KRAUS UND MARTEL - EINE VERBINDENDE ACHSE IN SACHE KARST KRAUS AND MARTEL - AN AUSTRIAN-FRENCH CONNECTION IN KARST RESEARCH KARL MAIS Izvleček UDK 551.44(497.12) : 929 Martel E.A. 551.44(497.12) : 929 Kraus F. Mais, Karl: Kraus in Martel - avstrijsko-francoska povezava pri raziskovanju krasa. Kraus (1834-1897) in Martel (1859-1938) sta osebnosti, ki sta močno vplivali na razvoj krasoslovja konec 19. stol. Oba sta pričela raziskovati iz osebnih nagibov, njune kasnejše raziskave pa so imele pomemben znanstveni in tudi javni pomen. Kraus je ustanovitelj prvega speleološkega društva (Dunaj 1879), raziskoval je kras v okolici Postojne, kjer se je udejstvoval tudi Martel (1893). Medsebojno sodelovanje the dveh speleologov je imelo velik pomen za razvoj speleologije v Evropi. Ključne besede: speleologija, speleozgodovina. Kraus F., Martel E. A. Abstract UDC 551.44(497.12) : 929 Martel E.A. 551.44(497.12) : 929 Kraus F. Mais, Karl: Kraus and Martel - an Austrian-French connection in karst research.. Kraus (1834-1897) and Martel (1859-1938) were the personalities having great influence upon the development of karstology at the end of 19'" Century. Both started to investigate from their personal interest, later on their investigations became of great scientific and public interest. Kraus founded first speleological society (Vienna 1879), he investigated the karst in the vicinity of Postojna, where Martel (1893) was active too. Connection between those two speleologists had great influence upon the further development of cave science in Europe. Key words: speleology, speleohistory, Kraus F., Martel E.A. Address - Naslov Dr. Karl Mais Naturhistorisches Museum Wien Institut Ilir Höhlenforschung Messeplatz 1, Stiege 10 A - 1070 Wien, Austria zu FRANZ KRAUS, 1834 - 1897 Der 1834 in Wien zur Welt gekommene Franz KRAUS erfuhr eine, für den väterlichen Betrieb entsprechend sorgfältige kaufmännische Ausgebildung, indem er nach der Schul-und Lehrzeit in Wien seine weitere kaufmännische Ausbildung bei Geschäftspartnern in Cette in Frankreich und Barcelona in Spanien erweiteren konnte. Die merkantilen Erfahrungen erweiterte er durch Reisen nach Nordafrika und Italien und setzte die Erfahrungen mit fremden Völkern, Sprachen und Landschaften gut um, besonders fur seine allgemein naturwissenschaftlichen Interessen. Er übernahm schließlich das väterliche Unterehmen, führte es jedoch nur wenig über das Jahr 1872 hinaus fort und zog sich dann, etwa 40jährig ins "Privatleben" zurück. So konnte er sich seinen erdwissenschaftlichen Interessen widmen, zuerst vertiefte er sich in die Gebiete Mineralogie und Geologie. Er wurde auch Mitglied bei wissenschaftlichen Gesellschaften. Bei einigen Vereinigungen fungierte er als gründendes Mitglied, wie beim "Wissenschaftlichen Klub" in Wien (1876). In diesen naturwissenschaftlichen Kreisen nahm er regen Anteil am fachlichen Leben und war ein kompetenter Motor für viele Aktivitäten. Das machte ihn zum geschätzten Freund. Unter anderen Persönlichkeiten dieser Zeit pflegte er etwa mit dem Direktor der k.k. Geologischen Reichsanstalt im Wien, Hofrat von HAUER und dem Intendanten des Naturhistorischen Museums Wien, Ferdinand v. HOCHSTETTER enge Kontakte. Mit diesen kam es im Jahre 1879 zur Gründung des "Verein für Höhlenkunde" in Wien, um ein Gremium für ihr spezielles Interessensgebiet zu schaffen. HÖHLENFORSCHUNG UND DAS ÖFFENTLICHE INTERESSE Zuerst befaßte sich Franz KRAUS mit den Höhlen alpiner Regionen von Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark. Über diese erschienen ab 1878 verschiedenste Beiträge von ihm. In zunehmendem Maße fesselten ihn jedoch die karstdynamischen und großräumig verfolgbaren Phänomene der "Kesseltälem" Krains. Er war bemüht das bereits erarbeiteten Wissen über die Zusammenhänge der unterirdischen Entwässerung, für die agrarische Nutzung der Karstgebiete Krains auszuwerten, sowie durch gezielte Forschungen zu erweitern. Dadurch gelang es ihm, die gesellschaftsrelevate Bedeutung der Speläologie hervorzukehren und das Interesse staatlicher Stellen, insbesondere des k.k. Ackerbauministeriums an diesem Fachgebiet wach zu halten. Im renomierten Österreichischen Touristenklub, zu dessen Mitgliedern Prominenz aus Wissenschaft und Gesellschaft gehörten, initiierte Franz KRAUS die Gründung eines eigenen "Karst-Comites". Zu dessen Mitgliedern als Präsident der Intendant des naturhistorischen Hofinuseums Franz Ritter von HAUER zählte, weiters der Initiator des Comites Franz KRAUS, Josef SZOMBATHY, aber auch der Reichtagsabgeordnete Fürst Ernst WINDISCHGRÄTZ, der Abgeordnete und Geologe Prof. Eduard SUESS und zahlreiche andere fachlich kompetente Persönlichkeiten. Das Comite hatte sich zu Beginn des Jahres 1885 etablierte und nahm bereits im Sommer des selben Jahres die Arbeit im Bereich Adelsberg - Pivka auf (HAUER 1986). Diese Untersuchungen verblieben nicht im privaten Kreise, sondern erfolgten im allgemein nutzbringenden Interesse, unter Einbindung des k.k. Ackerbauministeriums in Wien und der Landesregierung der Kronlandes Krain in Laibach. Franz KRAUS richtete am 4. April 1885 ein Schreiben an die Stadt Triest, in dem er für die Wasserversorgung der Stadt ein Projekt zur "subterranen Hydrographie des Karstes" im Hinterland von Triest detailiert und mit einer auch flir heutige Verhältnisse umfassenden Methodik, unter Einschluß von Tracerversuchen, darstellte (ILMING & TRIMMEL 1983). Die Anregung zur Wiederaufnahme einer intensiven karstkundlichen Erforschung des triestiner Karstes fand jedoch auch nach einem weiteren Brief aus dem Jahr 1888 keinen direkten Widerhall. Erst 1892 unternahm die Societä Alpina delle Giulie mit ihrer Commissione Grotte, deren Gründung auf das Jahr 1883 zurückgeht, einen Tracerversuch mit Fluoreszein. Diese Untersuchungen entsprachen zwar durchaus den seinerzeitigen Vorstellungen von KRAUS, erfolgten jedoch ohne den Rahmen der damals vorgeschlagenen systematischen Begleituntersuchungen. Im innerkrainer Karst hingegen waren die Projekte des "Comite" gerne angenommen und brachten erfolgreiche Ergebnisse. Der Forstassistent Wilhelm PUTICK leitete dabei, ab 1886 die Vermessungen und Untersuchungen vor Ort, wobei er von Ing. V. HRASKY unterstützt war (HAUER 1887: 60-61; 1889). Wegen seiner Verdienste um die Karst-Melioration, speziell die Eindämmung der Überflutungen des Planinsko - Poljes wurde Franz KRAUS zum Ehrenbürger von Planina ernannt, eine Anerkennung, auf die er sehr stolz war. Neben dem Karst-Comite arbeiteten im engeren und weiteren Gebiet des klassischen Karstes auch die obgenannte Commissione Grotte, sowie auch die "Abtheilung für Grottenforschung der Section Küstenland" des Alpenvereins (gegründet 1883). Das Arbeitsgebiet der Section Küstenland mit den Herrn A. HANKE, J. MARINITSCH, Fr. MÜLLER und P.A. PAZZE lag vornehmlich im Bereich der Reka bei St. Kanzian und hatte einerseits den Ausbau der Höhle für den öffentlichen Besuch und andererseits die Verfolgung des unterirdischen Verlaufes der Reka gegen die Trinkwasserquellen bei Aurisina und des Timavo zum Ziele. Die Berichte über diese speläologischen Forschungen sind in vielen Veröffentlichungen festgehalten. ZUR "HÖHLENKUNDE" UND "LES ABIMES" Seit dem Beginn der 80er Jaiire hatte Franz KRAUS eine Zusammenfassung der lokalen Ergebnisse aus der alpinen und außeralpinen Höhlenforschung, sowie ihre überregionale Bedeutung systematisch verfolgt und dabei auch die entsprechenden Ergebnisse aus aller Welt verarbeitet. Als 1894 seine "Höhlenkunde" als erstes zusammenfassendes Handbuch auf diesem Gebiet erschien, bezog er sich vielfach auch auf einen französischen Forscher: auf Edouard Alfred MARTEL, mit dem er bereits seit längerer Zeit einem sehr freundschaftlichen Kontakt gepflegt hatte. Der französiche Advokat Edouard Alfred MARTEL war ebensowie der Geschäftsmann Franz KRAUS sehr am Alpinismus und den Geowissenschaften, besonders aber an der Höhlenkunde interessiert, vielleicht mehr, als an seiner direkten beruflichen Basis. Beide verfugten über eine umfassende Bildung und unstillbare Wißbegierde. Ihre solide finanzielle Grundlage, sowie die gesellschaftliche Stellung gewährte ihnen den fur ihre Geländearbeiten nötigen Rückhalt. Dadurch besaßen die Ergebnisse ihrer Forschungen eine entsprechende Akzeptanz in den wissenschaftlichen und politischen Gremien ihrer Länder. Beide hatten sich in bergsteigerischen Kreisen einen guten Namen geschaffen und eine weitgehende Literaturkenntnis auf ihrem Fachgebiet erarbeitet. Franz KRAUS durch den Aufbau seiner Literaturkartei, die zum "Literatur-Anzeiger" des Vereins für Höhlenkunde in Wien, 1879 - 1880, ftlhrte (MAIS 1984) und die er konsequent ergänzte; E.A. MARTEL durch die Betreuung der "Chronique et bibliographic des montagnes" des Club Alpine Francaise, ab 1884. Über die höhlenkundliche Literatur ergab sich ein entsprechend zunehmendes Verhältnis der Beiden. Franz KRAUS schätzte die Arbeiten seines um 25 Jahre jüngeren Kollegen sehr, was deutlich daran zu erkennen ist, daß er die Ergebnisse des forscherischen Elan ab 1890 immer wieder in angesehenen Zeitschriften referrierte und in den Titeln den Forscher auch selbst nannte. Etwa 1893: "E.A. Martels Höhlenfahrten in Krain." in der Zeitschrift Gaea (Leipzig) und 1895: "E.A. Martels Höhlenforschungen." ebendort. Franz KRAUS baute an vielen Stellen seines 1894 erscheinenden Buches "Höhlenkunde" Forschungsergebnisse MARTELs ein. 33 Nennungen erfolgtem in verschiedenen Zusammenhängen im Text, 9 Bilder und Pläne MARTELs fanden als Illustration Verwendung. Unter den Abbildungsvorlagen und zusätzlichem Material für die "Höhlenkunde", welche am Naturhistorischen Museum Wien verwahrt werden, befinden sich Spirituskopien von Handskizzen, die offenbar MARTEL für die Umzeichnung durch den Graphiker angefertigt hatte (Abb. 1), sowie Bürstenabzüge von Höhlenplänen des ebenso 1894 im Druck erscheinenden Werkes "Les Abimes". Franz KRAUS hatte diese Entwürfe von seinem Freund zur Information und freien Verfügung erhalten. Ein Bürstenabzug einer Tafel über den "unterirdischen Lauf des Poik Flusses bei Adelsberg in Krain" für Petermann's Mitteilungen mit den von MARTEL zusammengestellten Entdeckungsphasen stellt eine geringe Umarbeitung von MARTELs Entwurf dar. Für die Übersichtstafel in der "Höhlenkunde" generalisierte jedoch KRAUS die Abbildung deutlich, ohne den Charakter weSfentlich zu ändern. So haben beide Autoren nach der gleichen Grundlage gearbeitet, sie jedoch in anderer graphischer Bearbeitung ihren Werken beigegeben. Siehe Abb. 2. T