Altslawische Kultstrukturen in Pohansko bei Breclav (Tschechische Republik) Jiri Machaček, Andrej Pleterski This piece discusses the first stages of research, conducted with the aid of metric analysis, on the ancient Slavic site of Pohansko near the city of Breclav in the south-east region of the Czech Republic. This analysis includes two pagan sanctuaries, grave sites, an early medieval church, dwelling structures and defense ramparts. A unified system of orientation is determined, dependant on the calendar direction of the solstice rising and setting of the sun and moon. Furthermore, the module employed to define the cult enclosure, the configuration of buildings and the course of the defense ramparts was also established in this fashion. Nach zweihundertfünfzig Jahren Forschung gehen heute auch die größten Skeptiker davon aus, dass eine der Linien von Stonehenge auf die Sommersonnenwende zugerichtet ist (Ruggles 1997, 226). Übereinstimmungen mit dem Sonnen- und Mondkalender erkennt man dort nur dann nicht, wenn man fest an den Zufall glaubt (vgl.: Marzahn, Holtorf 1998). Es ist nunmehr sogar möglich, erste Strukturvergleiche zwischen Stonehenge und der Umgebung anzustellen (Darvill 1997). Kalenderbestimmte Metrik war aber nicht nur in der Vorgeschichte von Bedeutung. Auf dem berühmten Kultburgwall des Hügels Temair (englisch Tara), wo noch im Frühmittelalter irischen Könige eingesetzt wurden (Bhreathnach - Newman 1995), sind astronomische Richtungen und metrische Beziehungen ebenfalls nachzuweisen (Pleterski 1997, 24 f). Der Gedanke von der Stadt, von der aus man astronomischen Linien beobachten konnte, war noch im mittelalterlichen Praha/Prag lebendig (Špurek 1990, 77 ff). Sollten diese Kenntnisse den alten Slawen unbekannt gewesen sein? Nein - denn sie wurden von ihnen genutzt. Linien, die im breiteren Bereich von Uherske Hradište verschiedene frühmittelalterlichen Kirchenbauten in Beziehung setzten, sind astronomisch von der Sonne und dem Mond bestimmt (Rajchl 1995). So liegt der Gedanken nahe, auch anderswo nach solchen Erscheinungen zu suchen. Eine der wenigen Stellen, an denen glaubwürdige Belege über frühmittelalterliche Religionsvorstellungen der Slawen vorliegen, ist Pohansko bei Breclav und seine Umgebung. Hier lassen sich die Äußerungen des geistigen Lebens unserer Vorfahren sogar über eine längere Zeitspanne verfolgen. Der Burgwall Pohansko liegt im südwestlichen Teil der Tschechischen Republik im Raum der großen Auwälder oberhalb des Zusammenflusses von Morava/March und Dyje/ Thaya. Vor allem der archäologische Forschung, die hier seit 1958 vom Institut für Archäologie und Museologie der Philosophischen Fakultät der Masaryk-Universität in Brno (F. Kalousek, B. Dostäl, J. Vignatiovä, J. Machäcek) betrieben wird, sind neue Erkenntnisse zu verdanken. Bis heute konnte in Pohansko eine Fläche von über 140.000 Quadratmeter untersucht und dokumentiert werden (Abb. 1). Die Grabungen erbrachten Funde aus unterschiedlichsten Zeitabschnitten, belegten aber insbesondere die kontinuierliche Besiedlung des Platzes vom Beginn der slawischen Ankunft (6. Jh.) bis zur ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Die frühslawische und altburgwallzeitliche Besiedlung (6. - 8. Jh.) konnte an zwei Stellen im nördlichen Teil des untersuchten Areals erfasst werden. Dabei handelt es sich offenbar um eine landwirtschaftliche Siedlung in Form eines Haufendorfes, zu dem ein Brandbestattungsplatz mit 55 untersuchten Gräbern etwa 300 m südlich des Dorfes gehörte. Pohansko erlangte im 9. Jahrhundert seine größte Bedeutung, als dort auf 28 ha Fläche eine der größten Befestigungen Großmährens in Form einer ovalen Niederungsburg mit Kirche und Friedhof, handwerklichen Werkstätten und einer dicht besiedelten Vorburg entstand, die einer bedeutenden Persönlichkeit als Residenz diente. Die Besiedlung brach auch im 10. Jahrhundert nicht ab, als das großmährische Staatsgebilde mit seinen politischen und geistigen Strukturen zu existieren aufhörte. Für Abb. 1. Breclav - Pohansko. Die wichtigen freigelegten Flächen im Innenraum des Burgwalles. 1 - Areal des Herrenhofes, 2 - der sog. Handwerkerareal, 3 - das sog. frühslawische Brandgräberfeld. uns ist die Tatsache von Bedeutung, dass hier neben der fortschreitenden Christianisierung Hinweise auf einen vorchristlichen Kult erhalten geblieben sind. Dieser erreichte im Verlauf der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts seinen Höhepunkt, als es bereits einen Herrenhof und einen HolzLehmwall mit einer Steinverblendung an der Stirnseite gab. An die quadratische Palisadenbefestigung des Gehöftes schloss sich ein eigenes, rechteckig eingezäuntes Areal mit 17 x 21,5 m an. Die Höhe des Zaunes schätzt man auf bis zu 4 m. Im Innern fand man Pfostenlöcher und Gruben (Feuerstätten?) und möglicherweise die Überreste eines bislang nicht bestimmbaren Bauwerks (Dostäl 1992, 81, 84, obr. 4). Die meisten Spuren der älteren Bebauung wurden jedoch beim Bau einer Kirche zerstört, die sich ebenso wie die meisten umliegenden Gräber an der Längsachse der früheren Kultstätte orientierte (Dostäl 1975, 101 ff). Diese Achse ist auf den Sonnenaufgang am Tag der Sommersonnenwende (Abb. 2) ausgerichtet (Rajchl 2000). Aufgrund der Befunde muss man wohl davon ausgehen, dass der heidnische Kultbezirk mit der beginnenden Christianisierung seine Abb. 2. Bfeclav - Pohansko. Die großmährische Kirche in der kultischen Umzäunung. SS - Orientierung in der Richtung der Sommersonnenwende. Abb. 3. Breclav - Pohansko. Plan des heidnischen Kalendariums im Raum des ehemaligen frühslawischen Brandgräberfeldes. SS - Orientierung in der Richtung der Sommersonnenwende, WW - Orientierung in der Richtung der Wintersonnenwende, O/E Orientierung in der Richtung der Tagundnachtgleiche. Funktion verlor und durch die kleine Kirche ersetzt wurde (Dostal 1975, 103 f; 1992, 81; Richter 1965, 203; Konecny 1980). Dass die entdeckten Pfostenlöcher zu einem älteren Holzkirchenbau gehören, ist nicht völlig auszuschliessen. In weiterer Folge ging auch die alte Kultpalisade unter, die vom jüngeren Narthex der Kirche und den Gräbern des größer werdenden Friedhofs überlagert wurde. (Dostal 1975, 103 f). Der heidnische Kult blieb jedoch auch nach dem Untergang des alten Heiligtums in der Bevölkerung verankert. Als am Beginn des 10. Jahrhunderts das Großmährische Reich unterging, verlor auch die Kirche ihre sakrale Funktion. In ihrem Narthex fanden sich jetzt eine Feuerstelle und Reste von Siedlungsabfall (Dostal 1975, 101 ff; Merinsky 1986). Unweit der Kirche errichtete man nun erneut eine kleinere heidnische Kultstätte. Diese wurde teilweise von einer Palisade umfasst und bestand aus acht Pfählen, die eine starke Mittelsäule umgaben. Der Kultplatz besitzt einen Durchmesser von 2,5 bis 3,0 m und ist jünger als das bei seiner Errichtung gestörte großmährische Grab (Dostal 1968). Eine ähnliche Anlage entdeckte man in Pohansko an jener Stelle, an der die altslawische Bevölkerung vor dem Bau der Burg ihre eingeäscherten Toten bestattete (Kalousek - Dostal - Vignatiova - Sik 1977 - 1978, 162). Nach hundert Jahren war also h a z G 292,5 - 297,5 302,5 - 307,5 312,5 - 317,5 297,5 - 302, 5 307,5 - 312, 5 317,5 - 322,5 Orientation 5 4 3 2 0 Str. Dev= 7,82 Mean = 305,8 N = 16,00 Abb. 4. Breclav - Pohansko. Histogram der Orientierung der Skelettgräber (ohne Hockergrab), die mit der Kultstätte im Bereich des ehemaligen frühslawischen Brandgräberfeldes zusammenhängen. Strichlinie - Orientierung zur Wintersonnenwende. die ehrwürdige Stelle wieder zu einem Kultplatz geworden. Mit dem im Zentrum befindlichen Pfahlbau steht eine Gruppe einheitlich orientierter Skelette in Beziehung (Abb. 3), die in gestreckter Rückenlage und nahezu beigabenlos bestattet wurden (Dostäl 1982, 136). Die einzige Ausnahme bildet das in Bezug auf die übrigen Bestattungen genau entgegengesetzt orientierte Hockergrab eines Kindes. An einer gedachten Linie, welche die Mitte des Pfahlbaus und das ausgefallene Hockergrab verbindet, richten sich alle anderen Gräber aus. Sie zeigt mit einer kleinen Abweichung auf jenen Punkt, an dem die Sonne am Tag der Wintersonnenwende aufgeht. Die Verstorbenen aus dieser Gräbergruppe waren so bestattet worden, dass sie sowohl der wieder zunehmenden Sonne als auch dem Hockergrab entgegen blickten (Abb. 4) Zieht man die Linie über die hervorgehobene Kinderbestattung und die Mitte des Kultplatzes hinaus weiter, trifft sie auf ein kultisches Pferdegrab, das im Verhältnis zu jenem des Kindes genau doppelt so nahe am Kultmittelpunkt liegt. In gleicher Entfernung wie das Kindergrab zur Mittelsäule fand man eine nach Osten, in Richtung der Tagundnachtgleiche orientierte leere Grabgrube - ein Kenotaph. Zieht man eine Linie von der Säule in Richtung Sonnenaufgang am Tag der Sommersonnenwende und verlängert diese nach Südwesten, stößt man erneut auf rituell niedergelegtes Pferdeskelett. Unweit davon liegen zwei in Richtung der Sommersonnenwende orientierte Gräber, die im Vergleich mit dem Kinderhockergrab in doppelter Entfernung zur Kultplatzmitte angelegt wurden. Die aus einer Mittelsäule und acht umstehenden Pfählen gebildete Kultstätte findet auch anderenorts ihre Entsprechung. Ein derartiges, ebenfalls zentral angelegtes Heiligtum entdeckte man im Gebiet der Nowgoroder Slawen in Peryn. Hier fand sich ein kreisförmiger Graben mit acht Nischen für Opferfeuer, die wohl um ein Idol angelegt waren, von dem noch eine Grube inmitten des heiligen Bezirks erhalten geblieben ist (Slupecki 1994, 144 ff). Acht im Kreis angelegte Gruben wurden auf dem Burgwall Bogit in Galizien (10.-12. Jh.) ergraben, in deren Mitte wahrscheinlich das bekannte Zbrucer Idol stand (Rusanova - Timoscuk 1993, 32 ff). Ebenfalls aus acht um eine Mittelsäule kreisförmig angelegten Pfahlgruben bestand die Opferstätte der älteren Zarubincy Kultur auf dem Berg D'evic bei Tripolje (Dostäl 1975, 107). Der Aufbau solcher Kultstätten hängt offensichtlich mit den Himmelsrichtungen und den Sonnenauf- und -untergängen am Tag der Winter- und Sommersonnenwende zusammen. Möglicherweise wurden dabei der Sonnenlauf und die wesentlichen Momenten des solaren Zyklus symbolisiert, die zu den bedeutungsvollsten Aspekten jeder Agrargemeinschaft gehören. Zu den Vorstellungen über den Sonnenkult würden auch die Pferdegräber passen (z.B. Zaroff 1999, 55), die sich auch in anderen Heiligtümern finden. In den heidnischen Kultbezirke von Mikulcice wurden Pferdeskelette ebenso gefunden, wie z.B. am kultischen Holzbau in Klästerisko (Klanica 1985, Abb.: 35, 39). Pferdeköpfe sind auch für den bekannten heidnischen Tempel von Groß Raden in Mecklenburg (Slupecki 1994, 95 ff) belegt. Dass Pferde im Kult slawischer Religionen eine besondere Rolle spielten, bestätigen Chronistenberichte, wie jener Herbords, der auf das Pferd des Gottes Triglav in Szczecin Bezug nimmt (Slupecki 1994, 72 ss). In Pohansko dürften die Tiere die Funktion eines symbolischen Orakels übernommen haben, das die Termine der Sonnenwenden über die untereinander in Beziehung stehenden Pferdegräber und Pfostenbauten vorausbestimmt haben könnte. Der Sonnenkult war vor allem unter den Ostslawen verbreitet. Dies berichtet der Araber Al Masudi und bezeichnet die Slawen um die Mitte des 10. Jhs. als Sonnenanbeter, die offene Heiligtümer zur Beobachtung des Himmelskörpers errichteten (Zaroff 1999, 53). Da Masudi aber selbst nie im Slawenland war, bleibt die Quelle unzuverlässig (Mansikka 1922, 335 f). Die im großen Kultbezirk von Pohansko festgestellten Komponenten finden sich auch im altslawischen Gräberfeld von Dlesc bei Bodesce in Slowenien wieder, wo das Hockergrab eines Kindes und ein Kenotaph ebenfalls metrische Kultpunkte fixierten (Pleterski 1996, Slika/Abb. 12). Das „Kalendarium" in Pohansko kann momentan noch nicht exakt datieren werden, es gehört aber in die Zeit des 8. bis. 10. Jahrhunderts. Zur Festlegung eines „terminus ad quem" dient möglicherweise die folgende Beobachtung. Fünf Meter östlich des Kultmittelpunktes konnte aus der Kulturschicht der einstigen Oberfläche ein ungewöhnlich großes, vollständig erhaltenes Vorratsgefäß aus der Gaphitton geborgen werden. Ganz Gefäße sind selten und könnten an diesem Platz mit rituellen Handlung in Verbindung gestanden haben. Die Graphittonware wird in Pohansko ans Ende des 9. Jahrhunderts und später datiert, womit ein Hinweis für die zeitliche Stellung der Kultanlage vorliegen würde. Abb. 5. Breclav - Pohansko. Der mittlere Befestigungsteil. T - Tor, K - Kultstätte im Bereich des ehemaligen frühslawischen Brandgräberfeldes. Die Maße in Meter. Das großmährische Pohansko wurde vermutlich als imitatio imperii errichtet und präsentiert sich als Nachahmung der karolingischen Pfalz mit allen Funktionselementen, zu denen die abgegrenzte Residenz des Herrschers mit der christlichen Kirche, Wohn- und Versammlungsgebäude, intensiv produzierende Handwerksbezirke und nicht zuletzt eine mächtige, das ganze Areal umgebenden Befestigung gehörten (Machäcek 2000). Die Errichtung des Burgwalls wurde aber nicht nur vom westlichen Vorbild und den natürlichen Voraussetzungen im Überschwemmungsgebiet der Thayaauen bestimmt, sondern auch von anderen wichtigen Prinzipien geprägt. Die eingehende Analyse der Anlage zeigt, dass die großmährischen Baumeister zwei Grundelemente berücksichtigten. Eines war jene gedachte Linie, die das slawische Brandgräberfeld mit der Kirche verband, unter der die ältere Kultstätte freigelegt werden konnte. Das andere ist ein Modul, der sich an den Maßen und der Ausrichtung jener Umzäunung orientiert, in der die Kirche und ihr Vorgängerbau angelegt wurden. Am deutlichsten treten diese Prinzipien in der Fortifikation von Pohansko zutage. Der zwei Kilometer lange Wall besteht aus geraden Teilen und scharfen Brüchen und beschreibt nur Abb. 6. Bfeclav - Pohansko. Herrenhof mit zwei Hauptphasen. Modul im Bereich der kultischen Umzäunung und im Innehof der älteren Phase. im südlichen Teil, der leider während des Schlossbaus im 19. Jh. beschädigt wurde, einen nicht näher spezifizierten Bogen. Der mittlere Befestigungsabschnitt besteht auf der westlichen und östlichen Seite aus zwei gleich langen, geraden und Richtung nno/ssw weisenden Segmenten. (Abb. 5). Sie sind zueinander und auch zu jener Linie parallel, die den Raum des Brandgräberfeldes mit der kultischen Umzäunung des Herrenhofes verbindet. Schließt man die gegenüberliegenden Stellen, an denen sich die parallelen Burgwallteile brechen (an einem dieser Brüche wurde im östlichen Teil des Burgwalles ein Tor untersucht), verläuft die südliche der beiden gleich langen und parallelen Abszissen (d.h. diejenige, die vom Tor herausläuft) durch das „Kalendarium" (Abb. 3). Der nördliche Wallteil entspricht dem Modul, der wohl von der kultischen Umzäunung des Herrenhofes abzuleiten ist (Abb. 2). Er ist durch eine fast ideal viereckige Form mit fester Seitenrelation und durch die Ausrichtung der Längsachse zum Sonnenaufgang am Tage der Sommersonnenwende sowie jene der kürzeren Seite zum südlichsten Aufgang des Vollmondes im Jahreslauf gekennzeichnet. Abb. 7. Bfeclav - Pohansko. Der nördliche Befestigungsteil mit dem kultischen Modul und dem Herrenhof. SS - Orientierung in der Richtung der Sommersonnenwende. Dieser Modul wurde zunächst bei der Errichtung der älteren Phase des Herrenhofes verwendet, dessen Innenhof zu Versammlungszwecken diente, und in Form und Relation den Seiten der dreimal vergrößerten Kultumzäunung der Kirche entsprach. Nur die Orientierung des Innenhofes weicht um 5° von der Richtung der Kulteinfassung ab (Abb. 6). Das entspricht aber auch dem Unterschied der Extremen der Auf- und Untergänge von Sonne und Mond (Sprajc 1991, 27 f). Möglicherweise war der Innenhof nach der Bahn des Mondes orientiert. Ein zweites Mal wurde dieser Modul beim Bewehrungsbau im nördlichen Teil des Burgwalles angewandt. Der Wall wird hier durch zwei gerade, im scharfen Winkel Abb. 8. Breclav - Pohansko. Handwerkerareal mit hofartigen Strukturen und kultischen Modulen. gebrochene Teile gebildet. Orientierung und Relation der beiden Wallsegmente entsprechen der Kulteinfassung und sind 18 Mal so groß wie diese (Abb. 7). Der Modul, an dessen tieferen symbolischen Bedeutung nicht zu zweifeln ist, wurde auch bei der planmäßigen Innenbebauung des Burgwalles benutzt und kann in den Strukturen des Handwerksbezirks nachvollzogen werden, in dem die Siedlungsobjekte wohl durch Verkehrszonen in untereinander abgetrennte Höfe gegliedert waren. Anscheinend entspricht der Grundriss der Hofbebauung im nördlichen Teil des Handwerksbezirks in Form, Ausrichtung und Relation dem Modul der Kultumzäunung am Herrenhof (Abb. 8). Nach diesem orientieren sich auch die Siedlungsobjekte mit ihren Längsachsen. Im südlichen Teil verändert sich das Modell insoweit, als die hofartigen Struktur und die Siedlungsobjekte nunmehr nord-süd ausgerichtet sind. Es muss weiter Abb. 9. Bfeclav - Pohansko. Großmährische Besiedlung im Bereich des ehemaligen frühslawischen Brandgräberfeldes mit hofartigen Strukturen und kultischen Modulen. untersucht werden, ob dies ein Ergebnis bestimmter zeitlicher Entwicklungsänderungen ist, oder andere Ursachen dafür ins Treffen zu führen sind. Im Moment wird eine Detailchronologie der einzelnen Siedlungsphasen anhand des reichen Keramikmaterials erarbeitet. (Machäcek 1999). Die vorläufigen Analysen ergaben jedenfalls, dass man den von der Kultumzäunung abgeleitete Modul in Pohansko auch auf anderen untersuchten Flächen, beispielsweise im Raum des ehemaligen Brandgräberfeldes (Abb. 9) oder im südlichen Vorburgbereich, wo eine großmährische Siedlung auf einer Fläche von ca. 9 Hektar freigelegt wurde, nachweisen kann. Schon vor Jahren hat Lubomir Konecny (1989, 18) die Hypothese vertreten, Pohansko sei einst ein geistiges Zentrum mit einer zentralen heidnischen Kultstätte für die umliegende Bevölkerung gewesen. Die angeführten Beobachtungen bestätigen den nachhaltigen Einfluss religiös-symbolischen Denkens auf die Urbanisation des Ortes. Unsere kurze Studie stellt einen kleinen Schritt zur Erforschung der reichhaltigen Symbolik des Pohansko dar. Zusammenfassend können wir festhalten, dass der beschriebene Platz offenbar über einen längeren Zeitraum (Wende 6./7.-10. Jh.) ein bedeutender altslawischer Kultort war und wesentliche Elemente eines kultisch geprägten Gedankensystems auf seine Urbanisation im 9. Jahrhundert einwirkten. Literatur BHREATHNACH, E. - NEWMAN, C. 1995, Tara. - Dublin. DARVILL T. 1997, Ever Increasing Circles: The Sacred Geographies of Stonehenge and its Landscape. - [in:] Science and Stonehenge (Herausgeber: Barry Cunliffe and Colin Renfrew), Proceedings of the British Academy 92, Oxford, 167 - 202. DOSTÄL, B. 1968, Slovanske kultovni misto na Pohansku u Breclavi? - Vlastivedny vestnik moravsky 20, 3 - 25. DOSTÄL, B. 1975, Breclav - Pohansko IV. 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Največji razcvet je najdišče doživelo v 9. st., ko je bilo tu gradišče z dvorom pomembnega moravskega mogočnika, s pokopališko cerkvijo, številne delavnice in gosto poseljena predgradja. Poleg sledov začetnega obdobja pokristjanjevanja so se ohranili tudi dokazi o obstoju poganskega kulta. Ob severnem robu velmoškega dvora je stala pravokotna ograda, velika 17 X 21,5 m, v njej so bili ostanki najverjetneje kultne stavbe. Večinoma so bili uničeni pri gradnji cerkve, ki pa je ohranila usmeritev starejše ograde (Slika - Abb. 2). To je smer: vzhod kresnega sonca - zahod božičnega sonca. Po propadu države Moravanov na začetku 10. st., je bila cerkev profanizirana, v njeni bližini pa so postavili novo pogansko svetišče. Skoraj povsem enako je bilo odkrito tudi južneje na prostoru nekdanjih žganih grobov. Z njim v povezavi je tudi manjše pokopališče okostnih grobov (Slika - Abb. 3). Ti ležijo ob črti, ki povezuje grob otroškega skrčenca s središčem svetišča. Črta je zelo blizu smeri vzhoda božičnega sonca in zahoda kresnega sonca (Slika - Abb. 4). V nadaljevanju na drugi strani svetišča seže črta do groba s konjskim okostjem. Skrčenec leži natančno enkrat bolj daleč od svetišča kot konj. Natančno vzhodno od svetišča je prazen grob, usmerjen po črti zahod-vzhod. Na smeri iz središča svetišča proti zahodu božičnega sonca - vzhodu kresnega sonca je jugozahodno drugi grob z okostjem konja. V njegovi bližini sta dva okostna grobova, ki gledata proti vzhodu kresnega sonca. Od središča svetišča sta oddaljena štirikrat dlje kot prvi konjski grob. Kultne točke in smeri so narekovale tudi gradnjo okopa gradišča. Nekatere prvine je že mogoče pokazati. Črta med severno kultno ogrado in južnim svetiščem je tudi smer dveh vzporednih vzdolžnih stranic. Južna črta, ki ju povezuje, gre hkrati skozi vzhodna vrata gradišča in južno svetišče (Slika - Abb. 5). Severna kultna ograda s svojo velikostjo in usmerjenostjo predstavlja modul, po katerem je narejen severni del okopa gradišča. Njegovo severozahodno stranico določata sončna solsticija, severovzhodno pa skrajni vzhod božičnega meseca in skrajni zahod kresnega meseca (Slika - Abb. 7). Isti modul so uporabili tudi pri gradnji starejše palisade velmoškega dvora. Osnovni tloris je pri tem zamaknjen za 5°, kar kaže da je daljša stranica usmerjena po skrajnem vzhodu kresnega meseca in skrajnem zahodu božičnega meseca (Slika - Abb. 6.). Po osnovnem modulu so bili urejeni tudi manjši dvori v obrtniškem delu naselja, kjer je poleg tega zaslediti tudi usmeritev po straneh sveta (Slika - Abb. 8). Tudi na področju žganih grobov sta bila dvora urejena po osnovnem modulu (Slika - Abb. 9). Čeprav so to šele prvi koraki v spoznavanje kultne metrike Pohanskega, pa se že sedaj najdišče kaže kot pomembno kultno središče Moravanov v času od 6./7. do 10. stoletja.