Katholische Miffionezeitfchrift öer Missionäre Söhne öee hist. Herzens Jesu Stern Nummer 3 — Juli 1940 43. Jahrgang dtrTlcger Zum Titelbild: Auch der Medizinmann modernisiert fiel). — Seine Medizinen hat er in der Tasche und in den Kürbisflaschen. Inhalt: Die Tat eines Giftmischers, 6. 33. — Aus der Präfektur Lydeuburg, 8. 36. — ,,3cl) glaube an eine katholische Kirche", S. 37. — Sitten und Gebräuche bei den Bapcdi, 6. 37. — Vorsehung, 6. 4L — Bei den Indianern in den Anden, ö. 4L — Sin 20. Jahrhundert, 6. 44. — Menschenwitz und Gotteswege, 6. 46. Feuer der religiösen Begeisterung im arktischen Norden, 6. 46. — Auserwählt (Umschlag.) Abbildungen: Das Gehöft des Mjila, wie es jetzt ist, 6. 34. — Ukwashu, der älteste lebende Sohn der ersten Frau des Mjila, S. 35. — Bapediland, Häuptlingskral Mapote, S. 39. — Die Pinieninsel, Paradies ohne Gendarmen und Gefängnisse, S. 48. — Der Apostolische Delegat bei den Eskimos, S. 47. Preis: ganzjährig Statten 8 Lire, Ungarn 2.50 Pengö, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2.50 Franken. Versand durch Missionshaus Millan b. Bressanone, Stalin. Missions-Gebetsmeinung für den Monat Juli: Für die Werke zur Förderung der Missionsberufe. Die gegenwärtigen Verhältnisse in Europa sind auch den Heidenmissionen alles eher als förderlich. Mehrere Länder, die sonst Missionspersonal und Missionshilfe in ausgiebiger, geradezu vorbildlicher Weise stellten, sind durch den Krieg in die Unmöglichkeit versetzt, diese äußere Arbeit für das Reich Christi zu leisten. Das Schlimmste ist, daß das Missionswerk durch den Krieg wahrscheinlich auf Sahre gelähmt wird. Selbst wenn nach Kriegsschluß die materielle Hilfe bald wieder geboten werden könnte, an den überall so dringend benötigten Missionskräften wird es fehlen, da in den Missionshäusern nicht nur die Reihen derjenigen, die sick bereits dem Missionswerk geweiht hatten, gelichtet wurden, indem sic Blut und Leben der Heimat boten, sondern auch der junge Nachwuchs vielfach fehlt. Es ist also eine ganz dringend notwendige Bitte, die wir an den Herrn der Ernte richten müssen, daß Er Arbeiter sende für seinen Weinberg und zunächst die Missionshäuser und Seminarien wieder mit missionsbegcisterter Sugenb fülle, wohl auch, daß Er den Missionshäusern die Möglichkeit zu deren Ausbildung gebe. „Zukomme uns dein Reich!" Zum frommen Gedenken an unsern lieben Mitbruder, Scholastiker Franz Laver Hann F„ S. C.. geboren am 10. Sänner 1916 in der Pfarre Waldkirchen, Diöz. Eichstätt. 3m Sahre 1935 trat er in Bamberg ins Noviziat ein und legte dort am 19. Mürz 1937 die ersten heiligen Gelübde ab. Nachdem er ein halbes Sahr im Reichsarbeitsdienst seine Pflicht getan, setzte er in eifrigem Studium sein Streben nach dem hohen Ziel des Priestertums fort, bis er im November 1939 zum Militärdienst einberufen wurde. Er starb den Tod fürs Vaterland am 17. Mai 1940 und liegt in Hourgaerde b. Brüssel (Belgien) begraben. Er ruhe in Frieden. R. I. P. Herausgeber: Kongreg b. Missionäre Söhne b. hlgst. Herzens Jesu, Millan-Bressanone. — Schriftleitung: Dr. theol. et phil. P. M. Raffeiner FSC , Millan-Bressanone. — Druck: A Weger'8 Buchbruckerei, Breffanone Nulla osta. - R. Presets,ura, Bolzano - Gab. No. 5087, 28 dicembre 1939-XVIII. Stern -er Neger Katholische Missions-Zeitschrift Herausgegeben von der Kongregalion: Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu Nummer 3 Juli 1940 43. Jahrgang Die Tat eines Giftmischers. (P. Karl Fischer F. S. C.) Zum Verständnis der folgenden Geschichte sei folgendes vorausgeschickt. 3m Jahre 1906 wurde durch Gesetz der Natal-Regierung der große Stamm der Amakaza unter den Bantunegern, welche bis dahin unter einem Häuptling, Misikofini Dhlamini, standen, in drei Teile aufgeteilt. Jeder Teil erhielt seinen bestimmten Wohnsitz und seinen eigenen Häuptling. Misikofini blieb mit seinem Teile in Jxopo. Einer der anderen beiden Teile erhielt zu seinem Wohnsitz die Lokation Nr. 1, im Polela-Distrikt. Als ihr erster Häuptling war Mpata von der Regierung aufgestellt; der mußte abler wieder abgesetzt und anderswohin gebracht werden, weil er sich gegen die Regierung erhob. Sein Nachfolger Mateu war ein Polizei-Sergeant, welcher nach drei Monaten schon starb. Auch dessen Nachfolger starb noch in demselben Jahre. So wurde um Weihnachten herum Mjila Me-mela zum Häuptling der Amakaza in Loc. Nr. 1, Poleladistrikt, ernannt und eingesetzt. Sein Wohnsitz war im Polela-Tnl, wo der Polela in den Umzimkulu mündet, zwei leichte Reitstunden von der Missionsstation Cen-tocow entfernt. Der Häuptling Misikofini war vor der Aufteilung seines Stammes, ein mächtiges und einflußreiches Haupt von ungefähr 16.000 Leuten. Nach der Teilung blieben ihm nur mehr 9000 ungefähr. Cr war sonst sehr beliebt bei seinem Volke, weil er auch großes Ansehen bei der Regierung.genoß. Das von ihm abgetrennte Volk war etroas unzufrieden, weil sie aus den Besitzungen der Weißen fort und in das ihnen zugewiesene Land Loc. I. hineinziehen mußten. Sie verlangten nach ihrem früheren Häuptling in der Meinung, er würde etwas für sie tun und hätte auch den Einfluß dazu bei der Regierung. Natürlich war auch Misikofini nicht zufrieden. Vergeblich machte er bei der Regierung Vorstellungen wegen der Trennung. Insbesondere konnte er es nicht verschmerzen, daß ihm das Volk in Loc. !. im Polela-Distrikt genommen wurde, weil er es jetzt auf ein so schönes Land bekam. Natürlicher Weife sann ler auf andere Mittel und Wege, sein Ziel zu erreichen. In dieser Unzufriedenheit wurde er von seinem ersten Beamten Gedhlumoba bestärkt und zu einem schwarzen Verbrechen geführt. Wenn bei den Schwarzen etwas nicht klappt oder wenn sie Rat und Mittel in «einem wichtigen Unternehmen brauchen, dann gehen sie zu einem, der alles wissen muß und für alles helfen kann, zum inpanga, d. h. zum Medizinmann. Zu diesem haben sie unbedingtes Vertrauen und unterziehen sich dabei selbst den größten Opfern: dieser Aberglaube ist so stark mit ihnen verwachsen, daß selbst unsere Christen noch davon befangen sind. Von den Medizinmännern sind jene die geschätztesten, die vom Basutoland kommen; denen vertraut man unbedingt. Gedhlumoba riet seinem Häupt- 33 3 ling, einen Basuto-Medizinmann zu rufen, er kenne einen berühmten, der wird ihnl jene Mittel geben, die er braucht, daß er wieder in seine frühere Macht eingesetzt werde. Gedhlumoba ließ wirklich den Medizinmann 6ot= wana heimlich einladen, daß er zum 5)äuptling Misikosini komme und seine Kunst treibe. Wie das geschah, das gibt die Geschichte. Der angesehene Häuptling Misikosini rief seinen ersten Beamten Gedhlumoba zu sich. In geheimer Beratung eröffnete er ihm, er könne es nicht länger mehr verschmerzen, daß ihm ein so großer Teil seines Volkes genommen sei und besonders, daß Mjila in Loc. I, Polela Distrikt immer inehr an Anseheil gewinne und bei der Regierung in Gunst steige. Seine Vorstellungen und Bitten bei dem Kommissär für die Schwarzen nützten nichts und hätten keinen Erfolg. Seine Leute, die nicht mehr unter ihm stehen, kommen zu ihm und bitten ihn, er solle für sie etwas tun, denn die Weißen vertrieben sie von dem Lande, auf dem sie bisher gewohnt hatten, und zwängen sie in eine Gegend und zu einem Häuptling, dem sie nicht angehören. Was solle er tun? Gedhlumoba, sein Beamter, bekräftigte ihn nur in seiner Unzufriedenheit und gab ihin den Rat, einen Medizinmann zu rufen. Wie! meint der Häuptling, könnte mir der Medizinmann meine Zunge schärfen, daß ich endlich bei der Regierung durchdringe? Oder könnte er machen, daß dieser Mjila ihre Gunst verliere und abgesetzt werde? Gedhlumoba erwiderte darauf, der Medizinmann, den er kenne, könne alles machen, Sachen, die gewöhnliche Menschen nicht verstehen. Run gut, erwiderte Misikosini, wenn du meinst dein Medizinmann könne mir helfen, so laß ihn rufen. Aber, wohlgemerkt, niemand soll erfahren, daß ich ihn rufe. Dafür steht oder fällt dein Kopf. „Misikosini, du Elefant, traue mir, es wird alles so gehen, wie du es wünschest!" Sotwana, der Medizinniann saß zu Hause. Er hatte einfach Pech in seinem eigenen Hause. Seine Frauen wollen ihm nicht gehorchen. Schon entließ er die zweite. Die Dritte konnte er auf dem gewöhnlichen Weg der Heirat nicht bekommen, weil sein Viehstand, den Brautpreis zu zahlen, nicht hinreichte. So entführte er eine Tochter ihren Eltern und lebte mit ihr beisammen. Mit ihren Eltern kam er schließlich überein, später den Brautpreis zu zahlen. Da kam gute Nachricht. Er solle zum Häuptling Langalake, der Mfunza-Leute kommen, der brauche ihn. Den Weg soll er über Iropo nehmen. Da freute sich Sotwana, da gibt es etwas zu ver- Das Gehöfi des Mjila, rote es jetzt ist. bienen. Er machte sich mit seinem Diener Sogadhla auf den Weg und reiste teils zu Ätß, teils mit der Bahn nach Ixopo. Den Leiuten sagte er, er gehe nach Durban. Am späten Nachmittag des 19. Jänner 1921 kamen sie in Ixopo an. In einem Laden, wo er sich Essen kaufte, machten sie! sich mit Leuten bekannt, bei denen sie auch übernachteten. Bei ihren Gastgebern forschte Sotwana umständlich nach den verschiedenen Häuptlingen der Gegend und wie die Leute mit ihnen zufrieden seien. Er bekannte hier, daß er ein Medizinmann sei und zu seinem Häuptling Langalake reife. Auf Umwegen erkundigte er sich nach Misikofini, roo er wohne und welcher Weg zu ihm führe, und welchen Einfluß er habe. In der Hütte seinels Gastgebers war auch ein taubstummer 'Krüppel. Er sollte ihn kurieren. Natürlich ließ er sich zuerst eine Ziege schlachten. Das war für ihn einmal die Hauptsache, daß er sich an Fleisch satt essen konnte. Für die Medizin, die er dem Kranken mischte, gab er volle Gewähr. — Am übernächsten Tag gegen Mittag traten sie ihre Weiterreise zum Langalake, wie sie vorgaben, an. Sie gingen aber einen anderen Weg, den zu Misikofini. Dort kamen sie nachmittags an. Sie meldeten sich beim Häuptling und ließen ihn grüßen. Ein Diener des Misikofini kam zu ihnen und fragte nach ihrem Begehr. Sotwana antwortete, sie kämen vom Basutoland und seien auf dem Wege zu Langalake, sie möchten etwas Essen haben. Misikofini war auf diese Nachricht hin befriedigt, ließ sie in der Nähe des Viehstandes, wo er bei Klagen seiner Leute gewöhnlich zu Gerichte saß, Platz nehmen und mit Essen und Bier bewirten. Misikofini ließ sie auch einladen bei ihm zu üblernachten, da der Weg zu Langalake weit sei. Der Diener führte sie in das Gehöft des Gedhlumoba, des Hauptbeamten, das abseits von jenem des Misikofini lag. Auch dort wurden sie vor dem Schlafengehen von Misikofini reichlich bewirtet. Am Morgen des 22. Jänner kam Misikofini in eigener Person zu Sotwana. Gedhlumoba war auch dabei, doch sprach er nichts, er hörte nur. Der Häuptling erkundigte sich nun persönlich über die Fähigkeiten Sot-wana's. Der erklärte, er sei nicht ein gewöhnlicher inyanga, der Krankheiten heile, wohl aber verstehe er sich auf geheimnisvolle Dinge. Er könne einen Feind gegen den Feind führen und machen, daß dieser ihn überwältige. Er könne Unzufriedenheit unter dem Volke beseitigen und machen, daß sie alle einig seien. Misikofini lächelte. Er ließ sie auch noch Ukwashu, der älteste lebende Sohn der ersten Frau des Mjila. Er ist seh! das Kaupt der Familie. — Wäre der rechtmäßige Erbe und Nachfolger als Häuptling. eine zweite Nacht bei ihm. Mit Gedhlumoba hatte der Häuptling seine eigenen Unterredungen. Am 23. Jänner kam Misikofini abermals zu Sotwana, ließ sich seine Medizinen zeigen, die er auch wirklich alle auf dem Boden aufstellte, um die Augen der Zuschauenden zu blenden. Das ist allgemeiner Brauch dieser Leute. Sotwana erklärte abermals, er könne mit seinen Medizinen Dinge zustandebringen, die einsäet) über alle Fassungskraft der gewöhnlichen Menschen gehen. Die Gegend bes Gehöftes des Misikofini ist stark mit Busch bewachsen. Der Häuptling beauftragte einen seiner vertrautesten Diener, den Sotwana zu einer bestimmten Stelle im Busch zu führen. Diese war ganz abgelegen von den Fußwegen und schwer zugänglich. Dorthin kamen sie gegen Abend. Sotwana, Sogadhla und der vertraute Diener des Häuptlings, Tfhapaua. Auch für Essen und Trinken war hier gesorgt. Nach Einbruch der Nacht kamen auch Misikofini und Gedhlumoba dorthin. Fetzt begann das eigentliche Geschäft. Misikofini sagte zu Sotwana: „Ich brauche dich, daß du deine Fähigkeit in meiner Gegend zeigst. Wie viele Tage brauchst du dazu und was verlangst du dafür? Es ist nämlich — weit dort oben — jemand, dem haben die Weißen ein schönes Lastd gegeben und, wje ich höre, ist er sehr geachtet und beliebt. Er ist dort unter bem Memela-la-Volk, er ist jetzt ein Häuptling und das Volk grüßt ihn. Ich will, daß du dorthin gehst und an dieser Person deine Kunst erprobest, du weißt schon, was ich meine. Sapukile, einer meiner Leute wird chir den Weg und die Hütte zeigen, wo die Person.ist, er darf aber nicht bis zur Hütte dich führen, er wird anderswo bleiben und mir dann and) berichten, welchen Erfolg deine Medizinen hatten." Sotwana verlangte zwei Tage Zeit, zwei englische Pfund als Pfandgeld und 16 Ödsten, wenn er mit dem Erfolg zufrieden ist. So war es abgemacht und Misikofini und Gedhlumoba gingen heim. (Fortsetzung folgt.) Aus der Präfektur Lydenburg. Lydenburg (Transvaal, Süd-Afrika). — Das Missions-Werk nimmt hier feinen gewohnten Fortgang. Eine Abberufung zum Militär kommt beim deutschen Missionspersonal glücklicherweise nicht in Frage, dagegen wird das Fehlen von finanziellen Hilfsmitteln in der nächsten Zukunft an eine bedeutendere Ausdehnung des Missionswerkes nicht denken lassen. Alle Kräfte müssen angespannt werden, um den Bestand und ruhigen Fortgang zu sichern. Immerhin hat man and) jetzt den Gedanken nicht aufgegeben, im östlichen an Mozambique angrenzenden Gebiet der Apost. Präfektur Fuß zu fassen. Der Apost. Präfekt hat beschlossen, ebendort ein 10 Kapmorgen großes Grundstück zu erwerben. Die Gründung der neuen Missionsstation wird baldigst durch einen Missionspriester und einen Laienbruder in Angriff genommen. Entwickelt sid) dieser neue Vorposten zunächst nur in bescheidenem Maße, so bleibt doch die Hoffnung auf bessere Zeiten für die Heidenmission. Lydenburg (Transvaal. Süd-Afrika). — Der Missionsschule, die unter den Bapedi auf der Station Glen Co wie in Sekukunilanld, einem wichtigen Eingeborenen-Siediungsgebiet Transvaals, weithin durch ihre ideale Lage und ihr schönes Gebäude auffällt, wurde ob ihrer hernorrn-genden Leistungen das Recht verliehen, mit Beginn des neuen Schuljahres den 6. Standard, d. i. die Klasse zu führen, die hier den Uebergang zur Höheren Schule bildet. Bei der feierlichen Eröffnung des Schuljahres waren der Oberschulinspektor von Pretoria und der Distriktsinspektor von Lydenburg zugegen. „Ich glaube an eine katholische Kirche." 30 Nejuprijester a>us 19 Nationen. — Am Karsamstag, den 23. März 1940 weihte 6. Ein. Kardinal Fumasoni-Wondi. Präfekt der Propaganda im Urbanskolleg, auf dem Römischen Ianikel 37 Seminaristen zu Priestern. Die Neugeweihten sind sechs Nationen des Fernostens und 13 des Westens entnommen. Die Herkunftsländer sind Annam, Australien. China, Indien, Japan, Thailand (Siam) und Albanien auf der einen. Bulgarien. Dänemark, England. Griechenland. Holland, Irland. Iran, Jugoslawien, Rumänien, Schweden und Vereinigte Staaten von Amerika auf der anderen Seite. Sitten und Gebräuche bei den Bapedi. (P. M. R.. F. S. C.) 2. Die Hochzeitszeremonien und Feierlichkeiten. Dem Bräutigam, respektive dessen Vater obliegt nun vor allem die Pflicht, eine Anzahl Rinder ins Heim der Schwiegertochter.zu schicken, was unter genau bestimmten Zeremonien vor sich geht. Es werden aus dem Hausgesinde 3 Viehtreiber bestimmt und diesen noch 3 Dorfälteste beige geben, die das Rindvieh gu begleiten haben. Die sechs Mannen heißt man „backgoenyana" und die Rinder wiederum lenyalo oder auch lobalo. Die lenyalo bilden das Siegel des endgültigen Ehekontraktes, die back-goenyano hingegen sind die offiziellen -Zeugen und zugleich Vertreter ihres Senders bei der kommenden Festlichkeit, an welcher dieser nicht teilnimmt. Ani Ziele angelangt, werden die Männer von einem Vertreter — mot-sata — des Brautvaters empfangen, der auch vorläufig die Rinder übernimmt. Die backgoenyana werden merkwürdigerweise ganz vernachlässigt, ja direkt mit der größten Verachtung behandelt: niemand kümmert sich um sie. niemand bietet ihnen einen Trunk oder ein Essen an. Die Miß^-achtung ist aber eine gegenseitige, sie gehört einmal .zur guten Sitte.' Gibt's ja auch bei unseren Bauernhochzeiten allerhand kuriose Sitten, wo sie noch nach altem Brauch gefeiert werden. Geschmacksache! — Erst nach Sonnenuntergang, also beim Hereinbrechen der Nacht, läßt ihnen der .motfata’ einen miserablen Imbiß verabreichen und eine Schlafstelle anweisen. Dieser hat unterdessen seinen Herrn und alle Männer der Sippschaft von der Ankunft der Rinder verständigt. Am konunenden Morgen bei Sonnenaufgang versammeln sich die Herren, um die Lenyalo-Rinder in Augenschein zu nehmen und zu entscheiden, ob das Angebot für die Braut genügt oder nicht. Die backgoenyana werden vorgeladen und unter strengstem Stillschweigen empfangen. Zuerst öffnet der Dorfälteste als Vorsitzender der Jury seinen Mund mit der weisen Frage: ,Was wollt ihr?' „Sego fe meist", = eine Schale Wasser! ist die Antwort,- gemeint ist die Braut. Und nun wirds lebendig in der noblen Versammlung wie seinerzeit im österreichischen Parlament oder auf einem Roßmarkt. Je nach dem Standpunkt, den sie zu vertreten haben, wird die Qualität des Viehes bis in den Himmel erhoben oder bis in die unterste Hölle verdammt,- aber in einem Punkte kommen die Richter bald alle überein: der Rinder sind zu wenige. Sie wissen nämlich ganz genau, daß die Viehtreiber unterwegs im Interesse ihres Auftraggebers ein oder mehrere Stücke versteckt haben. Es ist dies ein gewöhnlicher Trick, den man durch ausgesandte Kundschafter bald heraus hat. Der Dorfälteste erklärt also: „Nichts zu machen, der Rinder sind zu wenige." Nun entfernt sich ein Treiber und holt ein Stück aus dem Versteck herbei. Nun geht das Feilschen weiter, bis das lechte Tier abgeliefert ist, falls die Herren genau wissen, wieviele Stücke verborgen waren. Der Brautvater, — obwohl der an der ganzen Rindviehgeschichte am meisten interessierte, — nimmt am Handel und am Gezänke nicht Anteil, sondern sitzt ruhig und würdevoll abseits wie ein Zuschauer. Wohl aber unterrichtet ihn das Dorfoberhaupt ab und zu vom Stand der Verhandlung. Nimmt er, aber wahr, daß man die Sache auf die Spitze treiben und die backgoenyana zu sehr pressen will, dann läßt er melden, daß er das Fehlende huldvoll aus seiner eigenen Gnade ersetzen will. — Eine Großmut, die leicht zu erklären ist, da ja die Müder doch wieder ihm zufallen — gewöhnlich handelt es sich um einen Ochsen, den er sowieso zur Festlichkeit stellen und schlachten muss. Mit dieser Erklärung des Brautvaters gibt sich der Hohe Rat zufrieden und im Nu bekommt das Bild ein ganz anderes Gesicht. Die backgoenyana werden nun allseits begrüßt, besonders von den Mädchen: die den Viehtreibern gestern abgenommenen Stöcke und andere abgenommenen Waffen werden wieder eingehändigt: Bier wird herbeigeschleppt, der oben erwähnte Ochs wird geschlachtet und das erste Hochzeitsmahl nimmt seinen Anfairg, an dem der Bräutigam ohne weiteres Zeremoniell teilnimmt. Da geht's zu wie bei unseren Hochzeiten. Musik, Tanz und Gesang, Essen und Trinken, Fressen und Saufen sind so die Hauptelemente, die Berührungspunkte freudiger Menschen aller Zonen, aller Rassen, aller Zeiten, aller Klassen. Warum sollten wir uns nicht alle in einem unendlich edleren Genusse berühren, in der wahren, göttlichen Liebe? Dieser Hochzeitsschmaus, — monyanya — hat fein Ende, menu's nichts mehr zum Beißen und nichts mehr zu trinken gibt. Haben sich die Vieh-treiber und Heiratszeugen von des Essens Mühen und Trinkens Last erholt, so daß sie aufrecht stehen können, dann pendeln sie mit dem Bränti-gam und einem vielleicht verborgenen Stück Vieh heim und berichten dem Vater des jungen Ehemannes, daß alles gut gegangen. Dieser nimmt merkwürdigerweise am ersten Hochzeitsmahl nicht teil. Ein großes Opfer für- wahr, das ihm die Sitte auferlegt, wenn man bedenkt, daß Fleisch und Bier dem heidnischen Neger das Himmelreich bedeutet und dem christlichen den Vorgeschmack des halben. Weltliche Sitte verlangt oft mehr als die christliche; und wie verschieden ist doch unser Verhalten ihnen gegenüber. Nun wird der Junge zuin drittenmale abgesandt, um die Angetraute unter allerhand Zeremonien endgültig zur Frau zu nehmen. Man nennt diese Zeremonie die „ho—late" — (Uebernahinszeit) — Bei der Hochzeit eines Häuptlings fällt diese Sitte weg als Verstoß gegen seine Würde und Autorität. Der Bräutigam tritt also vor die Schwiegereltern, — diesmal ist auch die Schwiegermutter auf der Bildfläche erschienen — und erklärt ihnen nun frisch roeg: „Gebt mir meine Frau, eure Tochter!" Diese wird davon verständigt und erhält zugleich eine aus Schilfrohr geflochtene Matte, auf der oder in der die Eingeborenen zu ruhen pflegen. Nun hängt alles davon ab, wie sich die Braut benimmt; es ist die letzte Gelegenheit für sie, sich zu entscheiden. Breitet sie die Matte in einer dem Bräutigam zugewiesenen Hütte auf dem Boden aus, so gibt sie damit zu verstehen, daß sie sein Weib sein will; es ist das endgültige Fa-Wort. Weigert sie sich hingegen, die Matte auszubreiten, so bedeutet dies einen ,Mords-Korb' für den Bräutigam. Abgewiesen, — zum Rückzug blasen! Eine derartige Verweigerung im letzten Moment von Seite der Braut löst bei den Ihrigen einm furchtbaren Spektakel aus, nicht so sehr wegen des Korbes, den ja nicht sie, sondern der Bräutigam nach Hause zu tragen hat, sondern wegen der Lenpalo-Rinder, welche in diesem Falle der Papa samt Zuwachs — und zwar genau dieselben - zurückerstatten müßte. Deshalb wendet der Vater alle ihm zu Gebote stehenden Mittel an, um die Tochter seinem Willen gefügig zu machen. Und diese Mittel sind zahlreich und leider Gott mitunter auch ausschlaggebend oder vielmehr ,Schläge-aus-gebend'. Oft kann nur die Drohung, sich das Leben zu nehmen, die Braut Bapediland, Häuptlingskral Mnpote, in der Nähe unserer Missionsstniion Glcn-Comie. vor weiteren Drangsalierungen und von der Zwangsheirat befreien. Aehn-liches soll auch in Kulturländern vorkommen. — Doch, Streusand darüber. Wird — wie erwähnt — die Matte ausgebreitet, dann ist die Heirat endgültig abgeschlossen. Aber der neugebackene Ehemann ist ein gefangener Vogel. Bei den Bapedi gibt’s keine Hochzeitsreisen oder Flitterwochen. Au weh! Der Herr Lufticus muß sich das Liedchen einprägen: „Fein sein, beinander bleiben!" Er muß bei den Schwiegereltern bleiben gewöhnlich solange, bis der erste Sprößling auf der Bildfläche erscheint, dessen Ankunft er mit steigender Sehnsucht erwartet. Man nennt dies die „ho-lata-"Sitte oder Lebensperiode. Für unsere zivilisierten Verhältnisse wäre dies wohl nicht geeignet; denn wir haben sowieso schon Pantoffelhelden in Ueberfluß. Fmmerhin ist sie für den Neger eine Uebung der Geduld und Selbstbeherrschung. Was Wunder, daß ein Mopedi darin es mitunter zur Meisterschaft bringt, wie ein englischer Diplomat oder meinetwegen wie eine Katze vor dem Mausloch. Der Unterschied ist nicht groß. Nun folgt die „ho-bika-"Sitte. Ist das glückliche Ereignis endlich eingetroffen und der Ehemann der Aufsicht stuff, so wird der Vater verständigt. Dieser erscheint nun persönlich auf den Plan und redet den Schwager also an: „Ich komme einen Weg zu suchen für deine Tochter, meines Sohnes Weib,' mögen unsere gegenseitigen Beziehungen dauernd freundlich sein". Wie höflich, taktvoll und diplomatisch so ein „Wilder" doch sein kann! Der Gegenpartner ist nun verpflichtet, einen Ochsen oder eine Kuh zu bezeichnen,' immerhin ein Rind, das her Tochter den Wieg ins neue Heim bereiten, d. h. öffnen soll. Zu diesem Zwecke wird es gleich geschlachtet und das HvchMtsmahl Nr. 2 nimmt seinen Anfang, um nach einigen Tagen wie Nr!. 1 mit einigen Räuschen zu enden. Ist die Festgesellschaft wieder marschfähig, dann endlich übersiedelt die junge Frau ins neue Heim zu ihrem Mann und zwar in Begleitung ihrer Mutter und eines Mannes, der den Vater zu vertreten hat. Das Mutterherz, das bei allen Rassen von denselben Gefühlen beseelt ist, will wohl nachsehen, ob ihr Töchterlein gut geborgen ist. Der vom Vater mitgesandte Vertreter aber ist beauftragt, die junge Frau den neuen Verwandten zu übergeben mit dem feierlichen Auftrag, ja gut für sie zu sorgen. Den Schluß bildet ein Hochzeitsmahl in dritter und vermehrter Auflage und damit sind die Feierlichkeiten abgeschlossen. Das ist einer der gewöhnlichen, aber der längste Weg, um bei den Bapedi glücklich oder unglücklich in den Hafen der Ehe zu gelangen mit Postulat, Noviziat und Profeß. Anmerkung! Mitunter kommt es vor, daß die Verlobte bedeutend älter ist als ihr Künftiger und das Reifealter erreicht, bevor letzterer fähig ist, sie als Frau heimzuführen. In diesem Falle fällt für den Jungen der „ho-!ata"-Brauch weg,' an dessen Stelle tritt die „ho-hlapetshe"-Unsitte, gegen welche die Missionäre einen schweren Kampf zu führen haben. Gegen eingewurzelte Volksbräuche ift's schwer Sturm zu laufen; dazu sind die Bapedi ein konservatives Völklein und Dickschädel, wie mancherorts die Gebirgler. Das Wort bedeutet: „draufschauen, überwachen". Die Braut wird nämlich dem mütterlichen Onkel des Bräutigams übergeben, daniit er sie betreue. Dieser Onkel vertritt gleichsam den Bräutigam in allen seinen Rechten, wird nach Auffassung der Bapedi eine Person mit ihm und begeht keinen Ehebruch. Wenn also der Junge heiratsfähig ist und seine Frau heimholt, — wie oben geschildert — so holt er auch den eoen hielten Familienzuwachs als seine eigenen Kinder heim und diese werden vom ganzen Stamme ganz selbstverständlich als solche be- trachtet, von ihm sind ja die Rinder. „Von wem das Rind, dem das Kind". Das ist Gesetz. Die restlichen Zeremonien bleiben dieselben. (Fortsetzung folgt.) Vorsehung. Gott haßt die Sünde mehr als du. — „Und doch schaut Er geduldig zu?" 1. Mit Sündern, Freund, müßte dich er verderben, Doch Reue und Zeit läßt den Himmel euch erben. Wer jegliche Tat gleich des Fehlenden straft, Dem grollen wir, daß er den Täter versklavt. 2. Du bangst für die Kirche und ihre Getreuen, Wenn lang vor dem Wetter die Wolken nur dräuen. Gott bändigt den Blitz und der Stürme Wut, Er stemnit auch des Stromes, des Meeres Flut! 3. „Sie hassen und wüten und türmen die Leichen..." Sag, willst du die Liste der Märtyrer streichen? Dann raubst du der Menschheit den höchsten Ruhm Von Gottesliebe und Heldentum. 4. „Vermag es ein Mensch Gottes Rätsel zu lösen? — So schone denn unser o Herr — und der Bösen, Der Wölfe, die lechzen nach unserem Blut; Nimm Lämmer wie Wölfe in deine Hut!" n w Bei den Indianern in den Anden. Bon P. Michael Wagner F. S. C. 2. Das Fest: Tastn de Cruz (Kreuzverehrung). Unter Gesang und Harfenspiel zogen wir nun zur Kirche. Eine große Volksmenge hatte sich unterdessen am „Plaza" (Dorfplatz) eingefunden. 3m Poncho eingehüllt standen die Männer herum. Sie bestrichen die Blätter mit Kalk, welcher das Gift besser löst und dem Koka einen süßen Geschmack verleiht. Wer einen Indianer sieht, der kann bei ihm in der linken Mundseite einen Knoten beobachten. Er kaut Koka. Ohne Koka findet man fast keinen Indianer. Koka ist ein Strauch mit Blättern wie dürrer Lorber. Aus den Blättern dieses Strauches wird das Kokain ge-wounen. Die Indianer essen natürlich nicht das chemische Destillat, sondern das Blatt selbst. Koka gehört als Bedingung zu jeder Abmachring und zu jedem Vertrag. Wenn jemand eine Anzahl Indianer als Träger, als Arbeiter anstellt, so machen die Indianer neben dem Arbeitslohn ein bestimmtes Gewicht Koka aus. Das Koka betäubt die Magennerven und den Hunger. Es läßt ungeheure Strapazen ertragen, aber zerstört zugleich das Nervensystem. Die Fürsten der Inkastämme hatten ihre Massen mit Koka betäubt, die Inkaeroberer machten es ebenso. Die Spanier betäuben sie, die Peruaner tun dasselbe und die amerikanischen Minenblefitzer nicht anders. Ein Minenbesitzer sagte einmal: „Man kann eine Mine ohne Dynamit, ohne Wasser, ohne Maschinen, ja sogar ohne Bohrer ausbeuten, aber nicht ohne Koka. Diese Opiumsucht ist natürlich auch für die Seelsorgs-arbett ein großes Hindernis; denn ein Kokakauer hat für nichts Interlesse, steht allen Dingen gleichgültig gegenüber. Besonders ist er für nichts Höheres zu begeistern, da das Kokagift den Organismus zerstört und das Zentralnervensystem lähmt. Aber es ist sehr schwer, ja beinahe unmöglich, einen leidenschaftlichen Kokakauer zur vollständigen Abstinenz zu erziehen. Da gibt es noch für den Missionär verschiedene Probleme zu lösen, wie man am wirksamsten gegen dies in ganz Peru verbreitete Uebel arbeiten kann. Auch die Bergindianer hatten sich für dieses Fest tüchtig mit Koka versorgt. Die Kokatasche nehmen sie sogar mit in die Kirche, sie ist ja für sie viel, wichtiger als das Essen. Einige Indianer kauten in meiner Gegenwart nicht, dafür aber umso mehr, wenn ich aus ihren Augen wart Ich zog in die Kirche ein, aber in ein welche armseliges Gotteshaus. Wi,e ihre Wohnungen, so sind auch ihre Kirchen aus Stampferde und ohne Fenster. Wenn man Licht will, muß man die Türe aufmachen und Stühle gibt es da auch keine. Die Indianer fetzen sich auf den Boden, ihre Frauen sitzen mit gespreitzten Beinen in einem Winkel des Gotteshauses. Mein erster Eindruck beim Eintritt ins Gotteshaus war ein trauriger. Im Stall zu Bethlehem konnte es auch nicht armseliger gewesen sein. In den Nischen standen Heiligenstatuen und starrten mich an, als wollten sie sprechen: .Fürchte dich nicht vor mir'. Ich konnte nicht unterscheiden, welche Heilige das waren. Alle hatten beinahe das nämliche Aussehen und Gesicht, nur die Kleider, die ihnen die Indianer angezogen hatten, waren verschieden. Der eine trug eine blaue Kutte, der andere eine rote, gerade so, wie die Indianer die Farben für ihre Kleider sich am liebsten wählen. Ein eigener Kunstgeschmack! Hoch über dem Altare hing ein mächtiges Kruzifix, ein Indianerchristus mit dunkelbrauner Gesichtsfarbe und stahlblau-schwarzem Haar, genau so, wie die Indianer aussehen. Dies Kreuz war nun der Gegenstand des Festes. Der Indianer hat eine große Verehrung zum hl. Kreuz. Männer, alte und junge, standen betrachtend vor dem Kruzifix und küßten ehrfürchtig die hl. fünf Wunden. Sobald sie irgend ein Kreuz erblicken, erregt es ihre Aufmerksamkeit. Wie sie mein Missionskreuz sahen, knieten sich junge Indianerburschen sofort nieder, nahmen es andächtig in die Hand und küßten es. Man sieht, ein tiefgläubiges Volk, diese Indianer! Trotzdem sie keine Priester mehr haben: seit die Franziskanermissionäre fort sind, haben sie nicht vergessen, was man ihnen vor 100 Jahren gesagt und gepredigt hat. Die Indianer bauen sich Kirchen, wenn auch jahrelang kein Priester zu ihnen kommt. Sie versammeln sich öfters in der Woche dort, beten den Rosenkranz und ziehen mit dem hl. Kreuz in Prozession durch das Dorf. Welch eine Freude herrscht heute beim Indianervolk! Ein Taita ist gekommen lind feiert in ihrer Kirche eine hl. Messe. „Taita", riefen mir viele zu: „gracias a Dios (Gott sei Dank), wir sind glücklich, einen Priester zu haben." Vielen rannen die Hellen Trär-nen herab über ihr rotbraunes Gesicht vor lauter Freude. Die hl. Messe begann. Die Indianer sangen dabei ihre Kechualieder (Kechua = Indianerdialekt). Dazwischen hörte man das herzerweichende Weinen der kleinen Kinder, die auf den Rücken der Frauen gebunden waren. Vor mir auf dem Altar stand das große, mächtige Kreuz. Die Haare hingen weit über das gebeugte Christushaupt herab. Das war der ,Taita de crüz', zu dem die Indianer eine so große Verehrung haben. Die hl. Messe war beendigt. Nun begann die Prozession. Ein Indianer holte das Kreuz vom Hochaltar und stellte sich zur Prozession auf. Jetzt kam auf einmal Be^ wegung in die Leute. Alle Statuen mußten von den Nischen herab unjd jeder Heilige bekam ein neues Gewand. Drei Frauen holten sich die Muttergottesbilder, schmückten sie mit Blumen und bunten Bändern. Unter Harsenspiel und Gesang zogen sie aus der Kirche. An der Spitze der Prozession waren die Tänzer, die im Takte mit bloßen Füßen auf den Boden stampften. Langsam bewegte sich der Zug durch das Dorf. „Cruzta churst cuna muchharac shayamuy" (Heiliges Kreuz, sei hochverehret) stimmte das Volk an. Wie wehmütig klingt ihr Gesang! Wie ernst ist ihr ®# sichtsausdruck! Sie denken wohl an vergangene Zeiten, wo ihre Väter auch im Mai am Feste della Cruz in Prozession vor Pizarros Palast gezogen waren, um die Befreiung ihres letzten Inkakaisers Huatualpa zu erbitten, den Pizarro in seinem Palast gefangen hielt. Don allen Gegenden waren damals die Indianer zusammengeströmt. Aus den Urwäldern und Bergen kamen sie mit ungeheuren Schätzen von Gold zum Eroberer von Peru, um Pizarro durch Geschenke zu bewegen, ihren Fürsten freizugeben. Pizarro nahm zwar das Gold an, jedoch sein Wort hat er nicht gehalten. Der .letzte Inkafürst starb im Gefängnis durch den Dolch Pizarjrvs. Und das können die Indianer nie mehr vergessen. Bei jedem Fest denken sie an jene Stunde, wo mit dem letzten Inkafürst auch ihre Herrschaft und Freiheit begraben wurde. Die Prozession war zu Ende. Vor der Kirche warteten 12 Indianerfrauen mit ihren Kleinen auf die hl. Taufe. Es waren Kinder bis zu 6. Jahren. Es gab viele Krankenbesuche und manche Eheschließungen. So ging es vier Tage lang weiter. In diesen 4 Tagen konnte ich 60 Kinder taufen und sehr viele Versehgänge machen. Dann besuchte ich noch verschiedene Dörfer, um ebenfalls mit den Indianern Feste zu feiern. Diese Gelegenheit benützte ich, um ihre Kinder zu lehren, die Kranken zu besuchen und die Kleinen zu taufen. Freilich ist so ein Besuch im Dorf der Bergindianer kein Ruhetag für den Missionär. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend ist er mit Arbeit überladen. Ständig kommen die Leute mit ihren Anliegen daher, müde legt sich dann der Missionär abends schlafen. Das Nachtlager ist der harte Boden einer feuchten, kalten Hütte aus Stampferde mit einigen Satteldecken. Und oft rauben die Flöhe, — denen das Blut der Hringos viel besser schmeckt, — den nötigen Schlaf. Man muß sich gewöhnen an Opfer und Strapazen. Das Missionsleben verlangt auch hier Abhärtung des Körpers. Das Schwerste aber ist das Alleinsein mitten unter den Indianern. Kein Laienbruder steht dir zur Seite. Man ißt mit dem Indianer und verkehrt mit ihnen tagelang, ohne einen Mitbruder zu treffen. Alle diese Opfer bringt man gerne, wenn man sieht, in welch' großer Not diese Seelen sind und welch' guten Willen das Indianervolk zeigt. Die Indianer find überglücklich, wenn der Bote des Evangeliums sie besucht und wenn dann der Missionär Abschied nimmt von ihnen, dann werden sie traurig. Davon konnte ich Zeuge sein. Als ich nach vier Wochen meine Bergindianer verließ, begleiteten sie mich noch eine Stunde weit. Das ganze Dorf ivar auf den Füßen. Zuvor mußte ich sie mit meinem Missionskreuz segnen. Alle knieten nieder, viele weinten und riefen: „Wer wird jetzt unsere Kinder lehren und über uns wachen, wenn der Taita geht." „Taita", — riefen die älteren Leute, „wir sind traurig, wenn Sie gehen,- denn wenn wir sterben wer steht uns bei?" Dann zogen wir zum Dorf hinaus. „Adios Taita", sang das Volk und streute Blumen vor mir aus. Skr Weg führte mitten durch Felsen steil abwärts. 200 Indianer begleiteten mich eine Stunde weit. Dann gab mir ein jeder die Hand zum Abschied. Die Kinder überreichten mir Sträuße von den tjerrlidjften Blumen. Mein Auge wurde naß beim Anblick öer großen Schar von Indianern, die nun wieder ohne Hirten ist. An einem Felsenvorsprung hielten die Leute. Ich stieg hinab auf steilem Pfäde. Oben auf dem Berge aber standen die Indianer und riefen mir zu: „Adios Täita, komm bald wieder zurück!" Nocheinmal blickte ich hinauf zum Felsen und grüßte meine Indianer. Ein Blumenregen über den Felsen herab war die Antwort. Ich sammelte einige Blümlein und nahm sie mit als letzten Gruß von meinen Bergindianern. Mir war an diesem Tage traurig zu Mute. Hätten wir doch mehr Missionäre für dieses arme Volk^ welch schöne Erfolge könnten wir dann unter diesen verlassenen Indianern erzielen! Missionäre, die sich selbst vergessen um der unsterblichen Seelen willen urtD die mit den Indianern Not und Armut teilen wollen. Hier braucht es Missionspriester und Missionsschwestern,, die bereit sind, Opfer zu bringen und Cdben zu ertragen aus Liebe zu den 3nMmm-feeteln. Täglich bitte ich das Göttliche Herz-Jesu, es möchte feine Söhne herüberschicken zu den verlassenen Indianern nach Peru, denn die Ernte ist reis, aber der Arbeiter sind so wenige. Im 20. Jahrhundert. Noumea (Neuk a led onim). — Vor hundert Jahren am 17. April 1840 stellte die Londoner Missionsgesellschaft (protestantisch) drei samoanische „teachers" für die Pinieninsel im Süden Neukaledoniens auf. Vier Jahre später wurden alle drei von den Eingebornen niedergemetzelt. 1848 kamen die ersten zwei Katholischen Missionäre, die P. P. Goujon und Chapui) aus der Gesellschaft Mariens. Heute sind die 650 Eingeborenen der Pinieninsel alle katholisch und bilden eine Gemeinschaft die durch ihr Glaubensleben und ihre christliche Disziplin geradezu vorbildlich ist. Gendarmen und Gefängnis gibt es nicht. Das will nicht heißen, daß niemals Verfehlungen gegen die Gebote Gottes und die Staatsgesetze vorkommen. Wenn es einen öffentlichen Fehltritt gibt, weiß die Familie des Schuldigen diesen zur Ordnung zu rufen; handelt es sich doch um die Ehre der Familie. Wenn das nicht genügt, wird die Angelegenheit vor den Stammeshäuptling gebracht und vor seinen Rat (im ganzen gibt es sechs solcher Stämme). Bon dort kommt sie, wenn nötig, vor den Großhäuptling der Insel und seinen Rat. Schließlich wenn alle Mittel erschöpft Die Pinieninsel, Paradies ohne Gendarmen und Gefängnisse. Die 650 Eingeborenen der Pinieninsel im Süden Neukaledoniens find alle Katboli-den. Es gibt keine Gendarmen und keine Gefängnisse auf der Insel. Macht sich ein Eingeborener eines Vergehens schuldig, so übernimmt es zunächst die Familie ihn zu bestrafen. Genügt das nicht, so wird die Sache vor den Stammes-Häuptling und feinen Rat gebracht. In letzter Instanz entscheidet der Missionär. Wir sehen den Friedhof dieses kleinen Mustereilandes wo die Menschen als Christen zu leben und zu sterben wissen. sind, richtet der Missionär in letzter Instanz. Die Urteile werden angenommen ohne mit der Wimper zu zucken: Schadenersatz, Restitution, Oeffent-liches Nachsuchen um Verzeihung, Straßenbauarbeit; und oft fügen die Verbrecher selbst noch Meßstipendien für Verstorbene bei. Seit langem hat die Regierung diesen Zustand gutgeheißen, ihren Delegierten zurückgezogen und den Missionär zum Zivilstandsoffizier ernannt. Dieser Missionär, P. Julius Luquet, feiert im Jahre 1940 den 50. Jahrestag seiner Ankunft auf der Pinieninsel. Glücklicher Missionär! Alle Kinder ohne Ausnahme besuchen die Schulen der Brüder und Schwestern und diese Schulen werden aufrechterhalten durch die Plantagenprodukte der Mission. Kokosnüsse, Kaffeefrüchte und durch Zucht von Rindern, Schafen, Ziegen, wie auch durch Atrs-nlltzung der berühmten charakteristischen Pinien der Insel und einer durch Wasserkraft betriebenen Sägemühle. Man findet an Ort und Stelle die nötigen Pflanzen zum Bau und die Stämme leisten abwechselnd diie nötige Handarbeit. Kein Eingeborener fehlt Sonntags in der Messe. Außer ihrer Eigenwohnung haben alle Familien bei der Kirche ein Haus und etwas Grund und Boden, wo sie für ihre Sonntagsbedürfnisse etwas anpflanzen können. Alle, selbst die Babys, erscheinen dort Samstags und kehren erst Montags nach der Messe wieder heim. Nur die Kranken bilden eine Ausnahme bei diesem Wochenend. Wenn sie aber ihr Ende herannahen fühlen (man braucht übrigens keine Kunststücke anzustellen um ihnen zu sagen, daß sie sterben müssen), lassen sie sich in ihr Sonntagshaus überführen ganz nahe bei der Kirche, daß sie dort während ihrer letzten Eridentage die heiligen Sakramente unjd den notwendigen geistlichen Beistand empfangen können. (Fides.) Menschenwitz und Gotteswege. Menschenwitz und Gottes Wege Weiß nicht wenn ich's überlege, Soll ich lachen, soll ich weinen? — Dient und danket dem Dreieinen! ES Feuer der religiösen Begeisterung im arktischen Norden. Akulurak (Alaska). — Gewichtige Dinge des Lebens werden gar zu leicht nur als reine Tatsachen hingenommen und gewertet. Es ist wie mit der Luft, die wir atmen, mit der Sonne, die uns scheint: man schenkt ihnen wenig Aufmerksamkeit bis ihr Fehlen uns schweres Unbehagen und Schwierigkeit verursacht. Das Misfionswerk der Ursulinen uud der St. Annaschwestern in den verlassenen Einöden Alaskas gehört auch hierher. Sie werden so als ge- geben hingenommen, daß man sie lerft vermißt, wenn fite nicht mehr da sind. Sie sind für die Missionsschulen was die Mutter für den Haushalt Der Apostolische Delegat bei den Eskimos. 6. Exz. Mons. Antoniutti, Apostolischer Delegat für Kanada hat in den Monaten Juli und August 1939 die Indianer- und Eskimo-Missionen des Hohen Nordens aufgesucht. Auf der Reise wurden 28.000 km und zwar im Flugzeug zurückgelegt. Wir sehen den Apostolischen Delegaten im Vordergrund; auch er muß sich gegen die Kälte mit den Pelzen der Eskimo schützen. darstellt. Wie bei der Mutter wird ihre unscheinbare aber immer gegenwärtige Liebe erst vermißt, wenn Krankheit oder Tod sie plötzlich wegstiehlt, und das was früher eirt Heim war, zur bloßen Behausung wird. Es ist so leicht, schreibt P. Paul C. O'Connor, ein Amerikanischer Iesuitenmissionar, der in Alaska arbeitet, von den Mühen des Missionars auf hoher Fahrt zu sprechen. Die bloße Erwähnung von dem langen Hundegespann, das über den Schnee rennt, packt uns ordentlich. Aber es macht keinen Eindruck, wenn wir von so gewöhnlichen Dingen hören wie endloses Sockenstricken, Kinderkleiderwaschen in einem .feuchten Waschhaus, wo die Quecksilbersäule beharrlich bei 35 Grad unter Null stehen bleibt. Es liegt nichts Sensationelles im Trocknen von.feuchten lieberbein-kleidern, Flanell- und Unterkleidern aller Art für 85 Kinder in all den langen Monaten des arktischen Winters mit seiner Unternulltemperatur. Und doch wird das täglich, ja wöchentlich getan mit grenzenloser Geduld, ja selbst mit frohem Lachen. Der Gebrauch von Seehundöl, das immer der Geschmacksrichtung der Weißen ins Gesicht schlägt, das endlose Backen von Brotlaiben für wachsende Mägen mit ihrer unheimlichen Fassungskraft, ist eine Sisyphus-aufgabe. Und das tägliche Unterrichten und Katechisieren von Eingeborenen, die temen instinktiven Widerwillen gegen jegliche Art des Lernens haben, ist ein stetiger Verbrauch von physischen und geistigen Kräften. Sicher ist: die Missionsschule schreitet voran und zeigt sichtliche Erfolge. Bei dieser Art von Missionsarbeit sind es ja die kleinen anhaltenden Dinge, die zählen. Sie zählen im Himmel wie auf Erden. Die blanken Mondgesichter der Eskimo erscheinen oft ausdruckslos, ja bewegungslos, aber diese Schlitzäuglein verzeichnen alles und sehen alles. Das Werk das die Schwestern für sie vollbringen, wird sorgsam vermerkt und dem Gedächtnis einverleibt. Alte ehemalige Schulknaben und Mädchen lieben es, an Sonntagen das Kloster aufzusuchen und erzählen den Schwestern so vertrauensvoll, wie sie es den eigenen Müttern gegenüber nicht anbers könnten. Man holt sich Rat, man schreibt Briefe, tauscht Geschenke aus: es kommen lauter zarte Gefühle zum Ausdruck, die beweisen, daß diese alten Schulkinder das Interesse nicht vergessen, das man ihnen einst entgegenbrachte und das als etwas Tatsächliches nie sich geändert hat. Der hundertfältige Lohn, den Unser Herr seinen Missionsschwestern in Alaska versprochen, kommt also nicht von auffälligen in die Augen springenden Titeln, sondern von der Liebe und Verehrung ihrer Eskimo-Adoptivkinder. Diese Wirkung ist umso höher einzuschätzen, als sie nicht gesucht und beabsichtigt war. Nord-Alaska ist wie die Zeit bisher genugsam bewies, ein hartes Land für eine Frau. Mit seiner strengen starren Kälte wird es wohl immer in großem Ausmaß Pionier land bleiben. Mit dem starkausgeprägten Pioniergeist ihrer Orden messen die Ursulinen und St. Annaschwestern ihre Kräfte an dem Land und halten dort lebenslänglich aus, wo andere nach ein paar Jahrein versagen. Ihre Begeisterung kann nicht durch Schnee und Eis abgekühlt, noch auch durch die langen arktischen Nächte gedämpft werden. Ihre Wärme erhalten sie von dem brennenden Fenerosen der Liebe — dem Göttlichen Herzen Jesu, das allen Missionären befiehlt hinauszugehen und alle Völker zu lehren. (Fides.) Auserwählt. Ein religiöser Smiernromcm von Berihold fi. Wiihaim. Es war alles gesagt. Drum schwiegen die beiden wieder. Leise kratzte das Messer des Stockreiters über das Holz in seinen Händen. Leise knisterte es in dem Holze der 2Bänbe ustd der Figuren. Und die Rauchschwaden aus den Pfeifen zogen langsam über die Köpfe ber beiden Alten und über die Heiligen hinweg. Ein stiller, heimlicher Segen breitete sich aus der rauchgeschwärzten Stube über den Bärnmooser Bergwinkel aus. * Und also geschah es: Der alte Vinzenz stieg am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang auf die Stubenbank. Er reckte seine krumme Gestalt und hob bm geschnitzten Valentin von seinem altgewohnten Platz. Er tat es vorsichtig. Mit zarten Griffen, als nehme er ein Kind tut seine Hände. Behutsam stieg er wieder von der Bank herab. Das Bildwerk lag in seine Arme gebettet ltttb der Stockreiter sah prüfend darauf. Da merkte er erst, daß der gute Heilige von dem jährt-hundertlangen Hängen verrußt und verstaubt war. Sein Antlitz war kaum mehr zu erkennen und um sein Haupt moderten dicke Spinnweben. Darüber jammerte der Vinzenz: „Jetzt waarst so bald -erstickt in lauter Ruß und Staub. Aber siahgst,. Valentin, 's ist immer guat, wann nt et epp as -erwarten kann: Werd nimmer lang dauern, nacha werd di jeden Tag a Mesner abputzen. Woaßt schoo, mit die ganz feinen Staubbesen, die wo so lind ban." Aber den hatte der Stockreiter nicht. So holte er seinen groben Küchenbesen und fuhr dem Valentin über Kopf und Körper, daß es nur so staubte und er selbst pusten und husten mußte. „A so kanjn i di doo net abihängen. Dös muaßt doo selbn verstehn":, sprach er dem Heiligen gut ztt. Mit bittendem Ton, als suche er ein Verzeihen ob der groben Arbeit. Der Valentin ließ es sich gern gefallen und nachdem sein gutes Holzgesicht wieder fein säuberlich in die Welt sah, nahm ihn der Vinzenz zärt-Ud) untern Arm und trollte fid) ins Tal hinab. Aus Osten, über den Bärnmooser-Berg, leuchtete das junge Rot des kommenden Tages. Aus den Wäldern riefen die Spötter und Finken ihr erstes Morgengebet jubelnd in den versinkenden Sternenhimmel. Da und dort läutete der dumpfe Klang der Almglocken über die grünen Herbstwiesen. Die roten Herbstzeitlosen erwachten aus ihrem Schlaf und öffneten ihre Blüten der aufgehenden Sonne zu. Und eben, als sie ihren Strahlettkranz über das Bärnmooser-Land herniedersandte, stand der alte Vinzenz Fuschlberger an der Stätte, wo Franz Eisenbichler die Ad)leitner Rest aus den Fluten holte. Es staub neben dem Felsen eine uralte, wetterzerzauste Föhre. Ein heimlicher, großer Wille hatte sie einst gepflanzt. Der Stodtr-eiter ahnte die Zeit, da ihr Samenkorn in die (Stihe versenkt wurde. Dazumal, da' sein Urahn den heiligen Valentin schnitzte, der nun an dem graubraunen, moosüberwucherten Stamm erhoben werden mußte. Der Vinzenz, der letzte Fuschlberger, tat dies mit keinem anderen Sinn, als einstens da und dort im Bärnmooser-Land seine Bordern ihre Schnitzwerke errichteten: mit einfachem Gemüte, mit hingebender Demut an ein Muß, zu dem ihn fein dunkles Ich zwang. Nach getaner Arbeit nahm er seinen Hut vom Haupte, sprach ein Vaterunser und mit dem Amen wandte er sich zum Gehen. * * * Hiemit beenden wir den Abdruck dieses Bauernromans. Der Inhalt der noch folgenden Kapitel ist kurz dieser: Franz, der aus bodenständigster Bauernart herausgewachsene Priester, hat in Kraft seiner Weihe und seiner Liebe zur Heimat sogar ein Wunder gewirkt an einem Kinde dieser Heimat, an der seit 6 Jahren gelähmten Vroni. Die Dankbarkeit gegen „ihren Kooperator" drängte die Bauern, das Gedächtnis daran im Valentinkirchlein zu verewigen. Der Bau schritt nun rasch vorwärts und von allen Seiten strömte das Volk, wallfahrteten die Gläubigen zum neuen Heiligtum. Aber die Hingabe an sein Volk verzehrte wie ein übermächtiges Feuer die Kraft des Franz und am Tage der Einweihung der Kapelle trugen die Bauern die Leiche des Kohlersohnes in ihre Kirche. — „Und es senkten ihn in die Erde: der Stockreiter, der Unterrauschberger und seine Garde. Sie legten die schweren Pfosten wieder darüber, während der Agnoldinger gebeugt über der Orgel saß und aus dem Tiefsten seines Herzens sein Werk einweihte. Von seinem Föhrenholze sah der hl. Valentin zu. Von seinem Antlitze leuchtete das Wort: „Erfüllen und dienen. Das ist alles!" Franz Eisen-bichler, Kohler-Sohn und Kooperator hatte wissend gedient und erfüllt. Darum riesen die Menschen ihn an. Und er wurde ihr Helfer bei Gott."