F) n der Marienkirche, friiher Minoriten- oder Klosterkirche, jetzt deutsche Kirche genannt, war bis 1850 Liber der Apsis des Hochaltares eine nicht ganz ein- wandfreie Aufschrift, wonach die Kirche und das Kloster der Minoriten in Cilli im Jahre 1241 erbaut und errichtet Die zuerst hier erbaute Kloster- worden seien. kirche wird aber wohl derart beschaffen gewesen sein, daB die Minoriten sich veranlaBt sahen, schon anfangs des 14. Jahrhunderts ihre Kirche zu ver- groBern oder sich eine neue Kirche zu erbauen. Nach der geschichtlichen Urkunde (Arch. f. K. ost. G.-G. Notizenb. 1858) wurde die Bevvilligung zur Einweihung der so vergroBerten oder neu aufgebauten Kirche und ihrer Altare im Jahre 1310 von Ottobonus, Patriarchen von Aquileia erteiit.* * Die Urkunde lautete: Nos Ottobonus D. G. S. Sediš Aquilegensis Patriarcha liotum tore volumus uni- versis presentes litteras inspecturis quod ad petitionem pro parte religiosoruni virorum Guardiani et Conventus fratrum Minorum in Cillia Aquil. Dioc. humiliter nobis factam Venerabili in Christo Patri D. Episcopo Gurcensi licentiam et auctonitatem consecrandi ecclesiam ipsorum fratrum in Cillia, et Altaria posita in eadem; nec non penitentes nostre Diocesis reconciliandi in ipsa conse- crationis solemnitate ista vice tantumodo concedimus per presentes. Si vero idem Episcopus predictis intendere non valeret, eandem auctoritatem cuicunque Catholico Episcopo quem ipsi fratres ad predicta duxerint requiren- dum tenore presentium impartimur. 2 Demnach feiert heuer die Marienkirche ihr ge- schichtliches 600jahriges Jubiiaum. Die groBten Gonner und Wohitater dieser Kirche und des Minoritenklosters vvaren die Grafen von Cilli. So hat Friedrich I. im Minoritenkloster eine Allerheiligenkapelle neu erbaut und dotiert. Eine im zitierten Archiv befindliche Urkunde be- sagt, daB der Patriarch von Aquileia Bernhard am 4. Juli 1348 den Gurker Bischof Ulrich bevoll- machtigte, diese Kapelle zu konsekrieren. Mit dem St. Oswaldtage 1369 hat Graf Hermann I. von Cilli zu diesem Kloster Stiftungen ftir zwolf Minoriten gemacht. Die Grafen von Cilli hatten in dieser Klosterkirche vor dem Hauptaltar auch ihre Gruft. Am 9. Juni 1454 starb auf Sanneck der tiber 90 Jahre alte Graf Friedrich II. und wurde in der Minoritenkirche beigesetzt. Im Jahre 1456 wurde der am St. Theodortage, den 9. November, in Belgrad (Serbien) erschlagene Graf Ullrich II. von Cilli, als der letzte mannliche Sprosse seines Stammes, in der Familiengruft bei den Minoriten begraben. Die Begrabnisfeier findet sich ziemlich umstandlich in einer alten Cillier Chronik (be- findlich im Landesarchive) beschrieben. Es heiBt darin, Konig Ladislaus von Ungarn selbst habe befohlen, den Leichnam seines dahingemordeten Vetters, nacli Cilli zu fiihren und in seiner Vor- fahren Begrabnis zu bestatten. Wortlich erzahlt die Chronik: „Als er nun zur Erden im Closter zu Cilli solt bestattet werden, ward die Leich aus der Purch, welche in der Capellen gestanden, ganz herrlich ordentlich vnd schone in der Pro- zession getragen, sambt seinen Panniren, Helm und Wappen, welche zu seinem Graf- und Herr- schaften gehorig wahren, mit verdeckten Rossen, 3 vnd traurigen riistung, da war grosse Traurig- keit un C!agen.“ „Von da man mit der Leiche ins Closter kam, waren in der Kierchen groBe Waxene Kherzen allenthalben gestockht, welche einen hellen schein von sich gaben, vnd vnter dem hochen Al tar sein Grab mit guetten Schvvarzen Tuch behengt, darumben vvahren vil liechter und Oellampen.“ „Bei dem Grabe war ein Altar aufgerichtet mit kostlichen schvvarzen Tuch iiberzogen, darauf man das grosse Seel Ambt singen solite, vnd da die Vigilien vnd das Requiem anfiengen zu singen, ward dermassen ein Heulen, schreyen, vnd weinen, das es Inn der ganzen Kierchen ein schaal geben.“ „Da nun das Offertorium vom Priester ge- lesen, vnd das Oremus vom Priester gesprochen vvorden, ging die Edle Furstin Fran Catharina mit grossen Clagen vmb der Altar vnd offeriert Ihr opfer, darnach gingen die Herrn, Ritter, Edl- leithe, Knechte, Diener, Dienerinen, Burger vnd Pauren thaten dergleichen." „Da diB geschehen gieng wieder herfur ein geharnischter Mann, der Namb zu sich Schilt, Helmb, Wappen, legte sich auf die Erden, vnd striche gar lauth, ganz erbarmlich vnd gar Claglich mit heller stimbe drei mahi nacheinander Graffen zu Cilli, vnd Nimmehr mehr ZerreiB die Panier, Zerbrach die Wappen da war Allererst ein Clagen, daB es nicht einen Menschen, sondern ein harten stain hete Erbarmen Mogen." Im Jahre 1540 verzehrte eine Feuersbrunst das Minoritenkloster samt der Kirche. Die vvieder- erbaute Kirche vvurde im Jahre 1594 von Patri- archen Francesco Barbaro, der im Auftrage des Papstes eine Visitationsreise unternahm, in einen: 4 sehr vernachlassigten Zustande gefunden. Dieser Patriarch lieB die Kirche saubern und restaurieren. Er nennt sie in seinem Berichte „la Chiesa di nobilissima struttura." Diese Kirche muB ein gothischer Prachtbau mit zwei Tiirmen gewesen sein, von welchem sich das gothische Hauptportal bis 1858 erhalten hat und jetzt nur noch eine kleine Statue liber der Sakristeitur die letzte Špur zeigt.* Diese schone Kirche samt dem Kloster ist am 2. Juli 1687 ein Opfer des Feuers geworden, das durch Unachtsamkeit einesBiirgers beim Grazer Stadttore im Hause des WeiBgarbers Christoff Mos- berger zum Ausbruche gekommen war, und fast die ganze Stadt auBer der Burg, der Grafei und der Pfarrkirche einascherte. Hiebei sind beide Turme der Minoritenkirche eingestiirzt und haben im Minoritenkloster 170 fiir den Tiirkenkrieg ein- gelagerte mit Mehi gefiillte Fasser durch drei Tage gebrannt. E-st 1694 konnte die Kirche wieder aufge- baut werden. 1695 lieB der Stadtmagistrat die noch jetzt vorhandenen Kirchenstiihle beim Tischler Epenberger anfertigen und bezahlte diesem 2 fl. 15 kr. oder 4 Kronen 30 Heller Macherlohn fiir jeden Stuhl. Im Jahre 1745 wurde die Kirche rekonstruiert und neu eingewolbt. Bei diesem Umbaue wird die Kirche ihre dermalige Gestalt bekommen haben. Am 24. Marž 1773 wurde der Seitenaltar „Maria Hilf“ privilegiert. Daran erinnert noch heute ein neben dem Altare ein- gemauerter Stein mit seiner Inschrift: „Altare * Auch in der Sakristei sind einige Figuren aus alter Zeit in die Wande eingemauert. 5 S. M Succurre Privilegiatum Quotidie Indulto Clementis XIV. MDCCLXXIII 24 Martii.“ Im Jahre 1798, am Griindonnerstage, den 5. April, um 9 Uhr morgens, ist das Minoriten- kloster abermals in Brand geraten. Dieses stand damals zum Teil als Militarspital in Verwendung. Die Pulverpatronen in den am Dachboden des Klosters aufbewahrten Patrontaschen verbreiteten das Feuer mit solcher Schnelligkeit tiber die da¬ mals noch groBtenteils mit Schindeln gedeckten Hauser, daB in kiirzester Zeit die ganze Stadt' mit Ausnahme der im Jahre 1794 abgebrannten und darauf mit Ziegeln eingedeckten, dem Kloster zunachst gelegenen 13 Hauser in Flammen stand und eingeaschert wurde. Bei diesem Brande ist die ganze Familie des Schusters Martin Schandor, bestehend aus sechs Personen, im Kellerraume ihres Hauses (das gegen Siiden und Osten ge- wendete Eckhaus der Bahnhof- und Spitalgasse) erstickt. Ein kleiner Knabe, welchen diese ver- ungltickte Familie eben in das Haus zog, um ihn mit sich im Keller zu bergen, ist dadurch dem Tode entronnen, daB ihn ein vorbei eilendes Madchen, Barbara, nachher verehelichte Traut- vetter, bei der Hand faBte und mit ihm aus der brennenden Stadt entfloh. Dieser Knabe war der nachmalige deutsche Prediger und hierauf Abt und Stadtpfarrer Franz X. Schneider. Da bei diesem Brande auch die Turmglocken der Stadt- pfarr- und der Minoritenkirche zugrunde gegangen sind, so muBte zu den Osterfeiertagen ein Knabe mit einer Handglocke durch die Gassen der Stadt lauten und so die Stadtbevvohner zum Gottesdienste rufen. Der Wiederaufbau derKirche und des Klosters ging langsam von statten. Von 1798 bis 1804 — 6 — vvohnten die Minoriten, es waren nur mehr drei Ordenspriester, in Privathausern. Am 25. Juni 1804 hat der damals in Cilli weilende Lavanter Ftirst- bischof Leopold Maximilian Graf Firmian ange- ordnet, das abgebrannte Klostergebaude insoweit herzustellen, dab die Minoriten wieder darin unter- gebracht werden konnen. In den Jahren 1795 und 1796 hatte das Kloster folgenden Personal- stand: P. Mansuetus Zangerl, Provinzial und Guardian, P. Ladislaus Winkler, P. Nepomuk Wolf, der deutsche Prediger P. Innozenz Schmauz und P. Anselnr Kožuh. Im Jahre 1805, als das Kloster und die Kirche so weit hergestellt waren, hat P. Innozenz Schmauz die seit 1798 einge- stellten deutschen Predigten, die seit undenklichen Jahren von den Minoriten an Sonn- und Feier- tagen gehalten wurden, wieder aufgenommen. Am 24. November 1808 hat aber dei Kaiser Franz mit einem Hofkanzleidekrete das Minoriten- kloster in Cilli aufgehoben und angeordnet, das Vermbgen des Klosters zum Besten des steier- markischen Religionsfondes einzuziehen und wegen des Klosters- und Kirchgebaudes, wie auch wegen der Klosterrealitaten das Notige nach den be- stehenden Vorschriften zu veranlassen. Die im Kloster noch befindlichen drei Ordensmitglieder, der Guardian (P. Mansuetus Zangerl), zwei Priester und der Laienbruder seien nach Gutachten des Provinziales in den Klostern zu Pettau und Mar- burg unterzubringen. Uber die in Betreff der Hauptschule, an welcher der Guardian als Direktor und erster Lehrer, die anderen beiden Priester aber als Katecheten fungierten, zu treffende Vor- kehrung, habe das Gubernium sein Gutachten zu erstatten. P. Anselm Kožuh, geboren in Marburg 7 am 29. April 1750, blieb in Cilii als Katechet der Hauptschule und starb allda am 17. Janner 1813. Am 20. Juni 1817 hat Johann Steirimetz, In- haber der Herrschaft Salloch, friiher GlockengieBer in Cilii, das Minoritenklostergebaude im Lizitations- wege um den Betrag von 8000 fl. erstanden. Er lieB den hinter dem Hauptaltare befindlichen Kirchenchor der Minoriten abtragen und begann an dessen Stelle ein Wohnhaus zu bauen, welchen Bau aber erst sein Besitznachfolger Johann Bočinek, gewesener Privatbeamter, 1832 vollendete. Am 16. Juli 1864 hat die Stadtgemeinde Cilii das Klostergebaude bei der dritten Exekutivlizitation um den Betrag von 46.000 fl. erkauft. Gegenvvartig befindetsich daselbst das k. k. Kreisgericht, das zum Klostergebaude die Gefangenhauszellen erbaute. Nach erfolgter Aufhebung des Minoriten- klosters tiberreichten die Cillier Burger am 17. Oktober 1810 eine schriftliche Bitte an den Kaiser urn die Oberlassung der Minoritenkirche ftir den deutschen Gottesdienst, der seit 1808 wieder eingestellt war. Mit Hofkanzleidekret vom 15. Marž 1811 wurde hierauf die Kirche, nicht aber ihr damals als Salzmagazin unentbehrlicher Chor, der Stadt Cilii zum besagten Zwecke iiber- lassen, doch so, daB die Stadt die Kirche gegen die iibrigen Gebaude absondere, dieselbe adap- tiere und erhalte, ohne hiebei einen offentlichen Fond ins Mitleid zu ziehen, welche Verpflichtung die Stadt mit dem Reverse vom 8. Juni 1811 ubernahm. Zugleich genehmigte der Kaiser, daB die systemisierte Zalil der Seelsorger in Cilii mit einem Priester vermehrt werde, welcher 300 fl. aus dem Religionsfonde zu beziehen und die deutsche Predigt zu halten haben wird. 8 Noch im Jahre 1811 lieBen die Burger die Kirche mit einem Kostenaufwande von 4048 fl. so weit wieder herstellen, daB der friiher genannte, nunmehr neugeweihte Priester Franz Schneider schon am 20. Oktober 1811 sein erstes heiliges MeBopfer darin darbringen konnte, und der erste deutsche Prediger Bartholomaus Kobetič ange- stellt wurde, dessen Nachfolger 1812 bis 1818 Franz Schneider war. Im Jahre 1813 wurde eine groBere Restau- rierung der Kirche vorgenommen. Allein die alte Pracht erlangte- sie nicht wieder. Die bis zum Brande 1798 bestandene Minoritenkirche hatte sieben Altare und zwar: Den Hauptaltar Maria Himmelfahrt, welchen, so wie die Kirchenorgel, ein Graf Schrottenbach erbauen lieB ; drei Neben- altare an der Evangelienseite: St. Franziscus Seraphicus, Maria Hilf und St. Johannes, und diesen gegentiber die drei anderen Nebenaltare St. Anton der Einsiedler, 14 Nothelfer und hi. Kreuz. Nordseitig war am unteren Ende der Kirche eine Maria-Loretto-Kapelle, in welche jetzt die Stiege zur Musikempore angebracht ist. In dieser Kapelle war die Gruft der Minoriten, welche nach der Aufhebung des Klosters aufgegeben wurde. Die Deckplatte dieser Gruft wurde zum Trottoir vor dem Seitenportale der Kirche ver- wendet. Der Flauptaltar dieser alten Kirche war friiher weiter als jetzt gegen Osten geriickt, so daB die Kirche friiher um ein paar Klaftern langer war, als sie dermalen ist. Hinter dem Hochaltar befand sich der Monchschor, welcher auBenseitig durch Strebepfeiler gestiitzt war. Diese Kirche hatte auch zwei Tiirme. Der groBere und hohere stand gassenseitig, hatte ein Kuppeldach und 9 wurde 1814 abgerissen; der andere kleinere und mit einem einfachen pyramidenf6rmigen Dache versehene Turm, welcher dem groBeren gegen- tiber stand, wurde nachher zum Teile abge- tragen und diente bis 1858 als Glockenturm. Im Hofraume stand neben dem ostseitigen Kloster- tore die Kapelle St. Johann von Nepomuk, welche wahrscheinlich mit dem Chore zugleich abge- tragen worden ist. Ahnliches Los teilte auch die Gruft der Grafen von Cilli. Diese befindet sich in der Nahe des jetzigen Hauptaltars und hatte den Zugang gerade vor dem vordersten Kirchen- stuhle an der Epistelseite. Ungestort ruhten in dieser Gruft die irdischen Ueberreste dieser er- lauchten, so hochberilhmten gefiirsteten Grafen- familie, so lange ihre Wachter, die Minoriten, in Cilli weilten. Kaum waren aber diese iiber hoheren Befehl von Cilli fortgezogen, hat man bei der Restaurierung der Kirche 1813 vandalisch die Gruft aufgerissen, die darin vorgefundenen Schadel und einige groBere Gebeine hervorgeholt, die tibrigen Gebeine zerstreut und die Gruft, wie er- zahlt wird, verschtittet.* Die Schadel hat man in einer an der Riickseite der Hauptaltar-Mensa angebrachten Nische aufgestellt und darilber die Worte geschrieben: „Cellejensium Comitum ac Principum armis oliin potentium, omnibus fortunis abundantium paucae reliquiae hic acquiescunt. Ludovicus im¬ perator anno 1341 Fridericum Liberum a Sanegg primum Cellejensem Comitem creavit, cuius stirps anno 1456 interfecto Ulrico Comite interiit.“ An * Im Jahre 1906 lieB die jetzige Kirchenvorstehung den Boden unter dem vordersten Kirchenstuhle an der Epistelseite ausgraben, und man fand noch einige Gebeine. 10 dem an seinen Narben kennbaren Schadel Ulrichs II. ist ein Papierstreifen angeklebt, an welchem zu lesen sind die Worte: „Ultimus ex illustri familia Comitum de Cillie occis per LadislavunrHunyadi Belgradii 26. Martii 1456.“ (Aber nicht am 26. Marž, sondern am 9. November 1456 wurde Graf Ulrich 11. ermordet.) Der Geschichtschreiber Ignaz Orožen fiigt dazu die Worte: „Sollte nicht die Stadt Cilli, welche diesem Grafengeschlechte so vielen Dank schuldet, flir eine wiirdigere Be- wahrung dieser vvenigen Uberreste ihrer ehe- maligen Herren und Wohltater sorgen?“ Itn Jahre 1813 hat der Maler Matthias Schiffer aus Graz das Bild der Himmelfahrt Mariens in die Nische des Hauptaltares al fresco gemalt gegen eine Bezahlung von 600 fl. Im Jahre 1881 wurde das Bild restauriert. Eine Inschrift unter dem Bilde besagt: „Invenit et prinxit M. Schiffer a Graetz 1812* restauravit H. Schwach 1881.“ AuSer diesem Altare hat die Kirche noch zwei Seitenaltare, auf der Evangeliseite Maria Hilf, in letzter Zeit Maria Lourdes, auf der Epistelseite St. Anton von Padua, nicht St. Anton der Ein¬ siedler, wie in der alten Kirche. Die auBeren Dekorationen dieser beiden Altare stammen hochst- wahrscheinlich aus frilherer Zeit. Besonders der Antoniusaltar mit seinen beiden Heiligenstatuen im Minoritenhabit macht den Eindruck eines Altares aus der Minoritenzeit. Im Jahre 1832 wurden drei neue Glocken beigeschafft, die beiden bis- herigen Glocken wurden an die restaurierte Kirche St. Maximilian verkauft. Jetzt hat die Marien- * Orožen hat aber die vvahrscheinlich richtige Jahres- zahl 1813. 11 kirche vier neue Glocken aus dem Jahre 1880. Vom Jahre 1844 bis 1870 haben die Biirger von Cilli tiber Anregung des braven Kirchenkammerers Kaspar Gorischeg, Schuhmachermeisters, die Leichen ihrer Mitburger und anderer Honoratioren zu Grabe getragen gegen dem, daB statt des bishin iiblichen Leichenmahles oder statt eines anderen Honorares von jeder solchen Leiche 10 fl., spater 15 fl., zur deutschen Kirche erlegt wurden. Hieraus gewann die Kirche eine jahrliche Ein- nahme von 120 bis 130 fl. zur Beschaffung von Paramenten, Kirchenwasche usw. und zu ihrer Verschonerung. Im Jahre 1850 hat der Grazer Bildhauer Michael Rosenberger ein neues Taber- nakel auf den Hochaltar um den Betrag von 500 fl. angefertigt. Das Jahr 1858 brachte eine bedeutende Neue- rung an der Marienkirche: Die Abtragung der alten Turmiiberbleibsel und die Grundsteinlegung zum neuen Turmbaue, bei welchem das alte gothische Hauptportal an der Westseite der Kirche, wo jetzt das Wohnhaus des deutschen Predigers angelehnt ist — der letzte Rest der gothischen Herrlichkeit — beseitigt wurde. Fiir diesen Turm- bau hat schon im Jahre 1833 der vvackere und edel gesinnte Burger Josef Sima, Backermeister in der Herrengasse Nr. 114, eine Sammlung ein- geleitet und ins Werk gesetzt, welche nach seinem Tode, 4. April 1842, Josef Lasnik, Lederermeister in der Grazergasse Nr. 86, und nach ihm Gott- hart Beltram, Gastwirt in der Herrengasse Nr. 8, fortsetzten. Vom 7. bis 19. September 1858 haben die Jesuiten P. Matthaus Mathay, P. Karl Schnee- weiB und P. Franz Wagner eine deutsche Mission in dieser Kirche gehalten. Am Samstag den 12 18. September, um 5 Uhr abend, wurde der Grund- stein zum neuen Turmbaue vom Lavanter Filrst- bischofe Anton Martin Slomšek in Gegenwart der vorgenannten Missionare, anderer 25 Priester und der Stadtbevolkerung mit dem k. k. Statthalterei- rat und Bezirksvorsteher Johann Schmelzer, dem Gerichtsprasidenten Franz Račk und dem Burger- meister von Cilli Paul Kindelsdorfer geweiht und gelegt. In den Grundstein wurde eine Urkunde, die diese Tatsache feststellt, gelegt, die auch folgende Bau-Komiteemitglieder enthalt: Franz Xav. Lipold, f.-b. Lav. geistl. Rat, Hauptschul- direktor, Prediger der Minoritenkirche; Max Stepischnegg, Zimmermeister und Leiter des Turm- baues ; Karl Sima und Kaspar Gorischeg, Kirchen- propste; Josef Wokaun. Der begonnene Turm- bau wurde in den Jahren 1858 und 1859 fort- gefuhrt bis der Sockel des Turmes vollendet war, dann aber mit dem Weiterbaue ausgesetzt. Dem Kirchenkammerer Karl Sima gelang es den Turm 1865 bis zu einer Hohe von zwolf Klaftern auf- zubauen. Der Weiterbau geriet hierauf ganz ins Stocken bis die am 23. Dezember 1878 verstorbene Buchbinderstochter Josefine Geiger ein Drittel ihres groben Vermogens der deutschen Kirche legierte und dadurch den schonen Ausbau des Turmes ermoglichte, der im Jahre 1881 vollendet wurde. Im Jahre 1890 wurde an die Rtickseite des Turmes das Wohnhaus des deutschen Predigers angebaut. Die einzelnen Statuen in der Kirche, sowie die Bilder, der Kreuzweg, der Luster, die Lampen, die Kanzel und der Beichtstuhl sind neueren Datums. Uber 500 Jahre, bis 1808, wirkten demnach an dieser Kirche die Minoriten, seit 100 Jahren 13 aber Weltgeistliche der Lavanter Diozese als deutsche Prediger. Die ersten drei Prediger waren auberdem Schulkatecheten, vom Jahre 1819 bis 186Q aber auch Hauptschuldirektoren, welch letzeres Amt zehn deutsche Prediger nacheinander versahen. Vom Jahre 1869 an sind die Schul¬ katecheten an der stadtischen Volksschule und nach der Errichtung der Biirgerschule auch Religionslehrer an denselben. Dies sind in Kurze die wichtigsten geschicht- lichen Ereignisse, die sich an der deutschen Kirche vom Jahre 1310 bis 1910 abgespielt haben. Das 600jahrige Jubilaum dieser Kirche kann auf eine interessante Vergangenheit zuriickblicken. Jubilaumsfond ftir die Restaurierung der Marienkirche in Cilli. Vor gegen 600 Jahren haben hier die Minoriten ein Gotteshaus erbaut, die dann durch 500 Jahre fiir diese Stiitte der Andacht gesorgt haben. Vor gegen 100 Jahren war die Kirche nach der Auf- hebung des Klosters verwahrlost, bis sich die Cillier Burger derselben angenommen hatten. Nun tritt an uns die Pflicht heran, dieses Gotteshaus zu restaurieren und auszuschmtlcken. Zunachst denkt man an die Restaurierung des Hochaltarbildes und an einen neuen Hochaltar Vvobei fiir eine wurdigere Bewahrung der Toten- kopfe der Cillier Grafen gesorgt werden soli usw. Woher denn die Mittel nehmen, da noch kein Fond besteht, betteln ist zwar hart, aber wir sehen uns bemiiBigt. Nicht wahr, lieber Glaubens- 2 genosse, Du hast schon ofter dem einen oder dem andern Kirchenbettler etwas geschenkt? Bist Du dadurch arm geworden? Ich glaube nicht, denn Almosen geben armt nicht. Vielleicht hast Du fchon sogar gemerkt, daB Dir’s Segen gebracht hat; nicht’s laBt ja Gott unbelohnt. Mannigfaltig ist das Gebiet, in welchem die christliche Liebe sich betatigt, aber es gibt kaum Wichtigeres als „Bausteine“ zu liefern fiir ein katholisches Gotteshaus. Dort wird der Siinder ermahnt, der Unwissendebelehrt, dem Zweifelnden geraten, der Betriibte getrostet; dort werden die Tugenden gepflanzt, dort das hochheilige Opfer fiir Lebende und Tote dargebracht, dort hebt sich das Herz vom Erdenstaube bis zum Throne des Allerhochsten. Dort werden die dankbaren Glaubigen Deiner und Deiner Lieben noch im Gebete gedenken, wenn Deinen Leib der kiihle Rasen deckt und Deine Seele dann selbst das Almosen des fiirbittenden Gebetes ersehnt. Es soli und muB ein neuer, marmorner pracht- voller Hochaltar aus den alten Ruinen hervor- gehen, das Hauptaltarbild restauriert und im Laufe der Zeit die Vervollkommnung der Orgel und die ganze Kirche renoviert werden, dieses haben sich viele Glaubige in Cilli gesagt. 3 Diesem zufolge treten wir nun an Euch heran, freundlicher Leser und Leserinnen, und bitten Euch recht herzlich im Namen Jesu und Maria, ver- schlieBet Euer Herz dieser dringenden Bitte nicht und leget diese Zeilen nicht beiseite, ohne wenigstens eine kleine Gabe fiir den zu errichten- den Hochaltar zu machen, wodurch Ihr dem lieben Heilande, welcher in dem herrlichen Tabernakel des neuen Hochaltars seine Wohnung nehmen wird, eine kleine Freude bereitet, an welcher auch seine erhabene Gottesmutter und unsere Himmels- konigin und Fiirbitterin Maria Anteil nehmen wird, welcher zu Ehren diese Kirche gebaut und ge- weiht ist. Moge auch unsere Zeit nach dem schonen Beispiel der Vorzeit die Worte des koniglichen Psalmsangers David beherzigen: „Herr, ich liebe die Pracht deines Hauses und den Ort, der Woh- nung deiner Herrlichkeit.“ Gib, um was man Dich bittet, so wird Gott Dir geben, um was Du ihn bittest. Das gottiiche Herz Jesu, das in seiner GroBmut auch das ge- ringste Opfer nicht unbelohnt laBt, wird Euch und ali den Eurigen dieses Opfer tausendfach vergelten. 4 Fiir die Wohltater wird ofter im Jahre das heilige MeBopfer aufgeopfert und auBerdem haben dieselben Anteil an allen Gebeten, welche in dieser Kirche verrichtet werden. Den edlen Spendern von Geld in groBen und in kleinen Summen, und sei es auch nur der Heller der evangelischen Witwe, weil in Liebe gegeben, so hoch ihr angerechnet, sei mit tausend-, ja millionenfachem„Vergelts Gott“ Dankgesagt. GroBere und kleinere Spenden kbnnen direkt dem deutschen Prediger eingehandigt werden. Jedwede Gabe noch so klein Soli tausendmal willkommen sein; Maria segnet jede Gabe lind Drum komm und gib Marienkind!