Zweiter Jahresbericht des k. k. Gymnasiums zu Marburg am Schiuse des Schuljahres Inhalt: Heber die Nothwendigkeit des Verstehens der älteren deutschen Sprache und Literatur für die studie rende Jugend Oestereichs, von Dr. Rudolf Puff. Sckulnachrichten vom provisorischen Direktor. » * a gedruckt bei I. E. Janschitz. 'M/' iv 'k •; 1’ ; è Uà.. L (oVvoQ/ • 'V Vv ~t> :.C2JL^.^ .; V. "•: ,;" . ) C v, : ihiulr. . r :'-1' j‘ -, «1 «/., > in. 'Hi.'. ->i i • *. : :t'-i'. Mìvb! - I; M Iber die Whivendigkeit des Verstehens der älteren deutschen Sprache und Literatur far die studierende Jugend Ostereichs. 298cbcr vollendet gelehrte Bildung, noch gleißend oberflächlichen Anstrich derselben, sondern warme Empfänglichkeit und reine Weihe für die erstere, mit bescheidener Vermeidung des letzteren stellt sich das jetzige östereichische Gymnasial-Wesen zur Hauptaufgabe und arbeitet rührig mit vereinten Kräften an der Losung derselben. Daß aber nur eine allgemeine, nie eine einseitige Bildung befriedige, daß in derselben das Sprachenstudium gerade jene Stelle einnehme, welche die Sprache selbst, in allen Aeu-ßernugen menschlicher Thätigkcit von Natur ans einnimmt; die allererste, das zeigt eben der Entwurf für die Organisirnng der Gymnasien. Daß man iit Oestcreich auch hier mit der gewohnten weisen Umsicht verfuhr und nicht bei der sprachlichen Halbbildung stehen blieb, nicht bloß die alten klassischen Sprachen in den Vorder die Muttersprache aber in den Hintergrund stellte, beweisen die an allen Gymnasien der Monarchie nun bestehenden Lehrkanzeln für die Muttersprachen, unter denen die der deutschen als Organ der hohen und höchsten Behörden, als gemeinsamen Vcrbindungsmittcls aller Völker Oestercichs natürlich die wichtigste Stelle entnimmt. In keinem auch nicht in dem deutschesten deutschen Lande hat man Herders Warnung vor dem Mißbrauche des Wortes »klassisch" in so ferne cS nach der Ansicht dieses unsterblichen Forschers in seiner Verdrehung den Ausdruck vom Gedanken, und den Gedanken von der ihn erzeugenden Gelegenheit gesondert hat, so sehr vermieden als im neuen Studien -- Plane des jugendlich aufstrebenden Ocstcreichs. Ihm darf selbst der überspannteste Anhänger seiner Muttersprache jenen Vorwurf nicht machen, welcher nicht mit Unrecht manche Lehranstalt in Deutschland trifft: daß dem sogenannten Altklassischcn zu Liebe manches Genie unter einem Schutte von Worten vergraben, mancher Kopf zu einem Chaos von fremden Ausdrücken gemacht und auf ihn die Last einer tobten Sprache wie ein Mühlstein gewälzt wurde. Wenn Herder von dem Mißbrauche des Klassischen sagt: Es habe dem Vaterlande blühende Fruchtbäume entzogen, die auf fremden Boden mit halbverwelktcr Blüthc und sinkenden Blätter» trauern, so dürfte er bei vollgereifter Durchführung des gegenwärtigen Betriebes der Muttersprachen, insbesondere der Deutschen in den östereichische» Gymnasien auch hoffnungsvoll ausrufen: Sie zieht uns Fruchtbäume unter denen künftige Geschlechter wohnen sollen! Aber der Baum braucht zu seinem Gedeihen eine sorgfältige Prüfung des Bodens, eine richtige Beachtung seiner Wurzeln, eine genaue Pflege seines Stammes ; wenn er zum Baume, zum fruchtbringenden Baume gedeihen soll. Daher ist denn vor Allen nothwendig, eine, wenn auch nicht weitläufige, so doch gründliche Kenntniß dkk älteren deutschen Sprache und Literatur. Wir begreifen darunter für den studierenden Jüngling eben nur das Verstehen des Baues, der Entwiklung und der geistigen Blüthcn der deutschen Sprache ungefähr vom achten bis zum Beginne der deutschen klassischen Literatur im ackzehnten Jahrhunderte durch Klopstok Lessing re. Wir fordern nicht, daß der Jüngling in eine filologische Genaukenntniß der deutschen Dialecte, die sich durch ein Jahrtausend bald befreundet dnrckdrangen, bald abgesondert entgcgcnstanden eingeführt werde, wir fordern nicht, daß der Jüngling jedem althochdeutschen Dcnkmahle genau seine Stelle anweise, ob cs der allemannischen, fränkischen, thüringischen oder der dem Deutsch - Ocstercicher ursprünglichen bairischen Mundart angehöre; wir fordern noch weniger, daß er die uns wenig bekannte, aber gewiß einzig begrenzte Mundart des Altgothischen verstehe, sondern das fordern wir, daß er aus der näheren Berührung mit dem Althochdeutschen das Mittel- und Neuhochdeutsche verständig zu erfaßen, den Sieg des letzteren über alle anderen deutschen Dialecte zu begreifen, und die geistigen Klülhcn der deutschen Literatur in jeder, selbst in jener Zeit, wo sic bis auf ihre Keime unter dem Wüste fremden Druckes zu ersticken drohte — vom dreißigjährigen Kriege bis auf Gotschcd — zu würdigen wisse. Es ist ein vierfaches Interesse, welches die studierende Jugend Oestercichs antreiben soll, nach dem Verstehen der älteren deutschen Sprache und ihrer Denkmählcr aus allen Kräften zu streben: das Interèsse für die Sprache, für die Geschichte, für die allskitige Bildung und für die Würdigung der österei-chjschcn Heimath. Fassen wir nnscrn Gegenstand vorerst von seiner Wichtigkeit für die Sprache auf. Auch hier handelt es sich nicht um die gelehrte Bildung eines absoluten deutschen Filologen. Gstereich als das Land der Vermittlung der allgemeinen europäischen Cultur braucht auf hundert tüchtige Männer gewiß nicht einen altdeutschen Filologen, bei der Besetzung von hundert Stellen, wo Realwisscnschaften unentbehrlich sind, gewiß nicht einen Gelehrten, der sich mit der genauesten grammatischen Kenntniß der alten Germania answeisct. Aber Oestereich muß von seinen deulschcn Söhnen das mit Strenge fordern und erlangen können, was bei der gebildeten Jugend in Frankreich, Deutschland, Italien und zum Thcile sogar bereits in Rußland erreicht wurde, die vollständige Kenntniß der Muttersprache, die aber eben nur durch die Kenntniß ihrer Vergangenheit, der Leistungen in derselben und des Wechsels von Knospen, Blühen, Verwelken und Wicdcraustrcibcn möglich gemacht wird. Ein wahres und zeitgemäßes Wort können wir uns nicht enthalten, Hier als unsere eigene Ansicht genau bezeichnend mit einzuflechten : die Aeußernng von Kchrcin «Erkenntniß der Muttersprache aber wäre eS nicht, wenn sich «der Schüler die ans dem Gebrauche neuer klassischer Schriftsteller abgeleiteten Regeln ungeeignet Hätte; »wahrhaft befriedigend, und des wissenschaftlichen Geistes, der unsere Schulen leiten soll, völlig würdig »wäre sie erst dann, wenn sie auf historischen Boden berichte, wenn sie auf die Einsicht sich stützte, »wie das Gegenwärtige einer Erscheinung geworden ist. Es kann sich hierbei nicht um bloße Lant-»mib Flerionslehre handeln, in das gesammte Leben der Sprache muß der Schüler eingrführt werden, »in seinen Grundzügen wenigstens muß es ihm vorliege».» Mit dieser Erklärung beseitigt sich wohl von selbst der Einwurf der trockenen Realisten, die da meinen für den Beamten, für den Landpriester re. sei ja doch eine genetische Kenntniß der Ausbildung der deutschen Sprache bis aus den gegenwärtigen Stand eben kein wesentliches Bedürsniß. Klingt doch dieser Einwurf so, als wenn ein Bauherr zufrieden ist, wenn nur Holz zum Baue vorhanden liegt, ohne sich weiter zu kümmern: von welcher Art und Beschaffenheit, zu welcher Zeit es gefällt worden sei. Der einfachste Natur - Mensch forscht in der Regel so gerne dem Ursprünge und der Entwicklung der allergewöhnlichsten Dinge nach, und so Viele deren eigentliches Amtsgeschäft das Denken wäre, lassen Ursprung und Vervollkommung der wichtigsten Bezeichnung der Gedanken: der Sprache unüberdacht. In dem großen Raupenprozesse, welchen die neuen europäischen Sprachen durchwachen mußten, um bis zu den glänzenden Schwingen ihrer Gegenwart zu gelangen, hat außer einigen romanischen Sprachen, keine eine öftere Häutung überstanden, keine einen längeren und durch angehängte widrige Außenstoffe häßlicheren Puppenstand überduldct, als eben die deutsche Sprache. Wenn man ihrer Literatur den Vorwurf macht, daß die Raupe in der Hohenstanfischen Zeit und in den Tagen Karl V. mehr versprach, als der Schmetterling geworden sei, so können wir getrost crwicdern, daß er bisher ja nur theilweise seine Schwingen entfaltet und seinen vollen Glanz vielleicht eben erst einer ruhigeren Zukunft aufbewahrt habe. Der studierende Jüngling ziehe in sprachlicher Rücksicht aus dem Verstehen des älteren Deutsch den Vorthcil, daß er die Materialien, den Aaü des gegenwärtigen Hochdeutschen, den Gang seiner Ausbildung, den IllsaiNMkNhang des Deutschen mit anderen besonders mit altklassischen Sprachen, die Aehnlichkeit und Verschiedenheit der Constructione» auffasse und begreife, daß ihm das eigentliche Studium seiner Muttersprache nicht blos zur Leichtigkeit des Ausdruckes, sondern auch zum Denken und scharfsinnigen Denken durch die Benützung der früheren Begrisssformcn verhelfe. Ein nicht genug zu berücksichtigender Uebelstand in unserer jetzigen hochdeutschen Orthografie ist die immer mehr zunehmende Regellosigkeit und Willkühr, mit welcher in diesem Zweige seit einigen Jahrzehnten zu Werk gegangen wird, so, daß wir in der That gar keinen Grund mehr haben uns zu verwundern, warum die Slaven so lange zu keiner Schrifteinhcit gelangen wollten. — Nur die ältere deutsche Sprache und Literatur kann uns in dieser Verwirrung rathend, helfend und entscheidend au die Hand gehen, sie zeigt uns auf welchen Abwegen, durch welche Dornenpfade der deutsche Genius vom zwölften bis in das sechzehnte Jahrhundert gestoßen wurde, bis er lange genug müde und kraftlos sich ermannte und die zerrissenen Schwingen mit neuen vertauschte, um sich leicht und kräftig wieder zu erheben; sic zeigt uns wie man ihm im sechszehnten Jahrhunderte Kopf und Fittigc in eine bunte Jacke prcßre, um ihn zum Gcspöttc der Umgebung zu machen, bis er den fremden Tand kräftig von sich warf, um — leider in der neuesten Zeit wieder die Bcsvrgniß zu erregen, er wolle sich im drameloonartigcn Schillern gefallen und wieder in wechselnden Farben prangen. Nur die Kenntniß der älteren deutschen Sprache lehrt uns die Stelle kennen, auf welche sich unsre jetzige Orthografie wie zwischen den Säulen des Herkules befindet, die durch die Wörterbücher Campe, Adelung auf der einen, und Gebrüder Grimm auf der anderen Seite bezeichnet werden; nur das Studium an der Hand der älteren deutschen Literatur wird uns über daü Richtig oder Unrichtig, über das Brauchbar oder Nichtbranchbar mancher jetzt zweifelhaften Schreibart in Verbindung mit dem IDoljlhlntlflf nnd dein bisherigen Zprachgtbranchk rechtweisen; nur die Kenntntß der älteren Literatur wird uns das Fremdartige in der Schreibart der beiden Grimm, eines Wcinhvld ic. minder fremdartig erscheinen lassen; wird uns aber auch dabin führen, daß wir nach \ betit Muster ber besten deutschen Meisterwerke und nach dem Grundsätze: man schreibe so, wie man spricht, manches Unnütze und Zweckwidrige aus unserer jetzigen Orthografie ausmerzen. Die Kennmiß also der älteren deutschen Literatur kann uns allein zum guten Fortschritte, zum zeitgemäßen Stillstände und zur Einheit in der Rechtschreibung führen, z» einem Ziele, zu welchen es Franzosen und Engländer so ziemlich gleichzeitig gebracht haben. Der Lehrer also am Obergymnasium trage die eigentliche deutsche Grammatik, wo möglich auf historischer Grundlage vor, nur auf ihr führt der richtige Pfad zur gründlichen Kcnntniß des Neuhochdeutschen. Eine Verkehrtheit aber wäre eS statt das ältere Deutsch als Mittel zur Belehrung zu benützen, selbes im Gymnasium zum Gegenstände derselben zu machen, und dem Historischen zu Liebe mit Gothisch - Alt- und Mittelhochdeutsch zugleich ohne Zeit und Ziel die Zugend zu behelligen. Daß sich beim historisch- gramatischen Unterrichte oft eine Vergleichung mehrerer dentschcr Dialecte einstellen muß, ist eine natürliche Erscheinung des vernünftigen Betreibens der Sprachlehre, auf welche unter ändern Grimm selbst hinweiset in den Worten: »Mundarten, welche durch natürliche Lage gehegt und von Ändern unangestossen bleiben, werden ihre Flerionen langsam verändern, Berührung mehrerer Dialecte aber muß auch wenn der Siegende vollendetere Formen besäße, weil er sie mit aufgenommenen Wörtern der anderen Mundart auszugleichen hat, Abstumpfung beider Mundarten beschleunigen.« Eine Erscheinung, die wir nirgend genauer bestätigt finden, als in der älteren Literatur der Deutsch - öltercichischcn Stämme von den Zeitgenossen eines Ulrich von Lichtenstein; des Minnesängers von Thal, über die des Pfarrers von Kahlenberg und des Oswald von Wolkenstein biuans bis auf jene eines Michael Denis, Attinger und Ratschky herab. Tie warme Theilnahme, die schon daö Kind der Erzählung schenkt, die glühende Begeisterung, welche die Mehrzahl unserer besseren Jünglinge für die Geschichte ergreift, geben Bürgschaft genug, daß durch den historisch- grammatischen Unterricht die bisher so mühsam eingeprägte Sprachlehre ihre trockene und schroffe Seite verlieren, nicht mehr ein vergebens versuchtes, dem Gedächtniße eingekeiltes Regelnwissen, sondern das sein und werden müsse, was die Sprachlehre fein soll, die Grundlage des Denkens. Wir werden nicht mehr die Unluft bedauern, mit welcher sich die jungen Leute von den Canones, eines ihnen häufig durch zehnfach so viele Ausnahmen als Regeln lästig gewordenen Gegenstandes weg- wenden. Die frische Kraft wird nicht mehr durch bloße Formen zurückgehalten und gelähmt werden, und zugleich wird durch die geschichtliche Auffassung der älteren deutschen Sprache und Literatur am sichersten jener bliubtn Nachahmung des Mittelalterlichen vorgebeugt sein, in welcher sich ein großer Theil unserer Neuromantiker bis zum Uebermaße gefallen und eben dadurch dem wahren Geiste der Literatur mißfallen hat. Ist der Jüngling mit der Kenntniß der deutschen Sprache, mit der Einsicht in die Veränderungen die sie erlitte», mit dem Gange, den ihre Ausbildung genommen, durch daö Lesen der vorzüglichsten literarischen Leistungen der früheren Perioden vertraut geworden, und so zur Einheit der Sprach- und Schreibsorm gelangt, dann können wir überzeugt sein, daß er eine ganz andere Gewandtheit und Sicherheit in seiner Muttersprache entfalten werde, als dieß leider bisher der Fall gewesen. Dann kommen wir zur Ueberzeugung der tiefen Wahrheit die in Herders Worten liegt, wenn er sagt: »Wo werde ich mich besser ausdrücken als in der Muttersprache? Sie übertrifft, so wie »das Vaterland, an Reitz alle klebrigen, in den Augen dessen, der der Sohn ihres Herzens, der Säug-»ling ihrer Brust, der Zögling ihrer Hände gewesen.« Die Geschichte der deutschen Spracht und Literatur ist auch die Geschichte des deutschen Volkes in allen Wechseln seines Vorschreitens, Stillstehens mtb Zurückgehens und umgekehrt in seiner kraftvollen Wiedererhebung. Die Würde und die Mißhandlung des deutschen Volkes spiegeln sich vollständig in dem ganzen Bildungswege seiner Sprache. So karg die ältesten poetischen Denkmähler dieses Volkes sind, so sehr tragen sie das Gepräge seines alt-kriegerischen aber viel zersplitterten Gebahrens. Jst's doch als hörte man in der Alliteration den rauhen Schall des kriegerischen Gesanges von dem Schilde lebhaft zurückgeprallt, ist's doch als spreche aus den ersten kristlichen Gesängen in Ton und Klang der noch unentschiedene Sieg der lateinischen und deutschen Zunge Die fernere veredelte Sitte des NitterthlllNS, der Kampf nicht mehr des Mordes und Raubes willen, sondern als Ehrensache geliebt — der Fravendienst nicht als Ausdruck der Sinnlichkeit, sondern als ein Mitlaut des religiösen Gefühles in das Minnetikd gehaucht, sprechen nickt all diese Elemente in den weicheren gönnen des Ausdruckes in der A (Toltati) der zierlichen Reimversä'lin-gung eben so sehr den Geist nnd Bildungsgrad ihres Zeitalters aus, als die kräftige Melongeu-Strose gewaltig im Eiklus mächtiger Abenteuer das deutsche Heldenalter zu einer Zeit verewigt, die sich dem germanischen Gothen erst wieder ein halbes Jahrtausend später ttt den vielbewunderten Kämpfen seines Diego Cid in einer veränderten Gestalt erneuerte. Für das Hinsiechen des deutschen Reiches, für die allmählige Entartung feiner Bewohner in der harten kaiferlofen Zeit des Zwischenreiches gibt es feilt besseres Bild als die Sprache, die im absterbenden cidelicheit Sängerthume von da an herrscht, während das deutsche Bürgerthum durch seine Gilden, Genossenschaften, Innungen und Zünfte zu einem kräftigen eigenen Körper erstarkte, in dessen treuer Brust das vielfach bestürmte Kaiserthuni mehr als einmal einen sichern Hort fand, während das Bürgerthum in den Meiltersangern feine Sitten und Freuden in ihren Schwänken und Fastnachtsspielen recht gnr gezeichnet erblickt. Treffend über die Tugenden nnd Fehler unserer deutschen Vorfahren, über die Tugenden und Fehler auch in Sprache und Literatur ausgeprägt äußern sich in jeder Zeit preiswürdige Männer von echt deutscher Gesinnung, besonders dort, wo sie das Verfallen deutscher Sitte und Sprache rügen, das aus demselben uuseeligen Nachahmungstriebe entsprang, welcher als bittere Erbsünde auch noch der deutschen Gegenwart anklebt — eine Erbsünde, die eben in der Sprache nur durch die Geschichte der Sprache bekämpft werden kann. So zürnet ©ttfritil schon im nennten Jahrhunderte über die mit der deutschen Sprache getriebenen Mißbräuche. »Diese Sprache sagt er: wird für bäuerisch gehalten nnd selbst die, welche sie reden, haben »sie zu keiner Zeit, weder durch Schrift noch durch Kunst vollkommen zn machen gesucht; indem sie »weder die Geschichte ihrer Vorfahren, wie cs viele andere Nationen thnn, schriftlich verzeichnen, noch »ihr Leben und ihre Thaten erheben. Wenn sie auch dieses thun, was jedoch selten geschieht, so brauschen sie viel mehr Sprachen anderer Völker, in diesen hüthen sie sich schlecht zu schreiben, nicht aber »in der ihrigen, getrauen sich nicht in den erstem durch einen Buchstaben zu fehlen, und in ihrer rigeli nen geschieht es bei jedem Worte.« Man hat unsere deutschen Minnesänger über- und unterschätzt, und in ihrer Benrtbeilnng bei Parallelen die man zwischen ihnen, den Minstrels, den Provenealen nnd auch den spätem italienischen Erotikern zog, wie gewöhnlich den wahren Atandpunct der Aenrtheilvng verrückt, nähmlick: jenen der Geschichte ihrer Zeit. Nickt bald dürften selbe genauer käracterisirt werden, als in den Worten unseres großen Älerander von Hnmbold. Freude an der Natur, dem de-»sckanlicken Hange der germanischen Nationen eigentümlich, spricht sich in einem hohen Grade in den »Gedichten deö Mittelalters aus. Die ritterliche Poesie der Minnesänger in der Hohenstansischen Zeit »gibt zahlreiche Beweise dafür. So manigfaltige historische Berührungspunkte auch die Poesie mit der »romantischen der Provenealen hat/ so ist doch da# eckt germanische Princip nie daran verkaimt worden. »@ht einiges alles durchdringendes NatuvgcfüHl leuchtet ans den germanischen Sitte« und allen Ein-»richtungen des Lebens, ja aus dem Hange zur Freiheit bervor. Viel in höfischen Kreisen lebend, ja »oft aus ihnen entsprossen, blieben die wandernden Minnesänger mit der Natrir im beständigen Ver-»kehre. Es erhielt sich frisch in ihnen eine idyllische, oft elegische Gemüthsstimmung.« In jener Zeit, welche man gewöhnlick für die Nebelzeit der deutschen Sprache und Literatur hält, in der Zeit von den Mcilikrsängcrn bis ans Luther, in jener Zeit, in welcher sich der Gelebrte schämte die deutsche Sprache zu gebrauckcn, zeigen uns so manche wackere DolKslitbtr im Einklänge mit den Ereignissen des TageS, zeigen uns so viele Inkunabeln in der deutschen Sprache gedruckt, daß das deutsche Volk selbstständiger dachte und handelte als seine Gelehrten. Wenn es damahls eine Nachahmung bereits für den Bau deutscher Sprachlehren gab, eine Nachahmung, welche recht glücklich Aventinus freilich nur als Hilfsmittel für das Lateinische bei dem Sprachunterrichte der bairischen Prinzen versuchte, so war selbe gewiß verständiger, als die sklavischen Nachahmungen zwei Jahrhunderte später. Daß der Sinn für die grammatiscke Kenntniß der deutschen Sprackc in jener Zeit nichts weniger als selten war, zeigt uns Fabian Frank's Werk »Deutsche Sprach-Art und Eigcnsckaft.« Er verlangt für die Deutschen eine ordentliche Grammatik mit der Bemerkung »denn unsere edle Sprache sei ja lustig, nützlich und tapfer »in ihrer Redcmaß als irgend eine andere, und es sei uns ungclehrtcn Laien auch, und die wir der »Hauptsprache nicht geübt und kundig, so viel an ihr, als an einer ändern gelegen.« Daß es den Deutschen damahls zu thun war, um das richtige Verstehen ihrer eigenen Bücher, liefern unter Karl dem V. Kolroß und Valentin Jkelsalmer Verfasser einer deutschen Spracklehre hinlänglicke Beweise. Dalinger in Straßburg, Elajns und andere zeigen uns den Eifer für deutsche Grammatik unmittelbar in jenen Tagen, in welchen man Luther allein für den Wicdcrerwcckcr der deutschen Sprache hält, die auch ohne ihn nichts weniger, als ganz cingcschlummcrt war. Wenn während der tiefsten Schmach und Erniedrigung Deutscklands nach dem dreißigjährigen Kriege pcutfchloub tittt politische: feint Literatur in der Nackahmnngspcriodc eilte geistige Satra-pie Frankreichs schien, so fehlte es auch in jener trüben Zeit nicht an Vorkämpfern für die Reinheit der deutschen Sprache, denen es zur Bildung einer Akademie nach dem Muster der Pariser oder der Crusca nur an einem mächtigen Mäccn und an der klugen Vereinigung der zersplitterten Kräfte gebrach. Christian Gueinz und Schottclius der fruchtbringenden Gesellschaft in Weimar angchvrend, zeigten sich tut dritten Jahrzehnte des siebzehnten JahrhundcrteS als wackere Verfechter für die deutsche Sprache, wenn auch bei den vielen Schriften über deutsche Sprache und Schreibart die trocken - schulge-mäße Behandlung vor Gotsched vieles verdarb. Schon Stieler erklärt 1691 die deutsche Sprache für eine Neichshauptsprache neben der die verschiedenen Mundarten eben so gut bestehen könnten, wie neben der griechischen Hauptsprache die griechischen Dialecte; Wie die Deutschen sich aufrichteten und «kräftigten an dem Beispiele der ihnen entstammten Engländer in allseitigcr Beziehung, so zeigt uns auch die Geschichte das selbstständigere Streben der deutschen Literatur schon von dem Schluße des siebzehnten Jahrhundertcs an, in welchem Vierhof zuerst den Namen Sheakespeare in den Mund der Deutschen legte. Immer wirkte bas Erwachen der deutschen Kraft auf die Literatur, die Literatur auf das Erwachen der Kraft gegenseitig unterstützend zurück. Eine Erscheinung die wir in allen einzelnen Perioden, von den kaiserlichen Sängern Heinrich und Mar an, bis auf Opitz und Theodor Körner bestätiget finden. Eine allgemeine Ausbildung, wenigstens eine richtige Kenntniß des Standes der Wissenschaften und Künste in den verschiedensten Zeitstadien bei den wichtigsten Völkern gehört zu den Anforderungen, welche man jetzt wohl fast an jeden stellt, der seine Studien mit bleibendem Erfolge vollendet haben soll. Unzertrennlich von der Geschichte sind und bleiben Mythologie und Alterthumskunde. Für beide waren wohl von jeher die Stimmen der Völker: ihre Lieder und Gesänge, ihre Sagen und Mähr-chen höchst wichtige Quellen. Kein Volk hat es in der Blumenlcse der /rcmd - Literatur so weit gebracht als die Deutschen, von keinem kann man daher auch mit größerem Rechte verlangen, daß cs in der Literatur seiner älteren Meister vollkommen heimisch sei, als von den Deutschen. Es wäre in der That schmachvoll, wenn wir am Ende im Sanscrit besser zu Hause wären, als in unserem Mittelhochdeutsch, in den Dialekten der Malaien richtiger bewandert, als in unseren heimischen Mundarten, mir den Hieroglifen mehr vertraut, als mit der Sprache unserer Väter im dreizehnten Jahrhunderte. Wir entziffern mit lobcnswerthem Flciße die Bedeutung symbolischer Gestalten aus dem Mittelaltcr, wir freuen uns der deutschen Dome, die mit den kühnen Spitzbogen, mit der zierlichen Pracht ihrer pyramidenförmigen Thürme in den Himmel streben. Wir bewundern die sinnreichen Wölbungen, in denen die Verschlingung trotziger Säulen, die gewaltige Decke der germanischen Urwälder wiederholt, wir betrachten mit Vergnügen das weiche Dämmerlicht, das durch die kunstvoll gemalten Scheiben in die Heiligthümcr des Mittelalters schimmert: und dabei vergessen wir nur allzugcrne das heiligste und älteste Dcnkmahl, welches uns das Gcmüths- und Geistesleben unserer Vorfahren in Liedern und Dichtungen am treuesten cntgcgenhält. Gibt uns die Betrachtung der Kunstgegenstände, bringt uns der Anblick der Meisterwerke eines Dürer, Hollbein, Kranach die Erinnerung an eine Zeit voll Sittcn-Einfalt und deutscher Innigkeit, so muß denn doch die Sprache aus jener Zeit noch treulicher den Quell dieser Einfachheit und Gemächlichkeit unserer Vorfahren, die Art zu fühlen und zu denken, vor unsere Seele rücken. Schöpfen wir aus den Gegenständen alter Kunst Bildung und Ideen - Reich-thum, so bringen uns die sprachlichen Denkmähler unserer Ahnen Kräftigung des Karakters und der Sprache. Erst die Kenntniß unserer deutschen Altcrthümer im vollen Umfange weiht uns ein in das Verstehen der Alterthümer der übrigen Völker. Wir werden erst dann jede fremde Nationalität wahrhaft achten lernen, wenn wir gelernt haben, die nnsrige nach Verdienst zu achten; wir werden erst dann die Philologie anderer Völker vollkommen verstehen, wenn wir in unserer eigenen keine Fremdlinge mehr sind. Erst wann wir in Erwägung ziehen, was unsere Vorfahren mit einer Sprache die rauh und ungeschliffen in mehr Mundarten zersplittert war, als es gegenwärtig slavische Dialecte gibt, geleistet haben, erst dann werden wir einschen, welcher Leistungen unser gegenwärtiges Deutsch noch fähig wird. Das Verdienst eifriger deutscher Grammatiker ist es, daß sie uns von jeher behülflich waren, die im Schachte der Vergessenheit schlummernden Schätze unserer älteren Literatur zugänglich zu erhalten. Und wahrlich Schulmänner wie ein Sturm, Bötikcr (1690) Frisch ic. verdienen in dieser Beziehung mehr Dank, als sich ein Gotschcd, der schon über so viel Znsammcngcstclltcs gcboth zu erwerben das Recht hatte. Wir stimmen hier in die herzliche Frage ein, die ein Deutscher an seine Landsleute that: «Wollten wir uns dieses Vorzuges (unserer heutigen Sprache) vor ändern Völkern nicht zu einer ge-»bühreichen Ucbcrlegenhcit bedienen? Unsere alten Barden haben Wunder mit einer ungebildeten Sprache »gelhan, anderthalb Jahrtausende darauf Luther mit einer verwahrlosten.,, Wir fragen daher unstrc studierende Jugend, wenn selbe in den geschichtlichen Entwiklungs-gang der Muttersprache eingewciht ist, wir fragen sie, welche Aufgabe wird ihr zu erfüllen obliegen? Unsere Jugend mit dem Geiste des deutschen Alterthnmes und besonders seinen sprachlichen Denkmäh-lern bekannt, wird sich durchaus nicht auf die eitle Forschung verlegen, ob wir in der klassischen augusteischen Zeit nns'rcr Sprache, oder schon in der nach den letzten Flaviernlcbcn. Unsere Jugend wird sich durch die Bcgrenzungslinie, welche die französische Literatur mit der Zeit Ludwig des XIV., oder 2 bte englische mit den Tagen Marlbourougs zu ziehen gewohnt ist, nicht irre leiten lassen und glauben, daß durch die schöne Periode der geistigen Thätigkeft zu Athen - Waimar sür die Nachwelt weiter keine sprachliche Ausgabe zu lösen rntht übrig geblieben sei. Zugleich wird aber auch unsere Jugend mit mehr Bescheidenheit bei der Betrachtung der acht Jahrhunderte der deutschen Literatur die aus sie hcrabsehen die Gegenwart auffassen, wird sich hü-then die Palme der Klassieität einzelnen Lieblingsschriftstellern der Partheiansichten der Gegenwart zu-zuwersen, bevor die Mit- und Nachwelt ihnen nach Verdienst die Pforten der Walhalla geöffnet har. Das Verstehen der älteren deutschen Sprache und Literatur wird und muß, wie Räumers praktischer Scharfblick zeigt, unsere Jugend vor dem Hange zu abgeschmackter Manier und vor dem Wohlgefallen an witzig sein sollender, das Heiligste entweihender Parodie auf gleiche Weise bewahren. Noch liegen unermäßliche Schätze mitteldeutscher Literatur vielleicht in so manchen Bibliotheken nutzlos für die Cultur und Sprachgeschichte unserer Stamme vergraben. Sie an das Leben zu ziehen, ist die Aufgabe jener, die unter den jetzigen günstigen Vorzeichen des östcreichischen Gymnasialstudiums die deutsche Sprache wissenschaftlich betreiben. Namentlich dürste dieß der Fall mit den bibliografische» Schätze» des Mittelalters in Steiermark sein, ans welche unser gelehrter Landsmann Herr Joses Dieiner Universitäts - Bibliothekar in Wien 1850 bei seiner Herausgabe deutscher Gedichte des eilsten und zwölften Jahrhuudertes, der Kaiserchronik x. deutlich Hinweiset. Unsere studierende Jugend ist nur dann im Stande mit stolzem Hochgefühle die erhabene Würde zu begreifen und zu vercheidigen, welche Vstereich seit der Gründung der Ostmark durch alle Jahrhunderte hindurch zukommt, wenn sic die wichtige Theilnahme kennt, welche Oestereich von den Babenbergern an, dein Gange der deutsche« Bildung und besonders der Literatur schenkte. Desterei* übernahm ja schon damals die für die ganze gesittete Welt so wichtige Ausgabe der Vermittlung Zwischen dentschen, slavischen, romanischen und finischen Stämmen. Durch Oestereich wurde die deutsche Sprache das Ferment, welches diese Völker zum politischen und geistigen Gleichgewichte für das mittlere Enropa verbindet. Aber schon in der Wiege waren dem jetzt riesigen Oestereich die Geister des deutschen Gesanges günstig, und wetteiferten an den Höfen der letzten Crotttigooer und der KalikNbrrfler eben so gut, als an denen der hohenstallsischen Kaiser und der thüringischen Landgrafen. Daher feilt Wunder wenn Maßmann, Haupt, Grimm ic. die kostbarsten Schätze älterer deutscher Literatur in östereichischeit Archiven fanden, wenn insbesondere noch jetzt die Manuskripte der Stifte Göttweih, Molk, Admont (gestiftet 1074) (Vorau 1163) die reichen Erzadern sind, ans welchen Herr Dientet das reine Gold der älteren deutschen Dichtungen zn Tage förderte. Leider aber auch kein Wnnder wenn wir Oestereicher so vieles für fremdländisch halten, ohne zu bedenken, daß bei der Aufhebung der Stifte Garsten, Gleink, Lambrecht, Seckan, Gös, Seiz, Stainz, Stndeniz ic. mit einem Vandalismus gcgcu die wissenschaftliche» Schätze gewüthct wurde, der nur i» der Partheisncht, Uebereilnng, Habgier und Unkenntniß einzelner Kommissare seine Erklärung findet. Wir Oestereicher hoffen Über jette mehr als schwache Bescheidenheit hinaus zu set», die und östereichische Erzeugnisse jeder Art, vom FabrikSprodnktc an, bis zur Kttttstleistnng, wenn sie noch so echt östereichisch waren, gar so gerne als ausländisch einschwärzen hieß. Wir hoffen, daß eS uns nicht mehr gleichgültig bleibt, daß die ältesten dentschen Meisterwerke der Literatur Gudrit» und die Nibelnugenklage ganz sicher dem östereichische» Bode» entstammen, daß die äl- — li — reste deutsche Dichterin, nicht die Nonne Roswitha, die ja lateinisch schrieb, sondern Mutter Ava die 1120 zu Göttweih ein und achtzig Jahre alt starb, gewesen sei. Das Alter ihrer Poesien und derer ihrer Söhne weiset aus den Übergang der althochdeutschen in die mittelhochdeutsche Poesie in Veke-rcich in den Jahren 1060 bis 1170 hin. Oestcrcich tritt kühn in die Schranken mit allen deutschen Ländern, die im Mittelaltcr durch Blühte der Literatur sich hcrvorthaten, cs kann seine Periode unter Otokar dem VI. von Steiermark (gestorben 1122) unter Leopold dem Starken, unter Ernst dem Tapferen, Leopold dem Glorreichen und Tugendhaften, Friedrich dem Streitbaren w. mit voller Zuversicht das goldene Zeitalter der älteren deutschen Literatur nennen. Die älteste Handschrift des Merigarto, der Kaiserchronik rc. zeigt offenbar östereichischen Dialcct, eben so wie die Dichtungen des Walter von der Vogelweidc, welchen zwischen 1165 und 1167 geboren, Professor v. Karajan in einem überzeugenden Vortrage (gehalten am 1. Oktober 1851 in der Akademie der Wissenschaften) mit vollem Rechte Oestcrcich zneignet. Wir haben und zwar gerade aus der Steiermark v»d hier wieder gerade in der trübseligen tollen Zeit des Zwischenreiches treffliche Sänger, mehr als irgend ein anderes deutsches Land anszuwei-sen. Wir bemerken nur unseren geistreichen Harand von Wildon, unseren streitbaren Frauensänger Ulrich von Lichtenstein, den Meister der Rcimchrouik Otokar von Hornek (starb 1320,) bemerken von minderbekannten jene, ans deren Leistungen uns unsere eigenen Forschungen führten, eineil Rupert von Ten-fenbach der 1305 als berühmter Meister im Gesänge und Saitenspicle zu Seckau in Obersteier lebte, Peter Freisingcr zwanzigsten Propst von Scckan von 1342 bis 1380. Zachäus von Silbcrbcrg und Gottfried von Tozenbach, Zeitgenossen des Ulrich von Lichtenstein, Hugo von Mvntfort dessen halbver? wittcrtes Grabmal in den Ruinen des Schlosses Pfanberg an der Mur, noch deutlich zeigt, daß er in Steiermark gelebt, gedichtet und gesungen habe. Aber nicht bloß allein an den Höfen der Dabenbkrger, bei deren letztem Friedrich dem Streitbaren noch Ncidhart der Baicr, Tanhäuser der Salzburger (zwischen 1230 und 1246) so gerne verweilten, während zu derselben Zeit der Steiermärker Albrecht von Scharfenberg 1240 als Fortsctzer ja sogar als Verfasser des Titnrel gilt, wurde die deutsche Dichtung geliebt und befördert, sondern auch bei den meisten Regenten aus dem Hanse Habsburg. Kaiser Rudolf dem I. um welchen wir so häufig die dichterischen Geister seiner Zeit, Stolle, den Schulmeister von Eßelingen rc. finden, begleitete der bekannte Tnrgauer Steinmar 1276 zur Belagerung von Wien. Der Pfarrer Wiegand von Theben lebte am Hofe Otto des Fröhlichen, eben so der muntere Franke Otto Fuchs, genannt der Ncidhart, dem die Wiener ein Denkmal im St. Stefansdome setzten, die Prinzeßin Leonore von Schottland, die Gemali» Sigmunds von Oestcrcich 1448 — 1480 übersetzte den Roman Pontus und Sidonie aus dem Französischen. Kaiser Marmili«» I. zeigte in seinem Theucrdank und Weiskunig seine Vorliebe für poetische Einkleidung, und jener Zweig des Stylcs, der in der Folge bis auf unsere Tage herauf am meisten im Argen lag, der Kanzlcistyl war unter Marmilian I. so ausgcbildet, daß er fast zwei Jahrhunderte hindurch als Muster sich erhielt. Mit Marmilian II., der die Kirchenmusik von Prag nach Wien zog, und die Hofmnsikkapelle gründete, blüht bereits das Hofburgthcater in Wien, auf welchem schon 1560 der Schauspieler Paul von Andtorf seine ersten Versuche machte. 1569 wurde die erste Tragödie 1573 das erste Lustspiel: »Die Bauernhochzeit« bei Hofe aufgeführt. Kaiser Mathias beförderte mit großen Kosten das deutsche Schauspiel, nicht minder Lco-nore von Mantua, Gemali» Ferdinand II. In Wien begann der Träger der deutschen Komik 1637 seine Thätigkcit, welchen Gotsched in der Folge siegreich verdrängte, aber durch nichts besseres ersetzte. Unter Mar II. und Leopold dem I. finden wir die sogenannten Rathhaus- und Zeughaus-Komödien, von den Rosenbnrsckcit und den Sängerknabcn bei St. Stefan aufgcführt. Bis in das achtzehnte Jahrhundert dauerten in Wien die Paffionsspiele (Wolssscgcn, Heilthumsfeier je.) fort, dramatische Feste die wir bei dem bojarisch-deutschen Stamme noch jetzt im Ammergau, in Tirol und Kärnthen finden. Den vstcreichischcn Jesuiten in Prag gebührt das Verdienst Maria Stuart zuerst als Tragödie ans die Bühne gebracht zu haben. Heinrich von Müdling am Hofe Rudolf des IV.; der sittliche Dichter Heinrich Teichuer in Wien, Freiherr von Hohenberg 1664) Verfasser des Epos »habsburgischer Ottobcrt,« das ist Rudolf von Habsburg; der Grazer Reinchronist Bonstingel je. sind sprechende Beweise genug, welchen Standpunkt Deutsch - Oestereich in der Literatur unter dem Hause Habsburg einzunehmcn gewohnt war. Eine der schönsten Dichtungen des unglücklichen Günther ist der Preis-Gesang über den 1718 zwischen dem Kaiser und der Pforte geschlossenen Frieden. Während der von den Nord-Deutschen vergötterte König Friedrich II. mit Verachtung die deutsche Dichtkunst von sich wicß, freuten sich ihres kaiserlichen Mäccns Josef des II. Denis 1729 — 1800 Ma-stalicr 1739 — 1795 Blnmaner 1755 — 1798 und andere in Wien. Wir deuteten hier mir flüchtig an, welches Verdienst Desterei* um die deutsche Sprache UNd Literatur gebührt, fest überzeugt, daß das Verstehen der letzteren für unsere Jugend nicht bloß zur Bildung der Sprache, zur Kcnntniß der Geschichte der Deutschen, zur Vervollständigung der Atterthumskunde, sondern auch zur Würdigung ihrer herrlichen Hcimath wesentlich beitragen müsse. Marburg am letzten Juni 1852. Dr. Rudolf Puff, Lehrer der Geschichte und der deutschen Sprache. Schulnachrichtkn. A. Chronik des Gymnasiums. ®a§ Schuljahr 1851/52 wurde in Gemäßheit des H. Untcrrichtsministerial - Erlasses vom 26. Jäuuer 1851, Zahl 11089 am 16. September 1851 mit dem H. Geistamte eröffnet. Durch die verspätete Ausführung unaufschiebbarer Reparaturen im Gymnasialgebäude und dringlicher Baulichkeiten, wozu die Herstellung des chemischen Laboratoriums gehörte, erlitt zwar der Unterricht im Monate September einige Unterbrechungen, nahm aber hierauf das ganze Schuljahr hindurch einen ungestörten Fortgang. Was die Lehrverfassung des Gymnasiums betrifft, so wurde der von dem H. Unterrichtsministerium für das Jahr 1852 vorgezcichnete Gang sowohl in der Vcrtheilung des Lehrstoffes als in dem für jedes einzelne Fach bestimmten wöchentlichen Stundenausmaße strenge eingehalten. Der Lehrkörper war bemüht, auch in dem abgelanfcncu Studienjahre seiner Aufgabe, die geistige und sittliche Ausbildung der seiner Leitung anvcrtrautcu Jugend zu fördern, im Sinne der Bestimmungen des Or-ganisatiouscntwurfcs »ach Kräften zu genügen, und darf mit Befriedigung die Bemerkung aussprcchcn, daß in disciplinarci Hinsicht nur einige wenige Fälle ein strengeres Einschreiten nothwendig machten. Auf die Belebung des religiösen Sinnes wirkten die beiden Rcligionslchrcr nicht nur in ihren Unterrichtsstunden, sondern auch durch die sonn- und festtägigen Erbortcn, die für das Ober-nnd Untcrgymnasinm abgesondert gehalten wurden. Sowohl an allen Sonn- und Feiertagen, als auch an Schultagen — an diesen, mit Ausnahme der strengeren Wintcnnonatc, jedesmal vor dem Beginne der Unterrichtsstunden — wohnten sämmtliche Schüler dem gemeinschaftlichen Gymnasialgottcsdicnste bei. In angemessenen Zeiträumen wurde die Gymnasialjngcnd zur Beicht und darauf zum Tische des Herrn geführt, und vor Ostern durch dreitägige religiöse Hebungen zum würdigen Empfange der heiligen Sakramente der Buße und des Altars vorbereitet. Im Personalstande des Gymnasiums traten sowohl im Beginne als im Verlaufe des Schuljahres manche Veränderungen ein. Von den seitherigen am Gymnasium eingestellten wirklichen Lehrern blieben in Wirksamkeit: Johann Kurz, zu Folge H. Unterrichtsministerial - Erlasses vom 28. August 1851, Zahl 8297 zum provisorischen Direktor ernannt; Georg Mall), Ar. Nüdolf Georg Ma-thialchillch, Lorenz Hribar, Franz Zperka und Carl Grnnewalb. Die beiden bisherigen Supplenten Josef Streinz und Dr. Dominik Dujjwald wurden zu Folge der h. Ministeria!-Erlässe vom 19. September 1851, Zahl 8894/1061 und vom 22. September 1851, Zahl 8513/1465, jener für das Fach der Mathematik und Physik, dieser für das der lateinischen und griechischen Sprache zu wirklichen Lehrern ernannt. Durch die Anstellung des geprüften Lehramtskandidaten Adolf Lang als Supplenten, für den zugleich das abgclaufene Schuljahr als Probejahr zu gelten hat, wurde für die altklassischen Sprachen eine neue Lehrkraft gewonnen. Da mit dem H. Ministcral-Erlasse vom 18. Dezember 1851, Zahl 12447 die Ernennung des bisherigen supplirendcn Rcligionslehrcrs Martin TcrstcnjaK zum wirklichen Rcligionslehrer erfolgte, so war, da sich der bisherige Supplent Dr. Guido Schenzl im November v. I. der Lehramtsprüfung über Mathematik und Physik mit gutem Erfolge unterzogen hatte, gegründete Aussicht vorhanden, daß das Gymnasium noch im Verlaufe des Schuljahres durchgehends mit wirklichen oder doch gewiß mit geprüften Lehrern besetzt sein würde, Dr. Schenzl wurde jedoch zu Folge H. Ministeria!-Erlasses vom 4. Dezember 1851, Zahl 12014 an das deutsche Gymnasium in Ofen versetzt und unter dem 15. Dezember seiner hicrortigcn Lchrvcrwcndung enthoben. Anstatt desselben bestellte die k. k. Landcsschulbehorde den Rcchtskandidaten Julius Sturi) zum Supplenten, der am 7. Jänner den Unterricht in den ihm übertragenen Lehrfächern übernahm. Zu Anfänge des zweiten Semesters wurde der Lehrer Franz Sperka wegen eingetretener Erkrankung zu einem zeitweiligen Rücktritte vom Lehramte veranlaßt. Aus gleichem Grunde erhielt der Lcbrer Earl Grünewald zur Wiederherstellung seiner geschwächten Gesundheit auf sein Ansuchen von der k. k. Landesschnlbehördc einen mehrmonatlichen Dicnstesnrlaub, den derselbe am 4. Mai antrat. Zu Stellvertretern der beiden erkrankten Lehrer bestimmte die k. k. Landesschnlbehördc die Rechtskandidaten Ferdinand Steiner und Franz WratfchKo. Die Fortführung des von dem abgegangenen Supplenten Dr. Schenzl geleiteten Untcrrich-res in der Kalligraphie übernahm mit Genehmigung der k. k. Landcsschulbehvrdc der supplircnde Lehrer Adolf Lang. Den Gcsanguntcrricht erthcilte so wie im vorigen Jahre der Stadtpfarrorganist Herr Carl Martini. Um den Wunsche vieler Acltern zu entsprechen, wurde im abgelaufenen Schuljahre der Zeichenunterricht eingeführt und für denselben auf den Vorschlag der Direction von der k. k. LandeSschul-behvrde der hiesige akademische Mahler Herr Iofks Heiter als Nebenlchrer bestellt. Die Anschaffungs-(osten der für die Zcichenschnlc nothwendigen Tische und sonstigen Einrichtungsstücke wurden aus den eingegangenen Aufnahmstaren bestritten. Die Betheiligung der einzelnen Lehrer am Unterrichte ist aus dem beigedruckten LektionS-planc ersichtlich. Lehi ionspi un des k. k. Gymnasiums zu Marburg im Studienjahre 1852 für die Obligat - Lehrgegenstände nach Stundenzahl, Lehrstoff, Lehrbüchern und Lehrkräften. Klaffe. Religion. Lateinisch. Griechisch. Deutsch. Slovenisch. Geographie und Geschichte. Mathematik und Philosoph. Propädeutik. Naturgeschichte tu Physik. Wöchent- liche Skunden- tabl. I. 2 Stunden. Katholischer Lehrbegriff nebst einem kurzen Abrisse der Religionsgeschichte nach dem Regensburger Katechismus. Terstcnjak. 8 Stunden. Regelmäßige Formenlehre und Le-scübungen nach Döll. Hribar. 4 Stunden. Grammatik. Wortbildung, einfacher u. zusammengesetzter Satz, Sprech-und Schreibübungen. Lesebuch von Mozart I. Band. Grünewald.* 2 Stunden. Oberabtheilung. Bildungsformen der Zeitwörter, »«biegsame Redctheile nach Murice. Schreibübungen. Unterabtheilung. Elementar-und Formenlehre bis zum Zeitworte nach Janežič. Lcseübungcn nach Dr. Kleeinann’s Berilo I. Band. Tcrstenjak. 3 Stunden. Allgemeiner Umriß der Erdbeschreibung nach Burger. Hribar. 3 Stunden. Arithmetik. Dic4Rechnungsarten mit den ganzen Zahlen, mit den gemeinen und Decimai-Brüchen nach Močnik. Ansch a n u n g slc hre. Lehre von den Punkten, Linien, Winkeln u. Dreiecken. Dr. Dnswatd. 2 Stunden. Zoologie nach Schubert. MaUt). 24 II. 2 Stunden. Erklärung der Gebräuche und Ccre-monien der kathol. Kirche nach der Egerer Ausgabe. • Tcrstenjak. 8 Stunden. Unregelmäßige Flerioncn und Le-seübungen nach Doll. Hribar. • 4. Stunden. Grammatik. Einfacher», zusammengesetzter Satz, Sprcch- ». Schreibübungen. Lesebuch von Mozart II. Band. Brünewald. * 2 Stunden. Combinirt mit der I. Classe. 3 Stunden. Geographie. Italien, Schwcitz, Frankreich, Spanien, Portugal, Belgien, Niederlande, Großbrita-nicn, Dänemark, Norwegen und Schweden, Rußland, curop. Türkei, Griechenland. Geschichte der alten Zeit nach Pütz. Mathiaschitsch. 3 Stunden. Arithmetik. Verhältnißc,Proportionen, einfache Regel de tri nach Močnik. A nscka n u n g slc h rc. Winkel, Drei-, Vier-, Vielecke, deren Verwandlung, Theilung, Inhalts- tu Umsangsberechnung. Im 1. Semester Atari). Im 2. Semester Dr. Dnswatd. 2 Stunde». 1, Sem. Zoologie nach Schubert. 2. Sem. Botanik nach Schubert. Praktische Erläuterung durch Er-cnrstoncn. Mailt). 24 m. 2 Stunden. Geschichte der Offenbarung des alten Bundes; biblische Geographie und Geschichte der Israeliten nach Schumacher. Cerltenjak. 5 Stunden. Congrue»;- und Rektionslehre nach Putsche. Cornelius Nepos. Im l. Semester Aperka. Im 2. Semester Steiner. 5 Stunden. Formenlehre mit Ausschluß der unregelmäßigen Verba nach Kühner. Im 1. Semester Sperka. Im 2. Semester Director. 3 Stunden. Lesen u. Vortrag memorirtrr Stücke. Lesebuch von Mozart III. Band Stylübungen. Im 1. Semester Dr. Dnswatd. Im 2. Semester Ztciner. 2 Stunden. Oberabtheilung. Wortfügung, Regeln der Rection, Wortfolge, Phraseologie, slov. Sprichwörter nach Janežič n. Murice. Freier Vortrag u. Declamatio», Stylü-bungcn. U n t e r a b t h e i l u n g. Formenlehre, biegsame und unbicgsameRedethei-le. Lectüre nach Dr. Kleemann’s Berilo I. Band. CerfUnjok. 3 Stunden. Geographie. Asien, Afrika,Amerika, Australien nach Annegar». Geschichte. Von der Völkerwanderung bis zur Entdeckung Amerikas nach Pütz. tcrstenjak. 3 Stunden. Arithmetik. Rechnen mit allgemeinen Zahlen, Quadrat- und Kubikwurzeln, Permutationen und Combinationcn nach Močnik. Anschauungslehre. Drei-, Vier-, Vielecke, Kreis, deren Umfangs- und Jnhaltsbercchnung. Im 1. Semester Atari). Im 2. Semester Dr. Dnswatd. 3 Stunden. 1. Sem. Mineralogie nach «chubert. Molli). 2. Sem. Naturlehre. Allgemeine it. besondere Eigenschaften, Molekularkräfte, chemische Anziehung nach Baumgartner. Stört). 26 IV. 2 Stunden. Geschickte der Offenbarung des neuen Bundes nach Schumacher; kurzer Abriß der Geschichte der christlichen Kirche nach Siemers. €cr|tcnjok. C Stunden. Tempus- ». Moduslehre, Prosodie im d' Putsche Cacs. boli. gali. I. — IV. Grnncwald. * 4 Stunden. Unregelmäßige Flerioncn, Eonju-gation der Verba in »mi« nach Kühner. Uebcrsctzungcn aus der Chrestomathie von Feldbausch und Tüpfle. Lang. 3 Stunden. Lesen mit Beachtung der Tropen und Figuren, freier Vortrag und Declamatio». Schriftliche Hebungen und Geschäftsaussätze. Lesebuch von Mozart IV. Band. Im 1. Semester Aperka. Im 2. Semester Steiner. 2 Stunden. Combinirt mit der III. Klasse. Terstcnjak. 3 Stunden. Vatcrlandskundc nach A. Schmidl's Lehrbuch, Wien 1850. Geschichte der neueren Zeit nach Pütz. Match. 3 Stunden. Arithmetik. Proportions-Rechnungen, Gleichungen des 1. Grades mit einer Unbekannten nach Močnik. Anschauungslehre. Kreis,Umfangs - und Jnhaltsbercchnung. Stereometrie. Start). Naturlehre. 3 Stunden. Gleichgewicht tu Bewegung, Schalllehre nach Baumgartner. Start). 26 V. 2 Stunden. Die vorchristliche und christliche Offenbarung nach Eonrad Martin I. Theils 1. Hälfte. Mathiaschitsch. 5 Stunden. Livius I. und Auswahl aus II. und III. Ovili. Metamorph. Auswahl. Lang. 4 Stunden. Hom. Ilias I. II. III. 1 — 355. Gramatik nach Kühner. Brnnewald. * 2 Stunden. Lesen mit Hervorhebung stylistischer und ästhetischer Momente, Styl-übungen. Lesebuch von Mozart I. Band für das Obergymnafium. Im 1. Semester Aperka. Im 2. Semester Steiner. 2 Stunden. Wort- und Satzfügung. Lcsebmb Cvetje jugoslavjansko von Ma-čun. i Mathiaschitsch. i 3 Stunden. Alte Geschichte und Geographie nach Pütz. Im 1. Semester Aperka. Im 2. Semester Steiner. 4 Stunden. Algebra: Die 4 Species in algebraischen Ausdrücken, Brüche, Proportionen. Geometrie: Longimctrie tu Planimetrie bis zu den krummen Linien nach Močnik. Start). 4 Stunden. 1. Sem. Mineralogie und Zoologie, beide systematisch nach Burmeister. Gcognosie nach Zippe. 2. Semester. Zoologie und Botanik, systematisch nach Burmeister. Vergleichung des Linneischen Pflanzcn-systcms mit dem natürlichen. Praktische Erläuterung durch Erkur-sionen. Mttlll). 26 VI. 2 Stunden. Katholische Glaubenslehre nach Eonrad Marti» II. Theils, 1. Hälfte. Mathiaschitsch. 6 Stunden. Sallustii Catilina. Cicero in Catil. 1. II. Ili IV. Virgil ii Eclog. I. und III. Aeneis I. II. III. Lang. 4 Stunden. II o m. Ilias I. II. III. VI. IX. Herodot. Ingcndgeschichkc des Cyrus und Auswahl aus den Perscrkftcgen. Lang. 3 Stunden. Erzählende und beschreibende Prosa, Fabeln, epische und lyrische Dichtungen nach I. Mozart Lesebuch I. Band für das Obergymnaflum. Dr. Puff. 2 Stunden. Combinirt mit der V. Klasse. Mathiaschitsch. 3 Stunden. Geschichte des Mittelalters nach Pütz. Dr. Puff 3 Stunden. Algebra: Potenz,Wurzel,Logarithmen, Gleichungen des 1. Grades mit 1 und mehreren Unbekannten, Reductione» algcbraischerAusdrücke Geometrie: Der Kreis, die Linien zwcitcrOrdnnng, dann Trigonometrie nach Močnik. \ Atreinz. 3 Stunden. 1. Sem. Mineralogie, systematisch nach Burmeister. Gcognosie nach SiPPc. Molli). 2. Sem. Physik. Allgemeine Eigenschaften, Zusammensetzung und Zerlegung der Kräfte, Gleichgewicht der Kräfte an Maschinen, Chemie nach Baumgartner. Start). 26 VII 2 Stunden. Katholische Sittenlehre, nach E. Martin II. Theils 2. Hälfte. Mathiaschitsch. 5 Stunden. Cie. orat. pro Archia, et oral, pro ltoscio Am. Virgili! Acn. II. IX., Eci. IV. V. Dr. Dnswatd. 4 Stunden. Sophoclis Antigone; Demosthenes I. und II. Rede für Olynth und I. gegen Philipp. Dr. Dnswatd. 3 Stunden. Größere prosaische und poetische Le-sestückc nach Oltroggc's Lesebuch 3. Cursus. Dr. Puff 2 Stunden. Stil- und Rcdcübungen, Formenlehre der illirischcn Mundart nach Berlist. — Fabeln von Ohrailo-vič. Dann Osman von Gundu-lič I. und X. Gesang. Mathiaschitsch. 3 Stunden. Geschichte der netten Zeit nach Pütz. Dr. Puff 3 Stunden. Algebra: Logarithmen,Gleichungen deS 1. Grades mit 1 und mehreren Unbekannten, unbestimmte Gleichungen des I.Grades, quadratische Gleichungen mit 1 Unbekannten, Progressionen, Combinationslehrc und binomischer Lehrsatz. Geometrie. Trigonometrie und Stereometrie nach Močnik. Atreinz. Physik. 4 Stunden. Allgemeine Eigenschaften, Chemische Verbindung, Gleichgewicht it. Bewegung, Verdünstung, Akustik nach Baumgartner. Strein). 26 VIII. 2 Stunden. Katholische Sittenlehre »ach C. Martin II. Theils 2. Hälfte. Recapitulatio» einiger Parthien der Kirchcngeschichte. Mathiaschitsch. 4 Stunden. Taciti Ann. !.; Germania; Horatii Oilee und Epoii. Auswahl. Sat. I, 1. Epist. I, 2. Director. 4 Stunden. Platonis Apologia und Crito; Sophoclis Electra. | Director. 3 Stunden. Lesen und Erklären von Schiller'S Tell und Göthc's Iphigenie. Dr. Puff 2 Stunden. Combinirt mit der VII. Klasse. Mathiaschitsch. . 3 Stunden. I. Sem. Uebcrsicht der Weltgeschichte. II. Sem. Oesterreich!schc Geschichte und Vaterlandükuitde nach Pütz. Dr. Puff Philosoph Propädeutik. 2 Stunden. Empirische Psychologie, reine und angewandte Logik nach LichtcnfclS. Dr. Dnswatd. Physik. 7 Stunden. Allgemeine Eigenschaften, Chemische Verbindung, Gleichgewicht und Bewegung, Wärme, Verdünstung, Akustik, Magnetismus, Electricität ». Optik nach Baumgartner. Strein). 27 *Nach dessen Beurlaubung Wratscbko. *9lach dessen Bcnrlanbung Wratschko. *Nach dessen Beurlaubung Wratschko. c- r,iH'jfh'i xIt|tytndmti3 Hvn Mrvhn)tz)^PT-jLtz ' 1 5<>»r s^imìdutS) n?: HIUàM U5 tzmurfvirmyG J 3 VA ■ ì mi® um )4»i(JdfdW dr i dirlcfunyi/jdf' .chfiincolS .(hìinhinS : ' .liuifriliy? ts .usdimlS' 4' .indù £ bürt »ifi'jloof. .indulti» !. ,: . ir. utili md lim i M1IÌ33 III, Il liÌ3UUf| »liflùol/- fui ‘ .3 7 '1 3 1 » P II i: Il D 'h"f II !<; ; ,n»iiiiV ,11)1111114' md i.inbiinCT .indurii i. .'7- '■-}■ :0 7»d : .fili 7'«lÌ3ii!)f.HPf -7»p7l|fJ/ UDII pini') ' jj. .i .i. - -K« - - •induini i nlllftf K3Ì'JlIU ,73..|'j'jl))3(, 3»d : lift 'Ji)7'b£ .»'»«'II, I) 'i l,Il »li»(il>37)1' .infilili') li • ir...imi?) .f unii » d i 1 d7 » I n li ■ 1)3,'. un; (-i) 37'lniniinoA dim infii iidfnnV .hixum l. fbriii sli »M .1 olitoti a'imiiiiiooi/l 7 > «it/l .ày!>!>8 .10 "ifnnnS S m). .nidiinlS * .indimi;- S »mt(j xn)inj‘: ,n ..il1; »i '.'m: mW >•■ im I i 7 d l d ni>4 2 .inr,;.innK urui urilM ,rrin iKiimil'. nd nlip»/: . 1 .yii4 «krni fen •: OS .md'jhnir* j<2 , undnuiS C . -i > « iinlf 1 .lì V)lirf! !■: i:; I .; .fifii . .- .v ' 13*) ' . v) infitn: ,nlD ,11'is. 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II / I» 1)111 Nini')tuoi) .indimi£ -, .indimi - I ì» ;d»£ ilJd 11371,IN" 'ni. • ii»'. .filili) dilli liii-f.lixj/ - ' l • • 11! ! ’ I .»iinfiidq/, tb'lT,':' d ; ! ni —»... ... à«ra» »G ìi uj4 .-■•r àUichivii ilìiftlil if ,iG n»!-)'.»!.! -i!'>oil(|-i>d .indimi£ i -oli uiiii.mvii) • I um/, iinii'l' .l'iii'ii'iilV .l-i .1 duri 'iiliO ili»; .V I .lanjid .i .1 lur*. .indiiiilS V .>) 'tirili : 'I»lil3l)i£ • ili'»'Ir,',/. .31 il ri«'. 'ili'i'li. .11 uìlir,5f i»» ini'Iiiri'l' i»,/.ni» n'j'nriiini'j.,» ." .3|l|lìfh'!3fi1l3'bll'i». ii'niG .ìli / : : . ; .md'ir,!;■)•»■' in*(fid -h','/:: .'»1' '1,7'/" fiiiudui bu»''' I,»if»3 .'Iii'/.nl7,i»-/ d r V'' ) G C. Freie Lehrfächer. 1. Steiermärkische Geschichte in der vierten Gymnasialklasse vvrgetragcn von Georg Mall». 2. Kalligraphie. Den Unterricht leitete in 2 wöchentlichen Stunden Adolf Lang. 3. Gesang in 2 Abtheilungen, jede mit 2 wöchentlichen Stunden. Lehrer: Hr. Carl Martini. 4. Zeichnen in 3 wöchentlichen Lehrstunden. Lehrer: Herr Josef Reittcr. v. Frequenz -es Gymnasiums. Anzahl der Schüler nach den einzelnen Klassen. Sum- ma Bon diesen zahlten Schulgeld im ' I. II. I. II. III. IV. V. V,. VII. VIII. Sem. Sem. Zu Anfänge des Schuljahres. 29 27 21 22 24 27 13 14 177 49 131 Am Schluffe des Schuljahres. 21 25 20 22 24 27 14 14 167 Geprüfte Privatschü- ler im I. Sem. 2 2 Bon den Schülern der achten Klasse haben sich neun zur Maturitätsprüfung gemeldet. E. Lehrmittel des Gymnasiums. ^ie Lehrmittelsammlung des Gymnasiums hat während des abgelaufcnen Schuljahres in jedem ihrer Theile belangreichen Zuwachs erhalten. Die Bibliothek wurde um 91 in 200 Heften und Bänden bestehende Werke vermehrt. Mehrere der zugewachsenen Werke wurden als Geschenke von dem h. Ministerium des Unterrichtes cingesandt. Auch von anderen Seiten sind der Bibliothek namhafte Büchcrgeschenke zugegangen. So verdankt das Gymnasium der Groos'schcn Buchhandlung in Karlsruhe Süpfle's lat. Stilübungen, Hrn. Buchhändler H e ß e in Gratz eine Spende von neun Werken, darunter Sporschil's große Chronik, Scholz's Physik, im Ganzen 18 Bände; endlich dem hiesigen Commissions - Buchhändler Hrn. Ant. Fc rl in z scn. Grimm's deutsche Mythologie, Wols's lat. Uebersetzung dreier Dialogen des Plato und Grysar's lat. Stilübungen. Durch Anschaffungen thcils aus dem systemisirtcn jährlichen Bibliothekspanschale von 50 fl., theils aus der für 1852 eingezahlten Rate der von der Stadtgcmeinde.znm Ankaufe und zur Vermehrung der Lehrmittel des Gymnasiums bestimmten Summe von 3000 fl. CM. wurde die Bibliothek mit Jacobs' vermischten Schriften, mit Göthe's, Schillcr's und Jean Paul's vollständigen Werken in den neuesten Original-Ausgaben, mit Hermann's griechischen Antiquitäten, Becker'S Gallus, Qncnstedt's Petresaktenkunde, Licbig's chemischen Briefen und mit noch vielen ändern wissenschaftlichen Werken über die einzelnen Fächer des Gymnasialnntcrrichtcs bereichert. Zur Erweiterung der Schülcrbibliothek wurden von dem Gymnasialschüler Baron Mar von Rast Diclitz's Skizzenbuch, Campe's Entdeckung von Amerika, Roß's Entdeckungsreisen geschenkt und aus den von den Schülern der sämmtlichcn Klassen geleisteten freiwilligen Beiträgen, die sich auf 23 fl. 13 kr. CM. beliefen, mit Zuhülfcnahme eines Betrages aus den zu Anfänge des Schuljahres cingcho-benen Aufnahmstaren Schüdlcr's Buch der Natur, Schnbcrt's Spiegel der Statur, Bäßler's Heldensagen des MittclalterS, Becker'S Erzählungen aus der alten Welt, Ricbter's Reisebcschreibungen nebst mehreren anderen Jugendschristen zusammen 28 Bände und Hvlle'S Schulwandkarte von Palästina angekauft. Die Mineraliensammlung wurde vermehrt durch eine aus 250 Erzstufen aller steiermärkischen Bergwerke bestehenden Spende des Herrn Kameralkommiffärs Koß. Der Lehrer der Naturgeschichte Profcßor Mal ly vervollständigte die im vorigen Jahre angelegte Sammlung von Pflanzen Untersteicrmarks. Der physikalische Erperimental - Apparat wurde um 32 Stücke vermehrt, worunter eine Win-tcr'sche Elcctrisir - Maschine mit 25;ölligcr Scheibe und IG Zoll Funkenlänge, eine große Leidnerflasckc zum Drahtschmclzen, ein Lane'schcs Zerlcgglas, ein Papierballon - Electroscop, dann ein Plößlischcs Prisma zur Darstellung der Fraunhofer'schen Linien, ein Sertant zur genauen Zeitbestimmung, eine Stoßmaschine, Stampfers stroboskopische Scheiben, Hcrvnsball, Heronsbrunnen, Zanberbechrr, Zanbcr-trichter, Springbrunnen, Mohs'sches Gcwichtsarcomekcr rc. Die Chemikalien wurden schon im vergangenen Jahre in einem abgesonderten Lokale aufbewahrt, weil ihr Zusammensein mit den ändern physikalischen Apparaten nicht rathsam erscheint. Dieses Lokale erhielt nun zu Anfang des Schuljahres die feste Bestimmung eines chemischen Laboratoriums, und wurde mit einem Kostenanfwande von 660 fl. CM. entsprechend vergrößert und vollständig adap-tirt. Es enthält nun einen chemischen Herd mit zwei Redtenbacher'schen Korböfen, der Heitzblatte, dem Wafferbade und einer Destillations-Vorrichtung mit Liebig'schem Kühler, einen großen Gasbehälter nebst vielen ändern zum chemischen Hausrathe gehörigen Gegenständen, dann größere Mengen der gebräuchlichsten Säuren, Basen und Salze, mancherlei chemische Präparate und Stoffe re. Um die Bereicherung der physikalischen Lehrmittelsammlung haben sich theils durch Geschenke, ihtite durch besonders ersprießliche Mühewaltung die Herren Dr. Schcnzl, von Planner, Dr. Trann, Bankasari, Domning und Erhart verdient gemacht. Deu mathematischen Unterricht förderte die Anschaffung neuer Schnltafeln in allen acht Klassen; zudem erhielt noch jede Klasse eine Tafelreißschienc, ein Handlineal, zwei Parallellineale, Zirkel, Transporteur zum Tafelgebranche und einen Maß stab mit Wiener und neufranzösischer Eintheilnng. Zur Darstellung der Kegelfchnittslinien dienen ein Ellipsen-, ein Hyperbel- und ei» Para bellineal. Die durch Professor Streiuz zum Behufe der Darstellung beim Unterrichte in der Stereometrie hergestellte Modellen saimnluug wurde tu diesem Jahre wieder um 23 Stücke vermehrt, so daß sie gegenwärtig 73 verschiedene Formen zählt. F. Unterstützung dürftiger Studirender. ®er im vorigen Jahre in Folge einer vom Lehrkörper ansgegangenen Einladung gebildete llnterstüt-zungsverein für dürftige Gyinnasialschüler hat mit dein Anfänge des abgelaufeneu Schuljahres seine Wirksamkeit begonnen. Die beiden Religionslehrer, durch bereit Vermittlung jedem beigetretenen Mit-gliede Ein Exemplar der gedruckten Statuten zngefertigt wurde, ließen cs als Vcreinsleiter sich angelegen sein, die Bedürfniße unterstützungswürdiger Gymnasialschüler zu erforsche» und nach Maßgabe der erkannten Dürftigkeit und im Verhältniße zu den vorhandenen Geldmitteln die nöthige Unterstützung zu gewähren. Daß dabei die Deckung solcher Bedürfniße, durch bereit Befriedigung ein gedeihlicher Fortgang in den Studien bedingt wird, vor anderen Bedürfniße» bie gebührcnbc Berücksichtigung fflitb, liegt in ber Natur ber Sache, in beut Zwecke bes Vereines. Daburch erklärt sich bie unten ausgewiesene Höhe bes für Lehr- und Hülfsbücher verausgabten Betrages. Da nun von diesen zur Benützung für dürftige Schüler im nächstfolgenden Schuljabre bereits ciit bedeutender Vorrath vorhanden ist, und mithin die Nothweudigkeit wegfällt, alle zur Erreichung des Vereiuszweckes erforderlichen Lehrmittel neu anzuschaffen; da ferner der Entrichtung mehrerer für das laufenbe Jahr noch rückstänbiger Gelbbeiträge entgegengefeben werden darf: so läßt sich bei dem 3 Umstande, daß dem unken ausgewiesenen Kassareste durch die für das Jahr 1853 eingehenden Beiträge der Mitglieder eine nicht unbedeutende Verwendungssumme zuwachse» wird, mit Zuversicht erwarten, der Verein werde in den Stand gesetzt werden, auf Grundlage der im ersten Jahre seiner Wirksamkeit gewonnenen Erfahrungen in allen Richtungen, die er sich als Zweck seines Wirkens gesetzt hat, seine Thätigkeit in ausgedehnterer Weise zu entwickeln und unterstützungswürdigcn Gymnasialschülern in Bc-dürfnißen jeder Art, wenn diese als begründet erkannt werden, nach Maßgabe der ihm zu Gebote stehenden Geldmittel wohlthnend unter die Arme zu greifen. Der dicßjährige Rechnungsabschluß weiset folgendes Resultat aus. Von mehr als 160 Mitgliedern sind seit der Gründung des Vereines bis 18. Juli d. I. an wohlthätigen Beiträgen eingczahlt worden . . . . 413 fl. C. M. Davon wurden 34 Schüler mit dem nothwendigen Lehr- und Hülfs-büchern, so wie mit Schreibmaterialien unterstützt im Gesammt-betrage von ...... . 178 fl. 42 kr. Die Mictagskost erhielten vier arme Sckmlcr mit einer Ausgabe von 99 ,, 28$ ,, Mit Beschuhung und Kleidung wurden 8 Schüler unterstützt im Ge- sammtbetrage von , . . . . . 31 ,* 36 ,, In Krankheitsfällen erhielten fünf Schüler Unterstützung mit . 27 ,, 57 ,, Zusammen 337 fl. 53$ ft. Somit verbleibt zur Verwendung im Jahre 1853 ein Empfangsrest von 75 fl. 6$ kr. Den sämmtlichen Mitgliedern des Unterstützungsvcreincs, so wie den vielen wohlthätigen Familien der Stadt, die auch im abgelaufenen Schuljahre dürftigen Gymnasialschülern wcrkthätige Unterstützung angcdeihcn ließen, endlich allen oben namentlich angeführten Gönnern und Freunden des Gymnasiums, die durch Spenden nützlicher Lehrbehclfc oder durch ersprießliche Mühewaltung sich um die Forderung der Uuterrichtszwccke verdient gemacht haben, wird hiemit öffentlich der verbindlichste Dank ausgesprochen. G. Veyeichniß einiger den Schülern der drei obersten Klassen zu schriftlicher Dearbeitnng in deutscher Sprache gegebenen Themata. In der 8. Klasse. 1. Welche Völker der alten Welt hatten in ihrem Religionswescn, in ihrer Volkscintheilung und Regierungöfvrm die größte Aehnlichkeit, welche von ihnen zeichneten sich durch Kultur am meisten aus und wie? 2. Welchen Einfluß hatte die dorische Wauderuilg auf Griechenland In Bezug auf die Verfassung und die Geschichte im Allgemeinen. 3. Wie bereitet der erste Akt in Schiller's Tell bereits die Katastrophe vor, warum sprechen die Aeußerungen des Hirten, Jägers und Fischers besonders an? 4. Welcher Grundgedanken spricht Schiller in seiner Dichtung: Pegasus im Joche aus? 5. Welchen Städten verhalf ihre Lage am Meere zu einem bedeutenden Einfluße auf die Weltgeschichte? 6. Wurde Sokrates mit Recht zum Giftbecher verurthcilt? 9tnch Plato's Apologie. 7. Welche Gründe stellte Sokrates dem Rathe seiner Freunde, aus dem Kerker zu entfliehen, entgegen? Nach Plato's Krito. 8. Das Lob der goldenen Mittclstraße. Rede nach Horazens Ode an Licinius. In der 7. Klasse. 1. Unter welchen Kaisern gelangte Deutschland zur größten Ausdehnung, welche Ereignisse führten seine'spätere Schwäche bis zum Kaiser Marimilian I. herbei? 2. Warum ist die Episode im 2. Buche der Aeneis über Laokoons Schicksal so sehr ergreifend und welchen Einfluß hatte sie auf das Geschick von Troja? 3. Welche Wichtigkeit hatten die Orakel für die alten Griechen? 4. Der doppelte Schwur der Besserung von Jean Paul ist nach Inhalt und Form zu erläutern, besonders in Bezug auf das Charakteristische der Schreibart des Verfassers. 5. In einer Rede ist die Vertheidigung des Winters mit der Aufzählung seiner Annehmlichkeiten in leichtem und gewandtem Style zu geben. 6. Das Lob des Pfluges. Versuch einer didaktischen Rede nach Schiller's bekanntem Räthsel. 7. Durch welche Mittel wälzt Cicero in der Rede pro Roscio Amerino den auf seinem Klienten ruhenden Verdacht auf die Ankläger zurück? 8. Aus welchen Ursachen erhielt Ludwig XIV. von Frankreich den Namen des Großen, und aus welchen Gründen wurde dieser mit vollerem Rechte dem Kaiser Rudolf von Habsburg gegeben? In der G. Klasse. 1. Brief eines Studierenden au einen Freund über die Erlebnisse einer Ferienrcisc, über die gesehenen Merkwürdigkeiten, über die Eindrücke, die auf ihn fremde Gegenstände und fremde Menschen gemacht haben. 2. Welche Umstände bewogen den Catilina, sich gegen sein Vaterland zu verschworen, welches sind die Charaktere der Häupter der Verschwörung, wodurch wurde ihr Unternehmen für Rom gefährlich, und wer bestrebte sich am meisten, dieses Unternehmen zu vereiteln? Nach Sallust. 3. Welchen Zweck will Cäsar, welchen Cato, jeder durch seine Rede gegen die catilinarische Verschwörung erreichen, was läßt sich aus ihren Reden auf die Charaktere beider Männer schließen? Nach Sallust. 4. Versuch einer Rede, in welcher Cicero gegen den Vorwurf, als hätte er weniger Muth gehabt, als andere Römer seiner Zeit, gerechtfertigt wird. Die scheinbaren Gründe des Vorwurfs sind aus der Geschichte, die Beweise für seinen Muth aus seiner ersten catil. Rede zu nehmen. 5. Versuch einer Rede, durch welche Cäsar sein Heer ermuntert, den Rubikon zu überschreiten und gegen Rom vorznrücken. VISOKOŠOLSKA IN STUDIJSKA KNJIŽNICA MARIBOR - 20 — H lì 3 6 5 ' ti. Antwort des Achilles an die Gesandtschaft des Agamemn Homer's Ilias. 7. Achnlichkeit iit der Jngendgeschichte des Romulus und Eyrus. 8. Welche Theiluahme zeigten die Griechen für ihre asiatischen Stammgenoffen zur Zeit des Da-riuS; finden wir ähnliche Sympathie für Ausgewanderte in der alten und mittleren Geschichte? Der erste Theil der Aufgabe nach Herodot. H. Veyeichniß -er wichtigeren Verordnungen des h. K. K. Unterrichtsministeriums, die im Laufe des Schuljahres an das Gymnasium ergangen find. 1. Hoher Erlaß vom 29. August 1851 Z. 7968 die Begründung der Anträge zur Ausschließung eines Schülers von sämmtlichen Lehranstalten der Monarchie betreffend. 2. Hoher Erlaß vom 25. November 1851 Z. 11727, nach welchem die Lehrkörper angewiesen werden, bei Prüfungen von Privatschülern sich im geeigneten Wege von der Identität der Person zu überzeugen. 3. Hoher Erlaß vom 27. November 1851 Z. 11237 über die Dauer der Herbstferien nach dem Schluße des Schuljahres 1852. 4. Hoher Erlaß vom 1. Jänner 1852. Z. 12912, womit der Betrag des Schulgeldes an Gymnasien festgesetzt «nb der Vorgang bei Zngestehnng der Befreiung vom Schulgelde geregelt wird. 5. Hoher Erlaß vom 1. Februar 1852 Z. 1373 betreffend die Abhaltung der dießjährigen Ma turitätsprüsnugen. 6. Hoher Erlaß vom 20. März 1852 Z. 2729, wornach die Abhaltung der dreitägigen Andachtsübungen in der Eharwoche an katholischen Gymnasien ausgetragen wird. 7. Hoher Erlaß vom 30. März 1852 Z. 2077, wornach Ellendt's lat. Lesebuch außer Gebrauch gesetzt und dafür Schiuuagl's lat. Elementarbuch für die 2. Gymnasialklasse empfohlen wird. 8. Hoher Erlaß vom 16. Mal 1852 Z. 4858 über die in der Behandlung der Unterrichts- oder Muttersprache von den Gymnasiallehrern einznhalteude Richtung. Die Herbstferien dauern vom 1. August bis 15. September. , Das Schuljahr 1852/53 wird am 16. September beginne» ; die Aufnahme der Schüler findet am 13. 14. und 15. September Statt. Marburg am 24. Juli 1852. Johann Kurz, provisorischer Director. fijL.H'tyt.r bei Gelegenheit der össentlicheu Verkeilung der Schulpreisc am k. k. Gymnasium zu Marburg r&n am 29. Juli 1852 gehalten von dem provisorischen k. k. Direktor :4 Johann Kurz. A\ mm. aff- r Vorbemerkung. Dci der Abhaltung der nachstehenden Rede hatte ich durchaus nicht die Absicht, dieselbe je durch den Druck zu veröffentlichen. Indessen von mehreren Seiten zur Herausgabe derselben aufgefordert, willfahre ich diesem Verlangen mit dem Wunsche, daß die bei einem feierlichen Schulakte ausgesprochenen Gedanken dazu beitragen mögen, dem leider nur zu oft verkannten Werthe der Gymnasialbildung in einem weiteren Kreise mehr Geltung und Anerkennung zu verschaffen. Johann Kurz. Gedruckt bei I. C. Janschitz. Hochverehrte Anwesende! 3um zweiten Male begeht heute unsere Lehranstalt nach ihrer Vervollständigung zu einem acht-Hastigen Gymnasium die Feierlichkeit der öffentlichen Vcrtheilung der Schulpreise an würdige Schüler, und so Viele der achtbarsten Bewohner unserer Stadt haben sich in diesen Räumen versammelt, um durch ihre schätzbare Gegenwart das anspruchslose Erntefest der studierenden Jugend zu vcrscMucm und ihre rege Thcilnahmc an den Zuständen dieser Lehranstalt kund zu geben. Diese erfreuliche Wahrnehmung einer so unverkennbaren Thcilnahmc an dem Gedeihen des Gym-nasialuutcrrichtcs mag cs daher rechtfertigen, wenn gegen die frühere Gewohnheit an dieser Stätte ich im Namen meiner Amtsgenostcn das Wort ergreife und mir erlaube, Ihre Aufmerksamkeit, hochverehrte Anwesende, für den ungeschmückten Vortrag über das Wirken der Schule in seiner Wichtigkeit und Aürde auf wenige Augenblicke in Anspruch zu nehmen. Wer immer über Zweck und Wesen des Jngcudnntcrrichtcs reiflich nachzudenken ver- . mag, der wird uns Lehrern beipflichten, wenn wir die Behauptung aufstcllcn: Das Wirken der Schule ist eine Aussaat für das ganze Leben, für eine über dasselbe hinausreichcnde Dauer, nicht bloß für die flüchtigen Jahre der Jugendzeit. Aber, was berechtiget uns denn, dürfte man fragen, zu so großen Erwartungen? Wie darf der Sohn der vergänglichen Stunde, hier, wo Alles dem Wechsel unterworfen ist, auf einem Schauplätze, wo zuletzt Nationen und Staaten spurlos verschwinden — wie darf man hier so stolze Hoffnungen hegen? Wird nicht, gleich der Furche, die ein Schiff über das Meer dahin zieht, im Strome der Zeiten völlig verschwinden jede Spur unseres WirkcnS? Auf diese Fragen und Zweifel haben wir nur die Eint Antwort: Wir arbeiten für den Geist, für den unsterblichen Bcstandthcil unseres Wesens. lüflS der Lehrer ausstreuet und pflanzet, WAS der Schüler aufnimmt und sich ancignct: im Geiste muß es hofltN und Wurzel treiben, wenn rechter Art ist der Gebenden und Nehmende» vereinte Wirksamkeit. Zwar fällt manches Samenkorn auf dürren und unempfänglichen Boden — selbst in dein ergiebigen wird nicht jede Pflanze gleich tief gesenkt und ausgenommen; — auch fehlt cö nicht an Feinden, die Unkraut pflanzen unter den Weitzen, noch an solchen, die mit frevelnder Hand rauben, was an der Oberfläche noch lose gewnrzelt stand: aber dennoch fehlt es in keiner Schule an empfänglichen Seelen, dennoch ist nur bei Wenigen der Geistesboden so selsenhart, daß nicht des treuen Arbeiters Mühe einigermaßen belohnt werden, und, wenn mich spärlich, doch hie und da ein Frnchthalm hervorjprossen sollte. Auf keinen Fall aber kann jener Einwurf die Wahrheit des Satzes umstoßen, daß der Schule Wirken eindringe in den Geist: denn wo dieß nicht geschähe, da wäre nur ein wesenloses Schattenbild der Schule — eine wirkliche Schule aber nicht. Mit dem Worte Geist umfasse ich die Gesammtheit der edleren Kräfte und Anlagen — die ganze höhere Natur des Menschen — nicht bloß seine Verstandesfähigkeiten — auch die edleren Gefühle, wie für das Schöne in der freien Kunst, so für das Sittliche in dem Charakter der Menschheit und für die erhabenen Gegenstände religiöser Anbetung, endlich auch die wahrhaft göttliche, der Sinnlichkeit gebietende Kraft des Willens. Auf den Geist wirken hieße also: der Erkennt»iß ficht und Umfang geben, dem Gefühle VercdlvNg, Innigkeit und Stärkt, dem Willen eine feste Nichtnng ans das Gote. Das vereinigte Streben der Lehrer soll keinen ändern Zweck haben, als der ihrer Leitung anvertrauten Jugend diese edelsten Güter der Menschheit zu erwerben, zu wahren und sicher zu stellen. Dieses Streben wird allerdings auch mächtig gefördert durch den guten Willen der Aeltern. Au die häusliche Erziehung reiht sich ja die öffentliche in den Schulen. Beide müssen daher im Einklänge wirken, wenn Gutes erzielt wecden soll. Es leuchtet also von selbst ein, daß jede wohleingerichtete, mit treuen und fähigen Lehrern versehene Schule in reichlichem Maße den Segen geistiger Früchte ernten müsse, wenn nur der Schüler selbstthätig cingreist in das Geschäft seiner Bildung, wenn er das Mitgetheilte eben so willig hinnimmt, als kräftig verarbeitet und iti sein geistiges Eigenthnm verwandelt — und endlich wenn Aeltern und Pfleger der Schüler wenigstens nicht störend und hemmend ein- wirken. Ist nicht alles, was die Schüler hier lesen, üben, hören und ansarbeiten, theils als Mittel zum leichtern Erwerb tieferer Wissenschaft, theils an sich, und als llebnng ihrer Seelenkräfte, auf jene vereinigten Zwecke mit Weisheit berechnet? Vergeht wohl ein Tag, an welchem der redlich wollende Schüler sich nicht sagen könnte: Dieses habe ich zugelernt, JeneS ist mir deutlicher geworden? — Demi wird nicht die Seele der Schüler vorerst erhoben durch die beseligende Lehre des Christenthums — das Licht des Himmels — bestimmt, den vielfach verschlnnge neu Pfad unseres Lebens zu erleuchten und das Herz zum Uebersiunlichen zu lenken? Wird nicht ihr Geist genährt durch die vertrautere Bekanntschaft mit jenen Weisen und Rednern, mit jenen Geschichtschreibern und Dichtern der alten Welt, deren Meisterwerke »och heute, nach Jahrbuiider-ken, i» unsterblicher Fülle, in unvergänglicher Kraft und Schönheit glänzen V Wer mir mit nicht verwöhntem Geschmackc zur Lesung der Alten schreitet, wer mit sinnigem Ernste einzudringen sucht in den Geist und Zusammenhang des Gelesenen, den wird hier gemütbliche Einfachheit, dort gedrängte kraftvolle Kürze und prnnklose Darstellung mächtig anziché», und seine» inneren Sinn für Ebenmaß und höhere Schonbeit der Rede empfänglicher machen, dessen Gemütb wird sich erhoben und zur Nachahmung begeistert fühlen, wenn ihm in den klassischen Werken von Hellas und Latium die erhabensten Muster hochherziger Vaterlandsliebe, muthiger Todesverachtung, edler Großmuth und Selbstbeherrschung zum Anschauen vorgeführt werden. Was soll ich sagen von der lDcltgcfd)id)tt, dieser ergiebigen Quelle der mannigfaltigsten Belehrungen? Wie erweitert sie den Blick über die Gränzen des Alltagslebens! Welch ein Helles Licht wirst sie auf die großen Begebenheiten der neuern Zeit! Wie entwöhnt sie unfern Geist von der kindischen Bewunderung dessen, was nur den Anschein der Neuheit hat! Hier sehen wir Staaten anfblühen, höher und höher steigen, und vom stolzen Gipfel der Macht hier lang- sam, dort sählings durch Uebermuth hinabgeworfen; dort sehen wir der Künste und Wissenschaften Ursprung und Fortschrcitcn, Hemmung und Untergang — sehen Weise, Gesetzgeber und Helden durch überlegene Einsicht und Energie des Muthes schaffen, Herstellen und behaupten, was der Menschheit theuer ist; sehen aber auch GvttcS strafendes Gericht den Frevler dcmüthigcn nnd dem Reiche des Bösen eine Gränze setzen. Es wäre nnnöthig zu beweisen, wie das mathematische iUifltn durch strenge nnd bündige Schlnßsolgcn, durch ununterbrochen erforderliche Aufmerksamkeit das Denkvermögen der Schüler schärft; wie die Uatllrwiffcnschastkll durch ihren Stoff die Nothwendigkcit und Wahrheit einer nach höheren Gesetzen eingerichteten Wcltordnung in und an den sinnlich wahrnehmbaren Dingen, die uns im Raume umgeben, mit einer Klarheit und Bestimmtheit Nachweisen, welche die Stärke dcö menschlichen Geistes beurkundet, uns entzückt und in Erstaunen setzt; wie endlich die Erdkunde den beschränkten Gesichtskreis der Jugend über die engen Gränzen der Heinrath hinaus erweitert und sic selbst allmälig in den fernsten Wcltgcgendcn heimisch macht. Dieses also, geliebte Zöglinge dieser Lehranstalt, sind die Segnungen, die ihnen der Gymnasialnntcrricht als daS herrlichste Mitgift für das ganze Leben gewährt! Sie fühlen cs gewiß, wie das ganze Wirken der Schule auf den Geist, auf Erleuchtung des Verstandes, auf Erhebung nnd Veredlung des Gefühls, auf Befestigung des Willens im Guten berechnet ist. Selbst die Gewöhnung an der Schule Zucht und Ordnung, die Achtung für das Gesetz und jede billige Forderung Zhrcr Lehrer, so wie das Band der Liebe, welches Sie mit uns nnd Ihren Mitschülern zu dem edelsten Zwecke der Menschheit verbindet, und Ihr gegenseitiger Wetteifer im Guten — Alles ist auf Ihres Geistes Bildung und auf die Gestaltung Ihres Eharakters berechnet. Nur benützen nnd ergreifen müssen Sic, was Ihnen gcbothcn wird; ftlbft die Hand bieten denen, die zu einer lichteren Höhe Sie yinanfzuzichcn berufen nnd entschlossen sind, und nie vergessen, daß von vcrkinigtcr Wirksamkeit der Lehrer und Scküler die Rede war. Freudig und bereitwillig muß Ihr Gehorsam, angestrengt und von Lerneifer beseelt Ihr Nachdenken in den Lehrstunden, wohlgeordnet Ibr Privatflciß, enthaltsam und züchtig Ihr Leben außer der Schule sein. Den wichtigsten Beitrag zu Ihrer Bildung erwarten wir von Ibnen Selbst. Denn auch bei scheinbarer Aufmerksamkeit kann dock' innere Gedankenzerstreuung, bei dem ordentlichsten Schulbesuche doch Unlust und Abneigung im Gemüthe vorherrschen, bei scheinbar geregelter Pflichttreue doch Täuschung nnd gefährlicher Selbstbetrug Statt finden. Beugen kann vielleicht der Lehrer den Willen; äußere Gesetzmäßigkeit erzwingen durch Handhabung einer strtNgkN Disciplin; auch anregen und ermuntern durch Vaterworre den Trägen, durch Lob und Beifall den Ehrlieben-dcit : aber geben den Willen, wo er fehlt, htrvorMbtril in einem für Wissenschaft unempfänglichen oder ihr abgeneigten Gemüthe jenen glühenden Trieb für Wahrbeit und Selbftveredlnng, also gerade daS Höchste und Allen Zuverlässige — das vermag keine Rede, kein Gesetz, kein Bei- spiel, keine Belohnung noch Strafe. — Ermannet sich aber Ihr Wille, beseelet Sie dieser Trieb, thun Sic nach Kräften das Ihrige: dann können Sie der unvergänglichen Dauer und Wirkung des mit solchem Sinne in den Geist Aufgenommrnen gewiß fein. Ich kann nicht abbrechen, ohne noch einige Worte insbesondere an bit Schüler unseres Gymnasiums zu richten, für die sich in wenigen Tagen nach bestandener Prüfung der Reife die Scknle schließt, und bald die Schranken der akademischen Laufbahn aufrhun werden. Bedenken Sie, geliebte Jünglinge, daß Sie der wichtigsten Periode Ihrer geistigen und sittliche» Entwicklung entgegengehen. Denn Sie treten auf bit Stuft, wo Sie eines Theils die Saat der hier empfangene» Bildung sollen Früchte tragen lassen, anderen Theils das veränderte Ziel einer neuen unmittelbar auf die praktische Lcbcilsstellung gerichteten Bildung vor Augen haben sollen. Sie treten aber zugleich in eine Welt ein, in der durch die Vereinigung der mannigfaltigsten Stoffe und Bestrebungen das Wogen nnh Treiben eines weit bewegteren und lanteren Lebens herrscht, als in dem stillen Kreise, der sie bisher umfing; Sie treten ein in diese Welt in einem Alter, in welchem der ijJunct am schwersten erkannt wird, wo die beiden Wege der Tugend und des Lasters auseinander gehen. Vernehmen Sic daher, die srenndlichen Mahnungen, die Ihnen die Schule, Ihre bisherige geistige Pflegerin, zum Abschiede zürnst. Zeigen Sie sich stets eifrig itttb wacker iu dem Werke Ihrer Studien, in den Bemühungen um Ihre wissenschaftliche Ausbildung und sittliche Veredlung; bekämpfen Sie mit aller Macht die Feinde der in Ihrer neuen Bildungssphäre so nothwenbigen Beharrlichkeit: den Unfleiß, die Liebe zur Bequemlichkeit und die Neigung zu äußeren Zerstreuungen, damit Sie sich tüchtig machen zur Erfüllung des Bernfes, in welchem Sie für das Glück des Vaterlandes, für das Wohl der Menschheit künftig wirken und leben sollen. Aber nicht bloß Ihre wissenschaftliche Ausbildung lassen Sic sich angelegen sein, son» dem erhalten Sic auch den Sinn für Religion und Sittlichkeit in Ihrer Brust lebendig; bilden Sie ferner Ihr sittliches Gefühl und dadurch Ihren Charakter immer mehr aus, daß er nur das anerkannte Bessere festhält, ohne sich durch daS Beispiel ober die VersührnngSkünste leichtsinniger Jünglinge Ihres Alters vom rechten Wege verlocken und ablenken zu lassen. Bewahren Sie endlich der Lehranstalt, an der, den Lehrern, unter dttien Sie den Grund zu Ihrer geistigen Bildung gelegt, eilte dankbare Erinnerung und setzen Sie Ihren Ruhm und Ihre' Ehre darein, Ihren jüngeren hier znrückbleibenden Studiengenossen, die denselben Weg zu wandeln berufe» sind, ein vorleuchteudes Muster der Nachahmung zu werden. Auf den Vortrag der vorstehenden Rede folgte ein Vefnngstück und sofort die Preifevertheitung, die durch folgende Worte eingeteitet wurde. SBelche leitende Grundsätze bei der Erthcilnng des Unterrichtes und in der Handhabung der Disciplin dem Lehrkörper zur Richtschnur dienten, dürste aus dem Inhalte meines so eben gehaltenen Vortrages nicht schwer zu entnehmen sein. Ich darf die erfreuliche Bemerkung nicht unterdrücken, daß das Streben des Lehrkörpers, der ihm gestellten Aufgabe in wissenschaftlicher Hinsicht den vom h. Unterrichtsministerium erlassenen Vorschriften gemäß zu genügen, auch im abgclaufcncn Studienjahre wesentlich gefördert wurde durch die großmüthige Gcldunterstütznng, welche die Bürgerschaft dem Gymnasium in drei Jahresraten zuzuwenden sich verpflichtet hat. Dadurch wurde es möglich, die bereits vorhandene Sammlung von Lehrmitteln durch die Anschaffung neuer in einer Weise zu vermehren, wie sic der Zweck des erweiterten tGymnasialnnrcrrichtcs erheischt. Genehmigen Sie daher, hochverehrter Herr Bürgermeister, die? ««geheuchelte Versicherung, daß den hohen Verdiensten, die Sic als Vorstand der Gemeinde slckf'hm den höheren Aufschwung des Gymnasiums erworben haben, in den Herzen der Lehrer und Schüler die dankbarste Anerkennung gesickert ist, und erlauben Sie mir zugleich, Sie zum Hinterbringer des Dankes machen zu dürfen, den ich für die rühmliche Bereitwilligkeit, womit die Stadtgcmeinde der vou ihr bezüglich des Gymnasiums übernommenen Verpflichtung nachkommt, im Namen der Lehranstalt hier öffentlich ansznsprechcn mich gedrungen fühle. — Eine nicht minder erfreuliche Thatsache erblickt der Lehrkörper tu den günstigen Erfolgen des Unterrichtes und der Disciplin, durch die sein mühevolles Wirken auch im abgclau-fenen Schuljahre belohnt ward. Jede der acht Gymnasialklaffcn hat Schüler aufzuwciscn, die durch regen Eifer den gesteigerten Forderungen des Unterrichtes Genüge geleistet und durch Unbescholtenheit der Sitten auf anerkennenden Beifall gerechten Anspruch erworben haben. In der achten Gvmnasialklasse verdienen Wurz er Mathias, Mund a Franz und Zank Mathias; in der siebenten Klasse Traun Ludwig, Hrovath Blasius, Sima Lukas, Drcvensckegg Lorenz und Kürbos Mathias als die vorzüglichsten Schüler bezeichnet zu werden. Wenn jedoch die Bcthcilnng mit Schulpreisen nickt ebenfalls auf einige der genannten Schüler der beiden obersten Klassen ausgedehnt wird, so liegt der Grund davon in dem Umstande, daß der in früherer Zeit nur für das sechsklaffigc Gymnasium zur Anschaffung geeigneter Prämienbücher systcmisirte Betrag bisher nock keine entsprechende Erhöhung erfahren hat. Empfangen also diejenigen Sckülcr der übrigen Klassen, deren Namen ich verlesen werde, aus den Händen des Herrn Kreispräsidenten, der unsere heutige Feierlichkeit mit seiner Gegenwart zu beehren die Güte hat, die Ihrem beharrlichen Kleiße und Ihrer lobcnswerthcn Sittlichkeit zuerkannten Schulprcise. In der VI. Gymikasialklasse haben sich ein gemacht: 1.) Tischler Ignaz. 2.) Rodoschegg Jos Diesen sind zunächst gekommen: Hartnagl $ Georg und Hektisch Josef. In der V. Klasse haben auf Belohnung Anspruch: 1.) Schütz Carl. 2.) Baron Rast Maximilian. 3.) Viltschnig Mathias. Diesen reihen sich zunächst an: Fast Josef, Schumann Josef, Lielcgg Johann, Re sch egg Georg, Ulbing Josef und Nemctz Valentin. In der IV. Klasse verdienen belohnt zu werden: 1.) Blöder Alois. 2.) Schni-daritsch Anton. Diesen sind zunächst gekommen : Stainko Ant., Graf Franz u. Kmetitsch Friedr. In'der III. Klasse wurden eines Schulpreises würdig befunden: 1.) Susch-n i g g' Franz. 2.) Bauman n Ferdinand. Diesen ist zunächst gekommen: v. Planncr Viktor. In der II. Klasse haben sich einer Belohnung würdig gemacht: 1.) Pajk Jo- hann. 2.) Reybauer Albert. Diesel? stehen zunächstri>gl Hermann, Trainpusch Karl, Hribar Karl, Wagner Georg, Senekovitsch Martin und Steiner Franz. In der I. Klasse verdienen belohnt zu werden: 1.) Gottscher Friedrich. 2.) Gessel Vincenz. Diesen kommen zunächst: Bresnigg Ant., Schmid Siegs, u. Steinbeis Jakob. Wie in früheren Jahren, eben so wurde auch im abgelaufenen Studienjahre die vaterländische Geschichte als außerordentlicher llnterrichtsgcgenstand behandelt. Der uneigennützigen Thätigkcit des Herrn Professors Malli) gebührt das Vcrdinst, die Schüler der 4. Gymnasialklaffc in abgesonderten historischen Vorträgen mit den Geschicken der Steiermark bekannt gemacht und so in die jugendlichen Herzen den Keim gepflanzt zu haben, aus dem sich die schöne Frucht echter Vaterlandsliebe zu entwickeln vermag. Dreizehn Schüler der Klasse haben sich der Prüfung unterzogen ; alle sind rühmlich bestände . " Für die hohe Bedeut : g des Studiums der vaterländischen Geschichte spricht schon der Umstand, daß die Herren " tändc auf Anregung des Herrn Archivars Wartinger sich bewogen fühlte», eigene Preismeda-len für jene Gymnasialschüler zu stiften, die aus demselben die Prüfung mit Auszeichnung be,landen haben. Für das abgelaufcne Schuljahr sind, was bisher noch niemals der Fg^ ^enLscn,?'dem hiesigen Gymnasium zwei Medaillen — wovon die Eine auf Herrn Warting, i Verwendung mit silberner Kette versehen — zur Verfügung gestellt worden. Mit diesen verdienen belohnt zu werden: I.)1' Koren Mathias. 2.) Blöder Alois. Eines außerordentlichen dritten Preises hat sich würdig gemacht: Graf Franz. VISOKOŠOLSKA IN ŠTUDIJSKA KNJIŽNICA MARIBOR Ü365 1fon /»Ati