H s^. Fünfter Jahrgang. 3^. April R^GR. Italienisches S'ied. V wie kcmu cin feurig Angc Wundersam beglücken, Tief hiuciil in Herz und Seele Wuudersain rrfrcu'u! Ach warum vermag ich nimmer Würdig anzudrücken, Welche Wonnen, denk' ich ihrer, Sich iu meiner Brust crneu'ii! Auf dem schimmernden Balköne Staud die Schwarzgelocktr, Stand die Hohe, Schöne, Schlanke, . Zanberrciznmblnht; Und aus ihren Sterncnaugcn, D'nu dcr Himmel wogte, Kam c? wie dcr Blitz geschossen, Der in Sommernächten sprüht. Ach, ich weiß uicht, was sie meinte Mit dem Flammenblicke? War es Laune, war cö Liebe, Daß sie mir gelacht? Eins nur weiß ich, dies; nnr weiß ich, Daß ich schwamm im Glücke, Daß ich eine lauge Mondnacht Einzig nnr an sie gedacht. Pas Gespenst von Wallsee. (Schluß.) DA „-o'T-un denn, in dieser Truhe liegt cin ans Vrcmce gegossenes Kistchcn i>, dcr Form eines Vnches. Dann sind einige Schriften, die für Niemand einen Werth haben, mir aber gefährlich werden tonnen, wofern sie in die Hände meines Schwagers kommen, dcr, wic du weist, mein geschworncr Feind ist. — Venedetto! dieses Vroncekästche» sammt den Schriften m u si ich habe» — holst dn, lind binnen wenige» Tagen. Lea,' es in meine Hände, und du bist versorgt fnr dcin Leben." Venedctto verstand seinen Herrn von ehemals besser ale dieser glauben mochte, und er würde sehr nachdenklich, ind'em er die Anne kreuzte und vor sich nieder sah. Der Versucher ermangelte nicht, ihm die Zukunft glänzend, goldig auszumalen; cuich die Genußsucht, die Liebe zu Marien thaten das ihre, die Fantasie des Kühnen zu entflammen und bald warf er alle zartern Bedenken des Gewissens über Vord. „Gut denn! Vis wann — müßt Ihr die Schriften besitzen?" — „Längstens bis — warte! Heute ist der 23. Dezember? Frühestens in drei Tagen kann meine Frau in Neapel sei»; vor Neujahr ist es meinem Schwager gerade« zu unmöglich, in Wallsee einzutreffen! Vis Sylvester muß alles vorüber sein — ja, so ist es am sichersten! Also in 4 Tagen nach deiner Ankunft in Wallsce, Vencdctto!" ^- „Zeit genug für einen Plan! Was aber dann, Herr!" — »Dann? Sobald du das bewußte Kästchen uu^er« sclnt in meine Hand legst, bekommst d>: eine Vcrschrcibnnq a»s 6000 Lire, zahlbar am Tage, an welchem die Verlas-senschalt meiner Schwiegermütter ausbezahlt wild." — „6090 Lire? und in einer vollgiltigen Nikiuidc unterschriebe» ?" — „Nach bester Form Rechtens! 6000 Lire — versiegelt und verbrieft." — „Topp, da ist meine Hand! Am vierten Tage ist alles in Ordnung, oder es ist mir ein Unglück geschehen." — „Dein Vlan?" — „Herr! das ist meine Sacde! doch, seid ohne Sorge; es soll ohne Aufsehen gelingen." Damit trennten sich beide Theile. Venedetto ging rasch an's Werk. Er spck»lirte auf den Aberglauben der Leute und stellte sich das Nothwendige zusammen, nm die NoUe des Gespenstes zu spielen. Hierdurch wußte er Jedermann von diesem Gebäude, selbst den Wächter fern zu hallen; er kannte den Mechanismus der Tapctcnthürc, wie dcr eisernen Truhe, versah sich mit den nö'lhigeu Instrumenten — und am dritten Abend schon erschien dcr nächtliche Geist im Bogengänge des Schlosses. Wie wir gesehen haben, gelang seine List in zwei Nächten vollkommen, aber er konnte sein Werk nicht vollenden, indem so !n,inchcs Hindernis? zu besiegen war, was ihm nach vieler Mühe in der dritten Nacht gelang. — Als er eben mit seinem Naube im Arm zum letzten Male seine geistige Nolle, spielen wollte, trat ihm der Nüsse in den Weg — beim Ringen enlsicl ihm über daS Fenster das Kästchen — 66 und mit genauer Noth gelang es ihm, zu einkommen, st Wohl mischte er sich nach Ableguug seiner Maske unter die ^ st ÄlNicru, u»d hoffte das Vronce»Etui zu finden, aber alle > si^ Mühe blieb umsonst — dasselbe war uud blieb ver- ! gl schwundcu. — ! lr Am nächsten Morgen meldete Venedetto seinem ehema» u, ligcn, ihn im nächste» Orte erwartenden Herrn sein Aben« > w theuer, und Letzterer wurde sehr unmuthig darüber, den ^ sk ersehnten Gegenstand verschwunden zu wissen, ohne die ! 3 Sicherheit zu haben, ob nicht etwa ein Dritter dessen Fin- ! li der gewesen wäre. Indeß konnte er seiuer Sicherheit halber , e nicht umhin, sein Versprechen in so fern zu halten, daß ! Venedetto 6000 Lire erhalten sollte, wosern das bewußte ^ Testament nicht zum Vorschein kommen sollte, uud somit ! die Erbschaft gerettet blieb. Wenige Tage darnach kamen H die Verwandten der früheren Schloßfrau zurück. Die Ge» ^ richte übten ihr Amt aus, uud Venedctto mußte sein Ver» ^ sprechen sehr gut gehalten haben, denn wlder au der ciscr» ^ uen Truhe noch an der Thüre waren Zeichen verübter Ge» ^ ^ waltthat zu scheu; das Testament, vou welchem die Ster« ^ a bende öfter gcgeu ihren Sohn gesprochen hatte, blieb zu ! i dessen namenlosem Erstaunen verschwunden. Die Erbschaft ! l wurde in zwei gleiche Theile getheilt, der Schwiegersohn ^ besaß eine sehr reiche Frau und zählte bei geschlosscucr < Pforte am nächsten Morgen seinem ehemaligen Diener die ^ ' bewußten 6000 Lire auf — wovon kein Ccutesimo fehlte. ! i Nicht lange darnach erstand Venedetto ciue Laudwirth- ^ < schaft bei Gczala, heiratete seine Maria, und wußte sich ', > durch sein unternehmendes herrisches Wesen eiu großes ! ' Ansehen in der Umgegend zu verschaffen. Daß er einst ein ! Gespenst im Schlosse zu WaUsee gewesen sei, davon wußte Niemaud, nicht einmal sein eigenes Weib. Endlich war die ganze Gespenstergeschichte bereits iu das Gebiet der Sage, selbst zu Wallsee, Übergängen, als der ^ Russe sein Schloß sammt allen Grundstücken im Jahre 181* ^ an eiueu reichen Geschäftsmann verkaufte, welcher daselbst ^ eine große Fabrik anzulegen beabsichtigte. Derselbe mußte nun zu diesem Zwecke der oft gedachten Wasserleitung eine andere Richtung geben, uud bald waren Arbeiter thätig, ! eiu neues, uutzbriugeudes Wasserwerk beim Schlosse anzu« ! legen. Eben durch diese geringfügige Anordnung sollte die ! lang vergessene Geistergcschichte abermals in der Erinnerung , Aller neu belebt werden. Als nämlich die Schleuße vom Wasser gewaltsam entleert worden war, entdeckte man ein ! Vroncekästcheu, welches ziemlich verrostet, an einigen vorstehenden Nägeln in der Mitte der Schlcuße festgeklemmt ! worden war. Vci Gericht wurde' es eröffnet, uud es fand ! sich dariu das Testament der früheren Schloßbesitzeriu. Die Nachricht davon traf deu genußsüchtigen Schwiegersohn so > erschütternd, daß er am Naude des Grabes schwebte. Indeß ! der Schwager hatte die tiefe Reue seiner Schwester gesehen, als ste zu Neapel an das Vett ihrer — ohne dem Kinde den Segen gegeben zu habeu — verstorbenen Mutter trat, ! uud cr fühlte edel genug, ihr das Erbthcil zu belassen, sie aber zugleich gcgeu die Verschwendung ihres Gatten sicher zu stellen. — Venedctto aber war uicht mehr aufzufinden, als die Nachricht seiner That iu seine Heimat gelangte, denn ihn hatte das Unheil bereits ereilt, uud er war bei einem hitzigen Streit mit Nachbarsleuten so schwer verwundet worden, daß an eine Rettung nicht zu denken i w.ir. Als seiu Weib Maria erfuhr, auf welche Weise cr ^ sein Geld erworben hatte, gab ste den Sündenlohn zum ! Besten der Armen hin, und das edle Weib zog es vor, ! lieber durch ihrer Hände Arbeit, als von den Früchten , eines Frevels zu leben. — Der Veruchsnm m gcnchtltch - medlznnlcher Hinsicht. Daß es Individuen gibt, die sich durch eine besondere Schärfe ihres Geruchstuueö auszeichnen, ist bekauut, daß aber dieses zu eiucr forensischen Frage geworden sei, dar« über liegt unseres Wissens außer folgendem, vou einer medizinischen Autorität Mitgetheilten, noch kein Fall vor. Der des Betruges angeklagte Sch. war durch eine auffallende Schävfe seines Geruchsinues ausgezeichnet. Daß er von einer Hündin war gesäugt worden, wurde von mehreren ^ gleichzeitig lebenden Personen bestätigt. Gs wurde ferner ^ allgemein bestätigt, daß cr in der tiefsten Dunkelheit iu ', geschlossenen Räumcu uud in freier Lust alle Personen, ! Männer vou Weiber, unterscheiden kounte; ebenso Thiere, ! und nicht allein aus dcu Hcerdcu Schafe, Rindvieh, sondern auch die einzelnen iu den Ställen, die er kannte, selbst Nachts durch seinen Geruch zu bezeichnen vermochte. Mehrcrc auffallende Beispiele siud von ihm bekannt, daß er Diebe durch ^ seineu Geruch cutdccktc. Dem Schäfer N. war Geld gcstoh-^ len. worden; der herbeigerufen: Sch. beroch alle Personen ! im Hause uud alle Räume, ohne etwas zu entdecken; dauu , begab er stch i» die Ställe uud iu deu Hof, uud es dauerte ^ gar nicht lange, bis er das gestohlene Geld an der Düu-> gergrube faud uud soglcich dem Eigenthümer die eigene Toch« ! ter als Diebin bezeichnete, was üch auch bestätigte. In einem !, andern Falle wareu eiuem Manue eine Anzahl Sohlenleder , gestohlen worden; Sch. beroch viele Personen und auch die uoch zurückgebliebenen Sohlenleder; plötzlich bezeichnete cr i einen Mann als deu Dieb und die gcsiohleucn Sohlenleder wurden entdeckt. Ein dritter Fall ist folgcuder: es brachen ! Diebe iu einem Hause ciu uud zwar iu das Gemach, in ! dem zwei Mägde schliefen; iu der Dunkelheit wurdeu iie , nicht erkannt und die Mägde hicltcn sich aus Furcht ruhig, , als ob ste schliefen; aber sobald die Diebe stch entfernt hat» ! ten, machten sie Lärm; erst am nächsten Tage wurde Ech. , geholt; cr beroch alle Zimmer, Utcunlien und Personen, : zuletzt die Fußstapfen auf deu Wegen uud verfolgte die Thä-, ! ter bis zu einem Fluß, wo er die Fährte verlor, wie ciu , i Hund, der sie durch irgend eiu Hcmmniß eiubüßt: er fand 67 sie aber am jenseitigen Ufer wieder und entdeckte einen ! Theil des verborgenen Geraubten, nicht aber die Diebe, deren Spur er verloren. Auch ist in den Akten eines Falles erwäbut, wo man Mützen und Kleider untereinander warf; Sch. beroch jeden Einzelnen lind dann die Mützen und Kleider, und händigte Jedem sein Eigenthum ein. Da nun Sch. durch seinen Geruchsinn mehrmals Diebe entdeckte, so zog er sich sowohl Beifall, ols auch Haß und Verfolgung zu; es erhoben ! sich gegen ih» Klagen wegen Betruges; die Sache kam vor ^ Gericht und wurde von dem Medizinial-Kollegium von Schle« z sicn eine Beantwortung der Frage verlangt: „ob Sch. wirk- ^ lich einen so scharfen Gernchfinn besitzen könne, um durch denselben Dinge zu entdecken, welche sonst nicht wahrnehmbar, oder ob seine Behauptung, mittelst dieses Sinnes auch gestohlenes Gut zu ermitteln, möglich oder wahrscheinlich sei?" Mcdizinalrath Ebers erstattete hierüber folgendes Gutachten: „Es steht durch vielfache Erfahrungen fest, daß der wilde Mensch, dessen somatische Eigenschaften und Kräfte dnrch den Einfluß der Kultur nicht gelitten haben, eine solche ^ Schärfe der Sinne besitzt, wie sie bei kultivirten Menschen gar nicht oder nur selten vorkommt. Dieß gilt von allen Sinnen, namentlich auch vom Geruchsinn, mittelst welchem ^ diese Menschen sowohl das Geschlecht als den Volksstamm ^ von Personen ermitteln, welche sich an einem Orte befunden oder einen Weg beschrittcn haben. Ebenso ist es bekannt, daß die Ausdünstung der Menschen riechbar ist, und daß es ! Menschen gibt, welche eincn eigenthümlichen Geruch um stch her verbreiten; daß stch der Geruch der Geschlechter von einander unterscheide, ist durch die Erfahrung bestätigt. Es kann nun nicht bestrtttrn werden, daß einzelne Menschen auch in kultierten Landern eine gewöhnliche Scharfe eines oder des andern Sinnes besitzen, und ist dieß vom Gesicht und Gehör gewiß, so ist kein physischer Grund vorhanden, weßhalb es nicht auch vom Gerüche ! möglich sein sollte, und es fehlt nicht an Beispielen von ! Menschen, deren Geruchsinn auf eine für sie quälende Weise scharf ist; übcrdiesi ist es auch möglich, diesen Sinn wie alle übrigen durch Uebung zu schärfen und zu einer wunderbaren Empfindlichkeit zu steigern. Diese« voraus» geschickt, ist fein Grund vorhanden, an der Möglichkeit zu zweifeln, dasi Sch. nicht auch eine besondere Schärfe des Gernchstnnes besitzen könnte. Prüft man die vorliegenden Akten, so ergibt sich aus vielen Zeugenaussagen, daß Sch. auch wirklich einen ungewöhnlich scharfen Geruchsinn, und er zugleich von demselben ein inneres Bewußtsein besitzt cö ist aber auch kein genügender Beweis vorhanden, daß er einen absichtlichen Betrug mit dieser seiner Eigenschaft unternommen, und man könnte höchstens annehmen, daß er in einer Selbsttäuschung befangen wäre, und später, und nachdem man seine Eigenschaft benutzt, sich auch anderer Beobachtungen bedient als des Gerucheö, wovon abcr auch nirgends ein Beweis vorliegt; endlich ist auch durch die meisten Zeugenaussagen ermittelt, daß seine Bemühungen zur Ausforschung entwendeter Sachen und der Thäter von offenbarem Erfolge begleitet gewesen sind. Sch. wurde nach und nach, und gleichsam durch die Menschen, welche seine Hilfe begehrten, dahin geleitet, Anforderungen geringer Summe» von Belohnung für seine Dienste zu fordern, abcr es findet sich nirgends in den Akten ein Beweis, d»ß er, wie Charlatane oder Betrüger, seine Eigenschaft .ils Riecher ausgeboten hätte. Darüber, daß er die Eigenschaft eines scharfen Geruches wirklich besitzt, gibt eine Aufklärung seine eigene Aussage, die er vor Gericht bei seiner Vernehmung machte; er sagte: „Als ich ungefähr zehn Jahre alt war, nahm ich eine besondere Geruchsfähigkeit wahr, ich konnte nämlich aus der Ausdünstung eines nicht gesehenen Menschen, wenn er kurze Zeit vorher bei einer Sache oder Wohnung gewesen war, den Menschen selbst auffinden, aus dem Wledergeruche seiner Ausdünstung; diese neue Eigenschaft wurde bald bekannt, und ich wurde zeitig von Personen gebraucht, um über den Ort, wo eine Sache gestohlen woidcn war, zu berichten, und dann an die Personen gewiesen, die man des Diebstahls wegen im Verdacht halte; nicht immer, aber sehr oft, ist mir dieses geglückt; ich verspüre nämlich jene Eigenschaft nicht immer, sondern nur zu wiederkehrenden Zeiten." In ciner späteren Vernehmung sagte er, daß man an seinem ersten Dienstorte seine» Geruchsinn wahrgenommen habe, u. ;. dadurch, daß man verschiedene Gegenstände in der Stube und anderen Behältnissen versteckte und ihn aufforderte die versteckten Gegenstände auf» zusuchen und herbeizuschaffen, welches ihm auf eine staunens» würdige Weise gelang, und man ihn nachher gebrauchte, ent« weder Gegenstände herbeizuschaffen oder die Diebe zn ermitteln. Er sagt selbst: „In dem Auffinden der Gegenstände und der Diebe hatte ich viel Glück, und kam auf die Spur der Diebe auf die Art und Weise, daß der Ge« ruch der entwendeten Sachen dein Gerüche der Diebe gleichkam." Es ist auch aus allen Zeugenaussagen ersichtlich, daß er unter den verschiedensten Umständen die abhanden gekommenen Sachen ermittelt hat. Es geht nun aus allen Thatsachen hervor, daß die Nichtigkeit der Sache selbst, die nämlich, daß Sch. einen sehr scharfen Geruchsinn besitzt, und daß er mittelst desselben verschiedene verborgene Stoffe entdeckt und durch Vergleichung des Geruches dieser Stoffe mit der Ausdünstung derjenigen Personen, die mit ihnen in Berührung gestanden, letztere bezeichnet hat, keineswegs widerlegt worden ist, gegentheils, daß eine Reihe von Zeugnissen für die Nichtigkeit sprechen: auf Grund dieses Gutachtens ist Sch. von der Anklage wegen Betruges freigesprochen worden. Diese interessante Mittheilung entnehmen wir Frie» drich's Blättern sür gerichtliche Anthropologie. Die Sprachenfrage in Illyrien wahrend des franzöllschen Interregnums. Historisches Fragment von Dr. Heinrich Costa. Das Ländergebiet von Lienz und Sillian in Tirol bis ! Nagusa, bis an die äußerste Spitze von Dalmatien, welches der Kaiser der Franzosen, Napoleon l., mit dem Dekrete vom ! 14. Oktober 1809 in ein Königreich zusammengelegt, und dem französischen Kaiserreiche, nicht dem benachbarten König-i reiche Italic», einverleibt hatte, schloß damals so viele heterogene Eprachslämme und Nationen in sich, wie kaum das ganze übrige französische Kaiserreich: die deutsche und italienische, ' 68 alö bisherige Amts- oder Staatssprache, dann friaulisch, grie- ^ chisck, hebräisch, serbisch, kroatisch, slovenisch und überhaupt ^ die Sprachen der südslavischcn Völkerschaften, „welche," wie ein damaliger Korrespondent aus Illyrien im „Moniteur" vom November 1809 sagte, sorgfällig darauf sehen, ihre Sitten und ihren Stamm ohne Vermischung zu erbalten." Zu diesem ^ Sprachcngcmcüge kam nun noch die Staatssprache des Erobe- ! rcrs, nämlich die französische, was für die Eroberten kcinc geringe ^ Verlegenheit hervorbrachte, da die französische Sprache damals nur von Wenigen ans den höhern Standen gesprochen wurde. ! Zum Glücke, daß in Folge der damaligen häufigen Handelsvcr» > bindungcn mit Italien, die italienische Sprache nicht nur in den , Seehäfen, im Küstcnlande und Dalmatien, sondern auch in Käruten und Krain, ja selbst in Kroatien verbreitet war, welche ! inan für's erste als Vcrständigungsmittel >nit den neuen Machthabern benutzte. Diese nahmen anf Nationalität und Sprache der Völker des neugebildeten Königreiches von Amtswcgen keine Noti;, sondern die Amtskorrespondcnz und amtlichen Aus» ^ fertig uugen gingen von ihnen in der Regel in französischer ^ Sprache aüs, sie nahmen jedoch die Eingaben der Parteien nnd -Aemter auch in deutscher und italienischer Sprache an. Die i Negierungs-Dekrete, Bulletins und Ordonnanzen erflossen ! gewöhnlich ebenfalls in der französischen Sprache, in wichtigen, ! das Volk betreffenden Angelegenheiten jedoch auch deutsch und ^ italienisch, bisweilen nebstbci slavisch nach der in Krain, in ^ dessen Hauptstadt der Sitz der Regierung war. üblichen Zweig« ! spräche. Das Münzgesctz wurde sogar in lateinischer Sprache i kund gemacht. ! Die Gerichtssprache war im Küstenlande und Dalmatien ^ italienisch, in Krnin aber, so wie in Kroaten, Kärntcn und in, illyr. Antheile von T'rol fran;ösisch und deutsch, und wnrde ! auch i» diesen Sprachen plaidirt. Die Urtheile und Dekrete z ergingen jedoch, wo die Gerichtsverhandlungen italienisch statt» ! fanden, in dieser Sprache, sonst aber französisch. Die Amtsbü- ! chcr und Rechnungen wurden in französischer Sprache geführt, ! so z. V. das Hypothckenrcgister oder Grundbuch, welches in ! Großfolio gebunden, paraphirt, und jedes Vlatl mit einem >'! ! Frank- und lil) Centimes - Stempel versehen war. ! Die Urkunden, Inskriptionen, Forderungen und Hypo- i theken wurden wörtlich in der Sprache der Ausfertigung ein« ! sietragen und es wurde jede Inskription vom ^on^rvulcm- ^ (!<>!> !>vs>n!li!'si>,u'« eigenhändig unterfertigt. ^ Die Municipalitäten bedienten sich der Landessprache, ^ undzwar im Küstrnlande nnd in Dalmatien in jenen Gemeinden , in welchen nicht ansschließlich slavisch gesprochen wurde, italienisch, in Krain und Kärntcn aber blieb die Gcschäftösprachc ! der Lukalbehörden die deutsche, sie empfingen jedoch von den ! Regierungs »Organen die Erlasse größtentheils französisch, selten deutsch. ' > Die Landeszeitung, der offizielle Telegraf, /l^Il'^i'l^iil' ^ <>slll.>il,'l", erschien in deutscher und fran;ösischer und kurze ! Zeit auch in italienischer Sprache. Was die Sprachen in den Schulen anbelangt, so sagt dießsalls die Geschichte des Herzogthnms Kram, des Gcbie» tes von Tricst nnd der Grafschaft Görz, Wien 1826, Seite 7ü: „Die Schulen erhielten ebenfalls eine ganz französische (5'inrichtnüg. In den sogenannten Priinar-Schnlen sollte die > Jugend französisch, italienisch und deutsch lesen nnd schreiben, > rechnen, zeichnen und den Katechismus lernen. In den Gym- ^ nasien waren französische, italienische und lateinilche Grammatiken, — für die Lyceen nebst der Grammatik der genann- ^ ten drei Sprachen noch Redekunst, Geschichte, Geographie, ! Mathematik, Logik, Moral nnd Physik uo>geschrieben." Um ! d i e '^! o r t r a g s sp r ache l ü m m e r t c si ch die damaligeSch »l v e r fa ssi ing ^ wenig: sie wurde lediglich als Mittel zum Zweck.' angesehen und deren Wahl den Lehranstalten überlassen;-daher gab es z. V, in Trieft griechische, serbische, deutsche, italienische und slovenische Volksschulen; Jeder besuchte die ihm beliebige Volksschule; in den drei Grammatikal-Klassen des Laibacher Gymnasiums, wo vorher nnr die deutsche Unterrichtssprache bestand, wurde aber auf Anrcgnng und Betreibung des damaligen Direktors und Professors Vodnik, welcher das Wie» dererwlichen des Königreichs Illy'ien mit einer slovenischcn Ode an Napoleon: „llii'ia nxivli^nn" inangurirte, die slove« nische Grammatik mit und nebenbei eingeführt und den Schülern in allen drei Klassen in slovenischer Sprache diktirt, sowie sie in der Folge (Laibach 18! 1) mit der obenerwähnten Ode an der Stirne im Druck erschien. Auch übersetzte Vod-nik zum Vortrage in den Grammat'kal-Klassen L'Homond's französische Sprachlehre ins Slovenische und' die biblische Geschichte wurde ebenfalls slovenisch vorgetragen; die Vor» tragssprachc in den übrigen Gegenständen blieb jedoch die deutsche, welche es auch in den Humanitäts.Klassen und am Lyzeum forthin war, mit Ausnahme der Physik, Eloquenz und Geschichte, welche Gegenstände in französischer Sprache gelehrt wurden. Aus der slovenischcn Sprache fanden weder Semestral-Prüfnngcn noch Klassifikationen Statt; denn es gab weder die Verordnung des General-Gouverneurs von Illy« lien über den öffeiülichen Unterricht, noch die Vorschrift über den Unterricht und die Disziplin der Gymnasien vom 19. August 18!0, oder der Zentralschulen vom 22. gcd. Mts. u. Jahres, und eben so wenig das kaiserliche Dekret vom 6. Okiober 18! 1, in Betreff der Organisirung sämmtlicher auö dem öffentlichen Staatsschätze erhaltenen Schulen in Illyrien, dießfalls eine Weisung. Die französische Regierung war in National« und sprachlichen Angelegenheiten ganz indifferent; es gab aber auch damals dirstfalls keine Streitigkeiten nnd Rivalitälen. Uebrigens mochte sie die Emporhebung der slo« venischen Sprache zn einer gebildeten Sprache nicht ungern gesehen haben, wie Vodnik ans der Vorrede seiner slowenischen Grammatik entnehmen läßt, deren Erlernung er der Jugend empfiehlt, „damit sie dann andere Sprachen leichter erlerne, und? das slovcnische Volk abgeschliffener, gebildeter und reich werde" ; der Schulunterricht in der französischen Sprache, der tägliche Umgang mit Franzosen und das Bedürfniß lernte jedoch vielmehr Alt nnd Inng in der kurzen Zeit des Interregnums die Staatssprache der damaligen Machthaber, so zwar, daß man nicht »ur in den höbcrn Ständen, sondern auch bereits so zu sagcu jedes Grünwcib, jeden Lastträger, Echusterbuben und Latcrnträgcr französisch sprechen hörte. Es ist gewiß, daß, wenn Illy'ien unter der französischen Herrschaft geblieben wäre, es zur Stunde ebenso fran^ösirt sein würde, als das deutsche Elsaß oder Lothringen es ist. Wie sehr dem Kaiser daran laq, dieses zn erreichen, beweist, daß er im Jahre l8N bei 5M1 kroatische Knabe» »ach Frankreich in Militärschulen zur Erziehung bringen ließ. Die Schulen in Illyrien dagegen wurden damals beden« tend gelichtet, einmal, wie die Zeiten des Krieges nnd der politischen Bewegungen lind Reformen den ernsten Studien an und für sich incht günstig sind, und dann, weil die Jünglinge nach Oesteireich hinüber flüchteten, „m den häufigen Militär« stcllnngen in der Hcimat zu entgehe,!, und in den deutscher, Schulen deutsche» Uxterricht und denlsche Bildung zn genieße», da man voranssah, daß es mit der französischen Herrfchaft in Iüyiicn keinen langen Bestand haben werde: das Volk hat in diesen Beziehungen einen instinktmäßigen Takt. '^______ (Tr. Z.) Druck und Bcrlag von Ign. v. Klciumssyr ö5 H. Baml.'?rg in ^nd.ich. — Brrantruortlichtr Ncdactcur F. Vamberg.