' in Krain und Istrien. A. Die rtu Einfalle lis m Tole Fririclis III. Franz Levec. Sonderabdruck aus dem Jahresberichte der k. k. Staats-Oberrealschule in Laibach fiir jjas Schuljahr 1890/91. Laibach 1891. Buchdruckerei von Ig. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. « O iv iv ist da frost und leijden, ivie ist audi da erschreckhen vnd kiimmerniifi! Wie ist auch da maniger smertzen vnd iamer, vnd mani g hcrtzenlagd! O ude ist da grofi traivern , klagen vnd iragnen, vnd so vil dngstigung, truebsal und letjden! des kains menschen gemuedt gdnzlich begregffen, noch mjemandts so vil geschreijbn noch gesagen kann noch enmag!» Exemplar epistolc de seva persecutione turcko- rum mise domino pape Sixto quarto ab incolis sev terregenis Carniole provincie. Anno 1474. A. Die ersten Einfalle der Tiirken bis zum Tode Friedrichs III. (1493). i. Siebenundfiinfzig Jahrc nach der Begriindung des unabhangigen osmani- schen Reiches auf der Hochepene von Kleinasien durch Osman I. (1299 —1326) bat dessen Solin und Nachfolger Urcha.nl (1326 —1358), nachdem er sein junges Reieb im Innern durch weise Einrichtungen geordnet, ein regelmaBiges Heer eingerichtet und namentlich «die neue Truppe» (= Jeni tscheri) geschaffen ; nachdem er Nicomedia (1326), Nicaea (1330) und ganz Bithjnien (1340) er- obert und die Herrschaft der Osmanen bis gegen den Bosporus hin ausgedehnt hatte, seine stets siegreichen Waffen auch uber den Hellespont getragen und im Jahre 1356 durch die von seinem Soline Suleiman durchgefuhrte Eroberung und Besetzung des Kiistenschlosses Tsympe (jetzt Tschini oder Dschemenlik) am Hellespont die erste dauernde Niederlassung der osmanischen Tiirken auf europaischem Boden geschaffen . 1 Bald darauf wurde Kallipolis (1357) und das Kiistengebiet bis an die Marizza und die Erkene und unter Urchans Soline und Nachfolger Murad J. (1358 —1389) Demotika (1361), Philippopel (1362) und im Jahre 1363 Adrianopel erobert und die letztgenannte Stadt von Murad T. sogar zu seiner Residenz erkoren. 1 Jošef von Hammer: Geschichte des osmanischen Reiches, I. Bd., Pest 1827, S. 40 —149. — Joh. Wilh. Zinkeisen: Geschichte des osmanischen Reiches in Europa, I. Bd., Hamburg 1840, S. 184 — 217. 1 2 Unaufhaltsam drangen hierauf die Tiirken gegen Norden und Nordwesten vor. Im Jalire 1375 wurde Niš erobert, dann (1382) Sopliia gewonnen und wenige Jabre spatcr (1389) der Serben Maclit in der sagenberiihmteii Sclilacht auf dem Kosovopolje vernichtet. Bajesid I.Jilderim («der Wetterstrahl», 1389 bis 1402) besiegte hierauf Sišman, den Fiirsten der Bulgaren, eignete sicli ganz Bulgarien an (1391) und machte die Walacliei zinsbar (1391), wahrend tiirkiscbe Raubscharen bereits bis nach Ungarn hin ihre Streifziige unter- nahmen . 1 Von den Thurmen der festen bulgarischen Platze Widdin, Nieopolis, Sistov und Silistria blickte der tiirkiscbe Halbmond drohend und siegesbewusst iiber die Donau hintiber ins christliche Land hinein . 2 Da bcschloss der Luxemburger, der damals die Krone des beiligen Stephan trug, die drohende Tiirkengefahr abzuwehren. An der Spitze eines sechzigtausend Mann starken Heeres, in welchem sicli zahlreiche franzosische und auch innerosterreichisclie Ritter befanden, bradi er im Friihjahre 1396 iiber Pest in die Walacbei auf. Nacli einigen gliicklicben Unterfiehmungen scitens der Christen kam es am 28. September 1396 vor Nieopolis zur Entscheidungs- scblacbt, die infolge des ungestiimen, hitzigen und zugleich unvorsichtigen Vordringens der Franzosen ftir die Christen verloren gieng. 3 Das Schlaclitfeld war iibersaet mit Todteiv, sechzigtausend Osmanen lagen erschlagen, aber auch viele Tausende christlicber Streiter deckten die blutige Walstatt, und iiber zehntausend Christen wurden gefangen, von denen Bajesid alle, die iiber zwanzig Jalire alt ivaren, aus Rache fiir seine erschlagenen Krieger grausam ermorden liel3. Das Gemetzel dauerte vom Sonnenaufgange bis vier Uhr nachmittags; da fielen seine GroOen dem Sultan zuFiiCen und baten um Einhalt des Sehlachtens. Des Tvrannen Durst war durcli das Blut von zehntausend gemordeten Christen fiir jetzt gesti lit; die Ubriggebliebenen vvurden als Beute vertheilt. 4 ' Zinkeisen, I. 284, 285. 2 Karl Haselbach: Die Tiirkennoth im XV. Jahrhimderte, Wien 18B4, S. o. 3 Haselbach, S. 6. 4 Haminer, I. 23B — 244. — Zinkeisen, I. 307 und 303, gibt den Verlust der Osmanen nach franzosischen Quellen nur auf 20000, beziehungsweise auf 30000 an. ])ie Zalil der ermordeten kriegsgefangenen Christen soli nur 3000 betragen haben. Unter den Geretteten befand sich auch der sechzehnjahrige Miinchner Hans Schiltberger, der mit seinem Herrn Leon- hard Reychent,inger als Knappe den unglucklichen Zug Sigismunds mitmachte und bei Nieopolis in die tiirkische Gefangenschaft gerieth. Als beim allgemeinen Morde der Gefangenen die Reihe an Schiltberger kam, vor dessen Augen die Kopfe drei seiner VVaffengcspanc gefallen waren, macbte Bajesids Solin den Vate:* auf die Jugend des Gefangenen aufmerksam. Er vvard be- gnadigt und den andern Knaben zugesellt, kam als kriegsgefangener Sclave in viele Lander des sUdwestlichen Asiens und nbrdlichen Afrikas, kehrte im Jahre 1527 nach einunddreil3ig- jahriger Gefangenschaft in seine Vaterstadt zuriick und beschrieb hierauf in schlichter Sprache sein ereignisvolles ijeben. Hammer, I. 242. — Dr. Franz llvvof: Die Einfiille der Osmanen in die Steiermark, in den Mitth. des hist. Vereines fiir Steiermark, IX. Heft 1859, S. 193, 194. - Eine Ausgabe von Schiltbergers Reisen ist. mir nicht, vorgelegen und hatte fiir meinen Aufsatz gevviss auch nichts Neues geboten. 3 II. Der erste Einfall der Turken in Krain (1408). In der ungliicklichen Sc-lilacht bei Nicopolis maBen sicb zum erstenmale Westeuropaer mit den Osmanen; hier lernten die Steiermarker und biichst wabrscheinlicb aucli die. Krainer,' die unter dem Banner Hermanna II., Grafeu von Cilli, dem Rufe Sigmunda gefolgt waren und an der Selila,elit, bei Nicopolis theilgenommen hatten, zum erstenmale ihren grimmigsten Feind der nachfolgenden drei Jalirliunderte kennen .' 1 2 Die Schlaclit bei Nicopolis bezeichnet aber aucli den Beginn jener blutigen Tiirkeneinfalle in die innerosterreichischen Karst-und Alpenlander, durchwelche Steiermark, Ivarnten, Istrien, insbesondere aber unser Krain, zehn Menschen- alter hindurcb zerrissen und verbeert und an den Rand des, Verderbeus ge- bracht wurden. Denn einem gewaltigen Strome gleich ergossen sicb die Ttirken nacb der Scblacbt bei Nicopolis iiber Ungarn, das sie bis gegen Ofen verbeerten, und iiber Svrmien, von wo aus eine tiirkiscbe Raubscbar die Drau aufwarts bis Pettau vordrang. Die Stadt wurde erstiirmt, ausgepliindert und dann eingeascbert. Mit reicher Beute beladen und zablreiche ehristliche Gefangene mitfiibrend, kehrten die osmaniscben Riiuber nacb der Tiirkei zuriick . 3 Ein Theil der geraubten Christen, deren Zahl Scbiltberger auf 16.000 Manner mit Weibern und Kindern und mit ali’ ibrem Hab und Gut angibt, kam in die Sclaverei nacb Griecbenland, die ubrigen wurden sammt den Kriegsgefangenen aus der Scblacbt bei Nicopolis nach Kleinasien geschleppt. Nur wenige Jabre spiiter haben wir den er sten Einfall der Turken in Krain zu verzeiclmen. Nachdem «des Wetterstrabls» Bajesid I. Glilcksstern auf der Hochebene von Angora am 20. Juli 1402 untergegangen war, indem er an Timurlenk die Entscheidungssclilacbt und die Freibeit verlor, um acht Monate spiiter durcli den Tod von einer scbmalilichen, gramvollen Gefangenscbaft erlost zu werden, brach in seinem Reiche unter seinen vier altesten Sohnen ein Thronstreit aus, der erst im Jahre 1413 mit der Thronbesteigung Mohammeds 1. (1413 —1421) 1 .Janez Parapat: Turški boji v XV. in XVI. veku s posebnim ozirom na Slovence, v Letopisu «Matice Slovenske« za leto 1871, na 8 str.- — Aug. Dimitz: Geschichte Krains, I. Bd., Laibach 1874, S. 250. Da Graf Hermann von Cilli damals die VViirde eines Landeshauptmannes von Krain bekleidete (Georg Kozina: Die Landeshauptleute von Krain, Laibach 1864, S. 13), ist die Annahme Parapats und Dimitz’, dass in der Scblacht bei Nicopolis aucli Krainer mit- gekampft liaben, aus naheliegenden Griinden wohl glaubvviirdig. 2 llwof, Mitth. d. h. V. f. Steiermark, IX. Bd., S. 185 —187. 3 Ilwof, o. c. 195. Diesen ersten Einfall der Tiirken nach Innerbsterreich bezeugt uns zwar ein einziger Gewahrsmann, namlich der oberwahnt.e Schiltberger, allein die Glaubwiirdig- keit, seiner Erzahlung ist nicht, zu bezweifeln. Vergleiche hieriiber Ilvvof, o. c. S. 194, und Parapat, S. 9 — 10. Audi Hammer, I. 245, und Zinkeisen, I. 315, folgen in der Schilderung dieses ersten Einfalles der Osmanen in Steiermark der Erzahlung Schiltbergers. 1 * 4 beendet wurde. In dieser herrenlosen Zeit zwiscben den Jahren 1402 und 1413 suchten sicli die Befeblshaber tiirkischer Heerliaufen an der Nordvcest- grenze des Reiehes durch Pliinderungsziige in die angrenzenden cbristlichen Lander zu entschadigen; denn solche auf eigene Faust unternommene Raub- ziige lagen ja im alten System osmaniscber Kriegfuhrung. «Vereinzelte Heer- haufen fielen in das unvertheidigte Land ein, brannten Stadte und Dorfer nieder und schleppten die wehrlose Bevolkerung mit Hab und Gut mit sicli fort in die Sclaveroi.> 1 Wohl lag zwischen Krain und der Ttirkei das noch unbesiegte Bosnien und Kroatien, allein diese Lander waren zu macbtlos und zu wenig widerstandsfahig, um die Raubscharen der Tilrken von iliren Grenzen abzuwebren oder ihnen beim Durehzuge den Weg zu verlegen, und so iiber- fluteten in den nachsten Jahren starke Abtheilungen tiirkischer Renner und Brenner die ruhigen, auf keinen Uberfall gefassten Gaue Kroatiens und Krains. Und eine solcbe Raubhorde mag es gevvesen sein, welclie am 9. October 1408 Mottling und Tschernembl iiberfallen, die Umgebung dieser beiden Orte in der Windisclien Mark grausam verwiistet und zablreiche Christen theils nieder- gesabelt, theils gefangen mit sich gefuhrt hat. 2 3 Es ist dies der erste von Valvasor iiberlieferte Einfall der Tiirken in Krain. In neuerer Zeit hat diese IJberlieferung Valvasors einen untriiglicben Gewahrsmann gefunden. In einem zu Kiinigsberg im Archive des Deutschen Ritterordens befindlichen Schreiben, welches «von allen gebietigern der Ballie zu Osterreich» an den Hochmeister des Ordens gesandt wurde, heifit es namlich: «Das hus in der Metlig und die Pfarre zu Tschernombl sind von den Turken furheret, also das derselbe komptur einer hillfe pegeret von der Ballie, ob Im die nicht gevallen mag, so mag er sich daselbes nicht petragen.»Man karm diese Stelle, ohne der- selben Gewalt anthun zu miissen, offenbar auf den ersten Tiirkeneinfall vom Jahre 1408 beziehen. III. Der zweite Einfall der Turken in Krain (1425 oder 1429). Im Jahre 1418 soli en die Tiirken in die Steiermark eingefallen und vom Herzog Ernst dem Eisernen bei Radkersburg vollstiindig besiegt worden sein; allein ich iibergehe diesen fraglichen oder wenigstens nicht in der vonMegiser, 4 Valvasor 5 und andern altern Chronisten erziihlten Weise stattgefundenen Tiirken¬ einfall, obwohl sich an dessen siegreicher Abwehr auch krainische Ritter be- theiligt haben sollen, da uns derselbe nicht geniigend verbtirgt erscheint. Uwof, 1 Zinkeisen, I. 315. 2 Valvasor: Die Ehre des Herzogthums Krain, XI. 389 und XV. 329. 3 Notizenblatt der Wiener Akademie der Wissenschaften 1855, S. 104, und Kozina: Zur Gescliichte des Deutschen Ritterordens in Krain, Mitth. d. h. V. f. Krain, 1863 S. 35. 4 Megiser: Annales Carinthiae, Leipzig 1612, II. 1082 —1085. 5 Valvasor, XV. 330 — 331. 5 der dieten Einfall sehr ausfuhrlich bespricht, gelangt \venigstens nach einer griindlichen Priifung der Quellen zur Uberzeugung, dass derselbe wahrschein- lich nicht stattgefunden bat . 1 Allein auch tiber den zvueiten Einfall der Tiirken in Krain tlieflen die Quellen sehr sparlich. Denselben iiberliefert uns nur der kroatische Minorit Johann Tomašič, der in seiner Chronik erzahlt, dass im Jahre 1425 die Tiirken iiber Bosnien und Kroatien nach Krain nnd Karaten eingefallen, «usque ad aquas gradatas, que vulgo ,bile vode' dicuntur» vorgedrungen sind und vi el e gefangene Christen mit sich fortgeschleppt haben. 2 Es ist jedenfalls auffallend und zur Vorsicht mahnend, dass der sonst so redselige Valvasor, obwohl er iibrigens die aus der Mitte des XVI. Jahrhunderts stammende Cbronik des Johann Tomašič an andern Stellen beniitzt hat, diesen Einfall gar nicht erwahnt. Da sich iiberdies Tomašič insbesondere bezuglich der Jahreszahlen, wio wir noch sehen werden, als ein nicht ganz verlasslicher Berichterstatter cnveist, milssen wir, wenn wir auch zugeben, dass der Einfall thatsachlich stattgefunden hat, doch den Zeitpunkt desselben in Zweifel ziehen. Dagegen schildern filtere Chronisten 3 sehr ausfuhrlich den Einfall vom Jahre 1431. Mehr als achttausend «ertzverwigte Raub- und Mord-Vogel» sollen in Kroatien eingebrochen sein, den Grenzfluss Kulpa iiberschritten und Mott- ling «mit grosser F uri» angefallen haben. Da die Stadt nur aus Holz erbaut war, wurde sie bald erobert. Sengend und pliindernd und alle Kirchen nieder- brennend sollen die Feinde bis Rudolfswert gekommen sein. Daselbst von Ulrich Schenk von Osterwitz, dem Landeshauptmanne von Krain, und vom Grafen Stephan von Monfort, dem Landeshauptmanne von Karaten, mit vier- tausend Mann angegriffen, wurden die Tiirken vollkommen besiegt. Die Halfte des feindlichen Heeres soli dem Schwerte der tapferen Krainer und Karntner erlegen sein. Allein dieser Einfall komite im genannten Jahre 1431 nicht stattgefunden haben; denn Ulrich Schenk von Ostenvitz wird uns vvohl am 24. October 1429 noch als Landeshauptmann von Krain genannt, schon am 17. Marž 1430 aber erscheint sein Sohn Jobst in den Urkunden «nach dem Tode seines Vaters» als krainischer Landeshauptmann . 4 Mithin konnte Ulrich Schenk von Oster- witz nicht im Jahre 1431 die Tiirken bei Rudolfswert besiegt haben. Ein Graf Stephan von Montfort kommt aber als Landeshauptmann von Karaten tiberhaupt nicht vor, und z\vischen den Jahren 1412—1444 bekleidete diese 1 Ilvvof, Mitth. 4. h. V. f. Steiermark, IX. 196 — 205 nnd X. 212, Anm. Zu demselben Ergebnisse gelangt auch Krones: Handbuch d. Gesch. Osterreichs, Berlin 1877, II. 271 u. 272. 2 Joannes Tomasich: Chronicon breve regni Croatiae im Arkiv za povjestnicu jugo- slavensku, IX., Agram 1868, S. 16. 3 Megiser: Annales Carinthiae, II. 1097, und nach ihm Valvasor, XV. 331—333. 4 Kozina: Die Landeshauptleute von Krain, S. 15. 6 Wiirde Konrad von Kraig . 1 2 3 Uberdics hat schon Francisci, der Mitarbeiter Valvasors, bemerkt, dasš in der Angabe des Jahres 1431 cin Irrtkum obivaltet" und dass der Einfall nicht in das Jahr 1431, sondern in das Jalir 1429 zu setzen sei. Auch Valvasor selbst feiert an einer andern Stelle 4 den Landes- hauptmann Ulrich Schenk von Ostenvitz als den Sieger liber die Tiirken bci Rudolfsvvert, obwohl er einige Zeilen tiefer angibt, dass dieser Landeshaupt- mann im Jahre 1429 gestorben sei. Halten wir nun die Angaben des Minoriten Tomasi« gegen jene Megisers und Valvasors, so werden wir sagen mtissen: Fin Einfall der Tiirken in Krain hat wirklieli stattgefunden, denn wir konnen doch nicht annehmen, dass zwei so weit voneinander lebende Chronisten ivie Tomašič und Megiser denselben - erdichtet hatten; allein wir sind auBorstandc, die genaue Jahreszahl anzugeben, wann dieser zweite Einfall erfolgt ist. Es kann dies im Jahre 1425 oder im Jahre 1429, jedenfalls aber im Laufe des dritten Jahrzehents des XV. Jahr- hunderts geschehen sein. Es eriibrigt uns nur noch festzustellen, was wir unter « aquac gradatae» oder «bile vode» zu verstehen haben. Nach Czoernig 4 ist «aquae gradatae» nur eine generische Bežeichnung, die allenthalben in Amvendung kommen konnte (und haufig auch kam), wo Stufen zu der Marine oder zu einem Canale hinabfuhrten. Kun ist es aber hochst wahrscheinlich, dass im Osten der Stadt Aquileia zur Forderung des Handels mit den benachbarten Alpenvolkern eine W arenniederlage an einem Seecanale vorhanden gewesen sei, die deshalb leicht den Namen «aquae gradatae » erhalten haben konnte. Diesen Seecanal versetzt Czoernig in die Nahe des zwischen Monfalcone und Aquileia liegenden Dorfes S. Canziano; denselben hat sich der Jsonzo nacli 585 zu semeni Bette gewahlt. 5 * Dass wir aber unter «bile vodo» wirklich den Isonzo zu verstehen haben, dafiir liefert uns einen schlagenden Beweis das Schreiben, welches der erstc Feldhauptmann der Militargrenze Niklas Salm im Jahre 1522 an den Landes- hauptmann vonKarnten VeitWelser gerichtet hat. Salm sagt in demselben, man babe erfahren, «dass der Wascha numals zwelfftausent zu Ross starckli und entlich willens sein solle, auf den Carst und iiber das ,wayss wasser ( , das uns angezaigt wirdet, die Jsnitz 11 genandt sey, zuziehen». 7 * Hier wird demnach der Fluss Isonzo geradezu «WeiDes Wasser» — «bela voda» — genannt. Diesen 1 H. Hermann: Handbuch der Gescli. des Herzogthums K;irnten, Klagenfurt 1843, I. Bd., Tabelle auf S. 300 und 301. 2 Valvasor, XV. 333, Aum. 3 Valvasor, IX. 19. 4 Czoernig: Das Land Gorz und Gradišča, Wien 1873, S. 192, Anm. 2. 6 Czoernig, o. c. 118, 119. Vergleiche daruber auch Coronini: Aquileias Patriarchengraber, Wien 18(37, S. 36, aus dem Czoernig zum Theil seine Bemerkung geschopft hat. G f s nit z ist der deutsche Name fiir Isonzo; Kandler: Codice diplomatico istrianoad ann. 1478. 7 Rutar: «Soea — bela reka* im Feuilleton der Gorzer «Soea», 1876 Nr. 49. — M. Sila: Trst in okolica, 81. 7 Namen konnten die meist aus m oh ain m c da n i s e h e n Siidslavon bcstehenden tiir- C/ kischen Raubscharen dem Isonzo ganz leicht gegeben"naben, da er der erste bedeutende Fluss war, den sie auf ihrem Zuge von Bosnien aus traten. Allein wir haben noch einen andern Beleg dafiir. Eine slovenische Volkssage erzahlt, dass (im Jahre 1478) im engcn Isonzothale beim jetzigen «Turški križ» zwischen Ročinj und Dolenja Sela cine Tiirkenschar dureh Eelsen und Steine, welche die Christen liber die stcilen Thahvande hinuntervvarfen, in den Fluss gedrangt und vollstandig vernichtet wurde. Nur ihr Anfiihrer rettetc sieli und schwur: «Pri tem znamenji prisegam, da ne bodemo ne jaz ne moji nasledniki nič več hodili, koder ,bela voda ' teče in kjer tako gore v nebo kipe.* 1 Diesel’ Tiirken- einfall wird sieli daher bis zum untern Isonzo erstreckt haben. Nach dem Einfalle vom Jahre 1425 oder 1429 blieb Krain dureh mehr als ein Menschenalter von den osmanischen Gasten verschont, ohne sieli jedoch eines allgemeinen Friedens zu erfreuen. Ernst der Eiserne, der Herrscher von Steiermark, Karaten und Krain, ist am 10. Juni 1424 gestorben und hat auficr zwei Tochtern die drei Soline Friedrich, Albrecht und Ernst hinterlassen, von denen der letztere berefts im Jahre 1432 seinem Vater im Tode nachfolgte. Kaum mundig gcworden, ver- wickelte sich der bediichtigere und sparsamere, aber auch kleinlichere Friedrich in einen argen Zwist mit seinem eitlen, verschwenderischen und zu kiihnem und voreiligem Handeln geneigten Bruder Albrecht, der sich in seinem Erb- theile verkiirzt glaubte und daher mit dem Grafen Ulrich von Cilli zur Bekampfung Friedrichs sich verband. Und als ob dieser blutigen Fehde noch nicht genug ware, gerieth Friedrich, indessen deutscher Kaiser gewoi’den, in argo Venvicklungen mit Biihmen und namentlich mit Ungarn, anfangs um die Regentschaft in diesen Landern, dann um die Erbschaft des Ladislaus Postumus. Uberdies wurde Kaiser Friedrich lil. von den nach dem Tode des letzten Cilliers Ulrich (f 9. Nov. 1456) um dessen Erbschaft in Innerosterreich ausgebrochenen Unruhen und kriegerischen Unternehmungen vielfach in An- sjjruch genommen. Alle diese Kriegsjahre lašteten schwer auf Krain, und namentlich die verheerenden Ziige des Cillier Feldhauptmannes Johann Vitovec lieCen die Krainer zu keiner Ruhe gelangen. Ebenso waren krainische Ritter sowohl am Entsatze von Wiener-Neustadt (1452) als auch an jenom von Cilli (1457) und Wien (1462), als Kaiser Friedrich III. von seinen Feinden eingeschlosson und belagert wurde, in hervorragender VVeisc betheiligt geivesen.' 2 3 4 Und \vahrend Ulrich von Cilli und Herzog Albrecht Laibach berannen (1442); 3 wahrend die Ungarn Krain pliinderten und verheerten (1446); 4 vvahrend Vitovec Bischof- 1 Rutar, 1. c. 2 Dimit/, I. 271, 273, 275, 277. 3 Dimitz, L 267. 4 Dimitz, I. 270. 8 lack verbrannte, Krainburg bezwang und Radmannsdorf einascherte (1457); 1 wahrend die Krainer, im eigenen Lande vom Kriege heimgesucht, ibrer Pflicht als treue Unterthanen nachkamen und auch aufierhalb ihrer Heimat in Steiermark und Niederosterreich fiir ihren geliebten Herrscher stritten und litten, erhob sicb im fcrnen Sildosten von neuem drohend die Tiirkenmaclit und riickte verderbenbringend immer naher lieran. Nur die strengste Einheit der beiden obersten Gewalten, in dem engen Zusammenhange aller Stande, ware imstande gewesen, der liereinbrechenden asiatischen Barbarei eine feste Sckutzwehr entgegenzusetzen. Statt dessen hatten die Hussitenkriege, die Schvrachung des Erzkauses Habsburg durch die Tage von Kostnitz, die Unmiindigkeit des Konigs Ladislaus, Ulrichs von Cilli, des Eizinger und Baumkircher Umtriebe und Aufstande den Tilrken herrlich vorgearbeitet. Es war nur nock eine morsche Wand, die man dieser Sturmflut entgegensetzen konntc! 2 Auf Mohammed I. (1413 — 1421) war namlich dessen Solin Murad II. (1421 — 1451) in der Regierung gefolgt. Die Belagerung von Constantinopel (1422) und der Friede mit Kaiser Johannes (1424), der aufier der Haupt- stadt, ilires Weiehbildes und einiger Kiistenschlosser sonst alle Besitzungen verlor; haufige Streifziige naeli der Walachei, nach Serbien und Albanien, um deren Bewohner im Gehorsam zu erhalten; die Einnahme von Salonichi (1430) und der darauf folgende Friede mit Venedig; die siegreiclic Schlacht bei Varna gegen Wladislaus I. von Ungarn (1444) und die Besiegung Johann Hunjadis auf dem Amselfelde (1448) bezeichnen die Hauptthaten seiner Regierung. Dieselben nahmen ihn so sehr in Anspruch, dass sich die im Nordvvesten gelegenen etwas entfernteren Nachbarlander verhaltnismafiig einer ziemlichen Rulie seitens der Tilrken erfreuen konnten. Sein staatskluger und tapferer Nachfolger Mohammed II. (1451—1481) ricktete sein Augenmerk vor allem auf Constantinopel, welckes am 29. Mai 1453 seinen Angriffen erlag. Jetzt crst wurden die Fiirsten des Abendlandes der grofien Gefahr, die ikncn von den Osmanen drohte, gewahr, und angeregt von dem thatkraftigen Aeneas Svlvius, dem Gekeiinsckreiber Friedricks III., entstand die Idee eines allgemcinen Kreuzzuges gegen die Tilrken, die von den Piipsten Nicolaus V. (1449 — 1455) und Calixtus IH. (1455 — 1458) lebkaft ge- fordert wurde. Diese Idee fand auf dem von Aeneas Svlvius als Papst Pius II. (1458—1464) im Jahre 1459 nack Mantua berufenen Concil einen lebhaften Ausdruck . 3 Dasselbe hatte jedoch zur grofien Betriibnis des energischen Papstes nickt den envarteten Erfolg, und die sckone Idee scheiterte air der Uneinig- keit und Tkeilnahmslosigkeit der Fiirsten und an dem im Jakre 1464 erfolgten 1 Dimitz, I. 274. — Parapat o. c. 25, 26. 2 Hermann: Handbuch der Gesehiclite des HerzOgthums Karnten, Klagenfurt 1843, I. Bd., S. 190. 3 Zinkeisen, II. 266 u. ff. 9 Tode des Papstes Pius II. Und so konnte sich die Turkenmacht trotz der Niederlage Mohammeds II. vor Bolgrad (1456) und trotz der heldenmiithigen Kampfe Skanderbegs von Albanien (zwischen 1458 und 1464) von nun an energischer gegen die noeh ununterworfenen Grenzlander- wenden. Der Pelo- ponnes wurdo erobert (1458), Serbien zur tiirkischen Provinz gemacbt (1459), Losbos einverleibt (1462), dem Kaiserthum Trapezunt ein Ende bereitet (1461), Bosnien (1463), Albanien und die Hercegovina (1466) wurden in tiirkische Sandšehake venvandelt, und wie «Hannibal ante portas» stand der gewaltige Eroberer Mohammed II. an den Grenzen Ungarns und Innerosterreichs. Die drohende Gefahr war um so grofier, als Friedrich III. in den Kriegen mit Mathias Corvinus und in seinem Trachten nacli der Erwerbung der Krone Bohmens, wie in dem Kampfe mit seinem Bruder Albrecht, seine Krafte zersplitterte und auf eine Abvvehr der Ttirken von Innerosterreich nicht gehorig bedacht war. Dennoch liefi er auch in dieser unruhigen, kritischen Zeit, obwohl von weit ausscliauenden Unternehmungen zur Enveiterung seiner Maclit vollauf in Anspruch genommen, Krain nicht ganz aus den Augen. Nachdem schon im Jahre 1416 Herzog Ernst der Eiserne den Befehl zur Wehrhaftmachung und Verpflegung Laibachs gegeben hatte und infolge dessen die Stadt durch Einbeziehung der Deutschen Ritterordens - Commenda, des Neucn Marktes und der Herren- und Judengasse in die Befestigungsmauer um die Halfte vergrofiert worden war, 1 erliefl der Kaiser Friedrich HI. am 2. Mai 1447 von Marburg aus an alle um Laibach Gesessenen die Aufforderung, die Stadt zur Wehr herrichten zu helfen, damit sie mit ihrem Leben und 1 J. Vrhovec: Die Hauptstadt Laibach, Laibach 1886, S. 9 u. ff. — Das vorernestinische Laibach umfasste nur das heutige St. Jakobsviertel mit zwei Stadtthoren, dem «untern» Thor («Karlstadter» Thor, «Pisana vrata») an der Ausmundung der Floriansgasse, und dem «obern» Thor an der Stelle, wo sich jetzt zwischen den Hausern Nr. 1 und 2 am Alten Markt (Haus des Herrn Detter) der engste Durchgang befindet. Der neue Mauerzug des Jahres 1416 begann bei der jetzigen, damals noch nicht vorhandenen St. Jakobsbrticke, an der Ecke des spater Baron Zois’schen Hauses, lief dann in gerader Linie langs des Zois’schen (jetzt Dr. Suppanz- schen) Gartens bis zum Punkte, vvo die jetzige ZoisstraI3e in die Aemonastrafie einmiindet, bog da im rechten Winkel gegen den Deutschen Platz um und lief an demselben voriiber bis zur Nordwestecke der jetzigen landschaftlichen Burg. Bei der Deutschen Ritterordens - Kirche (vor dem Hause zum «Nr. Eins») wurde in diesen Mauerzug das dritte Stadtthor («das deutsche Thor») gebrochen. An der Ecke der Burg bog die neue Mauer im rechten Winkel um und lief hinunter zum Flusse. Am Eingange der Herrengasse in der unmittelbaren Nahe der Burg wurde das vierte Stadtthor — «das Vicedomthor» — angebracht. Die Befestigungsarbeiten unter Friedrich III. bezogen sich anfangs nur auf die Aus- besserung der seit Ernst dem Eisernen bestehenden Walle, Thiirme und Mauern. Die -Spitals- gasse, der Rathhausplatz und der Valvasorplatz wurden erst spater, am Ende des XV. und zu Beginn des XVI. Jahrhunderts, in die Stadtbefestigung einbezogen. «Das Spitalthor» am Eingange der Spitalsgasse wurde im Jahre 1489 errichtet, «das Klosterthor» (zwischen dem jetzigen Gymnasium und dem Fabiani’schen Hause), erst «hundert und etliche Jahre» vor Valvasor erbaut und der Schlossberg erst in den Jahren 1543, 1579 und 1580 befestigt. 10 ibrer Habe Zuflucht dahin hatten. 1 2 3 Denselben Befehl wiederholt ei’ an die Bewohner dcr Umgebung Laibachs aus Neustadt um 8. Juli 1463;" ebenso trifft er am 18. August 1451 Anstalten zur Befestigung der Stadt Stein* Am 9. December 1464 *erweist er dem Richter, dem Ratli und den Biirgern in der Mettling die Gnade, dass sie vier Jahre d. d. des Briefs die jahrlich ihm zu reichenden Nutzen und Renten nun zur Hiilfte zu geben haben, von der andern sollon sie. eincn gemauerten Zwinger um ihre Stadt fiihren und bauen zu besserer Bevvahrung derselben. 4 Der papstliche Nun ti us ermachtigte im Jahre 1464 den ersten Biscbof von Laibach, Sigismund Lamberg, 5 * eine Tiirkensteuer einzu- heben und aus deren Erlose geeignete Vorkehrungen gegen den Erbfeind zu treffen, 1 ’ und der Kaiser gebot am 20. August 1467 von Neustadt aus einen funfjahrigen allgemeinen Landfrieden in den innerosterreichischen Landen. Des- gleichen forderte der Kaiser im Jahre 1468 die Bevolkerung auf zu beten und zu wallfahrten, damit Gott die vom Erbfeind drohende Gefahr abwende, 7 und auf sein Ersuchen erlieB der Rapst Paul II. am 2. Mai 1469 einen Ablass fiir alle jene, die in der Windischen Mark zum Schutze dcr Grafschaft Mottling gegen die Tiirken im Kampfe stehcn. 8 9 Aber auch die Landstande rilhrten sich. Auf dem am 17. Octobar 1462 zu Leibnitz gegen den Willen des Kaisers zusammengetretenen Landtage der drči innerosterreichischen Lande wurden energisclie MaOregeln zur Verthei- digung Innerosterreichs getroffen.” Allein alle diese Vorkehrungen gegen den Erbfeind enviesen sich bei dem Mangel einer strammen Organisierung der Vertheidigungskrafte und bei dem zerfahrenen Zustande aller Verhaltnisse in Innerosterreich zu schwach, zu unbedeutend, wic wir gleich aus den trau- rigen Ereignissen des Jahres 1469 deutlieh ersehen vverden. 1 Dr. V. F. Klun: Diplomatarium Carniolicum, Laibach 1855, S. 30, 31. («Als Ir wol verniemet das die leuff so gestalt sein, dardurch notturfft ist, die Štet vunnd Geschlossen mit weer zu richten.*) — Dimitz, I. 270, hat «an alle in (statt um) Laibach Gesessene», was, wie man schon aus dem Zusammenhange ersieht, unrichtig ist. 2 Parapat, o. c. 31. 3 Lichnowsky: Gesch. d. Hauses Habsburg, Vlil., S. DXVIII, Reg.-Nr. 1567 b. 4 Ernst Birk: Urkundenausziige im Arcli. f. K. ost. Geschichtsqu., X. 418, Reg.-Nr. 791. •’ Dimitz, I. 279, nennt ihn, wohl infolge eines lapsus calami, Sigismund Rauber. fi Parapat, o. c. 31, nach Archivalien des Laib. Domcapitels. 7 Ankershofen im Archiv des hist. Vereines fur Karnten, III. 25, nach den Annalen des Stiftes St. Paul. 8 Citat bei Muehar: Gesch. d. Herzogthums Steiermark, Vlil. 60, Anin. 3, aus dem k. k. G.-Arch.: «Cum Turchi fere usque ad comitatum Medlicen Marchiae Slavonicae suos conatus extend6rint, et hostiles per dictum comitatum incursus facere et comitatum subiger(e) continuo machinentur! » Schon Parapat, 31, bemerkte, dass man auf Grund dieser Angabe annehmen konnte, dass Mottling auch in den letzten vierzig Jahren von dem Erbfeinde nicht ganz ver- scliont blieb, obvvohl uns die Quellen von keinen Einfallen berichten. 9 Das Detail bei Krones: Regesten und Auszuge zur Geschichte des Landtagsvvesens in Steiermark, in den Beitragen zur Kunde steiermarkischer Geschichts^uellen. Graz 1865,11. 86 89. 11 IV. Der dritte und vierte Einfall der Turken in Krain (1469). Der achtzigjahrige Pascha Weili-Beg' hatte in seiner Krankheit das Endc seines Lebens durch cinen Einfall in Krain zu heiligen gclobt. Von Bosnien aufbrechend, dr ang «dieser Bose"wigt nnd altcr Tcufel» liber die Unna und Kulpa und lagerte sich in den Pfingstfeiertagen mit 10.000 tiirki- schen Rennern vor Mottling, wo er cine ganze Woche verblieb. 4 Die Gegend Avurde von ilmen verheert und ausgepliindert, die Stadt selbst ganzlich zer- stort, desglcichen das Klostcr des seit 1312 aufgehobenen Tempelordens «Pri treh farah», vrelches die im Jahre 1453 aus Bosnien entflohenen Francis- canermonche innehatten, eingeaschert. Diesclben iibersiedelten infolge dessen naeh Rudolfswert und erbauten daselbst das noch jetzt bestehende KI oster. 1 Die Bevolkerung zog sich in das feste Schloss des Mottlinger Feldhaupt- mannes Andreas Hohenwarter zuriick, um welches herum infolge dessen die noch jetzt bestehende neue Stadt Mottling entstand. Dieser hatte viel zu schaffen, um alle Fliichtlinge aufzunehmen und zu verpflegen. 4 Vor Mottling tlieilto sich der Feind in drei Abtheilungen. 5 1 Nach Hammer, II. 561, Anm. zur S. 133, diirfte derselbe IVeis geheifien haben. * Unrest, S. 562. Valvasor, XV. 369. — Die Hauptquelle fiir diesen und alle bis zum Tode Friedrichs III. erfolgten Einfalle der Tiirken in Krain ist das Chronicon Austriacum des Jacob Unrest bei D. S. Frid. Habn: Collectio monumentorum veterurn et recentium ineditorum, Tomus I., Brunsvigae 1724, p. 567 — 803. Jakob Unrest, zwischen 1420 und 1430 wahr- scheinlich in Karaten geboren, Chorlierr y.u Gurnitz und Pfarrer an der slovenischen Pfarre St. Martin am Techelsberge (Tbolica) unweit von Portschacb am See, ein Zeitgenosse des Kaisers Friedrich III., verfasste eine karntnische, eine bsterreichische und das Bruclistuck einer unga- rischen Chronik; letztere ist als der alteste Versucli einer deutsch geschriebenen Prosachronik Ungarns zu bezeichnen. Die Verfassung der osterreichischen Chronik fallt in die Zeit 1470 bis 1500; ihr IIauptzweck ist, die Herrschertage Friedrichs III. geschichtlich darzustellen. Sie reicht bis 1499. Unrest schildert in derselben als lebensreifer Mann und vvohlunterrichtet^r Zeitgenosse mit prunklosen Worten und biederem Sinn fiir geschichtliche Walirheit nach bestem Wissen und Konnen seine ebenso unruhige wie elende Zeit. Obgleich ein treuer Anhanger seines Kaisers und seiner Kirche, versch\veigt er seine Ansichten nicht, wenn von geistlicher oder weltlicher Seite etwas davon Abweichendes geschah, und oft schiittelt er unwillig iiber die Saumseligkeit des Kaisers, iiber das vveltliche Treiben der Biscliofe von Salzburg und liber die Parteilichkeit des geistlichen Oberhirten seinen Kopf. Auf die Judenschaft und auf die Bohmen ist er iiberhaupt selir schlecht zu sprechen. Sein Tod fallt in das Ja lir 1500. (Hermann: Hand- buch der Geschichte Karntens, I. 504 — 507; Krones: Die osterreichische Chronik Jakob Unrests im Arch. f. K. d. G.-Qu., XXXXVIII. 421—530, und iiber das Jiruchstiick der ung. Chron. in d. Mitth. d. liist. f. o. G. F., I. 347 — 372; ferner Carinthia, 1880, 316). Der Name Unrest bat einen slavischen Klang und ist mit nresti und nresu, Eber, zusammenzustellen. Cf. Miklosich, Etym. Wb., 213, s. v. ners. 3 P. Rafael Klemenčič: Chronologische Darstellung der wichtigera, die Stadt Rudolfswert betreffenden Daten etc. im Programm des dortigen k. k. Obergymnasiums, 1868 S. 5 und 6. 4 Ilwof, Mitth. d. h. V. f. Steiermark, X. 215. 5 Valvasor, XV. 369. 12 Mit dem einen Corps blieb Weih-Beg zn Weinitz an der Kulpa, um den Riiekweg offeu zu halten. Von den beiden andern Scharen schlug die eine den Weg westlicb gegen den Markt Gottschee ein, welcher sammt den umliegenden Dorfern in Flammen aufgieng, 1 2 3 und riickte hierauf sengend und jilundemd in das Reifnitzer Thal liiiiauf, stieg bei Igg in die Laibacher Ebene hinab, verheerte Matenja am Rande des Laibacher Moores, St. Marein und Hbfleinj erschien vor Laibach und ascherte die damals auflerhalb der Stadtmauern gelegene Domkirche ein. :i Die zweite der von Mottling ausziehenden feindliehen Scharen erschien am 30. Juni vor Sichelburg, zog von dort nach Landstrafi, schlug bei St. Barthelmd im Felde ihr Lager auf, plitnderte am darauf folgenden Sonn- tage Gutenwert (Dobrava), den altesten Markt Krains, und schickte den «Sack- mann» 4 in das IVaso/t . 5 1 Gottschee wurde 1471 wieder aufgebaut und vom Kaiser Friedrich IV. zur Stadt er- hoben. Dimitz, I. 310. 2 Ich bin aufierstande anzugeben, vvelches «Dorf» (denn so nennt es Valvasor, XV. 369, ausdriicklich) unter diesem Hoflein zu verstehen sei. Die an der Ausmiindung des Kanker- thales gelegene Ortschaft dieses Namens ist wohl zu entfernt. Ist es vielleicht Hoflern (Dvorska Vas) bei GroDlaschizh, an dem ja die Feinde voriiberziehen mussten? 3 Catalogus cleri dioecesis Labacensis pro 1890, p. 199, not. a (Cathedralis) anno 1469 a Turcis devastata. Doch ist diese Angabe zu bezvveifeln, denn De Rubeis (Mon. eccl. Aquil., Appendix p. 59) schreibt ad annum 1469 ausdriicklich: Et nota, quod (Thurci) fuerunt prope Lubiglianam per Milliaria tria. Nach einer annalistischen Notiz (Ms. im Archiv des Grazer Joanneums 3629, Nr. 42) haben die Tiirken am 4 . Juni «circa Leubacum» und am darauf folgenden Tage im Sannthale gepliindert. Krones: Beitrage etc., VII. 35. 4 Die bosnischen Raubhorden werden bei den Chronisten gewohnlich «Renner und Brenner» oder noch bfter «Sackmann» oder «Sackleute» genannt, so vom Strafiburger Kaplan Johannes Turs bei Megiser (Annales Carinthiae, II. 1195), von Valvasor und insbesondere an vielen Stellen bei Unrest. Hammer (II. 134) sagt: «Der Kaplan nennt sie Sackleuie oder Sack- mannen, sei es, weil sie alles in Sack steckten oder dass dies nur eine Verstiimmelung von Segban oder das italienische Sackemani von sacchegicire .» Dagegen sagt Ilwof (X. 228, Anm. 1): Das Wort ist das mhd. sackman, der Trossknecht, Rauber, Pliinderer, der fremde Sachen wie ein Trossknecht einpackt. Sackmann machen, auslassen, so viel wie rauben, pliindern, Schmeller, Bair. Wb., 2. Aufl., II. 220. — Krones hingegen ubersetzt diesen Ausdruck mit Beutemacher und leitet es vom magyarisch-tiirkischen Zsakmany = Beute ab. (Beitrage zurKunde steiermarkischer Geschichts- quellen, VII. 33. Kleine Beitrage zur mittelalterl. Quellenkunde in d. Mitth. des Inst. f. oster- reichische Geschichtsforschung, VII. 262, Anm. 12.) — Das auBere Aussehen der Feinde wird uns folgendermaBen geschildert: Sie ritten leichte Rosse bosnischen und arabischen Schlages, gewohnt Klippen zu iibersteigen und Risse zu uberspringen. ReiDende Strome, wie die Drau und die Save, durclischwammen sie in dichten Scharen, durch diese war die Gewalt der Stromung gebrochen, und sie kamen wie gekuppelte Hunde dariiber. Die Reiter fuhrten krumme Sabel, Tartschen, ivenige Schiefigewehre, meistens nur Bogen und Pfeile, welche letztere sie, mit Schwefelfaden umwunden, befeuerten und in die brennbaren Wohnungen und Kirchen- dacher schossen. Noch haben sich in neuester Zeit bei Ausbesserungen von Kirchenbedachungen mit Steinplatten solclie tiirkische Pfeile gefunden. (Hermann, Handbuch d.Gescb. Karntens, I. 194.) 5 Was mag dieses «Wasolt» bedeuten, und wenn es eine Ortschaft ist, wo mag sie gelegen sein? 13 Die krainisclien Stande riisteten sich zur Gegenwehr, jedes Hans musste einen Mann stellen, und binnen neun Tagen sollen sich 20.000 Mann ver- sammelt haben. Docb bevor es zum Kampfe kam, wichen die Erbfeinde, nacbdem sie liber die ganze Windische Mark bitteres Elend gebracht hatten, wie es scbeint, auf zwei Wegen zuruck. Diejenigen, welcbe mn Landstrafi und St. Barthelma hermn geraubt und gesengt hatten, wendeten sich gegen Samobor, verbrannten auf dem Wege nocb aelit Dbrfer und fiihrten, am 4. Juli aufbrechend, eine reiche Beute mit sich nach Bosnien. 1 2 3 Die Mottlinger Riiuber zogen sich, mit Beute reicli beladen und zahl- reiche gefangene Cbristen mitschleppend, iiber die Kulpa zuruck. Dieselbe war so stark angescliwollen, dass sie ihre Beute nicht liber den Fluss bringen konnten. Desbalb warteten sie daselbst eine volle Woche, dass sich das Wasser verlaufe, und todteten 1000 gefangene Cbristen, da es ihnen zu beschwerlich fiel, dieselben mitzuschleppen." Dass sich die Tlirken nicht besonders beeilten, nach Bosnien zurtickzukehren, sowie dass die Christen so vollstandig ent- muthigt waren, dass sie sich nicht wagten, die an der Kulpa rastenden Feinde anzufallen und ihnen die Kriegsbeute abzujagen, ersielit man auch aus einer Stelle im Schreiben an den Cardinal von Pavia, die Zinkeisen anfiihrt.” Wir haben dalier vollen Grumi, die Angabe Valvasors liber das in neun Tagen 4 zu- stande gekommene Landaufgebot von 20.000 Mann zu bezweifeln, insbesondere, da er unter den Anftihrern desselben auch den Landeshauptmann Andreas Hohenwarter anfiihrt, wahrend thatsachlich diese Wtirde damals Sigmund von Sebriach bekleidete. Andreas Hohenwarter war nur Feldhauptmann in Mottling. 5 6 Im g-anzen verweilten die Tlirken bei diesem Einfalle volle 14 Tage in Krain; in der Windischen Mark werden sie nocli langer geweilt haben.” Gegen den einbrechenden Winter des Jahres 1469 erschienen, wie Diugoss berichtet, 7 die osmanischen Gliste, ohne dass ihnen die Kroaten oder Kbnig Mathias Corvinus den Durchzug verwehrt hatten, noch einmal in starken Scharen in Ungarn, Slavonien und Steiermark und vervvuisteten die Umgebung um Cilli. Wahrscheinlich machten sie bei dieser Gelegenheit auch einen Ein- fall — den vierten — nach Krain, indem sie Gurkfeld und desscn Umgebung 1 Die Daten dieses Einfalles und Ruckzuges schopfe icli aus einer handschriftlichen Notiz, die P. v. Radics auf dem Riickdeckel (Innenseite) des Einbandes der Handschrift «Landrechtbuch» in der fiirstl. Auersperg’schen Bibliothek in Laibach gefunden und in den Mitth. d. h. V. f. Krain, 1862 S. 96, veroffentlicht bat. 2 Unrest, 562. 3 Zinkeisen, II. 363, Anin. 4 Valvasor, XV. 369. Nach Hammer, II. 133, sogar in fiinf Tagen! 0 Kozina: Landeshauptleute, S. 17. 6 Unrest, 562. 7 Diugoss (Longinus): Historiae Polonicae, ed. IIuyssen, Lipsiae 1712, II. 454. Diugoss, Dornherr zu Krakau und spater Erzbischof zu Eemberg (1415—1480), schildert, die Tiirken- einllille als Zeitgenosse. 14 brandschatzten und zahlreiche Gefangene vvegfuhrten. Man ware zwar ver- sueht anzunehmen, dass sich die Worte des Chronisfen Unrest: «Inn der Zevt kumen die Turkhen gein Ckurfeldt (Gurkfeld) und tetten aber ein grossen Schaden mit Prannt und mit Volckh verfueren (p. 564)» auf den er,sten im Juni 1469 stattgefundenen Einfall bezieben, als die Tiirken, um Landstrafl raubend und bei St. Barthelma lagernd, nicht weit von Gurkfeld entfernt waren; allein, wen n man bedenkt, dass Unrest von diesem zweiten Einfalle des J ah res 1469 an einer ganz andern Stelle spridit, als von dem ersten, und dass DJugoss iiberdies ganz deutlidi sagt, die Tiirken seien «sub anni kujus (1469) extremum tempus, cum hyems validior nivibus concreta, paludes, stagna rigore magno glaeiasset* gekominen, wird man die Angabe des Unrest wohl auf den voh Dlugoss angefiihrten Einfall bezieben konnen, olme derselben Gewalt antbun zu miissen. Dieser Einfall vird daher in den letzten Monaten des Jabres 1469 stattgefunden haben. 1 2 Der Jannner, den die osmanischen Renner und Brenner dieses Jahr bei ihrem zweimaligen Einfalle tiber Ivrain und das Nachbarland Steiermark ge- bracht hatten, spottet jeder Beschreibung. Nach Valvasor sollen sie nur beim ersten Einfalle 8600, 4 nach Unrest LX (wahrseheinlicli ein Schreibfehler statt IX) tausend, 3 nach Dlugoss beim zvreiten Einfalle 20.000 Christen 4 in die Gefangenschaft geschleppt und 6000 Personen niedergesabelt haben. Zink- eisen scluitzt die Zalil der in diesem Jahre in die Sclaverei hinvveggefuhrten Christen auf 20- bis 30.000. 5 Von den in Krain geraubten Kindern soli Weih- Beg je 500 der schonsten Knaben und Madchen ausgevvalilt und dem Sultan Mohammed II. nach Constantinopel als Geschenk gesendet haben. 6 Und wer 1 Vergl. iiber (liesen Einfall Ilwof, X. 214—216. 2 Valvasor, XV. 369. 3 Unrest, 562. 1 Dlugoss, II. 454. 5 Zinkeisen, II. 363 — liber die bei den Ghronisten vorkommenden j-iesigen Zahlenangaben bemerkt treffend Ilwof (o. e. p. 223, Anm. 1): «Die Zablen der Gemordeten und der Gefangenen mogen von den Chronisfen jener Zeiten, welehe Augenzeugen der furchtbaren Greuelthaten und des namenlosen Elends vvaren, das die Turkenziige itber unsere Lander braehten, vielfacli zu hocli gegriffen sein, indem die Berichterstatter des Selbsterlebten noch unter dem Eindrucke des Sehreckens und im Anblicke der allgemeinen Noth manches in zu grellen Farben rverden dargestellt haben. Aber solchen Daten gegeniiber fehlt die Mogliclikeit jeder Rectificierung, wir konnen nur die meist verschiedenen Angaben der Quellen nebeneinander stellen und miissen uns sonst, auf diese allgemeine Bemerkung beschranken.« 0 Valvasor, XV. 370. — Knabenraub war oft Anlass und Zvveck eines Tiirkeneinfalles, denn um die Pagenkammern, in welchen jene geraubten Kinder christlicher Eltern zu Hof- und Staatsbeamten erzogen vvurden, und die Kasemeii der Janitscharen iinmer bevolkert zu erhalten, mussten Christenkinder aus den benaehbarten Landem geraubt vrerden. Zu dieser Blutsteuer hatten natiirlich die zuniiclist liegenden Lander, welche von der GeiCel des niemals ruhenden Osmanenkrieges am hartesten betroffen wurden, das meiste beizutragen, wie narnent- licli Ungarn und Siebenbiirgen, Polen, Bolimen, die deutschen Grenzprovinzen, besonders Steiermark und Krain. — Es gab eine Zeit., wo kein Paselia sieb dem Throne des GroCherrn 15 ziihlt alle iibrigen Schandthaten, Vervviistungen und Brandschatznngen auf, dio sicli diese verthierten wilden Hordon zuschulden kommen lieBen! 1 Denn was beziveekten diese Raubziige und Einfalle, die von nun an jahraus jahrein sicli wiederbolten? «Auf bleibende Niederlassungen, » sagt Zinkeisen, «oder Eroberungen war es dabei noch niclit abgesehen. Es ivurde nur weit und breit alles ausgeplilndert, niedergemacht und in Asche gelegt.; und als man niclits mehr vorfand, trat man mit endlosen Ziigen von Menschen und Vieb, welclie man mit himvegschleppte, den Riickzug an. Furcht und Entsetzen der ganzen Bevolkerung, soweit sie noch dureh die Flucht dem Verhangnis entgangen, waren in der That so groO, dass sich kein einziger Arm zur Vertheidigung von Herd und Eigenthum gegen diese Riiuber zu erheben. gewagt hiittc .» V. Der erste, zweite und dritte Einfall der Tiirken in Istrien (1469, 1470). Niclit nur Steiermark und K rani , sondern aucli das benachbarte Ktisten- land wurde in diesem Jalire von den osmanischen Horden heimgesucht. In Friaul wurden schon im Jalire 1415 die ersten Anstalten zum Schutze des zu nahen vvagte, ohne sicli dureh ein Geschenk von Christenkindem seiner Gunst zu versichern. Diese Christcnkinder wurden auf das sorgfaltigste erzogen, und wenn sie geistig und kbrperlich reif waren, erlangten sie Stellen im Hofdienste oder in der Staatsverwaltung, und diejenigen, \velche zum Eintritt in das Heer bestimmt waren, wurden in das Corps der Janitscharen auf- genommen. So riss man die zarten Pflanzen, die vater- und mutterlosen Kinder, mit Gewalt aus dem lieimatlichen Boden und versetzte sie in ein fremdes Land; man nahm ihnen ihre Kelio-ion und Sprache, jedes Gefiihl fiir vaterliclie Sitte, jede Erinnerung an alles, was dem Menschen die Jalire der Kindhcit heilig maclit und ihn mit unaufloslichen Banden an den Ursprung seines Daseins kettet,; man vernichtete in ihnen mit einem Worte erst alle angebornen moralischen Elemente, um sie in einer neuen Sphare fiir einen neuen Beruf zu erziehen. Und was gab man ihnen dafiir? Jenen Gem^ingeist, der sie alle umschlang, die unbedingte An- hanglichkeit an ihren Gebieter, von dem sie fortan alles ervvarteten, den furchtbaren Hass gegen alles Christliche, den lebendigen Sinn fiir den ihren Vorgesetzten schuldigen Gehorsam und daneben doch auch wieder die Unbiindigkeit und den wilden Trotz, der niclit nur ihre Feinde, sondern am Ende selbst ihre Herren zittern machte. Man wusste sie im heiligen Kriege bis zum blutigsten Fanatismus zu begeistern, um der christlichen Welt in einem Vernichtungskampfe, dem man kein Ziel setzt.e, ihre eigenen Soline entgegenzuwerfen. Das war der Geist, vvelcher, in dieser Pflanzschule gepflegt, auch das Corps der Janitscharen beseelte und sie, so lange er in ihnen lebendig blieb, zur eigentlichen Starke, zum Nerv des osmanischen Kriegsheeres machte. Auf ihnen berulite dalier auch die vorziiglichste Hoffnung der Sultane, weil der Ruf der Un- iibervvindlichkeit, Jahrhunderte lang bewahrt, mit die vorziiglichste Schutzvvehr ihres Reiches und die festeste Stiitze ihres Thrones war. Erst unter Sultan Murad IV. (1637) wurde dieser furchtbare Knabenzehent, abgeschafft, und die Pagenkammern und Janitscharen mussten sicli von da an auf andere Weise reerutieren. (Uwof, XV. 96, 97, und Zinkeisen, III. 205 — 211.) 1 Ergreifend schildert Unrest (p. 562) ihre Bestialitiit wiihrend des Juni-Einfalles: «Sy vienngen yeden Mann alt und Chindt habend sy getodt, und annder Volckli alles mit Inn gefuert, dye Kind an die Zewn gespist, und in die Lackhen vertretten, Frawen in den Kindlepetten verfuert, die Kirchen alle verprannt, und perawbt, Gotz leichnam unmasslichen geschmacht, Frawen und Junckfraiven zvv todt. gepra\vt ...» 16 Landes vor den ivilden Scharen der Tiirken getroffen.. Die Venetianer erhielten im Jahre 1467 vom Papste die Ermaehtigung, sogar von der Geistlichkeit eine Steuer zur Abwehrung der Turkengefahr einzuheben. Das nftchstfolgende Jahr wurde eine allgemeine Tiirkensteuer eingefiihrt, von welcher weder Taglohner noch Magde verschont blieben. Die Bewohner des Isonzothales hielten sich Boten und Kundschafter, die die Aufgabe bat ten, einen drohenden Ttirken- einfall moglichst rasch der Bevblkerung anzuzeigen, damit sie sich fliichte und ihre Habe vor den Raubern rette. Dieselben wurden auf Kosten der Kirchen und Gemeinden erhalten. 1 2 Nachdem die Tiirken schon am 11. Juli 1469 liber Istrien ins Gorzische eingefallen waren und 1500 Gefangene hinweggefuhrt hatten, 5 6 brach am 28. September desselben Jahres Skander Pascha, «dux et princeps imperatoris Turcarum», mit einem grofien Heere in die Furlanei e in, drang bis an die Piave vor, indem er auf seinem Zuge alles mit Feuer und Schwert ver- wiistete und 11.000 Menschen beiderlei Geschlechtes tlieils todtete, theils gefangen mitschleppte. Nach einem achttagigen Pliindern und Wuthen brach er, ohne dass jemand die Hand gegen ihn erhoben biitte, auf demselben Wege, auf dem er gekommen, \vieder gegen Bosnien auf. 3 Im Isonzothale sollen die Tiirken um Gorz gewiithet haben und bis Canale vorgedrungen sein. 4 Im Jalire 1470 waren wieder 8000 Tiirken unter der Anfiihrung des Asabek oder Marberg von Bosnien iiber Buccari, Grobnik, Klana und Castelnuovo bis Basovica oberlialb Triest vorgedrungen. Von da nahmen sie ihren Weg iiber Prosek, Duino (Devin), Monfalcone ins Friaulische, iiberall sengend, mordend und pliindernd, worauf sie auf demselben Wege, Beute und Gefangene mit sich fortftihrend, nach Bosnien zuriickkehrten. 5 Diese allgemeine Tiirkennoth, zu der sich noch der offene Aufstand Baum- kirchers und seiner Parteigaiiger gesellte, bewog die i n rt crosterr e i chi seli e n Stande, sich zu Voitsberg zu einem gemeinsamen Landtage zu versammeln, dessen Abhaltung jedoch vom Kaiser am 29. November 1469 von Wiener- Neustadt aus verboten wurde.° Wohl aber berief er am 5. Februar 1470 einen 1 S. Rutar: Zgodovina Tolminskega, v Gorici 1882, p. 61. 2 De Rubeis: Mon. eccl. Aquil., Appendix p. 59. 3 De Rubeis 1. c. 4 Rutar, o. c. 61. — Marini Sanudo: 1469 Allemania scorgata dai Turchi fin a Gorizia, Citat bei Parapat, 34, Anm. 4. Die dem Katona entnommene Angabe Zinkeisens, II. 363, Anm. 1, dass die Capitelherren «ecclesiae Zagrabiensis» infolge dieser Einfalle der Tiirken mit der «benachbarten» Stadt Gorz, mit der sie bisher in Fehde gelebt hatten, einen Frieden ab- zuschliefien sich beeilten, scheint auf einem Irrthume zu beruhen. Es wird wolil nicht Gorz, sondem vielleicht Velika Gorica bei A gram gemeint sein. 5 Lovventhal: Geschichte der Stadt Triest, I. 72 und 73. — Carlo de Franceschi: LTstria, note storiche, Parenzo 1879, p. 263. — Rutar, o. c. 61. 6 Krones: Beitrage, II. 95, Nr. 133/31. 17 gemeinsamen Landtag der drei Lander Steiermark, Karnten und Krain auf den 19. Marž 1470 naeli Friesach, 1 der vor allem liber die Abwendung der Tiirkengefahr verhandelte, jedoch, wie es scheint, obne viel Erfolg, da nocli in demselben Jahre (wahrscheinlich im April) zn St. Veit in Karnten ein neuer gemeinsamer Landtag zusammentrat. - Zu demselben waren aus Krain erschienen der Bischof Sigmund Lamberg von Laibacb, Jorg von Kreyg, Andreas Hohen- warter, der Hauptmann von Mottling, und desseii Bruder Ludwig, 1 2 3 ferner Ludwig Apfalterer und ein Gallenberger, «die ehumen dar von grosser Nott, die In anlag der Turckhen halber und ruefften an, und paten sendlich umb Hylf und Pevstanndt wider die possen Hundt, die Turckhen.» 4 Allein aucli dieser Landtag scheint keine entscheidenden MaCregeln geti’offen zu haben, da nocli in demselben Jahre 1470 zwei gemeinsame Landtage zu Volkermarkt abgelialten wurden, der erste von Mitte Mai bis anfangs Juni, der zweite von Ende Juni bis Mitte Juli. 5 .Die Betheiligung an demselben war eine sehr zahlreiche; es erschienen daselbst der Kaiser, die Bischofe von Salzburg, Seckau, Lavant, Chiemsee, Triest und Laibach, desgleichen der Erzbiscliof von Mainz, um Lehen zu empfangen; dann fanden sicli cin Graf Leonhard von Giirz, ein Graf Schacha, ein Graf von Nassau, und im Gefolge dos Kaisers sah man die Grafen Rudolf von Sulz, Hugo von Werdenberg, Hans von Eberstein, von Leiningen, von Werba und «einen jungen Grauen von Krabaten». Es versammelten sich tiberdies der Adel von ganz Karnten, die Landstande von Steiermark und «vil guetter Lanndtlewt» (Stande) von Krain, darunter zehn Ritter, und eine grofie Anzahl von Propsten und Pralaten. 6 Die Landstande, insbesondere die Steierer, baten den Kaiser. «das er Fryd machet mit dem Pamkircher«; desgleichen war die Tiirkengefahr Gegen- stand der Verhandlungen. Zur Befriedigung Baumkirchers und zur Bekiim- pfung der Tttrken wurde von dem Landtage fiir die drei Lander Steiermark, Karnten und Krain eine allgemeine Steuer («Lcib Stewer») ausgeschrieben. Es mussten steuern: jeder Bischof 40, jeder Abt, infulierte Projist und jede Abtissin 32, jeder Propst und Prior des Karthauserordens IG, jeder IIocli- meister 3G, jeder Commendator des deutschen und Johanniterordens 12, jeder Prior und Guardian eines Bettelordens fiir sich und seine Briider 4 und die Frauenkloster desselben Ordens 2, jeder Erzpriester G, jeder Pfarrer 1, 2 oder mehr Gulden, je naeli seinem Einkommen, ebenso jeder vveltliche Kirchen- 1 Krones, Beitriige, II. 96, Nr. 134/33. 2 Unrest, 564, und Krones, o. c. 96, Nr. 136/34. Doch ist. die Jalireszahl 1470 niclit siciier. Miiglich, dass dieser Landtag sclion im Jahre 1469 stattgefunden hat. 3 Unrest, 564, und nach ilim Dimitz, I. 281, fiihren irrthumlich den Bruder des Andreas Hohenwarter als Hauptmann in Mottling an. 4 Unrest, 564, 565. 5 Krones, o. c. 96, 97, Nr. 137/35. 0 Unrest, 565; ll\vof, o. c. X. 217. 2 18 propst, jeder weltliche Kirchenherr 1, jeder «Al ter i st» 1 Gulden, jeder Vičar '/;j Gulden; jeder Gesellpriester 60 Pfennige, jeder Kaplan 32, jeder Schiller, welcher iiher 14 Jahre alt und nicht bei seinen Eltern ist, 7, welcher jiinger ist, 4, jeder Bettler und jede Bettlerin 2 Pfennige; jeder Graf 32 Gulden, jeder Freiherr 28, jeder Herr 24, jeder Ritter 10, jeder Edelmann, der eine Giilte besitzt, fiir sich 5, fiir seine Gemahlin 3 Gulden und fiir jedes Kind 4 Pfennige, und der Herren gereisig Knecht, die nicbt Giilt haben, 14 Pfen¬ nige, und jede Witwe je nach ihrem Stande; jeder Burger, welcher eine Giilte am Lande bat, 2, jeder andere Biirger und jeder nicht sesshafte Kauf- mann 1 Gulden; jeder Handwerker 32, jede Witwe eines solchen 16 Pfennige; jeder Bauer, der eine eigene Giilte besitzt, 1 Gulden; jeder Amtmann 32, jeder Bauer, der auf einem ganzen Hof sitzt, 32, der auf einem halben Hof sitzt, 24, der auf einer Hube oder auf einem Lehen sitzt, 12, der in einer Herberge oder Hofstatt sitzt, 8 Pfennige; jedes Weib die Halfte vom Anschlage ihres Mannes; ein Knabe, eine Jungfrau und ein von der Mutterbrust ent- wobntes Kind 4, Dienstboten, Knechte, Dirnen, Taglotmer und Taglohnerinnen je 7 Pfennige; jeder Zechmann und jede Bruderschaft in den Stadten und Markten und auf dem Lande je 1 Gulden und jede Handwerkzeehe 60 Pfen¬ nige ; alle Juden und Jiidinnen in den drei Landern mussten zusannnen 4000 Gulden beisteuern. 1 Das war eine bis dahin ungekaunte Steuer, die weder den Bettler nocb den Saugling verscbonte. Solcbe allgemeine Steuern, sagt Ihvof, wurden bis zu diesen Zeiten der Tiirkenkricge niemals in Osterreicb ausgeschrieben; das Einkommen aus den Kammergiitern, aus dem Vogteirecbte, die Gericktstaxen, das Umgeld, eine indirecte Steuer, die Erwerbsteuer, die Mauten, die Lehens- taxen, das Mtinzreebt, das Bergregale, die dona gratuita, welche bei Erb- huldigungen und bei Vermahluugen der Landesfiirsten und ibrer Familien- glieder von den Pralaten, den Stadten u. s. w. eingehoben wurden, und die Judensteuer reicbten hin, die Bediirfnisse der Fiir sten und der Regierung zu decken; erst die fast ununterbrochenen Kampfe gegen die Osmanen nothigten die Stande der innerosterreichiscben Lande, die erforderlichen Gelder durcb eine allgemeine Umlage aufzubringen. Auch an das deutsclie Reich wendete sich der Kaiser um Hilfe. Er berief auf den 23. April 1471 einen groben Reichstag nach Regensburg , zu welchem, da es sich um die Interessen der gesammten Cbristenbeit handelte, iiber Einladung des Kaisers audi auswartige Fiirsten, der Papst, der Konig von Ungarn, die Republik Venedig und der Herzog von Burgund Gesandte abordneten. Der Reichstag, der nach alter Sitte viel spater, namlicb erst Ende Juni, zusammengetreten war, beschloss einen vierjahrigen Landfrieden, legte neue Steuern auf, ftihrte Processionen und Gebete ein zur Abwendung der 1 Unrest, 566 — 569. — Ilwof, o. c. 218. 19 Tiirkengefaln' und entwarf einen umfangreichen Plan, nacli welchem die christ- lielien Fursten 200.000 Mann gegen die Tiirken aufzubringen hatten. Der Kaiser verlangte vorlaufig nur 10.000 Mann Reichshilfe, von denen er spiiter sogar 6000 Mann zuriicknahm, da man ja auch mit 4000 Mann das Aus- langen finden konne. Der Unmuth liber dieses kurzsichtige Verfahren des Kaisers machte sich selbst unter den versammelten ReichsstSnden durch lautes Murren Luft. 1 Es blieb selbstverstandlich bei diesen scbonen Beschliissen, denn bei der damaligen Stellung Ungarns zu Polen, Burgunds zu Frankreich, Friedricbs III. zu Bohmen und Ungarn war an einen gemeinsamen Kriegszug der Fursten des Abendlandes gegen die Tiirken gar nicht zu denken. Und diesen klšigliclien Ausgang nahm der Reiclistag, auf den man so viele Hoffnungen setzte, zu einer Zeit, als aus dem Siiden eine Schreckens- botscliaft nacli der andern eintraf! VI. Der fiinfte, sechste und siebente Einfall der Tiirken in Krain, der vierte Einfall derselben in Istrien (1471). Um die Zeit, als die Fursten in Regensburg iiber die Ttirkengefahr und ilire Abvvendung berathschlagten, erbauten die Osmanen am rechten Saveufer, ungefalir 75 km oberhalb Belgrad, in aller Eile unter dem Schutze einer Truppe von 20.000 Mann an einer vortrefflicb ausgewahlten Stelle die Feste Sabac, um auf diese gestiitzt Einfiille nacb Ungarn oder liings der Drau und Save nacli Kroatien, Steiermark und Krain unternehmen zu konnen. Konig Mathias, der damals an der Nordgrenze seines Reiches mit den bohmischen und polniscben Handeln beschiiftigt war, entbot, um den Ausbau der Festung zu verhindern, eiligst einen Heerbann aus Sudungarn gegen Sabac, docli blieb ein verzweifelter Angriff auf die Osmanen ohne Erfolg, da der Bau schon zu weit vorgeschritten war und die Feinde hinter einem hohen Erdwall ruhig fortarbeiten konnten, die Ungarn aber nicht imstande waren, die angesclnvollene Save zu ubersetzcn. Kaum war dieses Bollwerk vollendet, als sich im Friihjahre 1471 der Beglerbeg Isaac Pascha mit 15.000 Rennern aus Bosnien erhob und, mit Feuer und Schwert alles vernichtend, iiber Kroatien nach Krain einfiel. Olme von jemand beliistigt zu sein und ohne dass Kaiser Friedrich III. irgend welche Vertheidigungsanstalten getroffen hatte, sengten und raubten sie da- selbst und schleppten 20.000 Menschen in die Oefangenschaft.' 2 1 Zinkeisen, II. 364 — 368. 2 Dtugoss, II. 476, der mit Unrest die IIauptquelie fiir die Einfalle des Jahres 1471 bildet. — Valvasor, XV. 373, bietet nur eine diirftige Notiz. Wielitig sind die von P. v. Radics, Mitth. d. h. V. f. Krain, 1862 S. 96, veroffentliehten handschriftliehen Aufzeichnungen. 2 * 20 Nachdem die Tiirken die gefangencn Christen in ihren Festungen verwahrt hatten, erschienen sie auf demselben Wcge in der Starke von 10.000 Mann zum zweitenmale in Krain, vervvlisteten alles Land bis Laibach und fiihrten abermals straflos und unbelastigt gegen 20.000 Menschen gefangen mit sich fort. 1 Als Isaac Pascba erfahren hatte, dass sich Kaiser Friedrich III. auf dem Reichstage zu Regensburg aufhalte, erschien er am Pfingstsonntage (2. Juni) zum drittenmale mit 15.000 Osmanen bei Weinitz, ritt mit seiner Truppe die ganze Naclit hindurch und schlug am Pfingstmontage sein Lager bei Rašica auf, von wo aus er den Sackmann gegen Auersperg, Igg und Preserje ausliefi, mit der Hauptmaeht aber dann gegen Laibach aufbracli, das er beim Sonnen- untergange noch am Pfingstmontage erreichte. 2 Der Rauch brennender Dorfer verrieth den Laibachern die Ankunft dcs gefiirchteten Feindeš, dass sie sich raseh riisteten und noch reclitzeitig die Stadt bewehrten; sonst ware sie damals eine Beute der Tiirken geworden.* Vor Laibach theilte Isaac Pascha seine Renner in drei Abtheilungen. Die eine Scliar brach langs der Save gegen Krainburg und die Kanker auf, zerstorte das Scldoss Frauenstein und ascherte das Dorf und das Domini- canerinnenkloster Michelstetten ein. 4 Die zweite wendete sich liber die Vorhohen der Steiner Alpen ins Sann- thal, plunderte und verbrannte unterwegs das Clarissinnenkloster Miinkendorf niichst Stein, und dann gegen Cilli ziehend, vervviistete sie mit Barbaremvuth das sclione Sannthal. Nicht iveniger als 30.000 Menschen wurden theils ge- tikltet, theils gefangen fortgeschleppt. 5 Die dritte Raubhorde sengte, mordete und wiithete in Unterkrain um Sittich, Maichau und Mottling kerum, ascherte die Karthause Pletriach ein und tiberlieferte das schone und reiche Cistercienserldoster Sittich den Flam- men. fl Abt Ulrich, der gar keine Anstalten zur Abwehr des Feindes getroffen hatte, war im Augenblicke der Gefahr mit wenigen Briidern geflohen. Die Zuriickgebliebenen, die mit ansehen mussten, wie ilir schones Kloster in hellen Flammen stand, wurden beim Aufbruche der Feinde in eclit barbarischer Weise an die Schwanze der Pferde gebunden und zu Todc geschleift. 7 Von Unterkrain \vendeten sich die Rauber, am Frohnleichnamstage (13. Juni) Krain verlassend, gegen Ungarn und Siebenbiirgen. 8 1 Dlugoss, II. 476. “ Dfugoss, II. 476. — Die Einzelheiten l»ei P. v. Radics, Mittli. d. h. V. f. Krain, 1862 S. 96. — Unrest, 574. — Valvasor, XV. 373. 3 Dlug-oss, II. 476. 4 Unrest, 574. — Parapat, 40. — Der Sage nach sollen die Tiirken 1471 bis zur St. Am- brosiuskirche (1086 m) auf dem Viženski vrli vorgedrungen sein (Ivan Lavrenčič, Zgodovina Cerkljanske fare, p. 8, 9). 5 Unrest, 574. 6 P. v. Radics a. a. O. 7 P. v. Radics: Die Gegeniibte Albert und Peter von Sittich und Abt Angelus von Rein, Wien 1866, S. 39. 8 Dlugoss, II. 477. — Radics, Mitth. d. h. V. f. Krain, 1862 S. 96. 21 Als Karnten die furchtbare Nachricht von diesem Tiirkeneinbruche in Krain erhielt, sammelten sich rase h etliclio «Landleute», um vereint mit dei' Bauernschaft den Krainern zu Hilfe zu eilen. Christof Ungnad von Sonneck und Wilbelm Schenk von Ostenvitz brachen mit ihrem eiligst gesammelten Aufgebot nach Krain auf, allein bevor sie Hilfe brachten, waren die Tiirken schon abgezogen . * 1 Im Spatherbste desselben Jalires waren die Tiirken in Istrien eingefallen. Am 7. November erschienen sie vor dem Castelle Mocco (Mohov grad) und raubten 350 Christen. 2 * Uberdies iiberfielen sie am St. Martinstage (11. Nov.) den Karst, verwandelten das schone Thal von VVippach bis vor die Thore der Stadt Gorz in eine Wtiste und fiihrten gegen 500 Menschen gefangen mit sich fort. :! Wir wollen das Elend, welckes die barbariseken Tiirkensch tvarine dieses Jahr liber Krain gebracht, wo sie sich im ganzen volle drei Monate auf- hielten, nicht ins Einzelne sekildern und fiihren zur Beleuchtung ihrer Zer- storungswuth nur aus dem Berickte, den die Hauptleute von Cilli am Montag nach St. Viti 1471 (17. Juni) an den Reichstag von Regensburg geschickt, einige Daten an: «Das schone Sittich liegt in Asclie, Pletriach ist venviistet, Gairau zerstort, im Sannthale sind zwei Kloster (Oberburg und Nazaret) und in den Vorstadten Laibachs ebenfalls zwei eingeas.chert. Michelstetten und Mtinkendorf sind ausgepliindert, die Nonnen geschandet oder gefangen weg- geschleppt. In Krain sind 40, in Steiermark 24 Kircken zerstort oder be- schadigt, 5 Markte verbrannt, 200 Dorfer ausgeraubt und in Asche gelegt, und alles ist versengt und in Wiiste venvandelt, was ihr Schwert erreichen konnte. 4 VII. Der achte und neunte Einfall der Tiirken in Krain, der funfte und sechste in Istrien (1472). Dieses Jahr war nur e.ino Fortsetzung des Elends und des Ungliickes des vorangegangenen. Im Friihjahre erschienen die Tiirken in Krain, ver- wtisteten Innerkrain und verbrannten im Marž 1472 die Kirche von Zirknitz, was die noch erhaltene Inschrift an der AuCenmauer derselben bezeugt . 5 Hier- auf zogen «diese bose Besucher» gegen Laibach und schlugen vor der Stadt 1 Unrest, 574. - Carlo di Franceschi: L’ Istria; note storiche, Parenzo 1879, p. 263. :1 Dlugoss, II. 477. — Unrest 574, 1 Original in der Mijnclmer Hofbibliothek (Codex bnv. mon. 1585, fol. 115, Zerstomngen der Tiirken im Land zu Krain 1471). Chmel, Sitzungsberichte d. kais. Akad., V. 399. Nacli P. Hitzinger, Mitth. d. h. V. f. Krain, 1854 S. 55, lautet diese Inschrift: «Anno Domini 1472 die dominico ante anuntiationem combusta est titularis ecclesia beatae Mariae Vir¬ ginia per manus indomitorum Turcorum.» Die iibrigen bei Valvasor, XI. 54, angefiihrten, den Markt Zirknitz betreffenden Tiirkeneinfalle in den .Tahren 1422, 1459 (zweimal) und 1460 lassen sich nicht erweisen. 22 drei Lager auf. Der einc feindliche Haufen lagerte in der Poljana-Vorstadt und branate die St. Peterskirche nieder; 1 2 3 das z\veite Lager befand sich in Šiška und die dritte feindliche Schar zog sich in die Schottergrube hinter St. Chri- stof zuriick, bis sie durch das wohlgezielte Feuer vom Schlossberge ver- trieben und zur Flucht gezwungen wurde.” Die befestigte Stadt selbst hat sich bei diesem Einfalle der Feinde erwehrt, allein um so schrecklicher hatten die offenen Vorstadte und die Umgebung Laibachs yon ihnen zu leiden. Im Herbste desselben Jahres fanden sich die Ttirken wieder in Krain ein und verwtisteten die Landsehaften an der Save und die Windische Mark? Zu gleicher Zeit, namlich im September 1472, haben wir einen neuen Einfall der Ttirken in das von den Venetianern besetzte Gebiet des Patriarchen von Aquileia zu verzeichnen. Nach ihrer Barbarenart wiithend, drangen sie bis zum Schlosse St. Daniel in Friaul vor und trieben liber 12.000 Menschen, gleichsam als ob sie Vi eh waren, in die Gefangenschaft. 4 Im November desselben Jahres rvurde neuerdings ganz Istrien mit Feuer und Schwert. von ihnen verheert, eine grofie Anzahl von Menschen beiderlei Geschlechtes getodtet und das Land bis Gorz verwiistet. 5 1 Die noch erhaltene Inschrift an der rechten Thtire in der Pfarrkirche von St. Peter sagt: «Anno 1472 den 3. Junii ist dieses Gotts Haus S. Petri als Pfarkircken der Stat Labach von dem Erbfeindt cbristliches Namens den Turcken abgebrent und verhert worden. 1618.» 2 Valvasor, XV. 373. — Das Andenken an diesen zuruckgeschlagenen Einfall der Ttirken wurde seit 1584 alljahrlich am Ostermontage nachmittags durch einen feierlichen Umzug aus der Pfarre St. Peter in die St. Christof- Kirche gefeiert und im Anscblusse daran in der Ttirken- grube («Jama pri sv. Krištofu ») ein Volksfest veranstaltet. Hunderte von lustigen und unter- nehmenden Stadtkindern und Studenten versammelten sich in der Tiirkengrube und wurden von den zablreicb herbeistromenden wohlhabenderen Biirgem mit Apfeln, Jobannisbrot, Feigen und namentlicb Orangen beworfen. Der Anblick der sich froh tummelnden «jungen Ttirken» in der Grube wie der lustig bombardierenden Laibacher Burger war ebenso unterhaltend wie malerisch. Der feierliche Umzug horte im Jabre 1788 auf, und anlasslich der Ervveiterung des Friedhofes im Jahre 1872 wurde aucb die Tiirkengrube verschtittet, so dass das Volksfest nach einem Be- stande von 288 Jabren leider nicht mehr stattfinden konnte. Der verstorbene Deschmann hat dem Schreiber dieser Zeilen gegeniiber seiner Zeit lebhaft bedauert, dass die «Orangenkanonade» in der Tiirkengrube nicht in dem Kronprinzenwerke «Die osterreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild» Aufnabme und Erwahnung gefunden bat. Das Bild, vielleicht von einem Zeitgenossen nach dem Gedachtnis gezeicbnet, ware als Erinnerung an eines der schonsten Volksfeste der Krainer von bleibendem Werte gewesen. — Vergleicbe auch Valvasor, VIII. 787. Die Angabe Valvasors, dass die Tiirkengrube von diesem Einfalle den Namen erhalten babe und erst von den Ttirken gegraben worden sei, ist nicht richtig. Elze (Mitth. d. h. V. f. Krain, 1864 S. 90) berichtet, dass die »Hergrube vor der Stadt Laibach» schon 1418 urkundlich vorkommt und im Jabre 1499 noch nicht « Tiirkengrube« genannt wurde. Vergl. tiberdies die Notiz «Eingegangenes Fest» vom Stadtzimmermeister Anton Gvaic im «Laib. Tagblatt» Nr. 76 vom 4. April 1874. 3 Dlugoss, II. 487. 4 Dlugoss 1. c. 5 Dlugoss 1. c. 23 Diese wiederholten Einfalle der Tiirken nach Istrien, in das Gebiet von Gorz und sogar bis tief nach Friaul hinein veranlassten die Venetianer, an die Vertheidigung ihrer Grenzen ernstlich zu denken. Um denselben einen Danim entgegen zu setzen, legten sie am Ufer der Isnitz zu Mainizza, Gradišča und Fogliano im Jahre 1472 Befestigungen an und erbauten sieben Jakre spater in Gradišča eine vollstandige Festung. Da sich diese Anlagen auf dem Gebiete des Grafen Leonhard von Gorz befanden und ohne seine Zustimmung auf- gefiihrt vvurden, beschwerte sich dieser bei der Regierung in Venedig dariiber, erhielt aber 1473 vom Statthalter Bembo die Antwort, dass die Republik durchaus nicht beabsichtige, den Rechten des Grafen Eintrag zu tliun. Trotz dieser Versicherung wurde die Umgebung von Gradišča durch die Venezianer besetzt, welche die Unterthanen des Grafen sogar zwangen, beim Festungs- baue Frohndienste zu leisten . 1 Uberdies erbauten sie an der Isonzobrtickc bei Gorz einen Thurm, ' 2 besetzten Flitsch und einige anderen Orte im oberen Isonzothale und erbauten an der Koritnica in der Flitscher Klause ein Boll- werk . 3 Mocco, Rozzo (Roč), Scmich (Semič), Colmo (Hum), S. Servolo (Sacerb), Castelnuovo (Podgrad), Dragusch (Draguč), Raspo (Razpojr]) in Istrien wurden gleichfalls von iknen befestigt . 4 VIII. Der zehnte Einfall der Tiirken in Krain (1473). Die himmelschreienden Vorgange und furehtbaren Verheerungen der letzten Jahre bewogen den Kaiser, den Angelegenheiten der Landesverthei- digung eine grofiere Aufmerksamkeit zu schenken. Er berief auf das Jahr 1471 einen Reichstag nach Ntirnberg, bei welchem aucli Gesandte des Konigs von Neapcl, gegen die Tiirken Hilfe suchend, erschienen waren. Allein auch die Beschliisse des Reichstages zu Ntirnberg, gleich jenen des Reichstages von Regensburg im Jahre 1470, wollten keine greifbare Gestalt annehmen und verrannen im Sande. Ebenso resultatlos blieben die auf Anregung des piipst- lichen Legaten Cardinals Franz Piccolomini im Jahre 1472 zu Wiener-Neustadt abgehaltenen Berathungen, sowie die zwar energischen, aber wie gewohnlich spater nicht thatsachlich ausgefuhrten Beschliisse des Reichstages von Augs¬ burg (1473). Es blieb bei schOnen Worten, Entwtirfen und Versprechungen, das Reich leistetc keine llilfe, und die innerosterreichischen Lander waren nach wie vor auf sich allein angeiviesen. Als der Kaiser sah, dass vom Reiche fiir seine Erblande keine Hilfe oder nur eine selir spiite zu hoffen sei, erlieB er die letzten Tage des Monats April 1473 ein Mahnschreiben an die Stande Karntens, sich zu waffnen und 1 Czoernig: Das Land Gorz und Gradišča, Wien 1873, S. 565 u. 566. 2 Czoernig a. a. O. 3 Rutar: Zgodovina Tolminskega, 62. 4 De Franeeschi: LTstria, note storiche, p. 264. 24 unter der Anfiihrung des Landesvenvesers Wilhelm Schenk von Ostenvitz vereint mit den Steierern und Krainera den Tilrken an deren Grenzen AVider- stand zu leisteii, iiberdies aber die aus Krain nach Karnten fuhrenden Piisso sorgfaltig zu verwabren. Leider kam diesc Mahnung so spat, dass man sic niclit mehr ausfiihren konnte. Ja, man versaumte sogar, die Passe iiber die Karawanken, die doch mit einer Handvoll kuhner Lente gegen bedeutende Scharen so leiclit zu vertheidigen ge\vesen waren, rechtzeitig zu versperren. 1 Am Donnerstag nach St. Matthai (23. September) 2 bracben die Tilrken liber Sichelburg in Krain ein und erschienen noch am sclben Tage in Honig- stein und Treffen. Am 24. September zogen sie vor Laibach und brachen von da, 18.000 Mann zu Pferde und 9000 Mann zu FuB stark, gegen St. Georgeu bei Krainburg auf, 3 schlugen dann ohne Aufenthalt in der Nacht, von einem Kundsehafter, dem Karntner Michael Zwitter, gefuhrt, am 25. September den Weg diu'ch das Kankerthal gegen Karnten ein. Die Greuelthaten, welche die Tilrken auf diesem Zuge in Karnten und dann auf' ihrem Riickzuge iiber AVindischgraz, AVeitenstein, Gonobitz und Cilli vertibten, zu schildern, liegt auGer dem Ralnnen dieser Arbeit. 4 AVenigstens ein Tlioil dieser Raubhorden scheint den Ruckweg wieder iiber Sichelburg in Krain gcnommen zu haben. 5 6 Als Ftihrer und Spione bei diesem und bei mehreren anderen Einfallen in unsere Lander dienten den Tiirken drei vcrtriebene christliche Priester (ein Pfarrer und zwei Pralaten) und der schon oben erwalmte Karntner Michael Zwitter, der, friiher einmal vor Rudolfswert von den Tiirken gefangen, in ihre Dienste getreten war. fi Die Tiirken \varen daher iiber die A\ r ege, Befestigungen und sonstige Vcrtheidigungsan stalten in unseren Landern gut unterrichtet. 7 1 Hermann, o. c. 184. 2 Radics, o. c. 96. Nach Unrest, 578, am 25. September. 3 Richtig bemerkt Hermann , o. c. 185 Anm., dass die Tiirken keine Fufiganger mit- gehabt liaben konnen, da .sicli sonst ihr schneller Marsch nicht erklaren liefie, und dass ihre Zalil auch nicht 27.000 Mann betragen habe. Unrest gibt, keine Zalil an. Audi Hammer findet dergleichen Zahlreductionen der gesunden Kritik angemessen. 4 Megiser, Annales Carinthiae, II. 1194, nach den Aufzeichnungen des Zeitgenossen und Augenzeugen Johannes Turs, Kaplans zu Strafiburg in Karnten. — Valvasor, XV. 373 und 374. — Unrest, 578 — 580. Uber die von den Tiirken in Karnten angerichteten Verwiistungen sieh das von Chmel mitgetheilte Schreiben der kamtnischen Landstande an Friedrich III. in den Sitzungsberichten d. kais. Akad., V. 632 — 633. 5 Radics, o. c. 96. Sehr unklar, Avie schon Parapat (o. c. 48 Anm. 3) bemerkt, schildert Hammer (II. 133 und 134) den Tiirkeneinfall vom Jahre 1473. Die Ankunft der Feinde vor Laibach setzt er auf den Pfingstmontag, jene vor St. Georgen, welches nur circa 30 km nbrdlich von Laibach entfernt liegt, hingegen auf den 25. September, indem er die Angaben des Dlugoss fiir das Jahr 1471 mit der Erzahlung Valvasors und Megisers zum Jahre 1473 theilweise mit- einander vermischt. 6 Unrest, 581. — Uwof, o. c. S. 230. 7 «Und der Turckhisch kayser hat inn denn Landen ali 1 Stett lassen abmallen.» Unrest, 581. 25 IX. Der eilfte Einfall der Tiirken in Krain (1474). Die allen drei innerosterreičhischen Landern drohende gemeinsame Gefahr veranlasste die Stande von Steiermark, Karnten und Krain, gemeinschaftliche Vorkehrungen zur Abwendung dersolben zu treffen. Vor allem kam es zu diesem Zwecke zu einer Zusammenkunft karntni- scher und krainischer «LandIeute» zu Wolfsberg . 1 Bei derselben zeigte sicb deutlicb, vvelchen Grad die Unzufriedenheit miter der Bauernschaft infolge der Tiirkeneinfalle erreicht hatte. Dem Landtage gieng eine Eingabe der Bauern- sehaft zu, in welcber «die Armlewt von der gantzen gemain des Fiirstentumb Kerndten» zwar in ebrerbietigem Tone, aber mit aller Entschiedenheit den Standen erklaren: dafern diese fortfahren witrden, sie der Tiirkengefahr willen mit neuen Abgaben zu beschweren, obne jedocli diese Gefahr von ihnen ab- zuwenden, miišsten sie durcli Zurtickbehaltung von Urbarial-Zinsungen sicb schadlos zu halten suchen . 2 3 Die zuWolfsberg versammelten Stande luden liber ausdriicklichen Willeu des Kaisers die Osterreicher und die Steierer, den Grafen Leonhard von Gorz, die Bischofe von Salzburg und Gorz auf den 20. Marž 1474 nach Judenburg cin, um daselbst eine Besprechung iiber die Vereinigung ihrer gesammten Wehr- kraft und iiber die Abwendung der Tiirkengefahr abzuhalten. Ob dieselbe statt- gefunden bat, wissen wir nicht. ;i Ebenso versammelten sicb die Stande von Steiermark im December 1474 zu Marburg. Sie ordneten vom Landtage aus den Freiherrn Hans von Saurau an den Kaiser ab und gaben ihm ein Beglaubigungsschreiben mit, vvelcbes ihre Bitten und Fordcrungen entbiolt. Daraus ist ersichtlich: der Beschluss, dass das standische Kriegsaufgebot auf den 30. April 1475 auszuriicken babe; der Berieht von der wachsenden Unzufriedenbeit des durch immerwahrende Tiirkeneinfalle zur Verzvveiflung getriebenen Bauernvolkes, das nunmehr ent- scblossen ware, seinen Grundben - en den Gehorsam zu kiinden, zu den Tiirken sicb zu schlagen und nach Welschland, Italien oder andersvvoliin auszuwandern; die Bitte um Ausriistung der Truppen; die Forderung, dass der Clerus sicb am Kampfe gegen die Unglaubigen betlieilige und dass es im Wege der Ver- vvendung beim Papste, dem Patriarchen von Acpiileia und dem Erzstifte Salzburg zu beziiglichen Ablassertbcilungen komme; die Nachricht, dass die Stande Be- obachtungsposten an der tiirkischen Grenze auf eigene Kosten bestellt baben; das Verlangen nach Sicherheit und Geleit ftir alle, die sicb am Tiirkenkriege 1 Krones, o. c. 98. 2 Dr. H. J. Biclermann: Tirolische Beitrage zur Geschichte Krains in den Mitth. d. h. V. f. Krain, 1865 S. 15, 16. 3 Krones und Bidermann a. a. O. 26 betheiligen wollen. Endlich wtinschen sie in ihren Vorkehrungen gegen die Tiirken auch vom Kaiser, v o n den Karntnern und' Krainern unterstiltzt zu werden.' Die Stande von Krain hingegen wendeten sicli in ihrer grenzenlosen Notli und in ihrer ganzlichen Verlassenheit an die hochste geistliche Potenz der Christenheit, an den Papst, um Hilfe. Im Jahre 1474 sekickten sie an SixtusIV. ein Bittschreiben, in vvelchern sie mit den ergreifendsten Worten den bejam- mernswerten Zustand ihres Landes schildern. 1 2 3 Dasselbe lautet in gekiirzter Form und in der jetzt iiblichen Sprache mit den Worten Ilvvofs ;! folgender- mafien: «Niemand leistet uns Hilfe; in acbt Ziigen haben die Tiirken das Land verwiistet, verbrannt und verodet; wenn wir nicht bald Hilfe erhalten, so bleibt uns, den Bewohnern Krains, der Windischen Mark, Mottlings, Istriens, des Karstes und noch viel anderer christlicher Lander, Herrschaften und Gegenden, die an uns stoCen und gleicke Kotli wie wir erlitten haben, nichts iibrig, als das Land, die Stddte nnd die Schlosser zu rdumen und die Heimat zu ver- lassen. Vier Jahre schon dauert dieser furchtbare Krieg, und da der Tiirke sich riihmt, das ganze Erdreich miisse seiner Herrschaft unterworfen werden, so steht uns nichts anderes bevor, als wir schlagen den Feind aus dem Lande, oder wir ziehen aus demselben, oder wir leisten den Tiirken Gehorsam. Darum und auf dass andere christliche Lander, welche an uns stofien und welche nach uns in diesen Krieg verwickelt wurden, nicht in gloiche Leiden fallen, rufen wir laut um Hilfe, damit wir nicht verlassen werden und die gottliche Vor- sehung unsere elende und klagende Stimme hore und uns Rath und Beistand geleistet werde. Wenn die Feinde unser Land in Besitz nehmen, so stehen ihnen die StraCen offen, und weder Gcbirge noch Wasser vverden sie aufhalten, in alle welschen und deutschen Lande einzufallen, ja es ist zu besorgen, dass sie bis nach Rom gelangen. Denn nicht dio groOen Gebirge, welche weder StraCen noch Stege haben, und nicht die schiffbaren Fliisse, die man nicht durchreiten, nur durchschwimmen kann, haben sie bisher aufgehalten; und so rufen und bitten wir um Hilfe, damit sich dic mahometischen Feinde nicht ruhmen und in ihrem Glauben bestiirken konnen, dass die christliche Hilfe nicht zu furchten und wider sie keine Macht ware, die sie aufhalten und das christliche Blut \ T or ihnen erretten konne. Und dann bitten wir, man miige sich zu Herzen nehmen die mannigfaltige ITnehre, die der bose Feind durch schnode Vernichtung der heiligen Sacramente und Zerstorung der Gotteshauser 1 Krones a. a. O. 2 Dasselbe ist aus einer gleichzeitigen Druekschrift der Munchner Hofbibliothek (Cod. Teg. 967) in Hormayers Archiv fiir Geschicbte, Statistik, Literatur und Kunst, 1828 S. 324 — 326, abgedruckt und fiihrt den Titel: «Exemplar epistole de seva persecutione turckorum mise do¬ mino pape Sixto quarto ab incolis sev terrigenis Carniole provincie sequitur admodum lamen- tabilis'). —Vergl.liberdies Chmel: Sitzunggberichte d. kais. Akad., V. 399. 3 Ilwof, o. c. S. 230 — 232. 27 bewiesen, und den klaglichen Mord, welchen er an den Dienern Gottes und an viel tausend Menschen in den letzten Jahren veriibt, und die betriibte und elende Trennung, welche zwischen den Frauen, Eheleuten, ihren Kindern und Freunden geschieht, die jammervoll nackt, barfufl, hungrig und durstig, in Eisen und Ketten wie Ubelthater, die Hande liinter den Riicken gebunden, fortgefuhrt werden- auch die unmenschliehe Gewalt und der Frevel, womit sie die armen Frauen und Jungfrauen «bekummern und notten»; auch die groCe Unbarmherzigkeit, womit sie alte Leute und junge unschuldige Kinder, welche sie nicht mitfiihren konnen, in Stiicke hauen und todten. Alles, was die Christen gehabt, ist ihnen genommen und verbrannt, und sie haben kein Dach, noch sichere Statte, wo sie vor den grausamen Feinden zur Ruhe kommen- konnten; die armen Frauen mit ihren kleinen Kindern miissen in finsterer Nacht, im groflen und schweren Regen und Wind fliehen, und sie haben nichts, womit sie. sich bedeeken konnten. O, da ist Frost und Leiden, Schrecken und Ktimmernis; unsere Koth kann niemand ganz begreifen, noch schreiben und sagen!» Allein die asiatischen Barbaren kiimmerten sich nicht um die Thranen der Bauern und um die Bitten der Herren. Im Herbste des Jahres 1474 fielen 16:000 Ttirken in Ungarn und Kroatien ein, die Gegend bei Krcu« und Kopreinitz grausam vervvustend, so dass zehn Meilen im Umkreise kein Hans unversehrt stehen blieb und keine Menschenseele zu finden war. Dami theilten sie sich in zwei Haufen. Die eine Schar todtete viele Menschen an der Save, die andere kam nach Mottling , wo sie drei Tage vemeilte, die Stadt selbst in Ruhe lieC, wohl aber 3000 gefangene Christen nach Bosnien mitschleppte. 1 2 Wahrscheinlich bei dieser Gelegenheit geriethen auch zwei Edle von Kozijak («Kosieck») in tiirkische Gefangenschaft.' J 1 Unrest, 581 u. 682. 2 Dimitz, I. 286, spridit von einem Tiirkeneintalle des Jahres 1474 auch in Istrien und auf dem Karste nnd belegt ihn mit den Worten des Chronisten Unrest (S. 581) . . . einen grofien Tail inn dem Land Ysterreich verprannt, vnd Lewt u. Ctuet beravrbt, eiunen grofien Tayl an dem Kast verprannt und an Lewt und Guet beravrbt, inn dem Lanndt Krain woli halben Tayl verprannt.» AUein es ist grundfalsch, diese Worte auf das Jatir 1474 zu beziehen. Unrest (S. 580 — 581) sprieht hier nicht von einem bestimmten Einfalle, sondern gibt nur im all- gemeinen ein Resume iiber alle groCeren Ziige und Eroberungen seit dem Jahre 1450, was er auch selbst ausdrucklich mit den Worten ankiindigt: «Nwn hort und merckht, was die Turckhen kristenhait und cristenleichen Lanndt genott und zerstort habent. In der Zeyt, als man nach Cristi Gepuerdt gezallt hat 1450 . . . .» Wenn Dimitz v/eiter schreibt: «Unrest sprieht dann vom Zuge der Tiirken im Hoclisommer vor Agram und vom Einbruche ins Karstgebiet gegen \Vippach im November* — so ist auch dies ein Irrthum, und die betreffenden Worte des Chro¬ nisten (S. 574) beziehen sich auf das Jahr 1471 und nicht auf 1474. Der Irrthum unseres vaterlandischen Geschichtsschreibers liisst sich dadurch erklaren, dass er, ivie ieh aus seinem eigenen Munde weill, den Unrest nur aus den Auszugen bei Muchar (Gesch. d. Herzogtlnuns Steiermark, VIII. BdJ kannte und auch hier die Bemerkung «im allgemeinen», mit welcher Muchar (Vlil. 83) die obigen Worte des Chronisten eiuleitet, iibersah. 28 X. Der zvvolfte, dreizehnte und vierzehnte Einfall der Turken in Krain (1475). Diesc traurigen Vorfalle veranlassten den Kaiser, ara Dienstag nach dem Sonntag Reminiscere in den Fasten (21. Februar) des Jahres 1475 «wegen der sweren lauf, so der Turggen balben sein», an alle Pralaten, Adeligen, Pfleger und Amtleute im Fiirstenthume Krain ein Schreiben zu richten und ihnen zu befehlen, dass sie auf Verlangen des Landeshauptmannes Sigismund von Sebriach ibre Leute und Holden zur Mitwirkung an den Befestigungs- arbeiten in die Stiidte Krains zu scbicken baben. 1 Aufierdem erliefi er von Wien aus ara 25. Mai 1475 den Befebl zu einem Aufgebot wider den Ein- brucli der Turken, 2 und der Papst Sixtus IV., unermildlich in seinen Be- miiliungen, einen allgemeinen Kreuzzug der christlichen Flirsten gegen den Erbfeind der Cbristenbeit zustande zu bringen, veroffentlichte am 28. Juni 1475 zu Rom eine Bulic, mittelst ivelcher er die Cbristen zur allgemeinen Bekampfung der Turken auffordert, Messen, Gebete, Processionen, Ablass- ertheilungen, Geldsammlungen zu diesem Zwecke anordnet und befiehlt, dass die Bulle drei Sonntage hintereinander und sonst noch, wann es immer notbig ist, von der Kanzel herab den Glaubigen bekannt zu geben sei. In Laibach ist man diesem Befehle am 24. September 1475 nachgekommen . 3 Angesichts eines neuen Tiirkeneinfalles berief der Kaiser einen gemein- samen Landtag der drei innerosterreichischen Lande Steiermark, Karaten und Krain auf den 9. April 1475 nach Marburg, bei welchem sicli die Pra¬ laten , der Adel und die Abgeordneten der Markte und Stadte versannnelten. Grofi muss die allgemeine Gefalir geivesen sein, dass sicli der Kaiser zu dieser Maflregel entsclilossen bat, denn Unrest (S. 589) bemerkt ausdriicklicb, dass der Kaiser friiher nie gestatten wollto, dass die drei Lander eine solche ge- meinsame Versammlung abgehalten hatten. Auf demselben wui'de beschlossen, eine allgemeine Steuer zu erlieben. Jeder Bewolmer, sei er geistlichen oder \vcltlichen Standes, solite nach seinem Geivissen beisteuern, wochentlich jedoeh \vcnigstens einen Pfennig. Aus dem Erlose dieser Steuer sollten Soldtruppen bestellt und an der Grenze so vertheilt iverden, dass Innerosterreich nicht, wie bisher, unversehens iiberfallen werden konnte. Zur Einhebung der Steuer, die ein Jahr lang in vierteljahrigen Raton geleistet werden solite, wurden besonderc Einnehmer bestellt: fiir Krain Kaspar Tschernembl und Georg Auersperg, fiir Istrien und den Karst Jakob von Rau- nacb, fiir Mottling und die Windische Mark Otto Semenič. l T berdies wurde fiir jedes Land ein Feldhauptmann bestellt, fiir Krain Ludwig Kozijak, Pfleger von Maichau. Jeder Feldhauptmann hatte je vier Landmanner als Adjutanten 1 Klun, Dipl. carn. 42. 2 Chmel, Mon. Habsb., I. 349 — 354. 3 Parapat, o. c. 55. 29 zugetheilt und erliielt fiir sieli 24 und jeder Adjutant («Zugegebcnar») je 10 Pferde, die mit dem obenerwahnten Wochenpfennig beigestellt und erhalten werden sollten. Soweit das Geld reichte, nahin man auch Soldner auf. 1 Wir entnekmen aus diesen Beschliissen des Marburger Landtages, dass die Abwebr und Bekampfung der Tiirken einzig und allein den Bewohnern Innerosterreichs aufgebtirdet wurde. Allein auch das Volk selbst traf zweckmal3ige Anstalten zu einer besseren Vertheidigung des Landes und zum Seliutze seines Lebens und seiner Habe. Die Tiirkeneinfalle waren vorziiglich deswegen so verderblich, weil sie mit einer ungeheuern Raschbeit meistens mittelst berittener Scharen erfolgten, das Volk unerwartet trafen undganz unvorbereitet und unbewehrt fanden. Damit sich die Bevolkerung vor Uberraschung und Uberrumpelung wenigstens theibveise sehiitze, wurden seit 1471 2 allenthalben im Lande Befestigungen, sogenannte «Tabore», 3 gebaut. Auf einem leicht zuganglichen und auch leicht zu vertlieidi- genden Punkte im Dorfe selbst oder in dessen Nitke wurde auf einem maBigen Berge oder mitten im Walde ein fester Thurm mit starken Umfassungsmauern aufgefilhrt, der bei plotzlichen Uberfallen der Bevolkerung zur Zufluchts- stiitte und zur Bergung ilirer beweglichen Habe dienen solite. 4 Noch ofter aber wurde die Ortskirche befestigt, mit Graben, Basteien, Ringmauern, Thiirmen und Thorwerken umgeben und die Umfassungsmauer mit Schiefilochern und Schusscharten versehen, um zur Vertheidigung desto geeigneter zu sein. Diese Kirchencastelle — die ebenfalls den Namen «Tabor* fiihrten und zum Theil noch heutzutage fiihren — waren entweder ein Bestandtheil der ge- sammten Befestigung des Ortes oder die letzte Position, in welche sich die Bevolkerung und die etwaige Besatzung, naclidem der Feind die Ortschaft genommen, zuriickzog, oder war es ikre Bestimmung, beim Herannahen der tiirkischen Renner und Brenner die ganze Bevolkerung der Umgebung aufzunehmen. Zu dem Zwecke enthielten sie Lagerraume, Vorrathskammern, Brunnen u. s. w. Comiuandanten dieser in Festungen umgewandelten Gottes- 1 Unrest, 589 — 590. 2 Valvasor, XV. 378. a Linhart, Gesch. Krains, Niirnberg‘ 1796, I. 31, Anm. k, fiihrt das Wort auf Taur, gleich Berg zuriick; Ilwof, o. c. 233, Anm. 3, leitet das Wort vom mhd. taeber, Wagenburg, ah, auf Miiller, mhd. Wb., III. 1, und Schindler, Bair. Wb., I., 1. Aufl., S. 423, sich berufend. Miklosich (Etymol. VVb., Wien 1886, 346) ; ein ebenso gTimdlicher Kenner des Tiirkischen wie der sla- vischen Sprachen, halt es fiir ein turkisches Lehnwort (tabor = Lager) und bemerkt dazu : «Tabor, taber ist in osterreichischen Stadten ein mehr oder weniger befestigtes Gebaude, meist am Ende des Ortes liegend. Das Wort ist selbst in das Salzburgische gedrungen: Taboralpe u. s. w.» Auch Schindler, Bair. Wb., I., 2. Aufl., S. 278, bietet dieselbe Erklarung. 4 Die Bemerkung Ilwofs (1. c.), dass die Tabore meistens auf fast ganz unzuganglichen Orten, auf boben Bergen oder in dichten Waldern errichtet wurden, ist wenigstens fiir die krainisclien Tabore, die in den Ortschaften selbst oder in deren Xahe auf meist niedrigen Hiigeln liegen, nicht zutreffend. 30 hiiuser und ihrer Vertheidiger waren in der Regel die Pfarrer oder im Orte ansassige Adelige, rvahrend die Greise, Weiber und Kinder vor den Altaren auf den Knien lagen und Sieg und Rettung vom Himmel erflehten. 1 Auf eine langwierige Belagerung waren die Tabore selbstverstftdlich nicht ein- gerichtet, und die bosnischen Raubhorden, die ja nie ein Gescliiitz mitfuhrten, lieBen sich aucli nicht auf eino solche ein; ihr Hauptzweck war das Rauben, Breanen und Morden, und gelang es der Bevolkerung, den Tabor ein paar Tage zu halten, dann war sie gerettet. Aus den theils gut erlialtenen, tlieils in Ruinen liegenden Befestigungen auf Hiigeln und bei Kircben lasst sich nocli eine ziemlieh genaue und umfang- reiche, wenn auch durchaus nicht erschopfende Topographie der Tabore in Krain und Istrien entwerfen. Sie zogen sich von der Kulpa und von der Windischen Mark iiber den ganzen Karst und liber Istrien bis an den Isonzo und im Oberlande gegen Karnten hin. An viele derselben hat sich die Erinne- rung nur in dem Ortsnamen «Tabor* oder «Taber» oder «Na Tabri» erlialten.' 2 3 4 In Krain, und zwar: I. In der Bezirkshauptmannschaft Adelsberg 3 sind folgende Tabore vor- lianden: 1.) Der Schillertabor (slov. Silentabor) bei Zagorje, errichtet 1471, grofiartig nocli in seinen Ruinen; 2.) das Schloss Luegg (Pred Jamo); 3.) das Schloss Prem; 4.) das Dorf Podtabor mit dem Tabor Pod Jamo 4 bei Pod- stenje; 5.) der Tabor zu Košana / 5 6.) der Tabor bei der Pfarrkirche in Vreme; 7.) das Dorf Britof na Tabru; 8.) das Kirchencastell («Tabor») zu Dolenja Vas bei Senožeče; 9.) das Dorf Tabor bei Vrabče; 10.) das Schloss Leitenburg; 11.) der Tabor von Erzelj (423 m); 12.) der Tabor bei St. Veit (244 m); 13.) der Tabor oder Britih bei Ustje; 14.) der Tabor im Markte Wippach, nocli erhalten; 15.) audi in Kaltenfeld (Studeno) befand sich ein Tabor. II. In der Bezirkshauptmannschaft Gottschee: 15.) das Schloss Friedrich- steni; 16—-20.) die Kirchencastelle von Altlag, Mosel, Morobitz, Nesselthal, Osilnitz; 21.) der nocli erhaltene Taborthurm zu Gottenitz; 22-.) die Kirche Tabor (813 m) in Laserbach; 23.) das Dorf Podtabor in Struge. III. In der Bezirkshauptmannschaft Gurkfeld: 24.) der Tabor von Pletriach. IV. In der Bezirkshauptmannschaft Krainburg: 25.) der Tabor bei Po-- zenik; 26.) das Schloss Frauenstein bei Michelstetten; 27.) das Kirchencastell 1 P. v. Radics: Die Einflille der Osmanen in Steiermark, Karaten nnd Krain, mit be- sonderer Berucksiehtigrmg der von ilinen beniitzten Militarstrafien und der Grenzvertheidigung, in V. Strefflers «Osterr. Militarische Zeitschrift», V. 2. S. 9 und ff. 2 Valvasor, II. 113, IV. 539 u. 540; ferner VIII. u. XI. Buch. — Carl Prenner: Die Kreut- oder Kreuzfeuer und die Tabor in Krain, Carniolia 1838, Nr. 60 u. 61. 3 Uber die Tabore des politischen Bezirkes Adelsberg tinden sich sehr lesenswert,e Notizen im Werke: Postojinsko okrajno glavarstvo. Spisali in izdali učitelji v okraji, v Postojini 1889. 4 Valvasor, II. 282 mit der Abbildung des Tabors und IV. 540. 5 Selir intercssantes Detail iiber die Bewelirung, Verpflegung und Vervvaltung dieser Volksfeste bei Leinmuller: Der Tabor von Košana, Mitth. d. h. V. f. Krain/ 1865 S. 65 — 69. 31 in Zirklach (Ruinen noch sichtbar); 1 28.) der Tabor auf der Anliohe gegeniiber der Pfarrkirche zu Polland; 29.) das Kirchencastell zu Hoflein; 30.) das Dorf Podtabor bei Birkendorf. V. In der Bezirksliauptmannschaft Umgebung Laibach: 31.) die Tochter- kirche St. Nicolai, Pfarre St. Georgen bei St. Marein; 32.) die Kirehe auf dem Achatiusberge bei Auersperg; 33.) das Sckloss WeiJ3enstein, friiher Tabor Za¬ gradec geheifien; 34.) Der Weiler Taberje bei Zagradišče (Sostro); 35.) die Kirehe zu St. Jakob an der Save; 36.) die Frauenkirche auf dem Grofgallen- berge; 37.) DieRuine Na Taboru bei Dvor nachst Billichgratz; 38.) dieTochter- kirche St. Ulrich zu Zaklanec bei Horjul. VI. In der Bezirksliauptmannschaft Littai: 39.) das grofie Kirchencastell von Primskovo (592 m), von dessen friiherer Festigkeit die Mauern und Thttrme in ihren Ruinen hinlanglich Zeugenschaft geben; 40.) der St. Georgenberg un- weit des Schlosses Thurn bei Gallenstein nachst HI. Kreuz. VII. In der Bezirksliauptmannschaft Loitsch: ' l 3 4 41.) das Kirchencastell (niclit mehr vorhanden) zu Vigaun bei Zirknitz; 42.) das grofie, zunitheil noch erhaltene Kirchencastell im Maikte Zirknitz , * 43.) dei 1 aboi m IPucJi~ dorf (Oberloitsch); 44.) der Tabor in Unterloitsch; 45.) der Tabor bei Zavrac; 46.) der Tabor zu Sairach; 47.) einer der groOten Tabore war das Kirchen¬ castell bei der Kirehe des HI. Ulrich, genannt Nadlisek-Tabor (858 m), or- baut von den Auerspergen und jetzt im Besitze des Grafen Leo Auersperg, dessen Jagdsehloss etwas tiefer steht. Die Ruinen um die Kirehe sind noch gut erkennbar. Von Nadlišek gieng eine noch heutzutage miter dem Rasen deutlich wahrnehmbare «Heidenmauer» (»Ajdovski zid») iiber das Iškathal bis Selo in der Pfarre Rob. VIII. In der Bezirksliauptmannschaft Rudolfsivert P 48.) der Tabor am linken Ufer der Gurk gegeniiber von Waltendorf , vom Volke «Cvingar» ge¬ heifien; 49.) der groDe Tabor von Alt-Ainod (Stara Soteska), jetzt eine machtige Ruine; 50.) die Dorfer Alttabor und Neutabor bei Tschermoschnitz (Ruine); 51.) das Kirchencastell von Trejfen (niclit mehr vorhanden); 5 52.) der Tabor von Honigstein, errichtet mit Beivilligung Maximilians I. im Jalire 1500. IX. In der Bezirksliauptmannschaft Stein: 53.) die Tochterkirche St.Egy- dii zu Repnje; 54.) der Tabor zu St. Peter bei Commenda; 55.) der Tabor bei dem Schlosse HI. Kreuz (407 m); 56.) der Tabor zu Mitterdorf im Tu- cheinerthale; 57.) der Tabor zu St. Martin im Tucheinertliale; 58.) das Kirchencastell zu Kerstetten bei Kraxen; 59.) Die Kirehe zu Krtina; 60.) die 1 Ivan Lavrenčič: Zgodovina Cerkljanske fare, v Ljubljani 1890, p. 8, 87. 2 Die Einzelheiten bei V. Ribnikar: Logaško okrajno glavarstvo, v Logatcu (Postojini) 1889. 3 Von den ehemaligen fiinf Thiirmen sind zwei noch erhalten und bevvohnt; in denselben wird ein 100 kg sehvverer Morser gezeigt, den die Zirknitzer von den Tiirken erbeutet liaben. Ribnikar, o. c. 10, 11. 4 P. Florentin Hrovat: Novomeško okrajno glavarstvo, v Ljubljani 1885. 5 Die Abbildung des Treffener Tabors boi Valvasor II. 178. 32 Kirclie zu Aich; ' 61.) das prachtige Kirchencastell zu Goričica, bei Domžale, bis 1889 Scliulhaus und Lehrerswohnung, lieuer zumtheil demoliert; 62.) die Tochterkircbe St. Cunigundis «Na Tabri* bei Jauchen. X. In der Bezirkshauptmannschaft Tschernembl: 63.) das Schloss Frei- thurn an der Kulpa; 64.) das Schloss Gradaz an der Lahinja; 65.) das Kirchencastell von Semič. Im dsterreichischen Kiistenlande: 2 66.) der grobe Tabor von St. Can- tian; 67.) der noch erhaltene und bis vor kurzem als Schulliaus beniitzte Tabor von Corgnale (Lokva) mit der Jahreszald 1482; 68.) der Tabor bei Povir (523 m), Ruinen noch vorhanden; 69.) der Tabor in Sessana (Ruine); 70.) der stark befestigte Repentabor; 71.) der Tabor bei Stijak; 72.) der Tabor von Dutovlje mit noch sichtbaren Ruinen; 73.) der Tabor von St. Daniel am Karste; 74.) das Kirchencastell zu Tomaj; 75.) das Dorf Tabor bei Reifen- berg; 76.) das Dort’ Tabor bei Dornberg; 77.) der Weiler Tabor bei Črniče im Wippaclier-Thale; 78.) das Dorf Tabor bei St. Veitsberg (St. Vidska Gora); 79.) der Weiler Tabor bei Banjšice (Hl.Geist); 80.) der Tabor naclist der St. Georgskirche zwischen Brezovica und Materia; 81.) die Ruine Tabor bei Draga (Gemeinde Dolina, Istrien); 82.) der Tabor von Črni Kal; 83.) der Schlossberg von Triest hiefi ehemals auch Taber (von Dr. Kandler in Chaboro verballhornt). 1 2 3 Uberdies sind in Istrien und in der Umgebung von Gorz, insbesondere am rechten Isonzo-Ufer gegen die italienische Grenze hin, mehrere noch gut erhaltene Tabore zu finden, die jedoch nicht infolge der Tiirken- einfalle, sondern wahrend der Kriege zwischen dcn Venetianern und Habs- burgern entstanden sind. Selbstverstand 1 icli ist auch die Entstehung aller oben bezeichneten Tabore nicht ins XV., sondern zumtheil auch ins XVI. Jahrhundert zu setzen. Viele derselben weisen auch ein hoheres Alter auf und mogen auf Statten prahistorischer und romischer Ansiedlung entstanden sein. In manchen Gegenden Krains und Istriens fliichtete sich die Bevolkerung zur Zeit eines Turkeneinfalles in di(; vielen daselbst vorhandenen Grotten und Hohlen, was uns noch bis auf den heutigen Tag die Volkstradition iiberliefert bat. Als solche Zufluchtsstatten bezeiclmet Valvasor (II. und IV. 516 u. a. a. O.) ausdriicklich die Grotte von St. Servolo in Istrien, die Grotten Luknja und Lebinica im Herzogsforste bei Duplach, Naklas, 4 und bei Fliidnig in Ober- krain, bei Obergurk, im Iškathale u. s. w. Einer der groOartigsten Schlupf- winkel waren die «Matijaževe kamre* bei Savraz im Bezirke Loitsch. Diese geraumige und abgelegene Grotte war mit einer Eisenthiir versperrbar, die 1 P. Hitzinger: Zur Gescli. der Riesen in Krain, Mittli. d. n. V. f. Krain, 1847 S. 69. 2 Nach einer freundlichen Mittheilung des Herrn Mathias Sila , Pfarrers zu Repentabor, und des Herrn Ernst Klavžar, landsehaftlichen Beamten in Gorz. 8 Dr. Kandler: Storia del Consiglio dei Patrizi di Trieste, 1858 p. 54, 62, 65 etc. 1 Ivan Vrhovnik: Zgodovina Nakelske fare, v Ljubljani 1885 p. 2 — 3. 33 von der Herrschaft Lack zum Sckutze der Bevolkerung an derselben an- gebracht wurde. «Matijaževe kamre* dienten bis zum Jakre 1833 den Militar- fluchtlingen als Schlupfwinkel. 1 Auch die Dupplacher Grotte war mit einer Eisenthiir versehen. 2 3 In den Kammern und Kellern der Tabore lagen selbstverstandlich grofie Mengen von Getreide und Lebensmitteln fiir die Zeiten der Gefahr auf- gespeichert; beliufs Uberwachung derselben wurden vom Landeshauptmann und Vicedom iiber Vorschlag der Untertbanen, welche zu dem betreffenden Tabor gehorten, eigene Taborliiiter («Guardiani») bestellt und fur den Landes- fiirsten in Eidpdicht genommen. Dieselben hatten mit einem Aussckusse von zwolf Capitani iiber den Tabor zu wachen und jahrlich iiber die daselbst verwahrten Lebensmittel, iiber die Riistung und iiberbaupt iiber das gesammte Inventar der Gemeinde Rechnung zu legen. Benachbarte Herrscbaften pflegten das Burgrichteramt. * Um einen Tiirkeneinfall moglichst rascli dem ganzen Lande bekannt zu geben und die Bevolkerung rechtzeitig auf die nahende Gefabr aufmerksam zu macben, wurden auf boben, weithin sichtbaren Bergspitzen von der Kulpa bis an die Karawanken sogenannte Kreidefeuer (slov. grmada) errichtet . 4 Auf die Gipfel der hochsten, eigens bezeicbneten und kundgemacbten Berge wur- den mebrere Fuder Holz gebracht, daselbst in viele sehr grofie Haufen auf- geschichtet und dabei etliche starke, grofie, gcladene Morser nebst einer Wache aufgestellt. Gescbali nun ein feindlicher Einfall woher immer, so gab der erste und der tiirkiscben Nacbbarschaft nachste Wacbposten aus einem der grofien Morser einen starken Schuss und ziindete zugleich die aufgeschichteten Holz- haufen (das Kreidefeuer) an. Gleiche Losungsschiisse und Aufbrennen der Kreidefeuer erfolgten von den landeimvarts bis zur Hauptstadt und von da in bestimmten Richtungen im Lande bis an dessen Grenzen weiters auf- gestellten Posten. Auf solcbe Art wurde in wenigen Stunden nicbt nur die Hauptstadt, sondern auch das Land nach allen seinen Rielitungen von einem 1 Ribnikar, o. c. 96. 2 Ivan Vrhovnik: Zgodovina Dupljanske fare, v Ljubljani 1885, p. 126, 127. 3 Dimitz, o. c. 285, Anm. 2. — Leinmiiller 1. c. 4 Ich iibergehe die vielfachen Versuche, das Wort «Kreutfeuer», «Krautfeuer», «Gereut- feuer», «Kreuzfeuer» u. s. w. abzuleiten und fuhre hier nur an, was Heinrich Noe in seinem anziehend geschriebenen Aufsatze «Die Kreidefeuer in Krain», Feuilleton der «Laib. Ztg .», 1888 Nr. 148, 149, dariiber sagt: «l)er Name, um den es sicli bei solchem Feuer handelt, ist das italienische Wort griči o (der Schrei, das Geschrei) oder das spanische crido, das mit manchen anderen Ausdrucken dieser Sprache in die Redevvaise der deutschen Landsknechte iibergegangen ist. Von ihnen haben wir auch das Wort Alarm oder Larvi und andere Ausdrucke in Empfang genommen. Aus dem «grido» aber, welches sie von den Welschen horten, machten sie eine «Greid», was zuerst so viel sagen wollte, wie Feldgeschrei oder Sclilachtruf, dann aber nichts anderes bedeutete, als ein verabredetes Zeichen. Danim sagt man nicht, nur Kreidefeuer, sondern auch Kreideschuss .» — Vergleiche uberdies Valvasor II. 172, 208, 258, 284, 296. 3 34 feindlichen Einfalle in Ivenntnis gesetzt, und die Ritterscliaft und das Auf- gebot gewannen Zeit, zur gemeinsamen Wehr gegen die bedrohte Gegend sich zu sammeln und dem Feinde die Spitze zu bieten, wahrend die wehrlosen Greise, Weiber und Kinder mit ihrem Hab und Gut in die festen Schlosser und Tabore sich fliichteten. Noch heutzutage trifft man durch ganz Krain, von der Grenze Kroatiens bis an jene Karntens, Berge, die den Namen Grmada fiihren. Die Kuppen derselben, Statten ehemaliger Kreidefeuer, bieten zumeist schone und nicht gerade schwer zugangliche Aussichtspunkte. 1 Bei einem feindlichen Einfalle iiber Petrinja oder Sissek nach LandstraC oder nach Mottling alarmierte der Grenzposten auf dem alten Schlosse von Maichau (571 m) am Fufie des Uskokengebirges die Wachen auf Hopfenbach (507 m), St. Peter bei Seisenberg (889 m), Obertreffen (409 m), Primskovo (592 m), auf dem alten Schlosse von Weichselberg (570 m), St. Magdalena bei St. Marein (499 m) und von da auf dem Sclilossberge von Laibach. Erfolgte der Einfall an der Kulpa bei Weinitz, so schickte man die Kunde davoii durch die Kreidefeuer auf dem Berge Plešivica (366 m) bei Adleschitscli und auf dem Prolibler Berge bei Graflinden iiber Oberskrill (659 m), auf dem Friedrichstein bei Gottschee (982 m), auf St. Anna bei Reifnitz (964 m), auf Ortenegg (760 m) oder Grmada (887 m), auf den Hohen bei Laschitz, auf dem Achaziberge (750 m) und auf den Hohen bei Sonnegg (353 m) bis zum Haupt- schlosse von Laibach. Innerkrain und Istrien wurden durch die Kreidefeuer auf dem Hum (395 m) im Grobniker Felde, auf dem Učkaberge (1394 m), auf dem Škrapni vrh (737) nachst Jurdani, auf dem Schlosse Mahrenfels (575 m) 2 und Guten- eck 3 (570 m), auf der Grmada bei Castelnuovo (678 m), auf dem Schiller- tabor (747 m), auf den Hohen von Senožeč und Wippach, auf dem Sovič (676 m) bei Adelsberg, auf dem alten Schlosse von Laas (697 m), auf der Grmada bei Laas (893 m), auf der Grmada bei Planina (906 m) und auf den Hohen bei Oberlaibach von dem Einfalle in Kenntnis gesetzt, und auch das Haupt- schloss von Laibach erliielt auf diesem Wege von der nahenden Gefahr Kunde. 4 Dieses signalisierte den feindlichen Einfall dom Oberlande iiber den GroBgallenberg (675 m), iiber Oberstein (674 m), St. Margarethenberg (654 m), St. Peter bei Vigaun (841 m), iiber Veldes (604 m) und Assling nach Wei(3en- fels und von da weiter nach Karnten. Die Tabore und die Kreidefeuerposten bezeichnen uns auch ziemlich genau die Richtung der VVege, welche die Tiirken bei ihren Einfallen in 1 Beispielsweise fiihre ich folgende Berge an: Grmada (887 m) bei Grofipblland nachst Ortenegg; Grmada (675 m), die westliche Spitze des Grol3gallenberges; Grmada (702 m) ob Billichgraz; Grmada bei Planina (902 m); Grmada bei Thurn Gallenstein (691 m); Grmada bei Obertreffen (409 m); Grmada bei Laas (893 m). 2 Ruinengekrbnte Kuppe osti. von der Station Lupoglava der Istrianer Staatsbalm. 3 Sehr altes Schloss, jetzt Ruine, sudwestlich von Zabiče in Istrien. 4 Die Lage der von Valvasor II. 296, angegebenen Kreidefeuerposten Mumacli, Wersawiz, Coresaviz kann ich nicht bestimmen. Mumach durfte Mune in Istrien sein. 35 unser Land einzuschlagen pflegten. Von Bosnien aufbrechend, kamen die Feinde iiber Travnik, Jajce, Banjaluka, Priedor, Kostajnica, Sissek und Samo¬ bor an die Grenze Ivrains, wo bei Rami und Gurkfeld ein Haupteinfallsthor in unser Land sich befand. Uber Gurkfeld, beziehungsweise liber Jesenice und Čatež, in die Gurkfelder Ebene erfolgten die Einfalle in den Jaliren 1469, 1472, 1475 und 1476. Bei Gurkfeld setzten die Tiirken liber die Save nacli Steiermark oder zogen liings der Gurk oder liings der Temenica gegen Lai bacli zu. Zweimal (1469 und 1473) erfolgte ihr Einfall in die Gurkfelder Ebene etwas westlicher liber das Uskokengebirge bei Sichelburg. Ein zweiter noch gewohnlicherer Weg fiihrte die Feinde von Sarajevo liber Travnik, Jajce, Ključ, Bihač, Drežnik, Ogulin nach Vrbovško . 1 Von diesem wichtigen StraBenknotenpunkte aus gewannen sie durcli das zweite grofle Einfallstbor bei IVeinitz an der Kulpa den Mottlinger Boden (1408, 1469, 1471, 1474,. 1477, 1491), der ihren Haupttummelplatz bildete. Von Mottling aus wendeten sie sich gewolmlich liber Maichau gegen Rudolfswert, St. Barthelma, LandstraC und Gurkfeld oder durch das Gurk- und Teinenica- thal gegen Laibach, oder schlugen sie von IVeinitz und Kostel aus den Weg gegen Gottsehee (1469, 1471, 1491) ein und gewannen Reifnitz, von wo aus sie entweder liber Rašica und Auersperg gegen Laibach rannten oder liber das Oblalser Plateau Innerkrain und das Wippacher Thal heimsuchten. Auch die Einfalle nacli Istrien und ins Venetianisclie erfolgten gewohnlicli liber Vrbovško und iiber das Grobniker Feld oder iiber Otočac, Brlindl, Buccari nach Klana. Von hier aus nahmen sie die Richtung liings des Reka- tliales gegen Divača und Sessana oder in das Poikgebiet gegen Adelsberg und von da iiber Priiwald und Wippaeh gegen Gorz — oder iiber Lipa, Castel- nuovo, Materia, Basovica, Prosek, Duin, Monfalcone in die Furlanei.' 1 2 Von Laibach aus fiihrte entweder das Kankerthal (1473, 1480, 1483) oder das obere Savethal (Kronau -Wurzen oder Kronau-Weil3enfels-Tarvis 1476) die Feinde nach Karaten oder das Feistritz- und Neulthal iiber Stein nach Steiermark (1471). Im Jahre 1475 wurde Krain nicht iveniger als dreimal von den Cliristen- wiirgern heimgesucht. Gerufenvom Grafen Hans von Brlindl (Frangepani?) und einem krainischen Edelmanne, genannt Schneeperger (Schueperger 3 ), die sich gegen den Kaiser emporten, ‘fielen sie am Dienstag nach St. Georgen (25. April?) mit starker Macht in Krain ein, raubten an einem auf dem «Sannd Marein- 1 S. Rutar: Slovenske dežele in ustanovitev Vojaške krajine za Ferdinanda I., Spomenik «Mat,ice Slovenske*, 1883 S. 200. 2 Areheografo Triestino, nuova serie, II. 399. — S. Rutar: Mitth. d. Musealvereines fiir Krain, III. 199. 3 Unrest, 584, schreibt zwar «Schueperger«, allein nacli Krones (Beitrage z. K. steierm. G.-Q., VII. 34, und Arch. f. osterr. G , XXXXVIII. 453 und 511, Anm. 151) soli es Schneeperger heiCen. Ist es vielleiclit Scliumberger ? 3 * 36 perg» abgehaltenen Kirchtage viel Volk und machten auf dem Karste mit Brand und Menschenraub einen unermesslichen Schaden . 1 Am 14. August 1475 machten sie einen verheerenden Einfall in die Steiermark und vervviisteten das Draufeld, wichen jedoch, als die Hauptleute von Steiermark und Karnten mit ihrem Aufgebot heranzogen, gegen Rann zuriick. Nun kamen auch die Krainer zu Hilfe. Das Commando iiber die vereinigten christlichen Streitkrafte tibernahm am 24. August Sigmund von Polkeim, der Hauptmann von Radkersburg, und griff mit seiner Schar, die leider nur 450 Mann stark \var, die Ttirken bei Kaisersberg an der Sotla an. Das Gliick war den Christen niclit giinstig. Unrest gibt als Ursacke der Nieder- lage den Umstand an, dass etliche Ungetreue die Flucht ergriffen hatteri. Aber es wiire ein wahres Wunder gevvesen, wenn die 12.000 Tiirken von den 450 christlichen Rittern in die Flucht gejagt vvorden waren. Es ist auch moglich, dass die erwahnte christliche Schar nur gegen einen Theil des Feindes gekiimpft habe. Uberhaupt sind die Geschichtsscbrciber iiber die Zahl der christlichen Streiter und ihrer Gefallenen verschiedener Meinung. Hammer (II. 146) spridit von 6000 gefangenen Christen. Valvasor (XV. 375) erzahlt, der Feldhauptmann von Karnten, Georg Schenk von Ostenvitz, habe zuerst eine Titrkenschar bei Rann angegriffen und gegen 200 Tiirken crscldagen; wiithend daruber, habe Achmet Pascha die Tiirken mit 12.000 Mann verstarkt, die fiinfmal schwii- cheren Christen angegriffen, dieselben zwar besiegt, aber selbst 2000 Mann verloren, wahrend nur 400 Christen den Tod gefunden hatten, eine Angabe, die mehr mit Unrest (S. 591) iibereinstimmt als jene Hammer s. 2 Zahlreiche krainische Ritter fanden in der Schlacht bei Rann ihren Tod oder vvurden gefangen fortgeschleppt; nur wenigen gelang es, aus der un- gliicklichen Schlacht durch die Flucht sich zu retten. Gefangen vvurden unter andern Otto Semenič, Andreas Hohenwarter und der krainische Hauptmann Ludvvig von Kozijak. Hohemvarter musste sich mit 600, Kozijak mit 2000 Ducaten loslosen. Valvasor (XI. 315) erzahlt, dass Ludwig von Kozijak, der Letzte seines Stammes, nach seiner Heimkehr bald gestorben sei, da ihm die Tiirken «zum Valet-Geschenk» ein langsam wirkendes Gift bcigebracht hatten, Doch ist diese Angabe nicht richtig, daderselbe noch in zwei vom 23. Janner 1478 aus Graz datierten Urkiinden des Kaisers Friedrich IV. erwahnt wird . 3 1 Es wundert mich, dass dieses von Unrest, 584 — 585, nns iiberlieferten Einfalles im Friili- jalire 1475 bis jetzt kein Geschichtsschreiber auBer Krones (Beitrage z. K. steierm. G.-Q., VII. 34, und Arch. f. osterr. G. XXXXVIII. 453) envahnt bat. — Die Lage von «Sannd Mareinperg» kann ich nicht angeben. 2 Uber diesen Einfall vergleiche Unrest, 591—592; Valvasor XV. 375 — 376; Uwof, o. c. 288, Anm. 2, ferner 239 — 241; Parapat, o. c. 55 — 57; Dirnitz, I. 287. Chmel: Urkundliches zur Geschichte Kaiser Friedrichs IV. im Arch. f. K. osterr. G.-Q., III. 142, Nr. 179 u. 180. 37 Einen Monat spater statteten die Tiirken unserem Lande, um mit Val¬ vasor zu reden, wieder eine «Haupt visite» ab. In der Woche nach dem St. Michaelitage (29. Sept.) 1475 iielen sie 4500 Mann stark in Krain ein. Der Karntner Michael Zwitter war auch diesmal ihr Wegweiser. 1 An Gurkfeld und Landstrafl voriiber, drangen sie brennend und raubend bis Krainburg und Radmannsdorf vor und kamen endlich «an die hohen prukh, und an Enndt, da sy vormalen noch nye gewessen warden», 2 und versuchten iiber die Gebirgspasse der Karawanken nach Karnten vorzudringen, allein die ivachsamen Karntner liatten dieselben derart verlegt, dass die Tiirken niclit iiber das Gebirge dringen konnten. Deswegen lieBen sie ilire Zerstorungs- wuth iiber Krain los, das sie einen vollen Monat «unpestritten» nach allen Richtungen durchzogen und verwiisteten. 3 Ein jeder mag selbst gedenken, sagt Unrest, was sie in der Zeit mit Raub, Brand und Mord Schaden gethan haben. Allein zum nicht geringen Entsetzen der geangstigten Bevolkerung erschien der Erbfeind dieses Jahr noch ein drittesmal innerhalb der Grenzen unseres Landes. Durch treffliche Kundschafter hatte namlich Achmet Pascha von Bosnien erfahren, dass an dem Festtage des heil. Rikolaus bei der Mutter- gotteskirche in Muljava nachst Sittich alljahrlich eine grofie Zalil Andachtiger sich eintinde, dass also hier ein guter Fang bevorstehe. Unverhofft iiberiiel er mit seinen Raubhorden die bei dem Kirchenfeste versammelte Menge, nahm 4200 Leute beiderlei Geschlechtes gefangen und schleppte sie nach Bosnien mit, -vvahrend eine nicht geringe Anzahl Christen, die sich beim ersten An- griffe den Tiirken zur Wehr .setzten, erschlagen wurde. 4 Valvasor erwahnt, dass «die Bluthunde* in diesem Jahre das kaum wieder aufgebaute Kloster Sittich gepliindert und den Flammen iiberliefert hatten; allein dieser Frevel wird kaum im Jahre 1475 geschehen sein, da das im Jahre 1471 zerstorte Kloster erst 1482 neu erbaut wurde. 5 1 Michael Zwitter seheint diesmal den Tiirken entronnen zu sein. «Der (Zwitter) kam zw Crayn auff das Gescliloss Gurscliach (Gortschach) gerantter, da wuerdt er ingelassen von dem Pfleger.» Unrest 593. 2 Diese «hohe pruckh» diirfte die hohe, uralte Brucke liber den Gebirgsbach Eupa an der jetzigen ReiehsstraCe bei Moste sein. Die Tiirken versuchten wahrscheinlich iiber den noch jetzt viel begangenen Zelenica-Sattel oder von Karner-Vellach und Assling aus iiber den Kočna- Pass (1552 m) das Rosenthal in Karnten zu geivinnen. Unter dem «an Enndt» ist vielleicht das Rothweinthal (Enndt = «Kot») zu verstehen. In Obergorjach hat sich noch die Sage von einern misslungenen Tiirkeneinfalle erhalten. (Mittheilung des Herrn Dr. J. Mencinger in Gurkfeld.) 3 Unrest, 593. 4 Radies: Die Gegenabte Albert und Peter von Sittich, S. 39, 40. Nach P. Paul Puzels Idiographia sive rerum memorabilium monasterii Sitticensis descriptio. — Valvasor, XV. 376. 5 Radies 1. c. 38 X- Der funfzehnte und sechzehnte Einfall der Turken in Krain, der siebente in Istrien (1476). Z um Schutze des Landes gegen die Wiederholung ahnlicher Venviistungen und Greuel geschah seitens des Landesfiirsten nur wenig. Wohl lesen wir, dass der Kaiser am Freitage vor Pfingsten (7. Juni 1476) an den Richter und den Rath von Laibach den Befehl ergehen liefi, derselbe konne den Ankommlingen vom Lande, die sick der Turken halber nach der Stadt begeben und daselbst wohnen wollen, nicht venvehren, in Laibach sich niederzulassen, 1 aber sonst horen wir in diesem Jahre von keinen Vertheidigungsanstalten, die der Kaiser getroffen oder angeregt hatte. Diese Schutzlosigkeit des Landes musste die osmanischen Horden zu neuen Einfallen reizen. Am St. Margarethenabende, d. i. entweder am 10. Juni oder am 11. Juli 1476, kamen 4500 ttirkische Renner tiber Ivroatien nach Krain an die Gurk, gegenuber von Rann, und da sie die Save nicht tiberschreiten konnten, lagerten sie daselbst einen Tag und eine Nacht. Dann wendeten sie sich gegen Pletrijach, wo sie ilir Lager aufschlugen und den Maierhot' des Klosters vier Tage stiirmten, ohne sich desselben bemachtigen zu konnen. Darnach zogen sie gegen Rudolfswert («Newnstettl») und von da weiter liber Zirknitz auf den Karst nach Adelsberg und Wippacli. Naehdem die Horden das schone Thal bis vor die Thore von Gorz venviistet hatten, nahmen sie den Riiekweg liber Schwarzenberg und Sairach gegen Bischoflack zu. Von Sairach aus streiften sie gegen das Tolmeinische 2 hinein, verlieCen dann das Thal der Pollander Zeyer, liberstiegen die Berge von Billichgraz und erschienen zu Loitsch und Oberlaibach. Ein Theil der Rauber kam vor Laibach, vernichteto daselbst in der Umgebung der Stadt die ganze Ernte, steckte die auCerhalb der Stadtmauern liegendc St. Peterskirche, von der Unrest bemerkt, dass sie bis jetzt «in aller Turckhen Rays» vorgekommen ist, abermals in Brand, zog dann zurttck an den Karst, iiberfiel mit den bei Loitsch Zurlickgebliebenen Laas, liefi den Markt in Flammen aufgehen, nahm einen groflen Theil der Einwohner gefangen und schlug dann beutebeladen iiber das Oblaker Plateau, das Reifnitzer Thal, Gottschee und die Kulpa den Rliokvveg nach Bosnien ein. 3 Von dieser Barbarenhorde, die unsere ungluckliche Heimat von der Miin- dung der Gurk in die Save bis nach Laas, Adelsberg, Wippaeh, Sclnvarzen- berg, Laibach und Gottschee mit Mord und Brand, Raub und Schandung 1 Klun, Dipl. Carn., 43, Kr. 59. 2 So, glaube ich, sind die Worte «und chamen uber den Swartzperg gen Lack wertz in Sowrach, und waren an der Culmein » bei Unrest, 605, der uns diesen grofien Raubzug ein- gehend schildert, zu verstehen. Von Sairach aus konnten sie ganz gut gegen Tolmein ein- zelne Scharen absenden. 3 Unrest, 604, 605. 39 heimgesucht hatte, trennte sich gleich boi ihrem Einfalle in die Gurkfelder Ebene eine Schar von 2000 Raubern, setzte unter Gurkfeld liber die Save nach Steiermark hinuber, welclies Land sie bis iiber Robitsch hinaus griindlicli verwiistete, hierauf nach Kroatien aufbrach, dann zum zweitenmale nach Steier¬ mark zuriickkebrte, die Save bei Lichtemvald nach Krain tibersetzte und, nachdem sie sich mit andern Scharen verstarkt, den Sackmann zum dritten- male gegen Steiermark auslieB. 1 Am Donnerstage vor dem St. Kosmastage (26. September) erfolgte ein zweiter hoclist verderblicher Einfall der Osmanen in Krain. Geflihrt von Wal- hrnibeg Markučevič und 7000 bis 10.000 Mann stark, zogen sie langs der obern Save liber Kronan und lVeifienfels nach Karnten, welches sie nach Barbarenart weit und breit venviisteten. Nach Veriibung furchtbarer Greuel, welche zu schildern auGerhalb meiner Aufgabe liegt, nahmen sie den Riickweg liber Steier¬ mark, setzten bei Gurkfeld liber die Save, lagerten daselbst unbehelligt volle acht Tage, nach allen Richtungen den Sackmann auslassend. Wahrend nun eine feindliche Abtheilung die in Karnten, Steiermark und Krain zusammen- geraubte Beute nach Bosnien in Sicherheit brachte, drang der zurtickgebliebene Rest der Feinde liber Gottschee, Reifnitz, Oblak und Zirknitz nach Innerkrain vor, suchte — zum zweitenmale in diesem Jahre —t- den Laaser Thalkessel und den Adelsberger Karst heim und schlug erst am 6. November liber Istrien und das Grobniker Feld den Riickweg gegen Bosnien ein, als Beute mehr denn 2000 Stlick Hausvieb mit sich treibend. 2 In diesem Jahre und wahrscheinlich anlasslich des zweiten Einfalles im Herbste erschien eine Schar Osmanen aucli in Istrien unterhalb Mocco. Die Triestiner Biirgerschaft stellte sich ihr mit 200 Reisigen entgegen, von denen einige im Gemetzel blieben, einige sich durch die Flueht retteten, ungefabr 50 derselben aber gefangen und in die Sclaverei geschleppt wurden. Um sich vor ahnlichen Uberfallen zu sclititzen, befestigten, wie schon oben S. 23 be- merkt, die Venetianer die Schlosser Mocco, S. Servolo, Castelnuovo und Raspo. 3 Unbeschreiblich war das Elend, welches die Tiirkeneinfalle des Jahres 1476 iiber Steiermark, Karnten, Krain und Istrien gebracht hatten, wo sie im ganzen volle vier Monate verblieben und die genannten Lander nach allen Richtungen durchzogen. Insbesondere wahrend des ersten Einfalles wurde Krain von einem verhaltnismaflig kleinen Haufen Christenwlirger mit allen Schrecken asiatischer Raub- und Zerstorungsvvuth heimgesucht, ohne dass sich 1 Unrest 1 e. 2 Unrest, 606 — 609. — Die Einzelheiten des zweiten Einfalles naeli einem Berichte des bambergischen Vieedoms «Der Tiircken Inczug anno 1476», Ms. im Arch, d. kiirnt. G.-V., nach Ausziigen bei Parapat, o. c. 61, Anm. 3. — Dtugoss, II. 548. — Audi Valvasor, XV. 376, spricht von %wei Einfallen des Jahres 1476. 3 Carlo de Franceschi, L’ Istria-Note storiche, Parenzo 1879, 263, 264. 40 irgend ein Schwert zur Bek&mpfung der tvilden Raubhorden geriihrt hiitte. Und selbst der wackere Unrest, der uns mit schlichten Worten diese Greucl treuherzig iiberliefert, kann niclit umhin, die allgemeine Muthlosigkeit und Niedergeschlagenheit der Bevolkerung zu tadeln und zu klagen, dass sich niemand riihre als jener, der die «Notturfft seines Leybs» zu wehren babe, d. h. die von den Turken gefangenen und vveggeschleppten Christen, die mit- unter den Versuch machten, ihren Peinigern zu entfliehen. Alles scheine zu warten, «ob Gott nicht mit der Crvstenhait Zavehen und Wunder tliue*. 1 Die im September dieses Jahres in Karnten eingefallenen tiirkischen Horden brausten aucb iiber unseres Cbronisten Unrest Wohnstatte «Sannd Mertten an den Techelsperg» dahin und mogen ihm in schreckenshaftester Erinnerung geblieben sein, da die Eindrticke dieses Landesjammers ihm bei dieser Gelegenbeit den charakteristischen Ausruf erpressen (S. 609): «0 Got von Hymel, es wer Zeyt, das das krystenleicbe Swert dem Turckiscben Sabel sein Schneydt nam ! » 2 XII. Der siebzehnte Einfall der Turken in Krain, der achte und neunte in Istrien (1477). Nocli waren die furchtbare Noth und der grauenhafte Sehrecken des Jabres 1476 niclit vergessen, noch klafften in ganz Krain offene Wunden, als das Land die asiatiscben Barbaren von neuem innerhalb seiner Grenzen sab. Im Sommer des Jahres 1477 machten sie einen neuen Einfall in die Windische Mark, die sie einen ganzen Monat lang nach ibrer gewohnten Art pliinderten und zahlreicbe Menschen sammt ihrer Habe wegscbleppten. Der Bischof Georg von Brixen scbreibt am 16. Juni 1477 an den Dpmberrn Christoph Scbacbner, dass die Turken diesmal 32.000 Mann stark gevvesen wilren und auch Geschiitz mitgehabt batten. Wenn sie sich gegen Laibach gewendet, so batten sie kaum 200 Mann Besatzung gefunden. 3 Bei einem Versuche, nachst Gurkfeld iiber die Save hiniiber nach Steiermark zu setzen, fanden gegen 500 Feinde in den Wellen des Flusses ihren Tod. 4 1 Unrest, 605. 2 Krones, Areli. f. osterr. Gesch., XXXXVIII, 511, Anm. 157. 3 Lichnowsky, o. c. VII., Reg.-Nr. 2065. 1 Unrest, 628. — Dimitz, o. c. T. 289, nimmt fur das Jahr 1477 zwei Einfalle der Tiirken in Krain an und erzalilt, gestiitzt auf Lichnowsky, o. c. VII., Reg. 2002, dass sie bereits im Janner Lei Veldes gepliindert haben. Der Brixner Bischof schreibt naralich am 8. Janner 1477 an seinen Vertrauten, wie die Turken sich seiner Diocese geniihert. und bei Veldes schon einigen Schaden angericbtet; er werde sicli vertheidigen und den Tiirken die Passe nach Italien niclit uberlassen. Allein dieser Bericht beziebt sich offenbar auf' den Herbsteinfall des Jahres 1476, als die Turken, gegen Karnten ziehend, an den Veldeser Besitzungen des Brixner Bischofes voriiberkommen mussten. An einen Einfall im strengsten Winter kann man doch nicht denken. 41 Aber dieser im Sommer erfolgte Einfall war nur das Vorspiel zu einer grofien Tragodie. Im Sommer des Jahres 1477 waren starke Abtheilungen tiirkischer Renner tiber Istrien am Isonzo erschienen und batten den Fluss ilbersetzt. Die venetianischen Truppen, zu schwach, um der alles iiberwaltigenden Bar- barenflut zu widerstehen, zogen sich hinter die Verschanzungen zuriick. Gleicli sturmbewegten Meereswogen ergossen sieli daher die Barbaren iiber die Furlanei und naherten sich, alles um sich herum vervviistend, bis auf 3000 Schritte der Stadt Udine, wo der Schrecken und die Mutblosigkeit so grofi waren, dass die Stadt ohne Gegenwehr eine Beute der Tiirken geworden ware, wenn der Feind sich den Stadttlioren genahert hatte. Allein Hinterhalt fiirehtend, zog er sich rasch iiber den Isonzo zuriick. 1 2 3 Als der Beherrscher der Tiirkei von dem zwischen Kaiser Friedrich I IT. und dem Konige Mathias von Ungarn ausgebrochenen Kriege durcb jiidischc Kundschafter erfahren hatte," schickte er im Spiitherbste ' ! unter der Anfiihrung des Omarbeg eine gewaltige Streitmacht gcgen Istrien und Friaul. Die Vene- tianer hatten indessen eine Linie von Verschanzungen von der Miindung des Isonzo bis gegen Gorz angelegt und bei Gradišča und Fogliana zwei befestigte Lager erbaut; 4 allein die Tiirken hatten sich der Brucke bei Gorz bemachtigt, ehe man ihre Ankunft zu Gradišča vernahm. Omarbeg setzte daselbst mit 1000 Reitern iiber den Fluss und liefi einen Theil der Reiterei den Isonzo anderswo ubersdrvvimmen, um sich in den Hinterhalt zu legen. Im Vertrauen auf diese Kriegslist lieferte er ara darauf folgenden Tage den Venetianern die Schlaclit und rieb ihre Streitmacht auf. Ihr tapferer Anfiihrer Geronymo Novello fiel sammt seinem ktilmen Soline, und nun stand den Feinden der Weg nach Italien offen. Gleich einer unaufhaltsamen Sturmflut ergossen sich die Barbaren iiber die iippigen Gefilde Oberitaliens und iiberschwemmten die fruchtbare Ebene zwischen dem Isonzo und Tagliamento mit Feuer und Blut. Alles, selbst in den Stadten, ergriff, wie vor einem herannahenden Verhangnis, die Flucht, hundert Dorfer giengen mit einemmale in Flammen auf, und. am Abend glich die ganze Ebene zwischen dem Isonzo und dem Tagliamento nur einem ungeheuren Flammenmeere, das der Geschichtsschreiber Sabellico 1 Ant. Bonfinius, Rerum ungaricarum decatles quatuor et dimidia, Basileae 1568, p. 625, der jedoeh diesen Einfall irrthiimlich in das Jahr 1478 setzt. — Hauptquelle ist Sabellicro in Ausziigen bei Zinkeisen, II. 375 u. 376. 2 Niliil enim illos (Turcos), quicquid ubique terrarum agebatur, Judaeis explorantibus, et Turconun Caesari mensibus singulis, per literas significantibus, latere poterat, Dlugossus, II. 563. 3 Unrest, 629, setzt den Einfall auf den 2. November, Dlugoss (1. c.) um die Zeit des Micliaelsfestes. 1 Sieli oben Seite 23 und Hammer, II. 151. 42 aus einem Sehlosse bei Udine selbst mit ansah . 1 Die Renner setzten iiber dcn Tagliamento, und die Ebene bis an die Piave flammte auf, ganz Oberitalien bis nach Vei'ona hinein ergriff ein panischer Schrecken vor dem grauenhaften Feinde, und von den Kirchthiirmen Venedigs komite man das Flammenmeer der um Treviso und Conegliano brennenden Stadte und Dorfer sehen . 2 Als die Venetianer am 2. November 1477 ihre bewaffneto Maclit aufboten, zogen sich die Renner und Brenner von selbst iiber den Isonzo zurtick, nichts als Ruinen und Pest zuriicklassend . 3 XIII. Der XVIII. Einfall der Tiirken in Krain, der zehnte in Istrien (1478). Die Tiirken konnten umso ungestorter von Bosnien aus ihre Vorstofie nach Norden unternehmen, als ihr grimmiger Feind, der Konig Mathias von Ungarn, seit dem Tode Georgs von PodSbrad mit dem Kaiser Friedrich III. wegen der Besetzung des bohmischen Thrones in blutiger Fehde lag und dann auch mit dem neuen bohmischen Konige Wladislaus von Polen den Krieg bis zum Frieden von Olmiitz (1479) fortsetzte. Der Kaiser hinwieder war aber gerade um diese Zeit neben den bolimisch - ungarischcn Handeln mit der Er- werbung Burgunds vollauf in Anspruch genommen. Erst nach der Schliclitung dieser wichtigen Angelegenheit konnte Friedrich III. auf die Vertheidigungs- anstalten der innerosterreichischen Lander etwas mehr Sorgfalt verwenden. Gurkfeld, welches im Savethale, dem Hauptverbindungswege zwischen Bosnien und Krain, gelegen, bei fast allen Einfallen der Osmanen nach Krain und Siidsteiermark in Mitleidenschaft gezogen wurde, erhielt am 5. Marž 1477 stadtische Rechte und Privilegien. 4 Desgleichen wurde am Samstage vor dem Sonntage Oculi in den Fasten (8. Marž) 1477 das im Jahre 1476 eingeaschertc Laas zu einer Stadt erhoben, neuen Ansiedlern daselbst die Freiheit von allen Steuern auf sechs Jahre verliehen und dem Stadtgerichte die Fischerei im 1 «Tardius atrociusque sub primas tenebras ac per reliquum noctis cernere aciem unam Jla7mnarum a Sonlio amne ad Tagliamentum extensam, ut niliil medium esse videretur, quod non ignis occupasset. Quam speciem ardentium villarum densitas, quae circiter centimi numero fuere, exliibebat, ausim ego affirmare nullo unquam tempore tam atrox incendium a mortalibus visum, nisi forte fabulis poetarum credendum putamus, qui portentosa illa de Phaetonte mendacia confinxere.» Sabellico bei Zinkeisen, II. 377, Anm. 377. 2 Zinkeisen, II. 375, Anm. 4, nach Sandi, Storia civile di Venezia. 3 Diesen Verheerungszug schildert uns der Venetianer Sabellico als Augenzeuge in seiner Schrift: «M. Ant. Coccii Sabellici de pugna inter Venetos et Turcas ad Sontium amnem liber. » Ich kenne das Werk nur aus den Auszugen bei Zinkeisen, II. 375 — 377; aucli Hammer, II. 151 u. 152, beniitzte es. — Ferner Unrest, 629. — Uber diesen verderblichen Einfall der Tiirken ins Venetianische berichtet sehr ausfuhrlich auch Bonfinius, S. 625, 626, setzt jedoch denselben irrigervveise in das Jahr 1478. 4 Dimitz, o. c. I. 311, 312. 43 Zirknitzer See zugewiesen. 1 Der Markt Weic/iselburg wurde am Donnerstage nach dem St. Ulriclistage (10. Juli) 1477 mit stadtischen Rechten und am 9. Juli 1478 mit bcsonderen Rechten und Freiheiten ausgestattet, 2 3 damit die Bewohner die Stadt besser wehrhaft machen konnten. Am 7. Mai 1478 erlicfl der Kaiser an Leonhard Herberstein, seinen Pfleger zu Wippach, den Befehl, den Markt mit einer Mauer und einem Graben zu umgeben, damit er desto besser einen Angriff der Ttirken auskalte. :l Auch Laibach nimmt die Sorgen des Kaisers in Anspruch. Der schon im Jahre 1476 gegebene Befehl zur Aufnahme der vor den Ttirken fltichtigen Landbewohner in die Stadt wurde am Montage nach dem Sonntage Laetare (17. Marž) 1478 wiederholt. 4 Am 27. Janner 1478 befahl er den Bewohnern der Umgebung Laibachs, vier Meilen in der Runde, am Befestigungsbau der Landeshauptstadt mitzuwirken, und erlaubte den Btir- gern, das dazu nothwendige Holz aus den kaiserlichen Waldungen zu nehmen. 5 Den Laibacher Juden, welche in der Vollftihrung der ihnen aufgetragenen Befestigungsarbeiten saumig waren, trug er auf, unverztiglich das ihnen zu- gewiesene Sttick Ringmauer vom Vicedomhause auf dem Neuen Markte bis zum Thurme am Wasser (Ecke der Judengasse) herzustellen. 6 Einige Monate spater (im April 1478) wurdc allen Juden und Jiidinnen in Steiermark, Karaten und Krain eine Ttirkensteuer von 3000 Pfund Pfennigen auferlegt. 7 Jedoch alle diese Vorkehrungen und Vertheidigungsanstalten, so zweck- maOig sio auch waren, vermochten die Ttirken von ihren Einfallen nicht ab- zuhalten. Von dem Heere Mohammeds II., welcher im Sommer 1478 Skutari belagerte, trennte sich im Juli unter der Anftihrung Iskander s, des San- dschaks von Bosnien, eine starke Abtheilung — es sollen 30.000 Renner und Brenner geivesen sein — und fiel in Istrien und Friaul ein. 8 Der Sultan hatte dieses Streifcorps absichtlich gegen Italien abgeschickt, um die Venetianer, welche Skutari Hilfe leisteten, am Isonzo und in Oberitalien zu beschaftigen. Iskander setzte bei Gorz iiber den Isonzo und wartete, dass ihm die in Gra¬ dišča verschanzten Venetianer unter Karl von Mentone eine Schlacht liefern wtirden. Allein dieser, durch Novellos Ungltick vom vorigen Jahre gewitzigt, hielt die. Seinigen im verschanzten Lager zurtick. Nachdem Iskander einen 1 P. Hitzinger: Aus dem Arehive der Stadt Laas, Mitth. d. h. V. f. Krain, 1854 S. 43 u. ff. 2 Mon. Habsb., II. 919, 920, Nr. 1261 u. 1262. 3 Mon. Habsb., II. 902, Nr. 1218. 1 Klun, Dipl. Čara., S. 44, Nr. 62. 5 Climel: Archiv fur bsterreichische Geschichtsfjuellen, VII. 160, Nr. 197, 198. — Klun, o. c. S. 44, Nr. 61. — Dimitz, I. 289. 6 Climel, o. c. S. 151, Nr. 199. 7 Mon. Habsb. II. 929, Nr. 1304. 8 Uber diesen Einfall bericliten Unrest, 637 — 641; Dtugoss, 11.572; Valvasor, XV. 376 — 377. — Vergl. iiberdies Hermann, o. c. 199 — 205; Zinkeisen, 11.377, 378; Hammer, II. 166—167. 44 halben Tag vergeblich gewartet, lagerte er sieli zwisehen Medea und Cormons imel zog am darauf folgenden Tage (23. Juli), wahrscheinlich durch die Furlanei langs des Natisone, in das obere Isonzothal ab und schlug in Karfreit scin Lager auf. 1 2 Unfern von Breth an der Flitscher Klause hatten die Bauern die Brucke abgebrocben und einen vornehmen Tiirken, den Hassanbeg, erschossen. Nun, wo die Natur mit aller Maeht gegen die Feinde sich vervvahrte, wo Felsen auf Felsen sich thurmten, da galt es Kiihnheit und Geschick, um auf Umwegen zum Ziele zu gelangen. An den steilen Abstiirzen liefien die Tiirken ikre Pferde an Stricken und Kleidern von Absatz zu Absatz in die Tiefe, und auf gleiche Art zogen sie dieselben von den Abgriinden in die Hohen hinauf. So gelangte ein grofier Tlieil der Reiter iiber eine Steinwand, an welcher in einer Lange von 200 Schritten kaum jemand zu gehen, ja kaum zu steilen wagte, oline sich an Gestrauche zu halten. - So gelangten sie an den Predil 3 und liber diesen nach Karnten, das sie einen vollen Monat weit und breit in allen Richtungen auf eine schreckliche Weise verwiisteten, sogar die Tauern tiberschritten, bis Tamsweg im salzburgischen Lungau vordrangen, dann aber, 10.000 Gefangene mitschleppend, iiber das Jaunthal und die Siid- steiermark an Cilli vorbei abzogen. Zu gleicher Zeit wurde auch Krain von bosnischcn Wiitherichen heim- gesucht; denn Unrest, der uns diesen verderblichsten Einfall der Tiirken nach Karnten als Augenzeuge ausfuhrlich schildert, bemerkt ausdriicklich: «Und dieweyl die Turckhen zw Kernndtn warn, warn auch Turckhen zw Krav n im Lanndt, da tetten sy auch grossen Schaden.» (S. 641.) 1 Zu Kred (Čreda) im Natisonethale hat sich bis zum heutigen Tage die Erinnerung an eine auf dem benachbarten Felde vorgefallene Tiirkenscblaclit unter dem Volke erhalten. Das Blut floss der Sage nacb in Stremen, und die Bewohner leiteten den Fluss auf das Feld, damit er die Blutlachen abwasche. Dieser gefror, und die Christen drangten die Feinde auf das Eis, auf dem diese nicht fortkommen konnten, wahrend die Christen, mit Steigeisen versehen, leicht sich be- wegten und die Tiirken wie Gras mit Sensen niedermaheten. Auf dem Felde bei Kred werden noch immer tiirkische Hufeisen und tiirkische Miinzen gefunden. Aus dem Hause Nr. 32 in Kred wurde ein hiibsches, blondhaariges Madchen vom tiirkischen Pascha geraubt und an einen Tiirken verheiratet. Spater traf sie in der Tiirkei einen gefangenen Landsmann aus ihrer Gegend und trug ihm auf, wenn er nachhause zuriickkelire, solle er ihren Eltern sagen, sie mogen mit einem Wagen ums Geld kommen, das ihr Mann zusammengeraubt hat. — Bericht des Vicars Jakob Fon im Archiv der «Matica Slovenska«. 2 Hermann, o. c. I. 200, wie er bemerkt, fast wortlich nach Sabellico. — Uber diesen beschwerlichen Zng berichtet auch Krones (Mitth. des Institutes f. o. Geschichtsforschung, VII. 261) nach einer Handschrift der Miinchner Hof- und Staatsbibliothek: «Als man zait nach Christi vnsers herren gepurdt (1478) an sanndt Jacobstag sind dy Thurken chumen in flizsch durch eyn posen enngen weg und durch drei clausen, das man in nicht hat moegen weren. Dy Thurken sind oben gewesen und haben stein herab gelassen, das dy cristen haben muessen flichen und . . . weichen, damit haben sy durchprechen.» 3 Nicht an den Loibl, wie Hammer, o. c. II. 167, angibt. 45 Als die Ttirken, durch den Tross der Gefangenen und den Zug der Lastthiere in ihren schnellen Bewegungen gehemmt, gegen Bosnien hinabzogen, iiberfiel sie Graf Peter Zrinji und jagte ihnen einen Tlieil der Beute ab, und der Befelilslmber von Jajce drang mit eiiier zwar ltleinen, aber tapfern Streit- macht berzhaft auf sie ein. Die iiberraschten Feinde todteten einen Theil der Gefangenen und fliichteten sich in den naften Wald, wo sie Tags darauf niedergeinacht wurden. Vom ganzen Heere sollen nur 5000 Mann in die Heimat zurtickgekehrt sein. Von den gefangenen Christen hatten sich einige bei diesem Uberfalle freigemacht, das traurige Los der tibrigen war entweder Tod oder Sclaverei. 1 2 Und zu diesem groflen Elend gesellten sich im Sommer 1478 noch ein groBer Bauernaufstand in Karaten und unermessliche Schwarme von Heu- schrecken («sy warn swartz vast als dy Keuern»), welche die Getreideernte in Steiermark, Karaten und Krain — hier insbesondere die Umgebung von Laibach — schrecklich verwusteten. Ein trauriges Bild der allgemeinen Noth gibt uns ein am 6. November 1478 zu Graz offentlich angesehlagenes Schreiben an den Kaiser Friedrich III. a «Steh auf aus dem Schlafe,» so ruft der Schreiber dem Kaiser zu, «darin Du nach Leibes Lust gelegen bist. Deiner GroBmachtigkeit Unterthanen vom Adel und Gemeine des Fiirstenthums Krain und in der Mottling, deren nattirlicher Herr Du bist, rufen Dich an noch langer denn ein halbes Jahr mit sehnlicher Klag um Rettung wider die Ttirken. » Er moge sich erinnern an den zu Aachen vor geistlichen und weltlichen Kurfiirsten und andern Ftirsten abgelegten und vor dem Papste zu Rom wiederhoften Eid. Dort habe er kein Buch, sondern ein Schwert bekommen zur Mehrung des Glaubens und zur Unterdruckung der Ungliiubigen. Er solle des Anerbietens Herzog Philipps von Burgund zum Beistand wider die Tiirken und der Beschliisse des Regensburger Reichstages gedenken. Es wird ihm vorgehalten, dass er die Priesterschaft mit Steuern iingstige, Kirchenguter sich aneigne und von den Burgern Geld entlehne «auf Nimmerwiedergeben», dass die dafiir auf- genommenen Soldner nichts niitzen, sondern nur die getreuen Unterthanen des Kaisers pliindern. Wo ist das Gut hingekommen, welches der Kaiser in 1 Unrest, 641; Hermann, o. c. I. 204; Smičiklas: Poviest hrvatska, u Zagrebu 1882, I. 661. 2 Haselbach: Die Turkennoth im XV. Jahrhunderte, Wien 1864, IX— XV, der dieses merkwurdige Document aus dem Cod. germ. mon. 414, f. 169—178, der Miinchner Ilofbibliothek vollstandig abdruekt, nennt es irrigervveise erne «VorstelIung der Stande von Ivrain an Kaiser Friedrich IV. iiber die Turkennoth», allein sciion Dimitz (o. c. I. 290 u. 291) hat, dagegen be- merkt, dass das in maneher Hinsieht, einer Kapuzinerpredigt zu vergleichende Schreiben rvalir- scheinlich das Werk eines Klostergeistliehen ist und nur die Abvvebr der der Geistlichkeit auf- erlegten Steuern zu - bezwecken scheint,. Auch nach Krones (Handb. d. osterr. Gescli., II. 464) rilhrt der Maueranschlag ohne Zweifel von einem Prediger oder BarfiiCermbnchc, nach Climel’ (Sitzungsberiehte, V. 387) von einem Griitzer Geistlichen her. 46 mehr als dreibig Jaliren in semen Landen zusammengebracht, wo sind die Schatze und die Kleinodien hingekommen, die des Kaiser s Vorfahren, besonders Herzog Friedrich, zusammengebracht? Wie konne er den armen Biirger mit Steuern besehweren, dem doch seit zwanzig Jaliren alle StraGen und Wege verlegt sind; wie den blutigen Schweil3 der armen Arbeiter, Witwen und Waisen, die er schuldig sei, vor Triibsal und Sorge zu bewahren, auspressen ? Er solle mit seinen Schatzen nicht geizen, die er doch nach seinem Tode lassen miisse, sondern sie venvenden zur Vertheidigung seiner Lande und Untertlianen. Nebstbei wird liber Miinzverschlechterung, Erhohung der Mauten und Ziille, iiber Auflagen auf Wein, Salz und Eisen und Entziehung der Rechtspflege geklagt. So lange das Regiment in dieser Weise gefiihrt vrerde, sei ein Unterthanengehorsam nicht recht moglich. Das Schreiben schlieBt mit der Mahnung, dasselbe nicht abzureifien und zu unterdrticken, wenn es aber jemand abschreiben und dem Kaiser und seinen Rathen vorlegen wolle, so moge er es dann ivieder an seine alte Stelle zurtick- hangen, denn «wer wais, was got durch ainen armen prilder wurcken wil. Pabst, Cardinalen, Patriarchen, Erczbischoven, Abt und brobst, den soliches zw reden gepiirt, gsclivveigen stili allsonst; so redet dy geschrift, furcht nicht weder kiing vnd kayser, pys frey vnd versweig nicht die warhait Got, der vnns in der lieb vnsers nachsten vnd vor allem vbl leibs vnd sel hie vnd dort behuet. Amen »P Der Kaiser rtihrte sich wohl und that, was er konnte. Am 28. August 1478 schickte er den Grafen Schaffrid von Leiningen an den Erzbischof von Salzburg, an den Herzog Sigmund von Tirol, an die Herzoge Ludivig und Albrecht von Baiern und an den Grafen Leonhard von Gorz, um von denselben Geld und Truppen zum Kampfe gegen die Ttirken zu erlangen. In der dem Sendboten mitgegebenen Instruction wird der Verheerungen der Ttirken in Karnten er- wahnt und gesagt, dass sich der Kaiser entschlossen habe, 2000 Mann zu Ross und zu FuC behufs Abvvelir der Ttirken zu halten. Da jedoch dieses kleine Heer nicht gentige, werden die benachbarten Ftirsten gebeten, dem Kaiser Ililfe zu leisten, damit dieselben nach der Besiegung der kaiserlichen Lande durch die Ttirken nicht selbst ins Gedrange kommen. 1 2 Auch einen gemeinsamen Landtag der drei innerosterreichischen Lande berief Friedrich III. nach Graz auf den 25. September 1478, 3 damit er iiber die Abvcendung der Ttirkengefahr verhandle und Mittel zur Bekampfung des Erbfeindes schaffe, allein die Betheiligung am Landtage war seitens der Krainer und Karntner eine so schwache, dass im December 1478 ein neuer Landtag nach St. Veit in Karnten ausgeschrieben wurde, um die Geldbewilligung auch 1 Haselbach, o. c. 46, und XIV. u. XV.; Dimita, 1. c. 2 Mon. Habsb. II. 379, Nr. 75. 3 Muchar, VIII. 101; Krones, Vorarbeiten etc. in den Beitragen z. K. st. Gescliichts- quellen, II. 101 u. 99. 47 von Krain und Karnten zu erhalten, 1 und am 10. Marž 1479 ersehien, wahr- scheinlich infolge dessen, das kaiserliche Mandat wegen Einsammlung des Wochenpfennigs zum Zuge gegen die Tiirken. 2 3 XIV. Der neunzehnte Einfall der Tiirken in Krain (1480). Die Bemiikungen des Kaisers, gegen die allgemeine Tiirkennoth Hilfe zu schaffen, wurden im Jakre 1479 allseitig fortgesetzt. Am 26. Janner 1479 ersuchte er den Papst, er moge im Hinblick auf die gegen die Tiirken kftmpfende Ckristenlieit alles aufbieten, damit der Krieg in Italien ein Ende nehme und der Konig von Frankreich, der Doge von Venedig und die Florentiner Frieden schliefien. Auch an die auf dem Reichstage zu Nurnberg versammelten deutscken Fiirsten wendete er sicla mit einer Botschaft, in welcker er mit beredten Worten das Elend sckilderte, welckes die innerosterreickiscken Lander infolge \viederholter Tiirkeneinfalle erlitten hatten. Nackdem der Kaiser kervorgek oken, welche Drangsale Steiermark, Karnten und Krain von den Unglaubigen zu erdulden kaben, okne dass ihnen die Ckristenlieit irgend einen Beistand gewahren wiirde, und dass im letztverflossenen Jahre (1478) der Erbfeind mit 20.000 Pferden Innerosterreich kis an die Grenzen Baierns verwiistet kake, erklart er, falls diesen Lander n nicht Hilfe geleistet wtirde, miissten die Bewohner mit den Tiirken Frieden schliefien oder ikre Lander verlassen; dieselben seien ganz entblofit von Nalirimg und Menschen, die entweder der Feind erscklagen oder gefangen weggefiihrt. Denn nickt weuiger als drei- undzvuanzignial seien diese Lander in den letzten Jakren von den Unglaubigen heimgesuckt worden. Er forderte eine Reichshilte von 6000 kis 7000 Mann, mit welcher er seine 2000 Mann vereinigen wolle, um die an der Kulpa zum Losbrecken bereitstehenden Tiirken so lange aufzukalten, bis man mit einer groCen Streitmacht gegen dieselben zieke. 4 Allein die Reicbsfiirsten antworteten am 14. October 1479, dass der Kaiser wegen der zu geringen Tkeilnakme der Fiirsten und Stadte auf dem Reickstage zu Ntirnberg einen anderen Reickstag aussckreiben moge; sie konnten derzeit nichts bewilligen. 5 Also sogar diese geringe Hilfe von 6000 bis 7000 Mann zum Schutze seiner Erblander vrarde dem Kaiser abgeschlagen! Friedrich III., vom deutschen Reiche im Sticlie gelassen, wendete sick nun an seine innerosterreickiscken Stande. Am 8. Marž 1480 beschloss der ’ Mon. Habsb., II. 885, Nr. 1165. 2 Herman, o. c. 205, Anm. 3 Mon. Habsb., III. 6, Nr. 2. 4 Mon. Habsb., III. 112, Nr. 44. 5 Mon. Habsb., III. 116, Nr. 45; Ilvvof, o. c. X. 249 — 251. 48 Landtag zu Laibach, den bereits frtther bewilligten. wochentlichen Ttirken- pfennig einzuheben. Ferner solle jeder Geistliche oder Weltliche, der im Lande Einkommen und Unterthanen hat, von je 100 Pfund Pfennig einen Reiter ausrusten und unterbalten. Jeder Adelige miisse mit seinen Reisigen und FuB- knochten im Harnisch und in Waffen zum Feldzuge ausgeriistet erscheinen, sobald er dazu vom Hauptmanne aufgefordert wird. Auf dem Lande miisse jeder zehnte Mann ins Feld riicken, wenn notliig aucb jeder fiinfte Mann einen sechsten mit Waffen und allem Erforderlichen versehen. Uas Land solle einen Oberbefeklshaber und vier Hauptleute haben. 1 Ahnliche Besehliisse fassten auch die Stande von Steiermark und Karaten. Und wie nothwendig, weim auch nicht ausreichend, waren die vom Kaiser getroffenen Vertheidigungsanstalten! Denn die Venetianer liatten am 26. Janner 1479 «cum suo et totius Christianitatis dedecore et malo totius Italiac» 2 mit Mohammed II. Frieden geschlossen, mit welchem ein sechzehn- jahriger blutiger Krieg beendet wurde. Da Mohammed durch diesen Frieden die Ruhe an den Westgrenzen seines Reiches und den ungestorten Besitz der ostadriatischen Kriste sich gesichert hatte, konnte er mit griiflerer Thatkraft und auch groBerer Macht die VorstoBe gegen Norden und Nordvvesten ins Auge fassen. Insbesondere tur Innerosterreich war dieser Friede von den be- denklichsten Folgen begleitet; denn wenn bisher alljahrlich nur einzelne osma- nische Raubhorden nach Steiermark, Karaten und Krain vordrangen, so konnten sie jetzt mit organisierten Heeren regelmafiige Feldzuge nach Ungarn, Siebenburgen und namentlich Einfalle nach Innerosterreich unternehmen. 3 Und diese Ziige waren fttr unser Krain um so verderblieher, als der Kaiser um dieselbe Zeit mit Mathias Corvinus wegen seines Lieblings, des Graner Ex- primas Johann Bekensloer, in blutiger Fehde lag und in den nachsten Jahren zugleich mit den Tiirken auch die Ungarn Steiermark, Karaten und Krain verheerten. 4 Am St. Oswaldtage (5. August) 1480 erschienen die Tiirken abermals in Innerosterreich. Karaten und Steiermark wurden von einern der blutigsten \ r erheerungsziige der Tiirken heimgesucht, 5 wobei auch unser Krain stark in Mitloidenschaft gezogen vrarde. Doch die Einzelheiten ihrer Zerstorungswuth in Krain sind uns nicht iiberliefert. Als die Tiirken tiber Karaten nach Steier¬ mark ins obere Murthal vordrangen, gelang es einem gefangenen Christen, den sie als Wegweiser und Kundschafter mitschleppten, nach Neumarkt zu entdiehen und daselbst Aufnahme zu finden. Er erzahlte, er habe zwi3lf Jalire mit den Tiirken herumziehen intissen, und gab an, dass dieses Jalir 52.000 1 Mon. Habsb., III. 393, Nr. 1(59; Dimitz, I. 291. 2 Ulngoss, II. 582. 3 Ilwof, o. 'c. X. 252. 4 Dimitz, o. c. I. 292 — 294. 5 Unrest, 654; Herman, o. c. I. 209, 210; Ilvvof, o. c. X. 253 — 258. 49 Erbfeinde aus der Tiirkei aufgebrochen seien. Dann hiitten sie sieb in drei Haufen getheilt; der eine sei in Krain geblieben, der zweite gegen Italien gezogen und der dritte nacli Karnten gedrungen. liber die Verwiistungen der Tiirken in Karnten kann man sieh einen Begriff maehen, wenn man er- wagt, dass nur die Zahl der gefangenen Priester 500 betrug. 1 Den Weg nach Karnten sowie den Ruckzug aus diesem Lande werden sie jedenfalls durch unsere Heimat genommen Iiaben. Von den krainischen Ortschaften liat bei diesem Einfalle insbesondere Zirknitz gelitten. 2 Zu gleicber Zeit trieben 12.000 Tiirken um Gurkfeld herum ihr Unwesen. 3 Um das Elend voli zu maehen, bracli in diesem Jahre aucli die Pest in Krain aus, die groben Januner iiber die Bewohner brachte und viele Tausende derselben hinraffte. 4 5 Im nachstfolgenden Jahre schwang Mathias Corvinus, mit dem Kaiser verfoindet, die Kriegsfackel tiber das ungliickliche Land. XV. Der zwanzigste und der einundzwanzigste Einfall der Tiirken in Krain (1482 und 1483), der eilfte in Istrien (1482). Aucli bei dem letzten Einfalle liat niemand dem Erbfeinde kraftigen Widerstand geleistet; weder der Kaiser noch die Stande unternabmen etwas Bedeutendes gegen ihn. Die Tapferkeit einzelner Ritter und der Bevolkerung konnte nur einzelne Ortschaften von dem Untergange retten, von einem alb gemeinen Aufgebote lesen wir trotz der auf dem Laibacher Landtage voni Jahre 1480 gefassten Bescbliisse nichts. Audi die Fiirsten auCerhalb Inner- osterreicbs riihrten sich nicbt, obwohl sie rechtzeitig von dem Tiirkeneinfalle benachricbtigt wurden. s Der Kaiser setzte zwar unermudlich seine diplomati- schen Unterbandlungen fort, erzielte jedocli mit denselben beinabe gar keinen Erfolg. 1 Unrest, 655. ‘ J Valvasor, XV. 378. — Die von den Chronisten Megiser, Valvasor und Julius Caesar uns iiberlieferte und von Hammer (11. 174) nacherzahlte Schlacht bei Rann, die in diesem Jalire die Christen liber die Tiirken gewonnen haben sollen, hat schon Ilwof (1. c.) bezweifelt und Parapat (o. c. 82) aus zwingenden Griinden in das Reich der Fabel verwiesen. — Die An- gabe Parapats (o. c. 81), dass die Tiirken dieses Jahr aucli in Friaul gewesen seien, ist wohl aus nahe liegenden Griinden glaubwiirdig, lasst sich jedoch auf Grund des von Thomas Dorn- berger und Stefan Hofer von Gorz aus am 16. August 1480 an den Erzherzog Sigmund ge- schriebenen Briefes nicht erweisen. Die Briefschreiber berichten nur, was sie vom Horensagen wissen, und befiirchten einen Einfall ins Friaulische von Karnten aus. Es ist anch nicht wahr- scheinlich, dass die Tiirken nach dem kaum geschlossenen Frieden mit den Venetianern die Absicht gehabt hiitten, in ihr Gebiet, einzufallen. Unter dem im obigen Briefe erwiihnten «Canal» ist aber nicht Canale im Isonzothale, sondern das Canalthal in Karnten zu verstehen. (Mon. Habsb. III. 208.) 3 Mon. Habsb. III. 208. 4 Valvasor, XV. 379. 5 Parapat, o. c. S. 81. 4 50 Der im September 1480 versammelte Reichstag zu Niirnberg bewilligte \vohl 15.000 Mann auf drei Jahre, ermahnte den Kaiser zum Frieden mit Konig Mathias und forderte Friedrich III. auf, personlich auf dem Reichstage zu erscheinen. Allein der Kaiser antwortete, dass er wegen des Krieges mit dem Konige von Ungarn zu Niirnberg nicht personlich erscheinen konne; beziiglich des Ttirkenkrieges meinte er, dass nicht ein grofier Zug gegen den Erbfeind unternommen, sondern der Krieg in kleinen Streifziigen nur defensiv gefuhrt werden moge. Zu dem Ende musste jedoch an der Girenze der kaiser- lichen Bander gegen Kroatien und Ungarn ein Lager errichtet werden. 1 Ein Friede zwischen dem Kaiser und dem Konige Mathias, der so nothwendig gewesen ware, wenn man iiberhaupt an die Bekampfung der Tiirken ernstlich denken wollte, kam jedoch nicht zustande. Auch mit der Curie wurden Verhandlungen angekniipft. Am 12. October 1480 wurden der Erzbischof Andreas von Antivari' 2 und der apostolische Protonotar Ludwig von Angnelli nach Rom geschickt; sie trugen dem Papste Sixtus IV. vor, welclie Opfer der Kaiser bis jetzt zur Bekampfung der Tiirken gebracht, luden den Papst auf den nachsten Reichsrath von Niirnberg ein und fiihrten gegen den Konig von Ungarn Beschwerde. 3 Diese Gesandtscliaft hatte kcinen anderen Erfolg, als dass der Papst den Kaiser und den Kiinig Mathias zur Eintracht ermahnte, damit sie mit vereinten Kraften den Erbfeind bekampfen; dass Mathias Corvinus sich bereit erklarte, den Kaiser gegen die Tiirken zu unterstiitzen, wenn dieser auf dem Reichstage zu Niirnberg eine kraftige Hilfe zustande bringe, und dass der Papst am 18. Janner 1481 zu Gunsten der Domkirche in Wien einen allgemeinen Ablass fiir alle jene aus- schrieb, welche fiir die Stadt oder gegen die Tiirken etwas beitragen. 4 1 Mon. Habsb., III. 139, Nr. 58. 2 Dieser «Andreas Archiepiscopus Crainensis oder Craniensis» (Mon. Habsb., II. 330, Nr. 22, 11.331, Nr. 25 und III. 50, Nr. 25) bat unter den Geschiehtsschreibern schon viel Staub aufgewirbelt. (Vergleiche dariiber llwof, o. c. X. 259, Anm. 1.) Derselbe war weder Erz¬ bischof in Krain, noch Bischof zu Kroja in Dalinatien, sondern, wie Hitzinger in seinem Aufsatze «Zur Losung der Frage liber den Erzbischof Andreas von Krain» (Mitth. d. h. V. f. Krain 1858, S. 24 — 26) unumstofilicli nachgewiesen, Erzbischof von Antivari in Albanien. Diese Stadt, der Sitz eines alten Erzbisthums, liegt in einer «Krajina» genannten Landschaft, und es kann umsovveniger befremden, dass dieser Erzbischof sicli nicht nach der Stadt, sondern nach dem Namen der Provinz seines Sitzes nannte, als der Name Antivari (Antibarum) neuerer Bildung ist und wegen seiner Lage gegeniiber der Stadt Bari in Italien, «Gegen-Bari» genannt wurde. Wie melirere andere Bischbfe aus den von den Tiirken eroberten Provinzen im Abend- lande Schutz nnd Unterkunft fanden, so wird auch Andreas, Erzbischof von Krajina, nach dem Tode Skanderbegs (1465) und der Untervverfung Albaniens an den Hof Friedrichs III. geflohen und von diesem als Gesandter nach Rom geschickt worden sein. 3 Mon. Habsb., III. 50, Nr. 25. 4 lhvof, o. c. X. 260. 51 Von gro(3er Bedeutung war der am 3. Mai 1481 zu Gebisc in Klcin- asien erfolgte Tod Mohammeds II. Der Titel des Eroberers, womit ihn die osmanische Geschichte vor allen anderen Sultanen auszeichnet, gebiirtihm auch vor allen, nicht nur als dem Eroberer der Kaiserstadt und Sultanen- Residenz, sondern auch als dem Erweiterer seines Reicbes nach allen Seiten.' Zwischen seinen Sohnen Bajesid und Dschem kam es zum Bruderkriege, der nach drei Jabren mit der Thronbesteigung Bajesids II. (1481—1512) endete. Der neue Herrscher war ein Freund religioser Betrachtungen, ein friedliebender Mann und ein Gonner der Wissenscbaften. Wenn unter seiner Regierung trotz- dom Raubztige osraanisclier Scbaren nach Innerosterreich erfolgten, so giengen diese nicht vom Sulten selbst aus, sondern wurde.ii von kriegslustigen und raubgierigen Befehlshabern an den Grenzen, oft wider den Willen des Sultans, auf eigene Faust unternommen. Der Tod Mohammeds II. und die infolge dessen ausgebrochenen inneren Wirren mogen Ursache gewesen sein, dass im Jahrc 1481 kein neuer Ein- fa.ll der Osmanen in Krain erfolgte. Wohl aber sah das nachste Jahr 1482 den Erbfeind wieder innerhalb der Grenzen Krains. Docli sind die Berichte liber diesen Einfall sehr kurz und beschranken sich auf die Angabe des Chronisten Unrest: «In dem zweiundachtzigsten Jahre (1482) kamen die Tiirken gen Krain und thaten einen groDen Schaden mit Volkverftihren. » (S. 660.) Im selben Jahre haben wir auch einen neuen Raubzug der tiirkischen Horden in Istrien zu verzeiclmcn. Eine Raubschar drang, wahrscheinlich vom krainischen Karst herkommend, in Istrien ein und pliinderte und ver- wiistete die Dorfer Rozzo (Roč), Semič, Colmo (Hum) und Draguč. Die Bevolkerung verarmte infolge dessen so sehr, dass die Priester der genannten Ortschaften im nachsten Jahre nicht imstande waren, die gewohnliche jahrliche Abgabe an das Domcapitel von Triest zu entrichten. ' l 2 Ein noch gr6Bereš Ungliick brachtc das Jahr 1483 liber Krain. Unter der Anfiihrung des Hansi oder Hatsi Pascha , 3 nach anderen unter dem Befehle des Skavn Pascha 4 oder des Skanderbeg , 5 waren 7000 — 8000 Tiirken in Krain eingefallen, und wahrend eine Raubhorde derselben in unserem Bande blieb und flasselbe durch dreizehn Tago mit Raub und Mord, Brandlegung, Schandung der Fraucn und Gefangennahme der Jugend heimsuchte, zog eine andere Schar am St. Gallustage (16. October) gegen Karaten, welches sie nach ge- 1 Ham m er, II 207. — Uber seme unmenschliche Grausamkeit und schandliche Wollust vergleiche Hammer, II 200, 210. 2 Franceschi: LHstria, 8. 266. 3 Tomašič: Clironieon breve regni Croatiae, 1. c. 22. 1 Valvasor, XV. 379. 5 Chmel in den Sitzungsbericliten d. kais. Akad. d. Wissensch., V. 649. 52 wohnter Barbarenart hciinsuchte. 1 Gleichzeitig wurde die Umgebung von Pettau von ibnen verheert. 2 Als sich die Raubhorden, die Krain und Karnten verwiistet, wieder vereinigten und mit reicher Beute und 9000 gefangenen Christen gegen Bos- nien zuriickzogen, wurden sie von einem christlicken, 4000 Reiter und 8000 FuCganger zahlenden und aus Serben, Kroaten und Krainern bestehenden Heere unter der Anfiihrung des Banus Gara, des Grafen Johann Zririji, des Zmaj Despot Vuk, des Grafen Bernardin Frankopan und zweier Auersperge, deren Namen uns leider nicht iiberliefert worden, an der Unna iiberfallen und vollstandig gesehlagen. Der tiirkische Befeblshaber (« Scandcnveckh» ) sammt 200 vornehmen Tiirken fiel in die Hande der siegreichen Christen, we.lche dieselben dem Konige von Ungarn als Geschenk iibcrsendeten; der groOte Theil des feindlichen Heeres deckte die Walstatt, ein kleiner Rest, der sich iiher den Fluss rettete, wurde eingeholt und niedergemacht und nur ganz wenige kamen mit dem Lehen davon, ura die Nachricht von der groflen Niederlage in die Heimat zu ubcrbringen. Von den 7000 bis 8000 Tiirken, die von Bosnien ausgezogen waren, sahen nur wenige den heimatlichen Boden wieder. Sammtliche gefangene Christen wurden infolge dieses Sieges befreit. 3 Dieser grofie von den Christen an der Unna erfochtene Sieg hatte die wichtige Folge, dass die tiirkischen Riiuber von nun an weniger tollkiihn ihre Strcifziige nach Innerosterreich unternahmen und auf mehrere Jalire hinaus unserm Lande den lang enthehrten Frieden gonnten, wozu freilich auch der Umstand beigetragen haben mag, dass Bajesid IT. im Jahre 1483 mit Konig Mathias von Ungarn einen Waffenstillstand auf fiinf Jahre schloss und dass seine Streitkrafte anderswo, namentlich in Agjpten, in Anspruch ge- nommen wurden. 4 1 Unrest, 689. — Ein Schreiben des KerthoM Mayer von der Freienstatt, Landes- verwesers (?) der Hauiitmannschaft des Furstenthums Krain, an Georg, Pfalzgrafen von Kain und Herzog von Ober- und Unterbaiern, bezeiclmet. als den Zeitpunkt des feindlichen Ein- bruches in Krain die Woche vor Simonis und Juda (28. October), also die Zeit vom 19. bis 25. October, llnrest hingegen versetzt den Zeitpunkt des tiirkischen Einfalles nach Karnten auf den 16. October. Unrest spridit von drei, der Brief von fiinf Haupthaufen in der Gesammt- stSrke von 8000 Keitern. (Krones, Mitth. d. Inst. f. osterr. Geschichtsforschung, VII. 263.) 2 Unrest, 660. 3 Unrest, 689, 690. — Chmel: Nachricht vom Tiirkeneinfall 1483 in den Sitzungs- berichten, V. 649, 650. — Valvasor, XV. 379; Megiser, II. 1229, u. Bonfinius, o. c. 645, ver- setzen die Schlacht an der Unna ohne zwingende Griinde ins Jahr 1484. 4 Zinkeisen, II. 500. 53 XVI. Der zweiundzwanzigste und dreiundzwanzigste Einfall der Tiirken in Krain (1488). Krain athmete in der seit 1483 eingetretenen Friedenspause etwas auf. Die Bewohner stellten die in Ruinen liegenden Dorfer und Kirchen vrieder lier, befestigten ihre Tabore und Stadte und bereiteten sich auf die ungewisse Zukunft vor, die freilich nichts Gutes in ihrem dunklen Schofie barg, denn nur zu bald sollten sich die verheerenden Tiirkeneinfalle vviederholen.' Im Jahre 1488 waren die Tiirken in Kroatien eingefallen. Von den Kroaten und ikren Hilfstruppen aus den benachbarten Landern zwischen der Drau und der Save angegriffen, blieben sie Sieger in der Schlaclit. 7000 Christen sollen auf der Walstatt geblieben sein. Hierauf unternahmen die Tiirken einen Streifzug nach Krain und schleppten viele Christen gefangen mit sich nach Bosnien.' 1 2 Im folgendcn Jalire (1489) erschien der Erbfeind neuerdings innerhalb der Grenzen Krains, venviistete das Land und «ervviirgte» viele Leute. 3 Einzelheiten liber diese beiden Einfiille werden uns keine iiberliefert. XVII. Der vierundzwanzigste Einfall der Tiirken in Krain (1491). Der am 6. April 1490 eingetretene Tod des Konigs Mathias von Ungarn war auch fiir unser Krain ein folgenreichos Ereignis. Denn anstatt den Waffcn- stillstand, welcher im nachsten Jahre abgelaufen ware, abermals zu verlangern, liefi sich Bajesid II. von seinen kriegeriseh gesinnten Rathgebern einreden, dass jetzt bei der infolge der Kronhandel in Ungarn ausgebrochenen Ver- wirrung nichts leichter sei, als die siegreichen osmanischen Waffen bis in das Herz von Ungarn zu tragen. Der Sultan sammelte daher im Friihjahre 1492 ein gewaltiges Heer bei Adrianopel und wollte mit demselben gegen Ungarn aufbrechen. Als er aber vernommen hatte, dass die schon vorausgeschickten Heerhaufen und Streifcorps von den Ungarn aufs Haupt geschlagen wurden, dass die kriegerischen Unternehnningen an der Donau nicht nach Wunsch gehen und dass ein ungarisches Heer von 60.000 Mann im Anzuge begriffen sei, wandte er sich nach Albanien und schlug sein Hoflager zu Depedelen auf, wo er wegen der damals zu Constantinopel wuthenden Pest fast bis ans Ende des Jahres verweilte. Der ganze grofi angelegte Feldzug loste sich in eine Reihe planloser Verheerungsziige auf, von welchen noch in demselben 1 Parapat, 89. 2 Valvasor, XV. 381. 3 Valvasor 1. c. 54 Jahre vorziiglich auch die osterreichischen Grenzlftnder betroffen wurden. 1 Bereits im Herbste 1491 erfolgte ein gewaltiges Hereinbrecben der Osmanen in Krain. liber diesen grofien Raubzug besitzen wir den classischen Bericht eines Augenzeugen; es ist dies das Schreiben, welches Wilhelm von Auersperg am 4. October 1491 an einen «deutschen» Herrn, wahrscheinlich an Konrad Holzel, gerichtet, der bis gegen 1483 Commendator des deutschen Ordens zu Laibach und ancli Vicecommendator in Niederosterreich gewesen ist. 2 Nach diesem Berichte sind die Titrken am St. Mickaelsabend (29. Sep¬ tember) in die Mottling eingefallen. Am darauf folgenden Mittwocb (5. October) zogen sie iiber MaicJtau, Rudolfsivert und Hopfenbach gegen Weifikirchen, wo sie ein Lager schlugen. Von hier aus wollten sie gegen Cilli und gegen Ober- krain den Sackmann auslassen, allein die Save und die Gurk waren so stark an- geschvvollen, dass sie nicht dariiber konnnen konnten und dass bei den Uber- fuhrversuchen viele ertranken. Wahrend nun der eine Theil der tiirkischen «Mord-Engel», deren Zahl 10.000 bis 11.000 betrug, 3 in Wei6kirchen bliob und die Gurkfelder Ebene und die umliegende Gegend, namentlieh Hopfen- bach, Rudolfswert, Preisegg, LandstraD, IVorndl und Maichau mit Raub, Mord und Brand lieimsuclite, wandte sich ein zweites Corps gegen Ainijd, Seisenberg und St. Marein bis in die Nahe von Laibach und zog hierauf tiber Zobelsberg nach Gutenfeld, Diirrenkrain, Auersperg, Reifnitz und Gottschee und wandte sich dann liber das Oblaker Plateau nach Nadlišek. Weit und breit wurde bei diesem furchtbaren Raubzuge ganz Unterkrain vom aufiersten siidostlichen Winkel bei LandstraC bis vor die Thore Lai- bachs und bis an den Karst in eine Wliste gelegt und dem armen Landmann alles Vieh geraubt. Massenhaft wurden die Bewohner gefangen und diejenigen, die doch mit dem nackten Leben davonkamen, dem grdfiten Elend preisgegeben, denn die I )orfer lagen in Schutt und Asche, die erst eingeheimsten Feldfruchte giengen im Feuer unter, Getreide, Heu und Streu — alles wurde vernichtet! Auersperg befiirchtet, wenn sich einmal die Gew;tsser verlaufen, vverden auch die bei Wei(3kirchen lagerndcn Titrken losbrechen und NassenfuC, Reiten- burg, Scharfenberg, Schonberg und Weichselburg verbrennen und verw(isten, so dass dem Kaiser in ganz Krain nichts tibrig bleibt, als die Herrschaften Stein, Krainburg, Radmannsdorf und Laibach. Als Kundschafter und Weg- weiser dienten den Titrken diesmal zwei Christen, die sich siebzehn Jahre lang in tiirkischer Gefangenschaft befanden, jetzt aber gliicklich entkamen, 1 Zinkeisen, 11.501 — 503. 2 Das in der konigl. Hofbibliothek zu Munchen (Germ. Cat., II. 467, 1067) befindliche und von Chmel (Sitzungsberichte, V. 396) zuerst erwahnte Schreiben bat unser verdienstvoller vaterlandischer Historiker P. v. Radics in seinem Werke «Herbard VIII., Freiherr zu Auersperg», Wien, 1862, 38 — 40, mitgetheilt. Es fiihrt den Titel: Wilhelmi de Auersperg epistola de in- cursione Turcorum in Carniolam anno 1491. 3 Unrest, 751. — Auch Auersperg gibt die Zalil der Feinde mit 10.000 an. 55 der eine zu Mottling, der andere zu Worndl. Sie erzahlten, dass die Tiirken, 10.000 Mann stark, diesmal einen weiten Zug in die kaiserlichen Bander tliun wollten, aber durcb die angeschwollenen Fliisse aufgehalten wurden, und so musste dann unser armes Krain ikre Wuth biiflen. Sie gaben auch an, die Kroaten hatten diesmal mit den Tiirken Frieden gesehlossen und den durehziehenden Feind mit Brot undWein bewirtet, und Auersperg findet diese Aussage glaubwiirdig, denn sonst hatten die Kroaten jedesmal von einem in ihr Land erfolgten Einfalle der Tiirken die benachbarten Krainer mittels Kreideschiisse in Kenntnis gesetzt, diesmal seien aber die Kreideschiisse unter- blieben, und so seien die Tiirken ganz «ungewarnt» gekommen, wahrend doch jeder geglaubt babe, dieses Jahr kamen sie nicht. Mit einem aus dem gepressten Herzen dringenden Seufzer «Got erparmsB schlieBt Auersperg semen hochinteressanten Bericht. Von dem auf der Oblaker Hoclicbene hinter dem Krimberge liegenden Nadlišek zogen die tiirkischen Renner und Brenner iiber Zirknitz, Hasberg und Loitsch in den Birribaum er Wald, wahrscheinlich, um, den alten Romer- weg beniitzend, von da aus das Wippacher Thal zu gewinnen. Aber die Landschaft verlegte ihnen hier mit ihrem Aufgebot den Weg und legte einen Theil desselben in den Hinterhalt, «biC die erbare Gesellen mit dem Raube dalierzogen». Die Feinde geriethen in den Hinterhalt, und von den vielen Tausenden soli nicht Einer aus dem Gemetzel entkommen sein. «Der Wald, welcher ihnen zum Netze geworden, hat diesem gefangenem und erschlagenem Wilde auch zur Grabstat dienen miissen. Wiewol manchen dieser Tiircken Zweifels-ohn die Adler, Raben und Geyer in sich begraben haben.» 1 2 Dass der Uberfall im Birnbaumer Walde (slov. Hrušica) wirklicli statt- gefunden hat, dies bezeigt uns auch unser beriihmte Landsmann Sigmund von Herberstein in seinem Familienbucbe, wo er von seinem Bruder Johann bemerkt, er habe gegen die Tiirken gekampft, «als die im Piernpamer Wald erlegt»." Desgleichen erziihlt Unrest zum Jahre 1491, dass die Tiirken auf ihrem Raubzuge durcli Unterkrain in die Nahe von Laibac h bis «Grusnitz» gekommen seien, was ohne Zweifel mit unserm «Hr u š i ca »ji d e n t i sch ist. Dort sei die «gemain Pawrsehaft» aufgestellt gewesen und niemand mit ihr als zwei Edelleute mit sechs Pferden. Die Tiirken seien von vorne und im Riiclcen angegriffen und sehr viole erschlagen vrorden; nur etliehe hatten sich im Walde vcrhorgen. Sammtliche gefangene Christen vrarden gerettet. Als die indessen in Unterkrain gebliebenen Feinde mit reicher Beute und namentlicli mit vielen Gefangenen sich zuriickziehen wollten, griff sie der kroatische Banus an und brachte ihnen eine grobe Niederlage bei. Und als der tiirkische Anfiihrer gegen Bosnien zuriickkehrte, vermisste er von seinem Corps nicht vveniger 1 Valvasor, XV. 382. 2 Archiv f. K. osterr. Geschichtsquellen, XXXIX. 318, Anm. 3. 56 als 2300 Mann. Um den Sieg, meint Unrest, sollon wi'r Gott loben und den frommen Leuten, die gestritten baben, danken. 1 * Audi die Volkstradition kennt nocb die Gegend « Turški klanci* im Birnbaumer Walde und bezeichnet dieselbe als die Stelle eines von den Christen iiber Tiirken erfochtenen Sieges. Wir konnen daher an der Thatsachlichkeit dieses siegreicben Uberfalles nicht zweifeln, nur in der Jahreszahl sdieinen sich Valvasor und Herberstein zu irren. Dei' Uberfall bat nicbt im Jahre 1490, wie diese beiden angeben, stattgefunden, sondern im Jabre 1491, in welehes Jabr ibn Unrest verlegt. Dass Auersperg desselben nicbt erwahnt, ist leicht zu erklaren. Die Tiirken waren am 29. September in Unterkrain eingefallen, und er schreibt scinen Bericht am 4. October unter dem tiefen Eindrucke der frisch anstiirmenden Nachrichten iiber die furchtbaren Verwiistungen in Unterkrain; am 4. October aber konnten die Tiirken bei den Hindernissen, welche ihnen die angeschveol- lenen Fliisse in den Weg legten, nocb nicbt im Birnbaumer Walde gewesen sem, oder vvenn der Uberfall daseibst bereits stattgefunden hatte, so komite Auersperg nocb keine Nachricht von demselben gehabt baben. XVII. Das sind die Einfalle, welcbe die Tiirken vom Beginne des XV. Jahr- hundertes bis zum Tode Kaiser Friedrichs III. in Krain und Istrien unter- nonunen haben; denn der angeblich im Jabre 1491 erfolgte und von Megiser® und Valvasor 3 mit allen ergreifenden Einzelheiten asiatiseher Grausamkeit und osmanischer Verheerungswutb ausgemalte und von Hammer 4 diesen beiden nacberzahlte Einfall, der mit einer furcbtbaren Niedcrlage der Tiirken und einem glanzenden Siege der Christen bei Villacb geendet baben soli, ist histo- risch nicht erwiesen, r> und der im Spatsommer des Jabres 1493 unter der Anfiibrung des Jakub Pascba, Statthalters von Bosnien, unternommene Einfall fand den Kaiser Friedrich III. nicht mehr am Leben. Er starb am 19. August 1493 zu Linz, nachdem er iiber 53 Jahre das Scepter Deutschlands gefiihrt, 41 Jabre die Kaiserkrone und 58 Jabre den Ilerzogshut von Krain getragen und ein Alter von 78 Jahren erreicht batte, ein Fiirst, der von der Mit- und Nacbwelt viel getadelt wurde, dessen Regierung oft ungllicklich und verhangnisvoll, im allgemeinen aber ftir unser Krain in vielen Beziehungen sebr wobltbatig war. Denn, wenn ihn aucb seine weitausschauen- den Pliine und Entwiirfe in Burgund, die Venvicklungen in Deutschland, die Kriege mit Bohmen und Ungarn, die Opposition der Stiinde, der offene Auf- 1 Unrest, 751. - Megiser, o. c. II. 1231 — 1239. Valvasor, XV. 382, 382. 4 Hammer, o. c. 304 — 306. Vergleiche darilber insbesondere Hermann, o. c. I. 233, 234. ruhr einzelner Adeligen, die UnbotmaBigkeit des Bauernvolkes und zumtheil auch sein Geiz und seine Engherzigkeit, die ilnn manchmal zum Yorwurfe gemacht vrarden, in Krain und tiberhaupt in Innerosterreich nicht jene Ver- theidigungsanstalten treffen und thatkraftig durchfuhren lieBen, die geeignet gevvesen wtiren, unsere Heimat vor der Vervviistung dureh barbarische Horden besser zu schiitzen, so muss man doeli anerkennend bervorlieben, dass kein Fiirst des Mittelalters unserem Lande so viele und so weit in die Zukunft nachwirkende Wohlthaten erwiesen bat, als Friedrich III. Die Wehrhaft- machung Laibachs, die Befestigung und Ausstattung der Mark te Gurkfeld, LandstraB, Weichselburg, Gottschee und Laas mit stadtiscben Recbten und Freiheiten, die Verleihung wichtiger Privilegiep an die Landstande, die Biirger- schaft Laibachs und an die Familien Auersperg, Hohenwart und Tschernembl sind sein Werk. Von der groBten Wicbtigkeit und Tragweite ist jedoch die liber Veranlassung des Kaisers am 6. December 1461 erfolgte Errichtung des Laibacher Bisthums, die nun aucli der kircblicben Abhangigkeit des Landes von Aquileia ein Ende macbte. Und wenn er kein anderes Werk ins Leben gerufen hatte, schon dieses allein ware geeignet, ihm eine dankbare Erinnerung in den Herzen der Krainer fiir alle Zeiten zu sichern. XVIII. Uberblicken vir nun die seit dem Begiune des XV. Jahrhundertes bis zum Tode Friedrichs III. in Krain und in Istrien erfolgten Turkeneinfalle, so erbalten wir beziiglich ihrer Zahl und der Jahre, in denen sie unternommen wurden, folgendes Bi Id: A. In Krain. 1. ) Der erste Einfall im Jahre 1408, 2. ) der zweite Einfall im Jahre 1425 oder 1429, 3. ) der dritte und vierte Einfall im Jahre 1469, 4. ) der ftinfte, sechste und siebente Einfall im Jahre 1471, 5. ) der achte und neunte Einfall im Jahre 1472, 6. ) der zehnte Einfall im Jahre 1473, 7. ) der eilfte Einfall im Jahre 1474, 8. ) der zvolfte, dreizehnte und vierzehnte Einfall im Jahre 1475, 9. ) der fiinfzehnte und sechszelmte Einfall im Jahre 1476, 10. ) der siebzehnte Einfall im Jahre 1477, 11. ) der achtzehnte Einfall im Jahre 1478, 12. ) der neunzehnte Einfall im Jahre 1480, 13. ) der zvanzigste Einfall im Jahre 1482, 14. ) der einundzwanzigste Einfall im Jahre 1483, 15. ) der zveiundzvanzigste und dreiundzwanzigste Einfall im Jahre 1488, 16. ) der vierundzvanzigste Einfall im Jahre 1491. 58 B. In Istrien. 1. ) Der erste und zweite Einfall im Jahre 1469, 2. ) der dritte Einfall im Jahre 1470, 3. ) der vierte Einfall im Jahre 1471, 4. ) der fiinfte und sechste Einfall im Jahre 1472, 5. ) der siebente Ejnfall im Jahre 1476, 6. ) der achte und neunte Einfall im Jahre 1477, 7. ) der zehnte Einfall im Jahre 1478, 8. ) der eilfte Einfall im Jahre 1482. Somit vierundzvranzig Einfalle in Krain und eilf Einfalle in Istrien, zusammen funfunddreiflig Raubziige osmanischer Barbarenhorden, von denen, mit Ausnahme dreier Einfalle, alle unter der Regierung Kaiser Friedriehs III. erfolgten, hatten die beiden meist sich selbst iiberlassenen bedauernswerten Pro- vinzen in der Zeit von 1408 bis 1493 auszuhalten. In kurzen, schlichten Worten haben uns gleichzeitige Chronisten diese Einfalle geschildert, aber aus einer jeden Zeile ihrer ungeschminkten Erzah- lung tont uns ein Schrei des Jammers und Entsetzens entgegen iiber die bestialische G-rausamkeit, Mord- und Zerstorungswuth. von denen diese Bar- barenztige in unsern Landern stets begleitet waren. Wer nennt die Hunderte von verbrannten Dorfern und eingeascherten Stiidten; wer zahlt alle die Tau- sende von gefangenen, auf ewige Zeiten dahingeschleppten Christen; wer kennt die Zalil jener, die entvreder auf dem Scldachtfelde ihr Blut verspritzt oder in ihrer Heimat von den blutdiirstigen Asiaten gemartert und aus purer Lust am Qualen und Morden getodtet wurden; wer schildert den grenzen- losen Jammer der ihrer Kinder, Frauen oder Miinner beraubten und ohne Erhaltungsmittel in der vervriisteten Heimat zuruckgebliebenen Ungliicklichen? Weit und breit ist das Land durch Feuer und Sclivvert in eine Wuste ver- wandelt und die Bewohner, die noch ein gliickliches Schicksal in dieser Ode zuriickgelassen, fristen mit thranenden Augen und bebendem Herzen ihr trauriges Dasein, in einem fort gecjualt und gefoltert von der todlichen Furcht und Angst, ihr ohnehin elendes Leben dem nimmer rastenden und stets mit neuen Raubziigen drohenden Feinde hingeben zu mussen. Kein Wunder, dass in diesen Jahren einer allgemeinen Noth und eines grenzen- losen Elends im Volke jede Thatkraft erlisclit und jedes geistige Streben und Regen erstirbt. Krain und Seine Bewohner mussten sich ja trotzdem glucklich schatzen, dass sie als Theil eines machtigeren Ganzen, durch die kriiftige Hand der Habsburger Fiirsten geschiltzt, ivenigstens vor dem traurigen Schicksale, das ihre siidšlavischen Briider getroffen, bewahrt blieben, vor dem Schicksale, Freiheit und Glauben zu verlieren und durch Jahrliunderte hindurch das driickcnde Joch der I r \