T m: m derlleM. WolischeMswnsMtschnst äerLöhne öes heützstenßerLMS Jesu^ (Organ des Earim-Wmns für Mika) Dient vornehmlich der Unterstützung und Ausbreitung der IHissionsfäfigkeit der Söhne des heiligsten Berzens 3esu und sucht Verständnis und werktätige hiebe des Missionswerkes in Wort und Schritt zu fördern. Das Arbeitsfeld dieser IBissionäre ist der Sudan (Zenfral=Afrika). Der „Stern der Heger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus Milland bei Brixen (Südtirol) herausgegeben. Sbonnemenfspreis ganzjährig mit Posfversendung 2 K — 2 mk. — 3 Frc. ; Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Hbonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Für die Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Hiessen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, üeitmerih, liinz, Olmüfj, Marburg, Crient, Triest und Wien. Heft 1. 3ätmer 1914. XVII. 3ahrg. Unseren Freunden, liefern und Wohltätern einen innigen Gruh und die herzlichsten Glück- und Segenswünsche zum Jahreswechsel! Mit freudiger Stimmung ergreift unser „Stern" mit dieser Nummer zum 17. ; Male den Manderstab, um von neuem seine Wanderung um die Welt anzutreten. : Seine Stimmung ist freudenvoll im Hinblick auf die mächtig anwachsende Mis-; sionsbegeisterung, welche sich allenthalben in unseren deutschen Gauen bemerkbar macht: im Norden, wo auf unabsehbarer Ebene das liebliche Heidekraut uns freundlich entgegengrüßt, nicht minder als hier im tiefen Süden, wo die himmelanstreben-den Felsenrieseu ihre Häupter in des Himmels Äther baden. Metz und Linz haben nicht weniger Zeugnis abgelegt für die Missionsbegeisterung und Missionsfreüdig- keit dies- und jenseits der schwarzgelben Grenzpfähle als die zahlreichen Missivns-feste und Mifsionsversammlungen. Noch mehr! Diese Missionsbegeisterung beginnt sich allmählich auch jener Kreise zu bemächtigen, die bisher der Sache zum mindesten kalt gegenüber gestanden sind in der eitlen Furcht, sie könnten durch die Unterstützung der Missionen der eigenen Sache in der Heimat schaden. Es war aber auch die höchste Zeit, daß diese Begeisterung einsetzte, da überall in den Missionen die Bedürfnisse ins Riesenhafte gestiegen sind, die dringender Abhilfe heischen. Kam da letzthin dem „Stern"-Schreiber scheinbar so zufällig ein dem Äußern nach ganz unscheinbares Heftchen zwischen die Finger, auf dem Titelblatt, oder besser auf der ersten Seite, hieß es: „S t i m m e n a n s K h a r t o u m", Mitteilungen für Förderer und Wohltäter von Bischof Franz $nb. Geyer, Apost. Vikar von Khartoum." Natürlich Grund genug für den „Stern"-Schreiber, etwas weiter zu blättern. Auf Seite 9 findet er dann die Überschrift: „Die n ä ch st e n n o t w e n-folgen U n t e r n e h m u n g e n". Dann folgt: 1. Im November muß in Billing, wo bis zum Aufstande des Mahdi im Jahre 1882 eine Station bestanden hatte, eine Mission wieder eröffnet werden. Die Nuba-Neger in den dortigen Bergen im südlichen Teile von Kordofan sind eines der begabtesten und zugänglichsten aller Negervölker des Sudan. 2. In den Mandarabergeu des deutschen Tschadsee-Gebietes von Kamerun soll ein Heidenvolk von 200.000 Seelen leben. Sic sind vom Islam bedroht und müssen für uns gewonnen werden. Das Gebiet muß zu Missionszwecken ausgekundschaftet werden, um die geeigneten Plätze für Stationen zu finden. Dies erfordert bedeutende Ausgaben. 3. In Khartoum muß ein Waisenhaus für die zahlreichen verlassenen Kinder, die sonst für unseren Glauben verloren gehen, errichtet werden. Der Zeitpunkt des Beginnens hängt davon ab, daß ich über die nötigen Mittel für den Zweck verfügen kann. 4. In El-Obeid in Kordofan brauchen wir eine Knabenschule mit einem eingeborenen Lehrer. 5. In Khartoum soll eine Lehrerschule errichtet werden, um eingeborene Lehrer für die an mehreren Orten der Diaspore notwendigen Schulen heranzubilden. 6. Der Bau einer bescheidenen Kirche in Khartoum, der wegen Mangel an Mitteln unterbrochen wurde, soll fortgesetzt werden. Da die gewöhnlichen Mittel für den Unterhalt der Mifsionsftationen notwendig sind, kann dies nur mit besonderen Gaben geschehen. Wer will eine der genannten Unternehmungen ganz oder teilweise auf sich nehmen? Jede, auch die kleinste Gabe ist will-kommen. Wir können noch hinzufügen: 7. Die Errichtung der dritten Missionsstation unter den Schilluk in Kaka. 8. Die außerordentlichen Bedürfnisse des Missionshauses selbst, deren Befriedigung die Grundlage bildet zu einer blühenden, großzügigen Missionsentwicklung und die aus dem letzten Geleitsbriefe hinlänglich bekannt find. Also Bedürfnisse und Arbeit in Hülle und Fülle. Wie aber soll man all diesen Plänen und unabweisbaren Unternehmungen gerecht werden? Folgende Zeilen sollen es uns sagen. Wirken wir mit vereinten Kräften; was dem einzelnen, wenn er allein steht, nicht möglich ist, wird ausführbar, wenn sich ihm mehrere anschließen. Wir müssen uns gemäß unseren Kräften und Mitteln gegenseitig unterstützen. Unsere Freunde, die im sonnverbrannten Afrika arbeiten und ringen, werden wenig oder nichts erreichen, falls wir sie im Stiche lassen, falls wir ihnen nicht mit unserem Gebet und unseren Gaben zu Hilfe kommen: sie richten ihre Augen auf uns und harren unserer Hilfe. Zögern wir also nicht und lassen wir uns die kleinen Opfer nicht gereuen. Auf dem Katholikentage zu Metz wurde eine Abstinenzwoche vorgeschlagen, deren Ertrag den Missionen zugewendet werden sollte, d. h. das Geld, das man in dieser Woche durch gänzliche oder teilweise Ent- Heft 1. 3 Stern der Neger. Haltung von geistigen Getränken oder sonstiger Liebhabereien erspart, solle ein jeder den Missionen zuwenden. Wie Schreiber dieses erfahren hat, soll bereits die erste Adventwoche eines jeden Jahres dazu bestimmt worden sein. Wie wäre es nun, lieber Leser, wenn alle „Sterns-Abonnenten auch eine solche Woche veranstalten würden? Aus dem Ersparnisse könnte dann ein jeder den Abonnementspreis entrichten und vielleicht noch ein Scherflein mehr, ohne auch nur etwas davon zu merken, höchstens hat es während der betreffenden Woche seiner durstigen Kehle, die sich für diesesmal mit Wasser Begnügen mußte, ein kleines Opfer gekostet. Um gleich praktisch zu werden, würde ich die erste Fastenwoche, also dieses Jahr vom 1. bis einschließlich 7. März in Vorschlag bringen. Zum Schlüsse bitte ich noch all unsere lieben Abonnenten, uns auch in Zukunft nicht nur treu zu bleiben, sondern sich womöglich auch noch für die weitere Verbreitung des „Stern der Neger" zu inter« efsieren. Der Redakteur. Die Homciden des östlichen Sudan» Studie des hochw. P. 3ot. Buber ?. S. E. Die zahlreichen Nomadenstämme, welche das große Gebiet zwischen dem Nil und dem Roten Meere, von Assuan bis zur italienischen Eritrea-Kolonie bewohnen, führen zwar verschiedene Namen, haben aber alle die gleichen Sitten und Gebräuche und reden auch die nämliche Sprache, die sogenannte „Tobedauia". Sie sind ein Hirtenvolk und leben daher von der Milch und dem Fleische ihrer zahlreichen Herden. Jene Stämme, die mehr in der ebenen Wüste wohnen, betreiben auch Ackerbau. Mancher Leser mag vielleicht der Ansicht sein, jene Gegenden, die auf der Landkarte mit „Wüste" bezeichnet sind, seien nur trostlose, sonnverbrannte Einöden, wo kein Grashalm wächst und überhaupt nichts Grünes mehr gedeiht. Doch dem ist nicht so; inmitten der glühenden Sanddünen und der steinigen Höhenzüge finden sich oft herrliche Oasen und Täler mit Brunnen und fruchtbarem Erdboden, wo alljährlich die starken, segenspendenden Eha-rifregen unter Mitwirkung der afrikanischen Sonne prangende Durra-Saaten ins Dasein rufen, so daß sich der reisende Europäer beim Anblick dieser schönen Gefilde unwiMürlich in die grünenden Fluren seiner Heimat versetzt glaubt. Was nun die Abstammung der oben erwähntet: Nomaden betrifft, so gibt uns schon ein flüchtiger Blick auf ihre Gesichtszüge sofort deutlich zu erkennen, daß dieselben mit den Negervölkern Jnnerafrikas nichts gemeinsam haben; man erkennt an ihnen vielmehr den abessinischen Typus;, ist ja doch auch ihre ursprüngliche Heimat nicht hier, sondern ganz anderswo zu suchen, da einstens in den jetzt von diesen Nomaden bewohnten Ländern schwarze Völker ihre Wohnsitze hattet:, wie das auch aus den älteren Hieroglyphen-Jnschriften klar hervorgeht, in denen die Bewohner dieser Gegenden als „Schwarze" bezeichnet werden. Der Negertypus erscheint übrigens auch auf den Abbildungen jener Zeit. Nach der Ansicht der Gelehrten kamen diese Nomadenstämme aus Indien herüber, eine Annahme, die mit der Aussage des berühmten Eusebius von Cäsaren (4. Jahrhundert n. Chr.) übereinstimmt, der in bezug auf die Völker des heutigen Nubien schreibt: Aethiopes ab Judo flu- 4 Heft 1. Stern der Neger. mine consurgentes iuxta Aegyptum con-sedere, b. h.: Die Äthiopier sind vom Jndnsfluß aufgebrochen und haben sich neben Ägypten niedergelassen". Vom Indus aus fuhren diese Völker, wie allgemein angenommen wird, der Seeküste entlang, überschifften den Persischen Meerbusen an seiner engsten Stelle, ruderten dann längs der arabischen Halbinsel und drangen endlich in der Nähe des Tadjura-Golfes in Afrika ein. Hier unterjochten sie zuerst die Urbevölkerung von Abessinien, zogen hierauf in ihrer Eroberungslust weiter gegen das Innere und besetzten zum Teile die nördlichen Gebirgsgegenden zwischen dem Nil und dem Roten Meer, teilweise folgten sie auch dem Laufe des blauen Nil, der sie schließlich ins heutige Obernubien führte. Dortselbst ließen sie sich dauernd nieder, richteten sich häuslich ein, streiften allmählich ihre Wildheit ab und gründeten ein Reich. Diese Eindringlinge werden gegen 1900 v. Chr. und später in den Hieroglypheninschriften öfters erwähnt und mit dem Namen „Kuschiten", d. h. Leute von den Bronzegesichtern, bezeichnet. Gegen 1570 v. Chr. geschieht zum erstenmal auch von jenen Nomaden Erwähnung, welche zwischen dem Nil und dem Roten Meere wohnten; sie werden hier „„Auti" genannt d. h. Gebirgler. Diese Erwähnung geschah gelegentlich eines Raubzuges, den sie ins Niltal gewagt hatten. Solche Einfälle wiederholten sich im Laufe der Zeit. Auch die Arbeiter, welche in den königlichen Goldminen gegen das Rote Meer hin beschäftigt waren, hatten unter diesen Gebirgsbewohnern vielfach zu leiden, weshalb die Herrscher von Ägypten gegen sie und ihre Stammesbrüder verschiedene Feldzüge unternahmen, von denen uns zahlreiche Inschriften in den Tempeln, sowie auf den Grabdenkmälern hervorragender Persönlichkeiten, die an solchen Unternehmungen teilgenommen hatten, zu erzählen wissen. Um die Zeit Ramses' II. (1396 bis 1328 v. Chr.) herum werden sämtliche Volker des heutigen Nubien mit dem Namen „Die neun Nationen von der Armbrust" bezeichnet, offenbar, weil sie mit dieser Waffe kämpften. Unter der griechischen Dynastie in Ägypten sind die Bergbewohner Nubiens unter dem Namen „Blem-mäer", d. h. Leute von wildem Blicke, bekannt, während diejenigen der Nilgegenden „Äthiopier" heißen. Was für ein Zusammenhang zwischen den heutigen Nomaden der Gebirgs- und . N 4 Der neue Grofjhäuptling von Canga. Heft 1. Stern der Neger. Wüstengegenden unib den einstigen Auti unb Blemmäern besteht, ist eine Frage, deren Lösung den Geschichtsforschern anheimgestellt sei. Eine Stammesverwandt-schaft kann gewiß nicht bezweifelt werden — wenigstens haben die jetzigen Nomaden noch dieselben räuberischen Anlagen wie ihre Vorfahren. Noch bis vor wenigen Jahren sind sie häufig über die friedlichen Bewohner der Nilgegend hergefallen, haben gemordet und geraubt nach Herzenslust und sind alsdann wieder in ihre entfernten Wohnsitze in der Wüste verschwunden. Ältere Leute von Berber und auch anderer Orte wissen noch gar manches davon zu erzählen. Endlich hat sie . ein tapferer Häuptling von Berber, als sie wieder einmal auf Raub ausgezogen waren, zurückgeschlagen und bis ins Kokorebtal, wohl gegen vier Tage weit in der Richtung zum Roten Meere hin, verfolgt. Seitdem beschränken sich die Nomaden ans ihr eigenes Gebiet, und die Nil-talbewohner haben endlich Ruhe gefunden. Die Beduinen, welche mehr im westlichen und südöstlichen Teile, gegen den Atbarafluß hin, ansässig sind, haben sich heutzutage ziemlich friedfertige Sitten angeeignet. Sie erscheinen oft an den belebteren Orten, um dortselbst die Produkte ihrer Gegenden abzusetzen und in Geld zu verwandeln. Diese Produkte bestanden bis in die jüngste Zeit herauf ausschließlich nur in Vieh, hauptsächlich Ochsen und Schafen, in Holzkohle und Flechtarbeiten, besonders Matten, bis sich eines Tages ein ganz neuer Handelsartikel für die Nomadengebiete ausschloß, der einen guten Gewinn versprach, nämlich der Kern von der Frucht der „Dumpalme". Dieser schlanke Baum, dessen riesige, fächerartige Blätter gewaltig im Winde rauschen, besaß lange, lange Zeit hindurch für die Beduinen nur recht geringen Wert. Meist verwendeten sie bloß die jungen Blätter desselben, um daraus Matten zu verfertigen; seine Früchte aber ließ man unbeachtet. Der Baum trägt nämlich auch eine bedeutende Anzahl sonderbar gestalteter Früchte. Das Innere derselben besteht aus einem überaus harten Kern von weißer Farbe, der von einer zähen, netzartigen Fasernhülle von länglichrunder Gestalt umgeben ist. Bisher schenkten die Beduinen diesen Früchten gar keine Ausmerksamlkeit; sie 6 Stern der Neger. blieben auf 'dem Baume hängen und wenn sie mit der Zeit herabfielen, überließ man sie den Ziegen zum Futter, während in der italienischen Eritrea-Kolonie, wo sich dieser Baum ebenfalls massenhaft findet, schon längst die Fruchtkerne Verwendung fanden; sie werden nämlich herausgeschnitten und nach Italien gesandt, wo sie zur Anfertigung von Knöpfen dienen. Nun hatten aber vor etlichen Jahren starke, anhaltende Regen die Fruchternte von dieser Palme in der ganzen Eritrea-Kolonie vernichtet und die Lieferanten der italienischen Geschäftshäuser sahen sich somit aus die Dumwaldungen längs des Atbaraflusses im Gebiete des englisch-ägyptischen Sudan angewiesen. Kaufleute erschienen zu Atbara und boten für die bisher unbeachtete Frucht gute Preise an. Das war für diese Wüstensöhne etwas Neues. Mit offenem Munde standen sie da und lauschten dem verlockeirden Angebote der Käufer; hätten sie sich doch so etwas nie und nimmer träumen lassen. Die Nachricht, daß diese bisher nie beachteten Früchte nun auch bezahlt würden, verbreitete sich wie ein Lauffeuer von Ort zu Ort und verursachte ein geradezu fieberhaftes Arbeiten längs des ganzen Atbara-flusfes. Jetzt wurde iricht mehr gewartet, bis die Frucht von den Bäumen herabfiel, sondern Jünglinge mtb Männer kletterten, kaum daß die Früchte irgendwie gereift waren, flink wie die Affen die langen Palmen hinan und sammelten sie in Körbe. Alles, was sich nur irgendwie rühren konnte, groß und klein beiderlei Geschlechtes, machte sich an die Arbeit. Mit scharfen Instrumenten befreite man den Kern von den zähen Fasernschalen. Mancher verklopfte sich dabei im Übereifer und hämmerte statt auf die Frucht auf seine Finger — allein die Sucht nach Geld ließ jeden Schmerz verschwinden; die sonst so Heft 1. trägen Beduinen schienen mit einem Male in strebsame Arbeiter umgewandelt. Schlaue Makler timt Atbara begaben sich in anstrengenden Touren bis zu den Duiu-waldungen, um gleich an Ort und Stelle die Ware einzukaufen und so etwaige Konkurrenten auszuschließen. Auf diese Weise flössen wirklich schöne Summen Geldes in die rauhen Hände der Beduinen, und es erschloß sich ihnen so eine Erwerbsquelle, die auch heute noch ein recht erkleckliches Erträgnis abwirft. Für das so erworbene Geld kauft sich dann der Besitzer mannigfache Kleidungsstoffe und namentlich Genußmittel, besonders Zucker, Tee, Kaffee und Tabak. Der Gipfelpunkt all seines Strebens aber liegt im Besitze eines Schirmes. Daß der im heißen Afrika geborene und sonnenverbrannte Steppensohn nicht aus Notwendigkeit nach einem solchen Schattenspender verlangt, ist wohl klar; denn selbst die heißesten Strahlen der afrikanischen Sonne vermögen seinem harten Schädel nicht den leisesten Schaden zuzufügen — aber er will von seinen Stammesgenossen als hochstrebcnder Nomade betrachtet werden, und um das zu beweisen, trägt er einen Schirm mit sich. Seit zehn bis zwölf Jähret: haben sich lebhafte Geschäftsverbittdungen zwischen den Bewohnern ant Flusse und denen der Wüste angebahnt. Letztere kommen immer mehr zur Überzeugung, daß die Außenwelt denn doch tticht so ist, wie man sich diese zu Großvaters und Urgroßvaters Zeiten vorgestellt hatte, und daß der Verkehr mit der zivilisierten Nachbarschaft auch manches Gute und Vorteilhafte mit sich bringe. Auch schwerere Vergehen werden seltener unter ihnen und mildere Sitten bekommen immer mehr die Oberhand. Zweifelsohne ist dieser glückliche Umschwung nicht in allerletzter Linie der ein- sichtsvollen, praktischen englischen Regierung zuzuschreiben. Vor allem verhilft dieselbe jedwedem ohne Unterschied zu seinem Rechte. Kein Beduine hat zu befürchten, daß trictn ihn in den der Regierung unterstellten Gebieten unbestraft unterdrücken oder bestehlen könne; denn der englische Beamte ist für den halbnackten Wüstenbewohner, der ein schlechtes, kaum verständliches Arabisch spricht, ebenso zugänglich wie für den reichen Städter und leiht seinen Beschwerden * stets ein aufmerksames Ohr. Geschenke vermögen den Lauf der Gerechtigkeit nicht zu beeinflussen, wie dies zur Zeit der verlotterten türkisch-ägyptischen Beamtenwelt geschah. Zu so etwas läßt sich der Englän-der nicht herbei; denn er arbeitet ganz und gar im Interesse seines Landes, um nämlich aus dem Sudan eine gute englische Kolonie zu bilden. Welchen , Ausschweifungen hingegen überließ sich demgegenüber die alte ägyptische Soldateska! Wenn diese durch die Gebiete der Beduinen nach einem entfernteren Regierungsorte, z. B. nach Kassala, marschieren mußte, so frug sie wenig nach Recht und Privateigentum; es wurde vielmehr geplündert und gestohlen, was Platz hatte; und wagte es der Eigentümer, gegen ein solches Treiben Klage zu erheben, so wurde er mit dem Schimpfworte: „Enischi ja arabi kalb", „Pack' dich weiter, du Araberhund!" barsch zurückgewiesen. Wie ganz andere Zustände herrschen da jetzt im Lande. Durchzieht heutigentags eine Soldatenabteilung die Gebiete der Nomaden, so hält der kommandierende Offizier strenge Manneszucht. Keinem der Eingeborenen läßt er Unrecht widerfahren; da er weiß, daß in diesem Falle der Geschädigte imstande ist, ihn am Regierungsorte anzuzeigen und daß seiner Anzeige stattgegeben wird. Werden Ausschreitungen von Soldaten tatsächlich nachgewiesen, so ist es um die Zukunft des führenden Offiziers geschehen; er wird fortan nicht mehr befördert. Auch Mißhandlungen an Kameltreibern werden gerügt. Auf diese Weise kommt der Nomade allmählich zur Überzeugung, daß er das gleiche Recht besitzt wie die Fremden. Anderseits wendet die englische Regierung aber auch den Nomaden gegenüber stramme, dem Lande entsprechende Maßregeln an, wodurch die Verbrechen ihrerseits gehörig bestraft und die unbändigen Elemente gezähmt werden, um so die öffentliche Sicherheit aufrechtzuerhalten. Sein Nomade darf es sich träumen lassen, daß seine Vergehen ungeahndet bleiben; denn die strafende Gerechtigkeit folgt ihm und erreicht ihn, auch wenn er tageweit flieht. (Fortsetzung folgt.) kul einst und letzt. P. Südor Stang F. S. E. (Fortsetzung.) Unser Gastgeber Ajik beobachtete uns auf das Genaueste und als ich ihm dann alles erklärt hatte, sagte er: „Wir Schilluk haben nur einen Mund und Magen und denken nur an die irdischen Güter, an das, was wir essen werden; ihr aber denkt an Gott und betet für die Verstorbenen, weil ihr Herz und Gemüt habt, welche dem Schilluk fast gänzlich lich abgehen." Ich nahm sodann von Ajik Abschied, ohne zu ahnen, daß wir uns das letztemal gesehen hatten. Adschäk war bereits ganz gefaßt und wir unterhielten uns auf dem 8 Stern der Neger. Heimwege über die tollen Zeremonien, die der Zauberer beim Begräbnisse aufgeführt hatte. Noch am nämlichen Nachmittag begann ich mit den näheren Vorbereitungen zur heiligen Taufe. Meine beiden Katechume-nen waren bei der Erklärung der Taufzeremonien ganz Aug und Ohr; so verging der heilige Karfreitag. Am Karsamstag, dem Vorabende ihres Tauftages, wollten sie ganz für sich allein sein. Als zufällig Akuotsch' Mutter mit feinem jüngsten Bruder kam, um ihn zu besuchen, bat er mich, ihn bei derselben zu entschuldigen, weil er heute an die Heiligung seiner Seele denken müsse und sich nicht mit anderen Gedanken abgeben wolle. Wirklich wechselte er nur einige Worte mit ihr und ich bemühte mich daher, sie so gut als möglich zu unterhalten; den willkommenen Stoff dazu bot mir unser fetter Ochse, der am Nachmittag geschlachtet werden sollte, um morgen für uns und unsere Dorfleute den Festbraten abzugeben. Allerdings ein Gesprächsstoff, mit dem sich die Schilluk halbe Tage lang beschäftigen können; handelt sich doch um Ochsen und Fleisch. Natürlich bekam auch Akuotsch' Mutter ein ordentliches Stück Fleisch, worüber sie so erfreut war, daß sie beschloß, den morgigen Tag bei uns zuzubringen; kein dummer Entschluß, da sie Aussicht hatte, auch morgen ihren Hunger mit dem wohlschmeckenden Ochsenfleische stillen zu können. Akuotsch' jüngster Bruder hatte bald herausgebracht, um was es sich handle und fragte mich insgeheim, ob morgen der große Tag sei, an welchem sein Bruder mit Adschak getauft werden sollte. Ich bejahte ihm die Frage und bat ihn, einstweilen seiner Mutter noch nichts davon mitzuteilen, was er mir auch versprach. Der Mutter war das ernste Benehmen ihres Sohnes Akuotsch zuerst etwas aufgefallen, doch hatte sie später keine Zeit mehr, dar- Heft 1. über nachzudenken, denn kaum war der Ochse geschlachtet und unter die Familien unseres Dorfes verteilt, so begann es dort auch schon lebhaft zuzugehen. Alle Weiber machten sich gleich daran, Negerbier zu brauen und da mußte auch Akuotsch' Mutter helfen. Fleisch ohne Negerbier ist bei den Schilluk fast ein Unding; bei festlichen Gelegenheiten muß beides vorhanden sein, dann erst vermag sich nach den Begriffen der Schillulk Leib und Seele genügend zu erfrischen und zu erfreuen. Endlich war das heilige Osterfest angebrochen. Schon in aller Frühe kamen die beiden Täuflinge zu mir auf das Zimmer und sagten mir, daß sie in der letzten Nacht vor lauter Freude fast gar nicht schlafen konnten. Gemeinschaftlich wurde das Morgengebet verrichtet und die näheren Vorbereitungen getroffen, dann begaben sie sich in unsere Kapelle, um der heiligen Messe beizuwohnen. Die sonst so armselige Kapelle war fast nicht mehr wiederzukennen, so sehr hatten sie die guten Schwestern herausgeputzt. Und sie hatten recht getan, denn in diesem morschen Kirchlein, das schon so manches Leid über uns hereinbrechen gesehen; neben dem sich der kleine Friedhof dahinzieht mit den drei Gräbern der ersten Glaubensboten des Schilluklandes, sollte uns nach ein Paar Stunden Christi Sieg über Tod und Hölle so recht lebendig vor Augen geführt werden. Die schlichten Holzkreuze auf den drei Erdhügeln blickten mir heute morgens, als ich sie von der aufgehenden Ostersonne erglänzen sah, so hoffnungsfreudig entgegen. Hoffnungsfreudig, da es mir schien, daß die ersten Opfer, welche unter ihnen ihre letzte Ruhestätte gefunden, uns die Gewähr boten, daß ihr und unser Mühen nicht vergeblich sein könne. Nach den ersten zwei heiligen Messen füllte sich das Kirchlein mit Jünglingen Heft 1. 9 Stern der Neger. und Männern; es war erstaunlich, wie viele Leute aus Adschaks Dorf herbeigekommen waren. Es schien mir, als wollte das heiligste Herz Jesu uns zeigen, daß die Macht der Finsternis dem Morgenrot des heiligen Glaubens auch hier bald weichen müsse. Hell klang in den Ostermorgen hinein das Läuten unserer beiden Glöcklein, die dessen Türen und Fenster geschlossen waren, der feierliche Akt der Taufe mit ihren mannigfachen, erhebenden Zeremonien. Anwesend waren, wie erwähnt, nur wir Missionäre und die Missionsschwestern, weil es dazumal im Interesse der beiden Katechumenen ratsam schien, wie in den ersten christlichen Zeiten, die Taufe einstweilen noch geheim zu halten. Wir hatten ■’ V Schillukburlchen mit ihren Trommeln. rp. Sora) Wenn die Burschen nichts zu tun haben, so setzen sie sich hin und rühren fleißig die Trommeln (deren Stelle auch alte Kessel vertreten können). dem Volke das Zeichen gaben, daß das Amt beginne und sie in das Kirchlein riefen. Nachdem die Heide): dem Amte mit gespannter Aufmerksamkeit beigewohnt, leerte sich bald das Kirchlein und es blieben nur noch wir Missionäre und die beiden Täuflinge zurück. Während sich die Schillukjugend im Hofe dem Spiele hingab und die Männer sich beim Merissakruge (Negerbier) gemütlich unterhielten, begann im Kirchlein, deshalb mit Absicht gerade jene Zeit zur Spendung des Sakramentes gewählt, wo alles mit Merissatrinken und mit der Bereitung des Festschmauses beschäftigt war; unsere Abwesenheit fiel daher keinen: Schilluk auf, da keinem Zeit chatte,,an uns zu denken. Rührend was es zu sehen, mit welchen: Ernste die beiden gottbegnadeten Jünglinge antworteten, als ich an jeden die Fragen stellte: „Widersagst du dem Teu- 10 Stern der Neger. fei?" usw. Ja, sie wußten wohl, wem sie widersagten. Sie hatten in Satans schmachvollen Ketten geschmachtet. Wie viele Kämpfe mußten sie nicht mit ihm und seinen Helfershelfern durchkämpfen, bis sie sich endlich zum Lichte des heiligen Glaubens siegreich durchgerungen hatten. Und als sie dann vor der heiligen Taufe mit feierlicher Stimme vor dem Tabernakel hossnungssreudig ihr Glaubensbekenntnis ablegten, da waren alle Anwesenden tief gerührt und ein jeder von uns flehte für sie den ganz besonderen Gnadensegen des auferstandenen Heilandes herab. Und als dann der feierliche Augenblick ge-fornmen war und das lebenspendende Tauswasser über ihre Stirne floß, da konnten auch die Täuflinge sich der Rührung kaum erwehren. Freudig leuchtete ihnen die Dankbarkeit aus den Augen und ihre Herzen waren erfüllt von seligen Gefühlen der Liebe und Dankbarkeit zum göttlichen Heilande, der sie am Tage seiner Auferstehung von Sünde und Seelentod auserweckt und seiner Erlösungsgnade teilhastig gemacht hatte. Jetzt waren sie endlich Kinder Gottes geivorden, ihre Seelen waren weiß gewaschen im Blute des Osterlammes, gleich wie das weiße Tauskleid, das sie in ihren Händen hielten. Eine kurze, ergreifende Ansprache unseres Obern, P. Banholzer, beschloß die erhabene Feier; dann verließen wir das traute Kirchlein, und zwar einzeln, damit es den übrigen Leuten nicht ausfalle. So war nach vielen Leiden, Sorgen und Mühen der Grundstein für unsere hiesige Christengemeinde gelegt und nun werden wir weiter sehen, wie der liebe Gott unser Bekehrungswerk unterstützte und reichlichst segnete. Es war noch keine ganze Stunde seit Beendigung der feierlichen Zeremonie in der Kirche verstrichen und ich wollte mich Heft 1. gerade mit den beiden Neophiten in unseren Garten begeben, um mich an einem lauschigen Plätzchen mit ihnen etwas zu unterhalten, als mich plötzlich ein heftiges Fieber befiel. Bleiern hatte es mir schon lange in den Knochen gesessen, bisher aber infolge der Aufregung der letzten Tage sozusagen noch keine Zeit gesunden, sich stärker bemerkbar zu machen. Heftige Erbre-chungsansälle stellten sich ein und den so lange schon herbeigesehnten Ostertag mußte ich im elendsten Zustande im Bette zubringen. Akuotsch' Mutter, die mich mit ihrem jüngsten Sohn gegen Mittag besuchte, nahm regen Anteil an meinem Zustande und blieb fast bis zum Abend bei mir, indem sie mir alle möglicheil Kran-kendienste leistete, natürlich in ihrer Art. Außer den beiden Neugetausten und dem kranken Niquei, welcher einige Jahre zuvor in Todesgefahr getauft worden war, waren noch drei andere Knaben bei uns: zwei derselben waren aus unserem Schil-lukdorse, während der dritte, namens Mailoal, aus dem nahen Dorfe Toalong stammte. Durch Akuotsch' Bemühungen war er bewogen worden, zu uns zu kom-men. Seine Eltern waren längst gestorben und er hatte früher das Vieh seiner verheirateten Schwester in Tumir gehütet. Erst einige Monate war er bei uns, hatte sich aber bereits ganz eingelebt und fühlte sich glücklich. Als er mich nun so krank im Bette sah und zugleich hörte, daß ich kein Wasser trinken dürfe, ging es ihm zu Herzen und er wollte mich mit frischem Trinkwasser versorgen. Schlau hatte er feinen Plan angelegt, damit ihn niemand sehe, wie er mit Wasser zu mir komme. Als die Mittagsglocke geläutet hatte und unsere Leute alle bei Tisch saßen, klopfte es heftig an meiner Tür und hereintrat der gute Mailoal mit einem großen Kruge frischen Wassers, er redete mir fest zu, Heft 1. Stern der Neger. 11 doch zu trinken, da niemand gesehen habe, wie ersmit Wasser zu mir gegangen sei; zudem würde mir das Wasser gewiß eine Linderung bereiten. Um ihn nicht zu betrüben, folgte ich seinem wohlgemeinten Rate und nahm einige Schluck, das ich auch nicht zu bereuen hatte, denn es schien, daß Gott diesen Trunk Wasser ganz besonders gesegnet hatte. Bald ließen meine Es ist dem hier am häufigsten vorkommenden Malariafieber eigen, langsam, aber desto sicherer die Kräfte des Menschen zu schwächen und zu untergraben; da bildet in den meisten Fällen nur ein schleuniger Klimawechsel die einzige sichere Rettung. So mußte denn auch ich für einige Monate von meinen lieben Schilluk und dem bereits liebgewonnenen Schilluklande Huf der slilpferdjngd. (n. Zorn) Ein erlegtes Nilpferd. Die Schilluk rechnen aus, wie viel Mahlzeiten es gibt. So eiit Kolos; wiegt zwischen 30 und 40 Zentner. Fieberanfälle nach und ich verfiel in einen erquickenden Schlaf. Mailoal entfernte sich bald nach seiner schönen Tat mit feinem Wasserkruge aus meinem Zimmer und setzte sich, als ob nichts geschehen wäre, unter seine Gefährten zum Mittagsmahle. Leider hielt die kleine Besserung meines leidenden Zustandes nicht gar lange an. Es trat ein Rückschlag ein und die Fieberanfälle, welche sich sehr häufig einstellten, machten mich ganz schwach und blutarm. Abschied nehmen. Es war am 6. Mai, dem Vorabende des Schutzfestes des hl. Josef, als ich mich von Lul trennte, um mich im Vereine mit Bruder Christian Platz zunächst nach Khartoum zu begeben. Alle unsere Burschen begleiteten uns zum Flusse, wo der Postdampfer angelegt hatte. Der Abschied wurde mir etwas schwer, um mir ihn etwas leichter zu machen, versprach mir Kkuotsch, bald einen Brief schreiben zu wollen und er hat auch getreu Wort 12 Stern der Neger. Heft 1. gehalten. Von Khartoum ging es nach Kairo, wo ich einstweilen im österreichischen Rudolf-Spitale Unterkunft fand. Unter der sorgsamen Pflege unserer Mis-sionsschwestern war ich bald soweit wiederhergestellt, daß ich die Weiterreise nach der Heimat getrost arttreten konnte, wo ich denn auch Ende Juni anlangte. Bald erhielt ich dort auch den von Akuotsch versprochenen Brief. In deutscher Übersetzung lautete er ungefähr folgendermaßen: „Lieber Pater! Täglich beten wir zu Gott und seiner heiligen Mutter, daß Du recht bald wieder gesund zu uns zurückkommst. Am Feste Mariä Himmelfahrt haben Adschag und ich die erste hl. Kommunion empfangen. Das große Glück dieses Tages kann ich Dir gar nicht beschreiben. Unsere Zahl hat sich um vier junge Burschen vermehrt. Pater Mohn nimmt sich unser recht liebevoll an. Wir lernen bei ihm Lesen und Schreiben. Beim Abundit (Pater Banholzer) bekommen wir Unterricht im Katechismus. Nächstens werden wir beide die hl. Firmung empfangen. Grüße Deine Eltern und Verwandten recht herzlich von uns und sage ihnen, daß wir Schilluk zwar harte Köpfe, aber dennoch ein gutes Herz haben. Meinen Eltern und Geschwistern geht es ganz gut. Die Ernte wird sehr gut ausfallen. In kurzer Zeit weht der Nordwind wieder; komme ja recht bald zurück, alle erwarten Dich sehnlichst. Schreibe mir auch bald! Sei gegrüßt von mir und allen. Dein Isidor Akuotsch." ^Fortsetzung folgt.) üierfcibelii der HffdiolL Selammelf von P. Parqu. Crazzolara F. S. S. 1. Der Hase* und der Koga. Einstens war eine große Hungersnot ins Land gezogen, welche sich bereits unangenehm bemerkbar machte und auch die Wohnung des Hasen nicht verschonte. Was ist da zu machen? fragte sich der sonst so schlaue Genosse. Doch da erinnert er sich, einen guten Freund zu haben, den Herrn Koga nämlich; ihre Freundschaft war schon sehr alt und so hoffte er, bei ihm Hilfe zu finden. Er ging also zu ihm, um ihm sein Leid zu klagen. * Der Hase spielt in allen Fabeln der Atscholi die Hauptrolle; durch seine Schlauheit ist er allen anderen Tieren schrecklich. Seine Furchtsamkeit hat er dabei aber auch nicht ganz verloren. Der Koga ist ein großer Vogel, eine Art Aasgeier. Am Unterleibe soll er gewisse feuerrote Partien haben, deren er sich besonders schämt; daher ließ er sich dieselben vor seiner Himmelsreise von dem Hasen schwarz anstreichen, der dazu Pech gebrauchte. „Kec beneka“ — „Ich habe Hunger" — sagte er ihm. „Gut," meinte der Koga, „ich werde dich hinbringen, wo du keinen Mangel haben wirst, bei meinem Onkel im Himmel oben gibt es zu essen im 'Überflüsse. Morgen werden wir dorthin abreisen." Am nächsten Tage war der Hase natürlich schon in aller Frühe bei seinem Freunde Koga. „Es eilt, laßt uns gleich abfahren," sagte dieser nach den ersten Begrüßungsworten, erfaßte den Hasen und brrr— ging es in die Lüfte. Endlich gelangten sie bei den Lokot (Leute der Regengegend) an; diese bereiteten ihnen alsogleich den Kwon — Polenta, Nationalgericht —, sie aßen und wurden satt. Es kam die Nacht herangezogen und da handelte es sich darum, ein Nachtquartier zu finden. Der Koga begab Heft 1 13 Stern der Neger. sich zu seinen Verwandten, wohin aber sollte sich der Hase, der ja in dieser Gegend ganz sremd war, wenden? Er mußte sich im Hause der Lokot so gut und schlecht es eben ging ein Lager zurecht machen lassen. Im übrigen befand er sich dort in lustiger Gesellschaft. In der Nacht nun nahm er sein Saiteninstrument zur Hand und begann lustig darauf zu fiedeln und ein Liedchen dazu zu singen, das seinen Freund Koga besang, ihn aber auch arg bloßstellte. Er sang folgendermaßen:* Deng, deng, dero: Juhe, Juhe, Juhe: Awaro odoka, Ich hab' mein Pech genommen, Koga ngiiye. k_war: ®er Koga hat 'neu roten H ............................ Awaro odoka; Ich hab' mein Pech genommen; Deng. deng, dero. Deng, deng, dero. Mit dem boshaften Liedchen machte der Hase großes Aufsehen, da es den Koga sehr beschimpfte. — Einem Atscholi natürliche Fehler vorwerfen, gilt als arge Beschimpfung. — Als dieser am nächsten Tage davon hörte, war er natürlich sehr wenig erbaut und dachte bei sich: „Warte nur ein wenig, du boshafter, undankbarer Schlingel, das wirst du noch einmal schwer bereuen." In aller Frühe kam auch schon der Hase in Eile daher und gemahnte den Herrn Koga an die Heimikehr: „Koga, laß uns heute zur Erde zurückkehren". „Nein, heute wird noch nichts daraus," eutgegnete dieser, ohne von seinem Wissen und seinen Racheplänen etwas merken zu lassen. Der Abend kam wieder heran und der Hase zog sich ruhig zurück. Während aber der Hase schlief, machte sich der Koga sachte * Das Lied spielt bei den Atscholi eine wichtige Rolle. Bei jeder Gelegenheit wird der Nächste besungen, sei es aus Scherz oder zum Spotte. Dabei bedienen sie sich stets der gleichen Melodie, der Text wird einfach singend hergesagt. auf und kehrte allein bei Nacht und Nebel zur Erde zurück, indem er den Hasen in der Patsche sitzen ließ. Die Sonne zeigte von neuem ihr freundliches Antlitz und der Hase, welcher offenbar starkes Heimweh haben mußte, eilte bei ihrem ersten Erscheinen gleich wieder zur Wohnung seines Freundes, ohne auch nur etwas Schlimmes zu ahnen. Zu seiner Überraschung fand er das Haus leer. Da ging ein Jammern sondergleichen los, es hals jedoch nichts mehr. Die Ursache, weshalb sich der Koga so im Geheimen entfernt hatte, wurde dem Hasen von selbst klar, als er erfuhr, daß derselbe von seinem unverschämten Scherze vernommen hatte. Durch seine Tränen erregte er ent>= lich das Mitleid der Lokot, bei denen sich alsbald alles für ihn zu regen begann. Die einen holten Ruten* herbei, die anderen schälten die Rinde herab, während wieder andere diese abschabten, so daß nur mehr die Fasern zurückgeblieben. Diese wurden dann in Masse zu einem langen, dicken Stricke verarbeitet, welcher zur Erde hinabgelassen wurde, um zu sehen, ob er sie auch erreiche. Als er dann lang genug war, wurde der Hase nach Landessitte reichlich ausgestattet: mit Lanze und Schild, Bogen und Pfeil usw., dazu gab man ihm vor allem genug zum Essen und zum Trinken. Dies alles wurde an dem Strick befestigt. Als dann auch der Hase selbst befestigt war, gab man ihm noch eine mächtige Trommel mit der Weisung: Sobald du die Erde erreicht hast, rühre die Trommel, damit wir hier im Himmel wissen, wann wir den Strick loslassen dürfen. Nun erfaßten die Lokot-Leute den Strick und sachte, sachte ging es der Erde zu. * Es gibt hier bei den Atscholi zahlreiche'Sträu-cher, aus deren Rinde gute Fasern zu Stricken gewonnen werden. Die Eingeborenen haben denn auch große Gewandtheit im Strickedrehen. Es dauerte nun aber diese Fahrt durch die Luft eine nicht ungeraume Zeit. Der Hase, dem bereits bange wurde, strengte fort« während seine Augen an, um die Erde zu erspähen. Endlich erblickte er in weiter Ferne das langersehnte Reiseziel, die Erde. Seine freudige Erregung war in diesem Augenblicke unbeschreiblich und slugs bearbeitete er aus Leibeskräften die Schillukfrau.. (P. gorn.) Trommel: Bum, Bum, Bum, hallte es durch alle Lüfte. Der Hase hatte wieder einmal einen seiner Streiche gespielt, der ihm aber, ach leider, teuer zu stehen kam. Die dumpfen Laute der Trommel kamen natürlich auch den Himmlischen zu Ohren. Infolge der Verabredung mußte der Hase jetzt auf der Erde angekommen sein, und der Strick durste losgelassen werden. Doch wehe dem armen Hasen! Aus einer gewaltigen Höhe ging es jetzt in Riesen- sprüngen der Erde zu. Was diese schließlich vom Hasen noch zu sehen bekam, waren nur mehr Fetzen von ihm: der eine Arm flog dahin, der andere dorthin, ebenso waren die Läufe, der Kopf usw. einfach nicht mehr zusammen zu bringen. In dieser Not nahmen sich andere gute Freunde des armen Hasen an; es waren die „Lan-giningini" (ganz kleine Ameisen), die auf jedem Fleckchen Erde zu finden sind. Als die „Langiningini" von dem herben Mißgeschick ihres Freundes hörten, kamen sie eiligst herbei, um ihm zu helfen, und machten sich gleich daran, alle Teile des Hasen zusammenzutragen. Nachdem alles wieder beieinander war, fügten sie in mühevoller Arbeit Glied an Glied, bis der Hase wieder seine alte Gestalt hatte. Lanze, Schild, Bogen, Pfeil und Eßwaren erhielt er auch zurück, worüber er natürlich sehr erfreut war, an dem notwendigen Danke ließ er es diesmal auch nicht fehlen. Öko, oko-nonggara; waka, waka, waka, waka; eke, eke, eke, eke, kedo pa Min. Mboi, ging es jetzt majestätisch dahin. Es stellte sich nämlich heraus, daß die „Langiningini" ihn auch mit einem äußerst kostbaren Schmucke ausgestattet hatten, mit einem ungewöhnlich kunstvollen Kedo-Schmucke; sie hatten ihn prachtvoll tätowiert. Als nun die übrigen Leute, wie Elefanten, Löwen, Leoparden usw., herbeikamen, um ihn wegen der wunderbaren Rettung zu beglückwünschen, da erfaßte sie ob des schönen Kedo-Schmuckes, den der Hase jetzt hatte, ein geheimer Neid. Der Hase merkte das und gedachte, sich die Sache zunutze zu machen. 2. Wie der Hase seine Bewunderer tätowiert. Da der Hase sah, daß auch der Elefant besonderen Gefallen an seinem Kedo-Schmncke fand, so sagte er ihm eines.Tages: „Lyec, ka imito kedo parani, keVakedi.“ „Wenn du, Elefant, tätowiert sein möchtest, wie ich, so bin ich bereit, dies zu besorgen." „Ich wünsche es," entgegnete der Elefant alsogleich. „Wenn du einverstanden bist, so gehe und hole Holz herbei." Der Elefant brachte bald einen ordentlichen Stoß Holz daher. Ein Feuer wurde angezündet und der Hase warf einen ziemlich großen „Latyeng“ (Quarzstein) hinein. Als der „Latyeng“ glühte, wandte sich der Hase an den Elefanten: „Du, Elefant, schau einmal auf mich; siehe, wie herrlich ich tätowiert bin; du mußt aber wissen, daß man auch mir einst einen glühenden „Latyeng“ in den Leib geworfen hat, welcher dann die schöne Zeichnung meiner Tätowierung hervorgebracht hat. Der Stein wäre jetzt glühend, falls du noch Lust hast, so schön zu werden wie ich, so komm' und laß mich den glühenden Quarzstein in deinen Leib werfen." Der Elefant kommt näher heran; beim Anblick des glühenden Steines will ihn doch wieder die Furcht befallen, bis ihm der Hase Mut macht und er sich entschlossen zur Operation stellt. Der Hase erfaßt eiligst den Stein und schleudert ihn mit großer Wucht von hinten gegen den Elefanten, so daß ihm derselbe ins Innere dringt. Im Innern des armen Elefanten begann es jetzt gewaltig zu brodeln, er machte dabei ganz verzweifelte Grimassen, so daß es dem Hasen etwas unheimlich zu Mute wurde, und er es für ratsam hielt, sich etwas weiter von dem gepeinigten Elefanten zu entfernen, denn, sicher ist sicher, dachte er sich. Aus dieser Entfernung rief er dann: „Onkel, gehe hin und laß dich am Flusse dort drüben nieder." Eiligst folgte der Elefant dem schlauen Rate des vermeintlichen Freundes und legte sich ganz in der Nähe des Flusses nieder. Bald wurde es ruhig am Flusse; der Elefant war nicht mehr. Langsam kam jetzt auch der Hase wieder herbeigeschlichen, um zu sehen, ob der „Freund" auch wirklich tot sei; als er sich davon überzeug! hatte, meinte er lächelnd: Schillukmddchen, (k>. Zorn.) „Da siehst du, lieber Freund, was zu deinem Tode hinreichend war!" Nun ging er gleich daran, sich die auf so leichte Weise eroberte Beute zunutze zu machen. Durch die von dem glühenden Steine verursachte Öffnung drang er in das Innere, wo er ein ganzes Schlaraffenland vorfand: der glühende Stein hatte da drinnen gekocht und dem Hasen sein Mahl fix und fertig hergerichtet; er 16 Heft 1. Stern der Neger. brauchte sich nur nach Belieben einige Stücke loszutrennen. Nach Atscholiart ging es zunächst über die besten Leckerbissen und das sind für den Atscholi die Eingeweide mit allem, was sie enthalten, besonders aber das sie umgebende Fett.* Nachdem er sich vollständig gesättigt hatte, steckte er sich noch weiteres Fett unter seine Fingernägel, soviel darunter nur Platz sand, und machte sich dann auf den Heimweg. Daheim ließ er sich nieder, während ihm seine Frau die „Nyoka“ zubereitete und ihm dann vorstellte. Jetzt wurden die Hände gewaschen und das Essen begann von neuem. So oft er aber seine Finger in die warme „JSsyoka“ tauchte, zerging ein Teil des Fettes, das er unter den Fingernägeln hatte, und gab dem Mehlbrei einen ausgezeichneten Geschmack (d. h. für einen Neger). Nach hinlänglicher Sättigung rief er seinen Sohn „Mboi" herbei und sagte ihm: „Bringe mir etwas Wasser und nimm zugleich den Topf mit der iibriggöbliebenen „Eyoka“ mit". Mboi brachte nun den Topf seiner Mutter, welche ihren Teil schleckte und dann die übrigen Frauen des Hasen herbeirief; alle waren erstaunt über den ausgesucht feinen Geschmack des Gerichtes. „Diese Noyka ist vorzüglich, da muß der Hase etwas hineingetan haben," war das allgemeine Urteil. Am nächsten Tage machte sich der Hase alsbald wieder auf, um sich an den Ort seines gestrigen Glückes zu begeben. Die Frauen aber hatten beschlossen, ihm heimlich zu folgen; als er daher die Wohnung verlassen hatte, waren sie gleich hinter ihm her. Obwohl sich der Hase oft umdrehte, um zu sehen, ob er auch allein sei, so bekam er von seinen Begleiterinnen doch * Alle Eingeweide — selbst die einer Henne — werden geröstet und als Leckerbissen verspeist. Das Fett daran soll das Beste sein. nichts zu sehen, da diese kein Interesse daran hatten, sich erblicken zu lassen. So gelangten sie alle am Flusse an, wo sich der Braten befand. Der Hase stieg auf den Elefanten, um sich noch einmal zu vergewissern, ob er auch wirklich allein sei, dann stellte er seinen Bogen samt Köcher zur Seite und betrat alsogleich die Schlachtbank. Inzwischen kamen auch seine Frauen herbei und verstellten ihm mit dem mitgebrachten Korbe den Ausgang. Als es infolgedessen int Innern dunkel wurde, erfaßte den armen Hasen eine schreckliche Furcht; denn er dachte, der Elefant könne allenfalls noch leben, und da wäre er in einem greulichen Kerker eingesperrt. Jti dieser schrecklichen Lage wurde er wieder ganz sanft unh flehte jämmerlich um Mitleid: „Ja, Onkel, laß mir doch nur eine kleine Öffnung, damit nur ein wenig Lust tind Licht zu mir herein kann". Der Angstschweiß floß ihm dabei in Strömen über die Stirne. Seilte Frauen ergötzten sich nicht wenig an seiner Angst und um sich noch länger und besser daran ergötzet: zu können, zogen sie den Korb ein klein wenig zurück. Im Nu war der Hase heraus und davon, weit im dichten Grase drinnen. Da erst brachte er den Mut auf, einen Tevmitenhaufen zu besteigen und sich umzusehen.* Zu seiner nicht geringen Überraschung sah er, wie sich seine -Frauen um den Elefanten zu schaffen ntachten. Jetzt erst ging ihm ein Licht auf. Flugs ging es wieder zurück zum Tatorte, wo er sich dann mit seinen Frauen gemeinschaftlich ans Werk machte. Die Beute wurde zerlegt und dann nach Hause geschafft; zu Hause wurde das Fleisch auf einem Roste von kleinen Holzstäben ge- * Zur Regenzeit wird das Gras sehr tansy— bis zu zwei Meter und darüber —, sodaß keine Aussicht mehr möglich ist. Auf einem Termitenhaufen kann man aber auch dann noch alles überblicken, er ist daher ein beliebter Aussichtsturm. Heft 1. Stern der Neger. 17 dörrt und gübraten. So hatte denn der Hase samt seiner Familie für eine geraunte Zeit wieder seinen „Ked“ (Tunke) zu der „Eyoka“. Der Brotvater mußte natürlich bei jeder Gelegenheit wieder hö- ren, wie er sich von seinen Frauen hatte schmählich in Angst setzen lassen. Das ist nur ein Beispiel, wie es den Leuten erging, die zum Hasen kamen, um sich von ihm tätowieren zu lassen. zB Ein Tiroler Millionär in Hqunforial - Hfrikci, Dem [leben nacherzählt von Robert Conolli. (12. Fortsetzung.) Friüdrichs Freude über die Rückkehr seines Schützlings war unbeschreiblich, lag ihm doch viel daran, auch dessen Seele zu retten, nachdem er ihm das leibliche Leben bereits wiedergegeben hatte. Gabriel erzählte jetzt den Missionären, wie er, in seine Heimat zurückgekehrt, seinen Angehörigen und Freunden erzählt habe, daß ein Weißer, von Mitleid über seine Leiden gerührt, ihn nicht nur losgekauft, sondern ihm auch die Freiheit geschenkt habe. Nach bestem Können habe er ihnen den Glauben und die Religion dieser wohltätigen Menschen erklärt, die ihre Heimat verlassen hätten, um den Negern den Weg zum Himmel zu weisen. Auf seine Erzählung hin seien die Bewohner von Lasco zur Überzeugung gelangt, daß der Gott, welcher den Weißen eine solche Großmut einflößte, mehr sein müsse als ihre Fetische; im Verlangen, dieses Wesen näher kennen zu lernen, hätten sie ihn gebeten, zu den Weißen zurückzukehren und sie zu bitten, zu ihnen zu kommen und sie zu unterrichten. „Und ich bin gekommen," schloß er seine Erzählung, „euch zu benachrichtigen, daß bei der Wiederkehr des großen Mondes zwei meiner Brüder mit einer großen Barke an der Mündung des Vehmi sein werden, um euch bis nach Lasco zu geleiten." Diese Nachricht erfüllte die Missionäre zwar mit Freude, bereitete ihnen aber zugleich auch nicht geringe Sorgen, besonders dem Missionsobern, da er keinen Priester mehr zur Verfügung hatte und die anwesenden alle vollauf beschäftigt waren. Es wurde eifrig überlegt, wie dem Wunsche der Heiden entsprochen werden könnte. Da sie schon lange in jenen Gegenden eine Station gründen wollten, sahen sie die Rückkehr des Negers und seine Einladung als einen Ruf der Vorsehung an. Gabriel, welcher die Verlegenheit der Missionäre kannte, wandte sich an Friedrich: „Könntest du nicht mitkommen, um dich bei uns niederzulassen? Hast du vielleicht Furcht? Warum solltest du denn auch Furcht haben? Ich und alle meine Angehörigen werden deine Sklaven sein, meine Hütte, meine Wälder, all' mein Vieh gehört dir. Lasse nicht lange auf dich warten! Komme mit mir und versuche es einmal, und wenn wir dich nicht gut behandeln, wenn ich nicht dein Sklave und du mein Herr sein wirst, so magst du hier zu deinen Brüdern zurückkehren und mich kannst du dann dem grausamsten Sklavenhändler verkaufen. Komme mit mir nach Lasco und du wirst sehen, daß sein Herz nicht schwarz werden wird aus lauter Trauer, dich unter uns niedergelassen zu halben." Wie oft mögen sich die Missionäre bei solchen Gelegenheiten an die Worte Christi erinnern: „Die Kinder verlangten nach Brot, es fand sich aber niemand, der es ihnen gebrochen hätte". Mit Sehnsucht harrte der Neger auf den Ausgang seiner Botschaft. Wie einstens der Erzengel Gabriel gesandt ward, um der Jungfrau die frohe Botschaft zu bringen, sollte so nicht auch er auserwählt sein, seiner Heimat die Freudenbotschaft des Heiles zu übermitteln? Es warf sich für die Missionäre aber noch eine andere wichtige Frage aus: Welche Sicherheit konnte ein losgekaufter Sklave dem Missionär, den er mit sich führte, bieten? Nicht die geringste; es sei denn, daß er hinlänglichen Einfluß bei seinen Landsleuten besäße, was bisher noch ganz unsicher war, da man auf die Versicherungen eines Negers nicht viel geben konnte, zumal nach jener geheimnisvollen Flucht, die bisher noch nicht ganz aufgeklärt war. Da Friedrich die Verlegenheit, in der man sich befand, kannte, bat er, man möge ihn einstweilen allein dorthin senden, da-mit er die Verhältnisse auskundschafte. Seine Obern willfahrten dieser Bitte bereitwilligst, und so richtete er sich zur Abreise her, die ans Mitte Juni festgesetzt wurde. „... Wenn du mich am Tage meiner Abreise gesehen hättest," schrieb er mir bei dieser Gelegenheit, „so würdest du mich kaum erkannt haben. Ein Tuch bedeckte mich von den Schultern bis zu den Knöcheln, zusammengehalten durch eine blaue Binde; auf der Brust trug ich mein Kruzifix, als teures Andenken an den Statthalter Christi, von dem ich es seinerzeit erhalten hatte; um meine fremdartige Bekleidung zu vervollkommnen, hatte ich an den Füßen ein Paar Schuhe, die einem Korbe nicht unähnlich waren; gegen die Sonnenstrahlen aber schützte mich ein großmächtiger Strohhut. Zu all diesem denke dir noch meinen großen blonden Bart, so wirst du einen Mann vor dir haben, der, wenn er dich nid)t zum Lachen reizen wird, doch jedenfalls ein Original darstellt. Mein weiteres Reisegepäck ist auch nicht gerade luxuriös. Vor allem befinden sich darunter ein Stock und ein Gewehr; der erste dient hierzulande gleichsam als Reisepaß, während das zweite unbedingt notwendig ist zur Lösung der wichtigen Magenfrage. Nehme also kein Ärgernis, wenn du auch in Zukunft unter 'beit Reiseesfekten eines armen Missionärs diese Mordwaffe findest. Das übrige Gepäck besteht aus einigen Büchern, besonders ein Katechismus in der Landessprache, zwei ähnlichen Anzügen, wie ich dir oben einen beschrieben habe, verschiedenen notwendigen Medizinen und endlich aus allerhand kleinen Gegenständen, die als Geschenke dienen sollen. Doch hätte ich beinahe noch etwas vergessen: auch einige wichtige Schreiner- und Maurerwerkzeuge hatte ich mir einpacken lassen. Als treuer Begleiter auf all meinen Schicksalswegen ging dann noch mein Hund Hektor mit, der mich um keinen Preis allein mit dem Neger abziehen lassen wollte." Bis zur Mündung des Vehmi begleiteten zwei Mitbrüder unseren Katechisten. Hier fanden sie die Barke schon in Bereitschaft; vor zwei Tagen waren die beiden Brüder unseres Gabriel mit ihr angelangt. Dikele gab das jedenfalls schon vorher verabredete Zeichen, aus das hin die beiden mit ihrem Fahrzeuge von der andern Seite herüberkamen. Noch einmal umarmten sich die Missionäre und die beiden Begleiter kehrten nach Porto Novo zurück: Friedrich war zum erstenmal allein unter den Negern, voraussichtlich für längere Zeit. Das Gepäck wurde gleich auf das gebrechliche Fahrzeug gebracht, das Friedrich, den Umständen entsprechend, auf den Namen „Morgenstern" getauft hatte, und die Fahrt gegen Norden begann. Das Fahrzeug mußte mit Rudern vorwärtsge-fchoben werden, eine ebenso langsame als schwierige Arbeit, obwohl sich unsere Reisenden möglichst nahe an den Ufern hielten, um so wenigstens die starke Strömung zu vermeiden. Doch hier gerade gab es wieder andere Schwierigkeiten, welche sie an einem schnellen Vorwärtskommen hinderten: es waren die vielen eigenartigen Bäume, welche teilweise bis ins Wasser hineinrag-ten. So brach die Nacht herein. Da in der Nähe kein Dorf war, wurde auf dem Flusse übernachtet, um der Gefahr, von Raubtieren überfallen zu werden, zu entgehen. Noch am ersten Abend begann Friedrich auch die beiden Neger über den Zweck ieiner Reise des näheren zu unterrichten, da sie sich für die Religion des Weißen sehr interessierten und er sie für alle Fälle möglichst bald soweit vorbereiten wollte, um sie taufen zu können, falls ihnen auf der langen Reise ein Unglück zustoßen sollte. Nachdem Friedrich seinen ersten Unterricht beendet und sich mit seinen drei Gefährten in das magere Abendessen geteilt hatte, suchte sich's ein jeder so bequem als möglich zu machen, indem er sich in seine Decke einwickelte, um sich etwas gegen die Stiche der zahlreichen Moskitos zu schützen. Unser Friedrich vermochte aber die so notwendige Ruhe nicht zu finden, er griff daher zum Rosenkränze. In seiner Verlassenheit, in der Qual seiner empfindlichen Seele fand er nur im Gebete Kraft, Hoffnung und Erleichterung, und an Stelle seiner Qual trat ein unbestimmbares Vertrauen. „Das ist," wie er mir einstens schrieb, „die wunder- bare Macht des Gebetes! Nur die Betrübten, die Unglücklichen können sagen, welch heilsamer Balsam das innige Gebet für ein verlassenes Herz ist! Nur wer einmal gelitten, einmal Tränen vergossen hat, wer von jenen verlassen worden ist, die ihm die Teuersten auf dieser Welt waren, kann uns mitteilen, wie mächtig das Gebet ist, welchen Trost es dem Herzen, welche Kraft es der Seele zu verleihen vermag." 22. Kapitel. Am nächsten Morgen wurden sie durch das Bellen des Hundes geweckt, welcher in nächster Nähe eine Affenfamilie entdeckt hatte uud sich darüber zu ärgern schien, daß die Affen all seine Bewegungen nachmachten, während er verhindert war, ihnen näher zu kommen. Friedrich war erst seit kurzem eingeschlafen, trotzdem war er der Erste, welcher aufwachte. Er weckte auch die übrigen und nachdem er fein Morgengebet verrichtet hatte, wurde der „Morgenstern" wieder flott gemacht, und die mühevolle Arbeit von gestern begann von neuem. Endlich, nach viertägiger anstrengender Fährt, gelangten sie in ein offenes Gelände, wo sich die Strömung nicht so stark bemerkbar machte. Die Stunden der Rast benützte Friedrich, um für beu nötigen Küchenvorrat zu sorgen, indem er auf die zahlreichen Turteltauben Jagd machte. Ohne weitere Zwischenfälle waren sie endlich bis Kanna gelangt, wo die beiden Neger das Fahrzeug gemietet hatten; sie beschlossen, hier einige Tage zu rasten, um dann die Reise zu Lande bis Lasco fortzusetzen. Doch hier sollte sie das erste Mißgeschick treffen. Da der Häuptling vernahm, daß sich unter den Ankömmlingen auch ein Weißer befände, verbot er ihnen auf das strengste, mit ihm die Stadt zu betreten; alles Zureden half nichts; er hatte durch einen Fetischpriester die Gottheit befragen lassen, und es war ihm die Antwort geworden, daß seiner Stadt ein großes Unheil zustoßen werde, falls er den Weißen die Stadt betreten lasse. So begab sich denn Gabriel mit seinen Brüdern allein in die Stadt, um dort seinen Freund zu besuchen, bei dem er, wie man sich noch erinnern wird, zum erstenmal ein Kruzifix gesehen hatte. Bevor es Nacht wuride, kehrten auch die drei in Begleitung von Gabriels Freund zurück, der voller Freude war, wieder einen Weißen und Glaubensgenossen zn sehen. Am nächsten Morgen unternahm Gabriels Freund noch einen letzten Versuch, dem Weißen, der unter den: Schutze des Königs von DahomL stand, die Erlaubnis zum Betreten der Stadt zu erwirken, da es ein grobes Vergehen gegen die landesübliche Gastfreundschaft gewesen wäre, wenn er Friedrich nicht in seinem Hanse hätte bewirten dürfen. „Inzwischen blieb ich wieder allein," schrieb mir Friedrich über diesen Zwischenfall, „und ohne es auch nur zu wollen, wurde ich die Hauptperson einer überaus komischen Szene. Die Kunde von der Ankunft eines Weißen hatte sich gleich einem Lauffeuer in der ganzen Umgegend verbreitet nnd an diesem Morgen eine nnge-zählte Schar von Neugierigen herbeigelockt. Ich saß ruhig vor der Türe meiner improvisierten Hütte und verzehrte mit bestem Appetit ein Stück Hammelbraten, das mir der Freund meines Kotechumenen gebracht hatte. Im nächsten Angenblicke sah ich mich derart umringt, daß es mir fast den Atem benahm; wahrend sich die Erwachsenen um mich herum drängten, um möglichst nahe zu mir heranzukommen, schoben sich die Kinder zwischen meine Beine; soweit ging man, daß man sogar meine Taschen untersuchte, meine Augen, Ohren und meine Nase wurden betastet; natürlich erregte der lange Bart das meiste Interesse, unit) mancher mochte wohl gezweifelt haben, ob er wohl auch echt sei, und um sich davon zu überzeugen, zog er etwas gar zn unsanft daran. Das Endresultat dieser genauen Untersuchung mochte wohl gewesen sein, daß viele jetzt noch mehr im Zweifel waren, unter welche Tiergattnng sie mich einreihen sollten. Ich ließ die Naturkinder ruhig gewähren, doch anders schien mein Hektor zn denken; als einer gar zu zutraulich wurde, hakte er ihm seine vier Eckzähne in die Waden. Dieser allzn große Eifer meines treuen Wächters war mir unangenehm, da ich fürchtete, es könnte schlimme Folgen für mich nach sich ziehen; doch ein allgemeines Gelächter, das auf den Aufschrei des Opfers folgte, beruhigte mich. In diesem Augenblicke kam auch mein Gabriel mit seiner Begleitung zurück. Gabriel benützte die günstige Gelegenheit, bestieg mein Gepäck und hielt eine begeisterte Rede an die Versammelten. Er teilte ihnen mit, daß ich von jenseits des großen Wassers gekommen sei, um ihnen eine Religion der Liebe und des Friedens zu verkünden, deren Anhänger nach dem Tode ein Land bewohnen würden, wo man nicht mehr zu sterben und zu leiden brauche. Ich sei der Gesandte eines mächtigen Fetisch, der mit einem einzigen Akte seines Willens die Sonne, den Himmel, die Erde, die Pflanzen, das große Wasser, die Kokospalme und alle Menschen erschaffen habe. Dieser gute Fetisch belohne die Guten, belege aber auch die Bösen mit den schwersten Strafen. Er sprach zu ihnen vom Himmel und von den ewigen Strafen der Hölle, wo dieser Fetisch in einem unermeßlichen Feuermeere Weiße und Neger bestrafe. Er schloß mit der Erzählung, wie ich ihn aus der grausamen Sklaverei befreit habe, und daß wir jetzt auf betn Wege nach Lasco seien, um mit Erlaubnis des Königs von Porto Novo die neue Lehre zu verkünden. Zum Schluffe teilte er bann noch mit, daß der Häuptling ihrer Stadt jetzt, nachdem er von den Verdiensten des Weißen genau unterrichtet worden sei, ihn: erlaubt habe, die Stadt zu betreten. Während dieser Rede war ich unausgesetzt der Gegenstand ihrer Neugierde. Am meisten interessierte sie jetzt das Kruzifix, das ich im Gürtel trug. „Was ist das für ein Mann?" frug mich endlich einer. „Wer hat ihn so zugerichtet?" war die Frage eines zweiten. „Waren es die Weißen oder die Neger, die ihn so gemartert haben?" fragte ein dritter, bevor noch die anderen Fragesteller befriedigt waren. „Siehst du denn nicht, daß er ein Fetisch der Weißen ist!" rief wieder ein anderer dazwischen. „Ich verstehe nur nicht, wie er so mächtig sein kann, da er doch angenagelt ist!" Wie. wehe tat es mir jetzt, daß ich mich nicht nach Wunsch verständlich machen konnte. Nach bestem Können befriedigte ich die zahlreich auf mich einstürmenden Fragesteller, und wo meine Worte nicht ausreichten oder wo sie mir fehlten, hals ich mit Zeichen nach. Jetzt wollten alle das Zeichen der Erlösung küssen, und verschiedene baten mich, doch bei ihnen zu bleiben. Nach diesen Szenen hielt ich meinen Einzug in die befestigte Stadt; singend und tanzend zog die Menge voraus. Durch die Bemühungen meines Katechumenen wurde mir in dem Hause seines Freundes Lolo ein feierlicher Empfang zuteil. Am Abend desselben Tages hatte ich noch Gelegenheit, drei sterbenskranke Kittder zu taufen." Lolo gab sich alle Mühe, den Weißen zum Bleiben zu bewegen, seine eigene Hütte wollte er ihm sogar abtreten; der Katechist konnte jedoch nicht darauf eingehen, versprach aber, sein möglichstes zu tun, um sie in Bälde mit einem Priester besuchen zu können. Im Ratschlüsse Gottes war es aber anders bestimmt. Nach einer weiteren äußerst beschwerlichen Reise gelangte Friedrich endlich mit seinen Begleitern nach Laseo, ihrem Reiseziele. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. Die Sonne als Kraftspenderin. Die alten Ägypter haben die Sonne als höchste Gottheit angebetet, ihre Nachkommen gebrauchen die Licht- und Wärme-spenderin zu den profansten Zwecken. Sie machen sie sich dienstbar, um Kraft aus ihr zu gewinnen und diese letztere, auf dem neuesten und modernsten Wege gewonnen, schnöden Gelderwerbes halber auszubeuten. Beim Dorf Meadi, unweit Kairo, am Ufer des Nils, hat man eine Anlage hergestellt, die erste in Afrika, und die erste außerhalb Amerikas überhaupt, die die Sonnenstrahlen auffängt und diese in sinnreicher Weise in Kraft umtoanbelt. Es handelt sich um eine amerikanische Erfindung, deren Vater der Deutsch-Amerikaner Shuman ist, der gegenivärtig im Nilland weilt, wo er die Anlage selbst eingerichtet hat und wo sie zu seiner vollsten Zufriedenheit arbeitet. Die hiesige Firma Lambert & Ralli, die die Vertreterin des amerikanischen Unternehmens ist, hatte kürzlich eine große Anzahl Gäste geladen, damit diese die außerordentlich interessante 22 Heft 1. Stern der Neger. Anlage besichtigen, die der Sun Power Cy. (Eastern Hemisphere) alle Ehre macht. Die Installation in Meadi, die teils zwecks Reklame, teils zur Förderung der Studien errichtet wurde, erbringt den Beweis, daß durch die Sonnenstrahlen eimrme Kräfte erzeugt werden können. Der Erfinder behauptet, daß es nur noch eine Frage der Zeit sei, daß die Sonnenstrahlen alle Maschinen zur Erzeugung von Kraft verdrängen werden. Die Apparate zum Auffangen der Sonnenstrahlen bestehen aus fünf muldenförmigen Becken ohne Kopf- und Fußende. Sie sind 70 Meter lang und haben einen Durchmesser voir 4 bis 5 Meter. Im Innern der Mulden sind Spiegelreihen angebracht, die in der hier vorhandenen Anzahl imstande sind, soviel Sonnenwärme zu sammeln, als nötig ist, um 100 Pferd eikräfte zll entwickeln. Die Spiegelreihen fangen nun die Sonnenstrahlen sozusagen auf und tvcrfen sie auf eine hohle gußeiserne Platte, die in der Mitte der Mulde der ganzen Länge nach entlang läuft. Die gußeiserne Platte ist unter Glas, da sonst der Wind imstande ist, sie um einen beträchtlichen Teil Wärme zu berauben. In der hohlen gußeisernen Platte fließt Wasser, das durch die darauf geworfenen Sonnenstrahlen erhitzt wird und Dampf erzeugt. Dieser Dampf bedeutet die gewonnene Kraft, die sonst vermittelst Kohlen durch Maschinen erzeugt wird. Die Bespiegelung steigert den Wärmegrad bis zu 600 Grad Fahrenheit (333° C.) und entwickelte aus dem Wasser den nötigen Dampf. Die in Meadi aufgestellten fünf Mulden werden durch eine sinnreiche Vorrichtung stets nach der Sonne gerichtet. Wenn diese des Morgens im Osten aufgeht, ist das Innere der Mulden nach dort gewandt. Mittags, wenn die Sonne senkrecht steht, richten sie ihre Öffnung auf- recht gegen den Himmel und je mehr der Abend naht, desto mehr neigen sie gegen Westen. Keines Menschen Hand braucht diese Mulden zu bewegen. Ein elektrisch betriebener Mechanismus funktioniert mit erstaunlicher Präzision. Die Apparate können natürlich nur in heißen Ländern aufgestellt werden, wo die Sonne hinreichend Wärme entwickelt. Aber man besitzt noch große Vorteile, die der Erwähnung wert sind. Die Maschinen, die die gewonnene Kraft verarbeiten, können auch des Nachts arbeiten und es ist sehr leicht, diesen, wenn dann die Sonne nicht scheint, auch den nötigen Dampf zuzuführen. Man hat in Amerika Versuche gemacht, das durch die Sonne erhitzte Wasser in großen und gut isolierten Behältern aufzuspeichern. Der Wärmegrad des Wassers, der übrigens nur kaum merklich schwindet, ist 210° Fahrenheit (116 ° C.) und aus diesem Wasser wird der Dampf extrahiert. So ist es bei großen maschinellen Anlagen möglich, daß die krafterzeugenden Maschinen bei Tag und Nacht ununterbrochen arbeiten und durch den aus der Sonneirwärme erzeugten Dampf gespeist werden. Die in Meadi aufgestellte Dampfmaschine, die nur durch den von der Kraft der Sonne erzeugten Dampf getrieben wird, hat am Tag der Generalprobe 60 effektive Pferdekräfte entwickelt. Es wurde durch diese Maschine eine Kolbenpumpe betrieben, die 28 Zoll Durchmesser besitzt, und 20 Zoll Hub. Sie ist imstande, per Minute 6000 Gallonen Wasser aus dem Nil zu pumpen. Wenn man bedenkt, daß die Pumpe 350 Fuß vom Nil entfernt liegt und das Wasser durch eine 24 Zoll Durchmesser starke Röhren-leitung zu saugen ist, dabei die Höhendifferenz zwischen dem Wasserspiegel des Nils und der Pumpe 24 Fuß beträgt, die die entwickelte Saugkraft überwindet, Heft 1. Stern der Neger. 23 so ist das eine ganz respektable.Stiftung. Die 6000 Gallonen Wasser, die per Minute aus dem Nil gepumpt werden, sind imstande, rund 500 Feddan (ä 4200 qm) ständig zu bewässern. Die Anlage in Meadi ist täglich zehn Stunden laug betriebsfähig und in 15 Minuten ist sie des Morgens in betriebsfertigen Zustand versetzt. Vor halb 6 Uhr kann im Sommer noch nicht angefangen werden, da die Sonnenstrahlen vor dieser Zeit sich gegenseitig brechen und keine Wärmekraft entwickeln. Die Gesellschaft steht mit der ägyptischen und der Sudan-Regierung bereits in Unterhandlung zwecks Aufstellung von Apparaten, die die nötige Kraft erzeugen sollen, um größere Säudereien zu bewässern. Im Sudan erhält die Gesellschaft die Konzession zur Bewässerung von 10.000 Feddan Sand. Die , Anlage einer hier in Frage stehenden Installation kostet heute noch das Doppelte einer maschinellen Anlage. Aber die höheren Anlagekosten ma- chen sich bald in der Weise bezahlt, als sie keinerlei Brennstoff benötigt. Im Sudan kostet die Tonne Kohlen drei bis dreieinhalb Pfund, und der sparsame Betrieb springt in die Augen, wenn man bedenkt, daß dieses außerordentlich teuere Fen-erungsmaterial vollständig wegfällt. In Südafrika sollen in absehbarer Zeit großartige solcher Anlagen geschaffen werden und in Kalifornien to erben seit einer Reihe von Jahren auf diese Weise bereits Minen ausgebeutet. Dies zu bewerkstelligen, ist dort nur durch diese Erfindung ermöglicht worden. Denn da das dort ge= wonnene Gestein nur 10 Prozent Metall enthält, würde sich die Heranschaffung von Kohle gar nicht lohnen, da die Gegenden sehr abgelegen find. Die Erfindung ist im Prinzip sehr alt, aber sie ist dazu angetan, sehr bald kolossale Umwälzungen im Maschinenwesen und in der maschinellen Krafterzeugung der heißen Sünder hervorzurufen. Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften. Das gotbimc Buch vom Sonntag. Für stille Stunden gläubiger Christen, geschrieben von Dr. Johannes Chrhsostomus Gspann, Professor. 184 Seiten. Oktav. Elegant broschiert und beschnitten Mk. 1,80. In Leinwandcinband mit Rotschnitt Mk. 2,—. Einsiedel», Waldshut, Köln am Rhein, Straßburg i. E. Vcrlagsanstalt Benziger & Co., A.-G. Wahrlich, ein goldenes Buch vom Sonntag, cs könnte der Titel nicht treffender gewählt sein. Es zeichnet den Sonntag als einen der größten Wohltäter für uns Menschen nicht nur in bezug auf unsere Seelen, sondern auch in bezug aus das körperliche Wohlbefinden und das irdische Glück. „Das goldene Buch vom Sonntag" ist so recht das Buch für unsere Zeit, das Leib und Seele neu belebt und neu stärkt für den sich immer schwerer gestaltenden Lebenskampf. Darum hinein mit dem überdies originell illustrierten Buche in alle unsere Familien und Vereine, damit cs alle überreich beschenke mit seiner Sonn-tagsfrcude und seinem Sonntagssegen. Österreichs Beruf. Historisches Schauspiel in einem Akt. Von P. Karl Täuscher. (Höflings Vereins- und Dilettantentheater Nr. 65.) Theaterverlag Valentin Höfling, München. Preis Mk. 1,25; 14 Exemplare mit Aufführungsrecht Mk. 14,—. Österreich wurde von Gott und der Geschichte die Aufgabe zugewiesen, für Europa ein schützender Hort des Glaubens und des Friedens zu sein. Solange Österreich diesem seinem hohen Berufe treu bleibt, wird cs kein innerer Feind zu zertrümmern vermögen. Diese Überzeugung drängt sich uns fast aus jeder Seite der Geschichte Österreichs aus, ganz besonders klar und überzeugend tritt sie uns aber entgegen in den Kämpfen Österreichs gegen die Türkei. Die schwerste Probe seiner Treue im zugeteilten Berufe und seiner Kraft zu demselben hatte Österreich und speziell die Landeshauptstadt zu bestehen im Jahre 1683 bei der zweiten Belagerung Wiens durch die Türken. Dies ist die Idee des Stückes. Wahl macht Qual hat ivohl schon mancher Leser gedacht, wenn er zur Weihnachtszeit als Geschenk ein Buch von dauerndem Werte kaufen wollte. Kein Wunder, denn der Büchermarkt wird immer größer und reicher. Hier nun etwas zu orientieren, ist Zweck der nachfolgenden Zeilen. Es sind Neuerscheinungen des Herderschcn Verlages, Freiburg i. Br. und Wien, 1. Bezirk, Wollzeile 33. Beginnen wir mit der Jugend. Da erwähnen wir zunächst das Kommunionbüchlein „Das wahre Manna" von Friedrich Beetz (2. und 3. Stuft., K 1,56 und höher, die Preise sind alle für gebundene Bücher angegeben), dann „Ehrenpreis", eine Festgabe für Erstkommunikanten von Helene Pages (K 3,84) und weiter „Klein-Nelli" von Pater Bihlmeyer (45. Tausend, 96 h oder K 1,68), die poetische Lebensgeschichte eines gottbegnadeten Kindes, das schon mit vier Jahren die heilige Kommunion empfangen durfte. Aus dem Gebiete der Unterhaltungslitcratur für die Jugend liegt für die ganz Kleinen die hübsche Sammlung „Kinderfreude" vor, deren drittes Bändchen, „Gute Art, böse Art", von A. Pflanz (K 1,20), soeben in vierter Auflage erschien. Eine ganz köstliche Geschichte eines hölzernen Hampelmannes haben wir in „Die Geschichte vom hölzernen Bengele" von A. Grumann (K 3,96). Für Mädchen geeignet ist die Erzählung von Ze-naide Fleurioi, „Erlebnisse eines Hühnchens" (4. Stuft., K 2,88), während für Knaben die historische Erzählung „Normannenart und Frankenblut" von Th. Hillenkamp (K 4,08) sich eignet. Die allbeliebte Jugendbibliothek „Aus fernen Landen" ist um das Bändchen „Des Schwarzrocks letzter Sieg" von B. Arens (K 1,20) vermehrt worden. Eine klassische Schülergeschichte ist „Das wilde Kleeblatt" von R. P. Garrold (IC 4,80) und eine spannende Reise-Erzählung „Nonni", Erlebnisse eines jungen Isländers, von Jän Svensson (K 5,76.) Für die reifere Jugend liegt eine Reihe vorzüglicher belehrender Schriften vor; für Mädchen geeignet: „Des Herzens Garten" von S. v. Oer (K 1,80), „Heldinnen der Frauenwelt" von H. Klug (K 2,40) und „Die Jugend großer Frauen" von Dr. K. Holl (2. u. 3. Stuft., K 4,32 oder IC 7,20), für Jünglinge aber das prächtige Buch „Die Jugend großer Männer" von Dr. K. Holl (4. und 5. Stuft., K 3,60). Aus der Bcleh-rungs- und Unterhaltungsliteratur erwähnen wir: „Kurze Geschichte der Weltliteratur" von Dr. K. Holtermann (K 7,44). Eine besonders hübsche Gabe ist: „Im Morgenlande", Reisebilder von Dr. P. W. b. Keppler, Bischof von Rot-tenbrrrg (K 4,20 oder K 4,80), das einen populären Auszug aus dessen größerem Werke „Wanderfahrten und Wallfahrten" gibt. Belletristische Schriften für Jugend und Volk bietet der Verlag in den allgemein beliebten Werken des unübertrefflichen Erzählers Konrad Kümmel und für gebildete Kreise: „Als Mutter noch lebte" von Dr. P. Dörfler (2. und 8. Auflage K 4,20), der spannende Gegenwartsroman „Im Schatten" von M. Scharlau (K 5,52), die romantische Erzählung „Auf den Trümmern Messinas" von M. Barbera (IC 4,56), das Sittenbild aus der spanischen Gesellschaft „Boy" von Luis Coloina (9. u. 10. Taufend, IC 4,80) und endlich die drei neuen Bändchen der so beliebten „Biblio- thek wertvoller Novellen" von Dr. .Hellinghaus (13. bis 15. Band, je 3 IC). Ein recht zeitgemäßes Buch ist „Die katholische Kirche der Neuzeit" von P. C. Werner (IC 4,32). Erbauungsschriften für das Volk haben wir in den unübertrefflichen Volksschriften von Alban Stolz, die zu ganz billigen Preisen zu haben sind. Daß übrigens auch in der Jetztzeit noch vorzügliche Volksschriftsteller leben, beweist die Neuerscheinung „Die Seele im Herrgottswinkel" von H. Mohr (K 2,40), das dem so beliebten andern Werke desselben Verfassers, „Das Dorf in der Himmelssonne" (4.—6. Stuft., IC 2,40), getrost an die Seite gestellt werden kann. Ein stimmungsvolles Bild einer Konvertitin stellt I. Mayer in „Alban Stolz und Kordula Wühler" (K 6,24) aus Briefen und Tagebuchblättern zusammen. Damen finden an all diesen Büchern eine anziehende und erbauende Lektüre. Für die Männerwelt eignet sich mehr das Lebensbild „Mehr Liebe" von B. v. Spiegel (IC 4,08). Von Schriften, die sich an die gebildeten Kreise im allgemeinen wenden, erwähnen wir die neue Prachtausgabe von „Mehr Freude" von Dr. von Keppler, Bischof von Rottenburg, das nun im 76.—78. Tausend hinauswandert (K 8,40, 13,20, 16,80 oder IC 24,—) und das adeligen Kreisen und den höheren Ständen zu Gefallen geschriebene Buch „Der Ahnen wert" von Pater Seb. v. Oer (K 5,52). Im Gebiete der Literaturgeschichte ist zu nennen der zweite Band von Goethe, fein Leben und seine Werke von Sllexander Baumgartner (3. Auflage, K 18,— oder K 20,40), eine der besten und gründlichsten GoethebiographieU, und eine Lebensbeschreibung der Dichterin Emilie Ringseis von E. M. Hamann (IC 4,80). Zahlreich sind die neuerschienenen geschichtlichen Werke, wie die Neuauflage des ersten Bandes von Janssens unerreichter „Geschichte des deutschen Volkes" seit dem Ausgang des Mittelalters (19. und 20. Auf!., K 15,60), der sechste Band der großartig angelegten „Geschichte der Päpste" seit dem Ausgang des Mittelalters von L. v. Pastor (K 15,60), der zweite Band des so zeitgemäßen Werkes „Geschichte des deutschen Kulturkampfes" von I. S3. Kißling (K 9,—), zwei Bändchen einer neuen wissenschaftlich wertvollen und unterhaltenden „Bibliothek wertvoller Denkwürdigkeiten", von denen das eine das Jahr 1812 und das andere die Freiheitskriege behandelt (Preis per Band K 3,36 oder IC 3,84). Zum Schluffe noch einiges aus den Naturwissenschaften, vor allem das „Jahrbuch der Natur-wisfenschasten" für 1912—1913 (K 9,—), das den Fachmann wie Laien über alles neue auf diesen und verwandten Gebieten rasch orientiert, und die „Himmelskunde" von I. Plahmann (2. und 3. Stuft., K 15,60), die verständlich und sicher in das interessante Gebiet der Astronomie einführt und mit den neuesten Ergebnissen dieses Gebietes wissenschaftlich gründlich bekannt macht.