Laibacher Wochenblatt zum Nußen und Vergnügen. N" 35. Freytag d en '. Septem ber. 18 ' 5. Beschreibung der Insel St. Helena. (Beschluß.) ^)er berühmte Weltumsegler Cook gibt den Bewohnern dieses Eilandes, in Hinsicht ih-res Charakters,'kein gunstiger.es Zeugniß; ja er erklart selbst, daß er es zu ihrer Schande gestehen muße, er hatte nirgends jenen Grad von muthwilliger Grausamkeit, mit welchem die armen schwarzen Sclaven gemartert würden, als unter den dortigen Besitzern englischer Abkunft gefunden. So glaubwürdig indessen auch die Berichte dieses Admirals zu seyn verdienen, so scheint doch dieser Will-kühr in der Behandlung der leibeigenen Dienerschaft seither durch die klugen Vorkehrungen der Regierung Einhalt geschehen zu seyn, weil spätere Reisende dieses Umstandes nicht mehr erwähnen. So unzufrieden also die Bewohner diese e Insel leben, so sehr wünschen sie sich aus ihrem V erb ann u ngs 0 rte, wie sie sich ausdrücken, wieder nach Europa zu kommen, wo sie sich den Himmel vorstellen. Daher trachtet die Regierung auch aufallerhand Art, ibnen die Zeit angenehmer vergehen zu machen, und zwar entweder durch militärische Uebungen der Besatzung und der Landmi- litz, durch theatralische Vorstellungen oder sonstige Lustbarkeiten. ^lcdurch finden selbe nun neuen Stofzu ihrer gesellschaftlichen Unterhaltung bis zu der Ankunft der Ostindienfahrcr (im Februar bis April) welche auf dieser Insel neues Leben verbreitet. Freylich hat solche, seitdem die größern Waaren -- Niederlagen nnr mebr auf dem den Holländern abgenommenen Cap der guteu Hoffnung bestehen, sehr viel ver-lohren , indem nunmehr der eigentliche Stationsplatz der Handelsschiffe nur am letztern bestehet; indessen finden sich doch die meisten nach Europa segelnden Sckiffe bewogen, auf St. Helena beyzulegen, um daselbst den erforderlichen Vorrath süßen Wassers, welches hier in vorzüglicher Güte quillt, zu ergänzen. Um den Einwohnern zu einer Auswanderung keine Gelegenheit zu geben, ist es ihnen von der Regierung verbothen worden, mit fremden Nationen zu handeln, und sie dürfen auch keine eigenen Handelsschiffe, höchstens nur Fischcrbarkcn halten. Es sieht zu erwarten, in wie weit dermal, wo St. Helena einen so betrachtlichen Znwachs an Bevölkerung erhalten wird, die Lebhaftigkeit des geselligen Verkehrs gewinnen dürfte. Die Begleitung, die dem Er-, Kaiser in den Familien Bertrand, Montho-lon :c. zugestanden worden ist, laßt vermuthen, daß Napoleon, zwar strenge bewacht/ doch innerhalb des Umkreises der Insel freye Hand erhalten dürfte, wo er es also an al- len bey der Beschränktheit der Hülfsmittel nur immer möglichen Unterhaltungen nicht wird gebrechen lassen. 2ic einzigen freyen Landungsplätze auf St. Helena sind Fakobsstadt(/cn^LF ^a^vn) im nördlichen Theile der Fu''cl, und die Sandbai auf der Südseite d ersclben. I lin«s ^a>vn ist der Hauptort und einzige flecken auf der ganzen I'nsel ail einer schönen sichern Bai und Nhede^ Um deu bicr anlegenden Schissen das Anfüllen ihrer Wassertonnen zu erleichtern, ist daselbst eine schöne Wasserleitung angelegt. Uebrigens besteht die Stadt aus einigen wenigen Gäs-sen, worunter die Straße von Norden nach Südcn die breiteste und längste, und sehr gut gepsiastert ist. Der Ort zahlt etwa 70 bis 80 Hauser, die zwar einfach und niedlich gebaut sind, aber gar nichts ausgezeichnetes haben. Eben so wenig unterscheiden sich das bisherige Gouvernements- Gebäude und die Kirche. Schöner und regelmäßiger dürften jedoch die Gebäude anssaUen, deren Ban für die ncncn Ankömmlinge wird unternommen werden müssen. Desto mehr aber zeichnet sich das Innere der Hauser durch die reichsten Verzierungen und den blendendsten Lurus in der Ameubliruug, wo man aber freylich auch nicht den ausgesuchtesten Geschmaek erwarten muß, aus. Ober dem sich mahlerisch erhebenden Thale, in welchem Jakobs - Stadt hingebaut ist, liegt die F.'stung mit 3 Bastionen, und mehrere auf de 1 Lavafelsen um die Bay herum errichtete« Nebenwerken, von wo aus die Rbcdc bestricken, uud der Zugang ganz unmöglich gemacht wird. Mit diesen Befestigungen korrespondircn mehrere Posten anf den höchsten Fclsspitzen rings um die Insel herum, wodurch, mittels telegraphischer Mittheilungen, nach/ini6> 1'>^va binnen kurzer Zeit die Nachricht verpflanzt werden kann, wcnn sich auf irgend einem Punkte der Insel etwas ereignet haben sollte. In dem Tbale bey der Stadt liegen die Kasernen für die Besatzung, das Hospital, die schönen großen Magazine der ostindischen Handelskompagnie lc. Auf dem Kirchhofe, der indessen meistens nur scbr alte Leute beherbergt, weil auf St. Helena mit 7« Jahren noch die rüstigsten muntersten Leute - Neapel. . . 192 s Venedig . . 196 - Holland . . 224 - Maltha . 1103 Welch' eine auffallende Abweichung. Island ist der menschenleereste Naum des Erdbodens, Maltha der volkreichste. Die Zahl der Einwohner eines Landes oder einer Stadt wird beinahe alle 30 Jahre erneuert, und m 100 Jahren erneuert sich das menschliche Geschlecht drey und ein Drittel Mahl. Von 1000 Lebenden muß man alle Jahre 28 rechnen die sterben. Es ist wahrscheinlich, daß ein neuge-bornes Kind noch leben wird 34 Jahr 6 Monat Ein Kind von 1 Jahr .41-6 - 3 - . 45 - 7 - 5 - . 46 - 4 e 10 - . 44 . 9 - Eine Person von 15 Jahr 41 - 6 - 20 - 38 - 3 - 25 - 35 - 3 - 30-32-3 - 35-29-8 - 40-26-6 - 45-23 - — - 60-20 - II -- 55-17 - — -6() - 14 - 2 - 65 - 11 - 6 - 70 - 8 - il - 75 - 6 - 8 - 80 - 4 - 10 - ö5 - 3 - 3 - 90 - 2 - - -Das Verhältniß des schonm Geschlechts zu dem männlichen im Tode ist wie 100 zu 108. D!e wahrscheinliche und mittlere Lbeusvauer ist bey den Frauenzimmern bis zu dem 60 Jahre größer, nach dieftl Zeit aber den Männern günstiger. Aus Beobachtungen von einer Z'.t von 50 Jahren hat sich ergeben, daß d'e mei- ! sien Menschen im Monat Ma -z, wi: auch im August, und September sterbcn; die wenigsten hingegen im November, Dozem-ber und Februar. Vou 1000 Begrabenen starben 250 im Winter, 290 im Frnhlinq, 225 im Sommer, 235 im Herbste. Im Frühling ist die Ernte des Todes am reichsten ; i/ großen Städten, wie Paris und London aber, im Winter. Die Hälfte derjenigen, die geboren werden, stirbt vor dem Alter von 17 Jahren, so daß diejenigen, die diesen Zeitpunkt mehr oder weniger überleben, einen Vorzug genießen, zu welchem die Helfte des menschlichen Geschlechts nicht gelangt. Blatterngift wirkt, nachdem es 30 Jahr in der Erde vergraben war. Der Todtengräber zu Chelwood, einem Dorfe in England, öffnete ein G^ab, worin ein an den Blattern verstorbener Mann vor dreyßig Jahren begraben war. Der Verstorbene war, seinem eignen Verlangen gemäß, in einen eichenen Sarg gelegt worden, der noch so fest zusammenhielt, daß er ganz häm herausgenommen werden können. Weil aber der Todten-gräber nicht damit zurecht kommen könn, te, so durchstieß er den Deckel des Sarges mit seiner Schaufel, und alsobald kam ein so häßlicher Gestank aus dem Sarge, als er zuvor noch nie gerochen hatte. Da die Person, welche in dieses Grab eingesetzt werden sollte, von einigem Ansehen war, so befand sich nicht allein das ganze Dorf, sondern auch eine Menge Menschen aus den benachbarten Oertern bey diesem Leichenbegängnisse. Wenige Tage daraus wurhm vierzehn P^sonen mit den ersten Zufällen der Blattern beschwert, und nach drey Tagen lagen alle im Dorfe, die die Blattern noch nicht gehabt hatten, bis auf zwey, daran nieder; jedoch war ihre Krankheit so gelinde, daß ihrer nicht mehr als zwey daran starben. Dieselbe K ankheit breitete sich in der ganzen Nachbarschaft, und in allen den Dörfern aus, von welchen sich Leute bey der Beerdigung eingefunden hatten; überall aber war sie von gelinder Art. Kann nun ein Leichnam, welcher vor 30 Jahren mit dem Vlatterngifte begraben worden ist, nach. so langer Zeit eine solche Menge Menschen anstecken; was mußte nicht erfolgen, wenn m einem Kirchengewölbe zuweilen wohl zwanzig und mehr Personen, bey grassirenden Blattern beygesetzt wurden^ deren Geruch die Gemeine oft nur allzu deutlich empfand ; und ist es wohl Wunder, wenn sicl> solche Krankheiten immer weiter ausbreiteten , und das Sterben stets allgemeiner machten? Ein sicheres Mittel gegen die Flöhe. Es besieht blos in einer Abkochung von Koloquintensaamen, welche überall, wo sich dieses Ungeziefer aufhalt, hernmgc^ritzt wird. Die Bestätigung der Wirksamkeit dieses Mittels ist auf hiesigem Militärhospitale genugsam in Erfahrung gebracht wor«-den. Wcißcnftls. W. Hartmann. Auflösung der in Nro. 33 enthaltenen Charade Zuchthaus.