Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^R3^ Sechster Jahrgang 29. März t8O^. Das Eine. 'l^in Schiffer auf dcm Meer des Lebens, Suchst du dcu Anker oft vergebens, Daran sich dciuc Seele hält: Die Liebe wird der Zeit zum Raube, In bangen Zweifeln stirbt der Glaube, Der Hoffnung luft'gcr Bau zerfällt. Nnr nach dcm Einen mnßl du trachten: Sei würdig stets, dich selbst zu achten, Dann bist du wunderbar gefeit, Und, was dir draußen ging verloren, Wird ncu dir in dir selbst geboren, Dein Eigenthum für alle Zeit. Eine Carnevalsnacht in Petersburg. ^Dn Petersburg gab Feuillet seine Maskerade. Um N Uhr Nachts saßen mehrere junge 3eute am Speisetisch und zollten Vachus reichliche Dankopfer. Es wurden dabei verschiedene Toaste ausgebracht und ein junger Mann sprach zu seinem Kameraden: „Ich habe gehört, daß Du im Begriff warst, auf dem Lande zu heiraten; sollen wir nicht auf das Wohl Deiner Braut ein Gläschen leeren?" Der Angeredete: „Alte Geschichte! Man kann nicht alle hübschen Frauenzimmer heiraten; es war ein Phantasic-spiel, ein Zeitvertreib gegen Langeweile. Ich lernte wahrend meines Urlaubs eine liebenswürdige Nachbarin auf dem Lande, eine Witwe kennen, und wir wurden zeitweilig gute Freunde; flugs verbreiteten die Nachbarinnen, wir seien Braut und Bräutigam; da ergriff ich aus Furcht die Flucht und kehrte zur Stadt zurück." „Aber," sprach Jener, „man sagt, Du habest Dein Wort, ein förmliches Eheuersprechen gegeben." „Liebeseide werden, wie die Dichter sagen, mit Amors Pfeil auf die Meereswclle geschrieben, — ein Windhauch ! und weg ist der Eid!" erwiderte dieser. i Wahrend dieses Zwiegespräches näherte sich eine Da- ^ mcnmaske im schwarzen Domino dem Tische, klopft dem leichtfertigen jungen Manne auf die Schulter, noch ehe er ^ seine Rede geendigct und entfernt sich, nachdem sie ihm mit dem Finger gedroht. Der jm,ge Mann ergreift hierauf das Glas und spricht: „Auf das Wohl dieser Maske und auf günstige Aussichten!" Hierauf fahrt er fort: „Sie muß ein reizendes Wesen sein. Sie mystisizirt mich schon den ganzen Abend — und ich bin entschlossen, es koste, was es wolle, zu erfahren, wer sie ist." Er erhebt sich von seinem Sitze, übergibt einem der hier von ihm bewirtheten Freunde eine hundertrubeligeVank-note, mit der Vitte, die Zeche zu bezahlen und entschuldigt sein Weggehen mit dem Ausspruche, er müsse doch seinen Noman mit der schwarzen Maske fortsetzen. Die schwarze Maske schien in einer Ecke des Zimmers auf ihn zu war« ten, und als er sich ihr nähert, reicht sie ihm die Hand und beide wandern durch die Zimmer. Maskeradcnliebschaften und Wein sind Geschwister. Vom Champagner erhitzt, trieb der junge Mann seine Keckheit so weit, daß er der Maske eine förmliche Liebeserklärung machte, ihr Alles, Treue, Unterwürfigkeit und ein Eldorado von goldenen Bergen gelobte. Die Maske lachte laut aus. „Ich habe gehört," spricht sie, „wie Du über Liebe und Treue urtheilst; wie kannst du in dieser Beziehung noch auf Vertrauen bei Frauenzimmern Anspruch machen?" ! „Dn hast nichts gehört," antwortete der junge Mann, , „und was schwatze» nicht junge Freunde unter einander!" ! „Dir aber wurde vorgeworfen, Du habest Dein Wort zu einer Heirat gegeben und erfülltest Dein Versprechen ! nicht." „Was für ein Versprechen? — Gin Scherz, nichts weiter!" ! „Darf man denn aber mit ter Ehre und Ruhe eines ! Frauenzimmers Scherz treiben?" „Laß das Moralisiren, hier ist weder die Zeit noch der Ort dazu. Hätte ich ein so kluges Weib getroffen, wie Du, geliebte Maske, uud auch nur den hundertsten Theil so viel Schönheit als Du Verstand besitzest — so würde ich gewiß mein Versprechen gehalten haben!" „Nun, war denn die Dame, der Du Dein Wort gabst, dumm und häßlich?" „Nein, sondern nur gar zu empfindsam, und mir sagen die Weincrlichkciten nicht zu. In diesem Tone wurde die Unterhaltung fortgesetzt, bis der junge Mann sich entschloß, die Maßke zu bitten, sie nach Hause begleiten zu dürfen, wozu er ihr seine Equipage anbot. Die Dame willigte ii: seine Begleitung ein, jedoch unter der Bedingung, daß sie sich dazu ihrer eigenen Equipage be« diene. Darauf begaben sich beide in's Vorzimmer. Der junge Maun war nicht wenig verwundert, als er sah, daß der Diener der Dame, der ihren Mantel dielt, auch maskirt war. Als er sie am Arm die Treppe hinab führte, äußerte er sein Verwundern hierüber. Die Maske meinte, darüber sei nicht zu staunen, denn wenn man sich einmal maskire, um nicht erkannt zu werden, müsse man darauf bedacht sein, auch durch Dienerschaft und Equipage nicht verrathen zu werden; „wir sind hier nicht allein" — fügte sie hinzu — „und ich mag nicht von gewissen Personen erkannt werden." Der mit vier stattlichen Pferden bespannte Wagen stand an der Ecke der großen Moskowja. Beim Einsteigen sprach die Dame zum Diener: „Nasch nach Hause!" und der Wagen flog davon. Hier änderte Cavalier und Dame den Ton, sie nannten sich gegenseitig „Sie." Der junge Mann, auf die Gunst der Dame hoffend, fuhr fort, ihr den Hof zu machen, tvährend sie zwar auf seine Huldigungen einging, ihn jedoch mit vieler Klugheit nöthigte, sich den strengsten Anstands-regeln zu fügen. Vergeblich bat er sie, sich zu demaskiren. „Das wird schon geschehen!" erwiederte sie. Wie hinreißend ihre Unterhaltung auch war, bemerkte er doch, daß die Fahrt lange währe, und fragte sie, ob sie denn so weit wohne? — „Auf der Datsche, außerhalb der Stadt!" „Selbst im Winter?" „Immer, dort ist's still und ruhig!" Diese Aussicht, in stiller Einsamkeit bei einer reizen« den, geistreichen Dame zu weilen, entstammte des jungen Abenteuerers Phantasie noch mehr und er brannte vor Un« geduld, bald an Ort und Stelle zu sein. Endlich hält der Wagen, der Diener öffnet die Thür und die Dame steigt zuerst, dann ihr Begleiter aus. Die^ ser wird mit höchstem Staunen gewahr, daß sie sich vor ^ dem smolenskischen Kirchhofe befinden. „Aengstigen Sie sich nicht," sprach die Dame, „hier werde ich mich demaskiren und gefalle ich Ihnen, so müssen ! Sie n»ir am Grabe das Gelübde der Treue ablegen; tdun Sie das nicht, so werde ich Sie hier allein zurücklassen." Der junge Mann fügte sich ihrem Willen; beide treten in den Friedhof, und sie führt ihn zu einer frischen, noch offenen Gruft. Hier nimmt sie die Maske ab; ihm starrt vor Entsetzen das Blut in den Adern, er erblickt einen Todtenkops! Die Dame reicht ihm die Hand — er faßt eine Todtenhand! — Sie hat bisher mit verstellter Stimme gesprochen, jetzt bedient sie sich ihrer natürlichen und er, erkannt-e die Stimme der von ihm getäuschten Dame. „Dein Treubruch hat mich ins Grab gebracht!" sprach sie feierlich, „und ich bin aus dem Grabe zurückgekehrt, um Dir zum letzten Mal Deinen schändlichen Betrug vorzuwerfen und Dich auf ewig zu verfluchen! Einem Weibe seinen guten Namen rauben, ist ein schwereres Verbrechen als ein Mord! Du hast mich betrogen, meinen Ruf geschändet, mein einziges Kind mit Schmach bedeckt!" Sie hatte noch nicht geendet, als der junge Mann besinnungslos zu ihren Füßen liegt. Als er wieder zu sich kam, sah er sich in seiner Wohnung und im Bette. Heftig schlug ihm das Herz. da er dieselbe Dame, der er die Ehe versprochen hatte, und die ihm als Todte auf dem Friedhofe erschienen war, anseinein Bette sitzend gewahrte. Er wollte sprechen; allein sie legte den Finger auf deu Mund, als Zeichen, daß ihm das Sprechen untersagt sei. Der herbeigerufene Arzt erklärte, die Krisis sei eine glückliche und er stehe für das Leben des Kranken ein, welcher neuu Tage und Nächte am Neruen-fieber darnieder gelegen, und deu die getäuschte Frau die ganze Zeit über nicht einen Augenblick verlassen hatte. End» lich erfolgte die vollständige Genesung und Versöhnung zwi» scheu Beiden, und des jungen Mannes erste Ausfahrt war die — zur Kirche und zur Trauung. Nachdem diese erfolgt war, zog sich unser junger Abenteurer sogleich mit seiner schönen jungen Frau auf's Land zurück, um allem Gerede und allen Nachforschungen zu entgehen. Die junge Witwe wnßte sehr wohl, daß ihr Anbeter abergläubisch und Liebesabenteuern ergeben nar. Durch die Romane der Madame Nadkleif, in welchen Todtcncr-scheinungen die ersten Rollen spielten, angeregt, beschloß sie, sich an dem Treulosen auf eine romantische Weife zu rächen. Sie begab sich nach Petersburg, erforschte seine Lebensweise und erwählte jene Maskerade zur Ausführung ihres Planes. Ihre eigentliche Absicht ging nur dahin, deu jungcn Mann zu erschrecken und ihm bei der Gelegenheit eine ernste Lehre an einem Grabe zu geben; die Folgen hatte sie dabei nicht berechnet, welche sein Leben in Gefahr brachten. Sie selbst hatte ihn nach seiner Wohnung zurückgebracht, sich dort bis zu seiner Genesung beständig aufgehalten, dann ihm ihre Schuld gestanden und ihn um Verzeihung gebeten. Mittlerweile hatte der junge Mann Zeit gehabt, über seine Handlungsweise nachzudenken. Er entschloß sich, sein Vergehen zn sühnen, und die Sache nahm ein gutes Ende. Pie Frauen in der Sage und Geschichte Krain's. Einc kultnrgcschichtlichc Studie von P. v. Andics- (Fortsetzung.) Mnria Qopoldnm, verwitwete Kurfiirstin uonpsalzbaiern. (XVIII. Jahrh.) In dem Auögange des vorigen Jahrhunderts nahm Ihre königliche Hoheit, die verwitwete Frau Kurfürstm von Pfalzbaicrn, Maria Leopoldina, ihren Wohnsitz in unserer Hauptstadt, und es war vorzüglich die um das Jahr 1792 zu erneuerter Blüthe gelangte (aus dem XVIl. Jahrh, stammende) philharmonische Gesellschaft dasjenige Institut, das die Neigung der hohen Frau gewann. Es ist der „zum Gebrauche der auswärtigen Mitglieder der Gesellschaft« zusammengestellte Katalog der Musikalicn (vom 1. November 1794 — 30. Juni 1804) im Archive des historischen Vereines erhalten und weist uns den großen Zuwachs an klassischen Musikstücken, den der Verein im an» gegebenen Zeiträume von Freunden der Gesellschaft erhalten hatte. Unter den Namen der Gescheufgeber prangt auch der „der Frau Kurfürstin von Pfalzbaiein." Die vertretenen Pieccn theilen sich in: l. Kammermusik, Ouvertüren, Sympbonics, Konzertantes, Konzertes, Scre« nates, Septcts uud Scrtets, O-uintuorö, Quatuora, Trio's, Harmonie. II. Sing- und Kirchennnisik, und III. Fortepiano. Maria Anna, Kaiserin von Oesterreich. Der hohe Wohlthatigkcitsstnn dieser Fürstin ist allbo kannt, und wie sich derselbe allen Kronlä'ndern des Kaiser-staates in gleicher Weise zuwendet, so auch unserem K r a i n. Und da ist es besonders das durch seine Grotte wclt« berühmte Adelsberg, welchem Ort die Kaiserin niemals vorübergeht. Alljährlich nuf Höchstihrer Reise nach der Heimat Italien geruht Höchstoicselbc in Adclsbcrg das Nachtquartier zu nehmen , Tags darauf die heil. Messe zu hören, sich in der Umgegend zu ergehen uud dann erst die Weiterreise fortzu« setzen. Die Kirche und der Armenfond meines Geburtsortes sind außerdem die durch kaiserliche Hnld reichlich Beschenkten. Elisabeth i Kaiserin von Oesterreich. Wer von uns, der den Spätherbst des Jahres 1866 in einem der drei Länder Steiermark, Kärnten oder Kraiu zubrachte, weiß nicht von dem hochbcglückendem Aufenthalle der Majestäten in Klagensnrt, Gra; oder Laibach zu erzählen, wo die Völker Inncrösterreichs zum ersten Male das Glück hatten, „die Rose aus dem Vaicilande am Arme unseres ritterlichen Kaisers zu scheu; wie strahlte da nicht jedes Auge von beseligender Lust, wenn die höbe Frau, die unser Anastasins Grün „die Anmuth auf dem Throne" nci-.nt, durch die Reihen des Volkes dahinschritt, nach allen Seiten huldvoll und milde grüßend. Ich kann hier nicht die einzelnen Festmomente aufzählen, welche sich vom 17. —20. November des genannten Jahres und am 11. März des folgenden in der Hauptstadt und in lenen Theilen des Landes Krain, die in der Reiseroute der Majestäten lagen, dem Auge uud Herzen darboten, ich kann es um so eher unterlassen, da einerseits die Grinne-lung daran noch so lebhaft in Jedermanns Vrnst fortlebt, anderseits ein Denkbuch (von Dr. E. H. Costa) die Details ber>elben nach den Zeitungen und den Berichten der mit der Leitung der Festivitäten betraut gewesenen Künstler und Techniker zusammengestellt, der Nachwelt bewahrt. Wir heben nur zwei vorzüglich historische Momente heraus: Ihre Majestäten geruhten den 19. November 18Z6 — also A l l e r b ö ch st i h r en Namenstag — in unserem freundlichen Laibach zuzubringen, was Herr Karl Dcsch-mann in einem, die Fcstausgabe der (damals von ihm redi» girten) Laibacher Zeitung begleitenden Gedichte äußerst zart auffaßte und eben so sinnig in folgenden Versen poiutirte: Am Tag, der Deinen hehren Namen trägt, Am Tag, den man dcn Sciucn pflegt zu weih'n, Weilst Du bci uns, wo jedes Herz Dir schlägt, Geruh' auch uns den Deinen cmzurcih'n. Am 11. März 1837 war der A d e l s b e r g e r»G r o t t e glänzendster Ehrentag, denn an demselben betrat „Elisabeth" die Räume „von Kronlands Wunderbau, wo tief in Grottennacht Krystalle blüheu" , zugleich war zu Höchstihrem (5m-pfauge jene Scheidewand gewichen, die dcn gegenwärtig schönsten Theil unserer Grottenwelt, der mit jenem Tage „Franz Josef und Elisabeth-Grotte" getauften, bisher verborgen gehalten hatte. Die unmuthigsten, lieblichsten Tropfstein» gebildc, die man die Zeiten her kennen gelernt hat, bieten sich hier dem erstaunten Auge dar; an jenem schönen Tage glänzten sie der hohen Frau von der durch Ihren Eintritt für immer geweihten Urstätte in voller Pracht und Schöne entgegen. Seit dem 20. Mai desselben Jahres steht bereits ein Denkmal des genannten Tages auf dem „Velvedere" : der Zukunft die jubelnde Freude der Gegenwart zu verkünden! III. Frauenbilder. Veronika von Desscll'ch. (XV. Jahrh.) In geringer Entfernung von der Stadt Gottschee ge« wahrt man auf einem felsigten Berge die Trümmer eines Schlosses >— des Friedrichsteines! Es war von Friedrich Grafen von Cilli, dem Sohne des Grafen Hermann, erbaut worden; außerdem besaß Graf Friedrich auch die Schlösser Gottschce, Gurkfcld, Maichau, Nudolfswerth und Landstraß. Als 1422 seine erste Gemalin, eine von Modrnsch, starb, heiratete er drei Jahre darnach die schöne Jungfrau Veronika von Deßenitz (v08inxe), „von derer schönem Blick er — wie die Chronik sagt -— Feuer gefangen hatte." Er bezog mit ihr den Friedlichstem uud lebte da in stiller Znrückgezogcuhcit. Der allbcrcite Neid zischelte uud es entstand das Gerücht, daß Graf Friedrich seine erste Gattin im Bette erstickt habe, nm Veronika als solche zu umarmen, „die er allbcnit im Herzen hatte." Dieser Verdacht ward von Friedrichs Vater und der gangen hohen Verwandtschaft — Kaiser Sigismund mitein« begriffen — gern aufgegriffen, „denn," sagt Valuasor, „wie wohl es nichts unerhörtes, daß ein Graf mit einer Edel« dame sich verheiratete, so wollten doch die Grafen von Cilli, ihrer Macht und Vefreundung mit hohen Häusern wegen, fürstlich betrachtet sein: wie gemeiniglich große Gewalt groß geachtet und mit geringerem Stand, wenn kein besonderer Zuwachs eines Nutzens dabei ist, unbefreundet sein will." Da nun der Veronika Eltern nur dem Ritterstande angehörten und Friedrich sie ohne seines Vaters Willen und ohne des Kaisers Rath geehelicht hatte, so forderte ihn der Kaiser zu sich nach Ungarn, nahm ihn, als er erschien, gefangen und sandte ihn so seinem Vater. Dieser ließ ihn vor Cilli in einen Thurm sperren, den Friedrichstcin aber, „damit auch die Steine sein hohes Mißfallen und seinen Eifer empfinden möchten", niederreißen. (Fortsetzung folgt.) , Litoratu r. Herbard VIII. Freiherr von Aueröperg. Von P. v. Nadics. Daß nach längerer Zeit der Geist wissenschaftlicher Forschung bei uns wieder erwacht ist und dem reichen Schatze unserer heimischen Geschichte sich wieder zugewendet hat, davon haben, außer den in verschiedenen Zeitschriften zerstreuten Aufsätzen, in den letzten Jahren Hitzinger's Qncck-silberbergwerk Idria (Laibach 1869). v. Nadicö' Schlacht bei Sissck (Laibach 1861), Elze's Gotschce und die Got-schewer (Laibach 1861) u. A., als Vorläufer größerer Lei-stnngen willkommene Kunde gegeben, selchen Arbeiten wir hier der Vollständigkeit halber gleich noch die auswärts ent> standene Schrift Sillem's über Primus Trüber (Erlangen 1861) anreihen wollen. Bereits ist diesen Proben eine größere Leistung gefolgt. P. v. Nadics, der jüngste Erforscher krainischcr Geschichte, hat i>, seinem Herbard VIll. Freiherr von Auersperg (Wien, Vraunmüllcr, 1862, 394 S. und XX., gr. 8., mit litbogr. Bildniß und Facsimile des Namene) der gelehrten Welt ein Werk vorge-legt, wie anf krainischcm Boden schon seit vielen Jahren keines entsprossen ist. Schon deßwegen würde es uns gc« ziemen, dasselbe einer nähern Besprechung zu unterziehen, wenn auch nicht sonst im Werke selbst Grund genug dazu geboten wäre. Durch den ruhmvollen Ahnensaal der altberühmten Familie Aucrspcrg führt uns der Verfasser, ineinander Hand eigener archiualischer Forschungen in die tief bewegte Zeit und Geschichte Krams während des 16. Jahrhunderts. Gciraltige Kämpfe des Schwertes und des Geistes, interessante Erscheinungen provinzieller Freiheit und Verwaltung, erschütternde Szenen innern und äußern Krieges bilden den reichen Hintergrund, auf welche» der Verfasser das Bild scincs Helden gemalt hat. Die durch Primus Trüber nach Krai„ verpflanzte Reformation Luther's, die Lebens« gcschichte jenes merkwürdigen, und besonders auch für die krainische Literatur höchst bedeutenden Mannes, die schnelle Verbreitung der neuen Lehre im ganzen Lande, die Konflikte der evangelischen Landstände mit dem katholischen Landes-sürsten und der einflußreichen Gegenpartei an seinem Hofe, die damalige Verfassung des Landes mit ihren Freiheiten, das Emporblühen des Schulwesens, der Wissenschaft und Literatur, die für die junge krainische Schriftsprache so wichtigen und zugleich so großartigen Leistungen Georg Dal-mattn's (Bibelübersetzung), Adam Bohoritsch's (Grammatik) und ihrer Genossen; auf der andern Seite das wildbewegte Leben der Türkenkricge, die Verwaltung u„d Vertheidigung der Grenze gegen den Erbfeind des christlichen Namens, die schrecklichen Leiden unseres und der benachbarten Läuder durch die Raub- und Mordzüge der beute« gierigen Nachbarn, so wie durch die Pest, die Bedeutung und Aufgabe Krams nach seiner geographischen Lage, und damals noch besonders gegenüber Venedig, die. Greueltage der Bauernaufstände u. s. w., finden in dem vorliegenden Werke kürzere, oder ausführlichere Berücksichtigung und Darstellung. Diese kurze Angabe genügt schon zu zeigen, wie außer« ordentlich reich der Stoff ist, welchen die Geschichte Krains während des 16. Jahrhunderts darbietet, und welcher bisher von der Wissenschaft fast noch ganz unerforscht und unbearbeitet geblieben ist. Es kann daher den billigen Veur-theller auch nicht wundern, daß Radics, als erster Bearbeiter, der großen Fülle des Stoffes nicht ganz Herr geworden ist, so daß sein Werk wegen der vielen, oft etwas zu weit gehenden Erkurse, welche er demselben einverleibt hat, mit gleichem Rechte „Beiträge zur Geschichte Krains im 16. Jahrhundert", wie „Biographie Herbard's Vlll. von Auersperg" betitelt werden könnte. Was hierdurch einerseits an Beherrschung des Stoffes und formvoller Vollendung der gestellten Aufgabe etwa verloren gegangen ist, das gestaltet anderseits dieses Werk zu einem Buche, für welches alle Forscher krainischer Geschichte dem Verfasser höchst dankbar sein müssen, ja welches für alle künstigen Forscher auf diesem Gebiete vielfach ein Quellcnwerk bleiben wird. Wie Sillem's Trüber, hat uns Nadics' Auersperg neuerdings gezeigt, wie schwierig, ja fast unmöglich es ist, das Leben eines Helden zu erzählen, ehe noch die allgemeine Geschichte des Landes und der Zeit, welchen derselbe angehörte, vollständig erforscht und genügend beschrieben ist. Der Biograph wird in solchem Fall wider seinen Willen von seiner eigentlichen Aufgabe fortgerissen m,d zum Geschichtschreiber werden, da dieser ihm noch nicht vorgearbeitet, und die Basis zur Darstellung einer einzelnen Persönlichkeit noch nicht gelegt hat. Die Wahrheit dieser Ansicht ließe sich aus der vorliegenden Arbeit schlagend erweisen, allein wir laden lieber die Lejer ein, sich selbst davon zu überzeugen, weil wir glauben, sie werden trotz allcdcm uns nur danken, daß wir sie zum Studium dieses ncursten Erzeugnisses der krainischen Wissenschaft eingeladen haben. Denn, wir wiederholen es, seit vielen Jahren hat dieselbe kein durch Reichthum des Stoffes, fließende Darstellung und Unparteilichkeit der Anschauung so bedeutendes Werk hervorgebracht, wie eben dieses. Wenn wir nun im Folgenden noch auf einige Einzelnheiten näher eingehen, so geschieht dieses, um auch unsererseits (so viel uns der beschränkte Raum gestattet) der Wissenschaft zu dienen, und dem Herrn Verfasser zu zeigen, mit welchem Interesse wir sein Buch gelesen haben. (Fortsetzung folgt.) Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr L5 F. Bamberg in Laibach. — Hcrantwcrtlichcr Ncdactcur I. V. Kleinmayr.