sonstige Ortsbenermungen im Gebiete von Pola. Zusammengeslelll und erklart von k. u. k. Fadilehrer GOTI FRIED KERN. POLA 1914. Druck und Verlag von ]os. Krmpolii, Fiir den Budihandel: Sdirinnersdie Budihandlung (C. Mahler), Pola. Polas Strafjermamen und sonstige Ortsbenennungen im Gebieie von Pola. Zusammengestellt und erklart von k. u. k. Fadnlehrer GOTTFRIED KERN. POLA 1914. Druck von ]os. Krmpotič, Piazza Carli 1* 57115 Die vorliegende Zusammenstellung verdankt ihr Entstehen der Absicht, ein bei der Erteilung des hei- matkundlichen Unterrichtes verwendbares Hilfsmittel zu bieten; in der Annahme, daB die so geschaffene Arbeit auch von allgemeinem Interesse sein diirfte, iibergibt sie der Verfasser hiemit der Offentlichkeit. Als Quellen kamen vorwiegend die nachstehend angefuhrten Werke in Betracht: Notizie storiche della citta diPola (mit Au-fsatzen von Kandler, Luciani, Carlo de Fran¬ ce s c h i, Carli u. a.); ferner: Kandler: Indicazioni per riconoscere le cose sto¬ riche del Litorale. Stancovich: Biografia degli uomini illustri ael- 1’ Istria. Franceschi (Camillo de): II Comune polese e la signoria dei Castropola. Franceschi (Carlo de): L’Istria Note storiche. C apr in: L’Istria nobilissima. Kretschmayr: Geschichte von Venedig. Gareis: Pola in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Harbauer: Der Kaiser und die Kriegsmarine. K. u. k. Kr i e gs ar c hi v: Sechzig Jahre Wehr- macht. O 1* Tamaro: Le citth e le castella deli’ Istria. Lavallee: Voyage pittoresque et historique de 1’ Istrie et Dalmatie. Frothingham: Roman cities in Northern Italy and Dalmatia. Fur die Erklarung solcher Namen, die mit der Ortsgeschichte der letzten Jahrzehnte zusammenhan- gen und fiir die zumeist keinerlei literarische Quellen vorliegen, verdanke ich wertvolle Mitteilungen dem Direktor des stadtischen Museums Herrn G. E. Pons, der mir auch in der Auswahl des Quellenmaterials aus dem reichen, bisher aber viel zu wenig bekannten und gewiirdigten Biicherschatze der stadtischen Bi- bliothek und in der Besehaffung einzelner schwer er- haltlicher Daten hilfreich an die Hand ging. Ich er- fiille nur eine angenehme Pflicht, indem ich Herrn Direktor Pons fur sein freundliches Entgegenkommen und fiir die Liebenswiirdigkeit, das Manuskript vor der Drucklegung einer eingehenden Durchsicht zu un- terziehen und dadurch die Beseitigung noch vorhan- dener Mangel zu ermoglichen, auch an dieser Stelle meinen varmsten Dank ausspreche. Pola, Aparil 1914. Gottfried Kern. 4 A. A b b a z i a (via), Abteigasse, nach einer um 546 erbauten Benediktinerabtei, zu der auch die Kirche Beata Vergine Formosa oder del Canneto gehorte. Die Kirche (Basilika) wurde vom heil. Maximianus aus Vistro (unweit Polas) erbaut und zeichnete sich durch grobe Pracht aus. Das Kloster bluhte im 14. Jahrhundert. Abtei und Kirche rntrden spater von 'Genuesen und Venezianern ar g mitgenommen und ausgepliindert; vier prachtige Saulen schmlicken jetzt den Hochaltar von San Marco in Venedig; die letzten Uberreste sind das halbverfallene Por¬ tal der Abtei in der Via Abbazia und die Kapelle Madonna del Canneto (Mutter Gottes vom Schiif) im jetzigen Hotel Central. Acquedotto (via deli’), Wasserleitungsstrabe, weil sie zum Pumpwerk Tivoli der stadtischen Wasserleitung hinfiihrt. Admiralsstrafie, fiihrt zum Gebaude des Marinetechnischen Komitees, das 1891 erbaut und ursprunglich als Sitz des Marinekommandos be- stimmt worden war. Alessandra (via), Alexanderstrabe, nach Alexan- der dem Groben, der indes mit der Geschichte Polas in keinem Zusammenhang steht. A 1 f i e r i (via), nach dem beriihmten Tragbdien- dichter Conte Vittorio Alfieri (1749—1803) aus 5 Asti in Piemont; Hauptwerke: »Filippo«, »Anti¬ gone« u. a. A 11 i g h i e r i (piazza), Allighieriplatz, nach Dante Allighieri (richtiger Alighieri, anch Alaghieri), dem Verfasser der »Divina Commedia« (der Gottli- chen Komodie), der von 1265 bis 1321 lebte und sich, wie man vermutet, wahrend seiner Verbannung aus Florenz auch in Pola eine Zeitlang aufgehalten kat. Siehe Via Dante. A 11 u r a (via), fiihrt in der Richtung gegen die Ortschaft Altura (zu deutsch Anhohe). Ammiragliato (via) = AdmiralatsstraBe; die iibliche dentscke Benennung ist jedoch Admirals- straBe. A n d r e a sieh scoglio Sant’ Andrea. Angelo (androna deli’), EngelsgaBchen, nach einem ehemals sehr beliebten Gasthaus mit Garten, der Trattoria ali’ Angelo. Antonia (via), nach dem romischen Geschlecht der Antonii, namentlich nach der Antonia minore, der Tochter des Triumvirs Marcus Antonius, der Gemahlin des Drusus (gest. 9 v. Chr.) und Mutter des Kaisers Claudius sowie des Germanicus. Nach dem Tode ihres Gemahls lebte sie in Pola, wo sie ihre Sohne erzog. Durch ihren Enkel, den Kaiser Caligula, erhielt sie auch den Beinamen Augusta. Arena (via deli’), ArenastraBe. Arena bedeutet eigentlich Sand, im ubertragenen Sinne den Sand- platz, Kampfplatz, der von den halbkreisformigen Stufen des Amphitheaters eingeschlossen ist. Die Erbauung desselben fallt entweder in die Regie- — 6 7 ^druic/it ded *^dnydiidiea/xrj za 2'o/ jv. rungszeit Vespasians (69—79) oder in die der An- toninischen Kaiser (Antoninus, Marcus Aurelius, Commodus, 138—192). Argonauti (via degli), ArgonautenstraBe. Der Sage nach wurde Pola von den Kolchiern gegriin- det, die Konig Aetes ausgesandt hatte, um die mit Jason und den Argonauten geflohene Medea zuriick- zubringen; die Verfolger waren die Donau, Save und Laibach aulwarts vorgedrungen, endlich an die Kiiste Istriens gelangt, wo ihr Anfiihrer durch Ja- sons List in einen Hinterhalt gelockt und getotet wurde. Da sie die Hoffnung verloren hatten, der Pluchtigen habhaft zu werden und daher nicht mehr zurtiekzukehren vagten. griindeten sie Pola, d. h, die »Stadt der Verbannten«, und blieben daselbst. A r i o s t o (via), nach dem groBten Dichter der Renaissancezeit, dem Verfasser des romantischen Epos »Orlando furioso« (Der rasende Roland). (1464-1533). Ar mi (piazza d’), Waffenplatz; die offizielle deut- sche Bezeichnung: Paradeplatz (vor der 1856 er- bauten Marinekaserne). A r s e n a 1 e (contrada deli’), ArsenalsstraBe. Das Marinearsenal wurde 1856 begonnen. (1846 wurden bereits 3 Magazine 'in Val del Buso angelegt, 1847 Pola zum Kriegshafen erklart.) A r s e n a 1 s r i n g s t r a J3 e , ital. via di Circon- vallazione deli’ Arsenale, fiihrt langs der Areenals- mauer bis zum Scoglio San Pietro. Arsia (via); Arsia ist der romische Name des Plusses Arsa, der im Altertum die Grenze zwi- schen Histria (Istrien) und Liburnia bildete. 8 — A r t i e r i (via degli), Handwerker- oder Arbeiter- gasse. 1876 wurde eine Associazione fra gli Artieri gegriindet (Vereinigung der Arbeiter). Augusta (via), nach Kaiser Augustus, dem zu Ehren der Tempel im Jahre 8 n. Chr. errichtet worden war. A u r e a sieh piazza Port’ Aurea. A z e g 1 i o (via) nach dem italienischen Staatsmann, Dichter und Maler Maseimo Tapparelli Marchese d Azeglio (1798—1866), dem Verfasser der Ro¬ mane »Niccolo de Lapi« und »Ettore Fieramosca«. B. Barbacani (via), Stiitzmauergasse, nach den Stutzmauern, die friiher an der Stelle standen, wo sich zwischen dem Monde Žaro und der Stadtmauer ein langer, schmaler Einschnitt des Meeres hinzog. Barbariga (via), nach dem venezianischen Flot- tenfiihrer Agostino Barbarigo, der durch sein tat- kraftiges Eingreifen in der Schlacht bei Lepanto (1571) den Sieg liber die Tiirken herbeifiihrte, aber auch in der Schlacht den Tod fand. Die Familie Barbarigo besaB ansehnlichen Grundbesitz nachst Kap Cissana (jetzt Punta Barbariga). Dem Ge- schlechte entstammen auch zwei Dogen. B a r b i a (via), nach einem romischen Geschlecht dieses Namene, an das ein Denkstein erinnert. B a r 's a n (viale), Barsan-Allee, nach dem aus Ro- vigno stammenden Biirgermeister Dr. Antonio Bar- san (gest. 1889). Er war wiederholt Landtagsab- - 9 — 10 geordneter, au Ji er dem auch Prasident des italienischen Lesevereins (Gabinetto di Lettura) gewesen. Bartolomeo dei Vitrei (via), nach dem mit besonderen Vollmachten ausgestatteten Stadtrcgem ten (Biirgermeister) B. d. V., unter dem 1296 das Rathaus (Municipio) mit Verwendung der Mauerreste eines romischen (Diana?-) Tempels erbaut wurde. Das Basrelief an der Ecke des Stadthauses, das einen geharnischten Ritter zu Pferde zeigt, stellt diesen Biirgermeister vor, wie Giuseppe Caprin in dem Werke ,,L’Istria nobilissima“ nachweist. (Auflerdem wird dieses Mannes, dem es gelungen zu sein scheint, den damals herrschenden Parteihader einzudammen und die Selbstandigkeit der Gemeinde gegeniiber den Herrschaftsgeliisten der Castropola (oder Sergier) zu starken, in der in lateinischen Versen abgefaBten Inschrift gedacht, die an der Ecke des Rathauses nachst dem Augustustempel sichtbar ist.) Das Rat¬ haus wurde jedoch 1380 von den Genuesen zerstort; hierauf notdiirftig wiederhergestellt, sturzte ein grofier Teil 1651 ein; gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Gebaude wieder erbaut; die letzte Restau- rierung geschah 1909—1910. B e 1 i s a r i o (via), Belisarstrafle, nach dem byzan- tinischen Feldherrn Belisar (505—565), dureh den Istrien 539 dem romischen Kaiserreieh angeschlos- sen wurde. In Pola hatte B. das Heer gesammelt, mit dem er gegen Ravenna fuhr, um Italien 'der Ostgotenherrschaft zu entreitien, B e s e n g h i (via), nach dem istrianischen Dichter Pascpialino Besenghi degli Ughi (1797—1849), von Isola, der gleich Byron und anderen am Befrei- — ll ungskampfe der Griechen vom tiirkischen Joche teil- nahm. Yon seinen Gedichten sind hervorzuheben die »Apologhi« (Fabeln). B e r s a g 1 i (via dei), SchieBplatzstraBe (bersaglio = Zielscheibe). B i s s a (vicolo della), SchlangengaBchen, nach sei- ner Form so benannt (biscia, dialektisch bissa = Schlange). B i z a n t i n i (via dei), ByzantinerstraBe; die Herr- schaft der Byzantiner iiber Istrien dauerte von 539 bis etwa 752. Bossoler s. Monte Bussoler. Bourguignon (Fort), nach dem Admiral Anton Freiherrn Bourguignon von Baumberg (dem ersten osterreichischen Seeoffizier, der den Titel Admiral fiihrte — Erzherzog Ferdinand Max und Tegett¬ hoff waren Vizeadmirale), anlafilich einer im Jahre 1869 vorgenommenen Truppeninspektion durch Seine Majestat Kaiser Franz Josef I. so benannt. Freiherr von Bourguignon war lange Zeit Hafenadmiral. B r a d a m a n t e (via), nach einer ehemaligen wohl- habenden Familie von Pola benannt; ebenso Monte Bradamante. Buonarrotti (via), nach dem beriihmten toska- nischen Maler, Bildhauer, Baumeister und Dichter der Renaissancezeit Michelangelo Buonarrotti (1475 bis 1564); von ihm stammt auch eine Zeichnung der Port’ Aurea. Bussoler (monte), Buchsbaumberg; ebenso Fort Bussoler. — 12 - c. Čampo Marzio (via), auch Campomarzio, Mars- feldgasse, nach dem Campus Martius, dem romi- schen Exerzierplatz, der sich vom FuBe des Monte Žaro an liber den Prato grande hin erstreckte. Canal grande (via), „GroBe Kanalgasse 11 , nach dem Entwasserungskanal, der mitten durch den Prato grande, und weiterhin durch die Stadt (jetzt iiberw61bt) zum Meere ftihrt. C a n e s. via Valcane. C a p i t o 1 i n o (clivo), Kapitolsteig, Burgsteig, an der Stelle oder doch nahe der Stelle, wo sich zur Romerzeit der eine Aufgang zur Stadtfeste, dem Kapitol, befand, wahrend der zweite durch die Porta Gemina fiihrte. Cappelletta s. via Monte Cappelletta. C a p r i n s. via Giuseppe Gaprin. C a r c e r i (via delle), Kerkergasse, nach dem Ma- rinegefangenhaus, jetzt via Metastasio. Garducci s. Via Giosue Carducci. C a r i t a (clivo della), Barmherzigkeitssteig, wahr- scheinlich nach der noch in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts bestandenen Kirche Santa Maria della Carith unweit des Franziskanerklosters benannt. Carli (piazza), Carliplatz, nach dem gelehrten Capodistrianer Conte Gianrinaldo Carli (1720 bis 1795), der sich seit 1750 mit der Erforschung der romischen Altertiimer in Pola, namentli-ch der Arena befaBte. Von seinen zahlreichen Schriften — 13 — geschichtlichen, geographischen, volkswirtschaftlichen und philosophischen Inhaltes seien hi er angefiihrt: »Antichita italiane« (Italienische Altertiimer) und »Relazione delle scoperte fatte nell’ anfiteatro di Pola« (Berichte liber die Entdeckungen im Amphi- theater von Pola). Er starb in Mailand, wo er eine Stelle am Gerichte bekleidet hatte; auLlerdem war er Professor in Padua, Florenz und Mailand gewesen. Carlo de Franceschi (via), nach dem istria- nischen Arehaologen und Geschichtschreiber Carlo de Franceschi (1809—1893), der auch Sekretar des Landesausschusses von Istrien war. Sein Hauptwerk ist »L’ Istria. Note storiche«. Carlo Combi (via), nach dem Schriftsteller C. C. aus Capodistria, der sich durch seine »Porta orien- tale« (1857), sowie durch seinen »Saggio di biblio- grafia istriana« (1864) besonders verdienstlich ge- macht hat. C a r o 1 i n a (fonte), Karolinenquelle, die Quelle auf der Piazza Ninfea, die schon zur Romerzeit den Bewohnern der Stadt Wasser spendete und noeh vor Jahrzehnten die Stadt, das Arsenal und die Forts allein mit Wasser versorgte; benannt nach der vierten Gemahlin des Kaisers Franz, Karolina Augusta (1792—1873). Carpaccio (via), nach dem beriihmten Maler Vittore Carpaccio (1470—1519), der besonders durch seine eigenartigen Historienbilder bekannt ist (Le¬ gende der heil. Uršula in der Akademie von Vene- dig). Er lebte langere Zeit in Capodistria. 14 — Carrara (viale), Carrara-Allee, nach dem Polesa- ner Giovanni Carrara (1808—1850), einem hervor- ragenden Archaologen und Konservator der Alter- ttimer Polas, eng befreundet und in regem Brief- wechsel mit Kandler und Stancovich. Ihm gebiihrt das Verdienst, die Staatsvenvaltung fdr die Erhal- tung und Pflege der Altertiimer von Pola gewon- nen zu haben. Castagner s. via Monte Gastagner. Castellier (monte und Fort), nach einem an derselben Stelle einst bestandenen Castelliere, wie die aus der vorromischen Zeit stammenden Gipfel- siedlungen mit Ringwallanlagen genannt werden, deren in Istrien iiber 400 naclnveisbar sind. Im Ge- biet von Pola sind die bedeutendsten auBer dem genannten Castelliere bei Stignano: am Monte S. Daniele, nachst Veruda, Monte Musil, Monte Ca- stion, Monte Carrozza, auf Brioni u. a. Aueh die haufig vorkommenden slavischen Namen gradina und gradišče (gradišča) bezeichnen solche vor- geschichtliche WaIldorfer. Castello (clivo), Burgsteig, fiihrt zum Hafenka- stell hinan. Auch an der» Stelle des jetzigen Ka- stells bestand in vorromischer Zeit ein Castelliere (altistrische Wallsiedlung), zur Romerzeit das Ka- pitol (die Stadtfeste, von der noch ein Torbogen er- halten ist), im Mittelalter, seit etwa 1200 das Kastell. das eine Zeitlang Sitz der Sergier, spater der venezianischen Provveditori oder Stadtregenten war (seit 1331). 1632 wurde es durch den Baumeister Deville umgebaut, 1806—13 vrahrend der franzosischen Eerrschaft neuerlich umgestaltet, — 15 — 1840 miter Kaiser Ferdinand restauriert und unter der Regierung des Kaisers Franz Josef mit einem Wasserreservoir versehcn das durch das Pumpwerk der Karolinenquelle gespeist wird. Castropola (via), nach dem fiir die Geschichte Polas im 13. und 14. Jahrhundert bedeutendsten Adelsgeschlechte, den Herrn von Pola (Signori de Pola) benannt, die man jetzt gewohnlich als die Sergier bezeichnet. Als treue Parteiganger der da- maligen Landesherrn, der Patriarchen von Atjuilej a. hatten sie es verstanden, immer grofieren EinfluG in der Gemeinde zu gewinnen, indem sie einerseits die autonomen Beamtenstellen eines Biirgermeisters oder eines Konsuls (Ratsbeisitzers) immer haufiger be- kleideten, anderseits durch Erwerbung zahlreicher Lehensgiiter und Rechte ihr Machtgebiet erweiterten und durch Geldgeschafte, Handel und — Schmuggel ihren Reichtum vergroGerten. Als Burgvogte waren sie die Vertreter des Patriarchen und bewohnten ih dieser Eigenschaft das Kastell seit 1290; von da an nannten sie sich nicht mehr bloG Herrn von Pola, sondern de Castro Polae oder Castropola, Herrn der Burg Pola. Ihnen stand das ausschlieGliche Recht zu, Notare zu bestellen und seit 1305 auch die Be- fugnis, die Richterstellen im Namen des Landesherrn zu besetzen. 1308 (oder 1309) endlich erlangte Pietro di Castropola gemeinsam mit seinem Vetter Nascin- guerra III. unter dem Titel eines standigen General- hauptmannes (capitano generale e perpetuo) eine nahezu unabhangige Diktatur iiber die Stadt. Diese wahrte bis 1331; in diesem Jahre wurden die beiden Capitani Sergio II. und Nascinguerra IV. durch eine 16 - Verschworung vertrieben. Bald darauf suchte die Stadt Pola sich durch freiwillige Dnterwerfung unter die Republik Venedig Schutz gegen die Wiederkehr der verhafit gewordenen Tyrannis zu sichern. (28. Mai 1331.) Die Castropola wurden aus Pola und (dem venezianischen) Istrien verbannt. Dieses Verbannungsurteil wurde erst 1417 wieder aufge- hoben. Dnterdessen hatte sich das Geschlecht der Pola in Treviso niedergelassen und gelangte dort unter dem Namen der Conti (Grafen) di Pola zu neuer Bliite; es erlosch erst im vorigen Jahrhundert (mit Frau Marianna Grisoni). S. auch die Schlag- worter Gionatasi, Nascinguerra, Sergia. Gaterina s. scoglio Santa Caterina. Cave romane, romische Steinbruche, deren scho- ner Kalkstein die Steinblocke fiir die »Arena« ge- liefert haben soli. C e n i d e (via), Conide-Gasse, nach Antonia Coe- nide, der Konkubine des Kaisers Vespasian, einer Freigelassenen der Antonia minore (s. via Antonia), die nach dem Tode der rechtmaBigen Gemahlin des Kaisers zu ungemein hohem Einflusse gelangte und daher auch die Namen Julia und Augusta — nattirlich unrechtmafiig — fiihrte. Ihr zu Ehren soli das Theatrum Juliae, nach andern auch das Amphitheater errichtet worden sein. C e r e r e (via), Ceresgasse, nach der romischen Feld- und Erntegottin Ceres. C e s a r e s. via Gallo C e s a r e. C e s i a (via), Casiusgasse, nach einer romischen Fa- milie, an die ein Leichenstein erinnert. — 17 — 2 Circonvallazione (via della), Umwallungs- oder Ringstrafie, weil sie langs der ehemaligen Stadtmauer hinfiihrt; jetzt via Giosue Carducci. Circonvallazione deli’Arsenale (via) = Arsenalsringstrafie. C i s c u 11 i (politeama), Ciscutti-Theater(haus), nach dem ersten Besitzer und Erbauer Pietro Cavaliere Ciscntti, besteht seit 1881. Von demselben Erbauer stammt auch das friihere Theater (jetzt Kinemato- graphentheater) an der Ecke der via Sergia und via Rapiccio. Claudio Pulcro (via), Claudius Pulcher-Gasse, nach Caius Cl. P., dem Konsul des cispadanischen Galliens, der 177 v. Chr. Nesactium zerstorte. C o 1 c h i (via dei), Kolchiergasse, benannt nach den Kolchiern, die der Uberlieferung nach unter Ab- syrtos, dem Bruder Medeas, nach Istrien gelangt varen und, nachdem ihr Anfiihrer den Tod gefun- den hatte, Pola griindeten. S. via degli Argonauti. C o 11 e (via del), Hugelstraf.Se, filhrt liber den Zaro- hiigel, einen der sieben Hiigel, aul denen Pola nach dem Vorbilde Roms erbaut worden sein soli. Als solche werden genannt die Colli oder Monti del Campi- doglio (Kapitolhiigelj, Mondipola (? Mon di Pola = Polaberg), Arena, Žaro, San Martino, San Mi- chele und San Giovanni. Wahrscheinlich sind dar- unter sieben Stadtbezirke, in die das romische Pola zerfiel, zu verstehen. Das heutige Pola er- streckt sich — gleich dem modernen Rom — uber elf (oder zwolf) Hiigel (Monte Castello, Žaro, San 18 — Martino, Ghiro, San Giorgio, Monvidal, Castagner, San Michele, Cornial, Rizzi, Paradiso, Cane). C o m b i s. via Carlo Combi. C o m i z i o, Komitium, derjenige Teil des Forums im romischen Pola, wo die Rechtsstreitigkeiten ent- schieien wurden. Das Comitium war durch zwolf Stu- fen liber das Iibrige Forum erhoben; hier standen die beiden Tempel, wovon der eine, welcher Rom und dem Augustus geweiht war. noch besteht, wahrend der zweite, nach der Volksmeinung ein Dianatem- pel, wahrscheinlich die Curia war, wo die comitia curiata, die Patrizierversammlungen, stattfanden. Die Uberreste dieses Tempels sind noch am jetzi- gen Stadthause (Municipio) sichtbar. Das Comizio war im vorigen Jahrhundert der Fischmarkt (Pes- cheria). Commenda di San Giovanni (via), naoh der Kommenda oder Pfriinde des heil. Johannes, die von den Tempelherren nachst der Medolino- strafie errichtet worden war, nachdem sie schon fruher ein Hospiz nachst der Arena erbaut hatten. Von der Johanneskirehe der Templer, die noch im 15. Jahrhundert bestand, wurden die Uberreste 1910 aufgedeckt; auch die Zisterne ist noch erhal- ten; seit 1911 besteht unweit davon ein neuee San Giovanni-Kirchlein an der Via Medolino. Contarini s. via Pietro Contarini. C o n t e n t o (via), nach dem Diehter Jacopo Con- tento (1828—1854) aus Pirano, der mit Carrara befreundet war und Pola in seinen Dichtungen (»Poesie«) verherrlichte. — 19 — 2 * C op p o s. via Pietro Coppo. C o r n e 1 i o (clivo), Kornieliersteig, nach einer ro- mischen Familie, deren Name durch einen zu Gal- lesano aufgefundenen Leichenstein in Erinnerung gebracht wird. C o r n i a 1 s. Via Monte Cornial. C r i e p o (clivo), Krispussteig, nach Krispus, dem Sohne Kaiser Konstantine und der Minervina, der von seinem Vater auf die Verleumdungen Faustas, der zweiten Gemahlin des Kaisers, hin nach Pola verbannt worden war (wo die kaiserliche Familie viele Giiter besafi) und spater (326) auf Befehl des Kaisers hier getotet wurde. C r i s t o (punta), Christuskap, nach einem friiher hier aufgestellten und vom Meere aus sichtbaren Kreuz, daher auch Punta Crocifisso. D. D a n d o 1 o (via), nach dem bedeutendsten venezia- nischen Dogen Enrico (Arrigo) Dandolo, der von 1192 bis 1205 regierte. Wahrend seiner Herrschaft wurde Pola, das 1195 gemeinsame Sache mit den damals machtigen Pisanem zu machen gevdllt war und sich geweigert hatte, der Republik Venedig ein Hilfskontingent gegen Piša zu stellen, durch eine venezianische Flotte unter Giovanni Morosini belagert, nach hartem Widerstande eingenommen und gepliindert; die Mauern wurden geschleift und viele Bewohner fortgefiihrt. Bekannt ist die Teil- nahme Dandolos an der Eroberung Konstantinopels wahrend des viertenKreuzzugs und an der Begriindung — 20 — des lateinischen Kaisertums, durch die er die Kii- stenstriche der Balkanhalbinsel von den Jonischen Ioseln bis zum Marmarameer, auGerdem Kreta fiir die venezianische Herrschaft gewann. Daniele e. via San Daniele. Dante (via), nach Dante (Durante) Alighieri, dem grofiten italienischen Dichter, der um 1320 ver- mutlich auch in Pola weilte, u. zw. im Kloster San Michele, von wo aus er den Ausblick auf das mit zahlreiehen Grabmalern aus der Romerzeit be- deckte Gebiet des Prato grande genoLS. Auf diesen Anblick beziehen sich die Strophen 38 und 39 des 9. Gesanges seines Inferno: — Si come a Pola presso del Quarnaro, Che Italia ehiude e i suoi termini bagna Fanno i sepolcri tutto il loco var o; — (Gleichwie bei Pola, nahe dem Quarnero, der Welschland schlieflt und netzt der Grenze Gauen, Grabhiigel sind alltiberall zu schauen.) D e v i 11 e (Bastion), nach Antoine de Ville (1596 bis 1656), dem franzosischen Architekten in veneziani- schen Diensten, der 1632 das Kastell erbaute und hiezu angeblich die Uberreste des Juliatheaters verwendete. Nach ihm und seinen Zeitgenossen wurden die 4 Bastionen des Kastells: Deville, Pu- gliana (Conte Marc’ Antonio), Canal und Priuli benannt. Diana (via), nach der romischen Jagd- undWald- gottin Diana, der von der Volksmeinung auch der Tempel zugeschrieben wird, in dessen Uberreste das heutige Stadthaus eingebaut ist (ebenso wurde 21 — aueh das Nymphaeum — s. piazza Ninfea — spa- ter der Diana zugeschrieben). D i g n a n o (via), fiihrt nach Dignano, dem romi- schen Antignanum, dag wegen seiner schonen, aus dem 18. Jahrhundert stammenden Domkirche und des 1845 erbauten Campanile (Glockenturmes) sehenswert ist. Domenico Rossetti (via), nach dem bekann- ten Triestiner Dr. Domenico Rossetti nobile de Scander, der den AnstoB zum Studium der istria- nischen Geschichtsdenkmaler gab und auch Pietro Kandler zum Studium der heimatlichen Geschichte anregte. Seine Hauptarbeit: Die »Statuti« d® Stadt Triest. Er lebte 1784 —1842. D o m i z i a (via), Domitiergasse, nach dem in Pola ansassigen Geschlechte der Domitii. Dona s. via San Dona. D u.o m o (piazza del), Domplatz. Die jetzige Dom- basilika wurde 1451 auf den Triimmern der ehema- ligen Thomaskirche errichtet, die aus dem 9. Jahr¬ hundert stammt (857); zur Romerzeit stand an der Stelle wahrscheinlich ein Jupitertempel; an des- sen Stelle trat, etwa 524, als das Bistum Pola er¬ richtet wurde, die erste Domkirche. Die heutige Domkirche war urspriinglich der Beata Vergine assunta in cielo (der in den Himmel aufgenomme- nen Mutter Gottes) geweiht. Diese Himmelfahrts- kirche stand mit der eigentlichen Thomaskirche, die sich daneben, wo jetzt die Zisterne steht, er- hob, in Verbindung; die Sakristei fiihrte von einer Kirche zur andern; diese zweite Kirche wurde um 1600 zerstort; die Zisterne stammt vom Jahre 1792; der Glockenturm wurde gleichfalls im 18. .Jahrhun- dert errichtet. Die Domkirehe wurde bereits 1640 und zum letztenmal 1889—1891 restauriert. E. Elisabetta (molo), Elisabethdamm, zu Ehreo der 1897 gestorbenen Kaiserin Elisabeth benannt, an die auch das im benachbarten Marie Valerie- Park errichtete Denkmal des Bildhauers und Erz- giefiers Canciani erinnert; die Entbiillung des Denkmals erfolgte ebengo wie die Einweihung und Taufe des Molos am 30. Oktober 1904. Emo (via), nach dem venezianisehen Senator Gab- briele Emo, der sich, als der Senat 1583 schon die Abtragung der Arena besehlossen hatte, mit Erfolg fiir die Erhaltung des altehrwiirdigen Bauverkes einsetzte. Ihm zu Ehren wurde von den dankbaren Polesanern ein Gedenkstein im Nordosten der Arena angebracht (1584). E p u 1 o (via), Apulostrafie, nach dem istrianischen Konige Aepulo, der sich nach der Einnahme seiner- Hauptstadt Nesactium durch die Romer 177 v. Chr.. den Tod gab. E r c o 1 e (via), Herkulesstrafie, nach der Porta Er- cole, der Herkulespforte im Viale Carrara, dem al- testen Baudenkmal des vorchristlichen Pola, das noch erhalten ist, und in dessen Nahe diese Strafie beginnt. Der Torbogen selbst zeigt einen Herkules- kopf, eine Keule und eine Inschrift mit den Na¬ men der Amtspersonen, unter deren Herrsehaft die — 23 - Pforte errichtet ward (Cassius, Longinus, Calpur- nius und Piso). Die genaue Zeit der Errichtung ist nicht bekannt. Erculanea (via), HerkulaneerstraJBe. Pola hiefi zur Romerzeit auch Pollentia Hereulanea, mutmafi- lich nach der Mutter des Kaisers Vespasian, Ves- pasia Polla, und nach dem Kaiser Commodus aus dem Gesehlechte der Antonini. Dieser Kaiser, der wieder neue Kolonisten nach Pola verpflanzte, nannte sich selbst stolz Hercules romanus, der ro- mische Herkules. E r t o (vicolo), das steile GaBchen. F. Facchinetti s. Via Michele de Facchinetti. Fasana (strada di), Fasanastrafie, fiihrt nach Fa- sana, dem romischen Phaseana, dessen Name von Phasis, dem Flusse in Kolchis abgeleitet wird und somit auf die (sagenhafte) Griindung durch die Kolchier hinweist, anderseits mit den zahlreichen einst hier lebenden Fasanen in Zusammenhang ge- braeht \vird. Fausta (via), benannt nach der zweiten Gemahlin des Kaisers Konstantin, der Stiefmutter des un- gliicklichen Krispus, die auf Befehl des Kaisers, nachdem er die Unschuld seines hingerichteten Soh- nes erkannt hatte, 326 im heiBen Bade erstickt wurde. F a v e r i a (via), nach der Stadt Faveria, die gleich Nesactium und Mutila 178 oder 177 v. Chr. von — 24 — den Romern zerstort wurde. liber die genaue Lage dieses Ortes bestehen nur Vermutungen (Bado, Sis- sano, Pomer, Vintian u. a.). F e d e r i g o (via), FriedrichsstraBe, nach dem Erz- herzog Friedrich (Ferdinand Leopold), dem Soline des Siegers von Aspern, der als Vizeadmiral wah- rend des syrischen Aufstandes am 24. September 1840 Saida und am 2. November 1840 Saint Jean d’Acre (Akkon) einnahm und 1844 (mit 22 Jahren) Oberkommandant der osterreichischen Marine wurde. Er starb aber schon am 5. Oktober 1847, nur we- nige Monate nach dem Tode seines Vaters Erzher- zog Karl (30. April 1847). F e 11 c i t a s. via Santa Felicita. F i e n o (androna del), HeugaBchen, wahrscheinlich nach einem friiher dort bestandenen Heumagazin. Flaccio (via), nach dem aus Albona (oder aus Ragusa?) stammenden Theologen Matteo Flaccio (Flacio, eigentlieh Francovieh-Vlaeich, 1520—1575), mit dem Beinamen Flanaticus oder Illyricus (= der Illyrier), der sich dem Protestantismus zuwandte, mit Martin Luther in freundschaftlichen Verkehr trat und 1576 zu Frankfurt am Main starb. AuBer zahlreichen theologischen Werken hat er auch Ge- dichte in lateinischer Sprache hinterlassen. Flanatica (via), fiihrt ungefahr in derselben Richtung, in der zur Romerzeit die alte via Fla¬ natica hinzog, das heifit nach der Bucht von Me- dolino, dem Portus Flanaticus oder Illyrischen Ha- fen. (Ebenso hieB der Quarnero Sinus Flanaticus, Illyrischer Meerbusen.) — 25 - F 1 a v i a (via), FlavierstraBe, nach dem Kaiserge- schlechte der Flavier, das in Pola zahlreiche Be- sitzungen, uri ter anderm die villa Flaviana am auilersten Ende des Prato grande, eine Ziegelei („figulina“) u. dergl. besafi; sie waren die Erben der Antonii; namentlich unter Vespasian gelangte Pola zu hoher Bliite. (Bau des Theatrum Juliae.) F o i b 6 n (Pumpwerk); Foibon bedeutet grobe Schlucht oder Foiba; letzteres Wort ist keltischeu Ur- sprungs (fobia, lateinisch fovea) und heifit Grotte ; Hohle, Tierlager; da in solchen Hohlen oder Abgriinden haufig auch Quellen auftreten oder verschwinden, wird es auch zur Bezeichnung unterirdisch ver- schwindender Quellen und Fliisse verwendet. F o n d a c o (via del), Lagerhausgasse, nach einem ehemals dort bestandenen Lagerhaus. F o r o , der Haupt- (eigentlich Markt-) platz der Stadt (bis 1865 wurde tatsachlich der Markt dort abge- halten). Das Forum polense magnum, der Haupt- platz des romischen Pola, war ungefahr doppelt so grob, rings herum mit prachtigen Statuen und Kultanlagen geschmuekt, deren eine erst 1908 beim Bau der stadtischen Sparkasse aufgefunden wurde. Auf der Seite gegen das Kastell (Capitolium) er- hob sich wohl die Basilika (Gerichtshalle), wah- rend zwischen den beiden Tempeln des Augustus und dem, der spater der Diana zugeschrieben wurde, das Forum Patricium oder das Comitium lag, das durch Stufen vom Forum magnum getrennt -war. Fra G i o c o n d o (via), benannt nach dem heriihm- ten venezianischen Architekten der Friihrenaissance — 26 — Fra Giovanni Giocondo, einem Dominikaner, der Nachrichten und Zeichnungen liber die polesani- schen Altertlimer (Port’ Aurea u. a.) hinterlassen hat. Er stammte aus Verona, lebte etwa 1435 bis 1519 und war auch als Maler, Theologe und Lehrer des Griechischen und Lateinischen tatig. F r a n c e s e h i s. via Carlo de Franceschi. Francesco s. clivo San Francesco. Francesco della Torre (via), benannt nach dem Statthalter (governatore) von Istrien F. d. T., der von 1326 bis 1330 unter dem Patriarchen Pa- gano della Torre regierte. Francesco Giuseppe (corsia), Kaiser Franz Josefs-Fahrweg, F. J.-Kai, friilier Corsia della Riva benannt. Kaiser Franz Josef I. besuchte Pola in den Jahren 1856, 1869, 1875, 1882, 1884, 1887, 1895 und 1902. Francesco Patrizio (via), nach einem von der Insel Cherso stammenden Schriftsteller und Philosophen dieses Namens benannt. Er lebte 1529 bis 1597 und schrieb »Nova de universis philoso- phia«. Franehi (via dei), Frankengasse, erinnert an die frankische Herrschaft liber Istrien, die von etwa 778 an bis 843 dauerte. Franz (scoglio und Fort), seoglio Francesco = scoglio Sant’ Andrea. F r i e d r i c h s t r a fi e s. via Federigo. — 27 — G. Gallo Cesare (via), Kaiser GallusstraGe, be- nannt nach Constantinus Gallus, dem alteren Bru- der des Kaisers Juli anus Apostata (361—363), die beide Neffen Kaiser Konstantins waren. Gallus wurde 351 von Konstantin II., dem zweiten Sohne Konstantins I., zum Herrscher iiber d en Orient er- hoben, spater jedoch wegen seiner Willkiir und Grausamkeit zum Tode verurteilt und 354 in Pola hingerichtet,. G a v a r d o (piazza), Gavardoplatz, nach dem Schiffsfuhrer Gavardo Gavardo II. aus Capodistria, der sich um 1366 in den Kamp fen der Venezianer gegen die Genuesen auf Kandia hervortat. Die An- gehorigen dieser Familie leisteten noch bis ins 18. Jahrhundert der venezianischen Republik als Heerfiihrer, Statthalter, Gesandte u. s. w. vielfache Dienste. Im 15. Jahrhundert machte sich das Ge- schlecht auch in Pola ansassig. G e m i n a (Porta), Zwillingstor, romischer Doppel- torbogen, von dem aus Stufen zum Capitolium hin- auffiihrten; hier begann die romische HeerstraLie, die iiber die Arsia nach Albona, Liburnia (Kroa- tien) und Illyricum (Dalmatien) fiihrte. Auch die romische Wasserleitung fiihrte durehdieP. G. (Blei- rohren). In romischer Zeit war dieses Tor, das aus der Zeit des Augustus stammt, die Porta Jovia, die Jupiterpforte; gegenwartig tragt sie als Kro- nung den in ihrer Nahe aufgefundenen Stein des Menacius Priscus. G e n o v e s i (via dei), Genuesenstrafie, erinnert an die Kampfe Venedigs mit Genua, in denen auch — 28 — Pola haufig hart mitgenommen wurde. 1328 soli Pola mit Genua verbiindet gewesen, von den Ge- imesen aber nicht genugend unterstutzt worden sein; bald darauf (1331) muSte es sich der Repu¬ blik Venedig endgiltig' untenverfen. Spatere Kampfe zwisehen den beiden Republike® Genna und Ve¬ nedig fallen in die Jahre 1350 und 1354, wobei (nach Kandlers Aiigaben) Pola von den Genuesen gepliindert wurde; die schrecklichste Pliinderung Polas durch die Genuesen erfolgte aber 1379, nach- dem die Venezianer miter Vettor Pisani von dem genuesischen Flottenfiihrer Luciane Doria vollstan- dig besiegt worden waren. Germano s. via San Germano. G h i r o s. via Monte Ghiro. Gianuario (clivo), Januariussteig, erinnert an den Freigelassenen und Schatzmeister des Augustus, Januar ius. G i a p i d i (via dei), Japydengasse, benannt nacb dem illyrisehen Volksstamme der Japyden (Japy- gier), die das Land nordlich von Istrien bewohnten (Gorz, Julische Alpen, die angrenzenden Teile von Krain). Als 129 v. Chr. die Romer einen Krieg gegen die Japyden fiihrten, emporte sich auch Pola gegen die Romerherrschaft, doch wurde der Auf- stand durch den Konsul Sempronius Tuditanus raseh unterdruckt und bald darauf folgte die Er- richtung der Militarkolonien Triest und Pola. Die Japyden> selbst wurden 28 v. Chr. vernichtet und ihr Land Japydia (Japudia) militarisch kolonisiert. G i a r d i n i , Garten, die Baumanlage zwischen Via Giosue Carducci und Clivo San Stefane, die sich — 29 — dann im viale Carrara fortsetzt; friiher befand si eh hier der Stadtgraben. Giocondo s. via Fra Giocondo. Gionatasi (divo), Jonatasiersteig, benannt nach dem Geschlechte der Gionatasi, Jonatasi oder No- tagi, deren bekanntester Vertreter Andrea di Jo- nata ist. Diesem wurde im Jahre 1309 ein Lehens- besitz entzogen, den bald darauf die Castropola er- warben. Seitdem herrschte zwischen den beiden Hausern die erbittertste Feindschaft. Den Giona¬ tasi diirfte wohl auch ein Hauptanteil an der Ver- schworung zuzuschreiben sein, die zum Sturz der Castropola 1331 fiihrte. — Die Ueberlieferung, der auch Kandler folgte, dali bereits 127,1 eine der- artige Emporung gegen die Castropola (oder »Sergier«) ausgebrochen sei, bei der alle Castro¬ pola bis auf ein kleines Kind niedergemetzelt wor- den selen, ist durch geschichtliche Belege nicht begrandet und steht mit der Tatsache im Wider- spruch, daB die Herrschaft der Castropola auch nach 1271 weiterbestand und sich spaterhin immer mehr befestigte; wohl aber mag es bei der Ver- treibung der Pola im Jahre 1331 zu ahnlichen Ge- walttaten gekommen sein, wie sie vom Jahre 1271 berichtet werden. (Vgl. Camillo de Franceschi: II comune polese usw.) Gioi*gio s. via Monte San Giorgio. G i o v a n n i s. piazza Porta San Giovanni und Via Commenda di San Giovanni. G i o v i a (via), JupiterstraBe, erinnert an die alte romische via Jovia, die von der Porta Jovia, jetzt Porta Gemina, aus ihren Anfang nahm. 30 — G i o s u e Carducci (via), fiihrt ihren Namen nach dem Dichter Gr. C. (1835 bis 1904), der seine Werke teilveise auch unter dem Decknamen Eno¬ tno Romano veroffentlicht hat. Werke: »Poesie« (Gedichte), »Odi barbare« (Wilde Oden), »Inno a Satana« (Hymne an Satan) u. a. Girolamo s. scoglio Girolamo. G i u 1 i a (via), JuliastraBe, erinnert an den Namen Pietas Julia (Verehrung des Julius, bezw. der Julia), den Pola zur Zeit des Augustus fiihrte. Diesen Na¬ men gab Oktavian der Stadt vermutlich, um seiner Verehrung fiir seinen Vorfahren, den groBen Julius Časar, Ausdruck zu geben, nachdem er Pola, das sicii wahrend des Btirgerkrieges auf die Seite der Republikaner Cassius und Brutus gestellt hatte, eingenommen und (wohl nur teilweise) zerstort hatte, dann aber wieder als neue Militarkolonie einrichtete und mit Veteranen (wahrscheinlieh der 29. Legion unter Sergius Lepidus) bevolkerte. — Nach auderen Nachrichten wiirde der Name auf die Tochter des Augustus, .Julia (gest. 14 n. Chr.) zu- riickzufiihren sein, auf deren Fiirbitte Augustus die zerstorte Stadt neuerdings aufbauen lieG; angeblich hat Julia nach ihrer Verbannung auch eine Zeit- lang in Pola gelebt. (AuBer dieser Julia sind es noch zwei andere Prauen desselben Namens, die fiir Pola von hervorragender Bedeutung waren: die Fa- voritin Vespasians Antonia Coenide, vom Volke auch Julia benannt, der zu Ehren das prunkvolle Theatrum Juliae (am FuBe des Zarohiigels, etwa an der Stelle des Marinekasinos), nach andern auch das Amphitheater errichtet wurde. Die dritte kai- - 31 serliche Frau endlioh war Julia Domna, die Gattin des Kaisers Septimius Severus, zu dessen Regie- rungszeit (19B—“H) Pola sich grofier Gunst er- freute und den Namen Respublica Polensis (Freistaat Pola) fiihrte. Als Severus, der vor seiner Thronbe- steignng Statthalter von Illyrien war, gegen den Pratendenten Didius Julianus nach Italien zog, blieb seine Gattin in Pola zuriick.) Giuliana s. piazzetta Giuliana. Giuseppe Caprin (via), nach dem Triestiner G. C. (1843—1904), dem Verfasser der Schriften: »L’ Istria nobilissima« (das hochedle Istrien), »Le Alpi Giulie« (die Julischen Alpen), »Marine istriane« (Istrianer Kiisten), „1 nostri nonni“ (Unsere Groti- vater) u. a. Gladi atori (via dei), Fechter(sklaven)strabe, be- ginnt nachst dem Amphitheater, nahe der Stelle, wo sich noch heute die unterirdischen Raume befin- den, die zum Aufenthalte der Gladiatoren vor ihrem Auftreten in der Arena dienten. Grande s. via Canal Grande; (via) Monte Grande; via al Prato grande; Scoglio grande (Grobe Klip- peninsel) = Scoglio S. Andrea oder Franz. G r a z i e s. via Madonna delle Grazie. H. H e 1 g o 1 a n d (via), HelgolandstraBe, nach dem Seegefecht bei Helgoland vom 9. Mai 1864, vo Li¬ ni enschiffskapitan Tegetthoff die danische Flotte mit den Fregatten »Radetzky« und »Schwarzen- berg ! « und dem Kanonenboot »Seehund« angriff; in — 32 Wurdigung seiner glanzenden Waffentat wurde Te¬ getthoff unmittelbar nach dem Gefechte zum Kon- teradmiral bef ordert.. I. Innominata (via), Unbenannte Gasse; unoffi- zielle, aber volkstiimliche Bezeichnung fiir den an den Bazars nachst der Markthalle voruberfuhrenden, bisher no eh nicht benannten Verbindungsweg. J. Jacopo Sansovino (via), nach dem beriihm- ten Bildhauer, Maler nnd Architekten Sansovino (1486—1570), dessen eigentlieher Name indes Ja- copo Tatti war. Er erbaute die Markusbibliothek, den Campanile (Glockenturm) der Markuskifrche (1902 emgestiirzt), das Miinzamt, malte den Mars und Neptun im Dogenpalast u. m. a.; 1550 wurde er nach Pola gesandt, um die Kirche S. Maria del Canneto zu restaurieren. Durch ihn wurden freilich auch manche kostbare Kunstdenkmaler Polas nach Venedig geschafft. K. K a n d 1 e r (via), Kandlergasse, nach dem bedeutend- sten Geschichtsforscher Istriens Pietro Kandler (1804—1871) aus Triest, dem Freunde und Mitar- beiter des Domenieo Rossetti, stadtischen Reohts- anwalt. Stadtrat von Triest, Konservator der histo- rischen Altertiimer des Kustenlandes, zuletzt auch Mitglied des Reichsgerichtes, der sich durch seine zahlreichen geschichtswissenschaftliehen Arbedten - 33 — 3 und Forschungen groBes Ansehen erworben und selbst yon Mommsen als Autoritat aul dem Gebiete der istriscben Geschichtsforschung anerkannt wurde. Von seinen Werken seien bervorgehoben: »Cenrii al forestiere che visita Pola« (Winke fiir den Frem- den, der Pola besucht), »Dialoghi due sulle anti- chita di Pola« (Zwei Gesprache iiber die Altertiimer Polas), »Statuti municipali di Pola« (Gemeinde- statut von Pola), »Iscrizioni dei tempi romani rin- venute nell’ Istria« (Inschriften aus der Romerzeit in Istrien), »indicazioni per riconoscere le cose storiehe deli’ Istria« (Angaben zur Orientierung in historischen Dingen Istriens), die Zeitschrift »L’ Istria«, der Briefwecbsel mit Stancovich und mit Carrara u. a. Karolinenquelle s. fonte Carolina. Klosterinsel, auch Isola Veruda und Scoglio dei Frati (Monchseiland) genannt, nach dem nur mehr in Ruinen vorhandenen, 1615 gegriindeten, seit dem 18. Jahrhundert ganzlich verlassenen Klo- ster der BarfiiBermonche (Francescani zoccolanti). L. L a c e a (via), L.-Gasse, nach der vermutlich aus Pola stammenden Filippa Lacea, die in lateinischer Sprache dichtete (um 1597). Lacea (vicolo), L.-Giifichen, s. oben. L e c a n i a (via), Lacaniusgasse, nach dem romi- schen Ziegel-, Tonwaren- und Lampenfabriksbe- sitzer Caius Laecanius Bassus, dessen Ziegelfabrik — 34 - (figulina) sich nachst Fasana befand, wohin die zur Ziegelbereitung erfordeidiche Tonerde aus Italien gebraoht wurde. Auf fast allen aus jener Zeit stam- menden Ziegeln und Tonscherben ist seine Marke siehtbar. Leme (via), nach dem istrianischen Canal di Leme, der fjordartigen Fortsetzung des Draga-Tals. L e p a n t o (via), Lepantogasse, naeh der beriihm- ten Seesehlacht von Lepanto (Naupaktos, 7. Okto¬ ber 1571), in der Don Juan d’ Austria, der Sohn Karls V. und der Regensburger Gastwirtstochter Barbara Blomberg, die tiirkische Flotte vernich- tete. Nebst spanischen, romišchen, genuesischen und venezianischen Schiffen waren auch istrianisehe an der Schlaeht beteiligt. (S. via Barbarigo.) Liburni (via dei), Liburnergasse, benannt nach den antiken Liburnern, einem illyrischen Volk des Altertums, das weg i en der Seerauberei beriichtigt war. Sie bewohnten urspriinglieh die Inseln zwi- schen der kroatischen und istrischen Kiiste, doch erstreckte sich die spatere Bezeiohnung Libnrnia auf das ganze heutige Kroatien. Ebenso gehorte die Ostkiiste Istriens zu Liburnia. L i c i n i a (via), Liciniergasse, nach der romišchen Familie der Licinii oder Grassi, die auch in Pola begutert war. L i s s a (via), LissastraBe, erinnert an den Seesieg, den Konteradmiral Tegetthoff am 20. Juli 1866 uber den italienischen Admiral Persano bei Lissa erfocht. Livio s. via Tito Livio. - 35 - 3 * Longobardi (via dei), LangobardenstraBe. Die Langobarden herrsehten ungefahr von 752 bis 768 iiber Istrien und Pola. Luciani s. via Tomaso Luciani. M. Madon na delle Grazie (via), StraBe zur gnadenreichen Mutter Gottes, nach der Wallfahrts- kirche in Siana. Madonna del Mare, Muttergottes(kirche) vom Meer, die 1891 bis 1898 aus freiwilligcn Spenden errichtete Marinekirche, eine nach den Planen des Dombaumeisters Friedrich Freih. von Schmidt und des Professors Viktor Lunz von Ingenieur Prof. Ritter Natale Tommasi erbaute Basilika, mit prach- tigen Mosaiks, zugleich Ehrcn- und Ruhmeshalle der k. u. k. Kriegsmarine. Der marmorahnliche Kalkstein, aus dem die Kirche besteht, ist aus- schlieBlich istrischen Ursprungs und wurde an Ort und Stelle verarbeitet. Madonuina (clivo della), nach einem Muttergot- tesrelief so benannt, das ehemals am Hause der Fa- milie Marinoni eingemauert var. M a 11 e s i (via dei), Maltesergasse. Die Malteser er- hielten nach Aufhebung des Templerordens alle Gii- ter der Templer im Gebiete von Pola (1314). Mandracchio (via del), Trankengasse. DieVieh- tranke, mandracchio, befand sich ehemals in der Nahe des Elisabethmolos und des Hotels Riviera — 36 — und war vom Meere selbst abgetrennt; unweit da- von war auch die »Fieberbrucke«. M a n z o n i (via). Dor hervorragendste italienische Romantiker Alessandro Manzoni, aus Mailand, des- sen bekannteste Werke der Roman »I promessi sposi« (Die Verlobten), die Ode »II 5 maggio« (Der 5. Mai — 1821, Todestag Napoleons) und die Trauerspiele »II Conte di Carmignolo« und »Adel- chi« sind, lebte 1785—1873. M ar c o s. vicolo San Marco. Mare (vicolo al), SeegaBchen, nachst dem Kriegshafen. S. auch Madonna del Mare. Maria Luise (Fort), nach der Gemahlin Napo¬ leons I., M. L. (1791—1847), der altesten Tochter Kaiser Franz I. M a r i a n n a (via), nach Frau Marianna Jaschi, de- ren Gatte den Grund zur Strafie der Gemeinde un- entgeltlich iiberliefi. Marie-Valerie-Park, nach der Tochter Kai¬ ser Franz Josefs, der Gemahlin des Erzherzogs Franz Salvator. Marte (via), Marsgasse, nach dem romischen Kriegs- gotte Mars. Martino s. via San Martino. M a r z i o s. via Campomarzio. Massimiliano (via), MaximilianstraBe, fiihrt ihren Namen nach dem Erzherzog Ferdinand Max(imilian) (vom 6. August 1832 bis 19. Juni 1867), dem Bruder Kaiser Franz Josefs I., der 1854 zum Kon- — 37 — teradmiral und Oberkommandanten der osterreichi- schen Kriegsmarine ernannt wurde. Unter seiner Oberleitung wurde Pola 1855 zum osterreichischen Kriegshafen bestimmt, 1856 erfolgte die Grundstein- legung des Seearsenals (12. Dezember in Amvesenheit des Kaisers und der Kaiserin). Audi der Bau einer Wasserleitung sowie die Trockenlegung des Prato grande zum Zwecke der Sanierung Polas wurde durchgefuhrt, mit dem Baue der Landfestungen um Pola begonnen, die Forschungsreise der Fregatte »Novara« (1857—59) und der »Karolina« ausge- fuhrt und 1862 das Marinemuseum gegriindet. 1864 nabm er die Kaiserkrone von Mexiko an, vodureh er in die Parteikampfe dieses Staates verwickelt wurde, 1867 wurde er von den Republikanern gelan- gen genommen und auf Befehl des Prasidenten Juarez kriegsgerichtlich erschossen. M a x (-Baracken), ferner: Maiimilian (Fort, -Park, -Strafie) — ital. via Massimiliano, der Park: Parco della Marina — samtliche nach Erzherzog Ferdinand Max, dem nachmaligen Kaiser von Mexiko benannt. Der Park 1863, das Denkmal daselbst 1876 errichtet. M e d e a (via), nach Medea (Medeia), der Tochter des Kolchierkonigs Aetes (Aietes), die durch die Sage mit der Griindung Polas in Zusammenhang gebracht wird. Medolino (via), nach dem Dorfe Medolino, das zahlreiche Uberreste romischer Villen- und Bade- anlagen aufweist; auch Krispus wohnte in der Nahe. — 38 — M e d u s a (via), nach der Gorgone Medusa, der en versteinerndes, mit Schlangenhaaren bedecktes Haupt Perseus abgeschlagen und in den Schild der Pallas Athene gesetzt hat; steht zur Geschichte Polas in keiner Beziehung, dagegen kommt sie im Wappen der einstigen Hauptstadt von Istrien, Capodistria, vor. Menacio Prisco (via), Menacius Priseus-Gasse, nach dem Romer Menacius Priscus, der um 160 n. Chr. eine Wasserleitung mittels Bleirohre aui eigene Kosten durch die Porta Gemina in die Stadt leiten liefi; der Stein mit der darauf beziiglichen Inschrift steht jetzt auf dem Architrav der Zwil- lingspforte. M er ca to (Riva del), Marktufer; diente friiher als Marktplatz; die Verkaufsbuden dieses kleinen Marktes (Mercatello) erst seit 1912 beseitigt. Mercato centrale, Zentralmarkt, die Markt- halle auf der Piazza Verdi, besteht seit 1903. Mercato vecchio, Alter Marktplatz, wird schon in einem aus dem 15. und 16. Jahrhundert stammenden Nekrolog als »Forum Mercatorum« (Platz der Kaufleute) erwahnt. Metastasio (via), nach dem italienischen Hof- dichter Maria Theresias, Pietro Trapassi, gewohn- lich Metastasio, benannt, der besonders als Ver- fasser von Operntexten beriihmt war (»Attilio Re~ golo«, »Ifigenia« u. a. — 1698—1782.) Michele s. via San Michele. Michele de Facchinetti (via). Der Dichter Michele de Facchinetti (1812—1852), aus Visinada, — 39 — war einer der 4 Abgeordneten, die Istrien beim Be- ginne der osterreichischen Verfassung im Wiener Reichsrate vertraten. (»Poesie«.) M i 1 i z i a (via della). Landwehrstrafie. nach der 1886 erbauten Landwehrkaserne. Minerva (via). Zur Romerzeit stand, vermutlich an der Stelle der mittelalterlichen Eirche der Ma- donna del Canneto, ein Tempel der Minerva, der Gottin des Verstandes, der Kiinste und der Wissen- sehaften. Misericordia (chiesa della Beata Vergine della M.), die Kirche der seligen Jungfrau der Barmherzigkeit, stammt aus dem 15. Jahrhundert und gohorte zu einem Augustinerkloster, das an Stelle des gegemvartigen Kinotlieaters »Edison« stand. M o n t e (via al), Berggasse. Monte Cappelletta (via), Hut- (od. Kappen)- berg-Gasse; die Gasse nach dem Berge und dieser nach seiner Form benannt (cappelletto = Hiitchen, Helm, Kappe). Monte Castagner (via), Kastanienberg-Gasse. Monte G a s t e 1 1 o , auch Montecastello, Schlotl- berg. Monte Gornial (via), Hartriegelberg-Gasse. Monte Ghiro (via), Siebenschlaferberg(-Gasse; ghiro = Haselmaus, Schlafmaus, Siebenschlafer). Monte Grande (via), die Strahe liber den grohen Berg (Dignanostrafie). — 40 — Monte Monvidal (via), Monvidal(berg)gasse; Vidal ein haufig 1 vorkommender Familienname (vergl. Monte Bradamante, M. Rizzi). Monte Paradiso (via), Paradiesberg - Gasse, nach dem Berge, der seinen Namen jedenfalls der schonen Aussicht, nach zwei Seiten hin auf das Meer, vardankt. Monte Rizzi (via), nach der Familie Rizzi, die den Grund friiher besafi; ihr gehort der dermalige Landeshauptmann von Istrien, Dr. Lodovico Rizzi, friiher auch Biirgermeister von Pola, an. M o n t i (via), Montigasse, nach dem Diehter Vin- cenzo Monti (1754—1828). Monumenti (punta), die Landspitze gegenuber der Katharineninsel war ehedem mit zahlreiehen Grabdenkmalern aus romischer Zeit geschmiickt und wurde — nach Kandler — auch Camolimenti (= Capo dei monumenti, Kap der Denkmaler) ge- nannt; an Stelle derselben erheben sich gegenwartig ausschliefilich Bauwerke fiir militarische Zwecke. Monvidal s. via Monte Monvidal. M o r e r i s. via (del) Prato dei sette Moreri. M u s e o , Museum; das Marine-Museum 1862, das stadtische (Museo civico) 1902 errichtet. M u t i 1 a (via), nach der istrischen Stadt Mutila, die gleichzeitig mit Nesactium und Faveria von den Romern zerstort ward; nach der gewohnlichen Annahme stand es an Stelle des heutigen Medolino. M u z i o (via, vicolo), Muzio- oder Mucius-Gasse (-GaBchen), nach dem in Padua geborenen Ge- 41 lehrten Girolamo Muzio (1496—1576), eigentlich Nuzio, der den Polesaner Bischof Vergerio 1 beschul- digte, ein heimlicher Lutheraner gewesen zu sein. Muzio, dessen Vater aus Capodistria stammte, fiihrte als Schriftsteller, Dichter, Historiker, Mo¬ ralist und Theolog ein sehr bewegtes Leben, das ihn nieht nur in die verschiedenen Stadte Italiens, sondern auch naeh Frankreich und Deutschland fiihrte, erbliekte aber seine Hauptaufgabe in der Bekampfumg der Ketzerei; daher sein Beiname: Malleus haereticorum (Ketzerhammer). N. Nascinguerra (via). Yier Mitglieder des Ge- schlechtes der Herrn von Pola (Castropola) fiihrten den Namen Nascinguerra (»Kriegsgeboren«): Nascin¬ guerra I. bekleidete um 1240 als »Podesta della Regalia« das Amt eines gleiehzeitig zur Vertre- tung des Patriarohen ermaehtigten Stadtoberhaup- tes. Um 1280 lebte der Neffe des vorigen, N. II.; dessen Neffe wiederum, Nascinguerra III. Fiorella iibte gemeinsam mit seinem Neffen Pietro die Dik¬ tatur liber Pola aus (bis 1311); N. IV. endlieh, der Enkel Nascinguerras II., herrschte als General- hauptmann gemeinsam mit Sergio II., dem Sohne Nascinguerras III., bis zum Sturze der Castropola 1331. Nesazio (via), Nesaktiumgasse, nach der alt- istrianisehen Hauptstadt Nesaktion (Nesaetium), die 178 v. Chr. durch den Konsul Claudius Pul- cher eingenommen und zerstort wurde. Zur Zeit — 42 des Augustus wurde Nesactium gleich Pola neu kolonisiert, ging jedoch im 7. oder 8. Jahrhundert unserer Zcitrechnung neuerdings zu Grunde. Die Rumen der Stadt in der Nahe des heutigen Altura. Die aufgefundenen Uberreste weisen ebensowohl auf die Steinzeit und auf die vorromische Ringwall- zeit (Kastellierperiode), wie auf die romische Zeit, auf die Periode der Volkerwanderung und auf die der byzantinischen Herrschaft hin. N e 11 u n o (via), Neptunsgasse, nach dem romischen Meeresgott, dessen Tempel gewohnlich in der Nahe des Meeres stand und in christlicher Zeit h auf i g durch eine Kirche des heil. Nikolaus ersetzt \vurde. N i c (e) o 1 6 s. via San Niccolo. Nicolo Tommaseo (via), nach dem beruhmten Philosophen, Dichter und Gelehrten N. T. (1802 bis 1874) aus Sebenieo, dem Verfasser eines ita- lienischen W5rterbuches der Synonyma, eines Wor- terbuches der italienischen Sprache, der »Pensieri sirtl’ educazione« (Gedanken iiber Erziehung), eines Kommentars zu Dantes »Divina commedia« und vieler anderer Schriften. N i n f e a (piazza), Nymphenplatz, weil sich zur Romerzeit an der Stelle der Karolinenquelle der Nymphentempel, das Nymphaeum, zu Ehren der Wassergottinnen, erhob. Die spatere Volksmeinung schrieb diesen Tempel der Diana zu. N u o v a (via), Neugasse. — 43 - 0 . Oliveninsel, scoglio degli Olivi, hieB friiher auch Isola San Floriano, enthalt jetzt die groBen SchiffsTverften der Kriegsmarine. O p e r a i (via degli), Arbeitergasse (so wie die via degli Artieri), nach einem 1867 gegriindeten Ar- beiterunterstutzungsverein, der Societa operaia polese benannt. O r s e 6 1 o (via), nach dem venezianischen Dogem Pietro Orseolo, dem eigentlichen Begriinder der venezianischen Seemacht, der von 991—1009 regierte, mit dem griechischen Kaiser Basileios II. sowohl als auch mit dem deutschen Kaiser Otto III. und mit dem Ungarnkonig Stephan dem Heiligen befreundet und verwandt war und durch seine Flottenfahrt langs der istrischen und dalmatini- schen K liste im Jahre 1000 den Grund zur spateren Vorherrschaft Venedigs und zur Ausbreitung seiner Handelstatigkeit legte. Auch Pola, unter dem Bi- schofe Berthaldus, huldigte ihm damals als Ober- herrn. O s p e d a 1 e (via deli’), Spitalstrafle, fiihrt am Ma- rinespital voriiber, das seit 1861 besteht. O s t i 1 i a (via), Hostiliusgasse, nach der romischen Familie des Hostilius. O 11 a v i a (via), Oktaviusgasse, nach der Familie des Oktavius. Die Octavii stammten wie die An¬ tonii und die Domitii von Freigelassenen (nament- lich der Antonia minore) ab. — 44 — p. Paradeplatz, ital. Piazza d’ Armi, vor der Ma- rinekaserne. P a r a d i s o s. via Monte Paradiso. Paico (via del) ( d em Maximilianpark benannt. rar k straD e j Patrizio s. via Francesco Patrizio. P e n e d a , der siidliehe Teil von Brioni grande, ftihrt den Namen nach den Pinien- oder Fichten- bestanden (Pineta, dial. peneda = Fichtenwald). P e t i 1 i a (via), nach einer romischen Familie. Petrarca (via), nach dem grofien Sonettendichter Francesco Petrarca (1304—1374) aus Arezzo. P e t z (via), Petzstrafie, nach dem Kommodore Anton Freiherrn von Petz, der in der Schlacht bei Lissa 1866 das Linienschiff »Kaiser« (jetzt »Bellona«) be- fehligte und damit das feindliche Panzerschiff »Re di Portogallo« angriff. P i e t d (androna della), etwa BarmherzigkeitsgaB- chen, nach einer ehemaligen Kapelle. P i e t r o s. scoglio S. Pietro. Pietro C O' n t a r i n i (via), nach dem Venezianer Pietro Gontarini (um 1550), in dessen lateinischem Gedichte »Argus« der vielen Grabdenkmaler Polas Erwahnung getan wird (ahnlich wie in Dantes »Inferno«). Pietro Coppo (via), nach dem istrianischen Geographen und Historiker dieses Namens (1469 bis 1566). Er unternahm mehrere Reisen und hin- — 45 — terliefi zahlreiche Schriften, darunter ,,Del sito deli’ Istria« (Yon der Lage Istriens) und »De tuto orbe libri quatuor« (Yier Biicher tiber den ganzen Weltkreis). Pini (via dei), Ficliten- oder Piniengasse. Pisani (via dei), Pisanergasse. 1193 eroberten die Pisamer Pola, doch wurde die Stadt bald wieder von den Venezianern unter Enrico Dandolo er- obert, die dann die Mauern zerstorten. P 1 a c i d i a (via), nach einer romischen Familie. P 1 i n i o (via), Pliniusgasse, nach dem romischen Schriftsteller Gajus Plinius Cacilius Secundns, dem jtingeren Plinius (62—114), dessen »Epistolae« (Briefe) fiir die romische Geschichte wichtige Aufschltisse geben. Er erzahlt auch die Sage von der Griindung Polas durch die Kolehier. Pola. Nach dem alexandrinischen Dichter Kalli- machos (um 240 v. Chr,) soli der Name Pola aus der Sprache der Kolehier, denen ja die Griindung der Stadt zugeschrieben wird, stammen und die Bedeutung haben: ->Stadt der Yerbannten«. Der Name wird aber auch mit dem Volksnamen der Ureinwohner Grie- chenlands, der Pelasger, in Verbindung gebracht und aul die Wurzel »pel« (alt) zuruckgefuhrt. Eine dritte Ableitung ist die vom grieehischen »polis« (Stadt) oder von »polys« (viel). Da im 5. Jahrhundert v. Chr. auch die Kelten nach Istrien eindrangen und sich hier niederlieBen, wird der Name auch mit dem keltischen »pol« (Quelle, Brunnen) in IJeziehung gesetzt und auf die Karolinen- quelle •— das romische Nymphaeum — als Ausgangs- - 46 — — 47 — is4n~v-on;2?oicv. punkt der Ansiedlung verwiesen- Am wenigsten haltbar ist die Ableitung vom slavischen »polje« (Feld, Ebene). Jedenfalls reieht der Ursprung Polas ins graue Altertum zuriick und ist auf eine vorgeschichtliche Ringwall- siedelung — einen Kastellier —, die sich auf dem jetzigen Schlofiberge, dem Montecastello, erbob, zuriickzufiihren. — Nach Kallimachos hatte Pola fruher Astyros geheifien. Namen aus der Romer- zeit: Colonia Julia, bezw. Pietas Julia und Pol- lentia Herculanea. — Das Gebiet um Pola wird italieniseh mit „la Polesana“ bezeichnet. Uber das Adelsgeschlecbt der Pola s. via Castropola und via Sergia. Polani (vicolo), Polanigafichen, nach dem vene- zianischen Dogen Pietro Polano (Polani), einem ge- borenen Polesaner (daher sein Name), der von 1130 bis 1148 regierte und in den Verhandlungen zwi- schen dem deutschen Kaiser Konrad III. und dem byzantinischen, namens Johannes, bezw. dessen Nachfolger Manuel I. Komnenos zum Zwecke eines gemeinsamen Kriegszuges gegen den Normannen- konig Roger die Vermittlerrolle ubernahm. P o 1 i c a r p o s. via San Policarpo. P o m e r , fruher auch Pomerio, vom lat. Po- moerium, die Grenzlinie. P o n t e (piazza del), Briickenplatz, nach der fruher an der Stelle vorhandenen Pieberbrtieke, ponte della febbre. Port’ Aurea (piazza), Goldpfortenplatz, fiihrt seinen Namen nach dem prachtigen Bogen der Sergier, den die Romerin Salvia Posthumia — aus eigenen Mitteln, wie die Inschrift besagt — 48 — ihrem Gatten Sergius Lepidus, dem Tribunen der 29. Legion, sowie ihren Verwandten, den Duum- virn Lucius Sergius und Cneius Sergius, zum Ge- dachtnisse ihrer Ruckkehr aus siegreichem Feld- zug, vielleicht nach der Schlacht bei Aktium (31 v. Chr.) hatte errichten lassen. Der Torbogen be- fand sieh innerhalb dej* Stadtmauer, vor dem Stadt- tore, das veonutlieh als die Porta Minervia galt. — Dieses Stadttor wurde 1826 beseitigt; bis 1857 stand der Sergierbogen mit der Stadtmauer in unmittelbarer Verbindung und bildete so den Eingang in die Stadt. Den Namen Goldene Plorte, Porta Aurea, auch Porta Aurata oder Porta Pata, erhielt der Bogen nach der Meinung Kandlers von dem vergoldeten Bronzegitter, von dem er um- geben war. Porta del T orehi o (largo P. d. T.), etwa Prefiplatztor, der Platz, auf dem friiher die 01- presse (torchio) der Stadt stand; darnach auch das ehemalige Stadttor benannt. Porta San G i o v a n n i (piazza), Johannistor- platz; in der Nahe stand im Mittelalter die den Tempelherrn gehorende Kirche San Giovanni del fonte, unweit der Arena, in der Nahe der Karo- linenquelle. Pozzetto (vicolo del), Brunnengafichen. Pr at o (via al), Wiesengasse, fiihrt zur »Grofien Wiese«, dem Prato (Pra) grande oder Prato maggiore, an den sich friiher, gegen die Stadt hin, der Prato piccolo, die kleine Wiese, schlofi. Zur Romerzeit war dieses ganze Gebiet der Cam- 49 — 4 50 — 51 4 * Sčitesi, x^dnd icf>,£ dcrao Zdn.&u Ffo rte-. pus Martius, das Marsfeld, das zu beiden Seiten mit Grabmalern geschmuckt war, die im Mittel- alter, trotz behordlichen Verbotes, weggefiihrt und zu Bauzwecken venvendet wurden. Spater ver- sumpfte das ganze Wiesengebiet immer mehr und wurde zu einer Gefahr fur den Gesundheitszustand der Bevolkerung. Es mufiten daher sowohl im Mittelalter als auch in den letzten Jahrzehnten Entsumpfungsarbeiten yorgenommen w er den. Prato dei sette Moreri (via del), Gasseder Wiese mit den sieben Maulbeerbaumen; die siebem Maulbeerbaume sind allerdings schon verschmmden, sowie auch die Wiese in nicht allzu langer Zeit verbaut sein wird. P r i s c o s. via Menacio Prisco. Promontore (via), nach dem gleichnamigen Dorfe, das an der Siidspitze Istriens, dem Vorge- birge oder promontorio der Halbinsel gelegen ist (im Altertume Promontorium Polaticum). P u 1 a r i e (via deli e), Pulariengasse. Pulariae ist der romische Name fiir die Brionischen Inseln. Brioni weist gleichfalls Uberreste von Kastellieren auf, war zur Romerzeit wie auch zur Byzantiner- zeit mit Luxus- und Wirtschaftsgebauden reichlieh besat (Uberreste in Val Catena (Kettenbucht) und Val Madonna), verodete wahrend des Mittelalters durch Pest und Malaria, Seerauberwesen und Kriege, gehorte im vorigen Jahrhunderte der FamilieFran- zini, dann dem Steinbruchunternehmer Wildi, von dem es der jetzige Besitzer Paul Kupelwieser 1893 erwarb, der es in den Jahren 1900—1901 unter Mit- — 52 — wirkung des Professors Geheimrat Robert Koch von der Malaria befreite und aus einer Wildnis zu einem bliihenden Kurort umgestaltete. Q. Quarnero (via), nach der Meeresbucht Quarnero (oder Quarnaro), dem Sinus Flanaticus der Romer benannt. Q u i e t o (via), nach dem groBten Flufi der istria- nischen Westkiiste, dem Quieto (zur Romerzeit Ningus). R. R a p i c c i o (via), nach dem Triestiner Bischof An- drea Rapiccio (auch Rapicio), der in seinem latei- nischen Gedichte »Histria« vom Jahre 1556 das Theatrum romanum von Pola envahnt, das er als die Miracula Žari (die Wunderwerke des Monte Žaro) preist. Rasparagano (clivo), Rasparaganussteig; Raspa- raganus oder Rasparasanus vvar der Konig der Roxolanen, die am Asow schen Meere, zwischen Don und Dnjepr wohnten. Er wurde unter Kaiser Publius Aelius Hadrianus, nachdem dieser in Mosien und Thrakien die Rulie wiederhergestellt und auch die Roxolanen besiegt hatte, um 120 n. Chr. nach Pola gebracht, wo er bis zu seinem Tode unter dem Namen Publius Aelius R. (dem Kaiser zu Ehren so benannt) lebte. Sein Grabmal befand sich gemeinsam mit dem seines Sohnes auf — 53 der Oliveninsel. Der Sarkophagdeckel mit der In- schrift gegenwurtig im Museo civico. Risano (via), nach dem gleichnamigen Flusse, der nordlieh von Capodistria ins Meer miindet. Im Jahre 804 fand am Risano das Placitum (Reichs- versammlung) der istrischen Groben unter dem Vorsitze der Sendboten Karls des Groben statt, wobed die Grenzstreitigkeit.en zwisohen den roma- nischen und slawischen Bevohnern geseiilichtet wurden, indem die Slawen auf die Anhohen ver- wiesen wurden. Den istrianischen Stadten, die iiber den Herzog Johann von Istrien Klage gefiihrt hatten, wurde wieder freie Selbstverwaltung einge- ranmt. R i v a , Dfer (Dferstrabe, Uferplatz); riva del Mer- eato s. Mercato; corsia della Riva, die fruhere Bezeichnung der corsia Francesco Giuseppe. Riviera (Hotel), Ufergasthof, besteht seit 1909. R i z z i s. via Monte Rizzi. R o c c o s. clivo San Rocco. Romane s. Cave romane. Romano (Arco Romano), Romerbogen, volkstum- liche Benennung der Herkulespforte (Porta Ercole). Ro sandra (via); der Flufi Rosandra miindet un- weit Triest, bei Muggia ins Meer. Rossetti s. via Domenico Rossetti. S. S a 1 d a m e (via del), Sandgasse, nach dem kiesel- haltigen Kalksand (saldame), der in der Nahe ge- — 54 — funden vird und zur Glaserzeugung dient, Mer zu Lande aber vorviegend als Waschsand Verven- dung findet. S a 1 v o r e (via). Nahe der Punta Salvore, gegen- iiber Pirano, fand — so vili die Sage — im Jahre 1177, am Tage Christi Himmelfahrt, eine See- scMaeht zwischen der gcnuesischen Flotte, die den deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa unterstiitzte, und der venezianischen Flotte, die mit Papst Alexander III. verbiindet var und zu der auch viele istrianische ScMffe gehorten, statt. DieVene- zianer siegten, obvoM ihre Flotte nur halb so stark var als die des G-egners, und nahmen den Kaiser samt seinem Soline gefangen. veshalb Bar¬ barossa in Venedig den Papst um Frieden bitten und sich den Forderungen des Papstes unterverfen musste. Zur Erinnerung an diesen Sieg spendete der Papst dem Dogen Sebastiano Ziani den Ring, mit dem von nun an alljahrlich das »Sensa-Fest« am Himmelfahrtstage gefeiert vurde, indem die Dogen sicli sinnbildlich mit dem Meere vermaMten. Die GescMchte weifi woM von der Aussohnung zvischen Kaiser und Papst in Venedig, niclits aber von jener ScMacht bei Salvore zu berichten. Irgend ein unbedeutendes, fiir die Venezianer giinstig ab- gelaufenes Seegefecht mag ja den AnlaB zur Ent- stehung der Sage gegeben haben, die zur poetischen Begriindung der MeeresvermaMung diente. Das Sensa (= Ascensio- oder Himmelfahrts-) Fest vurde tatsachlich jedocli erst im 13. Jahrhundert in der bekannten Form eingefiihrt. San Daniele (via, Fort), Danielstratie. Die zalilreichen Namen von Heiligen erinnern an einst — 55 — bestandene Kirchen oder Kapellen, deren Zahl sich — nach Kandler — in der Polesana im Mittel- alter auf etwa 100 belaufen bat; viele derselben sind heute spurlos verschmmden, oft erinnert nur mehr der Name daran. San Dona (via), Donatusgasse. (Der heil. Do- natus, 267 in Istrien geboren, erlitt 320 den Mar- tyrertod.) San Francesco (clivo), Franziskussteig, nach der von den Sergiern um 1300 unterhalb des Kastells erbauten Kirche und dem dazugehorigen Kloster des Franziskanerordens. Vorher hatten die Franziskaner, ihren Ordensregeln entsprechend, Kirche und Kloster auBerhalb der Stadtmauer, an der Stelle des heutigen Seearsenals. Um sich aber fiir den Rettungsdienst, den die Monche den Ser¬ giern gelegentlich des Aufstandes im Jahre 1271 (?) erwiesen haben sollen, dankbar zu erweisen, er- richteten diese dem Orden die noch jetzt be- stehende Kirche und statteten sie mit einer Pracht aus, die sich der Orden aus eigenen Mit- teln nicht iiatte leisten konnen. Im Kreuz- gang der Kirche war bis zum Jahre 1870 noch das Wappen der Sergier siehtbar. Das Kloster \vurdc 1806 wahrend der franzosischen Herrschaft aufgehoben; gegemvartig dienen Kirche und Kloster als Militarmagazine. Die in dem Kloster enthal- tene Johanniskapelle war vermutlich zur Grab- statte der Castropola bestimmt; spater wurden die Jonatasier und andere Adelsgeschlechter darin be- stattet. — 56 — San Germano (via), nach dem heil. Germanus benannt, der 290 in Pola den Martyrertod erlitt. ■— Die Kirche in Brioni ist demselben Heiligen ge- weiht. San Girolamo (scoglio), Hieronymus - Eiland, naoh einem friiher auf der Insel bestandenen Kloster (samt Kirche) des heil. Hieronymus. Seit dem 17. Jahrhnndert war das Kloster wegen der Malaria und des Seerauberunwesens von den Monchen verlassen worden, diese zogen sich auf die Kloster- giiter nach Fasana zurtick, noch spater wurde das Kloster vollstandig aufgehoben. — Der ob sedner theologisehen Gelehrsamkeit gepriesene heil. Giro¬ lamo stammte aus Dalmatien, wurde aber friiher fiir einen Istrianer gehalten; er starb als Einsiedler 420 in Syrien. San Giorgio (via, Monte, Fort), GeorgsstraBe u. s. w. SanGiovanni s. piazza Porta San Giovanni. San Marco (vicolo), Markusgafichen. DaS dem Evangelisten Markuš, der nach der Ueberlieferung nach Aquileja gekommen und dessen Leichnam nach Venedig gebracht -vvorden sein soli (weshalb er der Schutzheilige der machtigen Handelsstadt wurde), auch in Pola eine Kirche geweiht war, ist leicht erklarlich; doch erinnert nur mehr der Name an eine solche. San Martino (piazza, monte, via, borgo), Mar- tinsplatz, -gasse, -berg, -Stadtviertel. San Midi el e (via, sobborgo, monte, Fort), auch San Michiele, Michaelsgasse, (-vorstadt, -berg). Auf — 57 — dem Monte S. Michele standen im Mittelalter zwei miteinander in Verbindung stehende Kirchen (Basi- liken), deren eine um das Jahr 600, die zvrnite im Jahre 1015 erbaut worden -war. Die letztere war die Grabstatte der istriscben Markgrafen, in ibr mirde auch Konig Salomon von Ungarn, der sicb nach Istrien zuriickgezogen hatte, im Jahre 1087 beigesetzt. Der Denkstein von seinem Grabmal gegenwartig im Museo civico. In dem neben den Kirchen bestandenen Kamaldolenserkloster soli sich auch Dante langere Zeit aufgehalten haben. San N i c o 1 5 . (vicolo), NikolausgaBchen. — Ge- genwartig gilt die griechisch-orientalisehe Kirche in Via Castropola als Nikolauskirche, auch die Kapelle im Marinefriedhofe ist dem heil. Nikolaus geweiht. San Pietro (scoglio), Petersinsel; wahrscheinlich nach einer ehemaligen Peterskirche (eine solche stand iibrigens auch in Brioni); der scoglio fiihrte auch den Namen scoglio d’ Orazion (An- betimgsinsel); gegemvartig steht aul dem Eiland das Marineproviantamt. — Im No. des Haiens aufierdem das Valle S. Pietro (Petersbucht). San Policarpo (via, borgo), PolykarpusstraBe, -viertel. San Rocco (olivo), Rochussteig. Die Uberreste des einstigen Rochuskirchleins (2 skulptierte Tor- pfeiler und ein Architrav), von 1456, dermalen im stadtischen Museum untergebracht. — In Brioni ist die dem heil. Rochus, dem Pestpatron, erbaute Kapelle (vom Jahre 1504) noeh erhalten. 58 - San Stefan o (clivo), Stephanssteig. In der Nahe des Arco Romano diirfte die Stephanskirche be- standen haben, wahrscheinlieh die alteste Kirche der Stadt, da die Christen zur Zeit der Verfolgung ihre ersten Kirehen stets dem ersten Blutzeugen, dem heil. Stephan, zu widmen pflegten. Nach der Stephanskirche zog auch jene Prozession vom Kar- freitag 1271 (?), an die sich angeblich die Nieder- metzelung der Sergier schlofi. San Teodoro (via, molo), Theodorgasse, Theo- dordamm. An Stelle der heutigen Infanteriekaserne stand im Mittelalter das Kloster S. Teodoro samt der dazugehorigen Kirche (erbaut 1458). Nach Prof. Gnirs bestand noch eine zweite Theodor- kirche unveit der Karolinenquelle. Der heil. Theo- dor war friiher als Sehutzpatron von Venedig ver- ehrt worden. Zur Romerzeit befanden sich an dem Platze der Infanteriekaserne die Thermae (warmen Bader). San Tomaso (via), auch Tommaso, Thomas- gasse, nach dem heil. Thomas, dem Sehutzpatron der Stadtkirche benannt. S. piazza del Duomo. San s o vi n o s. via .Jacopo Sansovino. S a n t ’ A n d r e a (scoglio), Andreaseiland, auch Scoglio grande di Pola, nach einer ehemaligen Benediktinerabtei und Kirche des heil. Andreas, einer Tochteranstalt der Abtei von Santa Maria Formosa (s. via Abbazia) aus dem 6. Jahrhun- dert. Die Venezianer errichteten im 17. Jahr- hundert an der Stelle ein Kastell, das die Fran- zosen 1806 in ein Fort Napoleon umwandelten. — 59 - Seit Beginn der osterreichischen Herrschaft (1813) heiOt es Fort Franz; daher auch jetzt scoglio Francesco. Santa Caterina (scoglio), Katharineninsel, nach der — erst 1830 — abgetragenen Katharinen- kirche, die d en unierten Griechen uberwiesen wor- den war. Im Mittelalter stand das Eiland mit der be- nachbarten Andreasinsel durch eine Brucke in Ver- bindung; seit 1911 dient es als Flugstation der Kriegsmarine. Santa Felicita (via), F ellzitasstrafie, nach der ehemaligen Felizitaskirche, an deren Stelie die Tempelherrn im 13. Jahrhundert ihre Johannis- kirche errichteten. (S. via Commenda di San Gio- vanni). Die Felizitaskirche selbst war wohl an Stelie eines in heidnischer Zeit bestandenen Tem- pels der Gottin der Gluckseligkeit, Felicitas, er- baut worden, der sich auf dem Campus Martius von Pola erhob, wie auch in Rom ein solcher Tempel auf dem Campus Martius stand 1 . Santa Giuliana (piazzetta), Julianaplatzchen; im Mittelalter bestand, hoehstwahrseheinlich unfern dem Platze, auch eine Porta Santa Giuliana. Santorio (via). Santorio Santorio war ein be- riihmter Arzt und Gelehrter aus Capodistria, der 1561—1636 lebte, 14 Jahre lang als Hofarzt am polnischen Konigshofe wirkte und hieraul als Pri- mararzt an die Universitat Padua kam. Man ver- dankt ihm nicht nur zahlreiche medizinische Werke, sondern auch die Erfindung wichtiger In¬ strumente, wie des Troicart, der hydrostatischen Wage u. a. — 60 — Sa,tur n in a (via), Saturninusgasse, nach einer romischen Konsularfamilie dieses Namens. S c u o 1 e (via delle), Schulgasse, nach dem 1867 errichteten Schulhause an der Piazza Allighieri, in dem die alteste der derzeit bestehenden italieni- sclien Knaben- und Madehenschulen der Gemeinde Pola untergebraeht ist. S e r g i a (via), Sergierstrafie, benannt nach dem Ge- schlechte der romischen Sergier, deren prachtiges Ehrendenkmal der Sergierbogen oder die Portaurea ist, zu dem die Strafie hinfuhrt. Dieser Bogen wurde von Salvia Postumia wahrscheinlich um 34 v. Ghr. ihrem verstorbenen Gemahl, dem Tribun (Befehlshaber) der 29. Legion Lucius Sergius Lepi- dus zu Ehren errichtet und trug aulier dem Standbild dee Tribunen auch die Statuen der bei- den Verwandten desselben, Cajus Lucius Sergius und Gneius Sergius, die beide Aedilen (Polizeibe- amte) und Duumviri (Justizbeamte) ven Pola wa.ren. Von den romischen Sergiern leitete sich auch das fast ein Jahrhundert lang (1233—1331) ftir die Geschicke Polas so wichtige Geschleeht der Herrn von Pola (Castropola) ab, die daher gleich- falls als Sergier bezeichnet w er dem; den Namen Sergio selbst fuhrten drei Angehorige dieses Ge- schlechtes, von denen der \vichtigste Sergio II. war. der 1313—1331 als standiger Generalhauptmann Pola beherrsehte. S. auch via Castropola. S e r 1 i o (piazza), Serlioplatz, nach dem Architekten Sebastiano Serlio (1475—1552), der in seinen Schriften die romischen Altertiimer Polas, so ins- besondere das Theater der Julia und die Arena — ci — Polas erwahnt und Zeichn-ungen hieriiber hinter- lassen bat. Sette Moreri s. via del Prato dei 7 Moreri. Siana (via), nach dem gleichnamigen Vorort (sob- borgo Siana) benannt. S i s s a n o (via), nacb der zu Pola gehorigen Ort- schaft Sissano. Specula (via della), Sternwartegasse, nach dem »Hydrographischen Amte« der Kriegsmarine, das volkstumlich kurzweg als Sternwarte (specula, spe- cola) bezeichnet wird. Die Sternvarte selbst er- freute sicb zur Zeit des Astronomen Palisa, der vor Jahrzebnten hier wirkte, besonderen- Rufes. Stanoovich (andr ona und via), Stancovicb- GaBchen und -Gasse, nach dem gelehrten Ka- nonikus Pietro Stancovich von Barbana, der von 1771 bis 1852 lebte, in seinem Heimatsorte Pfarrverweser war, Reisen nach Italien unternahm und sieh namentlieh dem Studium der Geschichte Istriens widmete. Er schrieb uber die Arena von Pola (»Dell’ Anfiteatro di Pola«), uber seinen ver- meintlichen Landsmann, den beil. Girolamo (Hiero-" nymus), verschiedene andere Werke uber Istrien, namentlieh aber die sebr ausfuhrliche »Biogralia degli uomini distinti deli’ Istria« (Lebensbesehrei- bung der hervorragenden Manner Istriens). Statilio Tauro (via), der Serpentinenweg nachst der Arena, benannt nach Titus Statilius Sissena Taurus, der unter Augustus Prokoneul der Provinz Afrika war, spater aucb Konsul und Pra- — 62 — fekt wurde und dem Augustus zu Ehren das Amphi- theater in Rom, das erste aus Stein erbaute, auf- fiihren lieB. Nach einer Inschrift stammte er aus Istrien; seine Familie soli Sissano besessen haben S t a z i o n e (via alla), Bahnhofsgasse, liihrt zu dem 1876 erbauten Bahnhof der Staatsbahn. Stefano s. clivo S. Stefano. Steno (via), nach dem Dogen Miehele Steno be~ nannt, der von 1400 bis 1414 regierte. Fiir Pola ist er jedoch insoferne von Belang, daB er in seiner Jugendzeit den greisen Dogen Marino Falieri und dessen schone junge Gemahlin durch einen zyni- schen Spottvers, den er an die Wand des Dogen- palastes sohrieb, beleidigte und zur Strafe dafur vom Senate zu kurzer Kerkerhaft und Verbannung aus Yenedig verurteilt wurde. Wahrend der Ver¬ bannung soli er in Pola gelebt haben (sein Wappen wurde 1908 aufgefunden und befindct sich im stad- tischen Museum). — Nach der herkommlichen Dar- stellung ware die verhaltnismaBig gelinde Bestra- fung Stenos die Veranlassung fiir Marino Falieri ge\vesen. die Versohworung von 1355 gegen die Ver- fassung der Republik anzuzetteln, derentwegen der ungliickliche Doge hingerichtet wurde. Sterneck (via), SterneckstraBe, nach dem Admiral Freiherrn Maximilian Daublebsky von Sterneck, der 1883 bis 1897 Marinekommandant war und der in der Schlacht bei Lissa 1866 als Schiffskapitan das Admiralsschiff »Erzherzog Ferdinand Max« befeh- ligte, mit dem er das feindliche Admiralsschiff »Re d’ Italia«, auf dem sich der Kommandant Graf — 63 — Persano befunden hatte, in den Grand bohrte. 1872 luhr er als Kommodore au! der »Isbjorn« mit Graf Wilezek nach Novaja Zemlja, um dort die Vorratsniederlagen Ilir die Nordpolexpedition anzu- legen. Er starb am 5. Dez. 1897. Stovagnaca (via), auch Stovagnaga. Nachdem ehemals an dieser Stelle der Fischmarkt abgehalten wurde, bezieht sich der Name vielleicht auf die Fischbehalter. S t r e 11 o (vicolo), das „Enge GaGchen“. T. Tartini (via), nach dem beruhmten Musiker Giu¬ seppe Tartini, aus Piranu (1692—1770), dem Ver- fasser der »Teufelssonate«, die er niederschrieb, nachdem er sie im Traume vom Teufel hatte vor- spielen gehort. AuBer musikalischen Werken hat Tartini auch musikwissenschaftliche, z. B. uber die Bogenfiihrung u. a. hinterlassen. Er starb in Padua. T a u r o s. via Statilio Tauro. Tegetthoff (via, Park, Fort), nach dem Admi¬ ral und Kommandanten der osterreichischen Kriegs- marine Wilhelm von Tegetthoff (1827—1871), aus Marburg, dem Helden von Helgoland (9. Mai 1864) und Sieger von Lissa (20. Juli 1866). Das Denk- mal Tegetthoffs im Tegetthoffpark mit den alle- gorischen Darstellungen des Friedens, des Krieges, des Meeres und des Ruhmes, vom Bildhauer Pro- fessor Kundtmann, wurde 1877 enthullt; das Fort T. auf Brioni tragt seinen Namen seit 1869. — 64 — Templari (via dei), Tempelherrengasse, nach den Templern, die sich seit 1118 in Pola ansassig machten. (S. Commenda, San Giovanni, Santa Fe- licita). Seit 1314 gehorten ihre Giiter den Mal- tesern. Teodoro s. via und molo San Teodoro. Timavo (via), nach dem merkwiirdigen, nur 1)4 km langen, aber schiffbaren Kiistenflusse Ti¬ mavo (Timavus), der bei Duino, nachst Nabre- sina aus dem Fels hervorbricht und wahrschein- lich den Unterlauf der Reka darstellt, die bei Divača unter der Erde verschwindet. Tito Livio (via), Titus Livius-Gasse, nach dem romischen Geschichtssehreiber Titus Livius (59 v. Chr. bis 17 n. Chr.), der in seiner romischen Geschichte auch iiber die Eroberung Istriens (178-177 v. Chr.) und den Tod des Konigs Aepulo und seiner Untertanen berichtet. Tivoli (valle, fonte), Tivolital, -quelle (-wasser- leitung); benannt nach dem ehemals bestandenen Gasthause »Alla bella Tivoli«, bei dem sich Schau- keln und sonstige volkstiimliche Vergniigungsein- richtungen befanden, weshalb es ein beliebtes Ziel der Spazierganger Polas bildete. T o m a s o s. via San Tom(m)aso. Tommaseo s. via Nioolo Tommaseo. Tom (m) aso Luciani (via), nach dem Histo- riker T. L. (1818—1894) aus Albona, dessen Hauptwerke sind: »L’ Istria« und »Fonti per la storia deli’ Istria« (Quellen zur Geschichte Istriens). 65 — O Torchio s. Largo Porta del Torchio. T o r r i o n e , Mauerturm, Festungsturm, Bergfried; als solcher wird die einigermallen an einen Turm gemahnende Ecke der Arsenalsmauer an der Beriih- rungsstelle der contrada deli’ Arsenale und der via Poliearpo bezeichnet. T r a d o n i c o (via). Pietro Tradonico (Petrus Tran- denicus) regierte als Doge von Venedig 836—864, stammte aus vornehmem Geschlechte, das aus Pola nach Venedig eingewandert war, stand mit Kaiser Lothar (dem Sohne Ludwig s des Frommen), der von 817 bis 855 iiber Italien regierte, auf hochst freundschaftlichem Fufie, kampfte tapfer gegen Kroaten nnd Narentaner und schritt als erster unter den Dogen an die Sehaffung einer eigmen venezianischen Kriegsflotte, wurde aber durch eine Adelsversclnvorung ums Leben gebracht. U. U 1 i v i (scoglio degli) s. Oliveninsel. V. Valbandon wird abgeleitet von Vali’ abban- donata, »die verlassene Bucht«; war zur Romerzeit mit prachtvollen Luxusvillen, ahnlich denen von Brioni (Val Catena »Kettenbucht«) besetzt, deren Uberreste durch Ausgrabungen im Jahre 1910 auf- gedeokt wurden; seit 1875 bestand dort edne Austernzuoht, seit 1895 eine Eisfabrik, die spater in eine Konservenfabrik umgewandelt wurde, und seit 1911 wurde es zu einem Seebad ausgestaltet. — 66 — V a 1 c a n e (via), Hundsbuchtgasse, fiihrt zur Bucht Valcane (Val Cane) nachst dem Monte Cane. Valerie-Park s. Marie Valerie-Park. V a 11 e (androna und via della), TalgaBchen, Tal- gasse, bzw. Buehtgasse (valle bedeutet sowohl Tal — vgl.: Valgalante »hiibsches Tal«, Valmale * »boses Tal« — als auch Bucht: Vallelunga »lange Bucht«, Valmaggiore »groBe Bucht«), Valsaline (via), Salzbuchtgasse, fiihrt gegen Val Saline, wo ehedem wahrscheinlich Salzwerke ange- legt waren. Venere (via), Venusgasse; in der Nahe stand zur Romerzeit vermutlich der Tempel der Schonheits- gottin Venus. Verdi (piazza), Verdiplatz, dem Opernkomponisten Giuseppe Verdi (1813—1901) aus Roncole bei Parma zu Ehren benannt, dessen Werke (»Rigo- letto«, »Aida«, »Otello« u. a.) allgemein bekannt sind. Vergerio (via), nach Giovanni Battista Vergerio, aus Capodistria, der von 1532 bis 1548 Bischof von Pola war, benannt. Dadurch, daB dessen Bruder Pier Paolo Vergerio, Bischof von Capo¬ distria (zugleich ein fruchtbarer und gelehrter theologischer Schriftsteller, der jedoch in Deutsch- land mit den protestantischen Theologen bekannt geworden war), sich von den Lehren der katholi- schen Kirche lossagte — er wurde deswegen auch seines bischoflichen Amtes enthoben und starb 1565 in Tiibingen — geriet auch G. B. Vergerio in den — 67 — Verdacht, heimlich Protestant geworden zu sein, namentlich durch seinen streitbaren Landsmann Girolamo Muzio. Vergerio starb 1548 in Capo- distria, wahrscheinlich durch Gift. Nach seinem Tode befestigte sich die Ansicht, dafi er ein Ketzer gewesen sei, so sehr, dafi 1572 sein Grab aufge- rissen und seine Asche ins Meer gevorfen \vurde. Ein spaterer Bischof von Pola, Alviso Marcello (1653—61), liefi dann noch in der Domkirche das Gemalde anbringen, das die vollstandig un- historische Szene darstellt, wie der ketzerische Bischof Vergerio samt seinen Anhangem von einem rechtglaubigen Bischof vertrieben wird. V e r u d a (via), nach der Vorstadt (dem sobborgo) Veruda benannt; der Name soli schon aus vor- romischer Zedt stammen; Bedeutung unbekannt. Verudella (via); Verudella etwa Klein-Veruda. Veterani (via degli), Veteranenstrafie, nach dem urspriingliehen Sitze des Veteranenvereins. Vettor Pisani (via), nach dem venezianiechen Flottenfiihrer Vettor (Viktor) Pisani, der 1378 die Genuesen beim Vorgebirge Anzio, unweit Rom, besiegte, 1379 aber, als er mit seiner Flotte im Hafen von Pola stand, von der viel starkeren genuesisehen Flotte unter Luciano Doria iiber- rasoht und vor Brioni vollstandig geschlagen wurde. Doria jedoch fiel von der Hand Pisanis. Dieser wurde nach Venedig gerufen und wcgen der erlittenen Niederlage eingekerkert, obwohl er hel- denmiitig gekampft hatte. Die Genuesen, die nach der Schlacht bei Brioni (7. Mai 1379) Pola griind- - «8 lich auspliinderten, versuohten bald darauf, die Venezianer in ihrem eigenen Hafen anzugreifen. In dieser Not befreiten die Venezianer den Pisani aus dem Gefangnis, stellten ihn abermals an die Spitze ihrer Flotte und Vettor Pisani vernichtete die feindliche Flotte vollstandig. V i g n e (via delle), Weinberggasse. V i t r e i s. via Bartolomeo dei Vitrei. W. W eyprecht (via), Weyprechtgasse, nach dem Linienschiffsleutnant Karl Weyprecht (1838—1881), der 1872 bis 1874 gemeinsam mit Oberieutnant Julius Payer die Nordpolexpedition auf dem »Tegett¬ hoff« leitete, wobei sie Kaiser-Franz-Josefs-Land und Kronprinz-Rudolfs-Land entdeekten. Wiillerstorf (via), Wiillerstorfgasse, nach Bern- hard Freiherrn von Wiillerstorf-Urbair (1816 bis 1883), der 1839 Direktor der Marinesternwarte und Professor der Marineakademie in Venedig, spater (1848) aueh Direktor der Akademie war, von 1857 bis 1859 die Weltumseglung der »No var a« leitete, 1864 Oberbefehlshaber des Geschwaders in der Ost- see, 1865—67 Handelsminister war, 1867 Vizeadmi- ral und Herrenhausmitglied wurde. Auch als Schriftsteller -war er tatig. Z. Žaro (via und monte), Zarogasse und -berg. Der Name Žaro stammt vom grieehischen theatron, worunter das prachtige Theater der Julia oder — 69 — Theatrum Romanura, das am Fufie des Zarohiigels stand, zu verstehen ist. Wahrscheinlich war es von Vespasian seiner Geliebten, der Antonia (Julia) Coenide, zu Ehren errichtet worden. Es soli an Pracht die Arena weit iibertroffen haben, war jedoch nur etwa halb so groB. Bis ins 16. Jahr- hundert war es wohl erhalten geblieben, dann wurde es angeblich durch einen Orkan zerstort; die Uber- reste yerwendete, wie gewobnlich behauptet wird. der Baumeister Antoine Deville zum Bau des Ka- stells (1630). — Im Mittelalter ward das Bauwerk mit den Sagen von Karl dem GroBen und Roland, der als Herrseher von Istrien erscheint, in Be- ziehung gebracbt, wozu aucb Ariosts farbenpracb- tige Scbilderungen im »Orlando furioso« beige- tragen haben mogen, und fuhrte daher aucb den Namen Palazzo d’Orlando, Rolandspalast. — Vier prachtige Saulen aus parischem Marmor, die jetzt die Kirche Madonna della Salute in Venedig zieren, stammen gleichfalls von dem Tbeater der Julia. — 70 — H®fUE 6C0&LI0 š PIETRO MARtNE • iCHWIMM$CHVLE iTXnd. ^ANTORjO. 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