Oine edle Handlung seltener Art. «^err Ad. C. Naske theilt aus Wien in der ^Warte an der Donau" Folgendes mit: Ein Gemeiner eines hier stationirten Grenadier - Bataillons wu>de vor einigen Tagen zu einem Schuhmacher auf Exe» lution geschickt. AlS er in d«e Wohl?ung des Ere» quirlen trat, entfaltete sich vor seinen Augen das Bild deS ElendeS und der augenscheinlichsten Noth. Ein krankeS Weib lag in einem schlechten Bette, und mehrere kleine, sehr schlecht bekleidete Kinder liefen leichenblaß im Z,mmer umher. Der Grenadier, von diesem Anblicke gerührt, ließ sich mit dem armen Schuhmacher in ein Gespräch ein, und erfuhr auf diesem Wege, daß llnglücksfälle und Krankheiten die bedauernswerthe Familie beinahe an den B.ctelstab gebracht haben, und daß tie armen kleinen K.nder sich wohl hungrig werden zu Bette legen müssen. Die Schilderung d'cseS Jammers rührte den Grenadier so sehr, daß er dem unglücklichen M«nne die Hand drückte, und mit der Versicherung schied, er werde sich bemühen, so viel als feine beschränkten Kräfte zulassen, Hllfe zu schaffen. — Des andern Morgens schon ließ sich der Grenadier bei seinem Hauptmanne melden, und bat denselben, ihm 50 fi. C. M. von dem Gelde, welches er ihm zur Aufbewahrung gab, verabfolgen zu wollen. Der Hauptmann trug eimges Bedenken, in das Ansinnen des Gemeinen zu willi« gen; ja, er führte ihm zu Gemüthe, daß das viele bare Geld den Anlaß zu Liederlichkeiten geben, und der bisher unbefleckten Conduite deS ManneS nach' the,llg werden könnte. Als jedcch der Gemeine nicht nachließ und die heiligste Versicherung gab, daß er das Gcld gut anwenden wolle, entschloß sich der Haupt-mann zur Ausfolgung dieser Summe. — Kaum hatte der Grenadier das Geld in den Händen, als er sich ungesäumt zu dem armen Schuhmacher veiMte, ihm s''lbcs ganz einhändigte, und^.hm auftrug, feine schulden zu zahlen und sich rüstig wieber an's Geschäft zu machen. Eine Nückzahlungsfrist setzte er nicht fest. sondern bedeutete dem armen Manne, er solle, wenn es ihm einmal besser gehen wird, zeitweise einen Gulden zurücklegen; auch werde er von Zeit zu Zeit kommen, und sich umsehen, welche Früchte sein guter Wille getragen habe. Hierauf schenkte er der armen Familie noch einige Gulden, und befahl ausdrücklich, für den nächsten Abend Braten und Wein herbeizuschaffen, damit sich Alle dieses Tages mit Freuden erinnern mögen. Ohne seinen Namen zu nennen, schied der Grenadier, von den Segenswünschen der ganzen Familie begleitet. — Der arme Schuhmacher befolgte pünktlich die Befehle seines Wohlthäters, und die Fröhlichkeit zog wieder bei der armen Fa» milie ein. Um eben diese Zeit wurde bei einem in dem» selben Hause wohnenden Schneider ein Diebstahl verüdt, der n«cht ganz unbedeutend war. DerSchnei, der machte sofort bei den Behörden die Anzeige, füg» te jedoch be», daß sein Verdacht zuvorderst auf den im nämlichen Hause wohnenden veraimten Schuh» Macher falle, weil derselbe vor drei Tagen er^uilt worden sey, und gestern Abends Braten und Wem für seine Familie nach Hause gebracht habe.— Der Schuhmacher wurde vorgerufen und angehalten, sich auszuweisen, woher er das Geld habe, um solchen Aufwand für Speisen und Wein zu machen. Er erzählte hierauf Alles der Wahrheit getreu, fand aber nicht viel Glauben. Da er aber bei ft,ner Aussage behairte, leider aber den Namen 5cS Grenadiers nicht anzugeben wußte, so hä'tre ihm dieß leicht Fatalitäten zuziehen können. Durch längere Nachforschungen erfuhr man, welcher Grenadier an dem bezeichneten Tage bei dem armen Schuhmacher auf Execution war. Endlich wurde auch dt.ß aus offlliosem W^ge zur Sprache gebracht, und der — 140 — wackere Grenadier wußte, um den armen Schuh-wacher von einem ungegründeten Verdachte zu be« freien, Alles aufklären, waS er mit sichtbarem Wi« derwillen that. __ Diese edelmüthige Handlung deS braven Grena, diers wurde bald allenthalben im Bataillone bekannt, und der Hauptmann säumte nicht, hierüber sogleich dem Commandanten Bericht zu erstatten. Der Com. Mandant brachte den ganzen Vorfall zur Kenntniß des InhaberS, — eineS hochgestellten, und wegen sei« z,er humanen Denkungsart gefeierten Herrn, welcher dem braven Grenadier 100 Stück Ducaten zumit» 'teln ließ, und ihn augenblicklich zum Qua» Feldwebel ernannte, den ausdrücklichen Befehl beifügend, die» sen Mann, wenn er sich im Schreiben mehr ausge» bildet haben w,rd, unverzüglich zum wirklichen Feldwebel zu befördern. So abenteuerlich auch das Ganze klingen mag, so ist doch AlleS reine, buchstäbliche Wahr» heit, und ich werde nicht crmangeln, den verehrten Llsern unserer Berichte demnächst den Nam.'N des braven Grenadiers bekannt zu geben. Möge daS Vei» spiel dieses wackeren ManneS zahlreiche NachahlNUN» gen finden. — Feuilleton. (Esprit de Corps.) Ein alter Jurist der französischen Hauptstadt veröffentlicht im »vroit« Erinnerungen aus seinem Advocatenleben. Unter Anderem bemerkt er, cS habe früher unter den Pariser Advocaten gewissermaßen, oder vielmehr in Wahrheit, eme Solidarität geherrscht, die sich auf Alles bezogen habe. Zum Beleg erzählt er folgenden Vorfall: «Im Jahre 17L4 starb ein junger Advo-cat, der zu den schönsten Hoffnungen berechtigte, und hinterließ eine Witwe mit zwei Kindern ohn« Vermögen. Nach Jahresfrist verbreitete sich daS Ge« rücht, die Witwe unsereS Collegen wolle sich wie. der verheirathen, und zwar mit einem Herrn H**, einem Generalpachter, der reich war, aber im schlechtesten Rufe stand. Seine Rechtlichkeit war Znehr als ein Mal in Zweifel gezogen worden, und er hatte sich nur durch Kriechereien und Niederträch» tigkeiten so empor gebracht. Dieß war bekannt, und deßhalb wurde die unglückliche Verblendung der jungen Witwe, die dcn Namen eines Ehrenmannes mit dem eines Schuftes vertauschen wollte, allge« mein bedauert. „Aus Achtung vor dem Andenken unseres Collegen muß die Heirach hintertrieben wer-dcn!" meinte Herr von Saint-Irieix, ein geistrei» chcr junger Advocat, dessen originelle Art zu seyn im Iustizpalaste bekannt war. »»Das ist unmöglich!«« wurde dem Hitzkopfe geantwortet. „Unmög» lich? Sie sollen sehen, daß ich meinen Willen be» bekomme. Passen Sie auf, ich übernehme es, die Sache inS Reine zu bringen." Gesagt, gethan! Saint-Irieix ging zu der in Frage stehenden Wit« we, und stellte nach einer kurzen Einleitung an sie die Frage: «Ist es wahr, Madame, daß Sie sich wieder verheiraten wollen? »»Ja, Herr von Saint» Irieix."" „Mit Herrn H **?... ««Ja, mein Herr."« »Haben Sie Neigung zu dem Manne? Erlauben Sie wir die Frage, hat d»e Liebe bei dieser Ver» bindung wirklich die Hand »m Spiele?« »»Ihre Frage befremoet mich!"" »Verzeihen Sie, Mada-we! Ich fühle selbst, wie auffallend und bizarr meine Frage erscheint; aber eS geschieht zu Ihrem Besten und die Sache macht sich nun einmal nicht anders." ,,„Nun, MlinHe.lr, im Vertrauen, es ist eine Couvenienjheirath. Ich habe zwei Kinder; mein guter Mann starb ohne Vermögen. Ich muß... mich meinen Kindern opfern. Ich glaube das An« denken meines seligen Mannes so zu ehren."" »Das wollt' ich nur wissen, Madame. Hören Sie, Sie nehmen diesen Herrn H^" nicht; er ist ein Tchur< ke, der Ihnen nurG/ld und Schande zubringt. Ich weiß «ine bessere Partie für Sie, Madame. Wa5 meinen Sie dazu? Da ist ein junger Mann, er ist Advocat und hat wohl kein großes Talent, aber ein gutes Herz; er besitzt mit Ehren sechstausend Llvres Rentcn, und einen unbefleckten Ruf. Sehen Sie, dieftr junge Mann würde sich überaus glücklich schätzen, wenn Sie seine Hand, sein Herz und sei» nen Namen annehmen wollten. Brauche ich noch hinzuzusetzen, daß dieser Advocat und College Ihres verstorbenen Mannes Niemand anders ist, als m«-ne Wenigkeit?... Machen Sie mich glücklich und weisen Sie den Antrag nicht ab!« Und die junge Witwe brach mit dem reichen Mann und wurde Saint'Irieix glückliche Gattinn. (Lite raten »n China.) In China, daS freilich in der Civilisation sehr weit zurück ist, nehs men die Litera ten eine ganz andere Stellung ein als in Europa und namentlich auch in Deutschland, denn die chinesischen Literaten bilden die höchste Classs der Gesellschaft. In einem englischen Werke: ,/I'6N tliou8änä tiliilAs r«la!inZ' w 6Ilma ste. I))' v. K. IianAllou," heisit eS darüber: Es gibt in den Pro» vinzen alle Jahre und in Peking alle drei Jahre Prüfungen, zu denen sich Schaaren vc»n ehrgeizigen Gelehrten drängen. Zu diesen Prüfungen kann Je' dlrmantt gelangen, ausgenommen gemcme Dienst' — 141 — leute, deren Kinder und Enkel und Schauspieler. Die gegenwärtige Dynastie, welche sich viele Mühe gibt, ein stehendes Heer zu erhalten, hat auch un« ter den Soldaten ähnliche Prüfungen und Titel eingeführt. DaS ganze Reich ist eine große Universität; die Glücklichen, welche durch die verschiedenen nöthigen Prüfungen kommen, werden mit Auszeich« nungen beehrt. Man gibt ihnen Festgelage auf Ko. sten der Nation; ihre Nahmen und Siege werden durch daS ganze Land bekannt gemacht, man schmeichelt ihnen, und sie sind ipso tdow zu allen Aem» tern, die der Souverain vergeben kann, wählbar. Die Gelehrtesten werden zu dem höchsten Grade der lilerarischen Rangordnung, zu dem Han-lin, zu der Mitgliedschaft deS Nationalcollegiums erhoben. Die 14,000 Civilmandarinen sind fast ohne Aus» nähme die lisaux espi'its, d»e besten Gelehrten des Reiches. Die Mitglieder des höchsten literarische» Ranges dürfen einen gewissen weißen Stein an der Mütze tragen. DaS Talent steht in China in der höchsten Achtung, aNe andern Titel, alle andern Aemter ?c. werden im Vergleich damit für nichtS geachtet. Auch lesen die Chinesen beinahe so viel wie d»e Deutschen, und die Zahl der chinesischen Bücher ist bedeutend. In Geschichte, Biographie, Drama, Poesie und Roman gibt es gar keinen Mangel an Schriften. Die chinesische inawria M6Üica umfaßt achtzig Octavdände. Auch die Zahl der statistischen Werke ist sehr groß. Manche von den Romanen sollen treffliche Sittengemälde und die Charakterschilderung nur zu loben seyn. Alle Tage treten, wie bei unS, neue Schriftsteller auf, obgleich eben« falls nur wenige zum Berühmtwerden gelangen. D»e Presse ist sehr thätig und der Buchhandel ein einträgliches und höchst ehrenvolles Geschäft. Pri« vatpersonen habbn ihre Bibliotheken und die Regie? rung hat ihre Sammlungen. Davon g»bt es auch Cataloge, von denen manche nur die Tttel der Bü-cher und die Namen der Verfasser enthalten, andere dagegen daneben auch kurze Angaben des In-halteS. Von der kaiserlichen Bibliothek in Peking gibt es Cataloge von beiden Arten. (Hinterlist zu Gunsten der Armen.) Wie überall, so bcmühcn sich auch die Damen in PariS sehr, die Armen so viel alS möglich zu un» terstützcn, namentlich sind dort die sogenannten Fancy-FairS sehr beliebt, bei denen vornehme Damen be» kanntlich als Verkäuferinnen von allerlei Gegenständen für die Armen fungiren, und die Herren sich einfinden, bei ihnen zu kaufen. Eine kleine Hinter» list zu Gunsten der Armen ist da wohl erlaubt, und kommt nicht selten vor. So erzahlt man, die Varo, ninn von L. hatte sich vorgenommen, den Grafen T. an der empfindlichsten Stelle semes Herzens — näm» lich an der B'o',se zu verwunden, da der Graf für ziemlich geizig gilt. Er ging bei einer solchen Ausstellung umher, handelte an jeder Bude, hütete sich aber wohl, etwas zu kaufen, was die Damen im höchsten Grade erzürnte. In dem Augenblicke, als er mit einem Bekannten ein sehr lebhaftes Gespräch angeknüpft hatte, schlich die junge Baroninn von k hinter ihn, und stellte da die beiden schönsten ge» schliffenen GlaSvasen auf. Bei der ersten Bewegung, d«e der Graf machte, warf er sie herunter, und sie zerbrachen. D»e Damen stellten sich verzweifelt. Der Graf drehte sich um, und erblickte erbleichend die Ueberreste der schönen Opfer. »Wie glücklich Sie doch sind, Herr Graf," sagte die junge Dame, welche die Vasen so geschickt aufgestellt hatte, «sie koste«, nur 450 Franken." Der Graf betrachtete die Trum« mer mit wahrhaft rührender Trauer, doch zog er, ohne weiter ein Wort zu sagen, die Börse, zahlt« die 150 Franken, und ging fort, hütete sich aber wohl, irgend einer Bude wieder zu nahe ^u kommen. — Der Marquis von G., einer der ersten Elegants zu Paris, befand sich ebenfalls bei dieser Ausstellung, und sprach mit einer der Damen, welche ihm die schönsten Gegenstände zum Kaufe anbot.— »O nein'." antwortete er, »alleS dieß reizt wich nicht; nur Etwas möchte ich kaufen, denn das halte ich für das Schönste, — daS kleine Tuch, daS sie ÜM den Hals geschlungen haben.« — »Ich wagte nichr^ Ihnen dasselbe anzubieten,« entgegnete die junge Dame sogleich, ohne die Geistesgegenwart zu verlieren, «denn es kostet 500 Franken.« «Jedermann bringt den AlMen seine Gabe dar,« sprach der Mar-quiS. Er mußte das Tuch nehmen, weil die schöne Verkäuferinn ihm dasselbe hinhielt, imd legte seuf» zend eine Banknote von 500 Franken hin. (Die Mumificirung.) Es ist bisher noch immer nicht mit voller Bestimmtheit ermittelt wor» den, auf welche Weise die alten Aegyptier die Leichen ihrer Ve»storbenen in Mrmien verwandelten? und sie solcher Art gewissermaßen für die Ewigkeit vor der Fäulniß und Verwesung bewahrten. Darüber liefcit uns nun der französische Gelehrte Hr. Co-marre eine sehr interessante Abhandlung, welche, ob sie auch nur eine Hypothese «usspncht, dcch als solche zu fest begründet ,st, als daß matt seiner Ansicht den Glauben vclsagcn könnte. Dos Wesentliche bei der MuMlficirung, sagt er, bestand unzweifelhaft in der gänzlich»« Vertrocknung deS — 142 — Leichnams, und dieserProzeß geschah durch eine auf einen außerordentlichen Grad gesteigerte Erhitzung des Leibes; die zu gleicher Zeit in den todten Kör« per gebrachten vegetabilischen Substanzen encw ekelten Creosot, wovon der ganze Leib durchdrungen wurde. Dieses Erhitzen kann man füglich eine Art Durchl-ä'ucherung nennen, deren Endresultat das Vertrocknen ist. Die Versuche, w.lche unlängst Hr. Johnson zu Shrewsbury mit einer wohlerhaltenen Mumie angestellt hat, bestätigen vollkommen die An» sicht des Hrn-. Comarre; auch Hr. Nouelle kann hier citirt werden, denn beide Chemiker haben durch Destillirung des Inhaltes einer Mumie freie Säure erhalten, die den Beweis jener angegebenen Mumi» sicirung herstellt. Man nimmt nur an, das; bei diesem Verfahren der Leichnam in einen halb verkohl» ten Zustand versetzt worden war, so zwar, daß die besagte Erhitzung oder Näucherung mindestens 300° F. erreicht habe. Ingleichen ergab stch, daß die Bin» den, welche die Mumien einhüllten, durch eine, dem harzigen Ertractivstojfe (der Arme, des Fußes ?c.) ähnliche Substanz braungelb gefärbt waren , und daß sie im Wasser Essigsäure und essigsaures Natron ab-setzten, wobei letzteres unfehlbar auf Kosten des kohlensauren Natrons entstanden ist, womit man die entseelten Hüllen bestreut hat. (Des Tanzes Ende.) Ein genialer Com-ponist, der sonst keine Walzer componirte, entschloß Nch aber dennoch dazu, und ward überredet, die Schöpfung auf einem Privatballe voll tanzwiithen» der Damen vorzutragen. In dem rasendsten, rau» schendsten Tacte rissen anfangs Tänzer und Tanz,» rinnen, wie Hüon's Zauberhorn, durch den Saal hin. — Man flog, die Busen wogten, die Lungen bliesen, dle Gesichter glühten wie gekochte Krebse. Doch allmälig legte sich die rasch dahmleißende Wuth der Musik, sie ward sanfter, leiser, langfa» mer, sie schien zuweilen kurzarhmig zu stöhnen, und ein Instrument nah dem andern verstummte, wie in Todesröcheln, bis auch die letzte Violine in ei« nem sterbenden Hauche schwieg, dann ein plötzliches Aufschreien aller Instrumente — Todesst,lle. __ Die müden, matten Tänzer standen, und, wie die Slime me des Weltgerichtes, ertönte in hellen wohlbekannten Klängen der Ton der — Todtenglocke — als Ende des Tanzes zum Fenster herein. Alle Damen waren bleich, mehrere sielen in Ohnmacht, im gan» zen Saale eine fürchterliche Ruhe; mehrere haben nie wieder getanzt. Ein Wort über die Schwestern (Durch Zufall verspätet.) Ich habe es nie so tief empfunden, wie weit das Wort zurückbleibt hinter dem Gedanken, und wie schweres wii-d, den Feuerguß seines Gefühls in die kalte Form der Nede zu leiten, als gerade heute, wo auf dem Vlattc meiner Erinnerung eine Erscheinung wieder auftaucht, die, wie das fröhliche Abcndroth, blendend und doch beseligend, erhebend und doch zutraulich, unerklärlich und doch verständlich an uns vorüberzog; an uns, die wir noch staunend stehen und ihr diesen Nachruf aus dem Grunde unserer Seele zusenden. Ich meine die Schwestern i'Iiln-05!,' und i>l!ll il> klilaünlla. — Wenn ich zurückdenke an jenc zwei begeisterten Abende, an die lautlos stille Versammlung, auf deren Zügen nur e i n Wort zu lesen war, das des Seelenfriedens und der Bewunderung, an den unaussprechlich tiefen Ernst der zur Jungfrau heranreifenden Theresia, an die Lebendigkeit und das kindlich fromme Auge ihrer Üöngern Schwester Maria, so erfaßt mich ein Gefühl von Rührung und Dankbarkeit und ich möchte mit Shakespeare staunend fragen: Wer ist dieß Mädchen da?-------- --------Gewiß die Götlinn Der die Musik dient. Nicht die mechanische Fertigkeit, mit welcher das Geschwister-Paar die Schwierigkeiten des Instrumentes und der Composition überwand, nickt die Reinheit des Spieles in seinen höchsten und vermickeltsten Passagen, nicht die unglandliche Präcision in den Doppclgriffen, nicht den meisterhaften Strich und Ansatz des Bogens will ick hier erwähnen, — es sind nur einzelne Theile zum lebensfrisckcn Ganzen, zerstreute Farben zu dem herrlichen Tongemälde, zerstreute Elemente zu der vollendeten Schöpfung; sondern das Ganze selbst und seinen unauslöschlichen Eindruck, das Bild selbst und seine magische Gewalt, den Tonhimmel selbst und seine Bescligung. War es doch wie ein poetisches Mährchen, das uns Theresia Milanollo durch den Laut ihrer Violine zuflüsterte, wie ein mag, netischer Sommernachtstraum, den sie mit ihrem feinen Gefühle abspa,in; klang es nicht wie ein Dankgebet, in das wir alle einstimmten, wie eine Fricdenshymne, die uns alle versöhnte, wie eine Antwort von unsern lieben Todten auf so viele an sie gerichtete Fragen; sah es nicht aus wie ein Fernblick in einen Himmel, den wir kaum geahnt, wie die Aussicht in eine Welt voll Andacht gendlichcs Gemüth ein so tiefes Gefühl in sich schließt und so unvergleichlich schön auszusprechen^Vermag, wie es Thcrese Milanollo gethan. Trugen auch alle Nummern ihres Spieles den Sta'mp,t der unerreichten Meisterschaft, so war dock die Fantasie über das Schlummerlied aus der Stummen von Portici der Alles übersiiah-' lende Glanzpunct ihrer Leistung. Dieses Schwellen der Töne, dieses flüsternde Piano, dieses Vergehen und Vergessen, eS war hinreißend , und ich hehanpte nicht zu viel, unerreicht und unerreichbar. Nur wer sie gehört, wird es fühlen und bekennen, daß ein, so große Virtnosität die Gränze unserer Fassungskraft berührt, und mehr als Einen habe ich das Concert verlassen sehen, stumn» vor Rührung und ohne Worte für das Wunder dieser Erscheinung. Maria Milanollo, Schülerinn ihrer Schwester Therese, ift unter denselben glücklichen Constellationen geboren, und wenn je ein Meister an seinem Zöglinge bald einen Nebenbuhler zu besorgen hat, s» ist dieses hier der Fall. Mit einer Sicherheit und Entschlossenheit, mit einer- Ruhe und Festigkeit, mit einem Feuereifer und Selbstbewußtseyn, wie dieses nur die sichere Aussicht auf den Freibrief oer Meisterschaft gewähren kann, tritt Maria Milanollo hin; der erste Bogenstrich schon beurkundet ihre außerordentliche Befähigung und scheint uns zuzurufen: „hört und urtheilt." Maria Milanollo trug hier bereits gehörte Variationen von Mauftder, dann nebst einem ^unciertant«? von Nnn<.>Il> mit ihrer Schwester Therese am zweiten Abende auch eine !?tunl.i5li>z„