gottes ist (Röm. 9. 16.); so verwandelt sich unser heutiges Dankfest in ein frommes, demüthiges Bittfest zu dem Vater der Erbarmung um noch längere Erhaltung und segenvolle Negierung un¬ ser s L a n d e s p a t e rS, II. Warum befehle» uns Vernunft und Offenbarung nicht nur für alle Menschen über¬ haupt, sondern auch für Könige und alle obrigkeitlichen Personen zu Golt zu beten? Diese Untersuchung entspricht ebenfalls der heurigen Geburtsfeier. Der heilige Apostel Paulus leh¬ ret: „Vor allem ermahne ich denn, sollen Bitten, Gebete, Fürbitten, Danksagungen entrichtet werden für alle Menschen, für Könige und für Alle obrigkeitlichen Standes, auf daß wir ein friedliches und ruhiges Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; denn solches istgutund wohl gefällig vorGott unserem Heilande. "(Thimoth. 2. 1 — a.) Das Wohl des Regenten ist mit dem Wohle seiner Unterthemen immer auf das innigste verbunden; darum sotten ihn diese verehren, und für seine Wohlfahrt zu Gott bitten. Wie verehren? Darüber spricht der alle Tertullian aus dem zweiten Jahrhunderte im Namen 8 aller Christen: »Wir verehrenden Kaiser, so wi e e s u n s e rl a uh.t u n d i h m h eil- sam ist; wir verehren in ih meinen Menschen, der seinen Rang unmittel¬ bar nach Gott hat, deralles, was. er ist, von Gott erhalten hat, und ver nur geringerist, als Gott allein. Das wird er selbst nicht anders wollen; dennebendadurch ist er größer, alsalle Mensch en, daßernurgeringcrist, als der wahre Gott allein." (ack Lcapuism.) — Was für ihn von Gott erbittend Daraus antwortet wieder Tertullian (in seiner Apologie:) „Als Christen beten wir, daß Gott denKaisern ein langes Leben, ein friedliches Reich, Sicherheit im Innern, siegreicheWaffen außerhalbihrer Staaten, einen getreuenSe- nat, gehorsame Unterthanen, einen allgemeinen Frieden und Alles ge¬ be, was ein Mensch, was sich ein Kaiser vernünftig wünschen kann." Ais Landesvater, als Familienhaupt betrachtet, wie sehr bedarf der Regent des göttlichen Schutzes! Denn groß sind die Gefahren, die ihn umgeben, groß die Hindernisse, wenn er dem Drange seines menschenfreundlichen Herzens folgen, und sein Volk, wie er es wünscht, glücklich machen will. Heil ihm und dem Lande! wenn er immer mit den weisesten und tugendhaftesten Männern des Reiches umgeben ist, wenn man ihn mit dem wahren Zu¬ stande seines Reiches bekannt macht, wenn die gerechten Beschwerden der Unterthanen bis an sein Ohr, bis zu seinem Herzen dringen können. Er ist nicht allmächtig, um allen Beschwer¬ den abzuhelfen, aber doch mächtig genug, um sie merklich zu vermindern oder zu erleichtern. »Nur derjenige ist bewährt, denn Gott lobt." (2. Kor. 10. 18.) Aber auch wir sind verbunden, die Güte eines Regenten dankbar zu preisen , und für die Fortdauer derselben zu bitten, — eines Regenten, der für das Heil seiner Unterthanen immer wachsam, zu ihrer Hülfe und Rettung immer bereitwillig ist. Wenn un ser g nädigster Lan desv ater bei jedem sichereignenden Unglücks¬ falle auf der Stelle , oder sobald als es möglich ist, zu dem Schauplatze des Elendes hineilet, die Unglücklichen mit kaiserlicher Freigebigkeit unterstützet, Nachläßigkeit oder Böswilligkeit em¬ pfindlich bestrafet, die Rettung des Lebens Seiner Unterthanen aus Wasser- oder Feuergefahr oder aus herrschenden Krankheiten mit Güte belobt und mit Großmuth belohnt, die Ausübung der Religion, den öffentlichen Gottesdienst befördert; so ist es ja recht und billig für Ihn zu beten: »Der gütigste Gott möge Ihn bei diesen edlen Gesinnungen erhalten, damit es Ihm Zum Wohle Seiner Unterthanen immer besser ergehe." „Gott stärke noch ferner Seine Einsichten und Seinen Muth, so wird es mit Ihm und mit uns immer besser werden." Das haben wir heute und immer für unfern Regenten zu erbitten. Warum? Der heilige Paulus gibt drei Gründe dafür an: ->) Es ist gut, sittlich gut und vernünftigen Unterthanen höchst anständig. Wir Menschen sind ja alle durch dis heiligsten Bande mit einander verbunden. Die Ge¬ fühle für den Regenten gründen sich auf jene für die Eltern, und diese, wie alles Höhere in uns, auf die gemeinschaftliche Wurzel — das Göttliche. Also immer dasselbe Band, das uns an-Gott, an die Eltern und an den Regenten bindet; worin gerade der tiefe Sinn je¬ nes Ausspruches liegt: »Alle Gewalt ist von oben." Die Eltern sind die ersten Stellvertre¬ ter der Gottheit für den Kreis der Familie, der Regent für die Gesammtheit der Familien. Gottes Ebenbild verpflichtet einander wegen Gott zu lieben und einander alles Gute zu wünschen. Sind aber überlegte gute Wünsche nicht Gebete vor Gott? Wieviel mehr für ei¬ nen Landesvater, in dessen Hände Gott das Wohl so vieler Millionen Menschen gelegt hat, — und dieß gerade an Seinem Geburtstage, an welchem Ihn Gott dem Vaterlands schenkte — an dem großen Freudentage für die ganze Monarchie! Ist alle Obrigkeit von Gott, Gottes Dienerin» zum Besten der Guten und zum Schrecken der Bösen; wie groß sind ihre Pflichten, wie groß ihre Verantwortlichkeit vor Gott, wie nöthig der göttliche Schutz, wie unentbehrlich für sie das inbrünstige Gebet der Untergebenen! s Der heilige Apostel legt uns noch einen zweiten Grund dieser Verbindlichkeit vor: t>) „Ein solches Gebet ist unserm Heilande gefällig- sagt er. Das ist es gewiß, das muß es auch seyn. Er befahl „dem Kaiser zu geben, was des Kai¬ sers ist." Er verehrte die Gewalt des Statthalters als göttliche Anordnung selbst beim Mißbrauche derselben: „Du hättest nicht die geringste Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben herab gegeben wäre.» (Joh. 19. 11.) Er selbst war der beste und getreueste Staatsbürger. Wird cs nun feinet, Anhängern und Schülern erlaubt seyn können die empörenden Klagstimmen unruhiger und unzufriedener Starrköpfe anzuhören, ihren gewissenslosen Behauptungen Beifall zu winken, mit ihnen über die Ein¬ richtungen des Staates oder über die Verordnungen des Landcsfürsien zu murren, ihm den gebührenden Gehorsam zu versagen und mit einigen verblendeten, irreligiösen Raisonneurs un¬ sres empörerischen und zügellosen Jahrhunderces den Höllenwunfch zu hegen, ohne Zwang der Gesetze in Ungebundenheit leben zu können? Nein, der wahre Anhänger Jesu folgt sei¬ ner Lehre und seinem Beispiele. Wer war denn jener Pilatus, dessen von oben gegebener Macht sich JesuS un¬ terwarf, was war er für ein Mensch? Ein Mann, der aus weichlicher Nachgiebigkeit und wohl auch im Bewußtsein seiner eigenen Schuld aus Menschenfurcht die reinste Unschuld morden ließ. Was war der Kaiser Tiberius für ein Mann? Wer seine Nachfolger: Caligu- la, Elaudius, Nero? Eben das zeigt die christliche Religion in ihrem schönsten Glanze, daß sie Gehorsam und Gebet für solche Regenten ihren Gläubigen so nachdrücklich an's Hcrj legte. Seneca sagt vom Kaiser Caligula: „Die Natur habe ihn darum hervor¬ gebracht, um zu zeigen, welch' Unheil durch die größten Laster, wenn sie die größte Macht unterstützte, an gerichtet werden können." Vom Kaiser Elaudius sagt ebenderselbe: „Er habe sich kein größeres Bedenken ge¬ macht einen Menschen, als eine Flieg» zu tödten.» Das Ungeheuer Nero ist durch die erste allgemeine Christenvcrfolgung zu sehr bekannt, der diese frommen Men¬ schen in Thierhäute einnähen und von Jagdhunden zerreißen, in brennbare Kleider wickeln und als Fackeln brennen ließ. Und gerade in den letzten Jahren der Regierung dieses Un¬ menschen schrieb Paulus aus dem Kerker in Rom, aus welchem er nur hcrvorging, wie Petrus, dieser am Kreuze, jener durch das Schwert des Henkers zu sterben: „Vor Al¬ lem ermahne ich denn, sollen Bitten und Gebete entrichtet werden für alle Menschen, für Könige und für Alle obrigkeitlichen Standes." (1. Lim. 2. 1.) Und Petrus: „Unterwerfet euch, um Gottes wegen, jeder menschlichen Obrigkeit — erweiset Jedem Ehre; liebet die Brüder; fürchtet Gott; ehret den König." (i. Petr. 2. 1Z. u. 17.), — Dieß war die Ge¬ sinnung unserer Glaubensväter und aller wahren Christen selbst unter dem Drucke der grau¬ samsten Verfolgungen, nach Jesus Befehle: „Betet für eure Verfolger und Ver¬ leumder." (Matth, a. aa.) „Wir bitten Gott (schrieb der heilige Märtyrer Cy¬ prian) für alle Menschen und für das Heil der Kaiser." (Fleuri. 5. B, 8. §.) Akademische Jünglinge! Wie heiß sollte nun unser Dank- und Bittge¬ bet seyn, denen Golt einen Kaiser gab, Derweil entfernet uns wegen der Religion zu verfolgen, viel mehr durch weise Gesetze, durch eigene vorleuchtende Beispiele, durch Bestra¬ fung der Frevler zur treuen Ausübung der Religion und Tugend aufmuntert, wohl wissend, daß, „wenn die Religion oder Gottesverehrung aufhören würde; sa müßte auch die Treue und die Verbindung des menschlichen Geschlech¬ tes und jene a u sg eze i ch n etste T u g e n d, die Gerechtigkeit, ein Ends Nehmen» (Sicero nal. voor.) — und innig überzeugt von jener heilleuchtcnden, und von allen Weisen des Alterthums anerkannten Wahrheit, »daß Religion die wesent¬ liche Stütze des Staates sep" welche Plurarch mit den Werren ausgcdcückt hat: Exhortalion an bie akadcm. Jüngl. ,c. 2 10 „Es Ware einem Staate be'sser ohne Sonne zu seyn, als ohne Gott und ohne Religion." Ueberall, wo die Religion verachtet wird, muß Sitte und Zucht verfallen, und da wachst ein Giftbaum empor, der Verpestung aushauchet über die ganze Gegend. Wo der Luxus und die Ausschweifung um sich greifen, da folget auch Verwirrung und Elend; jeder will groß seyn, jeder haben und genießen, und so ist keiner zufrieden. Die Gottlosigkeit treibt zu Aufruhr und Empörung, dagegen folgt harter, blutiger Wider¬ stand; da sprießen Lügen, wechselseitiger Argwohn, Mißtrauen und Unterdrückung wie Un¬ kraut empor, innere und äußere Zerrüttung schlagen Wunden, richten Unheil und Zerstö¬ rungen an, welche in Jahrhunderten nicht wieder gut gemacht werden können! Das findet sich bei einzelnen Menschen, bei Familien und Ländern nicht anders. Wer Augen hat zu sehen, der blicke in die Geschichte und Erfahrung, und er wird keine weitere Bestätigung verlangen für jene Wahrheit: „d aß die Gerechtigkeit ein Volk erhöhet, die Sünde aber die Völker elend mache." Darum Heil dem Kaiserthume Oesterreich, wo nach dem Beispiele des Monarchen dis Religion geachtet und geübt wird! Darum sollen wir aber auch eifrig Witten und Gebete entrichten für unfern Monarchen, der selbst als treuer Verehrer der wahren Religion die Ausübung derselben zum Heile Aller zu befördern sucht. Wahrlich nur die Religion vermag Ihm Kraft zu geben, daß Er Trost und Hülfe spendet in den Zeiten dec Noch, Kraft zu der Aufopferung, mit welcher Er Sich dem allgemeinen Besten hin- gibt, und selbst in den Zeiten der dringendsten Gefahr (während der orientalischen Brech¬ ruhr- in der Mitte Seines Volkes blieb, belebend das sinkende Vertrauen desselben, — daß Er die Zügel der Gewalt mit väterlicher Milde eines -Patriarchen in Händen führt, — und den Beinamen „Vater des Vaterlandes" in'seiner ganzen ehrenvollen Bedeu¬ tung verdienet! Bitten und Gebete sollen von uns entrichtet werden für die ganze kaiserliche Fa¬ milie, auch für Sie — unsere Landesmutter Caroline Auguste, Derer Liebe für Ihren erhabenen Gatten sich vorzüglich bei Gelegenheit Seiner letzten bedeutenden kKrankheit aus eins rührende Weife offenbarte, indem Sie mit aller Sorgfalt fast Tag und Nacht an das Bette des hohen Leidenden gebannt blieb, bis Sie durch ihre zarte Pflege und durch das Gebet frommer Gläubigen bei dem Throne der Gnade das theurc Leben des gesalb¬ ten Friedensfürsten gerettet wußte. Sie sucht wie ein vom Himmel gesandter Engel dec Wohlthätigkeit Bedürftige und Nothleidende mit Trost und Hülfe aufzurichten; — und wie viele wohlthätige Einrichtungen hat nicht die Kaiserstadt und das Land Ihrer hohen Men¬ schenfreundlichkeit, Ihrer mütterlichen Sorgfalt und Ihrem religiösen Sinne zu verdanken! Gott erhalte Sie an der Seite des Kaisers noch lange zum Heile der Nation! c) Der Apostel setzt noch einen Beweggrund zum Gebete für den Regenten dazu: „Damit wir ein ruhiges und friedliches Leben führen mögen in aller Gottseligkeit." Wie könnten wir dieses hoffen, wenn Gott nicht die Einsichten und Neigungen, den Verstand und das Herz des Regenten, feinen Muth und seine Weisheit leitet, erhält und stärket, daß wir geschützt werden von außen gegen alle feindlichen Ein¬ fälle, daß wir im Innern durch weife Gesetze geleitet in Ordnung, Ruhe und Sicherheit unsere Skandespflichten erfüllen, unfer-e Geschäfte fortfetzen, Einer dem Andern helfen, und ohne Geräusch uni» Störung unsere zeitliche und ewige Bestimmung erreichen können? Aller Segen kommt von oben herab, und Gottesfurcht ist der Grund alles Hei» les; der Himmel finge schon hienieden sich an und die Uebel flöhen, wie Höss' Geister von der Erde, wenn Gottesfurcht herrschend würde. Wenn jede Obrigkeit alles fo leitete, wie sie vor Gott es zu verantworten im Stande ist; wenn der Unterthan treu und gehorsam rväre, wie es den Christen das Evangelium lehret- da könnte es keine Unsicherheit der Lhro- n neu, kein Mißtrauen, keine Bedrückung, keine Empörung geben. Wenn jeder die Pflichten seines Standes fleißig erfüllet, mitleidig dem Nächsten zu Hülfe eilet, Geduld mit den Schwachheiten der Untergebenen, der Hausgenossen und Nachbarn tragt; wenn Üppigkeit und Übermuth ferne sind von den Häusern und von den Gemeinden; da kann es nicht fehlen, Gottes Segen, Gottes Frieden läßt sich vom Himmel nieder — und die himmli¬ schen Geister wandeln wohlgefällig durch die Reihen der ihnen verwandten und befreundeten Menschen hin! Gott verleihe, daß ein solcher Sinn und Geist unter uns lebendig und herr¬ schend werde; dann werden wir ein gottesfürchtiges, ein vom Herrn gesegnetes Volk sepn! Aber um diesen Segen müssen wir eifrig zum Himmel flehen für den Kaiser und für's Vaterland! Dieß ist den Völkern Österreichs keine schwere Bürde, sondern eine leichte und angenehme, weil aus Liebe erzeugte Pflicht; denn der religiöse Sinn, die wahrhaft väter¬ liche Milde und Herzensgute unserS Kaisers hat zwischen Ihm und Seinen Völkern ein Liebesbündniß geschaffen, eine vertrauensvolle Ergebenheit in Seine landesväterliche Obsorge und eine warme Anhänglichkeit, derer sich vielleicht noch kein europäischer Monarch in so hohem Grade und in solcher Allgemeinheit erfreuet hat; — und „die Liebe, die nichts Arges denkt, sich der Wahrheit freuet, Alles glaubt, Alles hofft und Alles überträgt" sl. Korinth. 15. 6. u. 7.) bringt willig und gern dem Herrn der Heerschaaren das Opfer des Dankes und der Bitte für den guten Landesvater, So, meine Freunde! erkläret sich das Ehristenthum laut und nachdrücklich öber die Pflicht des Dank- und Bittgebetes für den Monarchen. So müssen auch Sie, wenn sie jemals auf den rühmlichen Namen christlicher Philosophen Anspruch machen wollen, niemals der zügellosen Freiheit das Wort reden oder den Samen der Zwietracht in die Her¬ zen dec Untergebenen streuen; sondern mit aller Kraft zur Schätzung und Verehrung der höchsten Obrigkeit auffordern, die Wohlthaten der bestehenden Regierung und die Größe des Verbrechens schildern, dessen sich Staatsbürger schuldig machen, wenn sie sich von dem irre¬ ligiösen Schwindelgeiste der Zügellosigkeit oder Ungebundenheit hinreißen lassen. Das Land, welches uns nährt und bildet; die Gesetze, unter deren Schutze wir des Lebens Güter genießen, dis Obrigkeit, die von Gott verordnet, dem Guten zum Besten, dem Bösen zum Schrecken dient, und insbesondere Er, der erhabene Gesalbte, der mit eben so milder, als liebevoller Hand die Zügel Seiner Völker leitet, auf welchen das Vaterland sich stützt, Den keine Pracht, nur Eifer, für Alle das Muster zu seyn, unterscheidet, — alle diese Gegenstände müssen uns ehrwürdig bleiben unser Leben lang. Der wahre Christ ist immer auch ein treuer Verehrer der Gesetze und der gesetzgebenden Macht, ist ein stiller und zu¬ friedener, für seinen Monarchen dankender und betender Staatsbürger, der die Worte des Heilandes beherziget und erfüllet mit unverbrüchlicher Treue: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist." Nun treten wir mit kindlichem Vertrauen hin vor dein Angesicht, o Gott der Gnade und Barmherzigkeit! — und legen heute, an dem Tage, an welchem vor sechs und sechzig Jahren unser guter Kaiser Franz das Tageslicht erblickt hat, unser Gebet auf dei¬ nen heiligen Altar: „Segne, o Herr! der du von Anbeginn der Zeiten die ') SegenSgcbet, gesprochen am i-j. IM, 1792 in der St. Bartholomäus-Kirche zu Frankfurt a. M. von dem confecrirenden Erzbischöfe von Mainz über den zum römisch-deutschen Kaiser erwählten Erzherzog Franz. Ans dem Protokolle deS chnrfürstlichen WahlconveniS zu Frankfurt 1792. 12 „Reiche lenkest, unfern Kaiser Franz; verherrliche Ihn mit solchen „Gnaden, daß Er den Scepter derHochheit halte, wie David, und „an Würde ihm gleich erfunden werde. Verleihe Ihm nach deiner „Eingebung mit Sanftmuth so das Volk zu regieren, gleich wie du „dem Salomon ein friedliches Regiment gewährt. Dir sep Er jeder- „zeit in Ehren unrerthan, für dich kämpfe Er, beschützt sey Er durch „dein Schild und allenthalben durch deine Gnade ein Sieger. Er le¬ nde hochgeehrt unter den Schaaren der Volker, Er sep ausgezeichnet „durch Billigkeit im Gericht. Ihn bereichere die Fülle deiner Rech- „ten, fruchtreich sep unter Ihm das Vaterland, und Seinen Kindern „verleihe, was ihnen nützt. Gewähre Ihm ein langes zeitliches Le¬ nden, in Seinen Tagen wachse die Gerechtigkeit, kräftig habe Er in- »ne den Thron der Macht, und mit Gerechtigkeit und Freudigkeit „gehe Er ein in das ewige Reich!" Amen,