M"" pi/,tt /'^ ^?X ^>H !>^--^, '^^ ?«"4, °^ ^! I . . ''v^ /'-«"/"' ,M, ^IHIIM f « r W oder Narlteliung dieles Werzogthnmes durch Wort Vnd. Wild ^ mit besonderer Nncksicht auf seine Städte, geschichtlich merkwürdigen Platze, Burgen, Schlöffer und Ruinen, so wie auf seine bedeutenderen ökonomischen und technischen Anstalten. Unter Mitwirkung der Direction des historischen Vereines fnr Karnten bearbeitet und herausgesseben von O(D^W2>ll! X^Q^VAlll^ K l a g e n fu r t 18 4 5, «ed ruckt bei Ferdinand Odlem von Kleinmayr. l» 117L58 ^4« /^d't, dem durchlauchtigsten Prinzen nnd Herrn kaiserlichen Prinzen nnd Grzherzoge von Asterreich, königlichen Prinzen von Ungarn nnd Böhmen 2c. ?c., Ritter deS goldenen Vließes, Großkreuz des königl. ungarischen St. Stephan - Ordens, Ritter des russisch .-kaiserlichen St. ?lndreaS - und St. Alexander, Newsky-, des weißen Adler- und des St, Annen-Ordens «rster Classe, des könial preußischen schwarzen ?ldler-OrdenS, deS königl. französischen Ordens vom heiligen Geiste, und des königl. baierischen St. Hubert-Ordens, Großkrenz deS kaiserl. brasilianischen Ordens vom südlichen Kreuze, des königl. sicilianischen St. Ferdinand- und Verdienst-Ordens, und deS tönigl. hannover'schen Guelphen - Ordens, Ritter des aroschenoal badcn'schen Ordens der Treue, Großkreuz des Ordens vom Zähi-inger - Löwen.- und großherzogl. hessen'schen Ludwia-Ordms, k. k. Feldmalschall-Lieutenant und Inhaber des Infanterie-Regimentes Nr. 52, dann Chef eines russisch - kaiserlichen Grenadier - Regimentes, in tiefster Ehrfurcht gewidmet von Joseph Wagner. 1 Vi n l eit m n O. eographische Verhältnisse Kärutens ). Lage nud Grenzen. <>^as Herzogthuni Kärnten, cine Provinz des österreichischen Kaiserstaates i,»d zugleich ein Theil des Königreiches Illyrien, erstreckt sich vonl 30." 22> bis .^2." 45.^ östlicher Länge, und vom 4tt." 23.^ bis 4«." 8/ nördlicher Bnite, und geholt sammt Krain nnd Steiermark zu Innerösterreich. Es arenzt gegen i)lorden an Salzburg und Steiermark, gegen Osten an Steiermark, gegen Süden an Krain und das venetiauische Gebiet, und gegen Weste» an Tirol. Gebirge nnd Thaler. c»)wei »nächtige Gebirgsziige begrenzen Kärntetl ini Norden lind Süden, deren Ausläufer diesem ^c>nd ini tasten lind Westen »nnschliesien. Im Inner» selbst von einer vielverschlnnqenet» Berq - «nd Hn^elreihe durchlogen, bildet unsere Provinz eine der schönsten Blumen in dem schönen Kranze der Alpenländer der Mouarchie. Der nördliche Gebirgszua. trägt den Namen „Tanern", oder »uorische ?llpen," die in geoqnosti'scher Beziehung auä) Central - A l pen heisicu, weil sie die große Haupt- oder Mittelare bilden, anf welcher alle jüngeren Alpenbildongen in« Süden und Norden anflieqen. In geologischer Hinsicht jedoch nennt man sie auch Ilrgebirge, weil sie por^üglich aiw (Gesteinen zusaulinengeseftt sind, die zu dieser Periode der ErdbildlMg gezahlt werdcn/ Die Tanern beginnen fnr Karnten in der Nahe des s^rosi-Glöckners, ziehen sich östliä) bis zum Hafnerspitz, wo der Haupt-stamm eine „ö,dliche Richtung nimmt. Der kärntnerische Ast, der zwischen Steiermarl- und Karnten sich ausdehnt, zieht sich über den GsenlM nnd die Kuhalpe hin zn der Freseralpe, de-l-en sudliche Hortsepung die Saualpe bildet, und endet in para! leler Richtung mit dieser dnrch die Choralpe, die bei Unterdran-bmg auöläust. Die hervorragendsten Puncte der Tauernkette von Westen nach Osten sind' der (NroMockller l!>l)8.5l der Goldberg 15,9.7« der Barenkops 1225.73 der Schlapperebensp. I50tt.— der Brennkogel 1590,10 der Hafne, spitz Ittl^.ll der ?snkoqel ' 1715.2!» der Eisenhut !28ll.89 Wiener Klafter über der Meeresslache. Von dieser nördliche» Alpenkette senken sich südlich mehrere Gebirgsaste in das Innere vo» Karnte», u»d bilden mit ihren Abdachungen an dieser Seite mehrere Hauptthaler desselben. So zieht sich am Grosiglockner herab gegen Süden ein Ast und nimmt unweit Oberdrauburg seine Nichtung geqen Osten. Ein zweiter beginnt am Ankogcl nnd läuft südöstlich fort bis in die Gegend von Sachsenburg, wo er in der Ebeue des Lurnfeldes sich verliert. Diese beiden, sammt jenem Theile der Tauernkette im Norden, der zwischen dem Grosiglockner und dem Ankogel liegt, umschließen das Mölltha l, den nordwestlichsten Winkel des Bandes. An dieses schließt gegen Osten das Mal tat Hal, das Lieser - nnd Ka tschthal. ' Zwischen del» Hauptäste» des Eise»hutes nnd der Kuhalpe liegt das Met-»itzthal, welches bei Zwischenwässern endet. In» Süden desselben läuft das Gnrkthal in langer Ansdehmmg. Am westliche» AbHange der Saualpe liegt nachbarlich am Metnihrhale und dem Krappfeldc dai> Gö rtsch il) t ha l, welches bei St. Johann am Brückt endet. Die östlichen Abhänge der Saualpe umschliefzen mit den westliche» der Choralpe das obere und u ll tere Lava n tt Hal, welches iu südlicher Nichtung sich bis Lavamünd herabzieht, und dessen bedeutendstes Nebenthat der Waldensteiner Graben bildet. In der Mitte deö Landes finden wir, wenn wir abermals im Westen desselben beginnen, südlich von» Möllthale das obere Dranthal, welches bis Sachsenburg endet, wo das untere Drauthal beginnt und bis Villach reicht. Zwischen Villach und St. Veit, wenn wir die Gegend von Ossiach dazu rechneu wollen, liegt das Glanthal. An die Ebene von Klagenfurt schließt sich die Gegend von Volkerinartt. Als das lcyte bedeutende Thal im Innern des Landes können wir das Kentsch acht Hai bezeichnen. Außer diesen genannten Thälern erzeugt die unendliche Verzweigung der Gebirge ei»e grosie Menge von größeren oder kleinere» Thälern nnd Gräben, deren nähere Bezeichnung wir hier übergehen. Als demerkenswerthe Höhen im Innern des Landes finden wir: Wir entnehmen die Darstellnng der geographischen Verhältnisse Känttens beinahe unverändert aus dem Werke: „Das Herzogthun» Kärnten, geographisch-historisch dargestellt von dein Verfasser des Albums für Kärnten." (Verlag der Ios. S >'g m »>» d'schen Bnchhandlung. Klagenfurt 1846.) l 2 Das Säuleck 1624.43 das Bösock 1494.13 das Kreutzeck 1422.37 das Findelkahr 1272.75 deu Dobratsch 1135.69 die Choralpe l 126.0« die Gorlitzen 1004.58 die Saualpe 1092.94 Wiener Klafter über der Meeresslache. Im Süden des Landes sehen wir, pol« Westen gegen Osten gehend, das Gailthal, welches bei Luggau an der Grenze von Tirol beginnt, und bis Kötschach de» Namen „Gefach thai" führl. Von hier zieht sich dasselbe bis in die Ebene von Villach, und zerfällt in das obere ,md untere Gailthal. Südlich von diesein liegt das Kanalthal, init den, R a i b-lerthal?, als deffen größte Verzweignng. Bei Roseck beginnt das Ro sent Hal, welches längs der südlichen Alpenkette sich bis an den Fuß der Obir erstreckt, wo das Jan» thai beginnt, als dessen Nebenthäler wir das Mies- und O u tie list e i n e r - Thal bezeichtlen. Die südliche Begreuzlmg Kärntens zwischen Krain und dein Venetianlschen bilden die sogenannten karnischet, Alpen. Sie beginnen an den (Grenzen von Tirol, nnd ziehen sich, bloß dnrch das Kanalthal durchbrochen, als fortlaufende Kette bis hin zum Ursulaberge au der Grenze von Steiermark im Osten. Jener Theil desselben zwischen der Dran und der Save wird auch Karavanta's ge»a»nt. Ihr mächtigster Stock ist der Ter-glon in Krain, von welchen« sich ein Alpenzng in südöstlicher Richtung diagonal durch dieses Land erstreckt, nnd weiter im Osten mit den dinarischen Alpen verbindet. Dieser Alpen-zug wird der julische genannt. In wisse»schaftlicher Beziehung Heisien die karmschen nnd jnlischen Alpen die südlichen La-tonalalpen, weil sie auf der Südseite der Centralalpen parallel mit denselben ihre Stellung haben. Secundäre Alpen werden sie im Gegensatze zu den primitiven genannt, wei'l sie ans Gesteinen zusammengesetzt sind, die vorzüglich der secmldäre» Zeit der Gebirgsbildungeu angehören. Die rarnischen 'Alpen enthalten mehrere kurze, aber tief eingeschnittene Thäler und Schluchten. Dir vorzüglichsten derselben sind, von Westen nach Osten gehend: Der Nosenba-ch er-Graben, das Ba rent Hal bei Feistriß, der Loibl, das Waidisch.' und Zcllerthal, das Kappler- und das Kankert Hal. Die hervorragendsten Puncte dieser Aspenkette sind: der Gemskogel 1114.93 die Koschtttta 1102.90 der Manhart 1410.39 die Obir 1125.13 der Königsberg 1007.79 die Petze 1113.03 der Eton 1I77.3« Wiener Klafter über der Mee resfläche. Die vorzüglichste» Uebergänge derselben sind: Der Pre-diel, die Würzen und der Loibl, nebst unzähligen Alpen Pfaden über die verschiedenen Joche. Außer dem sind die Pässe dcr K a nke r und bei Sch wa rzen b a ch zu nennen. Die so eben bezeichneten Gebirgsartc» Kärutcns sind in ivissenschaftlicher Beziehung verschieden an Form, Farbe und i»? nerer Beschaffenheit Als äußere Erscheinungen der Natm- jedoch sind sie der Grnnd des eigenthümlichen Charakters, den Kärnten, als Alpcnland, an sich trägt, und dem z» Folge des Eindruckes, den sie als Gegenstände des Wohlgefallens mit den zwischen ihnen liegenden Thälern und Ebe»e» auf das Alige des Wanderers hervorbringen. Die Darstellung jener Verhältnisse liegt nicht im Plane unseres Werkes. Mehr hingegen die Betrachtung Kärutens rücksichtlich selmr Naturschönheiten, in so fern sie nämlich durch die eben genannten Eigenschaften bedingt wcrde». Darum wollen wir hier in» Kurzen eine Uebersicht derselbe» unsern Lesern nuttheile». Das Innere Karuteus bietet uns einen fortlaufenden Wech-sel der anmnthigsten Forme». Da herrscht nirgends Monotonie oder flache Einförmigkeit, ja selbst die größte und einzige Ebene desselben, nämlich die von Klage»furt, gewährt einen solchen Re^z der bequemsten Abwechslung, das; dir auch m'cht Ei,,en Punct derselben anführe» können, der allen Beginqungen eines nur lieblichen Landschastsgemäldes entbehrte. Vorzugsweise jedoch gibt sich jener Charakter in den Niederungen Unterkärntens kund. Eine Wanderung an den Usern des Werder-See's, durch däs Keutschach- oder Wölfnitztha!, durch das Jam,-, Mies- und Guttensteinerthal, durch die Gegend von Griffen und Trixen, durch das Görtschitzthal, über das Krappfeld dnrch das historisch reiche Glanthal und endlich durch das Gurt- und Metmtzthal, gibt die Bestätigung dafür. Ausgezeichnet ,edoch sind in dieser Beziehung das obere und untere Rosenthal, so wie beinahe alle Thäler Untertärntens, so lange wir in den Tiefen derselben wandeln. Freunde der Kunst und des Schönen in der Natur überhaupt finden hier den reichste» Schaß fur ihre allseitige Bcfriedignng in den zarteste» Gebilden. Eine nicht »linder reiche Ausbeute an malerische», wildromantische» und grotesken Formen zeigt sich in den sogenannten Gräben jener Gebirgsmassen, die an den Grenzen des Landes aufgehäuft liegen. Schauerliche Schluchten, tiefe Einsamkeit und grauenvolle Zerwürfnis: bezeichnen den Charakter jener unzählbaren Partie»; eben so sehr geeignet, de» phantasiereichen Künstler zu begeistern, als de» sinnigen Liebhaber der Natur rücksichtlich seiner Empfindungen zu bereichern. Großartig hingegen stellt sich Kärnte» dar, wen» wir die unendliche Menge seiner Höhenpuncte erstiegen, uud von dort aus die einzelneu Theile des Landes mit einem Blicke umfassen, und ganze große Massen i» Ei»em Momente aus »user Ange wirke». Anch hierin genießen einzelne Thäler und Gegenden der Provinz eine» entschiedene» Vorrang. So i» Unterkärnten das Lavantthal vo» Norde» nach Süden; das Nosenthal von Weste» nach Osten und umgekehrt; das Gailthal von Norden nach Süden, u»d das nntere Drauthal vom Gipfel des Danielsberges im Möllthale, beide Letztere in Oberkärnteu, jener großartigen Rundschau »icht zu gedenken, die von de» Höhen der Sau-nnd Choralpe, der Krebenze, der Görlihe», der Petze, der Obir, so wie überhaupt von den Gipfeln vieler anderer Alpe» und der Gebirgszüge a» den Grenzen sich darstellen. Wer wollte sie alle aufzähle» und ihre Herrlichkeiten beschreiben, die sie enthalten!? Am Großartigsten stellt sich das Panorama Kärntens von, Gipfel der Villacher Alpe dar, wie wir diesi am betreffende» Orte ansführlich schildern werdeu. Aber auch a» erhabenen Gemälden fehlt es nnserer Provinz nicht. Schon die starren hiimuelanstrebende» Masse» des südliche» Kalkalpenzuges, zumal in ihrer Nähe, erwecken heilige Schauer und Empfmdnngeu i» der Brust des Betrachters durch das Gigautische ibrer Formen, durch die kühne 'Absonderung ihrer nackten Gipfel, so wie durch die feierliche Stille, die sie umgibt. Mächtiger jedoch ergriffet, fühlt sich der Mensch bei dem nahen Anblicke der »orischen Alpen, insbesondere der Taner», und im Wandel» auf ihren ewige» Schnee- und Eisfelder», die dem heißesten Strahle der Sonne seit Jahrtausende» trotzen. G e w a s s o r. "cr Hauptssuß Kärntens ist die Dran. Sie betritt dieses Land bei Oberdrauburg, an der Grenze vo» Tirol, und durch-siießt dasselbe i» der allgemeinen Richtung vo» Westen nach Oste» in seiner ganze» Ausdehnung, bis sie bei Unterdrauburq nach einem Lanfe von beinahe 30 Meilen die Grenzet, von Steiermark erreicht. Alle Gewässer der Provinz gehöret, zum Stromgebiete der Dräu. Die bedeutendsten Flüsse, die sie aufnimmt, si»d: l») die Moll. Sie entspringt aus dem Pasterzengletscher 3 des Grosiglockuer, durchzieht das gleichnamige Thal in einer Länge von 20 Stundeu, uud ergießt sich bei Möllbrucken in dir Dräu. Ihr Fall vom Ursprünge bis zun> Einflüsse beträgt 600 Wiener Klafter, llnd ist daher ein sehr reißendes Ge>vässer. Von den beiderseitigen Hochgebirgen ninnnt sie bei 50 theils größere, theils tlei»ere Wildbää)e auf. !») Die dieser. Sie cntsplingt an dcr Grenze von Steieruiark, stießt an Gmuud vorüber, und ergießt sich unweit Spittal in die Dräu. Auch sie nimmt mehrere Bäche von nicht geringer Bedeutung in sich anf. Dahin gehören besonders die Malta, der Leoben- l,nd del Pölta. Bach »nit ihren Wild-bächen. ,') Die Gail. Sie koinmt im Westen Kärntens bei Luggau aus Tirol, durchstießt it, der Richtung nach Osten das Lesachthal, gelangt unweit Mauthen in das Thal, den, sie deu Namen gibt, m,d mimdet bei Villach in die Dran. Ungemeiu groß ist die 'Anzahl der Bäche, die sie w.ihrend ihres ganzen Kaufes aufnimmt. ) Die savant. Sie entspringt auf den Höhen der Saualpe au der Grenze von Steiermark ans deu, Savant-See, durchstießt in der Richtung von Süden nach Norden das obere und untere Lavantthal, und ergießt sich bei Lavamünd in die Dräu. <) Die Mies. Sie köimut i» der Gegend von Schwarzenbach aus de» Tiefeu der sudlichen Gebirgskette, durchstießt das Mies- und Gutlensteiner-Thal, und mündet bei Unter-drauburg in die Dräu. Kärnten hat nur ciueu einzigen Fluß, der zum Becken des adriatischen Meeres gehört, uämlich: d,e Fell a in« Kanal-thale, welche bei Pontafel die Grenze von Italien erreicht, und in den Tagliamento sich ergießt. Kärnreu ist reich au See'n, jedoch höchst verschieden an Lauge, Umfang und Tiefe. Zu den vorzüglichsten derselben gehören: l») Der Werder- oder Klagenfnrter - See. Bei einer verhältnißmäßig geringen und abwechselnden Breite ist er 2'/; Meileu lang und hat eine» Flachenraum von 15,800 n. ö. Joch. Er beginnt bei Maria Voretto, eine Stunde von Kla--geufurt entfernt, uud endet bei der ersten Poststation Velden im Westen. Ein Kanal verbindet ihn mil der Hauptstadt des La »des. l,) Der Millstatter.See. Er liegt iu Oberkarnteu, nördlich zwischen Paternion und Spittal, an, Fuße der Mill-stätter-Alpe. Er hat 1200 Klafter Lange und '/, bis '/; Stunde» Breite. Seine Lage ist entzückend schön, und sein größter Reichthum die köstlichsten Lachsforelle». <-) Der O ssiacher-See. Sogenannt von dem einstigen Stifte gleiches Namens. Er liegt zwischen Villach »ud Feldlirchen, am Fuße der Görliften, und ist bei 6000 Klafter kmg, jcdoch geringer Brcite. Seine Tiefe ist beträchtlich. l!) Der K eu tsch acher.- See. Südlich vom Werder-See gelegen. Mit ihm beginnt die Neihe der See'» von geringerem 1lmf"M', der hler kaum viel mehr als eiue Stunde beträgt. Ihm folgt V) der Weil-en-See. Nördlich von Hermagor, auf dem Nückeu des Gebirges, welches das Gailthal vo» dem oberen Drauthale scheidet. l) Der Raibler-See. Liegt am Fuße des Prediel, in der Kette der karuischen Alpe» und iu der Nähe des Man-hart. Seine Lage inmitten von steilen Gebirgsabhängcn ist lvildromantisch. «) Der Faaker-See liegt südöstlich von Villach, dem Mittagskogel gegenüber. Auster dieseu See'n in den tieferen Gegenden der Provinz, besitzt Kärnteu eine große Menge sogenannter Alpen.-See'n, zwar sehr gering an Umfang, aber höchst interessant durch das Malerische ihrer Umgebung. Hieher gehören besonders: der Lavant-See und der Wild-See anf der Saualpe, der Malnißer. See, nebst vielen anderen auf der langen Kette der norischen Alpen und ihrer Ausläufer. Unter den Mineralwässern der Provinz sind namentlich bekannt und auch im öffentliche» Gebrauche: Der Preblauer-Sauerbrunnen im Lavantthale; er wird nur zum Trinken be-nützt; der Vellacher - Sauerbruune» im Vellachthale, verwendet zum Baden und Trinke»; der Ebriachcrb r un n en im Thale gleiches Namens, bloß zum Triuken; ebenso der Lihlmühler und Kliniuger im Lavantthale, nebst mehreren anderen, die minder bekannt sind. Hieher gehört iusbeson-dcre die Quelle am Iselsberge, im Möllthale an der Grenze von Tirol, wo sich auch eiue Badeanstalt befindet. An warmen O.uelle» besitzt Kärute» nur zwei einzige. Eine ill der Nähe, von Villach, die auch mit gutem Erfolge zum Baden benutzt wird, u»d die zweite zu Weisseubach im Lavantthale An Wasserfällen hat Karnten, als Alpenlaud, eineu Ueber-fluß, besonders Oberkärnten. Die vorzüglichste» derselbe» sind: Der Moll fall bei Heiligenblnt; der Leiter- und G ö ß-nitzfall am Wege zu», Pasterzengletfcher; der Iuugferu-sprung bei Bockhorn; der Zirlnitzfalt bei Dö'llach; der Fall der Maluitz bei Groppeustei», säuuutlich in, Möllthale, nebst vielen anderen; ferner die Fälle an der Malta, der Wasserfall bei der Teu fel sbrü cke am Loibl, und jener bei Wilden st e i n. K l i m a. 7> <^w>ie in« Vorhergehenden geschilderte Beschaffenheit Karntens, mit Inbegriff mannigfacher anderer Eigenschaften enthalt zugleich den Grund der klimatische» Erscheinungen unserer Provinz. Sie genießt zwar rücksichrlich ihres Klima alle Vortheile eines Ge-birgslandcs, unrerliegt aber dagegen allen« dadurch bedingte» Wechsel desselben und seine» Einstüsse», die hier, besonders i» de» niedrige» Gegenden, selbst deu großen Unterschied von 28 Wärmegraden zn 2 t Kältegraden im Laufe von sechs Monaten zeigt, wie dieß im Februar uud Juli des Jahres 1829 Statt fand. Müssen wir diese Differenz auch als eiue abuorme betrachten , so ist die Erscheinung doch keine seltene, da»; auch innerhalb 24 Stunden Unterschiede von !5 Grade» sich ergaben; immerhin bedeutend genug, um nur durch Vorsicht ihren schädlichen Einwirkungen begegnen zu können. Aehuliche Schwankungen zeigen sich auch in den Graden der Feuchtigkeit, so wie i» der Menge des atmosphärischen Niederschlages. Der Frühling ist i» Karnten sehr veränderlich, und mir selten stellt er sich in den« allmähligen, und cbeu deßwegen so reizenden Uebergange dar, wie es in Flachländern der Fall ist. Die Menge des Schnee's, der auf den Gebirgen angehäuft liegt, schwächt die, Einwirkung der noch unkräftige» Sohnenstrahlen. Daher ereignet es sich nicht selten, daß »och in der Mitte des Mai Schneegestöber erfolgt, ja es gibt Fälle, wo der Schnee selbst Ende Juni und auch später die bereits grünenden Flure» mehrere Zoll hoch überdeckt. 4 Del- Uebe«lgang vom Frühling zum Sommer ist daher in Kärmen »neistens ein plötzlicher. Die schönste Jahreszeit dieser Provinz bleibt in de« Regel unstreitig der Herbst; die Hihe des Sommers hot den Schnee von den Gebirgen hinweggethaut, diese selbst erwärmt, nnd die Folge davon ist eine höchst gleichmäßige Beschaffenheit der Tem-peratlir lind der Witterung. Alpenpartien sind daher nur in dieser Jahreszeit vorznnehmen, wo weder Dünste, noch Höhen-rauch die Gebirge umziehen. Die herrschenden Morgennebel, sonst lange anhaltend, dauern in jener Zeit nur einige Stun-den, nnd erhöhen gleichsam den Reiz des Genusses. Daß der Winter in Kärnten streng l,nd langdanernd ist, geht ans den obcn angeführten Gründen hervor. In Hinsicht der Winde hat unser Land von jenen heftigen und häufigen Winden, an welchen flache Länder leiden, weniger zu dulden; die gewöhnlichen Aeqninoctialwindc wehen, zumal in den Ebenen, 20 — 40 Tage nach der Tag- nnd Nachtglei-che. Die (mit Ausnahme des Winters) häufigen West- und Sudwestwinde bringen in der Regel Regen lind Schnee, während die Nordwinde, Vorläufer einer schönen Witterung sind. Nordostwinde sind in heißeren Sommermonaten meistens Begleiter der Donner- nnd Hagelwetter. Südostwinde sind von Allen die Seltensten. Nebel finden nur in den Niedernngen, so wie ,'n wasserreichen nnd sumpfigen Gegenden Statt, in welcher Beziehuug Hlagensnrt mit seinen Umgebungen wegen der Nahe des Wer-dersee's und der anliegenden Moorgründe oben an steht. In Bezug auf den Einflnß, den das Klima Kärmens anf die Gesundheit der Bewohner äußert, bietet uns das Mor-talitäts-Verhättniß den ersten und wichtigsten Anhaltspunkt. Die vergleichende Uebersicht der Provinzen des österreichischen Kaiser staates, mit Ausnahme von Ungarn und seiner Nebenläuder, zeigt uns nach dem Durchschnitte der Jahre 1828 bis inclusive 1835 (wenn wir zugleich die beiden ungewöhnlichen Cholerajahre 1828 nnd 1830 in' Abschlag bringen) den Sterblichkeitsfaktor 32, d. h es kömmt ein Sterbfall auf 32 bebende. Wenden wir nnn dasselbe Verfahren anf Kannen insbesondere an, so finden wir nach den, Durchschnitte der Jahre 183." bis inclusive 1843 für diese Provinz die Zahl 35 als Sterblichreitsfartor, mithin Kärnten rücksichtlich seines Mortalitäts. Verhältnisses, mehr oder mindrr bedingt dnrch den Einfluß des Klima, in einen» begünstigenden Vortheile ist, denn es geht hierin nebst vielen andern Provinzen dem Lande ob der Enns voran, steht mit Tirol anf gleicher Stnfe, und wird nur von Dalma^ tien übertroffen. Es kann nicht unsere Absicht seyn, in die Details der Berechnungen einzugehen, die zu weiteren beruhigenderen Schlüssen führen; es muß uns daher genügen, die Resultate der Untersuchungen hier öffentlich mitzutheilen, zu denen Herr Dr. v. Fr a den eck gelangt ist. Sie reduciren sich knr; auf Folgendes. Ans der Uebersicht der Sterblichkeit in de n v e r sch i e-denen Altersperioden ergibt sich, daß die Bewohner Kärntens überhanpt einer höheren Lebensdauer sich zu erfreuen haben, im Gegcniahe zn den übrigen Provinzen der Monarchie; denn es steht bis zum 20. Lebensjahre iu einem ersichtlichen Vortheile, von» 20. bis zum 40 Jahre sind die Prozenten-Zah-len sich ziemlich gleich. Nur in den späteren Lebensperioden steigt die Sterblichkeit zwar weit über das Mittel, darf jedoch keineswegs als eine uugünstige Erscheinung betrachtet werden, da wir unter den hier herrschenden Krankheitssormen vorzugsweise nur solche finden, welche die venöse Blut - Erasis begünstigen, mithin beinahe ausschließlich nur dein Mannesalter eigenthümlich sind. Flachenraum und Bevölkerung. <"^ie Provinz Kärnten gehört zn dein Gouvernements-Gebiete von Laibach. In politischer Beziehung zerfällt diese Provinz in zwei Kreise: >n den oberen, oder V il lache r Kreis, und in den unteren, oder K lagen fn rter Kreis. Dieser nimmt den östlichen, jener hingegen den westlichen Theil des Landes ein. Der Flächcnraum von Kärnten betl'ägt 179 ^/,„„ Qnadr. Meilen, oder 1,798,500 Joch, von denm 720,000 Joch, mithin beinahe zwei Fünftel, auf die Waldarea allein entfallen. Der Flächenraun, des Klagenfnrter Kreises enthält 853,200 Joch; jener des Villacher Kreises »45,300 Joch. Nach den Conscriptions-Listen vom Jahre 1843 beträgt die Gesammtbevölkerung Kärntens 305,044 Seelen; hievon kommen auf den Klageufnrter Kreis 179,948 Seelen, auf den Villacher l 2 5,096 Seelen. Unter der ganzen Bevölkerung des Landes sind 144,323 männlichen nnd 160,721 weiblichen Geschlechtes, welche zusammengenommen in 11 Städten, 20 Vorstädten, 25 Märkten und 2754 Dörfer wohnen, die 47,400 Hänser mit 57,486 Wohnungen enthalten. Von der sämmtlichen Bevölkerung enthält der Klagenfnrter - Kreis 85,477 männliche und 94,471 weibliche Individuen in 9 Städten, 16 Vorstädten, 14 Märkten, Kill! Dörfern, 27,3» 1 Häusern und 31,979 Wohnungen; der Villacher Kreis hingegen 58,846 männliche, und 66,250 weibliche Individuen iu 2 Städten, 4 Vorstädten, 11 Märkten, 1138 Dörfern, 20,089 Hänsern und 25,50? Woh. nunaen. Die männliche Bevölkerung des Landes enthielt i. I. 1843: Geistliche 598 Adelige .... 524 Beamte und Honoratioren . 844 Gewerks - Inhaber, Künstler Knnstzöglinge u. Akademiker 1720 Bauern .... 17,164 Ga»z nnanwendbare . 61,663 Landwehrmannschaft . 1175 Der Nachwuchs von der Geburt bis zum 18. Jahre betrug 53,822 Individuen. Diese Andeutungen über Kärntens Verhältnisse aus dem Gesammtgebiete der Geographie dieses Landes werden genügen, lim den Schauvlal, desjenigen, was die nachfolgenden Blätter cnthalten, wenigstens in seinen allgemeinen Umrissen kennen zn lcruen. Die anssührliche Behandlung aller übrigen Tbeile jener Wissenschaft, als da sind: Charakteristik der Bewohner nach allen ihren Beziehungeil; Kärntens Reichthum an Naturprodukten; seine landwirthschafrlichen Verhältnisse; seine Montan-In-dnstrie und sein Handel u. dergl. würde, sollte sie vollständig geliefert werden, die Grenzen dieses Werkes weit überschreiten. Darum übergehe» wir auch die allgemeine und Kultur Ge-schichte unseres Landes, uud beginnen nnn die Wanderung durch diese Provinz, bis wir am Gipfel des Großglockners scheidend von unseren Gefährten uns trennen. I. N O S ^OMO^^^O^ 7 I. ^^^ <^s ^, 6^3" i^ ^^ ^l ^ ^ ^i ^ ^ <^> v«j. ^ ^ vv vv V^v. '^ A W ^»l <^^ Noise - Noute: Von Pontafel dnrch das ^aualthal nach Villach. Inhalt: Pontasel, Malborqeth, der Lnscharibcrg, Tarvis, Naibl, der Predict, Arnoldstein, Fcderann «nd Villach. P o tt t a f c l. ^>)ir betreten das Herzogthmn Karnten an jenem Punkte seiner südlichen Granzmarten, wo über eine Brücke die Hauvt-verbindungsstrasie aus Italic,, in das Innere desselben führt. Kaum irgend anderswo zeigt sich dem Wanderer in so naher Verbindung, und zugleich in so grellem Gegensatze, die Eigen.-thümlichkeit zweier Provinzen, wie hier. Ponteba und Pontafel, welche Trennung! welche Verschiedenheit! Banart, Sprache, Sitten und Gebräuche seiner Bewohner, das sind die charakteristischen Eigenschaften, welche diese beiden Dörfer scheiden, auch ohne die geringste Spnr irgend einer Verschmelzung. Dort Alles, in Form und Wesen, wie es nur in der Mitte Italiens gesunden wild, und hier das Anschließen an die Provinz, der es angehört. Düster, arm mid freudenlos erscheint uns in der Nahe von Pontafel daS Bild der Natur. Rings umher waldbc-deckte Vergesrücken, hie und da durch Weideplätze unterbrochen; über sie empor steile Kalkwände, nur sparsam besetzt mit Ma-delgehölze, und hoch in den Lüften die nackten, starren Zinken der Gebirge. Im Thale selbst nur wenige Felder und überall die Spuren einer gewaltigen, oft Verderben bringenden Natur. Dort das Steingerölle, dieses allmählig verheerende Produkt vieler Jahrhunderte, in langen, fächerartigen Streifen, die von den Zinnen der Berge bis herab in die 'Sohle des Thales sich senken; hier die Fella, klar und sanft dahin rieselnd zur Zeit der Ruhe, ein reißender Strom jedoch, wenn Gewitterstürme losbrechen, und die Gebirgsbäche mit schrankenloser Schnelligkeit und Macht hinab sich stürzen, Alles, was ihren schrecklichen Lauf hemmen will, mit sich reißend, und der oft riesenhaf» ten Anstrengungen der Menschen spottend. Da werden Bäume cntwm'M, Felder verwüstet, Wiesen mit Steintrnmmern bedeckt, Strassen überschüttet oder zerrissen, und Wohnungen verheert, v.ur in» langsamen Schritte der Zeit vernarben die tiefgeschlagenen Wunden so furchtbarer Momente. Doch, nicht hier allein, sondern in dem Umfange des ganzen g>o!;en Canalthales, an dessen einem Endpunkte wir uns hier befinden, zeigen sich ähnliche Wirkungen bel gleichen Ursachen und Verhältnissen; denn, enge begrenzt von den karnischen Alpen, unterliegt dasselbe allen jenen Einflüssen, welche hohe Gebn'gsmassen überhaupt auf die dazwischen liegenden Thäler ausüben. So finden wir auch hier, wie in vielen an- deren Gegenden Karnten's, enge Thalschluchten oder sogenannte Gräben, deren tiefe Einsamkeit und schauerliche Verwüstung den, Auge des Wanderers ein eben so schönes, als wild' romantisches Bild der Betrachtung biethen. Bevor wir Pontafcl verlassen, tonnen wir nicht umhin, eine Thatsache anzuführen, die, zur hohen Freude aller Be» wohner Kar» ten's, in dcm kurzen Zeitraume von sechs Jahren, zwei Mal sich »vicoechoste. Anf jener Brücke nämlich, welche Pontafel von Ponleba scheidet, als auch später, in Villach, ward den Ständen des Landes die hohe Gnade zu Theil, Ihre k. k. Maiestäten, unseren jcht regierenden Kaiser Ferdinand und'Allerhöchst dessen Gemahlin, Marianne, ihre Huldigung darbringen zu dürfen, a!S Ihre k. k. Majestäten I8"8, nach der Kiönung in Mailand, und 1844, nach Ihrer Reise vo» Triest, den Rückweg dnrch Karnten zu nehmen und hier zuerst die Gränzen des Landes zu erreichen geruhten. Ein zweiter Gegenstand, der hier unsere Aufmerksamkeit fesselt, ist die Herstellung eines Riesenwerkes, welches zugleich den Beweis für die kaisell. Mumficenz, als auch für den Muth und die ausdauernde Kraft des menschlichen Geistes liefert, wenn es gilt, den ungleichen Kampf mit den Elemente» z«l wagen und ihnen Trotz zu biethen. Es ist dieß die, von T a» lachilli, dem Erbauer der Strassen von Bormio und Am« pezzo, von Ponteba bis Gemona im Jahre 1830 neu augelegte Straße. Als Hauptverbindungsweg zwischen Italien und Deutschland, und von besonderer Wichtigkeit in Militärischer Hinsicht, musite der hohen Staatsverwaltung daran gelegen seyn, diese, von den Elementarfällen stets gefährdete Strasse, gegen ihre ferneren Einflüsse nach Möglichkeit sicher zu stellen. Uugeheure Felsenmassen mußten gesprengt, massive, grandiose Brücken über die Bäche erbaut und Durchlässe von Quadersteinen für das überfluchende Gewässer angelegt werden. Es gelang dem Unternehmer Talachini vollkommen, nachdem die Verwüstungen in den Jahren 183? und 1838 hie und da das Mangelhafte gezeigt hatten, und sonnt durch dessen Verbesserung das Werk von mehreren Millionen Gulden für Jahrhunderte gesichert da steht. Wir verlassen Pontafel u„d schreiten, der Fella entgegen, längs der Strasse über Leopoldskirch en hin zu einer Statte, deren hohe Bedeutung bereits Kunst und Wissenschaft für die kommenden Geschlechter aufbewahrt haben. D'ese Stätte ist: » Malborgoth. -<>od fur das Vaterland! das ist die Losung dieses Namens, und das der vorherrschende Gedanke bei Betrachtung des Orres und jener beide» Hügel, die östlich von ihm sich erheben. Verödet stehen sie ja jetzt da, von wüstem Gestrippe überwachsen, emporgekeimr aus dem blutgetünchlen Boden einer Heldenschaar, zwar klein an sich, aber groß in dein Kampfe gegen die Uebermachr. Es sind dleß die stummberedcen Todes-Hügel zu Talavai, auf denen im Jahre 1809 das Dioskuren-Paar, Hen sel und Kupka, sammt dem größten Theile ihrer Waffengefährtcn, de» Tod der Helden starben. Lange schon hat die Muse der Geschichte ihre Thaten sowohl, als auch die ihres Schicksalsgenossen, Hauptmant» Herrmann, am Prediel, mil ehernem Griffel aufgezeichnet; deßungeach-tet »vollen auch wir den Manen dieser Gefallenen das gebührende Opfer durch getreue Erzählung dessen bringen, was jene Höhen zu hellleuchtet'ocn Glanzpunkten der Geschlchte des Heimatlandes erhebt. Wir folgen hin das Land einzudringen. Verrathen jedoch, von Saifnitzer Hirten, wurden sie von den über den Luschariberg kommenden Oester.-reichern in der Nacht vom 14. auf den 15. Mai überfallen und theils gefangen, theils niedergemacht. In der Mitte des Weges, zwischen Uggowih uud Tar-vis, liegt das nicht unbedeutende Pfarr - Dorf Saifnitz, dessen Einwohner, wegen der Armuth des Bodens, theils von« Handel und Fuhrwerke leben, theils als Maurer uud sonstige Handwerker in der Ferne ihr karges Brot verdienen. So wenig interessant dieser Ort in der Gegenwart ist, eben so wichtig war er im Alterthume. Denn die große Nömerstraße, welche Aquileja mitVirunum verband, ging *), aller Wahrscheinlichkeit nach, durch das Thal des Tagliamento und die *) Siehe Kärn ten's römische Alterthümer in Abbildungen. I. Heft, herausgegeben von M. F. v. Iabornegg-'Altenfels, und Alfred Graf Christallnigg. Klagenfurt, bei I. Leo,,. wildromantischen Engpässe des Fella - Baches nach Pontafel, hinauf über die Wasserscheide bei Saifnitz, dann über TarviS und Villach, längs dem Ufer des We,der-Scees, gegen Moos-bürg uud Emmersdorf nach Virunum. Die erste Station: Via Bellojo war von Aquileja 30,000 Schritte, oder beiläufig 7 deutsche Meilen entfernt, und lag in der Gegend um Hospidaletto (Kleinspital); von da bis La» rice waren 24,000 Schritte, oder ungefähr 6 deutsche Meilen. Dieses Larir (Lärchenb^um) kann nun wahrscheinlich kein anderer Ort, als das heutige Pfarrdorf Saifnitz gewesen seyn, denn Erstens: trifft die Entfernung von Aquileia (54,000 Schritte, ober 13 deutsche Meilen) übercin; Zweitens: liegt Saifuitz auf einem hohen Plateau, auf der Wasserscheide, wo noch heutigen Tages Laichen wachsen; und endlich, was das Wichtigste ist, steht dieser Ort ganz auf den Ruinen römischer Gebäude, besonders der westliche Theil des Dorfes, genannt »die Villa", wo fast m jedem Hause bei Bauten, Ausgrabungen von Kellern und Brunnen, römische Steine mit Inschriften und Skulpturen, dann Büsten, Geräthe von Metall, Münzen und auch ein Meilenstein ausgegraben wurden. Zwischen Saifnitz und Tarvis steht südlich von der Heerstraße eine steinerne Säule u>,d auf dieser ein Engel, der nach Süden zeigt. Wir folgen der Richtung seiner Hand, blicken aufwärts, und vor uns steht der heilige Berg Kärn ten's, oder: Der Luschariberg. ändere Gedanken und Empfindungen, als die bisherigen, bewegen das Innere des Wanderers bei den» Anblicke dieser Höhe, auf deren Glpfel der fromme Glaube vergangener Jahrhunderte der Anbetung Gottes ein Denkmal errichtet, und dessen wunderthätige Kraft und Heiligkeit von Geschlecht zu Geschlecht im weiten Kreise der verschiedensten Nationen sich fortgeerbct, erhalten und befestiget hat. Der eitle Witz des Menschen mag spielen, der gereifteste Verstand desselben mag in die Tiefen der Weisheit dringen, und dann erst zweifeln, oder belächeln das heilige Erbgut der Väter; sie finden weder hier noch dort ,ene unverrückbaren Stützpunkte in den oft unerwarteten Bedrängnissen des Lebens, wenn ihnen der Grundpfeiler des echten Glaubens fehlt. Der Mißbrauch und der Aberglaube können die hehre Bedeutung, so wie die Heiligkeit der Sache nicht beeinträchtigen. Tragt doch mehr oder minder jeder Mensch das nie gesättigte Verlangen nach Gottes freier Natur in sich, wenn der Dunst seiner Stube, oder der Qnalm der Stadt ihn aneckeln und ermatten. Sein Geist fühlt sich durch sie erheitert und gestärkt; sein Herz empfänglicher gemacht für Ge-nüsse edlerer Art. Um wie viel mehr muß dies; dort der Fall seyn, wo auf solchen Hohen reinere Lüfte d,e Stirne des Menschen umwehen; noch mehr aber dann, wenn das, was rmgs um ihn sich zeigt, GotteS Allmacht in den großartigsten irdi» schcn Bildern darstellt. Uno diese Wirkung erzeugt vorzugsweise der Luschariberg, obgleich Kärnteu reich an Kirchen unter ahnlichen Verhaltnissen ist, wie die Folge zeigen wird. Doch, wir folgen, statt weiterer Worte, der Weisung des Engels, und schlagen den Pfad gegen Süden ein, um durch den sogenannten Grabenweg auf die Höhe selbst zu gelangen. Man kann den Weg entweder zu Pferde, oder auch auf Eseln zurücklegen, und erreicht in kurzen drei Stunden den Gnaden» ort, das Ziel der Wanderung. Welche Mannigfaltigkeit! welche Fülle! welche Große und Majestät umgibt uns hier! Dort, gegen Südosten, das Savethal in Kram, begranzt von der Würzen und ihrcu Nachbarbergen It einerseits, und andererseits von den kahlen u„d schroffen Kro-nauer Kalkwänden, den mächtigen Nachbaren des riesigen T er-gloll. Mehr südlich der Mangert oder Man hart, der würdige Markstein dreier Länder, und noch näher gerückt der Königsberg bei Raibl, nebst vielen anderen unzähligen Spitzen, deren Namen anzuführen, den Raum dieser Blätter überschreiten würde. Zunächst an uns, gegen Südwesten, in ihrer vollen gigantischen Größe, die Saisera, von der Sohle des ThaleS bis hinan zu ihren starren, in die Lüfte hinaufstrebenden Zacken dnrch und durch zerrissen und zerklüftet von den „immei müden Stürmen der Elemente dnrch Jahrtausende; gegen Süden hin der M i t t a g s k o f e l, von dem hinab das Grcnzgebirge bis gegen Pontafel sich zieht. Diesen, gegenüber, zwischen dem Gail- und Canalthale, eine Relhe von Bergen, die man größten theils übersieht, reich an Triften und Wäldern. Von da aus, so weit das Auge gegen Westen reicht, ist Alles von unzählbaren Felsenspitzen und Kämmen durchfurcht, die sich über Karnien gegen Süden hinziehen. Die norischen Alpen gestatten, wegen ihrer Lage und normalen Höhe von beinahe 7000 Fuß, von hier aus keine Einsicht in ,hre Vertiefungen; dafür gewährt die Eispyramide des Grosiglockners, mit einer Reihe von Gletschern, bis hin zum machtigen Ankogel, bei heileren Tagen einen seltenen Ge-„usi. Das Bild gegen Nordosten, von der Villacher, Gegend bis hin zu der Chor- und Saualpe, zeigt in bunter unübersehbarer Mannigfaltigkeit Wälder und Wiesen, Städte, Schlösser, Burgen, Kirchen, Seeen und Dörfer. Wir treten nun, gereinigt durch die frische Alpenluft und erhoben in unstrem Inneren durch den Anblick des Gesehenen, in den Tempel des Herrn. Wie die meisten Gnadenörter, so ist auch dieses Gotteshaus der Verehrung und Anberhung Maria, der Mutler deS Heilandes, gewidmet, und das Ehronogra-phikum am Presbyterio der Kirche: «In kl>C I.n5<> Maler <Ü»,sl5,I InVonla 5tetlt« zeigt 1360 als das eigentliche Jahr der Entstehung. In jener Zeit, so erzählt die Sage, entdeckten Hirten in einem Wach-holderbusche eine aus Holz geschnitzte Marienstatue, die bald darauf für Mehrere der Gegenstand der Verehrung wurde. Ihr Nuf zog allmahlig viele andere Andächtige dahin. Die erste ärmliche Kapelle wurde durch reiche Spenden der Pil--grimme später in eine Kirche umstaltet. In ihr wird jetzt das Meßopfer gerade a„ der Stelle jenes Wachholderbusches dar-aebracht. Die sie umgebenden drei gemauerten Gebäude wurden in neuerer Zeit hergestellt und dienen zur Aufnahme der Pilger. Sie können im Nothfalle an 2000 Menschen fassen. Auster diesen befinden sich hier ein Pfarrhof für Priester mit einem Lokale für Erkrankte. Die Zahl der, den heil. Berg aus den umliegenden Län? dern, selbst aus Tirol, Oesterreich, Ungarn, Kroatien und dem Küstenlande noch ,eht Besuchenden, dürfte sich jährlich auf 50,000 belaufen. Einst betrug sie das Doppelte, besonders, als der Mom« 52m«, nördlich von G'örz, noch nicht zu sei-uer jetzigen Celebrität gelangt war. — S? ausregend und stärkend in dieser Alpenregion Luft und Wasser, und so belebend auf den Geist des Menschen die Bilder der Natur im Som» mer wirken, eben so zerstörend für ihn wäre ein Aufenthalt da? selbst im Winter. Denn nicht selten geschieht eS, daß in dieser rauhen Jahreszeit die Kirche sammt den Wohngebäuden vom Schnee tief vergraben liegen; ja, selbst im blüthenreichen Mai sieht der Wanderer zuweilen sich gezwungen, über Schueelagen und Glatteis empor zu klimmen, erzeugt durch herabgestürzte Lawinen. So beschwerlich der Aufgang zur Kirche ist, eben so ergötzlich und leicht ist die Rückkehr. Zu dieser wählt der größte Theil der-Wallfahrer den sogenannten Dorfweg der Saifnitzer. Diesen fährt man in jeder Jahreszeit auf einem kleinen Hör- nerschlitten, geführt von einem Bauer, dessen Füsse, der Sicherheit wegen, mit Steigeisen versehen sind, über Stock und Stein mit so großer Schnelligkeit herab, daß man nicht selten in einer kleinen halben Stuude den Fuß des Berges erreicht hat, zu dessen Ersteigung man oft mehr alS drei Stunden braucht. T a r v i s. <<^ier Straßen sind es, welche in diesem Markte ihren Vereinigungspunkt finden. Die erste ist die von uns bisher betretene, die zweite, welche aus Kram dnrch das Savethal Hieher sich zieht; die dritte, die aus dem Görzischen über den Prediel durch das Raiblerthal zu diesem Punkte führt und in Verbindung mit der zuerst genannten, gegen Vlllach hin, ill das Innere Kärntens, oder durch dasselbe in die übrigen Provinzen Deutschlands sich verliert. In diesem Umstände liegt auch der Grund der Merkantilischen und strategischen Bedeutsamkeit, welche Tarvis in der Geschichte des Landes spielt. Die Wahrheit des Gesagten hat sich bewährt im Jahre 1797 nach dem Falle Mantna's, und in dem verhängnißvollen Jahre 1809, wo die Vertheidigung der Taroiser-Schanzen ein würdiges Gegenstück zu jener der Blockhäuser bei Malborgech und am Pr.dlcl aufstellte. Eine kurze Strecke hinter Tarvis, auf der Straße nach Görz, verändert sich mit einem Male die Scene der Natur. An die Stelle der kaum genossenen, freien, großartigen Rundschau tritt elne enge Thalschlucht. Zu beiden Seiten erheben sich, theils nackt, theils waldbewachsen, die Berghöhen steil hinan, wahrend zu ihren Füßen die krystallhelle Schlizza mit ihre» blaugrünen Wellen über Steingerölle und Felsentrümmer rauscht. Ungefähr nach einer halben Stunde Weges gelangt man nach Flitschl, ciner Gruppe von wenigen Hütten", mit einer Kapelle. Einige Schritte an ihr vorüber, und vor uns steht in seiner ganzen Majestät der Königsberg, die Aufmerksamkeit des Wanderers durch seine freie, gleichsam gebiethende Stellung, inmitten seiner Brüder, auf sich ziehend. Nichts hemmt hier den Anblick seiner Größe, von der Sohle des ThaleS angefangen bis hinauf zu seinem Gipfel, 6042 W. Fuß über der Meeresfläche, wenn anders neidische Nebel seine Stirne nicht umdüstern. Sein Name weckt Erinnernngrn aus der ältesten Geschichte des Heimathlandes. Als nämlich König Alboin (so erzählt der Geschichtschreiber der Longobarden, Paul, der Diakon) auf Narses Ruf seine Longobarden aus Panonien5 Ebenen nach den Gefilden Italiens führte, bestieg cr diesen, durch seine freie, imposante Lage und Höhe einladenden Gipfel, um hinab-zublicken in das nachbarliche Friaul. Sein Entschluß war ge» faßt. Er drang ungehindert durch die Felsenschluchten, und gab einer neuen Periode in der Geschichte der Völker ihren Anfang. Von nun an, sagt Paul, hieß er der Königsberg. Hart an seinem Fuße, dort, wo der Kaltwasserbach mit dem Naiblerbache sich vereiniget, stehen in malerischer Gruppi, rung die Gebäude der k. k. Schmelzhütte, in welcher die aus dem Königsbergs gewonnenen und früher sortirren Bleierze in Kauf-Waare umgewandelt werden. Links von ihnen zieht sich die Straße aufwärts nach Raibl. Wir verlassen sie jedoch, und folgen dem schmalen, steinigten Pfade durch den Kaltwassergraben. Wilde Zerstörung umgibt uns. Nirgends eine Spur menschlichen FleißeS. Kein Laut, außer dem Tosen des Wild. baches, der oft verheerend diese öde Schlucht durchbraust, besonders dann, wenn Gewitterwolken über den nahen und schrof« fen Gebirge» sich entleeren. Nur selten befahren einzelne Kohl« wägen diese Gegend, die an ihrem südlichen Ende sich erweitert , und aus der in überraschender Große das sogenannte 12 Kaltwasscrgeoirge emporsteigt, dessen höchste Spitze eine Höhe von 8!!4 W. Fuß erreicht. Hat man die Brücke bei Kaltwasser überschritten, und den höchsten Punkt der sanft ansteigenden Straße erreicht, so stellt den Blicken des Wanderers e»n Bild von ganz veränderter Gestalt sich dar. Beinahe die volle Breite der Thalebene nimmt hier der Raiblerbach ein, der seinen Ursprung aus dem See empfängt, der still und ruhig, zwischen hohen Bergwänden eingeschlossen, sudlich hinter den» Dörfchen sich befindet. So lange derselbe, wie diesi in trockenen Jahren geschieht, einen größeren Theil seines Wassers verdunster, als er von den einzelnen Gebirgsquellen erhält, ,-ieselr auch der Bach sanft und bescheiden durch die Thaleslänge; wenn aber plötzliche Regengüsse kommen und lange dauern, dann wächst auch er zu ungewöhnlicher Hohe an, so zwar, daß der Uebersiuß als wilder Waldstrom das Thal durchrauscht und für Gebäude und Men» schen nicht selten höchst gefährlich wird. In diesen unbestimmt ten, aber dennoch öfter sich wiederholenden Ueberschwemmungen liegr auch der Grund der Unfruchtbarkeit des Bodens, der hier ganz mit Kalksand überdeckt ist, zwischen welchem nur spärlich einzelne Gräser Wurzel fassen können. Was nun die tiefer gelegene und feuchte Thalsohle nicht gewährt, das versagen um so mehr die Bergabhänge. 3t a i b l verdankt sein Daseyn den reichen Bleierzlagern, die im Inneren des Königsberges liegen und seit Jahrhunderten zum Wohle der Menschen dienten, die an seinem Fuße slch angesiedelt hatten. Ohne diese Erwerbsquelle stunde die ganze Gegend, gleich dem Kaltwassergraben, einsam und verlassen. Es ist ungewiß, in welcher Zeit die Bearbeitung der Erze angefangen hat. Aus mehreren, noch bestehenden Stollen ergibt sich jedoch die gegründete Vermuthung, dasi sie in die Zeir vor Erfindung des Pulvers fällt, da sie bloß mir Schlägel und Eisen in das feste Gestein eingetrieben sind. Auch zeigen sich leicht erkennbare Spuren, die auf eine frühere Gewinnung der Erze durch Feuerseyen hindeuten. Gegenwärtig wird der Bergbau nach bcn neuesten Erfahrungen und mit Anwendung aller jener Hülfsmittel betrieben, die der menschliche Scharfsinn erfunden hat, um dem oft neidischen Berggeiste desto leichter seine Schatze entziehen und an das Licht des Tages fördern zu können, Raibl selbst ist klein und unbedeutend. Die Bergknappen mit ihren Familien wohnen größtentheils in entfernteren Gegenden, kommen beim Beginne jeder Woche Hieher, und verlassen am Ende derselben ihr mechanisches Tagwerk, um es in derselben Ordnung am Montage wieder zu beginne». Die Witterungs-Verhältnisse von Raibl sind für die produktive Kraft des Bodens sehr ungünstig. Nur wenige Monate des Jahres dauert hier die >n«!dere Warme des Sommers, denn der Schnee schnnlzt gewöhnlich erst gegen Ende Mai, und schon im Anfange des Septembers zeigen sich die Vorboten des kommenden Winters. Dazn trägt einerseits die Höhe von Raibl, 2862 Fuß über die Meeressläche, andererseits die unmittelbare Nähe der Gebirge bei, deren lange Schatte», außer jenen drei Monaten, weit über die Ebene des Thales an den gegenüberliegenden Bergwänden sich hinaufziehen. In dieser klimatischen Beschaffenheit mag auch der Grund jener sonderbaren Erscheinung liegen, dasi hier die Krummholz-Vegetation, die fast nur auf den höchsten Alpen gefunden wird, bis herab in die ThaleSebene sich zieht, und da mit Fichten, Föhren und Lärchenbäumen, ja selbst mit Laubholz sich veruuscht. Mir verlassen Raibl und nahen uns jetzt jener Höhe, die eben so hellstrahlend, wie die Hügel zu Talavai, ,mt unvergäng- lichen Zügen in dem Geschichtsbuche des Heimathlandes einge-tragen sind. Es ist diesi: Der Predict. «)wei Wege sind es, die, unfern von Raibl, dem Ziele uns entgegenführen. Der Eine, höher gelegene, ist der im Sommer fahrbare, und auch derjenige, der eine freiere Ansicht der Gegend gestattet; der andere hingegen liegt tiefer, und wird dann benutzt, wenn dcr mildere Hauch des Frühlinges die Verderben bringenden Lawinen auf den Hohen erzeugt, die, fort> wachsend im Falle, mit furchtbarer Wucht über die steilen Abhänge des Predlel stürzen. Darum sind auch an den gefährlichsten Stellen Schutzdächer angebracht, unter welchen der Reisende, gesichert für sein Leben, verweilt, während über ihn herab die Lawine in die Tiefe des Seees rollt. Je höher wir steigen, desto großartiger erheben sich die Gegenstände um uns. Den Blick gegen Westen gewendet, sehen wir den gewaltigen Seekopf zur Linken, den erzreichen Königsberg zur Rechten, und zwischen beiden den riesigen Montatsch mlt seinen Schneefcldern hoch hinauf in die Lüfte sich dehnend bis zu einer Region, in der jedes vegetative Leben beinahe ganz erstirbt, während er znglelch in den smaragdgrünen, zu seinen Füßen ruhenden Fluthcn des Seees sich spiegelt. Doch alles diesi sind nur Vorbereitungen für den Ge» nuß, der uns anf der Hohe des Prcdiel vorbehalten ist! Nicht genug, dasi dort die Natur in mehr ergreisender Erhabenheit sich zeigt, und der Mensch durch ihren Anblick zur andächtigen Bewunderung sich hingerissen fühlt; es knüpft sich an die Betrachtung jenes großen materiellen Gemäldes, das zunächst nur unsere äußeren Sinne berühret, auch noch die Erinnerung an eine historisch-denkwürdige That, die unser» Geist belebt. Eine Säule, südlich von der Straße, zeigt uns an, daß wir am Schndepunkte zwischen Kärnten und der Grafschaft Görz stehen. Nur wenige Wohmmgen in der Nahe derselben beweisen das Daseyn menschlicher Wesen, denn die rauhen Stürme des länger dauernden Winters, so wie der karge, steinigte Boden rings umher, machen es beinahe unmöglich, auch nur die nothwendigsten Bedürfnisse des Lcbens zu erzeugen. Der Standpnnkt für unser Bild wurde südlich von der Straße gewählt. Dcr weiße, kahle Bergriesc, im Hintergründe desselben, ist dcr Manhart, 8,460^ über dem Meeresspiegel. Rechts von ihm zeigen sich die sogenannten Prcttorgebirge, die den Ursprung des Isonzo umschliesien; links sind jene Ausläufer des Manhart, die bis herab zum Predict sich ziehen. Der dunkle Wald im Vordergrunde ist ein Theil des Zotkopses, der mir dem Seekopfe in Verbindung steht. In dcr Mitte des BildeS sieht man als schmalen, lichten Streifen die Straße, die allmählig gegen Süden sich senkt und bei Flltsch hinaus in die Ebtne von Görz sich verliert. Jener weiße Punkt jedoch, den wir oberhalb der Straße, ähnlich den Ruinen einer Burg (bloß um ihn bezeichnen zu können) erblicken, ist derjenige, den» sich nun unsere gauze Auf» merksamkeit zuwendet, denn er ist es, auf den» im Jahre 1809 das Blockhaus stand, bei dessen Vertheidigung Hauptmann Herrmann den Heldentod gefunden hat. Kaum hatte dieser Sohn des Vaterlandes seine Mannschaft, bestehend aus 222 Mann Szluiner, zu denen sich zuletzt noch ein Haufe desselben Regimentes unter Hauptmann Ianko» vich gesellte, nebst zehn Kanonen, sammt den dazu gehörigen Artilleristen, Arznei und Lebensmittel auf sechs Wochen im Blockhause gesichert, als auch schon die österreichische Arrieregarde durch das 'Görzische über den Prediel zurück sich zog. — IN Nichts konnte daher unter diesen verhängnißvollen Umständen wichtiger seyn, als den Feind in seiner laschen Verfolgung aufzuhalten. Aller Augen waren angstlich auf den kleinen Punkt des Prediel geheftet. Es galt einen großen aber ungleichen Kampf auf der heil. Stätte des heimathlichen Bodens. Sieg, oder wahrscheinlicher Untergang, was von beide» auch immer das Loos der wenige» Tapferen seyn mochte, unerschülterr mußte der Gedanke i» ihnen leben, daß sie dem Vaterlande geweiht seyen, und daß der Feind nur über ihre Leichen in das Hcrz der österreichischen Monarchie dringen tonne. Tiefergreifend war daher auch der Moment, in welchem Herrmann von seinen Freunden in Tarvis Abschied nahm, als er den letzten Gang auf die von ihm befehligte Veste machte. »Denkt meiner im Gebete!" sprach er im Vorgefühle seines nahen TodeS. »Ich habe mir mein Grab gebaut. Hier sehe» wir uns nicht mehr wieder!" Und er hatte wahr gesprochen! Es war am Abende des l5. Mai 1809, alS die Spitze einer feindlichen Division durch Oberbrett hervordrang, und sich schnell durch Aufwürfe gegen das Fort zu decken versuchte. Man bemerkte sie jedoch, und ein heftiges Kanonenfeu«r nöthigte sie zum Rückzüge. Sie vollendete daher in der Nacht ihr begonnenes Werk, und eröffnete am frühen Morgen des nächsten Tages ihr Batteriefeuer gegen die Veste; aber ohne Wirkung. Jeder Versuch, dem Blockhause nur naher zu kommen, war fruchtlos, und lief für die Franzosen verderblich ab. Als man auf diesen, Wege das Ziel nicht erreichen konnte, nahm man zu Unterhandlungen seine Zuflucht; doch, auch hierin scheiterten die feindlichen Absichten an der unerschütterlichen Treue, mit der Herrmann dem einmal gefaßten, und klar erkannten Entschluße anhing. «Keine Ergebung!" war unveränderlich seine Antwort. Man griff abermals zu den Waffen, doch immer ohne gewünschten Erfolg. Das Fort behauptete standhaft seine siche» re Stellung. Schon waren Hunderte gefallen, und was den Feind, der anf solchen Widerstand nicht gefaßt war, noch mehr herabstimmte, war der Mangel an Lebcnsmitteln, die hier in den wenigen Hütten kaum für einige Mann zu finden waren. Plötzlich trat jedoch ein Umstand ein, welcher dieser Lage der Dinge eine unvermuthete Wendung versprach. Die Blockhauser von Talavai wurden nach der hartnäckigsten Vertheidigung, und nach dem Tode des Hauptmanns Hensel sammt dem größten Theile seiner Mannschaft cingenom« men. Um nun die heldenmüryige Besatzung am Prediel zu entmuthigen, schickte man einige der Gefangenen von Talavai dahin ab, um durch grauenhafte Schilderung des erlittenen Schicksales, dem Hcnsel und seine Schaar blutig anheim ge» fallen, die Kraft der Treuen zu erschüttern. Alles hoffle man von diesem Kunstgriffe. Doch, auch hierin betrog sich der Feind in seinen Hoffnungen. Herrmann begriff die Größe seiner Bestimmung, und gab dem feindlichen Parlamentär, der bei längerem Widerstände der Besatzung mit einem ahnlichen Schicksale drohte, zur Antwort: «Die Vertheidigung dieses Blockhau-ses, bis auf daS Aeufierste, ist mir aufgetragen. Ich fürchte den Tod nicht, und will auf dem Felde der Ehre fallen!" Diese Worte des jungen Helden blieben nicht ohne guten Erfolg bei seinen Kriegsgefahren. Sie schwuren in jenem schönen Augenblicke mit erhobenen Handen, als wackere Waffenbrüder einander beizustehen, und lieber zu sterben, als sich zu ergeben. 'Als nun auch dieses letzte Mittel fehlgeschlagen hatte, wurde von französischer Seite alles aufgeboten, um das Fort zu erstürmen; denn schmachvoll ware es gewesen, mit ciner Kraft von 6000 Mann, denn so stark war die feindliche Kolonne, vor einigen Hunderten und einer hölzernen Veste sich zurückziehen zu müssen. Furchtbar wogten sie unter Trommel-schlag und wildem Geschrei gegen das Folt heran, um die Brustwehren zu ersteigen, und sich deS Geschützes zu bemächli-gen. Aber reihenweise mähte sie das Kanonen- und Kleinge-wehrfcuer der Vertheidiger nieder. Aufgeschichtet lagen die Leichen der Feinde in, Bereiche des Geschützes. Die Gefallene» wurden durch Nachrückende ersetzt, dle aber bald wieder andern Platz machen mußten. Schon verzweifelte der Feind an der Möglichkeit, die Veste zu erstürmen, sieh! da loderte am Blockhause eine Flamme empor. Jauchzend wurde sie als Oriflamme des Sieges von ihm begrüßt. Vier Compagnien Voltigeurs hatten an» AbHange des Gebirges, unter der Straße, tief versteckt in dem Graben, den unser Bild zeigt, und geschützt vor den, Feuer des Forts, dasselbe umgangen und mit unsäglicher Mühe die steile Anhöhe über dein Blockhause erstiegen. Von dort aus schleuderte,« sie Pechkränze in die hölzerne Veste, um sie in Brand zu stecken. Was sie gehofft hatten, geschah. Gefräßig griff die Flamme schnell um sich. Um ihr Löschen zu verhindern, stürmte der Feind mit verdoppelter Kraft von vorn gegen die kühnen Vertheidiger, und suchte ungestümer, als je, die Redouten und Batterien des Forts zu erreichen. Finstere Rauchwolken qualmten aus den Oessnungen desselben; überall llckle bereitS die furchtbare Flamme, und schon nähere sie sich der Pulverkammer, und drohte, im nächsten Augenblicke alles in die Luft zu sprengen; da rief Herrmann in höchster Verzweiflung: »Hinaus Kameraden! Nicht lebend soll der Feind uns in seine Gewalt bekommen!" und hinaus stürzten sie alle in wilder, ordnungsloser Hast, und hinein in den dichtesten Haufen der Feinde. Eine kurze Stunde, und Herr mann, der heldenmüthi« qe Vertheidiger des Prebiel, sank, blutend aus vielen Wunden, und neben ihn, seine Heldenschaar. Nur einige Wenige blieben gerettet, um Nachricht zu geben von dem schreckli» chen Loose ihrer Waffenbrüder. Der Paß war geöffnet, der Feind rückte vor gegen Tar--vis, und von dort in schnellem Laufe gegen die Donau. Das Opfer war dem Vaterlande gebracht, doch nicht spurlos sollte das Andenken daran im Laufe der Zeit verschwin» den. Auf dem Schlachtfelde von Aspern fielen Tausende der Feinde den Manen der Gefallene», denen selbst Napoleon Ge» rechtigkeit laut widerfahren ließ, als Opfer der Sühne. Vier Jahre später warfen Hiller'S siegreiche Schaaren die stolzen feindlichen Adler von eben diesen Höhen hinab, und befreiten das Vaterland für immer. Jetzt ruht hier alles in tiefer Stille. Erhaben steht das große Gemälde der Natur vor uns, und nur bann, wenn diese selbst in Aufruhr gerath, mag die Fantasie des Wanderers in den Nebelgebilden, die an de» schneebedeckten Gipfeln der Gebirge vorüberziehen, di« Geister der hier Abgeschiedenen wieder erkennen; denn, wenn er um die Stelle fragt, wo jene Tapfern sich vertheidiget haben, und endlich gefallen sind, kaum sichtbare Spuren vermag der GeschichtSkundige ihm zu zeigen *). *) Dem Andenken an die ruhmvolle Thal der beiden Helden-Jünglinge wurde in der k. k. Ingenieur-Akademie in Wien für zwei Zöglinge derselben die Hensel-Herr-mann,Stiftung gegründet. 4 15 ^s bleibt uns nun, zur Ergänzung llnscrer bisherigen Schilderung des Caualthalcs, so wcit «s der Zweck unserer Darstellung gestattet, nur «och eine, wenn auch gedrängte Charakteristik seiner Bewohner zu liefern übrig. Die Stmmsiuth der Völkerwandei-nng hat m«ch sie gleichsam zusammengewürfelt. Die vielfältig in und um Smfuitz noch jetzt vorhandene» unterirdischen Bauten, die zu Kellern, Katakomben und andern Behältnissen dienten, Denksteine, Säu» len, Flchgestellr, S^atuvn dn- Gotter, Laren, Genien, Haus-geräthe, Werkzeuge, Gold-, Silber- «md Kupfermünzen römischer Imperatoren n. s. w. liefern einen unumstöpllchen Beweis von einer hier bestandenen römischen Ansiedlung, welche vermöge der, bis auf unsere Tage erhaltenen Spuren von längerer Dauer und bedeutender Ausdehnung gewesen seyn mus:. Das Ende derselben dürften wohl die >m ö. Jahrhunderte her-eiugeströmtcn wilden Schaaren Alarich's und Attlla's, oder die später des Abendlandes sich bemächtigenden Ost-Gothen 4uU> Longobarden herbeigeführt haben. Wohl 206 Jahre nach dem Verschwinden der Nömerko-lonisten mag daS Canallhal eine schauerliche, von Wölfen dvrchhmlte Wüste gewesen seyn, bis die benachbarten Italiem'r, angelockt von seinem Holzreichthume,, sich hereinwagteu, und als sie nun auch Eisenerze entdeckten, den Entschluß fasttcn,, sich in demselben festzusehen; was sie auch ungestört thun konnten, well damals em ganz von Wäldern bedeckter Land' strich mcht so werrhvoll war, als er ill unsere» Tagcu geachtet wird. Ein anderer, nicht minder auffallender Umstand bietet sich dem Beobachter 5es Canalthales in der Vermischung seiner deutschen und slovemschen Bewohner dar. Im ganzen Distiikts-bezirke des Marktes Tarois und des Bergortes Raibl lebe« Deutsche; in Saifnitz, Uggowitz und Wolssbach hingegen Sla-ven. Die deutsche Zunge tnfft man, seit Anbeginn, in Malbm-geth, Gugg, St. Katharein und Lusinitz; und inmitten dieser Oerter und Deutsch-Pontafel steht, isolirt slovenisch, Leopolds-kirchen, von Vlelen >uit dem s>nan dessen Gründung Dieben, oder eigentlich Buschkleppern, zuschreiben wollte. In Folge dieser Verschiedenartigkeit, gibt es hier auch keine Nationalitat; daher teme Volksfeste, wohl aber Kirchenfeste am Luschariberge, wo der religiöse Zweck ohnedies; Leute von mehreren Landern und Sprache» zu gelminsameu Cultus vereimgt. Die Canalthaler nähren sich theils von Viehzucht, theils von Hand- und Fuhrwerke. Bedeutenderen Erwerb jedoch geben ihnen die Bleiwerke in Raibl, und die Eisenhämmer in Malborgeth und Thörl. Die Produktion der leltteren sieht im qnaden Verhältnisse mit den, Waldstande des Thales, von dem sich eine eigene Geschichte schreiben li.ste. Die Entstchnna, der Hämmer im Canalthaledatirt sich sehr früh, so wie die dortige Eisen-straße dem ganzen Thaleden Namen desCanales ci! l'^l-n gab, und in den ältesten Urkunden nber Handel bereits vorkommt. Wie sehr schon in den früheren Jahrhunderten der Waldftand mitgenommen wurde, und sowohl durch Verkohlung des Holzes, als auch durch Verkauf desselben in das Venetianische, eine Menge der Werke außer Betrieb gesetzt wurden, erweist eine Urkunde vom 23. Juni 1460, darin es heißt: «Durch Kohlenbrcnnen und Schwendeu seyen die Bambergischeu Wälder im Canalthale so verödet, das? an vielen Stelleu kein Holz mehr keimen und wachsen könne, Hämmer und Schmidteu in Stocken ge-nethen." Sell j^ner Zc«c »uiedecholte sich diese Periode fast in jedem Jahrhundert, und dieser elenden Waldwirtbschaft verdankt das Canalchal größtenteils seme dermalige, nackte Physiognomie der Verödung. Im Allgemeinen sind die Canalthaler ein kräftiger Menschenschlag; mehr schlank, aber stämmig und ausdauernd. Ge-sichtszüge und Kleidung charakterisireil am meisten die Abstammung. Sie sind schon durch ihre:i mannigfachen Enverb an vielen und verschiedenen Umgang gewohnt, daher mit allen Vortheilen und Künsten des Verkehres bekannt. Sie sprechen meistens drei Sprachen, und haben einen vorherrschenden Hang zu Witzeleien und zur Satyre. Fast jedes Haus hat seinen Vulgar- oder, wie man sagt, Spitznamen, und wie man sich sonst bei Gebirgsvölkern auf Boxereien und Wettkämpfe herausfordert, macht man hier gegenseitig Spott und Stichelei durch Rede un'd Feder geltend. ^Vir begleiten nun den Wanderer bis nach Villach, um nachfolgend, von dort aus, die interessantesten Thäler und Höhen Obertirntens, als dem zweiten Haupttheile des Hnmathlaodes, kennen zu lernen. Roch einen Blick der Bowunder^ug auf die Hrosie, erhabene Scene der Natur, die, zurückgekehrt nach Tarvis, nus hier umgibt, und die bei Goqgau, zwar in veränderter Form, aber in gleicher Ma^stat, wiederholt sich darstellt; denn fanin zwei Stunden später liegen lieblichere, freundlichere Gefilde vor unseren Augen. Wir kommen allm^hlig aus den beengenden Schluchten, welche die Gailitz durchrauscht, in die freiere Gegend des unteren Gailthales; noch wenige Schritte,, und vel uns steht das erste schöne Bild desselben. Zunächst an uns, rechts im Vordergründe, steht in malerischer -Gnippirung, hart am AbHange ein«s dicht bewaldeten Bcrgn'ickens, die grgcinvär« tig Wallner'sche Bleiglätte- und Schrottfabrlt; lmmerhin ei« fremdartiger Anblick für den, der mil der Bestimmung ähnle-cher Gebäude nicht bekannt ist. Ihr Dasem, gewährt riu doppeltes Interesse; einmal, weil sie diejenige ist, durch welch« dieser Fabrikations- und Erwerbszweig auf gleiche Art m, Lan-d< znerst eingeführt wurde, und weil sie mtt derselben Stell« erbaut steht, wo vor mehr als drei Jahrhunderten die reiche« Fugger von Augsburg von dem nahcu Stifte Grund-, Wald- und Wasserbenühung kauften, ein schönes Schlosi sich bauten, und eine Messing-Fabrik mit einer Schmelze errichteten, in der sie die Erze aus ihren vielen Gruben, die sie iu Kärnten und selbst in Ungarn besaßen, in Gold und Silber verwandelten. Nach 75 Jahren, wo der Dergsegen zu weiche,, begann und die Wechselgefchäfte mehr rentirten, als ein weitaussehender Grubenbau, kaufte das nahe Stift jenes Schlosl und die öden verlassenen Werke znrü^ine Viertelstunde davon entfernt, sehen "wir, hoch erbaut auf einem isolirt stehende« Felsen, das ei,Mge Stift ,V!'^l>^V?NV, I ^ A r « o l d st e i n, und, westlich von ihm, zeigt sich die weit gedehnte Ebene des lütteren Gailthales, bis hm gegen Fed erann. Das Ganze majestätisch überragend und gleichsam beherrschend, erheben sich, beinahe senkrecht, die Kalkwände der, mehr als 6000 Schuh hohen Vlllacher-Alpe, oder deS Dob ratsch. Schon den Römern war dieser Posten wichtig; dieß beweisen noch vorhandene Inschriften nnd Trümmer von Monumenten jener Welreroberer, die, langst verschwunden von (Her« maniens Boden, es noch lange mit ihren Gesetzen mid ihrer Sprache beherrschten. Zwei rnnd gefaßte, erhaben dargestellte Brustbilder, im Stifthofe zu Arnoldstem, zeigen uns einen Römer und eine Römerin ini Natlonalkostüme. Schonend behandelte das Mittelalter dieses Denkmal; denn es gall ihm als die Vorstellung des Stifters Arnold und seiner Gattin Mathilde. Kaum mehr, als diese Namen, nennt die Geschichte von ihnen, die dem Orte selbst seine Benennung gegeben. Die Zeit ihres Waltms fällt in die Periode des großen Inoesti-turstreices zwischen Gregor VII. und Heinrich I V. Kinderlos, schenkten sie chre Bnrg dem Hochstifte Bambera, und zum Unterhalte einer dort einzuführenden geistlichen Gemeinde 95 Bauernhöfe. Auch Ka'rnten war damals in zwei Parteien zerfallen, und das, mitunter wehrlose, geistliche Eigenthum blieb eine lockende Beute fthdelustiger Nachbarn. Die Gailthaler waren die Ersten, welche über Arnoldstein herfielen und es besetzten. Durch 45 Jahre blieb es in fremden Händen, bis es ihnen endlich Bischof Otto, aus dem «nächtigen Hause Andechs, entrisi, die Burg, welche so lange der Schlupfwinkel des Ran» bes gewesen, schleifen und sie zu einem Benediktinerkloster überbauen ließ. Dieses bevölkerte er mit Mönchen aus Bambera. und beschenkte es abermals mit 60 Bauernhöfen. — Wie in Pommern der Slaven-Apostel, war Otto es für sie nicht minder in Karnten. Das Gailthal empfing von ihm Kirchen und Seelcnhirtcn, und Aquileja's Patriarchen vertrauten den Aeb-ten zu Arnoldstein die Wurde als Erzpricster in jenem, durch nationale Eigenthümlichkeit so ausgezeichneten Thale. Eintönig, wie der Schlag des Pendels, ist die Geschichte der Klöster, wenn nicht einzelne Männer, grosi durch Wissenschaft oder Kunst, die Stille derselben unterbrechen. Auster dem sto'ren nur Erschütterungen von Außen oder ökonomische Zerrüttungen im Innern, den gemessenen Gang derselben. Auch Aruoldstein entging den Wirkungen beider nicht. Jener furchtbare Bergsturz des Dobratsch im Jahre 1348, welcher noch jetzt in der Geschichte des Vaterlandes als einzig in seiner Art wiederhallt, ereignete sich im Angesichte des Stiftes, kaum eine Meile davon entfernt. Abt Florimund, den ungewöhnliche Erscheinungen in der Natur ein außerordentliches Ereignis; ahnen ließen, stand an seinem Fenster und beobachtete die ungemein trübe und drückende Atmosphäre des 25. Jänners. Da neigte sich der Berg. Der dadurch erzeugte Windstoß schleuderte ihn zurück, und schon glaubte er sich und Alles untergegangen im Einstürze dcr Erde, so gewaltig bebte sie. Einem Vulkane gleich, hatte der Beigsturz das Kloster und die Umgegend mit Staub und Eide überdeckt, und welt hin, bis zur Quelle dieses gräßlichen Unglückes, sahen die ans ihrem todtähnlichen Zustande erwachten Bewohner des Stlftes nur Schutt und Trümmer. Ein großer Theil seiner Unterthanen, Dörfer und Weiler, waren in ewige Nacht begraben. Dieß war die traurigste Katastrophe des Klosters. Doch auch diese Wunde vernarbte nach und nach. Bischof Leopold von Bamberg gewährte Ersaß durch die Schenkuug von 52 Huben, und gute Wirthschaft half in, Uebrigeu nach. Spater, in den Kriegen Oesterreich's mit dem Patriarchate zu Aquileja und der Nepubllk Venedig, litten die Güter des Stiftes in Friaul bedeutend, und gingen mitunter auch ganz verloren; am meisten jedoch schadeten die Einfälle der Türken. Es war im Herbste 1476, als diese, wie drei Jahre vorher Unter karnten, nun aber auch das Oberland die Geißel der Verwüstung fühlen ließen. Schon hatten sie Krain durchzogen, und noch »vgte sich Niemand diesseits der Berge, um die Pässe des Landes gegen diese wilden, mitunter schlecht bewaffneten Horden zu vertheidigen. Ein panischer Schrecken hatte Alles ergriffen, und wehrlos, als glaubte man, dein rohen Feinde gleich, auf des Schicksals eiserne Macht, blieb man hingebannt. Ueber Wcißenfels, Goggau und Thörl brachen sie herein, ohne daß Jemand wide» stand, und der Sackmann, so nannte mau damals jene Naubhorden, ergoß sich in das Thal von Arnoldsteiu. Die Gluth des aufflammenden Marktes verkündete weit hinab nach der Gail und Dran, daß der Tag des Schreckens gekommen sey. Das Kloster, hoch und fest gelegen, both den Flüchtigen eine Zufluchtstätte; doch die Feuersaule wir» belte leckend an seinen Mauern empor, und das entfesselte Element ergoß sich in seine inneren Räume. Zweihundert Menschen kamen in den Flammen um, oder erstickten im Rauche. Die Türken glaubten hierdurch den Weg für sich gebahnt, uud stürmten das brennende Gebäude. Doch, es war noch zu früh. Wo nicht eiserne Gitter widerstanden, da wurden sie durch herabfallende Brande, uud die lehle Anstrengung der Verzweiflung zurückgetrieben. Wie hinabgeworfen von einer unsichtbaren, höheren Hand, flohen si, und ließen die Leichname der auS ihnen Gefallenen vor den Klostermauern, innerhalb welcher nur noch die Sakristei u»d die Keller unversehrt geblieben waren. Abt Thomas und seine Brüder überlebten diese Schrecken nur, um bald neue zu erfahren. Zwei Jahre darauf nämlich waren die Türken abermals im Anzüge. Doch nicht unvorbereitet nahten sie sich jetzt den Marken des Landes. Sämmtliche Bauern jener Gegenden schlos« sen unter sich einen Bund, die Gränzen ihrer Heimath ohne anderweitige Hülfe zu vertheidigen. Gegen N000 derselben stellten sich bei Goggau auf, um die Türken, die über Weisienfels herkommen sollten, geschirmt durch die steilen Ufer der Schliha (Gai-lih), zu erwarten. Wo man jedoch die Feinde am wenigsten vermuthet hatte, daher kamen sie. Durch die uuwirthbaren Klüfte und Felsenpässe der Flitsch uud des Prediel eilten Os-mann's leicht berittene Schaaren heran. Tarois flammte auf, und als ihrer die Bnndleute, so nennt sie der Chronist Unrest, ansichtig wurden, flohen deren nahe an 2600 davon. Der kleine Üeberrest sandte Eilboten an die Dräu und Gail, um Verstärkung. Es kamen jedoch nur 70 Knappen und II<» Bauern. Anfangs stutzten die Türken; als sie aber die kleine Zahl ihrer Gegner gewahrten, umgingen sie dieselben unten am Bache und herab von der Göriacher«Alpe. Ein gäher Angriff, und Alle erlagen, bis auf Wenige. Das Kloster Arnoldstem, dießmal besser bewehrt, da der Abt für die Wehrlosen in abgelegenen Felsenschluchtcn Zufluchts« örter zugerichtet hatte, blieb unangetastet. So lebhaft erhielt sich bei den Feinden das Andenken der früheren Vertheidigung. Desto größer hingegen war die Niederlage des armen Landvol-keS, welches von semen Bundesgenossen treulos verlassen wurde, obgleich sie auf daS blanke Schwert geschworen hatten, nie zu weichen. Abermals vergingen Jahre. Auf den grünende» Fluren, die allein die Barbaren nicht vertilgen konnten, erstanden neuer- Kl, dings die Wohnungen der Menschen, und des Fleißes rege Hand war wieder thätig in einem Lande, dessen größter Reich-thun, in den Eingeweiden der Erde ruht. Das Kloster selbst jedoch siechte an einen, inneren Schaden. Es war jene weltkundige Periode des Rcformatiou?siebers. Die Zahl der Ordensbrüder zu Arnoldstein sank so tief, daß es >m Jahre 1578 deren nur drei enthielt. Ja, die schlechte Verwaltung durch einen, von Bamberg bestimmten, weltlichen Administrator, brachre semen Wohlstand so herab, dasi der im Jahre 1580 neu gewählte Abt Johann mit einem Knechte zu Fuß nach Villach gehen mußte, um Fleisch emzukaufen. Dieser schlimme ökonomische Zustand des Stiftes besserte sich 3 auch im Umkreise dieser Veste zum Theile gestritten wurde. Der Thurm über den, Maierhof« allein steht noch da, wie vor mehr als einem Jahrtausende, und bemer, kenswerth bleibt es, daß urkundlich eben so lange die Familie der Skarbina an demselben seßhaft war. V i l l «, ch. ^^ir beugen um die Ecke des Waldes bei Federaun, und vor uns liegt in überraschender Schönheit, in, Hintergrunde beherrscht von der Görlitzalpe, die Ebene von Villach. An dem, hart an der Straße gelegenen, und, nicht ohne guten Erfolg, häufig besuchten, sogenannten »warmen Bade" vorüber, gelangen wir bald darauf in das Innere seiner Mauern. Ueber alle Städte Kärntens ragt, in der Periode des Mittelalters, sowohl durch Alter, als auch durch Betriebsamkeit und Reichthum seiner Bewohner, Vittach hervor. Was St. Veit durch den herzoglichen Hofhalt, Friesach durch die Festigkeit seiner Mauern, das war Villach durch eigene, innere Kraft in seinem Verbände mit Venedig, der Beherrscherin des Meeres. Ist Villach nun auch nicht mehr das, was es einst gewesen, die erste u»d erheblichste Stadt der Bamberger Kirchenfürsten in Kärnten, so bleibt es doch durch seine Lage in einer der schönsten Gegenden, so wie durch seine Wichtigkeit in strategischer und merkantilischer Hinsicht, der vorzüglichste Ort des Heimatlandes. Den Beweis in ersterer Beziehung hat die neueste Zeit mit blutigen Zügen in die Annalen der Geschichte niedergeschrieben, in letzterer Hinsicht sind wir berechtigt, die Hoffnung auf künftig bessere Tage auszusprechen. Wegen seiner Lage an der Dran, soll Villach schon bei den Römern Villa i»ll u<^u?i8 geheißen haben. Daraus nun leiten die Ethymologen den Namen Villach her, obgleich a»ch bei den Deutschen der Ausgang ach, gleich der Benennung 15 Ache (Gebirgsbach) für iene Oerter, die an Wässern liegen, bezeichnend ist. Anch die Slaven stimme«« daunt überein, nur das; sie auf den Ton l,<>!3, ki^Ia , weiß, horchend, einen Wei-ßcnbach daraus machen. Die erste urkundliche 9)?eldung von Villach geschieht in emem Schenknngsbrlefe, von: 9. Sept. 878, des Königs Karlmann für das Stift Oettingen, worin er die Grenzen dieses Stadtgebietes angibt. Sie umfassen nämlich gegen Weste» die Dräu bis zum Orte Buch, gegen Sü^ den den Dürrenbach und von da die Linie bis zur Brücke von Villach. Diese Angabe gewährt uns zugleich einen festen Anhaltspunkt. Eine Brücke zu damaliger Zelt gehörte noch zu dm selteneren Erscheinungen nnd beneist, das; Villach schon beim Beginne des Mittclalcers ein durch Handel und Verkehr ausgezeichneter Ort gewesen. Nach Hermagor war Villach, zur Zeit der Gauenverfassung, als Theil des weiten Pagus Chraine, oder Ehroaci, eine eigene Grafschaft. Kaiser Otto II. schenkte den Ort Vlllach mit dem Schlosse, der Kirche u»d allen Zu-gehörungen, Weinbergen, Salzquellen und Unterthanen, auf die Dauer seines Lebens, dem Bischöfe Albuln von Brixeu. Und so mag Villach noch öfters von einer Hand in die andere gekommen seyn, bis cs endlich Einem Herrn bleibend zufiel. Die Veranlassung hiezu gab Heinrich, Herzog von Baiern. Er hatte auf Kaiser Otto des Dritten Andringen, dein Mitbesitze Karutens entsagt, und sich daselbst nur die beiden Graf.-schaften Villach nnd Wolfsbeig vorbehalten. Keimte vielleicht schon damals die Stiftung riues Bisthumes im Hintergründe seiner Seele, so wnrde Heinrich's Entschlus,, nach seiner Erhe-bung auf den Kaiserthron, mächtig dadnrch befördert, das, seme Ehe mit der jungfräulichen Kunigunde, gebornen Gräfin von Luxemburg, kinderlos geblieben. Ihr hatte er die Stadt und das Gebiet von Bamberg, eme Anzahl Güter in dessen Nähe, und jene beiden Grafschaften in Kärnten verheirachet. Damit nun beschloß die freiwillig Kinderlose, ihrem frommen Glauben ein bleibendes Denkmal zu errichten, und das an den Himmel zu vererben, worauf lhre Verwandtschaft kein größeres, heiligeres Recht haben konnte. Es war am 26. Oktober 1006, als Kaiser Heinrich II. die Bischöfe und Fürsten des Reiches zu Frankfurt an» Main versammelte, und dort sein Vorhaben, wegen der Errichtung des Bisthumes Bamberg, trotz alles Widerstrebens, dennoch durchsetzte. Eine zweite Synode, ebenfalls zn Frankfurt, wobei 35 Erzbischöfe und Bischöfe erschienen, bestätigte am I. Nov. I007 den früheren Beschluß. Der Patriarch von Aquileja, welcher sich ebenfalls dort einfaud, gab seine Zustimmung um so be-reitwilliger, als ein Theil der Besitzungen des neuen Bisthumes in seinem Sprengel lag. So wurde Villach, und eben so ein großer Theil deS schönen Lavantthales, das betriebsame Feldkirchen und das romantisch wilde, aber fleißige Canalthal bamberglsch, und blieben es durch mehr als sieben Jahrhunderte. Wechselvoll hat die Zeit in ihrem Laufe sich gestaltet, gleich den Ufern der Dräu, die hart an Villach vorüberströmt; aber noch stehen sie unverrückr, die Bildnisse Hcinrich's und Kunigunden's an der Brücke über dieselbe; und noch steht sie da, die von ihnen beherrschte Uferstadt, ein Sitz des regen Le-bens und des Erwerbes m allen seincu Steigerungen und Fällen l Villach's Wohlstand schreibt sich mit vollem Rechte von dem Zeitpunkte her, wo es, wie, eben erzählt wurde, bleibend Einem Fürsten unterthan geworden. Den ersten Beweis von Gunst und Vortheil, welche durch seine geistlichen Beherrscher der Stadt Villach zugewendet wurden, finden wir in einer Urkunde Kaiser Heinrich's lV. vom 8. Februar 1060, wodurch dieser Monarch dein bamber-gischen Bischöfe Günther, seinem ehemaligen Kanzler, fnr den Ort Villach das Recht des Kaufes nnd Verkaufes verlieh, frei von allein Einsprüche der Herzoge, Grafen und Richter, so, daß Vlllach mit dem Bnrgbanne, der Münze, den Mäuthen, so wie out allen Marktrechten und Vortheilen derselben, mir dem Bischöfe von Bamberg allein unterthänig seyn sollte. Von dorther schreibt sich auch die Benennung Burgamt Villach, welches damit ein geschlossenes Gebiet besaß, Lehensleute uud Dienstmannschaft halten, so wie eigenes Hoheitsrecht ausüben dürfte. Bei diesen vortheilhaften Einrichtungen gedieh Villach's Wohlstand sichtlich, und bald war sem Reichthum die anziehende Kraft der Handwerker und Krämer aus der Ferne; leider aber auch der Gegenstand des Neides seiner kriegerischen Nachbarn. Damals, wo die Tiroler-Straße» minder fahrbar waren, gingen die Waarenzüge aus Deutschland meistens über Salzburg uach Villach, und von hier, dnrch das Canalcyal, nach Venedig. Eben so führten die Strafien von Wien nnd Ober-Oesterreich hleher, indem die Wege über Pcttau und den Karst nur wenig Sicherheit gewählten. Die innigste Verbindung jedoch erhielt Villach selbst bis in die neuere Zer werden Gelegenheit finden, ihrer später und ausführlicher zu erwähnen. Außer dlesen, fielen noch die Grafen von Ortenburg, verbunden mit den mächtige: Auf-fensteinern, über die Villacher, Doch, auch jetzt war das Glück den bischöflichen Waffen günstig. Friedrich von Auffenstein ge-rieth in die Hände des dambergischen Hauptmanns, Heinrich von Reicheneck, und mußte sich aus seiner gesanglichen Haft zu Villach, unter der Bürgschaft der Herzoge von Oesterreich 5 18 und Kantet', mit dem Gelöbnisse lösen, den Villachern dic abgenommenen Waaren zurnckznstelleu, den durch Raub, Mord und Brand gemachten Schaden zu ersetzen, und ihren» Handel in Zukunft keine Hindernisse zu legen. Schwerer jedoch, alS die Villacher alle bisherige» Uebel ertrugen, traf sie Gottes strafende Gewalt. So nannte man das Erdbeben, welches am 25. Jänner 1348 die Vlllacher Alpe spaltete, eine große Zahl von Schlössern und Dörfern unter ihrem Schütte begrub, und sonst furchtbare Verwüstungen anstellte. In Villach selbst stürzten die Stadtpfarrkirche bei St. Jakob, viele Hänser und die Stadtmauern ein; Hunderte ! von Bewohnern wurden unter den Mauertrümmern begraben, und das aus ihnen hervorbrechende Feuer verschlang die Reste der Habe. In einer Urkunde vom II. Jänner 1351 bekennen die zwölf Geschwornen und die Stadtgemcinde von Villach, daß Bischof Friedrich von Bamberg chrcn dadurch erlittenen Schaden angesehen, und in Folge dessen anf zehn Jahre alle Steuern nachgelassen, und ihnen zum Aufbaue der Stadtmail r crn durch vier Jahre 400 Mark Aegler nnd alles vorhandene Baumateriale geschenkt habe. Um dle entvölkerte Stadt wieder zu beleben, erlaubte ihr der Bischof die Aufnahme jedes Einwandernden, so wie die Erthcilung des Bürgerrechtes fur jeden aus ihnen, dein es die Stadt ertheilen wollte. Seit jener Zeit scheint nie ein Feind die Mauern die? ser, einst so reichen und machtigen, Stadt beunruhiget oder überwältiget zu haben. Erst durch die spateren Einfalle der Türken wurde auch die Villacher Ebene wiederholt durch Raub mid Brand schrecklich hergenommen. Besonders war es im Jahre 1478, wo, selbst bis an die Stadt, nichts verschont geblieben ist, so, das: erst nach Jahren die von den Ungläubigen entweihten und besudelten Kirchen der Umgegend neu eingeweiht werden mußten. Schon drohte die Entdeckung von Amerika, so wie die Umschiffung des Vorgebirges der guten Hoffnung, mit dem daraus hervorgehenden sinkenden Neichthume von Venedig, auch den Fall von Villach herbeizuführen; doch, das Aufnehmen des Bleibergbaues in seiner Nähe, so wie der Schwung, den das Bergwesen im fünfzehnten Jahrhunderte nahm, hielten seinen Wohlstand noch aufrecht. Jene Fugger aus Augs-bürg, welche die Goldbergwerke von Amerika und Ungarn ausbeuteten, gründeten auch hier, »n der Nachbarschaft der damals so reichen kärntnerischen Gold- und Bleinnenen, ihre Geschäfts-ftube». Dieses gab Veranlassung, daß der Vater des berühm» ten Paracelsus Theophrastus, ei„ Chemiker und Heilknnstler aus Einficdeln, hier sich niederließ. Dieser Letztere trieb daselbst im Hause 18/64 die, in das Bergwesen so tief eingreifende Scheidekunst, und «mtmiter auch Alchymie. Sein Grabmal i»i dem St. Sebastianskirchhofe zn Salzburg, wird noch Jahrhunderte den Reisenden anziehen, während sein langer Aufenthalt iu Villach schon jetzt beinahe vergessen ist. Mit der Reformation entwickelten sich jene Weltbegeben.» heiten, welche durch zwei Jahrhunderte Europa erschütterten, und deu Grund zur Gegenwart legten. Vlllach nahm daran l,ur in so ferne Autheil, als es der Schauplatz der Wandelbar-keit irdischer Größe wurde. Kaiser Carl V., in dessen unermessenem Reiche die Sonne nie unterging, war von seinem Günstlinge, dem Chur» fürsten Moritz von Sachsen, treulos überfallen, nod zur Flucht von Innsbruck genöthigt worden. Der glchtkranke Kaiser ließ sich, um diesem Absolon, wie er ihn nannte, nicht in die Hände zu fallen, in einer Sänfte wegbringen. Während eines Sturmes und heftigen Regenschaners, der den Schnee der Alpen auflöste, ulld die Gebirgsbachc zu reißenden Strömen an- schwellte, gelangte cr, nach unsäglichen Mühen lmd Leiden, Nachts, den 27. Mai 1552, nach Villach, wohin ihm sein Bruder Ferdinand und der, früher gefangene und abgesetzte Chln fürst, Friedrich von Sachsen, auf Ehrenwort gefolgt waren. Der Kaiser war von iener Treulosigkeit und deu Bildern der Zerstörung, die ihn hier rings umgaben, so tief erschüttert, daß vielleicht schon da der Einschluß in ihn» keimte, der Welr und ihrer ersten Krone zu entsagen. Die Venetiancr, von der Anknnst des großen Monarchen in Villach unterricht^, schickreu eine zahlreiche Gesandtschaft unter bewaffnetem Geleite dahin ab. Als dem Kaiser das Herannahen dieser Schaar, deren Absicht man im ersten Augenblicke nicht kannte, hinterbracht wurde, wollte er sogleich Anstalten zur Abreise treffen. Das Eintreffen des Rldncrs der Signo-ria hinderte ihn jedoch daran, da er Carl V. von den fiiedli-then Absichten der Konumnden zu überzeugen wußte. Mehr jedoch, als hierdurch, wmde er zum längeren Verweilen bewogen, dllrch die Bereitwilligkeit der Villacher Bürger, welche sich unter die Waffen gestellt nnd nebst ihren festen Mauern gleichsam ein Bollwerk um seine heilige Person gebildet hatten. Der Kaiser blieb bis zum 13. Juli in Villach. Nachdem ihm Ferdinand den Passauer Vertrag zur Ratification überbracht hatte, und so die Ruhe des Reiches verbürgt war, begab er sich über Innsbruck nach Augsburg. Als Zeichen semer Zufriedenheit mit dem Benehmen der Bürger von Villach, gewährte ih»e»i Carl das Recht, in ihrem Stadtwapvcn eine Adlerklaue zu führen, da der ganze Adler nnr den freien Reichsstädten zustand. So prangt dieses Andenken kaiserlicher Huld für erwiesene Treue noch jetzt im städtischen Paniere. Und so wie einst die Bürger dieser Stadt zum Schutze des Monarchen sich gewaffuct hatten, so mag >etzt das dortige Bürgercorps mit gleichen erhebenden Erinnerungen noch fortan um dasselbe sich versammeln! Das Bisthum Bamberg war im Jahre 1535, mit Verwahrung seiner sonstigen Rechte, in die Reihe der Landstaude getreten. Nichtsdestoweniger behauptete Villach, als bambergische Stadt, seine Freiheiten. S>e nahm keine fremde Garniso» anf, und ihre Thore wurden fortwährend durch die eigene Miliz bewacht. Nnr im Jahre 1600, bei Gelegenheit der Religions-Reformation, und in, Jahre 1666, bei dem Durchzuge der Prinzessin Margaretha von Spanien, kaiserlichen Braut Leopold I., ei hielt die Stadt für eine kurze Zeit kaiserliche Besatzung. Als im Jahre 1675 zwischen Kaiser Leopold I. und dem Hochstifte Bamberg ein neuer Vertrag geschlossen wnrde, wor-nach dessen kärntnerische Herrschaften, mit den übrigen Landestheilen, unter einerlei Gesetzen nnd Lasten, dem Kaiser unterworfen wurden, verlor auch Vlllach seine bisherigen ausschließlichen Rechte, und als endlich Oesterreich, in, Jahre 17 59, durch Erlag von einer Million Gulden, jene vollends an sich brachte, wurde Vlllach eine k. k. Bautostadt, und theilte von nnn an alle Schicksale des LandeS. Seit dem letzten Tinkeneinfalle, im Jahre 1^492, hatte Villach keinen Feiud gesehen; aber drei Jahrhunderte später bereitete die französische Revolution Drangsale vor, die nun bald die Stadt an der Dräu iu reichlicheren, Maße treffen sollte, als selbst in weiter Entfernung eine ihrer Schwe» stern. Vom Ausbruche des Krieges, im Jahre 1792, angesan--gen, hatte Villach, wegen der Durchmärsche und Lieserungen, ungemeine Lasten getragen. Doch, was waren sie gegen die Leiden, mit denen das Herannahen des Feindes drohte! Die unglücklichen Ereignisse veranlaßten den Erzherzog Carl, Villach, als den Knoten dcr vou Tirol, Salzburg, Italien mid Krain zusanunenführenden Straßen, zllin Sammelplatze zu bestl,nmen; hi«- die Verstärkungen zu erwarten und dan» wider den Femd vorzurücken. Indessei,, die schnelle Ueberwältigung der Stellungen in, Ca-nalthale nnd die Besetzung vo» Tarvis, »vodnrch ein Thell der Truppen an, Prediel abgeschnitten wurde, führte am 2?. Mär; 1797, das Tressen bei TarviS herbei, zu den, sich der Erzherzog, von Villach aus, nut kleiner Begleitung begab. Nur wie durch ei» Wunder entging hier der kaiserkche Prinz den, Tode, oder der Gefangenschaft. Nach Villach zurückgekehrt, oidnete er den nun unvermeidlichen Rückzug an, welcher, m^ Besonnenheit angetreten, den Feind bis zum 26. ferue hielt. An diesem Tage, Sonntags Mittags, traf die femdliche Armee ein, und rückte bei der Stadt in's Lager. Viele der Einwohner waren geflohen; die Zurückgebliebenen traf das harte Loos ungeheurer Requisitionen. Zwei Jahre darauf zogen durch Vlllach Suwarow's Russen, und Mela's österreichi-schcs Heer nach Italien. Das Anfangs günstige Kriegsglück wendete sich jedoch hier bald, und zog den Friedensschluß von Lüneville nach sich. Bald nach dem Wiederausbruche des Krieges, im Jahre 1805, besetzte» die Franzosen an» 23. Nov. Villach, und verließen dasselbe erst nach drei Monaten, nachdem sie vorher „och große Forderungen an Geld gemacht hatten. Das Jahr 1809, so reich an Ereignissen, »vie a» Trüb-salen, war es anch für Villach. Hier nahn, Erzherzog Johann mit der italienischen Armee das Hauptquartier, und entsendete von da Chastellev's Corps nach Tirol, beider, nur allzukurz dauerten die schönen Hoffunngen, zu welchen dle ersten Erfolge berechtiget hatten! Die Sympalhiccu Deutschland's, die spater so kraftig wirkten, erlahmten durch das Unglück bei Regensburg. Nur Tirol hielt sich. Auch icht wurde am 16. Mai bei TarviS blutig gekampft. Doch, vergebens! Die Blockhäuser am Predlel nnd bei Malborgeth sielen nach dem hel-denmnthigsten Widerstände. Villach, als eine nicht mehr haltbare Stellung, geriech in Folge dessen, am 18. Mai, in die Hände des Feindes. Unterdessen, welche Pläne und Versuche auch immer gemacht werden mochte,,, nm von den, FremdlingSjoche sich zu befreien — allen Entwürfen, so »vie den Insurrectionen im Moll-, Gail- und Drauthale, wurde durch den am 14. Aktober zu Wien erfolgten Friedensschluß e,n Ziel gesetzt. Der Villacher-Kreis wurde französisch, und zum neuen Königreiche Illyrien geschlagen. Villach erhielt den Sitz einer Intendanz, welche Anfangs ganz Oberkärnten, dann aber, nach Vereinigung des Canalthales mit Italien, einen Theil von Tirol, mit deu Can-tone» Lienz, Windisch-Matrey und Sillian in sich begriff. Am 1. Jänner 18!2 traten die französischen Einrichtungen in Wirksamkeit. Der Magistrat wurde abgeschafft, eine Mairie eingeführt, Friedensgerichte orgauisirt, und Villach erhielt ein Tribunal für den besagten Landestheil. Mit der Stadt selbst wurden verschiedene Nmstaltungen vorgenommen. Der Stadtgraben ward verschüttet, der nene Play hergestellt, und die Straßen gepflastert. Wenn sich gleich Anfangs, mit Einführung des Silbergcldes, und bei dem regen Handel mit den, zwar öneutlich verpönten, Colonialwaaren, für Villach eine vorthcilhafte Bilanz gegen Untcrkarnten ergab, so lastete der Feldzug nach Nußland, im Jahre 18,2, mit allen seinen Rüstungen, und die endliche Handelsstockung, wegeu der vielen Ausfuhrverbote, drückcnd auf Villach. Das Jahr 1813 kam, nnd mit ihm schlug die Stnnde der Befreiung uud der Wiedervereinigung. Bereits am 15. August dieses Jahres, dem Tage der Feier des Napoleonfcstes, zeigte sich eine furchtbare Angst bei dcr, nur 600 Manu zählenden, französischen Besahnug von Villach. Am 17. erfolgte die österreichische Kriegserklärung, uud es fand eine schnelle Vorrücknng der Armee Hitter's an die Dran, welche die Franzosen behaupten wollten, Statt. Schon am 20. besetzten die kaiserlichen Vorposten die untere Vorstadt, und eröffueten, Tags darauf, ei>1 heftiges Kanouenfeuer gegen die Stadt. Am 23. zöge«, die Franzosen in aller Stille über die Federauner Brücke ab. Aber, statt sich auf die Behauptung der italienischen Straße zu beschranken, rückten sie über die Gail durch das Bleiberger-Thal, und griffen am 24. Früh Morgens die in die Stadt gerückten Petevwardeiner von Seite der Burg nnvermuthet an. Diese zogen sich nach einem heftigen Gefechte, wobei ihr Oberst am Platze tödtlich verwundet wurde, über die Brücke in die untere Vorstadt. Die Franzosen verfolgten sie heftig. Allein, kaun» waren sie durch diese in's Freie gekommen, so wurden sie von der Artillerie mit Kartatschen beschossen, und, von Stip-sih-Husaren in der Flanke bedroht, mit großem Verluste zurück in die Stadt getrieben. Fruchtlos jedoch waren ihre Versuche, sich in derselben zu halten. Schon nach einigen Stunden wurden die Oesterr,icher ihrer wieder Meister, und richteten sie, so gut eS gehen konnte, zu ihrer Vertheidigung her. Ebenso vergeblich war am 24. der Angriff der Division Gratien, von Fedcraun her. Villach wurde standhaft vertheidiget durch das Regiment Duka. Ein gleiches Schicksal trafen am 28. zwei Divisionen des Vicckönigs. Weithin, biS zu den entlegeneren Thalern des Landes, widerhallte der Kanouendonner, in welchen» man sich an den beiden Ufern der Dran gegenseitig beschoß, und mit Bangigkeit erwartete »nan die kommenden Ereignisse. Der Morgen des 20. August, es war ein Sonntag, begann mit der nämlichen Scene. Da brach in der von dc» Franzosen besetzten oberen Vorstadt plötzlich Fener ans, uud die Flamme verbreitete, trotz der unerschrockensten Thätigkeit beim Löschen, selbst währmd des Kugelregens, sich schnell über die ganze Stadt. Um Mittag wurde sie von den Oesterreichern geräumt, ohne daß der Feind kaum mehr als rauchende Trümmer fand, da bie Flamme 185 Hauser und eine Menge Nebengebäude verzehrt hatte. Noch beschoß man sich, wie früher, von den gegenüberliegenden Usern der Dräu. Da indessen am 19. September der Uebergang bei Roseck und Hollenburg von den Oesterreichern bewirkt wurde, uud die Franzosen schon am 18. bei Hermagor geschlagen worden waren, zog sich ihr General Verdier, nachdem er am 20. Villach geräumt hatte, mit zwei Divisionen in die Position von Tarvis zurück. Von diesen, Tage angefangen, war Villach von dem Feinde für immer befreit, und kam, mit ganz Oberkärnten, unter den milden Scepter seiner angestammten Fürsten zurück. Zu grosi waren die nun überstandencn Leiden, als daß Villach ihre nachhaltende Wirkung nicht tief empfinden sollte. Kaum ein Schatten seines ehemaligen Wohlstandes »st ihn, ge» blieben. Der frühere Transite - Handel nach Deutschland, ist durch die Strassenzüge von Ampezzo und Niedcrdorf beinahe auf Mull reduzirt, und die gegenwärtigen Geschäfte beziehe» sich, beinahe ausschließend, nur anf die Durchfuhr von Eisen, Blei, sonstige Laudcsprodukle und Fabrikate, dann einige Colo-nialwaaren, Die ganze Verladung dürfte jahrlich auf ungefähr 250,000 Zentner sich belaufen. An eigenen Fabriken betreibt Villach eine Blmveiß- und Schrottfabrik, Eigenthum des Herrn Ernst Diez, dann zwei Glatt- und Mennig-Fabriken. Die Stadt selbst hat, besonders in ihrem Innern, das Ansehen einer alten Reichsstadt. Die meisten, drei Stockwerke hohen Häuser des großen Platzes, mit ihren vielen Erkern, 20 geben hiezu Veranlassung, und erinnern mächtig an die holten des ehemaligen Flors. Die vormalig? Burg, welche im Jahre 1813 beinahe in einen Schutthaufen verwandelt wurde, ist durch den später» Besitzer der Herrschaft Burgamt 'Villach, Anton Nagele, wieder herrlich aufgebaut worden. Eben so zeichnen sich die QuaiS von Quadersteine!, am linken Drauufer aus. Die Hauptzierde der Stadt ist unstreitig die St. Jakobs-Pfarrkirche. Sie beherrscht, freistehend auf dem höchsten Punkte, den langen alten Platz, und ist im remsteu gothischen Style aufgeführt. Das Schiff enthält, durch prachtvolle Säulen getrennt, zwei Abseiten, an die sich mehrere Kapellen schließen. Ihr Bau fällt in das 15. Jahrhundert; also ziemlich lange nach ihrer früheren Zerstörung durch das Erdbeben im Jahre 1348. Ein prachtvoller Grabstein nennt Balchasar von Weißbriach, gestorben im Jahre 1484, als Stifter der Emporkirche. Außerdem sieht man hier eine Menge von Grabmonumenten, und darunter die der edelsten Familien, der Khevenhiller, Traut-mannSdorf, der Dietrichsteiner, Leminger, Seenuf; u. m. a. Besonders kunstreich ist das Cenotaph Sigmund's von Dictrichstein, dieses treuen und geliebresten Freundes Kaiser Marimilian I. Das Merkwürdigste, von der inneren Einrichtung der Kirche, »st die weißmarmorne Kanzel, welche, nach ihrer Aufschrift, der Vice - Dom, Georg Huldreich von Kyns-berg, im Jahre 1555 errichten liesi. Sie enthalt den Stammbaum des Erlösers, vom Allvater Jesse an, der am Bode» llegt, und von dem sich die Bilder der merkwürdigsten Erzväter nach dem Kcmzelfusie hinaufschlmgcn. Der Pfairthurm, welcher bei dem Erdbeben ill» Jahre 16W zlisammeustürzte, wurde im Jahre 1762 hergestellt, seine schöne Kuppel brannte jedoch 1784 ab. Auch die heil. Krcuzkirche, südlich von der Stadt, ist ein schönes Bauwerk im italienischen Geschmacke. Die Stadt Villach ist der Sitz eines Kreisamtes und k. k. Bezirks-Commissariates und Gerichtes, eines Zoll.Ober-amtes und Veizchrungssteuer-Inspeklorates :c. Sie besitzt eine Haupt- und Mädchenschule, eiu wohleingerichtetes Casino, und e>» gut dorirtcs bürgerl. Versorgungshaus. Die ehemaligen Mi-noriten und Kapuziner sind eingegangen. Die Kirche der Ersteren wurde in ein Magazin verwandelt, die der Letzteren als Vorstadtpfarrkirche verwendet. Die Tracht und Sprache dreier Nationen, der Deutschen, Slovene» und Italiener, welche sich hier vereinigen, charakterisiren eben so die Gegenwart, als jene Monumente die Eiinnerungen an die Vergangenheit. Berichtigung. In einigen Exemplaren soll tS Seite li. erste Spalte, Ieile 2i vvn oben „Anrufung" siatt „Anb«-thllng" heißen. 2» II. D O A O l K N A A si 5. Neise-Noute: Von Villach, nber Qssiach und Feldkirchen durch das Glanthal nach St. Veit. Inhalt: Wernberg, Landskrou, Dssiach, Feldkirchen, Himmelberg, Dietrichstein, Glaneag, Pnlsi, Liebeufels, Hohenstein, Karlsberg, Frauenstein, die Kreiger-Schlösser, Taggenbrunu, St. Veit. <^^ie breite, herrliche Ebene von Villach ist es, in welche die Hauptthäler Oberkärntens sich münde», und die Stadt selbst bildet den Punkt, von welchem die Straßen nach allen Richtungen die Gauen des Landes durchziehen. Wir wählen ans ihnen diejenige, welche uns in nordöstlicher Ausbeugung, bei dein Hammerwerke Seebach, durch das Glanthal, nach St. Veit, der einstigen Hauptstadt Carantaniens fuhrt. — Bevor wir jedoch hier ablenken, wollen wir unseren Weg auf der Post-straße bis dorthin verfolgen, wo, eine Stunde außer Villach, unsere Aufmerksamkeit durch den Anblick eines Schloßgebäudes gefesselt wird, welches gegen Süden majestätisch auf einem Felsen thront, und hier nicht nur das Stromgebiets) der Drall beherrscht, die seinen Fuß bespühlt; sondern auch die ganze, weitgedehnte Landschaft, mit allen ihren Reitzen, bis hin zu den kahlen Zinnen der Caravanken, überschaut. Es ist Wornberg, mm Eigenthum der Freiin von Iöchlingen, gebornen Gräfin Batthiany. Durch seine dominirende Lage an der Dräu, die hier eine Insel bildet, so wie durch seine Nahe an der Handelsstraße nach dem meei beherrschenden Venedig, war Wern» berg (das Bergschloß am Werder) schon im Alterthume ein anziehender Punkt. Bernhard, Herzog von Kärnten, und urkundlich Besitzer dieser Veste, duldete nur mit Widerwillen den Zwang, mit wel« chem damals Villach alle Waaren, die ihren Weg entweder hin nach Italien, oder von dorr zurück nahmen, in seine Mauern gleichsam eingedämmt, und eben dadurch den freien Verkehr des Handels gehemmt hatte. Er dachte daher auf Mittel, sowohl der Villacher-Brücke, als auch der Fahrt durch das Caualthal auszuweichen, Um dieß zu erreichen, wollte er die Straße über die Dräu dort bahnen, wo sie bereits mit dcr Gail vereinigt war, und die Felsenwände der karmschen Alpen entweder über die Würzen umgehen, oder sie, nach Wegnahme von Tarvis, über den Prediel durchdringen. Vor Ausbruch der Fehden jedoch hatte er bereits auf der Drauinsel, unter seinem Schlosse, welche er nut beiden Ufern durch Brücken zu verbinden gedachte, mehrere Festungswerke ausgesteckt, und die Anlage zu einem Marktplatze entworfen, welcher ihm nachfolgend einen guten Theil der Villacher - Zölle in die Hände geliefert haben würde. Dieser «vohlberechnete Plan des Herzogs, dem cr mit Waffengewalt Nachdruck zu geben wußte, war die zweimalige Veranlassung blutiger Kämpfe. Eckberr, der streitsüchtige Bischof von Bamberg, Sprosse des mächtigen Hauses AndechS, und Herr von Villach, zerstörte mehrere Burgen des Herzogs, verwüstete weit und breit das Land, und vorzüglich traf des geistlichen Fürsten schwere Hand den gehassigen Nachbar von Villach, das Schloß Wernberg. Endlich ward er durch Heinrich von Dietrichstein gefangen, und in mehrmonatlicher Haft auf dessen Schlosse Finkcnstem gehalten. Der Vertrag vom 17. November 1227 zu Gratz, diese erste Urkunde, in welcher von Wernberg Erwähnung geschieht, und welchen Eberhard, Erzbischof von Salzburg, und Leopold, Herzog von Oesterreich - Steier, vermittelt hatten, nöthigte indessen Bernharden, das Schloß Wernberg an das Hochstift Bamberg zu übergeben (obwohl er es dann wieder von demselben zu Lehen empfing), zugleich aber auch seinen Entwürfen, wegen der projektirten Handelsstraße in der Nähe desselben, zu entsagen. — Selbst nach der Freilassung des Bischof's aus der gesanglichen Haft, welche Kaiser Friedrich II. bewirkte, erhielt Wcrnberg seine commercielle Wichtigkeit zu keiner Zeit. Von nun an erschienen Ministerialen an der Werdenburg aus der Familie der Donner, alS Zeugen in den Verhandlungen und als Stifter frommer Vermachtnisse an ihrer Ruhestätte zu Victring. Seinen erloschenen Glanz sollte Wernberg erst in dem Besitze des, in Kärnten mächtigen, Hauses der Khevenhiller zu Aicheldurg wieder erhalten. Die Ruinen ihres Stammsitzes finden sich noch in der Nahe des nicht fernen, schonen Schlosses Tamtschach. Unter den mehreren Gliedern dieseS HauseS, welche als Herren von Wernberg bereits im Jahre 1520 urkundlich vorkommen, glänzt vor Allen Georg Kheoeuhiller, Erzherzog Carl's geheimer Rath, Landeshauptmam» in Kärnten, Herr zu Lands-kron und Hochosterwitz. Er war nicht nur der Wiedererbauer dieser letzten, herrlichen Hauptburg Karnteus, sondern ward es auch im Jahre 1576 für Wernberg. Ein prachtvolles Gebäude mit 4 festen Thürmen, unigeben von Wall und Graben, und versehen mit einer Zugbrücke, stieg es aus dem Grunde des alten Schlosses hervor. Sein und die Steinbilder seiner beiden Frauen, am Eingangsthore der Burg und deren Hosraum, bewahren noch jetzt das Andenken au ihn und sein Verdienst. 6 2/z Sechzig Jahre nur blieb Wernberg in dem Besitze der Khevenhiller. Paul Khevenhiller wanderte ans, und dieses Schloß theilte das Schicksal mit den übrigen kärntnerischen Besitzungen diescs HauseS! Es fiel, mit Ausnahme von Osterwiß, dem Fiskus anheim, während dieses an die österreichische Lmie der Khevenhil--ler überging. Bei seiner Veräußerung kam Wernberg zuerst an die Wagenoberg, dann an dle Corouini, Eibiswald, und zuletzt an die Galler, von welchen es Christoph, Abt zu Ossiach, im Jahre 1672 erkaufte, um den Mönchen eine gesundere Luft, als die von Ossiach war, zu verschaffen. Ihm verdankt Weruberg dc» schönen Saal mit dem un-geheuren Bogenfenster, dessen Plafond - Gemälde, in Fresco, die verschiedenenen Verrichtungen der Klostergelstlichen, die Mit telwand die Porträte dcr Aebtt', und dle unterste mehrere gute Stücke aus der veuetianischen Schule, zur Schau stellt. Bis zur Aufhebung des Stiftes, bllcb Wernberg bei Os-fiach, kam dann in den Besitz des Freiherrn von Ankeröhofen, dann in jenen deS Anrou Nagele, und endlich in den der gegenwärtigen Eigenthümerin, welcher dieses Schlosi manche Verschönerung und Bequemlichkeit >„ seinem Innern, besonders aber dle lieblichen Gartenanlagcn an seiner Westseite, zu verdanken hat. Wir kehren nun zurück, und sehen, nordöstlich von Vil-lach, hier zuerst die Burgruine Landskron. <<4?enn je ein Denkniahl, aus dem Alterthume Kcirntens, das Interesse und die Wißbegierde, sowohl des Fremden, als auch des Emgebornen in Anspruch nimmt, so ist es Landskron. Durch seine Lage, so wie durch die Kühnheit seiner Bauart, nur von Osterw,tz übertroffen, ragt es durch Mauerfestigkeu, Größe und mächtigen Umfang über alle Schlösser des Landes weit empor. Im Jahre 1688, und auch viel später, stand cr noch da, im Schalten seines waldbewachsenen Hintergrundes, dieser stolze Prachtbau, und beherrschte im weiten Umkreise die heimathlichen Fluren durch seine Fernsicht. Kaum ein halbes Jahrhundert, und er liegt nun zerfallen in lose Trümmer, — ein traurig schöner Zeuge der Vergänglichkeit aller irdischen Größe. Weniger befriedigend jcdoch, als sie es zu verkünden scheint, ist die Geschichte der Vorzeit dieser merkwürdigen Burg. Von» vierzehnten Jahrhundert weiter hinauf, sprechen weder Urkunden, noch verläßliche Chroniken ron ihr. Nur das, was Unrest in seiner kärntnerischen Chronik, unter dem Artikel: »die Grafen von Steinberg," oberflächlich schreibt, führt der Wahrheit auf die Spur, daß Laudstron, ehemals Iagersberg, (eines Jägers einsame Wohnung) von seinen Eigenthümern, d«n Grafen von Steroberg, sammt dem Landgerichte einem Herzoge (?) von Karinen, del' holden Grafcntochter als Mitgift gegeben wurde. Das neuerstandene Schloß, der Lieblings-aufenthalt der allgemein hochgeehrten Frau, erhielt nun, zum bllibendcn Lobe ihrer Tugenden und ihrer Milde, den Namen der Krone des Landes, oder Laudskron. Doch, weder in der Geschlechtsfolge der Sponheimer, noch der Tiroler.-Herzoge von Kärnten, finden wir eine Grasin von Steinberg aufgeführt. Es läßt sich daher mit mehr Wahrscheinlichkeit auf die, mit den Sponheimern von einem Namen hcrvoi sprossenden Grafen vo» Ortenburg schließen. So viel geht indessen aus einer Urkunde von: Jahre 1392 hervor, daß dic Cillier Grafen das Schlosi Landskrou damals pfandweise von dem Herzoge von Oesterreich iime harten, und durch eigene Burggrafen verwalten ließen. — Die Nähe der damals bambergischen Stadt Villach, war diesen Dynasten äußerst unangenehm, uud gab zu allerlei Zwistigkciten und Fehden Veranlassung. Man nahm sich gegenseitig Waare» weg, begünstigte dte Felnde des Andern, und so geschah es, daß von den Burgleuten zu Landskron nicht nur die Heuwägen dcr Villachcr mit Gewalt auf das Schloß geführt, und dort abgeladen, sondern auch fliehende Verbrecher aus der unteren Vorstadt, selbst mit gcwassneter Hand, herausgeholt, und nach Landskron in's Verließ geschleppt wurden. Diese vielfachen Gebiets- und Rechtsverletzungen brachte Bischof Lambrecht von Bamberg bei dem Erzherzoge Albrecht von Oesterreich zur Sprache, und zugleich zur Klage. Dieser beschied nun beide Partien zin- Eintracht; doch erst eine Vcr-lobungsfeier, die zu Vlllach gefciert wurde, gab Gelegenheit zur Sühne. Es begehrte nämlich Heinrich, Graf von Görz, des C«l-liers Tochter, Elsbech, zur Ehe. Graf Friedrich, der letzte Graf von Ortenbnrg, uud zugleich Hauptmann des Bambcrger-Kirchen fürsten , kam mit Eourad von Ernfels, Burggrafen zu Landskron, überein - die Grenze des, beiderseitigen Burgfriedens sollte uuübcrschreirbar der Seebach verbleiben; eingefangene Mörder hingegen den Villachern ausgeliefert, dort verhört, dann vom Siadtlichrer, mit einem Gürtel gebunden, an deu Seebach geführt, und dem Landrichter von Landskrou überantwortet werden. Bald jedoch kam es zu neuen Klagen, als der Burggraf zu Laudstron, Andrä von Graben sich wiederholte Angriffe auf das Bambcrg'sche Burgfried am Seebach und am Renustein erlaubte. Erzherzog Ernst der Eiserne erließ zwar an Herr-mann, Grafen von Cilli (Gratz den 28. Juni 1425) einen strengen Gegen - Befehl; deßungcachtet aber zogen die Gebieter zu Landskroil nach und nach die ganze Gerichtsbarkeit der Herr-schaft Herrmani'sperg unter dem Nennstein, zu Vassach, St. Leonhard und Seebach an sich. Gab nun schon die bloße Nähe der Stadt Vlllach, und ihre damalige merkantillsche Wichtigkeit zu allerlei Zerwürfnissen mit den Nachbarn Veranlassung, so mußte dieß bei den Grafen von Cilli, dlcsen mächtigen Leheusvasallen des Reiches, um so nu'hr der Fall seyn, als sie nach dem, wie die Sage erzählt, durch seine Gemahlin Margaretha herbeigeführten meuchlerischen Tode Fiiedrich's, Grafen von Ortenburg, in den Be» sitz auch dieser Grafschaft gelangten; denn dadurch trennte Villach die Besitzungen Eines Herrn, und ward auf diese Art der fortdauernde Stein des Anstosses, m,d des Aergernisses. Den höchsten Gipfel des stolzen Ucbcrmuthes erreichte jedoch Ulrich Graf von Cilii, als im Jahre 1-154 auch ^cmrich, Graf von Gorz, sein Schwiegersohn, gestorben war. Jetzt, glaubte ^'^ 1.3. 23 die Stelle des angemaßten Rechtes, trat nm, die Gewalt der Waffen. Herab vom Pusterthale drangen die Schaaren. Dräu-bm'g, von einem Groppensteiner befehligt, fiel nach kurzem Widerstände; gleich darauf auch Greifenburg, eine alt- österreichische Besitzung. Auch Goldenstein im Gailthale wurde genommen und verwüstet; der Markt Vpittal besetzt, und Ortenburg, welcheS Georg von Kreig, als Hauptmann, besetzt hielt, berennt. Diese glänzenden Erfolge, welche Graf Johann von Go'rz seiner Schnelligkeit und den wenigen Vorbereitungen seiner Gegner zu danken hatte, trieben ihn immer weiter vorwärts. Längs der Dräu zogen seine HeereShaufcn herab, und schon sah Landskron seine Mauern von den feindlichln Soldaten umlagert. Hier jedoch trat der Wendepunkt seines Glückes ein. — Der Kaiser traf auch seinerseits wirksame Gegenmittel. Graf Sigmund von Pössing, und der, zum Grafen von Sagov erhobene Cillier-Feldherr, Johann von Wittowitz, verstärkt durch die ständischcn Aufgebothe von Steiermark und Kärnten, zogen mit einer anschnlichen Macht und vielem Geschütze gegen den Gorzer-Grafen, der im Kriege viel zu wenig versucht war. In schneller Flucht zog er mit den Seinigcn nach den heimathlichen Pasten sich zurück. Obervellach, damals eine görzische Herrschaft, wurde besetzt, die eroberten Oerter größtentheils wieder gewonnen, und Graf Johann endlich zu einen» Vertrage genöthiget, »vor-„ach er die Eroberungen fahren lassen, und Alles, unter der Klausen Gelegene, an den Kaiser abtreten musite. So b'lcb Landskron unmittelbar unter kaiserlicher Herr-schaft, bis es Kaiser Maximilian der Ausführung einer seiner Lleblmgöideen, nämlich der Wiederbelebung des Nilterthumes, widmcre, und es im Jahre 1496 dem ritterlichen St. Georgen-Orden, dessen Hauptsitz MiUstadt war, schenkte. Bereits im Jahre 1542 jedoch, als derselbe seiner gänzlichen Auflösung schon schr nahe war, wurde Landskron, welches einige Zeit vorher in eine ode Ruine, ohne Hoffnung einer Herstellung, verwandelt worden war, von Kaiser Ferdinand seinem Rathe, Kämmerer und kärntnerischen Landeshauptmann, Christoph von Khevenhiller zu Aichelburg, auf Sommeregg und Biberstein, um 6000 fi. verkauft, und sowohl von ihm, als seinem Sohne Bartlmä mit großen Kosten in seiner jüngsten Gestalt hergestellt. Waffensäle und Prunkgemächer schmückten das herrliche Gebäude, dem sich eine Reitschule, weite Stallungen und Vorrathskammern anschlössen, und das in seinem Schosse tiefe Keller und sichere Kasamatten verwahrte. Nach dem Tode des Johann Khevcnhiller, der ihn in der Schlacht bei Nürnberg, unter dem Schweden-Könige Gustav (1632), ereilte, zog Kaiser Ferdinand II. die Herr« schaft Landskron und Velden ein, und schenkte sie, unterm 14. Dezember 1639, seinem geheimen Rathe und innerösterreichi-schen Hofkammer - Präsidenten, Sigmund Ludwig, Grafen von Dietrichstein, Freiherr« zu Hollenburg, Herrn auf Raben .- und Freienstein :c., nach Hinauszahlung der darauf haftenden Schuldposten. Von jener Zeit an blieben diese Herr-schaften, als Fidelkommisi, das Eigenthum der gräflichen Familie von Diettichstein, und sind sowohl in Hinsicht ihrer Unterthans-rechte, als auch in Bezug auf die übrige,> Hoheiten und Ge-rechisamen, zu den wichtigeren Herrschaften Karntens zu zahlen. Der Sage uach, soll Johann Kheoenhiller bei seiner AuS-»vanderung beträchtliche Schätze in Landskron verborgen haben, um sie, bei möglicher Rückkehr, sich und seiner Familie vorzubehalten. Diese Vermuthung hat zu vielen und Anekdoten, reichen Nachgrabungen und Schatzbeschwörungen, selbst bis in tie neueste Zeit herein, Veranlassung gegeben. Q s s i a ch. ^in Bild des Friedens und der Ruhe umgibt »ms, wenn wir, eine Viertelstunde hinrer Landskron, die einsam stillen Ufer des Ossiacher-See's erreicht haben. Eingeengt einerseits von den sonnigen Anhöhen der steilen Görlitz-Alpe, mit einer Höhe von 6029 Fuß, und anderseits von den schattichten Tauern und ihren Nachbarbergen, trägt dieses Thal den Charakter ruhiger, klösterlicher Schwermuth, und entspricht demnach ganz der Bestimmung deS einstigen Benediktiner - Stiftes, welches in weiterer Entfernung uns entgegen leuchtet. — Ehrwürdig ist sein Name in der Geschichte Karntens, denn an ihn knüpfen sich die Erinnerungen eines vollen Jahrtausend! — Die Gründung dieser ersten und ältesten Abtei Karntens fallt in das zehnte Jahrhundert. Sie ist eine Tochter des Benediktiner-Klosters Alt-Oettmgen in Baiern, gestiftet von K........ Karlmann, welches er mit besonderer Liebe und Sorgfalt pflegte und begünstigte. Vielfach waren die Schenkungen, womit er dasselbe bedachte. Besonders aber war es Eine, welche den wichtigsten Einfluß auf das künftige Daseyn von Ossiach äußerte. Es wurden nämlich die Reliquien des heil. Maximilian und der heil. Feüzitas durch den heil. Nnperth, ersten Bischof von Salzburg, ana einem bei Oetcingen gele-/^. genen Kirchlein, in die von Karlmann daselbst erbaute Ka-^ pelle übertragen. Hier fand er nun eine schickliche Gelegenheit, sein Oettin-ger-Kloster neuerdings dadurch zu verherrlichen, daß er, als damaliger Staathalter von Kärnten, demselben sein dort befindliches Allodialgut Treffen mit allen Gebäuden, Unterthanen, und siebenzig Huben, nebst der Zugehö'r, alS Eigenthum übergab. Die Geschichte sagt uns nichts von der ersten Benützungsart dieser Schenkung. Als aber im Juli 907 das bairische Heer, welches den Ungarn entgegen gezogen war, eine gänzliche Niederlage erlitten hatte, und alle Landstriche zwischen der Enns, dem Inn und Lech, der Verheerung durch die grausamen Feinde Preis gegeben waren, wurden sie zu einer Wüste voll unendlichen Jammers. Von drei und fünfzig Klöstern sah man drei und zwanzig in Flammen aufgehen, die übrigen wurden ausgeplündert, die Mönche getödtet, die Kirchen entweiht, und das Volk suchte in Waldern, und unzugänglichen Gebirgen seine Rettung. Nicht unwahrscheinlich ist es nun, daß auch den Oettin-aer-Benediktinern von ihrem einstigen Wohlstande nichts geblieben ist, alS jeneS Besitzthum in Kärnten. Dort, auf ihrem Tressner Gute, fern von den: Schauplatze der Verwüstung, zeigte sich ihnen eine sichere Zufluchtsstätte. Was konnte für die trauernden Flüchtlinge reihender seyn, als die stillen Ufer des nahe gelegenen See's? Was entsprach ihrer religiösen Empfindung mehr, als der schwermüthige, tief melancholische Charakter seiner Umgebung? Und in der That, noch gegenwärtig trägt ein, südöstlich gelegenes, Dörfchen, unfern dem heutigen Ossiach, den Namen Alt-Ossiach, und die Volkssage bezeichnet dasselbe fortdauernd als die erste Nieder« derlassung der Benediktiner von Alt-Oettingen. Hier also finden wir sie wieder, mit der karlmannischen Urkunde, diesem Palladium ihrcs einzigen, noch übrig gebliebenen BesißthumS; und hier sehen wir sie in einsamen Zellen, die sie sich erbaut hatten, mit gläubigem Sinne einer besseren Zukunft harren. Und wahrlich, nicht vergebens war ihr Hoffen! Sie fanden die Erfüllung desselben durch Ozzius und Irrenburgis (so, bezeichnet die Sage ihre Namen), die Eltern des Patriarchen^" Popo von Aquileja. Ozzins verwaltete den Gau, in welchem die neue Ansied-lung der Oettinger gelegen war. Popo erhielt wahrscheinlich 26 seme erste Bildung von den Mönchen zu M-Ossiach. Emporgestiegen zu jener hohen kirchlichen Würde, übte er, in dankbarer Anerkennung des genossen» Unterrichtes, wirksamen Ein-finß anf selne Elrern, so zwar, das; sei» Vater, in Uebereinstimmung mit seiner Mutter, an der Stelle des heutigen Herrschafts-Gebäudes, den frommen Priestern ein neues Marien-Kloster baute, welches die Nachkommen, zur steten Erinnerung an dessen Stifte, Ozziach (Ozziuswasser) „annten. Auch icnc Urkunde von Karlinann wurde mm Hieher übertragen. Sie ist das älteste Dokument, welches Inuerösterreich besitzt, nud wird noch jeht in, Joanneum zn Gratz aufbewahrt. Der erste, namentlich brkannte Abt von Ofsiach, war Wolfrani, um das Jahr 1060, friiher Benediktiner zu Nieder - Altaich. Die Zeit unter Abt Teucho, seinem spateren Nach-folger in der Geschichte dieses Klosters, wird durch das Daseyn eines Mamies ausgefüllt, der hier lebte, und dessen Andenken wichtig genug ist, um diesen Ort für jeden Freund der Geschichte, durch alle Jahrhunderte, bis auf unsere Tage, höchst interessant zu machen. Es ist der große Polenkönig Boleslaus. Er lvurde auf Befehl Papst Gregor VII., durch den Krakauer-Bischof Stanislaus, wegen seines regellosen Lebenswandels, mit dem Kircheubanne belegt. Der erzürnte König bedeutete dem Bischöfe, daß von nun an in ganz Krakau keine heil. Messe mehr gelesen werden dürfe. Der fromme Kirchenfürst, seiner Pflicht getreu, hielt, des königlichen Verbothes ungeachtet, in Geheim den Gottesdienst; wurde jedoch dabei uom Könige überfallen, und von ihm selbst beim Altare ermordet. Sem früheres, sündhaftes und grausames Betragen, noch mehr aber die, an Stanislaus verübte, schreckliche That, erzeugten häufige Verschwörungen und Empörungen gegen ihn, so zwar, dasi er, zur Flucht aus seinem Reiche gezwungen, als Pilger nach Rom zu reisen beschloß, um von» Papste die Aufhebung des, auf ihn lastenden, Kirchenbannes zu bewirken. Bei dieser Gelegenheit lerute er die stllle Gegend von Ossiach kennen', und der Entschluß gedieh in ihm zur Reife, hier, ungekaunt uud stumm, als Klosterknecht zu dienen; sich den beschwerlich-sten und niedrigsten Arbeiten freiwillig zu unterziehen, und somit als strenger Busier seiner frevelhaften That zu leben. Neun Jahre hielt er treu an seinem Gelübde und erst auf seinem Sterbebette (1079) gab er sich den Geistlichen des Klosters zu erkennen, offenbarte seinen Stand und Namen, und überreichte ihnen, als Beweis dafür, seinen königlichen Siegelring. Sein Grab befindet sich in einer Nische an der Nordseite der Hauptmauer, gerade dort, wo dieselbe gegen die uralte Marien - Kapelle eine Ecke bildet. Dasselbe wmde am 21. Juni 1839 geöffnet, und es fanden sich darin Gebeine, eiserne Nagel, wahrscheinlich von dem einstigen Sarge, und eine metallene Schließnadel, mit welcher, wie zu vermuthen steht, die Pilgerkutte des köuiglicheu Büßers geschlossen war. Die Mauernische verschließt von Außen eine, aus einem Stücke Kalkstein gefertigte, dicke Platte, unstreitig ein Werk der spät.rn Zeit. Darauf befinder sich, erhoben gemeißelt, eiu gezäumtes und gesatteltes Pferd, ohne Reiter. Die lateinische Inschrift lautet: Il^Icslauz, 7t,c>x ?ola-niac? , Os^iiior Haocli Htilnizlai, l^iz^ci^i s!ru< «»vil'liziz. Neben diesem Denksteine ist, in einer Vertiefung der Hauptmauer, als Ersah des älteren, schon sehr unkenntlich gewordenen Bildes, eine möglichst getreue Come desselben aufgestellt, und mit einer, aus Nußbaum konstruirten, alterthümlichen Einfassuug umgeben. Es stellt den König in der Mitte von sieben Vignetten vor, welche Bezug auf Thatsachen semes Lebens haben. Der Platz vor diesem Denkmahle ist mit Steinplatten gepflastert, und mit einen» eisernen Lanzengitter versehen. Die Kosten desselben wurden von mehreren Freundn, des Alterthumes bestritten, und Rudolph Graf von Goiis besorgte im Jahre 1839 die Aufstellung desselben. Die im Grabe gefundene Schließnadel, so wie den Schlüssel des Gitters, bewahrt der Ortspfarrer. — Nichts, als diese kargen Neste der Erinnerung, hat uns die Zeit von so vielen Großen übrig gelassen; aber auch diese wenigen sind anziehend genug, um seit jener Zeit viele polnische Reisende, welche den Weg nach Italien durch Kärnten nahmen, zu bestimmen, Boleslaus's Ruhestätte in Ossiach zu besuchen. Leider soll es Einem derselben gesungen seyn, den dort verwahrten Siegelring des Königs, mit einem anderen, genau nachgeahmten, zu vertauschen! Zum Andenken an den stummen Büßer, so nannte man den König, ernährte das Kloster immer mehrere Taubstumme, bis zur Zahl 12, die zu den verschiedenen Geschäften desselben verwendet wurden, und durch Zeichensprache, mit welcher sich einige Convent - Glieder befaßten, einen gewissen Grad von Ausbildung erhielten. Das Jahr 1300 nennt unS als Äbten von Ossiach einen Mann, der im Rufe der Heiligkeit stand, und im Jahre 1300 starb. Sein Name ist Wernher. Unter ihm wurden am Kreuz« altare der Stiftkirche drei krystallene Kugeln gefunden, die von nun an zur Heilung von Irrsinnigen und Tauben, so wie zur Befreiung von der Manie, Kopf-, Augen- und anderen Leiden dienten. — Valvasor schreibt, daß im Jahre 1680, von jenen Kugeln nur Eine, in d/r Größe einer Pomeranze, vorhanden war. Nach seiner Schilderung, als Augenzeuge, war die Behandlung des Kranke» diese: Derselbe wurde vor der Kirche auf einen Stuhl gesetzt, und daran fest gebunden. Ein Priester hielt die Kugel in der Richtung gegen die Sonne, so, daß der Brennpunkt ihn berührte, und dies; so lange, bis der Schmerz >hm unerträglich wurde. Darauf erfolgte ein er, Convent ein geräumiges und gesund gelegenes Locale both. Dazu nun fand man das nahe Wernberg am geeignetsten, wohin dann auch der größere Theil der Stiftsglieder übersiedelte. Weniger durch Käufe und Bauten, als vielmehr durch seine schriftstellerische Thätigkeit, zeichnete sich der, als vaterländischer Gelehrter und Dichter bekannte, Abt Virgil Glaisse,»- 27 berger aus. Besonders durch seine Boleslaide »nid durch seine humoristischen Poesien, die er unter vielen Krautheitsplagen schrieb. Unter Abt Herrmann Ludinger wurde Ossiach von Ausien in seine jetzige, moderne Gestalt gebracht, und Wcrnberg mit Bauten und Gemälden verschönert. Roman Zusner, der letzte Abt von Ossiach (von 1755 bis I78O, übergab, bei der Aufhebung desselben, das Stift m>t einer großen Schuldenlast, die sich jedoch vielfach aus den Unbilden einer früheren Zeit herschrieb; denn, schon unter der Kaiserin Mai'ia Theresia gab das Kloster an außerordentlichen Beiträgen 25,100 fi. Es besaß im Jahre 1783 251,000 fl. Vermögen, hatte aber 201,900 fi. Schulden, und zahlte noch 2l Mitglieder. Im Jahre 1779, also nicht lange vor der Aufhebung, zahlte das Stift 21 Conventmitglieder, darunter den P. Alphons, Frelherrn von Rauber, P. Gregor Marinirsch, damals 31, und P. Herrmann-Iortsch^igg, 2? Jahre alr; wovon der Letztere, als emeritirter Dechant von Guttaring, im Jahre 1835, der Letzte seines Stiftes, zu Wiesenau im Oberlavant-thale starb. Gegenwartig ist Ossiach eine Religionsfondherrschaft, de» ren Verwaltung zn Feldkircheu sich befindet, und die Gebäude werden zu einem k. k. Gestütte verwendet. Der sogenannte Kaisersaal ist mit Fresko-Gemälden der österr.-kärntnerischen Herrscher, von Otto dem Fröhlichen, bis Joseph I., dnrch die Klmstlerhand Frohmüllers, und, außer diesen, mit mehreren bildlichen Darstellungen aus Karntcns Vorzeit geziert; so z.B. mit der Huldignng des Landeöfürsten auf den, berühmten Herzogsstuhle bei Maria Saal. Die Kirche ist klein, und hat, seit ihrem Bestehen, eine fast gänzliche Veränderung erlitten. Nur von Ausien findet man noch Spuren des Alterthumes. Die wenig bedeutenden Fresken im Innern beziehen sich meistens auf Geschichten und Sagen des Klosters, besonders auf die vom Ko'nige Boleölalis. Die Kapelle links, in dem Vor-dcrtheile der Hauptkirche, angeblich an, Platze der ältesten Kirche, ist den vierzehn Nothhelfern geweiht, und enthält einen sehenswerthen Altar aus dem fünfzehnten Jahrhunderte. In dieser Kapelle befindet sich auch das Grabmahl des großen Polenkönigs. Feldkirchen. "^«^elche Gegensätze! Ossiach und Feldkirchen! Dort die schwermüthige Stille klösterlicher Einsamkeit; hier das rege Leben qewerbsthätiger Betriebsamkeit. Dort die friedlichen Wo-qen des See's, in dessen smaragdgrünen Fluthen die Bilder seiner majestätischen Umgebung sich wiegen; und hier das geschäftige Nanschen des Tieblbaches, der nur mühsam zwischen Mühlen und Sägen, zwischen Eisenhämmern und andern Fabriken hindurch sich drängt, und während der kurzen Dauer seines Laufes (kaum 3 volle Stunden) Leben und Segen verbreitet mit seiner rastlosen Kraft. Wahrlich! kein wohlthuen-deres Geschenk hätte der räthselhafte Präkopberg den Be> wohncri» dieser Gegend spenden können, als diesen Bach, ohne welchen dieselbe ein wenig bekanntes Alpenchal geblieben wäre, während ,etzt die Adressen der hiesigen Fabllkshänser in den Schreibstuben der Großhandlungen von Triest, Florenz, Nom, Neapel, Palermo u. s. w. liegen, und Handlungsrei-sende aus den fernsten Gegenden die Bezirksstraßen von Feld-kirchcn befahren, um mit den hiesigen Fabrikaltten Geschäfte anzuknüpfen. Unterdessen, so grosi u,id stcnmcnsweith uns auch die Wirksamkeit des Tieblbacheö erscheinen mag, sie wird uns nicht befremden, wenn wir seinen Ursprung betrachten. Richt eine Quelle ist es, die hier, am Fuße deZ Präkopberges (zwci Stunden von Feldkirchen), hervor rieselt; sondern unzählbar ist die Menge der Oeffnungcn, aus denen der reiche Wasserschatz im Innern desselben hervorquillt; deren einige, gleich bei ihrem Erscheinen, groß genug sind, um einzelne, zum Dorfe Tiebl gehörige Hausmühlen in Bewegung zu setzen. Kaum jedoch 400 Schritte entfernt, und alle zerstreuten Quellen vereinige» sich zu emeu« Bache, lind von nun an bildet dieser eine fortdauernde Kette unendlich benutzter Triebkraft. Eisen-und Stahl-Gewerkschaften, Sensen», Pfannen-, Nägel- nnd Draht - Fabriken, Huf-, Hacken- und Zeugschmieden, Pulvermühlen, Brettersägen, Mauth- und Hausmühlen, Rohrbohrmaschincn, Stampfe u»d Färbermangen, Alles dieses erhält durch den Tieblbach ftine bewegende Kraft, und mehr als 300 Arbeiter sammt ihren Familien Beschäftigung und Nahrung. Und dennoch ist dies; nicht der ganze Umfang des Segens, den die liebliche Najade desselben weithin verbreitet. Nicht blos; in commercieller und industriöser Hinsicht älißert sie ihre Wohl' that; anch auf die zweite Quelle des kärntnerischen Reichthumes, nämlich auf die Viehzucht, erstreckt sich die Wichtigkeit des Tieblbaches. Dort, wo bei Poitschach die düstern Gebirgsschluchten von Himmelberg sich schließen, und das schöne Thal von Feldkirchen sich öffnet, werden alle Wiesen, mittels der sogenannten Wasserzechen, bewässert, und der, bei Kärnten's kühler Alpenluft, ohnehin üppige Graswuchs, vervielfältigt die dadurch vermehrte Heuerzeugnng; befördert die Viehzucht, und dadurch den Wohlstand dieser beglückten Gegend. So sehen wir den Tieblbach, noch kurz vor seiucm Ausflusse, zwischei, reichen und weitgedeh„ten Wiesengründen dahinziehen, und selbst dort noch, wo seine Wellen den klaren Fluchen des Ossiachcr-See's sich vermählen, lind mikennbar in seinem weiten Becken sich verlieren, spendet er seine letzte Wohlthat; denn hier, an semer Mündung, werden die kostbaren Lachsforellen gefangen —> eine stcis willkommene Gabe an fürstlichen Tafeln. Lieblich und reizend liegt Feldküchen inmitt,» seiner grünen Waldeshöhcn, die es allenthalben umgeben. Viele Gipfel derselben sind nut Kirchen oder Burgruinen gekrönt. Unter den Ersteren glänzt vor allen Übrigen, in südwestlicher Richtung, die Pfarre Tiffen aus ihrem steilen, fast senkrechtem Felseu-^^' gipfel, interessant durch die herrliche Rundschau von ihrer Höhe, mehr aber durch ihre Römerdenkmale und noch vorhandene» Zeichen des Mittelalters, auS denen das dort befindliche Gotteshaus grösitentheils erbaut ist. Kaum eine Spur veirälh das einstige Daseyn der Grafen von Treffen und Tiffen, die hier gehaust haben, und deren Geschlecht in dem Patriarchen, / Ulrich von Aquileza, ausgestorben ist. Dafür sehen wir jen--"""" ftits, gleichsam verborgen im Schatten ihres dunklen Hintergrundes, die Ruine des Schlosses Pregrad, die Stammburg . der Paradeiser von Pregrad. Nicht «under fesseln unsere Aufmerksamkeit die Schlösser Rabensdorf, Lank und Greifenthurn, von we'chem sich das adelige Geschlecht der Foregger hcrschrcibt; ^ so wie das nahegelegene, schöne Poitschach. Die äußerst günstige Lage in so mannigfachen Beziehungen, gab Feldkircheu schon zu jener Zeit eine Bedeutung, wo Klagenfult noch kaum dem Namen nach cristirte. Noch finden sich Römerdenkmale in dieser wirthlichen Gegend. Auch später, im Mittelalrer, kömmt dieser Ort miter der Verstümmelung »Feldkirichc»" vor. Einst zur Grafschaft Villach gehörig, verschenkte es Kaiser Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde dem, von ihnen gestiftete» Bisthume. / Bamberg, bei dem es auch bis zum Jabre «759 blieb. Kai-^— serin Maria Theresia machte es endlich zu einem Staats-Eigenthume. 7 28 H i m m e l b e r g< ^in thätiges, fröhliches Leben tritt lins entgegen, wein, wir, nordwestlich die Straße verfolgend, hinter dem heiter gelegenen Dorfe Pich lern, dle letzte Anhöhe derselben erreicht haben. Eng eingeschlossen von üppig grünenden Wiesen lmd Wäldern, liegt tief unrer lins das freundliche Hinunelberg, gleichsam schlitzend überwacht von dem neuen Schlosse« der Grafen von Lodron, Besitzern der Herrschaft gleiches Namens. Reges Treiben zeigt sich rings mnher; geschäftiges Pochen nnd Hämmern dringt zu uns empor, und verräth auch hier die segensvolle» Wirkungen des Tieb!bache5, der das kleine, anmuthige Thal durchgeht. Die Hammer-, Sensen.- und Pfannenge-wevkschaften der Herren Blüml, Maier, Ortner, Plckl, Rescr und Scherz, dringen Lelcn und Nahrung lien „Dietrichsteiu", leitet die Sage von dem . .großen Könige der Ostgothen, Dietrich von Bern, her. Als ^ er die traurigen Ueberreste römischer Städte und Burgen, aus dem Graus der Zerstörung, wieder ausleben ließ, soll er auch diese, längst in Schutt und Trümmer gebrochene Felsenburg neu erbaut, u»d den Stein des Dietrich genannt haben. Eine Stelle ans dem Saalbuche von St. Paul macht es jedoch gewiß, das; sie von einem Dietrich, der sie hergestellt u»d vorzugsweise bewohnt hatte, so heißt, und daß sie viele Jahr-A Hunderte hindurch der Stolz des Landes geblieben ist. Obgleich das große, von Kaiser Leopold I., am 15. April 1684, dem Fürsten Gnndaker gegebene Diplom, die Die-trichstcine ein, »unvordenklich Fürst »Graf- und herrliches haus, bis 800 Jahre allein in Kärnteu hergebracht, deren Erz-Stammvater, Nein^ertus, aus dem Stamme der alt berühm-ten Grafen von Zeltschach entsprossen", nennt, ^) so wollen wir die Annahme dieser Ueberlieferung der weiteren Untersuchung der Genealogen überlassen. Vielleicht fanden wir gegründeten Aufschluß; aber, leider! wurde die, von Moritz von Die-lrichstein verfaßte, älteste Genealogie dieses berüynuen Hauses cm Raub der Flammen! denn kamn beendigt, legte er sie, der mehreren Sicherheit wegen, in dem Kloster Ossiach nieder. Bald darauf jedoch brach die verzehrende Gluth hervor, und mit de.n Gebäude ging auch dieser kostbare Schaß unersetzlich verloren. Wir beginnen demnach die Reihenfolge der Dietrichsteine mir Gl'iffo von Dicttlchstein, der mit seinen fünf Söhnen um das Jahr 1109 lebte. Ihm folgten, bis auf Otto III., mehrere seines Namens, jedoch ohne besondere Bedeutung. Dieser aber hintelließ zwei Söhne. Heinrich I., der ältere, ist derjenige, den wir bereits bei Wernberg kennen gelernt haben, und der, obgleich Bambergcr-Ministerial«:, in der Fehde des Bischof's Etbert, mit den, Herzoge Bernhard von Kärntcn, sich dennoch auf die Seile des Herzogs schlug, und selbst dcn Bischof gefangen nahm. Popo, sein jünqercr Bruder, crzeuate mit seiner Hausfrau, Margaretha, die Sohne, Rudolf, Ludwig mid Heinrich N., welche in den Urkunden von 1262 und 1278 erscheinen. Heinrich II., sti'itt unter Meinh.no von Tirol auf dem Marchscloe für den Kaiser. Er führte im Wappen einen Helm, und über denselben einen entblößten, aufrecht gestellten Dolch oder Degen im rothen Schilde. Rudolf I. oder Rudl, auch Rudlem von Dictrichstein, pflanzte durch seine Söhne, Otto IV. und Nikolaus I. den Hauptstamm des Geschlechtes fort. Otto I V. wurde Vater von vier Söhnen, Bethold, Rudolf 1l., Heinrich III. und Otto V. —Rudolf II. (1320 — 1340) war oer Erste, bei welchen, die zwei Wein. oder Winzermesser im Schilde vorkommen. Er hinterließ die Sohne, Nikolaus II. und Johann. Dieser Letztere, der 1373 und 1401 in den Urkunden erscheint, führte zwischen den Wm-zermefser» eine Gerstenähre im Wappen. Nikolaus I., Rudolf's 1. zweiter Sohn, erzeugte mir feiner Gemahlin, Demuth, die Söhne Diechmar, Nikolaus III., Seyfllcd und Bernhard III. — Nikolaus III., genannt der Donn.r, weil er, was ihm entgegen lrat, auch niederschlug, kämpfte mit den, entschlossensten Muthe und besten Erfolge für Herzog Ernst, den Eisernen, gegen Wilhelm von ^) Siehe »Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste", von Ersch und Gruber, Artikel »Dietrichstcm" von Stramberg. Schärfeliberg und seine Genossen. Sein Bruder Diethmar erhob die Stammburg wieder aus ihren Ruinen, starb 1370 im hohen Alter, und hinterließ von seiner Ehefrau, Anna, die Söhne Ernst und Nikolaus IV. Beide werden in der Türkenschlacht (14! 8) unter den Tapfersten und auch noch 1426, als Zeugen, genannt. Ernst machte sich mcht minder berühmt in dem Kriege Kaiser Slgmund's gegen Venedig. Nikolaus IV. hinterließ die Söhne: Ernst II. u»d Nlkolaus V. Mit Letzterem ist der ganze Zweig erloschen. Der jüngste Sohn von Nikolaus I., Benihaid III., starb 1373, und hinterließ aus seiner Ehe mit Dorothea von Himmelberg zwei Kinder, Peter und Anna. Peter, d.'r 1376 und 1277 eine goldene Krone und zwei, in derselben steckende Wein» messer >m Wappen führte, erzeugte mit Dorothea, Gösfinn von Rabenstein, m Steiermark, die Söhne: Heinrich, Georg l. und Bernhard IV. Georg I. starb 1446, und hinterließ mit seiner Hausfrau, Elisabeth von Höffling, zwölf Kinder, und uutcr diesen die Söhne: Thomas, Christoph, Moritz, den früher erwähnten Verfasser der ältesten Genealogie seines Hau-seS, Martin, Pankratz n»d Konrad I. Unter allen diesen Söhnen Georgs I., wurde Pankratz durch seine Söhne, Franz und Sigmund, der Stammvater aller, heuczutage lebenden Fürsten und Grasen von Diet! ich ste>«. Er war es auch, der nach ritterlichem Widerstände, die Veste Dietrichstcin an Marepeter und seine Unaaru übergeben mußte. Er focht heldcnmüthig 1492 in der Schlacht auf dcu Villa-cher - Feldern, wo 17,000 Türken das Leben lassen mußten; wurde, uach dem Aussterben der Schenke von Ostcrwitz, vom Kaiser Maximilian im Jahre I5N6, für sich und daS ganze Geschlecht, mit dein Erbmlinoschenkenamte in Ka'rnten begnadigt, kommt 1471, 1487 und l500, a!s bambergischer Pfleger zn Hartneidstein vor, und starb den 4. September 1508. Seine Hausfrau, Barbara Gößl von Thurn, hatte ihm drei Söhne und zwci Töchter geboren. Georg, der älteste Sohn, starb 1512, unvermahlt; Franz gründete die Weichselstatt-Naben-stein'sche und Sigmund die Hollenburg-Finkcnstein'sche Haupt-lmie, mit ihren Nebenästen. Seit der Zerstörung der Burg Dietrichstein, durch Marepeter, steht sie in Rumen vor unsern Blicken. Später wurde, unfern von ihr, das Schloß »Neu - Dietrichstein" erbaut, wel-ches nacheinander in den Besitz des Erasmus Mägeile, derer , von Malerin, und den Lassachern von Weycrsperg kam. Ent/^ in der neuesten Zeit wui'den Beide ein Eigenthum des Fürst.n von Dielrichstein, und kamen auf diese Art an ein Haus ^>-rück, welches dadurch mit gerechten» Stolze die cheure Erinnerung an eine ruhmwürdige Vergangenheit zu bewahren sucht. G l a n e g g. ^/ier verlassen wir die enge Thalschlucht, die uns bisher umgeben hatte, und gelangen hinaus in die freiere Ebene des Glauthales, welches von nun an im weiten Bogen sich hinzieht bis St. Veit. Weniger ausgezeichnet durch Großartigkeit seiner Gebilde, fesselt es die Aufmerksamkeit des Beschauers mchr »uich die, Masse der historischen Erinnerungen, die a>, scmen Anblick sich unzertrennlich knüpfen. Und so, wie das, was wir bisher an den Burgen Landskron, Himmelberg und Dietrichstein kennen gelernt haben, als Einleitung betrachtet werden kann, eben so erscheint uns das Nachfolgende als das große, aufgeschlagene Buch vergangener Jahrhunderte, deren Blatter all' die Ruinen bilden, die im großen Kreise die einstige Hauptstadt Carantaniens limlaqern. Wie sie selbst, trotzig und finster in ihrer traurigen Zerfalleuhcit, von ihren schroffen Höhe,, hernicderschauen, in die Gefilde der heimatlichen Gauen, eben so sind sie auch die sprechendsten Zeugen für den düsteren Geist, tt, der aus dem Dunkel des Mlttelalters herüberleuchtet, in das freundliche Licht der Gegenwart. So ragen gegen Osten, über den Gipfeln des dunkeln 'Föhrenwaldes, die morschen Manern von Hardegg hervor. Jetzt ode llnd verlassen auf ihren einsamen Höhen, stand einst innerhalb derselben die Wiege der Herren von Hardegg. — Weiter hin, am rechcen Ufer der Glan, starrt, trotz seiner Verstumm» lung, seit Jahrhunderten der riesenhafte Thurm von Karlsberg weit über alle anderen frei hinaus in die Lüfte, und verkündet fortdauernd, mit unbezwinglicher Kraft, den weiten Gauen des Landes die Macht und Größe seiner einstigen Besitzer. Noch schaut sie herab, die lichtscheue Eule der Auffensteine. Doch lull Trümmer der gesunkenen Herrlichkeit liegen zu ihren Füssen, „mrankt von Gesträuch, und überschattet von dem melancholischen Dunkel eines trauernden Tannenwaldes. — Diesen beiden gegenüber auf den saunigen Bergen, die am linken lifer der Glan weit hinab, bis unter St. Veit, sich ziehen, steht eine ftanze Reihe von Burgen und Schlössern, höchst verschieden an Umfang und Bedeutung. — So z. B. find es nur Spuren, die von dem alte» Liemberg am Gößeberge uns geblieben sind.— Eben so schaat dorr, wo auf steilerer Hohe reinere Lüfte wehen, der Thurm von Gradenegg in das Thalgelände herab, als ein-ziger Ueberrest seiner längst zertrümmerten Umgebung. Das Geschlecht der Gradenegger, eines der ältesten im Lande, un-tergegangen ist es in« Sturme der Zeiten, und nnr ihren Namen kennt die Gegenwart. — Tiefer unter ihm, sehen wir die , Muine Llebenfels; die alte Nitter-Ccmmende Pulst die Burg Hohenstein. Wcilerhm, auf steilem Felsengipfel, daS kühn gele. Xßene Nußberg; das alterthümliche Frauenstci»; die Trümmer von Freybm-g; und, als Schlußstein in dieser Hügelreihe, die »lralten Kreigerschlösser. Noch weiter hin, am Ende des Glan-thales, die Mauern von T.iggenbrunn, und, alle überragend im ferneren Hintergründe, die hohe Osterwitz; bis endlich dort, wo die Gurt den Fuß der waldbedeckten Höhen umspühlt, die Bm'g Maunsberg den herrlichen Neigen beschließt. Wer wollte sie nur bloß sehen, diese stummen Zeugen einer glanzerfüllten Zeit, in welcher die Herzogsburg zu St. Veit noch reges Leben erfüllte, und wo auf den Ruf des Fürsten die nahen Würdenträger erschienen, um den Schimmer seiner Größe zu verherrlichcn, ohne auch dem Gange ihrer Ge-schichte ein williges Ohr zu leihen? W,r wollen cs versuchen, unseren Lesern sie vorzuführen, die Schicksale all' der Geschlechter, deren Namcu wir jetzt an» angedeutet haben, und beginnen mir der Erzählung dessen, was uns zunächst steht, nämlich mit Glanegg. Kaum aufzudecken sind die Spuren über den Ursprung dieses Schlosses, welches auf einem ziemlich steilen Hügel thront, und mit scinen weitläufigen Gebäuden die Fernsicht in das Glanthal beherrscht. Aus den dunklen Zeiten desselben ist nichts geblieben, als der sogenannte Neckthurm. Die übrigen Zusätze gehören einem spateren Jahrhunderte. Ebeu so wenig Befriedigendes finden wir über den Schicksals-Wechsel seiner Besitzer, von denen kaum mehr, als ihre Namen angegeben werden können. So besaßen dasselbe nacheinander die Eruau, die Seennße und die Aschau. Nach dem Aussterben der reichen Grafen von Stampfer, die ihr Emporkommen dem Kupfcrbergbaue zu Fragant und Schlad-miug, im Möllthale, verdankten, und die auch in der Nähe von Glanegg einen Kupferhammer errichteten (der aber jetzt auf Eisen umgesetzt ist), besaß diesen, sammt der Herrschaft, Herr von Kirn. Einer jedoch, unter allen Besitzern dieser Burg aus der Vorzeit, ragt glänzend hervor, und ycn nicht nur durch seineu heldenmüthigen Charakter und seine neue Anhänglichkeit au den Fürsten dcs Landes, sondern auch durch seinen echt christlichen Sinn, sich ein bleibendes Denkmahl der stäteu Erinnerung gesetzt. Es ist: Remprecht von Glanegg. Der kriegerische Streit zwischen Herzog Albrecht von Oesterreich und dein Erz» bischofe Conrad von Salzburg, erzeugte auch in Kärnten Un« ruhen und Empörungen. Das Haupt derselben »var Ulrich, Graf von Haimburg. Schon war es den Verschwörern gelungen, Her-zoa Meinhard's jüngsten Sohn, Ludwig, durch List gefangen zu nehmen; da sandte jener seinen zweiten Sohn, Otto, von Görz nach Kärnten, um die gestörte Ordnung ,n seinem Her-zoathume wieder herzustellen. Der Tapferkeit und geprüften Treue des benachbarten Glanegger, vertraute er die Führung seiner Schaaren. Dieser zog nun hin gegen das starkbesetzte Felsenschloß Griffen, welches Graf Ulrich beretts erlistet hatte. Da geschah es eines Tages, daß er, keine Gefahr ahnend, plötzlich von rückwärts durchbohrt, vom Pferde stürzte. Seine nacheilenden Leute fanden ihn, schwer verwundet, am Boden liegen. Sie drangen in ihn, den Thäter zu nennen. »Kein Feind hat eS gethan!" war seme Antwort; »Gott bewahre mich, meinen Mörder zu offenbaren! Ich weiß, daß ich sterben muß. Wegen Gott verzeih' ich ihm von, Herzen; der Herr wolle auch ihm gnädig seyn!>> Noch jetzt hat die Geschichte cs incht vermocht, das Dunkel dieser Mordthat aufzuhellen; aber ihr Andenken hat sie treu be. wahrt, zum Ruhme desjenigen, der den Adel seiner Gesinnung auch in d,r Todesstunde zu verlangn.,, nicht in, Stande war. Die Gebäude am schattigen Fuße der Anhöhe, auf welcher die Burg Glanegg sich erhebt, sind eine Gründung der neuesten Zeit, und verdanken ihr Daseyn dem gegenwärtigel, Besitzer der Herrschaft, Andreas Klinzer. Sie bilden, zusammengenommen, eine jener großen, ökonomischen Anstalten, deren wir in Kannen Mehrere zählen; und liefert, in, Vereine mit den Urbrigen, d^ll vollgülligsten Bewcis, bis zu welcher Höhe des Ertrages auch m, ftuchtarmcr Boden gebracht werden könne, wen» Thätigkeit und rationelle Umsicht ihn behandeln. Unweit von ihnen, liegt auf einer sanft ansteigenden, luftigen Höhe das sreiuldlichePfandorf Friedlach. Wer denkt wohl jetzt, we>m er von dort die lachenden Fluren des Thales überblickt, reich bewässert von der stillen Glan, daß einst hier, und in dcr Nähe, nur sumpfiger Moorgrund, wild durchwachsen von wüsten Gestrüppe zu sehen war? Und dennoch hat uns der romantische Geist des MiMlalters eine Ueberlieferung aufbewahrt, die zu interessant ist, als daß wir sie unsern Lesern vorenthalten könnten. Damals nämlich, so erzählt die Sage, wo die Nicde. rung dcs Thales „och umvirthbar und menschenleer war, und „ur die benachbarten Höhen den Bewohnern kargen Boden und Aufenthalt gönnten, nistete in der Tiefe eine zahllose Menge giftigen Gewürmes. Menschen und Vieh waren fortwährend von ' demselben bedroht. Schon war Alles zur Auswanderung bereit, als ein Fremdling aus dem nachbarlichen Italien, Fri-delo genaunt, den hart Bedrängten Erlösung von der Plage versprach. Alle Schlangen wolle er vertilgen, wenn nur keine weiße unter ihnen wäre, denn dann sey er verloren. Niemand erinnerte sich, je eine gesehen zu haben, und Fridelo begann scin Werk. Auf jenem Hügel, auf welchem jetzt Friedlach steht, und den eine alte Eiche überschattete, ließ er im wetten Kreise dürres Holz »md Reisig zusammenführen; nahm Abschied von den Thalbewohnern, und zugle.ch von chnen das Versprechen, daß, sollte, wider sein Vermuthen, die gefurchtere Schlaugcnlo-main zum Vorscheine kommen, und er verunglücken, ,7gen auch ihre Freude Kund gaben. Da tin,-dete plötzlich ein geller Schrei das Herannahen der weißen Schlange. In furchtbaren Reifen stürzte sie sich durch den glühenden Kreis, und in Einem Momente begrub sie sich mit Fridelo in die verzehrende Gluth. Die befreite Gemeinde löste ihr Gelübde, und stiftete in dem pfarrlichen Gotteshause, welches an der Stelle zener verhängnißvollen Eiche sich erhob, eine jährliche Schlangenmesse. So weit die Sage. In allen alteren Urkunden, deren uns Fröhlich in den G'öser-Dokumenten Mehrere gibt, kommt jener Ort immer un-ter dem Namen Fridelo's-Eiche vor. Erst in späteren Tagen ward er von den Deutschen m Friedlach umgeschaffen. Im Jahre l380 stiftete Wilhelm von Glanegg den noch bestehen-den, in der Aufschrift deS Sriftungsbriefes sogenannten Schlau-gen-Jahrtag. L i e b o n f e l s. ^)mmer reihender, freier und wohlthuender breitet sich das Glanthal vor unsere» Blicken aus, je mehr wir d^r alten Stadt des heil. Veit uns nähern. Wir konnten nus versucht fühlen, den lieblich angeregten Spielen der Fantasie nachzuhängen mid unseren Weg bis dorthin angenehm träumend zu verfolgen. Eine Stunde jedoch von Glanegg entfernt, dort nämlich, wo der Fmlrißbach, gegen Norden, wildschäumend hervorstürzt, nm sich unweit des Dorfes, von dem er den Namen tragt, mit der nahen Glan ruhig zu verbinden, lenken wir von der Strasse ab, und betreten, längs seiner Ufer, einen schmalen Gebirgsweg. Eme kurze Strecke nur, und höchst überraschend liegt vor uns in der Tiefe ein E'senhammerwerk, hoch überragt von senkrecht aufsteigenden Felsenmassen, die es in düsteres Dnn-kel hüllen, und zu erdrücken drohen. Hinter demselben gähnt «ins eine schauerliche Bergschlucht entgegen, die tosend der Bach durchbraust, da er nur mühsam zwischen abgestürzten Felsen-tl'ümmern sich durchzudrängen vermag. Kanm ist Raum genug für den schmalen Weg, der uns aufwärts führt. Nach einer kurzen halben Stunde erreichen wir die offene Ebene eines kleinen Hochthales, in dessen Schooße das Pfarrdorf Glantschach friedlich rnht. Von hier lenkt ein Pfad nordöstlich zu einer Höhe, wo auf schroffen: Gipfel die Ruinen von Lieben fels schweben, und mir ihren» mächtigen Thurme in scharfen Umrissen von dem reinen Blau des Aethers sich trennen. Wir treten ein in die wiederhallcnden Mauern, deren Dachungen und obe, ven Gemacher dem Sturme der Zeit längst verfallen sind, durchwandeln dieselben, und gelangen endlich hinaus an die 'ostliche Ecke der Burg. Vergeblich wär' es, den Eindruck zn schildern, der hier mit Einem Male das Innere des Beschauers erfasil! Auf seukrecht abstürzende,» Fclseimffe, dessen Fuß das schwermüthige Dunkel eines Waldes umzieht, steht er hier, l,nd wcisi nicht, soll er auf seiner schwindelnden Höhe das tief gelegene Pulst unter ihm, oder das fernere Hohenstein, oder endlich das weit hin gedehnte Landschaftsgemälde bewundern, was in unendlichen Reihen vor seineu Blicken ausgedehnt liegt. Fast m'ächte unS dünken, dieser Anblick sey der ungleich größere Lohn für die Mühe des Ersteigens, als die karge Ausbeute, die wir aus dem Buche der Geschichte von dein Schicksale dieser Burgruine machen können; denn keine Urkunde gibt uns Nachricht von der Erbauung des Schlosses, und eben so wenig wissen wir über die ersten Besitzer desselben und ihr Leben. Wahrscheinlich nur ist es, das; die nahen Liemberger seine Gründer waren. Erst die spätere Zeit verkündet uns, das: die Burg Lie-benfels dem Kaiser anheim siel, und daß Johann, der unehe- liche, letzte Sprosse des edlen Geschlechtes der Schenke vo>, Osterwiß, dieselbe als Lehen bekam. Doch auch dieser verpfändete sie dem reichen St. Veiter--Bürger, Gleismüller. Da kamen im Jahre 1484 unter Haugwitz die Ungarn, überfielen die, von ihn» unbewacht gelassene Burg, und machten sie zu ihrem Hauptwaffenplatze. Sigmund Schwusky, der darin befehligte, baute zwei neue Bollwerke, richtete den halbverfallenen Zwinger her, deckte die Thürme, umgab das Schloß nut Pfahlwerk, nach böhmischer Art, uud richtete Wohnungen darin ein. Die armen Laudleute der Umgegend mußten dabei Hand- und Zugrobath leisten, und zusehen, wie die Ungarn ihren Raub hineiuschleppte». Auch das nahe Pulst gerieth da» mals iu ihre Hände, uud volle sechs Jahre trieb sie keine Macht aus dem festen Liebeufels, bis sie, nach dein Tode ihres Königs Mathias, selbst abzogen. Noch liegt mancher Stein auf dem Flecken, wo sie ihu zur Wehre Hingerichret hatten, aber die Zeit hat das Andenken ihres schädlichen Waltens verweht. Im sechzehnten Jahrhunderte hauste hier die Familie der Edlen von Lohner. Von hier zog Leouhard Lohner nur 200 gerüsteten Pferden und an der Seite des Neuhauscr, des Plue-meck, des Maletein, des Kheoenhiller m»d Kühnburg, nebst mehteren andern wackren Landsleuten, iin Jahre l529 eiligst „ach Wien, um, im festen Vereine mit dem zuströmenden Kriegsvolke der übrigen Provinzen, dem Einbrüche Solimaun's zu widerstehen. Bald jedoch kehrte er mit seinen Reitern, so wie Christoph Saller mit den Fusiknechten, nach der glücklich vereitelten Belagerung von Wien, wieder nach Kärnten zurück, wo wir ihn an der Spipe des Landaufgebcthes, 1532 zu Guttenstein, gegen die Türken neuerdings sehen. Allein, schon mit seinem Sohne Mathias, am 2l. Janner 1570, starb dieses, um das Vaterland hochverdiente Geschlecht aus, und Liebeufels kam nacheinander in den Besitz der Fa» milieu Attems, Seenust, und endlich vor einem Jahrhunderte an die Grafen oon Goi^s. P n l st. ^4m südwestlichen Abstürze der Liebenfelser Nuine liegt die gegenwärtige Malcheser-Ritter'Commends Pulst. Als der letzte Ritter der emstigeu Burg, Nameus Nuppett, desseu Vorfahren wir hausig im Gefolge der Spouheimer finden, beim Beginne des dreizehnten Jahrhunderts seine Heimath verliest, um in das gelobte Land zu ziehen, fand er dort, in dem Kampfe mit den Ungläubigen, seinen Tod. Durch ihn kam das Erbe seiner Väter, alS Vermachtniß, an den Orden der Ritter des Hospitals. Pulst bekam seine jetzige Bestimmung, uud ward zugleich der Sitz eines ihrer Comthure. Einer aus ihnen, dessen Namen die Geschichte uns nicht nennt, lies; sich in die Verschwör rung gegen Herzog Ludwig von Kärnten - Tirol ein, half ihn zu St/Veit' überfallen und fange", und büßte dieses kühne Unternehmen dovt an« Richtplatze mit dem Leben. — Von seinen Nachfolgern nennen wir Conrad von Hackeuberg, im Jahre l296; Ulrich, den Schenken von Osterwitz 1375; und Georg Schober, welcher in» Jahre 1578 mit zwei gerüsteten Pferden dem Zuqe gegen die Türken sich anschloß. — Der letzte, zu Pulst seßhafte Eomthur war, 'Anfangs des vorigen Iahrhun-dertes, Leonhard Scheiber von Maderbach. — Seit i^uer Zeit wird die Commeude von den dortigen Pfarrern, eigentlich Vi-cären, welche der Malcheser-Orden dahin anstellt, verwaltet. Ein hohes Alter zeigt an seiner Außenseite der Pfarr- und Comthurs-Hof; besonders sehenswerth jedoch ist die dortige Kirche, wegen ihres herrlichen Vesperbildes, von Knoller's Meisterhand. — Hier sowohl, alS auch in der Nahe von Pulst, findet sich «ine so große Zahl von römischen Inschriften, Denkmälern, »55 und Gebäudetrümmern, dasi selbst Eichhorn versucht war, an diesem Platze das uralte Noreja zu vermuthen. In einem nahen Graben sprudelt eine stark schwefelhaltige Qnelle hervor, nnd eine Menge Scherben aus Terracotta zeigen an, dasi hiev die einstigen Herren der Welt die Gaben der wohlthätigen Nymphe nicht unbeachtet ließen. Weiter hinaus gegen die Ebene des Glanthales, unfern von Pulst, liegt auf einem sonnigen Hügel daS Schloß H o h o n st e i n, nun ein Eigenthum dcr Primo-Genitur der Grafen von Got's. Es zieht mehr durch seine Lage, als durch seine Größe mid Bauart an, und ist, wie vicle seiner Nachbarn, eine Baute des sechzehnten Jahrhunderts. ?lni Eingänge des Hauptthores liest man, Herrman dcr Kulmer habe es 15^7 erbant; und Balthasar Kulmer zu Nosenbichl, (kaum eine Stunde von Hohenstein entfernt, und gegenwartig el» lieblich gelegenes Be» sitzthmn des Grafen Gustav v. Egger am Fuße deS Göße-berges) iin Jahre 1589 vollendet. Bezeichnend den Geist je-"er Zeit, »vo echte Jovialität, gepaart mit klassischer Bildung, das Leben verschönerte, liest man über der Oeffnung eines sehr engen und niedrigen Kerkers die Inschrift: iliis>rc,l»>5 pn^oa (Strafe den Boshaften). Die zweite am Eingänge lautet: p»x ii,t!-3l,!>k»5! (Friede den Eintretenden); die dritte, ans einem großen, bemalten Kellerthore: "li-i^llo I!» Tirol, mächtig von den Alpen bis an das adriatische Meer, erhielt, zum Lohne seiner Treue, das Herzogthum Karnten. Nachdem er (l286) die Huldigung am Salfelde empfangen harte, nahm er seinen Sitz zu St. Veit, und hier ist es, wo wir den Namen Aussetistcin zu», ersten Male in unsern Galle»» nennen hören. Das Scammschlosi der Auffenstelne lag in der/ herrlichen, gesunden und reihenden Nähe von Meran. Unter den noch vorhandenen, kaum kennbaren Resten desselben, hat sich nichts erhalten, als die daran gebaute, der heil. Katharina geweihte Kapelle. Heinrich von Auffenstem war, unter Graf Meinhard von Görz-Tirol, Besitzer dieses Rittergutes. Als nun dieser auch Herzog von Kärnten wurde, zog Conrad von Aussenstein, Heinrich's Sohn, auf gut Glück, mit Mein« hard nach Karnten, und war Zeuge seiner Huldigung am Herzogsstnhle. Kurz jedoch verweilte Meinhard zu St. Veit. Er zog sich wieder zurück in sein heimathliches Etschland, und überliest Karnten seinen Günstlingen, welche Hofämter und Güter unter sich vertheilten. Keiner unter diesen war gefürchreter nnd auch verhaßter, als Conrad von Aussenstein. Aus dieser Lage der Verhältnisse entstand Mißvergnügen und Unzufriedenheit unter dc» einheimischen Großen des Landes, und artete endlich m offenbaren Kampf.qegen den Beherrscher desselben aus. Das Haupt der Mißvergnügten war Ulrich, Graf von Haimburg, der wegen seiner Gatcin, Agnes, des letzten Sponheimers Witwe, Prätendent von Karnt.n war. Er nahm durch List das feste Griffen, und verband sich auf daS Engste mit dem Salzburger Kirchenfürsten. Kaun, sah Meinhard diesen Verfall seiner kärntnerischen Angelegenheiten, so schickte er (1291) seinen jüngsten Sohn, Ludwig, mit hundert Helmen nach St. Veit. Während dieser sich hier sicher glaubte, hatten seine Gegner die Vertrauten und N^ithe seines Hofes, Friedrich von Hafnerberg, Enno den Freibnrger, dcn Ritter von Karlöberg, den Comthur von Pulst, und den Sc. Veiter-Bürger, Eonrad vom Türlein, durch Geld und Verheißungen bereits gewonnen, nnd sich mit ihnen zu schnöd den» Verrathe ihres Herrn verbunden. Der Anschlag gelang. Ludwig wurde gefangen, und auf das nachbarliche Taggenbrunn i>, Sicherheit gebracht. Der alte Mcinhard, durch die Nachricht von den Gräueln der Verwüstung, welche St. Veit erlitten, so wie durch die 34 Gefangenschaft seines Soh»,es, von Schmerz und Zorn zugleich ergriffen, sandte, unter Begleitung von mehreren Edlen und Getreuen, seinen andern Sohn, Otto, nach Kärnten, der seine Wohnung auf der sichern Freiburg nahn». Zwei der Verräther, Friedrich von Hafnerberg und Herrman», der Freiburger, flohen aus den, Lande, die übrigen hingegen wurden, nachdem daS Gewebe ihrer Verschwörung aufgedeckt war, durch Conrad von Aussenstein aufgegriffen, in besondern Kerker geworfen, und, nach peinlicher Frage und Geständnis,, am St. Veiter Stadt-plaßc, wohin sie m,t Pferden geschleift wurden, geviertheilt, und ihre Güter eingezogen. Auffenstcin's Lohn war die Burg Karlsbcrg, und Kärn-/ tens MarschaUamt; und von hier angefangen begmnt die Bahn seines Glückes, welches er durch Tapferkeit und Treue gegen feinen Landesherrn auch zu fesseln wußte. Die Schlacht an» Oriffnerberge hatte endlich auch die vereinigte Macht des Ulrich, Grafen von Haimbnrg, und Wilhelm des Schärfenbergers, gebrochen. Sterbend übergab der Letztere an Conraden den Ring, den c,- von der schonen Waldfrau in, Goldbeige, unfern von semem Stammschloße in Krain, erhalten hatte, mit der inhaltsschweren Verheißung: »So lang Du diesen Ring behaltest, und Deinem Herrn Treue und Glauben wahrest, wird das Gluck von Dir nicht weichen." Schon kurze Zeit darauf sollle sich des Talismanns gc-heimnißvolle Kraft bewahren. Conrad heirathete Else von Saldenhofen, des Glaneggers reiche Witwe, der, wie wir bereits wissen, vor Griffen, von Freundeshand meuchlings durchbohrt, gefallen war. Der Ster, bende wollte ihn nicht nennen, mid wie eine schwarze Wolke schwebte der Verdacht über den wahrscheinlichen Thäter. Auffenstein, den von nun an zum Lohue die Winde als Landeshauptmann zierte, begleitete scinen Herrn, den Herzog Heinrich, in der Schlacht am Hasenbichel, wo er in den ersten Reihen focht. Später zog er nach Böhmen, auf dessen Thron Heinrich, durch seine Gemahlin, Anna, Anspruch hatte. Er behauptete denselben gegen Kaiser Albrecht, und Auffenstein wußte das reiche Kuttenberg so zu befestigen und zu vertheidigen, daß Albrecht's gefurchtster Arm ermattete, und seine Trnp-pen davon abziehen mußten. Als Heinrich nachfolgend Böh» mens dennoch verlustig ward, die Feindseligkeiten mit Oesterreich und Salzburg beigelegt waren, mid er wieder nach Käru-te» rückkehrte, herrschte Auffenstein noch immer alS Landeshauptmann, und Conrad von Gradenegg stand ihm als Lan-desoerwcser zur Seite. Die Chroniken jener Zeit nennen ihn me ohne dem Beiworte: der stärkste, tapferste, klügste und erfahrenste. Unerklärbar blieben die unerschöpflich scheinenden Mittel für seine Baulust, die er allenthalben zu befriedigen wußte. Durch ihn entstand Karlsberq, von« Grunde aus, ganz neu. Eo baute er auch Neudenstein, Hardegg, Glittenstein, Bn-chenstein in Kärnten, und das, für sein Geschlecht so verhäng-»ußvolle Etrechau, in Sten'rmark. In dem Munde des Voltes gingen daher seltsame Sagen umher, von der geheilmlisi-vollen Kraft des Ringes, und von den, Bunde, den er mil dem mährchen haften Todtenritter geschlossen haben sollte. Als Herzog Heinrich das Neichsvikariat in Padua ver^ waltete, saß Auffenstem daselbst als Hauprmann, und erwarb , sich durch willkührliche Auflagen vielen Neichchum. Er erbaute / das St. Veiter Frauenkloster, in dessen Kirche tioch jetzt zwei ' Steinbilder mit der Eule, dem Heerschilde der Auffensteine, ihn verewigen. In diese Zeit fällt auch der Neubau dei- Vest« Karlsberg, und besonders ihres Riesenthurmes, an dem noch die Eule, wie ein düsteres Warnuugszeichen vor schnöder Untreue, zu scheu ist. Durch das Anssterben der Grafen von Haimburg, kamen von deren kärutuerischeu Besitzungen, Bleiburg und Kappel, als heimfNia/ Lehen, durch den Lalidessmsien ebenfalls an die Auffeusteine. Es entstalideil zwar hieraus einige Wirre», aber sie wurden eben so, wie Me mir dem Grafen von Ortenburg und Cilli, beigelegt. Im Jahre 1335 starb Herzog Heinrich, und Otto nnd Albrecht, Herzoge von Oesterreich, nahmen den ledigen Herzogsstuhl von Kärnten ein. Durch den Einfluß seines Schwagers, Otto von Lichtenstein, dessen Schwester Conrad's von Aussenstein zweite Gemalin war, ergab sich nicht nur dieser, sondern auch das ganze Land, dem »euen Fürsten. Die Zeit jedoch, die allgewaltige, äußerte ihre Kraft endlich auch an dem starken Gründer des Aussen stein'schen Geschlechtes in Kärnten. Ergraut in Waffen und im Nathe, trat er die LandrshauptmamischlNt an Ulrich, Grafen von Pfannberg ab, und schloß endlich seine Laufbahn am li. Dezember 1341. Coinad und Friedrich, seine beiden Söhne, theilten sich schon bei ihres Vaters Lebzeiten in dessen Güter. Conrad hauste bald zu Karlsberg, bald zu Seeburg, am Werder-See; und Friedrich auf dem Schloße zu Bleiburg, woher man auch dieses, sammt der Stadt, Auffenstein zu nennen pflegte. Groß und weit verbreitet war das Ansehen und die hohe Bedeutung der Auffensteine, theils durch ihren Neichchum, »md theils durch ihre Verwandtschaft mit den edelsten Häusern ,ener Zeit. Statt jedoch beide zu höheren, würdevolleren Zwecken zu benutzen, erlagen sie einerseits den verführerischen Reihen des Glanzes und der Macht, und anderseits dem damals herrschenden Geiste der Zeit, der darin nichte Tadelnswerthes erkannte, wenn mächtige Vasallen mit ihren Dmistmanncn nach allen Seiten hin, ohne Rücksicht auf Personen und Verhältnisse, sich verdingten. Auch die Ausscüsteiue verfielen in diese Zweideutigkeit ihres Charakters, und wir sehen sie, bereits unter Albrecht dem Lahmen, in Deutschland dieselbe Rolle spielen, die uns die Geschichte an einem Castrnzio, Moreale, Lando u. dgl. kennen lehrt. Diese unselige Sucht, mit den eigenen Kräften nach Belieben zu schalten, war zwar einerseits die Ursache ihrer Größe lind ihrer Macht, andererseits aber auch der Grund des gerechten Verdachtes gegen die Redlichkeit ihrer Gesinnung, nnd somit die Ursache des nachherigen Sturzes ihres Hauses. Den ersten Beweis dafür finden wir darin, daß schon unter Herzog Rudolf den: Stifter (so genannt we» gen der Enichtimg der Wiener - Universität, und wegen des Stcphansdomrs daselbst, den er größtentheils ausführte, und zugleich den Bau des Riesenthurmes begann) die Auffensteine, wegen ihrer Bündnisse mit den Auswärtigen, nicht nur dessen Zutrauen, sondern auch ,hre Würden verloren, ausgenommen der, als Marschalle von Kärnten. Was auch immer die bewegende Ursache des besseren Sinnes nachfolgend gewesen seyn möge: genug, Conrad vcn Aussen--stein, den kein Ehcsegen beglückte, beschenkte Arme und Kirchen, wie er denn, am 16. Oktober 1567, zu Gunsten der Nachbar l,chen Abtei, Ossiach, allen Bezügen der Eeeburq, bis auf die eigentlichen Vogreirechte, entsagte; zum Danke für die Gebethe, die da geschahen, zu seinem und seines, damals kurz vorher vcr-storbene», Bruders Heinrich Seelenheil. Mit dem Besten jedoch, was er hatte, mit dem Marschallamt, und mit der Herrschaft Treffen, wollte er scinen geliebten Vetter, Nudolph von Lichtenstein bedenken; da er aber dieses nur »ut landeSfürstlicher Bewilligung thun konnte, so wandte er sich an den Herzog, und bath ihn um die Genehmigung dieser lchtwilligen Anordnung, die ihn« auch mittelst Urkunde, gegeben zu Leoben den 7. Juni 1368, zu Theil wurde. So machte Conrad von Aufscnstein von dem sich los, über was er verfügen konnte, und verschrieb vor seinem, bald darauf erfolgten Ableben, auch noch seine ganze übrige^Habe den Herzogen von Oesterreich. ?lnbers dachten, fühlten und handelte,, seine beiden gleich-namiaen *) Neffen, die Söhne seines bereits verstorbenen Bruders Friedrich z» Bleiburg, nämlich Friedrich der Aeltere und Fried".ch der Jüngere. War es der fortwirkende Gedan e an ibre Macht oder der Unmuth über d.e leßtw.ll.ge Anordnung ibres Oheims, Conrad, der einen großen Theil derselben >h,,en emzoaen hatte-die Geschichte läßt sowohl über den Zeitpunkt, als auch über den Grund ihrer Empörung, die bald darauf durch sie eingeleitet wurde, l«,d offen ausgebrochen war, ungewiß. I>, Folge derselben wurden alle Ausscnstein'schen Schlosser und Burgen belagert und endlich auch erobert. Blciburg, als Hauptort der Verschwörung, erzeugte einen Kamps, der nicht weniger als volle zwei Monere dauerte. Das Aufgebot des Landes, die verbündete» Truppen der Bischöfe von Salzburg und Bam-berg, lagen da^or; und erst dann, als Alles verwüster, die Stadt niedergebrannt worden war, und den beiden Brüdern in der, von alle» Seiten geäugstigten Burg, keine Aussicht auf Entsatz, keine auf Einkommen sich mehr zeigte, ergaben sie sich auf Gnad' und Ungnade. Das Leben hatren sie verwirkt; doch di? Gnade des Fur-sten, es war Herzog Leopold, hatte es ihnen geschenkt. Als Staatsgefangene wanderten sic in den Thurm vou Strechau, den ihr Großvater gebaut hatte, zur lebenslänglichen Haft. Erst im Jahre 1.1l>a, also »ach 28 Jahren, „achdem der eme der Brüder den goldenen Tag der Freiheit nicht »»ehr erwartet hatte, stieg der andere Friedrich von Anssenste.n aus des Kerkers Nacht, da sich ihm die ehernen Pforten desselben auf Freundes Fürsprache geöffnet hatten, und stellte „ch m Wien vor Herzog W.lhclm, vor dessen fürstl.che Bruder und semen Vetter Albrecht. — Er gelobte für sich und seme Erben, nut-telst Urkunde von. 2«. März 1396, um der Gefangenschaft, in die er und sein seliger Bruder, durch die Herzoge Albrecht und Leopold gekommen, um der Bufie, die er erlitten; und um alier Herrschaften und Güter willen, welche ihnen die Herzoge abgenommen, mit dem Schwnr auf das heilige Eoangel.um, memais, weder an de» Herzogen, noch an denen, so «hiicn durch Räch unv That geholfen, und ,ene Güter besitzen, eme Rache, eme ^e,n0-schaft zu üben, oder einen Anspruch zn machen. Er verzichtete auf Alles, was den Aussen steinern genommen worden. ^ Zeugen nud Bürgen dessen, m't Lebe» und Gut, fertigten ^s,ch seine Freunde nnd Oheime: Bernhard von Lichtenstein i« ^u-denburg, Hans von Ernfels, Friedrich von Hohenburg undRu-dolph von L'chtenstein zu Iudenburg. Friedrich von Aussenstein wanderte nach Ba,ern, und starb im geistlichen Kleide, als Domher zu Regensburg. Mit Schauder ergreift man jenes verhängnisvolle Blatt. Es kündet mit blutige» Zügen das Ende e.ncS großen Geschlechtes. deS machtigsten der heimischen Ritter, und man denkt uuwillkührlich der Mahnung Schärfenberg's, be, Uebelgabe deS Zauberrmges. Karlsberg blieb von nun an im landcsfürstlichen Besitze, obwohl es öfters, besonders den Grafen von Görz, verpfändet worden war. Seine Lage nnd Festigkeit machte es zum Was-fenplaye für kommende Gefahren; und als im Jahre 1-189 durch de» Einfall der Ungarn, wie früher und später der Tür-ken, diese eintraten, nahn, man Geschütz uud Schlußbedarf von Karlsbcrg. So blieb die Lage der Dinge, bis im Jahre 1586, den 2. Februar, Georg l/on Khcvenhiller, der Erbauer von Hochosterwitz, dasselbe vom Erzherzog Carl erkaufte. *) Die Urkunde hierüber befindet sich im k. k. geheimen Archive, und Fürst E. M. voi, Llchnowli's Geschichte des Hauses Habsburg, 4. Theil, IX^lll. enthält unter Zahl 272 die betreffende Negeste. Sie ist gegeben am heiligen Abend zu Pfingsten, <^87 durch den Cardinal, Johann, an die gräfliche Familie von Goi-'s. Herrlich und überraschend schön ist die Uebersicht des Glan-thalcs von >enen Höhen, besonders von der Gallerie des alten ThurmeS, der nördlich vom neuen Schloße steht, und die der ästhetische Geschmack seines gegenwättigcu BesiherS auf demsel« ben für Freunde der Natmscho'"heilen zur Betrachtung herstellen ließ. F V a u e n st o i n< ^»ter allen Burgen Kärntens hat keine den Stürmen der Jahrhunderte mehr widerstanden, als Frauenstein. Sie liegt, nordwestlich von St. Veit, auf einer kleine» Hochebene, und man gelangt zu ihr durch den sogenannten Mühlgraben, in welchem der Weg an den Abgründen vorüberführt, die der Bach dort in finsterer Bergschlucht ausgewühlt hat. Nach einer Stunde hat man das Ziel erreicht; neidisch jedoch dem Blicke entzogen, werden wir durch seinen Anblick erst dann überrascht, wen» wir nach «iner schnellen Wendung auch schon in der Nähe deS Gebäudes selbst uns befinden. Die ganze Eigenthümlichkeit der Bauart, aus den Zeiten des Ritterthumes beurkundend, steht dieses Schlos; unversehrt vor uns, mit all' seinen Thürmen, Erkern und Altanen; so n>ie mit seinem Schieferdache, um welches ein blechbeschlagener Vorsprung läuft, wahrschein-llch, um die Stürmenden abzuwehren, und die Vertheidiger zu schützen. Die Pfeile und Mordfackeln der Türken vermocht,» daher in de» Jahren l^?3 und l^?8 eben so wenig gegen diese« Schloß, als, 10 Jahre später, die beutelustigen Ungarn unter Mathias Cormnus. Eben so anziehend und interessant wie sein Aeusieres, ist auch das Innere vcn Frauenstcin. Wohin wir blicken, alles erinueri hier an längst verschwundene Tage. Hier der gewal» tige Fallthurm mit seinem geheininisivollen Schllmde, dessen schauerliche, nachtumgraute Tiefe das Auge vergebens zu erspähen sucht; doi t das von Zirbelhol; ausgetäfelte finstere Gemach, mit der ganzen Reihe alter Gemälde, welche die einstigen Burg, Herrn mir ihren Frauen, im prunkvolle» Gewände der damail' gen Zeit, darstellen. Die Erbauung von Frauenstein fällt in das 12. Jahrhundert. Bereits im Jahre I I98 erscheint Gundacker von Frauenstein bei einer Zeugenschaft, als Ministeriale des Herzo-zes Ulrich II. Er und sei» Bruder Swiker, traten im Jahre I2l3 gegen Ulrich von Lichtenstein in die Schranke», als dieser, wie wir bereits wissen, zur Ehre der Frauen, den abenteuerlichen Zug als Königin Venus von Venedig nach Wie» unternahm. Die letzten Frauensteiner waren Hans und Heinrich. Jener fiel im Dienste des Grafen von Cilli vor den Türke» i>, Croatien; dieser hingegen starb an seinen Wunden, obgleich er nach cmem heldenmüthigen Kampfe gegen die Ungarn (1475), aus der für Kärnten unglücklichen Schlacht bei Rann, entkam. Die mit den Frauensteinern verwandten Werber kamen mm in den Besitz des Schlosses, von denen es dann an die Welzer, Gabclhofen und Rechbache überging. Gegenwärtig ist «s das Eigenthun, und der Wohnsitz eines der Herren vo» Schwemfi'ld. In der Nähe von Frauenstein sieht man auch »och die Ruinen vo» Freiburg, deren einstige Festigkeit dem Herzoge Otto als Wohnsitz Schutz gewährte, zur Zeit der in St. Veit ausgebrochenen Verschwörung, deren nähere Umstände wir schon im vorhergehenden kennen gelernt haben. Kaum eine halbe Stunde nordöstlich von Frauenstein entfernt/ liegen zu beiden Seiten mieS engen Passes auf schroffen Felsen: 9 3, wo Conrad im Berufe seines Dienstes bei König Wenzel in Prag sich aufhielt, fiel ihn einer der Hunde des Königs, dem dlesc, wie nachher der Scharfrichter, die liebsten Begleiter waren, in einer Anwandlung von Wuth an, und richtete ihn so zu, daß er kaum genesen konnte. Grnnd genug, um eine», so gefährlichen Posten aufzugeben, und für immer heimzukehren. Hier finden wir ihn nun, wie er als Landeshauptmann im Jahre I38ti den wichtigen Erb^rtrag zwischen Albrecht III. und den Söhnen des bei Sempach gefallenen Leopold des Biederen unterzeichnet. Ebenso entsagte er am I. November 1389 in Wien, sammt seiner Gattin, A,ma von Ehrenfels, gegen Herzog Albrecht, um 800 Pfund Wiciier-Pfemmige, den Ansprüchen auf die Veste Schönberg. Das Amt als Landeshauptmann führte er auch nach Albrecht's lll. Tode, unter Herzog Wilhelm uud seinen Brüdern, bis zum Jahre «399 fort, in welcher letzten Zeit lhm sein Neffe, Otto von Ehrenfels, als Landcsoerweser an die Seite gegeben wurde. Conrad II. hinterließ drei Sohne: Leopold, welcher ihm auf die österreichischen Besißungen folgte, mid Con.ad, der mit seinem jüngern Bruder Juan oder Johann sich in den Be. sty der Güter Kreig, Landstein, Schönstein, Kahenstem, Blumenstein und Sonnegg in Kärnten, Kram und Steier theilte. Leopold von Kreic,^, der älteste der Brüder, verlegte sich schon früh auf das Wafslnhm^werk. Wir finden ihn, als Begleiter Herzogs Ernst des Eisernen, auf der WaNfahrt nach Palcstina, und später in den, Kampfe gegen die Hnssiten, wo er durch seine Thaten großen Nuhm sich erworben hatte. Conrab II!., sm, jüngerer Bruder blieb ihm zwav an Kriegschätigkcil zurück, nicht aber im Dienste seines Landesherrn in Kärnten. Wir finden ihn hier vom Jahre — 1445 ln einer Menge von Urkunden als Landeshauptmann, als Hof. 37 Meister, Hofmarschall und Oberstkammerer des Erzherzogs, bann deS Kaisers Friedrich III. aufgeführt. Wolfgang, Courads III. Sohn, Oberstkämmerer in Kärn-ten, begab sich später auf die von seinem Großvater in Böhmen eroberten Besitzungen, wählend Johann's Sohn, Conrad, oberster Truchsesi «n Kärnten, daselbst zurückblieb. Im Jahre 1470 schrleb sich derselbe Freiherr und war salzburgischer Haupt-mann zn Fricsach. Durch Wolfgang pflanze sich die Linie der Kreiger in Böhmen fort, und um das Jahr 1550 war Ernst von Kreig Hauptmann auf dem königlichen schloße zu Prag, so wie sein Bruder Wolfgang, und dessen Söhne, den S,tz unter Böhmens Edlen einnahmen. D,e kärntnerische Linie erlosch im Jahre 1564 mit Con-rad, dem letzten und leider auch blödsinnigen Sprossen eines ruhn»reichen Geschlechtes. In Kärnten folgten in, Besitze von Kreig die stammes-verwandten Grafen von Hardegg ans Mahren, von denen eS jedoch bald an die herzogliche Kammer heim fiel, lmd im Jahre 1570 vom Erzherzoge Carl an Georg Freiherrn von Khe-venhiller um 50000 Gulden verkauft wurde. Als in Folge der Religions-Reformation auch die Khe-venhiller anßer Landes zogen, und, bis auf Osterwih, alle ihre Güter in fremde Hände kamen, besaßen die vereinigten Herrschaften von Kreig und Nußberg (südlich von Frauenstein auf steiler Waloeshöhe) die Frcihcrrn von Grotta, dam» die Grafen von Kronegg. Als der Siy der Herrschaft, das neuere Schloß zu Kreig, welches Valvasor noch unter Dach vorstellt, „ach und nass' einging, wurde derselbe in das moderne Schloß Hungerbrm.n verlegt, und auch jcner zweite Wohnort der Edlen von Kreig ve.'fiel allmählig in seine gegenwärtigen Ruinen. Nun ist dieses Schloß u»d die Herrschaft Krcig, als Allod, ein Eigenthum Sr. Exc. des Peter Grafen von Goi!s, nachdem es vor dreißig Jahren nachcmander die Ritter von Meyerhofen und von Bogncr besessen hatten. Eines noch ist crhaltc» von den alten Kreigern, ihre geistliche Stiftung, die Pfarr- und Probsteipfründe Kreig. Bei der Abgränzung der alten Gurker-Diöcese, im Jahre 1131, kommt die St. Johanns-Kapelle bei Kreic», zur Pfarre Mühlbach gehörig, vor. Noch erkennt man in der Kirche zu Krcig den Ünfang der alten Kapelle und den des neueren Baues, welcher wahrscheinlich von Conrad, dem Erbauer des neuen Schlosies Kreig, herrührt. Ueber die Stiftung der Probstei und des Collegiatstifles zu Kreig ist keine Urkunde vorhanden; doch laßt sich annehmen, das; sie, da dieselbe in älteren Verzeichnissen nicht vorkömmt, erst in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Iahrhunders entstanden sey. Das Collegiat'Kapitel bestand, außer dem Prob-ste, in vier Chorherren. Zur Zeit der Reformation blieb nur noch der Probst, und ein Chorherr als Pfarrer. Diese beiden Würden sind geguiwärtig in einer Person vereinigt. T a g g o n b r u n u. i3 ^-ilf Burgen waren es, deren Geschichte wir auf unserer bisherigen Wanderung von Villach durch das Glanthal naher kennen gelernt haben, ohne derjenigen zu gedenken, die wir, außer diesen, hler und da in ihren Trümmern gesehen habe», imd ohne mehr von chren Schicksalen angeben zu können, als was die wenigen Ueberreste ihrer Mauern uns zciqen. Noch eine bleibt unS übrig. Mlt ihrer fret stehenden Lage, östlich von St. Veit, beherrscht sie nicht nur den größten Theil des Thales, welches wir durchzogen haben, sondern sie gewährt auch überdiesi eme so weitaedehnte Fernsicht ringsherum, das; wir die letzte angewandte BemühlMg der Ersteigung reichlich be» lohnt finden werden. Es ist Taggenbrunn, eben jenes Taggenbrunn, in welchem Herzog Ludwig durch zehn Monate gefaua/n saß, als Conrad, Erzbischof von Salzburg, dem es gehörte, in V?lbi!,-dung mit dem Grafen von Hemiburg, gegen Ludwig's Vater, Memhard, sich empörte. Die Erbauer dieses Schlosses waren die Herren von Taggenbrunn; wann aber und durch wen es an das Erzstist Salzburg kam, ist urkundlich nicht bekannt. Von hier angefangen, theilte es immer das Loos der übrige,» Besitzungen desselben in Kärnten. Unter Kaiser Friedrich IV. ward es (I47l») zerstört, und lag bls zum Jahre I4!)7 in Ruinen, wo es Erzbischof Leouhard von Keutschach wieder in der Art aufbauen ließ, wie es in Valoasor's Topographie von Kärnten, und in seiner bermaligen Beschaffenheit als Ruine, zu sehen ist. Noch vor fünfzig Jahren war Taggenbrunn bewohnt, und hatte seine eigenen salzburgischen Pfleger. Damals aber wurde dle Verwaltung mit jener zu Maria Saal vereinigt, bis endlich beide, im Jahre 1805, ein Staatseigenthum geworden sind. Das Schloß, seinen Schicksalen überlassen, wurde sammt der dabei befindlichen Meierei verpachtet, seiner Dachungeu und alles dessen, was nur immer benutzt werden konnte, entblößt. Noch troyen die Mauern den Unbilden der Zeit; an, meisten aber der sogenannte Fallthurm. Dieser ist sechs Stockwerke tief, und die unglücklichen Gefangenen wurden mittelst einer hölzernen Maschine, auf einer eisernen Kette, in die schauer-l,che Tiefe hinabgesenkt. In diesem Thurm schmachtete anch Herzrq Ludwig. — Doch, wir vrlasse» die hohen Mauern der Ruine, aus deren Gewölben kalte, dumpfe Luft dem Wanderer entgegen feuchtet, und eilen hinaus in gotteofreie Natur. Ein prachtvolles Rundgcmälde stellt sich hier vor unseren entzückten Augen dar! ' Gegen Norden schauen aus ihrem Waldthale, mit traurig-ernster Miene, zu uns herüber die Ruinen von Alt-Kreig; weiter rechts Neu-Kreig, u»d, uns näher gerückt, das liebliche Hungerbrunn. Uebcr diese hinaus ragt der Gunzenberg mit seiner Florianskirche empor, bis am Horizonte die beschneiten Zinnen der steilen Grebenze diesen Theil des Gemäldes schließen. Gegen Osten zieht sich «m Hintergründe der lange Rü-cken der Saualpe hin, bewacht von einer mannigfach gestalteten Hügel- und BergcSreihe, die vor ihr steht, zwischen denen der Thurm von St. Georgen am Längsee heraufleuchtet, und die nie bezwungene hohe Osterwitz im bellen Sonnenlichte glänzt. Südlich schweift der Blick über das klassische Zollfeld mit sei» nenl Herzogstuhlc, dem nahen, urältesten Dome Maria Saal und der gegenüber liegenden, längst veischwun denen Karnburg, hinaus in die Ebene der Hauptstadt Klagenfurt, und ruht verwundernd an d?» lichtumsiossenen Zinken der Caravanken, die im fernsten Hintergründe majestätisch das Land umkreisen. Endlich, im Westen unserer Rundschau, liegt vor uns aus--gebreitet, wie ein reicher Wiesen- undBIumenteppich, der größte Theil des Glanthales; in, Vordergründe Carantanieus einstige Hauptstadt St. Veit, während zu beiden Seiren die Reihen der Burgen sich hin gegen Süden ziehen, wo, im reinsten Duft der blauen Ferne, die letzten Ausläufer der karnischen Alpen dem Auge fast entschwinden. Wer vermag es, durch todte " Worte den belebenden Eindruck zu schildern, den die Großar- ^ tigkcit der Natur auf das Innere des Beschauers äußert? " St. Veit. Aast dünkt es uns gewagt, unseren Lesern die Geschichte ei- / ner Stadt vorführen zu wollen, die ein mehr als tausendjäh-/^-^ riges Alter vor allen Städten Kärntcns ehrwürdig macht. »8 Kaum scheint es möglich, die kargen Quellen der dunklen Vorzeit und die abgerissene» Fäden der spätereil Tage in ei» schönes Ganze zusamme» zu fassen. Unterdessen, was der bereitwillige Führer durch die Thaler der Heimath, geleitet von den mühsamen Arbeiten seiner verdienstvollen Vorgänger *) zu sagen vermag, das wird er getreu wieder zu erzählen be« müht seyn. Wie so viele andere Städte, verdankt auch St. Veit sein Entstehen einer religiösen Empfindung und dein darauf beruhenden Gelübde. —> Es war nämlich, so erzahlt die Sage, im Jahre !>0l, als die llugarn ihren Rückzug alls Italien durch Kärnten nahmen, nm auch hier, wie überall, die Gräliel ihrer Verwüstung fortzusetzen. Die Gegend zwischen Friesach und St. Veit war das große Schlachtfeld; Herzog Natold, Anführer 0er Carantanen. Zweifelhaft, ob er den ungleichen Kampf wagen solltc, laßt ihm die Legende, Nachts vor dein En» scheidungstage, den Volksheiligen der Slaven, den heil. Veit, ,m Traume erscheinen, und ihn durch daS tröstende Gesicht des über den niedergeschmetterten Feind einher schreitenden Sieges starken, und znm Streite ermuchigen. Und wahrlich, das Bild des Traumes ward erfüllt! dort, wo der Mühlbach, den Mauern der alten Hauptstadt des l?aii.» des vorbei, aus dem Ellengraben dem trägen Gewässer der Glan sich zuwendet, ruhte endlich der Mordstahl der Rache und Vergeltung. Hier ließ Racold Gebüsch und Waldung lichten, n»d begann den Bau. So entstand das Gotteshaus St. Veit am Erla (in den Erlen) um dessen Mauern, als einem Asyl, an der Weihestatte der errungenen Freiheit, sich bald Anbaner niederließen, die der Schlitz des Landesherrn gegen den Druck des wilden Lehenrechtes bewahrte. Es ist unbekannt, wann St. Veit, aus seinem ersten, unscheinbaren Daseyn, zu einem Markte erhoben worden ist. Die für Kärnten an Urkunden und geschichtlich aufbehaltenen Thatsachen arme Zeit des baierischeu Regeutenwechsels, und der Herzog/ aus dem Hause der Eppensteiner, bringt St. Veit in keine Erwähnung. Die damalige GauenverfassunH war den» Aufkomme», der Städte wenig günstig. Nur die Pfalzburgen und Sitze der geistlichen Fürsten beförderten Industrie undGe-werbe. Wahrend so das nachbarliche Friesach unter der beglückenden Regierung des Kruunustabes, bereichert durch seine Bera/,verk<', Handel und Freiheiten, seine Felsenburgen stolz empor hob, harrte St. Veit in ruhiger Uiibede^itenheit auf einstige Größe und Bedeutung. Beides sollte ihm werdeil >m-ter den Herzogen alls dein Hause Sponheim. Fern von Käruten, zwi chen dem prächtigen Nhlin und der Mosel, am sogenannten Hilndsrücken, liegt Spouheim, einst der Sltz der gleichnamigen Grafen. Reich an Kindersegen, ärmer hingegen an Gütern, war Eberhard, Graf v. Spon-heim. Er sah es daher nicht ungern, wenn seine Söhne weiter zogen in fremde Gauen, um sich Gut und Ehre zu erwcr-ben. Nachdem seit der Besiegung der Unqarn au, i!echfeloe, mit dcr Ostmark zugleich auch Earantanien wieder frei gemacht wurde von deu blutgierige!, Feinden, gab es h>er mir weite Oeden mieder von Nenm, zu bevölkern. In manchen herrlichen Thalern harrten Hügel und Bergspitzen der neuen, adelichen Herreil aus den Reichslanden, dannt sie Zwingburgen hinbauten, um die unterjochten Slaven in Zaum zu halten, und den Bewohnern des nachbarlichen Pannonien eine» festen Damm entgegen zu seyen, wen» eS ihnen noch ein Mal nach Raub und Mord gelüsten sollte. Die schönen Besitzungen des geächteten bairischen Hauses Scheiern in Karuten waren zu ^) Siehe kärntnerische Zeitschrift, V. Vändchen 1826, St. Veit, die alte Hauptstadt Kärntens, historisch und to' pographisch dargestellt von Heinrich Herman». vergeben. Kaiser Heinrich, der Heilige, mächtig damals von der Ostsee bis hin an die Apenninen, lohnte mit den einzelnen Theilen dieses Landes seme Getreuen, und verschenkte Vieles an Kloster und Bisthümer. Nlcht unwahrscheinlich ist es nun, dasi auf diese Art auch die beiden lungern Sponhenuer Grafen, Siegfried und Friedrich, die Sohne Eberhard's, nach Karinen gekommen sind, wo sie ein neues Vaterland fanden. Friedrich von Sponheim war der Gründer der festen Ortenburg, deren Fuß die Fluthcn der Dräu benetzen. Wie sein Bruder in Obertärnttn, so begründete Siegfried sein hausliches Gluck, und die Größe seiner Nachkommen in, dem paradiesischen ^aoancchale. Er heirathete Richarda, die Tochter Herzogs Heinrich von Kärnte», und ward durch sie Erbe der Grafschaft ^avant. Auf einem freien Hügel, in der Mitte des, von ihm beherrschten Thales, begann er den Ball dcr Burg und des Münsters St. Paul. Er erlebte die Vollendung seines WerkeS nicht; denn auf der Rückreise von der Fahrt nach Palästina ereilte ihn der Tod in Bulgarien. Richarda, seine Gemahlin, starb auf dem Sammschloße Tpon-heim; beide jedoch ruhen in St. Paul. Engelbert, der älteste von ihren drei Söhnen, war besonders darauf bedacht, die fromme Absicht seiner verstorbene» Eltern, nämlich die Errichtung emes Klosters, an der gewählten Grabesstätte, auszufüh» ren. Nicht lauge dauerte es, und in den Mauern ertönten dle Gesänge der Mönche, und duftender Weihrauch stieg mit dem Gebethe der Priester empor. D»e Burg mit der Kirche war von nun an das Eigenthum der Benediktiner. Nach den, Tode Herzog Heinrich's des Eppensteiners, erhielt Heinrich, der Sohn Engelbert's, nachdem dieser nut dem verstorbenen Herzoge, seinem Schwiegervater, sich ausgesöhnt harte, das Herzogthmn Kärnten. Mit ihn, beginnt der Zeitpunkt, in welchem St. Veit der S>tz der Herzoge von Käincen geworden ist. Es legt außer den Grenzen dieses Werkes, uns in eine Untersuchung einzulassen, ob und auf welche Alt St. Veit die bleibende Herzogöwohnung geworden ist; unbezweifelt jedoch / bleibt es, daß im Jahre 1201 Herrmanns älterer Sohn, Ul< rich, den ein frühes Siechchum zu Grabe förderte, seinem lungeren Bruder, Bernhard, den Herzogsstuhl, und der Sponheim'scheu Erbgüter ungetheilten Besitz überlassen hatte. Er war eben als Abenteuerer >n gemeiner RltterStracht au Ottokars glänzenden Hof nach Böhmen gezogen, als ihn die Nachricht von seines Bruders Ableben erreichte. Er eilte mit semer Gemahlin Jutta, König Ottokars Tochter, nach Hause, und wohnte mit ihr abwechselnd bald in der Burg zu St. Veit, bald auf dem nachbarlichen Lust- und Jagdschloß? Freiburg, oder auf der entfernteren Seeburg, an den lieblichen Ufern des Werder- Sees. Mit seinem Erscheinen war das einförmige Leben seines Vaters, so wie das traurige Hinbrüten au, Eiechenlager seines Bruders, verschwunden. Frische Lebenslust und ,-eges Treibe» entfalteten sich in der Herzogswohnung. Sie, die Kömgotoch» ter, sollte ihr Loos nicht bereuen, welches früher schon, ehe er als Herzog auftrat, über sie entschieden zu haben schien; den» »ach einem Gassmale in der Burg zu Prag, welchen, Bernhard, als willkommener Fremdling, beigewohnt hatte, glitt beim Aufgusse des Handwassers der Ring von der Hand der Prinzessin in die snnige. Im Gefolge Friedrich II., des großen Hohenstaufen, an dessen Hofe Kunst und Wissenschaft willkommen waren, hatte Bernhard zu sehr die Glanzseite der Macht kennen gelernt, »m nicht dadurch die erste» Eindrücke seiner Jugend zu einem Gemälde der Hofsitte und der Herscherpracht auszubilden. Schwach konnten sie freilich „u,- aufgetragen werden, die Farbe», den,« nicht viel vermochte der Kärntner Herzog, aber deutlich und klar genug warm die Umrisse. So gab Bernhard deu Rittern von Kreig das Truchseßamt an semen, Hoflager. Die Besißer Z't . FH^. 99 der nahe» Osterwitz, machte er zu seinen Mundschenken, damit sie, gerufen durch ein Zeichen, den Becher kredenzen bein, froh-lichen Mahle; den Rittern von Karlsberg endlich übertrug der Herzog das Marschallamt. Hier am Hofe des Kärntner Herzogs Bernhard, sang der berühmte Dichter, Walther von der Vogelweide, welcher von der Seine bis an die Mur, von» Po bis an die Drave, der Menschen Weise gemerkt, Hoch und Gemein erfreut hatte mit dem Wohlklang und der tiefen Empfindung seiner Lieder. Doch nicht ungetrübt flosien dem Sänger die Tage hin, an den» Hofe semes fiiistlichen Gönners. Auch das Heimarhland hatte einen wackeren Sanger. Es war der spottreiche Zachaus von Him-melberg. Eifersucht, Neid und Hofränke, mischten sich in den Klang der Saue»; man entzog Walthern die, vom Herzog ihm zugedachten Ehrenstcll^n, und die sonst gemüthliche Weise des Dichters schärfte endlich seine Worte zur bitteren Satyre. Halb entzweit mit dem Herzoge, welcher snnen Leuten mehr Gehör geschenkt hatte, als ihm, ja sogar auf Kosten des Troubadours sich erlustlgte, zog er weiter nach Oesterreich, an Herzog Leo, pold's Hof noch Wien. Außer den benannten Hos- nnd Erbämtern, hatte der Herzog seine» Laud'.'ichter, seinen Hofmeister, zwei Hof-Kapläne, einen Hosarzten, u»d nebstbei er nnd die Herzogin ein zahlreiches Gefolge. Obgleich er emeu Theil der schöneren Jahreszeit auf seinen Schlossern zu Seeburg, Himmelberg, Freiburg :c. zubrachte, so sind dennoch mehr als zwei Dl'itrcheile semer Urkun-den zu St. Veit unterzeichnet; ein sprechender Beweis seiner Vorliebe fur diesen Ort, als der eigentlichen Herzogswohuung. Diese Strahlen eines, obwohl nur matten Glanzes, wirkten belebend auf Handel und Gewerbsflciß. Wegen des Verlustes aller Privilegien ans der Zeit der Sponheimer, kennen wir leider, weder die Art der Regierung, noch die einzelnen Rechte der Bürger der alten Hauptstadt des Landes. Nur so viel geht aus den zerstreuten Urkunden hervor, das; St. Veit einen eigenen Richter hatte, den zwölf Bürger als Geschworne oder Rathe umgaben. Unter Herzog Bernhard kömmt St. Veit, beinahe ohne Ausnahme, bereits als Stadt vor, und wenn e3 später wieder nur als Markt erschemt, so kaun dieser Wechsel nur der Un-ftätigkeir der lateinischen Nomenclatur zugeschrieben werden. — Die Münze zu St. Veit ist unstreitig, nach der Friesacher, die Aesteste des Landes, und war nachfolgend auch die Gewöhnlichste; besonders, da iene zu Völkermarkr uud Landestrost auf-horten, herzogliches Geld zn liefern. Eines der ältesten Münz-stücke von diesen» Pragorte ist eine Halbbrakleate, die auf einer Seite des Herzogs Bildnis!, mit dein Schwerte in der Hand, und auf der andern die noch leserlichen Buchstaben der Umschrift 3»i,l!l, V —, in der Mitte ein Kreuz mit vier Sternen darstellt. Sie war im Jahre 1826 im Besitze des hoch-würdigen Herrn Heinrich Herrmann, des rühmlichen Verfassers der historisch- topographischen Darstellung der alten Hauptstadt Kärntens, die unserer Darstellung zum Grunde liegt *). Lange, und giößtentheils glücklich, hatte Bernhard regievt. Sein älterer Sohn, Ulrich, war bei ihm als Nachfolger und Stütze seines Alters geblieben, und Philipp, seinen zweiten Sohn, hatte er auf den Stuhl von Salzburg gesetzt; da entschlief er (lO. Jänner 1256), ein wahrscheinlich achtzigjähriger Greis, i» den Armen seiner treuen Jutta, und ward in der Grnfr von Sr. Paul, zn seinen Ahnen, beigesetzt. Das Feuer und die Lebhaftigkeit Bernhard's waren wohl auf seinen Sohn Philipp, „icht aber auf seinen Erben und Nachfolger, Ulrich Übergängen. Ein früher Tod hatte diesem seine erste Gemahlin, Agnes von Meran, sammt ihrem *) S.Karnt.Zeitschrift, 8. Banbch., Klagenfurt, 1826, wo auch das Wettere über die Clllturgeschichte von St. Veit zu lesen ist. Sprößlinge, Heinrich, entrinn; die Ehe mit seiner zweite« Gattin, Agnes von Baden, blieb unfruchtbar, und so starben Freude nnd Frohsinn in seiner Burg St. Veit. Die Harfentöne der Troubadours verklangen; einsam und öde ward es an dem, früher so lebhaften Hofe der Sponheimer. Eines nur weckte den Herzog Ulrich aus seinem LebenZüberdruße: Es war semes Bruders Philipp ewige Unruhe. In uud außer Salzburg hatte dieser eine Menge Feinde; beim Papste zu Rom war er verklagt; und es wurde thm in Ulrich von Seckau em Gegenbischof entgegengesetzt. Herzog Ulrich, welcher seit dem unglücklichen Tressen bei Laa (1245), welches ihn in die Hände seines Gegners, Fiiediich des Streitbaren, lieferte, keine Lu»t zn kämpfen mehr empfand, musice mm uothgedrungeu die Waffen für seinen Binder ergreifen. Er siegte zwar über die ver« einten Salzburger und Steirer, welche Erzblschof Ulrich nach Salzburg zu führen beabsichtigte; aber sein Sieg war mcht vollständig. Der vertriebene Ulrich hetzte den ältesten Sohn Bela'S, den Herzog Stephan auf, und ehe man's s«ch versah, fielen zahlreiche Schaaren von Ungarn und Steirern in das Land, und verheerten es durch Brand und Raub. In St. Veit sah man die nachbarliche» Dörfer nnd Melechö'se in Flammen auflodern, nnd St. Georgen, das Nonn«mstifc, sah sich verlassen von seinen, Vogtherrn uud der Plünderung Preis gegeben. Herzog Ulrich, der sich einige Zeit hindurch auf den, festen Kreig aufhielt, sah von der hohen Felsenl>urg herab den Jammer der Seinigen. Bald jedoch harren sich die Treuell Kärntens versammelt, lind die Ungarn, ohne einen Angriff ab» zuwarten, zogen so schnell davon, als sie gekommen waren. Die spateren Regierung^ahre Herzog Ulrich'S bezeichnen keine auffallende Thaten. Noch ein Mal trieb >l)i, seines Bruders Unstern, der zuletzt Salzburg dennoch verlassen mußte, nach Frianl, wo er die Wahl seines Bruders Philipp zum Pa^ triarcheu von Aqmleja betrieb, und dafür die Hauptmanuschaft von Friaul e> hielt. Doch dieses Jahr (1269) war auch sein letztes. Er starb zn Civitad, den 27. Oktober, und wie ei» abgefallenes, dürres Reis des nun schon morschen Slammes der so kräftigen Sponheimer, ward sei» Leichnam nicht in der Gruft seiner Väter zu St. Paul, sondern in die Clsterzienser« Abtei Viktriug überbracht, nnd dort beigesetzt. Schon ein Jahr vor seinem Tode, nämlich am 4. De» zember 1268, hatte Herzog Ulrich zn Podiebrad seinen Vetter, den Böhmenkönig Ottokar, zum Erben Kärntens eingesetzt. Diese Bestimmung war weder den vorausgegangenen Vertrauen mit seinem Binder Philipp, noch dem mit Salzburg gemäß; auch fehlte ihm sowohl des Reiches, als auch die Einwilligung der Stände des Laudes. In diesen Hinderuissen fand Philipp's unruhiger Geist Grund genug, Ottokars Waffen ein älteres Recht entgegen zu setzen. Doch alle Bemühungen waren fruchtlos. Nur gegen große Opfer erhielt er im Jahre 1273 von seinem Gegner die Statthalterschaft in dem Lande, welches er als Herzogthmn ange» sprochen hatte n). Als Landeshauptmann in Karnten erscheint er in einer Urkunde vom 25. Mai 1273, und noch am I. Juli des folgenden Jahres 1274 als Vice - König OttokarS in Kärnten I>). Die Wahl Rudolph's von Habsburg zum deutschen Könige gab ihm neue Hoffnungen; und als im Jahre 1274 mehrere unzufriedene Edle ails der Steieimark sich an des K. Rudolfs Hof begaben, schloß sich ihnen anch Philipp an c). Seit dieser Zeit blieb er i» Rudolf's Gefolge, und betrieb die Anerkennung seiner Ansprüche auf Kärnten und Kram. «) (.liron. anan. bei Rauch. 8c,i-!s>f. rep. auslr, II. n. 262. li) Beide Originale im Archiv von St. Georgen am Langsee.' c) Archiv für Gesch. u. s. w. I. ,827, Seite 447, Ä.,oli. I.e0k. bei lel- I. col. 842 und 843. Cuniinualili Ift 40 K. Rudolf belehnte ih„ mich wirklich am 27. Februar 1275 zll Nürnberg nut Kärnten, Kram, und der wmdischen Mark, und erliest an demselben Tage an alle Grasen, Barone, Edlen, Ministerialen mid LehenSleute obiger Länder eiu Schreiben, worin er sie von der feierlichen Belehuung verständigt ll). ?lni 22. Jänner l276 erkannten die zu Nürnberg veisammelten Fü'.sten alle Verträge, d>e K. Ottokar wegen Kärnten seinem Nebenbuhler, Philipp, abgedrungen hatte, für ungültig mW aufgehoben; und noch zu'ei Tage spater, als König Rudolf zur Behauptung der Lehensherrlichkeit des deulschen Reichsober-Hauptes gegen Ottokar ausgezogen war, erließ er aus dem Lager vor Passau an alle Grafen, Edle» und Ministerialen von Karnte» imd Kram die Aufforderung zur Treue und zum Gehorsam gegen Herzog Philipp vo» Kärnten «). Allein K. Rudolf änderte bald darauf seinen Sinn, ohne das; uns die Gründe dieser Anordnung bekannt waren. Nach Kärnten und Steier-mark wurde Meiuhard, Graf von Tirol gesandt l). Philip» aber nach Krems, in das Kloster der Dominikaner geschickt ^). Von semem Herzogthum blieb ihn« nichts, als der Titel. Er nannte sich mchr nur in semem Testamente vom 19. Juli 1279 l») einen Herzog vou Kärnten, sondern der Herzogstltel ward ihm «>och m seu,er Grabschrlft gegeben. Die weltgeschichtliche Marchf^ldschlachl, kostete auch endlich Ottokar nicht nur die Früchte seiner Kämpfe, sondern auch das Lebe«,. Der gewaltige Arm, welcher alle Länder zwischen der Donau und dem Tagliamento niedergehalten harte, war gebrochen. Sie harrten nur eines neue» Hcrrn. Memhard, Graf von Tirol, des Habsburgers alter Waffengenosse und Freund, der am meisten für ihn gestimmt, am thätigsten mit ihm qe-kämpft hatte, ward zum Lohne für seine Dienste (1276) Verweser von Kärnten, und spater (1286), nachdem Rudolfs Sohne ihrer Vclehmmg mir Kärnten entsagt hatten, dieses Landes Herzog. Als solcher empfing er am l. September die Huldigung der Kärntner am Salfelde, und nahm hierauf seinen Sitz zu St. Velt. Nicht lange jedoch verweilte er hier, son-der» zog sich bald nach seinem heimathlichen Tirol zurück, und gab daS Land seinen Günstlingen Preis. Welche Folge daraus hervor gingen, haben wir bereits im Vorhergehenden veruommeu, wo wir unsere Leser mit der Geschichte der Auffensteinc bekannr gemacht haben. Wir enthalten uns demnach der Wiederholung jener Begebenheiten, und knüpfen den Faden unserer Erzählung dort wieder an, wo wir die Hauptglleder der damals Statt gefundenen Empörung in Sc. Veit hingerichtet wissen. Ungeachtet ihres Todes war jedoch die Nuhe noch immer nichr hergestellt. D^r Friesacher Vicedom, der Verbündete des Grafen von Haimburg, dieses Hauptes der Verschworung, war teck gemacht durch die Einnahme der Veste Rabenstei», welche Meinhard, unweit Althofen, gegen ihn erbauen liest. Er bedrohte neuerdings St. Veit, welches kaum zur Noth durch hölzerne Planken geschützt war, start der früheren starke» Ring' mauern, welche von den Baiern bis auf den Grund zerstört worden waren. I" ihrer Angst bate» die Bewohner den Herzog Otto, Mainhard's zweitei, Sohn, d.'r noch immer zu Freiburg sich aushielt, um Schuß und Hülfe. Er jedoch, einge-denk der ehedem bewiesenen Verrätherei an semem Bruder Ludwig, überließ sie ihrem Schicksale. VerzweissungSvoll entrannen die St. Veiter ihrer unbeschühten Stadt, und flohen mit ihren Habseligkeiten auf div Vesten der Umgebung. — Die ,l) ^uvaviu S. 280. Kärntn. Zeitschrift V. S. 70. <>) ^uvnvi«. S. 381. Nr. IV. s) (^iircil,. ^o»nl,. ^Vlili. ll« Victai-lÄ .i. Välim«r I>om7e, und versprach, hundert Helme, auf eigene Kosten, ill semen kärntnerischen Burgen zu halten. Die übrigen Edlen KärntenZ forderten Aufschub, und versprachen, die Ziisichernug ihrer Unterwerfung erst nach Verlauf des bedungenen Termines geben zu wollen. Bereuwilliger waren die Städte, und unter diesen insbesondere die Hauptstadt St. Ve«t. AIs di, vier herzoglichen Bevollmächtigten, Wilhelm Graf von Pfannberg, Marschall in Oesterreich, Ulrich von Walsee, Hauptmann, Otto und Nudolf von'Llchtenstein, Kämmerer in Steier, dahin kamen, leisteten »hnen die zwölf Geschwornen der Bürgerschaft, für Otto und Albrecht, den Eid der Treue, welchen sie dann den Herzogen, wenn sie selbst kommc» sollten, persönlich ablegen wollen. Die, im Stadtarchive zu Sc. Veit befindliche Org,nal-Urkimde wurde den 7. Mai 1335 unterzeichnet, und von den vier Bevollmächtigten besiegelt. ' Der ausgesetzte Termin lief zu Ende, und noch war fur die übrigen Zögernden »nd Unentschlossenen weder von Tirol, noch von Böhmen, Hülfe gekommen. Man war im Zweifel, an wen man sich wc-iidm sollte. Da trat Herzog Otto ins Mittel, und suchte sich die Gemächer der Landesbewohner durch die Beobachtung jener alten Huldigmigs - Ceremome zu gewinnen, die sie als das heilige Baud gegenseitiger Rechte ansahen. Schon im Mai machte er sich auf den Weg nach Karnten, und freudig wie er war, kamen ihm auch die Herzen der Kärntner entgegen. Die St. Veiter hatten in der Erklärung ihrer Anhänglichkeit an Oesterreich den Neigen geführt; sie sollten dafür auch den ersten Lohn empfangen. In Anerkennung ihrer Treue, stellte er am 3. Juni 1335 zu Si. Veit den dortigen Bürgern eine Urkunde auö, worin er ihre alt-hergebrachten Rechte, wie es Friedrich gethan, bestätigte. Einen Monat darauf (2. Juli), sah man am Salfelde die, seit dein Jahre 1286 nicht mehr beobachtete Huldigung; ein Fest, welches die Kärntner mit lautem Jubel und inniger Freude erfüllte. Die nachfolgenden Versuche, wacher sowohl der Böhmen-König, Johann sl33tt), als auch Ludwig, der zweite Gemahl Margaretheus, und Sohn des gleichnamigen Kaisers (1342), von Tirol aus »nachten, um die bestehende Ordnung in Karnten zu stören, machten d«e öftere Anwesenheit Herzog Albrecht's hier nothwendig. Die drohenden Ungewitrer wurden zwar verscheucht, und höchst wohlthuend war das Verweilen des österreichischen Hofes für die Bürger der Hauptstadt Karnteus. Sie fühlten ihre treue Anhänglichkeit dadurch allerdings belohnt; aber die Gnade ihres Fürsten vermochte doch nichts gegen die Verwüstungen des Erdbebens im Jahre 1348, so wie gegen den Gltthauch der Pest, welcher Karnten im Jahre 1349 überzog. Das Maß des Elends wurde voll, als im Jahre 1356 enie furchtbare Feuerobrunst die ganze Stadt, sammt ihren Vorstädten, in Schutt „nd Asche verwandelte, und nur das Hauö des NitterS von Kreig, und das Vierzehn-Nothhelfer Kirchlein (an der Stelle des Baron v. Krller'schen Hauses am obern Playe) verschont blieben. Herzog Albrecht, der im September diescs Jahres eben von Elsas, aus durch Karuten seinem Oesterreich gegen die Mährer zu Hülfe eilte, traf unsere Haupt-stadt m gänzlicher Vemlistmig. Bei dieser Gelegenheit fertigte er am 30. September für Georg, Probst von Gurk, eine Be-stätigmigS-Urkunde der Privilegien des Capitels aus. Die friedlichen Tage unrer Albrecht dem Lahmen dauerten auch unter seinem Sohne, Rudolf IV., fort. Die kleinen Unterbrechungen, veranlaßt durch die beiden Kirchenfürsten, Leopold von Bambcrg und Ludwig von Aquileja, wurden bald wieder beigelegt. Zweimal hatte wahrend dieser Zeit St. Veit die hohe Freude, seinen fürstlichen Herrn mnerhalb seiner Mauern zu empfaugcn. Nudolf >!arb zu früh für seine kärntnerische Hauptstadt. Alle seine großen Entwürfe blieben unausgeführt, und die von ihm begonnenen Einrichtuugen des Slädtewesens stockten durch seinen Tod. Der gefährliche Freiheitsgeist in den Schweizer-Gauen, wirkte nachhaltend auch in Karnten und in Steier. Der Ernfelser, die Anffensteine und Scherfenberger liefern den Beweis dafür. Sie wurden zwar gezüchtigt, aber die Bedrückungen der kleinen Tyrannen dauerten fort, und die stets wechselnden Ländercheilung/n unter Albrecht (mit dem Zopfe) und Leopold (dem Bn'deru) konnten d.'m Uebel nicht wirksam genug steuern. Wahrend ihrer gemeinschaftlichen Anwesenheit in St. Veit (1370), erhielten die Bürger dieser Stadt neuerdings Be» günstlgungen. So auch wurde in: Jahre 1374, wo eine abermalige Feueröbrunst St. Veit in Unglück brachte, durch Herzog Albrecht, den Bürgern, in Berücksichtigung des erlittenen Schadens (l3?4) nicht nur, wie früher, die Mauthfreiheit in seineu Landen auf dn,r weitern Ausfuhr über die Landesgräuze. Leopold dem 4'ied,ern war nach der dritten Theilung (1375) auch Karnten zugefallen. Feuriger, als sein Bruder Albrecht, voll glühenden Eifers für Necht und Ehre, war er genöthigt, mehr das Schwert, als das Scepter zu führen. Venedig und Pa-dua sehten sich ihm entgegen; er focht zwar weniger glücklich aber rühmlich gegen beide. Kaum jedoch schien diese Angelegenheit hier abgethan, so entzündete sich der böse Geist desAuf» ruhres in dem fernen Schweizerlande, und der Ruf des frei» gewordenen Hirtenvolkes wicderhallte auch in den Alpenthalern Kärntens. Es begann hier eine 'Art Kampf des Adels gegen die Demokratie, doch nicht mit Anfechtung der obersten Gewalt; nicht zwischen den Banern und ihren Herren, sondein zwischen den Städten und ihren raublustigen Nachbaren, so »vie gegen deren Einmischung in ihre Angelegenheit»'» lind wider ihre Bedrückungen, unter den: Vorwcnide, als gelte es das Wohl des Landes. Ein halbes Jahr früher, als Leopold unter de» Kolben und Schwertern der Eidgenossen bei Senwach (9. Juli 1386), umringt von ungefähr 2000 TodtrN seines unglücklichen Heeres, gefallen war, schloßen die drei herzoglichen Städte, St. Veit, Klagcnfurr und Völkeimarkt, einen Bund, welcher einerseits lhre gegenseitigen Rechtsverhältnisse festsetzte, anderseits aber bestimmte: in gemeinsamen Landesangelegenheiten sollte» sich die Abgeordneten der drei Städte gemeinschaftlich versammeln, so wie in einer, sie betreffenden gegenseitigen Angelegenheit die Abgeordneten der zwei andern Städte an dein, von der dritten, sie ansprechenden, bestimmten Orte ein finden. — Man kann mit Necht behaupten, das, dieser Städlebund von Karnten den Anfang jener Gegenwirkungen war, mit welchem durch mehr als cm Jahrhundert der Sieg hingehalten wurde, den spater die Aristokratie bei Festsetzung der ständischen Verfassung über das Bürgerthum feierte. Wir werden Gelegen» heit haben, die Bestätigung dafür m der Geschichte der jetzigen Hauptstadt Klagenfurr zu finden. Verderblicher noch, als die Theilungen zwischen Albrecht und Leopold dem Biederen, waren die Erb- und Vormund-schafts-Streitigkeiten zwischen Leopold dem Stolzen und Ernst A2 dem Eisernen. In Wien war im Parteienzwiste Bürgerblut gefiossen, und selbst des Bürgermeisters ehrwürdiges Haupt mußte unter dein Henkerbeile fallen. St. Veit ergab sich in den Zwang der Nothwendigkeit, und, indem es klng handelte, war es zugleich so glücklich, es mit Ernste» nicht zu verderbe«', während es mit Leopold hielt. Es erlangte vo» diesem auch dle Bestätigung seiner Freiheiten CWien 30. November 1406) so wie manche andere Schirmbriefe und Verordnungen; aber die Stadt war ferne von seinem persönlichen Walten. Diese lange Enrfermmg des Hofhaltes von St. Veit, seme wenig vorthcll-hafte polmsch-militärische Lage, nnd die ewigen Entzweiungen des Fürstenhauses verödeten die herzogliche Burg daselbst, und auf den Plätzen lind in den Gässe» bewegte sich nur noch das Getriebe des Eisenhandels. Die Stadtmauern, Thürme und die herzogliche Burg zu St. Veit waren so sehr beschädigt u»d verfallen, daß die Bürger Hand anlegen mußten, um ihren gänzlichen Einstur; abzuwehren. Ernst der Eiserne, nach Leopold's Tod (3. Juni 14 ll) mm ihr einziger Herr und Fürst, angerufen von de» St. Veitern, ertheilte ihnen (Grah den 29. März l412) für die Dauer des Baues als eine» Beitrag hie.-z», die Befreiung von der bisherigen jährlichen Steuergabe von 20 Pfund Pfenningen. Als endlich der Bau vollendet war, kam Ernst noch in der Fasten (1414) nach Karnten, und in seme Hauptstadt St. Veit, um nach Landessitte dieHuldignng am Salf^lde zu empfangen. Lebhafter wurde es mm anch einige Zeit in der Herzogsbnrg, und gesichert war den Bürgern das persönliche Wohlwollen ihres Herrn. Leider wurde Ernst's rege Thatkraft durch seinen allzufrühen Tod (!42 4) für mimcr gebrochen ! Dle weise Mäßigung und Unterordnung in die Verhältnisse, welche die Stadt St. Veit bisher ausgezeichnet hatte, beobachtete sie anch, nach Ernst's Hintritt, a/gen die Vormünder seines Sohnes. Sie theilte aber anch alle die unfriedlichei, Tage unter Friedlich dem Fliedsamen, nachdem er im Jahre 1435 zur Negierung gekommen war. Unter ihn, erlebte sie dle Sonnenwende ihres Glückes, so wie das allmähüge Verschwinden des Glanzbildcs der ehemaligen Haupt,radt. Dreimal sah Friedrich seine herzogliche Burg, die ehr-würdigen Reste aus den Zeiten der Sponheimer-- und der Ti» roler-Herzoge; aber nur das erste Mal betrat er sie mit dem frohe» Hochgefühle semer Macht, mir dem Glänze des Herr« scher Diadems. Die beiden andern Male sedoch nut dem trüben Bewususeyn seines tief gesunkenen Ansehens. Den 29. Dezember 114t fast Friedrich in St. Veit auf seinem Kaisei throne, und empfing die Huldigung der Kärntner, die er wegen Unterlassung seines Sitzens auf dem Herzogstuhte, am Salselde, mit Bestätigung ihrer Privilegien entschädigte. Im Jahre l45l traf er, auf seiner Reise nach Rom, ebenfalls in St. Veit ein, wo ihn sein Mündel, Ladislaus, mit einem große» Gefolge bereits erwartete. Hier, wo er von seinen Eibländern Abschied zu nehmen gedachte, um seiner Braut, Eleonora von Portugal, enta/gen zu eilen, erfuhr er noch alle Kränkungen der Treulosigkeit, durch seinen Günstling, Rein-precht vou Wal''ee, durch semen mächtigen Vasallen, dm Grafen Ulrich von Ellli, so wie durch den Eillier-F^dhanptmann, Johann Wittowih. In Folge dieser widrigen Veranlassungen finden wir Friedrich noch einmal in St. Veit (4. Okt. >457), wo er seinen Bürgern allda abermals ihre Privilegien bestätigte. Seit diesem Jahre entbehrte die einstige Hauptstadt Kärn-tens der Gegenwart ihres kaiserlichen Herrn, und die Vortheile, die sie einst, als solche, genossen hatte, gingen größteittheils verloren. Die Einfälle der Türken, das zehnjährige Wüthen der ungarischen Horden, besonders in den Jahren 1480—1490, brachten unsäglichen Jammer, Verwirrung und weit-verbreite.-tes Elend über Land und Leitte. Hier war es nun, wo die Edlen und Herren des Landes es für nochwcndig erkannten, mit geregelter Kraft zwischen das Unwesen der widerstreitenden Parteien zu treten, wenn die Provinz selbst der Zwietracht und der daraus folgenden Selbstoertheidigmig mcht geopfert werden sollte; und h,er ward zunächst der Grund zur spätern ständischen Verfassung gelegt. Lange dauerte es, bis die zerstörende Fluth abgelaufen war. Da erschien Kaiser Maximilian , und, wie ein leuchtendes Gestirn, schwang er sich empor auf der Herrscherbahn, und rnhigere Tage schienen gekommen. Doch, zerschnitten waren die Adern des früheren Wohlstandes, und St. Veit hatte seinen Wendepunkt erreicht. Es sank, ohne sich jemalS wieder zu erheben. Wesentlich trugen hiezu die Streitigketten bei, welche die Bürger gegen die Privilegien der Adeligen führten, die keinen Antheil an den Zahlungslasten des Burgfriedens nehmen wollten, trotz der Bestimmungen, die hierüber zuerst von Wilhelm den» Fröhlichen, später von Ernst dem Eisernen, und endlich auch von Kaiser Friedrich hierüber erlassen wurden. Die feindselige Spaltung wurde immer größer, bis endlich der berüchtigte Banernbund das Band der Vereinigung (l5I6) vollends zerrissen hatte. Nach seiner Auflösung waren gegenseitiges Mißtrauen und andere Nachtheile die empfindlichen Folgen für St. Veit. Die landständische» Versammlun.-gen wurden emstweile» nach Völkermarkt verlegt und zu gleicher Zeit der Kaiser von den Ständen gebeten, ihnen die damals kleine Stadt Klagenflirt zu schenken, welche durch Fen-ersbrnust ohnehin aller Selbsthülfe beraubt war. Ihr Wunsch ward erfüllt, trotz der Gegenvorstellungen der St. Veiter- und Klagenfurter-Bürger. M>r der Burg, die die Stände oem Kaiser zu Klagenfurt erbauten, wurde die alte Herzogsw^hnung zu St. Veit entbehrlich und die Stadt selbst als Eigenthum der kaiserlichen Kammer behandelt. Die Burg wurde 1619 vom Kaiser Ferdinand II. an den Bischof von Gurk, Johann von Lamberg, verschenkt, dessen Erbe, Johann Ludwig Freiherr von Lamberg sie (Issl!5) an Peter von Widmann verkaufte. Graf Peter vou Goi's brachte endlich (1698) das Bnrgqebäude von den Widmami'schrn Erben käuflich an sich, und es blieb sett jenen Tagcri ein Eigenthum seiner Familie. Mit den, Aufblühen der jugendlichen Hauptstadt Klagen« sienfurt, fiel aus dem schonen Kranze des einstigen Glanzes der Alten, ein Blatt nach dem andern verwelkend heraus. Mit den Landestagen hielten anch d. Die Folge davon war, das; er durch einen Vertiag zu Fcderaun (ll74), trotz seines verbissenen Unwillens, der selbst angemaßten Rechte verlustig erklärt wurde. Von hier angefangen blieb ein fortglimmender Haß das Erbtheil seiner Fanulie, der mehr als Emmal in der vollen Flamme blutiger Kämpfe sich kund gab. Das reiche Gut der Villacher Bürger, ebenfalls Schuß-singe der Bamberger Kirch mfürste», lockte zunächst die Geldgier der Ritter. Doch, vorsichtig wie sie waren, wurde (I2A8) Schwigher von Rase, bei einem solchen Raubzuge, von ihnen in einen Hinterhalt gelockt und erschlage». Nlcht viel besser ging es semem Neffen Nudolf. We-gelagerung und versteckten Raub verschmähend, brach er in of? feuer Fehde m das Gailthal, belagerte lind eroberte die feste Felsenburg Federaun, und ward dadurch der Schrecken der na-hen V,llacher. Doch auch hler ereilte ihn die Nemesis. Der Vertrag vom 16. Mai l22,',, entriß ihm nicht nur seine wi-d errecht lichen Besitzungen, sonder» er mußte auch vollkommene» Ersatz des zugefügten Schadens leiste». Dieses Mißgeschick der Waffen hatte die Gewölbe und Schränke der Rasburg größientheils geleert, lind für die Dauer vieler Jahre vorhinein dein Wohlstände derselben eine fortblu-tende Wunde geschlagen. Der alte Rudolf von Rase war aus Gram und Unmuth über seines Neffen Unglück gestorben, l«nd seine Witwe Gertraud stiftete, 1254, zur Sühne seiner Seele, an seiner und der Grabstatte seiner Vorältern, in dem Münster zu Vckrring, Jahrestag und Spende. Zu Roseck jedoch spuckte er noch immer fort, der unbändige Geist der Rache. Der inlig!>re Rudolf, und sein gleichnamiger Sohn, suchten den Verlust des einstens abgedrmigenen Friedens durch Plünderungen und Räubereien zu ersehen. Lange wütheten sie ungestraft. Doch auch sie mußten der Uebermacht weichen, und wurden 5» dmn'tk'ger Abb»tte und Angelobuna, des Ersa.-ßes gezwungen. So versöhnte sich Rudolf von Nase (!286) i„ Gegenwart des Herzogs Memhard mit den Mönchen von Viknmg, und, mehrmaliger Wortb,üchigkeit ungeachtet, verlieh (l. Horuunq »Jos') Leopold, Bischof von Bamberg, de» Rlttern, auf ihr bittliches Ansuchen, Verleihung, obwohl da» durch die Ruhe noch nicht hergestellt, u»d dn' Bischof (!300) geno'rhigel wurde, selbst nach Vlllach zu kommen. Unterdessen scheint die Vermuthung nicht unbegründet, daß es weniger der kriegerische Gcist und die Kampflust, als vielmehr Luxus und Prachtaufwand waren, welche den Ritter» von Roseck daS Schwert und die Brandfackel in die Hände nöthigten. Was sie durch lange Wirthschaft uud saure Arbeit ihrer Leibeigenen in jenen geldcumen Zeiten erspart hatten, gmg bei Hofseste» und Turnieren, so wie im Taumel der Freude und in dem Wetteifer, einander zu überglänzen, all-mählig in die Hände der Kaufherrn, Waffenschmiede und Wirthe. Den Noseckern gibt in dieser Hinsicht Ulrich von Lichtensteii,, (der bekannte Trobadour), das voUwichligste Zeugniß. Bei den» großen Tnrniere zu Friesach, zu welchem sich fünf Herzoge und Fürsten, mehrere Grafen mid Freie, nebst 600 Rittern einfan-den, befreite Rudolf vo» Rase de» Grafen von Görz von der Echmach der Gefangenschaft, indem er mit 50 Rittern heran^ sprengte, und ihn aus der Mine seiner Gegner herausschlug. Eben so nennt Llchtenstein, bei Gelegenheit einer Begegnung i» Villach, den Rudolf von Nase »einen edlen Ritter, der nie Fußbreit aus der Bahn der Ehre trat." Das Geschlecht der alten Ritter von Nase starb mit d,m vierzehnten Jahrhunderte aus. Ihre Güter fielen, als ledige Lehen, dem Landesfürsten anheim, welcher sie durch eigene Pfic» ger verwalte» ließ. Mit Anfang des sechzehnten Iahrhundertes, finden sich die Herrn von Perkheim, als Besitz.r des Schlosses und der Herrschaft Noseck. Ihr Andenken bewahrt noch ei» Gramem, an der neu hergestellt,!? Pfarrkirche. Ihnen folgte im Beside Freiherr Adam SeyMed vo» Alchelburg, von welchem Roseck (ll>86) durch Kauf ein Eigenthum des Georg Nillas Urßni, Grafen von Rosenberg, damals Burggrafen von Klagenfuit, geworden ist. Ohne uns in eine genealogische Untersuchung einzulassen, über die Abstammung der kärmlierische» Rosenbcrge, von den römischen Ursim's und den berühmten böhmische» Nosenbergen, sey es hinreichend, zu bemerken, daß Marimilian, der Ahnherr der kärntnerischen, nachdem er alle seine Güter in Stcier ver» äußert hatte, in grrßer Armuth zu Großsonntag starb, und seinen Söhue» nichts, als sein Siegel hinterließ. Aber, ftleich als wäre e<5 eil» Talisman» des Glückes gewesen — cs folgte ihue» Segen auf allen ihreu Wegen. Die Religionsimruhen ,md der dreißigjährige Krieg zwangen viele adelige Familien zur Auswanderung. Dadurch erwarben sich die Zurückgebllsbenel, um so leichter Ehre und Güter. Schnell nacheinander kauften die Rosenberge: Grafenstein, Keut' schach, Haimburg, Sonegg, Greifcnburg u. a. m. und ihr erlauchter Stamm gab der Provinz fast durch zwei Iahrhun, derte eme Neihe von Landeshauptleuten, Burggrafen lc., so wie sie durch Sliftungc» und Baute» — Väter des Vaterlandes wurden. Roseck, als Allod eines Fürstenhauses, ging n, neuester Zeit an die Fürste» vo» Lichtenstein über, und gehört nun, als Fldeicommif; , der Tertio - Gemtur. Mit der Erinnerung a» sie, betreten wir zugleich dle Ebene des Thales, reich an Gegenständen der Erinnerung aus den Tagen der Freiheltskampfe in dem verhangmßvollen Iah»e I8lA. Verschwunden sind die traurigen Spure» der Verwüstung, und der Genius des Friedens schwebte verweilend und segenbiingend auch über dieser Gege>,d. Das Erste, was u»s hier entgegen blickt, ist die geschmackvolle Pfarrkirche, ein Bau des neunzehnten Iahrhundertes. Die unglücklichen Sepiembertage des Jahres I5!3, in welchen die feindlichen Heere bloß durch die Dräu geschieden waren, verwandelten, nachdem die österreichische» Truppen an» 19. jenes Monats sie übe,schritten halten, mit Abnahme, del fürstlichen Schlosses Neuroscck, und des Amlögebäudes, das ganze Dorf sammt dem Gotteshause in Schutt und Asche. Auch die »ahe Brücke wurde cin Raub der Flamme». /1 Zerstörung des Wohlstandes, Jammer und eine druckende Noth, waren die nächsten, schinerzhaften Folgen für die leidenden Bewohner. Allmählig uur, und nicht ohne beharrllche Anstrengung lhrer Kräfce, wurden die unverschuldeten Drang-sale besiegt; besonders dann, als durch dle väterliche Fürsorge des Fürstrn Franz Ursmi zu Rosenberg, dieser Ort auö seme» Rumen anmutiger und schöner hervortrat. Schon im Jahre 1817 wmde die verbrannte Brücke über die Dran, diese einzige mid wichtigste Verbindlmg zwischen den Bewohner» der be>derscr dauerhaft, sondern auch auf eine ausgezeichnet schöne Arc hergestellt. Zwei Jahre darauf war auch der Wiederaus-bail des eingestürzten Gotteshauses in seiner gegenwärtlgeu Form vollendet, und wurde am 8. September 18!9 durch den Kardmal und Fü'ftb>schof von Gurk, Altgrafen von Salm-Reifer, scheid, feierlich eingewe>hr. Die beglückte Gmiemde sprach ibren tief gefühlten Dank, an dem Poitale der Kirche, i>, Stein gehallen, alif eine schöne Weise ln folgenden Worten aus: »Dieses Denkmahl bewahrt der Nachwelt dle innigste Dankbarkeit der beglückten Pfarrgemeinde gegen Selnc Durchlaucht, Franz Fürsten llrfint zn Rosenberg, Hochwelcher dieses, in dem unseligen Jahre 18 !3 dnrch Feindeswuth zerstörte Gotteshaus im Jahre !8!9, als Patron, den treuei, Unterthanen wieder gab, die dadurch die letzte aber größte Wunde der bitteren Vorzeit heilte." herrliche Baunlieihen führen uns zu dein reihenden Schlosse »Neuroseck." Es bestedt aus einen, Hauptgebäude u»d den zwei, dnrch Gallerten n,it demselben verbundenen Flügeln. Die fmstllche Liberalität hat die Gemacher desselben jeden» Fremden zugänglich gemacht. Darum sey es uns erlassen, ihre Eleganz und Emrichluug hier auSführllcher zu beschreibe». 3t o s e n b a ch. vV(it der Herrschaft Roseck in Verbindung, steht die Ham-mergewrrtschaft Nosenbach. S>e liegt am Ausgange einer jener tiefeingeschnilteuen Tha!schluchten, welche von dc» Höhen des Mittagskogel') li',d de» karlnschen Alpe» gebildet werden, nnd in ordnuügc'loser Wlldheit den schauerlichen Charakter jener Gegend bezeichnen. Der fahrbare Weg dahin, führt uns zu dein Pfandorfe St. Jakob, m>t seiner frei gelegenen Kirche auf einem nahen Hügel, der eine herrliche Rundschau über den größten Theil des Nosenthaics gewahrt. D>ese Kirche war es, die im Jahre 1478, wo ein Schwartn der Türken verwüstend cuich in dieses Thal gedrungen war, denen, die »cch fliehe» konnten, zur Zufluchtsstätte diente. Emcn halben Tag wüthete der erste Sturm der Türken; doch, Verzweiflung lieh den Christen Mutb, und sie schlüge» die Barbaren zurück. Was mm diese mit Gewalt nicht ertrotze« konntei», das suchten fie mit List zu erreichen. Sie versprachen Freiheit und Leben deueu, die s,ch ergeben. Die Unglücklichen traute» dem Feiudesworte. Da traf die Auszieheuden Schwert und Kette, und die auflodernde Kirche ward der Brandalrar unzähliger Christen-Deichen. Alif eme schreckliche Welse bezeichneten jene rohen Horde» ihr Daseyn in, Noseuthale. Die reiche Ernte wurde den Pferden gefüttert, oder ging, gleich den Hausern, in Flammen auf. Was unter den Bewohnern mcht unter- dem Würgcr-schwerte fiel, wurde Sclave, und »och ei halt sich in jener Ge-qend die Sage von einem schöne», jlmgen Baucrsweibe, welch rs, als Sclcwm nach Coustmitinopel geschleppt, der Gnnst des Gebieter) uno alleu Genüsien des Serails, nach zehnjähriger, namenloser Sehnsucht, v.'rkleldet sich entrang, und unter allen SchreckenSgeMen wechselnder Gefahren, zn chrcm Manne zurückkehrte, um mit ihm das karge Brot ,'m Schweiße ihres Angesichtes zu gewinnen. Alisier den Hauptverbindungsstrassen, welche über die sud-liche Alpenkette Karntcns führe», gibt es mehrere Gebirqs-pfade, die den Wanderer über jene steilen, fast unzugäng-Ilchen Höhen, leiten. Einer derselben beginnt bei der Gc-werkschafc Rosenbach. Nach ungefähr 3 Stunde», jedoch anhaltend festen Schrittes, hat man de» höchsten Puukt der so-genannte» »Roschitza" erreicht. An'aogs »iinml den rüstigen Fußgänger das schweigende Helldunkel emes Buch.nwaldeö auf, linter desie» leicht benieglichen Zlvelgen der Pfad slch alisu.'ä>tS winder. Hie und da lichtet s,ch sein Dimkel, und gibt ein^ zelnen Wieseupiätzen Namn, dem ?luge des Wanderers freundliche Punkte der Ruhe, ,edoch »ur spärliche Fernsicht. Je höher hiuanf, desto steller der W,g, desto gefahrvoller die Abgründe, desto leiser das Rauschen des Wüdbaches aus d,r T,ese. Umgestürzte Baiime, losgenssene Felsentiümmer, regellos «n-terelnandergeiv^ifen, das sind die stumll'eil Zeligrn der Verivü-stuug, mir der die Natllr in Sturmeswuth hier waltet. Selten nur wird die geheimmswolle Stille durch den verhallenden Laut eiuer menschlichen Siimme, oder durch den fernen Glockenschall der Heerde» auf den Alpentritte», oder durch den schneldeude» Ton emes vorüberschwebenden Adleis »nterbrochen. Endlich haben wir de» letzten Bau», erreicht, u»d vor uns liegt, i>, weit gedehnter G'ösie, die freie Region der kraute,'» reichen Alpe, das unschätzbare Kleinod aller Gebirgsbewohner. Gepriesen sey der Wanderer, den, sie in, hellen Glance des Sonnenlichtes entgegeuleuchlet! — Noch eme lange mühevolle . Stunde, und wir stehen au, Ziele! Doch, welch' ei» Ziel! Iu sprachloser Verwimderling starren wir hl», zu dem llchtim:-flossenen Gipfel des Terglou, der hier, in ungeahnter, »be:-rauhender Nahe uns entgegen blickt, und dessen riesige Ge» stall, inmitten seiner Brüder, von der Sohle des Thales bls zu jener Höhe sich erhebt, wo jedes Leben bereits erstoiben ist. Es bleibt ein ohnmachtiger Versuch, die Majestät der Natur schildern zu wollen, wo der Mensch für die Erhabenheit ihrer Wirkungen kein andereS Mltlel besitzt, als den kalten Lant deS todte» Buchstaben! Maria G l e n d. ^n der Ausdehmma. des ganzen Nosenthales begegne» uns säst überall uuermes-liche Spuren gräßlicher Zerstörung. Hier wandern wir auf machtigeu Lagern aufgehäuften Bergschlictes, den die wilden Gewässer der nahen Gebirge unt sich reisie» und in der breiteren Eb^ne des Thales ablagern. Mühsam nur können Gräser und niedriges Gestrüpp auf ihnen Wurzel fasse», und allmahlig nur, im langsamen Gange der Jahrh,inberie, werden sie fruchtbringend dem rastlose» Fleiße der Bewohner wieder gewonnen. Glücklich derjenige, dem der Sturm der Elemente se>»e gering? Habe, die Hoffnung und das Ziel seines Lebens, nicht für immer eutreistt! Dort hingegen haben brausende Bergströme sich tief in den Boden eingewühlt, un^dlbare Massen von Steintrümmern nut sich gewalzt, und, als for,dauernde Zeugen einstiger Verwüstung, da zurückgelasseu. Straße» werden vernichtet, die Verbindungen derselben unterbrochen, uud fruchtlos kämpft der Mensch gegen die Wuth der Natur. So stehen wir hier, bei Maria Elend, inmitten eines Steinlaby'lMhes von ungeheuren Felsenblöcken, d,r sich selbst zwischen die Wohmmgen des Dorfes hingelagert haben. DichteS Moos hat sie bereits überzogeu, und tn„e Geschichte we>ß uns die Zeit auzugeben, seit welcher sie, losgerissen von ihren schwindelnden Höhen, hier ruhig und unbewegt liegen. 12 / >-/ <» c^ H8 Nur vcrinuthen dürfen wir, daß cinst, in ungckannten Tageti, dlirch irgend eine Erdrevolution, die Gebirgsivand gegen Süden sich gespalten, den mächtigen Erdsturz veranlaßt, und seine schrecklichen Folgen b«s herab in d-steheuere Felscnmassen ihnen nach. Interessanter jedoch ist e,n Bild über dein Gitterthor der Kapelle. Dort sieht man eine Frau, im Kost'«me des 10. oder i l. Iahrhundertes, mit der Neberschrift »St. Hemnia", die Hände zum Gebete gefallt, knien, als eben das er^ählce Wunder sich ereignete. Die Pfarrkirche selbst, wie sie jctzt dem 'Auge sich darstellt, wurde an, Ende des l7. Iahrhundertes, von Edmund Uebelbacher, Abt zu Ossiach, im neuern gothischen Style erbaut. Er wurde hicbci von dcm damaligen Burggrafen, Georg Niklas Grafen von UrslNl und Rosenberg großmüthig unterstützt, so wie durch die Hülfe bedeutender frommer Opfer. Der Hauptaltar in ihr ist ein gelöstes Gelübde der Stadt Wien, nnd aus Holz geschnitzt, obschon, wie erzahlt wiid, sich diese Stadt damals verpflichtete, dieses Gotteshaus, mit einen, goldenen Altar zu schmücken, wenn sie von den belagernden Türken, im Jahre 1633, glücklich befreit werden sollte. F e i st r i tz. Abermals einer ber Wahlplätze, welche durch Flammen ,md Plut als die Märe bezeichnet sind, ans dene» die heiligen Opfer dargebracht wurden, die der Befreiungskrieg des Jahres 1813 von allen Söhnen des Vaterlandes lmerbittlich forderte! Wurden hier auch nicht jene Tage von Malborgeth und am Pre-diel erneuert, n»d war die hier kämpfende Heldenschaar auch nicht in Vorhinein, wie dort, dem sicheren Tode geweiht, so galt es doch einen Kampf, wo der Feind l^en Fußbreit Erde Mit immer erneuerten Kräften erkaufen mußte. Indem wir den Freund der Geschichte hmbegleiten auf jene Höhen dcr narbelivollci, Kapelle, in dercn Hingebung des Kampfes gewichtigste Würfel gefallen sind, wollen wir ihn vorerst mir den örtlichen Verhältnissen bekannt machen. Einer lener schmalen Pfadc, welche über die medrigeren Einsattlungcn der Alpen führen, an deren Fuß wir nns befinde!,, ist derjenige, der von der Höhe herab, über die sogenannte Kotschna, durch das Bärenthal heraus, hier bcl Feistrltz endet. Der Bach, an dessen beiden Ufern Dorf und Schloß erbaut stehen, entspringt in der Tiefe des Gebirges, braust über Fel-semrümmer und steile Wände durch das fmstere Thal, und ver» liert sich, unfern von Feistriß, wo er eine tiefe Schlucht gegraben hat, in den trüben Wogen der Dran. Am linken Ufer erhebt sich das, vormals Gavasinische, min Ferdinand gräflich Egger'sche Schloß, und über demselben, in südwestlicher Richtung, der Hügel mit der Heiligen-Kreuz-Kapelle. Beiden gegenüber stehen, waldbcwachscn, die Ausläufer, des Smgerberges. Vom linken Ufer des Feistrihbaches aufwärts, zieht sich das Rosenthal hin gegeu Sr. Jakob, und vom rechten abwärts gege» Hollenburg. ^ Da bei den, heftigen Andränge der Waffen, das Terrain gegen St. Jakob, in dessen Nähe die Greoziime zwischen den, französischen Illyricn und den, österreichischen Kaniten sich befand, dem Feinde überlassen werde» mußte, war man darauf bedacht, ihm in der Benützung des Feistrihbaches, so »vie der beiden a»stossenden Höhe», Schi'aukeu des Vordringens zu seyen. Das rechte Ufer wurde demnach, seiner Läüge nach verschanzt; sowohl auf den auosprmgendcn Punkten der Ebene, als auch auf den jenseitigen, dommin'nden Höhen der Kreu^kapelle, Batterien angelegt, und die Ausgänge der nahen Gebirgsschluchten, gegen das Bärenthal, verhauen. Nachdem die Unterhandlungen in Prag sich zerschlagen hatten, begannen am l7. August I8l3 abermals die Feindseligkeiten, und General Vecscy besetzte auch hier die genannten Schanzn u»d Posten, sowohl vor? als rückwärts. Am I. September wurde er von der ersten französischen Division, von St. Jakob her, angefallen; allein, nach einem dreistündigen, heftigen Gefechte, in seine Stellung, die er Tags zuvor inne gehabt hatte, zurückgeworfen. Da jedoch nmtleiweile Villach und Noseck in die Hände des commandirenden Vice - Königs Engen gefallen waren, so avdachte dciselbe die Stellung bei Fcistritz, als den Hebel seincr Bewegungen in Kämten und Krain, mit alle» disponiblen Kräften wegzunehmen.. Wahrend sich die erste u,id zweite Division der fratizösisch. ltalleinschcn Armee gegen St. Jakob und Feistritz bewegte, brach die vierte Division „ach Asling und Vigami in Krain auf. Ehe dicse jedoch von dort aus den Kamm des Gebirges überschritten hatten, begann hier bereits am 6. September MorgenS, der Angriff dieser, so vielfach überlegene» Kräfte, auf die, wenig zählende Brigade Vecsey. Vergeblich waren desseinmgeachttt alle Anstrengungen des Feindes, die Stellung von vorne zu überwältigen. Besonders heftig wüthete der Kampf um den Besitz des Schloßes und der Kapelle. Unaufhörlich prasselte das Kleingewehrfeuer, rollte dcr Kcn'0!N',!ri.'!mer. Sch?n begann die Munition auszngchen; doch, »»geschwächt blieb der Much der Vertheidiger! Da drang endlich jene Kolomie des Feindes, wclche von Aslixg aufgebrochen war, über dcn Sattel der Kocschua l» das Bärcnthal. D,e ein--zeluen Posten wam» bald umgangen u»d zurückgedrängt, 4s> Schon stiren zahlreiche feindliche Scharen, längs den Höhen des Singerberges, gege,, die Hochfläche herab, als mne» der Kampf »och unentschieden fortwülhete. Diese Ueberflüg. lung gebor den Rückzug. Das Geschütz zog sich aus den Schau-ze>,; die Posiclon ai, der Kapelle wurde verlasse», und nur auS dem Fernher-Schlosse richteten die Iäg«?, obwohl abgeschnitten, ihr wliksameZ Feuer gegen die vordringende» Femde un-erschütcert fort. Es mochte 5 Uhr gewesen sey», da ging das Schlosi in Flamme» auf; das Feller der Iilger schwieg, u»d die Vertheidiger d.'r Schaben zogen sich i» fester Haltung, über St. Iodaun, gegen Ebenau zurück. Der Fei,id bega,n» befits i» die Ebene vorzudringen, da erschiene», als höchst nöthige Hülfe, UHIanen von Erzherzog Karl, und die Grenadiere, welche, als daS Gefecht bei Feistriß schon bedenklich zu werden anfing, vo» Klage»furc, wo sie zur Feier des Sieges bei Eulm, Saloe» gaben, von der Parade weg, in Doppelschrittei, ans das Schlachtfeld eilcen. Vergeblich stürmte der Feind Hundsdorf wiederholt. Er wurde mit Verlust stetö herauögeivorfen. Nacht lag bereits auf den blutgetränkten Fluren, u»d noch standen die Grenadiere unbeweglich, den Uebergang der Drau-brücke streng bewachend. Da erhielt, lim I I Uhr Nachts, General Vecsey den Be« fehl zum Rückzüge, den cr jedoch erst den 7., Morgens um 4 Uhr, bewerkstelligte. Die Draubrücke wurde theil'veise zerstört, ,ind die Hauptmacht hatte sich a»f den Höhen um Hollenburg aufgestellt, wahrend das Ufer durch Patrouillen beobachtet wurde. Keine Trophäe hatte der Feind erobert, und nur der Nest der Jäger im Feistnßer - Schlosse fiel in seme Hände. Oberlieuteant Graf Nugent von Ehimani Grenadier, war einer von denen, welche anf dem Felde der Ehre starben. Er luht bei einem Kreuze, an der Heerstraße bei Hollenburg. Jenen Gefallenen jedoch, in und um Feistrii), errichtete anf einer Anhohe, unfern deö Schlosses, Ferdinand Graf von Egger, der gegenwärtige Besil)er desselben, ein einfaches Monument der Erinnerung, nämlich icnes bedeutungsvolle Kren;, (von gegossenem Eisen auf einem Würfel von weißem Kalksteine), mit welchen» man in» großen Freiheitskampfe voraus trat, und welches dann den heimkehrenden Krieger lehnend schmückte. Seit jenen Tagen des Schreckens u»d des Unglücks, herrscht ungest'örle Ruhe, und auch über diese Gegend hat der Genius des Friedens seine Segnungen verbreitet. Die hier be? flndlichei» Elsenhämmer, Drahtzüge und das von dem Eigenthümer derselben, Feidinand Grafen von Egger, neu erbaute Draht-Walzwerk, bringe» Beschäftigung, Nahrung und Leben nicht nur den Bewohnern des Dorfes und der Nahe, solider» auch denen des hoher gelegenen Gebirges, die ihre einfachen Bedürfnisse, bei der Kargheit und Unbe^winglichkeit des Bodens, auf dcm sie ihr Daseyn fristen, oft einzig und allein nur durch den Verkauf der Kohlen befriedigen, die sie nicht selten mit Gefahr des Lebens an die Gewerkschaft liefer». Eines noch, bevor wir Feistritz verlasse», bleibt uns zu schildern übrig. Es ist das Bärenthal, und durch dasselbe, der Gang über die Alpe in das nachbarliche Krain. Reisende, des Weges unkundig, finden hier erfahrene und rüstige Führer, ohne welche, besonders in den unwirthlichcn Alp/nregionen, die Wanderung wohl nicht gewagt werde» darf. Eine Vorsicht, die, unter ähnliche!, Verhältnissen, überall anzurachen ist. Ungleich reihender, als jener wüste Graben bei Roscubach, ist der Charakter des Bärenlhalcs, obgleich seine Beucnnuüg auf eine Beschaffenheit schließen läsit, die eher geeignet ist, em Aufenthalt für u'ildc Thiere zu seyn, als für Menschen. Auch läßt sich nicht läugnen, das; die finsteren Waldhohen, die es zu beiden Selten einschließe!', so wie die zerklüftete» Felsenmassen, die sich rechts über dieselben emporheben, chm der Ausdruck eines gewissen trotzigen Ernstes,- ,md tiefer Melancholie verschaffe», der im Innern des Beschauers ei» umrillkührliches Gefühl des / bangen Schauders erregt. Unrerdesse» fehlt es auch hier nicht l an jenen freundlicheren Ruhepunkcen, die eine Fernsicht i» das zurückgelassene Rosenchal, und über dieses hinaus, m d>e weitere Ebene vo» Klagenfurt gewähren. Nach zwei Stunden wechselnde» Genußes, gelangen wir in ein offenes, amphitheatra-lisch gelegenes Hochthal (das eigentliche Barenthal), umkränzt von kahlen Gebirgömasscn, unter de»e» der Scou, mit semem starren Haupte, den Himmel zu trage» scheint. Malensch zerstreut, liege» im Wiese»grunde des Thales, sparsam nur von Fruchtfeldern unterbrochen, die einfache» Wohnungen der Menschen. Nur wenige Mo»ate des Jahres sind der friedlichen, ungestörten Betriebsamkeit ihres Fleißes gegönnt; den» der Herb,l wlrd für sie nur all zu schoell zur eisigen K.Ute des Winters, und wa in den tiefer gelegeneu Theilen des Landes der milde Hauch der Frühlingslufr dle zarten Blumen langst hervor gelockt hat, da starren Wiesen u»d Felder hier »och t«ef verborgen unter der kalte» Last des ungeschmolzenen Schnee's. — Wer kenrit sie, und wer wollte, wenn er sie kennt, sie auch thelle», alle die Beschwerden und Gefahre», mit denen der Bewohner des Hochgebirges zu kämpfen hat!? Was den Weg von hier, bis hinan zum Ziele auf der Höhe beschw^lichf,- macht, dafür finder der Wanderer durch die immer größere Uebersicht, die seinem Auge sich öffnet, reichlich sich belohul. De»ü, wahrend rechtö und links, die Bergkolossell scheinbar immer höher und gigantischer vor ihm sich aufthur« men, raucht aus den, Hintergrunde zwischen beiden, rin Lan-dertheil nach dem andern immer deutlicher empor, bis sein Blick ii, der duftige» Ferne von Steiermart und Salzburg sich verliert. H o l l e « b u r g. 91 -^4 us einer ,e»er großeil, weitentfernten Epochen, die uns von den Geologen als die Bildungsperioden unserer Erde bezeichnet werden, gingen, als Folgen derselben, anch jene Schutt-gebilde von Sand, G>ies und Nollsteinen hervor, die ibeils lose, theils zu Conclomerate» zusammengekittet, als geschichtetes Diluvium in ihrer ursprünglichen, horizontalen Lage, in al, len Längen - und Querthalern zu finden sind. Ein solches sehen wir auch hier im Rosenthale, am linke» Ufer der Dran, in einer Ailsd.'hmmg von mehreren Meilen, und bei einer wechselnden Breite von einer bis zu zwei Stunden. Seine einzelnen Theile führen verschiedene Namen. Die nördliche Abdachung desselben verliert sich, wenige Fälle ausgenommen, meistens sanft in die Ebene von Klageufurt. Schroffer hingegen, ja, hie und da ganz u»zugä»gsich, ist die südliche, wo die Dräu das leicht zerstörbar^ Gestein fortdauernd untergräbt, und jene furchtbaren Abstürze erzeugt, die senkrecht aus ihren Fluchen sich erheben. Nicht minder gefährlich sind jcuc Wände, wo dieses Gebirge von dem Strome durchbrochen wird, und die unter dem Namen der »Skarbin" bekannt sind. Reich bebant und vo» mehreren Pfarrgemeinden bewohnt, ist der breite, waldbesetzte Rücken desselben; und eben so anziehend, als reißend eine Wanderung auf demselben. Hier mm, an seiner Südseite, eine Stunde von Feistritz . entfernt, prangt auf einem ausgehöhlten, vorspringenden Felsen, j^ das gräflich Dletrichstnn'sche Schloß Hollenburg. Tief zu sei- ! nen Füßen liegt, tuh» gebaut, die Brücke, als Hauptverbin-dungsmittel zwischen den beiderseitigen Ufern und Landern. Von ihr aufwärts, zieht sich die Straße im großen Bogen hma», zur Höhe der Burg. Auf dieser schiefen Terasse war cs auch, wo nach dem Rückzüge der Brigade Vecscy von Feistrch, Kanonen aufgepflanzt wnr'de», um, durch wohlgerich. 30 tetes Geschühfeuer, den Feind vom gegenüberliegenden Draunfer zurückznschelichen, nnd ihm, der unter dem Befehle deö Vice-tönigs Engen, bei Ferlach, Kappel und St. Johann, Lager geschlagen haite, zn imponiren. In Hollenbnrg befand sich eigentlich das Eentrum de) italienischen oder h,tierischen ?lr!l>ee!-orps, >vel-thes im nngemein «vellen Kreise von der Tiroler-Grenze bis liach ?lgra»l sich anlehnte. Somariva leitete die Bewegungen desselben von Hollenburg ans, so wie Frmiont die feindliche Position bei Roscck beobachtete. In Kirfthenthener connnan» dirte der D'^lsionär Marziam und unter lhin General Vecsey die Vorposten bei Feistrih und an» Loibl. A»> l9. September !8l3, mit frühesten» Morgen, zogen, unbeachtet vom Gegner, die Anführer des beginnenden Sturmes ans Klagensurt. Wie bel Roseck, so begann anch hier im Granen des Tages, zu gleicher Zeit, nnd Nicht ohne heftigen Widerstand des Feindes, der Uebergang. ?lilf einzelnen Brettern stiirmten die Tapferem vorivärts, während ein tödtliches Gewehrfeuer ans den zahlreichen Gebüschen in >edem Mom^nce ihr Leben bedrohte. Der bei der Colonnc befindliche Oberlientenant Jeher, vom Generalquartiennelsterstabe, nun Generalniajor, zeichnete sich an der Spll;e der Colonne vorzüglich ans. Das Orden>>kapi-tel erkannte ihm, einein der Ersten im Befreiungskämpfe, das Theresienkrenl) zu. Lohnend jedoch war der Erfolg ihres Mil» thes; der Feind wurde für innncr ans dem Nosenchale hinans-gedrängt, und se>t jenen Tagen des Kriegsgetüilnuels nnd manch schwerer Opfer, herrscht hler Friede. Schon in den ältesten Tagen hatte der Drauübergang an dieser Stelle eine entschiedene Bedeutung. So schenkte bereits um das Jahr I l 50 Amalnch von Hollenbnrg, sein Sohn Swi» ker nnd Otto von Stelerberg, dessen Oheim, die Dranbrück'e bei seineni Schlosse, den» nahen Stift Vlktring, lind zn deren Unterhalt den Sechterwald, nebst mehreren Bauerngütern zn Glainach. Amaliich nal)>n das Kreny, und als er anf dein ersehnten Boden deö gelobten Landes seinen Tod gefnnden hatte, gab anch Adelheid, snne Witwe, jener Schenknng lhre Zustini- lUUNg. ?lnf dem Heerschilde der Hollenbnrger prangte die Höh-lenbewohnerm, die Schlange, nnd es gab kein Tnrmev nnd keinen Kampf von Bedentnng, wo es sich n cht mit Ehren er-hob. Als >m Jahre 124', mit Swiker von Hollenbnrg, die heimische Linie ansstarb, theilten sich die beiden nächsten Ver-wandten, Hartneid von Pettan, und El'chenger von Hochen-wang, in das reiche Erbe. Der Pectaner bekam Hollenburg, und verband es mit seinen weltlwflge,, steierniärkischen Besiyü'i-gen. Unter den Pettanern traf .'^oll.'nbnrg im Jahre lA48 die fnrchtbare Katastrophe jenes Eldbeb^ns, dessen Verwnstnn-aen sich über so viele Ganen des Landes verbreiteten, nnd selbst bis in die neueste Zeit sichtbar geblieben sind. Der alte Bax stürzte dte Felsen hinnnter, aber ans dem Schntte erhob es sich von Neuem, stolz und fest, über das Thalgebiet der Dran. Als Bernhard von Pettan, oberster Marschall von Steiermark, den Ausgang seines Hauses ahnte, stiftete er im Jahre !4I8 für sich, für die Glieder seiner Familie, so »vie für jene der alten Hollenburger, einen Iahrtag ^u Viktrinq, wofür er den Mönchen das Bleigewerk nnd den Zecheut von Nenaerench im Lolbl schenkte. Schon damals bebauten die Vikrringer die Grüben in Windisch-Bleibera, sieisiig, und errichteten anf der, nach Hollenbm'q führenden Strasie, unfein der Brüeke l'iber die Glanfnrt, eine Schmelzhiitte, von welcher schon seit langer Zelt nur noch der Ortsname besteht. Nach dem Aussterben der Pettaner, siel Hollenburq, als offenes Lehen, an den Lande-fnrsten, nnd Kaiser Friedrich ließ es durch seine Pfleger verwalten, nnter denen besonders die Rambsch'ßl namentlich vorkommen. In den vielfäsc,g wiederkehrende», Tagen del' Geldnoth, verpfändete der Kalser, so wie seine andern Kammer guter, anch dieses Schloß, und zwar an die Stuoenberger. Spaier hatten Holleuburg auch die Wol-kensteiue pfandweise in»e, bis es endlich an die Diemchsteme, als Elgenthnm, überging. Der lüngste Soln, des Ponkral) von Dietiichstein, Gründer der holien^irgisch -- siiis-eiisteiiuschen Lime, Sigmnnd von Dletrichstel», glä,izt vor Allen, iu dem großen, vielverzweigten Stamme dieses uralten Hauses. Er kam in zarter Ingend an den Hof des rurerlichen Kaisers, Maximilian l., der >hn ganz eigentlich für die wichtigen Geschicke des Staates nnd des Krieges auferzog, ihn wie seinen Sohn liebte, mid freudig jede Gelegenheit ergiiff, seinen Lieblmq grosi nnd reich zl« machen. Slgmnnd war bereits deZ Kaisers Rath nnd Obrist-Silbertämmerer. als lhu, durch kaiserl. Verschreibnng (ddo. Echlngen, in Schwaben, den 3. April 1508) das 'Schief,, Ann und Gericht Finkenstein, bei Villach, anf Rechnung und pssegwelsen Wrnf, übergeben wnrde. Am l2. Mai 1509 erhielt er die Pfleg.- und pfandwe,se Inhabnng der Herrschaft und des Schlosses Hollenbnrg. Im Jahre >5l4 (,2. Hornnng) verkanfte Kaiser Mari-milian delnsclben Dietiichstein die Heirschafr, das Schlosi nnd die Stadt G,i>ünd in Kämten, mit Vorbehalt der Landstener l,nd zweier Gemsgejagde, »m 2«.000 fi. in Gold, nnd wenige Monate darauf, zu Gtnundei» am I. Inli, Sigmunden das Schloß und die Herrschaft Hollcnburg, «int alien Aemtern, Obrigkeiten, Herrlichkeiten, geistlichen und weltlichen Lehenschaf^ ten, Genüssen tc., wie solches weiland die von Pettan und Scnbenberg lnne gehabt, auch jüngst die von Woltenstein pfandweise besaßen, zu einem ewigen, miwiderrnflichei, Kauf. Endlich am 3. Jill, I3I4 erhob der gütige Monarch /^ seinen und des Reiches Getreuen und Edlen Sigmund von // Dieirichstein, Erbnnmdschensen in Kärnten, nnd alle seme ehelichen Leib.serbei,, in des heiligen rönnschen NeicheS Frelherrn-stand und Wü,de, und ernannte zugleich die Schlösser und Herrschaften Hollenbnrg, Fmkenstem und Thalberg, mit allen lhren Herrlichkeiten nnd Zugeho'r, zn rechten Freiherischaften, daß, so lange diese Herrschasten zn Handen derer von Die» trichstein stehen werden, er, nnd seine ehelichen Erben, sich Freiherrn und ^-'cifranen zu Hollenbnrg, Fmkenstem und Thal-berg nennen, , .^reiben und betiteln lassen sollen. Sigmnnd h.nte sich in der langwierigen Fehde Marimilian's mit den Venezianern, die wesentlichsten Verdienste um semei, Monarchen erworben. Als l5I4 ein panischer Schrecken eine Reihe der festesten Burgen in Friaul, am Isonzo, nnd an dei, Küsten, mit Allem wohl versehen, nnd von sonst tapfern Männern vertheidigt, mit unbegreiflicher, schmachvoller Schnelligkeit, diesen Feinden in die Hände liefe, te; hielt Sigmnnd allein den rordraiücnden Stnrm dieser feindlichen Ileberschwemmunq auf. Wo sein Banner wehte, seine Trommel wirbelte, sammelten sich Reisige in Mcnge, mid freudig brachte er der Landesver-lheidignng die Ersparnisse friedlicher Zeiten zum Opfer. Darum schrieb ihm der bestürzte, aber dankbare Kaiser durch seinen Zahlmeister, er, Siamund, habe bisher nicht nur Habe und Gut, sondern auch Blut und Leben zu seiner Vertheidigung eingeseyt. Eben so half Sigmund, im Mai 1515, mit dem Kardinals Matthäns Lang, Fürstbischof von Gurt, mit W,lhelm von Roggendorf, nnd dem von Särenthein, z„ Preßburg jene folgenreiche Wechselhcirach schließen, zwischen Ludwig, dem Kronprinzen von Ungarn und Böhmen, und Maren's Enkelin, Maria; dann, zwischen des Kaisers Enkel, dem Erzherzoge Ferdinand, und Anna, der jagelonischen Prinzessin. Die feierliche Bestättignng dieser Heirathsabiede; die Zusairmenknnft in Wien, mit Wladislav, König von Ungarn und Böhmen; ferner mit dessen Bruder, Signmnd, Konig von Polen; mit dem Kronprinzen Ludwig, und der Prinzessin Anna, wollte 31 Maximilian in seinem fröhlichen Herzen für seinen Liebling feiern. El- warb für ihn uin die reiche Freiin, Barbara von Rotal, und die Hochzeit wurde zn Wie,, (22. Juli 1515), im Rotal'schen Hause vollzogen. Unter den Zeugen des vielbesprochenen Festes waren, nebst den, Kaiser Marimilian, die Könige von Ungar» lmd Polen, der Kronprinz Ludivig, dessen Schwester Anna; die Erzherzogin Maria, Ludwigs Braut; die Herzoge: Heinrich von Braunschweig, Wilhelm und Ludwig von Baiern, nnd Albert von Mecklenburg; der Markgraf Easimir von Brandenburg; Fürst Rudolf von Anhalt; der Cardinal-Erz bi-schof von Salzburg, MatthäuS Lang; der Bischof von Regens--burg; die Grafen von Montfort, Haag, Mannsfeld, Werdenberg; der berühinte Max Sittikus, Graf von Hohenembs; die vorzügllchsten Magnaten Ungarns, Polens l»,d Böhmens. An Gold, Silber und Edelsteinen, glaubte man, habe sich der Reichthum der neuen Welt erschöpft. Dreihundert Speisen deckten die Tafel, und am zweiten Tage verherrlichte cm prachtvolles Turnier das glänzende Fest. Im Jahre l515 erhob sich bei Gonowitz der windische Bauernbimd, der seine vermeintlichen alten Rechte mit Dreschschlä-gel und Morgensterne» geltend machte; in Folge dessen er mehrere Edelleute grausam ermordete, vi,Ie Burgen, Kirchen »nd Klo-ster plünderte und zerstörte. Der Aufruhr verbreitete sich schnell nach Karnten und Kram, und es hatten sich wohl bei 80,000 Bauer» bewaffnet; als Sigmund, dem sich auch Io'rg von Herberstein angeschlossen hatte, mit 850 Reitern und füof Fähnlein Fußvolk, bei Pettau über die Dräu ging, und die Bauern in ihrem Lager bei Rann überfiel. Sie wurden leicht getrennt und geschlagen (Sept. I5I6), nachher dutzendweise an die Baume geknüpft, und die übrigen verjagt. Als Landeshauptmann in Steier, gründete Sigmund (22. Juni I5«7) die Bruderschaft, oder den Orden des'heil. Christoph, gegen das Trinken und Fluchen. Au, l 2. Jänner 15 l 9 starb sein unwandelbarer Gönner, der große Maximilian. Schon in dessen letzten Lebensjahren hatte Sigmimd sciue Entlassung von allen seinen hohen Würden im Heere, wie im Rathe, flehentlich nachgesucht; vergebens wiederholte er, scin Zipperleii, und seine Augenschmerzen vorstellend, auch bei Erzherzog Ferdinand sein Gesuch. ".'/ Der Glückliche hatte Neider; und leicht gelang eS seinen Feinden, den düsteren Schatten des Verdachtes über den Schuldlosen zu verbreiten. Der Wunsch, den Geschahen sich zu entziehen, ward als trotzige Aufkündmig der Vasallenpfllcht, als geflissentliche Steigerung der Verlegenheiten d,s neuen Herrn angeschwärzt. Seine Strenge gegen die fanatischen Wiedertäufer, als vorsätzliches Anfachen einer unhellbarelz' Meiuungsspal' tung und Befehdung; seine duldsame Mäßigung dagegen als strafbare Gleichgültigkeit geschildert. Die höchste Gefahr drohte seiner bereits, als ihn scm günstiger Stern von Wien hinweg auf sein einsames Thalberg geführt hatte. Hier harrten seiner durch Eilbothen fünfzehn ' Schreiben. Gewarnt, gebeten, beglückwünscht, aber auch heimgesucht von allen körperllchen Beschwerden (obgleich höchstens 40 Jahre alt), hatte er kaun, das letzte Schrien durchlesen, als er eilends, wie er sich fand, im stürmische!, Schneegestöber den noch nicht erwärmten Fuß sogleich in die Sänfte sehte, und sich augenblicklich nach Wien lind vor den Erzherzog bringen lies;. Inzwischen halte der Zufall das Seine gethan. Ferdinand's edles H.rz hatte die lichtscheue» Ranke der tückischen Ankläger (Vlgnnmd s bereits durchschaut, und beide kamen jetzt einander naher, als je zuvor. Letzterer war daher auch einer der Prokuratoren, die sich im Namen des Erzherzogs dle demselben bestimmte Braut, die Prinzes,'" Anna, zu Innsbruck am l l. Dezember 1520 antrauen ließen; so wle er bei i^m, zu Linz am 25. Mai l,'>il Erst im Jahre 1523 übernahm Sigmund die Herischast Hollenburg von Michael Freiherrn zu Wolkenstein, (der sie lebenslänglich pfandweise inne gehabt), gegen Erlag der Pfand-summe von 2000 si., worüber Erzherzog Ferdinand, (ddo. Inns--brück 20. August 1523), die Emantwortnngsurkimde besiegelte, und wobei auch Jörg vo» Firmian, Elbmarschall in Trient, als Zeuge aufgeführt wird. Wähiend in Schwaben, Franken, und am Nhein der große Bauernaufstand wüthete, erhoben sich im Jahre 1525 z» gleicheil, unseligen Beginnen die Bauern ans Obersteiermark, lmd besonders des anstossenden Erzstiftes Salzburg. Hier war der Erzbischof, Matthaus Lang, m feiner Veste Hohensalzbursi eingesperrt. Drr A»Sschüß der Empörer zu Gastein suchte Geschütz und Geld bei den Nachbarn, und warb gcwaffneteil Beistand von O.sterrcich, und von, schwäbischen Bunde. Alsbald zog Sigmui'd von Dietrichstein mit 5000 deutschen und böhmlschen Knechten und einigen Husaren heran, und trat iü Verbindung mit der salzburgischen, an Zahl und Kräften wenig bedeutenden Ritterschaft, die, von dcn Banern auf den einzelnen Burgen eingeschlossen, keinen Sammelplatz hatte. Die Absicht, auf der Rottenmanner-Straße, von Schlad-„ling über Rastadt vorzudringen, und durch die Besetzung ro„ Werfen und den« Passe Lueg, die Verbindung zwischen dem Pongau, und dem salzburgischen Flachland? zu sperren, zeigr nicht lliwortheilhaft für Sigmnnd's strategischen Blick. Doch, der gute Plan scheiterte an dem Widerstände der Bürger und Bergknappen von Schladming. Dietrichstein, aufgebracht und erhitzt, wegen des Verlustes von 100 seiner besten Knechte, wollte augenblicklich einige Gewalt« und Nachmiarsche machen, um mit ungecheilte^ Kraft einen allgemeinen Angriff v.rfuchei» zu können. Hier aber erfuhr er das, was seinem Freunde, Io'rger Freundsberger, das Herz gebrochen hatte. Das Kriegs-volk empörte sich nämlich wegen Soldrückstandes, und forderte, als dieser herbeigeschafft war, eben so trotzig einen zweiten Mo? natssold, obgleich noch nichts geleistet worden war. Signnmd hatte weder Mtttel »och Vollmacht, ihn zu bewilligen. Er mußte das Begehren der Truppen nach Wien berichten. Darüber »edoch ging die Frucht seiner bisherigen Anstrengungen, die gehosste Möglichkeit einer Überraschung, unersetzlich und für lmmer verloren. Kaspar Praßler, oberster Feldhauptmann der Bauern, erließ soglelch durch das Pongau m,d Pinzgan ein all, meines Aufgebot, und ernannte den Michael Gruber, von Bramberg, z»m Hauptmanne dieser Abcheilung, zugleich mit den, strengen Befehle, bloß verchcidigm'gsweise zu verfahren. Endlich hatte Dietrichstem seine ungestümen Söldncr befriedigt. Darum jedoch war er ihrer ausharrenden Treue nicht gewisser, als früher. Er eroberte Schladming im Sturme, und die Hauptaufwiegler fielen dem Gesetze, aber »ach den Begriffen jener Zeit, nur alljlivieler Schonung. Dessen ungeachtet bestürmten die übrigen Bürger, weitere Exekutionen befürchtend, den Bauern-Obersten Gruber unablässig um Hülfe, und hinterbrachten ihm grimmige Worte Dietrichstein's, und seines Adels blutdürstigeil Muthwillen. Der lmeutschlossene Gruber, das Lager von Na» stadt mit einbrechende:- Nacht verlassend, schritt durch den Engpaß nach Mandling zum Angriffe, und stand um 5 Uhr Morgens in Schlachtordnung vor Schladming. Dien ichstein, dcr in den verstossenen Tagen, mit sieben offenen Wunden, zehn bis fünfzehn Stunden zu Pfnde zugebracht hatte, war, von seinen» schweren Siechthume noch kaum genesen, eben eingeschlummert. In seinem Lager herrschte die sinnloseste Trägheit, Nimmersatte Begehrlichkeit und fortglimmende Meuterei. Unter den Bürgern von Schladming blinde Rachbegierde und Verrath. Der Ueberfall gelang vollkommen. Es war kein Gefecht, unr gransenvolles Metzeln. Ueber dreilausend Menschen, darunter sehr viele Edle aus Kärnten und Steicr, l3 32 fanden hier schmählichen Tod. Die Bauern gaben Quartier mn' den Deutschen; alle Uebrigen wurden gefangen oder versprengt. Ans seinem Hause entronnen, widerstand Dietrichstem vergeblich an zwei Stadtthoren, auf dem Kirchthurme, und auf eineln festen Thurme; — er mußte sich deu Bauern in ritterliche Haft geben, wurde aber von Gruber mit Achtung behandelt. Zwei i»nd dreißig Ritter aber ließ der Sieger au derselben Stelle als Sühuopfer enthaupten, wo die aufrührerischen Schladlniuger ausgeblutet hatten. Dietrichstcin wurde unter starker Bedeckung nach Werfen abgeführt, bald aber, ohne alles Losegeld, ganzlich freigegeben. Selbst in der Haft hatte er fur die Wiederherstellung des Friedens thatig gewirkt, und er war darin, besonders durch die Annäherung des schwäbischen Bundesheeres unterstüht, so glücklich gewesen, daß schon am 3l. August 1525, im Feldlager vor Salzburg, der Vertragsbrief unterzeichnet wurde, und Gruber seine Waft'en dem Herzoge von Baiern zu Füssen legte. Unter den Thaten Sigmund's, als Landeshauptmaun in Steiermark, und als Statthalter der niederösterrcichischen Lande, ist auch die Befestigung und Erneuerung dcs BergschloßeS zu Gratz, und di^, odschon nicht ganz berichtigte Gränzausglei-chui'g der Stttemiark gegen Ernten, Krain und Ungarn bc-luerkcnSwerth. Er starb im Mai 1533, wie es sm, Grabstein iu der Dietrichstein'schen Gruftkapelle in der Iakobskirche zu Villach ausweist, dessen Inschrift so lautet: 8l6>5ln„nlla. I^il^orc» < I^li-nm . a . I^inlicngtein . in. Ilnli^iil^ill^ . ot . ^nallicrg . ^rcni^„c«lu5 . (^rinlliiuc. I!.iei-ou . I^iicei NÄl: . Duorum . Hlaximoi-llm . at. Invi^U55l, mm Uln . HlllXlNlililinl. I'ormnillxlicjUL . I^nmilno-rum. Iln^^rattnuin . Hl^i-otiui-iz, (!an8ilii. I^ul,. I'ozlrc.'Mt). ^oliIlliai-l« . Ut.^plitl. Utroäl^lc?. In . Hlultis .^Xc. ^VIa^nis. Mi^islraiibus . 8un,m« . 5ln>in^u5. ^clalnus . 15t . (^nrolug. I>l»5f. 8e . Impulic^rOä .I^lllicl!. I>'il>l. I^5l«i-. I^t,. ^nua . ?lecclliin. NuIii>L5 . I'ililx; . Luibaia . l^eor^ii . Lgloniz . ^. I^ot^I. I^'iliu . Illijuz . (^anjux . I^t . I?ati-l. Nt . <Ü«l>jl,f;i . summn. ^i>. Vixif, .^Vn,n8. I.lll, M^N5L5 .111. Ul^5. VI. ^Ic»ltuu5. Vcru . In.^^. l>l,Ä I''in!i<:n5tc?in . ^Vii>ic> . ^VI) . ^Xa!« . 1^«<1en>lore. I^o5l,ro ci.i igt« . MNXXXN1 . vlc . XIX . Mc^!«. Maja. Sein Andenken hatte er auch durch Münzen verewigt. Sein Vermögen und seine Besitzungen waren so groß, daß mehrere Vormünder zur Verwaltung desselben für seine Erben eingesetzt wurden. Die Güter in Kärnten administrirrcn sein Bruder, Franz von Dietrichstein, Moritz Welzcr und Wolf von Keutschach. Jene in Oesterreich und Steier, Conrad Hohenburger. Wie hoch Sigmund in der Gunst und Achtung Kaiser Maximilians gestanden, und wie sehr sein kaiserlicher Freund sich bemühte, ihm und seinen späteren Enkeln noch Beweise rührender Zärtlichkeit zu geben, zeigt dessen leytwillige, in ihrer Art einzige Versügmig (ddo. 13. Oktober 1523), in welcher der gnädige Mo»arch seinen Enkelu ernstlich m,d ausdrücklich befohlen, »daß in der Burg in der Neustadt in der St. Iorgen-Kapelle neben Sr. Majestät Begräbnis; dc>n Sigmuud von Dietrichstei», Freiherrn, nnd seiner Gemahlin Barbara, einer gcborneu Frciin von Notal, ein ewig Gedächtnis, sollte aufgerichtet, und so oft in derselben, für Se. kaiserliche Majestät und der Fürsten von Oesterreich Seelen gebetet wird, desselben von Dietrichstein, seiner Gemahlin, Vorfahrens und Nachkom» men Seeleu mitgedcnken, nnd bitten zu lassen." Dieses Monument, welches noch gegenwärtig in der Burgkirche zu Neustadt gezeigt witd, hatte Mehrere zur irrigen Meinung veranlaßt, als ob Sigmund selbst an der Seite seines großen, unwandelbaren Gönners wäre bcigescht worden. Sigmund hinterließ drei Söhne: Sigmund Georg, Adam und Karl; und eine Tochter Esther, dic Hanns von ttchtenstem zu Nikolsburg zu seiner Gemahlin nahm. Während der Zeit ihrcr Minderjährigkeit, wurde Hollenburg von Franz Leiuiugcr und Wölfen von Keutschach administrirt; bis endlich (l55(1) Sla,-mund Georg, in seinem und seiner Brüder Namen, Beschcr dieser Herrschaft wurde. Vielfach waren Streitigkelten mtt seinen Nachbaren, den Viktringer Mönchen; besonders aber wurden häufige Klagen geführr wegen der Unterhaltung der Dräu« ^ brücke. Der, unter lcmdeSfürstlicher Autorität zwischen b.idcn ^7 Theilen abgeschlossene Vertrag, vom 8. Juni I5Zl, legte nicht nur die Ersteren bei, sondern bestimmte auch rücksichtlich der, Brücke, daß dieselbe, wie eS vor der Schenkung im 13. Jahr» hundert Statt gefunden hatte, wieder an Hollcnburg zurückkommen sollte. Die Uebcrgabe selbst geschah, laut Urkunde, am Itt. Juni 1552. Unter seinen drei Söhnen Georg, Karl und Johann, wurde die Draubrücke, die bis dahin mir für Fuß» ganger und Samnrosse gangbar war, mit 12 Jochen vermehrt, breiter gemacht, und so hergestellt, daß auch befrachtete Wägl-,, darüber fahre» konnten. In Folge dessen wurde ihnen auch auf ihr und ihrer zwei minderjährigen Brüder Ansuchen, die erste Brückenmcutth übcr die Dräu vom Erzherzoge Marimilian, als Gouverneur von Karntcn und Steier, (laur Urkunde Gratz den 30. April 1595) bewilligt. Nach dem Tode Georg's, (im I. 1598) übernahm Bar-tholomä die Herrschaft Holienbmg, und vermahlte sich 1601 mit Fraulein Elisabeth von Frankhing. Schon nach einigen Jahren brachte er Hollenburg durch Ablösung von seinen Brü-dern ganz an sich. Von seinem Schwiegervater bekam er die Herrschaft Nidau; dagegen verkaufte er 1606 die alte Stammherrschaft Finkcnstein an die Brüder Anton und Ludwig de la Grotta um 44,000 Gulden. Unglücklich für ihn und seine große Familie war seine Wirthschaft. Er machte viele Schulden, und ging endlich, als Anhänger der Augsburgischen Confession, außer Lande. Da er dcn Zeitpunkt der, den Ausgewanderten bewilligten Nück» kehr nicht bcnüßt hatte, so wurde, nebst andern Gütern, auch Hollenburg, diese schone Freihcrrschaft, durch kaiserliche Com-missäre geschätzt, und endlich, nach mehreren Einwendung^, von Seite des Ausgewanderten, d.r Kauf mit Sigmund L>id« wig, und Johann Balchasar, Giafen von Dietrichstcin, Gebrüdern von der steirischeu Linie, von der Hofkammer abgeschlossen, und Hollenbui'g, am St. Georgen I6Z3, von ihnen in Besih genommen. Nachdem Sigmund Ludwig, ausgezeichnet von seinem Landcsfürsten, auf diese Art Hollcnburg an sich gebracht hatte, richtete er sein Augenmerk auf die Hanns Khe» vcnhiller'schen Herrschaften, Landskron und Velden, die, »regen Majestätsverbrechcn 1632 von dem Fiskus cingczoge», , von Kaiser Ferdinand III., ddo. Wien 14. Dez. 1639, ihm käuflich überlassen wurden. Ebcn so brachte er auch die Stamm-Herrschaft Finkenstein, die Bartlmä von Dietrichstein an die Grotta verkauft hatte, im Wege Rechtens wieder an di« Dietllchstcme zurück. Im Jahre 1637 erneuerte und bestätigte ihm Kaiser Ferdinand III. das, dieser Freiherrschaft vom Kaiser Maximilian verliehene Necht, in Gold uud Silber Münzen mit seinem Wappen, Bildniß und Inschrift zu schlagen, durch dcn Freibrief, ddo. Wien den 22. April 1637 mit dem anhängenden größeren kaiserl. Siegel. Er ernchtete im Jahre 16^7 für seine drci Söhne: Sigmund Helfricd, Franz Adam und Georg Seifried von seinen kärntnerischen Besihnngen, Hellcnburg, Landskrou, Veldcn und Finkenstein ein Fideikommiß zu glci-chen Theilen, wahrend seine vier Töchter von seinem Allodial« Vermögen reichlich ausgesteuert wurde». Er starb in Gral) 1653. Seine Gemahlin ward Vormünderm mit der ausge-dchntcsten Vollmacht. Im Jahre 165!) machte sie die Ver-thcilung der Güter. KMH- MM. 33 Signnmd Holfried von Dietrichstein bekam Hollenburg und stand, wie sein Vater, »n großem Ansehen lind Winden. Er vermählte sich I«66 mit Maria Isabella v^i, Eolalco, Tochter Hanuibals, Fürsten von Gonzaga, Herzogs von Gua-stalla und Sabionetta. Das Portal des Schloßes Hollenburg, mit seinem und dem Wappen seiner fürstlichen Gemahlin geziert, zeigt von der Verschönerung dieses Gebäudes während seines Besitzers. Im Jahre 1673 ließ er den Schloßberg gegen Süden mit Weinreden besehen. Nach seinem Tode (ll»98) kam sein Sohn, Philipp Sciftied in den Besitz von Holleubnrg. Er starb 1715, ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen. Sein Tod veranlasse daher einen wichtigen Erbfolgestrcit, zwischen seinem Bruder Popo, trafen von Dietrichstein, und seinem Neffen Karl Ludwig, Sohn des Grafen Franz Adam von Dietrichstein, weil. Besitzers von Landskron und Velden. Der Streit wurde endlich von beiden Instanzen zu Gunsten Karl Ludwig's entschieden. Durch ihn wurden alle Sigmuud-Ludwig grasiich Dietrichstein'schen Fideikonmusigüter wieder ver« einigt. Im Jahre 1739 übernahm sein Sohn, Karl Franz Ludwig die Güter, und hinterließ, als er l?65 starb, einen Sohn, Franz Ludwig, und eine Tochter Maria Anna. Franz Ludwig vollendete die juridischen Studien auf der Universität zu Würzburg, und machte dann, seinen Geist weiter auszubilden, Reisen in Deutschland, den Niederlanden, Holland und Frankreich. Im Jahre 1770 übernahm cr Holleuburg, und starb endlich, allgemein geachtet und geliebt, im I. 1796. Sein Sohn Sigmund Ludwig, bereits majoren, nahm nun für sich, ,md alS Vormund auch für seine jüngeren Brüder, Johann Nepomuck und Johann Duklas die Herrschaft Holleuburg nebst den übrigen Fideikommisigntern im Besitz. Johann Nepomuk starb bereits I79st, und schon zwei Jahre darauf, auch Sigmund Ludwig. So ward eudluh der noch lebende Graf Johann Duklas, Herr der Herrschaften Hollenburg, Landskron, Vclden und Finkenstein. — Wir begleiten nun den Leser in die Hallen der ritterlichen Burg. Eine lange gedeckte Eingangsbrücke über den Abhang, führt »ms in das Innere deS SchlosihofeS, den ziemlich weitläufige Gallerten und Gange umgeben. Durch seinen gegen^ wärtigen Besitzer hat es viele Verschönerungen und Verbesserungen, sowohl in seinen Gemachern als auch an seinen Meie» reigebäuden, besonders aber in selnen Gärten und Parkanlagen erhalten. — Weit überragend jed»ch alle diese Beweise eines fein gebildeten Geschmackes, ist die prachtvolle Uebersicht des NosemhaleS, mit all' seinen Neitzen emer großartigen Natur, die aus seiuen Erkern und von seinen Altanen uns entgegen tritt. Die ganze gigantische Gebirgskette, welche dieses Thal gegen Süden begränzt, steht hier in ihrer vollen Ausdehnung l'nd Erhabenheit vor unseren Blicken. So sehen wir dort, im fernen Osten zur Linken, die Obir, diesen riesigen Gränzstein deS Rosenthales. Rechts von ihm zeigen sich der Mazenaberg, und der Harlouz, welche beide die finstere Kaschuta umschließen. Weiterhin steht der Singerberg, hinter welchem die Se-leniza, die Ortatscha und der mächtige Stou, mit kahlen, oft „ebelumgrauten Häuptern hermedcrschauen auf die Länder der Menschen, während sie selbst nur selten betreten werden von dem Fuße des kühnen Alpcngängers. Endlich, im lichten, gold-gefärbten Westen zur Rechten, glänzt im Abendroth der sinkenden Sonne, der Mittagskogel, und schließt mit seinen steil abstürzenden Wänden dm maiestätischen Neigen des Ganzen. Und hier im Thale! Welche Mannigfaltigkeit! Welch' cm wollustreiches Schwelgen des Blickes in dem reiche,, Thal-gründe der Dräu! Wie stolz wiegt sie sich hin, zwischen Wiesen, Auen und Fruchtfeldern, zwischen Dörfern, Schl'oßern, Kirchen, Hügeln und Wäldern! Wie stolz im Wogen des reichen Wasserschatzcs, den ihr die nahen Gebirgoströme freiwillig entgegen senden, bis sie selbst, lllnarmt von ihrer reicheren Schwester, der Donau, mit ihren« Namen, in den stürmischen Fluchen des Meeres zugleich ihr Daseyn rerlicrt! Wahrlich, ciu Bild der sinnigsten Betrachtung! ein Gegenstand, würdig der edelsten Empfiindung deS Menschen! — Maria Rain< V^ine Wallfahrtskirche, östlich von HoUenburg. Welchen unter den vielen Wegen und Pfaden, die zu ihr führen, man auch immer wählen möge, einer überbietet den andern an Neiz und Lieblich-keit. Allen Zauber der zartesten Idylle trägt die Umgebung dieses Gnadeuortes an sich, denn wohin das Äuge sich wendet, überall findet es Nuhepunkte des angenehmsten Verweilcns, der wohlthuendstcn Befriedigung. Nirgends Monotonie oder ermüdende Einförmigkeit; sondern ringsherum ein Gemählde der reichsten Mannigfaltigkeit, umsäumt von den prachtvollsten Formen der schonen Natur. Dieser semer herrlichen Lage wegen, bleibt Maria Rain für alle Freunde des Aumuthigen und des Zarten, ein gern und oft besuchtes Ziel der Wanderung. Die Kirche selbst ist eine Gründung der Mönche aus dem »iahen Viktring, und noch bewahrt sie jene Reliquien, welche Abt Johann VI. von seiner dreimaligen Wallfahrt nach dem gelobten Lande, mitgebracht hatte. De,- ungleich altere Theil ist das PreSbyterium, denn es führt uns durch seine Bauart in das fünfzehnte Jahrhundert zurück; während der erweiternde Zu-bau dem Jahre 1658 angehört. Ueber der Gnadenstatue, "am Hochaltare, wird ein Gemählde, Gott Vater vorstellend, und von der Meisterhand unseres vaterländischen Künstlers »Froh-müller" gemalt, mit Necht bewundert. Eben so dürften die beiden Altarblatter »St. Anna und Agatha" von dem Tiroler Künstler Anton Zoller seyn. Auch hat Steiners geübter Pin^ scl dieses Gotteshaus verherrlicht, aber leider sind eS statt zwölf, nur neun Apostel, die wir hier sehen. Besonders bcmclkens-werth ist die, an Reliquien reiche Silber» Monstranze. Sic bildet einen Baum, dessen Zweige mehrere Basreliefs aus dgs!^<'5 her gestellt hat; aber der Ort, den jetzt ein freundliches Land^ ^ haus eingenommen, trägt fortdauernd den Namen der Einsie- ! delci, und ist unstreitig der Günstigste für die Bewuuderuug ' dessen, was in überraschender Schönheit vor unseren Augen ausgebreitet liegt. Der L o i b l. Aast unübersteiglich und unerreichbar scheinen uns die Höhen, welche im langen Zuge, als Kalkalpen, das Herzogthum Kärn> ten gegen Süden von der benachbarten Provinz Krain trennen. Unterdessen, die mächtigen Bedürfnisse und Interessen der Menschen haben die Hindernisse der Natur muthvoll besiegt; ' und wo einstens nur der einzelne Wanderer, oder der Tritt des sicheren Saunn osscs festen Fuß fassen konnte, da ziehen jetzt, auf der breiten, geebneten Bahn, Güter und Menschen gefahr- j los an den Abgründen vorüber, wenn anders der Sturm der Elemente in der schrecklichen Stunde mcht beide bedroht. 34 Außer den mannigfachen, steilen Gebirgspfadcn, dem, wir bereits einige kennen gelernt haben, gibt es drei Hauptstraßen, welche über diesen Alpenzng führen, und zur Vet bin-dung der getrennten Länder dienen. Die eine liegt im Westen, und zieht sich über die sogenannte Würzen, hinab in das Thal der Save; die zweite windet sich im Osten über den Seeberg durch die Schluchten des Kankerthales; und zwischen beiden steigt die Straße über den Loibl,. hinab nach Neumarktl in Krain, bis sie endlich alle drei in Kramburg sich vereinigen. Sowohl an Alter und Berühmtheit, als auch an der Kühnheit ihrer Anlage und den Schrecknissen, die sie zuweilen dem Wanderer bereitet, übertrifft die Straffe über den Loibl bei Weitem die beiden früher genannten; denn, Erdstürze, Schnecla» vinen, Windstöße und Gewilterstürme, das sind die furchtbaren Erscheinungen, die oft mit Blitzesschnelle hereinbrechen, und denen der überraschte und bedrohte Reisende manchmal nur mit Ge-fahr seines Lebens entrinnen kann. Kaum die Hälfte des Jahres ist der Loibl frei von all diesen Beschwerlichkeiten und Gefahren, und selbst der schönere und günstigere Theil desselben ist oft so reich an plötzlichem Wechsel der äußereu Einflüsse, dasi unerfahrene, oder vorsichtslose Wanderer nicht selten ein Opfer ihrer Wirkungen werden. Oft, wenn er im Vollgemiße eines heitern Sommertage), fröhlich und bewundernd dahin zieht an, schroffen Ufer des rauschenden Baches, oder längs den Abhanden der waldigen Höhen, die ihn rings umgeben, schleichen bereits, still und ungesehen von ihm, leichte Nebel aus den Klüflen der nahen Gebirge, oder spielen im lichten Sonnenglan;e mn die Häupter derselben. Nicht lange jedoch dauert ihre scherzhafte Bewegung. Ein Windstoß fährt in sie, reißt sie los, jagt sie gegeneinander, und ehe der Reisende es zu befürchten wagt, deckt finsteres Gewolke die ganze Gegend. Der Regen stürzt in Strömen herab, und wohl ihm, wen,, auf die kaum empfundene drückende Hitze des Tages, nicht eisige Kälte des dichtesten Hagels ihn durchschauert! So beschaffen ist das Bild des Loibls in den schönen, freundlichen Tagen des Sommers. Woher aber nehmen wir die Kraft der Farben, um das gräßliche Gemälde desselben auszumalen, wenn der frostige Winter über diese Thaler seine kalten Fittige ausbreitet, und ungeheure Schneemaffen auf ihnen lasten, die Alles weithin überdecken, Wälder zerknittern, die Straßen klafterhoch überschütten, und die ärmlichen Hütten der Bewohner unter ihrer Wucht zu erdrücke» drohen. Hun« derte von Arbeitern sind da oft tagelang beschäftigt, mindestens die gefahrvollsten Stellen gangbar zu machen, nm die untel> brochene Verbindung wieder herzustellen. Wer jedoch mag die Fahrt auf einer Straße wagen, die, aus trügerischem Schnee gebaut, weit über ihrer festen Grundlage, und über dem schuftenden Gelander, an schwindelerregenden Abgründen vorüber-fiihrri Und kömmt nun endlich der Frühling, und mit ihm der warmende Strahl der Sonne, der milde Hauch der Lüfte, so darf der Reisende auch jeyt, wo in der Ebene des Landes Wiesen und Felder im schönsten Schmucke sein Auge bMeits erfreuen, diesen Hohen noch immer nicht furchtlos und vertrauensvoll sich nahen; denn gerade das, was dort die Natur aus ihrem lange,, Wiuierschlafe weckt, schreckt hier die Lavinen auf, die oft in einen, Momente mit unhemmbarer Macht herab sich stürzen, und mit Grauen, Entsetzen und grauenvoller Verwüstung das tiefe Thalgelände erfüllen. Wie mancher hat in einem solchen Augenblicke die Tage seines Lebens plötzlich abge-kürzt gefunden, und ruht in, kalten Grabe, der eine längere Dauer derselben gehofft hatte, und den vielleicht die theuren Angehörigen tief betrauern, deren Erhaltung ihn den Schreck-nissen der Natur hier entgegenführt! Noch stehen, da und hier an der Straße, die einfachen Monumente der Erinnerung an jene gefahrvollen Stunden. — Doch, wir wollen die^ Fantasie unserer Leser nicht noch langer nut Bildern des Furchtba» ren erfüllen, was auch hier, wie überhaupt in, Leben, nur zuweilen als Gegensatz erscheint. Der Loibl hat so viel des Schönen, so viel dcö Reizenden, ja selbst des Erhabenen, daß' wir den Freund der Natur gerne in seine stille Abgeschiedenheit begleiten wollen, um ihn auch mit dem bekannt zu machen, waS l„ geschichtlicher und anderer Beziehung denselben interessant zu machen fähig ist. In Unterbergen, der ersten Poststation von Klagenfurt, und eine halbe Scmide von Hollenburg entfernt, stehen wir am Eingänge in das Thal des Loibl. Auf der Anhöhe, hinter dem Dorfe, werfen wir noch einen Blick zurück, bevor uns, bei Unterloibl, die finsteren Nadelwalder des steilen Singerberges zur Rechten, und die zerrissenen Wände des Har-louz zur Linken, jede weitere Fernsicht rauben. In der That, kaum hätte der Erfindungsgeist irgend eines Menschen, eine großartigere Eingangspforte für das Innere der Gebirgswelt sich schaffen können, als die Natur hier in erhabener Größe hingestellt hat! Fleiß, Umsicht und rastlose Thätigkeit, haben da den trotzigen Wildbach für die Zwecke und Bedürfnisse des Lebens sich zinsbar gemacht. Erfreulich für das Auge jedes Vorüberziehenden, steht sie da, die Elsengewerkschaft m Unterloibl, mit ihrer fruchtbringinden Regsamkeit, und mit behaglichem Wohlgefallen mag der Blick ihres gegenwärtigen Besitzers, Thomas Poßnigg, auf ihr ruhen, dem sie ihren Flor verdankt. Doch, was sind alle Gebäude der Kunst, gegen den Riesenbau der Natur? Was ist das Gewicht des schweren Hammers, der das spröde Erz bczahnn, gegen die nie gewogene Masse, die hier, in wilder Zerwürfnis,, himmelhoch empor sich thürmt? Leichtl-s Spielzeug, gegenüber dem Aufruhre der Elemente. Von hier zieht die Straffe, fortlaufend au, östlichen AbHange des Singerbergcs, ohne Unterbrechung aufwärts; zur Linken, überschaltet und auch gesichert durch die festen Wurzeln »nd Stamme hundertjähriger Buchen; zur Rechten da und hier bedroht von schnell anwachsenden und reißenden Bergströ-men, wen» Ungeivitter sie erzeugen. Schnell jedoch verrinnend, liegt ihr Bett sonst trocken, uud nur die zurückgelassenen Spu-! ren gräulicher Verwüstung geben Zeugniß von ihrer wilden, Zerstörungswuti). Mit dem Steige» der Strasse sinkr der Loiblbach zur Linken immer tiefer hinab, sei» Rauschen wird immer leiser, bis es endlich, nach eiüer langen Srnnde, auf der Hohe des kleinen Loibl, den» Ohre unvernehmbar, in dem Säuseln der Lüfte durch die nahen Tannen- und Föhreu-zweige verloren geht. In anspruchloser Bescheidenheit steht hier, umgeben von einigen armlichen Hütten, eine kleine Kapelle, geweiht der heiligen Magdalena. Prachtvoll ist das Bild, was sie umgibt. Rechts und links kühne, beinahe senkrecht sich erhebende, unge-heure Felsenmassen, und zwischen ihnen, terassensörmig emporsteigend, die Berghohen des Loiblthales, über welche die Zacken der Selenitza und Diese Stelle, auch unter dem Namen der Sapotnitza bekannt, hatte im Jahre 1813, wegen ihrer Beschaffenheit, ebenfalls Bedeutung. Den Grund derselben werden wir angeben, sobald wir uns mit den Localverhallnissen im weiteren Umkreise werden bekannt gemacht haben. Zu diesem Behufe verlassen wir auf einige Zelt die Hauptstraße des Loibl, und folgen auf der Sapotnitza der Richtung des schmalen, steinigten Weges, der «ms neben jenen Hütten, gegen Westen aufwärts führt. Den Ufern eines kleinen, unscheinbaren Baches entgegen, gelangen wir zunächst nach Windlsch-Bleiberg, mir seiner einfach gebanten Pfarrkirche, fern von allen Ansprüche» eines gebildeten Geschmackes, und deßungeachtet harmonisch mit dem stillen, bescheidenen Charakter der'Natur, in deren Mitte sie steht. Von ihr weg, 55 gegen Slide,,, Krlngt uns em Pfad über ein Wald- und Wie-senplateau, m das sogenannte Bodenthal, „nd hier an den Fus; der Selemtza, der Oicalscha und des Erou; nänilich in die unmittelbare" Nähe jener Bergkolosse, die als nnverrückbare Gränzwächter des Heimatblandes, den Beivohnern der Ebene oft ^lcff der Bewiindeiung und den begeisterten Freunden höherer Alpemegionen nicht selten Gegenstände der freudigsten Sehnslicht sind. Unzugänglich der menschlichen Kühnbeit sind die Zacken der Selemßa, ja, selbst die lelchtsnsi'^e Gemse hat Scheu vor den schroff,» Felsenwändc» derselben, an denen mir hier und da dürftiges Moos gedeihen kann. Nur in de» niedrigen Regio-«e», dort, wo Steoiger'öllr und Schneefelder sich gelagert haben, verweilt sie, stets besorgt und horchend, ob das leistste ungewohnte Geränsch «hr nicht die Nahe des Jägers, oder die des Gefahr trotzenden Wildschützen verkündet. Diejenigen, welche den Stou ersteigen wollen, wählen daher den Weg über die Ortatscha, lind brechen m>t frühestem Mor» gen auf, nachdeiu sie >»l Bodenthale, be« dein sogenannten Bod-ner« Bauer, über,iachtet harten. Anfangs mmnit die Alpengän.-ger das Dunkel eines Waldes auf; bald >edoch gelangen sie in'S Freie und zugleich auf einen ziemlich steilen, aber dennoch gang, baren Pfad, der sie empor fiihrt zu den Felsenzinken der Or» tatscha. Hier zeigt sich nun plötzlich em wüster Kessel „üd jenseits d.sselben, jäl) aufst.igeud, das Ziel der Wülidc-rung, der Stou. Diesel- Theil des Weges f^rd.rt nicht nur Much, sondern auch Kraft und Ausdauer, denn, jener Kessel ist umschlossen von steilen, beinahe senkrecht abstürzenden Wanden, auf denen ,eder Schritt, ab° u»d aufwärts, n«r Nlit Vorsicht gemacht werden daif; ^).' Seinen Busen deckt ewiger Schnee und seine nächste Umgebung bilden Giganten, oft wunderbar an Formen, und,gleich furchtbar mit ihm an Schrecknissen, die zwischen ihnen hauscn, Weiterhin in Westen, steht der Manhart (8460') und dcrc, in, fernen Nordwrsten, als K'c-mg der Berge, der Ovos'glockner, mir scinrr eisiacn Spitze, d,e, i» einer Höhe von ,1,782 Fuß, über dcm Spinel des MecreS starrt. In der Richtung gegen Osten von lhm, sehen wir den Hohennarlen, den verzog Ernst, den mächtigen Ankogel, den Hafnerspitz, weiterhin den Eiseichut, die Flatnitzcralpen, die Sau- und die Cheralpe li. m. a. Wer könnte sie alle zählen und nennen, die einzelnen Häupter, die in unendlicher Menge die Nundschan des Eton verherrlichen? — Kaum sollte man glauben, dasi die rauben Pfade dieses Gebirges, so wie die traurige Wildnisi des heiteren Bodenthales, von dem Fusie eines Feindes je betreten winden, und dennoch hat unö die Geschichte der neuesten Zeit eine Thatsache aufbewahrt, die interessant genug ist, um h»er erzählt zu weiden. Nach dem Verluste der Schanzen bei Feistrltz, im September l8l3, lind nach dein Rückzüge der östersi-ichi-schon Almee bei Hollenburg, belryte der Femd obne Widerstand daö rechte Dranufer. Em Detachement desselben nahm auch die Sarotnitz^ in Besih, nnb versah die dortige Schanze mit zwei Geschützen. AIs nun, wie wir wissen, der tomman-dirende General Hitler eine allgemeine Vorrückung beschloß, würd,, nach dem forcliten Uebergange bli Hc'llenburg, auch Un-terloibl besetzt, und gleichzeitig eine Abth'llnna, Jäger durch die Zell, jenseits, am rechten Ufer deS Baches, auf den ^oibl vor-geschoben, wo sie das dorr befindliche französische Piket anch vertrieb. Auf diese Alt jedoch war die feindliche Besatzung auf der Sapotnitza von allen Seilen eingeengt, und es blieb ihr feine andere Wahl übrig, als durch Windischbleibcrg der Ge» fangenschafr l,u entgehen. Die Colonne zog daher durch das Bodei'ihal, vernichtete ihre Wägen, vergrub ihre Kanonen, und erklomm, geleilet von Wegweisern, den Fusisteig der Or-tatscha. Die möglichst bepackten Pferde wurden sorgfaltig gc-führt, und an abschüssigen Stellen hingen sich ganze Reihen an den Hintertbeü des Thieres, um durch Zurückhalten das Abfallen zn vcrhütben. Furchtbar wiederholten sich hier die Scenen, die unter Napoleon und Macdonalb, auf dem gebir-gigen Boden der Schweiz, ewig denkwürdig, Statt gefunden hatten! — Zurückgekehrt zur Magdalenm-Kapelle, auf dem kleinen Loibl, und die Strasse weiter verfolgend, die von ihr in terras» /^ senföilmaen Wendungen sich abwärts senkt, vernimmt »nser Ohr das rauschende Getose eines Wassersturzes. Es ist der Bach, der das Bodmthal st,ll durchrennt, nnd hier, von Frlsenmassen zusammengedrängt, mühsam seinen Au^gang sucht, um sich bald darauf nnt dein tiefer gelegenen ^oiblbache zu verbinden. Die über ihn gespannte »Teufelsbrücke" bemmmt leide:! auch den freien Anblick seines Sturze?, der nur aus der Tiefe, nicht ohne Beschwerde, betrachtet werden kann. Eine Viertelilunde von ihm entfernt, liegt hart an der Strasse das einfache Besitzihum des sogenannten »deutschen Pe-ter." Hier war es, wo im Jahre 1641 Se. Majestär, der König von Sachsen, während Allerho'chstderselbe den ^o>bl pas« sirte, um die Gegenden in der Nähe des Terglon zu besuchen, längere Zeit der Ruhe im Freien widmeten, besonders angezo» gen durch das Romantische der Fahrr zwischen diesen Bergen. Nach ungefähr zwei Stünden, langsamen und beschwei'li» chen Anstieges der Strasse, gelangen nur endlich nach Sc. Le-onhard, hart am Fusie des großen Loibl gelegen, den wir hier, hoch über der kleinen Kirche und ihren wenigen Nebengebäuden, zum ersten Male erblicken. Diese Kirche, dem heil. Äbten l/eonhcnd, (der zur Zeit ^r KreuMge, als Patron der Gefangenen, in vielen Gotteshäusern verehrt wurde,) geweiht, wurde am 2. No». 1239 von, Patriarchen Perthold von A^mle/a, nebst allen Einkünften derielben und dem Patronatsrcchte, wel: ches >hm schon lange früher sein Bruder Heinrich, Markgraf von Istrieu, überlassen hatte, den Mönchen von Viktring mit der Bedeutung geschenkt, das, fortwährend ein Laienbruder daselbst wohnen, und den Reisenden Licht, Stroh und warme Stube bereit balte sollte. Der Patriarch schenkte dem Stlfte überdies, noch mehrere Neubrüche, damit ans den, Vermöge» deS Stiftes die Strasse und Brücken erhalten werden. Herzog Bernhard, der Sponheimer, beschenkte die Mönche im Jahre l253 mit dem Walde am kleinen Loibl, bis znr Sapotmßa lind bis gegen Fei lach. Indessen, da in jenei, Ta« 14 I« gen der Weg von St. Leanhard bis Unterbergcn einsam durch finstere Wälder und nebe« Abgründen dahmllef, wurden die Reisenden in diesen, damahls wenig bewohnten Schluchten, häufig von Räubern angefallen und ermordet. Diesem Umuge zu steuern, übergab Herzog Heinrich (1330) den Wald und die St. Magdalenen-Kapelle in der Saporniha dem Stifte unter der Bedingung, daß dorr ein Priester wohne, und d»e Leute bei sich aufnehme. So blieb diese Strasse der Obhut wohlthätiger Mönche anvertraut, bis unter Kaiser Friedrich III. und seinem Sohne, Kaiser Marimilian, mit der Orgamsirung der Landstände, auch dieser Verbindungsweg mit Kram, ihrer Pflege und Aufsicht Übergeben wurde. Damahls bildete den höchsten Gipfel des Loibl ein schmaler Felsenkamm, der nicht überschritten werden konnie. Es blieb daher kein anderes Mittel, als ihn zu durchbohren, was denn auch geschah. Bereirs im Jahre 1578 zog durch diese Felsen-pforte das kleine kärntnerische Heer, unter dem Befehle Georgs von Khevenhlller, um, vereint mit den Kramern und Kroaten, die bosnische Gränze zu säubern. Sowohl Megiser, als auch der englische Reisende, Browne, geben uns verwundernde Schilderungen über diesen Van, den sie vor Allen staunenswert!) finden. Auch Valvasor ist ihnen nachgefolgt, und hat uns selbst ei„c Abbildung jenes Durchbruches geliefert, der beinahe mehr als zwei Jahrhunderte bestanden hatte, unterdessen, auch er unterlag den Unbilden der Stürme und der Witterung, und man sah sich im Jahre 1725 genöthigt, einen ucuen Durchschlag anzutragen. Dieser sollte hier, bei St. Leonhard, be-ginnen, und, nach einer bemessenen Länge von 350 Klaftern, jenseits-des Berges, bei St. Anna sich münden. Die Zrit ze-doch war zu kurz. Kaiser Karl VI , dieser ruhmwürdige Gründer einer neum Schöpfung deS Bau-, Strassen- und Han-delwefenS für Oesterreich, wollte die neue Strasse über den Loibl schon im Jahre 1728 befahren. Man stürzte demnach die alre Höhlung zusammen, und brach in den Bergesrücken lenen Einschnitt, denn wir noch ,cht sehen, und ,dcn zu beiden Seiten Pyramiden zieren, welche die Stande beider Lander errichten liesien. Die darauf befindlichen Inschriften schildern, uns, in lateinischer Sprache, die hohen Verdienste jenes Monarchen, die er sich durch den Bau dieser ganzen Sttasse im Allgemeinen, insbesondere aber durch den Umbau derselben, auf ihrem höchsten Punkte, so wie durch die Förderung deS Handels „ach Trieft, erworben hatte. Ein eigenthümliches, reges Leben herrscht auf dem Gipfel des Loibl. Denn hier, zwischen den beiden Pyramide», ist der Punkt, wo nicht nur die, für diese Fahrt nothwendigen Vorspannspferde, ausgespannt, und wieder zurückgesendet werden, sondern wo auch ein großer Theil der Frachtgüter in einzelneu, kleinen Magazingebäuden, die der enge Raum gestattet, abgeladen und aufbewahrt werden. Wie wichtig überhaupt diese Strasse für den Handel ist, beweist der Umstand, dasi auf derselben, an Transito-Waaren allem, jährlich über 80,000 Zentner verführt werden, ungerechnet jene Menge, welche, als E',Zeugnisse des Landes, über den Loibl ihrcn Absay außer demselben finden. Da nun diese nicht auf großen Lastwägen, sondern nur iu kleineren Parthien, zu Ü — 5 Zentner verführt werdeu tonnen, so lst auch eine größere Menge kleiner Fiibrwerke noth' wendig, die daher zuweilen in ununterbrochener Neik? die sonst ruhige Abgeschiedenheit deßt herrschende Regsamkeit auf derselben sich nicht wieder in lautlose Stille verwandeln werde, ist eine Frage, deren Beant-»vortung wir der nächsten Zukunft anheimgestellt lassen müssen. Was nun endlich die Fernsicht auf der Hohe des Loibls betrifft, so ist ske wegen des Umstandcs, das, die Strasse über die tiefste Emsattlung des Gebirges geführt werden mnsire, beschränkt, und gewahrt nur uach zwel Seiten einen Ueberblick. Unter diesen beiden hat offenbar der nach Krain den Vorzug; da d>e Stellung der nahen Berge gegen Kärnten nur einen sehr kleinen Theil dieses Landes bemerken läßt, wahrend man nach jenseits, weit über Kramburg hinaus, in der Ebene von Laibach, das Bild der Landschaft verfolgen kann, bis ihre Formen im fernsten Dufte des Südens den« Ang' entschwinden. Besonders lntercssant, und e.'haden durch seme Majestät, ist das Gemälde seiner nächsten Umgebung von St. Anna, welches wir tief unter uns erblicken. Auch d>r heiterste Sonnentag des Sammers raubt dieser Gegend nicht den ihr eigenthümlichen, tiefen Ernst. Alles bleibt hier still, groß und furchtbar. —. Eben so beginnt hier erst der gefährlichste Theil der Strasse, denn in steil abstürzenden, kurzen Schlangenwindungen leitet sie über . ,' den Abhang des Berges, bis zum lieblich gelegenen Kirchlei:, K^ss" von St. Anna, auf dem sanften Teppiche feines Wiesengrundes. ^^ F o r l a ch. <^)er kennt ihn nicht, diesen Namen, sowohl unter den Söh, nen des Mars, als auch miter den Genossen der edlen Weid« mannskmist? Wer kennt sic nicht, die Waffen aller Art, welche das rüstige Volk der Cyklonen einst zu Hunderttausendei, hier verfertigte, und in alle Welt versandte? Blühend, reich und glänzend vor vielen Andern stand Ferlach da in den drohenden Tagen des Kriegsgetümmels; nnd jehr, wo der Friedensengel seine Flügel segnend über die Länder verbreitet, entbehrt Ferlach allein seiner wohlthätigen Einwirkung. Kaum mehr ist ihm geblieben, als das Bewußtseyn von den, Smken seines Flores; kaum mehr, als der beständige Kampf mit dem Lo,dl-dache, an dessen Mündung es steht, und der hier, olr reißend und verheerend, a,,s semen Schluchten heivorstürzt, nnd, seine Ufer weithin überschreitend, Alles mit Schntt und Sand bedeckt. Die Zeit, wo hier, wie zu vermuthen steht, die erste WaM'nfabrik Oesterreichs angelegt wurde, fälll zurück in daS sechzehnte Jahrhundert. Der Sage nach, waren es Nieder-länder. welche, von Kaiser Ferdinand I. herbeig^oaen, der damaligen Bewaffnung des Landes, so wie der Ausrüstung des Klagenfurter ständischen Zeughauses ihre kimsta/übten Hände lieben, und sich hier seßhaft nil dc> ließen. Im dreißigjährigen, und in den darauf folgenden Türkenkriegen, bekam Ferlach voll« ans zu thun. Unter Kaiser Karl VI. hob die, an Hämmern uub Schmieden in der Umgegend reich begüterte Familie der Hubmanöhofen besonders die Draht- und Nagelfabriken zu einer damals so bedeutenden Höhe, daß sie den Adel und später den Freiherrnstand, mir dem Prädikate »Silbernagel" erhielt. Eine glänzende Periode erlebte Ferlach zur Zeit des sie-beniährigen Krieges, wo die kaiseiliche Armee den größten Theil ihres Bedarfes aus den Werkstätten von Ferlach höhlte. Martin Scheinig, einer der hiesige» Gewehrlieferanten aus jener Zeit, erwarb sich ungemeine NeichtiVmer, di? er größtentheils zu frommen und wohlthätigen Zwecken verwendete; so, dasi es im weiten Umkreise fast keine Kirche, und kein Spital gibt, welche er nicht zum Theile, oft auch allein dotirte, und auf diese Art seinen Namen auf eine ehrenvolle Weise zur Nach^ welt brachte. Ungcmein viel leistete Fcrlach in, Türkenkriege, noch mehr aber in dem darauf folgenden, anhaltenden lind weit blutigeren Kriege mit Frankreich. So wuiden vom Jahre 1800 — l8l4 an die k. k. Armee 106,752 Stück Infanterie'Gewehre, 6176 H? Dragoner-, 29,268 Hnsaren-Karabiner; Z364 Offiziers- »,nd 5l,4l4 Kavallerie-Pistolen, zusaminen I9«1,I?4 Stück Ge, wehre abgeliefert. Seit dem Jahre l8!4 fiel lie Aerarial-Lie-fernng immer mehr herab, so, dasi sie in» Jahre I838 bloß 236! , lmd im Jahre 1839 gar »,ur l600 Stücke betrug. Die, »nit der Gewehr- und Scahlarbeiten - Fabrikation beschäftigten Ortschaften sind, außf,- dein Hauptorie Ober-Ulld llnter > Ferlach, die zur hiesigen Pfarre gehörigen Dörfer Gabel und Tobrowa, zilsammen »n l:;4 Häusern, vi>n 1270 Seelen bevölkert. Außerdem, nehmen mehrere Bewobner der nachbarlichen Pfarren, Glelnaä), Kapprl, und llnierloibl, so--wohl an diesem Industriezweige, a!ö auch an der Baron von Theil; so, dasi man 2840 Mensche,,, daiüil beschäftigt, annehmen kann. In Ferlach bildc» die Büchsenmacher keine eigentliche Fa-br«k, wohl aber eine Zunft, die 303 reale Meistergerechtsame zahlt, welche ,n die Bearbeitung der einzelnen Waffen-Bestand, theile zerfallen. Bei größeren Be,5e!lnngei, treten einzelne i^ic.-ferantcn an die Spitze, welche die Arbeiten der Meister um gewisse Preise ablösen, und im Großen versenden. Da gegenwärtig die Aerar,al - Nrfernng die Lente kauil, über zwei Monace beschäftig, so n.iisstn sie'sich mit Privat-Arbeiten befassen. Diese bestehen in cmfachcn nnd Doppelflinten, Schrottstutzcn, Schelbengcwehren, Kngclstutzen, dann in verschiedenen Geschnieidtlvaarcn, wie sie nur inm^r im Han-del gesucht weiden, ü,,d die, insgesammt nach Uo^arn lind seine Nebenländer, nach Pohlen, Tirol lind Italien verführt, einen, leider! nnr geringen Äbiay nnd schlechte Pre»se finden. Die für das hohe Aerar verfertigten Gewehre weiden von dem k. k. Geirehr-Depots. Coinmando in Görtschach übernoinmen, visi-tirt, und in zwölf monatlichen Naten bezahlt. Bei dem Fle<ße und der Gelehrigkeit der Ferlacher, ist ihnen nichts zn wünschen, als daß ein Unternehmer mit bedeutenden Mitteln an die Spifte träte, das Ganze fabrikmäßig im Großen etabline, und dnrch Herbeiziehen fremder Arbeiter, so wie durch Reisen der Einheimischen, Fei lach in den Stand setzte, mit Sollingen, Mtich, Brescia lc., gleichen Schritt Hasren zu können. Einzelne Ferlacher arbeiteten allerdings in Berlin, Petersburg :c., nnd drangen selbst an den BoSphorus; doch immer war es der Mangel an Fonds, der den Einzelnen anf die verlassene, früh,:- gewohnte Bahn wieder zurückbrachte. Im O,^en von Ferlach steht, gleichsam vorgeschoben, der stcmicUe Nucken des Matzeukogels. Seine Höhe ziert eine kleine Kapill,. Obgleich die Ersteigung desselben mcht ohne 'Pesch'verde geschehen kann, so ist er doch vorzüglich geeignet, die Ausdeh' lnmg incht nur des ganzen Nos^nthales, sondern auch die große Ebene von Klagenfnrt und ihre Fernen mit einem Blicke überschrien zu können. Zwischen ihm und dem Harlonz lieqt, tief eingeschnitten, das Wa^dischthal, im Hintergründe verschlossen von den seiit-r^chtcn Fel'cnwäüden der finstern Kaschutca. Von der Ham-mergewerkschaft in den, Pfaridorfe Waidisch, (der beste Auf. gangspunkt zuul Gipfel des Harlouz) windet sich em Weg ziemlich steil cnlfwärtS, hi»an in baS hochg.leqene Alpenthal, Zell ,n der Psarr, de^ von hicr, an der südlichen Abdachung der Ob,r, »der das Pfandorf Ebriach, in die Eisenkappel führt. Die feierliche Ruhe dieser abgeschiedenen Gegenden gewährt se-dem Wanderer den wohlchuendsten Gegensaß zu dem, oft betäubenden Gcwühle der Städte, und ist, von diesem Gesichtspunkte betrachtet, besonders empfehlenswert!). Die O b i r. <^Vir stehen am Ziele unserer Wanderung durch das Rosen« thal, oenn hier, am Füße der lDbir, verändert die Dran plo'ß» l'ch ihren ?anf, und gchc in nordöstlicher Richtung hinaus m die freiere Ebene deS Bandes. Der Weg nach Ferlach, bis h'cher, -'schen Hainm^rqnvcrkschasr Frelbach, in deren Mähe die sogenannte Abtei, ein Pfarrdorf altt sonniger Höhe, gleich» sam den Schluß der bewohnten Oerter i» dieser Hügelreihe blldet. Es soll semen Manien daher haben, weil ein Abt von St. Paul in diese Einsamkeit, sich zurückzog, um da den Nest seiner Tage frommen Auschaulmgen zu weihen. Auch diese Ge» gend, und insbesondere jene bei St. Margarethen, hat sich il» den Septembenagen des Jahres I8l3 auf eine nicht nnintcr» essanlc Weise beinerl^ir aemachr. Als nämlich, gedrängt durch die Uebermacht d^s Feindes, die Schande bei Feistrih von del» Oesterrcichern verlassen und der Nnck^ng über die Dra:« b«i Hollcnburg veranlaßt werden mußte, ver>ä»mte eine Abtheilling Iäc>/r, dle die Höhcn des Loibl besetzt gehalten hatte, di^ festgesetzte Frist, und kam zu spat an den Pnnkt, des Niickzu-aes. Der bei der Brücke stehende Gustav Graf Egger'sche Kohlbaien war, als allgemeines Zeichen der bestimmten Stunde, bereits niedergebrannt; die übrigen Truppen schon jenseits der Brücke, und drei Joche derselben schon abgetragen, um dem Feinde das Nachdringen unmöglich zu machen. Die Jäger kamen, und jenes Hinderniß ward es auch für sie. Es blieb kein anderes Mlttel übrig, als längs der Dran sich hinabzusehen, und mittelst eines Umweges, über die sogenannte »nene Brücke" jcns.us der Sattmh mir ihren Waffenbrüdern sich zi» verbinden. ^ In stiller Nacht zogen sic sich daher nber Ferlach und die übrig» u Dörfer bis nach St. Margarethen, wo sie emige Zeit der Nnbe gönnten. Vor diesem Orte bildet die ansteigende Strasse die Form eines Hufeisens, dessen oberer Schenkel mit Gebüsch nnd Bänmen bewachsen ist, während der unteic nnd tiefer gelegene der Beobachtung offen gesteUt bleibt. Uni ihren Anfenthalt in St. Margarethen vor einem möglichen Feindes-überfalle zn sichern, beschte ein Tk'il >ener I,iqer-Colonne den oberen Theil der Strasse. — Nicht lange dauerte es, und schon sah man in der Entfernung ein Detachement französischer Truppen, langsam und vorsichtig heranrücken. Keine Gefahr ahnend, zogen sie sich näher, einen Obersten an ihrer Spitze Jetzt standen fie am unteren Theile der Strasse, und noch hatten sie die Biegm'g derselben mchr erreicht, als auf ein ge--gebenes Zeichen die versteckten und wohl gesicherten Jäger anj ihrem Hintel halte anf die Feinde losfenelten, nnd Schrecke!» und Tod unter ihnen verbreiteten. Der erste der Gefallenen, war der Oberst s.lbst. Trotz der Verwirrung, ward er von seinen Renten nach Ferlach zurückgebracht, und dort, fern von seiner Heimath, mit allen seinen» Range gehührenden Ehrenbe» zeugnngen, lm Kirchhofe begraben. Kaum 14 Tage später, nnd auch alle seine übrigen Kampfgenossen, waren aus Karn-tens'Gauen für immer vertruben. DaS, was nun zunächst und ausschliesimd unsere Aus, merksamkeit in Ansprnch nunmt, ist die Obir, deren Gipfel 675 l Fuß über das Meer ei hoben steht, und der dessen ungeachtet beinahe von allen Seiten zu ersteigen ist, wenn auch nicht überall mit gleicher Bequemlichkeit, Em prachtvolles, großartiges Bild des Anblickes gewahrt dieser Bergkoloß, hier in Freibach, bei seiner nördlichen Abdachung betrachtet. Ohne Vorgebirg, bedecken seinen Fuß dunkle Tannenwälder; bald je-doch verlieren sie dc» Boden, der ihnen Nahrung geben könnte, 38 und in jahcr, beinahe senkrechter Richtung thürmen sich die nackten, vielfach zerissenen Felsenwände mit einer, mehr als vi^rtansendfüsiigen Höhe, zum Himmel empor. Nur Schnee-felder lm Schatten derselben, und unzählige Masse» angehäuften Sceingerölles lagern zwischen lhnen, und sind an dieser Seite der Odir die emsigen und gangbaren Stellen fur chre Ersteigung. Das Thal selbst ist rechts und links von mächtigen Waldhohen eng cmgeschlossrli, an denen, auf einzelnen freien Platzen, die Bauernbeßl)!>»gen zer>rreui liegen, und wie hinge-llebl erscheine». Mir brausendem Getöse entstürzt der Freibach dieser wlldromantische» Thalschlucht; treibt eine Menge von Sägen, Mahlmühlen und Eisenhämmer; bringt dadurch ?ebe», Thätigkeit und Verkehr in dieselbe, und ergießt sich endlich, nach vollbrachter Thätigkeit, stlll und unbemerkt in die Dräu. Frelbach ist e,n Hauptstappelplal) fur die Bretter aller Art, d»e uicht uur nach Klagenfm't geführt, sondern auch für iene große Menge derselben, die auf der Dräu bis nach Kroatien geliefert werden. Die an dem Bache gelegenen Hammerwerke arbeiten theils auf Eisen, theils auf Stahl, Erstere siud ein Eigenthum des Herrn Ferdinand Graf v. Egger, letztere gehören gegenwärtig dem Herrn Eduard Lö'fsser. Freunde der schönen Natur, und insbesondere jene, welche den Gipfel des Obir ersteigen wollen, werden hier aufmeiksam gemacht, in der sogenannten Raunik-Hnbe, ungefähr l llW Fuß über Klaaenflirt erhaben, die Nacht zu^ubrmgen. Sie liegt anf eiin'l» Bergabbange, der sich sanft verflacht, und um die Wohngebände ein fruchtbares Plateau vou kleckern und Wie-sen bildet. Ist der Wanderer von der Witterung begumiigr, so cmpfäogt er hier, m dieser Abgeshiedenheit, und im ?lnblick der, >hu unlgebenden, großartigen Natur d>e würdigste Weche fur die Genüße, die ihn« am höheren Ziele seiner Neise bereitet sind. Der kürzeste Weg ist unstreitig derjenige, der, an der Weratschnigg-Hube vorüber, längs emer Sandriese, bis hinan zum Gipfel, längstens in drei Stunden führl. Aber nur ge-wohnten Alpengängern ist er anzliempfehle». Minder beschwerlich, aber mit einem Zeitainwaude von 6—7 Stunden, kann jener zurückgelegt werde», der längs dem südlichen AbHange der Ob,r sich empor wiudet. Em dritter Pfad ist zwischen jener Schlucht eingeengt, die von der gvoiien und kleinen Obir gebildet wird, uud der Wildensteiuer-Graben heiße; von der Ruine bea alten Schloßcs Wlldeustei,» so genannt, welche am Eingänge ii» das nahe, obe:e Iauinhal liegr. Ei» schönes Blld gewährt gle>6) Anfangs der Sturz des waches über Felsentrümmer, zwar nicht von bedeutender Hohe, aber höchst malerisch durch seine Umgebung. Ileber ihm nimmt die angenehme Kühlung eines dichte» Laubwaldes den Wanderer auf, aber schon nach einer kurven halben Stunde beginnt der beschwerlichere Theil des Weges; denn hier erst fängt der Wildensteiner-Graben an, eine steil ansteigende Schlucht, ausgeholt von dem Wildbache, nnd bedeckt mit locker liegendem, oi't unter den Fußen weichendem u»d herabstürzendem Gerölle, wahrend ihn rechts und links senkrechte Felsenwände beg,'änzcn. Häufig zerstreut um^er liegende Kalkblöcke, und umgestürzte nlächtige Flchten - m,d Härchen-Stämme, machen diese» stundenlangen, hie und da an steile» Abgründen vorüberziehenden Pfad zum beschwerlichsten und eben mcht gefahrlosesten Theil der Wanderung. Endlich gelangt man in die freiere Alpcnregioi», deren Vertiefu»acn nie geschmolzener Schnee ausfüllt, und bald darauf, durch Kienhol^wälDer, hundert Fuß uuter dem Gipfel, zu der Knappenhütte. Noch eimge Minute», und wir stehen an, Ziele. W>e alle freistehenden Berggipfel, gewährt auch die isolirte Stellung der Obir eine prachtvolle Nundschau. Sie ihrem gangen Ilil'fange »>ach beschreiben zu »vollen, wäre ein fruchtloser Versuch. Alles was wir biethen lo'nnc», sind Andeutungen d.ssen, was von diesem hohen Standpunkte, als besonders hervorragend, sich darstellt. Gegen Süden hängt die Ob>r durch ihi-eu Abhang no Zxexali und den schmalen Sattel na Lonailig mit der schroffe» Kaschulta zusammen, welche eine »„durchbrochene Kette kahler Fvlsenmasset,, bls hin zum Loibl bildet. Unter den drei ausgezeichneten Glpselu derselben, führt östl»ch, über den Sattel 2k>'8 VVubi, ein Fuftstclg nach Kiam. Hinter dieser Berg-mauer erhebt sich lief im Südwest^n, d»e schneebedeckte Kette des Terglou, und verschließt >ede weitere Fernsicht. Im Westen, über den vorliegenden Mahenberg, bleuer sich das Nosen« thal aus, majestätisch durchfirömr von der Dräu, bis hm gegen den Mttlagskogel, der es gebieterisch überragt, und durch eine Reihe von Verbindungshöhen mit der Villacher - Alpe zusammenzuhängen scheint. Nordwestlich liegt die schöne Ebene von Klagenfurt, und in deren Mitte die Haupistadr selbst. Vei günstiger Beleuchtung ist den, scharfen Blicke des Beschauers jedes Haus dlesn' Stadt bemerkbar, »nd ein bewaffnetes Auge kann selbst die Menschen in den Gassen lind Plätzen derselben auf «nd nieder wandeln sehen. Der nahe Werdersee, selbst Villach und das hohe Blelberger-Thal sind deutlich wahrnehmbar. Elwas nördlicher leuchtet Feldkli'chen herüber, und den Geslchtskiels schließen im Hintergründe jene Bergreihen, welche Kärnteu gegen Obersteiermalk, Salzburg und Tirol begräu^eu. Iu ihrer Mttte thront, umringt von Gletschern, der Großglockuer. Nö dl,ch zeigen sich, glelchsam zu den Füßen der Obir, die Pfaridör'er Abtei, und Nadsberg; un» über dieses hiuaus, erblickt mau m welter Ferne, daß Schloß Tanzenberg, die Ebene von St. Veit, das schöne Krapfelo mit Alchofen, uud im Hintergründe die obersteierischen Greiiza/birge, die Iudeübu'g.r - Alpe, die Slrbitz und den E>s>M)ut. Nordöstlich über Gal>z>en, Möch» ling, Slain und Tamach hin, zeigt sich die Stadt Völker-inarkt, umgebe» von den Schloßen» Neudensteiii, Haimburq, Griffen, Ehrenegg, nebst vielen Kirchen und Dörfern. Die Vorgebirge der Saualpe entziehen den Anblick des Lavantiha« leS. Oestlich ft^ht mau, Sonuegg übe!höhend, Eberndorf, ein Besihchum des Benediktiner. Srifres St. Paul; die Pfarre St. Michael, die Etadt und das Schloß Bleiburg, weiterhin die Ebene von Schwabegg und Laoamünd, bis hin an die Choralpe, die mit ihrer sausten, fruchtbaren Steigung, nud ihre» grasreichen Alpentrifren, den, Auge einen wohlthuenden Nlihemmkt gewährt. Über den Gräben der Eisenkappel stehr, im Osten der Obir, die nachbarliche Petze, etwas seitwärts der Ilrsulaberg, uud in südöstlicher Richtung der dichtbewachsme Kliepouy, die steile Oschwa u»d Nadocha, welche das w,lde Sul^bacherchal eiuschließeu. Südöstlich ziehen sich die Felsge-büge der K»tschua gegen Si den din, über welche die unter-steierische», Berge im bla,en Dufte hei überschauen. Endlich sieht man, über die tiefe» Gräben der Kanker, cine», Theil der Laibacher-Ebene, mit den krainerischen Hochgebirgen im Hin-tergruude, die, nach Westen hinziehend, hinter der Kaschutta sich verbergen. Fast sollt' es uus scheinen, wem, unser Blick auf dem unermeßlichen Gemälde ruht, was hier vor uns ausgebreitet liegr, diese abgeschiedene»,, kahlen, jedem Uugewitter Preis gestellten Höheu umgibt, außer denselben, „ur Todesst'lle, u,,o fast sollten wir meinen, diese steilen unfruchtbaren Stemmassell seyen höchstens der Aufenthalt scheues Gemsen; und der reine Aether, i» »reichem sie ihre Häupter tauche», nur selten erreicht von den, Flügel eines vorüber schwebenden Geiers; aber anders gestaltet sich dae Blld, und unser Dafürhalte», wenn wir nun eine» Blick auf die nächste Umgebnng weNen. Nicht lumdei't Klafter unter den, Gipfel des Obir, und schon tresse» wir ivavs ^ebeu und vielgeschästige Thätigkeit der Menschen, fortdaüemd i» den Tagen des Sommers, und nur dami uiiterbrochc,,, wenn 3» die frostige Jahreszeit des Winters die Hohen dem menschlichen Fuße, selbst den Kühnsten, unzugänglich macht. Und wer sind die Bewohner dieser unwirthlichen Gegend? Wer wagt es, den Stürmen Troß zu biethen, die hier brausend Wer verschmäht dle Geniächlichkeit des Flachlandes, lind steigt herauf in diese Wüste mu sen, Leben zu fristen? — Bergleute sind es, die hier wohnen und leben, und die nut unsäglicher Mühe i» das Innere der Gesteine dringen, um die Blende zu Tage zu fördern, die hier oben, in der unerforschllchcn Werkstätte der Natur verborgen liegen, und die der mcnschliche Geist aufgefunden hat, um den Bewohnern der bequemen Ebene Nahrung lmd vielleicht auch Wohlstand zu verleihen. Ist auch die Erzgewinnung auf der Obir, mit jener zu Raibl, Schwarzenbach, Blelberg, und andern Orten, im Allgemeinen gleich, so lst doch die Art der Forderung zu den tiefer liegenden Poch.- und Schmelzhntten hier nicht nur verschieden von jener, sondern auch höchst interessant. Deun während dort die Er-,e bequem an den Ort ihrer Bestimmung gelangen tonnen, müsse» sie da, oft sehr beschwerlich, und nicht selten lebensgefährlich, von ihrer Höhe (beinahe 5000 Fusi über dein Meere) anf Schlitten und in Sacken, herabbefördert werden; denn die Beschaffenheit des Teraius ist jeder Anwendung und Bennhung irgend eines fahrbaren Weges, besonders in den höher gelegenen Regionen, hinderlich. Leichter findet die Forderung an der südlichen Abdachung dieses Gebirges Scatt, Das Verfahren dabei ist nicht unähnlich dem, welches unter den, Namen des »Sackzllges," sowohl in Obersteiermark, als auch in Karnten, mid inSbeson-dere bei Fragant , im Möllihale , bekannt ist. Es werden nämlich Säcke vom gröbsten und stärksten Zwillich, ungefähr drei Schuh lang, und einen Schuh im Durchmesser, in ziem-lich große» Vorrathe bereitet. Eme halbe Seite derselben ist mit einer rauhen, glatthaarigen Schweinhaut beschlagen, und au dem einen geschlossenen Ende mit cineni Riemen, in Form einer Ileinen Handhabe, versehen. Sind sie mit Erz gefüllt, so werden 30 — 36 Säcke aneinander gehangen, die man, zusammen genommen, einen Zug nennt, und zu deren Leitung drei Sackzieher nothwendig sind. Diese aneinander gebundenen n»d befestigte» Säcke werden mm, die Schweinhant nach unten, zur Zeit des Winters, in de» vorgebahnten, halbrunden, und hohlen Schienenweg eingeleitet. Der eiste Sack (der Vorhund) ist, der Vorsicht wegen, kleiner, als die nachfolgexden, und alle Sackzieher versehen sich, nebst gut geschlossenem Gewand, damit leine Lappen weghängen, mit einem starken, kurzen Bergstöcke (Schneeprügel). Sobald nun der gan;e Zug so weit in Bewegung gebracht ist, daß er von selbst weiter rutscht, so seht sich jeder der drei Sackzieher mir Behendigkeit auf seinen Vor« sack, legen eben so geschwinde die Füße kreuzweise übereinander, nehmen dem Bergstock, mit der stählernen Spiye in den Schnee eingesenkt, zwischen sich, und reguliren damn die Geschwindigkeit des Laufes. Vorzüglich wichtig ist dieses Geschäft für den V^mann. Alif oi.se Art werden mit Pfeilesschnelle 30 — 40 Zentner übn- den Berg hinab gedrachs, und ein solcher Zug gleicht nicht selten emer riesenformigen Schlange, die mit Blit-zeseile den Berg entlang, herab sich windet. Da, wo das Verggehange zum Sackzuge auf Schwemshäuten zu flach ist, da geschieht die Erzsörderung mit Hand- oder Hörnerschlitten. Daß die Geschwindigkeit des Eackzuges außerordentlich seyn lnüsse, beweist^der Umstand, daß die in 5 — « Mmuten herab durchfahreue Strecke, oft erst in einer Stunde aufwärtS zurückgelegt werden kann. In der Thar, schauderhaft war dieses Verfahren hier an der Obir, als, vor einigen Jahren, dcr Bleigcwei-k - Inhaber während des Sommers für sem Interesse es nothwendig fand, die Erze auch an den Fuß der nördlichen Abdachung dieser Alpe bringen zu lassen. Beinahe senkrecht, wie nur wissen, stürzen da die Felsenmassen ab, und der einzige Weg, herabzugelangen, sind jene Nisse derselben, welche, zum Theile mit Steixgerölle angefüllt, theils steil, theils schlangenförung sich in die Tiefe senkeil. Kaum wagt es ohne Scheu der Blick des Menschen, a>» diesen lebensgefährlichen Abhängen zu verweilen. Um so stau» ncnswerther bleibt es, daß irgend einer es selbst wagen sollte, lim deö kargen Verdienstes willen, in jedem Momente sei» Daseyn zu gefährden. Unterdessen, auch danir fanden sich kühne Waghälse, die, von der Natur mit ungewöhnlicher Kraft und Größe ausgestattet, und, gelockt von dem ei höhlen Lohne, dem kühnen Unternehmen trotzten. Mit emer Last von li — 9 Zentner führten sie mittelst eines 6(1 — 70 Pfund schweren Hör-nerfchlitcens, wchlgepackt in Säcke», die Er;e über Steintrüm-nier und Gerolle, mtt fast unglaublicher Schnelligkeit herab, enlluoen sich im Thale von Freibach ihrer Bülde, nahmen dci» Schlitten auf den Rücken, stiege» mit ihn, gege» 5 000 Fusi wieder aufwärts und -— »nachten die Fahrt in einem Taae zum zweiten Male. Doch nicht allzulange ertrug ihr ofl riesenhafter Körperbau diese außerordentlichste der Anstrengungen. Kaum länger als zwei Jahre hielt sie selbst der Stärkste von lhnen ans, und mchr selten war er bereits vor Ablauf dieser kurzen Zeit ein Opfer semer Kühnheit geworden. Ihr Loo5 ward zugleich die Warnung für Andere, und die Liebe zum Leben siegle über deu täuschenden Reih des höhere» Geld-verdienst^. — Wir schließen unsere Darstellung des Nosenthales mit der Beobachtung eines Schauspieles, welches in vielen Gegenden von Deutschland, besonders aber in Gebirgslände.n, und vorzugsweise in Karinen all,ährllch Scarr findet, und folgen dabei ohne Veränderung d.m Ideengange dcs Herrn Professes Schei-cheuberqer. *) Es si»d d>eß dle Feuer am Abende des Johann neuestes, welche zu dieser Zeit, meistens auf den Bergen, und an den freien Pläßeii der Ebene helllodernd in« l)eil. Dunkel der Nacht für das 'Auge eben so reihend, als für den Geist des Beschauers erhebend sind. Auch die Höhen der Obir werden auf diese Art von angezündeten, mächtigen Holzstössen er-leuchtet, und verherrlichen durch weicstrahlendeS Licht die Feier des Abendes. Wäre diese Sitte nur in einem beschränkteren Naume, nur da und dort zu finden, so würde sie wenig Aufinerksamkeit verdienen, und nnni könnte sie in die Mcihe der mannigfachen Gewohnheiten und Gebräuche stellen, die an einzelnen Orten zu treffe,! sind. Ihre allgemeine Verbreitung jedoch gibt uns Veranlassung, um den Grund derselben zu fragen. Hier könne» wir >»ll» nichc umhin, ihn tief im Alterthume aufzusuchen, und alls der Neligionstheorie der Ahuenwelt geschöpft anzuerkennen. E«n herrlicher Gedanke, em feines, zartes Gefühl liegt nicht selten unter der rauhen Hülle der Vorwelt. In dc» Länder» der Gevinanier und Celten, lind wo sich überhaupt Slaven angesiedelt hatten, finden wir fast allgemein dieses Scmneu-feuer - Fest. Germanen und Slaven ist Licht das Erste — und ihr höchstes Wesen. L'cht und Wärme sind unzertiemilich; deßwegen bethen die Deutschen ((>in>5!!i-. <1c l>l>!!<> ^»!li<'c>) die Sonne, den Mond, und das Feuer, (Hüllen des einen und nämlichen Grundwefcns, deS Lichtes) an. Höchst wohlthuend für die Menschen ist der Einfluß der Elemente. Was konnte den Deutschen in ihren frostigen und waldigen Gegenden angenehmer seyn, als das Erscheinen der Sonne nach langen WüUernachten? Die Schönheit und der maicstätische Glanz dieses Gestirnes, welches, da es den Augen den Zutritt verwehrt, der Einbildungskraft um so herrlicher dünkt, mußie den Begriff von ihm nur erhöhen. Heilig mußte ihnen ei» Körper seyn, welcher mit all' erwärmendem Strahle ill unerforschter Tiefe die Säfte der Kräuter zur Ncife kocht, Futter dem Viehe, und edlere Nahrung deu Menschen bereiter. *) Siehe Carinthia 1615, Nr. 24. 15 <50 Die Sommer- und Winter-Sonnenwende, der längste i'nd kürzeste Tag, machte» bei den alte» Celten stets den tiefsten Eindrnck: daher in England um den Mit? Winters-Tag, (wie es im Altenglischcn heißt) d. i. um Weihnachten die fest? lichen Joels- oder Iuelscage, mehrere Tagelang sehr feierlich begangen wurden. Durfte nun mcht mit vieler Wahrscheinlichkeit angenommen weiden, die noch üblichen Iohannesseuer unter deii Deutschen seyen die noch vorhandenen Svuren eines von den heidnischen ?lhnen gefeierten Sonnen festest Hatten wir in einigen Gegenden an, Nheiiie nicht ein Frühlmgsfest, welches am 1. Mai gefeiert wurde? llm den nämlichen Grund dieser Feier auch bei den Sla? pen zu finden, bedarf es nur eines flüchtigen Blickes auf die Religions rheorie derselben. Der Bog der Slovene" war das Licht selbst. Schön lind helle war seine Welt, die er erbaut hatte. Diesem guten Gott« (Hvinllcvnl) feierten die dankbaren Slaven ein Fest zur Zeit der Ernte. Dieses Fest wurde von den Priestern ordentlich angesagt, das Feuer, die Ursache des Lichtes, war von emem Feste, das den, Gotte des Lichtes geweiht war, unzertrennlich. 5)?och verehren die Hirten zu Pogli;a, in Dalmalien, das Fest des heil. Veit, indem sie vor dch erhalten? Vielleicht ist sie auf folgende Art zu löse». Es ist außer allein Zweifel, daft die Vorsteher der älteren Kirche, als d>e Verehrung verklärter Glaubensgenossen allgemein zu werde» anfing, durch die Feier ihrer Geburts- und Todestage, zur Absicht hatten, den heidnische» Festen ein besseres und sittlicheres Surrogat zu geben. Klugheit muß des VolkslehrerS Leiterin seyn. Johann der Täufer ist i» der Geschichte des Christenthumes ein Mann von der wichtigsten Bedeutung. Sein hohes Geschäft war: Erleuchtung der Irrenden, und die Taufe das Symbol seines Amtes. In der ersten christlichen Kirche Hiesien daher die Getauften Erleuchtete, und die Taufe- Erleuchtung. Fallt nun der Grund nicht von selbst <» die Augen, warum die Bothen d«s Christenthumes die Sonnenfeier gegen jene einer anderen Bedeutung vertauscht haben mögen, um auf diese Art das Andenken des Heiolds zu verewigen, der, alS erster Lichtgruß, jenem Tage der Wahrheit voranging, der durch den göttlichen Stifter des Christenthumes herbeigeführt wurde. Wir mögen nun diese Feier als religiöse Ruinen der Vorwelt, oder als christliche Denkmahle betrachten, immer bleibt ihnen das Ehrwürdige, welches dem Alterthume eigen ist. Wem, der anszere CultuS der Spiegel deS inneren religiösen Charakters cines Volkes ist, so müssen uns die roheren Ahnen in ihrer natürlichen, einfachen und doch erhabenen Verehrung des Einen, höchsten Wesens, gewlsi sehr ehrwürdig erscheinen, im Ver° gleiche gegen andere gebildete Nationen, welche in ihren Göttern «ur ihren apotheosirten Leidenschaften huldigten. Sehen wir diese üblichen Feuerstöße (nun seltener gemacht durch Holzmaugel, und die auS dlesem entsprungenen Gesehe)aber als christliche Surrogate an, so sind sie auch gewlf; dem Freunde der Wahrheit willkommen, und werthe Erinnerungen an edle Menschen, als ehrwürdige Bothen des Christenthums; und es erscheint in der Stunde, die am höchste» Sommertage das Dauerlose der Zeit festlich verkündet, der hohe Genius beständiger Wahrheit in der Erinnerung an den ersten erhaben» sten Lehrer derselben! IV. KMgenfuVt unb seine NmOebnnGeNo. 16 . , i.'s ^ ^ . Dä.s Hen l'^t?.i «3 IV. K l a g c n f N r t. <3> «<^^as eben so belehrende, als beruhigende Bild, welches uns die physische Welt fortdauernd vor Augen führt, wo cms dem Tode u»d der Verwesung deS Einen, daS Leben und die Blüthen des Andern emporkeimen; wo ans den Ruinen der Vergangenheit die Gebäude der Gegenwart entstehen, wiederholt sich auch im geistigen Daseyn der Menschen und ihrer Verhaltnisse. Die erste einfache Ansiedlung entwickelt sich allmählig zum größere» gesellschaftlichen Vereine; das unscheinbare Dorf der ur« sprünglichen Gründung erwächst im Laufe der Zeiten zur blühenden Stadt; die Gesammtheit des Volkes zu Bewohnern des Staates. So schreiten beide in stolzer, thatkraftiger Bildung vorwärts, bis sie, früher oder später, ja, oft erst nach Jahrhunderten, den Gipfel ihres NuhmeS erreicht habrn. Mit ihm beginnt aber auch der Wendepunkt ihrer vollendeten Neife. Wie dort in der organischen Welt der fruchtbringende Ker», das abfallende Laub, endlich der morsche Stamm selbst zur Bedingung eines neuen Daseyn) werden, eben so erstarken aus den, Sinken des Einen Staues, durch gegenseitige, oft feindselige Wechselwirkung die Kräfte des Andern, b,S auch dieser, ein Produkt der Zeit, wieder ein Raub der Zeiten wird. Die für unseren Zweck interessanteste Anwendung dieser allgemeinen Betrachtung können wir durch die Vergleichung der Schicksale von St. Veit, der älteren, und Klagenfurt, der lungeren Hauptstadt Karutens, wenn auch nur in» verjüngten Maßstabe, machen. In jenen altergrauen Tagen, wo dem Traume Ratold's, dem Anführer der Carantanen, St. Veit sein Entstehen dankte, wie wir dieß S. 38 bereits erzählt haben, waren die weiten Gauen des einstigen, großen Reiches derselben, dem Fleiße und der Kultur seiner Bewohner noch nicht allgemein zinsbar gemacht. Weitgedehnte Screckeu unfruchtbaren Moorgrundes, der gerngesuchte Aufenthalt mannigfacher Amphibien und Reptilien; undurchdringliche Wälder in dcn breiten Thälern m,d a»f den Höhen, durchstreift von wilden Thieren, und wüstes Gestripp in den steinigten, flüsteren Schluchten, unzugänglich jedem menschlichen Fuße, bezeichnen mit wenigen Züg/u die Umrisse des Gemäldes, in welchem uns die materielle Gestall des mächtigen Carantaner.-Reiches erscheint. H.mg begünstigte wohl die Einzelnen, beschränkte jedoch die Entw«ck-lung deS Ganzen. St. Veit tlMtc das gemeinsame Schicksal. Während das nachbarliche Friesach unter der beglückenden Negierung des Krummstabcs, bereichert durch seinen Bergsegen, durch seinen Handel und seine Fabriken, seine Burgen stolz und kühn erhob, harrte St. Veit in bescheidener Uubedeutenheit auf seine künftige Auszeichnung. Erst im Jahre 1!3l, folglich »30 Jahre nach seiner Gründung, tritt es aus seiner Verborgenheit an das Licht dcr öffentlichen Kenntniß, und hat sich aus dcr Unscheinbarteit eines DorfeS, zu den Privilegien eines Marktes hinaufgeschwungen; ein Vorzug, welcher meistens jenen Ortschaften zn ThcU wurde, die den herzoglichen und graslichen Sitzen zunächst angebaut waren. Erst dann, als die Herzoge auü dein Hause der Spon-heimer in St. Veit ihre Residenz nahmen, sehen wir es nicht nur in die Klasse der Städte eingereiht, sondern sie wurde und blieb auch, als Bewahrerin der Fürstcnburg, sowohl uuter den Grafen von Göi z-Tirol, als auch unter Oesterreich's Herrschern, die Hauptstadt des gegenwärtigen KärntnerlandeS. Wie ein Schooßkind deS GlnckeS lag St. Veit da, am Ausgange des Glauthales, hervorragend und ausgezeichnet durch den Glanz seiner Fürsten, die innerhalb seiner Mauern thronten; umringt und beschützt von einer grosien Zahl mächtiger Burgen, die im langen Reigen den Mittelpunkt des Herzogthumes um> lagen, gewärtig der Winke, die sie von ihrem Landesherrn empfingen. Doch, auch 'das Schicksal von St. Veit verfiel dem Loose alles Irdischen! — Innere Zerwürfnisse, Haß der Parteien, Schmälerung ihrer Privilegien und Freiheiten, endlich feindselige Ansprüche von Außen her, das waren die Keime, die im langsamen Gange der Jahre verborgen sich entwickelten; das einstens gesunde und kräftige Mark seines Lebensbaumes angegriffen hatten, und allmähllg für St. Veit zur verderblichsten Frucht gedichen sind. Diese angeführten Ursachen waren es jedoch nicht allein, welche den endlichen Fall d«r alten Hauptstadt herbeiführten; es gab noch ein anderes Uebel, welches über ihre sinkende Größe sich verbreitete, und in demselben Verhältnisse au Umfang zunahm, in welchem die bereits schwankende ihre Kräfte schwinden sah. Und dieses Uebel erwuchs für St. Veit aus jener Stelle, auf welcher jcht Klagenfurr, die gegenwärtige Hauptstadt KärntenS. stehr. Nicht luiwahrscheinlich, ja, selbst begründet «st die Ver-muthmig, daß hier, in der Nähe von Virunums klassischem Boden, eine römische Villa gestanden habe; denn, aufgefundene Nömeideukmäler berechtigen zu dieser Voraussetzung. Da kam die Menschen- und Länderverderbende Völkerwanderung, lmd mit ihr sank nicht nur Viruuum in Trümmer und Schutt sondern ociödctc auch diesen Wohnsiy ländlicher Lust. Preiöq^ geben dcr ungehemmten Wuth dcr Elemente, behaupteten dicsc ihr Necht über die rege Mcnschexhand. Die große, weite Ebene, auf der jetzt Klagenfurt prangt, wurde in eine Wüste verwandelt; jene schönen Denkmäler der Kunst sanken ii, h^ Tiefe, und die ganze Gegend fiel zurück in ihre uranfängliche Wildniß. Als später Slaven u»c> Deutsche in deu ThäiVm Norikums sich anbauten; als auf Vlruumns verlassenen ^lmcil neues Leben wieder sich regte, und der Kärlttuerftust, voi, der Karnburg herab, über das noch unabhängige Volt der Slaven gebot, da deckte nur una/slmdes Moos, wildes Gesträuch und vieloerzweigtes Baumlabyrinth die Gegend vom Werder-See bis hiuab zur Dräu. Während an de» Bergen hin zahlreiche «54 Heerben weideten, betrat nur selten eines Menschn F»ß ,eneö undurchdringliche und ulchcilnliche Dnnkel, den Aufenthalt des Eber und des Ur; denn, so erzahlt die Sage, Keiner kehrte zurück, der dahin gewagt sich hatte. Ebenso verschwand, fruchtlos von seinem Hnlen gesucht, manches fette Rind spurloS von der Trift, Und wer ist der Feind? Wer hat ihn je gesehen, den Räuber »md Würger der Menschen lmd Thiere, der im Finstern schleicht? — Kein sterblich«« Auge. WaldcSnacht, Höhlendunkel nnd beständiger Nebel, der über jener Gegend undurchbrochcn lastete, hatten ihn jeglichen» Blicke entzogen. Nur dann, wenn Gewitter brausten; wenn Stürme über jene Flächen sauste», hörte man zuweilen ein dumpfes Knurren, ein furchtbares Geheule. Der Herzog gebor den Tapfersten seiner Schaaren, den Sitz des Ungeheuers auszuforschen und es zu erlegen. Doch, vergebens! Furcht und Schrecken hatte auch der Kühnsten unter ihnen sich bemeistert. Nur List allein konnte das verborgene Ungethüm aus seinem bisherigen, sichere» Schlupfwinkel locken. In kurzer Zeit stand am Rande des Sumpfes ein fester Thurm, aus dessen wohlverwahrten Oeff' nungen man den nahenden Feind weithin beobachten konnte. Ein muthigcs Haustein von Knechte,,, angelockt von dem Preise des Sieges, zog hin zmn Streite; denn der Herzog sprach: »Wer es wagt, mit List oder Gewalt, des Ungethümcs sich zu bemächtigen, dem sey der Thurm und reicher Lohn; das ganze Land, von einem Flusse bis zum andern, so weit jetzt dessen gefressiger Zahn herrscht, sey des Siegers Eigenthum; er sey frey, ware er auch ein Sklave letzt?" Ein fetter Stier wurde an eine Kette fest gebunden, und an ihm ein gewaltiger Widerhacke,,. Sein Gebrüll erfüllte weit umher die Lüfte. Nicht lange, und es brauste auf im Sumpfe, und himmelan spritzte die Gischt! Wie ein Pfeil, schiesit ein scheußlicher Wurm hervor, geflügelt und panze'.chedeckt. Seine Krallen packen das Thier, und sein zähnerfüllter Rachen öffnet sich, um es zu verschlingen und mit sich fortzureißen. Da faßt den weichen Gaumen das gekrümmte Eisen. In furchtbaren Reifen schlägt das Ungeheuer nun den Schweif, und wüthend gräbt es die spitzigen Krallen i,i des Rindes Bauch. Jetzt springen dic Knechte rasch heroor, und mit eisernen, fpitzbesetztcn Keulen gelingt es ihnen, das Unthier zu erlegen. Zum fortdauernden Andenken an diesen Kampf wurde der besagte Lindwurm, sammt dein schützenden Thurme, das Wappen der Stadt, nnd der Riesenbau seines Körpers prangt, in Slei» gehauen, noch jetzt auf dem Hauptplahe zu Klaqrnfurt. An der Stelle des Drachenkampfes erstand nach der Zeit ein friedliches Dörfchen, und wo der Thurm gestanden, baute sich der Herzog ein schützendes Schloß. Der Pflug des Land-mannes verdräng allmahl,g das Unwirthliche der bisherige!» Wildniß, und brachte Fruchtbarkeit in den lockeren Sand. Und dieses Schloß und Dörfchen, dieser unscheinbare Punkt des schönen Kärntnerlandes, dessen Daseyn vielleicht Jahrhunderte hindurch uuenthüllte Dunkelhtit umstorte, dessen Leben eben so lange in d,n undeutlichen Fluchen und Treiben von Vermuthungen schwebte, und auf den der erste Lichtstrahl historischer Gewißheit erst aus den Docmuenten unter den Sponyeimern fiel, dieser bescheidene Punkt war für das nachbarliche St. Veit der gefährliche Keim, der im langsamen Gange der Jahre zur nachtheiligcn, und endlich auch zur siegenden Nebenbuhlerin der einst gepriesenen Hauptstadt Caran-taniens sich entfaltete. Auf welche Art, das wird uns die gedrängte Geschichte von Klagenfurt in, Nachfolgenden zeigen. Für den gegenwärtigen Zweck genügt es zu wissen, dasi diese Stadt zur Zeit, ,vo St. Veit bereits die Residenz der Herzoge aus dem Hause Sponhciu, war, nur »och ein Markt gewesen; erst unter Herzog Bernhard zur Stadt erhoben wurde, was sie auch unter Oesterreich blieb, wo sie unter Kaiser Manmilian durch den Schenkuogs brief vom 24. April 1316 den Stände», von Kärnten als Eigenthum übergeben wurde, und endlich, ausgestattet mit vielen Freiheiten und Begünstigungen, z»r Hauptstadt des Landes emporstieg, nachdem St. Veit seine sinkende Macht und Größe aufrecht zu erhalten vergeblich bemüht war; ja, der Schicksalsgang beider Städte könnte beinahe zu den« unentschiedenen Zweifel berechtigen, ob die verwelkende Kraft der Einen zur Erstarkung der Andern, oder ob das saftgrüne Aufblühen und Gedeihen von Klagenfurt, zum Siechthume von St. Veit beigetragen habe; wenn wir nichr annehmen müßten, daß hier, wie überhaupt in, Leben, alle Erscheinungen nur a»s der klaren Bcmtheilung ihrer Wechselwirkungen erklärt werden können. Wir wollen nun, um unsern bisherigen Ideengang zu verfolgen, unsern Lesern die Geschichte der jetzigen Hauptstadt Kärntens in derselben Art mittheilen, wie wir dieß bereits im Vorhergehenden bei St. Veit gethan, und benutzen zu diesem Zwecke die trestliche Monographie, die H. Hernnanu unter dem Titel: »Klagenfurt wie es war und ist" (gedruckt bei I. Leon, !832), in ausführlicher Form bekannt gegeben hat. Indem wir eS thun, erfüllen wir zugleich die Pflicht einer Anerkennung deS Verdienstes, die jedeS unermüdete Streben nach Vaterlands-künde, und eben dadurch nach Verbreitung der Vaterlandsliebe, »vie es bei jenem rastlosen Vertreter heimischer Interessen der Fall ist, mit vollen» Rechte in Anspruch zu nehmen hat. Der Umstand, daß der Oberhirt am nachbarlichen Domc zu Maria-Sal >ene neue Ansiedlung ^) in seinen Kirchen-sprenget zog, und die Besorgung des Gottesdienstes dem Decane des Kapitels vertraute, liefert den Beweis, das; die Gründung von Klageufurt in jene Zeitperiode fällt, wo die Franken, a!s Besieger der Baiern, das Schwert und den Hirtenstab über das unterworfene Carantanien ausstreckten, und wo die Kärnt-nerherzoge Anfangs durch Baiern Vasallen der Frankenkomge waren, da Kärnten, erst nach Karl dem Großen, mit Baiern unmittelbar verbunden wurde. Es sind demnach raufend Jahre zuverlässig, seitdem sich Klagenfurt eine eigene Kirche erwarb, und, als selb,! staubiger Ort, in dem Pfalzgebiete der benachbarte,, Kar»burg, den, Herzoge einen bequemen Aufenthalt der Iagdlust gewährte, und sonnt auch die Schicksale der Kärntner-Pfalz theilte. Diese wurde zwar, als das Land mit Baiern einen Herrscher hatte, theilweise vergabt, und Klagenfurt sammt seiner Umgebung fiel dem Hause Scheyer», zu. Als aber, wegen begangenen Hochverrathes, dieselbe von Otto II. (nach 970) größtentheils an Bisthümer und Abteien verschenkt wurde, fiel es dem Herzogthume wieder als Eige» zurück; ein Zeichen, dasi es immerhin von Bedeutung war, lind schon damals mit St. Veit und Völkermarkt auf Eine, Lmie stand. Klagcnfmt war demnach den Sponhcimern nicht nur em bequemer Aufenthalt, wenn sie mit ihren» Gefolge auf die Jagd zogen; es beherbergte sie auch auf ihren Fahrten in das nach-barliche Kram, und bahnte ihnen den Weg nach ihrem Lieb-lingstloster Viktring. Eben dieses Stiftes berühmtester Abt Johann <1« vn-tori^ bekannt als Geschichtschreiber und Diplomat, so wie alö Vertreter und Sprecher der Margaretha Maultasche bei Kaiser Ludwig dem Baier, hintel liest uns in seiner, nun vom Freiherr» von Hormayr in München wieder aufgefundenen Chronik ein, für die Geschichte von Klagenfurt unschätzbares Fragment, in welchem er wörtlich sagt: Herzog Bernhard habe nach dem ') 7^I«v,"/., Neustadt, ist die noch jetzt bei den Slaven gebräuchliche Benennung der Hauptstadt, und wmoc erst später auf Klageiifurt, im Gegensatze ^l andere», ältere» Oerterii der Umgea/i«d angewendet. «I Tode ^ines Brude'^ U!rich (1201), und vermählt mit der Tochter des Böhmenkönigs, vom ledigen Hcizogstnhle Besitz genoimucn, und diesen vorzüglichen Ort, welcher der Klage Pfad oder Klageufurt genannt wurde, zur Stadt erbaut; denn er schien ihm gelegen zum Kaufplatz für Eß- und andere Waaren. Da zog er die Edlen der Umgegend hinein, und übertrug eS den beiden Brüdern, Heidcureich und Albert von Hallegg (Haillek), zwei Thore mit festen Mauern zu bauen, der Stadt zum Schuhe und zur Wehre. Er, der weir Ge, reiste, der so viele blühende Städte und ihres Wohlstandes Quelle gesehen, versah sie mit besonderen Rechten und Freiheiten; und auf seine Anordnung waren bald darauf herbeigerufene Werkmeister geschäftig, den Bau eines Kanales, von dem See des heiligen Primus und Felizian (dem Werder»See) zu vollbringen, welcher, nach mehreren Seiten sich verzweigend, seine neuen Anlagen verbinden sollte. Da kam der Abt des nahen Stiftes Viktring (dessen Eigenthum man wahrscheinlich verletzt hatte), angethan mit festlichen Kleidern, heilige Reliquien und den Hirteustab in den Händen, und gcbot, wie ein anderer Iosue, welcher der Sonne den Stillstand und dem Flusse Jordan den Rückgang befohlen hatte, dein neuen Werke Einhalt. — Eben so gedenkt Vernhard'S Sohn, Ulrich III , des Marktes, so wie Herzog Philipp aus seinem Verban-nungsorte zu Krems, der Stadt Klagenfurt. Es ist nicht uninteressant, die Große und den Umfang derselben, auS der damaligen Zeit, hier zu bezeichnen. Unweit vom Schlosse *), gegen Nordost, lag die alte Egydius-Pfarr-kirche. Um das Schloß und die Kirche mochten etwa 60 —70 Häuser gestanden haben. Es waren: der jetzige alte Play, ein Theil der Herrengasse, du' Kramer-, Wiener- und Bad-Gasse. Die Stadtmauer ging von der Westseite des Schlosses auS, umfing den Pfarrhof, lief nach dem jetzigen Stadtbache in der Richtung gegen Osten; begränzte au der Ostseite den alten Platz, und wendete sich dann an den Fleischbänken gegen Westen, in der Richtung der Hinterseite deS Tabakamtes. Die h. Geistkirche mit dem Spitale lag ausier der Stadt, und gehörte zur Villacher. Vorstadt. Gegen Völkermarkt, bei der andern Stadtpforte, befanden sich die Iudenwohnungen, und auf der Seite gegen Viktring und St. Veit mehrere zerstreute Bauernhäuser. Die damaligen, besonders die Viktringer» Urkunden, die noch hie und da vorhandene Bauart mancher alter Häuser, so wie der, dem Gedichte Paumgartuer'S beigefügte Grundriß vou Klagcnfurt » Klagenfm't angesiedelt, und dadurch die sogenannten Freihäuser entstehen, die noch bis in die neuere Zeit durch ihre Thürm-chen sich kennbar machten. Jenes vorübergehende Glück, Habsburg als Herrn zu ^, erkennen, wurde dann erst zu einem dauernden, als Herzog f' Heinrich'S Tod (1335) Land und Stadt nach altem Rechte an Oesterreich überlieferte. Spielten hierauf die Klagenfurter auch keine bedeutende Rolle, so war es doch nicht die letzte. Herzog Albrecht, der Lahme, belohnte ihre Treue durch eine Bestätigung ihrer alt-hergebrachten Stadtrechre (Gratz, 17. Sept. 1338), nachdem er fünf Tage früher den Landständen Kärn-teu'S ihre neuen Gehetze gab, die sie dann handschriftlich m Osterwitz bewahrten. Leider währten die schönen, friedliche!, Tage nicht lange, welche, hei beigefühlt durch die Sicherheit von Ausien, uuttr Albrecht dem Lahmen, uud Rudolph dem Weisen, von der Donau bis zum adriatischen Meere, so manche unverschuldete Lei-dcn gemildert hatten, die durch Erdbeben, Pest und Hunger herbeigeführt worden siud. Am Nheine und am Bodeusee, in Haböburg's Stammlänbcrn, predigte man mit Wort und Schwert Aufruhr und Freiheit vom Verbände mit Oesterreich. Die Hochgebirge von Tirol und der Schweiß hatten diesen verderblichen Geist erzeugt. Hier sah der Hirte und der Ja« ger von seinen Bergen und Felsen, w»e von einem sicheren Hort, auf seine Zwingherren herab, und er glaubte, nicht mehr geben zu müssen, als was er köline und wolle. Nicht so war es in dem zwar gebirgigen, aber doch »och immer flacheren Kärnten. Da war der Bauernstand nie zu jener Macht gekommen, abgesehen davon, daß derselbe von den Burgen aus leicht gezähmt werden konnte, und dasi ihn, den Ackersmann, so Vieles zu seiner Heimat, zu seinem Herde und dessen ruhigen Besitz hinzog, und er wehrlos lieber das Seinige gab, als mit den Waffen in der Hand, nicht ohne Gefahr für sich, das Fremde nahm. Verschieden voll ihm war der Städter» Diesem 0, im Lande hausten, und auf gleiche Art, wie »cue, durch Brand und Mord, Jammer und Elend, und eben dadurch eine Zeit bereiteten, deren Härte weder eine frühere, noch eine spätere auszuweisen hatte. Die Landleute, täglich vom Feinde bedroht, durch die Kriegskosten bis auf das Mark aufgesaugt, verließen Haus und Hof, und sahen es für die größte Wohlthat an, bei den Städtern Dienste zu finden; so, daß Kaiser Friedrich sich genöthigt sah (1172), seinen Vicedom, Jakob von Ernau, auf-zutragen, jene Leute vom Laube, die ihre Güter unbebaut liegen lassen, in den Städten Klagenfurt, St. Veit und Völkermarkt nicht aufzunehmen. Die voll allcn Sciten drohende Gefahr nöthigte den un-berathenen Kaiser, öfters seine Getreuen um sich zu versammeln, und, da es fast immer am Gelde fehlte, auf Mittel zu denken, dasselbe »ach einem gewissen Maßstabe desto sicherer herbeizuschaffen. Es wurden zu St. Veit und Völkermarkt Landtage abgehalten, und Anschläge von Zahlungen, von den Grafen und Prälaten, bis auf den Knecht und Bettler herab, gemacht; die Urbarien wurden zu Rathe gezogen, und darnach die Beitrage der Dominien berechnet. Da führten die kaiserlichen Beamten, der Landesverweser, der Vizedom und die Pfleger der Kameralgüter, nicht minder die Prälaten lind übrigen begüterten Landedelleute daS Wort. Die Abgesandten dcr Städte wm'den ebenfalls berathen, und die Sprecher der Bauern, welche durch Menge nud Kraft dem Lande dienen mußten, in diesen wehrlosen Umständen abgehört. Nach der Zeit wurde auch Klagenfurt der Versammlungsort solcher Berathungen, wie z. B. um Ostern 1488. Das strenge Absonderungssystem, welches die beiden Hochstifte, Salzburg und Bamberg, in Körnten beobachtet hatten, mußte der gemeinschaftlichen Noth weichen, und sie traten durch ihre Vizedome und Psteger den Zusammenkünften der Landstände bei, um gegen die allseitigen Feinde sich zu verbinden. So heilsam jedoch dieser Gemeinsinn der Landstande Kärntens auch immer seyn mochte, so ergaben sich bei den bestehenden Verhältnissen dennoch nur allzubald Bedürfnisse und daraus entstehende Hemmungen zur Beförderung des allgemeinen Besten. Sollten sie, wie es auch in ihrem Plane lag, eine freie, ungezwungene Hand haben, um über Städte und Märkte, Land und Leute gebieten zu können, so benöthigten sie eines bestimmten Versammlungsortes, so wie eines Waffenplatzes, wo sie ihren Worten Nachdruck geben, und von wo aus sie jeden Widerspänstigen mit Gewalt niederweifen konnten. Man hatte einsehen gelernt, daß herrschen ohne Macht eine Unmöglichkeit sey. Je mehr und eifriger man auf sie bedacht war, desto fühlbarer und lästiger waren die Mittel, sie zu gründen. Die ständischen Söldner und Miethlinge vel-schlangen das Fett des Landes. Weder Herr noch Unterthan waren vor ihnen sicher. Ihre Bedrückungen gingen endlich so weit, daß die Bauern jeder Besteuerung sich entziehen wollten. Die Tür« keneinfalle liehen ihnen den Vorwand, im Jahre 1478 den berüchtigten Bauernbund zu schließen, wodurch sie sich zur Selbst-wehre und zum Widerstände gegen die Landesherren bewaffneten. Diese übelgeleitete Unternehmung hatte zwar einen schlechten Ausgang, aber sie eutmuthigte nicht ganz. Die blosi gedämpfte Gluth glimmte unter der Asche fort, und brach im Jahre 1516 zur furchtbaren Flamme aus. Die rebellischen Bauern lagerte« sich bei Althofen. Die standischen Söldner zogen über St. Veit gegen sie, zerstoben die regellosen Haufen, und ein tüch-tigeS Bundgeld strafte auf längere Zeit ihre vermessene Keckheit. Schwieriger jedoch waren die mit Mauern und Privilegien verschanzten und obendrein noch wohlhabenden Bürger zn behandeln. Wer konnte sie bezwingen? Da galt eS nun, sich fest zu sehen, und unter einem gerechten Vorwande einen Majestätssprnch gegen alle Gewohnheiten und Verjährungen zu erhalten. Diesen Vorwand gab das Schicksal. Klagenfurt, an Mitteln hinter seinen Nachbarstädten weit zurück, hatte das Unglück, am 30. Juni 1514 durch eine furchtbare Feuersbrunst in Schutt und Asche verwandelt zu werdet». Alle Habe der Bürger hatte die gefrässige Flamme verzehrt, und ein großer Theil der Bewohner zog an, Bettelstäbe in der Nachbarschaft umher. Man bedürfte eines gütigen Anlehcns zum Wiederum, auf dem noch unversehrten Grund und Boden. Da war es, wo die Stände deS Landes der verarmten Stadt Klagenfurt den Antrag machten, sie in ihren Schutz zu nehmen, und ihr eine, freilich nur eingebildete und armselige Freiheit anzubieten, wenn sie sich geneigt finden wolle, ihrer früheren, bisher so kräftig verfochtenen Rechte sich zu begeben, und Eigenthum der Stände zu werden. Man fand sich bereit hiezu, und, was früher eine Gewaltthat geschienen hätte, dünkte jeyt eine That der Theiluahme und des Mitleides. Der Kaiser befand sich zn Innsbruck, uud ging eben mit dem Gedanken um, die Reichs-Hilfe gegen die Türken aufzubieten, und, unterstützt von päpstlichen Bullen und Ablasibrieftn, so wie verstärkt durch den Zuzug anderer chrisllichen Machte, sich an die Spitze eines Kreuzheeres zu stellen, und so das Kriegsglnck iu, heiligen Kampfe zu versuch»», was im weltlichen osr so treulos ilun den Nucken gekehrt hatte. Willkommen hiesi er daher die Abgesandten der Kärntner-Stände, als sie ihm die Bitte vorbrachten: er möchte ihnen die Bnig und Stadt Klagmsurt eigenthümlich übergeben, «7 um dort die Hof,- und Landtage zu halte»; er möchte baS landesfürstliche Schranm'ngericht dorthin übertragen, und es ge, statten, den durch die FeuerSbrunst ohnehm zerstörten Ort zu einer Festung Herzlirichren, damit der Adel sowohl, als auch die Prälaten, im Kriege mit den Ungläubigen und Glaubigen, bei Einfällen und Aufruhr, einen sichern ZufluchtS- und Auf. enthaltsort hätten. Maximilian gewahrte ihre Bitte, und stellte ihnen darüber, am 24. April 1518, den Schenkungsbrief aus, worin er die Stände berechtigte, Klagenfurt alS Eigenthum zu behandeln, darin Räch und Obrigkeiten nach eigenem Ermessen einzusetzen, und überhaupt als Herren zu regieren. Um diese Stadt, hies; es weiter, desto mehr zu heben, seyen alle beschränkenden Privilegien der Bürger dort aufgehoben und vernichtet; wofür aber Jedermann daselbst frei handeln und wandeln dürfe, ohne einiger Irrung. Indessen behalte er, der Kaiser sich vor, in Klagenfurt ein Zeughaus aufzubauen, und (sowohl er, als seine Familie) die Burg, im Falle des Durch-reifens, zu bewohnen. Die Bürger seyen verbunden, das gewöhnliche Mauth, und Gerichtsgeld jährlich abzutragen, und dc, emer^ «tchrouveränderung seinen Nachfolgern zu huldigen. -Ote Stände sollten auS diesem festen Orte, ohne des Kaisers ^orwisscn, nie einen Krieg oder Angriss unternehmen, noch ohne seine Erlaubniß von dort aus mit seiuen Feinden unter-handeln. Um die Stadt fester und feuersicherer zu machen, befahl er, alle Dächer sollten bei neuen Bauten »auf Inns-bruckerisch" mit niedern Dächern und hervorragenden Zinnen versehen weiden. Die Bevollmächtigten der Stande, Sigmund von Die» trichstein und Andrä Räuber, Landes'Vizedom, kamen zurück von ihrer Sendung und kündigten den Klagenfurtern das Resultat derselben an. Die Bürger hörten, erschracken, machten Einstreuungen, doch, es war vergebens. Man wies die empfangenen kaiserlichen Instruciionen vor, und ermähnte sie zur Ergebung. Die übrigen Städte und Märkte des Landes be» trachteten dieses Verfahren als einen Gewaltstreich, zitterten auch für ihre Privilegien, und sahen das Joch der Stände im Geiste auch schon auf ihrem Nacken begründet. Treu dem alten Bunde mit Klagenfurt, erfolgte nun eiue gemeinsame Gegenvorstellung an Se. Majestät. Sie stellten es dem Kaiser als etwaS Unerhörtes vor, daß ein Monarch die Freibriefe seiner Vorfahren alle kassiere (wie es nun bei Klagenfurt zu geschehen habe), dadurch werde aller Handel und Wandel all-dort, gegen die Rechte der Einzelnen frei gegeben, und die Bürgerschaft den Ständen gänzlich unterworfen seyn. Sie beriefen sich auf ihre alte Treue gegen das ErzHans; auf die erst vor Kurzem von dem Monarchen bestätigten Freibriefe «nd Rechte der Städte und Markte; auf ihren alien Bund mit einander; so wie auf den Schaden, der unfehlbar für sie und Andere hervorgehen müsse, we n fremde Kaufleute und Handthierer in Klagenfurt sich einsinden wüiden. Die Stände suchten zwar ihrerseits daS Jammergeschrei der Klagenfurter zu stillen, und versprachen, ihre Frechem« keineswegs zu stören, sondern sich ihnen vielmehr als Väter zu erzeugen; allein, es war fruchtlos. Die Bürger baten bloß um Aufschub und Bedenkzeit, nnd schickte,, zwei aus ihrer Mitte, Loreuz B,rker und Pankrah Müller, mit obiger Gegenvorstellung an den Ka.ser nach Wels. Der Monarch, welcher dieß-,„al t,nt banger Ahnung sein liebes Augsburg verlassen hatte, und sich von elner, sem baldige« Ende weissagenden, Schwäche angegriffen fühlte, wollte auch diese Bittenden gnädig a,chören. Er nahm sie freundlich auf, und als sie auf seine Aurcde: »Wollt ihr noch Unser seyn?" kniefällig flehten, cr möchte doch die Klageusurter selbst behalten, richtete cr sie auf, und schob die Bittschrift wohlgefällig in den Busen. Die Abgesandten gewärtigen von einem Tage zum andern die ersehnte Antwort; man vertröstete sie mit der Genesung deS KaiserS, den man jetzt mit Geschäften nicht plagen wölk. Der gute Herr starb jedoch (!2. Jänner lölö), viel zu früh für seme Länder und Enkel, und die Klagenfurter kehrten traurig heim mit ihrer Schreckensbotschaft. Ihr Muth jedoch war noch immer nicht gesunken. Sie appellirten an einen neuen Landessürsten. Bis dahin nun sollte man ihnen Frist vergönnen. Aber auch die Stande hatten indessen nicht gefeiert. Sie verbanden sich in Abwesenheit ihrer Landesfürsten, der beiden Erzherzoge Karl und Ferdinand, mit denen von Oesterreich, Stcier, Kram u„d Tirol, durch ciuc Akte (27. Maiz I5l!)) zu Brück an der Muhr, gelobten sich gegenseitige Hülfe, und schickten eine Deputation zu diesen ihicn künftigen Landesherren. DieseS Verfahren qab den Ständen die vollstreckende Macht und dadurch daS Schicksal der Klagenfurter i„ die Hände. Um sich jedoch von Seite dsr Städte keinem thätigen Widerstände auszusetzen, hielten sie ihre Absicht geheim. Die bambcrgische Stadt Villach diente zur Veranlassung. Diese hatte sich, gestützt auf die landesherrliche Hoheit ihres Bischofs, bisher jeder Besteuerung möglichst entzogen, und selbst bei dem Durchzuge der LaudeStruppen, bei dem Kriege mit Venedig, sich widersetzt. Unter dem Vorwande, diesen Hochmuth der Villacher zu züchtigen, versammclten die Stände zwei Heerlager; eines zu Völkermarkt und das andere zu Feldkirchen. Nicht nur die Adeligen, die Lehensleute der Prälaten, und die Reiter der Gültenbesiher fanden sich hiczu zahlreich ein; selbst einige Bürger von Klagenfurt zählte man im ständischen Heere. Sa arglos betrachtete man diose Vorbereitungen. Plötzlich erhielt daS Lager von Völkermarkc den Befehl zum Aufbruche, und man glaubte daselbst,, es gehe über Klagcnfurt nach Villach. Noch graute kaum der Morgen, da brachte man hieher die Kunde, die Spitze des HecrhaufellS von Vö'lkcrmartt zöge gegen die Stadt heran. Jetzt verwandelte sich die biöhcriae. Sicherheit in bange Furcht. Unschlüssig ramite Alles unter einander, und chc man noch cine bestimmte Maßregel getroffen hatte, standen die Reiter der Stände mit vorgehaltenen Lanzen bereits vor den Stadtthoren und wehrten Icdermam, den Ausgang. Da glaubten manche der Bürger, man müsse sich wehren, und schlössen die AuSgangspforten. Doch, vergebens! Es fehlten die Mittel zur Vertheidigung. Um 10 Uhr Vormittags war man von Seite der Stände des Zau-derus müde. Philipp von Wichscustcin, ständischer Feldhaupt» mann, erschien, umgeben von zwanzig Geharnischten, am untern Thore, und verlangte den Stadtrichter, Klemcnt Holzer, zu sprechen. Er kam. Mit gebieterischem Tone sprach Wichsenstein nur von der Wahl zwischen freiwilliger Ergebung, oder. dem offenen Kamvfe. Der Stadtrichter, um nicht allein zu handeln, erbat sich nur so viel Zeit, um mit der Bürgerschaft sich zu berathen. DaS Resultat der Gemeinde war, der Noth zu weichen, und, wo die Gcgeuwchre fruchtlos gewesen wäre, sich das Uebel so klein als möglich vorzustellen. «Wir wolle» uns den Ständen unterwerfen", hiesi es, »sie gehören ja auch dem Landesfürsten, und sind also lmsere Freunde." Die Thore öffneten sich, und mit demüthigen Geberdeu und Worten begrüßt, zogen gegeu Mittag die ständischen Truppen in die Stadt. Abends folgte der Heerhaufcn von Feldkirchen, und die Klagenfurter dankten es sich nun sclbst, daß sie sich nicht vertheidigten, als sie das Geschütz, die Leitern und übrige,, Sturmgeräihschaften sahen, die man gegen sie bereitet hatte. ^ zittern machte. Bevor wir jedoch sie und ihre Folgen unsern Lesern vor Augen führen, sey es uns erlaubt, einen flüchtigen Blick auf jene Gestaltung der ständischen Verfassung und die Reformen, die sie nachfolgend erlitten hatte, zu werfen, welche die Grund-läge der gegenwärtigen Verhältnisse geworden sind. Seit den Tagen des Bähmeukönigs Ottotar (1270), lag die oberste politische Gewalt, wem, sie anders der LandeSfürst uicht in eigener Person handhabte, in den Häuden dcS Landeshauptmannes. Ihm oblag die Leitung der Regierung; ihm unterstand die vollstreckende Macht gegen Hohe und Niedrige in« Lande, so wie dessen Vertheidigung gegen äußere Feinde. Er hatte einen Rath, dessen Mitglieder in der Zeit der Selbst-stäudigkeit von Inner'österreich, den Titel »erzherzoglichcr", sonst „kaiserlicher Rnth" führten. Er prasidirte auch bei Hoftagen. Sei» Stellvertreter hieß Landesverweser', und hatte in Abwesenheit, oder im Verhinderungsfalle desselben, den Vorsitz im landeshaurtmännischeu Rathe, welcher über die Streitigkeite» der Landstände entschied. Den, Landesverwescr zunächst stand der Landes - Vicedom, dem die Verwaltung der Domaincn und sonstigen landesfürstlichen Gefalle oblag, und der in den Kammergegenständen den richterliche», Ausspruch machte. Der Burggraf war früher auf die ganze Lebenszeit, späterhin, aus Befehl Carl's des VI., auf sechs Jahre zu wählen, doch mit dem Auspruche auf weitere Bestätigung. Das Nämliche erstreckte sich auch auf die ständischen Verordneten. Diese, und der General-Einnehmer wurde» durch Wahl der Stände be-stimmt. Im Allgemeinen waren diese zu Klagenfurt bestehe«-den Dikasterien der hohen Landesregierung zu Grah (nachdem Iuncrösterreich einen eigenen Staat und Secunde-Genitur des habsburgischcn Regentenhauses, wenn auch nicht unabhängig, gebildet hatte,) im Politischen, der Hofkammer in finanziellen Gegenstanden, und dem Kriegsrache zu Graß in, Militärwc-sen, untergeordnet. Diese Regierungsform hat seit zwei Jahrhunderten, mit wenigen Abänderungen, wenn auch nicht ohne mannigfaltige Beschränkungen der ständischen Macht, gedauert. Da trat im Jahre 17^7 jene Reform ein, welche das bisher vermittelnde Amt der Stände im Politische», fast gänzlich aufhob, m,I> 18 7l» diesen Zweig der Staatsverwaltung unmittelbar den landes-fürstlichen Oberbehörden unterzog. Nicht minder galt dies; auch der Verwaltung des Rechtes. Die politischen, Kommerz- und cameralistischen Gegenstände wurden einen» neu-'geordneten, zur Hälfte aus den alten landeshauptmannschaftlichen Rathen bestehenden Rathskörper, mit dem Namen: hohe Repräsen? tation, unter den, Vorsitze des Landeshauptmannes, über-geben, und der Hofkanzlci untergeordnet. Eben so winde ein Tribunal, unter dem Titel: Appellation ska mm er, errichtet, gleichfalls von der Gratzer Regierung unabhängig, zu welcher man in Justizsachen den Recurs ergriff, mit dem Vorbehalte, daß der geheime Rath zu Gratz das Revisionsrecht behielt. Alle, früher dem landeshallptmannschaftlichen Rathe und dem Schrannengerlchte unterstehenden Justizsachen gingen mm auf das vereinigte, der Appellatioilskanimer unterstehende Landrecht, an dessen Spitze ein Präsident stand, über. Das Burggrafenamt wurde aufgehoben, und den Verordneten, welche nun alle drei Jahre gewählt werden sollten, deren Wir-kungskreis aber der Repräse»tauteukammer untergeordnet war, prasidirte voll da an ein sogenannter Burggrafen-Amtsverwalter, bis im Jahre 1763 auch diese Anordnung ausier Wirksamkeit gesetzt und bestimmt wurde, daß von nun an der Landeshauptmann ständischer Chef seyn solle. Das Vicedomamt hörte ganz auf, nud seine politischen Gegenstande wurden der Repräsentation, seine justiziären hingegen dein Landrechte übertragen. Auch diese Reform erlitt nach der Hand einige, obwohl nur den Namen betreffende Abänderungen. So erhielt (1748) die Repräsentation den Titel: k. k. Deputation, und die Appella-tionskammcr den Namen: Negierung, welche beide Benenn»»-gcn jedoch schon 1749 wieder aufgehoben, und auf die alte zurückgeführt wurden. Indessen wurde die Appellationskammer in Klagenfurt aufgelöst, und alle dahin einschlagenden Rechtssachen nach Graß gezogen. Diesen Abgang ersetzte das Fiskalamt, oder die Repräsentation? - Iustizstelle, wie man sie damals nannte, welche die Unterrhansrlagcn und die Fiskalgcgen-stäude verhandelte, und politischer Seits das Kr eisaint von Mittelkärnten, eine Stelle, welche damals nur ein Drittel des Landes in ihren Bereich zog, nachher aber, beim Wiedereiugehen des Völkermarkter-Kreisamtes, an Ausdehnung des Geschäftes bedeutend zunahm. Um das Verhältniß der Gläubiger und Schuldner in ein rechtliches zu setzen, wurde bereits 1746 das Landtafelamt errichtet. Diese Einrichtungen waren der Grund des gegenwartigen Standes der Dinge; trugen zum wachsenden Wohlstande und zur Vermehrung der Einwohnerzahl von Klagenfurt bei, die unter Maria Theresia's .Regierimg auf 7000 Seelen stieg; brachreu mehr Geld in Umlauf und dauerten bis zu ihren,, leider allzufmhcm Tode (1730). Mit Kaiser Joseph II. begann die an Veränderungen uud Institutionen so reiche Zeit für Oesterreich überhaupt. Klagenfurt, welches (seit 1747) die Hauptstadt eines, au die oberste Regierung der österreichisch - deutschen Erbstaaten zwar angeschlossenen, aber doch immer selbstständigen Herzogthumes, so wie der Sitz einer eigenen Landesstelle und der anhängenden Brauchen war, sank jetzt unter den Rang selbst ei»er Provin-zial-Hauptstadt herab, indem die Landeshauptmannschaft samint der Verordneten Stelle und Buchhalterei nach Gratz übertragen, und mit dem dortigen Gubernium vereinigt wurde. Das Laudrecht wurde nach Laibach, und dafür das Appellationsgericht von Gratz Hieher versetzt, und die Bergamtskasse ,uit dcm Baukaiamte verbunden. Mit Beendigung des Türkenkrieges, bei dem Regierung^aotrirre Kaiser Leopold's (1790), kamen die Verlornen Vortheile für Klagenflirt wieder zurück. Es erhielt abermaw die Landesstelle, das Landrechr, die Verordnete Srelle und die Buchhalterei, und das Appcllationsgcricht wurde bier erhalten. Die Lande^stelle blieb hier jedoch nur bis zum Jahre 1804, wurde dann aufgelöst, und Karnten zuerst dem Gubernium in Gratz, dann den, zu Laibach untergeordnet. Gegenwärtig befinden sich zu Klagenfurt: das k. k. Kreisamt, als politische Behörde; die k. k. Cameral-Bezirks-Verwaltung; das k. k. Camcral- und Kriegszahlamt, zugleich Filial-Creditskasse; das k. k. Oberbergamt und Berggericht, mit der k. k. Oberbergamts- und Frohngefällen - Kasse, und dem k. k. Landmünzprobier-, Gold- und Silber-Emlö'sungs- dann Filial-Punzirungsamte; das k. k. Post-Inspectoral; das k. k. Fiskalamt; das k. k. innerösterreichisch-küstenländischc 'Appellations- uud Criminal - Obergericht als zweite Justiz-Instanz; das k. k. Stadt.- uud Landrecht, zugleich Criminal-, Merkantil- und Wechsel-Gericht fürKärnteu; das k. k. Polizei-Ober-Commissariat; das k. k. Militär - Plaßcommando; das k. k. Militär - Verpstegs - Magazin; das k. k. Beschäl- und Remon-tirungs-Departcments-Commando; die k. k. Irren-, Gebar-uud Krankenanstalt, zugleich Waisen-, Armcn- und Versos gungshaus; das k. k. Versatzamt; die Standisch - Verordnete Stelle, nut dem General-Eilinchmrramte, der ständischen Buchhaltung mit dem Bauzahlamte und den dazu gehörigen Branchen; eine ständische Reitschule; der politisch-ökonomische Magistrat; ferner ist hier der Sitz des Bischofes von Gurk und des Domcapitels; das k. k. Lyceum mit der Bibliothek; eiu theologisches Studium; das k. k. Gymnasium; eine k. k. Mustcr-Hauptschule; die Mädchenschule bei den F. F. Ursulincrinnen; das Krankenhaus der Clisabethineritmen; der Armen - Vcrsor-gungs.-Verein; zwei Kleinkinderbewahr - Anstalten ; ein Spital für Bürger; die kärntnerische Sparkasse; die Inspection der k. k. privil. inuerösterr. - wechselseitigen Brandschaden Versiche-rungs-Anstalt; die k. k. Gesellschaft der Landwirthschaft uud der Industrie; ein Musik-Verein für Kärnten, ein Verein zum geselligen Vergnügen; ein ständisches Schauspielhaus, und endlich ill jüngster Zeit der historische Verein, ebenfalls für Kärn-ten. An Industrie-Anstalten besitzt Klagenfurt zwei der ausgezeichnetsten nicht nur der Monarchie, sondern auch an, Kontinente, nämlich die Feintuch- und Casimir-Fabrik der Gebrüder Ritter v. Moro, und die Bleiweiß - Fabrik der Freiherren v. Herbert. Gibt uns diese gedrängte Aufzählung dessen, was die jetzige Hauptstadt Kärntcus an öffentliche», sowohl politischen als auch juridischen und Militär-Behörden, so wie an sonstigen Stellen illucrhalb ihrer Mauern enthält, die Ueberzeugung von der weisen Lenkung eines wohlcingerichteten Staates; so liefern uns anderseits die hier befindlichen Sam'täts- und Bil-dungs-Anstalten, die verschiedenen Vereine für Industrie, Vcr-gnügen und Menschenwohl den erfreulichsten Beweis nicht nur für die Intelligenz, sondern auch für del» regen Wohlthätigkeits-Sinn ihrer Bewohner. Wir kehren nun zurück, u»d knüpfen den Faden nnserer geschichtliche,: Darstellung von Klagenfurt dort wieder an, wo nach dem Tode Leopold's, Kaiser Franz I. die Regienmg der österreichischen Monarchie übernommen hatte. Kaum hatte dieser unvergeßliche Monarch die Zügel des Staates ergriffen, als auch schon die Fackel des Krieges sich entzündete/und helllodernd durch siebenzchn Jahre fortbrannte. Die heillose Frucht der französische» Umtriebe verbreitete sich mit Blitzesschnelle, und trug ihren verderblichen Kern zunächst nach Italiens Gefieldcn. Mit gerechten: Abscheuc betrachtete man diese furchtbare»:, Mensche»-entehrenden Gräuel der, Revolution; aber man fürchtete nicht ohne Grund ihre schrecklichen Folgen, während man von 17!>2 bis 17!)7 den Krieg in der Ferne beobachtete. Schien es doch, als ob Kärnten, dieses schöne Alpenland, welches, mit Ausnahme der Söhne des Ostens, keinen Feind gesehen hatte, hinter seinen himnu-lan-strebenden nackten Bergen und zwischen seinen Flüßen und Bächen, wie em sicherer Hort, das Kriegsgetümmel nur von Wei- 7l tem hören, nie ab»,-»' in seiner Nähe sehen sollte. Als aber die Republikaner mit Ungestüm rastlos vorwärts drangen; als Beaulien vor ihren Fahnen fioh; als endlich Mautua, dieser eherne Schild der Erbender, dem Glücklichsten der Führer jener Feindeöschaaren, nach dreimaligen,, aber stets frucht--losem Hera „stürmen unter Wurmser und Alvinzi, dennoch sich ergeben mußte, da durchdrang ein allgemeiner Angstruf Austria's Völker, und die letzte Hoffnung auf Rnhe war verschwunden. Von Wien, von den Karpathen und Endeten eilten Streiter auf Streiter durch Klagenfurt, und hinauf zu den Tiroler-Al-pen, mn sich längs der Etsch nnd Brenta hinab anf den Gurt zu stürzen, welcher um Mantua immer enger sich gezogen hatte; aber es war vergebens! Mantna fiel (2. Februar 1797), und nnt >hm kam über Karntcn das Unheil, das man „ie gc-ahnet, ja n.cht emmal gefürchtet hatte. Selbst Erzherzog Carl, d.eser belebe.,de ^tern für alle Krieger, eilte vom Rheine her-^""^3'V^ "'"ige jener tapfern Grenadier-Bataillone, weicye Hehl bezwungen hatten. Doch, auch seine Nahe konnte das gänzlich geschwächte Heer und seinen entmuthigten Geist mcyt wieder aufrichten. Die kleinzähligen Schaarel, am Ta-gnameitto und Isonzo, fochten fruchtlos gegen die siegende Ueber-macht, ^rr ^,^ drang an die Pforte der deutschen Lander, -'loch wenige Tage (17. März), und er stand zwischen den gigantischen Säulen der karnischen Alpenketten. Winterfrost, herabgesendet von den schneebedeckten Gebirgen, durchschauerte seine Glieder, noch heisi vom Kampfe, nnd noch gewohnt an den milden Frühliuqshauch der lombardischen Gefilde. Sollte die Narur selbst seinem sieggewohnten Dranger sich hier entgegenstellen? Oder lebt ein kräftigerer, kühnerer Geist in den, Volke, das zwischen diesen Bergen wohnt? Ist sein Sinn eben so trotzig und todverachteud, wie die starren verderbenbringenden Wände, die sie hier nmgaben? Die Schanzen bei Pontafel, zu wenig geschützt gegen Umgehung, wurden forcirt und genommen; aber das nachfolgende Benehmen des Feindes rechtfertigte die Vermuthung vollkommen, daß die engen Thäler nnd Schluchten Kärntens, die er so eben betreten hatte, nicht geeignet waren, die Empfindung einer ge>risscn Scheu zu verdrängen, und sein Inneres zum Hochgefühl der kampflustigen Begeisterung zu entflammen. Nur mit Befangenheit hatte er den Bodcn unserer Heimat betreten, und nicht ohne Vorsicht drang er bis Tarvis vorwärts. Der entschlossene und muthvolle General 'Gontreuil hatte zwar (22. März) die Feinde aus Tar-vis nnd Saifm'h geworfen und das Reservegeschüh gerettet, aber auch er mußte (den 23.) der mehr als doppelten Ueber-macht desselben unterliegen, ungeachtet der Erzherzog die lehten Kräfte seiner Schaaren durch seine Gegenwart und kühne Todesverachtung belebt hatte. Drei Divisionen eilten in Eilmärschen auf den Kampfplay, dem Feinde entgegen; aber sie trafen nur ein, um die Trümmer des geschlagenen Heerhaufells aufzunehmen. Angstvoll, und mit bangen Zweifeln, harrte man in Klagenfurt des Erfolges. Da kam die Schreckensbotschaft: Pontascl sey überwältigt, der Feind in Tarvis, und zerriß wie em Wetterstrahl das lastende Gewölke der qualvollsten Ungewißheit, langsam hatte sich das Heer (kaum 9000 Mann) über Villach zurückgezogen, um, mit Anstrengung der letzten Kräfte, den Besitz der Hauptstadt den Galliern streitig zn machen. Schon am 29. nahte auch der Feind; das Gefecht begann, und dauerte drei volle Stunden. Wenige Krieger nur verloren das Leben; aber die österreichischen Truppen musiten weichen, und zogen ,ich, ohne heftig verfolgt zu werden, nach St. Veit zurück. Massena's Vortrab stand vor den, Villacher-Thore, und gewahrte den Bewohnern der wehrlosen Stadt Klagenfurt einen 'Anblick, den es, wie wir bereits wissen, mit Ausnahme der Türken, seit einem Jahrtausend nicht genossen hatte, nämlich, den eines Feindes, innerhalb seiner Mauern. Die nächste und unabweisliche Folg? war eingetreten. Dle politischen Behörden, viele andere Beamte und mehrere bcnn't relte Bewohner der Stadt hatten sie verlasse» ; Kassen und Archive waren geborgen. Desto niederschlagender und trauri gcr war die Stimmung der Zurückgebliebenen, die entweder ihre Pflicht, oder Haus und Habe, an den Ort des Schreckens gefesselt hielten. Rettungslos musiten sie einem Feind« sich Preis gegeben dünken, dem der Ruf ungezähmter Willkühr vorhergegangen war. Schon die nächsten Stunden hatten gezeigt, daß die allgemeine Furcht nicht ungegründet gewesen. Massena erschien, lind noch hatte der 30. März mit del' ersten Stunde kaum begonnen, als auch schon 36,000 Portionen begehrt wurden, die in dein kurzen Zeiträume von sechs Stunden abgeliefert werden mußten, des Geschenkes von 86,000 fl. nicht zu erwähnen, welches derselbe für sich, als Entschädigung für die gegebene Feuerversicherung, in Allspruch nahm. Schon war man darauf bedacht, die ungemessenen Forderungen dieses Feldherrn zu befriedigen; da erschien (30. März Nachmittags) der Mann des neuen Jahrhunderts, und mit ihm eine glücklichere Wendung der Dinge, deren Anfang Massella zu machen bestimmt schiel». Bonaparte, der Obergeneral der italienischen Armee, rückte mit dem Stäbe ein, und nahm sein Quartier in dm, Hause des Ferdinand Grafen von Egger. Dreißig Gulden (der Keim der späteren Kaisergarden) waren seine Schutzwache. Fern von jenem Benehmen in Italien, wo er, als sieggewohnter Held, Republiken hervorrief, um sie an seinen Triumphwagen zu ketten, änderte er hier, umgebe« von Gebirgen, und umringt von einem Volke, das er seinem angestammten Fürsten nicht treulos machen konnte, seine Nolle, und übte hier Nachsicht und Milde, wo er dort Strenge und Willtühr walten ließ^ In diesen, Sinne lautete auch sein« Proclamation an das Volk der Kärntner (1l. Germinal des 5. Jahres der Republik), worin er die Errichtung eincr Commission von zehn Gliedern anordnete, welche unter den» Namen der Eentralregierung, die Angelegenheiten des Landes, besonders des Verwaltungswesens, zu leiten hatte, und worill er befahl, daß alle bürgerlichen, peinlichen und Religionsgesetze, wic bisher gebandhabt werden sollten. Diese Einrichtung fand Napoleon jedoch bereits vorbereitet, denn ungchosst und unerwartet für die Bewohner von Ktagenfni t war ein feindlicher Einfall. Er kam und drohte mit Plünderung, wollte man seine Bedürfnisse nicht freiwillig befriedigen. Da traten mehrere Honoratioren und Bürger zusammen und vermochten die Mitbewohner der Stadt, den ersten Alidrang der Feinde durch herbeigeschaffte Viktualicn abzuwehren. Masseua's übermassigc Forderungen erschöpften aber die Kräfte der Stadtbewohner und es mußte doch auch für die Zukunft gesorgt werden. Dieß war der natürliche Impuls zur Bildung einer Landes-administration, die auch bei den spätern feindlichen Einfällen or-ganisirt wurde, und in den Tagn, gesetzloser Gewalt die einzige Schutzwehr des Landesbewohners war. — Zu diesen, Zwecke wurde bereits am 30. März, der Ankunft Bonaparte's, ein Ausschuß eruannt, der ans kaiscrl. Beamten, Landständen, und Rechts-gelehrten bestand. Bonaparte sendete den General Berthier zur Versammlung im Landhaussaale ab, lies; durch ihn die Mitglieder in ihren Funttioncn bestätigen/ und die Wahl eines Präsidente», alls ihrer Mitte freistellen/ die durch Acclamation auf Se. Erzcl.-lenz, den Grafen von Enzenberg fiel. — Gab schon dieses Verfahren Bonapartes den Beweis, wie sehr es ihm zu thun war, Furcht und Mißtrauen von den Gemüthern zu entfernen, so bleibt es um so merkwürdiger, daß er der Administration frei stellte, das Land Kärnten »ach beliebigen Gesehen zu verwalten, und die vorkommenden Rechts- und peinlichen Falle ,u entscheiden. Eben so hob er Massena's Brandschatzung augenblicklich auf und beschränk-te jede Forderung mir auf Naturallieferungen, vertröstete einzelue 72 Klagesührende, und bestrafte streng ble Schuldigen. Kur,;, er that Alles, um sich die Gunst des Volles zu erwerben, desseil tüchti--geln Geiste er nicht nut Unrecht zn mißtrauen hatte. Das, übrigens die Administration durch ihre kluge Umsicht nnd männliche Thatkraft nicht nur im Interesse ihrer angestammten Regierung, sondern auch zum Wohle des Landes handelte, als dessen erster und wichtigster Vertreter sie da stand; daß ferner auch das Volk der Kärntner in jenen eben so drangvollen als gefahrlichen Tagen sich als treue Söhne der Gebirge und ihres theueren Va» terlandes bewiesen haben, bedarf keines Beweises. Was von beiden damals geleistet wurde, steht zum ewigen Gedächtnisse in den Annalen der Spezialgeschichte der Heimath verzeichnet, und nur aus diesem unwandelbaren Gemeinsmne ist erklärbar, daß Graf Enzenberg alls' die wk'derhohlte Drohung des damaligen feindlichen Platzkommandamen Hnllin, ihn erschießen zu lassen, mit festem Muthe antworten konnte, es ständen 40,000 Bauern bereit, ihn zu rächen; eine Drohung, die nicht uugegründet war, da in der That in den benachbarten Gegenden freiwillige Sicher-heirswachen sich gebildet, und in der Entfernung einer Stunde von der Scadt einen Kordon gezogen hatten. Sonntag, den 21. April, reiste Bonaparte ab. Ihm folgte die ganze Armee, und nur 400 Mann blieben für diesen Augen-blick in Klagcnfurt. Die Bewohner der Stadt athmeten zum ersten Mahle wieder freier, beider dauerte diese freudige Erhohlimg nur sehr kurze Zeit. Es schien, der Obergcneral habe absichtlich alle harten Masiregeln auf seine Abwesenheit verschoben; denn kaum war er fort, wnrdcu sie durch seine bedenkliche Lage, da er, außer Klagenfurt, keinen festen Punkt auf österreichischen Grund und Boden hatte, alls eine um so schmerzhaftere Wl,'ise beschleunigt. Schon am 3. wurde der Befehl ertheilt, die meisten Gebäude, in denen man sich wählend den Tagen des taug genossenen Friedens auf bet» Basteien angesiedelt, abzubrechen, lind dieser Befehl wurde sogleich znr Ausführung gebracht. Eben so wurde die Schleuste am Stadt. Kanäle geöffnet, und die Graben an den Festungswerken unter Wasser gesetzt. Klagenfurt war auf diese Art in Belage-rungsstanb erklart, und verlor einen bedeutenden Theil seiner Einwohner, um dem Elende zu entgehen, was dieser Zustand für sie nothwendig herbeiführen musite, welches General Bernadotte, der einige Tage nach dem Abmärsche der Hauptarmes mit l 0,000 Mann von Laibach kam, durch die erhöhte Konsumtion noch vermehrte. Die drückende Ungewißheit, in welcher das Schicksal der Monarchie schwebte, war jedoch nur von kurzer Dauer. Am 7. April wurde bereits der Waffenstillstand zu Iudenburg geschlossen, dem am 18. der Präliminarfriede von Leoben folgte. Aber dessenungeachtet wurde Klagenfurt seiner Feinde noch nicht los. Ja, vom 2«. angefangen, zogen erst Angereau's Trupen, nahe an l 5,000 Mann, durch die Stadt; verheerten wahrend ihres Aufenthaltes die Saaten, zehrtet» die noch übrigen Vorräthe bis auf den letzten Kern auf. St. Veit war zum Theile, Spittal it» Oberka'rnten fast ganz abgebrannt, und das ganze Kanalthal, ohnehin nur von Industrie lebend, bis auf das Aeusierste allsgehungert. Da half Klagenfurt, seine eigene Noth vergessend, abermals mit 8000 fl., um die Kette von Opfern und Anstrengungen zu verlängern, welche das Mißgeschick jener Tage gebildet hatte, und das große Verdienst zu oerinehren, welches die Landes-Administration sich bisher erworben hatte. Endlich am 24. Mai früh Morgens zogen die Franzosen unter klingendem Spiele ab, wie sie den 29. März Abends gekommen waren. — Die Erlösung war da, und alle Gemüther jauchzten freudig auf. Sogleich beseßtcn kaiserliche Iäqer die Stadtthore. Das Reiterregiment Löwcnöhr und das Infanterie-Regiment Neugebauer rückten unter lautem, ununtcr-brochenem Jubel der Klagenfurter ill die Stadt. — Den 1. Juni traten die Stellen wieder in ihre Wirksamkeit; das qualvolle Interim hatte sein Ende erreicht und der Doppeladler entfaltete scine Fittige wieder schirmend über seine Schützlinge. Das darauf folgende Jahr 1800 schien eln Jahr des Sie-qes und des Glückes für Oesterreich zu werden. Alle Nachrichten, die von der Etsch, dem Minzio, der Trebia und dein Po einlangten, dienten nur dazu, den Freudentaumel zu erhöhen. Da kam, wie ein Blitzschlag alls heiteren Lüften, das Mißgeschick bei Ma-rengo, und der noch unheilvollere Tag bei Hohenlinden. Salzburg, und ein Theil von Oesterreich war durch ihn in den Handen des Feindes, und dieser somit dem Herzen der Monarchie nahe gestellt. Da erging (16. Dez. 1800) ein allgemeines Aufgcboth für Kärnten, an dessen Spitze sich General Lusignan und Peter Graf von Goc-'s stellen sollten, als der Vertrag zu Stadt Steier (25. Dez.) den Waffen Ruhe gebot, und den Villacher-Kreis bis zum April 1804 den Franzosen übergab. Klagenfurt verlor die bisherige Landcsstelle, die wieder lnit der zu Gratz vereinigt wurde, und sank (bis nun unwiederbringlich) zum Range einer Provinzial-Haupt- und Kreis-Sradt herab. Nur die Appellationsstelle und das Landrecht blieben als Ersatz. Dieser Zustand der Dinge dauerte beinahe volle fünf Jahre, welche Zeit man dazu verwendete, um in Deutschland nothwendig gewordene Reformen vorzunehmen, in Folge deren sich Kaiser Franz (li. August 1804) zum ersten Erbkaiser von Oesterreich erklärte. Das Jahr 1805 brachte neue und harte Prüfungen für die Untcrthanstreue. Kaum war der Krieg im Spätherbste ausgebrochen, da kam auch schon die Kunde von dem Unglücke bei Ulm. Napoleon war in Wien und selbst Gray in Feindeshanden. Schol, im November setzte sich Massena abermals in den Besitz von Klageufurt, und die Landesadnn'nistration, unter Leitung des Peter Grafen von Goi>s, trat wieder in Wirksamkeit, und kämpfte muthvoll den harten Kampf gegen Masseua's unbegrenzte Forderungen. Wiederholte Kontributionen und stets erneuerte Requisitioneil saugten das Mark des Landes aus, und erzeugten namenloses Elend. Da erscholl die freudige Kunde von dem Frieden zu Presiburg, und glänzender als je, ging die Sonne über den Tagen des neuen Jahres auf. Endlich, am II. Februar 1806, zogen die Feinde ab, und Klagcnfm-t sah am 22. die am Schlachttage von Eal-diero mit dem ersten Preise der Tapferkeit betheilten Soldaten des Landesreqimcnts wieder. Der Friede von Presiburg hatte Oesterreich grosie Summen und mehrere der besten Provinzen gekostet. Gegen Tirol und Italien lag Käruten, als ein vorspringendes, von beiden Seiten bedrohtes Vorwerk. Jeder neue Kampf mußte es daher furchtbar mitnehmen. Die bisherige» Kriege mit Frankreich hatten Oesterreich stufenweise immer mehr abgeschwächt; aber mit den Leiden wuchs die moralische Stimmung, der Volkshasi gegen seine Unterdrücker. Aus dieser Stimmung reifte das Institut der Landwehre, die Erzherzog Johann, der den 25. Juni 1808 in Klageufurt eintraf, organisirte. Der Herbst verging unter diesen Bemühungen, wobei in Klagcnfnrt eine freiwillige Studenten- und eine Ctadtkompagnie sich gebildet hatte. Das Jahr 1809, das denkwürdigste in der Geschichte der heimischen Hauptstadt, begann mit den, bereits hingeschwundenen Aussichten zum Frieden, und mit jenen furchtbaren Rüstungen, welche zum Kampfe auf Lcbcn und Tod besahigen könn-ten. Von allen Seiten strömten Truppcu herbei; fast lauter Neulinge, die mitten im Winter in den Waffen sich übten. Der Commandirende des 8. Armeecorps, Marquis von Chasteller, fand sich mit einem zahlreichen Generalstabe zeitig ein, und sofort spannen sich die Verbindungen zur bereit liegenden Miene des Tirolcranfstandes, welche noch vor Ausbruch der Feindseligkeiten aufsioq. Die Osterfeiertage 1809 füllten Klagenfurt mit Tausenden von Streitern; die kärntnerische Landwehr hielt ihre Fah- Ä,< ! l r?e ^e^' I^Zuüi^ij 73 „enwelhe, die steirische traf mit l3 Bataillons ein. Es war sin Augenblick' voll Bangens und voll Hoffnung, als am 9. April Chasteller tt'it Hast den Til ölen, zu Hülfe eilte, die ihre Ketten bereits zerbrochen hatten, wahrend gleichzeitig Cosonne auf Eolonne durch die Engpässe der karnischen und julischcn Alpen hinab sich stürzte in die Fluren Italiens. Jeder Tag brachte neue Kunden von glücklichen Gefechten, und mit freu-digem Entzücken belebte die Siegesnachricht der unter Sr. kais. Hoheit den, Erzherzoge Johann durchgekämpften Doppelschlacht von ^Pordenone und Sacile, die Bewohner von Klagcnfurt. An, Tage jedoch, als man dieses glückliche Ercignisi mit einem 1V> Ut'lill, feierte, traf auch die Schreckenspost von dem Schlage bei Regensburg ein. Nur einen Monat hatte der Zug von dem Grenzbache der Fella, bis hin an die Etsch, gedauert. Ein dumpfes Gemurmel kündete den Unfall an der Piave, des-sen Zeugen in dünnen Reihen zurückkamen. Bereits am 4. Mai begann der blutige Todeskampf bei Malborgeth und am Prediel. Am 17. hatte dieser Vulkan ausgetobt, und seine Vertheidiger verschlungen. Die Schanzen bei Tarvis wurden genommen, und nur die Gail und die Dräu bildeten eine augenblickliche Schranke. Da sah Klagenfurt den tief bekümmerten Führer und die kargen Reste so vieler und blutiger Tage. Den 18. befand sich das Hauptquartier noch da, am 19. schieden die Sohne des Vaterlandes, vielleicht — auf immer! — Die Bürger traten an der Hauprwache nnter Gewehr, und die Bewohner von Klagensurt erwarteten mit Bangen das Eintreffen des Feindes, zum dritten Male. Am 20. rückte er ein, und der Vicekönig Ellgen nahn« sein Hauptquartier in der fürstbischöflichen Residenz. Bereits den 19. Mai hatte sich die Landesadministrrtion gebildet, deren Leitung dem Kreishaupr-manne Franz von Fradeneck anvertraut wnrde, welche in diesen verhängnisvollen Zeiten jene Energie entwickelte, die das Land und die Hauptstadt jenen« Grade des Elendes entriß, welches sonst die vorhergegangenen Anstrengungen bis zur gänzliche» Entkräftung gesteigert halten. Die weltberühmte Schlacht bei Aspern zwang del» Vicekönig, mit schnellen Schritten an die Donall zu eile», wo sich das Kriegs-glück, wie es schien, seinem bisherigen Günstlinge, Napoleon, znm ersten Male untreu erwiesen hatte. Die Stadt behielt, wahrend sich die Division Ruska der Abtheilung Ehasteller's, die aus Tirol hervorbrach, in Oberkarnten vergeblich entgegenstemmte, nur eine kleine feindliche Besaßung. Endlich kam Ehasteller. Es entstand rin mehr als dreistündiger harter Kampf i» der Nähe von Klagenfurt. Der Feind siegte, und die Stadtbewohner mußten, bei sonstiger strenger Ahndung, ihre Waffen abliefern. Fortwährendes Lagern der Truppen Ruska's auf deu Stadtwällen und in den Stadtgässen, Ausrheilung der Sicherheitskarten (doch nicht unentgeldlich) an alle männlichen Landesbewohner; Forderungen ohne^Ende, und endlich die Erklärung der Stadt Kla-flenfurt zur Festung, das waren die weiteren traurigen Folgen. Schon im September wurde, als Vorspiel der nachfolgenden Katastrophe, die schöne Schutzengellirche in der St. Veitervor-stadt l»s m den Grund abgebrochen. Am 22. wurde die De-molnung der Häuser alls den Stadtwällcn und in den Vorstädten angekündigt, welche, bis auf eine Entfernung von 25 Klaftern von den Festungswerken, durch eine Menge aufgebotener Landleute mit solcher Hast in Trümmer zusammengeworfen wurden, basz mit Eintreffen der Friedensnachricht (14. Oktober abgelchlossen) bereits 122 im Schütte lagen. Selbst die Heiliglhümer blieben nicht verschont! Die Stadtpfarrkirche von St. Peter und Paul, die heil. Geist-, Benediktiner-, Spital-und Pl'icstcrhauskirche, waren sämmtlich in Magazine umgestaltet; die Ursulinner-Nonnen wurden aus ihrem'Kloster vertrieben, und fanden in Gurk wohlthätige Aufnahme; das Schul-haus mußte Raum geben zum Spital. Doch, auch das Letzte sollte geschehen, um daS tragische Schauspiel bis zu Ende zu führen. Troß des bereits abgeschlossenen Friedens wurden unrc-r den Stadtmauern und Bastionen Minen gelegt, und Klagenfurt hatte vom 20. Dezember 1809 bis 8. Jänner 1810 den alltäg-lichen, gefahrvollen Anblick, einen Theil der Befestigung nach dein andern (gewöhnlich eine ganze Courtine von 60 bis 89 Klafter Lange, oder ein ganzes Vorwerk) mit einer, dem Erdbeben gleichen Erschütterimg in die Lnft fliegen zu sehen. Ebenso wurden drei Thore durch besondere Minen gesprengt, und es blieb der Stadt nur das einzige lange und finstere Völkermarkter-Thor bei dem Abzüge des Feindes, der am I I. Jänner erfolgte. So sank das große Werk vergangener Jahrhunderte nieder, um nie mehr wieder zu erstehen, und Klagenfurt hatte hiedurch «inen gerichtlich erhobenen Schaden von 1,022,000 Gulden er litten, wofür den Verunglückten bis nun kein Ersaß zugewiesen werden konnte. Oberkarnten blieb durch del, Wiener Frieden getrennt von Ilnterkärnten, die Seehafen waren gesperrt und die Jahre von 1810 bis 18 l3 waren für Klagenfurr drückender, als jemals; denn, auch der Personalstand der Branchen, dieser Hauprzweig des städtische» Erwerbes ward bis auf die Hälfte gemindert. Um die öden Wohnungen schlich nackte Armuth, da jeder Verkehr nach Außen stockte. Endlich erschien das Jahr 1813, und mit ihm die Be-freiung von der Qual für immer. Die Gefechte bei Villach (am 29. August), bci Roseck, Feistritz und am Loibl, verdrängten den Feind aus den heimatlichen Landen; der Eilbote brachte die Nachricht von Vandamme's Niederlage bei Kulm in das Hanptquartier, und am 0. September sangen Krieger und Volk ein feierliches ^l« I^cmm im Dome. Im Oktober floq die Siegesbotschaft, der Verbündeten gegen den Weltbezwinger durch Europa und über alle Meere; Deutschland hatte sein Joch abgeschüttelt, und der Jubel des I. November, wo man auch in Klagcnfurt den Triumph bei Leipzig feierte, war der freudigste, der je sich kund gab, denn er galt ja der fest begründeten Befreiung von allen Leiden und Drangsalen von bei.-nahe zwanzig durchlebten Unglücksjahren. Was mm noch folgte, ward durch dieses frohe Bewußt seyn gemildert und allmahlig auch bekämpft. Eine schwere Prüfung war vorüber. Es erwachte alter Glaube und altes Recht. Oberkarnten war seinem angestammten Herrn wieder gegeben, und Klagcnfurt, das nun weit über Berge und Thaler keinen Fremdling mehr herrschen sah, lebte wieder auf, unter der Aegide des Friedens, und Habsburg's mildem Scepter. Den Beweis dafür finden wir einerseits >'n seiner gegenwärtigen Beschaffenheit und äußern Gestalt, die durch Reinheit und regelmäßige Form seiner Straßen und Platze, so wie durch die gefällige Schönheit ihrer Wohngebäude sich auszeichnet; anderseits aber in ihrer inneren Einrichtung und dem Daseyn jener Wohlthätigkeits-, SicherhcitS- und Bildnngs-Anstalten, so wie jener Institute und Vereine, die wir bereits oben angeführt habe», und die nur unter den Segnungen des Friedens gedeihen können. Wenn wir nun in der Schilderung der Schicksale unserer Hauptstadt, besonders aus der neuern Zeit ausführlicher waren, als es unsern Lesern vielleicht nothwendig schien, so geschah es darum, weil wir del Zeit der reicheren Quellen näher standen; und weil wir dasür halten, daß in einen, Werke, dessen Dalier auch spateren Geschlechtern angehört, die speciellere Kenntniß der Gegenwart nicht vorenthalten werden darf. Anmerkung. Rücksichtlich desseu, was außer dieser Mittheilung seiner politischen Geschichte, noch über die Culturge-schichte von Klagenflirt zu sagen wäre, verweisen wir auf das oben erwähnte Werk von H. Herrmann, dem wir, so weit es unser Zweck gefordert hat, beinahe ohne Abänderung gefolgt sind. 19 74 Es bleibt uns jetzt nur noch dasjenige in Kürze mitzuthei-len, was die topographischen Verhältnisse von Klagenfurt betrifft, und ans ihnen das Interessanteste zu wählen. Bei Gelegenheit der Sonnenfinsterniß im Jahre 1820 wurde von einem der ersten Astronomen Europa's, dem mm verstorbenen Ritter von Bürg, die geographische Lage von Klagenfurt, und zwar die Länge — in Zeit von 47 Minuten 55 Secunden, 'ostlich von Paris, die Breite auf 46 Grade 37 Mi-»mten und 37 Secunden astronomisch gefunden. Die Bestimmungen selbst wurden im Hause des Freiherrn voll Herbert vorgenommen. In geognostischer Beziehung liegt Klagenfnrt in einer weiten , beinahe vier Stnnden langen und meistens zwei Stunden breiten Ebene, bewassert von der Glanfurt, der Glan und der Gurt'. Gegen Westen ist sie begrenzt vom Werder-See, nördlich und westlich von Thonschieferbergen und Hügeln von verschiedenen Benennungen, südlich von der Sattnitz, und öffnet sich gegen Osten bei dem unterkärntnerischen Draubekte. Der Stadtbezirk Klagenfurt enthält die eigentliche Stadt, vier Vorstädte und mehrere nahe liegende Dörfer und Weiler. Die Stadt selbst hat sechs große Plätze, zwei und dreißig Gassen und 8 Gäßcheu. Dic Bevölkerung derselben beträgt ungefähr 12,000 Seelen. Nnter den Plätzen ist der neue Platz der regelmäßigste und schönste. Er hat 202 Schritte Länge und 113 Breire. In der Mitte desselben steht über einem Wasser-Bassin der sogenannte Lindwurm als merkwürdigstes und interessantestes Erinnerungs-Denkmal an die graue Vorzeit. Die Steinmasse, aus der er besteht, wurde im Jahre 1590 im naheliegenden Kreuzberge beHauen, der Steinklotz dann mit unsäglicher Mühe in eine Werkstätte der Villacher-Vorstadt zur Vollendung gebracht, und, nachdem er den letzten Streich des Meisels empfangen hatte, von 300 Knaben, festlich gekleidet, auf Walzen über die Villacher-Brücke in die Stadt gezogen. Noch weniger als der Lindwurm besitzt der ihm gegenüberstehende Mann mit der Keule irgend einen Knnstwerth; beide jedoch sind fort-während ein Gegenstand der neugierigen Betrachtung aller Fremden. Oestlich von ihm steht die Frauen statue auf schlanker Säule. Sie wurde im I. 1686, zum Andenken an die Befreiung Wien's von den Türken, gesetzt. Ihr gegenüber, westlich vom Lindwurm, wurde an die Stelle der früheren Reiter-Statue Kaiser Leopold I. jene der unsterblichen Kaiserin Maria Theresia gesetzt. Bei Gelegenheit der Durchreise des Kaiserhofes, im Jahre 1765, ließen die Stände das Bild der Monarchin im ungarischen Krönnngsornate, von Balthasar Moll aus Wien, einem Schüler Donner's, verfertigen; aber der Stoff (Blei), aus dem sie gebildet ist, erlag den Unbilden der Zeit. Die Johannes-Statue an» alten Platze, nicht ohne Geschmack, wurde im Jahre 1737, auf Kosten und Angabe des damaligen Burggrafen, Wolf Sigmund von Rosenberg, errichtet, und von ihm 6000 fl. darauf verwendet. Die heil. Dreifaltigkeits-Sau le am heil, Gcistplaße, zu oberst mit den» siegverkündenden Kreutze alls dein überwundenen Halbmonde (erichter 1689), sollte den Dank Kärntens wegen abgewendeter Pestgesahr verkünden. Ein anderes Dankgelübde stellt die St. Florian - Stat» e am Heuplatze dar, welche ihr Daseyn nach der Feuersbrnnst im Jahre 1777 erhielt, wo die Stadt dem allgemein drohende,, Verderben glücklich entgangen ist. Das schönste Monument, und zwar aus der neueren Zeit, ist der Obelisk am Cardinalsplaße. Er besteht aus Salzburger Marmor, und hat bei seiner sehr schlanken Form, eine Höhe von 63 Schuhe. Er wurde von dem seligen Fürstbischöfe, nach. maligen Cardinale, Salm zum Zeichen des Dankes für den, von Sr. Majestät Kaiser Franz den, I. im Jahre 1805 zu Preßburg geschenkten Frieden errichtet. Unter den öffentlichen Gebäuden der Stadt Klagenfurr zeichnet sich das ständische Landhans vor allen übrigen aus. Es wurde im Jahre 1581 vollendet. Durch Demolirung des Gartens und seiner einschließenden Mauer, ist die schöne, süd- > liche Fronte dieses Gebäudes, dem Blicke des Beschauers nicht mehr entzogen. An die Stelle jenes Gemüsegartens trat in jüngster Zeit (1844) eine Stern-Allee, gewidmet den» öffentlichen Vergnügen, die mit dem sanften Grüne ihrer Akazienbäu-me einen höchst wohlthuenden Kontrast bildet zu der Farbe des neu hergestellten Landhauses. Das Sehenswertheste im Innern desselben ist unstreitig der große ständische Wappcnsa^l in italienischer Form, mit schönem Marmorpflaster und ähnlicher Kamin-Verzierung ohne Gallcrien, in proportionirter Höhe ui»d Breite. Hnnderte von Wappen und Heerschilden der edelsten Geschlechter Oesterreich's, welche entweder aus Kärnten stammen, oder diesem Lande in mancherlei Beziehungen angehörten, zieren die Wände von unten bis oben. Der Plafond ist von dein meisterhaften Pinsel des heimischen Malers Frohmüller in Fresko gemalt, und stellt die Huldigung Kaiser Karl's VI. vor. Außer diesem Saale, den die von Kißling alls Erz gearbeitete Büste des Kaisers Franz (der sie den Ständen Kärntens und den Bürgern von Klagenfurt für Treue, Festsinn, Starkmuth unter Waffen und Gefahren der Jahre 1797, 1805, 18l>9 und 1813 geprüft, 1817 schenkte) gegenwärtig schmückt, und der nur bei außerordentlichen Anlässen be-niiftt w rd; noch ist ferner zu sehen der kleinere Saal, wo die Landtage gehalten werden, und dann der Saal der ständische»« Verordneten. Auch hat die bekannte Munifizenz der Herren Stände dem historischen Vereine für Kärnten, zum Behufe seiner bereits ansehnlichen Sammlungen an Münzen, alterthümlichen Waffen, römischen Alterthümern, Büchern, Urkunden und seltenen Handschriften, im zweiten Stockwerke des Landhauses eiu herrliches Locale erst vor Kurzem eingeräumt, und eben dadurch den vollgültigsten Beweis für ihre großmüthige und edle Beförderung alles Dessin au den Tag gelegt, was den Interessen des Landes angehört, als dessen Zierden sie da stehen. Als zweices Hauptgebäude der ^tadt können wir die ständische Burg bezeichnen. In den Zeiten der Reformation als Schnlqebäude verwendet, wurde sie im Jahre 177I ,',, ihrer gegenwärtigen Form hergestellt. Sie enthält die Bureau's des k. k. Landrechtes, des Fiskalamtes, der ständischen Buchhaltung, n»d für den Fall der Anwesenheit des Allerhöchsten Hofe^, die nöthigen und eingerichteten Appartements, welche sonst von den, Landeshanptmanne bewohnt werden. Die Residenz des Fürstbischofes von Gurk in der Völ-kermarkter - Vorstadt würde durch die schöne Symetrie ihres Baues mehr in's Auge fallen, wenn ihre Lage und der Um-st.uld es nicht hinderten, daß die Hauptfronte derselben den, nördlich gelegenen Garten zugekehrt ist. Einst von der hoch- 4 seligen Erzherzogin Marianne erbaut und längere Zeit auch von ' ihr bewohnt, sind die inneren Räumlichkeiten in ihren Verhältnissen dem Zwecke und den Bedürfnissen der hohen Gründerin ganz entsprechend. Die Gemälde-, Büsten- und Mineralien-Sammlnng, welche nnter dem Cardinal Salm die weiten Gemächer und Säle dieses Gebäudes zierten, sind nach seinen, Tode, leider! zerstreut geworden und nur die Hauskapelle mit ihrer überausschönen Grilppe: den Heiland, von, Kreupe abgenommen, »nd ruhend im Schooße der Mutter, während ihn Johannes, Magdalena und mehrere Engel umgeben, welche theilnehmend ihr diese Bürde abnehmen zu wollen scheinen, ist allen Freunden der Knust geblieben. Unn-r den Gotteshäusern in Klagen flirt ist die Stadt- hinsichtlich der Armen - Verpflegung »»gemein gesteigerten Be-zirkslasten, und die bei dieser allgemeinen Noth an die Wohl habenden ergangene Aufforderung zu Beiträgen für die Bereitung und Vertheilung der Rumsorder Suppe. Durch diese Beiträge, und eine geregelte Verrheilung derselben, dem lästigen Gassen bettelt« so wie den drückenden Bezirkskosten zu steuern, war eine eben so natürliche als folgenreiche Idee. Die Armen-Commission trat mit 1. November 1818 in Wirksamkeit. Mit höherer Genehmigung halt sie ihre Sitzungen, unter dem Vorsitze eines magistratliche» Beamten, am Nathhause, und besteht, mit Einschlns; des Letzteren, aus den beiden Stadtpfar-n'rn, einen, Kassier, vier Ober- und zwölf Unter-Commissaren, welchen die sogenannten Armenväter des Institutes beigezählt werden. Zu den ordentlichen Emflüssen der Commission gehören: I) Die des Armen-Institutes, als: i>. die Interessen »on S tiftnngs-Kapitalien; Ix die Ertragnisse der Büchsensammlungcu; <-. die frommen Vermächtnisse; li. der Quartals-Beitrag von der ständischen Thorsperr-Reluition; 0. das Armenbrod der Backer; 1. Erträgnisse aus öffentlichen Vorstellungen fremde»' Künstler; 3. Strafgelder der Polizei; l'. Gelder der Kirchen - Öpferstöcke für Arme. 2. Der bedeutendere Theil des Einkommens der Comnnssion selbst, durch subscribirte wohlthätige Beiträge, »nd durch thea-tralliche und musikalische Productionc», welche auf Ansuchen der Commission von Dilettanten und dem jetzigen Musikvereine reran staltet werden. Zu den außerordentliche» Einnahmen der Armcnanftalt gehört seit del», Jahre 1813 der Ertrag von den Ablösungskarten des Neujahrwünschens seine Einrichtung des verewigte» Grafen von Enzenberg, die bald darauf in Innsbruck, ^aibach, N»z, Gratz, Prag, im Jahre l830 selbst in Wien, und au-sierdem auch im Auslande: in Berlin, Hamburg :c. Nachahmung fand), wozu seit 1829, allzeit am 4. Okt., auch der Erlös von den Ablösungskarten der Gratulationen am Namens- und Geburtsfeste kam. Betrachten wir nun die nützliche Verwendung dieser Anstalt, so verdient sie unbestritten eines der ersten Blätter in den Annalen der Stadt Klagenfurt. In Bezug auf das physische Wohl der Bevölkerung (als Sanitäts - Anstalt) des gesammten Stadtbezirkes, bestehen in Klagenfnrt drei Stadt PhyDate und drei Stadt-Hebammen, nebst einem Bezirkswundarzte. In der Stadt selbst sind über-dieß noch sechs Prwatwundärzte und mehrere unbesoldete Hebammen. Das ganze Stadtgebiet zählt drei wohlcingerichteto Apotheken. Was Klagenfurt an Bildungs-Anstaltcn, so wie an öffentlichen Anstalten zum geselligen Vergnügen besitzt, haben wir bereits oben (Seite 70) angeführt. Das Detail derselben gehört in das Gebiet eincr Monographie. Allsier denselben befinden sich bei mehreren Private» wissenschaftliche, antiquarische und Kunst-Sammlungen, deren Besichtigung die gefällige Bereitwilligkeit ihrer Besitzer jeden: Freunde des Schonen und Nützlichen frei gestellt hat. Klagenfurt, an leinen, schiffbaren Flusse gelegen, während der Nutzen des sogenannten Lendkanales sich fast einzig nur auf den Holzbedarf beschränkt, auch vom Süden durch hohe Berge abgeschnitten, musite sich die Vortheile, welche Handel und Industrie gewähren, erst mühevoll erringen. Selbst jetzt, w» die Herstellung der Sträsie über den Loibl, das Emporkommen von Triest nnd Laibach, so wie das Herbeiziehe« der meisten Gewerke» des Unterlandes in neuester Zeit, und endlich die Raffinirung in der Bearbeitung der Landesproducte, Klagenfurt allerdings sehr gehoben haben, kann diese Stadt wegen ihrer geographischen Lage sich doch nie zu dem Nange einer eigentliche» Handelsstadt erheben, sondern beschränkt sich nur meistens auf den hier sehr bedeutenden Transito- und Speditioushandcl. Und dessen ungeachtet zeigt sich überall, wohin wir blicken wollen, m dein Aeusiern derselbe» ein so reihender Geschmack in dcr Verzierung der Häuser, in den breiten, schönen und gerade» Straßen und auf den Plätze», und verräth ein so gemüthliches Wohlbehagen, dasl sie vor vielen ander» Städten der Monarchie den Namen der »freundliche »" mit vollem Rechte verdient. Gibt es irgend einen Tadel, de» wir hier ausspreche» dürfe», so besteht er darin, das: in der unmittelbaren Nähe derselben für dic Annehmlichkeit ihrer Bewohner viel zu weuig gesorgt ist, mid dasi der Freund der Natur die schönen, ausgezeichnete» Umgebungen derselben, i» die wir nun unsere Leser führen wollen, (beso»dcrs i» den Heisien Tagen des Sommers) nur im Schwcisie seines Angesichtes betrachten und genießen kann. 20 78 UWgLbmnOLN tz?yn Kl^gknfNVt. Inhalt: Viktrinss. Maria - Werd. Krnmpendorf. Maria - Loretto. DaS Wölfnitzthal. Vbenthal «nd . Gnrnitz. Die Tcarbin. Mvosburss. V i k t r i n g. Ungefähr eine Stunde von Klagcnfurt entfernt, liegt, in slid-westlicher Richtung, dem Blickc des Beobachters beinahe gan; entzogen, in der stillen Abgeschiedenheit ciller schattichten Bucht der Satrnih, das einstige Kloster Viktring, dieser Sieges-münstcr Karntens. Aus der dichter, Umgebung hochstämmiger Banmparthim ragen jetzt die Gebilde kaum über ihre Wipfel empor, und nur der Thurm schaut über sic hinaus in die weite Ebene der fernen Hauptstadt, lind über die Spiegel-flache des nahen Werdersee'ö, hin zu den naschen Alpen, die den Horizont begrauzen. Kaun» ahner der Wanderer die Gro'sie und den Umfang, noch weniger aber den unwillkürlich-tiefen Eindruck, der ihn erfasu, wenn er dnrch die Vorhöfe ill das Innere dieser großartigen Stiftung tritt, und hier die weitläufigen Hallen erblickt, aus denen die heilige Nuhe und Stille des klösterlichen Lebens längst verschwanden sind. Irdischen Zivecken heilngefalleli, vermag nur ein saftigerer Schn'ung sei-«er Phantasie ihn emporzuheben über das wellliche Treiben der Gegenwart, und ihn zurückzuführen in jene Tage der greisen Vorzeit, wo Bernhard's und Kunigunden's Schmerz über das Schicksal ihres Neffen Heinrich, den sie statt ihres Verlornen einzigen Sohnes, Bruno, angenommen hatten, nur darin Trost und Linderung fanden, dasi sie anch im Kärntner-lande, hier auf dieser Stelle, eine Abtei des Cistercienser-Or-dens gründeten, nachdem bereits er, der Neichbeglückte, den Freuden der Welt entsagt, und durch ihn das Stift Villars in Frankreich sich erhoben hatte, dessen Abt er geworden war. Sieben Jahrhunderte sind seit dein Tage verflossen, an welchein der edle Heinreich, an der Sp^ye seiner Ordensbrüder, das siegreiche Kreuzeszeichen voran, unter den, Ehorgesange-. „Der Herr ist's, der u»s hier eingeführt!'' in diese Mauern trat, ihnen ihre künftigen Bewohner selbst übergebend, um bald daranf für immer von ihnen zu scheiden, und auf fremder Erde sein Haupt zur Ruhe zu legen, nachdem er noch Einmal seinen Ohm und seine Tante gesehen hatte. War doch die heis-e Sehnsucht seiner theuren Pflege-Eltern gestillt, und das von ihnen erbaute Kloster der hohen Himmelskönigin, die Heinrichen im Traume erschienen, und dnrch die er im Löwenkampfe gesiegt, durch ihn selbst geweiht! — Seit jenem Tage übten die Brüder dieses Conventes getreu die Pflicht ihres Berufes. Sie wurden die Erzieher der Jugend, die Lehrer des Volkes im Glauben der Väter, die Samm ler >»nd Bewahrer literarischer Schahe; ihr dans der Zilswcht^ ort für Verfolgte nnd Nahrnngslose, der sichere Gewahrsam für verirrte und gefährliche Glieder der menschlichen Gesellschaft. Das Zeitalter der Nohheit änderte jedoch anmählig die Natur dieser so gemeimmlMen Anstalten, und Vikcring, obgleich minder schuldvoll, erlag endlich, nach kaum durchlebten sechs Jahrhunderten, jenen allgemeinen Reformen, die aus dem Bedürfnisse der neueren Zeilen nothwendig hervorgehen mufzten. Doch, wer war Heinrich? Welches Schicksal hatte er? In welcher Beziehung stand er zur Himmelskönigin? Die Beantwortung dieser Fragen führt uns zunächst zn einer der mteressantesten Sagen des Heimathlandes, und durch sie zur Gründung von Viktring. Vom Jahre 103!) bis 1047 blieb Karnten ohne Herzog. Da kam Wetf, Graf von Altorf in Schwaben, und wurde von Kaiser Heinrich dem III. mit diesem Herzogthume belehnt. Er starb kinderlos (1055). Sein Nachfolger, Conrad III., Graf von Lolbrmgen, lebte nnr drei Jahre, und ihm folgte in Karnten, Berrhold von Zähringen im Schwarzwalde (I0ve>'ge ihres Geschlechtes, beschenkten die Elte»>, St. Paul reichlich, u»d „ahmen a» die Stelle deS der Welt entflohenen, gottgeweihteu Bruno, ihren ^^-ffen Heinrich, den zarte", eiuzigen Sprösiling von Bernard's früh ver-storbencm Brnder .0einrich, als Sohn mid Erben an. Doch, anch hier fanden ste »hre Hosslnlngen mid Wunsche nicht erfüllt, ^einrich's Sinn 'var schon in den Tagen seiner Kindheit ein Gott ergebener. Schon als Knabe sah er an der Seite seines Oheim's das gelobte Land, sah die theuren, heiligen Gegenden und Denkmäler von Palästina, wo Iesl,s der Heiland geboren wurde, seine göttliche Lehre verbreitete, und endlich den Tod des Kreuhes starb, zum Wohl und zum Heile der Menschheit. Unendlich war der Eindruck ans Heinrich's jugendliches (Gemüth, und seinen, noch unbestimmten religiösen Gefühle entstieg bald der Entschtus; zum klaren Bewußtseyn, als Ritter der Kirche sich nur der höchsten Liebe zu erbeben. Die Pariser-Hochschule überstrahlte damals Alles, was sem 5.eben den, Wissen'ergab. Zwei Söhne Leopold's des Hei-I'gen, Markgrafen in Oesterreich: Otto von Freising, des gro-sien Barbarossa trefflicher Geschichtschreiber, und 'Conrad von Salzburg, waren zu jener Zeit ihre vorzüglichsten Zierden, -locht nur, daß an dieser Universität zuerst die Schönheit, zuerst des Wissens und der Künste unwiderstehliche Uebermacht flefühlt wurde, zuerst des gesellschaftlichen Lebens edlere Formen sich bildeten; drei Männer waren es besonders, die Heinrichen gegen Frankreich zogen: Der Abt Suger vo» St. Denis, Minister Ludwig des VI., cin Man» aus den, Staube, von wenig versprechendem Aeusieren, aber durch hohe Weisheit und unerbittliche Festigkeit Begründer der Königsmacht, und einer neuen Entwicklung des ' Volkes; ferner Abälard, durch seine Liebe für Heloise eines unsterblichen Ruhmes weit sichcrer, als durch alle Täuschungen seiner kühneu Gelehrsamkeit; und endlich Bernard, Abt zu Elairvaur, der Stifter des Zisterzienser-Ordens, berühmt durch seine Verfolgung Abälard's, noch mehr aber durch seinen demosthenischen Donner, mit dem er das, dnrch Welsen nnd Waiblinger rasend ent^weire Abendland Vlöl)!ich versöhnte, und auf das Morgenland hin schlenderte, um dort Glauben und Glaubige zu erretten vor der siegestrunkenen Uebermacht der Ungläubigen. Diese drei Lichter ihres Iahrhun-dürres begehrte Heinrich zu schauen, denn sie waren ihm leuchtend und wärmend in den, kalten, leeren, klippenoolle», irdischen Mühen und Treiben. Der König der Deutschen, nahe verwandt dem Spon-heimische, Blute, hatte Heinrichen und seine Vorsatze, Ludwig dem Fraulcnkönige, treulich empfohlen. So ward er denn auch aufgenommen wie cin längst erkorener, znr eigenen verjnngeudcn Erfnsthm,^ gehegter junger Freund. Mütterlich erfreut empfing ih» die Königin Adelaide, des schlachterprobten Grafen von Savoycn und Manrienne hochgesinnte Tochter. Uelxrrascht mustene uuseru Heinrich die chrgeihige Ritterschaft des glanzenden Hofes, kaun, glaubeud, wie" solche Ingendschöne, solche Mannes starke, solche Franenmilde, solche Mädchenunschuld, in des ^uugliiigs Brust und Blick beisammen wohnten. Wohl begegnete ,hm häufig das, was das Rimrrhum durch Glaubeil und durch Ehre z„ bege.sten,, — wohl sah er auch in diesem üppig reichen Garten manche Blume, die in Liebe zu entzünde» vermochte; doch, es blieb beim Begegnen, und beim Sehen, „und in, Hunmcl blieb sein Hoffen, und auf Erden war es nicht!" ^ Dasi^e,- die Himmel nur dam, schauen würde, wem, der allgewaltige Tod ihn, die Bande des niederen Erdenlebeus gelöst, das wu>!tc Heinrich; alxr dasi ein Herz wie seines, um das jenseitige, überirdische Muck scholl diesiseits zu kosten, lebend scholl verscheiden müsse, das ahnete er nicht. Er sah Eoustantieu, die königliche Tochter von sechzehn ', Jahren, und die Sonne dnnl-te ihm glänzender in den, Glänze ' ihres holden HaupteS, der Himmel blauer in den, Wunderblall ihres klaren Auges. Der bisherige muthige Friede >'n der Brust des frommen Heinrich, war unwillkürlich lind unheilbar zerspalten zwischen Erde und Himmel! Ein Feuerstrahl aus jenen lichren Räumen hatte geschlagen, hatte getroffen und in zwei verwandten Seelen gezündet. Die Königsfamilie und der fürstliche Jüngling aus Deutschland waren von nun an unzertrennlich. Ludwig's Geburtsfeier versammelte zu ^mnier „ud Bankett. Von allen Enden des Reiches sah man die großen Vasallen und Würdenträger, die ganze lust^ und streitbegierige Jugend in den Maueru vo>l Paris. Der Ordnung des Kampfes gcmas,, nannte Constant,,,' mit zitternder Stimme den Sponheimer Grafen, Heinrich zu Ortenburg uud Sonnenberg, als ihren Ritter, uud umschlang mir bebenden, Arme dell Herrliche», mit der selbstgewebten, in weisi und blau schimmernden Schärpe, dem Siunbilde der Unschuld und der Treue. Das Turnier begaun. Hochmuth und Neid hatten hie und da den zarten sittigen Deuts.hen zur leichten Bellte sich er.-koren. Er aber fordcrte nicht heraus, er snchce nicht, er mied nicht. Mannhaft ruhig harrte er seiner Reihe. Trompeten und Hörner, Pauken und Trommeln schmetterten nnd wirbelten wild durcheinauder, und durch Staubwolken und Waffen-klang, durch Geschrei und Getöse hindurch riefen mit mächtigem Laut Herold nnd Marschall endlich den Ritter der Königsroch-ter in die Schranken. Er sprengte heran, mas; dreimal in, Kreise die weite Rennbahn, uud grüs-te bescheiden, Haupt und Lanze verneigend. Den ersten Gang hatte der vielbeneideto Jüngling mit einem riesigen Normann, der ihn verachtenden Auges mas', als verachte er solchen Kampf, als verschmähe er so leichten Sieg. Doch, nur wenige Minuten, n»d er stürzte, mächtig angerannt Pol, Heinrich, weithin schallend, vom Pferde zu Boden. Jetzt galt es mit Schwertern. Auch hier siegte der Sponheimer, und der Normaml lag im Sande. Sein Fall cntmuthigte die juugeu Ritter und die Edelknappen. Wie weiches Rohr stach Heinrich sie von ihren Rossen, nnd einmü-thig, unter dem Zujauchzen der hin und her wogenden und tosende» Menge, ward ihm, aus Eonstanzen's Hand, des Turnieres erster Preis: das Bildnis; des Königs zwischen ftim-merndem Edelgesteiu, an goldener Kette. Ein prunkvoller Einzug, und stolze rauschende Weisen er-össuete», Tanz und Bankett. CoustanzenS Hand war an ihrell siegbekröntcn Ritter versagt. Ohne Wunsch nnd ohne Regung blickte er in, Kreise der holden Jungfrauen herum. Ihn drückte nur Eine Wunde, die in die Herzen Beider immer tiefer drang. Es war ihre stillverschwieg'ne Liebe — ohne Geständnis'. Schon drohte die allmächtige Regung Constanzen's Brust zu zersprengen, und nur eine heimliche Thräne, über ihre Waugen gleitend, senkre das himmlische Wort wieder hinab in die stumme Tiefe ihres Inucru; da dröhnte urplötzlich der Schrei des Schreckens und Jammers zn den Pforten lärmender Freude herein, (^efrässigcs Feuer hatte mehrere Häuser nahe der Burg ergriff fen. Eine wilde Windobraur heulte »och drohender in die kni. sterndeu verzehrenden Flammen. Für das feste, abgesonderte Köl'igsschlos: war nichts zu fürchten; darum dachten Ritler und Edcherren nur daran, sich ungetheiir der Lust und del, ^rcudel, de5 Bauketes zn widmen. Heinrichen hingegen, einen Augenblick in sich gekehrt, brachte ein fragender und bittender Blick Eoustanzeu's'zu rascher Thar. Unbemerkt flog er aus dem Tauzsaale, und der geröthcre Himmel war .hm em schneller Wegweiser von, Tempel der Freude zur Hohle des Jammers. Ein'rettender Engel erschien er am Orte des Unglück's. Sein sicherer Blick und kluger Befehl thaten dem wilden Elemente baldigen Einhalt. All' sein Geld hatte er bereits mit freigebiger »?and gespendet, und schon wollte er zurück eilen in den fröl'liche» Taumel des Hoffestes, alZ Iammerstimmen aus den Tiefen eines rauchenden Gewölbes zu seinem Ohre drangen. 8« Tle kamen von ei'ner Mutter mit ihrem S^ngli'nge und zwei zarten Kindlein. Durch ,^.nalm lind Ranch stürzte Heinrich hinein und hinunter zu den Unglücklichen. Nach wenigen Minuten harte er alle gerettet. Dem Feuertode waren sic durch ihn entrissen, aber dem Hungertode schienet« sie Preis gegeben. Den letzten Goldgulden hatte er bereits Andern versandet. Er suchte vergebens in Wannns und Mantel. Plötzlich ergriff er den Kampf>reis, die goldene Kette mit dem Königsbilde^. Noth und Eile, Mitleid und Liebe spornten ihn. Er warf die Kette in den Schooß der Flehenden, nnd entschwand nach dem glänzenden Saale. Der Ruf seiner That folgte ihm auf den Fersen nach. Alles bewunderte den dreifachen Sieger an Einem Tage: im Turnier, beim Bankert und in Feuersnoth! Constanzen's Blicke beiüi Scheiden nnd Kommen sind durch Wort nnd Bild nicht festzuhalten. König Ludwig ernannte Heinrichen zu seinem nnd der Königin Adelaide Kämmerling. Das war zu starke Versuchung für den Verlobten des Himmels, das war zu lvt-terer Stachel für die Scheelsucht und den Neid der Höflinge Schon hatte die Trompete zum ersten M^Ie znr königlichen Tafel gerufen. Heinrich eilte, die Prinzessin herbeizuholen, die in mondbeglänzter Zaubernacht voll Sehnsucht und Weh-mnth im 'Karten sich erging. Er zitterte ob der schweren Schuld, jenen köstlichen Tnrnierespreis in der Ueberraschung des Mitleid's an die hülflose Armuth vergeben zn haben. Das Bekenntniß seiner Schuld abzulegen, warf sich der Heldenjüngling in Demuth und Liebe zu Constanzen's Füßen nieder. Mit himmlischem Lächeln verzeihend, löste die Prinzessin ein zweites Kleinod vom bewegten Busen. Es war, in Gold und Diamant gefaßt, ein Theil des wahren Kreuyes, durch die Heldenbrüder d.s qrosien Gottfried von dein Marterhügel de^ Erlösers ans dem heiligen Lande gebracht. Dieses unschätzbare Kleinod in jetvm Sturme der Seele und des Leibes hinq sie dein un.mssprech-lich theuren Jüngling um, und neigte sich in» milden Monden-schimmer über ihn, — da rauschten die dun!len Zweige, und ein freches Hohngelächter erscholl, nnd die verworfenen Lauscher übereilten einander, die grosie Zeitung vor das Ohr der königlichen Eltern, und vor eine unheilige Menge zu bringen. — Heinrich ward, frech und offen, vor dem Gerichte der P.nrs unlauteren Ulngang's mit der Prinzessin angeklagt. Fruchtlos war jede Betheuermlg ihrer Unschuld. »In der nennten Morgenstunde des dritten Taacs sollte Heinrich der Sponheimer, Graf zu Ortenblirg und Sonnenberg, im Burgzwinger waffenlos mit einem Löwen kämpfen. Unterliege er den, Ungethüm, so habe die Vergeltung heimlicher Sünde über ihm gewaltet, und die Schmach des königlichen Blutes sey gebüßt mit Blut. Trete er aber als Sieger aus den» Kampfe, so habe der gerechte Himmel seine und der Prinzessin Unschuld an den Tag gebracht." Uncrbleichter Wange, ungetrübten Blickes, festen Schrittes und Tones, schritt Heinrich aus dem Saal, wo finstere Scheelsucht und blutdürstiger Wahnsinn solches Urtheil gesprochen. In die Herberge ging er zurück, bestellte sein Halls, that Botschaft an das liebe Kärntnerland dem muthigen Greise Bernard, und der vielgeliebten mütterlichen Kunigunde; schrieb unterwürfig uud gerübrr dem edlen Frankenkonige: dafl seine Grofnnuth' Constanzen's Jammer nicht w>^lze auf sein „»schul.-dig Haupt; und warf sich in der Nacht vor d.'in entscheidenden Morgenrothe hin znr Erde, heftig berend. Da sah er im Traume, wie ihn die Königin der Himmel in strahlender Glorie zu sich erhob, und mit dunkelblauem, sterndnrchwirktem Mantel schlitzend ihn umfangen. — Erhört und begeistert stand er auf. Er verschmähte am hellen Morgen das herkömmliche, schwarze Gewand, untersagte seinen, zahlreichen Gefolge jegli chcs Z"ch"' der Trauer, befahl ihm vielmehr, ihn im besten Schmucke zu umstehen, und hüllte selbst die mannhaft schönen Glieder in festliches Kleid, weif-, wie gefallener Schnee. Um die Schulter schlug er den weisen Mantel, gleich den Rittern des Tempels und Spitales von Iernsalem, doch ohne rothes uud schwarzes Krem); aber auf der wehrlosen Brust jenen heiligen Kreutzestheil an goldener Kette, den ihm Constanze in der verhängnisvollen Stunde umgehangen. Dumpf und hohl schlug vom hohen Münster Notre-Dame die neunte Stnnde. Dreimal klangen die Gefährten des Grabes, die Posauuen, lind ein kurzer, scheuer, unheilahnender Wirbel aus gedämpften Trommeln. Das weite Rund des Zwingers genügte nicht der zahllosen Menge, allerwärts herbeigeströmt zn dieser vermessenen Herallsforderung des Himmels. Von Mauern und Zinnen, von Dächern und Thürmen, wogte allenthalben ein leicht bewegtes Meer von Neugierigen. Finster nud in sich gekehrt, ungeheuren Schmerz und grimmigen Menschenhasi in der Brust, saß der König da, ein blindes Werkzeng des rauhen Gesetzes, und umringt von den Großen seiner Krone. Unferne von ihm, von jedem Blicke vermieden, standen Heinrich's und Constanzen's verlänmderische Ankläger, in schwarzangelaufener Rüstung, Schärpe, Gurt und Helmbusch von der Farbe des Blutes. Gegenüber, mehr er^ höht, Adelaide, die Königin-Mutter, in dunkler Pracht, und in ihren Armen ihr aller Pracht beraubtes, im schwarzen Nou-nenschleier verhülltes Engelskind. Die Pfortensiügel des Zwingers flogen rasselnd auf, und der deutsche Iüugling trat rnhig, milde u»d sch?n herein. All-gemeines, plötzliches Schweigen der Menge, gab ihr Erstaunen kund. Da öffnete /ich an des Zwingers anderer Seite ein «nächtiges Fallgitter. Wildes Brüllen hallte, erschütternd herauf, und, dunkle Glitt!) in den Augen, Hunger und Grimm in den finstern Zügen, die langen Mähnen schüttelnd, mit dein gewaltigen Schweife schlagend, tritt' der entsetzliche Leu Heralls. Er sieht langsam ringsum auf die Menge, hebt zornig die Vordertatze, erschaut Heinrichen, ist ihn, nahe, nnd tritt', auf die Hinterfüße gehoben, ihn an mit gierigem Rachen. Heinrich drückt rasch das heilige Kreuy an den Mund, blickt freudig nach oben, faßr des Löwen gräuliche Pranken.: ,'Bei dem Gekreuzigten, den, Herrn des Himmels und der Erden, nieder zu meinen Füßen, du kecker Hund! und zeuge, lmvernünfrige Creatur, für meine und Constanzen's Unschuld!" — ruft er, nnd wirft das Ungethüm zu Boden. Der erschrockene Löwe kriechr zu seinen Füsien, wie ein zahmes, freundliches Hündlein, leckt sie, nnd winselt nnd wedelt, und folgt Heinrichen, der ihn befehlend an seine Hohle führt, und dort das Fallgitter sich aufchun und hinter dem Löwen wieder schließen heißt. Tausendstimmig jauchzte und raste der Jubel durch die Lüfre; der Köoig eilte vom Throne, die Frendenthränen der Mutter, und das Götterbild des Verlornen und so herrlich wie-dergebornen Kindes zu schauen, das, in die Kniee gesunken, in lauten, Gebete Blicke nnd Gefühle theilte zwischen dem rettenden Himmel dort oben, und zwischen den, Geretteten dort im drohenden Zwinger. Ein Triunn'hzug, wie jh„ blutige Siege nicht feiern, geleitete die Glücklichen zurück in den Königs-Saäl. Hier trat nun Ludwig, Adelaide,, fest umschlingend und Constanzen an seiner Rechten, feierlich vor, blickte voll ernster Huld empor, und sprach, die Hände Beider schnell in einander legend: „Nimm sie! Du bist ihrer würdig!" Mit diesen Worten empfand Heinrich plötzlich die Gewalt der Himmel über alle Versuchungen der Erde: Mächtig mit sich kämpfend, sank der sanfte Held wie todt zu des Königs Füßen. Als man ihn wieder aufgerichtet hatte, glich er einen, Boten ans der andern Welr. »Nur ihr gehöre ich, die mir in, Traume erschienen ist; die mich von dem grimmigen Löwen errettet, nnd die deiner Tochter frech getthmählv Unschuld so glorreich an den Tag ge? 81 bracht hat!" Eine glühende Thräne, der letzte Nückfall in das Irdische, brannte noch auf Eonstanzens Hand. Mit raschen Zeichen flehte er dringend lim den Segen der königlichen Eltern. Am Abende des folgenden Tages trng cr die weißschimmernde Cuculle deS Eisterz'ienser - Ordens in Morimond. Hier jedoch verweilte er nicht lange. Im Sprengel von Metz erhob sich ein nenes Stift: Villars. Heinrich ward dessen Abt, und dem ganzen Orden Vorbild und Stütze. Sein Ohn», Bernard, und seine Tante, Kunigunde, vernahmen des theuren Neffen Geschick. Viktring ward den, Andenken an ihn gestiftet. Auf ihre Bitte sendete Heinrich mehrere seiner Bruder, im Glauben stark und edlen Geblütes. Er sendete Meister des edelsten Wissens und der sieben freien Künste; atlch mehrere Laienbrüder. Er selbst führte am Ostermontage des Jahres 1142 die fromme Colonie in ihr nenes, ihm selbst so theures Vaterland. Eberharden, den Würdigsten unter ihnen, verordnete cr ihnen zum Vorstande. Von Heinrich's Sieg, und zum Gedächtnisse eincs früheren, wundersamen Sieges Bernard's für Thiemo, dcn vertriebenen Erzbischof von Salzburg, wider die vierfache Uebermachl des gefürchtetcn Ghibellmen, Popo Scarkhand, Markgrafen in Untersteier, hies, es das Siegeökl oster (5. Mai-i» <1^ Victor,!,), Viktring. Sorgfalt für die Armen, Unterricht des Landvolkes, und stille Pfiege der Wissenschaften nnd Künste, waren von mm a» der Mönche vorzüglichste Bestimmung. Noch sind Documentc vorhanden, die diese scge'wolle Wirksamkeit derselben beweisen, und zwar in einer Zeit, wo Tugend und Laster noch willtühr-lich schalteten. . Zunächst den, Stifte lag das Spital. Abgelebte Greise und elternlose Kinder fanden hier ihre Unterkunft, und Letztere ihren Unterricht im, Lesen und Schreiben, in der Musik nnd in den Kunstarbeiten der Mönche. Herzog Bernhard, der zweite Stifter von Viltriug, schenkte (1236) dem Spitale zwanzig Lehen von Neubrüchcn bei Rechberg an der Fellach. Dafür sollten die Mönche am Allerseelentage seiner und seiner Familie eingedenk seyn, und am Tische mit Wein, weißem Bvode und Fischen bewirthet, das Andere alles den Armen vertheilt werden. Aehnlithe Stiftungen finden sich viele. Ueberall theilten sich Mönche und Arme. Außer den Pfarreien: Viktring, Maria ^ Rain, K'ött-mannsdorf, Ludmannsdorf nnd Keutschach, besorgten damals die Viktringcr Mönche die Seelsorge auch im untern Nosenthale, i» dcr ganzen Ausdehnung des gegenwärtigen Decanatcs. Sie waren bis zum Jahre 1443 zu einem jährlichen Tischgelde gehalten, wo sie dann das vollkommene Eigenthum jener Pfarren durch Vertrag erhielten. In den stürmischen Zeiten der Reformation, wo sich der (hcist ungebundener Freiheit und der Selbstsucht allenthalben cingeschlichen hatte, erhielten sich Viktring und seine Gemeinden vor der Seuche der Nencrung, weßwegen auch die Protestanten zu Klagcnfurt ein böses Auge auf den Abt dieses Stiftes hatten, besonders auf Abt Georg, dcr es wagte, mit seiner Eleri-sei und seinen Bauern mit fliegenden Fahnen und lauten: Gebete, ungeachtet deS Gezisches in den Gassen, durch die Stadt nach Maria-Saal zu ziehen. Von dem, was Viktring an Gegenstanden der Kunst und Wissenschaft in seinen Mauern beherbergt, sind nur wenig sprechende Zeugen übrig, nachdem die Zerstörungswuth einer jüngst vergangenen Zeit selbst das Andenken daran vernichtet hatte; andere hingegen erst wieder in der Ferne aufgefunden wurden. Ein solcher Fund ist die Ehronik des Abtes Johann. Sie ist ein Schlüssel zu vielen Begebenheiten der Vorzeit, besonders dcr Periode unter dem Böhmcnkömge Ottokar, voll origineller Ansichten, und mit einer seltenen Belesenhcit der Classiker ausgestattet. Johann lebte unter den« Tiroler - Herzoge Heinrich (vor und um 1330), war sein Vertrauter, Geheiinschrciber und Diplomat. Als Heinrich starb, und Maraaretha die Maulta-sche, seine einzige Tochter, das reiche Erbe zweier Lander und vieler Ansprüche erhalten sollte, da vertrar Johann seine« Schützling redlich. Er eilte nach Wien und Linz, wo er Kaiser Ludwig, "den Baicr, traf, und erschütterte mir Vorstellungen und Bitten das Gemüth desselben so sehr, dasi er gestimmt war, Kärnten und Tirol Margarethen und ihrem Geniale, Io-hann von Böhmen, zu geben. Auch die Kärntner hatten ans Johann's Zureden sich entschlossen, vor des Kaisers Schiedspruch keinen neuen Herr» anzuerkennen, und schlössen mit den Oester-reichern eine Art Stillstand, nach dessen Verlauf und des Mo-uarchen Entscheidung sie sich eben so willig ergaben, wie Abt Johann dem neuen Herrn mit treuein Herzen huldigte. So kam das einsame, abgezogene Kloster in die Berührung mit der Welt. Auch den verlassenen Pilger hieß es willkommen, und zur Sühne und zum Frieden bot es bereitwillig die Hand. Meistens an hohen Festtagen kamen die Edlen der Umgegend zum Hochamte und Imbisse iu's Kloster; uud da, wo die Herzen warm wnrden, schloß man Vertrage und legte Zwistigkciten bei. Der Abt sehte die Urknnde auf, lind die fertige, kunstgeübte Hand eines Mönches brachte sie zu Pergament. Mehr als 600 Urkunden, größtentheils Angelegenheiten von Privaten betreffend, smd noch auS jener Zeit übrig, wo es, ausier den Klöstern, kaum ein sicheres Archiv gab. Die Edlen schlössen jedoch nicht bloß unter sich, sondern knüpften auch mit den Mönchcn Bande der Freundschaft, die selbst über Grab und Verwesung noch dauern, und in frommer Erinnerung des Chorgebethcs wiederhallen sollten, wenn auch schon dcr Name verschollcn war. Die machtigen Rasegger, die Hollenburgcr, Pcttauer, Hallegger, Werdcnberger u. a., lange scholl ausgestorbene Geschlechter, hatten dort ihve Familiengrüfte und eigene Kapellen. Viele von den adeligen Nachbarn schlössen Brüderschaft mit dem Kloster unter gewissen Verpflichtungen. Dafür nahmen sie Antheil au den Feierlichkeiten nnd Gebethen des Klosters. Als Zeichen der Verbrüderung erhielten sie alljährlich ein Paar sogenannte Brnderschuhe, welche auch abgelöst werden konnten. So löste das Stift (l.388, 23. Nov.) von Richer von Liebenberg, der sehr in (Heldnoth war, dieselbe» für immer mit Erlag eines Pfundes Wiener-Pfennige ab. Die Schicksale, des Stiftes betreffend, gingen sie eines Schrittes mir den, des Landes. Ungarn und Türken vermocht ten nichts gegen die mit Wasser umflossenen Mauern desselben. Die rebellischen Bauern hingegen zwangen dem Abte eine Summe von 200 Gülden ab. In den Türkenkriegen wurden die Silberstücle, wie-sie znsammcliflossen, als Kriegsdarlehc» einbekommen. Der schwerste Schlag jedoch war die Herausgabe des vierten Theiles aller Güter, dcr von allen Klöstern im Jahre 1530, während der großen Türkennoth, geleistet werden musite; eine Gabe, die sich im dreißigjährigen und im Türtcnrriege, unter Kaiser Leopold dcm I., wiederholte. Unter den späteren Aebten machten sich bemerkbar, Johann VI. (erwählt 1481), der drei Mal als Pilger in Jerusalem war, und Matthäus Lang, zugleich Bischof von Gurk, der die Abtei, zu welcher damals auch die Prop^ci Maria-Werd gehörte, gegen 300 ss. jährlich an Polidor, Bischof von Oropo, abtrat, der das Stift in den harten Zeiten rettete. Dcr letzte Abt war Constantin Rabitsch, k. k. Hofkaplan und ständischer Verordneter. Was auch die Zeit an der ursprünglichen Form und Größe dieses Ministers theils vernichtet, theils verändert haben mag, so stellt das, was die Gegenwart uns zeigt, denselben dennoch in die Reihe der großartigsten Gebäude unserer Provinz. Der älteste Theil ist die sogenannte Pralatur. Bauart und Verzierungen kündeu das vierzehnte Jahrhundert. Durch sie gelangt man in den grosien Hof, den eine Fontaine aus 21 82 Quadersteinen mit Figuren ziert. Eln Nömerstein, als Bestand-theil desselben, berichtet dem Liebhaber des Antiken, daß sich der Opferbeschauer Lucius Tuccius, und Sollonia Sabiua, den Virunenseru dankbar bezeugten. In der Mitte des großen Hofraumes, den der dem Fürsten Friedrich von Lichte »stein gehörige Antheil des Gebäudes umgibt, befindet sich die Stiftskirche. Ihr Haupteingangsthor, sammt feinen runden Steinbögen (wahrscheinlich noch vom Jahre 1140 herrührend), wurde, sammt einem Theile der Kirche, wegen seiner Baufälligfeit, in der jüngsten Zeit abgetragen, und durch eine moderne Fronte ersetzt. In ihr selbst ist der Hochaltar sammt den hinter denselben befindlichen sehr schönen Glasmalereien das Sehenswürdigste u»d Interessanteste. Er ist wahrscheinlich ein Werk des ausgehenden sechzehnten Jahrhunderts. Er zahlt mehrere Stockwerke und reicht bis zum Kirchengewölbc. Seil» 'Anblick ist wahrhaft imponirend. Schade, dasi die Glasmalereien d»rch ihn dem Blicke des Beschallers beinahe ganz endogen sind. Außer den in der Kirche am Nonn-berge zn Salzburg befindlichen, dürfte in Kärnten und den Nachbarländern kaun« was Schöneres dieser Art zu finden seyn. Unter den Monumenten der Kirche zeichnet sich ein in der Bernhard's Kapelle am Boden lieqender Grabstein aus, wel-cher uns den berühmtesten Abt des Stiftes, nämlich Johann, im vollen Ornate zeigt, und dessen Inschrift uns mittheilt, daß er von I48l bis 1500 drei Mal das heilige Grab zu Jerusalem besuchte. Sehr oiel in jener furchtbaren Zeit! Aus dem großen Stiftshofe gelangt man in den zweiten, kleineren Hof, der mit den einschließenden Gebäuden, samml dem umgebenden Garten, Eigenthum der Ritter oon Moro ist. Der Eintritt in den Letzteren ist von seinen liberalen BeHern eben so wenig jeden: Gebildeten verschlossen, als sie, mit wahrer Humanität und zuvorkommender Höflichkeit, dem wißbegierigen Fremden die Manipulation ihrer berühmten Tuchfabrik, von der Wollen - Sonirung und Spinnerei an, bis zur Vollendung durch die Presse, weisen. Mir erhöhten» Gefühle des Patriotismus sieht der Beobachter, zu welcher Stufe der höchsten Vollkommenheit sich hier der heimische Knnstsieiß gehoben hat, und wie durch die hiedurch veranlaßte Veredlung der Schafzucht so vielen Menschen Erwerb, und dein Lande eine sehr wohlthatige Geldquelle eröffnet ist. Werfen wir nun nach dieser kurzen geschichtlichen Darstellung noch einen Blick auf die Umgebung von Viktring, so trägt der Charakter derselben noch jetzt das Gepräge und Bedürfniß seiner einstigen Bestimmung an sich, obgleich die fortschreitende Kultur der Jahrhunderte so manchen Theil derselben geebnet, gelichtet und fruchtbringend gemacht hat, wo m den Tagen der geringeren Bevölkerung oft weite Strecken Landes nur von un-durchdringlichen Waldern beseht, von Moor und Schilf überwachsen waren. Erhielt auch Viktring schon vor mehr als siebenhundert Jahren sein Daseyn, so hatten die Klöster doch scho» damals ihre Natur so sehr verändert, daß sie in keinen Vergleich gestellt werden konnten mit jenen ursprünglichen Ansiedlungen der Mönche, wie wir sie schon im vierten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung in den Wüsten Oberägyptens, später m Palästina, Syrien und Armenien finden; wo eine Anzahl Einsiedler in der Absicht, die Vortheile der Einsamkeit für ihre religiö'.-sen Betrachtungen in Gesellschaft zu genießen, ihre Hütten zuerst aneinander bauten, und ihre Andachtsübungen gemeinschaftlich hielten. Nachfolgend entstanden selbst in und bei Städten dergleichen Cönobien, wie man sie nannte. Um nun den Mangel abgeschiedener Wüsteneien zu ersetzen, erhielten die Mönche das strenge Gebot der Clausur, daher ^lln,8m heiligen Schweigen der Nacht die verhallenden Töne des Chorgesanges alis dein ehrwürdigen Tempel der einstigen Mönche, der zu unsern Füßen ruht. Maria-Word. Vline der'reizendsten Parthlen deS Heimatlandes ist jenes Hochthal, welches zwischen Viktring und Noseck in gerader Richtung von Osten nach Westen sich hinzieht. Es wird gebildet von den waldigen Abhängen jenes Conglomeratgebirges, welches südlich gegen die Dräu sich absenkt, wähl-eno es gegen Norden seinen Fuß in den hellgrünen Fluthcn des WerderSee-es badet. In seiner Abgeschiedenheit von den, lebendigen Treiben der Welt, gewährt uns seil« Allblick, durch seine zarte Mannigfaltigkeit von zerstreuten Baumgruppen und sanften Anhöhen, hie und da besetzt mit den bescheidenen Wohnungen der Menschen, so wie durch seine Wiesen und Sceen, den vollen Zauber einer idyllischen Landschaft, wie kaum eine andere in Kärnten's Gauen. Freunde der Natur, welche das herrliche Roscck zum Ziele ihrer Wanderung bestimmen, wählen daher lieber diesen Weg, als den, der auf der breiten Heerstraße von Klagenfurt über Pöttschach und Velden dahin führt, und auf beiden Seiten leicht in drei Stunden erreicht werden kann. Eine starke Stunde von Viktring entfernt, liegt das Pfarrdnf Keutschach, von dem das Thal den Namen trägt, und sammt der Herrschaft ein Eigenthum des fürstlichen Hauses Rosenberg ist. Obwohl wir im Laufe unserer Darstellungen noch oft Gelegenheit haben werden, des berühmte» Geschlechtes der Keutschacher zu erwähnen, so besitzen wir über die Geschichte dieses Ortes, leider! viel zu wenig Ouellen, als daß wir unsern Lesern irgend etwas Zusammenhängendes mittheilen könnten. Selbst das alte Schloß, welches uns Valvasor noch im Jahre !«88 als wohnlich darstellt, ist nun, spurlos verschwunden. Dafür sehen wir unweit davon ein neues, freundliches, im italienischen Geschmack erbautes Herrschaftshaus, als einzigen hervorragenden Schmuck, inmitten der einfachen, und doch so reizenden Natur, die es allenthalben umgibt. An den Ufer» des Keutschacher- (Plaschischen-) Scces vorüber, führt die gutgebahnte Bezirksstrasie über einen stets wechselnden Hügelboden, durch die freundlich gelegenen Dörfer Schiefling und Augsdorf nach Noseck, wo schon in der Mitte des Weges zur Linken der hohe und freistehende, sogenannte ^ Kathareinkogel mit seinen: Kirchlein auf der Spitze, nicht min-der das stolze Haupt des Dobratsch im Hintergründe, und der ferne Mittagskogel, den Blick des Wanderes fesseln. Wir jedoch verlassen sie bei Keutschach; und betreten in nordwestlicher Richtung einen schmalen Pfad, der uns einer sanften Anhöhe entgegenführt. Hiev empfängt uns der kühle Schatten eines Föhrenwaldes. Eine kleine Viertelstunde, und vor uns in der Tiefe liegt die spiegelglatte Fläche des Werdersee's und in einer südlichen breiten Bucht desselben das liedliche Dorf Reifnih, mit seiner Bleiglätte-und Mennig-Fabrik des Igna'z Freiherrn von Herbert, und unfern davon gegen Süden auf schroffein Felsen die Magdalenen-Kapelle, in deren Nähe die Ueberreste einer Burg (Ilibniia) noch zu sehen sind. 855 Voll den Gebäude» der Fabrik führt uns eiil Fußpfad ziemlich steil auf die Höhe von St. ?ln,,a. Ein herrlicher Punkt de, prachtvollsten Fernsicht über den Werder-See hin nach Klagenfurt, wahrend rechts und links waldbewachsene Anhöhen mit ihren malerischen Vorsprängen in seinen Fluthen sich schaukelnd wie. gen, und den Zauber der Landschaft unendlich erhöhen. Dieser Eigenschaften wegen ist St. Anna ein gern und oft besuchter Punkt der Bewohner der Hauptstadt. Wir lenken unsere Schritte gegen Nordwesten, treten aus der dunklen Umhüllung des Waldes, und vor uns steht ei« verändertes, erhabenes Bild der Natur, gleichsam der zweite Theil des kaun, Gesehenet«. Im Vordergrunde erhebt di« ur-alte Kirche Maria-Werd auf einer schmalen Erdzunge ihre bemoosten Mauern, und schaut nur finsterem Ernste hinab in die unerforschten Tiefen der Gewässer, die seit undenklichen Zeiten ihren Fuß umspühlen, und denen sie den Namen verliehen. Glanzend im Schimmer der Abendsonne leuchten vom jenseitigen Ufer herüber: das induströse Krumpendorf, das liebliche Port,chach und die morschen Ucberreste der alten Veste Leonstein; weiterhin gegen Westen die Kirche auf dem Sternberge, mit seiuer überraschend schönen Rundschau, und andere Punkte mehr, den G.nuß der Betrachtung zn erhohen. Bereits im Jahre 883, mithin beinahe schon vor tausend Jahren, geschieht der Kirche zu Maria-Werd eine Erwähnung; denn laut Urknnde vom 23. September j. I. gab Bischof Arnold eine, dieser Kirche eigenthümliche Hübe einen, Adeligen, Namens Gottschalk, wogegen dieser aus seinem Besitzthume zu Nase eine andere Hübe der Kirche vertauschte. Naher bezeichnet finden wir Maria-Werd in einer Uebergabsurkunde, welche unter den» Freisinger Bischöfe Waldo, den, Nachfolger Arnold's, um das Jahr 885 ausgestellt wurde, worin ein gewisser Georg (die mündliche Sage nennt ihn einen Finkensteiner) den Ort Wcride, wo die Korper der heil. Martirer Primus mid Felicianns ruhen, dergestalt dem Bischöfe Waldo übergibt, das; ihm Alles, was in dieser Gegend Heimo, der Sohn Vita-govor's seincr Schwester Tunga, des obgeuannten Georg's gesetzlichen Gattin, überlassen hatte, zufalle, und er sogleich in das volle Eigenthun« dieser Gegenstände eintrete. Dagegen behalte sich Georg mit seiner Gattin Tunga das Recht vor, dort in heiliger Erde sich die Grabstätte zu wählen, damit Beider Andenken durch die dem Herrn dienenden Priester auf ewige Zeiten aufrecht erhalten werde. (^Vnnal. I5<^I. 3al»iun. 'l. III. l>l»z;. 230.) Ebenso gab Kaiser Arnulf dem Bischöfe Waldo von Frei-singen am 21. Juli 891 einen ansehnlichen Landhof auf dem heutigen Lurnfelde, mit einer wohlbegüterten Kapelle theils für seine Kirche, theils für die Kirche der heil. Primus und Felicia» zu Maria. Werd. Am I. März 1279 stiftete Conrab, Bischof von Freisin-flcn, unter Propst Heinrich, das Kollegial-Kapitel zu Maria-Werd für immerwährende Zeiten; es wurde jedoch bereits im sechzehnten Iahrhnndert aufgelöst, und dessen Güter sind nun Bestandtheile der dem Stifte St. Paul gehörigen Herrschast Portschach. Die Würde eines Pröpsten von Maria-Werd wurde, meistens dem Abte von Viktrmg zu Theil. Am 21. Nov. 1501 ledoch res'gmrte Abt Johann von Viktring, auf Begehren Kaiser Mar I., zu Gunsten des Matthaus Lang, Dompropste!, zu^Augsburg, auf jene Propste,. Im Jahre l529 nahm Kaiser Ferdinand den St. Georgenrittern zu Millstatt das Fischrecht im untern Theile des See's, und zugleich die Pfarrei zu Spittal und Molzbichl, und gab ihnen dafür das Kanonikat zu Maria - Werd. ,l,i. — HI. 8. Osl,l»il>8(!r 1. II.) Später ward diese an die Ortenburger verpfändet, bei denen sie bis zmi» Jahre 1260 blieb. Mit diesem Jahre jedoch scheint sie wieder an Millstatt gekommett zu seyn. In, Jahre 15?i erhielt sie Georg Khevenhiller, und 159« verlieh sie Her^ zog Ferdinand einem gewissen Hai-rer b^neNcici lcx^u auf 15 Jahre. Wir vertrauet, uns der sichern Leitung des Fährmannes, besteigen das Schiff, und segeln hinüber an die jenseitigen, sonniges Ufer nach dem Psarrdorfe Pörtschach, durch dessen Häusergruppe die Hauptstraße von Klagenfurt nach Villach führt. Hier ersteigen wir sogleich den schroffen Felsenhügel, der unweit davon auö dem Bodeu am See sich erhebt, und auf dem die Ruine Leon st« in thront. Kaun, hundert Klafter von ihr entfernt, auf der äußerste» vorspringenden Spitze, hat der ästhetische Geschmack der jetzigen Besitzer des Schlosses und der Herrschaft Pörtschach (die P. P. Benediktiner deS StifteS St. Paul) ei» Glorietr errichten lassen. Gibt es irgend einen Punkt für die günstigste Beschauung des Werder-See's, beinahe in seiner ganzen Ausdehnung von mehr als zwei Meilen, samnlt seiner großartige«, Umgebung im fernsten Hintergrunde jenseits der Dran, so ist es dieser. Glücklich Derjenige, der die Gefühle, die hier in der Brust des Menschen unwillkührlich erwachen, zurückzudrängen nicht vermag, und die edlen Wirkungen, die sie erzeugen, als bleibende Wohlthat in seinem Innern aufzubewahren versteht! Wie ganz anders haben das Bild der Natur und die Verhält-m'sse der Menschen sich jetzt gestaltet, im Gegensatze zu dem finsteren Geiste des rauhen Mittelalters, wo rohe Gewalt die Stelle des Rechtes vertrat, und wo, wie hier, Wegelagerimgcn „nd Raub-Ausfälle die Sicherheit des Eigenthumes »nd des Lebens der Vorübergehenden gefährdet haben. Wie ein Silberfaden folgt jetzt die Straße den freundlichen Ufern des See's, und gesichert durch den Fortschritt der Gesittung nnd Vered^ lung, die alle Menschen umfaßt, wandeln sie selbst und ihre Güter von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, nichts furch? tend, als den Kampf der Ungewitter. Indem m:ch unser Auge hinabblickt in die Tiefe, und über die spielenden Wellen Hinglei, tet zu den südlichen Ufern, während der nahe Wald kühle Lnfle uns entgegensendet, kommt uns, als Gegenstück zu jener gefährlichen Lage des Wildschützen in der Saisera (Seite 10) das Loos in Erinnerung, welches vor einigen Jahren einen Bauern-Jungen der Umgegend auf dem Werder-See getroffen hat. Wir theilen es, als interessante Episode, unsern Lesern mit. In jenen Tagen des Winters, wo das Friere», des See's >eden Augenblick zu erwarten steht, fuhr derselbe, getriebcn i^n Liebessehnsucht, in einem leichten Kahne eines Abends von« nördlichen hin n.ich dem jenseitigen Ufer. Die Nacht brach herein, und ein kalter Windhauch fuhr über die schneebedeckten, Gefilde und Wälder. Die Labenden achteten des Frostes nicht. Spät erst gedachte der Unglückliche der Rückkehr. Fröhliche»» Gefühles betrat er das Boot. Kaum jedoch hatte er die Mitte des See'ck erreicht, fühlte er Widerstand im Rudern und gewahrte zu seinen« Schrecken, daß unter und neben ihm das Wasser zu frieren beginnt.. Noch eine kurze halbe Stunde, und sein Bemühen, die plötzlich entstandcue Eisdecke zu durchdringen, war ein fruchtloses. Seine Kräfte waren erschöpft, und er sank ermattet nieder. Schneidende Kälte machte seine Glieder erstarren. Er war ein Kind des Todes, wenn er, unverwahrr gegen ihren Einfluß, die noch übrigen Stunden der Nacht sich ihr vertrauen wollte. Die Liebe zum Leben siegte über die Furcht vor der augenscheinlichen Gefahr, es zu retten. Er stand anf nnd prüfte die Stärke des Eises. Sie betrug kann« einen halben Zoll. Sein Entschluß war gefaßt. Dem Allmächtigen vertrauend, verließ er den Nachen, und betrat, leise und vorsichtig, mit Händen und Füßen zugleich, die schickliche Bahn. Sie widerstand der Last seines Körpers. Doch, Ein unvorsichtiger Stoß von seiner Seite, nnd mit dem plötzlich gestörten Gleichgewichte der schwankenden Masse, mußt' er ,et- 84 tungslos versinken ln die bodenlose nasse Tiefe. So kroch er, mir Todesangst im Innern, auf allen Vieren vorwärts, und erst nach mehreren Stunden übermenschlicher Anstrengung war er so glücklich, das heimatliche Ufer wieder zu erreichen. Man misi-traute der Wahrheit seiner Erzählung; doch der Kahn, ftstgc-froren in der Mitte des See's, so wie die Spuren seines furchtbaren Weges, den er i,n Dunkel der Nacht zurückgelegt hatte, gaben Zeugniß für ihn und seine wunderbare Rettung. K V n m p o n d o r f. Aortwandelnd am Gestade, wahrend zur Linken hie und da von den waldigen Abhängen des Geisrückens und Sallacher.-Ber-ges zerstreute Gehöfte herniederschauen, und einzelne Baumpar-thieen dem Wanderer Kühlung und Ruhepunkte gewähren, gelangen wir in einer Stunde nach Krum pen dors, einer der größten ökonomischen Anstalten Karnten's. Sie ist Eigen-thum ihres Gründers, Thaddäus v. Lanner. Ihm gebührt auch das Verdienst, der Erste in» Lande gewesen zu seyn, der Ackerbau und Vichnutznng, im Verbände mit der Industrie, nach einen» grösseren Maßstabe in jcne vortheilhafte Wechselwirkung brachte, welche durch den Anbau und die Verarbeitung eintraglicher Bodencrzeugnisse, durch das vermehrte und wohlfeile Futter bei Benützung aller Abfälle, durch größere Düngung, so wie durch entsprechenden Fruchtwechsel und bessere Bearbeitung nicht nur den Ertrag des Bodens steigert, sondern auch durch die Selbstverarbeitung der erzeugten Rohstoffe zu Handelsprodukten, die Rente des Industriantc-n mit jener des Produzenten verbindet. Was demnach wissenschaftliche Einsicht in die Natur des Gegenstandes, verständige und umsichtige An-ordnnng t>er einzelnen Theile zu einen, wohlgeordneten, festbe-gründeten Ganzen, und was die zweckmäßigste Benützung des Einen zum Vortheile und Gedeihe«: des Andern schaffen können, das'beweist vollkommen diese Anstalt. So finden wir hier in mehreren, nebeneinander'stehenden Gcbäuden, von der gefälligste» Bauform, eine Kessetbier-Vraucrei, sine Branntwein-Brennerei, und eine Runkelrüben Gucker-Fabrikation, welche letztere aber in neuerer Zeit, der ungünstigen Zeitverhältnissc wegen, eiustweilen außer Betrieb gesetzt worden ist. Die Abfalle werden an Mastochsen verfüttert, deren Anzahl jährlich sich nahe an 100 Stücke beläuft, und in eine», imposanten Stallgcbände, dessen Gewölbe 52 steinerne Säulen, tookanischer Ordnung, tragen, untergebracht sind. Die hier i>» Jahre 1822 in Kärntcn zuerst gegründete Branntweinbrennerei größeren Umfanges, arbeitet mit Dampf, und erzeugt ihr Produkt ans selbsterbauten Kartoffeln. Seit jener Zeit hat dieser Zweig der Industrie im ^ande eine so große Verbreitung gefunden, daß cs mit diesem Artikel einen nicht unbedentenden Aklivhandel selbst nach jenen Gegenden treibt, aus denen es den Branntwein früher beigen hatte. Unterdessen, so vortheilhaft diesi auch in commercieller und finanzieller Hinsicht seyn möge, so darf doch nicht in Abrede gestellt werden, daß der Einfluß, welchen die große und ungewöhnliche Menge dieses Getränkes alls die Masse des Volkes äußert, ein verderblicher, und eben deßwegen ei» tadelnswerther bleibt, weil er, wie die Erfahrung es bestätiget, die moralischen Grundlagen desselben zerrüttet. Der beträchtliche Brennstoss für die erwähnten, zu Krumpendorf bestehenden Industrie-Zweige, so wie auch für andere Wirthschaftsfeuerungen daselbst, wird größtenrheils mit selbstge-wonnenen Steinkohlen, die im benachbarten Bezirke Keulschach, in» Turiegebirge brechen, und über den Werder-See hierher, verführt werden, gedeckt. Der Pomologe wird seine Befriedigung in dem, hart an der Straße gelegenen Garten finde». So greift hier ein Zweig der Bodenkultur, der Viehzucht und der Industrie in den andern, und das Beispiel, welcheS Krumpendorf gab, hat zu dem gegenwärtigen Aufschwünge des kärntnerischen Ackerbaues und der daunt in -Verbindung gesetzten agrarischen Industrie, einen bedeutenden Antrieb gegeben. Besonders war es das fruchtbare Unterkärntcn, wo sich bald darauf mehrere Anstalten ähnlicher Art emporhoben, welche mm, in größerer oder minderer Ausdehnung, sehr zahlreich gcworden sind. Wir nennen hier Glanegg, was wir bereits kennen, Silberegg, Wasserhosen, Freudenberg, Mayerhofc-n, u. v. a., durch ihre Gesammtwirkung, so wie durch die eigene Erzeugung mancher Artikel, die früher mitunter auch von, Auslande eingeführt werden mußten, konnte eine sehr vortheithafte Verminderung des Passivhandels für Kärnten erzielt werden. Die landwirthschaftlichen Anstalten zn Krumpendorf geruhten auch Se. Maiestät Kaiser Franz I. hochstieligen Andenkens, Höchstwelchcr sie am 3l. Mai 1830 mit Ihrer Majestät, der Kaiserin Ea ro line, besahen, zu windigen, und Worte des huldreichste»» Wohlgefallens darüber auszusprechen. Nicht »under beifällig äußerten sich über dieselben, bei höchst Dero Besuchen zu verschiedenen Zeiten, Ihre kaiserlichen Hoheiten, / die durchlauchrigsten Erzherzoge Johann und Rainer. ^ Freunde des Antiken machen wir aufmerksam, daß die Römcrstrasse, die aus Italien über Tarvis, an Wcrnberg, Pörtschach nnd Alt-Moosburg vorüber, nach Virunum führte, bei Pörtschach sich theilte, und längs des Werder- Sees bei Krumpc-ndorf ebenfalls nach jenem Punkte zog. Ein hier aufgefundener Meilenstein bestätigt diese Angabe, noch mehr aber der Umstand, daß man bei niedrigem Wasserstandc noch jetzt alte Mauern und Gewölbe entdeckt, und daß vor ungefähr 90 Jahren eine massive Kette ausgegraben wurde, deren Glieder einen Schuh lang waren. (Kärntnerische Zeitschrift 4. Bändchen, S. 1l2.) Ein Gegenstand noch, bevor wir Krnmpendorf verlassen, bleibt uns zu erwähne,, übrig: Das Schloß und Gui D rasing. Es liegt eine halbe Stunde nordöstlich von hier, und gehört ebenfalls den Herrn von Banner. Der Weg dahin führt unmittelbar an der östlichen Gartenmauer vorüber, und zieht sich an Bauernhöfen, über Aecker und Wiesen allmahlig aufwärts. An, Saume des Waldes findet der Wanderer einen absichtlich hergestellten Ruhepunkt, höchst erfreulich durch den herrlichen Ueberblick, den er über jenen Theil deS Werdcr-See's und seine Umgebung gewährt, der uns bei Pörtschach noch verhüllt gebliebeu ist. Wir folgen der Einladung seines Reiyes und verweilen betrachtend auf ihm. Ein eben so schönes, als interessantes Landschascs - Gemählde stellt sich unfern dar, würdig einer oft wiederholten Betrachtung, besonders dann, wenn in bestimmten Zeiten und Momenten die Erhabenheit der Ge-birgsnatur all' ihre Pracht und Hcrrlichkeit entfaltet, „in den Sterblichen hienieden, die Ahnungen der Seligkeiten jenseits lebhafter anzuregen, als es in dem Gewühle der Städte, oder in der bedcutungslceren Fläche einer weitgedehnten Ebene geschehe», könnte. Die Kühlnng des Waldes nimmt uns auf, und vor uns steht das Schloß Drasing, noch vor wenigen Jahren beinahe in Trümmer verfallen, und jetzt durch seinen gegenwärtigen Eigenthümer ein reihender Sitz für die lohttendste Fernsicht und die ruhigste Betrachtung dessen, »ras der Wanderer hier rings um ihn ausgebreitet sieht. Besonders sinnreich ist die Benützung einer hochstämmigen Föhre, auf einem Hügel westlich vom Schlosse, unter deren breiten Gipfel eine Altane angebracht ist. Auf ihr findet der Freund der Natur die Namen aller jener Punkte genau verzeichner, die von jener Hohe dein Auge sich zeigen. Sie heißt die Eduardsruhe. In, Jahre 1839 ward auf den Grundstücken dieser Besitzung mit AW0 Stücken Bäumchcn, deren Zahl gegenwärtig auf 8 bis 9000 gestiegen ist, eine bedeutende Maulbcerpflan-zung, Behufs einer künftigen Seidenproduktion begonnen. Die 85 Seidenzucht selbst ist nach den, ,',, Oesterreich und an der Mi-litärgränze gegebenen Beispielen, schon an sich vortheilhaft und wirkt auf die Bevölkerilng u,n so segensreicher, als dadurch auch das schwächere Alter angemessene Beschäftigung findet. Auch trifft man in Drasing mehrere, durch Besamung mit ausgesuchten Grasern kunstlich angelegte Wiesen. Maria Loretto. ^ ben so reitzend, als der Weg von Krumpendorf nach Drasing, ist von hier die Rückkehr aber das tiefer gelegene Horn st ein nach der von Nainer'schen Mennig- und Schrott-Fabrik, am Ufer des Werder-Sees, den wir vor Kurzein verlassen haben. Ganz eigenthümlich, besonders für jene, welche die Bestimmung ähnlicher Gebäude nicht kennen, und vorzüglich dann, wenn im Hintergründe desselben die Silberscheibe des rollen Mondes die Landschaft mit zweifelhaftem Schimmer umzieht, ist der Eindruck des abentheuerlich-groteskcn 180 Fußhohen Thurmes, der un-ferne von den übrigen Gebäuden aus dem Felsengrunde in die Lüfte sich erhebt, von dessen Höhe das geschmolzene Blei her-abgegossen wird, durch die Dauer des Falles die gehörige Dichtigkeit und Rundung erhalt, und am Fuße desselben als Schrott erscheint. Zwischen ihm und dein Schlosie Freien thurn, hochgelegen >n einer frischen WaldeSbucht, jedoch frei beherrschend die Rundschau, sehen wir am Seegestade die k. k. Militär-Schwiinm-schule und in südöstlicher Richtung von ihr, an, östlichen Ufer des Sees, das Schloß Maria Lorctto (»on der Kapelle Maria Lanretania so genamn). Seine Mauern spiegeln sich im Wiederscheine seiner klaren Fluthen, wahrend über ihnen die fernen Karavankeu in, Goldlichte der sinkenden Sonne glänzen. Es ist Eigenthum der Fürsten von Rosenberg, und wurde im Jahre 1652 von Johann Andreas Grafen von Rosenberg erbaut. Nach dem Siege bei Blenheim und Hochstadr, der Deutschland vor fränkischer Uebermacht auf ein volles Jahrhundert rettete, kamen im Jahre 1706 die, in Folge desselben, gefangenen vier Prinzen von Baiern nach Klagenfurt, wo sie ihren Aufenthalt hatten. Zur Zeit des Sonnners und Herbstes nahmen sie ihren Wohnsitz theils zu Tanzcnberg, theils hier in Maria Loretto. Da traf es sich, daß am 9. Oktober 1708, um I I Uhr Mittags, Feuer ausbrach. Die jungen Prinzen wurden gerettet, die Gebäude jedoch sammt der Einrichtung ein R.nlb der Flammen. Seit jener Zeit kam dieser Ort in Verfall und von dem einstigen weitläufigen Prachtbau desselben, wie ihn lrotz seiner Verstümmlung noch lebende Zeugen bewundert haben, blieb für die Gegenwart nichts übrig, als dasSchlosi, die Kapelle und einige unbedeutende Nebengebäude. Erst iu der jüngsten Zcit wurde derselbe wieder wohnlich und bequem eingerichtet, und die umliegenden Garten-Anlagen mit feinem Geschmacke hergestellt. Noch eines Schauspiels, bevor wir längs des Kanales, der von Loretto bis zur Hauptstadt führt, unsere erste Wanderung in den Umgebungen von Klagenfurt vollenden, wollen wir gedenken. Es ist die überraschend schöne Erscheinung, welche der Werder-See beim Kommen des Frühlings uud beim Scheiden des Herbstes in seltener Schönheit darbiethet, nnd für dessen Beobachtung Loretto der geeigneteste Punkt ist. In jenen Iah-ivszeiten lagern sich nämlich dichte Nebel nicht nur über seiner Oberfläche, sondern sie verhülle», auch undurchdringlich das Land-schaftögemalde rings um ihn. Unbeweglich steht die lichte Masse und nur hie und da verräth ein Drängen der Theile das qebeimm'swolle Walten im Innern. Da kömmt die Sonne, sendet ihre Strahlen der erwachten Erde, bringt Licht und Wärme uud Bewegung. Was früher todt schien, erhält plötzliches Leben. Die Ncbclmasse zertheilt sich, ein Strahl der Sonne bricht durch den leichten Flor und, wie von Aetherlicht umstos-sen, erkennt das staunende und entzückte Auge hier und dort einen wohlbekannten, lang verschlossenen Gegenstand. Das qe-större Gleichgewicht erzeugt eine Strömung der Luft. Vom Windeshauch getrieben, folgt eine raschere Bewegung der Ne-belgebilde; die seltsamsten Formen derselben tauchen auf, verschwinden im rastlosen Mühen der neuen, und es herrscht ein.^ Drängen und Schassen der Gestalten, die kaum der schnellste^ Blick zu fassen vermag. Die Sonne steigt höher, ihre siegende Kraft und Wärme verzehrt die streitenden Atome. Was aus dem Kampfe sich gerettet, steigt über den Fluchen und an den Ver- ^ gen als lichte Wolke hinauf zum Himmel, und vor uns glänzt V) im strahlenden Schimmer des ewigen Lichtes, Gottes freie Herr-liche Natur! u ^ , ' v Das Wölfnitzthal. ^Hcner Theil Karnten's, der zwischen dem Ossiacher^See, dem Glanthale in seiner ganzen Ausdehnung, und dem Werder-See liegt, ist ein sanftes, wellenförmiges Hügelland. Die unendliche Mannigfaltigkeit seiner landschaftlichen Gebilde erhebt ihn zu einen» der reißendsten des Heimatlandes. Fern von jenen colos» salen Grenzwächtern desselben, die wir im Canalthale und un Nosenthale bereits bewundert haben, und die durch kühne Grosz-artigkeit unsern Geist zu mächtigerem Schwünge beflügeln, wird hier die Brust zu milderen Empfindungen bewegt. Mit Wol» lust schweift das Auge hin über diese Massen von bebauten, odc» waldbedeckten Höhen, aus denen der Utrichsberg allei» (Z34.97 Klafter) hervorragt, zwischen denen die lieblichsten Thaler allen Zauber ihres reichen Schmuckes entfalten, und ruht verweilend hier an den zerstreuten Wohnungen der Menschen, inmitten ihrer Fruchtgarten und Felder, dort an den Kirchen, diesen erfreulichen Lichtpunkten des religiösen Gefühles, dem sie ihr Daseyn entweder in der Ebene oder auf Höhepunkten verdanken, und von denen sie, dem Himmel gleichsam näher gerückt, erinnernd hernieder schauen auf die Gläubigen der Erde. Hier weidet stch der Blick au dem Spiegel der Teiche und kleinen See'n die still verborgen im Schatten ihrer Umgebung ruhen, und dort an den Burgen und Schlössern, diesen erheiternden Zeugen irdischer Behaglichkeit, mit denen diese Gegend, mehr'als irgend eine andere Karnten's, ausgestattet ist. Vorzüglich ist dies; an jenen« Punkte derselben der Fall, wo nordwestlich von Klagenfurt das sogenannte Wölfnitzthal sich in eine Fläche ausbreitet, uud anderseits gegen das weite Becken von Klagen? fürt sich verliert. Hier sehen wir im Umkreise von kaum zwei Stunden, zehn Schlösser, von denen nur zwei der alteren Geschichte des Landes angehören. Die übrigen zahlen die Jahre ihres Daseyns auS der jüngeren Zeit, huldigen rücksichtlich ihrer Bauart dein mehr gebildeten und veredelten Geschmacke derselben, und sind eben daduvch eine vorzügliche Zierde dieser Gegend, in beinahe unmittelbarer Nähe der Hauptstadt. Weiterhin, dem Blicke des Wanderers mehr entzogen, finden wir Ratzenegg, den Wurmhof, Tigring, und als Glanzpunkt derselben, den tausendjährigen, einstigen Wohnsitz Kaiser Arnulph's, die uralte, ehrwürdige Moosburg. Wir beginnen unsere Wanderung mir einen, der schönsten Punkte für die Betrachtung der Hauptstadt Kärutens: mit der sogenannten G ori tschitz en. Sie liegt nördlich, eine Vier.-tel-Stunde von Klagenfurt entfernt, und besteht aus jenem waldbekröntet, Hügel und seiner Fortsetzung, welcher das Wölf-nißthal an seiner Ostseite begrenzt. Auf der südlichen Abdachung desselben haben sich die ursprünglichen ärmlichen Bauernhütten durch Be-sitzveräuderung zu stattlichen Gebäuden und den lieblichsten Landsitzen erhoben. Eines derselben, Eigenthum des Herrn Napreth, ist mit seiner schönen Temfse dem öffentlichen Vergnügen gewid- 22 8« met, und fortdauernd ei» vielbesuchter Ort der heitersten Lust, sowohl der Einheimische» als auch der Fremden. Selbst der Vielgereiste gesteht ohne Widerspruch, daß die Lage von Kla-genfurt, von dieser Seite betrachtet, eine eben so schöne als großartige genannt zn werden verdient, und daß der Vorzug, der manchen ander» Städten vielleicht mit Recht eingeräumt wird, den eigenthümlichen Reitz, den dieser Anblick gewährt, nicht beeinträchtigen könne. Den Hauptbestandtheil desselben bildet die majestätische Gebirgskette, die über der Stadt und der ferneren Sattnitz im Hintergründe sich erhebt, und in beinahe ununterbrochener Reihe von der Petze im Iaunthale, bis hin zum Mittagskogel im Eaualchale sich ausdehnt. Die Stadt selbst erhebt sich aus der Mitte der breiten Ebene, auf der sie steht, in ihrer größten Länge von Osten nach Westen, während die blühendsten Zeugen der üppigsten Fruchtbarkeit sie rings umgeben. Einen vollgültigen Beweis dafür, daß der Grund des beständigen Wohlgefallens daran in dem Gegenstände selbst liege, liefert die Erfahrung, das; keine Jahreszeit und keine Wiederholung des Genusses den Eindruck desselben schwächen können. Zunächst an der Goritschitzen gelanget» wir im Wolfnitz-thale zu dem Schlosse Ehrenha u seu, ein alterthmnliches Gebäude, und weiter hm gegen Norden, zu dem sonnig gelegenen Gute Ehren that, im schönsten schmucke seiner Verjüngung durch deu gegenwärtigen Besitzer, Franz Rauscher. Heiterkeit und Frohsinn verkünden sein Anblick und seine Fernsicht aus den reihenden Gemachern des Schlosses. In der Ebeue des Thales steht Mag er egg, sammt Ehreuhauseu Eigenthum des Herrn Thomas Ritter von Moro. Noch vor wenigen Jahren rings umgeben von sumpfigem Moorgrund, ist derselbe durch zweckmäßige Ableitungen der ausgetretenen Wässer der Glan gegenwärtig dem fruchtbringenden Erträgnisse wieder gewonnen, und der Gegend selbst nicht nur ein Reiß, sondern auch der Gesundheit ihrer Bewohner ein Vortheil geworden. Das Schloßgebäude, früher veraltet in seinem Geschmacke, steht gegenwärtig mit dem daranstoßenden Garten, beinahe neu erbaut, als reißender Landsitz da. Das interessanteste Gebäude ist die ebenfalls ucuerbaute Mahlmühle, deren innere Einrichtung nach den besten Mustern dieser Art, so weit sie der technische Kmlstfleiß der Menschen erdacht hat, bereits so viel Aufmerksamkeit erregte, das, selbst Se. kaiserl. Hoheit, der durchlauchtigste Herr Erzherzog Johann, sie in Höchsten Auge»schei» zu nehmen geruhten. Au der lichtumsiosseneu südlichen Abdachung der Anhöhen, die das Wölfuitzthal umschließeu, sehcu wir die Schlosser Em-mersdorf (Eigenthum des Herrn Wunsch); in geringer Entfernung das zwar kleine, aber überaus reihende Besitzthu,l, des Herrn Dr. Gaggl; über demselben das schöne Ehreu-bichl des Herrn Theodor Rauscher; weiterhin gegen Westen das liebliche Pitzlstättcu, den, Herrn Capellari eigenthümlich. Endlich hoch oben, das freigelegene herrliche Teutsch ach, mit seiner prachtvollen Ruudschau, dem Herrn Johann Emanuel Freiherru von Kaiser stein gehörig. Zurückgelangt in die Ebene des Thales, finden wir daselbst Schönfeld, das Schloß des Herrn Dismas Türk. Vor demselben theilt sich die Vezirksstraße. Die Eine führt über Tentschach nach Zweikirchen in's Glanthal, die Andere an Pitzl-stätten vorüber nach Glanegg und Feldtircheu, ebenfall? ms Glanthal, und die Dritte durch das Dorf Wölfuitz, welches der Gegeud deu Namen gibt, an Ratzenegg vorüber nach Moosburg. ^ ^, , Bei Wölfniß lenken wir unsere schritte gegen Sudivesten und gelangen in einer halben Srunde zu dein Schlosse S el-deuheim, von dem altdeutschen Werte „Selbe," Wonne, Glückseligkett. In jenen Tagen der finsteren Vorzeit, wo dic Ritter ihre Burgen gerne auf schroffe Felseuabhänge, auf einsame Bergcshöhen, oder in die Abgeschiedenheit trauriger Thal- schluchten hinbauten, mag Seldenheim, auf seinem sanften Hügel das freundliche Thal überschauend, allerdings die Empfindung einer gewissen seligen Behaglichkeit erzeugc haben. Und in der That ist diese Burg die Wiege eines Rittergeschlechtes, weniger genannt lind gekannt im Schlachtgetimimel lind aus blutigen Fehden, als vielmehr in einer Menge von Tausch-, Kaufs - und andern friedlichen Verträgen. So kommen bereits im Jahre 11!)3 Alger von Seldenheim, und dann in den Jahren 1236, 1261, Cholo, von 1300 bis l3.i!) die Nitter Ulrich, Liebhart und Diethmar von Seldenheim in sieben derlei Urkunden vor. Sie gehörten mit andern Nachbarsrittern von Ossiach zu einer Art Schirmvögte dieses Stiftes, dem sie zu gewissen Zeiten einen Reisigen schickten. Nicht lauge uach >e-ner Periode starb das Geschlecht der Seideicheimer aus, und die Stubenberge, dann die Lichtensteine, welche in Käruten die Vesteu Uncerdrauburg uud Treffe» sammt den» Marschallamte besaßen, waren nuu ^inch Herren auf und zu Seldeuheim. Unter ihnen wich die Bedeutung seines Namens; Krieg und Verwüstung wühlten in den, ehemals so friedlichen Gemäuer. Niklas von ^ichtenstein, welcher in der traurigen Periode des Krieges zwischen Kaiser Friedrich III. und König Mathias Eorviuus von Ungarn von Seite des Ersteren für sich keinen Schuß fand, übergab mit Vertrag vom 25. April l-!8!, gegen eine Geldentschadiguüg, an Letzteren seiue steiermärkisch-km-utue-rischeu Besitzungen. Seldcuheim erhielt eine uugarische Besatzung unter Martin Zeckl, welche die Umgegend brandschatzte uud plünderte. Diesem Unwesen zu steuern, zogen die Stände Kärntens im Jahre 1-486 eine bedeutende Söldnerschaar zusammen, welche vor Seldenheim rückte, und drei Schanze» dagegen aufwarf. Der einbrechende Winter hiuderte die förmliche Belagerung des festen Schlosses uud es gelang dem feindlichen Anführer, in der Mitte des Jänners 1 !>«7, es von Neuem zu verproviautiren. Erst nach dem Einsätze der Neustadt vermochte der kaiserliche Heerführer, Johann vcn> Reichenburg, mit dem früher dort verwendeten kärntnerischen Aufgebothe, uud mir Hilfe dreier von St. Veit herbeigeführter Donnerbüchsen, die Mauern vou Seldeicheim zu brechen, uud die Uugar» zur Ergebung zu zwiugen. Seldeicheim wurde damals ausgebrannt lind zerstört; aber selbst der spätere, neue Bau, war seit vielen Jahren eine Ruine. Erst jetzt, uurer ihren, gegeiiwärtigeu Besitzer, Herrn Georg Kotnetter, begimit in ihr wieder er-w.ichtes Lebeu. Mit Beibehaltung der Grundform und seiuer Hauptmauern, hat die Herstellung uud Wohnbarmachmig dieser Burg bereits begonue», u»d wird in kurzer Zeit durch sein stattliches Ansehen und seine Verschönerung, eine besondere Gierde jener Gegend werden. Das Kirchleiu im Schlosse bewahrt m seiner Gruft die irdischen Ueberreste Mehrerer, aus dein frei-herrlichen uud fürstlicheil Hause der von Windisch grab, welche Seldeüheim bis in die neuere Zeit besaßen. Schon von der Zinne der Burg Seldeuheim erblicken wir gegen Süden, kaum ciue halbe Smude entsVrut, aus der reichen Kühlung seiner Baumgruppen, die es umstehen, ein alter-thümüches Schloßgebäude, mit tiefem Ernste herabschauend auf die weitgedehnte Thalesebene, bis zum Dome von Maria-Saal. Es ist Hall egg, nun Eigenthum des Herrn Anton Ritter v. Lenzend or f. Der Weg dahin führt au dem malerisch gelegenen Pfarrdorfe Tultschnigg vorüber. Hallegg hatte in Bezug auf seine einstigen adeligen Besitzer, in' der Geschichte des Bandes mehr zu gelten, als Seldenheim, seiu Nachbarschlosi. Die beiden Brüder, Heinrich lind Albert von Hallegg, waren es, welche, »vie wir aus der Chronik des Abtes Johann von Viktring bereits wissen, dem Herzoge Bernhard um das Jahr 1220 Klagensurt in eine Stadt m>m'andel>, halfen, iudem sie es mit zwei Thoren und diese mit feilet» Thürmen versahen; auch fur sich ein Haus in der jetzigen W energasse bauten. Ein Hallegger war Landes-Vicedom unrer Her^g Heinrich von »7 Tirol, und vielfach werden sie sonst aufgeführt 5ei Verhandln,,-geil des Bandes. Während das Schloß selbst mit Anfang des sechzehnten Jahrhunderts an die Welzer überging, die es in seine dermalige Gestair überbauten, blühte der alte Stamm der Hallegger forr bis in die neueste Zeit. Einer derselben kämpfte als spanischer Oberster nnter del« ruhmwürdigen Fahnen Costan-zo's lind Palafor. Wahrend des Besitzes der Grafen von U r-scnbeck'i>Ia3 5i'ni, herrschte zu Hallegg reges Leben. Von der Zeit seiner früheren Besitzer finden sich hicr i«> einen» der Geinacher am großen Saale eine Avenge Ahnenbilder. Am meisten fallt eine Dame ans, mit Fesseln an der Hand, welche Mehrere als Symbol eines bindenden Eheverlöbnisses deuten; in der hingegen Andere mit mehr Wahrscheinlichkeit Wesseleny's Gattin erblicken, welche anf dem Schlosse Mnrani, verwickelt m die bekannte Nadasti - Tattenbach'sche Verschwörung, gefangen ilnd den», als Soldat ausgezeichneten Obersten, David von Ursenbeck, bt es die Abbildung Valvasor's. Endlich (21. August 170!) kam es durch Kalif von Johann Anton Grafen von Lamberr an Peter Grafen von Go l's. Die Thürme und verschiedene» Anbauten wurden weggerissen, und das Ganze erhielt seine gegenwärtige Form. Von ihm stammt die Gründung der herrlichen Allee, die uns in ihre Kühlung bis hierher aufgenommen hatte. An der Stelle, wo jetzt die Kirche zu Ebenthal steht, und mm als heiterer freundlicher Tempel, der helfenden Gottes-Mutter geweiht ist, stand in jenen Tagen der Vorzeit, wo noch die Herzoge von Kärnten anf der Karnburg wohnten, ein einfaches Kirchlein: St. Peter im Schlund, oder Bergbach (Hllü'vc:/,, wie es bei den Slaven noch heißt), wahrscheinlich von den Riffen nnd Hohlen, welche das Eonglomerat-Gebirge der nahen Sattnitz bildet, und durch welche die Gießbache herab in die Ebenen brausten. Noch bezeichnen Sand nnd Schotter, zu mächtigen Lagern angehäuft, die Bahn, die sie sich brachen. An einer dieser Höhlen vorüber, durch welche i» wasserreicher Jahreszeit ein nicht „nbedentendcr Wasserfall herniederstürzt, führt der Weg zu dem sogenannten Predigt stuhle, einer frei hinausstehenden Felsenkuppe der Sattnitz, mit einer der lohnendsten Uebersichteil der ganzen Ebene von Klagcnfurt lind ihres Hintergrundes, zu den Füßen des Wanderers. Diesen genannten Eigenschaften, so wie den sonstigen Annehmlichkeiten, die auch in Bezug auf die Bedürfnisse des Leibes hier zu finden sind, verdankt Ebenthal den fortwährende» Besuch von Gästen, entweder um von den Mühen des Tages durch einige Stunden hier sich zu erholen, oder während der heißen Sommermonate durch längeren Aufenthalt die Frische der Waldeskühlung z» genießen. Zwischen Ebcnthal nnd ber jetzigen Propste! Gurn iß, ein Weg voll der zartesten Anmuth, fällt die Sattnih waldbedeckt beinahe senkrecht ab. Der Fremdling in dieser Gegend geht achtlos vorüber, und ahnet nicht, daß unter den dichte» Zweigen jenes Nadelholzes die Ruinen (freilich nur mühsam z» ersteige!», nnd in ihrer gänzlichen Zerfallenheit nur schwer erkennbar) einer Burg verborgen liegen, die einst das uralte Geschlecht der Greifenfelse'r bewohnte. Der Anblick der Mauer-trümmer selbst ist keineswegs lohnend; unterdessen, die Geschichte knüpft all das leblose Gestein ihre Thatsachen, lind erweckt eben dadurch das Interesse der Nachkommen. Die wenigen, noch vorhandenen Spnren der Burg, selbst in ihren Grund-mauern von Schaßgräbern durchwühlt, wie es die Brandflecken, als Zeugen ihres nächtlichen Beginnens, beweisen, liegen in geringer Entfernung über dem sogenannten „kalten Keller". Der Greif, dieses Fabelthier, zusammengesetzt alls Vogel, Löwe und Schlange; dieser Bewohner höherer Regionen, p'^ denen »8 er sich, raub witternd, mit Adlerschnelle »md furchtbarer Kral-lengewalt herabstürzte, war das Bild des Wappens der Greifen felscr. Ihin ahnlich, übten auch sie oft Raub und Brand an den vorliegenden Ebenen. Wegen solcher Gewaltthätigkeiten an den Viktrmger Unterthanen, zog sich Heinrich von Greisen-fels, im Jahre 12 !6, den Bannsiuch zu. Ohne besonders auffallende Thatsachen nennt uns die Geschichte von 1217 bis gegen 1400 eine ganze Reihe der Ritter von Greifensels. Nach Absterben dieser Familie erhielt es Weispriach als salzburgisches Lehen, von dem es dann, durch die Heirath seiner Tochter Margareth, an ihren Gatten, Sigmund von Neu haus, kam. Dieses ursprünglich steierische Geschlecht hob sich besonders durch Eberhard ill., Edlen von Neuhaus, Erzbischof von Salzburg, und gab dem Lande Kärnten durch zwei Jahrhunderte mehrere im Kriege und in, Frieden verdiente Männer. DesnmiMchtet waltere einige Zeir ein finsterer Geist in diesem Hause. Schon Sigmuud empfand die Folgen seines Walteus. Auch er übte Gewalt aus an deu Viktringern und versetzte ihnen manchen harten Streich. Da ergriff ihn plötzlich Gram und Neue und Lckel vor der Welt. Am 8. Mai 1456 legte er, mit Einwilligung seiner Gattin, Margarethe von Weißpriach, ill Viktrmg das Klostergelübde ab. Auch Margarethe machte ein Jahr später ihr Testament, worin sie Gerhard, Äbten von Viktring, zum Vormuud ihrer Kinder: Wilhelm, Georg, Agatha und Dorothea, bestellte. Es sey uns erlaubt, eiüen Theil der Legate unsern Lesern bekannt zu geben, die Margareth in ihrem Testamente bestimmte. Sie dienen als interessanter Beitrag für die Charakteristik jener Zeit. Nach demselben erhielt Probst Simon von Guruitz zwei Pfund Seelengerath (Stollrecht) uud einen neuen schwarzen Mantel; Caspar, der älteste Chorherr daselbst, einen schwarzen wollenen Rock, und ingleichen einen barchetenen mit Khüniglfurter. Vier Pratschen ("/, Elle) braunen Sammt mit goldenen Blumen, uud zwei Prat-scheu ungebluulten erhielt das Gotteshaus Gurniß. Jede ihrer Töchter eiuen Schleier und einen goldenen Nmg, sollten sie iu's Kloster gehen; würden sic aber heiratheu, so bekommen sie hie-zu eine silberne Hefte und ein aufgerichtetes Bett. Ihrem Diener, dem Hofmeister, vermachte sie einen schwarzen Mantel; seinem Weibe einen barchetenen Rock, dann 8 Vierting Roggen, 1«; Vierling Hafer, 12 Käse «.; der Magd Heinrichin cinen schwarten harrcißen Mantel; der Magußi» eiueuKhüuigl-Pelz; der kleiuen Dorothea eiuen gleichen, den besten Kittel und vier Pfund Geld zu einem Mann. Dein Thürhüter Juri sein Lebtag jährlich eiuen Vierimg Roggen. Ihr ^ohn Wilhelm ermordete in, Gähzorn (l !78) sein eigenes Kind, und that Buße dafür bei deu Minoriten m Eilli. Mehr als die morschen Ueberreste ihrer Burg erinnert lins an das ausgestorbene Geschlecht der Greifeufelser der früher genannte »kaire Keller", in welchem sie ihre Wippacher Weine aufbewahrten, uud die unter dein Schutze ihrer Thürme sicher lagen. Noch jetzt wird dieses Felsengewolbe für die Gaben des Bachus bcuützt. Wetceiferud umschließen Tannen uud Föhren im dichten Kreise die kleine, grüne Maite, welche »or demselbeu sich ausbreitet, und die beinahe alljährlich von Freunden des Frohsinn's besucht wird, um beim riufacheu Mahle uud dein trefflichsten Nebeusafte, Lyaus, dem Freudenspender, die gebüh-reudeu Opfer zu bringeil, ohne jedoch dabei der Ritter von Greifenfels zu gedenken. Kaiser Arnulph legte den Grund zur heutigeu Propste,' Gurniy, und zwar durch Schenkung seines Hofes Gurnitz, der damals zur Mark Karuburg gehörte, uud nachfolgend dieser Stiftung größtenthcils zufiel. Die von Maria Saal herüber gekommenen Geistlichen siedelten sich am Fus-e vou Gurnitz an, wo der Ort Pfaffendorf noch ihr Andenken bewahrt. Jetzt steht die Kirche und das Propstei-Gebäude hoch obeu auf einem vorspringendem Felseohügel, genießt von ihrer Hohe der schön- sten Fernsicht gegen Norden, Osten und Westen, entbehrt aber, seiner Lage wegen (hart all» AbHange der Sattnitz und überschattet voil, sogenannten P rob sten ko ge l) beinahe drei Monate des Jahres der wohlthätigen Strahlen der Sonne. Dafür bietet der Zaubergesang der Nachtigallen Entschädigung, die besonders diesen Ort in Kärnten zu ihrem Auftuthalte gewählt haben; uud auffalleud ist es, das; sie aus den, Schlafe des Winters hier früher erwachen, als auf den gegenüber liegenden somügen Höhen. Von der Kirche weg führt eiu Pfad gegen Westen steil aufwärts, zu der sehr nahe gelegenen Schlosiruine vou Guruitz, uud krönt, beinahe ganz überwachsen von Tannen, Föhren uud Gestripp, deu Gipfel eines isolirteu Felsenblockes, der den: Orte die Aussicht nach der Hauptstadt versperrt. Mir ihren zwei Thürmen ragte sie einstens über den weiten Thalboden hoch empor, und qab ihren Bewohnern volle Sicherheit. Hier hausten vor Jahrhunderten die Wiilfmge von Guruitz, deren Stamm bereits im fünfzehnten Jahrhunderte erloschen ist. Gurnitz fiel dem Kaiser als Lehen heim, der dann Pfleger darauf einsetzte. Als solche fiudeu wir Otto vou Keutschach <^45O) und Friedrich von Eastelbanco (1480), Kaiser Friedrich's treuen Vertheidiger in der Wiener-Burg, welcher vor Eorvin's Ungar» aus der festet, Orteuburg in das nie besiegte. Gurnitz floh. 'Im Jahre 15r verlassen nun den Fuß der Sattuitz, folge«, der Richtung des Weges vou Gurnitz gegell Osten, steigen rechts aufwärts, gelangeu aus dem Waldeödunkel auf ihren Rücken und erreichen nach drei Viertelstunden das Pfarrdorf Nads berq. Eine andere Namr tritt uns hier entgegen, ein anderes Lebe» stellt sich unserem Blicke dar. Jene einfach und gros; in ihren Formen, aber karg in ihren Erträgnissen; dieses abgeschieden von der Welt, aber sparsam und genügsam in seinen Bedürfnissen; beide ein Spiel der windfreien Höhe, der sie fortdauernd P>eis gegeben siud. Unterdessen, der Freund der Natur mir reüiem Siuu für ihre Sch'öüheiteu, trägt auch die Empfänglichkeit in sich sür aUe Erscheinungen derselben, wo und wie s,e sich fiudeu mögen. Oft sieht er sich plötzlich übel'rascht und belohnt, wo er nichts geahnet und erwartet hatte. So auch hier. Kaum fünfhundert Schritte, südöstlich vom Pfarrhofe ent.-ferut, steht ein Kirschbaum. Ihn hat die Nimmersatte Sehnsucht nach dem Schöuen in der Natur gewählt, und ein Ruheplätzchen unter seinem Schatten angebracht, um das zu ihren Füsieu liegende Miegerthal mit schwelgendem Auge zu betrachte». Gleichsam geschützt und gerettet vor den 'Stürmen der Welt, ruht es hier im idyllische,! Frieden, lind Kirche und Dorf und einzelne Gehöfte winken aus ihrer lieblichen Umgebung freundlich uud einladend herauf ;u uus, die wir oft träu^ meud genießen müssen, was die Wirklichkeit in» Wachen uus versagt. — Doch damit ist der Genuß von diesem Punkte noch nicht vollendet. Wir blicken gegen Süden, und in überraschender Nähe uud maiestä'tischer Erhabenheit steht vor uns die Obir, dieses erhabene Ziel »nährend unserer Reise im Rosen-thale. Ein treffendes Bild der Kontraste, wie sie das Leben oft unwillkührlich bietet! — Durch das Miegerthal gelaugt mau über Wallach nach Saager. Dieser Laudsiß, nun Eigenthum des Herrn Dr. Friedrich Edelmann, liegt fest an der Dran, auf ei»er »u steilen, felsigten Anhöhe Lange Jahre war d.efeS Gut sammt don Gebäuden der Verivahrlosung Pre.s gegeben, nnd hat erst in neuester Zeit durch seine» gegenwärtigen Bentzer jene verschö. nernden 3lefornien erhalten, die es besonders wegen seiner Lage, zu einem der reitendsten Punkte Kärnten's bilden. Der breite herrliche Draust^m, der hier mit Emem Male die Richtung seines Lanfeo ändert, und in stolzer Größe seine Fllithen hin nach Norden trägt, um sie nachfolgend wieder gegen Osten zu wenden, dieser Strom zu unsern Füßen, jenseito von ihn,, ge-ae» ?lufgang, der Blick in das Iaunthal; südlich die gigantische ?^bir in ihrer vollen Höhe, gleichsam aus den Wellen dn'Drau eniporwachsend, und neben ihr jene starren Nachbarn, die uns nicht mehr fremd sind — das sind die Elemente des landschaftlichen Gemäldes, welches um Saager verbreitet liegt. Ein schmaler um das Gebirg sich wiudender Fußpfad führt nördlich auf die waldigen Höhen der sogenannten scarbin. Sie bildet den östlichen Absturz der Sattuitz, die unter verschiedenen Benennungen bis hierher sich erstreckt, wo sie bei jenen großen, aller Zeitbcrechnung spottenden Erdrcvolutionen, von der Dräu durchbrochen wurde. Wer es wagt, den» Rande der Scarbin sich zu nahen, schaut über eine kahle, senkrechte Fel-scnwand (2i«8^) in eine schwindelnde Tiefe hinab, ohne daß der Blick von irgend einem Gegenstande unterbrochen wurde. Die Dran, tief unten, man sieht sie nur, aber man hört sie nicht. Und deßunqeachtet, daß die Scarbin der rauheste und höchste Theil der Sattnitz ist, befinden sich auf ihr zwei nicht „ubedeliteude Bauernhuben, die unter den, Namen der Kaiscr-und Melcherhube bekamit sind. Ist schon dieß an sich interessant, so bleiben sie um so merkwürdiger, weil sie unbestreitbare Beweise liefern, daß an ihrer Stelle und in ihrer Nähe cinst ein ansehnliches Gebäude stand. Die Stallung der Kaiserhube besteht aus vier unterirdischen Gewölben von verschiedener Größe und Bauart, die unverkennbare Spuren ihres Alterthumes an sich tragen. Offenbar sind sie zu dem Zwecke, zu dem sie von dem gegenwärtigen Bescher benutzt werden, nicht erbaut worden. Rechnen wir hinzu, daß an dem steilsten, kaum zugänglichen Punkte der Scarbin, nur wenige Minuten von den Huben entfernt, zwei Trümmer von Mauern noch vorhanden sind, so liegt hierin eine ziemlich befriedigende Bestätigung der Sage, das, hier das von Hildegarden bewohnte Schlos; »Proß-niha" gestanden habe. Die übrigen Ruinen desselben wurden entweder von der Zeit zerstört (denn mehr als acht Jahrhunderte sind seit Hildegarden's Zeitalter vorübergegangen), oder sie wurden von Jenen, welche diese Gegenden urbar »nachten, und ihnen Nahrung für Menschen und Vieh abzwangen, als hinderliche Last hinweggeschafft. Nach diesen einleitenden Beu'erkungen werden unsere Leser um so geneigter der Sage ein williges Ohr leihen, die au Hildegarden's Namen sich knüpft, und im Munde des Volkes seit Jahrhunderten fortlebt, besonders dann, wenn wir hinzufügen, daß sie der Grund einer Stiftung war, deren Wohlthat bis in unsere Tage Segen bringend fortwirkt. Hildegarde, oder Agathe, wie man sie ihrer Güte we-gen nannte, war mit Graf Albnin vermählt, welcher (nach Urkunden vou den Jahren l»60 — 980) im Jaunthale reiches Gut besaß, und bewohnte mit ihm, so lautet die Voll siegende, daS Schlosi Proßnitza, auf den steilen Wänden der Scarbin. Ei» Bruder des Markgrafen entbrannte in Liebe zu seiner schönen Schwägerin. AIS dieser längere Zeit abwesend war, aestaud jener Hildegarden die glühende Leidenschaft, die ihn ver-zel>ne, und versuchte alle Mittel, ihre Gegenliebe zu gewinnen. Alle seine Bemühungen jedoch scheiterten an der unerschütterlichen Treue dcr tugendhaften Gattin, die, nachdem sie ihm sein sträfliches Beginnen strenge verwies, der Znrückkunft ihres Gatten sehnlichst entgegcnharrte. Sie schloß sich mit ihrer treuen Dienerin Dorothea in ihr Gemach, und verrichtete ihre gewohnten Andachtsübungcn mit doppeltem Eifer. Des Schwagers Liebe verwandelte sich nun in Nache, und theils, um diese zu befriedigen, theils um der verdienten Strafe zu entgehen, beschloß er, Hildegarden bei ihrem Geniale des nämlichen Verbrechens anzuklagen, welches er begehen wollte. Eine Magd, Lupa genannt, ließ sich von ihm verleiten, wider ihre Gebieterin, die sie einer empfangenen Beleidigung wegen haßte, falsch zu zeugen, uud nachdem er sie un^ terrichtet hatte, wie sie ihre Anschuldigungen vorbringen sollte, entfernte er sich. Bald darauf kam der Graf zurück. Den Sitten seiner Zeit gemäß erzogen, verstand er nichts als Rosse zu bändige», eitlen Speer zu werfen und sein gutes Schwert zu führen. Sanftere Gefühle galten damals für Feighcrzigkeit. Mildere Sitten gebührten höchstens den Weibern. Sein Gemüth war rauh, wie sein Geschäft, leicht aufbrausend und stürmisch, wie der Gießbach iu seinen Wäldern. Die Sonne ging eben auf, und ihte ersten Strahlen vergoldeten die Gipfel der kariuschcn Alpen, als er, nach den lang-entbehrten Umarmungen seiner Gattin sich sehnend, den steilen Pfad zu seiner Berg-Veste hinanritt. Das erste Geschöpf, das ihm aufstieß, war die treulose Magl), die eben die Kühe molk; und als er sie fragte, wie es der Gebieterin gehe, ob sie schon wache, säumte sie nicht, den Samen des Argwohns in seinen Buse» zu streuen. Sie hatte ihre Rede schlau emgerich tet, und ließ sich ihr Geheimniß nach und nach gleichsam mir Gewalt entreißen. Als'sie sah, daß die Wuth des Grafen schon den höchsten Grad erreicht hatte, schwur sie, dasi sie auf der Stelle zu Stein werden wolle, wenn sie nicht die Wahrheit geredet hatte. Der Graf stürzte fort. Seiner Sinne m'cht mehr mäch-tig, beschloß er, ohne an eine Untersuchung nur zu denken, die Entehrung seines Ehebettes auf der Stelle zu rächen. Er fand das Gemach verschlossen; denn die fromme Frau verrichtete eben mit Dorothea ihr Morgengebeth. Da die Pforten nicht augenblicklich geöffnet wurden, fand er in seinein Verdachte sich noch mehr bestärkt. Er sprengte sie mit Gewalt auf, riß seine Ge-malin auf den Boden nieder, und behandelte sie wie ein Wüthender. Er horte nicht auf Dorotheen's Betheuernngen, daß seine Gattin ihr Ehebett rein und heilig bewahrt habe. Ihn rührte nicht die zu seinen Füßen um Gerechtigkeit o außerordentlichen Glänze, unter den» Gesänge von Hymnen und Psalmen, durch die Lüfte schweben, und ihre Richtung an's jenseitige Ufer der Dräu, gegen Stain hin, nehmen. Dieser Glanz raubte ihm das Augenlicht, was er jedoch, nachdem er durch sieben Jahre in dem demüthigen Kleide eines Büßenden in der Welt herumirrte, und das Grab der h. h. Apostel in Rom, des h. Jakob zu Compostella und jenes unseres Heilandes im gelobten Lande besucht hatte, bei seiner Zurückkunft durch das Auflegen der Hände seiner Gattin wieder erhielt. Er stiftete daun die Kirche zu Moch ling, unweit Stain, in welcher er auch, nachdem er seinen Lebenslauf fromm beschlossen hatte, begraben wurde. Hildegarde überlebte ihn mehrere Jahre. Seit jenem Tage, an welchem sie von der Vorsehung so wunderbar erhal-ten wurde, widmete sie ihr Leben ausschließend frommen Wer-ken. Was sie besaß, war ein Eigenthum der Armen. Sie wusch und reinigte sie mit eigenen Händen, bekleidete und speiste sie, und entließ sie reichlich beschenkt. Sie stiftete die Kirche zu Stain. Damit aber ihr frommes Werk nicht so vergänglich sey, wie ihre irdische Hülle, erbaute sie eiu Hospital, und errichtete aus ihrem Vermögen eiue Stiftung, vermöge welcher jährlich am 5. Februar, als an dem Tage der heil. Agatha, die ganze Schaar der Armen, die sich zu Stain versammeln wurde, mit Speise und mit Trank erquickt, und auch Brod und andere Lebensmittel unter sie vertheilt werden sollten. Sie entschlief am 5. Februar 1042 um 3 Uhr Nach.-mittags, und wurde in der Kirche zu Stain begraben. Ihr Haus war an diesem Tage außerordentlich erhellt, und die Lust mit del» lieblichsten Wohlgerüchen erfüllt. An jener Stelle, wo die Felsen ihre Natur ablegten, und sie in ihren» Sturze Rettung statt des Todes finden ließen, sproßten aus nacktem Gestein freiwillig Lilien und Rosen, wie von der Hand des Gärt^ ners gepflanzt. Oft sah «nan seitdem, am Vorabende der jährlichen Gabenspende, eine in blendend weißes Kleid gehüllte Frau durch das Haus wandeln, und die für die Feier des kommenden Tages bereiteten Vorräthe untersuche», die dann von einer besondern Ergiebigkeit waren. So weit die Sage. Am 2. März 1605 erfolgte ihre Verherrlichung. An diesem Tage wurden ihre Gebeine, auf ausdrückliches Verlangen des Erzherzogs von Oesterreich, nachmaligen Kaiser Ferdinand il., und seiner durchlauchtigsten Mutter, im Einverständnisse mir dem Patriarchen von Aquileja, durch die zur Vollziehung dieser Feierlichkeit ernannten Deputirten, die Bischöfe von Triest und Gurt, in Gegenwart der angesehensten Geistlichkeit des Landes, aus der Gruft erhoben, und an einen Seitenaltar gebracht, wo sie seitdem öffentlich verehrt werden. Von dem einstigen Schlosse Stain, Hildegarden's letztem Wohnsitze, welches Valvasor als noch bestehend uud reißend gelegen beschreibt, sind nun auch die Trümmer verschwunden. Sie wurden im Jahre 1780 theils zum Baue des nahen Mauthhauses an der neuen Brücke verwendet, theils nach Gra-fenstein verführt. Was von der Vergangenheit noch geblieben ist, sind Hildegarden's Gebeine, welche auf dem Seireualrar der Pfarrkirche, in einem gläsernen, mit Silber beschlagenen Kästchen aufbewahrt werden, und die noch fortdauernde Stiftung zu ihrer Grabesstelle. Die Anzahl der Armen, die sich an, Vorabende des St. Agatha-Tages zu Stain eiufmdcn, belauft sich gewöhnlich auf 5 — 600. Brod und Geld wird aber auch an verschiedenen Festtagen des Jahres, nämlich zu Ostern, Pfingsten, Maria Himmelfahrt, Allerheiligen, Weihnachten und am Neujahrstage, unter die Armen sowohl zu Stain, als auch in den benachbarten Pfarren M'o'chlmg, St. Kanziat, und St. Veit vertheilt. Der vortheilhafteste Punkt für die günstigste Betrachtung des Schauplatzes der eben erzählten Begebenheiten ist eine An-höhe des Gutes Po kein. Ein ziemlich bequemer Fahrweg führt an der Nordseite der Scarbin hinab in die Ebene. Mail überschreitet die Gurt uud erreicht dasselbe nach einer Stunde. Hier sehen wir das Gemälde der Natur in seiner ganzen Erhabenheit. Zur Rechten die Felsenmassen der Scarbiu, ihnen gegenüber die waldigte Fortsetzung derselben, die kolossale Obir. Außerdem gewährt Pokein, trotz seiner nicht bedeutenden Höhe, eine Rundschau, wie kaum eine zweite in Kärnten unter ähnlichen Verhältnissen zu fmdeu ist, uud die um so überraschender wirkt, je weniger sie hier vermuthet wird. Eine vortrefflich erhaltene Bezirksstrasie führt uns an St. Peter und dem schönen fürstlich von No sen berg'schen Schlosse Grafenstein vorüber, zum sogenannten Christoph-Hof, Eigenthum des Herrn Ferdinand Ritter v. Fin den egg, mit bedeutenden ökonomischen Anstalten, und unweit davon zum zweiten Male an die Gurk, wo die von demselben Besitzer in jüngster Zeit nach den neuesten Principien construirte uud »eu erbaute Mahlmühle, uebst einer Dreschmaschine die Aufmerksamkeit jedes Technikers mit Recht in Anspruch nimmt. Noch eine Stunde, und wir gelangen, St. Jakob rechts, und St. Peter, diesen Lieblingsort der Ktagenfurter, links lassend, durch das düstere Völkermarktcr-Thor wieder zurück von unserer Wanderung in den Hingebungen der Hauptstadt. Moosburg *). <^^cutsch land's Lehenverfassung, so wie der beständige Wechsel der Dynastien, den es als Wahlreich bedingte, waren auch die Ursache, warum es keiue eigentliche Reichs-Hauptstadt besaß. Rechtspflege und Krieg zogen das Reichs-Oberhaupt aus einem Gau in del, andern, von einem Grenzpunkte des Reiches zum andern. In jem'n Zelten nun, wo reiche Abteien und Reichsstädte den Kaisern weder eine bequeme, noch sichere Unterkunst bothen, wo das mächtige Volk der Slaven für den deutschen Reichs-verband noch nicht gewonnen war; wo die wilden Schwärme der Ungarn noch nicht gebändigt, und auf diese Art die östlichen Länder von Deutschland weder hinreichend gesichert, noch angebaut waren: da bezeichneten eigene Ruhepunkte die Bahnen der Herrscher. Dort also, wo die Natur an sicherer Befestigung das ersetzte, was die Kunst »och zu leisten nicht vermochte; wo Fruchtfclder, abwechselnd mit Wäldern und Teichen, Nahrung und Unterhalt gewahrten, ließen die Kaiser, für sich und ihr Gefolge, größere Wohnungen aufführen, und verbanden damit mehrere Meierhöfe der Umgegend, die ihre Erzeugnisse zum Herrschcrsitz abzuliefern hatten. *) Siehe „die Pfalz Moosburg in Karnten". Historisch dargestellt von Heinrich Hermann. Kärntnerische Zeitschrift, 4. Bändchen. Herausgegeben von S. M. Mai?er. Klagen fürt, ,823. Indem wir diesem trefflichen Auf-satze seineil, Wesen nach unverändert folgen, so ^erlauben wir uns nur jene Veränderungen, welche der Umfang und die Form unserer bisherigen Darstellung nothwendig bedingen. NR In dleser nothgednmgenen Einrichtung sehcn wir den Ill-sprung der Pfalzen. Die Verwalter derselben hießen Pfalz.-ßrafen (cui,>il.'5 zi<,!i,til,i), oder königliche Gewaltboten (>l! niizzi i-rgii Walt/wlene«), mit der Macht eines Pfalz- Sie sorgten für das Bestehen dieser königlichen Güter, waren dem Könige bei Gericht zur Seite, und diente» ihm besonders als treue Wächter gegen das gefährliche Emporstreben der Herzoge. Sie waren um so ausgezeichneter, je wichtiger das Land war, dem sie anhingen. So kennen wir eine Rhein-Pfalz, eine baierische Pfalz u. a. Auch das große Caranta-ner Reich, so lange es ungetheilt war, besaß eine solche Pfalz. Ihr Sitz war Moos bürg. Ist schon dieser Umstand an s,ch interessant, so muß er uns um so merkwürdiger bleiben, da wir in den Mauertrümmern, die unweit des heutigen Schlosses über den, Weiher kaum sichtbar sich erheben, den Platz erkennen müssen, wo Kaiser Arnulph einen Theil seiner Iugendjahre verlebte; daß Karnburg, diese berühmte Herzogswohnung in der Nahe des klassischen Zollfeldcs, znr Zeit der Römer ^und im Mittelalter, bereits langst schon spurlos untergegangen war, während die Moooburg sich noch in ihren ehrwürdigen Resten, und ihre geschichtliche Fortdauer dlirch den Besitz der Grafen von Görz, selbst bis in die neueste Zeit erhalten hat, tnrz dasi an jene beiden Hügel und ihre dichtüberwachsenen Ruinen die Erinnerung eines volleu Jahrtausend's unzertrennlich sich kettet. Und diese Momente sind es auch, die nicht nur den Anblick derselben, sondern auch ihre Geschichte jeden: Freunde des Vaterlandes werth, ja rbeu^r macheu müssen. Der Stein ist leb-los, und eitles Menschenwerk fällt dem zerstörenden Zahne der Zeit anheim; aber beide bekommen Leben, selbst in ihrer Zer^ trümmernng, und sprechen zu uns die lauteste Sprache, wenn wir, geleitet von der Hand der Geschichte, hintrcten zu ihnen, mit empfänglichem Sinne für das, was sie verkünden. Ist doch Wssen mehr als Träumen; und die Spiele der Phantasie, die bei der Betrachtung der schönen Natur m uns erwachen, sollten höher geachtet werden, als die reihende Befriedigung des Verstandes, wenn die Wahrheit im edelsten Schmucke der Vergangenheit uns entgegentritt? Doch, wir führen unsere Leser, statt weiterer allgemeinen Bemerkungen, dem Gegenstaude unserer letzten Wanderung in der Umgebung von Klagenfurt selbst entgegen, und wählen hiezn als Anfangspunkt das Dorf Wölfnitz, welches wir in den« Thale gleiches Namens kennen gelernt haben. Den anmuthigcn Charakter, den wir als eigenthümliches Merkmal jener Gegend bezeichnet haben, deren Grenzen beim Eintritt in das Wölfnitzthal von uns angegeben wurden, trägt auch dieser Theil derselben, durch den uns die schöne Straße von Wölfnitz nach Moosburg führt. Ansier der Kirche St. Martin am Ponfeld, die zu unserer Rechten auf einer sanften Anhöhe stcht, fesselt, eine halbe Stunde vor Moosburg, das Schlosi Nahen egg zur Linken unsere Aufmerksamkeit. Es liegt am nahen Waldesdunkel (.benützt zu kühleuden, sanft ansteigenden Pfaden der Bewegung und sinnig angebrachten Ruheplätzen), auf einer felsigen Anhöhe, und wird zum Theil verhüllt durch hoch-stännnige Laubbäume, den malerischen Effekt offenbar erhöhend. Seit vielen Jahren unbewohnt, wär' es wahrscheinlich den Unbilden der Zeit erlegen; aber die Liebe des gegenwärtigen Besitzers, Sr. Excellenz des Herrn Peter Grafen von'Goi-s, für Denkmale der Vorzeit, hat es durch neue Eindeckung vor einem ferneren Verfalle gesichert. Im Innern des Schlosses, dessen Bauart cme Vermischung des italienischen und altdeutschen Stylet ist, interessirt nichts als ein sehr schöner Wassensaal, dessen Decke von zwölf Säulen getragen wird. Das Gebäude sammt der Herrschaft war einst Eigenthum der Hallegger; kam im Jahre 1678 von der Freiin Maria Isabella von Deutenhofen, gebornen Freun von Staudach, käuflich an Joseph Wilhelm von Kroncgg, und endlich zugleich mit Moosburg (24. Mai 1708) an die gräflich Go i/s'sche Familie. Schloß und Dorf Moosburg, denen wir uns jetzt nahen, gewähren, von dieser Seite betrachtet, eben nicht den vortheil-hastestcn Anblick. Günstiger stellt er sich von einem Höhepunkte der Straße dar, die von hier nach Krumpendorf, oder in ent^ gegcngesetzter Richtung nach Feldkirchen führt. Was jedoch die Ansicht nicht biethet, das finden wir in reichlichem Maße durch die Aussicht belohnt, wenn wir die Höhe des Schloßberges ersteigen, und dort zu den geöffneten Fenstern treten. Unter, dessen, so schön und so reitzend auch alle Bilder seyn mögen, und auch sind, die hier unsern Augen sich darstellen: Eines nur kann uns Befriedigung gewähren, Eines nur nnser lebhaftestes Interesse erwecken. Es ist jenes gegen Westen. Dort glänzen, kaum eine Viertelstunde entfernt, die SÜbersiachen zweier Teiche uns entgegen, umkränzt von Waldeshöhen, und geziert mit schat^ tigten» Inselgruppen, während im Hintergrunde sonnige und wohlbebaute Bergesrücken sich erheben; und dort tauchen aus dem stillen Gewässer zwei Hügel empor, dicht überwachsen po» Tannen, Fichten, Laubholz und Gesträuch, von denen der erste den Gegenstand unserer heutigen Wanderung auf sei'nem Gipfel trägt, nämlich: die letzten einzigen sichtbaren Ueberreste der alten tauscndjahrigen Moosburg. Wir folgen der Empfindung des Eindruckes, verweilen am Fenster, und vernehmen, was die Geschichte uns erzählt. Schon waren mehr als sieben Jahrhunderte vorüberaeaansiel' seitdem an Asiens O.stküste das hellstrahlende Licht der göttlichen Christus-Lehre angezündet war, und sich verbreitet hatte. Mur die Völker des großen Carantaner-Reiches irrten noch in der Nacht des Heidcnthumes. Da kam Herzog Ehetumar (754) und durch ihn der heilige Modcstus. Die Leuchte des Christen, thumes ward in Maria Saal zuerst angezündet, und von hier aus sendete sie ihren heiligen Schimmeren alle Ganen deS weiten Reiches. Damals schon prangte Karnburg als Herzogswohnung , und erhielt durch die bald darauf erfolgte Huldigungs-Feier am Zollfeldc, einen erhöhten Glanz. Es ist ungewiß, welche Bedeutung unsere Moosburg schon zu jener Zeit besaß; aber sehr wahrscheinlich bleibt es, daß ihre Lage, ihre natürliche Befestigung, die sie fast unzugänglich machte, während der verschiedenen Unruhen des slovenischen Volkes, dem mit dem Chri-stenthume vertrauteren Herzoge mehr Sicherheit gewährte, alS jene. AIs endlich Earantanien der fränkischen Uebermacht erlaq, und, zcrstückt in mehrere Grafschaften, unter Aufsicht der fliau-lischen Herzoge bis zur Grenzwache herabsank, verloren Moosburg und Karnburg viel von ihrer Wichtigkeit. Erst unter Karlmann, dem Sohne Kaiser Ludwig des Deutschen, der ihm Earantanicn anvertraut hatte, erhob sich Moosburg zu nicht geringer Bedeutimg. Karlmann'S unruhiger und zur Unabhängigkeit aufstrebender Geist, mißfiel jedoch seinem kaiserlichen Vater, der die Ausbreitung des bisherigen Pfalzoder Grenzgrafen nicht ohne Mißvergnügen beobachtet, und seine Absichten dagegen bereits festgestellt hatte. Karlmann, lxim Kaiser verklagt, suchte in dem Aufruhre gegen ihn, im Jahre 862, hier in Moosburg seine Zuflucht. Sein Aufeuthalb wird durch Schenkungen an das nahe Stift Ossiach außer Zweifel gesetzt. Schon bei seinen Lebzeiten übergab Karlmann seinem Sohne Arnulph, den er mit Luitwinde, der Tochter des Markgrafen Ernst (berühmt »regen seiner Tapferkeit), erzeugt hatte/Kärnte» sammt der Moosbnrg. Ob Arnulph hier geboren wurde, ist eine ungelöste Frage; wahrscheinlich jedoch, ja »2 beinahe gewiß, das, er da eine» Theil seiner Jugend zugebracht. Auch in Bezug auf sei» siebenjähriges Weise» m Carantam'en, läßt uns die Geschichte ohne urkundliche Bestätigung; aber aus der Kenntniß seines Charakters läßt sich vermuthen, daß er, der Besieger der Nornlamiet» und Marhanen, seine Zeit «licht thatlos vollbracht habe. Selbst dann, als der Nuf seiner Tapferkeit ihn» das Diadem des Kaisers verschaffte, war ihn» Moosburg,, als Pfalz, jederzeit ein theurer Aufenthalt und ein geliebter Gegenstand der fortwährenden Erinnerung an die schönen Tage seiner Jugend. Mit dem Tode Kaiser Arnulph's (29. Nov. 899) befand sich sowohl das deutsche Reich, als auch sein heimatliches Ea-rantauien, In einer sehr mißlichen Lage. Ein halbes Jahrhundert hindurch kam unsere Pfalz Moooburg beinahe aus allem geschichtlichen Verbände. Sie verödete bei den wildcn Kämpfen der Parteien; den Herrschern aus andern Häusern wurde sie, als eine alte carolingische Pfalz, gleichgültig, und sie, sammt der noch ältern Karnburg, verlor einen großen Theil ihrer Zu-gehör durch die Schenkungen der sächsischen Kaiser an DlUiasten und Klöster. Erst der Ruin des Hauses Scheiern und Wit-telsbach, so wie die Achtsamkeit der Kaiser auf diese Gegenden, von denen ihnen, wie es die Erfahrung schon gelehrt hatte, noch immer Gefahr drohte, erzeugten die Nothwendigkeit, Grafen mit ausgedehnterer Gewalt, als Gleichgewicht gegen die Macht der Herzoge, in diesen Gegenden aufzustellen. In den Urkunden von, Jahre 953 bis 979, welche Earantanien betreffen, kömmt Graf Hartwick, Bruder Aribo's, Grafen von Lurn, als Gewal-lbote oder königlicher Abgeordneter, mit der Vollmacht eines Pfalzgrafen, wiederholt vor. Unter ihm mnfaßre das Pfalzgebict der Moosburg das Dorf Reifn iß jenseits und Pörtschach dießseirs des Werder-Scees, nebst mehreren Dörfern, südwestlich von St. Veit, und hatte demnach eine Lange voll vier Stunden. Der oftmalige Negentenwechsel Karntens in den fortdauernden Aechtungen des Hauses Wittelsbach; das nie verscheuchte Mißtrauen der Kaiser gegen die übermächtigen und unruhigen Herzoge, begünstigten Hartwick's Machtzunahme außerordentlich. Was nur immer im Reichsverbande war, wurde theils an Kirchen verschenkt, theils dem Gewalrboten der Moosburg, als nächsten Vertreter der kaiserlichen Obergewalt, zugetheilt. So standen die Verhältnisse, als durch Hartwick die Grafen von Lurn, und uamcutlich Otcwiu und seine Nachkom-kommen, an.welche die Pfalzgrafenwürde überging, in den Be-s,h von Moosburg traten. Die Gunst der Kaiser, und das, nach und nach eintretende, allgemeine Verschleudern der Pfalzen, änderte allmalig die Natur der bisherige» Verwaltung, so daß wir, mit Ausgang des eilften Jahrhunderts, wo die Karnburg, oder sogenannte civitaz c-nsl>lNu!i2, in ihren Gütern zersplittert, größtenrheils an Salzburg schon längst vergabt war, und wo Kaiser Otto II. noch die letzte» Resle an die Sanct Lambertskirche verschenkt hatte, die Grafen von Lurn schon als gesicherte Eigenthümer der Moosburg erblicken, die nachfolgend, besonders von den Grafen von Görz, an die es von den Gra-fen von Lnrn übergegangen war, dasselbe in ihr Allod verwandelten, mir dem sie nach Belieben schalteten und walteten. Dieser Zustand, eben nicht der günstigste für unsere Pfalz, dauerte bis zum Jahre !28«. Da erschien Mein hard von Tirol, und mit seiner Huldigung am Zollfelde (I. Sept.), trat Moosburg mit dem Glänze seines Alters und seiner einstigen Herrlichkeit neuverjüngt hervor. Albert Graf von Görz weigerte sich nämlich, bei der Huldigung von seinem Bruder Meinhard die Lehen als PfalMaf in demnthigrr Stellung zu empfangen, und schien seines Bru- ders Glück mit neidische!: Augen zu betrachten. Er forderte, Meinhard möge seinen Sohn Heinrich belehnen. Da traten zwei Freunde des Grafen Albert, Hugo von Diwein, und der als Vicedom ergraute, und nut den Landesrechten wohlvertraute Julian von Seeburg, zu ihm hin, und suchten ihn zu bereden, seines Bruders Willen zu erfüllen. Der Hauptgrund, deu sie angaben, war: Moosburg sey vor Zeiten von Kaiser Ludwig seinem Enkel, dem Kaiser Arnulph, verliehen worden; er trete mm in einen ähnlichen Fall, und dürfe sich also, im Verhält-niffe gegen Aruulph, einer so scheinbaren Demüthigung nicht schämen, und diefi um so weniger, da der vormalige Glan; der Pfalzgrafenwürde mit ihrem Besitze von diesem Kaiser sich ableiten lasse. Graf Albert gab den Grimden nach, und nahm in Berücksichtigung seines eigenen Sohnes, sein Lehen aus Meinhard's Händen. Bis zum Jahre 1500 blieb Moosburg bei dem Hause der Grafen von Görz, während welcher Zeit wir eine ganze Reihe ihrer Ministerialen anführen könnten, denen sie, gleich anderen Lehenbeschern, die Mcosburg anvertrauten, als Lohn ihrer Verdienste und ihrer Treue, wenn es anders im Zwecke unseres Werkes läge. Am 12. April jenes Jahres starb Gwf Leonhard von Görz kinderlos zil Lienz, und mit ihm endete die Pfalzqrafen-würde in Kärnten. Görz, sammt seinem Anhange in Kärnten, lange schon gegen den mächtigen Löwen des heiligen Markus, und gegen innere Zerrüttungen unter den Flügeln des Doppeladlers gesichert, kam traktatmäßig an Oesterreich. Moosburg theilte nun das Schicksal der andere» kärntnerischen Besißunge» der Görzer-Grafen, und wurde von österreichischen Beamten verwaltet. Da jedoch diese Verwalmng, bei der großen Zahl so vieler dem Landesfürsten anheimgefallenen Güter, zu ausge^ dehnt und zu beschwerlich war, so wurde» dieselben zuerst lehen-und dann pfandweise, und endlich, besonders unter der Regierung des Erzherzogs Karl (von 1564—1590), an die Edlen des Landes selbst als Eigenthun, käuflich hindcmgegebcn. Auf diese Art fiel die Herrschaft Moosburg den Edlen von Ernan zn, worüber Kaiser Maximilian l. (20. Mai 1514) den Kaufbrief ausstellen ließ. Ihuen verdankt das neuere Schloß Moosburg wahrscheinlich seine jchige Gestalt u»d den östlichen Anbau, an dem die Schelle, als Ernau'schos Wappen, sie bleibend noch verherrlicht, während der westliche Theil desselben den Gör-;er Ministerialen seinen Ursprung verdankt. Den Besitz von Moosburg vermehrten die Herren von Ernau im Jahre 1585 noch mit dem von Glannegg, welches sie früher schon pfandweise innegehabt hatten. Obgleich ungewiß in seinem Ursprünge, zahlt das Geschlecht der Ernaucr, während der Zeit ihrer Dauer zu Moosburg, dennoch mehrere sowohl im Kriege als im Frieden ehrenvolle Männer. So rüstete sich im Jahre 1490 Ulrich von Ernau, um mit Ander» Friesach vo» seinen ungebetenen Gäste», de» Ungarn, zu befreien. Leonhard und sein Bruder Jakob von Ernau »nachten im Jabre 1525 den mißlungenen Zug gegen die aufrührerischen Sal^burger Ballern mit, und büßten die Unvorsichtigkeit der Anführer unweit Mauterndorf mit den» Leben. Ehrist oph von Ernau war mit in den Mauern von Wien, und half, gleich vielen seiner Landsleute, den Siegeslauf Suleimaun's hemmen, starb aber endlich in dem, durch die Uneinigkeit der Heerführer so unglücklichen Treffe» bei Essegg, im Jahre 15.37, den Heldentod. Der Heldengeist jedoch lebte noch in seinem Geschlechte fort. Balthasar von Ernau stritt unter den« Paniere Erzherzogs Ferdinand vor Kanischa, wo nur allgemeine Mißgriffe den Arn, des Einzelnen lahmten. ?>«l Man weiß nicht, waren es Religionsverhältnisse (die Er-nauer waren dem Protestantismus zugethan), oder schon damalige Hoffnungslosigkeit einer männlichen Nachkommenschaft, welche Hektor von Ernau bestimmten, Moosburg gegen das Jahr 1630 an Johann Weber von Ehreuthal' zu verkaufen, der es bann, nach kurzem Besitze, am 10. Juli 1633 an Georg Andrä von Krön egg und dessen Ehegattin Regina, geborne Freiin von Dietrichstein, käuflich überließ. Eben so wenig, als ihre Vorfahren, hatten die Kronegge,' einer hohen Abstammung sich zu erfreuen. Gute Haushaltung jedoch, und die besonders für den Güter-Einkauf so günstige Zeit der Protestanten-Auswanderung (mit Ansang des sieben-zehnten Jahrhunderts), begünstigte das Emporkommen dieser Familie. Auf diese Art gelangte sie mit Georg Andrä von Kronegg zur Grafenwürde, und er für sich im Jahre 1637 zum Generaleinnehmeramte; wurde eil, Jahr später Landesver-weser und im Jahre 1646 Landeshauptmann. Außer Moos.-bürg und Glanegg besaßen die Kronegger auch die vormals g'ör-zerischen Herrschaften Greifenburg und Nothenstein im oberen Drauthale, die dann an die Grafen von Rosenberg übergingen. Auch Ratzenegg, wie wir wissen, wurde ein Bestandtheil dieser Herrschaft. " Es kam das Jahr 1708, und Moosburg sah zum letzten Male feiue Dynasten verlöschen. Ein neues Geschlecht: der edle, Stamm der Freiherrn, dann Grafen vou Go«s (durch den, nicht nur in Karnten, sondern allenthalben vielfach gefeierten Kardinal Johann von Goi's in unser Heimatland gezogen), kam in den Besitz dieser Herrschaft. Johann Peter Graf von Goi>'s, Neffe des Kardinals, erkaufte am 24. Mai 1708 von Franz Adam Grafen von Galler und Maria Charlotte Gräsm von Kronegg, als Erben dcs Wilhelm Grafeu von Kroncgg, diese Herrschaft. Durch den Gang unserer geschichtlichen Darstellung der Gegenwart nahe gerückt, wollen wir zum Schlüsse unsere Leser mit dem bekannt machen, was sie uns zeigt. Das Schlosi, in dem wir uns befinden, besteht aus zwei Theilen von verschiedenem Alter. Der westliche ist aus den Tagen des scheidenden zwölften oder höchstens des beginnenden dreizehnten Iahrhundertes. Die Thore, die schone Waffenkammer (nun in emen Getreidekastcn verwandelt), mit den Spitzbögen auf niedrigen achteckigen Säulen, beurkunden das angegebene Alter. Der östliche Theil desselben gehört in das Ende des sechzehnten Iahrhundertes, wo es an die Ernauer kam. Beide jedoch scheinen aus den Trümmern der alten Moosburg erbant. Unter den vielen Gemälden, welche in den drei Stockwerken des Gebäudes vertheilt sind (worunter sich Porträte der gräflichen Familie Goi!s, und einiger früherer Bescher befinden), verdient als Kunstwerk eines alt-italienischen Meisters ein heil. Sebastian (auf Holz gemalt) die meiste Beachtung. Die Rundschau von dem Gloriette im sogenannten Kranze?.- (Blumen-) Garte», ist eben so rcitzcnd als lohnend. Von der alten Veste Moosburg, die einstens, wie die vorhandenen Ueberreste und Spuren noch zeigen, auf zwei Hügeln thronte, die, der Sage nach, durch cine hölzerne Brücke verbunden waren, hat die rauhe Zeit nichts übriggelassen, als einen Thurm, nebst einigen Mauertrümmeru, die aus der Erde hervorragen. Und selbst dieser einzige sprechende Zeuge für die Geschichte der alten Moosburg, trotzt uur mühsam den allmali-yen Verwüstungen der kommenden Tage, dem, die dachloscn pier Mauern sind theilweise schon eingestürzt. Kaum vermögen die Tannen und Fichten, die den Thurm von allen Seiten umgeben, ihn vor der Wuth der Stürme zu schützen, denen er hier fortdauernd Preis gegeben ist. Aller Wahrscheinlichkeit nach scheint das Hauptgebäude der Burg auf dem westlicher liegenden Hügel gestände» zu seyn. Ueberall liegen Mauersteine zerstreut, und ungeachtet des dichten Mooses, welches ,mter finsterem Gehölze hier wuchert, ließe sich dennoch ei» ziemlich richtiger Plan desselben entwerfen. Beide Hügel sind von zwei klemmn Weihern nmgeben, die gegen Westen hin, bis zum Gebirge, in den großen Weiher und einen Moorgrund sich ausdehnen. Gestützt auf Lazius könncu wir annehmen, daß diese wenigen Reste der einstigen Königsvcste bereits seit 300 Iah^'n bestehen, denn schon er berichtet, daß von dem alten Schlosse Moosburg kaum einige Nuiuen zu scheu gewesen. Daß die Römer auch in dieser Gegend sich angesiedelt und wenigstens Landhäuser in der Nähe erbaut habeu, beweisen mehrere Denkmale, die theils im neuen Schlosse, theils an der Pfarrtirche zu Moosburg zu sehen sind. Das Interessanteste jedoch aus jener Zeit der Wclteroberer bleibt die Thatsache, dasi an den Hügeln der alten Burg vorüber eine Nömerstraße nach V,l'«lli!i>,» führte. Spuren einer künstlicheu Straße (noch immer uuter dem Namen „alter Weg" als Nebenweg benutzt) und römische Denkmale rechfertigen die Vermuthung für den nachstehenden Lauf der angeführten Straße. Ihnen zu Folge ging sie unterhalb ^ternberg ('I'uzinemell,!,»), zog sich bei Kranzelhofen (lj«>!l»n«!i-l,ln) vorüber, vereinigte sich unter dem Dorfe Winklern mit der gegenwärtigen italienischen Hauptstraße, erhob sich baun bei Töschling aufwärts über den Rücken des Windischberges, zwischen den alten Schlössern Seeburg und Loonstein, verband sich mit dem Wege, der jetzt von Pörtschach nach Morvburg fühic, machte einen Theil des jetzigen'„Ren n-wcg es" aus, durchschnitt Stallhofen, begrenzte°den F«ß der früher genannten Hügel und den großen Teich, ging dann beim „Klösterl" nördlich von Moosburg (wahrscheinlich Ruine,, einer christlichen Priesterwohnnng aus den ersten Tagen des Christenchuüls iu Carautanicn, früher vielleicht clu römisches Gebäude), bei Tigring und Zweikirchen nach Feistritz (in dessen Nahe nicht unwahrscheinlich (^„clül,^ stand), lind von dort bann weiter nach Virunum. Belege dafür smd die Römer-dcnkmale, die in Steinen mit Inschriften, Meilenzeigern, ant,-ken Figuren und Resten von Gebäuden bestehen, die theils hier, theils in Krumpendorf, Tigring und Sternberg aufgefunden wurden. Vorzüglich interessant ist in dieser Beziehung die Enr-deckung einer Ruine unweit dem Pfarrdorfe Lind, an der Straße von Velden nach Villach, die nngefähr im Jahre 182.? in einem Walde nahe an der Dräu gemacht worden ist. Ihr Umfang beträgt vier Klafter Länge und drei Klafter Breite und stellte ein römisches Denkmal vor. Der dm'in gefundene Gnib-stein (damals noch in» Besitze des Herrn Thaddäus v. Lanuer zu Krumpendorf), trug die lateinische Aufschrift (hier übersetzt): „Den Göttern der Unterwelt. 5i!!v!a Vili^ülc, sehre dieses Denkmal lebend sich und ihren Eltern, 8 Vil,«!i!!<, nnd 5Lcli»6!,o. Merkwürdig ist der Umstand, dasi der hier vorkommende Name der Römerin Virxlilla auch auf den, Schilde der berühmten Statue erscheint, die im Jahre l.i02 auf dem Magdalenenberge (unweit vom Zollfelde) mit dem Pfluge aus der Erde gehoben wurde, und nach manchen Schicksalen jetzt im kaiserlichen Antikenkabinete in Wie» aufgestellt ist. Wir beschließen hiemit mlsere Wanderungen n, den Um^ gedungen von Klagcnfurt. Wa) die Geschichte uns geliefert hat, das haben wir getreu wieder geboten, soweit es der Zweck 24 5>Ä unseres Werkes gestattet; was hingegen die Matl«r überall ln üppiger Schönheit vor unsern Allgel« entfaltet, das konnten wir nur anbellten, denn die blühendste Farbe des reicl'sten Wort-schmuckes bleibt ein matter Hauch gegen den Silberglanz des Reitzes, den die Wirklichkeit sichtbar vor unsere Allgen zaubert. Ferne gestellt jenem parteiischen Gefühle, welches alles Heimatliche s) ^"'" mit blendenden» Zauber zu umhüllen sucht; aber auch entsremdel, jener tadelnswerthen Befangenheit, die nur in dem Fremden Schönes nnd Lobenswerthes findet, glanben wir in d?r Mir' beider zu stehen, lind eben dadurch am leichtesten welvcht^? ^ l!l der Art üben zu können, das; wir parteilosen Sinnes uns an das halten, was ist, und dem Gemälde, das wir von ihm entwerfen, jene Farben geben, die uns die nature gemassesten erscheinen. Ob es uns gelungen ist, auch hier der Wahrheit getreu geblieben zu seyn, ohne Nachtheil für den Gegenstand, davon kann nur die eigene Betrachtung den Leser überzeugen. Der Zweck unserer Mittheilung ist erfüllt, wenn seine Ansicht und Empfindung mit der unseligen in keinem Wi^ derspruche steht. Ist aber dies; der Fall, dann wird er auch zugeben, daß die Umgebungen von Klagenfnrt ihn reichlich entschädigen für die möglichen Entbehrungen des Genusses, de» die Stadt in manchen Beziehungen zu bieten »licht vermag. V. Wölkermarkt nnd seine Nmgebnngen. «57 V. WNkermmM Und feine UMgekmngen. Inhalt: Völkermarkt. Waisenberg und die Trixner« Schlösser. Neudenstein. Tainach. Heumburg. Griffen. Lippitzbach. V ö l k e r m a r k t *). <^ie Heerstraße, welche von Klagenfurt über Uuterdrauburg nach Marblirg in Steiermark führt, bringt lins östlich, „ach einer Entfernung von drei Meilen, zur ersten Poststation, »aiu-lich nach der landcssürstlichen Stadt Völker markt. Beden» tungsooll stand sie da, als dritte in den: Bündnisse der herzog» lichen Städte St. Veit und Klagenfnrt, welches sie, wie wir wissen, am 28. Jänner 1386 geschlossen hatten, um ihre gegenseitigen Rechtsverhältnisse festzusetzen, und wechselseitigen Rath und Beistand in vorkommenden Fällen zn bedingen. Entsprechend ihren» Mamen (v^lluvex, großer Markt, ein Plah, wo alles Markt, beinahe alle Hänser Kaufläden sind), war sie eine der blühendsten Städte des Bandes, so lanae dcr Handel aus Italien und von den adriatischen Seeküstcn durch Kram über die Kankcr gefuhrt wurde. Anch war diese Stadt wegen ihrer Lage an der nahen Dran, eine sehr Mistige Vcr^ Mittlerin zwischen dem Ober- und Unterlande, »nd daher von besonderer mcrkautilischcr Wichtigkeit. Da kam Kaiser Karl Vl., und die Wohlthat, die derselbe durch die Herstellung dcr herrlichen Kunststraße über den Loibl dem ganzcn Lande zukommen liest, schlug der bisherigen Bedeutung von Völkermarkt eine unheilbare Wrmde. Es mußte den Transito-Handel in Kärntcn mit der jungen Hauptstadt theilen. Die geräumigen Gewölbe und Magazine von fester, alter Bauart, wurden allmälig leer; an die CtcUe dcr früheren rührigen Thätigkeit trat die stille Einförmigkeit des gewöhnlichen Erwerbes, und indrm es aufhörte, der bedeutendste Stappelplah nnd Niederlagsort dcr Waaren zn sey», verlor es auch das schöne Vorrecht des gewichtigen Sinnes, den man in ältern Zeiten dcr Benennung »Markt" beilegte, dcr damals n»r öffentlichen Haxdclsörtern gebührte, und wo kleinere Städte (0!.,,,>) nur dann Märkte hießen, wen» sie das Handelsrecht genossen. Wir wählen sie zum Standpunkte, mn von ihr aus jene Gegenden zu durchwandern, die in ihrer Nähe zerstreut liegen, und jcnc Stellen zu besuchen, die in mannigfachen Beziehungen für uns interessant seyn müssen. Früher ,edoch wollen wir, wir wir es bicher gethan, unsere Leser mit den Schicksalen dcr Stadt Volkermarkt, so weit geschichtliche Quellen eS gestatten, bekannt machen. *) Wir folgen hier der landesüblichen Schreibart und Aussprache, obgleich wir in den Urkunden vom 12. bis zu», 16. Jahrhundert den Name», dieser Stadt nirgends Völker-, sondern jederzeit Volchln-, Volchen, Volke,,-, Volte--Markt geschrieben finden. In undurchdringliches Dunkel ist der Ursprung derselben gehüllt. Selbst das, was doch allenthalben in Käruten Licht verbreiten und einigen Aufschluß geben könnte, nämlich Römer-denkmale, fehlen hier ringsherum. Ja, es ist auffallend, und sogar unwahrscheinlich, das; die Römer, die doch in den» be< nachbarten Iaun- und Lavantthale, so wie in dem nördlichen Kärnten hausten, einen Platz, der in militärischer und merkantiler Beziehung so bequem lag, Übergängen haben sollten. Die nach den Römern eingewaudcrten Völker bezogen ohn« Zweifel die verlassenen Wohnpläye dersclben, und bauten ebenso anf ihre«, Ruinen, wie die Römer vorher auf den Nniuen der Ambidraber und Taurisker. Vermuthlich errichteten sie weniger neue Scädte nud Flecket«, als sie vielmehr die alten wicdcr herstellten und ihnen ncue Namen gaben. Die Gegend von Vö'l- <^ kemlarkt gehörte offenbar zu Ambidrabien; aber wie dieser Ort ^ damals, und wie er unter den Römer«, geheißen habe, wäre ein fruchtloses Forschen. Dicse Zweifel führen uns unwillkührlich an die nordwestliche Seite dcr Stadt, und hin zu dcr Kirche des heiligen l Rupert, die dort steht. Sie ist osscobar das Ültcste Bau-werk, was zn Völkermarkt gchört, und wahrscheinlich die erste Pfarre bei Einführung des Christenthums in dieser Gegend. Der hohe Thurm an dcr Ostscitc, welcher dem «nächtigen Zahne der Zeit bis jetzt Trotz geboten, trägt das sicheiste Gepräge des ehrwürdigsten Alterthums. Scin unteres Gewölbe war ein Theil des Sanctuariums. Er mag mit der Kirche zu Maria Saal (der ältcstcu des Landcs) von gleichem Alter, lmd jcnen Gottes» Häusern bcizuzählcn sey», welche dcr heil. Modestus, gesandt vom heil. Virgil aus Salzburg, an sehr vielen Orten Earanta-m'ens erbauen ließ. Die Vermuthung licgt schr nahe, das; Virgilius, der Gründer der Nupertskirche in Salzburg, dem »achherigm Dome, ein ähnliches Gcbäude zum Andenken an den, selben Heidenbekehrer auch hier verordnet habe. Die Nebenka' pelle, rechts an dcr Kirche, so wie der Vordcrtheil der Todten» kapelle, welche nordöstlich von dcr Kirche abgesondert steht, ver» rathen mit dem Thurme ebenfalls das oben angegebene Alter. Dieses ehrwürdige Gottcshaus «nag ursprünglich ein Eollegiat-stift, oder doch die Leuchte mehrerer Priester gewesen seyn, welche ihre Wohnungen südlich an dev Kirche gehabt haben sollen. Allein dieseS Stift kam nach und nach so schr in Verfall, daß schon im !3. Iahrhundene, uuo vielleicht »och früher, nur ein einziger Priester dort wohnte, welcher die Seclsorge versah, nnd alle Einkünfte allein gcuosi, so, dasi Erzbischof Eberhard II. es billig ahndete, und sprach: Es ist nicht heilsam, daß eine einzige Person den Unterhalt verzehre, wodurch mehrere Arbeiter im Weinberge des Herrn hinlänglich ernährt werden könnten. 25 N8 Es ergeben sich ,um billig die Frage»: Stand bei dcr Gründung der St. Rupertskirche bereits die Stadt Völkermarkt? Waruln war dann das Religions-Pflcghaus außer derselben? Waren vielleicht die Einwohner dem Christenthnme abgeneigt, und überließen es dem Volke? — Nach dem Umfange der Kirche kann die Volksmenge, zur Zeit der Erbauung derselben, nicht groß gewesen seyn, und die Stadt wurde wahrscheinlich erst spater gegründet, entstand bei zunehmendem Handel erst nach und nach, oder ist erst wieder hergestellt worden. Die Erfahrung bestätigt es, das; viele Städte, Markte und Flecken ihre Entstehung sowohl, als auch ihre Erhaltung den früher ge-bauten Stiften und Kirchen zn verdanken haben. Die Stadt und den Namen Völkcrmarkr finden wir zum Erstenmale im 12. Jahrhunderte. Sie, sammt ihren Umgebungen, gehörte damals den machtigen Grafen zn Sponheim in Karxti'n. Zwei Brüder, Bernard und Hartwig, besaßen Völkermartt, jeder zur Hälfte. Als sich Bernard verehelichte, überließ ihm Hartwig, der Bischof zn Negensburg war, seinen Antheil unter der Bedingung, daß er denselben, wenn er keine Leibescrben bekäme, an das Kloster im Lavantthale überlassen sollte. Graf Bernard blieb wirklich kinderlos, und vollzog nicht nur den Willen dcs Bruders, sondern schenkte auch scincn Antheil, folglich ganz Vclkcrmarkt sammt den beiliegenden Gütern, an das Stift St. Paul (am Ostertag, den 20. April 1147). Aus dieser geschichtlichen Thatsache läßt sich nicht ganz ungegründet der Schluß ziehen, daß die Grafen von Sponheim die Gründer der Stadt sind, und dies; um so mehr, da dieselbe noch 1240 vom Abte Hartwig der »neue Markt" genannt wird, was entweder auf einen späteren Ursprung, als man glaubt, oder auf eiue Wiederherstellung der, etwa durch Unglück, zerstörten Stadt hindeutet. Selbst die, erst nach den, Anfange des 1.1. Jahrhunderts erfolgte Errichtung der Brücke übcr die Dran, wozu der Abt von St. Paul Grund und Boden, ja selbst die Materialien hergab (da bis dahin bei Völkermarkt keine Draubrücke bestand, wenigstens da nicht, wo sie jetzt steht), spricht für obige Vermuthung, ohne deßwegen annehmen zu müssen, daß nicht lange vor den Sponheimern, so wie vor, unter und nach den Rö-mern, ein betrachtlicher Handelsplatz zn Völkermarkt gewesen sey. Außer der Kirche St. Rupert hatte damals die Stadt weder Gotteshans noch Priester, und selbst dort war, wie wir gehört haben, die Zahl derselben biii auf einen Einzigen zusammengeschmolzen. Dieses mißliche Verhältniß konnte nicht ohne Nachtheil für die Verbreitung der Christus'Lehre selbst bleiben. Zum Glücke glänzte schon seit 30 Jahren, an dem Dome zu Salzburg, Erzbischof Eberhard II. (aus dein uralten, hochadeligen, mit den, Hause Habsburg verwandten Geschlechte der Negensperger, im nördlichen Theile der Schweiz, welcher damals noch zu Schwaben gerechnet ward). Nachdem er bereits drei Bisthümcr: Ehicmsee, Seckau und, erst vor wenigen Jahren, Lavant gestiftet hatte, warf er sein wachsames Hirtenauge nun auch auf Völkcrmarkt. Der vereinzelnte Priester, die verlassene christliche Heerde, gaben seinem rastlosen Eifer hinreichende Nahrung. Er setzte demnach im Jahre 1231 ein Collegiat-Stift von 13 Chorherren (den Propst mit eingerechnet) ein, und übergab ihnen die Einkünfte, welche unter alle gleich vertheilt wer-den sollten, mit Ausnahme des Decanes und Scholastikers, von denen er jeden, fünf Mark mehr gewährte. Die Besetzung der vacanten Stellen behielt er sich vor. Vermuthlich trat nun die Nothwendigkeit ein, die Kirche sowohl, als auch die Wohnung der Chorherren zu erweitern, oder neu herzustellen. Die Bürgerschaft benutzte diese Gelegenheit, darauf zu dringen, daß cine neue Kirche in der Stadt selbst erbaut, und das Collegium dahin übersetzt werde. Sie wendete sich deßwegen an ihren neuen Grundherrn, den Abt zu St. Paul, »md dessen Convent. Abt Hartwig, erfreut über die Vcrmehrnng des Gottesdienstes und der Seelsorge bei seiner Stadt, übergab am 10. Oktober 1240 der Bürgerschaft um 15 Mark einen geräumigen Platz zur neuen Kirche, zum Gottesacker, und zu den Wohnungen der Geistlichen. In Folge dessen ward derselbe dem bereits hergestellten Collegiat - Capitel zu St. Rupert als Eigenthum übergeben, und man fing an, die schöne, noch jetzt bestehende Kirche der heil. Magdalena zu bauen. Erzbischof Eberhard sowohl, als auch Herzog Beruard, bekräftigten mit ihrem Siegel die Urkunde, die in Gegenwart vieler Zeugen vom Abte hierüber ausgefertigt worden ist. (Daß die Sponheimer hier eine landcsfürstliche Münze errichtet, und daß sie auch ein eigenes Schloß zn Völkermarkt bewohnc hatten, sind urkundlich unläugbare Thatsachen; aber wo das Letztere gestanden, vermag kein Sterblicher nachzuweisen. Unter Herzog Ulrich 111. war ein gewisser Schwarzman von Völkermarkt Kastellan desselben, und dieses kam dann durch Ulrich, wenn er ohne Leibeserben sterben sollte, sammt Allem, was dazu gehörte, an das Stift St. Paul, was denn auch wirklich im Sept. 126!) in Friaul geschah.) Kaum fünfzig Jahre waren vergangen, und schon hatte der fromme, katholisch-religiöse, Sinn jener Zeit (vom Jahre I.'w'-l bis 14l»3) mehr als hundert Iahrtäge W der Collegial-Kirche zur heiligen Magdalena gestiftet. Dem frivolen Sinne der neueren Zeit mag dieß befremdend erscheinen, da die materiellen Interessen der Gegenwart den Sieg über die geistigen erkämpfen. Anders war es in jenen Tagen. Dort glaubte und dachte man noch an die Fortdauer nach dem Tode, nud griff demnach gerne zu ,enen heilsamen Mitteln, die das unbekannte Jenseits mit dem Irdischen tröstend zu vermitteln fähig waren; abgesehen davon, daß die Gründer solcher Stiftungen ihren Erben ein frommes Denkmal an sich, an ihre Lehren und Handlungen nuybringend hinterließen; und daß sie zum standcsmäßigen Unterhalte der Geistlichkeit lind der Kirche, welche einen so kräftigen Einfluß auf die Gesinnnng und den Charakter des Volkes äußern, das Wesentlichste beigetragen haben. Unterdessen, auch an diesem Collegiat-Stifte übte die Zeit nur allzubald seine verändernde, ja selbst seine umstaltende Gewalt. Es verfiel in Schlaffheit, weil nicht nur der Propst, sondern auch die Chorherren, grö'ßtenthcils abwesend waren, ihre Pfründen an Weltliche verpachteten, und der Gottesdienst vernachlässigt wurde. In Folge dessen bevollmächtigte Johann, Administrator des Erzbisthums Salzburg, am 28. Vept. 1482, de» Bischof von Seckau (Mathias), eine Reformation daselbst mit Ernst vorznnehmen, die zerstreuten Präbenden in einen Körper zu vereinigen, davon die Einkünfte nur unter jene auszutheilen, welche zn Völkermarkt residiren, und dem Gottesdienste obliegen würden; kurz Alles, was zur Beförderung desselben, ,md zum Nutzen der Kirche thunlich seyn könne, zu veranstalten. Er vollzog den Anfcrag, und übergab zu Ende Februar 1483 dem Collegiat-Stifte besondere Statuten, nach welchen man sich künftig benehmen sollte. Es ist nicht uninteressant, die merkwürdigsten Theile hier anzuführen *). Alle Stiftsgefälle werden in ein Gemeingut vereinigt, wovon der dritte Pfennig dem Decan, das Uebrige den anwesenden Chorherren in gleichen Theilen zukömmt. Die nicht residircnden Chorherren bestellen und besolden ihre Vikare, damit der Gottesdienst nicht vermindert werde. Gemeinschaftliche Kontrakte mit Weltleulen werden untersagt. *) Siehe Beitrage zur älteren Geschichte und Topographie des Herzogthumes Kärntcn, von Ambros Eichhorn. II. Sammlung. S. 170 u. flgd.Kla gen fürt 1619, denen wir überhaupt hier gefolgt sind. m> Die Ordnung des Gottesdienstes und des Chorgesnnges wird bestimmt. Zur zweite» Stunde nach Mitternacht >>» Sommer, zur vierten iin Winter, sollen die Virgilieu gehalten werden. ?ln Festtagen wird das Messclesen bis zlim Hochamte untersagt, damit das Volk desto mehr genöthiget werde, dein öffentlichen Unterrichte beizuwohnen. Der Decail hat die Leitung m,b Aufsicht der Seelsorge. Es solieu keine Ehebrecher geduldet, sondern um Abschaffung derselben die weltlichen Behörden angesucht werden. Die Gaukeleien am Nicolaus-Fest, wo Jünglinge wie Bischöfe gekleidet, Segen ertheilten, wie auch die Maskenspiele am Fasching in der Kirche und auf dem Gottesacker, soll man auf keine Art mehr dulden. Vereitelte irdische Hoffnungen und Wünsche erzeugen oft re, ligiöse Empfindungen, uud ans ihnen fromme Stiftungen. Den Beweis dafür gibt Herzog Ulrich III. von Kärltten. Seine bei-den Kinder, die ihm Agnes, die Tochter des Herzogs von Me-ran, geboren hatte, starben frühzeitig, und ihr Tod gab dem Augustiner - Kloster zu Vklkermarkt sein Daseyn. Um dnrch Me Anwendung zeitlicher Güter, wie er selbst sich erklärte, de, stc» leichter die ewigen zu erlangen, faßte er den Entschluß, cin Kloster zu stiften, und zwar für die Eremiten des Augustiner-Ordens, welche durch ihren erbaulichen Wandel, und durch freiwillige Entäußerung aller irdischen Vortheile, seine Achtung und Gewogenheit sich erworben. Ein ansehnlicher und begüterter Bürger von Völkermarkr theilte die frommen Gefühle mit seinen, Fürsten, und erhandelte von dem Stifte St. Paul ein geräumiges Feld, um das Kloster nebst der Kirche darauf zu bauen. Am 30. Dezember 1263 übergab der Herzog durch eine zu Völkcrmarkt verfaßte Urkunde den Augustiner-Eremiten diesen gangen Grund, befreite sowohl diesen, als auch alles Dasjenige, was sie an beweglichen und nnbeweglichen Gütern durch Schenkungen fernerhin erhaltcn würden, uon aller Ansprache, uud nahm die ganze Stiftung in seinen Schuß. Kaiser Joseph's Machcspmch leerte mit vielen andern auch dieses Convent-Gebäude, nachdem es mehr als fünf Jahrhunderte gestanden hatte; der Thiirn, wurde eingestürzt, die Kirche demolirt, und aus dem Aufenthalte der Geistlichen ward eine der schönsten Prwatwohnungen, die Völkcrmarkt besitzt. Sie steht außerhalb der Stadt, links von der Strafte, die von Klagenfurt Hieher führt, und gehört gegenwärtig ihrem Erbauer, Peter Nudolphi. Der Ausruhr, den Ulrich Graf von Heumburg angesponnen hatte, war kaum gestillt, so entstand, nach einigen Jahren der Nuhe, ein neues Ungewitter. Herzog Heiurich, damals auch König von Böhme», hatte sick) mit seinem Schwager Albrecht, dem Könige der Deutschen, zerworfen. Die verb,'»,-bete«, Steirer uud Salzburgcr fielen (180?) in das herzogliche Karutcn ein. Nachdem St. Veit und Klagenfurt sich schnell ergeben hatten, ließen sie auch Völkermarkt das Uebel einer Belagerung fühleu, bis es sich endlich nach hartnäckiger Gegen.-wehr ergab. Bei Gelegenheit dieser drohenden FeindeSgefahr hatte ,nan alle Thore, bis auf Eines, vermauert, und sie wurden auch, nachdem die Stadt den Steirern und Salzbnrgcrn bereits in die Hände gefallen war, der mehreren Sicherheit vor den fortdaueruden Streifereien der Herzoglichen wegen auch nachher nicht geöffnet. Diese Maßregel führte zu eiuem gräßlichen Unglücke. Das nächste Jahr nach Eroberung der Stadt, wo die brennende Eonueuhiß? des Sommers dcn Brandstoff bereitet, und die Kraft der Löschungsmittel geschwächt hatte, brach plötzlich Feuer aus, und griff mit verheerender Gewalt und Schnelligkeit um sich. An ein Löschen war nicht zu denken. Alles lief den« einzigen geöffneten Thore zu. Wägen und Meuschen drängten sich nn bunten Gcwühle. Alles wollte zuerst hinans. Nm das Maas; des Elendes voll zu machen, stürzte das Fall- gitter des Thores herunter, und seine eiserne» Splßen schlngen tief in einen eben durchfahrendcn schwer bepackten Wagen, der lilln weder vor noch rückwärts konnte. Der Brand wüthete de» Fliehenden bereits im Rücken, und schon leckte die Flamme hinauf an das Dach des Thurmes. Jetzt loderte das Feuer, und in wenigen Augenblicken stürzte das obere Stockwerk herunter; der Äusgang war verschlossen, und das Entfliehen unmöglich. Was zurück bleiben mußte, ward ein Opfer des Todes. Mebr als 700 Menschen (Fremde, Kinder und arme Leute nicht gerechnet) blieben todt auf der Unglücksstättc. Der Brand war so verheerend, daß man nach der Zcit nicht drei bewohnbare Herbergen in dcr Stadt finden konnte Unter de„ österreichisch >n Landesfürsten behielt Völkermarkt seine Privilegien, uud blieb der Stappelplatz für das vom La-vantthale und der Ebersteiner.-Gegend kommende Eisen. Kaiser Friedlich l V. hielt zu Völkermarkt, gedrängt dnrch Baumkir-cher's Aufruhr in Steiermark, einen großen, selbst von Reichs-fürsten besuchten Landtag (l!?0); so wie später mehrmals die Landstände sich vcrsammeltcn, um, in den furchtbaren Tage» der Türkeneinfälle und der Naubzügc der Ungarn unt^r Mathias Eorvinus, über die zu nehmcuden Maßregeln sich zu berathen. Unter dcr großen Kaiserin Maria Theresia, welche (17l«) dem Laude Kärnten drei Krcisämter gab, war Vö'Ikcrmarkt der Sitz dessen für den untern Kreis. Im Jahre 1782 ging es jedoch wieder cin; der uutcre wurde zu den» mittleren geschlagen, und beide erhielten den Namen Klagensurter-Kreis. Seit dem lelM, Brande, in« Jahre I«I» ist auch Völ-kermarkt, gleichsam neu verjüngt, aus der Asche des Jammers schöner emporgestiegen. Den regelmäßig?» Platz der Stadt zieren geschmackvolle Häuser, und seiner Größe fehlt uichts, als das geschäftige L^ben des Verkehres. Nur ein Tag in jeder Woche füllt seinen Raun, aus: Es ist der sehr besuchte Wocheumarkc, wohin man die Produkte des kornreichen Lavant-thales und anderer Gegenden bringt, um sie dann weiter i» das Oberland ;n führen. Ihr Aeußcres ist nut einer, mehrfach eingestürzten, Ringmauer umgeben, die gan^ unbezweifelt das Gepräge des Mittelalters trägt. Sie selbst liegt an den steile» Abhängen eilier Bucht, die vor unbekannten Jahrhunderten die Dräu hier aufgewühlt hat, während sie jeht, weiter entfernt, im tief cingeschmttenen Bette vorüberfliesit. Em vorspringender Puükt jener Anhöhen heißt die »Bürgert,, st", und gewährt, gleich allen übrigen Höhenounkten, die Völkcrmarkt rings um- ^ geben, eine prachtvolle Uebersicht eines großen Theiles des Jaun-thales, mit seinen groteske» Formen gegen Süden, die hier >'» gigantischer Größe dem Auge deö Beobachters sich darstellen. Waise«borg und die Trixner « Schlösser. ^-Inen Charakter ganz eigenthümlicher Art trägt jene Gegend, die, Nordwestlich von Völkermarkt, durch die Ausläufer und südlichen Abhänge der Sau-Alpe gebildet wird, und zu der wir an dcr St. Ruperts-Kirche vorüber gelangen. Einzelne, freistehende und waldbcwachsene Dolomit-Kegel haben sich da in größerer Anzahl hingelagert, und bilden cin mannigfach durchschnittenes Thal, ohne bestimmten, allgemein bekannten Namen, von Wenigen besucht, und daher auch von Wenigen gekannt. Reich an Buvgen und Schlössern, trotz seiner geringen Länge und Breite, herrscht hier dennoch Stille und Nuhe, deun sie, die einst in stolzer Majestät auf ihren isolirten Höhe» prangten, loo das ferne gelegene südliche Ländergebieth weil überschauend, sind nun in Rumen zerfallen, und blicken als ernste Zellgen irdischer Vergänglichkeit, trauernd herab auf das emsige, einfache, Treiben ländlicher Betriebsamkeit, was nun zu ihren Füß«n waltet. So sehen wir hier drei Schlösser gleichen Namens, und nur verschieden nach ihrer Lage; nämlich: Nieder-, Mitter, und Ober-Trinen, und zwischen den beiden Letzteren Wai sen-be rg. Ein freies ungehemmtes Spiel der Winde «nid der Gewitter, verkündet diese Burg noch jetzt, in ihrer sinkenden Große, die Kraft deS mannlichen GefühleS und des kühnen Trotzes, von dem unsere längst dahingegangenen Vorfahren beseelt seyn mußten. Doch, diese nicht allein ist es, die hier sich kund gibt; auch ein feinerer, edlerer Geschmack spricht aus jenen Trümmern; denn, jene hohen festen Thürme, diese prächtigen Thore, Söller, Wappen und Säulen, denen die Verwüstung der Zeit noch nicht allen Schmuck rauben konnte, verdanken ihr Daseyn nicht gemeiner Denkungsweise, oder geschmack- oder verstandeslosem Neichthume, sondern sind die sprechendsten Zeu-gen für kunstsinnige Bildung. Die Legende, diese liebliche Stellvertreter!» der Geschichte, wo sie den Ernst der Wahrheit nicht mehr zu bieten vermag, überzieht auch diese Mancrtrümmer nut ihrem poetischen Schim-mer. Sie läßt die fromme Tochter sehr armer, blinder Eltern, die liebende Schwester eines Bruders von kindlichen Jahren, die Erbauerin des Schlosses Waisenberg seyn. Von großer Noth gedrückt, bath sie den Lenker aller Schicksale nur um so viel Vermöge»', um Kindes- und Schwesterpflicht an ihren Angehörigen üben zu können. Sie fand Gnade vor dem Herrn, der alle Reichthümer vertheilt. Im Traume ward ihr geboten, mit einem Wachholderzweige in der Hand, auf dem Hügel, an dessen Fuß sie wohne, zu suchen, und dort, wo das Zweiglein sich abwärts neigen werde, die Erde zu össucn. Sie that, wie lhr verheißen wurde, fand, was sie wünschte, und das stattliche Schloß »Waisenberg", wie sie es zum fortwährenden Andenken nannte, gibt Zeugniß für die Erhörung ihrer Bitte. Noch vor 70 Jahren war der gut gearbeitete Denkstein aus weißem Kalkstein über den» Hauptth^re von Waisenberg zu sehen, welcher die Jungfrau mit dein Palmzweige in der Hand, und ihren kleinen Bruder zur Seite hält, da sie eben eine Geldbörse entdeckt. Jetzt findet man ihn in einem der abgeschiedensten Winkel des neuen Schlosses Mitter^ Triren. Lange war diese Burg ein Eigenthum der Herren von Waisen gewesen. Als aber der kärntnerische Adel hinauszog, um Rudolph von Habsdurg seine österreichischen Lande gegen den harten Ottokar zn behaupten; als der Graf von Ortenburg mit 500, und Graf Ulrich von Heumbürg mit 200 Pferden dem Kaiser zu Hilfe eilten, da stritten in dem entscheidenden Kampfe auf dem Marchfelde auch die letzten Herren von Waisen, zwei freudige Ritter, der eine Seifried, der andere Katold genannt, in der heißen Schlacht. Mit ihnen erlosch das Geschlecht der Waisen. Ihre Burg kam an die Silbcrberger, nnd später an die Herren von Spangstein, unter welchen der nun einstürzende Bau geführt worden seyn dürfte, da das Wappen derselben (schön in Stein gehauen), heute noch über dem Thore des Schlosses steht. Nach ihnen kam die Herrschast an die Schneeweiß, sodann an die Grafen von Welz, welche es um das Jahr 1680 noch inne hatten, indem damals Sigmund von Welz als Besitzer von Waisenberg und Obrrtrireu erscheint. Von den Welzern ging es an die Herren Grafen von Christall nigg über. In der Stiftungsurkunde von Gurk (gegeben den 15. August 1042) kommen die Trixner-Schlösser unter der Benennung Urliz 'I>l!l't>5till, als eine Besitzung der sel. Hemma vor, und die Gegend selbst als Comitat. Üm das Jahr 1090 verlor sie jedoch das Bisthum Gurk mittelst Veräußerung derselben durch Bertholt) von Zcltschach, an Grafeil Engelbert voll Spolcheim. Spater finden wir sie bald in b.^ Handen der Grafen von Heumbürg, bald in jenen der Grafen von Görz. Obertrixen, ein im länglichten Viereck gebautes, und bewohntes Schloß, steht zwischen der Eiusattlung zweier, unge» fähr 30 Klafter hoher Hügel eingezwängt, mit einem freien Ausblicke nach Südost, am Fuße des nahen Diverges. Di« noch vorhandenen Spuren sehr schöner Stukkatur-Arbeit an vielen Obcrböden beweisen, daß einst viel auf den Bau des Schlosses, und zugleich mit Geschmack, verwendet wurde. In kleiner Entfernung von, Schlosse stehen in nordwestlicher Vertiefung die Meierschastsgebäude. Dieses Dominium war eine Besitzung der Gräfin von Goi.'s, die es vor etwa 50 Jahren an die Grafen von Christallnigg verkaufte, die es seitdem bei ihrer Herrschaft Mittertriren verwalten lassen. Auf dem westlichen Hügel ist ein hoher Wartthurm zu sehen, und mehrere Ruinen auf demselben zeigen, daß er vormals mit Gebäuden besetzt und befestiget war. Spuren von Mauern und Gräben finden sich auch auf dein östlichen Hügel. Mitter-Trixen ist ein kleiner Burgfried, und liegt kaum eine Viertetstunde von dein früher genannten. Das alte Schlosi liegt auf einem, in der Mitte des Th ^ frei- und steilstehenden Felsen in Ruinen, befand sich aber ,,^ch vor kaum 90 Iah. ren in einem Zustande der Bewohnbarkeit, daß dem Andenken an die gute alte Ritterzeit manches Glas bei fröhlichen: Gelage geleert werden konnte. Nichts ist ihm geblieben, als der un-vertilgbare Reiz seiner herrlichen Aussicht, die es gewährt. Am südwestlichen Fuße dieses Hügels wurde vor ungefähr 70 Iah, ren das heulige Schloß- und Herrschafts-Gebäude Mitter-Tri-xen, durch Leopold Grafen von Christallm'gg, errichtet, welches min der Sitz des Gerichtes und Werbbezirkes für die hier vereinigten gräflich von Ehxstallnigg'schen Herrschafren Ober-Tri-xen, den Burgfried Mictt'r-Triren, und Landgericht Waisenberg ist. Das Schloß bildet ein Viereck, ist im neueren Geschmacke hergestellt, ziemlich gl-oß, hat cinc» Garten und schöne Meierschaftsgebäude. Leider entbehrt es bei seiner Lage jeder Fernsicht. Nördlich von Mittel-Triren liegt, am breiten Fusie deS steil ansteigenden, großen und stark bevölkerten Diexberges, die Kirche St. Franziscus Xaverius. Obgleich eine Filiale der sehr alte» Pfarrkirche St. M arg a ret ha an der Gritschitsch, unweit Tcllcrberg, befindet sich dennoch der Pfarrsitz hier. Sie rechnet ihre ge^eiiwärtige Größe und Form erst von 100 Jahren, während si.> früher nur aus dem heutigen, durch sein fremdes Aussehen merkwürdigen Presbyterium bestand, und war damals die Nikolaus-Kapelle am Salfelde genannt. Die Tradition behauptet, daß hier (roll, Dorfe westlich bis Ober-Ttveu) einst ein Markt (Salfeld) bestanden habe, welcher durch den Ausbruch eines großen See's, oberhalb St. Ulrich, verschüttet und zu Grunde gegangen sey. Wahrscheinlicher jedoch ist es, daß die ganze, bis Nieder-Trircn sich erstreckende Fläche, einst den Namen Salfeld getragen habe, wovon dann die Kirche ihren Beinamen erhalten hat. Diese schöne Ebene öffnet sich östlich vom Felsen des alten Mitter-Triren, und dehnt sich aus bis St. Jakob bei Griffe». Diese stille, ländliche Gegend enthalt, nebst Franziscus Xaverius, die Filialkirche St. Martin, die Pfarre St. Stephan, mehrere Dörfer und einzelne Häuser. Eines nur fehlt ihr: gutes Trinkwasser. 'In der Gegend von St. Xaver liegen auch die Ruinen der Schlösser Nieder - Triren (gemeinhin Urscnbeck genannt); Unterkulm nächst St. Katharina, Waltenau'bei Fürholz, die Ueberreste vom sogenannten St. Lambrechts'kloster, dann die noch bewohnten Schlösser Tellerberg, Franken stein und Rein egg. Ein sicherer Beweis, daß die Lage hier sehr einladend, die Bevölkerung zahlreich und der Boden fruchtbar ist. I spätere Jahrhunderte konnten die einstigen starken Riugmaum, m noch sichtbare Trümmcr verwandeln. M!t d»m Falle d.r Auffsnst.iin', durch ihren Vcrrath im Jahre 1368, kam auch Neüdenst.,» !>l die Hände dr-5 Laudes-fürsten. Ihr Schicksal machte jede Freude und alles Leben iu ihren Besitzungen ersterben. Es wäre nicht uninteressant, die Benennung „schwarzes Schlosi" daher leiten zu dürfen. War es die seltene, herrliche Lage dieses Schlosses, oder irgend eine andere begünstigende Ursache, genug, Neudeustei» erhielt sich bis auf unsere Tage, während viele audcre Besitzm,-gen der Auffelisteine längst in Schutt zerfallen smd. Nach einer Inschrift, unter der Altane über dem Schloß« thore, wurde dasselbe von Johann Freiherrn von Kemeter zu Triden im Jahre 1671 neu hergestellt. Eine andere im Höft räume gibt, nebst der Jahreszahl 1673, auch die vom Jahre 1683, als die der Reuovirung an. Vor den Freiherrn von Kemeter besaßen es, und zwar im Jahre 1473, die Blumbe.-cker, und nach denselben die Grafen von Christallnigg; dann die von Goös; die Schcnot, und die Freiherr» von Secnus. Gegenwärtig sind die Buzzi im Besitze. Vor mehr als einem Iahrzehend war es Gegenstand der öffentlichen Ausspielung. Ein neues Geschlecht konnte sich hier seßhaft machen, doch For, tuna rollte ihr Rad zu Gunsten der Buzzi. Noch eine kleine Wanderung, bevor wir auf Völkermarkl zurückkehren, bleibt uns zu machen. Dort im Südwesten glaubt uus die Kuppel eines Thurmes über die Wipfel eines Taimen.-waldes entgegen. Es ist die kaum mehr als eine halbe Stunde vou hier entfernt« Propste» Tainach. ^)» der Culturqeschichte des Vaterlandes nimmt Tal nach einen vorzüglichen Platz ein., Als das Hochstift Salzburg die Ctn-stianisirung Kärntens, nach mchrcrcn mißglück ten Versuch»!!, ,n!t unerschütterlicher Behm rlicl kcir durchsetzte, waren es Tai-nach und Friesach, wo es durch sciue Erzpriester die geistliche Aussicht der Gauen von Untcrkärntcn besorgte. Der Psanvr vou Tainach wurde später auch Propst am nachbarlichen Collo giat K Kapitel zu Völkermartt, und während er vom Werder-See bis an die Choralpe die geistliche Gerichtsbarkeit verwaltete, zierten ihn zugleich Inful und Stab. Keiner von den dortigen Pröpsten und Erzpriestern erscheint so oft chenfürstcn Eberhard II. in solchem Grade, daß er ihn zum salzburgischen Erzdiacou durch ganz Kärnten machte. Welchen Werth überhaupt die hohe Metropole zu Salzburg diesem ur^ alten Sitze eines geistlichen Primaten beilegt, beweiSt, dasi sie in neuester Zeit ausschließend die Pröpste von Tainach (es fand bisher nur eine Ausnahme Statt) zu ihrem Bevollmächtigten bei der Introduction der Fürst-Bischöfe von Gurt ernannte. Tainach ist der GeburtSort eines Mannes, de», das Va-terland mit Stolz, noch mehr aber mit inniger Liebe nennt: Es ist der Fürst - Erzbischof von Gorz, Franz Luschin. 26 l»2 H e u m b u r ft. ^3ine halbe Stunde ostlich von Völkermarkt lenkt ein Weg links von der Poststrasie ab, und führt über den Griffner-Berg ins Lavantthal. Wir wählen ihn, wenden uns gegen Norden, ,md erblicken dort auf einem freistehenden Felsenhügel abern'als die Ruinen eines Schlosses, zwar wenig bedeutend an Umsang, aber höchst interessant wegen ihrer Fernsicht und durch die geschichtlichen Erinnerungen, die an sie sich knüpfen. Die Gründung von Heun» bürg fällt in die Mitte des zwölften Jahrhunderts, durch die Nachkommen Popo's (genannt Slarkhand). König Ottokar, 1270 auch Herzog von Kärntcn, vermahlte den Dienstmann seiner bisherigen Lundesfürsten, den Grafen Ulrich von Heumburg, mit Agnes, der Witwe des verstorbenen Herzogs, Ulrich III. Sie war Markgräfin von Baden, und eine Tochter Herrmann's, mit der österreichischen Erz-Prinzessin Gertrud. Durch diese Mistheirath wollte Ottokar die Ausprüche tilgen, die die Prinzessin an Oesterreich uud Steier-mark machen konnte. Er licsi sie auch in der That ausdrücklich darauf verzichten, wogegen ihr der Besitz verschiedener Schlösser zu. aesichert wurde. Doch, nicht nur diese Verheißung blieb unerfüllt; auch Graf Ulrich fand kein Gehör, da er, als Erbe der Grafen von Perneck, die Herrschaften Perneck und Drosendorf in Oesterreich forderte. Dem zu Folge war er daher einer der Ersten, die von dem ungerechten Könige sich losgesagt hatten. Er nahm die Partei König Rudolph's, fand sich am 19. Dezember 1276 in dessen Lager ein, und focht in der großen Schlacht auf dem Marchfelde mit 200 Reisigen seines Gefolges, für den neuen Herrn. Dagegen lies, auch Nndolph, nach hergestelltem Frieden (22. Okt. 1279), des Grafen Ansprüche den versammelten Standen von Oesterreich und Steier-mqrk vorlegen. Allein diese erklärten sie für ungerecht und unstatthaft, weil Ulrich sowohl, als seine Gemalin, obgleich gezwungen, bci ihrer Vermählung darauf verzichtet hatten. Beide mußten demnach ihrem Rechte neuerdings entsagen, und die darauf bezüglichen Urkunden ausliefern. Dafür wurde ihnen der Besitz der, ihnen schon von Ottokar verschriebenen Stadt Voits-berg, der Vesten Tüffer, Freudeueck, Klausenstein, Sahens-wart und Tobel (die jedoch Herzog Albrecht bereits 1287 gegen die Stadt Cilli, das schloß Guttenstein und bare 700 Mark umgetauscht hatte) zugesichert. Eben so empfing er 1286 von Herzog Albrecht für sich und seine Maunserbeu, die Schutz-voatei über das Kloster Obcrburg, im heutigen Eilliei'-Kreise. Im Jahre 1292 trat Graf Ulrich, von dem Erzbischofe von Salzburg unterstützt, an die Spitze der mißvergnügten Steircr. Ill der Versammlung zu Leibnitz wurde ihm sogar (Namens seiner Gemalin) die Regierung des Landes aufgetragen, und eiuem seiner Söhne die Erbfolge verheißen. Damit jedoch war es nicht so ernstlich gemeint; denn gerade diejenigen, die jetzt für Ulrich gestimmt hatten, ergaben sich nach kurzer Frist dem Herzoge Otto von Baiern. Deßungeachtet wurde der Graf nicht müde, ihre Sache zu verfechten, ihr seine Freunde nnd Schätze zu opfern. Selbst dann noch, nachdem der Aufruhr iu Steiermark bereits gestillt war, setzte er in Karnten die Feindseligkeiten fort, nahn, durch List die für un-bezwiuqlich gehaltene nahe Veste Griffen, übersiel iu St. Veit den Prinzen Ludwig (den Sohn dcs Herzogs Meinhard von Tirol), der mic mier bedeutenden Kriegsmacht gcqen die Ruhestörer ausgezogen war, uud schleppte ihn gefangen fort. Eben so bezwang er die Vesten Nabenstein, Silberegg und Pullendorf. Reinprecht von Glanegg, dcr Anführer dcr Herzogliche,!, fiel, wie wir wissen, bei einen« Hinterhalte, in der Nähe von Griffen, und Graf Ulrich konnte endlich, nachdem er in den, unglücklichen Gefechte bei Weissenegg den getreusten seiner Verbündeten, den Grafen von Scharfenberg, verloren hatte, und selbst von dem Erzbischose von Salzburg seinem Schicksale über? lassen worden war, nur durch die grausamste Verheerung seiuer Besitzuugcn im Lavautthale zur Unterwerfung gebracht werden. Er mußte (so wollte eö dcr Siegcr) seiue Herrschaft Siebeneck, zu welcher ein großer Theil von Unter-Krain pftichtig war, um 12,000 Mark an den Prinzen Ludwig von Käruten, der eben noch sein Gefangener gewesen, verkaufen; alle seine Vesten ausliefern, und mit seiner Gemalin nach Neustadt in'S Eril wandern, um dort von einem Iahresgehalte von 1000 Pfund Pfennigen zu leben. Grau, und Verzweiflung tödtttcn die Grasin Agnes an« 2. Jänner 1295. Der durch ihren Tod versöhnte Herzog gab den, Grafen seine Güter wieder^ und ließ ihu nach der Steiermark zurückkehren, wo er endlich ,m Jahre 1208 starb. Eine seiner Töchter, Margaretha, vermählte sich mit dem Grafeu Ulrich von Pfannberg, dem sie, nebst 1000 Mark Silber, die Veste Rabenstein im Layantthale, als Heirathsgut mit-brachte. Eine Andere war die Gcmalm Ulrich's l., Freiherrn von Sonnegg, und eine Dritte wurde am 20. Februar 1283, mit einem Brautschatze von 1500 Mark Silber, dem Grafen Albrecht dem Jüngern von Görz zwar verlobt, aber nicht vermählt. Ein Sohn des Verstorbene», Graf Friedrich, der die Veste Offenburg (bei St. Lambrecht in Obcrsteier) besasi, stand den, Vater in der Fehde nut den Herzogen vcn Oesterreich und Karnten bei, wurde deßwegen (1293) ebenfalls des Landes verwiesen, focht im Iahie 1307, als Heerführer der Stciermärker, für den König Albrecht, und lebte noch 1323. Sein Bruder, Graf Herrmann, starb 1321 ohne Kinder. Seine hinterlassene Witwe Elisabeth, eine Tochter dcs Grafen Albrecht des Jüngern vou Go'rz, verheirathcte sich abermals mit dem Grafen von Schaumburg. Weil jedoch mit den beiden Grafen, Friedrich und Herrmann, das Geschlecht der Gram, von Heumburg erloschen war, kamen ihre Güter znr Theilung. Stadt und Schlos; Cilli wurden der Witwe des Grasen Herrmann und den Grafen von Ps'annberg zugewiesen, und die Letzteren erhielten zugleich auch Maunsbcrg uud Triren (welches der Gräfin bereits am 12. März 13! 6 als Witthum verschrieben war) als Leheu in Käruten. Die sämnulichen übrigen Güter kamen an die Freiherr» von Sonncgg, erhielten 1361 von dem Patriarchen von Aquileja die wirliiche Belehnung und losten auch Cilli ein. Die eigentliche Grasschaft Heumburg, sammt den Besitzungen im Lavantthale, wurde von den Herzogen von Kärnten, als Lehensherru, eingezogen. Bleiburg, Guttenstein, Kappel und die Vogtei des Klosters'Oberburg erhielten die Aussensteinc, die einst das Mchic zu Ulrich's Demüthigung beigetragen hatten. Heumburg kam als Herrschaft nachfolgend an die Grafen von Galler, spater an die von Rosenberg, und zuletzt au die von Egger. Der gegenwärtige Besitzer ist Ferdinand Graf von Egg er. Unweit von Heuuiburg, gegen Westen, in dem lieblichen Thale, welches von den Triruer-Schlössern Hieher führt, liegt das anmuthige aräsiich Egger'sche Schloß Thalen stein, einst ein Lieblings-Aufenthall des Dichters Blumauer. Griffen. <2^ft schon haben wir ihn genannt, diesen weit bekannten Na» tticn in unseren, gesegneten Lande. Jetzt stehen wir vor dieser beinahe unüberwindlichen Veste in dcn gefahrvollen Tagen des Faustrcchtes, und blicke» staunend cmpor zu den morschen Trümmern, den einzigen Rest des kühnen Baues einer unbekan,^ ten Zcit. Wie ein Adler auf sicherem Horste, hängen sie noch da/die windumstürmtcn Mauern, an dem senkrechten Abstürze des Kaltblockeö, der aus den, nachbarlichen Gebirge hervor n, die Ebene dcs Thales sich erhoben hat) und scheinen der Ohn- ko:l macht des Marktes hohnlächelnd zn spotten, der um selnen Fus: sich zieht, und der sie, statt ihn zu beschützen, zu erdrücken droht. Noch vor 60 Jahren genossen die Bewohner desselben den Anblick' der stattliche» Burg. Ihre Stunde schlug; sie versank it> Schutt, »nd ihre kargen lleberreste dienen jeyt nur dazu, als Vordergrund den malerischen Eindruck zu erhöhen, den das großartige Landschafts - Gebilde von ihrer Höhe herab erzeugt. Ein unstreitig neidenswercher Punkt für den kunstsinnigen Geschmack ihres gegenw.nrigen Besitzers. Nicht ohne Bedauern vermissen wir die Urkunden über die Erbauung von Griffen. Undezweiselc jedoch ist, daß es zur Grafschaft Wolfsberg, und überhaupt zu jenen Gütern gehörte, mit welchen Kaiser Heinrich 1l. das von ihm errichtete Bisthum Bamberg beschenkte. Schloß und Markt erfreuten sich der be-solideren Fürsorge ihrer Herren. Bischof Heinrich von Bamberg erwirkte von Kaiser Friedrich II. (1242) die Erlaubniß, zu Griffen, so wie zu Villach, eigenes Geld zu schlage,,, jedoch in Schrott und Korn der damals weit gangbaren Friesachcr-Münze. Auf kurze Zeit, und das nur durch Verrath, kam dle Veste Griffen aus dem Besitze der Kirchenfürstcn; aber selbst diese Pause machre es zum Schauplätze tragischer Begebenheiten, — zuul Wendepunkte der Geschichte des Landes. In den unglücklichen Tagen jener furchtbaren, kaiscrlosen Zeit, wo König Otrokar, der Böhme, sich allrr Lauter, von der Donau bis an das adriatische Mecr bemächtigt hatte, durch-tobten selbst nach feinem Falle Anfruhr und Fehden das ganze Land. Ein jeder suchte Gewinn zu ziehen aus der allgemeinen Verwirrung, und alle Leidenschaften wurden wieder frei, die er, der Starke, gefesselt hatte. Hier galt es nun, das feste Griffen treuen Handen zu vertrauen, uud Bischof Arnold glaubte sie gefunden zu haben in feinem Lehensmanne, Friedrich von Weissenegg. Dieser erhielt die Burghut mit dem ausdrücklichen Befehle, Niemanden die Thore zu öffne», wer da bewaffnet käme, als ihm, seinen» Herr». List und Geld übten jedoch nur allzubald ihre dämonische Gewalt auf ihn. Friedrich von W'eissenegg, Treue und Glauben verletzend, übergab dem Grasen Ulrich von Heumburg, als festen Anhastspuukt in seinen aufrührerischen Zwecken, die anvertraute Burg. Da, wo es sonst so still, so klösterlich einsam war, regte sich nun buntes Leben; Bankette und Ritter-spiele betäubten, während in, Stillet» Alles zum Ausbruche der Empörung bereitet wurde. St. Veit ward genommen; Ludwig, der Herzogssohn, gefangen, und, wie wir bereits erzählt haben, in das Verließ nach Taggenbrunn gebracht, und die reiche Beute zwischen Graf Ulrich und den« Salzburger Viccdom getheilt. Der verrätheri-schen Schuld sich bewußt, schloß slch der Heumburger i»> Griffen ein, trotzig der kommenden Dinge zu harren. Ritter Rein. precht von Glanegg ward von Herzog Heinrich auserkoren, Strafe zn üben an den» Grafen von Heumburg. Er siel — ein Opfer seiner Treue! Heinrich von Told, des Hofes Mar-schall, ersetzte den Hingeschiedenen, und bald fiele» die Würfel blutiger Entscheidung. Der Graf besaß der Schätze viele. Diese that cr »um auf, denn auch damals war Geld das Element des Krieges. Mit 40« Mark und noch größeren Verheißungen, schickte er Ritter Eberharden von St. Peter in die windische Mark, um Kampfgenossen zu werben. 'Wilhelm von Schärfenberq (de^ Einzige, de» uns der Chronist, Ottokar von Horneck, den, wir von nun an folgen, nennt), lies, von dem Prunke der Worte und dem Glänze des Geldes sich blenden, und ward treulos gegen seinen Herrn und Wohlthäter Meinhard, der ihn wieseln Kind geliebt hatte, uud both seine Hände dem Nebellen - Bunde. Ein Traumqesicht, welches die Ueberlieferungen auo jenen kindlich gemüthlichen Togen, in Dichtung und Wahrheit kaum trennbar, uns erzählen, hatte ihn bethört. Einst lustwandelte nämlich, mit Geschoß dem Wilde nachzujagen, Wilhelm luden, nahen Forste seiner Bnrg. Ermüdend sank er an die Quelle nieder, die hellglänzend, »vie Gold, dort floß, «nd den, sch,»,-mernden Hügel den Namen »Goldbergchen" gab. Süßer Schlummer wiegte ihn in das Reich der Träume hinüber. Da erschien ihm eine überirdisch schöne Waldfrau, welche sich znm Schuhe seinen Arm erbot, und ihn, zum Danke einen goldenen Ring mit den Worten reichte, daß dessen Besitz ihm reiches Gut, Glück und langes Leben bringen werde. Er erwachte, mibewußt, war'S Täuschung nur, oder Wahrheit, doch das Kleinod stack an seinen, Finger, und von dieser Zeit angefan-gen mehrte sich zusehends sei» Glück. Ruhe hingegen hatte ihn, das Geschenk nicht gebracht. Immer zog's ihn fort, dessen Kraft zu erproben. In dieser Stimmung fand ,'hn Eberhard der Abgesandte, und es war ihn» ein Leichtes, ihn zu gewinnen, trotz der Bitten seiner Gattin und seiner Freunde. Mit einer Schaar eigener Leute und mit zahlreichen Söldnern, tan, Schärsenberg bei Nacht und Nebel nach Griffen hin, wo man ihn hoch willkon,.-men hieß. Diese Vermehrung der Streltlräfte auf der ohnedies: sichern Burg, kam bald zu den Ohren Heinrich's von Told. Obgleich dadurch nicht entmuthigt, sandte er dennoch einen Eilboten nach St. Veit, und bat die Herzoge nur un» 50 Mann Verstärkung, die genügend seyn würden, um mit ihnen Sieg und reiche Beute zu theile». Unter Conrad von Auffenstein kamen sie herangezogen, vereinigtet, sich beim Iudenbrunnen, außer Völkermarkt, mit den übrigen Schaaren, und nahmen ihren Standpunkt in einen, Walde, nahe bei Weissenegg, der Wallersberg genannt. Schon der früheste Morgen fand sie kampfbereit. Zwei uud dreißig Mann santte man hin gegen Griffen, um' die Knechte, wenn sie aus den, Schlosse reiten würden, Futter zu sammeln, anzugreifen. Sollte nun Mannschaft kommm, „n, den Ueberfallenen beizusteheu, so hatten sie Befehl, in verstellter Flucht bis au den Hinterhalt in» Walde zurückzuweichen. Die ausgesandten Krieger kamen vor Griffen, doch Niemand regte sich. Schärfenberg hatte die List gemerkt. Un, unzeitigen Kampf zu verhüthen, lies, er Thore und Thüren ver-sperren, bis Alles zu einen, wirksamen Ausfalle bereitet war. Mittlerweile zogen die Abgesandten wieder ab, und ließe» nur eine kleine Nachhuth zurück, um Griffen zu beobachten. Endlich hatte Schärfenberg die nöthigen Vorkehrungen getroffen. Wohl bei 200 Knappcn mit lange», Speeren waren auS-gewählt. Voran schickte er die Bogenschützen, und ihnen folgte die gewappnete Mannschaft voll Muth und Streitbegier. Noch hatten jene, vom Wallersbcrge hin, die Burg Waisenberg kaun, erreicht, als ihnen schon die zurückgelassenen Spähleute, schnaubend vor Cile, »achkameu, und berichteten, daß die Feinde, gerüstet in Ueberzahl, zu», Streite ausgezogen seyen, uud ihnen auf dem Fuße folgten. In Folge dessen ordnete nun Auffenstei» eiligst einen, Edel' knappen, Namens Suppan, die Schützen zu, um iudesseu den Feind zu beschäftigen, der sich bereits nahe, bis die Echwerge-rüsteten zum Streite sich stelle» können. Auf einem Felde uu-tcr dem Wallersberge, groß genug zum Kampfe, da hielten die Anführer Told und ?luffenstei» mit ihrer Schaar, und ertheilten Befehle *). *) Ganz nahe dem Feinde, so erzählt Ottokar von Horneck, hörte Totd den Weissenegger die jungfräuliche Mntter Ma-ria anrufe», daß sie heute die gerechte Sache beschützen sollte. »Wahrlich!" sprach Told, »das ist es, was ich begehre. Ich denke, es wird heute schlecht um Euch aus- «i>H Unter den, kläglichen Tchlachlgesange: »Hen! erbarine dicl) unser!" zogen die feindlichen Streiter an einander, und kaum hatte er geendet, so trafen die Schaaren bereits so ge? waltig aufeinander, dasi man das Waffengeklirr weit in der Ferne vernahm. Die kühnen Streiter, Friedrich von Weissem egg, und Eberhard von St. Peter, wurden in den Sand ge-streckt, nnd mit ihnen auch Dietmar von Weissenegg. Nicht entlmtthigt hiedurch, griffen die übrigen tapferen Kampfheldeu aus der Heumburger- Schaar mit doppelten, Ungestüme an. Furchtbar war der Stoß für das Heer der Auffensteiner. Von panischem Schrecken ergriffen, nahm der zaghafte Theil dessel. ben die Flucht, während die Nebligen an, Schlachtselde tapser und kühn sich wehrten. Einige Zeit schwankte die Entscheidung. Die Herzoglichen waren nicht zum Weichen zu bringen. Voll Hoffnung und Zuversicht des Sieges, waren sie fortdauernd bemüht, Gefangene zu machen, und dieselben in Sicherheit zu bringen. Gesichert in ihren, Rücken durch den Wallersberg, erhöhte dieser Umstand ihren Muth. Die Wuth des Streitgewühles hatte sich gegen Griffen gezogen, so, dasi die Veste den Kämpfern schon im Auge lag. Ein heißer Kampf erglühte um Leben und um Ehre. Der Weifseneggcr siel unter den gewaltigen Streichen eines Knappen aus den, Etschlande, Namens Hacker. Mit ihm ergaben sich auch die übrigen an die Sieger. Aber auch Schärfenberg war ein Opfer geworden. Sieben Wunden deckten seinen Leib; ein Bein war ihm zerschmettert, und ein Speer stack in seinem Leibe. Mit kaun: vernehmbarer Stimme sprach er zu Aussen-stein: „Nehmt hin, Freund! den Ring. So lange er Euer ist, besitzet ihr, auf meine Treue, Reichthum und Ehre." — Man legte den schwer Verwundeten auf ein Pferd, und wollte ihn nach Volkermarkt bringen, doch er starb den Knechten unter den Händen. Auf einer Bahre brachte man spater den Entseelten nach Kram, auf die Burg seiner Väter *). Der volle Sieg war auf der Seite des Landesfürsten. Schrecklich war nun die Lage der armen Unterthanen des Grafen von Heumburg. Auf dem kornreichen Diexberge, und in den jenseitigen Ebenen von Bleiburg, fiammten die friedlichen Hütten im verkehrenden Brande auf. Dieser Anblick von dem S'öllcr der Felsenbnrg zerriß des Grafen Herz. Mit seinein Anverwandten, dem Grafen von Ortenburg, ritt er nach Wien, zum strengen Albrecht hin. Was über ihn entschieden wurde, und wo er endlich starb, haben wir bereits gehört. Sein Geschlecht starb nach kaum 30 Jahren aus; aber Griffen, dieser ausgebrannte Vulkan der Empörung, dieses Grabmonument der Heumburger, blieb noch fortwährend der feste Demant in dein schönen Ringe der Besitzungen der Kir-chenfürsten von Bamberg in Karnten, und ein Pfand des Vertrauens für alle Jene, denen sie den Schutz ihrer Unterthanen anvertrauten. Bei den Türkeneinfallen im 15. Jahrhunderte war Griffen der sichere Zufluchtsort der wehrlosen Landleute; und dieß um so mehr, da auch den Markt eine Mauer umfing. Unterdessen, der Zahn der Zeit hatte schon zu sehr an diesem Men schenwerke genagt, als dasi eine Herstellung, augemessen der neueren Art Krieg zu führen, „icht nothwendig gewesen wäre. Bischof Georg befahl daher im Jahre «526 den Wiederaufbau der Veste, in welcher Gestalt uns auch Valvasor ihre Ab-bildung liefert. Mit allen übrigen bamberglschcn Besitzungen In Karnten vom Wiener-Banlo im Jahre 1759 erkauft, kam Griffen vor sehen, wenn Gott hier zu Gerichte sitzt. Euch wird sein Urtheil treffen, da ihr gegen euren rechcmäsiigen Herrn streitet." *) Wilhelm von Schärfen berg's Nachkommen blühen auch ohne Ring noch fort in der schönen Steiemiark. ungefähr 20 Jahren durch Veräußerung an Ferdinand Gra-fcn von Egger. Das in dem Winkel des kleinen Thales, welches von der Veste Griffen gegen Westen sich zieht, gelegene einstige Prämon-stratenser - Stift (mm ebenfalls Eigenthum des Grafen von Egg er) ist eine Stiftung Eckbert's, Bischofs von Bamberg (l236). Bischof Berthold übergab an, 15. Mai 1280 das verarmte und zerrüttete St. Katharine,,-Hospital bei ViUach, worin 12 Kranke zu verpflegen waren, ebenfalls an daS Stift Griffen. Il, der darüber ausgefertigten Urkunde bezeugt er, daß die Kirche der h. Maria in Griffenthal, als eine Pflanze der Kirche zu Bambera,, von seinem Vorfahren und Onkel Eck-bert gestiftet worden sey, und habe das beinahe versunkene Hospital bei Villach mit allen Besitzungen auf immer an diese Kirche vergabt, um selbes vom gänzlichen Untergänge zu retten. Bei dieser Gelegenheit lobt er besonders die Mitglieder dieser Abtei, theils wegen ihrer genauen Regular-Disciplin und ihres erbaulichen Wandels, theils wegen ihrer Wissenschaften. L i p k tz b a ch. 3N <^?as die Natur auf unseren bisherigen Wanderungen durch Karuren Schönes nnd Großes gezeigt; was die Geschichte nur immer Interessantes und Wichtiges aus der Vergangenheit und Gegenwart uns geliefert; was Umsicht und Thätigkeit einzelner Personen zu», Nutzen und Frommcn des Landes gegründet hat; — das Alles haben wir nicht nur mit Stolz und Freude, sondern auch mit unbefangener Wahrheitsliebe unsern Lesern vorzuführen gesucht. Wir kommen mm an einen Ort, der die Erinnerung an einen Mann in uns erweckt, der unter den Würdevollsten der Heimath an Geist und Thatkraft zu ausgv« zeichnet dasteht, als daß wir den Manen desselben in dankbarer und gerechter Anerkennung seiner Verdienste, nicht ein besonderes Blatt unseres Werkes als geringe Huldigung darbringen sollten. Dieser Mann ist Max Thaddä Graf von Egger! Dasi er seinen Nachkommen Auszeichnung und Wohlstand hinterlassen hat, könnten wir als die unabweisliche Pflicht eines jeden Menschen betrachten, den, anders die Glücksgöttin ihre Gunst nicht ganz versagt; aber daß er mit seinen seltenen Geistesgaben zugleich eine uuelschlittelliche Festigkeit des Charakters verband, dasi er bei hoher theoretischer Ausbildung zugleich die Kunst verstand, zu dem beabsichtigten Zwecke auch die geeigneten Mittel zu wahlen; dasi er nicht nur auf die Erweiterung der Wissenschaft und die Beförderung des eigenen Wohles bedacht war; ja, dasi er endlich einen tiefen Blick in die Be«-dürfnisse seiner Zeit zu machen fähig, und eben dadurch im Stande war, dem gewöhnlichen, damals herrschenden Gange der Montan.-Industrie Kärntens um 50 Jahre voranzueilen, der Vervollkommnung derselben die Bahn zu brechen, und eben dadurch die Idee, wohlthuend auch für sein Vaterland zu seyn, auf die schönste Art zu verwirklichen; das sind Eigenschaften und Vorzüge, die zu hellstrahlend hervorleuchten, als dasi sie nicht den vollsten Dank selbst des ganzen Landes verdienten. Der Mann des Glückes ist nicht immer auch der Gc» acnstaud der allgemeinen Achtung. Aber der geachtete Glückliche ist jederzeit der Gegenstand des wahren inneren Werthes. Die Rücksichten und Interessen des Augenblickes können durch übertriebene Huldigung diesen verdächtigen; aber die Geschichte, als ernste unbestechliche Richterin unserer Handlungen, zeigt uns ungeschmückt das Bild der Wahrheit. Vierzig ' Jahre sind seit den, Tode des Grafen Max Thaddä ver.-flössen, und was selne Zeit ihm nicht versagen konnte, das hat die spatere, bis auf nnsere Tage, treu bewahrt, nämlich die hohe Achtung vor seinem Verdienste! 103 Die Eisengcwcrkschaft Li ply bach liegt am linken Ufer der Dräu. Die Mauern derselben »werden von den Fluchen des vorbeirauschenden Stromes berührt; aber neidisch versagt sie hier dem Menschenwerke ihre Dienst»', und trägt, unbenutzt für diese Zwecke, ihren Wasserrcichthum stolz vorüber zwischen Felsen lind Klippen, die ihren, Laufe sich entgegensetzen. Reichhaltige, bisher unvcrsiegte, und jeder Strenge des Winters troftende Quellen, die aus dein Innern des Bergabhanges hervorsprudeln, an dessen Fuße Lipitzbach steht, geben der Gewerkschaft die nöthige Triebkraft, und verlieren sich, kaum verwendet, fast unmittelbar darauf in die Dräu. Ein schmales Thal, dessen untere Hälfte in einen engen Graben sich verliert, führt südlich von Griffen Hieher. An den» lieblich gelegenen neueren Schlosse Ehrnegg, und an der Ruine W rissen egg (dein Staunn schlösse der früher genannten Herren dieses Namens *), „„» h^^ dem Grafen Ferd. von Egger gehörig) vorüber, durchschneidet der Weg die Hauptstraße beinahe rechtwinkelig, und führt den Wanderer nach einer llcinen Stunde an die Dran. Hier besteigen wir alsogleich das Schiff an, sestgespannten Seile, als einziges Verbi,idunMnttel zwischen den beiderseitigen Ufern, nnd stellen uns auf die Höhe des jenseitigen, um den vollen Anblick desscn zu genießen, was auf dem engen und sehr beschränkten Raume vor vielen Jahren als das erste Etablissement in Karnten glänzte, nnd jetzt in der Neihe der nachfolgend cncstaudencn ähnlichen Werke auf gleiche Art den würdevollsten Platz einnimmt; während noch vor 80 Jahren an derselben Stelle uichls zu sehen war, als eine öde Weide, und nichts zu hören, als eine Mauthmühle und eine schlechte Brctkrsäge, die gewöhnlichen Bcnützungsarten der Quellen und Bäche für die Bedürfnisse des Bebens in jenen industric-armen Tagen. » Und in der That! Es gibt kaum einen überraschenderen Anblick, als derjenige ist, der uns bereiter wird, wenn wir von Blciburg weg in der Ebene des Iaunthales, durch das sogenannte R i n ken berger - Feld, gegen Nordwesten wandern. Scheinbar ans der Fläche desselben emporsteigend, schauen uns dorr die waldbcsäeten Höhen entgegen; plötzlich jedoch stehen wir «m unvermuthcten, gahcn Ufcrrande; tief unter uns, zwischen engen Höhen eingeschlossen, die gewaltige Dran, und am Fuse der Berge, hart aneinander gedrängt, eine Masse von Häusern und Gebäuden aller Art, wie durch eine Zaubermacht dem Bo-dcn entwachsen. Rauchsäukn steigen empor; Pochen und Ham-lmrn durchzittert die Luft; die Wasser rauschen zwischen den Rädern; fremdartige Töne dringen an unser Ohr, und wohin wir blicken, überall begegnen uns emsiges Treiben, rührige Thätigkeit und geschäftiges Leben. Und inmitten dieses Drängens prangt der zierliche Wohnsitz des edlen Besitzers anf schroffein 3''lscnabsturze gegen die Dran, und vor ihm der lieblichste Garten, geschmückt mit Floren's schönsten Kindern. Weiter hin ge.-gen Wcstcn hat der feine Geschmack desselben den rauhen, früher limrirthbarcn Uferabhang in den herrlichsten Park verwandelt, der mit der Gewerkschaft selbst in unmittelbarer Verbindung steht, und durch scine künstliche Anlage den engen Raum zur tauschenden F^rne „„h O^s-e ^hob. Selbst der düstere ^öhrenwald, der nördlich von Lipitzbach emporsteigt, wurde der ländlichen Lust zinsbar gemacht, denn zahlreiche Wege und sinnig angebrachte Ruheplätzchen, selbst in den entlegeneren Theilen desselben, führen allenthalben durch ihn, und erhöhen den Meitz bcs Ganzen. Doch, wir kehren zur Geschichte dleseS großen Montan-nxrkeS zurück. ») Man sehe hierüber den erschöpfenden Artikel: »Die Herren von Wrisscnegg" ron Dr. Karl mann Tangl. Ca-rinthia. Jahrg. 1622, Nr. is u. folgd. Johann Joseph von Cronthal, damals P>1cgcr der Bankal-Herrschaften Kastenamt Griffen ,md Weissenegg, fand bereits im Anfange der 70ger Jähre diesen Play zu einem Eisenhammerwerke geeignet. Er kanfte, um diese Idee zi, rea-lisiren, mehrere Gerechtsamen im Lande an sich, und erwirkte deren Uebersetzung nach Lipitzbach. Um den beabsichtigten Werk-complcx aufstellen zu können, erwirkte derselbe von der k. k. Cameral-Administration (laut Certificates ddo. Wolfsberg den 3l. Dezember l,775) die Ausscheidung des Terrains der Hacken schmiede, der Sägemühle, der eingezäunten kleinen Geinein? de-Wiese und des Mühlgartens von der Lipitzhube (nördlich von Lipitzbach); und das k. k. Oberwaldamr in ° Karnten widmete zu Folge Bestätigung von, 7. Dez. 1775 die herrschaftlichen Waldungen von Griffen und Weissenegg. Anf diese Art wurden der ersten neuen Gründung Gerechtsamen, Terrain und Brennstoff gewounen, die nachfolgend durch Cronthal auch durch den Kauf des Wallashammers im Volkermarkter-Mühlgraben vermchrt wurde. Lipitzbach umfaßte damals: I Wallashammcr mit 2 Frisch- und 1 Brat-Feuer, 4 Zainhcunmer mit 4 Feuern, 10 verschiedene Drathzangcn, 6 Nagelschmiedfeuern mit 20 Stöcken, und 1 Blechhammer. Da trat bald darauf an Cronthal's Stelle Max Thaddä von Egger, geboren im Monate Februar 1734. Er war, als sein Vater, Mar Ferdinand von Egger, wirklicher Hostammer-Rath und Geivert zn Treibach, im Jahre 1753 starb, Beflissener der Rechte, und wurde später zum Landrathe in Gral) befördert. Das Verlasivermögen des Ersteren betrug in Steiermark nnd Kärntcn 270,259 fi. 54 '/. kr., in welches sich Mar ThaddH Graf von Egger im eigenen Namen und als Erbe seines Brn-dcrs Franz; dann Paul und Ignaz von Eqger, Söhne der verwitweten Maria Anna von Egger, einer geborncn Katharin, theilten. Um sich nun ganz der Montan-Industrie, als seiner an» gebornen Lieblingsneigung, widmen zn können, legte er seine Landrathsstelle unter Beibehaltung des k. k. Narhs Eharakters nieder, und war eifrigst darauf bedacht, seine Besitzungen zu vermehren, und seine großartigen Ideen über das Eisenwesen auszuführen. Zu diesem Behufe erkaufte er unterm 10. April 1772 von Franz Haver Ursini Grafen von Rosenberg die Herrschaft Heumburg, Niedertrircn, Tachen- und Thalenstein nm 105,000 Gnlden und gab auf Abschlag dieses Kaufschillings das Werk Roscnbach, im Bezirke Roseck, sammt der c^lilt im Anschlage pr. 75,000 fl. ; untern, I. Mai 1775 die Herrschaft Ehrnegg, von Franz Joseph von Kaiserstein; ferner unterm III. Mai 1775 die Herrschaften Kastenamt Griffen und Weissenegg von der Banko-Hofdcputation um 78,000 si.; endlich die Herrschaft St. Peter am Wallcrsberg (22. Mai 1775), von den Erben des Paul Alerandcr ron Prasberg, im Licitationswege. Nachdem er durch diese Herrschaften zum Besitze von bei,-läufig 4000 Joch Waldungen gelangt war, brachte er auch die Gewerkschaft Lipitzbach, sammt Mühlgraben, von I. I. von Clonthal um 45,000 fl. (laut Vertrages vom 14. September 1791) an sich. Unter seine früheren AcvNiisitionen gehört aber auch noch das gegenwärtige grastiche Haus in der Hcrrengaffe zu Klagenfurt, von der gräsiich von Aicholt'schen Familie; die vormals gräflich Gaisruck'sche, später Joseph von Pfeilheim'sche Stuckhütte, welche 360 Meiler Roheisen erzeugen durste; das Hammerwerk an der oberen Vcllach bei Villach, von den Nei-disser'schen Erben; und zuletzt, als Schlußstein dieser so wichtigen und kostspieligen Erwerbungen, im Jahre 1788, das frühere adelige Frauenklostcr, St. Georgen am Lang-See, sammt dcn Gütern Weper und Rainhof. 27 IOtt Kaum mi besitze von Lipitzbach, setzte er siä) mit zwei kunstverrrautcn Engländern, dein Thomas Lightowler und V. E. Shefield, ill Verbindung, mit »velchein Ersteren sein Sohn Ferdinand eine Reise in's Ausland, vorzüglich nach Schweden, unternahm. Max Thadda verfaßte in« Februar l?93 sein Gesuch um die neuen Concessionen, in welchem er auf den Ucbelstand auf.-merksam »nachte, daß Oesterreich wegen des Mangels an Walzwerken nicht so wohlfeil, als andere Länder, erzengen, und das Eisen nicht hinlänglich verfeinern tonne; a»ch wirke der Mangel an tauglichen» Cement- und Gusistahl Nachtheils auf die Gewerbe ein. Er versprach nun, den coiwertlrten oder Cement-Gusistahl zu bereiten, aus diesem den englischen Gußstahl zu verfertigen; alle Gattungen Gußwaaren, wie in England, zu fabricirenz Walz- und Schneidwerke zum Eisenstrecken und Schneiden, wie anch Walzwerke, sowohl auf Schwarz- als Weißblech, zu errichten, und Letzteres dem englischen gleich zu stellen. Seinem Ansuchen gemäß erhielt er unterm 10. Mai179A von der hohen Hofstelle a»ch die vorläufige Bewilligung, die erforderlichen Probieröfen, ein Walz- und Schneidcwerk im Großen herstellen zu dürfen, und zwar ohne Dazwischenkunft des k. k. Oberbergamtes. Die angewendeten Mittel waren eben so großartig, als der Zweck selbst. Er ließ die acquirirtel! Waldungen forstgemäß cultiviren, und suchte jenseits der Dräu Steinkohlenlager auf." zudecken. So hatte er, lant Certificates der k< k. Berggerichts'' Substitution St. Veit vom 10. Februar l?92, eine« derlei Bau im Grunde des Bauers Recht, Gemeinde Berg, Bezirk Bleiburg, und betrieb später auch jene» bei Sonegg. Zugleich schloß er unterm 12. Sept. 1793 mit den genannten zwei Eng--ländern einen Gesellschaftsvettrag, durch welchen er der guten Sache die größten Opfer brachte. Lightowler übernahm die Aufstellung des Walz- und Schncidewertes, daim die Directions Geschäfte, Shefield aber dcn sogenannten technischen Theil. Auf diese Art baute »nan Oefen zur Erzeugung des Cement- und englischen Gnßstahles; Walz- und Schneidewerke; machte Vorbereitungen z» einer englischen Wrißblechfabrik und lies, nach und nach, außer dem Wallashamlner, all« übrige» von Cronthal betriebenen Zweige eingehen. Lightowler starb nach kurzer Zeit, »nid Shesield kehrt« nach England zurück. Leider brachten die nutunter unzureichenden Kenntnisse dieser Herren dem Grafen Mac Thadda jenen Nutzen nicht, den «r erwartet, und an del» er so Vieles gewagt hatte! Zunehmendes Aster, Kränklichkeit, vorzüglich aber die Uebel-stände, welche aus den damaligen so erschütternden politische» Kriegs- und Invasionsverhältnissen hervorgingen, bewogen endlich diesen so rastlosen Mann, sich nach Ruhe zn sehnen. Darnm theilte er seine sämmrlichen Besil'lingen (laut Vertrages vom 6. Februar 17!)!)) unter seine beiden Sohne, Franz und Ferdinand. Franz übernahm die Herrschaft St. Georgen ain Langsce, sammt den Gütern Weper und Nainhof; die vereinigten Gülten In Mttelkarnten, als: die Gößer'schen Gülten, das Gut W«> VI. Das Vbere und untere DVKnHllk. Inhalt: Oberdrauburg. Tachsenbnrg. DaS Lurnfeld. Tpittal. Vrtenburg. Vleibera. Die Vi«lacher-Alpe. D. er Dräu ström erreicht an der Grenze von Tirol das Herzogthum Kärntcn, durchströmt dasselbe i„ mannigfachen Krümmungen, in der allgemeinen Richtung von Westen nach Osten, und erreicht nach einem Laufe von beinahe 30 Stunden die Grenze von Steiermark, um s,ch in, entfernteren Lande mit der Donau zu verbinden. Er ist es, der Karnten in zwei fast gleiche Theile scheidet, und beinahe alle ander« Flüsse und Bäche desselben, nur wenige ausgenommen, in sich aufnimmt. Die Thaler, die er, von seinem Einflüsse bis in die Gegend von Villach, durchzieht, tragen von ihm den Namen des oberen und u nteren Drauthales; von Villach angefangen, verschönert er durch seinen majestätischen Reiß das obere und untere Rosenthal, durchbricht an, Fusie der Obir das Conglo--meratgebirge der sogenannten Sattnitz, und eilt an Volkermarkt und Lipißbach vorüber, in, tiefeingeschnittenen Bette seinen, Scheidepnnkte aus Kärnten's Gefilden entgegen. Fest bei Greifen bürg wird die Dran schissbar, wendet sich von Sachsenburg gegen Süden, und erreicht bei Pillach die Treunungslinie zwischen den deutschen und slavischen Bewohnern des Landes; denn während bisher an ihre» Usern ausschliesiend die deutsche Zunge herrscht, vernehmen wir von nun an nnr slavische Tone an denselben. Doch auch in kirchlicher Beziehung behauptet die Dran ihre Wichtigkeit, denn sie war es, die, „ach dcm Schiedspruche Karl des Gros-en, beinahe durch ein volles Jahrtausend die Kirchengebiete von Aquileja und Salzburg, sammt allen ihren eigenthümlichen Einrichtungen, trennte, wovon sich die Spuren, durch Ortsnamen und andere religiöse Gebrauche, bis in die Gegenwart noch bleibend erhal-ten haben. An den beide» Endpunkten ihres Eintrittes und Ausgan.-qes Nlln hat die Vorzeit Burgen hingebant, die von ihr den Namen erhielte», und rücksichtlich des Wortlautes nur durch ihre Ortslage verschieden smd. Ober- und U ntcrdra u bu rg waren gleichsam die Wächter des Landes; doch die Zeit von vielen Jahrhunderten hat sie gebrochen, und nur ihre Ruinen blicken trauernd herab auf die Wanderer der verjüngten Zeit, u„d erinnern mit melancholisch.-düsteren, Tone an die Wandel-barkeit alles Irdischen. Besonders wichtig war in den Tagen des Alterthumes O b e r d V a u b u r g. <^)rei stattliche Burgen kro'nten die überragenden Felsen des Marktes zu ihren Füßen, der selbst noch eine vierte enthielt. Aber schon zu Valvasor's Zeiten waren jene bereits in Rui.- ncn zerfallen, so zwar, das, jetzt nur noch eine einzige von ihnen sichtbar ist. Oberdrauburg gehörte zur Zeit der Gauen-Verfassung (unter den Karolingern) zum Gebiete des Lurn-Gaues, der die nordwestliche Hälfte Oberkärntens nnd das Pnsierthal, bis an den Apfalterbach, umfasite. Es kommt da-mals unter der seine Lage bezeichnenden Benennung »»ll 1r2-Ilum" vor. Da der Lurngau beim nachfolgenden Eingehen jener Verfassung den Grafen von Görz erblich zufiel, bildeten die Burgen und der Markt zu Dranburg, so wie das nachbar^ liche Licnz, den Mittelpunkt der tirolisch - kärntnerischen Besitz«,»-gen jenes mächtigen Grafenhauscs; denn von hier aus wurde das ihnen gehörige Lesach - und Gailthal (welches bei Khünburg an das Bambcrgische sties,) verwaltet. Nach den« unglücklichen Kriege der beiden Grafen, Mein? hard und Albert, Grafen von Görz Tirol, mit dcm Erzbischofe Philipp von Salzburg, mnsiten sie ihre Lösung aus der Gefan-genschaft (1250) durch Auszahlung von 4900 Mark, so wie durch Hingabe der Veste zu Lienz, Drauburg, Lind, Virgen.'c. erkaufen. Erst nach fünfzig Jahren kam die Drauburg wieder bleibend an ihren alten Herrn zurück, und fiel bei der Theilung der beiden Brüder Albert und Heinrich, Grafen von Görz, mit den anderen obertärntnerischen Besitzungen dem Letztern zu. Die Grafen von Cilli hatten durch die Heirath Graf Herrmann's mit Elsbeth von Görz (1400) Oberdrauburg als ^ Mitgift sich erworben. Als aber nach dem blutigen Ende ltl rich's, des Cilliers, dessen grosie Besitzungen in Kä'rnten, Krain, Steiermarl und Kroatien herrenlos wurden, da glaubte Graf Johann von Görz, es sey Zeit, sich auch des Ortenburgischen zu bemächtigen, welches beveits ebenfalls an die Cillier gekom-men war. Er griff daher Oberdrauburg, seines Hauses altes Besitzthum, zuerst an. Befehligt von einem Groppensteiner, widerstand es ungerüstet, wie es war, »ur kurze Zeit. Johann, dcr seine Eroberungen immer weiter ausdehnte, glaubte sich schon am Ziele, als ihn Johann Wittowitz und Sigmund Graf von Posing, Kaiser Friedrich III. Feldhauptleute, aus den, Lande schlugen, wornach er alle seine kärntnerischen Besitzungen unter der Klause, mithin auch Drauburg, abtreten musite. Von diesem Augenblicke angefangen blieb hier, zwischen Oberdrauburg und Lieliz, die Landesgrenze, so viele Ncklama? tioncn auch die Stände Kärntens, wegen der Wiedervereinigung von Lienz mit dieser Provinz, machten, zu der es einst, als m, Pfalzgcbiete Kärntens gelegen, gehörte. Oberdrauburg blieb vom Jahre 1457 bis 1524 landcsfürstlich, wo es dann, zur Grafschaft Ortcnburg geschlagen, an die Salamanka kam, und auch unter den Fürsten Porzia einen Bestandtheil derselben ausmacht. 28 IIQ S a ch s e ll b u r ft. 7> <^Wi,5 »nil-lln«i5 von Ossiach bekannt ist), die Gegend bei Lengholz und Obergottsfeld, in der Nähe von Sachsenburq, nicht minder die Kirche St. Michael zu Pusarnitz, und St. Peter m Holz, lxsaß. Freisingcn entäußerte sich bald hernach seiner kärntnerischen Besitzungen, und insbesondere seiner Diöcesanrechte, und so konnten auch jene von obigen Besitzungen enklavirten Vesten Sachsenburg und Fetdsbera, au Salzburg kommen. Salzburg blieb im ruhigen Besitze dieser Burgen, bis zu jener Zeit, wo der unselige Streit zwischen den beiden Prätendenten Johann von Gran, den Kaiser Friedrich IV., und Bernhard von Rohr, den d.is wählende Domcapitel auf den erzbischö'fiichen Stuhl erhoben hatte, auch Sachscnburg in fremde Hände brachte. König Mathias von Ungarn, von Bernhard zu Hilfe gerufen, besetzte im Jahre 1480 Gmünd, und durch den Anführer Marusch die drei Sachftuburger - Schlosser. In dem nachbarlichen Greifenbnrg hatte der kaiserliche Befehlshaber, Gily genannt, des Königs Partei genommen, und das feste Stein bei Oberoraubura. erobern geholfen. Plötzlich jedoch sattelte er wieder um, und überfiel im Winter 1481 den Marusch in Sachl/nburg, bekam ihn gefangen, und die beiden anderen dortigen Schlösser vertragsweise. Sachsenburg blieb kaiserlich bis zum Vertrage vom 29. Jänner 1494, geschlossen von Kaiser Marimilian und dem Erzbischofe Friedrich, in welchem eS heißt: „der Kaiser stelle den, Erzstifte nebst andern auch die Stadt Sachsenburg, mit dem oberen und mittleren Schloß, auch den Thurm, oder die unterste Veste, mit dem Amt und Zugehörung zurück." Als iln Jahre 1804 Salzburg secularisirt wurde, fiel Sachfenbura, gänzlich an Oesterreich, und blieb Staatsherrschaft bis auf unsere Zeit, mit Ausnahme der kurzen Unterbrechung, zur Zeit der französischen Occupation, und dieser Umstand z«« führt l,ns zur näheren Betrachtung der Verhältnisse aus der jüngeren Vergangenheit. Bein, Wiederausbruche des Krieges Im Jahre 1809 würbe, zugleich mit den Höhen am Prediel und Malborgeth, auch Sachsenburg als ein fester Punkt ausersehen, um die Verbin-dünge» mit Tirol zu eröffnen, und vielleicht auch zu erhalln, weil es i» seiner stets getreuen Gesinnung durch Fcindeshand von den übrigen Provinzen getrennt war, und dessen Bewohner nur des Signales zum Aufstande harrten. Die alten Schloß-rmnen boten Materials zur Befestigung, und an ihrer Stelle erhoben sich nun zwei Blockhäuser, welche die Eingänge der beiden Drauthäler sperrten. Von den beide» Villacher Landwehr-Bataillons wurde eines für Sachsenburg bestimmt. Doch, als Tirol sich erhob, und dort Alles einen guten Fortgang hatte, zog man es dahin. Der kurze Siegeslauf der italienischen ?l> »nee wurde durch die Unglückstage bei Regensburg rückgängig, und schon 6 Wochen nach Eröffnung der Feindseligkeiten brach der Feind durch die Passe Frianl's in Karnten ein. Sachsen-bnrg erhielt 2 Compagnien von Ioh. Iellachich und Erzherzog Franz Carl, unter den Hauptleuten Vouquez und GrafFaverge sammt dem nöthigsten Geschütze zur Besatzung, und den Major Albert von Krapf, vom Genie-Corps, zum Commandanten. Schon am 22. Mai Abends erschien General Nnsca mit 2500 Mann, 180 Pferden, 9 Feldstücken und 2 Haubitzen von Villach und Spittal her auf den Hohen von Lehndorf, unfern der noch nicht ganz vollendeten und nur schwach besetzten Veste, stürmte den beherrschenden Sachsenberg, nnd versprengte die dort gestandene Szlniuer-Division iu's Möllthal. Am 24. wurde die Veste zwei Mal aufgefordert, mit der Androhung des Schicksals, welches die Garnison von Prediel und Malborgeth getroffen habe, um so mehr, da auf den hingesendeten Unterhändler gefeuert worden sey. Maj^r Krapf erwiederte: „Er habe «licht auf den Abgesandten, der wider Kriegssitte keinen Trompeter, wohl aber eine ziemlich starke Truppe bei sich gehabt habe, sondern auf die Letztern feuern lassen, weil diese sonderbare Annäherung nur die Herstellung des abgetragenen Theiles der Moll-brücke beabsichtigt habe. Er werde sich als rechtschaffener Soldat wehren, und sich eines gleichen Todes, wie seme Kameraden am Prediel und Malborgeth, würdig machen. Die Ueberzeugung dessen möge General Rnsca beim ersten ernstlichen Versuche auf die Festung selbst abholen." Mit großen» Verluste mißlangen dem Feinde am 27. lind 28. Mai die Bestrebungen, auf den äußerst gefahrlichen Lambrechtsberg Geschütz zu bringen, und die Brücke bei Gschteß wieder herzustellen. Der Feind zog sich nach diesen vergeblichen Versuchen zurück, und F. M. L. Chastellcr konnte sich die ersten Tage des Ium'us fast ungehin, dert über Spittal und Villach nach Ungarn ziehen, um sich mit der Armee des Erzherzogs Johann zu vereinigen. Die übrige Zeit, bis zum August, streifte Graf Faoerge von der Sach-senburgcr Besatzung durch Oberkärnten, rettete sehr viel öffent.-lichls Gut, schaffte Gewehre und Geld herbei, und erhielt den General Rusla, welcher sich inzwischen in Klagcnfurt, wie zu ciner Belagerung, in steter Aufregung befand, und dessen Truppen auf den Straßen lagern mußten, in der Furcht, von den Tirolern und dem BanuS Grafen von Giulay, welcher bis Volkcrmarkt streifen ließ, in die Mitte genommen zu werden. Als wirklich Vlllach und Tarvis wieder von den Oesterreichern besetzt, General Schmidt, der sich «n't dem Tiroler-Anführer Andreas Hofer in Sachsenbura, befand, mit demselben einen Handstreich anf Klagenfurt ausgeredet hatte, da kam die erste Kunde vom Znaimer-Waffenstillstände, und nach langen Zöge-rungen mußte Sachsenburg, «ach einem eigenen darin stipulirten Artikel, dem Feinde überliefert werden, was den I. August wirtlich geschah. Dcr neue französische Commandant, Mathieu, suchte diese Veste, welche gegen daS noch immer, ja im höhern Grade insurgirt» Tirol, eine besondere Wichtigkeit hatte, noch mehr zu perstarken, und von da aus die Umgegend zu beherrschen. Bei der Schilderung des Möllthales erzähle» wir nach-folgend die Kampfe um Sachsenburg, insbesondere an der Moll-brücke, zwischen der dortigen Garnison und dem dortigen Land.-stürme, und beschließen daher die Geschichte dieser improvisirten Veste mit dem, daß die Franzosen nach dem Wienerfnedens.-schlusie sie demolirten, in der Voraussetzung, sie nicht mehr brauchen zu dürfen. Indessen, bald darauf, im Jahre 161,3, begann der Krieg. Der österreichische General Marschal besetzte, von Steiermark her durch das Katschthal einbrechend, nachem» ander Spittal und das nun unbewehrte Sachsenburg, und bald war, da man von da aus ungehindert das Gmlthal und die Pässe nach Tirol besetzen konnte, Oberkärnten für immer befreit. DaS Lurnfold. ^^ie schöne, freie Gegend, die bei Sachsenburg sich öffnet, und in der Richtung gegen Südosten, biS hinab zur nächste» Poststation Spittal, sich erstreckt, heißt daS Lurnfeld, und bildet den Anfang des unteren Drauthales. Sein Anblick ist eben so reitzend in Bezug auf seine Naturschonheiteii, als reich an Erinnerungen aus dcr historischen Zeit des frühesten Alterthumes. Unter dem Scepter Carl des Grosien und seiner Nachfolger wurde nämlich das Land der Slaven, so »vie jenes der Baiern, in Gauen, p»8<,5. eingetheilt. Die Grafschaft Lurn lag im Chramgaue, und grenzte im Süden an jene von Villach, im Osten an jene von Friesach, nördlich an das Lun« gau und westlich an das Pusterthal. Die Grafschaft Lurn ent» hielt demnach das obere Dräu? und Gailthal, das Möllthal, die Gegenden von Gmnnd und MiUstatt. Graf Ottwin, der Stifter des Klosters St. Georgen am Längsee, halte auch dcn Comitat Pusterthal unter sich, so wie seine Nachkommen dic Grafschaft Görz erblich als Allod besaßen. — Spater jedoch wurde das obere Dräu - und Möllthal zwischen dein Hochstifte Salzburg und denen von Görz, als alten Lurner Grafen, getheilt; Gmünd gehörte an Salzburg und die Vogtei von Mill» statt nach Görz. Endlich fiel das, nur auf einen Umfang von einigen Stunden beschrankte Lurnfeld, so wie das untere Dran» that, an die mit Görz verwandten Grafen von Ortenburg; und bloß die Herrschaft Feld sperg mit ihrem gleichnamigen Schlosse (hochgelegen an, Ausläufer des Hühnerberges, über dem Pfarrdorfe Pusarnih), bildete am Lurnfelde eine, wenn auch kleine, salzburgische Enclave. Wir verlassen nach diesen» kurzen geschichtlichen Ueberblscke des Lurnfeldes Sachsenburg und schreiten an dem Einflüsse der Moll in die Drall über die Möllbrücke, berühmt geworden in den Jahren der Vertheidigungskriege. Unfern von ihr, in der Richtung gegen Südosten, steht inmitten der fruchttragenden o Felder der sonnigen Ebene eine, der heil. Magdalena geweihte, a Kapelle, umschattet von drei »nächtigen Linden, ernst mahnend ^ durch das Ehrwürdige ihres Alters an die Zeit der Germanen, dcmn die Eichen heilig waren, wie hier den Slaven die Linden, als dem Sitze ihrer Orakel, wo man in, heiligen Haine derselben dcn Göttern opferte, und ihre Befehle vernähn,. Eine kurze Strecke von der Kapelle entfernt, bemerkt ma» drei Vertiefungen, die sich sanft verflachen, und welche das Volk die Blut-Muldern nennt. Hier nun soll es gewesen seyn, wo durch die christlichen Franken die Macht der Slaven in einer furchtbaren Schlacht gebrochen, und der Götzenaltar, um dcn diese, Hilfe erwartend, sich geschaart hatten, zerstört wurde. Da erging aus dem Munde des sterbenden Heidenprie-sters der Racheftuch: hier werde, wen» die Linden aus dem geweihte» Boden zum dritten Male sich erneuern würden, das hartgedrückte und gedemüthigte Slavenvolk gegen feinen Herr» sich erheben, die dort verborgenen Keulen hervo»suchen, und in !!2 der Vertilgungsscblacht das Weib mic^ ,'„ der Nähe seschaften Bauers, Partusch genannt, den feindliche!» Anführer, der a!" lein noch die Niederlage der Seinigel» iiberleben soll, mir einer Ofenkrucke erschlagen; jene Mulde» aber würden s>ch mit Leiche» lind Blut füllen. Als Zeichen der Sühnung, und als Denkmal für ko»li-menoe Jahrhunderte, erbaute »nan an dem Platze des einstigen Götzendienstes die Ma gda lenen tap el l e, imd nnr die binden blieben aus der heidnischen Vorzeit. Jene Volkssage von der Racheschlacht verlos nachfolgend zwar ihre Bedeutung, „achdem in der späteren Zeit Deutsche und Slaven, friedlich neben einander wohnend im schönen Dräu-thale, die Segnungen des Christenthumes und der Civilisation empfanden; aber deßungeachtct wurzelte das Andenken daran so tief im Volke, das; die aufrührerischen Bauern von Millstatt in, Jahre 1735, nach ihren, eigenen Geständnisse, nahe daran waren, die am ^urnfelde bei der MagdaleuenKapelle verborge-nen Keule» auszugraben, und damit ihre Herren zu erschlagen. Doch, wir verlassen diesen Ort, und wandeln dem Schlüsse des Lurnfeldes entgegen. Hier erhebt sich eine waldige Anhöhe, von welcher die Pfarrkirche St. Peter lm Holz herniederschaut. Einst stand an ihrer Stelle, vor mehr alö fünfzehn Jahrhunderten, ein Römer - Eastell, welches die Stadt 'I', r n i » »»»»schloß, die, der Sage nach, bis Mühldorf im Möllthale sich ausgedehnt habe» soll; wahrscheinlicher jedoch ist, das; in jenen entferntere!' Gegenden nur Vorwerke und Villen der Römer standen. Noch find dort an der Pfarrkirche römische Inschriften sichtbar, von denen eine anf die einst dort befindlichen Metall- oder Müuzgrafen hindeutet. '1'l!,!l-"!i» bedeutet eine Bergstadt, und die römische» Geographen zahlten sie immer unter die alteren Städte Norikums; unterdessen erhielt sie erst dann eine höhere Bedeutung, als die Römerherrschaft bereits zu sinken begann, so wichtig sie übrigens wegen der so nahen und reichen Goldbergwerke in der Tauern-kette gewesen seyn mochte. Schon lag das herrliche Virnnum, am heutigen Zollfelde, mit all' seinem Glänze und seinem Reichtbume, von den einbrechenden Barbaren bereits verwüstet, und seine noch gebliebenen Einwohner hatten sich auf den nahen Bergeshöhen und ,'n abgelegenen Thälern eine sichere Zufiuchtsstätte gesucht; und noch stand 'I'cinnia, weil es entfernter lag, von dem Strome der alles verwüstenden Völkerwanderung. Nachdem selbstAul-„ili'5 Bischof. Il> der drohenden Gefahr rief er ^ sein Volk zur Buße, zum Beten und Fasten auf. So gestahlt im Vertrauen widerstand IVul-nia den Stürmen der Gothen, und erst den Franken, im Jahre 534, und dann den Slaven, im Jahre 590, gelang es, die ohnehin schon größtentheils verödete Stadt einzunehmen, von denen sie dann vollends zerstört wurde. T p i t t a l. v2chon der Name dieses Ortes trägt das Gepräge seines Ursprunges. Das zwar rohe, aber deunoch gutmüthige Mittelalter überbot sich in Speuden für Nothleidende und Bedrückte. Seine Phantasie fand nur in religiösen Dingen Aufschwung, und sein Kunstsinn bildete sich beinahe ansschließeno nur im Kirchlichen. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dasi, bald^nach Erbauung der nahen Ortenburg, an» jenseitigen Ufer der Dräu, die reich begüterten Grafen derselben, unfern ihrer Burg, ein Hospital für ihre Unterthanen, besonders aber für jene erbauten, die aus dcm Kampfe gegen die Ungläubigen, von Wunden bedeckt, oder von dem Aussähe, dieser furchtbaren Plage des Orients, leidend zurückkehrten. Noch steht dieses Spital, in sei-ncr freilich vielfach erneuerten Gestalt, am linken Ufer der Lie-fer, die unter Ortenburg iu die Dran sich mündet, wahrend jenseits derselben der einst geschlossene Markt etwas erhöht längs der Heerstraße steht, die von hier ans sich theilt, nnd über Gmünd in das Salzbnrgische führt. Von Spittal lesen wir in den ältesten Urkunden nur wenig. Es hatte damals, wo man nur von den Höhen herab gebot, keine politische Bedeutung. Indessen war der Markt im Jahre 1183 an Volkszahl bereits so weit gediehen, d.iß Herrmann Graf von Ottenburg, erwählter Bischof von Gurk, mehrere Priester alldort stiftete. Die jetzigen sogenannten ti orten-burgischen Bcnefizicn oder Kaplaneien sind größtenthlils von ihm. Herrmann und sein Bruder Otto waren es auch, welche das Spital vom Grunde aus neu erbauten, und es mit einem eigenen Priester, den, noch bestehenden Spitalbcneficiatcn, versahen, welchen eine erzbischöfiiche falzburgischc Urkunde, gegeben zu Frirsach am Gründonnerstage des Jahres II91, von der Jurisdiction der Mutterkirche loszählte. Bei der Theilung der Grafschaft zwischen den Brüdern, im Jahre 1263, erhielt Graf Heinrich mit Anderem den Thurn bei Spittal, nebst den, Markte; die dortige Manch sollte er mit Grasen Friedrich gemeinschaftlich beziehen. Wie groß war daher schon damals der Wohlstand des Ortes, weicher desto mehr an Bcdnituug zunahm, je mehr die nahe Ortenburg an solcher verlor. Graf Ulrich von Cilli ertheilte Epittal untern, 25. Mai 1441 das Etappclrecht für alle durchführenden Waaren, besonders das Eisen, und das ausschließende Befugnis; des Kleinhandels lm Orte. Eine ungleich wichtigere Rolle, als unttr den k. Vicedo-men, sollte Spittal unter den ncuen Eigcuchimiern der Grafschaft Ortenburg nbernehmen. Erzherzog Ferdinand, nachmals Kaiser, gab sie mit Urkunde, Nürnberg am ,0. März 1524, gegen Erlag einer gewissen Summe, seinem Rathe und Schatzmeister, Generalen und Hauptmanne zu Neustadt, Gabriel Salamanka, Freiherr», zu Freynstcin, Karlsbach, Herrn von Lill und Ericourt im Elsaß und Mümpclgart, für ihn und seine männlichen Nachkommen, zum Lehen. Statt der Besitzungen iu Krain erhielt die Grafschaft Ortenburg die vormals gor-zerischen Herrschafren Oberdrauburg, Goldenstem, Pittcrsberg, Grünburg und Möderndors, und wurde dadnrch arrondlrt. Graf Gabriel stammte alls einen» der edelsten spanischen Geschlechter, und war dem Erzherzoge nach den Niederlanden und Deutschland gefolgt. Seine Schwester Ines war die Gattin Johann's Freiherr» von Hoyos, dessen Nachkommen annoch in Oesterreich blühen, aus welchem Grunde »nan die beiden Geschlechtsnamen oft verwechselte. In den» doppelten Besitze der Hofämter, wie dieser schönen Grafschaft, führte Gabriel ein so gebietherisches Wort, dasi, wie Valvasor es erzählt, Erzherzog Ferdinand auf das unausgesetzte Andrangen der inner-österreichischen Stände ihn seiner Hofämter enthob. Indessen befand sich doch Gabriel fast immer im Gefolge des Kaisers, lind starb, laut seiner Grabschrift in der Pfarrkirche zu Spittal, iltt den 8. August l532 zu Negensbnrg am großen Reichstage. Durch seine beiden Gemahlinnen, Elisabeth, Gräfin von Eber. stein, und Elisabeth, Markgraf", von Baden, war Gabriel mit den ersten deutschen Häusern verwandt, und seine Söhne, Ferdinand, Ehrenfried und Ernst, erhielten unter der Vormund.-schaft ihres Oheims, Johann von Honos, an der Universität zu Ingolstadt nnd an jenen Fürstenhöfen eine höhere Bildung. Der Bau der neuen Burg zu Spittal fällt in das Jahr 4 542, und wurde unter Ferdinand's Negieruugsanfang vollendet. Ferdinand's erstgcborner Sohn, Graf Johann, war vom Jahre 158? an bis 16U2 Landeshauptmann in Karntcn. Sein Sohn Johann Georg diente als Befehlshaber der Reiterei im Jahre 1616 gegen die Venetianer, und trat nach seines alteren Bruders, Grafen Ferdinand's Ableben, im Jahre 1616 die Negierung an. W!e die beiden früheren Grafengeschlechter deren von Or-tenburg tragisch endeten, so auch das dritte. Georg, Vater nur Eines Sohnes und Gatte eines wegen Boscheit und Härte übel berufenen Weibes — die Geschichte und Sage haben ihren Geschlechtsnamen, um ihn nicht zu brandmarken, nicht bewahrt, sondern nennen sie nur Katharina von Salamanka — sollte einen, von der Mutter verzogenen, schlecht gerathenen Sohn überleben. Die Ueberlicsermlg laßt ihn, der nur wilde Jagd und Hetze liebte, zu Villach von Fleischerhunden zerrissen werden. Graf Georg, an seinen Gliedern von Gichtleiden gefoltert, verdorret in« Herzen, da ihm an der wüthend Herrischeu Gattin nun jede erfrischende Lebensfreude fehlte, starb des ersehnten Todes lmt Beginn des Jahres 1640. Die Grafin, welche, langst die Menschen fliehend und von ihnen geflohen, umgeben von furchtbarer Einsamkeit, in versteinerter Brust nur noch die O.ual des Gedankens fühlte, ihre Schatze Fremden überlassen zu müssen, suchte sie ängstig zu verbergen, und um dem Vrrrathe zu entgehen, tödtete sie mir Hülfe ihrer Kanunerfrau den Maurer, der sie im tiefen Kellergewölbe verschloß. Aber auch diese Zeugin sollte sterben; sie schlug die Schlummernde mit ihrem gewichtigen Pantoffel an den Kopf, und stürzte sie in das geheime Gemach, um dann bald darauf, verzehrt an Geist und Leibe, in die Gruft ihrer Ahnen hinabzusteigen. Noch vergegcn-wärtigt ihre Gestalt und ihr einstiges Walten das in einen» Gange der Burg vorhandene Gemälde, welches sie im schwarzen Gewände, in einer Hand den Schlüsselbund, in der andern Hand den verhängnisvollen Pantoffel, vorstellet. So soll sie einer der nachherigcn Fürsten gesehen haben; denn von jener Zeit an war sie das Schreckbild der Burg und der Umgegend. Auch icht noch sollte ein neues Geschlecht, aus Süd und Nord entsprossen, sich hinsetzen auf den Grafenstuhl; es war das der edlen Venetianer Widmann-Rezzonico. Die Gebrüder Wiomann erlegten 300,000 Gulden an die kaiserliche Kanuner, und er-hielten das derselben heimgefallcne Ortcnburg mit dem Grafen-stände. Nur 22 Jahre blieben die weiten Herrschaften bei diesem Hause. Camilla, Graf Martin's Witwe, mit ihrem Sohne Ludwig, und dessen Oheim, verkauften sie, vergrößert durch das Gut Flaschberg, am 8. Oktober 1662 an den Fürsten Johann Ferdinand von Porzia um 365,000 Gulden, dessen Nachkommen die Grafschaft bis nun geblieben ist. Bei dem letzten Verkaufe der Grafschaft kam man mit a. h. Genehmigung überein, dasi sowohl die Porzia, als die Widmann, als Theilinhabcr derselben, indem die Herrschaft Paternion mit Zngehör Letzteren blieb, den Titel der Grafen von Orenburg führen sollten. Die Bewahrerin einer größeren Vergangenheit und des ehemaligen Glanzes ist die gräfliche und fürstliche Burg zu Spit-tas. Ihl'e Alisicnseite ist fast ganz mit Marmor, Armaturen und Arabesken überdeckt. Ihr Inneres enthält eine Menge von Büsten und Brustbildern u. dergl., und ist seit ihrer theilweisen Zerstörung durch den Brand, im Jahre 1797, als die Franzosen in das Land gedrungen waren, in neuester .Zeit herrlich wieder restaurirt. Als noch die Fürsten Porzia hier residirten, prangten die Garten in, südlichen Pslanzeuschmuck. Nun verlassen voi, ihnen, und nur selten besucht, erliegen sie dem Einflüsse des Klima. Die Kirche des Marktes, aus dem 14. Jahrhunderte stammend, enthält an ihrer Aussen- und Innenseite viele sehenswerthe Grabmonumente und Basrelief's. Qrtonburq. ^)m Süden von Spittal, kaun, mehr als eine halbe Stunde entfernt, erhebt sich am rechten User der Dräu ein ziemlich ho-her Vorsprung der Gebirgsreihe, die das untere Drauthal südwestlich begrenzt. Auf seinen, Scheitel stehen hochverfallcne Mauertrümmer, braun gefärbt von den Stürmen der Zeit und morsch genug, um zwischen ihren Fugen und Nissen trauerndem Nadelgehölze das Daseyn zu geben, die sie an einzelnen Stellen überschatten. Mehr zu ahnen, als deutlich zu erkennen, ist die einstige Bestimmung dieser kargen Ucberreste des Schlosses Ortenburg, was wir dort vor unsern Augen erblicken. Das vergängliche Werk der Menschen und ihrer Große ist längst zer? fallen. Noch wenige Jahrhunderte, und der Wanderer wird vielleicht nur mühsam die letzten Spuren einer Burg entdecken, deren Geschichte mehr als irgend eine andere Karnten's der Vergangenheil entzogen bleibt, da mit den, Daseyn ihrer Bewohn ner zugleich auch mehr oder minder das Schicksal des Landes selbst in naher Verbindung stand. Indem wir uns gleichzeitig an der prachtvollen Umschau erfreuen, die ihr Standpunkt weithin über einen reizenden und großen Theil des Oberlandes gewahrt, wollen wir unsern Lesern den Beginn und endlichen Verfall unserer Ortenburg in kurzen Umrissen darstelle»,. Die Erbauung von Ortenbnrg fallt in jene Periode, wo Deutschland's Adel von den Kaisern in die von dem unterthä» nigen Volke der Slaven nur sparsam bewohnten Grenzländer gezogen wurde. Er baute dort Burgen nud Markte, und durch Colonnisten aus Sachsen, Baieru und Franken, ward ein neucr germanischer, wenn auch vielfach verzweigter Volksstamm für Carantanien gebildet. So wie es Karl der Große verstand, unter den stets unruhigen Sachsen durch ihre Bekehrung zum Christenthume, so wie durch die Gründung reich dotirtcr Bis-thümer und die von ihnen abhangigen Vasallen, den Geist des Gehorsams gegen den Kaiser einzupflanzen, ebenso waren es für Karuten die Kirchenfürsten von Salzburg, welche in ihre große Diöcese ihnen verwandte Edle einführten und denselben vom Reiche Dotationen mit Gütern und Leibeigenen verschafften. Erzbischof Hartwig, welcher vom Jahre 991 bis 1023 auf dem erzbischössichcn Stuhle von Salzburg saß, abstammend aus dem Geschlechte der am Hundsrück seßhaften Grafen von Sponheim, und hochgeachtet von Kaiser Heinrich dem Heiligen und seiner gleichgesumteu Gemahlin Kunigunde, erwirkte es daher unschwer, dasi sein,,',» Verwandten, Friedrich Grafen von Sponheim, ein Theil des alten Luugcuies eingeräumt, und, wie man zu schlie» sien Grund hat, auch die Ampacht in der Grafschaft Villach für eine Zeit verliehen wurde. Da erbaute Graf Friedrich am AbHange des hohen Schneeberges, an einer hervorragenden Fcl-senkuppe, die Ortenburg, die von nun an der Grafschaft den Namen gab. Wir finden Graf Friedrich ausier als Zeugen bei St. Georgens Gründung auch in einer andern Urkunde, welche uns Salzburgs Uebergabs-Codex bewahrte; datirt vom Jahre 1053 und gefertigt nach den Gesetzen der Baiern und Long», bardcn, wornach er und seine Gattin Christine, auS dankbarer Erinnerung an Erzbischof Hartwig, den Salzburger Domherrn den Ansitz zu St. Ulrich, gelegen in dem Gebiethe der Patriarchen von Aquileja, also jenseits der Dräu, mit noch 50 Leib- 29 Ali eigenen schenkte. So geboth Graf Friedrich uber das ganze schölle Drauthal von den, Nennsteine bei Villach bis an die Möllbrücke; aber alich nor dieses Wenige ist cs, was wir von ihm und den Thaten seiner nächste» Nachfolger wissen. Die sparsamen Urkunde» jener Zeit nennen im Jahre 1102 Gräfin ?ldelheid, die Witwe eines Orten burgers, und bald darauf öfters Grafen von Ortenburg. Er nahm lebhaften Antheil an den Fehden seines Stammverwandten, des Grafen Bernhard, Markgrafen von Untersteier; war Zenge von Viktrings Stiftung und bei so vielen Friedenshandlungen in den Tagen des wilden Faustrechtes. Seine Söhne, Heinrich nnd Otto, lebten in der thatenvollen Zeit des grosien Hohenstaufen, Friedrich des Rothbarts. Otto zog dem Heere des Kaisers nach, auf die roukali-schcn Felder, an die Ufer des Po und der Tiber, während Heinrich den ersten Grund zu den spater so ansehnlichen Erwerbungen der Ortenbul'ger in Krain legte, die er durch Belehnungen , besonders von den einst auch dort so »nächtigen Patriarchen Aquileja's, erhielt. Von den Söhnen Heinrich's, der nach 1170 starb, trat Herrmann in den geistlichen Stand, seine Tochter Gertraud ward Aebtissin zu Sr. Georgen. Herrmann, zum Bischöfe von Gurt vom dortigen Domkapitel erwählt, erhielt in Dietrich von Kolluitz, den der Erzbischof von Salzburg zu gleicher Würde beförderte, einen mächtigen, von den Nachbarfürsten, selbst dem heil. Stuhle, unterstützten Gegner. Den Erfolg zwischen Beiden finden wir bei Straßburg angegeben. Hatte Herrmann vergebens mn den Bischofshut gerungen, so verlangte sein ältester Bruder Otto nach einen, höheren Preise — dem der Marterkrone für den heiligen Glauben des Christenthumes. Jerusalem war, nach der Niederlage bei Hitin 1187, in Saladin's Gewalt gefallen. Die Nachricht davon traf das Abendland wie ein elektrischer Schlag. Kaiser Friedrich, schon Greis, die Könige Philipp August von Frankreich und Richard Löwenhcrz von England nahmen das Kreuz, und eine Anzahl Unterthanen mit ihnen. War gleich Kärntens Herzog noch ein Kind, ergriff doch die Sehnsucht nach dem h. Grabe die Edlen des Landes. Sie verkauften oder verschenkten ihr Gut i,n Falle des Todes, und langten, mit dem Schwerte umgürtet, nach dem Pilgerstabe. So auch Ritter Pabo ron Albeck,^Rupert von Pulst u. a. m. Wie seit» StandeSgenosse, Graf Siegfried von Nebenan, ließ sich auch Otto von 'Ortenburg das Kreuz anheften, und statt der drei Adlersflügel, (der Ortenburger Wappenschild, gleich als hätte das Kreuz alles Irdische verlöscht, um siegreich ob demselben zu erscheinen), führte Otto von nun an jenes Zeichen in feinet,, Siegel. Die Abreise erfolgte im Jahre 1192, und Otto verfügte, ehe er schied, in Gegenwart seines Schwagers, Heinrich Grafen von Eppan, der Edlen und Vasallen von Paradeis, Lind, Baidramsdorf, Stein :c., mit Zustimmung seiner Gattin Brigida, und seiner Brüder Herrmann und Heinrich, über seine Habe. Bald war Otto und seine Gefährte«, der theuren Heimach entschwunden, doch zn spät zum Kampfe; denn König Richard hatte mit Sa-iadin Waffenstillstand auf drei Jahre geschlossen, aber immer noch früh genug, um das Gmb zu finden in der ersehnten Erde, die der Heiland einst mit seinem Blute benetzte. Die sich abhärmende Gräfin Brigida folgte dem Gemahle bald in das bessere Heimathland, und die armen Waisen, Herrmann, Hei».-rich und Ulrich, pflegte der Oheim Archidiacon, der von nun an die Pflichten des Vormundes treulich übte, und als solcher oft in Urkunden erscheint. Sobald Otto's I. beide ältere Söhne vogtbar waren, übernahmen sie des Vaters Erbe. Ulrich, der jüngste, weihte sich, wie sein Oheim, dem geistlichen Stande, und glücklicher als ,ener, bestleg er den Bischofssitz von Gurk, den er auch mit Ehren behauptete. Kaun, war indessen die Kunde von Otto's Tode in Palästina in die Heimath ge drungen, u,,d Brigida mit dem Witwenschleier angethan, a!s mublustige Nachbarn über des Ortenburgcrs Güter herfielen. Die Nirter von Weisenstein, verbündet mit den, Grafen vott Sternbcrg, erfüllten die Umgegend mit Raub und Mord. Erst nach zwanzig Jahren ward die Fehde beigelegt, und 1216 mit den Weisensteinern ein Erbvertrag geschlossen, welcher ihre Be-sitzungen noch vor Ausgang des dreizehnte!» Iahrhunderces an die Ortenburger brachte. Graf Herrmann's Regierung fiel in die stürmischen Tage Kaiser Friedrichs 11., des Hohenstaufen. Wenn auch ein eifriger Ghibelline, suchte er, wo er tonnte, Frieden zn vermitteln. So zwischen Herzog Bernhard und den, mächtigen Bamberger Kirchenfursten Eckberr, nicht minder im Jahre 1257 an, Hoflager zu Wien, wo es sich in der Empörung Friedrich's des Streitbaren um Oesterreich's Schicksal handelte. In den Tagen des grosien Zwischenreiches nahte sich der sponheimische Herzogsstamm in Kärntcn seinem Erlöschen. Herzog Ulrich, kinderlos, von Ottokar dem Böhmcnköm'ge gewonnen, verschrieb ihm, ohne des Reiches und seiner Agnaten Einwilligung, Körnten, und den Grafen Friedrich und Heinrich, obwohl schmerzlich betroffen, blieb keine andere Wahl, als in, Dezember 1270, wo sich Ottokar zu Villach aufhielt, sich ihm als gute Nachbarn vorzustellen, und um der Lehen willen, die sie von ihn, hatten, zu huldigen. Damals stand des stolzen Königs Gestirn im Ze-nithe; doch, als Rudolph von Habsburg den Kaiserchron "bestieg, und Ottokar der von ihn, an sich gerissenen Länder als verlustig erklärt wurde, da schloß sich Graf Friedrich von Ortenburg, unbekümmert um den Ausgang des grosicn Kampfes, au den Reichsverweser von Kärnten, den Grafen Meinhard von Tirol, und half dann, vereint mit Grafen Ulrich von Heimburg, eutscheideud in der Marchfeldschlacht. Es war von nun keine der Angelegenheiten des Hauses Haböburg, an der nicht die Grafen von Ortenburg nahen oder entfernten Antheil nahmen. An den Reichs- und Wahltagen, in den Schweizerschlach-ten, wehte das Banner von Ortenburg. Wo es um Sühue und Frieden sich handelte, boten sie zur Ausgleichung die Hand; so Graf Friedrich im Jahre 1289, um den Salzdurger Erzbi-schuf Rudolph mit Herzog Albert von Oesterreich und Steier auszusöhnen; so vier Jahre darauf, um dessen Nachsicht und Gnade für den unglücklichen Grafen Ulrich von Heimburg zn gewinnen, welcher sich als Prätendent für Kärnten und Steicre mark an die Spitze der Empörer gestellt hatte. Dafür erkannte der sonst gebieterische Albrecht die Neichsunmittelbarkeit der Grafen an, und sah ihre Heeresfolge als einen Freundschaftsdienst an. Albert der Lahme und Rudolph IV. nannten sie in ihren Urkunden ihre lieben Oheime. Bei solchen Verbindungen genossen die weiten schönen Gaue in Kärnten und Kraiu unter den Adels-fitrigen der Ortenburger Friede», und Ruh. Ein Erbvertrag mit dem Grafen von Sternbcrg, deren letzter, Graf Walrher, ohne männliche Nachkommen starb, brachte nun auch diese Grafschaft mit ihren, von, Werther-See bis in die sogenannte Gegend, dem Landstriche von Tressen bis an den Millstätter" See, sich erstreckenden Gebiete an Ortenburg. Dieser Erwerb verwickelte in» Jahre 1334 die von Orteuburg, als Schwäger und Verbündete des unruhigen Friedrich von Aussenstein, in einer Fehde mit dem nachharlichen Bamberger Kirchenfürsten, welche ,edoch ohne besondere Ereignisse für Ortcnburg selbst am 5. Sept. gl. I., von Albert dem Lahmen beigelegt wurde. Dieses war auch der einzige Krieg, den die Grafen für sich führten; vielmehr bewarben sich ihre Nachbarn um ihre Freund-schaft, und wechselweise waren sie bald Landeshauptleute von Karuren und Krain, bald Hauptleute der Bamberger Herrschaften in Kärnten. Mir den Grafen von Görz, und insbesondere denen von Eilli, wurde in, Jahre 1377 ein Erbvertrag des wechselseitigen Anfalles geschlossen, und von nun an führten die Ortenburger in ihrem Insiegel ein Querschild mit drei Sternen unrer einen, Helme mit aufrechten Adlerfiügeln. Diese Sterne, einst der aufgeerbten Sternberge uud Heimbnrger, dann I>5 der Cillier Sinnbild und Wappen, ware» »och vor einigen Jahren ail dm Mauerresten del- Ortet,b«,rger Schloßkapelle, welche in, obigen Jahre Bischof Albert von Trient, Graf von Ortenburg, gestiftet hatte, sichtbar. Das sämmtliche Ortenburger Erbe vereinigte noch ein Mal Graf Friedrich IN., Genial der Herzogin von Teck (168!)—1418). Er rerhalf seinen, Schwager Ludwig von Teck zu den, so mächtigen Patriarchensitze von Aquileja, ward königlicher Statthalter in Friaul und Ncichsvicar in Oberitalien; doch, wie reich an Ehren und Gütern, war er arm an Lebensglück; denn sein mit Margaretha erzeugter Sohn starb friih, und seine Ehe war mcht g»t, so »vie sein Ende. Das Hans der Ortenburger in Karnte», einer kraftigen Eiche gleichend, deren Gipfel noch immer fröhlich grünt, deren Wnrzel aber unversehens eine verrä-thensche Art verletzt, mußte, wie die Sage tüudet, durch Gat-tcnmord enden. Bei fröhlichem Male saß Friedrich zu Wal-denburg; da reichte ihm Margaretha die Hälfte eines Apfels, welchen sie mit einen, anf eiller Seite vergifteten Messer durchschnitten, zum Genuße dar, und bereitete ihn, hinterlistig ein schreckliches Ende. So ward nun eine der schönsten Grafschaften Deutschlands, welche in ihrcm Gebiethe mit einem Areale von wenigstens 40 Quadratmeilen, die Städte nnd Markte: Spital, St. Palermo,,, Radmainisdorf, Laas, Reifniß, Gottschec, Poland, Weifsenfeis, Kastel, die Burgen: Ortcnburg, Sternberg, Soin-»nereck, Hohrnburg, Kellerberg, Steucrberg, Pregrad, Waldeu-b»rg, Görtschach, Orteneck, Rcisnitz, Zobelsberg, Grafenwerd, Altenborg, Weineck, Schwarzeneqg, Igg, Wahlenberq, Ober-und Nieder.-Stein, „nd eine Me»ge von Dörfern und Gehöfen enthielt, dein ohnehin gewaltige,, Hause der Cillier Unterthan, welches vo» da an ein entscheidendes Gewicht anf die Wagfchale des Schicksales von Ungar,,, Oesterreich, Bosnien, Serbien und Innerösterreich legte, indem es mit König Ludwig von Ungarn „nd Kaiser Sigmund verschwägert, und durch den Despoten von Serbien, dessen Tochtcr Graf Ulrich ehelichte, selbst mit Sultan Amnrath verwandt, mit der Würde eines Neichsfürstcn und eines Banns von Croatien, Dalmatien und Slavonien ungemeine Macht vereim'gte. GrafUlrich band cs vereint mit Herzog Albrecht gegen Kaiser Friedrich I V. an , und Ortenburg sah zahlreiche Scharen sammeln, um das kaiserliche Käruttn anzufallen. Bald söhnte sich Graf Ulrich mit den, Kaiser anS, und es gab beinahe keine Würde, die er nicht erhielt, oder doch suchte; keine zweideutige Rolle, die er nicht spielte. Als Groß-Oheim und Vormund des lungen Ladi'slaus, Königs von^Un-garn und Böhmen, verwickelte er sich in eine Unzahl von Handel,,, und geriech endlich in die Schlinge seines, nicht ohne Grund unversöhnlichsten Feindes, des Hunyadcn Ladislaus, welcher ihn von seinen Genossen 1456 zu Belgrad morden liest. tÄraf Ulrich wurde zn Cilli in die Gruft seiner Väter gelegt, und des Hcrold's Ruf, der des letzten Cilliers Wappen und Banner brach: Cilli nnd nimmer Eilli! sprach über die Orten-bürg das Urtheil der Verödung. Nach des Cilliers Tode erhoben sich der Bewerber um semen Nachlas; so viele, das, die Witwe Graf», Katharina und lh>>? Rathe mcht einig werden komite,,, was sie thun sollten 5 endl.ch wurde der Schlusi gefasit, nur dann die Cillier Herrschaften herauszugeben, wenn der Witwe ihr Auskommen gesichert und Ulnch's Tod geracht seyn würde, ^u diesen, Ende wurde Johann Wittowitz, ein erfahrener Krieger, zum Hausmanne der Cillicr und der vereinigten Grafschaften gewählt. Kaiser Friedrich, welcher als Territorialherr das nächste Recht zum Anfall, und überdies; Verschreibungen von den Gra-fen von Cilli hatte, brachte bald die meisten Besitzungen, ohuc Ausnahme aller deutschen Orte und Burgen der Grafschaft Ortenburg, auf gutem Wege in seine Gewalt. Wittowitz, welcher sich Anfaxgs dem Kaiser ergeben ge>- zeigt hatte, überfiel ihn plötzlich ,'n Cilli, und nur mit genauer Noth rettete sich Friedrich auf die obere Burg. Steter und Karnten bewaffnete» sich zum Schutze des Kaisers. Sternberg, welches von ihn, dem Wittowitz mit dem Titel eines Freien verliehen worden war, wurde eingcnomimn und gebrochen, und auch Nadmannsdorf in Kram durch das Aufgebot. A>s König Ladislaus, der Erbe so vieler Lander und Hoffnungen, in seiner Blüthe starb, da suchte Wittowiy, welcher dessen Rechte zll vertheidigen vorgab, des Kaisers Gnade, und erhielt sie mit der Grafschaft Sagor und der Banuswxrde in, windischen Lande, wofür ihm Wittowitz den Dienst mit 400 Reitern gelobte. Diese Hilfe kau, den/Kaiser ganz gelegen, denn Graf Johann von Görz, welcher die älteste Erbverschreibung von den Cillicr» in den Händen hatte, fiel unversehens in des Kaisers Gebiet, eroberte Obcrdrauburg, Goldenstein, Grcisenbura,, belagerte Or-tenburg, welches Georg von Kraig, und nach ihn, Johann von Kainach, vertheidigte, und berennte bereits Landokro». Als Wittowitz und der Graf von Pösing ihm mit bedeutender Macht über den Hals kamen, da floh er, und nicht nur die Grafschaft Ortrnburg, sondern alle gordischen Herrschaften, unter d/r Klause von Lien; gelegen, wurde» des Kaisers. Ortenburg war von nnn weniger der Sitz der kaiserlichen Vicedome, als ein trauriges Verliest, in dem die Cholnißer, die Häupter des Bauernbundes, und so viele Andere schmachteten, an welche» man den Treubruch in jener ruhelesen u»d wechselvollen Zrir strafte. Auch in den furchtbare,, Tagen, wo Türken lind Un-gärn das Land wechselseitig plünderten und verwüsteten, wagte sich kein Feind an die Mauern der Ortenburg; aber da war ja auch nichts zu finden, höchstens das Gut geflüchteter Landleute. Drei Hundert Jahre sind es, dasi nach der Erbauung der Burg Spictal die Ottenburg dem Verfalle überlassen wurde. Im Jahre 1666 war sie noch stattlich genug, u»> die Kaiserin Margaretha aufnehmen zu können; aber das war auch ihr letz.-ter Ehrentag. Bald sahen des Himmels Wolke» hoch hinein, und die Trümmer der einst so stolzen Burg, die Wiege eincs der edelsten Geschlechter, wurden gr'ösitentheils zum Baue des am Fuße des Schlosiberges liegenden Klosters verwendet, wo die Mönche des heil. Hieronymus ihre Klagetöne über vergangene Grösie anstimmen - sollten, gleich ihren Ordensbrüdern in St. Just's Mauern, an dem selbst gewählten Sarge Karl V. Die gegenwärtigen Bestandtheile der Grafschaft Ortenburg sind die Herrschaften Spittal, Oberdrauburg, Goldenstein, Pit» tersberg, Grünburg Möderndorf und Afritz. Die Grafschaft Oetenburg, als ein geschlossenes gerundetes Ganzes, hat von ihren ehemaligen rcichshcrrlichcn Rechte» „och einzelne Privilegien und Eigenthüuilichkeiten erhalten, welche sie voraUcn ähnlichen Besitzungen in den weite» Landern des österreichischen Kaiserreiches auszeichnen. So wie die alten Grafen von Ortenburg eiust eine Menge Lehenspfiichtige, wie sie in den Urkunden sich vorfinde», darunter die von Lind, Gschiesi, Bal-dramsdorf, Kellerberg, Paradeis, Rusbach, die Straßer, Fei-strih, Obre», Leitschacher, Liebenberger:c. zählten, hat die Grafschaft noch heut zu Tage einen Lehenshof. Die Lehcusvafallen liegen grösttenthcils in der Grafschaft Ortenburg, dann in den Herrschaften Greifenburg, Aichelburg, Grosikirchheim, Oberfal-teüstein, Gmünd :c., in Tirol und in Krain. Sie begreife,, eine Zahl von 700, wovon die meisten Beutelleheu sind; die Ritterlche» aber besasien im Jahre 1828 Felix Freiherr von Iöchlinge», Joseph Wilhelm, I. Alexander und Karl MathiaS Freiherrn von Sternbach, Joseph Valentin von Leobeuegg, Johann von Litzelshofcn, Joseph von Dietrich, Ignaz dann Maria Perscha von Antonienberg, und Viktorie Sorgo, Anton Bichler, Franz Untcrberger und Freiherr von Nechbach. Nur die mehre-sten m der Herrschaft Pittersberg, und alle in der Herrschaft Afritz sind zl> diesen Herrschaften zugleich zinsbar, alle übrigen kehensvasallr» der Grafschaft Ortenburg haben cmsier der Le? »z) es uns erlaubt, die Ortsverhält-nisse von Bleiberg naher zu beleuchten. Im Westen von Villach erhebt sich das Bleiberger» Thal, 2781 Fuß über der Meeresfläche. Eine herrliche Straße bringt uns von Villach aufwärts in zwei Stunden dahin. Schmal und enge, so, das; seine Breite oft nur weinge Klafter beträgt, zieht es sich zwischen dem Dobratsch, oder der Villa-chcr-Alpe, und dein gegenüberligenden Erzberge, in einer Länge von zwei guten Stunden, bis hiuab zum Gailchale im Süden. Diese Lage des Thales macht, das; von der Mitte des Novem« ber bis Ende Jänner weder die Sonne noch der Mond in demselben sichtbar werden. Einst war die ganze nun ziemlich baumlose Gegeud ein Lärchenwald, durchirrt vom Hochwüoe, woran noch jetzt drei, am Wege in das Geräuth stehende Lärchenbäume, und im äußeren Bleiberge der sogenannte Hirschenbrinmen er» innern. Die Hauptorre dieses Thales sind: Bleiberg, und das cine halbe Stunde davon entfernte Geräuth oder Kreuth. Die Bewohner derselben leben in beinahe 600 Wohnungen, die mit Ausuahme der Hauptorte, zerstreut umher liegen, von denen einige dem steinigten Boden nur wenige Quadrat-Klafter fruchtbaren Grundes abgewinnen konnten, um einiges Gemüse anzupflanzen, da alle übrigen Lebensbedürfnisse um theure Preise aus der Ferne herbeigeführt werden müssen. Die Gesammt-Bevölkerung, mit Einschluß der Arbeiter, deren Anzahl nahe an 1500 beträgt, belauft sich auf ungefähr 4000 Individuen, welche Wter der Gerichtsbarkeit der für ganz Ober-Kärnten augr» stsllten k. k. Berggerichrs-Substitution, dann einen, k. k. Bergamte, und in geistlicher Hinsicht unter zwei katholischen und einem protestantischen Seelsorger stehen. Die Bevölkerung des Bleiberger Thales ist ein angesiedeltes bunres Gemisch aus der Ferne. Aus den Kunst- und Bau. verständigen, welche einst die Bischöfe von Bamberg, als Ter. ntorial-Herren, die Fugger, Grotta und Putzen, die Weitmo-ser aus Franken, aus dein sächsischen Erzgebirge, alls Oberungarn, Italien, Salzburg und Tirol herzogen, hat sich eine Vermengung des BluteS gebildet, dessen reine Abstammung nicht mehr zu erkennen ist. Das Leben derselben gleicht in ent' gegengesetzter Richtung dem in einem Bienenstocke. Bald birgt es sich im dunklen Schachte, bald regt es sich wieder am Tage, das Erzeugnis; der Mühe aus der Tiefe fördernd. Mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage arbeiten die Knappen von 8 bis 12 Stunden in den Verhauen, geschmolzen jedoch wird ohne Unterbrechung. Die größeren Kinder bringen das Erz aus den Grüben, und in den wärmeren Jahreszeiten scheide»» dasselbe ihre kleineren Geschwister und Weiber während des ganzen Tages. Wenn Abends die sechste Stunde schlägt, bann verstummen Hammer und Gesänge, und Alles zieht einzeln odcr schaarenweise der heimathlichen Ruhe zu. l«? Die schönsten, fröhlichsten Tage für Bleibcrg sind: der Bartholomäus - Kirchtag und das Frohnleichnaiuofest. Dort feiert jede Hütte mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln das Andenken, wie man glauben kann, ihres Urpatrons (jetzt St. Florian). Hier treten lange Züge von Knappen in ihrer eigenthümlichen dunklen Uniform anf, eine gut besetzte Harmonie-Musik, prachtig ausgestattet, an der Spitze. Mit ihnen bewegen sich in helleren Farben und in bunter Ordnung die zahlreiche ^uacnd nnd dcr andächtige Chor der Mädchen und Frauen, »vähretld von den Hohen Hnndette von Pollel schlissen donnern, um den Segen des Heiligsten zu verherrlichen. Die Höhe von Bleibcrg, seiu Streichen von Westen nach Osten, und die gah ansteigende Alpe, von der die Nordwinde abprallen, machen, dasi hier fast bestandig ein Luftzug weht, und daß es in, Durchschnitte mehr frisch als warn« ist. Die mittlere Temperatur beträgt -^- 6 '/3, ° Reaumur. Die Vegetation an den »venigen bebauten Stellen ist daher weder die üppigste noch die schnellste. Ungeachtet des Hüttenrauches ist die Ge-gend dennoch gesund; das Wasser ist, wie man zu sagen pflegt; hart, aber nicht schädlich, für die Vögel nur dann, wenn sie mitunter Vlcilheile genießen. Dem Viehe thut das Gras, über welches der Hüttenrauch hinwegstreicht, ebenfalls nicht ganz gut. Dcr Nötschbach, mit seinen, pittoresken Ursprnng alls dem In-nern des Dobratsch, ist der einzige, der hier sehr vermißten Bache. Der gesammtc Bergbau ln Bleiberg hat 460 Haupt-Einbaustollcn, 40 Schmelzöfen, ,5 Poch- und Waschwerke, mld beinahe 400 Gewerken, darnnter viele mit sehr kleinen Antheilen zuständig. Die des k. k. Bergamtes, die Mühlba-cher'sche, Ritter v. Iakominische, Wodlei'sche, Perscha v. An-touicnbcrg'sche, und Hollenia'schc Gewerkschaft sind die vorzüglichsten. Viele Grüben von Vleiberg sind sehr alt. Sie gehen weit hinauf über die Einführung des Sprengpnlvcrs. Dafür sprechen die blos; geschrämten Stollen, deren eine im äußern Blei-berge, zubcnannt Maria in Gresach, bei 500 Klafter tief; dafür die mit alten Bäumen überwachsenen Halden und die frei-lich etwas sparsamen historischen Documcntc. So gestatte Herzog Albrecht der Lahme, mit Urkunde vom Jahre 13 l«, die ungehinderte Ausfuhr des Bleies, «dasi enthalb Villach funden würdt." Aeltcr smd die freilich mm fast gänzlich in Verfall gerathenen, vorhin so ungemein ergiebigen Gold-- m>d Silbergruben des Landes, nud die des unentbehrlichen Eisens, denn im Mittelalter entschied im Kriege nur letzteres, da man den Gebrauch von Bleikugeln in Armbrust-Röhren, wie einst Xenophous Griechen, nicht kannte, und für die Künste des Friedens die damals ärmliche Chemie nur wenige Product« schuf. Der berühmte und berüchtigte Theophrastus Paracelsus arbeitete mit Ausgang des 15. Jahrhunderte^, wahrscheinlich auf Fuggcv'schem Sold, in, nachbarliche,, Villach an chemischen Präparaten, m,o da konnte anch das, in- uud auswendig so t'ödtliche, auf Wunden, die es geschlagen, auch mitunter heilsame Blei seiner Aufmerksamkeit nicht entgehen. Der Anfang des Bergbaues geschah au, Vorgebirge, welches zu Pogöriach und St. Thomas an der Vellach südwestlich aufsteigt. Die Iannachhllbe zu Pogörjach war ein Gewerkhaus, und ob der Grouimanhube sind noch verhaute Geklopfe zu sehen. Das Haus des Papiermachers Tengg an der VeUach war eine Schmelzhütte. Die ersten Gewerkeu waren Handelsherren von Villach, die liell» OraN» aus Venedig, die Leininger und Rnstl. Selbst ihre Knappen wohnten in der Nähe der Stadt, wie noch die Richtung des Weges es anzeigt, den sie betraten, wenn sie in die Grube oder aus derselben gingen; daher in alten Urkunden der Knappenweg als Grenze nachbarlicher Gemeinden bezeichnet wurde, mü jeder der zwei Aecker neben die- sem Fußpfade noch jetzt der Knappcnacker heisit. Der Vergban rückte immer mrhr axfwärrs nach Nord und dann nach West, so dasi, als man endlich gegen den Hintergrund des Thales Gruben eröffnete, die dichten Fichten- nnd Lärchenwaldlingei» gelichtet werden mußten. Eine Raute nach der andern wurde niedergebrannt, daher der Name Geranth. Die Schicksale, welche die anderen, besonders Gold- und Silberbergwerke trafen, benachtheiligten Bleiberg nicht in, gleichem Grade, obwohl die Erzeugung wegen Mangels inländischer Fabrikation sehr beschränkt war. Sie betrug von, Jahre 1552 bis 1782 1,311,000 Zentner, in, Durchschnitte also 5750 Zt. Blei. An, meisten davon nahmen die Venetiancr und Genueser ab, und verwandelten es in Bleiweiß, Vom Jahre 1782 bis 1798 betrug die jährliche Ausbeute 3I,:!«8 und von 17!»8 bis 1807 42,495 Zentner; es war das goldene Alter des Blcibanes, welches nun nach der Aufschliesiung der ungemein reichen Gruben Granadas, wobei Spanien in einem Jahre mit Zuhiifnahme von Steinkohlen eine halbe Million Zentner erzeugen kann, und bei der Rivalität England's, welches jährlich .l00,000 Ztr. Blei, größtcntheils aus den eigenen Bergwerken in WalliS und Südschottland unter allen Gestalten in Handel bringt, kaum mehr wiederkehren dürfte; es wäre denn, daß der Erbstollen sein Ziel erlangt, wodurch es allen möglich wird, die Erzeugung zu steigern. Die gegenwärtige Bleierzengung steigt im Durchschnitte auf 38,000 Zentner mit einen, Consumo von 4,400 Kub.-Kl. Holz und 450 Zentner Pulver; und die ganze Kärntens, also mit den Gewerkschaften zu Raibl, Windisch-Bleiberg, Kappel und Schwarzenbach, nach den, Durchschnitte der drei letzten Jahre, a'if 57,120 Ztr., mit «inen, Geldwerthe, nach den Durchschnittspreisen, von 714,895 fl. 14 kr. M. M. Von dieser jährlichen Bleierzcngung entfallen ungefähr ?w Pvocent auf das Montan des Aerars zu Bleiberg und Raibl, 50 Prct. auf die Privatgewerken Bleibergs, 4 Procent auf die außer Bleiberg des Vilüicher- und 16 Procent jene des Klagenfurter-Kreises. Sie beschäftigt >m Ganzen ungefähr 2000 Arbeiter, nicht gerechnet die Er^wäscherinnen und Holzkncchte, und consumirt bei 7000 Klafter füufschuhiges Holz. Auf diese Art geht Kärnten durch seine Bleiproducrion an Menge allen Ländern der Monarchie zusammen, an Reinheit der Waare selbst dem Auslande vor. Bleiberg hat einen euro-päischen Namen, nnd die Güte seines Erzeugnisses sichert ihm seine Eristenz, wenn gleich die Schwankungen der Bleipreise zwischen li'/, und 15'/, fl. C. M. ein bedenklicher Maßstab des Wohlstandes und der zeitweisen Verarmung der Gewerken sind. Außer seiner staatswirthschaftlichen und mercantile,, Be? dclttsamkeit besitzt Bteiberg noch Vieles, was die Aufmerksamkeit des Naturfreundes u»d Kunstverständigen fesselt. Ungerechnet die Pyramidalere, die vielen Bleispäthe von seltener Schönheit, weiße und gelbe; den weißen, durchsichtigen, himmelblauen, rothen und grauen Gips, die Pslauzenabdrücke und Versteinerung gen, Hcrznmscheln, Bohrwürmer, Schnecken, ist Bleiberg der Fundort des weltbekannten, aber kaun, noch irgendwo entdeckten, und auch hier nur auf einer Stelle des Oswaldischachtes brechenden, opalisirendeu Muschelmarmors, oder pfauensch»reisigen Hclmintholil's Lumachel's. Von Menschcnwcrken verdient unstreitig der sogenannte Leopold!.-Haupt-Erbstollen die Aufmerksamkeit jedes Besuchers. Als im Geräuth sieben Annastollen-Gesenke mit Wasser ertränkt wurden, dachte man auf Mittel, desselben los zu werden und den Bergbau vor künftigen derlei Unfällen zu sichern. Dazu sollte ein von Abend nach Morgen anzulegender Abzugs- oder Erbstollen dienen, und der Durchschlag wurde im September 1789 unter Aufsicht des in der Folge wegen seiner dabei entwickelten Kunstfertigkeit mit der mittleren goldenen Ehrcmnedaille deco-- NO Kl» rillen k. k. 'I.'.'i'gsch^sseiö, Joseph Florian (c>.'r>na!en noch am ^«ben>, begonnen. Den 28. Seplcüibcr I8O7 besuchte den Ban Kaiser Franz !., er w.u- bereits H30 Klafter vorwärts gekom^ >üeu. Aul ^0. ?lugust l,"ji7 am Ende der 717 Klaftern wur-d.'ü zene Gesenke einwässert, und um unter alle andern zu tom^ men, hat man den Bau bls zu einer Strecke von l322'/^ Klafter weiter gegen Morgen fortgetrieben, der gegenwärtig schon eine Länge von 14—1509 Klafter erreicht hat. Sehetiswcrth siud noch drei Wassersäulenmaschinen, mittelst deren das Grubenwasscr durch die Kraft desselben Clemen? les aus deu tiefsten Schächten auf das Niveau des Erbstollens gehoben wird, alle von Herrn Florian konstruirt und in Ritter von Gerstner's -Handbuch der Mechanik mit l?ob gewürdiget. Drei andere Förderungsinaschinen mit Wassergewicht, nach Än.-gäbe des k. l/. Bergverivalters, Leopold Prettner, gebaut, for-der,» das Gefalle aus den tiefsten Schächten, nebst anderen Förderungsmaschinen. Bleibera/s Hutleute zäbleu manche practisch ausgebildete Talente Vi^Ie wanderten nach Mexico's und Brasiliel,'ö Gruben, und der hoffnuugs^ülle gemüthliche Mortsch endete als Rugger's Gefährte unter Seuaar's heißer Sonne. Für Bleiberg waren die Bemühungen der unsterblichen Kaisern« Maria Theresia, zur Hebung der inländischen Industrie, und die ihre« gleichgesinnten Sohnes, Kaiser Joseph II., besonders sein strenges Prohibitivspstem gegen das Ausland, von entschiedenen Folgen. So verbreitet sich dieses misisarbige und klanglose, aber d3e lst für jeden denkenden Freund der Natur gewiß von ho, hem Interesse, all' die Wirkungen zu belauschen und ihrer s,ch bewußt zu werden, welche aus der Betrachtung der einzelnen, ewig wechselnden Bilder der Natur für ihn hervorgehen. Am mächtigsten jedoch, und eben deßwegen auch am ergreifendsten, bleibt der Eindruck, wenn in einem Momente, nnd gleichsam auf Einen Punkt zusammengedrängt, das Gemälde der ganzen Natur vor unsern Blicken sich entfaltet. Da verstummt die Sprache, und nur stille Bewunderung fesselt linsern Geist, die Unendlichkeit ahm-nd. Und diesen Punkt besitzt Kärnten in dem Gipfel seiner Villach er-Alpe, oder des Dob ratsch. Hingestellt in die Mitte des riesenhaften Alpenkranzes, der mit seinen tausend-faltigen Formen das Land umschließt, steht er gebietend und beherrschend da mil seiner Höhe von 6810 Fuß über die Mec, ressläche. Mehrere Wege führen hinan zu diesem erhabenen Ziele. Der bequemste beginnt bei heil. Geist, macht jedoch einen Zeit' auswand ron vielen Stunden nothwendig, bevor man auf die Höhe gela gt. Minder bequem, aber am empfehlenswcrthesten, ist der wesi.ich gelegene von Bleiberg - Gerauth. Nach manche,, Krümmungen err«icht man die sogenannte Semlerhütte, wo man nothigenfalls auch Umerlunsl siudel, und kommt ohne besondere Anstrengung auf den höchsten Punkt. Die Fußsteige von Fli--deraun und Wasserleonburg sind wegen der damit verbundenen Gefahr nicht anzurathen. Nustige Fußgänger wählen den Weg von dem Bergorte Bleibcrg, au der nördlichen Abdachung der Alpe. Zwischen ab^lttbeuerlich geformten Felseuwänden, über Steingcrolle und au Schneefeldern vorüber, führr dieser Pfad zwar steil und beschwerlich empor, ist jedoch unter allen genannten der kürzeste und gewährt überdieß den Vortheil, daf; der Wanderer durch keiue allmalig sich bildende Fernsicht vorzeitig um deu Genuß der volleil Ueberraschnng gebracht wird, sondern erst dann mit Einem Male in eiue andere Region sich versetzt sieht, wenn er das sogenannte hölzerne Kreuz erreicht hat. Was hier das Äuge zunächst erblickt, sind kahle Alpen, triften, nur sparsam besucht von weidenden Heerden, da der Kalkboden den» Daseyn der Quellen ungmiMg ist. Unweit da-von , gegen Süden , steht auf gefährlichem Nande ein altergranes, von allem äussren Schmucke cinblosues Gebäude, und ragt mit seinem Thürmcheu hoch hiuaus in die Lust. Es ist die sogenannte deutsche Kirche im Gegensatze zur windischen, die, etwa 300 Schricte von jener, mehr westlich dem von Wenden bee wohnten Uitter^ailchale zn, unter einem Fels»nabhange steht. Beide hat der fromme Glaube eines vergangenen Iahrhundcrtes an ihre Plätze hingebaitt, zwar verschieden i» ihrer Benennung, aber einig in ihrer Bestimmung. Einfach ist die Ursache ihrer Entstehung. Die Sage erzählt, das; in, Jahre 1690 dort, wo jchr die oben erwähnte deutsche Kirche sich befindet, Hirten eine weisie Frau von strahlendem dichte umsiossen, auf einem Steine sitzen gesehen haben. Die damalige Besitzerin von Was^ serleonburg gelobte, an demselben Orte eine Kapelle bauen zu lassen, wenn ihren» kranken Sö'hnlein geholfen würde. Er genas. Da jedoch jener Punkt im Villachcr Gerichte lag, und dieses den Bau nicht bewilligte, so erfüllte sie ihr Gelübde auf eigenem Grund und Boden, dort, wo wir jetzt die windische Kirche sehen. Aufgemuntert durch ihr Beispiel, gaben fromme Häude bald darauf der deutschen an der eigentlichen Stelle jener sonderbaren Erscheinung ihr Daseyn. Schauder und Entsetzen erfassen das Innere des Men, schen, wenn er hintritt an zenen Rand, an dem sie steht, ui'b den 5000 Fufi tiefen, bciuahe senkrechten Abgrund vor sich siehs, erzeugt durch ein Naturereignis,, was einzig in der Geschichte des ('andes da steht. Es war im Jahre 1318. Ungewöhnliche Anzeichen der Witterung liesicn rine außerordentliche Abweichung in den, Gange der Natur befürchten. Da »rschicn der Morgen des 25. Jänners, und mit ihm das furchtbare Erbbeben, welches gleichzeitig Villach zerstörte, und alle hochgelegenen Schles. ser, wie Kellerberg, Föderaun , Hollenburg, Wilbenstein in be» Abgrund, und einen Theil der Go'rliße in den Ossiacher - See stürzte. Da war es anch, wo die Villacher.-Alpe an der ob„» bezeichneten Stelle borst, der anf ihrer Höhe befindliche See versank, und ein großer Theil ihrer Südwestscite, aufgelöst in unendliche Trümmer, das untere Gailthal auf eine halbe Meile weithin überdeckte. Der Fluß schwoll zu einer nie gesehenen Höhe, deren Linien man noch jetzt nachweiset; zehn Dörfer, drei Schlosser und sieben Weiler lagen verschüttet, oder unter den Fluchen des plötzlich entstandenen SeeeS begraben. Erst nach Jahren brach sich der Flufi cln neueS Bett mitten durch zenen Schütt. An cinrr Stelle, in der jetzigen Pfarre Sanct peoiihard, fand man in der neuesten Zeit während des Grabens die Neste einer eingestürzten Kapelle mir noch kcnubaren Farben an den Wänden, und 35 Tobteuköpfe. Wir verlassen diesen Ort deS Schauders und nahen uns dem höchsten Gipfel der Alpe, unfern der windifchen Kirche. Was hier mit Einen« Male dem staunenden Auge sich öffnet, vermag keine Kunst oder Sprache umfassend «ieder zu geben. Unseren Blick gegen Norde« gewendet, sehsn wir di< Iltt mächtigen Taue,,,. Mit ihrn, weiße» Hörner» und Fiisten, die sie weit hinein in den blauen Aether strecken, bilden sie bort einen beinahe vierzehn Meilen langen Gürtel, der in, fernste«, Westen mit dem Sulzbacher - Venediger (11,270^) beginnt. Zwischen diesem und dein 12,000 Fuß hohen Grosiglockner, erheben 9- bis 10,000 Fusi hohe Cisgipsel ihre Häupter. Herab von Letzteren« läuft eine fast ummterbrochcne Reihe von Glet-schern gegen den Naßfelder - oder Malnitzer - Tauern, unter denen sich daS Hochtar, von mehr als 10,000 Fuß Höhe, der Brennkogel, das Galnskar, der Geisielkopf, der Goldberg, der Stelltopf, nebst mehrere» anderen sich auszeichnen. Dort gegen Norden vom Dobratsch steht auch der majestätische Antogl, II,i3I Fuß hoch, dessen Haupt, mit ewigem Eise umhüllt, im Sommer oft noch um 10 Uhr Abends im fiammenden Golde der scheidenden Sonne glüht. Ihn umgeben der Sou».-blick, der Trommerkogl und das Scheinbrett. Von ihm hin zieht sich ein hoher Bergrücken zum Schwarzhorn, und noch weiter südlich und tiefer in Karnten gegen das Säuleck mit einer Höhe von 11,000 Fusi; das Steinwendkar mit 9000 und die Hafnerspitze mit 10,000 Fusi schließen sich östlich an diese Gruppe. Von diesem Hauptstamme dehnen sich hohe Vergreihen, mit einer normalen Höhe von 7000 Fusi, in das Land hinein, und bilden das Moll.- und Drau-Tbal, verbreiten da im weilen Kreise ihre Aeste gegen Gimmd und Millstatt bis an den Ossiacher-See, und verlieren sich endlich an die freie Sau-und Choralpe, die als Grenzlinie der Provinz den Blick in die Ebene von Uutersteiermark hemmt. Selbst der dem Dobratsch gleich hohe Eisenhut, an den sich die Gebirgsreihe des Metnißer-- und Gurkthales anschließt, nimmt sich unter den Verhältnissen des gewählten Standpunktes nur unscheinbar aus, obgleich über die neben ihm wellenförmig und im matten Grün sich verlaufenden Alpen Unterkärntens und eines Theiles der oberen Steiermark, aus der weitesten Ferne von Oesterreich's Grenze der Hochschwab, der durch seine Form überall kennbare Thorstein, der Grimming u.v.a. herüberblickcn. Am südlichen Ausläufer der Choralpe beginnt mit dem Ursulsberg« di« lang« Kett« jenel kahlen zerrissenen Gebirgsmas- sen, 5i< Kärnlcn you Krain scheide,, unter den«, die Pehe, der Obir, die Oistrißa, die Rinta, der Grüntouz, so wie d<> Steineralpe, als Beherrscherin von Krain, alle zwischen l». bis 8000 Fusi hoch, sich auszeichnen. Unzählbar ist das Heer der Gipfel und Felsenspitzen, die von dort aus am rechten User der Dräu sich immer naher und näher ziehen, bis heran zum Mittagskogel, in der Nähe von Villach. Von hier angefangen fesseln das Auge des Beschauers abermals neue Bergkolosse, wunderbar geformt und riesenhaft über ihre Nachbarn sich erhebend. So sieht man da, als gi, gantisches Haupt der »ulischen Alpen, den Terglou (10,000<) ; uns näher den Manhard, als Grenzpunkt dreier Länder; rechts von ihm den Königsberg bei RaibI; das sonderbar zerklüftete Kaltwassergebirge mit seinen Schlvalbentöpfeu; das Seiserage. birge bei Wolsöbach, mit den beiden Nabois, nebst vielen andc» ren, die im langen Zuge bis an Italien's Grenze und weiter hinein sich erstrecken. Von da beginnt das steinigte Carnien. Schauderhaft ist der Anblick jener Gegend. Gleichsam als hätten Dämonen ihre Wuth an der Natur gesättigt, und eine Riesenstadt ze» stört, so durchfurcht und zerrissen liegen dort ungeheure Felsen« trümmer, und sind in ihrer ordnungslosen Zerfallenheit den Ueberresten von Burgeu und umgestürzten Pallasten und Thür» men ähnlich. Ueber dieses Chaos hin erspäht das Auge nur theilweise die unermeßliche Ebene der terl-Ä l«rm2. Dort, wo an der Grenze Kärntens die Pleckner-- und Luggauer-Alpen liegen und sich weiter hinein nach Tirol ausbreiten, erhebt sich über diese der breitrückigc Kreuzberg. Endlich ,'«n fernsten Hin, tergrunde zeigen sich die Eis- und Schneefelder des isolirteu Gletschers Marmelade bei Agordo, des einzigen im venetianisch^n Königreiche. , Dies; sind die schwachen Umrisse des großen Nundgemäldes, das vom Gipfel des Dobratsch sich zeigt; und dieß ist der erha, bene Kranz, innerhalb dessen Karnten, wie ein geliebtes Schooß. kind der Natur, zu den Füßen des Wanderers, mit all' dem reihenden Schmucke seiner Flüsse und Seeen, seiner Städte, Burgen und Thälcv verbreitet liegt. VN. 2l ' !' '> 123 VII. thal^ Koppel 5, Bszd Wellach zmd SeelmZd. Inhalt: Prävali. Das Miesthal. Bleiburg. Gberndorf. Kappet »md Seeland. -sehnlich dem Graben, welcher das obere mit dem unteren Lavantthale verbindet, ist, rücksichtlich seiner natürlichen Beschaf-fenheit, derjenige, der unfern von Unterdraubnrg, nnd nach einer Länge von beinahe zwei Stunden, erst bei dem landesfürst-lichen Markte Guttenstein sich erweitert. Auch hier finden wir ihn so schmal und enge, dasi an den meisten Stellen nur die Straße und die Mies, die uns entgegen rauscht, Platz gewinnen können. Selbst die wenigen einzelnen Punkte des freieren Ausblickes in die Seitengraben desselben, gewähren nur geringe Anhaltspunkte der ästhetischen Befriedigung. Darum durcheilen wir ihn schnellen Schrittes und weiden unsern Blick dafür an der Uebersicht des breiteren Thales, welches bei Guttenstein beginnt, und in südwestlicher Richtung die Aussicht weit hin über die Ebene des fernen Iaunthalcs gestattet. Gegenstande man-nigfacher Art nehmen hier zunächst unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. So sehen wir dort, auf sanfter Anhöhe im Osten des Marktes, das Schloß Gam sen egg, als vorzüglich geeigneten Standpunkt für die Betrachtung des genannten lieblichen Naturgemäldes. — Unfern von diesem, beinahe auf gleicher Höhe, das Schloß Streiteben, und in der Ebene des Wiesengrun-des, an den Ufern der Mies, das grass. Thu rn'sche Stahlhammelwerk. — Das Interessanteste und Wichtigste jedoch, was der Beschauung des Wanderers im Guttensteiner-Thale sich darbietet, ist das unfern der Kirche Maria am See gelegene, großartige Eisenpuddling - und Nailswalzwerk Prävali. ^S verdankt seinen Ursprung der Anlage einer Zinkhütte im Jahre 1823, zu welcher Zeit die Gebrüder von Rosthorn den damals noch wenig aufgeschlossenen nahen Steinkohlenbau in der Liescha käuflich an sich brachten. Durch einen Zeitraum von zehn Jahren wurde theils durch die Kohlenausbeute, theils durch die Untersuchungsbauten, die Mächtigkeit dieses Braunkoblenlagers immer mehr ersichtlich, und es bedürfte nur noch eines thätigen und alles umfassenden Geistes, der mit forschende«» Blicke die Bedürfnisse der Zukunft vorzudenken vermochte, zugleich aber auch jene Fähigkeiten und Erfahrungen besafl, um das zu schaffen, was wir jetzt unter den Betriebswerten ähnlicher Art in Kärnten an Prävali wirklich finden, und was wir nun als eines der hervorragendsten, selbst in der Monarchie, erkennen müssen. Dieser Mann war August Edler von Rosthorn, eben so verdient um das Eisen- und Fabrikswesen, als hochgeachtet als Mensch, dein es durch vorzeitigen Tod nicht gegönnt war, seine Schöpfung in ihrer nunmehrigen schönsten Blüthe zu erleben. Im Jahre 1833 wurde von ihm der vollständige Plan zur Errichtung der Eisenpuddling- und Walzhütte verfaßt, im Jahre 1834 der Bau begonnen, und im Jahre 1836 stand derselbe unter seiner persönlichen Leitung vollendet da, und zwar die größtmögliche Kraftentwicklung im Vereine mit zweckmäßigen und entsprechenden Maschinen. Die Gebrüder von Rosthorn hatten damals ihre großen Besitzungen im Lavantthale, sammt allen Erzbauten, Oefen und Eisenwerken an eine Gesellschaft überlassen, in welcher,die Firmaträger als Hauptactionärc fast mit der Hälfte des Betriebs-Kapitales betheiliget waren, zugleich mit der gegen die Gesellschaft übernommenen Verpflichtung, das oben genannte Werk bei Prävali, als einen Theil des Gesanimtkörpers, zu erbauen, und dasselbe ausschließlich mit Braunkohle zu betreiben. Allein schon bei den Versuchen in größerem Maßstabe zeigten die Erfolge sich schwankend, weil «nan die Behandlung mit Braunkohle, als verschieden von den Wirkungen der bereits an andern Orten verwendeten Schwarzkohle, noch nicht vollständig kannte, was bei einer so umschwungsoollen Neuerung in» Großen wohl begreiflich war. Fortgesetzte Versuche hätten allerdings auf Ideen zur Verbesserung und gänzlichen Tauglichkeit dieser Manipulation im Laufe der Zeit, zwar auf Umwegen, aber sicher, geführt; allein iu Folge einiger durch die damalige Betriebsleitung der Wolfsberger Gesellschaft angewendeter und miß-rathener Versuche, und durch die von Hüttenkundigen natürlich nur auf die bisherigen Proben und die allgemeine Voraussetzung gestützte Erklärung, daß die Braunkohle, insbesondere jene von Prävali, für die Eisenerzeugung gänzlich unbrauchbar sey, abgeschreckt, drang die Gesellschaft in die Gebrüder v. R 0 sth 0 rn, das mit so bedeutendem Aufwande hergestellte Prävali - Puddlings-und Eisenwert zurückzukaufen, was denn auch im Jahre 1837, zu dein damals sehr hohen Preise von 160,000 fl. C. M., geschah. Nun stand die Unternehmung an einem gefährlichen Scheidewege. Die zahlreichen und kostspieligen Versuche, welche bereits geschehen waren, mußten entweder geopfert, die zu dem beabsichtigten Zwecke eigens construirten Werke beinahe werthlos bleiben, mit einem Worte, die so nahe Hoffnung eines günstigen Erfolges, sammt dem beträchtlichen bereits aufgewendeten Kapitale mußte gänzlich aufgegeben, oder das mit so viel Zuver-ficht begonnene Wert mit Mnth, Ausdauer und, nach rastloseren, Studium, bis zur leßteu Ueberzeugung durchgeführt werden. DieGebrüder von Rosthorn schlugen den letzteren Weg ein. Unter 124 den ersten ihrer Schritte hierbei war die Wiederanstellung des schon früher beim Eisenwalzwerke zu Frantschach bei Wolfsberg als Verweser angestellt gewesenen I. Schlegel, als Direktor sämmtlicher neuen Werke in Prävali. Die Einsicht, Kenntnis; und Thätigkeit dieses ManneS bewirkte es, das; schon in den Jahren 1838 — 1840, obgleich nicht aus selbst gepudelten Zag-geln und Flammeln, beinahe 20,000 Ztr. Nails »ahrlich produzirt wurden, in den Jahren 18<1—1843 aber lieferte» die Prävalier Werke, aus eigenen Puddling-Frischöfen, Schweißöfen, erzeugt, fur verschiedene Eisenbahnen jährlich 30 bis 50,000 Ztr. ^chie-„en. So ward durä) unausgesetzte Sorgfalt und Mühen das langgestrebte Zie^ endlich erreicht. Nachdem im Jahre 1844 die Herren von Rosthorn mit dem Herrn C. Ritter von Dickmann-Secherau, dem Besitzer der beiden Hochofen in der Lolling, welche circa 140,000 Ztr. Roheisen jährlich produzircn, in Gesellschaft getreten waren, wurden durch diese vereinten Kräfte, welche das beste Holzkohlen-Roheisen, Wasserkraft, Brennstoff und Geldmittel hinrei-chend darbieten, bewirkt, das; Prävali bei den zugleich immer fortschreitenden Verbesserungen in der Manipulation gegenwärtig 80 bis 85,000 Ztr. Rails und 12 bis 15,000 Ztr. Tires und Achsen für Eisenbahn-Wagenräder zu erzeugen im Stande ist. Die Werke bestehen aus 2 Walzbohnen, 2 großen Hirnhämmern, 22 bis 24 Puddling - und Schweißöfen, l englischen Ziegel-ofen, der ebenfalls mit Braunkohle betrieben wird, und der Zinkhütte mit 2 Zinköfen. Nebstdcm bestehen mehrere geräumige Nebengebäude zur Aufnahme der Beamten, des Arbeits-und Aufsichts-Personals und der zahlreichen Vorräche an Uten-silien, Erzeugnissen und Bedarfsgegenstande aller Art. In den verschiedenen Werkstatten sind allein bei 350 Arbeiter ununrer-brochen beschäftiget. Die Kohlenwerke bei Prävali, welche die für die Unternehmung der Herren NostHorn und Dickmann so bedeutungsvolle Braunkohle liefern, werden jährlich mit 500- bis 600,000 Zrr. ausgebeutet, und auf 3 mit Eisenbahnen versehenen Hauptstollen durch l'ii-l^ 300 Knappen gebaut. Der Umfang sämmtlicher Werke zu Prävali ist so bedeutend, dasi die baren Auslagen für Besoldung, Arbeitslohn, Hülfsmateriale, Geräthanschaffungen und für Frachten sich monatlich auf 20 bis 25,000 fi. C. M. belaufen, wodurch Landban und Gewerbe der Umgegend in kurzer Zeit sich gleichfalls auf die sichtlichste Weise emporgeschwungen haben, und die Realitäten um mehr als 50 pCt. im Werthe gestiegen sind. Der Ruf der neuen Manipulation zu Prävali mittelst der Braunkohle wurde rasch im Auslande verbreitet. Noch im Jahre 1843 langten aus dem Rhcinlande u»d aus Sachsen Anfragen über die Behandlungsweise und Anwendung eiu, indem dieß als das einzige Mittel erkannt wurde, die dortige Eisen-Industrie vor der machtig drückenden Coucurrenz Großbritanniens zu retten. Eben so dankbar wurdeu auch im Inlande von allen Sachverständigen die auf den Preis und Vertrieb der Eisen-Fabrikate höchst wichtigen Einflüsse der von Prävali ausgegange-nen Lösung einer großen technischen Frage anerkennt, weil bei den» immer fühlbarer werdenden Mangel und der Vertheuerung des Holzes und der Holzkohle es sonst unmöglich wäre, dem großen Eisenbedarfe zu genügen. Die erste urkundliche Anerkennung der Bedeutsamkeit der Prävalier. Unternehmung ging im Jahre 1841 von dein innerösterreichischen Gewerbs-Vereine aus, und bezeichnet den Werth dieser Verdienste mit dm Ausdrücken: »wegen seiner ausgezeichneten, durch die gewöhnliche für die Industrie-Ausstellung bestimmte goldene Medaille nicht hinreichend zu belohnenden Leistnngen und patriotischen Bestrebungen im Ei sen Hütten fache." Das Miosthal. <^w>ie Straye von Prävali längs der Mies führt uns nach einer Stunde der reißendsten Abwechslung in eines der lieblichsten Thäler Kärntens, welches seineu Namen von jenem Flußc trägt, und sich in mannigfachen Krümmungen am Fuste der karnischen Alpen hinaus m die untere Steiermark erstreckt. Im saftigsten Grün ihrer Felder, Wiesen und Wälder erheben sich dort'die steilen AbHange der Gebirge, und gewähren durch die Mannigfaltigkeit ihrer Formen nicht selten ein malerisches und groteskes Gemälde, Fclscnschluchten, gebildet ans zusammengestürzten Steinblöcken und überschattet von Buchen, Fichten oder Föhren, die in ihren Klüften Wurzel gefaßt haben; — Stein-gerölle, herabgcschwemnu von den höchsten Gipfeln der einschließenden Gebirge, und losgerissen durch das Sausen und Anstürmen der Winde und des Regens; Massen von Steinen der größten Art, die den Lauf des Baches hemmen, und ihr nur mit lautem Getös den Durchgang gestatten; kleine Wasserfälle u. d. gl. bilden bis hin an die Grenzen des Landes eine fortlaufende Kette des anzieheudsten Genusies, während einer Wanderung durch dieses Thal. Doch auch der Freund der Montan-Industrie findet hier seine Befriedigung. So sehen wir dorr Eisenhämmer, Bleibergwerke und ihre dazu gehörigen Vleischmelz-und Raffinirwerke :c. Das bedeutendste ist jedoch jenes von Sch Warzen bach, eine kleine halbe Stunde von dem Pfarrdorfe gleiches Namens entfernt. Sein urkundliches Daseyn reicht über das Jahr 1N22 hinaus; erlitt jedoch im Laufe der Zeit mannigfache Schicksale, ja, in der zweiten Hälfte jenes Jahrhunderts wurde dasselbe durch eine Ueberschwemmung gänzlich zerstört. Erst im Jahre 1775 entstanden durch die rastlose Thätigkeit des Franz Grafen von Thurn die neuen Hämmer, welche unter den» gegenwärtigen Besitzer, Georg Grafen von Thurn, ihre jetzige Gestalt und hohe Bedeutsamkeit für jene Gegenden erhielt. Es besteht nun aus Wallasch-, Streck-und Zaiuhämmern, Drahtzngen und Nagclwerkstätten, und erzeugt jähllich bei 12,000 Ztr. Eisen, von' dem die Hälfte auf den eigenen Werken verarbeitet, die andere Hälfte hingegen an die krainerischen Spiegelfabriken abgesetzt wird. Im Ganzen werden bei diesem Hammerwerke 150 bis 200 Menschen beschäftigt und die Summe des im Umlauf gebrachten Gelbwerthcs beträgt beiläufig 120,000 Gulden C. M. jährlich, wodurch den Bewohnern jenes Hochgebirges Mittel des Erwerbes geboten werden, ohne welchen Vortheil sie in ihrer öden, traurigen Abgeschiedenheit ihr Daseyn nur kümmerlich fristen konnten, oder auf den einzigen Ertrag der Viehzucht beschränkt blieben, die ihre wcidenreichen Alpeutriften begünstigen. Von dem Pfarrdorfe Schwarzenbach sührt durch den sogenannten Kopreingraben ein Gebirgspfad hinauf zur Pfarre St. Jakob und von dort auf den Gipfel der Oschwa.' Wie alle Alpenparthien gewährt auch diese den erfreulichsten Genuß. Von St. Jakob führt der Weg immer auswärts, und ie weiter wir gelangen, desto einsamer wird die Gegend, desto geringer werden die Spuren menschlichen Daseyns. Hie und da nur zeigen sich die Ueberreste längst erloschener Kohlhaufen, bis auch diese verschwinden, und nur die sichtbaren Zeichen der hohen Alpen-natnr uns umgeben. Die Nadeln der Bäume sind abgefallen, statt ihrer hängt Moos an ihnen, ein sicheres Zeichen, dasi wir in einer Luftschichte uns befinden, die durch ihre kalte stürmische Beschaffenheit jedes organische Leben allmählig ersterbe» »nacht. Endlich, nach zwei Stunden Weges, hören die letzten Spuren der Pflanzenwelt auf, und nur Steingerölle und himmelanstrebeude Kaltfelsen verkünden den nahen höchsten Punkt der Alpe. Noch eine kurze Strecke nnd vor uns steht in gigantischer Majestät das Riesenbild der Natur von Sulzbach in Steiermark, der würdigste Gegenstand für unsere sprachlose Verwunderung! M>NIWM^ - 123 Das I a « n t h a l. B l o i b u r g. ^Vahrend unserer bisherigen Darstellung Kärutens in seinen einzelnen Theilen, hatten wir schon öfter Veranlassung, deS Iaunthales zu erwähnen, besonders an, Schlüsse unserer Abhandlung über das Rosenthal, wo wir uns beim Fusie der Obir am Anfangspunkte desselben befanden. Auf der Anhöhe, die über den, Pfarrdorfe MieS sich erhebt, und als Ausläufer der Petze im Guttensteiner Thale sich verflächt, stehen wir an seinem Endpunkte, und übersehen es in seiner ganzen Ausdeh-„ung gegen Westen, und in seiner Breite von Norden nach Suden. Einerseits begrenzt durch die Dräu, die in weitem Bogen von der Scarbi» bis hinab nach Unterdrauburg sich zieht, und anderseits durch die Vorberge der Caravanken, bildet dieser Theil des Landes eigentlich eine grosie Ebene, nur hie und da unterbrochen durch Wälder und sanfte Hügelreiheu, zwischen de-neu die Wohnungen der Menschen, mit all' ihrem Besitzthume und andern Eigenschaften der Natur, zerstreut liegen. Der größte und fruchtbarste Theil derselben liegt gerade vor uns, und der bedeutendste Ort derselben ist die Stadt Bleiburg, die wir an ihrem nördlichen Rande, sammt dem Schlosse, eine kleine Stunde von uns entfernt, erblicken. Im Dunkel der Ueberlieferungen liegt der Ursprung Beider. Nicht unwahrscheinlich jedoch leitet sich ihre Benennung von den Bleierzen her, die in der Gegend von Schwarzenbach sich finden, und nicht nur vor undenklichen, sondern mit gutem Erfolge auch wieder in neueren Zeiten bearbeitet werden. Eine der ältesten Urkunden, die davon spricht, ist diejenige, durch welche Papst Alexander III. (1170) die Privilegien des Stiftes Seckau bestätigte. Unter den dahin gehörigen, in Kärnten gelegenen Gütern wird auch ein Landsitz im Iauuthale, O^ucl ^l,u») am Berge genannt, wo man auf Blei und Silber baut. Dieses Ioun ist aber nichts anderes, als die römischeColonie Iuenna am Fusie der Petze, westlich gegen Sonegg, wo noch jetzt Inschriften, Mauertrümmer und ausgegrabeue Münzen, besonders in der Gemeinde Iaunstein, das einstige Walten jener Weltbe-zwinger in dieser Gegend beurkunden. Mit Zuverlässigkeit werden als erste Besitzer von Bleiburg die an der untern Dräu und an der Cilleischeu San so mächtigen Grafen von Heimburg, zngleich Vögte des Klosters Ober-bürg, bezeichnet. Nach dem Absterben des Mannsstammes dieses Geschlechtes, theilten sich ihre Anverwandte in das reiche Erbe. Bleiburg erhielt Friedrich von Auffenstein, ein Sohn des berühmten Landeshauptmannes Conrad von Aussenstein, und Genial der Elisabeth, Gräfin von Heimburg. Von nun au war hier der Siß der jüngern Linie dieses mächtigen Hauses. Feste und Ritterspiele verherrlichten sein Daseyn, während mit jedem Jahre neue Güter das Besitzthum vermehrten. Diesi dauerte so lange, bis Friedrich's gleichnamiger Sohn bei der Landervertheilung zwischen den Herzogen von Oesterreich, Leopold und Albert, und dem Schweizer-Kriege im Jahre 1373, offen die Fahne der Empörung entfaltete, um bei der dadurch erzeugten Schwächung auch für sich etwas zu erringen. Auffenstein wurde vor Bleiburg überwunden, gefangengenommen und mußte, der Letzte seines Stammes, in das Verließ nach Strechau, welches fein Großvater, fern von solcher Ahnung, erbaut hatte, um es niemals zu verlassen. Der Ring der Treue, den er von dem sterbenden Schärfenberg empfangen, hatte feine Kraft verloren. Sei« jenem Augenblicke blieb Bleibnrg landesfürstliches Eigenthum, obschon öfter verpfändet, und in Pflege gegeben an die Himmelberae, Schaumburger, Reichenburger und Lodrone. Nicht uninteressant für die Charakteristik der damaligen Zeit, sind zwei auffallende Rechte der neuen Urbarien, die Erzherzog Karl bei allen verpfändeten Herrschaften in, Jahre 1571 anordnete. Das zu Bleiburg im Originale Befindliche enthält in dem Artikel, welcher von der Art der Uebergabe der Inquisiten von Seite des Burgfriedes Neuhaus an das Landgericht handelt, Folgendes: „Man nimmt den Schlüssel der Kirche Neuhäusel mit, und führt die Malefizperson zum Pismarchent (an die Grenze). Daselbst wirft man die Schlüssel in das Landgericht, so weit und fern einer mag, und die Malefizperson wird mittlerweile ledig gelassen, bis so lange die Schlüssel nicht auf die Erde gefallen. Allda müssen die des Landgerichtes erwarten; erwische» sie die Person, so führen sie dieselbe mit ihnen, entrinnt sie ihnen aber wieder zurück in's Burgfried, so führt sie der Burgfriedsherr mit ihm, und sie ist ferner vor 14 Tagen in's Landgericht nicht schuldig zu antworten." So großen Werth legte man damals auf das Recht der Gerichtspflege, und entsprach dadurch der Carolinischen Halsge-richtsordmmg vom Jahre 1532, welche die Landgerichtsherren ermahnet, solche Gerichte in eigener Person zu besitzen, weil selbe dem Adel und den Aemtern zur Ehre gereichen. Ein anderes Recht bezieht sich auf die Musikanten. Es heißt nämlich: „Die Herrschaft Bleiburg hat von Alters her auch die Freiheit und Gerechtigkeit, daß alle und jede Hofirer, so viel deren im Landgerichte wohnhaft, am Faschingtag eines jeden Jahres mit ihren Saiten, Trommeln, Pfeifen und an-deren dergleichen Hofierspielen zu erscheine»,, und allda so lange es den» Inhaber der Herrschaft desselben Tages gefällig ist, umsonst zu Hofiren schuldig seyn." Wir nahen uns jetzt dem Zeitpunkte, in welchem die Herrschaft Bleiburg dauerndes Eigenthum einer Familie wurde, deren Geschlechtsregister >n die frühesten Jahrhunderte sich verliert. Es ist dieß das uralte Haus der Grafen von Thurn Valsassina. Nur wenige Familien haben eines so hohen' Alters, einer solchen Ausbreitung und eines so bleibenden Ruh-mes sich zu erfreuen, als diese. An die Namen Thurn, lk> I« I'olir, llt'lla H^arre, ^'m preußischen Feldzuge das Ehrenzeichen der Tapferkeit, das Maria Theresien-Kreuz und de» Stephansorden, und wurde General der Artillerie. Er starb bei der Belagerung von Ginrgewo (1790), auf seinen Kanonen, die er bei dem Ausfalle der Türken um leine,» Preis verlassen wollte. Er war es anch, der das Hain-merwerk zu Schwarzenbach im Jahre 177« neu erbaute. In, Sinne des Vaters wirkte nun dessen Sohn Georg Graf von Thurn, sowohl in Bezug auf die Emporbringung seiner technischen Anstalten im Eisenwesen, als in Hinsicht auf die Veredlung und Vergrößerung seiner weitläufigen Besitzung!,'!! in landwl'l'chschaftlicher Beziehung, wo besonders die Einführung der spanischen Schafzucht in Kärnte» anf dem Rischberge am östlichen AbHange der Petze erwähnt werden muß. Rücksichtlich dieser Letzteren machen wir unsere Leser aufmerksam, das; der Anblick dieses Bergkolosses von der Altane des Schlosses zu Bleiburg sich besonders günstig darstellt. Aus dem oberen Thalboden erhebt sich dort die Pehe im Suden bis zn der Höhe von 9744 W. Fuß über dem Meeresspiegel, ohne Vorgebirge, kühn und hoch in die Lüfte, und zeigt von ihren» Fuße bis zum Gipfel alle Abstufungen der Vegetation, von der üppig grünenden Saat der Fläche und ihren Wiesen, bis hinauf zur dürren Flechte und dem Krumm holze, die allein auf ihrem sonst kahle» Rücken kümmerlich gedeihen. Ueberra. schend nnd im hohen Grade lohnend ist die Fernsicht von ihrem höchsten Punkte, besonders dann, wenn man ihn südlich von Schwarzenbach aus, zn ersteigen sucht. Kaum hat man den letzten Schritt zum nördlichen Rande desselben geinacht, nnter den» Risse, Schneefelder, senkrechte Abstürze und Wälder sich zeigen, so liegt vor und unter uns eine kleine Welt voll be-kannter Bilder; denn mehr als die Halste von Körnten über-sieht dort das erstaunte Auge des Beschauers. — Die Burgruine Sonn egg, eine Stunde westlich von Bleiburg entfernt, hoch gelegen auf sonnigen, nn» mit Wein-Reben besetzten Hügel erregt unser Interesse, weil sich die, Herr» (nun, Grafen) von Weisienwolf, Ungnade genannt, sich auch Freiherrn von Sonegg schreiben. Groß und stolz prangte einst ihr Bau und noch Valvasor zeigt ihn lms in seiner vollen Schönheit im Jahre 1688, doch seit jener Zeit ist er gesunken, nnd kein menschlicher Scharfsinn kann ans den noch vor-handenen wenigen Ueberresten desselben feine Form und seinen einstigen Umfang entziffern. G b o r n d o V f? »/»ebst Bleiburg ist einer der bemerkenswerthesten Orte das ehemalige Augustiner Chorherreustift Eberudorf im Jaunthale. Es liegt an der Strasse, die von Völkermarkt über den See-berg nach Krain fuhrt, und gehört jetzt sammt der Herrschaft dem BenediktitM'stifte St. Paul in, Lavantthale. Das massive Klostergebäude mit der Stiftskirche tragen noch^ de„ Charakter ihrer Erbaunng im 1/. Jahrhunderte, besonders durch das auf einer Gruft erbaute Presbnterium, gleich jenen» von Gurk, so wie durch die Stellung und Verzierung der Eingangspforte. Gegen Ende des eilftm IahrhundertcS besaß ein. Graf CazeM, welchen man gewöhnlich denen , von Bogen, beizählt, bedeutende Güter im Iaunthale. Er gab dieselben dem Pa triarchen Ulrich von Aquileja nut der Bitte, sie zum Unterhalte jener Religiösen zu verwenden, die einst bei seiner Grabstätte Gott dienen würde». Graf Cazcllin starb zu Göttling, einem seiner Allode, in den« heutigen Marburger Kreise. Der Graf Ulrich ließ seine Leiche erheben, und in der Marienkirche zu Doberndorf, welches dann später in den Urkunden als Obern-dorf, dann Eberndorf vorkömmt, und ebenfalls zu Cazellin's Alloden gehörte, begraben. Patriarch Ulrich war nun in der Lage, aus Cazellin's reichem Erbe daselbst eine größere Kirche zu bauen, die er dann durch Ravinus, Bischof von Concordia, einweihen ließ. Zum Unterhalte der bei der neuen Kirche lebenden Chorherren widmete er im Jahre 1106 die ihm von Graf Cazellin abgetretenen, größten Theils in der Umgebung von Eberndorf gelegenen Güter. Hierunter befand sich auch die Anhöhe Chrugel, auf welcher das Stistsgebäude steht, zu den, jedoch erst Patriarch Peregrin den Grund legte, indem er am 20. Oktober 1154 den Eberndorfer Chorherren, die zwar bis dahin unter einem Probste standen, aber in keiner klösterlichen Gemeinschaft lebten, die Regel der Augustiner Chorherren gab, nnd sie in das neu do« ihm gebaute Stift zum gemeinsamen Leben einführte. Von der frühere» Geschichte ist uns wenig bekannt, nur daß es mit nachbarlichen Edlen, besonders denen von Rechberg, öfters in Streitigkeiten gcrieth, und von ihnen durch Raub und Brand hart mitgenommen wurde. Der Einbruch der Türken in das früher von äußeren Feinden weniger angefochtene Kärnten, veranlaßte den Propst Lorenz, auf Umgebung des Stiftes mit Mauern und Gräben zu denken, zn deren Erhaltung Georg von Löschenpfeffer im Jahre 1476 jährliche 100 nngausche Gold-gulden stiftete. Unter den dortigen nachfolgenden Pröpste» nimmt Leonhard aus dem edlen Geschlechte derer von Keut-schach, den ersten Platz ein. Er wurde in, Jahre 1490 Dompropst, und fünf Jahre daranf Erzbischof von Salzburg. Als Wiedererbauer der Friesacher Schlösser, des von Taggenbrunn, Gmünd nnd Tanzenberg, als Gründer der Marienkirche zu Wailschach, als Erheber des Bergbaues an den Tauern ic., hat er sich unsterblich geinacht. Hatte das Stift in der Zeit der Türkeneinfälle durch Brand und Raub an seinen Unterthanen nngemein gelitten, so wurde cs in den nachfolgenden Türkenkriegen durch gezwungene und freiwillige Beiträge nicht minder hergenommen; so mußte >», Jahre 154» Propst Andreas von Liedenfels den, Bischöfe Philipp von Lavant, das Amt im Lavantthalc um «00 fi. verpfänden, um die Stener von 2000 ft. zur Befreiung, eigentlich Wiedereroberung, von Ofen bezahlen zu können, die leider damals, wie noch meh» Mal später, mißglückte. Nach dem Tobe des 4I> Propstes Sebastian Kobel, im Jahre 1603, verweigerte die kaiserl. Commission die Wahl des Mathias von Staudach, Chorherrn von Gurt, und Eberndorf wurde den Jesuiten übergeben. Der Retter des Klagenfurter Collegiums führte den Titel eineS dortigen Propstes jedoch ohne Sitz im Landhause. Unter den Jesuiten wurde das dermalige Stiftsgebäude, und zwar im Jahre 1754 vom Rektor von Hallerstei«, neu erbauet, und Eberndorf war der Sitz ihres Noviziates für Innerösterreich, dazu wegen seiner einsamen Lage als vorzüglich geeignet. Nach ihrer Aufhebung wurde Eberndorf Staarsherrschaft, und daselbst ein« vorbereitende Lehranstalt für lateinische Schnlen errichtet, kam aber in, Jahre 1810 an die Benediktiner von St. Paul. Das nachbarliche Wasserhosen gehörte früher den Un-gnade», Keutschachern, Freibergern nnd Kulmeru, eine Zeit lang auch dem Stifte Arnoldstein, wurde dann im Jahre l l>61 von Leonhard Raditschnigg, an den Retror und Pröpsten Io^ hann Frey für 8000 fi. verkauft, und blieb seitdem bei Eber», dorf. Den Oekonomen lind Technikern stößt Wasserhosen durch seine unter den jetzigen Besitzern erbaute treffliche Mühle, die dermalen aufgelassene Znckerraffinerie, die Branntweinbrennerei und großartige Viehmastung mehrfaches Interesse ein. Mehr «5 als durch diese Anlagen und Anstalten ist Wasserhosen als der Geburtsort der Dioskuren historischer Gelehrsamkeit, des Iesni-ten Markus Hansitz und des Abtes zu Göttweih, Magnus Klein, merkwürdig. Ersterer am 23. April 1683, uufern von Wasserhosen geboren, wurde der Verfasser und Herausgeber der l^l rmania 82ci'«, wovon durch ihn nur 3 Bände erschienen, deren Plan und Fortsetzung die Benediktiner v. St. Blasien, Icht von St. Paul, wieder auffaßten. Was er sonst für Geschichte, besonders auch fur die seiueS Vaterlandes leistete, ist bereits in den kärntnerisch vaterländischen Blättern gewürdigt worden. Magnus Klein, der Sohn des Meiers der Jesuiten zu Wasserhosen, mit 1. Mai 1717 geboren, verdankte eben-falls diesen, Orden seine Erziehung und Ausbildung, die ihn jedoch nach Oesterreich führte, wo er dann zu Gottweih durch den berühmte» Gottsried Vessel, die Weihe als Historiker erhielt. Seine Notlül, ^uzll-iuo 2nllll,?x 1>2ll>«il)num I^2Usl'5l>s!mnn5!!im und ein Entwurf der Geschichte der beutscheu Bisthümer in 17 Bänden waren die Früchte seiner tiefen Gelehrsamkeit und seines unermüdeten Strebens. Ausier dies«, erhielten so viele ausgezeichnete Männer aus jenen Orden, ein Apfalterer, Deins, Fröhlich, Herbert, Stor-chenau :c., hier ihre erste Geistesrichtung. Kappet, Bad Vellach und Seeland. <7> <^>as, was wir im Nachfolgenden unfern Lesern mitzutheilen haben, stellt uns in einzelnen Zügen ein großes herrliches Gemälde der Natur vor Augen, wie es auf der kurzen Strecke von drei Postmeilen im ganzen Umkreise unserer Provinz nur hie und da wieder gefunden werden dürfte. Schönes und Erhabenes sind hier im Bunde, um die Wanderung, die wir von Eberndorf durch die Kappcl und über den Seel^'rg nach Seeland und Krain vorzunehmen gedenken, zu einer der interessantesten zu machen. Die Höhe des Rechberges, auf die wir hinter Sittersdorf (bekannt im Lande wegen seines Weinbaues) zuerst gelangen, bildet den Uebergangspunkt von dem großen Theile Untertärntens, den wir verlassend hier überblicken, zu dem überraschenden Bilde, welches uns bei der letzten Beugung der Strasse auf ihm aus der Gebirgswelt mil Einein Male entgegentritt. Ein schmales, üppig grünendes Thal, windet s»ch vor unseren Blicken gegell Süden hin, durchsiossen von den Silberwelleu der Vellach, wahrend zu beiden Seiten waldige Höhen sich empor ziehen, auf deren zerstreuten Wiesen-und Felderabhäugen die Wohnungen der Menschen hernieder-glänzen. Aus der Tiefe jedoch vernimmt das Ohr das Pochen der gewaltigen Eisenhämmer, und das Getöse der Sägemühlen, die an den, Ufer des Baches angebaut liegen, während weiter im Hintergrunde des Gemäldes die Rauchsäule»! aus den Bleischmelzwerken aufsteigen, deren Erze auf den nahen Gebirgen und unter dem Gipfel der Obir gewonnen werden. Wir wandern dem Laufe der Vellach entgegen und gelangen zu jenen Gebäuden selbst. Ueberraschend schön und wahrhast pittoresk ist der Anblick des Bildes, was hier uusern Blicken sich darstellt. Schroffe Felsenmassen thürmeu sich hier beinahe senkrecht in die schwindelnde Höhe, und gestatten zwischen ihnen und der Strasse uud den, Bache 'nothdürftigen Durchgang, so zwar, dasi die letztere nur über losgerissene Fei-sentrümmer wildrauschend uns entgegen stürzen kann. Das ächt Malerische dieses Gegenstandes hat der bildenden Kunst schon ost Veranlassung zu höchst gelungenen Darstellungen gebothen. — Nicht minder interressant ist jene Stelle der Natur, die wir eine kurze Strecke weiter erreichen, und unter dem Namen der Türkenschanze bekannt ist. Während die Strasse selbst durch ein jetzt offenes Thor gleichsam gesperrt ist, ziehen zu beiden Seiten die Ueberreste gewaltiger Mauern über die Felsengipfel sich hinan. Noch eine kurze Strecke von hier, und wir stehen am Eingänge in den landesfürstlichen Markt Kap pel, als den bedeutendsten Ort dieser Gegend. Im Mittelalter gehörte derselbe sammt dem Thale den mächtigen Grafen von Heiniburg, Herrn der Gegend um Völ-termarkt, des schönen Iaun- und des größten Theiles des Santhales. Da Vö'lkermarkt damals noch den Stappelplaß des unterkärntnerischen Vieh- und neben St. Veit auch des Eisenhandels war, ging der Waarenzug von dort über die Dräu durch die Kappel und Kanter, nach dem nachbarlichen Kram. Der Name „die Eisenkappel" kann daher nur von der häufigen-Eisendurchfuhr sich herleiten; denn noch war damals der Weg über den Loibl einzig nur für Saumpferde anwendbar, und mithin die ganze Alpenreihe der steilen Caravanken bis in's Canalthal hinauf verschlossen. -> Die erste Rivalität erfuhr der gewerb-fleißige und einst weit vermöglichere Markt Kappel durch die Klagenfutter, welche die herzogliche Mauth im Rosenthale gepachtet hatten. Sie suchten den Weg über den Loibl zu ver-bessern, und dadurch den Transitohandel dorthin zu leiten. Die Kappler, nach der Sitte jener Zeit, schritten dagegen thätlich ein, und brachten es dahin, daß man jene Mauth vielfach um, ging. Die Ersteren suchten daher bei Herzog dem Biederen, welcher eben von einem Zuge gegen die Venetianer zurückkehrte, Schutz, und erwirkten von ihm am 28. Oktober 1376, zu Cioidale ein Mandat an den Richter und die Bürger zu Kappel, lautend, die von Klagenfurt in ihrer Mautheinhebung "ich, zu beirren. AIS die Grasen von Heimburg ausgestorben waren, fiel Bleiburg sammt dem Iauuthale, dem Markte und Amte Kappel an die mit ihnen' verwandten Anffensteine. Als diese nach ihrer Empörung im Jahre 1368 dem Schwerte Herzogs Leopold des Biederen erlagen, fiel auch der Markt Kappel an den Landesfürsten zurück. Seit jeuer Zeit blieb er auch laudeSfürst-lich, während das Amt Kappel (1584) vom herzoglichen Vice-dom. Amte an Hanns Ambros Grasen von Thmu verkauft uud von diesen« (1601) mit der Herrschaft Bleiburg vereinigt wurde, die ihn, gleichfalls vom Landesfürsten verkauft worden war. In den Türkenkriegen war Kappel ganz dazu geeignet, eine Hauptrolle zu spielen, indem es den Haupteingang nach Kärnten von Krai» her bildet. Allerdings hatte man 'in der weiter hin gelegenen Kanker einige Verhaue angelegt, und den Paß am Weissenbache, zwischen Kappel und Rechberg, dessen wir früher gedachten, befestigt, wie die noch sichtbaren Ruinen beweisen. Allein, so sicher man auch hinter diesen natürlichen und künstlichen Schutzwehren sich dünkte, so war doch eben diese Sicherheit Schuld an so vielen traurigen Ereignissen. Es war im September 1473, als eine große Schaar Türken (man che Schriftsteller lassen deren bei 27,000 gewesen seyn), mit der größten Schnelligkeit in Kram eindrangen, uud, ohne sich da im Mindesten aufzuhalten, an die unbewährten Gränzen Karntens eilte. In der Nacht vom 25. zmn 26. September brachen diese Horden über St. Georgen an der Kanker in den nach Kärn-ten führenden Pas;, und kaun, graute der Morgen, so sahen sich die Bewohner der Kappel überrascht von den Feinden. Ein Theil derselben hatte noch Zeit zu fliehen. Während sie links und rechts die steilen Höhen hinan eilten, bewegte sich der ungeheure lange feindliche Zug der Vellach entlang dem Rechberg elttgegen. Da ermannten sich die Kappler, die bei einiger Wach-samkeit den befestigten Paß gegen Rechberg zu, leicht hätten besetzen und verschließen tonnen, und rollten, vor jeder Gefahr gesichert, Steine von den Abhängen auf die schuhlosen Türken herab. Diese jedoch ließen sich nicht irre machen, sondern suchten unaufhaltsam in's Freie zu kommen. Das Resultat des ') 52« Angriffes waren die Leichen von 17 Türken und 200 Pferden, aber noch am nämlichen Tage empfand das Iaunthal die Geißel ihrer Nache. Mit der im Jahre 1575 vollkommen hergestellten Loibler Strasse, verlor Kappel sowohl seine merkantile, als auch seine strategische Bedeutsamkeit. Im Jahre 1813 wurde dieser Puntt, als vorspringender Winkel gegen Krain vorzüglich beachtet, und von eine», Theile des Regimentes Chasteller unter den, damalige» Obersten Paum-garten besetzt. Der Feind wagte nie die diesiseitige Stellung anzugreifen. Vielmehr wurde von der Kappel aus durch den erwähnten Obersten, an, 30. August Krainburg (welches die Franzosen mit drei Bataillons und vier Kanonen beseht hat' ten), gemeinschaftlich mit dem von Neumarktl aus anrückenden 9. Iägerbataillon nach heftigen Widerstände genommen. Südlich in der Nähe des Marktes Kappel steht das Schlosi Hagen egg. Wir ziehen an demselben vorüber, verfolgen die Strasse, die uns wechselnd an den Ufern der Vellach gegen das Innere des Hochgebirges führt, und gelangen nach ändert-halb Stunden, voll des herrlichsten Genusses, den die reiche Mannigfaltigkeit der Bilder gewährt, zu dem Badeorte, der von jenem Flusse den Namen trägt. Hier in diesem Orte ist es, wo die schöpferische Kraft der Natur eine merkwürdige, kautn irgend anderswo noch beobachtete Erscheinung darstellt. Es sprudeln nämlich in der geringen Entfermmg von wenigen Schritten, fünf Quellen aus der Erde hervor, von denen jede für sich eigne, schon durch physische Kennzeichen wahrnehmbare Unterschiede der Bestandtheile darbiethet. Klarer jedoch zeigt diese bedeutende Verschiedenheit die chemische Analyse, und ihre Resultate eben so, als die durch eine lange Reihe von Jahren gemachten vielfältigen Erfahrungen bekräftigen hinlänglich die ausgedehnte heilsame Wirksamkeit, welche der Gebrauch derselben nach Verschiedenheit der individuellen Assektionen bedingte. Es liegt außer dem Zwecke dieses Werkes, uns in eine detail lirte Schilderung der Heilkräfte jener Quellen in alle«« beson-deren Krankheiten einzulassen. Sie ist theils in der Carinthia, theils in Abhandlungen für sich bestehend und im Badeorte selbst zu finden und durch den Druck zur öffentlichen Kenntniß gebracht worden. In das Bereich unserer Mittheilung gehören wesentlich zwei Eigenschaften, die Lage des Ortes, und — seine Umgebung. Was nun die Erstere betrifft, so ist das Bad Vellach das einzige unter den übrigen Badeörtern Kärntens, welches in einem der wildromantischen Thäler des langen Kaltalpenzuges liegt, der den Süden des LandeS begränzt, und von, Ursulaberg« angefangen bis hin zum Mittagskofel sich zieht. Hart am Fuße der riesigen Caravanken, genießt das Vellach - Bad alle Vortheile der reinsten Alpenlust, so wie es alle Reihe in sich schließt, die mit jeder großartigen Natur stets unzertrenn lich verbunden sind, zumal in den Tagen des heißeren Sommers. Zu den vorzüglichsten Zierden jener Gegend jedoch gehören zwei Landschaft - Parthien, hervorragend durch großartige Majestät: Die Kotschna und das sogenannte Seeland. Die Erlte liegt eine kleine halbe Stunde südöstlich vom Bade und bildet ein kolossales Amphitheater von auf-gethürmten Felsenmassen, bis hinan zum Beginne der starren Unfruchtbarkeit, während zu seinen Füsien ein üppig wuchernder Wiesenteppich sich ausbreitet, den einzelne Baumgnlppen, Na-delgehölze und die zerstreuten Wohnungen der Menschen schmücken. Uebt schon der Anblick dieses Gemäldes einen unendlichen Zauber im Innern des Beschauers, so wird derselbe noch mehr überrascht, wenn er auf der schönen Poststrasse nach Krain, vom Bade aus die Höhe des Seeberges zu gewinnen sucht, und dort an der rechten Seite derselben eine nicht bedeutende Felsenanhöhe ersteigt. Zur Bezeichnung dessen, was auf jenen Punkte seinem staunenden Auge sich darstellt, können wir nur kurz andeuten, daß er, besonders wenn die Beschaffenheit des Tages ihn begünstigt, selbst seine kühnste Erwartung befriedigt sehen wird. Die weitere Verfolgung der Strasse vom Seeberge abwärts führt uns durch das tief gelegene Seeland in die Kanter und von dort nach einer mehrständigen Fahrt in die freie Ebene von Krainburg. VIII. Nas Ourk^ Un^ MetniMhal. »» 131 VIII. Das GMk- Nnd Metmtzthal. Inhalt: Das Gurkthal. Straßburss. Gurk. Das Metnitzthal. Grades. Friesach. ^)u den vorzüglichsten Thalern des Nebenastes, den die Tauernkette nach Karnten sendet, gehören: das Gurtthalund das Metnitzthal. Geschieden durch einen Ast, der vom Ko-nigshute ostlich läuft, und bei Fliesach sich abdacht, ruhen sie dort im Norden des Landes in stiller Einsamkeit, besonders in ihren höheren, wenig besuchten Theilen. Fern gelegen jenen Haupt-Verbindungsstrasien, welche Kärnten nach allen Richtungen durchziehen, hat jedes derselben nur eine einzige der vielen Nebenstraßen, auf welcher der Verkehr nach auswärts vermittelt wird. Unterdessen, so viel des Aehnlichen nnd Gleichartigen, was diese beiden genannten Thaler in vielen Beziehungen auch an sich tragen mögen, rücksichtlich ihrer besonderen Eigenthümlichkeiten sind sie jedoch so weit verschieden, dasi wir es für nothwendig erachten, ihre Characteristik unsern Lesern einzeln vor Augen zn sichren. Zu diesem Behufe schildern wir zuerst das Gurkthal, und fuhren sie auf der Poststrasie von Klagenfurt dlirch Steier-mart nach Wien, bis zu jenem Punkte, wo an, nördlichen Ende des Krappfeldes, bei Zwischcnwässern, die Met nil) mit der Gurt sich vereint. Hier folgen wir dem Laufe der Letzteren entgegen, und gelangen nach ungefähr acht Stunden nach Gnesau, wo das von ihr benannte Thal beginnt. Die Gurt selbst entspringt noch einige Stunden weiter nördlich, zwischen den Wänden des grosien Speikkogels und der Haidnerhöhe, als Ausläufern des Eisenhutes, dessen Meereshöhe 772 l Fuß betragt. Eine nicht uninteressante Erscheinung ist der Umstand, dasi von den« südlichen Gebirgskamme, der in geringerer Höhe, als der nördliche, das ganze Thal umschließt, kein Bach in die Gurk sich ergicsit, sondern alle Quellen an der sogenannten Sonuseite desselben sich befinden. Einförmigkeit seiner Bildung ist das chmacteristische Merkmal des Gurkthales. Die lange Strecke seiner waldbedeckten Anhöhen zu beiden Seiten, zumal an der Schattenseite, biethet nur geringen Reih der Abwechslung. Nicht undeutlich sind hie und da die Spuren längst vorübergegangener Wasser-Revolutionen. Das Glödni hthal, daS einzige Seitenthal der Gurk von Bedeutung, rrägt davon die unverkennbarsten Zeichen. Es beginnt unweit Albeck, an der Nordseite des Thales, und zieht sich durch zwei Stunden gegen die Hohen der Fladnih. Das ganze, von sanft ansteigenden Bergen umschlossene, länglichte Becken war einst ein See, der gegen Altenmarkt, in der Ebene des Gurkthales, durchbrach, und eben dadurch jene thurmhoch aufgeschwemmten Sandschichten gebildet hat, die man noch jetzt an vielen Stel- len in der Gegend von Weitensfeld wahrnimmt. Es geht die Sage, dasi noch vor nicht langen Jahren am Rabenloge! die eisernen Ringe zu sehen waren, an welchen die Schisse festgehalten wurden, welche jene Seewogeu durchfurchten, auf deren tiefen, Grunde nun der Landmann mit dem Pfluge die segcns volle Furche zieht. Um das Gurkthal i» seinen besonderen Merkwürdigkeiten kennen zu lernen, wird es zweckmäßig seyn, die Wanderung durch dasselbe bei Zwischenwassern zu be-ginnen. ES ist dieß ein dem Gurker Bisthume gehöriges Schloß (Pöckstein genannt), umgeben von einem Parke, mehreren Gärten und gewerkschaftlichen Gebäuden. Es bildet ein geschlos-seues Viereck, auslaufend in ein Belvedere, und ist das Werk des Architerteu Hagenau er, durch welchen es Fürstbischof Auersperg vom Grunde aus im italienischen Geschmacke überbauen lies;, und das im Jahre 1780 vollendet wurde. Sein Erdgeschoß und die drei Stockwerke enthalten eine Kapelle und einen imposanten Saal mit herrlichen Statuen und Fresken. Die große Zahl von Gemächern bietet bequeme Unterkunft für den ^ommeraufcnchalt des jeweiligen Fürstbischofes von Gurk. Den örtlichen Verhältnissen zufolge, die wirbeiZwischenwässern sehen, war man schon im Mittelalter darauf bedacht, dieselben als schützenden Past zu befestigen. Die Herzoge von Kärnten bauten auf der Höhe gegen Westen das Schloß Bulldorf, auf der in der Mitte freistehenden Felsenspitze die Burg Pöck-steiu, und jenseits des Weges nach Althofen, am AbHange des Moraniberges, die Veste Raben stein. In den Kriegen mit den mächtigen Kirchenfürsteu von Salzburg wurde, mit Ausgang des 13. IahlHundertes, sowohl Bulldorf, als auch Rabenstein, zerstört, so zwar, dasi mau ihre einstige Lage nur noch aus den Ortsnamen kennt. Erst in spateren Tagen fiel auch Pöckstein durch den Zahn der Zeit, und seine Trümmer dienten zum Baue des an seinem Fuße liegenden neuen Schlosses. Als die räuberischen Schaaren König Eorviu's in Kärnten einbrachen, widerstanden ihnen hier die Reisigen des Fürstbischofes mit dem Aufgebote aus dem Gurkthale, und nahmen ihnen einen Theil der Beute ab. In Folge dessen rückte der migarische Heerführer Haugwitz aus Friesach mit zahlreichen Streitkräften heran, und stürmte die Kirche am nahen Hohen-felde, in welche sich ein Theil des Aufgebotes geworfen hatte. Lange vertheidigten sich die Landleute. Einer der Anführer, fünf Edle mir ihm, und eine bedeuteude Zahl der stürmenden sielen. Endlich ergab sich dennoch dir bereits zusammengeschmol zeue, tapfere Schaar. Aehnliche Gefechte ereigneten sich da iu den Jahren 17!>7 und 1805 gegen die F,an,osen. Das Blut der hier Gesunkeucn ist gesühnt, und statt des erschütternden Krieges-Donners, hört mau ,etzt an diesem heiteren Friedenssitze „ur die pochenden Schläge aus den Werkstätten Vulkan's. 132 Zum Schlüsse fügen wlr nur noch die Bemerkung hinzu, daß die Ruinen von dem Schlosse Alt-Po'ckstein uns an das Geschlecht der Gschwind von Pöckstein erinnern, von denen durch Kauf das Schloß an daS Bisthum Gurt gedieh, und welche Familie nun verjüngt in den Frei Herrn von Ottelife lS fortlebt. S traßburg. <^cr Straße folgend, die längs der Gurk in das Innere des Thales führt, gelangen wir über St. Georgen nach ungefähr zwei Stunden zu dem Städtchen Straßburg, und werden hier durch den Anblick des alten Residenzschlosses der Bischöfe von Gurk überrascht, welches gegen Norden auf einem kegelförmigen, sonnigen Hügel majestätisch thront. Rnckslchtlich seiner imponirenden Lage wird das Schloß Straßburg nut seinen Erkern, Thürmen und Balkönen, nur von der kühn erbauten Veste Hoch-Osterw itz, dieser Perle unter den Burgen Kärntens, übertroffen. Einstens verbanden 6 Klafter hohe Mauern dasselbe mit dem Stadtchen; doch nur jene Vesten, so wie das Thor gegen Gurk, sind geblieben. Die ostlichen Schutzmauern sammt dem Thore au dieser Seite wurden demolirr, und mußten a!s Material? für daS freundliche AIumnats-Gebäude dienen. Der Faden der Geschichte der Stadt und des Schlosses Straßburg spinnt sich fast durch volle neunhundert Jahre. Bereits im Jahre 975 verlieh Kaiser Otto II. der Witwe Imma, einer aus Hemma's Voreltern, welche zu Lieding an einein kleinen Hügel, hart bei Straßburg eine Kirche erbaute, das Recht, an derselben einen Markt und eine Münze zu bauen, und eine Mauth zu errichten. Da einst hier vorbei die Straße nach Obersteiermark und nach Oberkärnten führte, war die Mauth betrachtlich, wie es die öfteren Verpfändungen derselben bezeugen. Eben so erhielt die Strasie der Burg, die zu ihrem Schutze erbaut worden war, den Namen auf eine natürliche Weise. Erst durch die Errichtung des Bisthums erhielt sie ihre spätere, höhere Bedeutung. Schon im Jahre 864 erhielt Erzbischof Adalwin von Salzburg, von König Ludwig mehrere, Güter zu Gurk, um da, wenn er Carantanieu besuchte, eine Unterkunft zu finden. Doch erst Erzbischof Gebharb fühlte das Bedürfniß lebhaft, diesen, von Salzburg so fernen Gauen auch einen geistlichen Oberhirten zu geben. Er versammelte daher am 6. März 1071 zu Gurk mehrere Prälaten und Edle, unter denen sich auch die Bischöfe Otto von Negensburg und Altmann von Passau; ferner der Markgraf Starkhand, Vogtherr von Gurk, befanden. Mit diesen zog er feierlich in die Kirche, und eröffnete ihnen seinen Entschluß, mit geistlicher und weltlicher Bewilligung für Gurk ein Bisthun, zu errichten. Ein allgemeiner Beifall scholl ihm entgegen. Man schritt sogleich zur Wahl, welche auf den edlen Günther von Krappfeld fiel. Gebhard bestätigte ihn mit Er» theilung des Ringes, und Probst Aribo von Gurt reichte dem Erwählten den Stab. Die Besitzungen des Frauenklosters zu Gurk gaben den Grund zu den Einkünften des Bisthumes, und der Erzbischof vermehrte sie durch Zehende und sonstige Diöcesan-und Psarrrechte. Kaiser Heinrich IV. bestätigte am 9. Jänner 1072 diese Errichtung, und fügte noch die Schenkung des königlichen Regals aller Salz- und Metallgruben auf Gurter Grund und Boden, dann die Gerichtsbarkeit, mit Ausnahme des BlutgerichteS und über Diebstahl, hinzu. Erst Bischof Hildebold, der Nachfolger Günthers, welcher Friesach gegen die Feinde des Erzbischofes so wacker vertheidiget hatte, erlangte, am 16. Juni 1131, von dem Metropoliten Conrad l. die Abgrenzung seines Bisthumes, welches bis zum Jahre 1786 die Thäler der Metnitz und der Gurk, biS an die jetzige Landstraße von Friesach nach St. Veit, und von dort die Sonnseite des GlamhaleS bis Glanegg enthielt. Die Geschichte der Bischöfe von Gurk, von denen bereits Roman l., im Jahre 1162, und mit ihm aUe seine Nachfolger, Fürsten genannt wurden, so wie jene des Bisthumes, eng verbunden mit der Geschichte Kärntens, und vielfach verzweigt mit jener von Oesterreich (an dessen Hofe die Bischöfe meistens das so einflußreiche Kanzleramt verwalteten), ist ein lohnender Gegenstand eines eigenen Buches. Für unsern Zweck muß das genügen, was den Ort betrifft. Friedlich hätte der Krummstab über die ihm unterthanigen Gauen gewaltet, wenn der unselige Investiturstreit, so wie der Kampf zwischen den Guelphen und Ghibellinen (welche Deutschland unter den Kaisern aus Franken und dem Hause Hohen-staufen zerrütteten), nicht auch Gurk berührt, und die Frage, wer das Wahlrecht deS Bischofes daselbst haben sollte, eS nicht in die Crisis hineingezogen hätten, die Jahrhunderte dauerte, und selbst oft zum tödtlichen Ausbruche kam. Dieses ahnend, hatte schon Fürstbischof Roman I. um das Jahr 1160 Straßburg neu befestigt. Zwölf Jahre darauf, nach Ableben Roman I I., wählten die Chorherren von Gurk, das freie Wahlrecht behauptend, den Archidiacon, Herrmann Grafen von Ortenburg, zum Bischöfe. Diesen, jedoch setzte Erzdischof Conrad vou Salzburg den Propst zu Maria Saal, Dietrich von Kollm'tz, entgegen, und da jener nicht weichen wollte, kämm es zu den Waffen. Herrmann verschloß sich auf seiner Veste zu Straßburg, und Dietrich begann an, 5. Juli 1179 die Belagerung. Erzbischof Conrad erschien nun auch mit Hilfstruppen, und mit ihm theils als Vermittler, theils als Bundesgenossen kamen: der Cardinal-Legat, Peter li^ Ijori«, Otto, Bischof von Bamberg, Heinrich, Bischof von Brixen, Herrmann, Herzog von Kärnten u. v. a. Weit und breit litten die Unterthanen des Bisthums durch Raub und Plünderung der Krieger; die Stadt Straßburg ging in Rauch auf, und Bischof Herrmann sah sich endlich genöthiget, stch zu ergeben. Er behielt dafür sein Archioia-conar, und ging in seine Heimath nach Ortenburg. In der schreckenvollen kaiserlosen Zeit, swo Ottokar von Böhmen von der Dräu bis Aquilcj., gewaltthätig herrschte, traf auch das Schloß Straßburg das Schicksal, zerstört zu werden. Es scheint indessen, daß dabei der Ritter Niklas von Löwenberg verfangen war, welcher die Burghuth von Straßburg inne hatte. König Ottokar trug daher unterm 1. Oktober 1274 der Witwe Felicitas von Löwenberg und ihren Söhnen auf, das noch halb zerstörte Straßburg dem Bischöfe wieder abzutreten, da sie von dort aus Räubereien selbst in jenen Gegenden des herzoglichen Kärnten verübten, die dem Ottokar zuständig waren. Von nun an lebte Straßburg wieder friedliche Tage, und selbst Türken und Ungarn zeigten sich nur von ferne. Fürstbischof Gerold machte um das Jahr 133ft das Schloß mehr wohnlich , und im 16. Jahrhunderte dienten die Bemühungen der Bischöfe: Johann von Schönburg, Urban der Oester-rcicher, Johann Jakob von Lamberg, besonders aber jene deS Cardinal und Fürstbischofes Johann Freiherrn von GoiA dazu, eS seiner jetzigen Gestalt entgegen zu führen. Der einzige Ueberrest der alten Burg, ein hoher und fester Thurm, und einzelne Theile in den Erdgeschossen, tragen noch ganz das Gepräge des 12. Iahl Hundertes an sich. Von dem 'Sehenswürdigsten, welches die einstige Residenz der Fürstbischöfe schmückte, ist, seitdem Zwischenwässer» erbaut, und der Sitz des Bisthumes nach Klageusurt verlegt wurde, außer einer bedeutenden Zahl von Gemälden, wenig mehr vorhanden. Für die Bildung des Gurker-CleruS hatte bereits Fürstbischof Andreas von Spaur ein Seminar errichtet, und es nebst andern Erträgnissen auch mit dein Einkommen der Pfarre St. Stephan am Krappfelde dotirt. Zum gegenwärtigen Alumnate legte ursprünglich Fürstbischof Sebastian Graf von Lodron als Residenz den Grund. Fürstbischof Joseph M. Graf von Thurn erhob diese Bildungsanstalt zur höchsten Stufe, indem 133 er unter andern auch den berühmten Canonisten Zahlweil, Hieher berief. ?ll> der Stelle der St. Nikolaus-Kirche zu Straßburg, welche im Jahre 117! mir »och als Kapelle erscheint, errichtete im Jahre l3.'ll Fürstbischof Gerold das jetzige Eollegiat-Kapi-tel. Unter Fürstbischof Johann Schallermann, welcher um das Jahr I44l) die Collegiatlirche in ihrer gegenwärtigen Form e»> baute, beschenkte Kaiser Friedrich I V. das Capitel zur Dotirung des Propstes mit der Pfarre Wippach iu Innerkrain, und bald darauf Papst Pius N. dieselbe mil der Pfarre Neutirchen in Untersteierniark. Die Kirche selbst hat ein schönes, freies, hoch-gewölbtes Schiff, und enthalt die Grabmaler von mehreren Bischöfen, so wie die Familiengruft der Grafen von Goi's. Das Stadiche» Straßburg, einst von dem fürstlichen Hofstaate und von vielen Fremden belebt, trägt gegenwärtig die stille Einförmigkeit seiner Abgeschiedenheit an sich, und konute nur mühsam von den traurigen Folgen der verheerenden Feuers-brunst sich erholen, die es im Jahre l839 beinahe gänzlich zu vernichten drohte. Gurk. V^ine halbe Stunde von Strasiburg entfernt sehen wir den altehrwürdigen Dom von Gurk vor unseren Augen. Heilige Empfindungen erweckt der Anblick desselben in unserer Brust, denn von allen noch bestehenden geistlichen Stiftungen d.s Landes ist diese die Bedeutendste, E^ wir jedoch zur Schilderung desselben kommen, sey es uns erlaubt, die Geschichte des Ortes und mit ihr jene des Thales zu beginnen. Wir thun es deßwegen, weil das Alter der noch vorhandenen Urkunden, so wie der seit beinahe einem Jahrtausende fortdauernde Bestand der Dinge, durch ein ähnliches Verhältniß in Karnten kaum übergössen wird. Der Pagus (Gau) Gurt war einer der hervorragendsten im alten Carantanicn. Unter Karl dem Großen war er nach den, Aussterben der slavischen Fürsten eigenen Grenzgrafen an-vertraut. Als Ludwig der Dentsche seinem Sohne Karlmann Carantanien übergab, verwaltete Graf Gundakcr den Gurker Gau. Karlmann, dessen Schwiegervater Graf Ernst in des Kaisers Ungnadc fiel, befürchtete alles Ueble auch für sich, und vereinigte in Folge dessen eigenmächtig diese Mark mit Kärnren. WaS jedoch den Verdacht des Aufruhrs bei den, Kaiser noch mehr erweckte, war Karlmann's Bündniß mit den, mährischen Herzoge Nastitz, der gegen Ludwig stets feindselig gesinnt war. Zwar gelang es Karlmann, seinen erzürnten Vater zu besänftigen, und die Wiedereinsetzung in Kärnten, dessen er verlustig erklärt worden war, zu erlangen; doch der einmal geschöpfte Argwohn erwachte in desto größeren, Maße, als man seinen Sohn zum wiederholten Male anklagte. Karlmann, eben anf der Reise nach Regensburg begriffen, kehrte gewarnt nach Kärnten zurück, und glaubte hier in der Mitte seiner Getreuen sicher zu seyn. Doch er hatte eine Schlange in seinem Busen genährt, und diese war der früher genannte Graf Gundaker. Als Ludwig mit einem Heere an Kärnten's Grenzen erschien, glaubte Karlmann nichts Besseres thun zu können, als die Engpässe an der Schwarza (die Eingänge bei dein jetzigen Schott-wien und gegen Maria Zell), dem Grafen Gundaker zur Bewahrung anzuvertrauen. Gundaker jedoch ging mit den, Kerne des Heeres zum Vater über, und Karlmann war genöthigt, sein Heil in der Flucht zu suchen. Gnndaker erhielt Kärnten zum Lohne seines Verrathes. In diese Zeit seiner Verwaltung, nämlich >n das Jahr 864, fällt die Schenkung Kaiser Ludwig's an den Salzburger Erzbischof Adalwin, deren wir bereits erwähnt, und zu welcher Gundaker gerathen hatte. Da damals das Chorbisthum zu Maria Saal nicht mehr bestand, besuchte der Salzburger Oberhirt zeitweise mit Gefolge das Land, wo man dann seinen Unterhalt durch eine Collecte bestritt. Da diese aber beschwerlich, mitunter auch unausführbar war, so erhielt mittelst Urkunde von» 6, Jänner 864 das Erzstist zu Gurk (wo Graf Gundaker eine Curie hatte), diese sammt sechs Colonien, fünf Leibeigenen, und fünf andern Bauernhöfen. Auf diese Art bildete sich hier daS erste geistliche Eigenthum, als Grundlage des späteren Bisthumes. Gundater genoß den Lohn seines Verrathes nicht lange. Karlmann, durch Fürsprache mit seinem Vater wieder versöhnt, kehrte von seiner Flucht zurück, mußte jedoch bei Hose gleichsam in Haft bleiben. Eine List entzog ihn aber derselben. Bei einer Iagdparthte, welche er begleiten durfte, bestieg er ei» un-gemein muthiges, feuriges Roß, und ehe man sich's versah, sprengte er mit demselben über Stock und Stein davon, gewann den Weg nach Kärnten und wurde dort von seinen alten Angehörigen mit offenen Armen empfangen. Ludwig eilte ihn, nach, doch nicht aus feindseliger Absicht, sondern um Karlmann sicheres Geleite anzubieten. Die Frucht ihrer Zusammenkunft war die förmliche Rückgabe Kärntens und der panonischen Mark an seinen Sohn. Gnudaker, hierüber empört, ging zu den Feinden des Reiches über, und nahm die Unterbefehlshabersstelle in, Heere des Mährerherzogs an. Schon stand er als Führer des Vortrabes in Baiern, als Ludwig seine Schaaren noch nicht gesammelt hatte. Doch auch die Uebermacht konnte die-sen neuen Catilina, wie ihn die Jahrbücher von Fulda nennen, den Sieg nicht verschaffen. Als er die Fahnen seines Herrn und seines Vaterlandes wehen sah, ergriff ihn das Schmerzgefühl seines schwarzen Verrathes, und er war unfähig, die nöthige«, Befehle zu geben. Dadurch wm'den die Mährcr entmu-thigt, und ein leichter Kamps, in welchen, Gundaker den Sieg und sein Leben verlor, war die Folge. So endete der Graf des Gurkergaues, der Einzige, dessen Schicksale wir näher kennen. Mit Kaiser Arnnlph, Karlmann's natürlichem Sohne und einstens Kärntens Herzoge, rücken wir der Geschichte von der Stiftung Hemma's immer näher. Er schenkte an, 29. Sept. «95 zu Oettingcn einen, gewissen Waltun das Drnchsenthal nut zwei Schlossern, den Diexberg, Neichenburg und Gnrkfeld an der Save, auch Udrin (wahrscheinlich in der Gegend des heutigen Seckau), und drei Jahre später (an, 3l. August und 4. September 898) dem edlen Zwetboch das Gurkthal und Zeltschach; die Grenzen des Gurkthales gingen nach der damaligen Bestimmung von der Glödniher. bis an die verlassenen Alpen (Einöde) und den verschworncn Brunn (heute Schwären-brunn auf der Glanakeralpe); dann von dem Einflüsse der Milse (OlsaD in die Metnitz, bis nach Enttichenstein (Namingstein), alles Gebirge mit seinen Abhängen, einerseits biö an die Mur, und anderseits bis an die Gurk. Dieses waren ungefähr auch die Grenzen von Hemma's nachherigen Besitzungen, welches die ihr ertheilten Urkunden beweiset,. Hemma, die Stifterin von Gurt und Aomont, der Gegenstand der Verehrung seit mehr als acht Jahrhunderten, war mit dem hochedlen Hause Scheyern - Wittelsbach von einerlei Abkunft, mithin eine Blutsverwandte Kaiser Heinrich's ll., der sie selbst urkundlich als solche nannte. Nicht minder nahe stand sie den traungauischen Ottokaren und den Markgrasen von Sceier, so wie den leobnerischen Aribonen. Sie war Erbin nach dem, mit dem Markgrafen Lmtpold versippten Zwetboch, und daher im Admontthale, an der Save, bei Drüchsen, in» Gurkthale und in Fricsach reich begütert. Als ihre Eltern glbt die Legende den Grafen Engelbert von Peilstem und dessen Gattin Tuta an. Aller Wahrscheinlichkeit nach war sie um daS Jahr 970 geboren, und an dem Hofe Heinrich's II., Herzogs von Baiern, erzogen. Bald nach dem Jahre 99U reichte sie den, Grafen Wilhelm von Friesach und Zeltschach ihre Hand, welcher am 34 134 24. September 980 vo» Kaiser Otto II. mlt 20 Huben am Beige Doberich beschenkt worden war, m,d überhaupt miter die treuesten Vasallen des Kaisers gehörte. Mächtig und reich, lebte er mehrere Jahre glücklich mir semer frommen Gattin. Zwei Söhne, Wilhelm und Hartwig, waren die Früchte dieser Verbindung. Ihre vorzüglichsten Schätze hoben sie aus den nachbarlichen Bergwerken von Zelt.-schach, wo Hunderte von Knappen auf Silber bauten. Die Söhne des Berges jedoch, wenn sie ihren finsteren Schachten entstiegen, überließen sich der wildesten Schwelgerei. Ihnen galt nichts heilig, auch nicht die Bande der Ehe. Einen solchen Ehebrecher ließen die beiden Brüder, während die Eltern auf ihren Besitzungen in Kram weilten, einsangen und er büsite seinen Frevel unter dein Schwerte des Henkers. Mit diesen: Todesurtheile aber hatten die Unglücklichen auch das Ihrige geschrieben. Gleich einer giftigen Natter verkroch sich die Rache in die Grubeil der Berge. Von hier aus sollte sie die Sichergeglaubten ereilen. Nicht lauge, und, statt der blinkenden Erze, rollten die blutigen Lcichnahme der beiden Jünglinge die Halde herab, gemordet durch die Keule im finsteren Schachte. Bald hatte die Kunde von der furchtbaren Unthat Wilhelm den Vater erreicht. Er kam nur dem Schwerte der Vergeltung, alle seine Edlen und Lehenspstichtigen mit sich fortreißend. Es gab kein Urtheil, weil man die Thäter nicht wußte; nur eine Vertilgung der ganzen Rotte. Auf dem Platze von Friesach trank der Boden das Blut der Hingerichteten, und hinan bis zu den Bergzinnen loderte die Brandfackel, hörte man nur Wehklagen und Geheul. Auch Hemma kam; aber sie tonnte nur weinen, bitten und beschwören, bis die Hand des Rachers ruhte. Wilhelm, zerrissen von den, Anblicke des furchtbaren Wehes, kinderlos und niedergebeugt, pilgerte nach Rom. Auf der Rückkehr jedoch von seiner Sühnungsfahrt starb er zu Grabern im Lavantthale. Nach so vielen und tief verwundenden Schlägen des widri-gen Geschickes, Gatten-, Kinder- und Erbenlos, gedachte die Gott ergebene Hemma nicht mehr des Irdischen. Eine fromme Witwe, lebte sie einige Jahre zu Gurthofen zurückgezogen, in stiller, heiliger Einsamkeit, und bezeichnete, begünstigt durch die reichen Gefalle ihrer Allodeu, im weiten Carantanien und in Friaul, jeden Tag mit Wohlthaten gegen Hilfsbedürftige und Unglückliche. Besonders wandte sie ihre Freigebigkeit auch den Kirchen zu, von denen sie viele ausbessern und verschönern, mehrere aber von» Grunde aus «eu erbauen ließ, z. B. jene zu Pisweg, Hohenfeld, Grafendorf bei Friesach u. a. Nicht nur das Beispiel ihrer Anverwandten, die in chrer Nahe die Frauenklöster zu Gösi und St. Georgen am Längsee gestiftet hatten, sondern vielmehr der schöne Geist der damaligen Zeit, wo man noch nicht erlernt hatte, den Verlust des haus. lichen Glückes durch Weltgenüsse zu ersetzen, ja im Gegentheile, das ganze Gemüth in den Himmel übertrug, welchen Geist Hemma im edelsten Sinne des Wortes in sich nährte und bewahrte, bestimmte sie, zwei Klöster und einen herrlichen Dom in Gurt zu erbauen. Nach ihrer Vollendung kam auf den Ruf der gottesfürchtigen Stifterin Anfangs August 1042 der salzburgische Erzbischof Valduin nach Gurt, und brachte einige Klosterfrauen aus St. Ruprecht's uralten, Stifte auf den» Nonnberge zu Salzburg, sammt einer Aebtissin, Namens Ida, dann zwanzig Chorherren mit sich, um sie in jene Wohnstatten einzuführen. An, Feste der Himmelfahrt Maria's nahm er in Anwesenheit unzähliger Volksschaaren die heilige Handlung der Tem.pelweihe vor. Die hochedle Hemma trat dann selbst, um. geben von 70 Jungfrauen Carantaniens, vor den Hochaltar, legte die siegelbefestigten Briefe ihrer ansehnlichen Spenden für den neuen Don,, für die Klosterfrauen und die 20 Chorherren zu den Füßen der Himmelskönigin, als Patronin der Kirche hin, und opferte sich selbst, indent sie mit chren Begleiterinnen von Balduin den geweihten Schleier erhielt, in seine Hände die feierlichen Gelübde ablegte, und aus einer überreichen Erbin und gräflichen Herrin eine demüthige, unterworfene und gemeine Klosternonnc wurde. Zu der Stiftungsurkunde, welche Balduin ausstellte, und worin alle Güter aufgezählt sind, welche Hem-ma der neuen Kirche und ihren geistlichen Anwohnern schenkte ließ sie in ihrem eigenen Namen die Bedingung hinzufüge»: dasi von allen durch sie der Kirche von Gurk geschenkten eigenen beuten der Erstgeborne der Familie das Recht haben solle, sich uni ein halbes Talent und fünfzehn Denare von der Leibeigenschaft bei der 'Aebtissin loszukaufen; die übrigen Familien-Söhne sollten hierin von dein Ausspruche des ganzen Convents abhängen. So gab Hemma in den damals rauhen Zeiten der Gewalt und Leibeigenschaft das schöne Beispiel humaner Gesinnun gen. Am darauf folgenden heiligen Dreikönigsfeste kam Balbuin wieder nach Gurthofen, und brachte mit Hemma einen Güter lausch zu Stande, wornach er gegen Neichenburg an der Save und Editach in Friaul, das Patronats- und Zehendrecht für die auf ihrem Grunde stehenden und noch zu erbauenden Kirchen abtrat. AIs Hemma im Frühlinge 1045 ,'„ eine schwere Krankheit fiel, und bald aufgelöst^zu werden wünschte, bat sie Bal-dm'n noch einmal zu sich. ^ie setzte in ihrer letzten Willens-meinuug fest, das; die Chorherren die Verpflegung aus den, gemeinschaftlichen Foude mit den Chorfranen haben,'die übrigen Bedürfnisse aber aus dem Ertrage der zunächstgelegenen sechs große» Gehöfte gedeckt werden sollten. Am 27. Mai 1045 bekräftigte sie diese Urkunde mit ihrem und Balduin's Siegel, und am 2 9. Juni, am Feste der 'Apostel Petrus und Paulus, ging sie in ein besseres Leben über. In» Jahre 1845 fand zum achten Male die Säcular-Feier ihres Todestages Statt, ein eben so großes als erhebendes Fest der dankbaren Erinnerung in, Angesichtc von Tausenden, die zu Gurt versammelt waren', im andächtigen Gefühle ihrer Verehrung. Die Akten von Hemma's Seligsprechung kamen nach weit-läufigen und kostspieligen Einleitnngcn unter Bischof Ulrich lli. von Sonnenburg im Jahre 1465 zu Stande. Sie als Heilige der ganzen Kirche vorzuführen, gestatteten die damaligen Umstände, die fortwährende Türrennoth, und die traurigen inneren Kriege unter Kaiser Friedrich IV. nicht. Ihr Andenken jedoch ist geblieben, und wird bleiben, so lange das Christenthum in den Thälern der Heimath seinen Sitz behanpten, so lange reine Menschenliebe, hochherzige und milde Behandlung der Unterthanen ein Recht auf Menschendank haben werden. Tausende von Frauennamen, welche durch Schönheil und Ueppigkeit ihrer Feste die Nachwelt bezauberten, sind in der Geschichte untergegangen; Hemma lebt nicht nur in dieser, sie lebt fort in den unverdorbenen Herzen schlichter Naturmenschen. Jährlich be-sonders am 4. Sonntage nach Ostern, und an Hemma's Sterbetage, kommen aus Kram und den übrigen Gegenden, wo sie einst als Herrin geboth, wo sie das größte aller Güter, die persönliche Freiheit, den Leibeigenen schenkte, Tausende nach Gurt, um das Fest der Verehrung und Dankbarkeit an ihrer Grabesstätte zu feiern. Kurz vor Errichtung des Bisthumes Gurk in, Jahre I07l stand als letzte Aebtissin in den, Frauenkloster zu Gurt Hiem cella vor. Von nun an hies, dieselbe nur Meisterin, und in der Mitte des 15. Iahrhundertes wird zum letzten Male in den Urkunden von diesen, Frauen-Conveute, welcher nach der Regel St. Benedikt's lebte, Meldung gemacht. Das Stift der Chor- und uachherigen Domherren besasi, von da angefangen, die, nicht zum Bisthume verwendeten, gemeinschaftlichen Güter, und fuhr fort, in Kärnten die Leuchte des Christenthumes und der Civilisation aufrecht zu erhalten. Die Domschule zu Gurt genoß eines ausgezeichneten Rufes. Das Stift hatte in seiner Mitte einen eigenen Scholaster, dem 133 die Oberleitung derselben oblag. Die unmittelbare Aufsicht über die Zöglinge führte ein Nector und eine gewisse Anzahl von Professoren. Noch findet sich am Eingänge des Propsthofes, rechts, daS marmorne Brustbild des einstigen Magisters, Peter Schatel aus Eichstätt, welcher, laut Unterschrift, hier vor vier Jahrhunderten die Nectorswürde bekleidete. Söhne von höherer Abkunft erhielten ihren Platz neben den Domherren in, Stifte selbst; Aermere in einem der Nebengebäude. Bei den Ersteren fand ein engeres wechselseitiges Verhältniß mit den einzelnen Domherrn Statt, denen sie entweder durch Blut verwandt, oder besonders empfohlen waren. Rührend ist die Art, wie Herzog Herrmann von Karnten dieses Verhältnisses, in welchen: er einst zu den, ehemaligen Chorherrn, Dompropste, dann Bi-schofe Roman, gestanden, in seinen, Diplome von, 13. Mai !l li3, womit er mehrere Lehen und das Vogteirecht vom Bis-thume Gurk übernahm, gedachte. »Eingedenk", sagt er im Eingänge der Urkunde, „aller Liebe, die Bischof Roman mir und meinen, seligen Bruder Heinrich da erwies, wo uns Herzog Ulrich, unser Vater, als Knaben ihm zur Erziehung übergab, mit der er uns da nährte und lehrte, vertraute er mir das Vogteirecht :c. :c.". — Wie groß der Zudrang der edlen Jugend Karntens und selbst entfernter Länder dahin war, be-weist die Thatsache, dasi mit Anfang des 16. Iahrhnndertes, wo doch die deutschen Hochschulen eine Menge Lernbegieriger an sich zogen, in Gurk noch 18 Edelknaben, darunter ein Lich-tenstein, Dietrichstein, selbst zwei Engländer ic., in der äußern Schule 10 Zöglinge mit 4 Adstanten sich befanden. Zeuge der Freigebigkeit, mit welcher das Domcapitel für ärmere Schüler sorgte, ist eine Stelle aus der Iahrcsstiftung des Dompropstes Georg, vom 8. November 1362, worin er unter Anderem bestimmte, das; jährlich an seinem Sterbetage dem Rector der Schulen zwölf Denare, und von jedem Domherrn, für den Genus; der von ihm gestifteten Güter, am heiligen Ehristfeste jeden, der armen Schüler zwei Ellen der Tuchgattung, Maistricl genannt, zu einem Rocke gegeben werden solle. In der Zeit der Reformation setzte das Domcapitel den, Einreißen der Neuerung in den ihm vertrauten Gemeindet» einen ftstci, Damm entgegen; und als unter Kaiser Joseph II. das Kapitel selbst die Aufhebung treffen sollte, wußte es Fürstbischof Franz, aus den, Hause der Altgrafen von Salm, dadurch zu erhalten, daß er es an, 24. August !?87 aus einem, nach St. Augustin's Vorschriften lebende» Regular- in einSäcularstift ver-wandelte, wie es denn zur Zeit seines Ursprunges auch nur ein solches gewesen war. Von dem, was die selige Hemma in Gurt erbaute, ist außer dem prächtigen Dome nichts mehr zu sehen. Vor dem großen Stiftsthore fahren die Wägen tief donnernd über unter--irdische Gewölbe, so wie man im Stifthofe, bei wenigem Graben, auf Grundmauern stößt. Wenn der Wanderer in densel ben eintritt, so überraschen ihn die langen Fronten des Gebäu-des. Den Propsthof zur Linken vollendete vor drei Jahrhunderten Dompropst Welzer von Eberstein, befestigte ihn gegen Türkenwuth mit starken Mauern, runden Thürmen und einen, tiefen Graben. Diese sind in unseren, dieser Wehre nicht mehr bedürfenden Tagen fast gänzlich demolirt und geebnet worden. Das Kapitelgebände befindet sich dein Eintretenden gerade gegenüber, und schließt sich an den Propsthof und die Kirche. Der Dom ist aus Quadersteinen erbaut, welche jedoch nur hinter dem Presbyterium nicht übertüncht sind. Der freie Anblick des Baues, wie ihn Hemma führte, trägt ganz den Character der byzantinischen Zeit a„ sich. Der Erbauer dieses herrlichen Gotteshauses nennt sich wahrscheinlich an der kleineren Eingangsthüre gegen Süden, wo man in Stein gehauen liest: Kl« c!x>5l>l,5 ^<^iii uz,»« Kil — . Wahrschein lich ein Lombarde, vielleicht ein Verbündeter des Gegners Hein-rich ll., Namens Hardm'n, welcher hier als Verwiesener lebte. Der Dom besteht aus drei Abtheilungen, der Vorhalle und den zwei Thürmen (diese wahrscheinlich ans dem 13. Jahrhunderte), dann der Kirche mit den, rundgespamiten Eingangsthore und der Gruft. Die in der Vorhalle befindlichen sechs hölzerneu Tafeln stellen in gemaltem Schnißwerke Begebenheiten aus Hemma's Leben, und einige Wunder bei ihrem Grabe vor. Sie sind aus der Zeit ihrer Seligsprechung und haben bereits sehr unleserliche Unterschriften. Die Darstellung ist voll Leben, bisweilen grauenhast. Die Kirche, welche 168 Fuß Lange und 72 Fuß Breite hat, wurde bei dem Eintritte in das Schiff mehr überraschen, wenn mcht das Presbnten'um, wegen der darunter befindlichen Gruft, be.nahe um eine ganze Klafter höher gestellt, und durch sehr masswe Mauerpfeiler in drei Abtheilungen geschieden wäre. Im ^ch.sse bemerkt man zwei lrainerische Standarten, 8,.. ^., e.gentl.ch von Wachs gefertigte, auf Stangen r.chendc Säulen^ Pyramiden, von deren einstigen. Schmucke nur noch Reste übrig geblieben sind. Die Seitenwände zieren vier qroße Gemälde von Frohmüller, welche Scenen aus Hemma's Leben (die Personen im römischen Costüme) darstellen. In der Mitte, am Aufgange gegen den Hochaltar, befindet sich die herrliche Gruppe Raphael Donners: die Krenzabnehmung, aus Metall gegossen. Auch die prachtvolle, reich mit Schnihwerk ausgestattete Kanzel ist von Donner. Der Hochaltar ist eine gigantische Masse von mehr als hundert Figuren, mit einer Hohe von 54 Fuß. Sein Hauptgegenstand ist: Maria in himmlischer Glorie, von Engelchören mngeben. In verschiedenen Abftufun gen reihen ,.ch ^e.l.'ge jeder Classe, darunter auch Kaiser Hein rich II., seme Gemahlin Kunigunde, Leopold von Oesterreich und Hemma. Das Schönste von Allen, ist nnstreitig die Vorstellung des heiligen Abendmahles. Die daran Theilnehmenden erscheinen in Lebensgröße, und sind in ihrer Haltung voll Würde. Alle Figuren haben an Gesicht und Händen die Naturfarbe, die übrigen Theile derselben sind durchaus mit Gold überzogen. Die vier Evangelisten «»„stehen den Altartisch, und im-pomren durch ihre Größe. In der That, ein prachtvolles, christliches Pantheon, wie man es kaum irgendwo findet. Zunächst den, Kreuzaltar gelangen wir auf zwei geräumigen Stemtreppeu hinab in die Gruft. Sie bildet eine eigene Kirche von 72 Hun im Gevierte, getragen von 100 Säulen und 6 Pse.lern. Von den 5 Altären, welche das durch die Seiten, fenjter einfallende Tageslicht hinlänglich erhellt, zieht jener der el.gen Hemma die Aufmerksamkeit am meisten an sich. Hieher brachte Bischof Heinrich 1. ,',„ Jahre I I74 ihre Gebeine, und der Altar, welcher diese gegenwärtig bedeckt, wurde vor etwas mehr als emem Jahrhunderte von den, Künstler Anton von Corradlm, alls cararischem Marmor verfertigt. Die darauf befindliche Gruppe stellt die sterbende Hemma vor, die das Kreuz des Welterlösers noch einmal a» die Brust drückt. Sie ist um. geben von einen, tröstenden Priester, und den zwei weiblichen Genien des Glaubens und der Hoffnung, von denen der Erstere mit einen» Schleier bedeckt ist, durch den dir erhobenen GesichtS-theile kenntlich hervortreten. Von den» Nachlasse Hemma'S sind noch ein Ring und e,n Halsgehange übrig; beide von Nauchtopas, als Abzeichen der Wltwentrauer, und in Gold gefaßt. In der Gruft sieht man noch ,hren Sitz, einen ausgehöhlten Serpentinstein, auf dem ne Plaß nahm, um die Ärbeitsleute zu betheilen. Die legende lä,,t sie bei dieser Gelegenheit Jenen von ihnen, die nut ihrem Lohne unzufrieden waren, die volle Börse vorhalten, und siehe! cs bekam Jeder, wenn er auch noch so gierig zugriff, nur daS, was er verdiente. Als das Domcapitel nach seiner Säcularisirung Gurk ve»> ließ, und seinen Siß zu Klagenfurt nahm, wurde es einsam in den »veiten Hallen des Stiftsgebäudes, und nur am Sterbetage Hemma's erwacht sie zum Theil wieder, die alte Herrlichkeit. 13« Wir verlasse,, Gurk, diese», Glanzpunct der historischen Erinnerung in jenen abgeschiedenen Gegenden, um unsere Leser in das Innere des Thales zu begleiten. Die Entfernung einer Postmeile bringt uns nach den, Markte Weitensfeld, ein Ort, der einst mit seiner Kirche zu den, weiter entfernten Orte Alten markt gehörte, an sich von geringer Bedeutung, mid nur zu Zeiten belebt, durch die öfteren Jahrmärkte. Das In-teressanteste hier dürfte eine althergebrachte Feierlichkeit seyn, welche am Pfingstmontage abgehallen wird, und uns das Andenken der Vorzeit bewahrt. Es findet nämlich ein Wettrennen von Einem Ende des Marktes bis zu den, Andern Statt;^dre, Preise, einfach und von geringem Werthe, wie es die alte lVitte fordert, sind ausgesetzt. Der erste besteht gewöhnlich aus ein Paar Strümpfen und einem mit Bandern durchfiochtenen Kranze allein, und der dritte aus einem mit Bandern umflochtenen Strausie von Blumen und Schweinsborsten. Um diese Preise laufen die drei Migsteu Burger, welchen die Uebrigen zu Pferde folgen, und am Ziele den Ausspruch des aufgestellten Preisge-lichtes vernehmen? Ueber den Ursprung dieses Spieles erzählen die Bürger in Weitensfeld folgende mundliche Ueberlieferung: «Vor Jahrhunderten, zur Zeit einer fürchterlichen Pest, war Weilensfeld bis auf drei Jünglinge und eine Jungfrau ausge-storben. Jeder bewarb sich eifrig um ihre Hand; allein die glückliche Braut konnte sie nur Einem reichen, und war bei ihrer Wahl in nicht geringer Verlegenheit, indem ihre Werber drei gleich inuntere, züchtige Bürgersöhne waren. Da kam sie auf den Gedanken des Wettrennens, sehte sich selbst als Preis, und ward von den« Schnellsten als Weib genommen." So erbte sich die Geschichte von dem Vater auf den Sohn fort, und die Jungfrau ist in guter Bildhauerarbeit noch auf dem Markt--brunnen zu sehen. Als im Jahre 1814 der Markt gänzlich abbrannte, erlitt dieses Fest eine traurige Unterbrechung. Zwischen Weitensfeld und dem nächst gelegenen Pfarrdorfe Altenmartt erweitert sich daS Thal, und gewinnt an Frische und Mannigfaltigkeit. Altenmarkt ist ziemlich groß, und hat eine mit hohen Ringmauern umgebene Kirche. Eine halb ver-witterte Inschrift an der Kirchenmauer sagt uns, dasi in, Jahre 1478 die Türken dieses Gotteshaus drei Mal anzuzünden sich bestrebten, und es mit Wuth, jedoch vergeblich bestürmte». Ein alter kirchlicher Gebrauch bewahrt das Andenken daran besser, als jene Schriftzüge. Wenn die Pfarrgemeiube Altenmartt zu der nicht weit davon gelegenen Filialkirche St. Johann in Pro-zession geht, so wird sie'dort, statt mit einem Sprengwedel, mit einem Wachholderstrausie eingesprengt. Die Veranlassung hiezu ist folgende: Der Commandant der türtischen Streifhorde lagerte sich mit seiner Mannschaft um das Kirchlein St. Johann. Die Horde hielt Mittagsstunde, wobei dem BefehlslM ber von den darin lauernden Kärntnern der Bissen von, Munde weggeschossen wurde. Dadurch erschreckt, zog er eilig ab, und soll unter Verwünschungen gesagt haben: »So lange dies, Kirchlein in Kranabeth (Wachholder. Stauden) stehen wird, werden die Türkenschanzen bei dein nahen Kleinglödnih das Andenken jener verhängnisivollen Tage bewahren." Die Bauart der Kircke beweist ihr hoheS Alter, mindestens aus den, 13. Jahrhundert. Im 14. Jahrhundert entstand aus derselben die Pfarre Glöd-nih, und erst um die Mitte des vorigen IahrhunderteS jene zu Weitensfeld. Die fernere Verfolgung unseres Weges bietet nur wenig Interessantes. Die Ruinen von Albeck und Wullrosi können für die verlorue freie Schönheit des Gnrkthales, die wir bisher gesehen haben, nicht entschädigen; denn wenn die Strafte bis Hieher zwischen grünenden Saaten dahin sich schlangelte, so windet sie sich von Kleinglödnih nur mühsam zwischen Wälder, über Hügel und Grüben hinauf nach der Gurk, die in einem tiefen steinigten Bette den, Wanderer entgegen rauscht. Hammerleute, Kohl-führer und Kohlenbrenner beleben allein jenen einsamen Gebirgsweg. Bei dem Bisthum Gurk'schen Hammerwerke Sirnitz end-lich ist für die Strafte kein Plah mehr an den Ufern des Flusses, der hier nur mühsam zwischen hohen Gebirgen sich durch drängt, während jene über einen Berg rechts hinauf nach Neu-Albeck und i» die Sirnih sich wendet. Das lohnendste Schau-spiel in jener Gegend bleibt die sogenannte »enge Gurk". Der Weg dahin führt bei jenen, Hammerwerke links über die Brücke steil hinan. Ein wenig betretener Fuftsteig lenkt über rollendes Gestein unter hohen Felsenwänden in einen schauerlichen Graben. Durch Gesträuche, über Felsen und Klippen, wandelt man mit unsicheren, Tritte. Aus der Tiefe donnert die Gurk entgegen, alleS Lebende verscheuchend durch ihr Tosen und Brausen. Noch einige Schritte tiefer, und wir stehen am Ziele. Dichter Wasserwirbel umhüllt den Wanderer. Ein Fels^ block, herabgestürzt von seinen Höhen, hat sich hier hingelagert, in die Mitte des Flusses, der schäumend über ihn wegstürmt, die ^üfte erfüllend mit donnerähnlichem Schalle. Es ist die enge Gurk. An ihr vorüber, gelangen wir in kurzer Zeit zu den, hochgelegenen Bade St. Leonhard, dessen wir bereits im Glanthale erwähnt haben. Wir kehren daher zurück nach Al-tenmarlt, folgen dort zwischen Bergen einem steinigten Wege, und erreichen bei der mit Recht so benannten Tausend-Lust-Keu-sche den überraschenden Anblick des GI o' dn > tzthales Das Dorf gleiches Namens hat eine Kirche von allgothischer Bau. art, die ,m Jahre 13!>3 an die Stelle der ursprünglichen kleinen und finstern Kapelle trat. An, Ende des zwei Stunden langen Thales liegt das Dorf Weisberg, vor Alters Weis priach genannt, dessen Bewohner einstens wegen ihrer Viehzucht sehr wohlhabend waren, da die Flattnitzer-Alpen ihnen gehör-ten. Das bisher nördlich laufende Thal wendet sich nun west-I,ch, und jenseits der Wiesen, über welche der Weg führt, erhebt sich ueben einen, wild herabstürzenden Waldbache ein schroffer Felsen, eben jener Raben to gel, bessen wir schon im Vor hergehenden gedachten. Das Thal verengt sich zu einen, Gra ben, und der Pfad lenkt nun steil hinan. Nach einer mühsam zurückgelegten Stunde gelangen wir endlich zum Bauer im Ort. Er ist der letzte und höchstgelegene Bauer dieser Gegend. Nur wenig Getreide wächst mehr hier, und der Hafer wird oft schon durch den Schnee bedeckt. Von ihm entfernt, und höher hinauf liegt die sogenannte Stier-Tratte. Einst, so gibt es die Sage, zogen übermüthige Hirten einem lebenden Stiere die Haut ab, und trieben ihn zu Markte. Aus der ausge spannten Haut sitze,^, würfelten sie um das gelöste Geld. Noch bezeichnet man die stelle auf jener Tratte oder Weide, wo dies, geschehen seyn soll, denn auf ihr wächst seit jenen Taqen kein Grashalm mehr. Es soll dieses Plätzchen, unfruchtbar und ewig kahl, den Fluch der That zur Warnung vor frechem Uebermuthe bewahren. In höherer Entfernung von der Stier-Tratte finden wir dort einen schauerlichen Kalk-Koloft, der Hemma-Ofen ge nannt. Die Sage macht diesen Felsen zum Lieblingssihe der Stifterin von Gurk. In der Höhlung dieses Felsens sey sie gesessen, und habe ihren im gegenüberliegenden Küster arbeitenden Bergknappen, so wie den bei der nahen Salzpfanne be^ schäftigten Leuten zugesehen. Nach der Ermordung ihrer Söhne habe sie ihren Vermählungsring in den unter ihr gelegenen tlei-„en Teich geworfen, mit dcn Worten: „Bis dieser Ring nicht wieder gesunden wird, sollen die Silberadern des Küster unsicht-bar werden, und die Salzquelle versiegen!" So seyen die dor-tigen Silberbergwcrke und die Salzquelle eingegangen. Die vielen Schachte in, Küster sind noch heute zu sehen, den Ort der Salzquelle zeigt zwar der Sage nach das im «träufenden Ofen" eingehauene Kreuz, die Quelle selbst aber hat noch Keiner gefunden. Mir der Höhe von 4380 Fuß über der Meeresfiäche, welche wir nun erstiegen haben, sind wir auch in der Nähe des 137 Alpendosfes Flatnitz, bestehend aus Alpeuhütten »lit einer Kirche, welche im Sommer von eil«em eigenen Priester versehen wird. Am Oswald, - Tage wird hier ein bedeutender, von Kärntnern, Steiermärker» und Salzburgern besuchter Viehmarkt abgehalten. Es ist gleichsam ein Wettkampf zwischen den Bewohnern dieser drei Länder, welche unter ihnen das schönste Vieh zu Markte bringen. Die Kärntner erhalten fast immer den Vorzug, denn nicht selten kommen fette Weidcochsen von lä — 18 Zentner Gewicht Hieher. Unterdessen, nicht nur in diesem vorzüglichsten Erwerbs zweige wetteifern die Alpenbewohner, sondern auch in Körperkräften, und weit berühmt ist daher das Wettringen an der Flatnitz-Alpe. Das Metnitzthal. ««A^ie Höhe von Flatnitz, welche wir so eben erreicht haben, und von welcher die Alpenparthie auf den großen Eisenhut gemacht werden kann, dient uns zugleich da, die Wanderung durch das Metnißthal zuvor von dort aus zu beginnen, dessen ganze Länge zehn Stunden beträgt, und dessen größten Theil wir in der Richtung gegen Osten hier übersehen. Es führt seinen Namen von dem Fluße Metnitz, der es durch fließt, bis er bei Zwischenwässern mit der Gurt sich vereinigt. Die grosie Verschiedenheit der Höhe, in der dieses Thal liegt, bedingt auch eine eben so große Verschiedenheit seines Klima. In den obersten Gegenden desselben gedeiht nur kümmerlich der Hafer, und mehrere, einst zum Getreidebaue verwendete Huben werden jetzt als Sennhütten benutzt. In den tieferen Thälern desselben, in den von St. Salvator und Friesach, gedeihen üppig die schönsten Getreide-, Garten- und Baumfrüchte. Ja, auf der sogenannten Weinleiten bei Maperhofen, soll einst auch Wein gebaut worden seyn. Der erste Ort, zu dem wir auf einem einsamen Gebirgs-pfade von Flatnih gelangen, ist die Kurazie Oberdorf, welche erst neu errichtet, in mehrere Gebirgsthäler sich ausdehnt. Die entferntesten Pfarrtinder haben zwei Stunden und darüber in die Kirche zu gehen, welchen Weg ihnen zur Winterszeit der tieffallende Schnee und die vereisten Pfade noch mehr erschweren. Zwei Stunden von Oberdorf entfernt, liegt in dem fia-cheren und weiteren Kessel des Thales der Markt Metnitz, schlecht und unregelmäßig auf einem Hügel erbaut, und der Municipalität der Herrschaft Grades untergeordnet. Seinen Rang als Martt verdankt es wohl nur der Vorzeit, wo man wegen der, von der Flatnitz herabziehenden Straße Befestigungen anlegte und Markt hielt. Bei Errichtung des Bisthumes, im Jahre 1071, bestand zu Metnitz ein eigenes Amt für die Einkünfte desselben in diesen, Thale, und das Stift Admont verpflichtete sich, im Vertrage mit Bischof Romann l., das nach Strasiburg schuldige Salz jahrlich Hieher zu liefern. Die in der Veste Metniß seßhaften Ministerialen nannten sich Krafto's von Metniß. Die noch vorhandenen machtigen Rui» nen ob den, Markte haben ein mehrfaches Interesse, wenn wir lesen, wie bereits vor fünf Jahrhunderten eine mächtige Hand in ihnen wühlte. Fürstbischof Heinrich Nl. von Felsenberg hatte die Burghuth seiner Veste zu Metnitz den dortigen Bürgern anvertraut. Troßend auf die Stärke ihrer Thürme, und verleitet durch das Beispiel vieler ihrer ritterlichen Nachbarn, erlaubten sie sich Straßenraub. So geschah es, daß sie einem Handelsmanne jenes Gold- und Silbergeschmeide abnahmen, »reiches für Kaiser Albrecht's Gemahlin, ElSbeth, bestimmt war. Die Sache war von solcher Bedeutung, daß Albrecht den Bischof Heinrich und Otto von Lichtenstein zu sich nach Wien be-rief, und ihnen die Execution gegen die Bürger von Metnitz gebot, welche ihre» Raub durchaus nicht herausgeben wollten. Mit zahlreichen Schaaren zogen nun jene heran, und nur drei Stunden Bedenkzeit gönnten sie den Metnitzern. Als diese vergebens verstrichen war, wirkte eine große Wurfmaschine und zwei Schleudern gegen den obersten Thurm, als Schlüssel der Veste. Nach 14 Tagen lag er in Schutt, und mit ihm fiel der Muth der bisher staudhaften Besatzung. Es wurde ein Böthe nach Gratz zu Albrecht um Schonung gesandt; doch, da der Schmuck nicht zur bestimmten Stunde ausgefolgt wurde, ließ er die Burg brechen, uud den Markt besetzen. Bischof Heinrich zahlte den Schaden, um der lästigen Gäste los zu werden, und wendete darauf und auf die Wiederherstellung der Veste tausend Mark Goldes. Grades. 9l <4clter vielleicht als Metnitz, aber weniger bekannt durch Urkunden, ist das nicht eine ganze Stunde abwärts auf emer Anhöhe gelegene Schloß Grades, mit dem gleichnamigen Markte. Grades kömmt von dem slavischen l^^ll (Umzäunung). Es sind also Grades und Osterwih die einzigen Ve sten, welche Ursprung und Namen aus jenen Zeiten führen, wo noch die Slaven, wie das nachbarliche Burgau, auch diese Thäler bewohnten. Das Schloß Grades ist von dem Markte, der an Ve-wohnerzahl dem von Metnih gleich kömmt, durch eine lange Erdzunge uud eine Brücke geschieden. Die Höhe, auf welcher beide liegen, hat sich in das Metnihthal gleichsam eingekeilt, so, daß der Bach sich eine riefe Schlucht höhlen mußte, um durchzudrmgen. Das Schloß ist außer Communication, ganz isolirt, und von steilen Abhängen umgeben. Obgleich ohne Ringmauern, ist es fest durch seine Lage, von Auße,, mit Fen stern nur karg versehen, doch von Innen sehr ordentlich, geräumig und nett, so, daß man der Sage gerne glauben möchte, welche die Klosterfrauen von Gurk, nach der Stiftung des Bisrhumes, Hieher übersiedeln laßt. Fürstbischof Joseph Graf von Thurn war es, welcher in Grades, bei der allgemeinen Anregung des FabrikswesenS unter der Kaiserin Maria Theresia, eine Seidenfabrit anlegte, wouon noch einzelne Probestücke von Tapeten zu sehen sind. Von den einstigen Vertheidigungsmit. teln bewahrt ein Gewölbe noch Pfeile, Palaster und andere Bruchstücke. Anziehend für den Alterthumsforscher und Architectursreund ist die zunächst ob Grades gelegene St. Wolfgangstirche, eine herrliche Probe altdeutscher Baukunst, aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts. Die weitere Verfolgung unseres Weges von Grades durch das Metnitzthal bis zu jenem Punkte, wo dasselbe sich erweitert, und vom Fuße der Grebenze bis hin zum Dobritsch gleichsam eine Ebene bildet, in welcher Friesach liegt, gewährt dem Reisenden nur geringen Reiz der Abwechslung. Eingeengt zu beiden Seiten von ziemlich steil abfallenden Bergen, ist der Blick desselben gehemmt, und sein Ohr vernimmt nur das Rauschen der nahen Meinitz, die hier längs der Straße der Tiefe enrge-genrauscht. Die Eisengewerkschaft St. Salvator und das Schloß Mayrhofen sind'bis dahin das Bemerkenswertheste für die Betrachtung. Bevor wir jedoch unsere Leser nach Frie-sach begleiten, sey es uns erlaubt, einen flüchtigen Blick auf die Charactcristik der Bewohner des Metnitzthales zu werfen. Die Metnitzthaler haben einen hohen, starken und festen Körperbau. Volle Kraft äußern alle ihre Muskeln. Ihre Kräfte in täglicher, schwerer Arbeit, die ihnen der Ackerbau, die Viehzucht und das Kohlenbrennen, als einzige Erwerbsquelle, nothwendig »nacht, und selbst in ihrer Lieblings-Unterhaltung, im Ringen, stets übend, bringen sie dieselbe zu einem großen Grade von Vollkommenheit. Im Vergleiche mit den Ober- 35 R38 steiermärlern den Bewohn»'»'»! des nachbarlichen Gurkthales, des Krappfeldes und des Görtschitzthales, in welch' letzterem Kröpfe und Kretinismus nicht seltene Erscheinungen sind, gewinnt der Metznitzthaler bedeutend an Vorzug. Selbst in Bezug auf die Reinlichkeit, möchte derselbe vor den genannten Nachbarn den höhern Rang behaupten. In Bezug auf den moralischen Character zeichnen s,ch die Metnihthaler durch Redlichkeit, Fleiß, Trene, Aufrichtigkeit und Gutmüthigkeit vor den übrigen Landes-leuten ans. Eben so ist unbedingtes Z» trauen gegen ihre Obrigkeiten nnd Seelsorger, ein characle» istischer Zug derselben. Eine Beschwerde gegen Beide bei dem vorgesetzten Kreisamre oder Consistorium ist eine unerhörte Sache, Lurns und seine verderblichen Folgen smd ihnen fremd. Der Metuipthaler tragt jeßl eben so, wie vor hundert Jahren, seinen weisllodenen Rock, rothe oder grüne Weste, kurze, höchstens 8 Zoll lange, schwarz-oder gelblederne Beinkleider, kaun» über die Waden »eichende schafwollene Strümpfe, und ungefärbte niedere Schuhe. Obgleich in, Allgemeinen mäßig, genießt er dennoch öfter sein Lieblingsgetränk, den Branntwein, besonders bei bestimmten Veranlassungen, wo es nicht selten zu Raufereien kömmt. Uebri-gens smd die Metnihthaler aufgeräumte und muntere Leute, welche au den Zeitereignissen nach ihren, Fassungs-Vermögen lebhaften Antheil nehmen, den ihre ungepfiogene Muse in Volks-gefangen auszudrücken sich bemüht. Den, Protestantismus smd sie ganz abhold. In der geistigen Bildung jedoch stehen sie ihren Nachbarn in, Gurkthale zurück, woran die Abgeschiedenheit ihres Thales Schuld tragen mag. Ein ausgezeichneter Zug ihres Characters jedoch liegt in ihren, thatigen Mitleiden gegen jeden Armen, und in der schnellen und ausgiebigen Unterstützung, welche sie Verunglückten unter sich angedeihen lassen. Eben so bereitwillig zeigen sie sich in der gegenseitigen Aushilfe bei ihren häuslichen und Feldbedürfnissen. F r i e s a ch. ^-^ort, wo die Metnih und die Olsa sich pereinigen, und eng verbunden, »vie ein Silbcrband den untersten, üppig grünenden Theil des Metnihthales durchziehen, liegt im östlichen Schatten der aufsteigenden Waldeshöhe die Stadt Friesach, einst die Erste des mächtigen Carantaner-Reiches, und nun die älteste des Landes. Die hier porfindigen vielen Römersteine ließen die Geschichtsforscher lange zweifelhaft, ob nicht hier daS berühmte Vil-lMl,,!, stand, oder ob es jenes Noreja gewesen, nächst welchem der Consul Carbo bei seinem Vordringen gegen die Cimbern eine Niederlage erlitt. Indessen, so gnten Grund diese Vermuthungen auch haben mögen, gibt es für Friesach i»n Latein dennoch keine» Anklang. Man wollte es daher wahr-scheinlicher finden, das) es aus den Worten Friese nnd Sachse zusammengesetzt sey. Diese Mähre (denn nur als solche dürfen wir diese Annahme bezeichnen) vergegenwärtigt noch jeht ein Gemälde an der Außenseite des dortigen Gasthauses „zum Bären", welches die beiden seyn sollende!» Gründer von Friesach darstellt, mehr jedoch dazu dienen kann, den Reisenden sprichwörtlich einen Bären anzubinden. Abgesehen nun von solchen Traditionen, zeigt für das hohe Alter der Stadt sowohl ihre Lage, als auch ihr Anblick. Fünf Ruinen verschiedener Art umgeben und überragen die Sladt, die zu ihren Füßen liegt. Eine, große Vergangenheit liegt aufgerollt vor uns. Oben schwebt der Todesengel, den blutigen Frevel und die Gräuel der Verwüstung nebe», den Thaten der Treue und Selbstaufopferung verzeichnend; hier unten ruht der Genius des Friedens, und halt über jene Bilder der Hinfälligkeit das Buch des unvergänglichen Glaubens' aufgeschlagen. Die Stadt Friesach, mit ihre» beiden Vorstädten, trägt in ihrem ganzen Aeußeren, in den engen und winklichten Gassen, so wie in der Bauart ihrer Kirchen und Häuser, ganz den Character des Mittelalters. Zuerst bemerkenswerty ist der zwischen den beiden Stadtmauern befindliche breite und tiefe Gra-den, gefüllt mit dem reinsten, krystallhelien Wasser. Er nimmt seinen Anhalt aus eigenen Gruud^uellen, und nährt eine nicht unbedeutende Menge der köstlichen Saiblinge, welche aus den Alpen - See'» Hieher eingesetzt werden. Einige der Sprachforscher leiten daher den Namen Friesach auch von u^na l, i^i"> VM cXO.2, verewigt das Andenken der noch im Jahre 17U2 dort geherrschten Pest. Die Haupt- und Collegiatkirche zum heil. Bartlma ist groß, und dem Baustyle nach aus den, 16. Jahrhunderte. Ihr ziemlich eintöniges Innere bewahrt nur noch ein Paar Fenster mit Glasmalerei, als Eigenthümlichkeit der Vorzeit. Die Dominicaner-Kirche in der Neumarlter-Vorstadt übertrifft jene noch an Länge, und bewahrte zugleich das Alte. In ihrer Nebenkapelle sieht man das schöne Grabmal des Balthasar von Thonhauseu. Der Ort, wo die Gebeine des gewaltigen Ritters Heinrich vo» Silberberg liegen, ist durch kein Monument bezeichnet. Nur in seinen, Stiftbriefe für das Kloster ist die Randglosse beigefügt: l<.,l!55ü»>,i5 l><>,'<,8, und noch erhält sich die Sage in der Umgegend der nachbarlichen Burg Silberberg, daß derselbe, einen zweiten Bucephalus, den Hengst zu Weitschach bändigte, dessen Fußeisen in der dortigen Kapelle noch aufgehängt sind; ferner einen Mühlstein von dem Dorfe Müllen bis zu seiner Burg trug, und, als er eiust von seinem Zuge gegen die Ungläubigen heimkehrte, vor Freudengefühl seinen Sohn, welcher ihm zum Willkomm einen Humpen Wein reichte, umarmend erdrückte. In den weiten Hallen des, von Außen noch immer ansehnlichen Klosters, bewegen sich gegenwärtig nur noch einige Klosterbrüder. Erbant von dem heil. Hiacynth, den, Polen, war das Kloster zuerst geleitet durch den Meister We darich von Hohenstein, und noch lange nachher die Schule für den Adel und den Clerus der Nachbarländer. Selbst der Stern erster Größe !» den, dunkle» Mittelalter, Thomas von Aquin, hielt sich hier ein halbes Jahr auf. Daher die In-schrift unter der Kirchenkanzel: N>. 5!i>l»3!'1'!,<»ml,5 nli ^«iin. Die deutsche Ordeuskirche in det südlichen Vorstadt bewahrt außer den Ueberresten von znxi Türkenfahnen und 30 Wappen der Comthure, wenig Merkwürdiges. Von d.n beiden in ihre» Würden noch bestehenden Propsteien St. Virgil und St. Moritz steht nur „och die Ruine der Virgilstirche an, äußersten südlichen Hügel unter dem Petersberge. Von den St. Mauritzen-Gebäuden finden sich bloß Mauertrümmer in der Neumarktcr-Vorstadt. Dabei befand sich einstens auch das gleichnamige Frauenkloster der Be. guinnen oder Mauritzerimnn. Die sogenannte Seniinariums- oder Kirche znm heiligen Blute gehörte vor Alters znm Kloster der Cistercienser-Nonnen, welches noch mit Anfang des 16. Jahrhunderts bestand, und dann in ei» Seminarimn verwandelt wurde. Ießt erblickt man dessen weitläufige Ruinen am Berge ob der Mitte der Stadt. 139 Von vielen Gebäuden, welche in der Ebene vor der gegenwärtigen Stadt lagen, entdeckt man, wenn der Pflug die Erde aufwühlt, Spuren der Grundmauern, so, daß wir es nicht für eine Fabel halten dürfen, was die Geschichte uns von der einstigen Größe der Stadt Friesacl, erzahlt. Mehr jedoch, alS alle diese genannten Monmnente der Vorzeit, zieht der Petersberg den Wanderer zu sich hinan. Keine der Kärntner - Vesten darf sich dieser an Thaten der Veigangenheit gleich stellen! Sie war durch Jahrhunderte der Schwerpunkt, an dem Gewalt und Recht oft in, blutigsten Kampfe schwankten. Man gelangt zum Petersberge am bequemsten von» Neu-markter-Thore auf einen, fahrbaren Wege hinauf. In mäßiger Hohe erreicht man die Ruinen der Burg Lavant, eigentlich die Fortsetzung der Hauptoeste gegen Norden, von welcher diese durch eine Mauer mit stufenweise aufsteigenden Zinnen getrennt ist. In die sogenannte Hauptmannschaft selbst führen zwei Thore, von denen Eines in das Innere der Burg führt; das Andere hingegen den Pfad nach den» Vorsprunge des Petersberges, aus welchen, die gleichnamige Kapelle steht, öffnet. Prachtvoll ist vo» diesem Puncte die Uebersicht der tief liegenden Stadt, so wie das Panorama der Landschaft. In der Peterskapelle findet sich ein Meisterstück altdeutscher Kunst: ein Oelgemälde auf Holz, mit der Jahreszahl l525, die heilige Familie darstellend. Man hält es für ein Product Albrecht Dürer's. Das Innere der Burg trägt in seinen Ruinen größtentheils die Kennzeichen des beginnenden 16. Jahrhunderts, und zwar von der Zeit seines Ueberbaues uuter Erzbischof Leonyard von Keutschach. Nur der Neckenthurm blieb als ein unverwüstliches Denkmal eines früheren halben Jahrtausend's, so wie das Feldstück, welches man noch vorzeigt, als ein Inkunabel der ersteil Zeit des ersten Feuergeschützes. Es ist aus doppelten eisernen Schienen gefügt, mit Reisen umzogen, zehnzölligen Calibers, und mit einer den, Wurfgeschütze ähnlichen Pulverkammer versehen. Nach dieser kurzen Uebersicht Desjenigen, was Friesach in seinem Aeußern Merkwürdiges enthalt, gelangen wir zur Ge-schichte selbst. Nicht der Gedanke an den Sturz einer Person oder einer Familie, sondern daß hier reiche und mächtige Fürsten ihren Sitz hatten, und in längst abgewichenen Zeiten den wichtigsten Einfluß auf die Gestaltung des ganzen Bandes äußerten; daß hier frühe schon der bedeutungsvollste Punkt der Provinz war, während andere sich noch kaum bemerkbar machten, und daß im langsamen Laufe der Jahrhunderte dieses Alles wieder in sein erstes Nichts zerfloß, ohne daß mehr von ihm geblieben wäre, als diese traurigen Zeugen seines einstigen Daseyn's, das ist's, was in Friesach mit so lebhaftem Interesse die Gegenwart mit der Vergangenheit verknüpft, und unser Ohr bereitwillig für die Erzählung dessen öffnet, was noch vorhandene Urkunden jener Tage für uns aufbewahrt haben. Nach der Verwüstungspenode der Völkerwanderung war auch hier Alles öde Wilduiß, in der nur Wölfe und Bären hausten. Daher die Sage, es habe der an dieser Stelle zuerst erbaute Ort „Bärenau" geheißen. Kaiser Arnulph übergab Friesach den 20. November 890 an das Hochstist Salzburg, von dem es durch Tausch an den edlen Weriant kam. In einen» Diplome Heinrich ll. vom 18. April 1015, hieß Friesach bereits eine Grafschaft; damit ertheilte der Kaiser dem Grafen Wilhelm das Recht, dort einen Markt nebst Zoll und Münze zu errichten. Der jüngere Wilhelm ehelichte, wie wir bereits gehört haben, die Gräfin Hemma von Gurkthal, die nach der Ermordung ihrer beiden Sohne und den, Tode ihres Gatten Alleinherrscherin der weiten Besitzungen wurde. Dreißig Jahre spater, als der Investitur-Streit Deutsch? land in zwei Theile riß, und kein Nachbar dem andern traute, ließ Erzbischof Gebhard auf den, Petersberge ein festes Schlosi bauen, und den Markt mit einer Mauer umfangen. Daß diese seine Vorsicht nicht vergeblich war, bewies sich zwanzig Jahre später. Erzbischof Thiemo hatte außer seinem Gegenbischofe Berthold von Moosburg, und seinein zahlreichen Anhange in Baiern und Salzburg, auch den kärntnerischen Markgrafen Ulrich von Starkhand, seinen Bruder Werigend, und den Grafen Popo von Zeltschach zu Feinden. Er verlor die Schlacht bei Saldorf, und flüchtete sich nach Kärnten, wo das feste Friesach bereits das fünfte Jahr dem Angriffe der letztgenannten Verbündeten widerstanden hatte. Ehe er jedoch diese sichere Zufluchtsstätte erreichen konnte, wurde er vom Markgrafen 111-rich gefangen. Gefesselt erblickten ihn die Friesacher ihren Mauern dort gegenüber, wohin sich ihr Pfeil- und Steinhagel an, »»ei-sten ergoß. Das Mitleid gegen ihn sollte sie entwaffnen. Doch vergebens! Sein Much hiesi die Wankenden fortfahren in der Vertheidigung, und seine Betreuerung: cr werde nie die Ueber-gäbe, auch nicht um deu Preis seines Lebens, vermitteln, brachte die Feinde zur Raserei. Man metzelte seine Mitgefangene» Freunde und Begleiter vor seinen Augen nieder. Er litt, und schwieg. Die Gewaltmittel waren erschöpft. Friesach wurde frei, und auch Thiemo, nach langem, qualvollem Gefängnisse, erhielt Loslassung, doch nur um dieses mit dem Martertode durch die Hand der Sarazenen zu vertauschen, als er sich den Streitern des Kreuzes angeschlossen hatte. So ward Friesach die Stätte einer mit Blut besiegelten Treue, und vollkommen würdig, die zweite Hauptstadt der weitläufigen Besitzungen jener Kirchensürsten zu werden, welche «vie Könige auszogen, um die Rechte ihrer Kirche zu behaupten, oder ihren Nachbarn Beistand zu leisten. Sie hielten sich daher, für den Fall ihrer Abwesenheit, daselbst eigene Eastellane und Vicedome, welche statt ihrer über Salzburg's Gebietsthei'le dießseils der Tauern befehligten, und auch Recht sprachen. Um diesen wichtigen Posten stritte» sich (113!) Engelbert, Herzog vo» Karnten, und Hildebold, Bischof von Gurk. Letz-terer indessen mußte, außer seiner Ernennung und den, Besitze der Veste Pctersberg, Alles an Engelbert überlassen; doch gegen diese vermochte auch die Gewalt der Waffei» nichts. Da beschloß der Herzog, sie vollkommen einzuschließen und der Person seines Gegners und des Schlosses durch Hunger sich zu bemächtigen. Er befestigte den Virgils- und Geiersberg (am nördlichen Ende der Stadt), baute den Rochenthurm, und besetzte die Stadt, so, daß Niemand hinein und heraus tonnte. Ehe noch der Petersberg gänzlich umschlösse» war, sandte Hildebold einen Eilboten an Leopold, den Markgrafen von Oesterreich, und flehte ihn um Hilfe an, Leopold kam, und schnell waren die Rollen gewechselt. Die Herzogliche» wurden eingeschlosse», ihre Bollwerke erstürmt und gebrochen. Nur die Stadt hielt sich »och, aber a»ch aus dieser wurde» sie durch einen verstellten Ausfall hervorgelockt lind geschlagen. Ein Theil der Vasallen Engelbert's verließ ihn, und bald waren alle salz-durgischen Güter in Hildebold's Händen. Erzbischof Conrad benutzte die von Engelbert befestigten Punkte, und errichtete eben so viele neue Schlösser, zog die Stadt mit zur Befestigung des PetcrsbergeS, und gab ihr von Außen ihre jetzige Gestalt. Hundert und zwauzig Jahre sollten von da an ruhig verfließen. Friesach sah in dieser schönen Periode, in welcher sei» Wohlstand mächtig emporblühte, nur feste und friedliche Zusammentritte der Große» aus den Nachbarlandern. Hier stiftete dessen zweiter Erbauer, Erzbischof Eonrad, im Jahre 1140 das Bisthum Seckau; hier weilte in, Jahre 1149 der römisch-deutsche Kaiser Eonrad 111. auf seinem Heimzuge von Palästina, uud hier feierte Erzbischof Eberhard im Jahre 11«l eine Synode. Reiche Kaufläden boten die Gewürze aus den» fernen Oriente, die Seidenzeuge und Glaswaaren Venedig's, die Pelz-werke von Kiew und Nowgorod aus, und (was an» meisten 140 für die merkantile Bedeutenheit Friesach's spricht) die dortige Münze gab Schrott und Korn für alles cursirende Geld von Wien bis Aquileja. Noch jetzt zeigt man im Innern des Schlosses am Peters-berge eine» Ofen in der Form einer Pyramide, welcher, wahrhaft monströs, 3 Klafter breit und 20 Klafter hoch ist, und zur Münzschmelze gedient haben soll. Als in der Fastenzeit deS Jahres 1216 sich der Ruf ver-breitete, der Markgraf Heinrich von Istrien würde Bernhard, den Herzog von Körnten, angreifen, was uns der Sänger, Ritter Ulrich von Lichtenstein, in seinem Frauendicnste erzählt, da sprach der Fürst Leopold von Oesterreich, er wolle sie ver-söhnen, »nd dazu einen Tag ansetzen. Die Wahl des Ortes blieb nicht zweifelhaft. Es war Friesach, und der Tag der Zusammenkunft der erste Mai, „wo der Wald schon gelaubt »steht, und die Heide ihr wonnigliches Sommerkleid angelegt »hat. Die Boten fuhren nun allenthalben in die Land, und „mancher Ritter kam aus ehrgieriger Ritterswuth, so kam auch »mancher um die Weib herbei." Am Tage der Fürstensprache erschienen außer dem genannten Landesherrn, noch siebzehn Fürsten, Grafen und Freie, nicht weniger a!S sechshundeit Ritter und noch mehr; zehn geistliche Fürsten, welche den Kricn beseitigen wollten, und sie alle wur den mit ihrem Trosse in der Stadt beherbergt. Zehn Tage währte ein fröhliches Turniere»; Wald und Höhen erschallten von Hörnerklang und Waffengeklnre. Da schien den geistlichen Fürsten das Spiel zu lange; die Zehrung war ihnen zu theuer, und sie bestanden auf baldigem Zusammentritte. Während mai, sprach, dachten die Ritter auf neue Zurüstung zu», Turnieren, und sandten in die Läden der Stadt um Z»bel, Hermelin, Sammt und Zendal, Gold und Silber, sie aufzulegen zu neuen Wappenkleidern. Noch mehrere Tage nachhin dauerte das Kämpfen und Stechen, bis Alle heimzogen. Friesach wußte Rath mit Keller und Küche, mit Obdach und Kram für so viele Gäste, welche hier die Schähe von zehn Ländern zur Schau trugen, und ihre Barschaft verzehrten. In der That, ein schönes Bild des Lebens in unseren, Friesach, zur Zeit seiner einstigen Wohlhabenheit und Größe! Für Reiche und Provinzen gibt es nicht leicht ei» große-ßeres Unglück, als das Aussterben angestammter Fürsten. Fast gleichzeitig endeten die Babenberge, welche Oesterreich und Steier beherrschten, und die Sponheimer, Herzoge von Kärn--ten und Herren in Krain. König Ottokar von Böhmen verschaffte sich den Besitz dieser Länder theils durch Verträge, theils durch Gewalt. Das in denselben reich begüterte Hcchstift Salzburg sah sich von diesem furchtbaren Nachbar, vor welchem von der Memel bis an die Adria Alles erzitterte, umgarnt; es fühlte ganz die Schrecknisse der kaiserloscn Zeit. Darum schwur auch Erzbischof Friedrich II. freudig T>ene und Gehorsam dem Neichsobl'rhaupte, als durch Rudolph von Habsburg Deutsch, land ein neues Gestirn aufging. Auf Ottokar's Stirne häuften dagegen sich Wolken des Unmuthes, denn er hatte gehofft in Deutschland mächtig zu seyn, wie weiland Karl der Große. Furchtbar entlud sich das Uugewitter. Es traf zuerst den, welcher Rudolph am meisten anhing i den Salzburger Kirchen-Fürsten, und die Perle seiner Besitzungen, das schone, reiche Friesach. Den er wählte, seine Rache zu vollstrecken, war der Landeshauptmann der Steiermart, Milota von Diedicz, »ein tüchtiger Mann! kein Kopf, doch eine Faust von Stein und Stahl, der schlägt Euch zwanzig Mal auf einen Fleck', und fragt nicht, wie er es gethan." (Grillparzers Ottokar, lll. Auf.-zug 2. Scene.) Im Frühjahre 1275 walzte sich ein Kriegsheer gegen Friesach. Man hätte glauben sollen, es müßte selbes wegschwemmen, wie ein Strom; doch die Besaßung, bis auf den khten der Bürger, faßte die Gefahr muthig in's Auge, und es galt, wer Herr der Mauern würde. Als endlich, nach langer Gegenwehr und vielen fruchtlosen Stürmen der Graben ausgefüllt, jene Mauern, von Plieden und Katzen erschüttert, in gro-ßen Strecken niedergeworfen waren, brach der Schwall in die Stadt, und ein Morden begann, wie es eine gleichzeitige Chronik mit den kurzen Worten schildert: »Es fielen in Friesach Bürger, deren Weiber, Greise u»d Kinder in großer Zahl, und die Stadt ward durch Brand und Feindesgewalt zur Ruine." So hatte das große Drama, welches Reiche schuf, und eine neue Weltgeschichte gründete, hier begonnen, und es spielte sich am Marchselde aus, wo Ottokar ihm zurief: »>5err Milota, Eu'r Haufe greift nicht an! »Wo bleiben Eure Mährer? Tod und Teufel! »Ich fürcht', Ihr seyd ein Schürt', Herr Milota! »Und seyd Ihr es, Herr, weil ich Euch vertraut', »Seyd Ihr es zehn- und hundertfach!" — und Milota: »»Mein Bruder, Bensch-Diedicz, läßt Euch grüßen; »»Er ist gestorben als ein Sinnberaubter, »»Und Muhine Bertha ras't an seinem Sarg', »»Gebt Raum, Ihr Herreu! Glück auf! ich stör' Euch nicht."" Ottokar starb durch des Mählenberger's Hand, von Milota verlassen, wie vom Siege, als Racheopfer für den gemordeten Bruder. Nicht lange währte es, daß die Sonne Friesach's ausgebrannte Mauern beschien. Was sich gerettet hatte, kehrte an die blutige durchwühlte Stätte wieder zurück, und unter des Krummstab's Walten, begünstigt durch örtliche Verhältnisse, erstand die Stadt bald wieder zu ihrer vorigen Bedeutenheit; doch es war, als hätte die Rache, wie einst Theben's Mauern, Friesach sich zum Ziele gewählt. Die beglückende Eintracht zwischen Oesterreich und Salzburg hatte des Landeshauptmannes der Steiermark, Heinrich's von Admont, Herrschsucht gestört, indem er die Ennsburg gegenüber Radstadt erbaute, und von dort aus die Salzburgrr vielfach bennruhigte. D»ese fielen unvermuthet über die Ennsburg her, zerstörten sie, und verwüsteten das Enusthal auf das Gräulichste. Noch «in Dezember 1288 zog Herzog Albrecht über den Pyhrn, und stand seinen Gegnern bei Rottenmann gegenüber. Diese flohen, und Albrecht wandte sich eben so schnell gegen Friesach. Es wurde den 4. Februar 1289 gestürmt und "er-obert (da dessen Burggraf, Otto von Weissenegg, dein Erzbi-schofe Rudolph von Obersteier zugezogen war), und seine Flam" men verkündeten die Vergeltung jenes Frevels. Vier Jahre darauf, und zwar abermal im Winter, ergab sich die nämliche Scene, jedoch dießmal durch Verrath. Frie-sach's kaum erstandene Wohnungen erlagen abermals den, Brande und der Verwüstung; nur die Veste» auf den Höhen hatte des Feindes Hand zu brechen nicht vermocht. Einige Monden in-dessen hatten gewechselt, da zog Rndolph von Vonsdorf, der Friesacher Kastellan, mit einer gewählten Schaar im Dunkel einer lauen Sommernacht nach St. Veit, überstieg mit Hilfe der Verschworenen die Stadtmauern, und nahm den auf den ersten Tumult herzneilenden Herzog Ludwig gefangen, den er nach dem benachbarten Taggcnbrunu, von dort nach Friesach, dann nach Werfen abführte. St. Veit litt nicht wie Friesach, doch wurden seine Stadtthore ausgerissen, und als Trophäen nach Friesach überseht. Nun endlich schien sich das Ungcwitter zu legen, und ein heiterer Tag über Friesach zu dämmern. Das Bündnisi der österreichischen Herzoge und nachmaligen römischen Kaiser mit dem Hochstifte Salzburg war fest und dauerhaft. Kleinere Dynasten scheuten sich mit solchen Mächten anzubinden, und die Umgegend genoß eines segenreichen Friedens. Wenn auch Friesach's Handel mit den Waaren der Levante durch unmittelbares Ein- tHK schreiten der Nürnberger, ?lugsburger u»d Regensburger Kauf leute in Venedig zu einer nlindcreu Bedeutenheit herabsank, die Hauptartitel des Bienenhandels, Eisens, Salz und Vieh, fri steten das Bestehen der Bürger. Dieser Zustand hatte bald schon zwei Jahrhunderte ge^ währt, da erhoben slch die Sohne des Ostens, und sie brachte» eine Zeit des Schreckens und des Elendes, wovon die vaterlän-bische Geschichte kein Beispiel hat. Sieben Mal brachen die Türken über die Gebirgshöhen durch Schluchten m>d Walder in das Land. Ans schnellen Rossen, äußerst beweglich, zerstoben sie bald nach allen Seiten, bald vereinten sie sich wieder zu ei-„cm dichten Schwärme. Unvermuthet überrascht, war alles ihre Beute, was lebte, „nd ein Raub der Flammen, was hinter ihnen blieb. Auch Friesach sah sie u»d den Jammer nm sich; doch sle ritten scheu um seine Mauer,,. Nicht so die Ma-gyare», die nach ihnen, mitunter auch neben ihnen, kamen. Bernhard von Rohr, der gegen den Willen Kaiser Friedrich's I V. den bereits resignirten Sitz von Salzburg nicht verlassen wollte, rief den gefürchteten Ungarkönig, Mathias Eorvin, zu Hilfe; im Jahre 1479 kam bereits eine zahlreiche Schaar, um die salzburgischen Herrschaften in .Karnten zu besehen. So eingeengt, wußten sich die quteu Friesacher kaum zu entschließen, mit wem sie halten sollten. Indessen ließen sie einige Besatzung aus Alrhofen kommen, u»d waren auf der Huth, so gut sie konnten. In, Frühjahre 1480 erschien der ungarische Heerführer, Haugwitz von Sikersdorf, cin geborner Schlesier, und nahm zuerst den Stadtthurm, den Virgils- und Geiersberg, dann das Schloß des Kastellan's, den Rothenthurm, hinweg. Die kleine Besatzung zog sich in die Veste am Peters berge, die sich auf Befehl von Salzburg endlich auch ergeben mußte. Durch eilf Jahre blieben Corvin's Leute in Karnten, und Friesach war der Mittelpunkt ihrer Streifereien, welche sich bis in die Hochalpcn nach Gastein, Rauris und Lunga» au^ dehnten, und von wo aus sie den Krieg meistens mit den Got teshansern und Hütten führten. Als Kaiser Marimilian sie aus Oesterreich getrieben hatte, nahmen sie auch von ihrem Sammelplätze Friesach, mit einer bedeutenden Geldsumme vom Eizbisckofe Friedrich V. als Sold-Rückstand befriedigt, am !. Nc>ve,!,>'er >490 den Abzug. Der große Staatsmann und Erzbischof, Leonhard von Kentschach, erkannte die hohe Wichtigkeit Friesach's, er baute seine'Festungs-werke gro'ßtentheils neu auf, u»d noch prangt am Thore des Petersberges, wie a» zehn andern Vesten, sein Wappenschild, die einfache Keutschachrr Nüb.'. Er wußte ihr Bedeutung zu geben dnrch die Hunderttausend,,', welche er jährlich allein aus den Bergwerken erhob. Mit dieser Restauration war auch der Wendepuuct für die Landstädte, für die mittelalterlichen Vesten eingetreten. Von jenen zogen die reichsten Bewohner in die Hauptstädte, und sahen in diesen nur noch den Ort für neckende Gespenster, eine Mauerwucht, weiche des Eindachens nicht mehr werth war. So wurde es einsam oben an den Hohen der Stadt, durch die sonst verödeten Gassen rasseln Eisensuhl werke, und manche von Brand und Alter morschen Hauser erzittern bei dem Drohnen der schwerbeladenen Güterwagen, welche, die Wiener Straße entlang, den Ebenen Italiens zu sich bewegen; und doch ist dieser Verkehr fast der alleinige Lebenspuls des Ortes. Nach einer Inschrift im Rathhause soll die Stadt von l289 bis 1452 durch Feuer und Feind vierzehn Mate verwüstet worden seyn; dazu die großen Brünste von «582, l«7'l, 1804 und l8l5, so haben wir einen Begriff von ihrer Reproductionslraft, wie sie wenige Städte unter ähnlicken Verhaltnissen ausweisen können. Als im Jahre 1797 die Neusranken Friesach gerade um die Osterzeit besetzten, und bei dem ersten Grauen des Auferste-huugs-Morgens, nach alter Sitte des glaubigen LaudmanneS, von den Berghohen Geschühsalven ertönten, da wähnten sich die Gallier von allen Seiten angegriffen, und, gleich dem Walde von Dunsinam, aus den alten Bergvcsten, aus Schlucht und Wald sich Schaaren gegen sie heranbewegen; doch bald wich das Bild der Phantasie. Im Jahre «806, nach der Säcularisiruug Salzburg's, wurde Friesach eine Cameralherrschaft, die Stadt munizipal. Nun ist erstere durch Kauf im Besitze eines Privaten. Drei Jahrhunderte schon hat der Zahn der Zeit genagt an jenen al? tergrauen Vesten, ohne daß eine Menschenhand es verhinderte; noch schauen sie trotzig hinaus in den üppigen Plan; der sich lährlich um sie verjüugt, herab auf den nach der Heerstrafte ziehenden Wanderer, welcher an Große und thatenreicher Ver gangenheit ihres Gleichen nur wenige findet in Deutschland's weilen Galle». Mögen einst, wenn über ihren Trümmern eine neue Saat ersteht, diese Zeilen ihnen zur Grabschrift dienen, und der spate Enkel sie »och im Bilde schaue». Den Freund der Montan-Industrie machen wir aus die östlich vou Friesach gelegene Rad und Hammergewerkschaft Olsa aufmerksam, eine der vorzüglichen in der Reihe ähnlicher Anstalten in Karnten. Die weitree Verfolgung des Weges führt uns an der Eisengewerkkchaft Hirt vorüber, hinter welcher wir »ach einer kurzen Strecke hinaus nach Zwischenwässern gelangen, wo wir unsere Wanderung durch das Gurk- und Met-nißthal begonnen habe». 36 142 IX. Das Kavantthal. Inhalt: Gt. «evnhard. Waldenftein. Frantschach N3olfsberg. St. Andrä. Tt Pnul. 3lllftemeine Uebersieht. <«^as Lavantthal, welches seinen Na»nen von dem Flusse Lavant erhalten hat, der dasselbe in seiner ganzen?lusdeh»ung von Norden gegell Süden durchfließt, bildet den östlichsten Thei! des Herzogthunies Kärnten, grenzt gegen Norden und Osten an Steiermark, drhnt s,ch in, Suden gegen die Dräu hinab, und wild gegen Westen durch die Saualpe von Mittelkörnten geschieden. Sein Flacheninhalt betragt l 50,548 Joch und 409 Quadrattlafier, oder etwas mehr als 15 Quadratmeilen. Seine ganze Lange belauft s,ch nahe anf l» deutsche Meilen; seine Breite ist jedoch sehr verschieden, indem sie in» Norden und Süden sehr schmal, in der Mitte des Thales aber bedeutend breit ist. Es wird in das obere nnd untere Lavantthal eingetheilt, welche beide durch den sogenannten Twimberger Graben verbunden sind. Ihre Hauptbegrenzung bilden die zwei Aeste der kärntnerisch norischrn Alpenlette, nämlich die Choralpe, an der Grenze von Steiermark, und ihr gegenüber die Saualve; jene mit einer Höhe von l!26, diese von 1092.94 Wiener Klaftern über der Meeresfläche. Diese Lage zwischen Gebirgen, welche das Lavantthal von drei Seiten einschließen, macht, das; das Klima etwas rauher ist, als in den, unter gleichen Breitegraden liegenden Gegenden der Steiermark, Im unteren ist ledoch dasselbe milder, als im oberen, im Allgemeinen aber gesund. Auch in Bezug auf seine Natnrschönheiten sind beide von verschiedenem Character. Das obere Lavantthal, kleiner an U>m fang, wird von niedrigen Hügelreihen umschlossen, die in sanf ten Formen zu beiden Seiten sich erheben, wahrend im Hintergrunde des Südens die Choralpe prangt. Der an, Ende des-selben beginnende Graben, mit Einschluß des engen Thales von Waidenstein, ist reich an Reizen der Mannigfaltigkeit in malerischer Beziehung, besonders an einzelnen Stellen, jedoch ermüdend wegen seiner Länge oo» beinahe zwei vollen Stunde». Unterdessen trägt gerade diese seine Beschaffenheit dazu bei, den Eindruck zu erhöhen, den der Anblick des unteren Lavantthales hervorbringt, wenn wir uns der Stadt WolfZberg nahen, und dort die Terasse des Schloßberges ersteigen. Da liegt die ganze breite Fläche desselben, wie ein großer Garten vor un-seren Augen ausgebreitet, dessen Ebene Wälder ,md Auen, Wiesen und Felder, Dörfer, Schlösser und Ruinen, in über- raschendem Wechsel zauberisch schmücken, während im Westen die Saualpe, im Osten aber die Choralpe in fruchtreicher, saftgrüner Blüthe sich emporheben, und im fernsten Hintergründe die gigantische Reihe der südlichen Alpeukette glänzt, auS denen der Ursulaberg, die Peße, die Caraoanken u. in. a. besonders hervorleuchten. Diese und viele audere Eigenschaften sind der Grund, wesm'egen man das untere Lavantthal von jeher als das Paradies von Kärnten bezeichnet hat, ein Vorzug, den es mit Recht verdient, wenn wir auch nicht in Abrede stellen dürfen, das! es trotz der Großartigkeit seines Characters dennoch »liier Majestät entbehrt, die wir im Möllthale bewundern müssen, und die wir in einzelnen Theilen auch hie und da in der Ausdehinmg der caruischen und no-rischen Alpen wieder finden. Der einzige Fluß des Thales, die Lavant, entspringt in Obersteiermark, am Fuße des Sirbihtogels, am nördlichen Ende der Saualpe, aus dem sogenannten Lavant-See, nimmt während ihres Laufes sehr viele, auf beide» Seiten von den Alpen herabfallende Bäche auf, und ergießt sich bei Lavamünd in die Dräu. Der Fluß, wie auch die Seitenbäche, find reich an Forellen, aber nicht schiffbar. Das Thal besitzt 6 Mineral-Quellen! den St. Pcter er - Bru nnen z» St. Peter bei Neichenfels; die K lininger-Saue l'quel l e an» Berge Klie-mng bei St. Leonhard, analog dein Wasser zu Spaa; den P,eblaue»-Sauerbrunnen, von alkalisch salinischem Gehalte und höchst atigenehmem Geschmacke; die Linzel m ü hler - Sauer-Quelle, ähnlich dem Pyrutontel'Sauerbrunnen; die Weisien-bacher Mineralquelle, welche unter die hepatischen uud z»u.ar unter die alkalisch - salinischen Mineralwässer gehört, und endlich die noch nicht näher untersuchte Mineralquelle zu Reißberg. Der Boden, aus aufgelöste!» Thon- und Glimmerschiefer, ist im Allgemeinen sehr fruchtbar, und bringt, besonders in, unteren Thale, alle Gattungen von Feldfrüchten hervor. Auch Obst, gemeines uud veredeltes, gedeiht im Ucberfiusse und in vorzüglicher Qualität. Aus dem Ersteren wird der sogenannte Most oder Cider bereitet, dessen man i» guten Jahren nicht selten an 30,000 Eimer erzeugt. Selbst Wein wird im unteren Thale gebaut, jedoch gegenwärtig viel weniger, als in frü-heren Zeiten. Seine Qualität ist mittelmäsü'g, und die jährli-che Quantität dürfte kaum 1000 Eimer betragen. Das obere Laoantlhal, so wie die höher liegenden Gegenden des unteren treiben bedeutende Viehzucht, welcher die ausgedehnten Wiesen und Alpenweideu sehr zu Statten kommen. 143 Selbst die Zucht veredelter Schafe ist dem Thale nicht fremd, wie es die Herrschaften Wiesenau und Lichtengraben beioeisen. Nebst vielen anderen Mineralien enthalten die Berge eine,, großen Schaß von Eisenerz.n, die in den zahlreichen Eisenschmelz-und Hannnerwerken des Thales verarbeitet werden. Vormals bestanden hier, znmal im oberen Thale, auch reichhaltige Gold-und Silbergruben, die jedoch jetzt nicht mehr betrieben werden. Auch Steinkohlen, dieses in der neuesten Zeit so wichtig gewordene Mineral, hat man allenthalben im Thale aufgefunden und vielfach benutzt. Außer den Pflanzen, welche die Laudwirthschaft erzieht, hat das Thal, besonders auf seinen Alpen, eine reiche intcressame Flora auszuweisen. Selbst der Fauna fehlt es nicht an seltenen Eigenthümlichkeiten, nur ist ihre Kenntniß noch nicht verbreitet. Von wilden Thieren finden sich Bare» anf den Hochgebirgen, Wolfe allenthalben, Fnchse u. dergl. Die höhere Jagd liefert uoch einige Ausbeute; die niedere aber, so wie die Feldjagd, wild mehr des Vergnügens, als der Beute wegen betrieben. Die Bewohner, ihrer Abkunft und Sprache nach Deutsche, bekennen sich znr römisch-katholischen Religion. Ihre Zahl kann gegenwärtig auf 3-5 Lavantthales ist die seiner Cultur. Dieses Thal war nnter o»n Karolingern ein tönigli-ches Eigen, wie es Kaiser Arnulph in einer Urkunde vom Jahre 888 nennt; denn hier jagte er gerne auf Eber und Hir-schcn. Erstere smd nun ausgerottet, Letztere aber noch immer zahlreich in den Forsten an de» Abhängen der Choralpe. Im Jahre 89 l treffen wir bereits urkundlich den ersten Erzbau in dieser Gegend. Anfangs des l!. Iah,Hundertes schenkten Kai-ser Heinrich ll., der Heilige, mid smie jungfl'äuliche Gemalin Kunignnde, das Ober-Lavantthal d^ Grafschaft Wolssberg an das von ihnen gestiitete Bisthmn Bamberg im Frankenlanbe, und so geschah es, daß eben dieser Theil Kärntens unter dem segenreichen Krummstabe besonders in der Obst- und Garten-Cultur Fortschritte machte, die ihm seine bleibende Eigenchüm-lichkeit sicherten. Anßerdem war bereits in der ältesten Zeit das Erzstift Salzburg von den Kaisern mit den Herrschaften St. Andrä und Reißberg, dann Thürn und Twimberg bedacht worden, wovon es dann Letztere an das von ihm gestiftete Bis-thum Lavant abgab. Die Sponheimer besaßen den südlichsten Theil deo Thales, womit sie, ein Jahrhundert nach der Stiftung von Bamberg das von ihnen erbaute Benediktiner-Kloster St. Paul bedachten. Nur Hartneidstein war in weltlichen Händen geblieben, bis es in der Mitte des 15. Jahrhunderts durch Veitauschung gegen Mautenberg von den Grafen von Cilli ebenfalls au Bamberg kam. Durch den Ankauf der bambergischeu Herrschaften in Karn-ten von Seite Oesterreichs, im Jahre 1755 salzbnrgische Herrschaft St. Andrä durch die Säcularisation des Stiftes im Jahrs l«04 landesfürstlich. B.i der Veiäusie-rnng der Staatoherrschaften in Kärnte» traf Wolfsberg m»d St. Leouhard dieses Loos zuerst, doch gingen sie bald von den Herren von Rosthorn an die Wolfsberger Eisengewerkschaft über, bis sie endlich in neuester Zeit Eigenthum des H^rrn Grafen Henkel von Donnersmart wurden. Schon der berühmte Theophrastus Paracelsus spricht in seiner Chronik von Kärnten von dem Goldreichthume im La-vantthale, der auf das Geheiß der allbekannten Fugger die kärntnerischen Grüben untersnchte, und mehrere Jahre zu Villach, im Lavantthale und zu St. Veit zubrachte. Was er damals behauptete, hat sich thatsächlich anch erwiesen. Die Menge noch vorhandener Monumente aus der celto - gallischen Zeit weist auf den Bergbau der Vorzeit hin. Wie ungezwungen ist nicht die Dentnng der Benennung des Marktes Reichenfels: „der reiche Fels", welcher in seinem Wappen drei silberne Felszacken in, blauen Felde und gekreuzte Hämmer auf den, Pilgerkragen obenauf führt? Eben so sprechend ist die reichliche Dotation der Filialkirche St. Oswald in der Sommerau, aus deren Vermögen, der Sage nach, Bamberg's Vicedome von Zeit zu Zeit Töchter armer Edlen mit ansehnlichen Summen ausstatteten, und ans welchen, vor emem Jahrhunderte 3000 Gulden zur Gründung des Priesterhauses zu Klagenfnrt genommen wurden. Nicht minder soll der aus den Gebirgen hervorkommende Os-waldi - Brunnen im Frühjahre zuweilen Gold mit sich führen. Das Goldbergwert von St. Leonhard, jünger als jenes von Reicheufels, stand bereits vor 500 Jahren im besten Betriebe, und erhielt am 22. Juli 1N25 vom Bamberger Bischöfe Heinrich seine Bergordnung. Seine Stollen nnd Schächte waren schon damals so weit und tief eingetrieben, daß Bischof Friedrich am 15. Juni 1351 mit Haus Rothermel einen Ver-irag abschloß, wornach cr sich anheischig machte, den Ban an der Chramine am Golbberg zu St. Leonhard »zu trucken und zu gewaltigen mit Kunst, die er darüber machen wolle." Un-ter den Fuggern, welchen die durch den Hussittenkrieg in grosie Schulde» gerathenen Bischöfe den Bergbau pachtweise überließen, kam derselbe wieder in Aufnahme; doch mit dem Schlüsse des 15. Jahrhunderts war auch diese segenreiche Periode ausgelaufen. Die Hoffnung, daß nur Auswanderung der Bergleute uud Unkunde, die »och vorhandenen Schätze zu fördern, gehindert habe», veraulastte im I. l802 noch einen Verein, unter dem Namen der >>KIienlngrr-Union", den dortigen Bergbau wieder aufzunehmen; doch alle Mühe und alle Kosten waren vergebens. Nachhaltiger bewies sich der Bau an der Wölch und bei Walde »steint Die Erzeugung an Streckeisen zu Waldenstem war bereits in der Mitte des Ki. Jahrhunderts so bedeutend, dasi Kaiser Ferdinand I. unterm 2t». Juli 15-18 mit einem eigenen Auftrage an Die von Völkermarkt seinem getreuen Hans I^H von Uugnao die ungehinderte Durchfuhr des Waidensteiner la»' hen und geschlagenen Eisens gestattet. In Bezug auf die Eharacteristik der Bewohner schicken wir dem Vorangehenden noch folgende Bemerkungen nich. Wenn schon der deutsche Mittelkärntner, der Krappfelder und Gurkthaler, von dem Oberkarntner, der seinen sächsischen Ur sprung in mehreren Gauen des Oberlandes durch Körpersorm und Lebhaftigkeit des Geistes beurkundet, slch mächtig unterschei-det, so ist dieß bei dem Lavantthalrr u>n so mehr der Fall, woran die übliche Nahrung und die Ueppigkeit der Natnr nicht wenig Schuld tragen mögen. Seine Sprache ist schleppend, und sein Geist erscheint stumpf, wenn »icht öfters einzelne Äußerungen den Beobachter in den gerechte» Zweifel setzten, ob nicht hinter dem trüben Gewölke doch eine klarere Sonne scheine, wie denn das Lavantthal manche Männer geliefert hat, die den, Vaterlande Ehre machen. Es prägt sich sonach das dortige Volksleben, da es ihm an Beweglichkeit fehlt, in wenig charac-teristischen Formen aus, und wir können daher, die überall im Lande eigenthümlichen Hochzeitsgcbräuche nnd andere Sitten übergehend, mir noch einer Erscheinung erwähnen, welche, von der Localitat begünstigt, hier einzig und ihrer Art, wie ihrer Bedeutung nach; auch in der That erhebend ist. Wir meinen damit die Osterfeier im Lavantthale. Wenn gleich allenthal-ben der anbrechende Ostermorgen mit Pollerschüssen und einzelnen auffiammenden Fenern begangen wird, so geschieht es hier in einem Maße und in einer Wirkung, wie nirgends anderswo. Von der Sohle flimmern in der heiligen Osternacht Tansende von Lichtem, nnd das machtige Bild des Himmels scheint sich auf der Erde zu wiederholen, znm Zeichen der Versöhnung Beider. Diese eigene Art der Beleuchtung, allerdings geeignet, von nie gekannten höheren Empfindungen durchdrungen zu werden, wurde daher auch ansier der Ostcrzeit bei Anwesenheit der Allerhöchsten Herrschaften schon öfter veranstaltet. Wanderung durck das Lavantthal. St. L e o n l> a r d. <^^as obere Lavantthal, welches an der steierischen Grenze beginnt, und die Landgerichte St. Leonhard, Twimbcrg nnd Wal-denstein, dann die Burgsriede Reichenfels und St. Leonhard in sich enthalt, gewinnt bei lelzterem Städtchen eine ansehnlichere Breite. Ungefähr in der Mitte des Weges von Reichenfels nach St. Leonhard liegt am linken Lavantufer auf einer Anhöhe das Schlosi Lichten graben, welches einst den Herren von Pain gehörte, die in der Nähe auch ihre Stammburg und den sogenannten Painhof besaßen, welche beide jedoch j^ht in Rni-nen liegen. In der Folge ging es an Melchior Puß von Kirch heimeck, Adam GlowilM, Sigmund Balthasar Weisi zu Schmelz-Höfen, Wolf Sigmund Freiherr von Siegcrsdorf, Franz Sebastian Freit), v. Sartori von Adlersheini und Ehristian Friedrich Freiherr» vonTeufenbach über, von dessen Nachkommen es in jüngster Zeit Eugen Ritter von Dickmann. Sccheran an sich brachte, um einerseits durch den Holzreichthum dieser Herrschast die Brennstoff« Bedürfnisse seines Eisenschmelzwerkes in der Lölling, zenseits der Saualpe, znm Theil zn sichern, andererseits auf der dazu gehörigen Meiere« jene Verbesserungen in landwirthschaftli. cher Beziehung einzuführen, die wir als das Ergebnis; des rascheren und inteliectuellerei, Aufschwunges dieses Indnstriezweiges in Karnten betrachten müssen. Unmittelbar vor der Stadt St. Leonhard steht das den, Grafen von Henkel gehörige Eisen-Schmelz-«,nd Hammerwerk. Die Stadt St. Leonhard, mit Ringmauern und zwei Thoren versehen, zählt beiläufig 700 Einwohner in l2I Häu-fern. Der geräumige Platz wird durch eine in, Jahre 1732 St. Leonhard, in der Stadt gelegen, ist seit 1762 zur Ruine geworden. Die Stadt selbst zahlt drei Kirchen, von denen jene zum heil. Leonhard, außerhalb derselben, die merkwürdigste wegen ihres hohen Alters, ihrer Bauait, ihrer Grabdenkmale und ihrer trefflichen Glasgemälde ist. Ihr Banstyl trägt das Gepräge des ausgehenden l,i. Jahrhunderts, als die Zeit ihrer zweilen Erbammg. Der damals einträgliche Bergban, und die damalige Gepflogenheit, durch Ablaßbriefe fromme Spenden und freiwillige Ardeiter zu gewinnen, machte in lenen sonst geldarmen Zeiten jenen Bau ausführbar. Von der alteren, an d>esem Flecke gestandenen Kirche sieht man noch eine Zahl behauener Steine in der ehemals zur Vertheidigung gegen die Türken erbauten Kirchhofmauer. Unter mehreren Merkwürdigkeiten dieses Gotteshauses zeigt mau auch ein Gemälde, welches diese Kirche im Jahre 1620 darstellt. Damals hatte der Thurm in der Höhe noch vier kleinere, hölzerne Thürmchen, und die ganze Kirche war mit einer doppelten Eisenkette nmspannt, deren Ursprung die Sage so erzählt: Während des Einfalles der Türken in Kärnten, im Jahre 1480, wo sie bis an das obere Lavantthal Greiften, führten diese einen gefesselten Bauer von Obdach, Namens Sturm, an den Schweif eines Pferdes gebunden, mit sich. Als sie nun in die Gegend kamen, wo >eßt, im sogenannten ZanlVrgrunde, i», Psarrbezirke Reichenfels, ein Kreuz steht, und man die Kirche St. Leonhard zuerst erblickt, machte der Gefangene das Gelübde, nach seiner Befreiung eine Kette verfertigen zu lassen, der es vom Jahre 1652 bis 1760 verblieb. Nach verschiedenen folgenden Besitzern kam es an Johann Soli.-ner, und von diesem an seinen Schwiegersohn, Dr. Johann Burg er, der es noch gegenwärtig besitzt. Ausgezeichnet sind hier die Bestrebnngcn lind Resultate in Ackerzweigen der land-wirthschaftlichen Verhältnisse, zumal in der Obstcultur und Schaf-zucht. Höchst interessant jedoch wird dieser Ort dnrch den Um» stand, daß einer der größten Gelehrten Oesterreich's, ja, von Europa, der berühmte Astronom, Johann Tobias v. B ü r g, einst Professor der Physik zu Klagenfurt, dann Professor der höheren Mathematik an der Wiener Universität, k. k. Rath, Hof-Astronom und Ritter des Leopold Ordens, mehrere Jahre hier lebte und auch starb. Die Akademie von Paris ertheilte ihm zwei Mal den Preis, nnd die berühmtesten gelehrten Gesellschaften Europas wetteiferten, den Mann, welcher durch seine Mondestafeln der Wissenschaft und der Schissfahrt solche Vortheile geschaffen hatte, als Mitglied zu ernennen. Eine Beobachtung des Sternenhimmels in einer kalten Wintcrnacht raubte ihn, das Gehör gänzlich, und so, von der Gesellschaft zurückgezogen, wählte er Wiesenau zu seinen« zeitweiligen, und nach den, Jahre 1825 auch zu seinem bleibenden Aufenthalte, um bei dessen Besitzer, seinem Freunde Söllner, den Rest seiner M^'M'IM ,^>, !,i'l>,>!i i' !^,! 143 Tage zu beschließen. Wahrend er in stillen, einsamen Stunden den unermessemn Himmel forschend durchlief, nnd mit scharfsinniger Berechnung in das Weltsystem eindrang, war ihm das Reich der Töne verschlossen, und, reich an inuerem Lebrn, mußte er sich ariu fühlen it>i Umgänge, daher er auch mir dem lebhaftesten Dante jede geschriebene Mittheilung empfing. Obgleich nie Gatte und Familienvater, erschloß sich dennoch sein Herz nicht nur für seine Mitmenschen, sondern auch für die Natur, wo besonders die harmlosen Sänger des Waldes an ihn» einen Beschützer und Wohlthäter fanden. Er starb an, 15. Nov. 1834 und ruht im Friedhofe der Kirche St. Leouhard, außer der Stadt. Ein nicht uninteressanter Ausflug, der von Wiesenau ge macht werden kann, ist auf die sudliche Bergesreihe desselben, welche das obere von dem unteren Lavantchale trennt. Hier finden wir die Kirchen St. Martin zu Preblan und St. Iatob, gemeinhin Grabern genannt. Unweit der Ersteren liegt der Preblauer Sauerbrunnen, südlich von der Kirche aber das Schloß Preblau, einst den Herren von Kollnitz, von Moscheim, von Kochler, dann dem Freiherrn von Teuffen-bach gehörig, der es in eine unterthänige Realität verwandelte, die es noch gegenwärtig ist. Die Kirche St. Jakob ist wegen eines Römersteines, und wegen des Umstandes merkwürdig, das! dort Graf Wilhelm von Zeltschach und Friesach, Gemahl der Gräfin Hemma, Stisterin von Gurt, begrabe» liegen soll. Von beiden genannten Puncten genießt man eine prachtvolle Fernsicht über das untere Lavantchal, wohin man auch auf äußerst lieblichem Wege gelangen kann. W a l d e « st e i n. >»ine kleine Strecke südlich von Wiesenau gelangen wir a» das südliche Ende des oberen Lauantlhales, und zugleich zu den» Anfangspuncte jenes Grabens, der dieses, in einer Lange vo» mehr als zwei Stunden, von dein umeren trennt. Nach einer halbe» Stunde Weges erreichen wir an, Einflüsse des Walde» steinerbaches in die savant, und am Vercinigungspuncte der beide» Straßen von Iudenburg und Gray, die Burgruine Twimberg (Zwingberg), sogenannt wegen ihrer Lage. Unfern von ihr stand die Veste Pirchen stein, von welcher aber »eyt nur noch mehr die Grundmauern zu sehen sind. Beide gehör, te» einst dein reichen und »nächtigen Geschlechte der Herren von Weissenegg, die von dort aus Fehden gegen Bamberg führten. Spater kamen sie durch Kauf a» das Bisthum Lavant, dein sie mit dein Landgerichte noch icht angehören. In den zwei letzten Decennien des 1,5. Jahrhunderts hielten es die Ungarn besetzt, und wurden dort von Leouhard von Kollnitz vergeblich belagert. Wir verlassen auf kurze Zeit die Straße längs derLavaut, und folgen bei Twimbcig den« Bache entlang aufwärts gegen Nordosten. Ein eng geschlossenes Thal, nicht frei von mannig, fachen Schönheiten der Natur, in abgeschiedener Einsamkeit, nimmt uns auf, und etwa eine Stunde Weges in demselben bringt uns zu den» Schlosse Wal den st ein, hoch gelegen auf einen» Vorsprunge des Berges, der an, linken Ufer des Baches mit seinem du»klen Nadelwalde melancholisch empor sich hebt. Das Gebäude ist wohlerhalcen und ganz bewohnbar, obgleich es nicht jünger ist, als alle übrigen Burgen des Lavantthales, die grö'ßtentheils schon Ruinen sind. Die ersten Besitzer dieses bam-bergischen Lehens scheinen die Herren von Waldenstein gewese» zu seyn. Im Anfange des IN. Iahrhuudertes kommen jedoch schon d»e nachher so »nächtigen Weissenwolfe, genannt die Ungnade, vor. Nach den, Tode des Freiherrn Simeo» von Ungnade, mit welchem die Iohanü'sche Linie im Mannsstamme erlosch, ging Naldenstein an seine Tochter Anna Maria, vermählte Grä-sin von Leiniuge»«N3esterburg und Schaumburg, und von dieser an ihre Tochter Margareth Elisabeth, Landgräfin zu Hessen, über, welche es 1658 an Bamberg verkaufte. Bei diesem Hochstifte blieb es bis zum Jahre 1672, »vorauf es auf kurze Zeit an die Grasen von Dornbach, und 1718 an die Grafen von Schönboru kam. Von dieser Familie gelangte es 1805 durch Kauf au Johann Michael Offner, Handelsmann und Gewerken zu Wolssberg, dessen ältester Sohn gleichen Namens es an Andreas Grafen vo» Renard und Friedrich Ludwig Westenholz verkaufte. Der Thurm des Schlosses trägt in einen» seiner Geschoße Spnrrn von dem Aufenthalte und den Zusanuuenkünsten der Protestanten, i» der zweiten Hälfte des 1s. Iahrhundertes. Die sogenannte Kometen keuche ist berüchtigt als Gefängnis« des Kornetcu, Peter Eckard oon Pecker», welcher daselbst »669, als Opfer der Eifersucht, Hungers gestorbe» seyn soll. Noch ,eht zeigt man eine leSbare Inschrift an grauer Wand, dic der Unglückliche mit eillem Nage! in dieselbe ,<ßte, des Inhaltes: O Richter, richte recht! Du bist Herr und ich Dein Knecht; Wie Du wirst richte» mich, Wird Gott einst richten Dich. 1669. Peter Eckard v. Peckern, Kor» et. Die einzelnen Umstände seines Lebens, die Beweggründe seines traurigen Looses, uud die Veranlassung seines, wie man glauben kann, uicht bestimmt beabsichtigten Hungertodes, in emer au Justizmorden noch reichen Zeit, können »icht genau angegeben werden, und liehen daher dem Dichter ei» weiteS Feld, sowohl im Drama, als auch in der Novelle, dem Unglücke die Färbung des Heldensinnes, im Gegensatze zur niedrigen Verworfenheit, zu geben. Die den Thurm einschließende« Gebäude stammen aus der Mitte des lu-gibt, denn die Gebäude des Eisenschmelz- und Hammerwerkes an dem nahen Sturze der Lavant, sammt der Kirche des Ortes mit dem Thurme, bilden den malerische,, Vordergrund des schö-nen Gemäldes, was dort den Wanderer freudig überrascht. Eine kleine halbe Stunder spater, und wir sind in Fraut-schach, dem größten und wichtigsten Eisenfabrikations-Erablis^ sement im ganzen Lavantthale, und einem der vorzüglichsten nicht nur in Kärnten, sondern auch in der Monarchie. Frantschach ist die Raffinir-Werkstatte eines grosien WerkscomvlexeS, wozu nebst den bedeutenden zwei Herrschaften Wolfsberg und St. Leonhard, die Eisenwerke in St. Leon-hard, St. Gertraud, Frantschach und Kollniß gehören. Früher war dieser gesammte Besitz ein Eigenthum des Hoch-stifles Bamberg, tan, im Jahre 1751 mit allen bambergischen Herrschaften käuflich an den Staat, der die Eisenwerke zur Zeit der französischen Nevolutionskriege vorzüglich zum Muni tionsgusse, und, namentlich Frantschach, zur Anfertigung von Artillerie-Eist',, verwendete, bis im Jahre 1825 die Gebrüder v. Rosthoru das Ganze kauften, und es sich zur Aufgabe machten, di« sämmtlichen Werke zeitgemäß umzustalten, verzüglich aber aus den, früher ganz unbedeutenden Hammerwerke Frantschach eine Frischhütte »lach englischer Art herzustellen. Dieses große Ziel fest im Auge behaltend, verfolgten sie dasselbe mit Muth und Ausdauer, scheuten selbst große Opfer nicht, und waren, nachdem sie durch die Bildung einer Aktien-Gesellschaft im Jahre 1833 die Mittel erweitert hatten, auch die Ersten, welche den Ruhm erstrebten, den Puddlingsprozeß mit der weiteren Verarbeitung deS Eisens unter Walze«, in Inner o'sterreich eingeführt, ja, selbst einheimisch gemacht zu haben. Gegenwärtig unifassen beide oben genannten Herrschasten folgende Eisen-Werkstätten und deren Einrichtungen: St. Leo »hard: > Hochofen mit LufterwärmungS-Appa-rat, Gichtaufzug und Cylindergebläse, welches Letztere zugleich für 4 Frischfeuer bläst, dann 5 Röstöfen, I Schlackenstampse und 2 Grobhämmer. St. Gertraud: I Hochofen mit Lufterwarmungs-Appa-rat, und einem Cylindergebläse, welches unter Einem für 6 Frischfeuer, 1 Schmiedesse, I Zeugfeuer und 1 Cupolofcn bläst, dann 1 Erzquetsche, 1 Schlackenstampfe, 2 Groß-, 1 Zeug-Hammer und 1 Flammofen. Frantschach: 4 Frischfeuer mit 1 Cylindergebläse, 2 Grobhämmer und l Schlackenstampfe, 3 Holz- und I Steinkohlen-Puddlingsofen, mit einem großen Puddelhammer, Walzwerk und Scheere, 4 Schweißö'fen mit einem Railswalzwerke, l Circularsäge zum Eisenschneiden, I Scheere, 2 Schmiedessen und I Wärmeheld, 1 Schweiß- und I Glühofen auf große Blechplatten, mit einem großen Plattenwalzwerke, l Scheere und Absinterungsmaschine; ei»e Holzdorranstalt mit 14 Oefen; eine Ziegelhütte zur Anfertigung feuerfester Ziegel, mit einer ThonPletsche und Mühle, Pochhammer, Trocken- und Ziegelofen; dann die Tischlerei und Schlosserei mit 3 Schmiedessen, 1 Zeug-, 2 Streckhämmern, 1 Messingofen, 3 großen und 3 kleinen Drehbänken, I Circular-Holzsäge, 1 Schleifwerk nebst andern kleinen Vorrichtungen für eine mechanische Werkstätte. Kollnitz: 6 Frisch-, I Brat- und 1 Schmiedefeuer mit 4 Grob- und 1 Zeughammer, 1 Kastengebläse und l Sinter-stampfe, wozu noch eine Mahlmühle mit 4 Gängen, 1 Stampfe und 1 Brettsäge gehört. Für den Betrieb dieser Werke dienen die Eisensteinbaue am Loben und auf der Wölch, wo Braun - und Spatheisensteine iil mehreren mächtigen Lagern brechen; den Steinkohleubau auf der Dachshöhe bei Obdach ill Obersteier, „lit einen, 6 Fuß mächtigen Braunkohlenlager, 13,500 Joch eigenthümliche Waldungen, im geregelten Abtriebe gehallen und durch künstliche Behauung unterstützt; eine HolzschwennwAnstalt in, Prössinggraben, wo mittelst 2 Klausen und 2 Reche» jährlich bei 400 Klafter Scheiter nach Franlschach geschwemmt werden; 130,000 Kub.-Klafter Abstockungs-Wälder, für deren Bringung 2 Straßen (3 und 6 Meilen lang) über die Chor-Alpe nach Unterstem- gebaut wurden uud unterhalten werden. Das Kohlwesen umfaßt überhaupt «012 Klafter Holzriesen auf 22 Abwürfen uud 99 Kohlwerkspläße, nebst allen dazu gehörigen Kohlbarre» und Wohngebäuden. Die eigenthümliche Art des Betriebes überlassen wir der eigenen Anschauung des Freuudes der Montan-Industrie, die Jedem, gegen vorausgegangener Anmeldung bei der Local-Direction , gestattet ist. Die Verwendung an Rohgut uud Erzeugung von verschiedenem Hüttenmatcriale uud verkäuflicher Waare beträgt bei den gesammteu Werken jährlich in, Durchschnitte folgende Quantitäten: Consumirt werden «000 Klafter Brennholz, 95,000 Schaff Holzsohle uud 12,000 Zeutuer Steinkohle; der Berg stürzt 150,000 Zt. Erz, wovon '/< Braun- uud '/, Spatheisenstem; die Hochofen erzeugen 50,000 Zr. Roheisen, wovou 5000 Zt. Blattel, 2000 Zt. Gußwaareu und der Ueberrest Flossen; der Cupolofeu liefert 2000 Zt. Gußwaaren, der Flammoseu de» Bedarf an Walzeu; die Fr'schfeuer erzeugen 7000 Zt. Zaggel, 6000 Zt. Blechstürze zur weiteren Verarbeitung und 5000 Zt. Nagel, und 1000 Zt. Drahteisen zum Verschleiße; die Pudd-lingsöfeu liefern 25,000 Zt. Millbars, welche nochmals dublirt, erst auf verkäufliche Waare verwendet werden; das Nailswalz werk erzeugt 28,000 Zt. Rails, Tyres, Achsen, Winkeleisen, Schisssrippen :c., das Blechwalzwert 5000 Zt. Platten und Flacheisen. Zum Verschleiße gelaugen ungefähr 1000 Zt. Gußwaare, 5000 Zt. Nagel-, 1000 Zt. Draht-Wallas!, 28,000 Zt. diverse Sireckwaare für Eisenbahnen und Danwfschifffahrt, und 5000 Zt. Platten oder Bleche, im Gesammtwerthe von ungefähr 355,000 Gulden Couv. Münze. Bei diesen Industrialwerkeu sind 19 Beamte und 26 Individuen vom Aufs'chtspersonale, Jägern, Grubensteigern, Kohl reschern u. dergl angestellt, und es werden in, Ganzen beschäftigt: 238 Holzknechte, 34 Köhler, 176 Bergknappen, 18 Röster, 2« Hochofenarbeiter, 78 Frischer, 18 Puddler, 18 Schweißer, 22 Walzer, 10 Gießer, 6 Drechsler, 5 Schlosser, 10 Schmiede, 2 Tischler, 5 Maurer, 8 Zimmerleute, 6 Ziegelschläger, 2 Müller, 1 Sagler, 12 Holzklieber und 114 Mann für ver' schiedene Arbeiten. Davon arbeiten 280 Mann in den Holzschlägen, 176 auf den Gruben, 29 in St. Leonhard, 73 in St. Gertraud, 194 in Frantschach und 5? in Kollnitz, zusammen 809 Mann, nebst dem, baß eine große Anzahl Frachter mit Holz-, Kohl- und Erzzufuhr, Ueberfuhr der Nohmatenalien von Werk z» Werk, und Abfuhr des verkäuflichen Gntes beschäftiget werden. 127 Wolfsberg. «^>en Freund des Schönen in der Natur machen wir auf-mertsam, den Weg von Francschach nach Wolfsberg am linken Uftr der Lavant zu wählen, hinter dem Eisenhamme> welke auf der Schwemmtratte, an der Nordseite des Schlosses emporzusteigen, um jenseits auf der Höhe des bedeutenden Hügels, auf dem es thront, die früher erwähnte Terasse vor demselben zu erreichen. Dort wird ihn» dann jener überraschende Anblick des ganzen Laoantthales zu Theil, den keine Worte zu beschreiben vermögen. Die Stadt Wolfsberg liegt im Vordergrunde zu unseren Füßen ausgebreitet, und biesm Standpunct wählen wir, um unseren Lesern das Interessanteste aus ihrer Geschichte und ihren sonstigen Eigenthümlichkeiten vorzuführen. Minder »eich, als man bei dem Anblicke dieser prachtvoll gelegenen Stadt glauben sollte, sind seine historischen Erinnerungen. Erst im 13. Jahrhunderte geschieht in mehreren Urkunden Meldung von den zu Wolfsberg als Castellane seßhaften Rittern, und im folgenden erfahren wir, das: hier die Vicedome der Bamberger Kirchenfürsten, fast durchaus Mitglieder des dortigen Domcapitels, mit ihren Kanzleien seßhaft waren. Die bamber gischen Hauptleute jedoch, welche die Kriegsmacht befehligten, wählten wechselweise auf dm Schlössern des weitläufigen, aber des Zusammenhanges entbehrenden Bamberger Gebietes ihren Aufenthalt. Sicherlich genoß Wolfsbrrg in jenen Zeiten, wo besonders der Bergbau ausblühte, de» größten Wohlstand. Am gefährlichsten war der reichen Stadt die Nachbarschaft der »nach tigen Cillier. Die Grafen von Cilli hatten nämlich durch das Aussterbeu der Wcissenegger daS zunächst gelegene Schloß Hart-neidstei» sammt Landgericht ererbt, welches letztere sich bis a» die Mauern von Wolfsberg erstreckte. Es konnte an Verwick-lungen und Zusammenstoßen nicht fehlen, welche in jenen Zeiten fast immer blutig waren. Der Krieg brach aus, und die Cillier zogen mit großer Heereskraft vor Wolfsberg, in welches sich eine Menge Landvolkes aus der Umgegend, die vom Feinde furchtbar verwüstet worden war, geworfen hatte. Hanns Schweinsurtrr, bambergischer Vicedom, befehligte auf der Veste, und Wülfing von Uugnad, und andere dort bestehende Lehens-trager deS Bisthums, nahmen thätigsten Antheil a»> der Vertheidigung der Stadt, nicht ohne großen Schaden an Hausern und Gärten zu erleiden. Wülfing Ungnad, welcher zum Unterhalte der Söldner und Büchsenmeister, die mit ihren Bombar-den den Cillicrn reichlich antworteten, bedeutende Summen vorgeschossen hatte, verproviantirte auch das feste Schloß Griffen, wo Conrad, ftin Bruder, die Burghuth eines Theiles des Schlosses inue hatte. Wolfsberg widerstand mit Erfolg, und die Belagerung mußte endlich aufgehoben werden, da Eberhard von Kollnitz und Burckhard von Weisbriach durch Wiederver-geltung, welche sie an den Cillier Unterthanen nahmen, die Grafen nöthigten, die Waffen gegen sie zu kehren. Ein Jahr dauerte diese blutige Fehde, in welche die meisten Edlen des Landes als Vasallen oder Parteinehmer verwickelt worden waren. Da kam endlich am 13. Februar 1425, auf Vermittlung Herzog Albrecht's, zu Neustadt zwischen Friedrich, Bischof von Bamberg, und dem Grafen Hermann von Cilli, ein Vertrag zu Stande, wornach Bamberg Mautenbcrg gegen Hart-neidstein und Weissenegg vertauschte, und die Ansprüche auf gegenseitigen Schaden ausgeglichen wurden. Von dieser Zeit au genoß Wolfsberg eines gedeihlichen Friedens, den nur die Einfalle der Türken, welche kcine Gebietsunterschiede »nachten, störten. Bis an Wolfsberg's Mauern reichten Brand und Mord und nur in einzelnen befestigte», Kirchen und in Schlös-seru der Umgegend widerstand das zur Verzweiflung gebrachte Landvolk. Es war im Jahre 1759, wo auf dem Schlosse zu Wolfs- berg der Vertrag wegen des Verkaufes der bambergischen Herrschaften zwischen Grafen Haugwitz, als kaiserlichen Bevollmächtigten, und dem Vicedom, Johann Philipp Anton Baron von Wengheim geschlossen, uud dann von der Kaiserin Maria Theresia und dem Fürstbischöfe Franz Courad von Stadion unterzeichnet wurde. Die Stadt selbst wird durch die Lavant in zwei Theile getheilt, in die innere und äußere, welche durch eine gemauerte und eine hölzerne Brücke mit einander verbunden sind. Sie zählt in 186 Häusern 1420 Bewohner, und ist ihrer Größe nach die dritte des Landes. Unter den kirchlichen Gebäuden ist die Stadtpfarrkirche zum heil. Marcus von fehl' hohe»» Aller, enthält jedoch, außer zwei vortrefflichen Altargemalden und einigen Grabdeukmälern, alten Monstranzen und Kelchen, wenig Merkwürdiges. Die Kapuziner Kirche mit dem Kloster ward 1634 erbaut. Sie steht an der Stelle des einstigen FrirbhofeS. Die Minoritentnche sammt dem Kloster im Jahre 1242 vo» einem Bamberger Bischöfe gestiftet, wurde in neuester Zeit aufgehoben, und ist jetzt das Eigenthum eines Privaten. Ein Theil derselben wurde zu einem kleinem aber niedlichen Tempel Thalia's verwendet. Die Kirche zum heil. Blut verdankt ihre Entstehung den, Wunder, welches im Jahre 1338 zu Wolfs-berg sich zugetragen habeu soll, und in Folge dessen die Juden nicht »ur aus dieser Stadt, sondern auch aus ganz Karnten für immerwährende Zeiten entfernt worden sind. Unter de»l welllichen Gebäuden von Wolfsberg gebührt den» Schlosse mit Recht der Vorrang. Hochgelegen auf einen, vorspringenden Hügel des Gumischberges thront es dort in alterthümlicher Maje stät und Größe, weithin beherrschend die Aussicht über die Stadt und das ganze untere Lavautthal. Seine Bauart trägt die Kennzeichen verschiedener Zeitalter an sich; aber unter allen Schlössern Karnten's dürfte dasselbe in vielfacher Beziehung einen der vorzüglichsten Rangstufen behaupte»«. Auf den» Wege zu demselben steht links ein Privathaus mit schönen GartcnaN' lagen, einst den Herren von Gosse, welche auch Kleinwintleru und Nabenstein besaßen, dann den Herren von Himmelberg gehörig, welchen Kaiser Friedrich IV. im Jahre 1454 das ju« i,5)l» verlieh. Am Fuße des Hügels steht das Landgerichtshaus, vormals den, edlen Geschlechte der Herren von Wolfoberg gehörig, von welchen es an Bamberg kam. An Fabriken besitzt die Stadt eine Bleiweiß - und eine Papier Fabrik und einen Sell-seuhammer; außerhalb derselben aber mehrere Hammerwerke, Nagelschmiedcn und eine Drahtzieherei. Die Bürger beschäftigen sich mit Gewerbsunternehmuugen und Handel mit Viel), Obst, Most, Wein und Getreide und mitunter auch mit Ackerbau. Die Stadt hat einen politischen Bezirk von l /^ Quadrat-Meilen im Umfange, der mit Zurechnung der städtischen Bevölkerung bei 5tttt0 Seelen zählen dürfte; dann die Burg-fried's- und Civilgerichtsbarkeit in« ganzen Bezirke, und wird nur in Betreff des städtischen Oekonomikum's von den, herrschaftliche« Oberamte Wolfsberg beaufsichtigt. Si< besitzt fer-ml- das unumschränkte Wahlrecht in Bezug auf die jeweiligen Magistratsglieder, als: Bürgermeister, Stadtrichter «. und Räthe. Auch sind die Bürger, als solche, als Besitzer mehrerer Güter, freie Eigenthümer ihrer Besitzungen, und unabhängig vo» den Folgen des Frohnsystemes. Wolfsberg, als der Hauptort des ganzen Lavantthales, ist zugleich derjenige Punct, von welchem an, zweckmäßigsten die Ausflüge in die nahen und entfernteren Umgebungen gemacht werden können. Auch wir wählen ihn zu diesem Behufe, und führen unsere Leser an» linken Ufer der Lavant hinab durch die ganze Länge des prachtvollen Thales. Das Erste, was wir dort an den westlichen Abhaugen de» Choralpe erblicke,,, ist das Schloß Kleinwintle, n, welches einen eigenen Burgfried hat. Nach einer Reihe von Besitzern KH8 kam «s durch seinm Vater an den gegenwärtigen Eigenthümer, Franz Grilitsch, unter dem eine der größten Meiereien des Thales entstanden ist. Unfern davon liegt das Schloß Grosi-w ink lern, einst ebenfalls ein adeliger Sitz, an welchem im Laufe der Zeit mehrere Eigenthümer wechselten. Unter denen kennen wir "die Gloriach, Siegersdorf, die Silberberge, Leoben-egg und Eggarten. Der jetzige Besitzer ist ein Bauer. Das schon sehr baufällige Schloß heißt, von den Freiherrn von Sil-berberg, die es vor einem Jahrhunderte besaßen, noch gegenwärtig unter dem Volke Silberberg, so wie KleinwinNern stets nur der Grafenhof genannt wird, weil es beiläufig um dieselbe Zeit die Grafen von Herberstein inne hatten. Hinter Grosiwinllern liegt St. Johann, einst eine selbstständige Pfarre, nun aber eine Filiale der Pfarre WoM'erg. Jene wurde in der zweiten Hälfte des 10. Iahrhundertes dieser cumn-sativ verliehen, bis sie dann zu einer Filiale herabsank. In der Ebene des Thales liegt die Pfarre St. Stephan, ebenfalls eine Filiale der Pfarre Wolfsberg. Eine kleine Stunde hinter St. Johann steht auf einer reißenden Anhöhe das Schloß Reid eben, berühmt und oft besucht wegen seiner herrlichen Fernsicht, gegenwärtig ein Besitz-thum des Herrn Grafen von Henkel. Unterhalb dieses Schlos ses liegt das Fioeicommißgut Klei nreideben, welches der freiherr'l. von Kaise rstein'schen Familie gehört. Ober Neideben, auf dem Riedingesberge, steht das Kirchlein St. Oswald, eine Filiale von St. Marein, jenseits der Lavant. Hoch oben auf dem Harteisberge, eine Stunde hinter Reideben, ragt die einstige Veste, nun Ruine Hartneidstein, empor. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie in den frühesten Zeiten dem edlen Geschlechte der Hartenbe rg gehörte, später (im 12. und Anfangs des 13. Iahrhundertes) trifft man die Herren von Weissenegg, bei Weiten, das machtigste Adelsgeschlecht im Lavantthale, als Besitzer derselbe», an. Von ihnen kam die Veste mit dem sehr ausgedehnten Landgerichte an die Grafen von Cilli, und von diesen au Bamberg, und theilte in der Folge nut der Herrschaft Wolfsberg alle Besihveränderungen. Am Fuße des Go ding liegt die in, Jahre 178!) errichtete Pfarre St. Ulrich, und weiter hinab die Kirche znm h. Lorenz zu Gemersdorf, ein Filiale del- Pfarre zu Rojach. Noch weiter südlich, am Steinberge, steht die Rnine der einst,' gen Veste Stein, als dereu älteste Besitzer man die Herren von Petra, Petrina, aus St. Paule»' und St. Andrärr-Ur-künden kennt. In der Folge kam sie an Salzburg, und gehört jetzt zur Camerasherrschaft St. Audrä. An, Fuße des Stein-berges liegt die Pfarre St. Georgen, von sehr hohem Alter. Weiter hinab, beinahe sämmtlich auf Bergen, finden wir die Kirchen St. Margareth am Weinberge, eine Filiale von St. Paul; die im Jahre 1808 errichtete Pfarre Ettendorf, und nicht weit davon ihre Filiale, St. Lamb recht^am gleich-namigen Berge, so wie ober Lavamünd die Kirche St. Mag-dale na, am Berge gleiches Namens, eine Filiale von Lava-münd. Hier ist der Ort, um auch der Spiegelfabrit zu St. Vincenz, auf der Lavamünder Alpe zu erwähnen. In früherer Zeit wurden die dort erzeugten rauhen Spiegel zur weiteren Verarbeitung in die demselben Besitzer gehörige Spiegelfabrit zu Vieh Höfen nach St. Polten geseudet, weßwegen sie nur unter dem Namen der Viehhofener Spiegel bekannt waren, und eine verdiente Celebrität in der Handelswelt erlangten. In, I. 1835 hingegen wurde die Fabrik zu St. Vincenz erweitert, und der Freund dieses Industriezweiges hat dort daS Vergnügen, die Erzeugung dieser Waare vom Rohprodukte bis hinauf zu ihrer höchsten Vollendung beobachte» zu können. Gegenwärtig bcschäfi tigt diese Unternehmung mehr als 700 Menschen, und der Umfang der durch sie entstandenen Gebäude und die stets wach' sende Zahl der Bevölkerung ist so groß, daß die Erbauung einer Kirche und einer Trivialschule nothwendig wurde. Es werden hier jährlich mehrere Tausend Stücke Spiegel angefertigt, die durch vorzügliche Weiße, Reinheit und feine Politur, so wie durch ihren Crystal!--Glanz und die naturgetreue Darstellung ihrer Bilder, besonders aber auch durch ihre bedeutende Größe, sich auszeichnen, von denen Einzelne eine Höhe von mehr als 80 und eine Breite von ,uehr als 40 Wr. Zoll erreichen. Sie finden uicht nur in allen Provinzen des österreichischen Kaiserstaates, sondern anch im Auslande großen Absatz, und stehen den berühmtesten Erzeugnissen dieser Art würdig zur Seite. Dasi alle diese genannten Puncte auf den Auho'heu des linken Lavantufers, als Abdachungen ocr Choralpe, durch unendlichen Reiz der Mannigfaltigkeit und des Ueberblickes, den sie in schönster Abwechslung gewähren, ausgezeichnet sind, bedarf kaum einer Erwähnung. Alle jedoch übertrifft die Choralpe selbst, auf deren höchste» Punct, dem Speickkogel, man von den verschiedensten Seiten in mehreren Stunden gelaugeu kann. Der größte Theil von Kärnteu und von Steiermark liegt dort iu unendlicher Größe und Schönheil vor unseren erstaunten Blicken ausgebreitet. Zurückgekehrt nach Wolfsberg, lenken wir unsere Schritte auf das rechte Ufer der Laoant, und sehen dort iu der nächsten Nachbarstadt von jener Stadt o.is Schloß Beyerhofen. Seine Besitzer kommen schon im 13. Jahrhunderte, unter dem Namen Payr, Bav^rus, in Wolfsberger- und Lavanter Urkunden vor, und nannten sich in der Folge Payrhofer von Payrhofen. Nach den, Tode des letzten männlichen Sprossen dieser Familie, Hanns Ritter von Payerhofen, ging diese Herrschaft auf seineu Schwiegersohn, Nikolaus Amauu, und von diesem an dessen Schwiegersöhne, Mathias Fried! und Christof Siebeubürger, über. Der gegenwärtige Besitzer ist Franz Xaver Schne-rich, dessen dabei befindliche Meierei zu den ausgezeichnetsten des Thales gehört. Beyerhofen war in der zweiten Hälfte des 16. Iahrhundertes ein vorzüglicher Herd des Protestantisinus, bis im Anfange des 17. Iahrhundertes das dortige Bethaus zerstört wurde. Weiterhin gegen Westen, am Fuße des sogenannten Weinberges, liegt, mit seiuer reizenden Lage, der schöne Landsitz Kirchbüchl, gegenwärtig Eigeuthum des Freiherrn v. Herbert. Unterhalb desselben liegt St. Jakob, eine Filiale von Wolfsberg, merkwürdig wegen mehrerer Römei steine. Eine halbe Stunde von hier erreichen wir die Pfarre St. Margarethen. In diesen, Orte ist auch das Gut Schmelzhofei^ einst ein adeliger Sitz, den Herren von Moßhmn, Weiß, Freiherrn von Kulmer, Grafen von Aicholt und Herren von Eggarten eigenthümlich, von denen es endlich i» die Hände eines Bauers kam. Eine Stunde gegen Westen entfernt, fiuden wir das Weissen-bacher.-Bad, mit einer warmen Mineralquelle, und hinter diesem, ebenfalls nach einer guten Stunde, die Kirche zum heil. Primus (Preimo), wovou auch der Berg, auf dem sie steht, den Namen hat. An derselben sind mehrere Römersteine eingemauert. Auch trägt sie uoch Spuren von der Anwesenheit der Türken. Eine kleine Stunde südlich von St. Margarethen liegt die alte Pfarre St. Michael, die ebenfalls einen Rö-merstcin aufzuweiseu hat. Ihre Filialen auf der Höhe der Saualpe, gleich jener am Preims, sind: St. Johann am Forst, St. Eg yd au, Lading, und St. B arth olo mäus am Aichlberg. Bei dem Pfarrdorfe St. Michael steht auch das Schloß Himmelau, welches in den ältesten Zeiten der „Thurn" hieß, und den Herreu von Weissenegg gehörte, die es an daS Bisthum Lavant verkauften. Von diesen, kam es lehensweise an die von Bure, Waching, Gatringrr, Himmelberger, Kroneg-ger, Strasser und Eggarren, welcher letzteren Familie es uoch gegenwärtig als Fideicommißgut gehört. Unter den Himmelber-gern gehörte auch Neu da» dazu, welches später au Bamberg kam. Hinter Himmelau, an, Fuße der Berge, liegt das Gut KI ViWR^N,. I4U Polheim, jetzt dm, Religionsfonde gehörig. Von St. Michael, etwa eine Stunde gegen Süden, gelangen wir zur Pfarre St. Ma »-ein, von sehr hohen, Alter, und unter den Dorf-Pfarrkirchen die ansehnlichste des ganzen Thales. Man findet an derselben niehrere Röinersteine und i>n Innern die Grabstat-ten der Reißberger, Weis;, Rohrbach lc. Zu dieser Pfarre gehört nebst a..deren a»ch die Filiale St. ThoniaS bei Wolfs-berg. Unweit davo» ist das Gut Wei sen an. Bis in die Mtce des 17. Iahrhundertcs besaßen es die Weiß zu Schmelz-hosen, woher es auch den Namen zu haben scheint. Ihne» folgten die Herren von Kulmer. Jetziger Besitzer ist Ferd. Graf v. Egg er. Der Weiher Hof im Kögelwaldchen, links an der Straße von Wolfsberg nach St. Andrä gelegen, war demnach in früheren Jahren eine adelige Besitzung, und erhielt sei-uen Namen von den» Weiher, au dem es liegt. Nicht weit von Weisenau liegt aus einem an der Ost- und Südseite mit Reben bekränzten Hügel das imposante Schloß Thürn. Es ist von gemischter Bauart, indem znr ursprünglichen Veste in der zweiten Halste des Il>. Iahrhundertes Manches hiuzugebaut wurde, und beherrscht mit seiinr Aussicht das ganze i/avantthal. In, Jahre 1675 ging es durch Kans an das Bisrhum savant über, dessen Eigenthum es noch ist. Fürstbischof Iguaz Franz Zinuneriuann lies, das schon sehr baufällige Gebäude in, Jahre »835 wieder herstellen, und wohnlich einrichten. Thürn gegenüber, jenseits der tiefen Bergschlucht, aus welcher ein schäumender Wildbach hervorranscht, liegt Siegelsdorf, mit der Kirche zum h. Nikolaus. Von dort führt der Weg durch den Wald, den ziemlich steilen Berg hinan, zu der St. Kuuigun-den Kirche, und noch hoher zur Kirche St. Peter. Die au dieser von Außen und Innen befindlichen Römersteine mit allerlei Abbildungen und Inschriften, so wie architektonische Ueberreste, von denen sich ein Stück selbst all dein Bauernhause unter der Kirche befindet, machen die allgemem verbreitete Sage, dasi hier einst ein heidnischer Tempel gestanden, nicht unwahrscheinlich. Wenige Schritte hinter der Kirche liegen die Ruinen der einstigen Veste Reißberg, höchstwahrscheinlich schon unter den Römern oder auch schon unter den Celten ein Kastell. Auch geht die Sage, das: hier zwischen Heiden und Christen ein harter Kampf Statt gefunden habe. In der Folge gab die Burg dem adeligen Geschlechte der Herren von Reißberg seinen Namen, aus welchem Erzbischof Johann ll von Salzburg (regierte von 1429 bis 1441) hervorging. In» Jahre 1245 kam Reisi-berg an das Erzstift Salzburg, welches dasselbe an die Familie Reißberg, die noch mehrere Jahrhunderte fortdauerte, lehensweise verlieh. Gegenwartig gehört es mit den den übrigen vormals salzburgischen Besitzungen im Lavantthale zur Religions-fondsherrschast St. Andrä. Auf der vom Reiszberge südlich sich hinziehende» Bergesreihe, an den Abdachungen der Saualpe, liegt die Pfarre St. Johann am Polling, die der Sage nach schon 1212 gegründet worden sey» soll. St. A n d r a. ^-^er nächste bedeutende Ort auf der Straße von Wolfsberg nach Süden ist die etwas mehr als eine Stunde entfernte Stadt St. Andrä, auf einer Anhöhe des rechten Lavantufers. Sie zählt in 112 Häusern gegen 800 Einwohner und ist mit Mauern umgeben. Nach der Meinuug Einiger soll an ihrer Stelle einst die römische Kolonie I''k>>!»in H.,lv«'l!5>' gestanden haben. Daß übrigens die Römer hier anwesend waren, beweisen mehrere noch vorhandene Steine. Die Veste, welche hier in den älteste» Zeiten besta»d, hiesz savant, und gab einem adeligen Geschlechte den Namen, und nicht unwahrscheinlich ist es, das: auch der Ort überhaupt so geuannt wnrde. Als aber bei der Kirche des heil. Andreas, deren Erbauung spätestens in das 8. Jahrhundert zu sehen ist, eine Pfarre gegründet worden war, die urlundlich schon im 9. Jahrhunderte bestand, ging der Name der Kirche auf den Ort über. St. Andra kömmt bereits i» der Urkunde Kaiser Ar-nulphs vom 20. November 890 als salzburgische Besitzung vor, und zwar begabt mit Zehend und setten Weiden. Erzbischof Eberhard erkaufte in, Jahre 1245 das Schloß Reisperg dazu, und in, Jahre 126? war bereits die Veste ^ichtenberg ebenfalls ein Angehör ersterer Herrschast. Erzbischos Eberhard ll. von Salzburg, dieser große Kirchen- und Friedensslirst, gründete in» Jahre 12 l 2 zu St. Andrä das Stift der Augustiner Chorherren; 3 Jahre darauf das Bisthum zu Chiemsee, und im Jahre 122« schuf er jenes Chorherrenstist in einen Bischofsih um, oder vielmehr er ordnete es einen» Bischose unter. Als Dotation erhielt er die Herrschaft Twimberg, in der Folge den einverleibten Distrikt von St. Florian in Steiermark, das 'Vizedomamt sammt der Propstei St. Mauritzeu zu Friesach; im siebzehnten Jahrhunderte die Herrschaft Thürn und in. Abgewichenen die Propstei Maria Saal. Die Diözese war eben so klein, als diese Dotation, und erstreckte sich Anfangs nur über eine gewisse Zahl von Pfarren des unteren iiavantthales. In den achtziger Jahren erst wurde gegen Abtretung jenes kleinen Distriktes der damalige Völkermarkter und der Cillier Kreis den, ^avanter Ordinariate untergeordnet. St. Andrä, welches in, Jahre 1308 zuerst als Stadt vorkömmt, genoß in älteren Zeiten die Ehre noch nicht, eine bischöfliche Residenz zu seyn. Die Bischöfe residirten theils zu Wolfsberg, theils aus der Burg savant zu Friesach. Erst von, fünfzehnten Jahrhunderte angefangen, nahmen sie ihren festen Sitz in dieser salzburgischen Stadt, die in den Fehden der Erz bischö'fe »nil Herzog Albrecht, nachmals Kaiser, und i» den unseligen Tagen der Ungarn- und Türkeueinfalle viel zu leiden hatte. Die kaiserlichen Söldner übersielen im Jahre 1480 St. Andrä, um den Ungarn zuvorzukommen, und plünderten die bischöfliche Residenz. Fürstbischof Jobann sioh zu König Mathias Corvin. Die friedlichen Tage kehrten wieder, und mit ihnen auch jene Kirchenfürsten, die nie den Krnmmstab nur dein Schwerte verwechselt hatten, »ud deren Einkommen auch zu gering war, mu an dem Hofe zu Wien, so wie ihre Nachbarn, verweilen zu können. Die bischöfliche Residenz ist ein regelmäßiges Viereck im modernen Style, welches vor einem Jahrhunderte der Fürstbischof Joseph Oswald Graf von Attems erbaute. Sie ist durch einen Gang, welchen der berühmte Fürstbischof Stobäus von Palmburg führen ließ, mit der Cathedrale verbunden. Diese, mehreren Perioden angehörig, hat wenig Ausgezeichnetes, und verliert selbst an ihrer Größe durch die vielen Zubauten. Dasür entschädigt die sogenannte Loretto-Kirche ausier der Stadt, an der Straße nach Wolfsberg; ein herrliches Gotteshaus, vom Fürstbischöfe Franz Caspar von Stadion (IU73 bis 1704) im echt italienischen Style mit einem weit gespannten Bogen erbaut. Die durch einfache Erhabenheit und Schönheit sich auszeichnende innere Ausstattung verdankt sie dem Fürstbischöfe Gandolph Ernst Grafen von Khünburg (1790 ^1793). DaS daran gebaute Kloster wurde vor zwei Jahrhunderten von Dominikanernonnen aus dem Kloster Mährenberg besetzt. Nun gehört es seit der Säkularisation einen, Privaten. Oestlich von der Stadt Andrä, jenseits der savant, liegt die Kirche Siebendingen, schon in den Urkunden des 9. Jahrhunderts unter dein Namen Sigemuntingen und Sigizin-gen bekannt. Weiter gegen Süden sehen wir jene zu Iagg-ling, beide Filialen der Dompftnre zu St. Andrä. Von Iaggling gegen Südosten liegt auf dem schönen fruchtbaren Ro-jacher Felde die Pfarre St. Maria zu Rojach von sehr hohem Alter, und von dort etwas entfernt das Gut Far räch, heutzutage zum Trarach genannt. Von Rojach westlich 38 130 liegt das Eisenhammerwerk Kollnitz. Eine halbe Stunde anße»' der Stadt gegen Süden liegt allf einem Hügel rechts von der Straße die Ruine Kollnitz, einst eine bedeutende Veste; der Stammsil) der Herren, dann Freiherren von Koll-nift, welches Geschlecht >nit Leonhard iln Jahre 1587 ausstarb. Schloß und Herrschaft gingen an die Freiherrn von Windisch-gräh, an Martin Straffer zu Neudeck, der auch Himmelau besaß, an Otto Gottfried Grafen von Kollonitz, an einen Freiherrn von Kronegg, und von diesen» an Georg Sigmund und Wolf Raimund Paradeiser über, von welche» sie 1651 das Stift St. Paul an sich kaufte. Nach dessen Aufhebung (l 783) kam die Herrschaft an den Religionsfond, und von diesem wieder an das Stift, nachdem es 180!» wieder hergestellt worden war, und zwar sammt den» unfern in der Ebene liegenden Zog gl ho f. Nordwestlich von St. Andra haben wir noch des Gutes Koll-egg zu erwähnen, welches im Jahre 1693 von den Attems an das Domkapitel zu St. Andra überging. Seit der Aufhebung desselben im Jahre >808 werden die Gülten, die zum Reli-'gionsfonde eingezogen worden waren, voll der k. k. Eameral-herrschaft St. Andrä verwaltet. Eine kleine Strecke hinter St. 'Andra theilt sich die Straße ill zwei Arme. Der eine fuhrt über den Griffnerberg nach Völkermarkt und Klagenfurt, der andere hingegen über St. Paul nach Unterdraubnrg nnd Untersteiermark. Wir wählen den Gehleren. St. P a u l. ^^enn auch nicht das älteste, doch das ansehnlichste, am reichsten ausgestattete Stift Kärntens ist das zu St. Paul. beider erübrigt von der ursprünglichen Gestalt desselben, außer der Kirche, nur wenig, und es erinnert uns nichts an jene Abteien Englands, die selbst in ihren großartigen Ruinen jene romantische Zeit bewahren, wo die Frömmigkeit ihre Werke aus den» festesten Gestein »vie für eine Ewigkeit baute, nicht ahnend, daß alles Menschliche untergehe in» Strome der Zeit; daß der Geist der Reformen, welcher die Zellenbewohner aus ihren Klöstern trieb, wenn die belebende Seele entflohen, auch den Riesenbau von Jahrhunderten zertrümmern würde. St. Paul liegt auf einem freistehenden Hügel, eine Stunde von St. Andra entfernt. Ei beherrscht von da aus das ganze untere Thal, welches sich hier, wenn nicht schließt, doch zu verengen beginnt. Das große, durch seine Höhe und Ausdehnung imposante Stiftgebäude ist mit vorspringenden Thürmen im Style des sechzehnten Iahrhundertes aufgeführt. In einein, der Urform des Hügels angepaßten Vierecke soUte es einen großen Hof sammt der Stiftskirche »»„fangen; doch die Unbilden, welche das Stiftsvermögen in den Türkenkriegen unter Kaiser Leopold l. litt, ließen die östliche Seite nicht zur Vollendung kommen. Das hart unter den« Stifte liegende Vorwerk mit Kanzleien, Schüttkasten u. drgl., ist bei Weiten: der altere Bau, als dieses selbst, wie sich in neuester Zeit bei Demolirung eines Thurmes bewies, welcher dem Sprengwerk-zeuge durch Dicke und Festigkeit trollte, und wahrscheinlich noch ein Rest der Burg der Grafen von savant war. Auf diese zu kommen, ist nns so viel bekannt, daß Siegfried Graf von Spouheim, welcher mit seinem Bruder Friedrich von den Nhein-landen in Kärnten einwanderte, die reiche Erbtochter des letzte» Grafen von savant, Richardis, heirathete. Graf Siegfried verwaltete um das Jahr 1045 den Gau des Pusterthales, begab sich aber im Jahre 1060 nach den lavantischen Gütern auf die Burg, welche an der Stelle des jetzigen Stiftes stand. Dort legte er den Grund zu einer den» Weltapostet Paul geweihten Kirche; unternahm >0,b, um an der Grabstätte des heil. Apostels Jakob zu ^ Eompostella Linderung in des Glaubens Ahnung und des Wie- / dersehens Hoffnung zu erhalten. Auf dem Rückwege erst wollte sie die Verwandten ihres seligen Gatte» zu Sponheim besuchen; doch, sie erreichte es nur, um dort ihre schö»e Seele in ihre» Armen auszuhauchen. Für frohes Leben schien die Burg zu Lavant nun nicht mehr geschaffen; nur zur Bewahrung theurer Erinnerungen. Darum beschloß Siegfried's ältester Sohn, Engelbert, sie i» ein Kloster zu verwandeln. Er sendete seineu gleichnamige» Sohn nach Hirschali in Schwaben, um dort Söhue des heil. Benedict »ach St. Paul zu berufen. Sein i» ganz Deutschland berühmter Abt Wilhelm ließ auf sein Bitten zwölf Neli- ^ giosen nach Kärnten abgehen, denen Wezelin als erster Abt zu ^ St. Paul vorstand. Im Frühlinge des Jahres l09! übergab^ Vater Engelbert in Gegemvart seiner Familie, seiner Getreuen ! und vieler Eoeln dem Abte Wezeli» die Kirche, das Kloster »nd/>, eine reiche Stiftung mit Güter» und Unterthanen, und am 2., / , Adventsonntage des Jahres 1093 weihte Erzbischof Thiemo von" / Salzburg die neue Stiftskirche feierlich ein. Zwei Jahre und ^ vier Monate nach dieser Einweihung starb Engelbert, nachdem er das la»g' ersehnte Ordenskleid erhalten hatte. Als die Kunde hievon nach Magdeburg kam, wo sein Bruder Hartwig Bischof war, sandte dieser kostbare Gefäße, Kirchenlenchter lind Gewänder, mit einer beträchtlichen Anzahl von Büchern, an Abt Wezelin. Auch den Leichnam seiner Mutter Richardis ließ er in /) Sponheim erheben und nach St. Paul bringen, wo er die ^ theueren Ueberreste selbst empfing, und an die Seite des verblichenen Vaters beisetzte. St. Paul gelangte gleich bei seinen» Beginnen zu großer Eelebrität. Aus seinen erstell Eonventnalen nahmen das Kloster Nosaz und das Benedictinerstift Arnoldstei» ihre Aebte. Des in Untersteier und Kärnten so mächtigen Grafen Bernhard des Sponheimcrs einziger Sohn, Bruno, wählte die Mönchsgugel A und war St. Paul's zweiter Abt. Kein Wunder, wenn des-»^ sen Güter täglich wuchsen; und »nan es den St. Paulern nachsagen tonnte, daß sie von Kärnten bis Ron, ihre eigenen Herbergen hatte»». Die Letzte, welche sie besaßen, war noch in neuerer Zeit die zu Venedig. Außer der eigenen großen Stifts-Herrschaft besaß St. Paul die Stadt Volkermartt, deren eS sich nachhin ganz zum Vortheile des Herzogs entäußerte, das Schloß Wernberg, Möchling, in Steier die Herrschaft Faal «. Wellig äußere Begebenheiten unterbrachen die nur pendele artig bewegte Eintönigkeit des Klosterlebeus. Die Pergamente des Klosters füllen fast nur Verträge und Tauschhandlungeu. Die Vogteirechte gaben manchen mächtigen Edlen, wie den Pfamlbergern, Mahrenbergern, Kollnitzern, Wildhausern, Nabensteinern u. a. ni. Vorwaud, um Klostergüter sich zuzueignen, wogegen das Stift den Schutz noch Mächtigerer, der Herzoge . von Steiermark und Kärnten, eines Ottokar von Böhmen in die Wagschale zu legen hatte. In den Kriegen der Ungarn, der Eilliergrafen, in den furchtbaren Türkeneinfällen litt St. Paul »och unendlich mehr, als in den Fehden raubsüchtiger Nachbarn. Die Folge war das allgemeine Herabsinken des ehemaligen Wohlstandes, die Veräußerung oder Verpfandung einer Menge Klostergüter, der Verfall der Gebäude und Oekonomien. Diesen Ereignissen folgten die Zuckungen der Reformation, die Hingabe von geistlichen Gütern an Weltliche, die unseligste Vergeudung des Vermögens durch Eindringlinge in Würden und Aemter. Ulrich Pfinzing, Patrizier in Nürnberg, Propst von 12» /^ St. Alba» außer Mainz, kaiserlicher Schatzmeister n»d Pfarrer z>» Weißkirche», »vußt^ die Abtei St. Paul zu erhalte», indem Abt Johaun l V. dieselbe zu seine», Gunsten resigni'rte. Pfin-zing war seilies kaiserliche» Wohlthäters tmwerth, er trug weder das Kleid des Ordens, dem er früher nie angehört hatte, »och that er das Mindeste für denselben, im Gegentheile plünderte er das Kloster in» eigentlichen Sinne, so, daß nach semem Abzüge, im Jahre 1530, wozu ihn wohl am meisten Kaiser Ferdinand I. Maßregeln nöthigte», kaum eine Leinwasche vorhanden war. Fast ein volles Jahrhundert wiederholte» sich diese beiden, so daß bald bloß nur die Klostermauern blieben. Eist Abt Hiero»ymus Markstaller, von ltiiti bis 1«38, erhob das Stift wieder zu seinen, früheren Glänze. Unter dem als Schriftsteller, Gelehrten und eifrigen Klosterma«» berühmten Abte, Albert Neichard, hatte der Wohlstand des Klosters einen ^ »e»e» Aufschwung genommen, wen» nicht die Türkenkriege seinen schöllen Bemühungen Einhalt gethan hatten. Von mm a» trat wieder ein Stillsta»d ein; der weit aussehende kostspielige Bau auf Kupfer an« St. LambrechlSberge unt.r Abt Anselm l., 1748 bis !778, mißlang, und Abt Ansein« ll. von Edlmg war nur ein glänzendes Meteor vor der Klosteraufhebung unter Kaiser Joseph ll. AIs Gesellschafter voll Geist und Lau»e, wie als dramatischer Schriftsteller und Humorist im eigentlichen Sinne, war er den Eirkeln der Hauptstadt willkomme», und bl>eb i» letzterer Hinsicht unvergeßlich. Bei Aufhebung der Kloster u»ter Kaiser Joseph !l. traf iu Kärute» St. Paul dieses Loos emes der ersten. Bereits an, 4. November 1782 löste sich die dortige geistliche Gemeinde auf, und beiliahe acht und zwanzig Jahre staude» die dortigen weitläufigen Stiftgebäude öde, ja verwüstet, bis sie ihrer ursprünglichen Bestimmung wieder gegeben wurden. Wie einst von Hirschau die Kolonie der Be»edikti»er für ! St. Paul auszog, so sollten jeßt die widrige» Schicksale, welche »ach Zertrümmerung des deutsche» Neichsverbandes das berühmte Stift St. Blasien in» Schwarzwalde trafen, die Veranlassung seyn, daß St. Paul seine Bewohner zum zweiten Male aus dem Schwabenlande erhielt. Mit wanner Anhaug-lichkeit an das Haus Habsburg ergriffen die Sohne a» der Alb den Wanderstab, und geführt von ihrem ehrwürdige» Fürst-Abte, Berthold Nottier, begaben s>e sich im Jahre 1807 nach den, ihnen einstweilen eingeräumten ehemalige» Ehorherren- ^ Stifte Spital am Pyhrn i» Ober-Oesterreich, von wo aus sie das Gymnasium und dann auch das Lyceum zu Klagenfurt übernahmen. St. Paul, als der nunmehrige Mittelpunkt ihres Wirkens, wurde ihnen im Jahre I80!>, und darauf die frühere» Studiellfonds - Herrschafte» Ebcrndorf und Pörtschach ein-ge räumt. Wie sich unter Berthold's Nachfolger», den Aebten Meinrad und Ferdinand, die ökonomischen Verhältmsse des Stiftes, besonders durch sorgfaltigere Cultur der Weiligarte» i» Untersteier, durch kmlstliche Mühlwerke zu Wasserhofe» u»d bei St. A»dra, durch industrielle Be»utzung des Grundes u»d Bodens u. s. w, verbesserten, können wir hier kaun« berühre». St. Bla-sius hellstrahlende Leuchten in der Diplomatie und Historie, Tludpert Neu gart u»d Ambros Eichhor», verlösche» auf Kär»teus Boden »icht ohne durch ihr Wirken und ihre Forschungen in der heimathlichen Geschichte eine neue Aera be-gönnen und vielseitige Nachfolge hervorgerufen zu haben. Das Archiv von St. Paul bewahrt in einer bedeutenden Zahl vou Foliobanden der Handschriften jener Stl'ftsmitglieder, so wie des leider viel zu früh verstorbenen Professors Haver Grüninger eine» u»gemeinen Schah von Bliträge» zur ältesten und alten Geschichte Allemamens, Frankens und Helvetiens, des alteu EarantanienS uud des später sehr verkleinerten Kär» le»s, der Kramer- u»d Steirer Mark. Schade »ur, daß diese Arbeite!», i» so ferne sie unser Vaterland angehen, besonders Trudperr's Geschichte der Herzoge aus dem Hanse Sponheim, ^ noch nicht »nter die Presse kamen. Sehens- und bemchungswürdig ist besonders auch die Stiftsbibliothek vo» St. Paul. Von ,e»en reichen Schätze», welche f) einst St. Blasieil besaß, ist hier nach so vielen Verlnste» »och das Beste beisammen. Uralte Druckwerke, herrliche Ausgaben der Elassiker, lind ei» vorzüglich reicher Apparat von Werken »ber die spezielle Kirche»geschichte Deutschland's u»d der Nachbarländer. Nicht »linder anziehend für den Kenner ist die vo» dort gerettete und von Spital am Pyhr» übersiedelte Gemälde-x und Kupferstichsammlung, da»» die physikalische» Werkzeuge^ und Naturalien. Der Kirchenschatz von St. Blasien ging bis auf emen ungemei» schönen Vorrath vo» Ornate», worunter ein nralter Vefpermantel aus dem l l. Jahrhunderte, durch die Kriegsullbilden u»d die Auswanderung verloren. Ein Eonvikt für Studierende, ei» Gymnasium vo» vier Classen bilde» hier ^" die Vorschule der höheren Studien. Die Kirche, den. Style'' nach ganz aus der Zeit ihrer Gründer, vielfach ähnlich icnem ^ herrlichen Dome zu Gurk, besonders in der Bauart des Pres- ^ byleriums, enthält das Grabmal des Spoiiheimers, Herzogs Beruhard u»d jenes der Reliquie» der Ahnen aus dein Hause Habsburg. Emst ruhte» diese Leiche» zu Basel »ud zu Königsfelde» in der Schweiz. Fürst Abt Gerbert, dieser allgefeierte Diplomat und Historiker, brachte sie, als ahnete er die Stürme der Revolution, in, Jahre 1771 i» das »eu erbaute Mausoleum »ach St. Blasie», bis die Ereig»isse der neueren Zcit auch ihre nächtlichen Grabeshallen sprengten. Allswandernd aus dem Mutterschooße der Heimath, eine ferne Wohnstätte su-^ che»d, trug, gleich heilige» Pe»ate», die Ha»d der Da»kbarkeit auch der erlauchten Habsburger Aschcnurue in die Ferne. So empfing mm Kärnte», welches ei» halbes Jahrtausend Ihrem Scepter gehorcht, so St. Paul diese heilige» Reste, wo sie >'» einem Gewölbe unter dem Hochaltäre der Stiftskirche ruhen. Hier befinden sich die Gebeine Anna's, Gemahl,» Kaiser Rudolf's >., Oesterreich's Herrscherhauses Stammmutter u»d dere» beide Söhne Karl und Hartman», die irdischen Reste Eis-beth's, Gemahli» Kaiser Albrecht's, der liebende» Gatti», Mutter u»d Fri'edensstifteri», »vie kaum eiue, aber auch der unglücklichste» Frau, »ach dem an ihren, Gemahl durch Johann Par-ricida verübte» Meuchelmorde. Hier ruht Leopold, ihr Sohn, der Ruhmvolle, der Ruhelose nach dem Unglücke seines Bruders Friedrich, den sei» Gege»kö»ig Ludwig der Baier fmg in der Schlacht bei Ampfmg, ruhen seine Gemahli» Katharina, sein Bruder Heinrich, desse» Gemahli» Elisabeth, seine Schwester» Jutta, Elsbeth und 'Agnes und seine Tochter Katharina. Die Letzte der fürstliche» Leiche» ist die Leopold's des Biederbe», welcher bei Sempach »lit zwei Tausend der Seiinge» fiel; ei» Theil seines Kampfschwertes war der beste Schmuck, den ma» dem Helden in die Gruft gab. So möge St. Paul, »vie es die Asche der ruhmwürdige» Ahne» unseres Kaiserhauses wahrt, »och wahre» die Leuchte der Wisseuschaft !» del« heimathlichen Gaue» , u»d emporheben »ber dle Trümmer der Vergangenheit den Schild ihrer reiche» Thaten, bis Geschlecht für Geschlecht dieser anHeini fällt. Westlich vo» St. Paul liegt die Stiftspfarre St. Marti« im Graniftthale, schon zwischen l l.'ll) »ud l!-10 von Amel-brecht von Kollnitz erbaut. Sie war die Grabstätte ber Koll nitzer. Daß sich gegenwärtig nur zwei Grabmale derselbe» vor-fillde», mag vielleicht den, Umstände zuzuschreiben sey», daß die Kirche, oder weliigstcns das Innere derselbe» im lI.Iahr-yullderte von de» Türke» zerstört worden seyn dürste. 132 Auf einet«, Gipfel jener Hügel, welche hinter St. Paul die breitere Ebene des unteren Lavautthales im Silben begrenzen, liegen die Ruinen der Veste Rabenstein, einst dem gleichnamigen edlen Geschlechte gehörig, vielleicht auch dessen Stammsitz. Von den Nabensteinern ging sie auf die Grafen von Heimburg, nnd von diesen an ihre Erben, die Grafen von Pfannberg, über. Nach dem Jahre 1450 kam diese Burg von den Herren von Rottenstein an die Freiherren und Graft» von Dietrichstein. Nach den» Tode des Grafen Ludwig (16t6) kam Rabenstein au Johann Ulrich Herzog von Krumau, Fürsten zu Eggenberg, der es »630 an das Stift St. Paul verkaufte, bei dem es noch jetzt ist. Beinahe auf gleicher Hohe liegt östlich von Rabenstein die St. Iosephstirche mit prachtvoller Uebersicht des ganzen Lavantthales und eines großen Thei les des Drallthales im Suden. Diese Kirche stammt nicht unwahrscheinlich aus dem Ende des l7. Iahrhunoertes; den» vorher stand an ihrer Stelle die Veste Loschenth al, das Stammschloil eines adeligen, gleichnamigen Geschlechtes, welches aber bereits im 13. Jahrhunderte ausgestorben war. Im Jahr 1268 und vielleicht auch früher, besas; es Heinrich Graf von Pfaunberg, dessen Sohn Ulrich es sammt Lavamünd den Herzogen Rudolph und Friedrich von Oesterreich zu Lehen gab. Im Jahre I3l0 verpfändete Herzog Friedrich jene Burg dem Erzbischofe Conrad fur dargeliehene I7U« Mark Silber, und 1322 trat er sie dem Erzbischofe von Salzburg, Friedrich III., gänzlich als Entschädigung ab, da dieser ihm gegen Ludwig den Baier, Friedrich's Gegenkaiser, treulich beigestauden, und durch die Niederlage bei Mühldorf in groszeu Schaden gerathen war. Seit dieser Zeit blieben sie bis zum Jahre 1458, in welchem Salzburg die vier versetzten Herrschaften Arnfels, Neumartt, Lavamünd und Loschenthal an Kaiser Friedrich zurückgab, welcher Letzteres durch Pfleger verwalten liesi. Ein solcher war Veit Mordar, unter welchen; in» Kriege zwischen Kaiser Friedrich und König Mathias von Ungarn Loschenthat von einem gewissen Johann Schwarz verratherisch eingenommen und den Ungarn übergeben wurde, die es bis nach dem Tode König Mathias besetzt hielten. Im Anfange des 17. Iahrhundertes gehörte es der freiherrlich von Ursenbeek'schen Familie; im Jahre 1667 kaufte Loschenthal das Stift St. Paul an sich, bei dem es sich noch befindet. Den Schlus; unserer Wanderung durch das Lavantthal macht an den Ufern der Dran der landesfürst-liche Markt Laoanmnd, dorr nämlich, wo die Lavant in die Drall sich ergiestt, wo aus die Hauptpoststrajie entweder nach Klagenfurt, oder südlich »ach Untersteiermark führt. X. Das Krappfeld und das Görtschitz- oder Gberfteiner - Thal. 39 R33 4. Inhalt: Althofen. Treibach. Silberegg. Dtannsberg. Tt. Georgen am Längsee. Hoch - Qsterwitz. Das Görtschitzthal. Ebersteiu. Lotting. Hüttenberg. Silberberg. ^)ene Hochebene, welche bei dem Znsammenflusse der Gurk und Metnitz in der Nahe von Zwischenwässern beginnt, und im großen Kreise mit einem Umfange von mindestens sechs Stunden sich schließt, heißt das Krappfeld. Der Plabutsch im Norden, der südlich gegen Althofen sich abdacht; die Hü-gelreihe gegen Osten, als Ausläufer der Saualpe; der eillst berüchtigte Wol schart im Süden (ein Wald der zum größten Theile des Krappfeldes gehört), und die östlichen Abdachungen des St. Florianberges im Westen, bilden die Grenzen desselben. Der Grund dieser Hochebene ist von mächtigen Schotterlagern überhöht, die der Gurkfiusi in mannigfachen Krümmungen tief-eingeschm'tten durchfurcht. Sowohl dieser, als auch die Anschwemmungen von Tonschichtrn rings an den Höhen, das ausgedehnte Gebilde von versteinerten Muscheln, Schnecken, Fischen und vergleiche Seethieren, welches über die Speckbauerhöhe zwischen Althofen und Guttanug sich hinzieht, und ein Steinkohlenlager, jedoch von geringer Mächtigkeit überdeckt, durch welches sich vor undenklichen Zeiten der Passeringbach den Ausweg gebrochen hat — Alles dies; verräth die hier vorgegangenen Wasser-Revolutionen in der Urzeit Die herrlichste Uebersicht des Krapvfeldes und der Landschaft, die nach drei Weltgcgcnden in unermeßlicher Ausdehnung bis hin zu den südlichen Riesenmarken Kärntens sich erstreckt, gewährt die Höhe von Althofen, welchen Ort wir zugleich als den wichtigsten und interessantesten desselben in historischer Beziehung bezeichnen müssen. Wir führen daher unsere Leser von Zwischenwässern an dein freundlich gelegenen schönen Schlosse Töscheldorf vorüber nach Althofen -Äm 10. Dezember 953 schenkte Kaiser Otto I. die Herrschaft Althofen und mit ihr zugleich das Krappfeld dem Erzbischofe Herold von Salzburg. Der in der Urkunde vorkommende Ansitz oder Edelhof sammt einen, Kastelle kann kaum etwas Anderes seyn, als unser Althofen, wo von jeher diese Herrschaft verwaltet wurde. Eine feste Burg überhöhte schon damals drn am Fuße der Höhe sich bildenden Markt, welcher in den Fehden der Kirchenfürsten mit den Herzogen des Landes und bei den« aufnehmenden Eisenhandel bald eine doppelte Bedeutung erhalten sollte. An den Engpässen bei Zwischenwässern, welche nach dem reichen Friesach führten, besaß der Herzog die Burgen Bull-dorf und Pöck stein, um dort den Durchgang zu sperren. Der Weg jedoch von Fricsach über Hirt nach Althofen war noch offen. Herzog Meinhard, welcher nichts sehnlicher wünschte, als den Salzburgern auch diesen Weg zu verlegen, um Herr der Mauthen seyn zu können, baute auf der westlichen Abdachung des Moraniberges, in der Nahe jener Vesten die Burg Raben stein, uud versah sie mit einer Besahung. Als nun im Jahre 1292 von den Salzburgern, und dem mit ihnen verbündeten Grafen Ulrich von Heimburg der Ueberfall von St. Veit, der ihnen, wie wir wissen, den Prinzen Ludwig in die Hände lieferte, glücklich vollführt worden war, konnte der Vicedom von Friesach, Rudolph von Vonsdorf, nichts Schnelleres thun, als der Veste Rabenstein mit einem Handschlage sich zu bemeistern. Im frühesten Morgendunkel wurde sie überstiegen, die Knechte gefangen, und der Burggraf, Albrecht von Freiburg, nach vergeblichen« Widerstände tödtlich verwundet. Die Burg wurde den Flammen Preis gegeben. Ein gleiches Schicksal hatte auch Silberegg, welches sich ergab, und das feste Bulldorf, welches einen Sturm ausgehaltm hatte. Lchte-res wurde, wie bereits erwähnt, der Erde gleich gemacht, und erstand nie wieder, obschon noch jetzt der Fürstbischof von Gurk von dem Landesfürsten Bulldorf zu Lehen empfängt. Rabenstci» jedoch wurde wieber hergestellt, als der Friede es dem alten Herrn wieder zurückbrachte. Nach fünfzehn Jahren brach der Krieg von Neuem aus; doch dicftinal war Gold der beste Mauerbrecher. Mit 200 Mark bestach man Conrad von Schrankbaum, dcr darin befehligte, und die Thore öffneten sick) den Salzburgern. Nun und nimmer sollte Rabenstem bestehen! Die Unterthanen deS Erzstiftes wurden in weiter Runde, selbst von den steiermärkischen Gütern ISO aufgeboten, und krachend stürzte der verrathene Bau zusammen, dessen Steine nun« nach Althofen schleppte, wo in schnellster Zeit den oberen Markt Thürme und Mauern umgürteten. Noch blickt der alte Thurm am südlichen Vorsprunge desselben fast unversehrt seit jenen Jahrhunderten in die weite Ebene hinab, über welche der Weltenstrom eines halben Iahrrausend's hin-weggeflossen ist. Die spateren Vertrage der Salzburger Kirchenfürsten mit den Herzogen aus dem österreichischen Hause maciM, diese Vor-bereitunge» aus ernsten Kampf für lange Zeit überflüssig. 'Als im Jahre 1480 die Städte und Schlösser des Erz.-stiftes in Kärnten und Steiermark von den Ungarn besetzt wurden, wollten die Althofner denselben Anfangs nicht Eingang gewähren, und erst nach wiederholten Befehlen von Salzburg ließen sie die Feinde ein. Zehn Jahre blieben die Truppe» dcs Königs Mathias Eorvin unangefochten in dieser Veste und zogen erst nach dem Tode ihres gefurchtem! Herrschers in ihre Heimath. Noch einmal, und zwar in den Tagen des Bauerubundes, sollte Atthofen Zeuge seyn, wie mau denselben trennte. Der kaiserliche Anführer Kotz stellte zu Althofen 1300 Fußknechre auf, denen die Stande 20N Mann zu Fuß und 80 zu Pferde beigesellten. Diese Macht war hinreichend um 5000 Bauern, welche sich bei Griffen und Triren unler ordentlichen Anführern gesammelt hatten, einzuschüchtern und zur Unterwerfung zu vermögeu. Es kamen die Türken- und Franzosen-Kriege. Althofen hatte seine strategische Wichtigkeit verloren. Man stritt sich nicht mehr um Burgen, sondern um Lander, und von dem, für dasselbe thatenreicheren Mittelalcer blieb Althofen nur noch seine Theilnahme an dem Landhandel mit Eisen, wenn auch im verkleinerten Maßstabe. Damals nämlich war die Zeit des Handelszwanges der Preismonopole, der Stapel- und Mauthrechre privilegirrer Orte ein wahres Gegenstück zu den raubgierigen Ritterburgen, die eigenmächtig nahmen, was sie wollten, während jene dazu sich berechtigt glaubten. Althofen lag an den Ausgängen der reichen Eisenwmzen von Hüttenberg. Es war so eigentlich die Eisenpforte, der Marktplatz für die Hauer und Schmelzer, welche nach damaliger Sitte ihren Erzgewinn auf kleinen Stucköfen in Eisen verwandelten, und die Roheisenfladen auf ihren Rücken nach Althofen zu Markte trugen. Da wollten nun die Althos-ner die Alleinkäufer und Händler seyn, die St. Veiter, Vil-lacher und Volkermarkter traten dagegen als Rivaleu auf, und es gab einen Zank nach dein andern, worüber im St. Veiter Archive noch,immer eine Menge von Pergamenten eben so vieler Urtheils- und Schiedssprüche sich befinden. An, meisten waren dabei die Herzoge von Kärnten betheüigt, welchen die Städte Völkermarkt und Klagensmt gehörten. Bereits die Sponheimer besaßen (lant Urkunde H. Heinrichs III. von» Jahre 12«9), eine Mauth zu Althofen. Das Zollwesen war jedoch zu jener Zeit noch nicht so regulirt und geschlossen, das; mau nicht durch Um- und Schleichwege den Schlagbäumen hatte ausweichen können. Es kam nur darauf au, die Eisenwege zu concentriren, und durch einen allgemeinen Stapelplatz eine sichere Uebersicht und Controlle der Mauthgefülle zu haben, zugleich aber auch die eigenen Bürger durch ausschließliche Rechte gegen Fremde zu begüustigen. Au» gelegensten zu einem solchen Stapelplatze war St. Veit, wohin die Strassen von Friesach, Alrhofeu und vom Gurkthale zusammen führten. Unter den Sponheimer-und Tiroler-Herzogen findet sich jedoch noch keine Spur eines ausschließlichen Handels der St. Veiter. Urkundlich offenbarte sich der Handelsneid im Jahre 1373, wo die Bürger von Althofen eine Eisenwage mir drückender Gebühr und eine mehr als gewöhnliche Mauth einführten. Herzog Albrecht III., angesprochen von den St. Veitern, ver- wendete sich am 31. Jänner 1374 freundschaftlich bei dem Vicedom von Salzburg, dem Bischöfe Heinrich von Lavant, um Abstellung dieses Mißbrauches. Das cigeutliche Stapelrecht der Eisenwaaren jedoch, dieser Zankapfel der nachfolgenden Jahrhunderte, schreibt sich von der Urkunde her, welche Herzog Wilhelm der Freundliche, nach dem Muster des weit älteren Freibriefes für Iudenburg, zu Neustadt untern: 13. Dezember 13!)9, den St. Veitern ausstellte. Die Ersten, welche mit ihnen in Streit geriethen, waren die Kla-genfurter. Diese kauftet, ihrerseits Eisen in Althofen, und brachten es auf Nebenwege,, zwischen St. Veit und St. Georgen nach Klagenfurt. Auch die Althofner lagen nicht müssig gegeu die von St. Veit. Sie suchten ihnen den Ankauf des Eisens möglichst zu erschweren, indem sie die Abwäge desselben verzögerten, obscho» das Waggeld erlegt werden mußte. Dieses veranlaßte eine Mahnung K.Friedrich des V., an Balthasar Waldecker, Viccdom zu Friesach, (Neustadt den 16. Jänner 1453), des Inhaltes, dasi er den Atthofnern strenge auftragen solle, deu Eiukauf des Eisens von den Bauern auf den Bergen, so wie die schnelle Abwäge desselben den St. Veitern keineswegs zu verhindern oder zu verzögern. Die Salzburger Erzbischöfe suchten auch ihrerseits den Unterthanen desHochstifres, namentlich den Althofnern und Fnesa-chern, durch Gnadenbriefe und Verträge aufzuhelfen. Eine Uebereinkuufr Kaiser Friedrich's mit dein Erzbischöfe Sigmund (30. Oktober 1458) bestimmte: alles Löllinger-, Mosmzer- und Hüttenberger-Eisen solle nach Althofen kommen, aber nnr auf der gewöhnlichen Straße und nicht zurück über die Alpen nach Steiermart verführt, und den Althofnern ihr Eisenhandel von den St. Veitern keineswegs gestört werden. Die Alrhofner, nicht zufrieden mit dieser Sicherung ihrer Rech, te, verhinderten die St. Veitcr, das Eisen, wie'früher, unmittelbar von deu Nadmeistern zu kaufen, oder ihnen darauf zu leihen, sondern wollten sie nöthigen, es crst von ihnen zu erstehen, und belegten daher das auf obige Art eingehandelte Eisen bei der Durchfuhr zu Althofen nut Verbot. Kaiser Friedrich I V. suchte diesen Uebelstaud dadurch zu heben, daß er zu Gratz (11. Dez. 14««) neuerdings, und zwar an Geb-hard Peuscher, Vizedom zu Friesach, den Auftrag ergehen ließ, diese Eigenmächtigkeit der Althosuer abzustellen, das Eisen der St. Veiter frei zu gebcu, und fernere Klagen zu verhütheu. Durch die Rezesse, welche Oesterreich mit Salzburg seit 1535 einging, war das Ausschließungsrecht der Althofner bereits tief herabgekommen. Mit der Aufhebung der Privilegien und Widmungen durch Kaiser Joseph II. waren auch die letzte» Neste jener jener vorzeitlichen Begünstigungen vertilgt, so, dasi man als Spur davon nur noch eine Eisenabwage behielt. Der Markt Althofeu zerfällt in den unteren, und in den oberen Theil, als dem Neste der alten Veste. Dort liegt zu-höchst das Schloß, das Gerichtshaus, und die Kirche des heil. Thomas von Canterbury. T V e i b a ch. <^cr nächste und merkwürdigste Gegenstand, der bei Althofen unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, ist die Rad-und Hammcrgewerkschaft Treib ach. Sie liegt au der Gurk, unfern von Althofen, und ist von der gegenüberführende« Post-strasse wegen ihrer tiefen Lage an den tief eingeschnittenen Ufern derselben nur in den hervorragenden Theilen zu sehen. Die Großartigkeit ihrer Anlage jedoch, so wie der wichtige Einfluß, deu sie seit eiuer Neihe von vielen Iahrzehenden in Verbindung mit den übrigen Anstalten ähnlicher Art in Kärnten auf die Gestaltung der Montan-Industrie stets ausgeübt hat, macht sie unserer speziellen Betrachtung besonders würdig. 137 Der ganze Häuser-Com vler zu Treibach umfaßt einen Hochofen, einen im Jahre 1^24 neu erbaute» Hammer, die im Jahre 1831 neu erbaute Schloßkapelle nebst den Wohnhäusern für die Beamten, Wertdleute nnd Magazine am rechten Ufer der Gurk; das in, italienischen (Geschmacke hergestellte gräfliche Schloß sammt dem neuen Verweshause, nebst den bedeutenden Stallunge» und Wirthschaftsgebäuden a»> linken Ufer derselben. Der erste Verleihbrief über den Floßofe» zu Treibach lau-t lins herübertönen. Doch diese Eigenschaft seines Eharacters ist es nicht al-lein, welche uns St. Georgen alii Lang-See vor vielen anderen Schlaffem des Bandes interessant macht: Es ist die Weil)e der Erinnerlllig all die ehrwürdigst» Tage der Vorzeit, die an seineil 'Anblick slch knüpft. Die vollendete D.irstelluil^ dessen, w^s wir mit llnserenl Werke beabsichri^'il, wird beweisen, das; Kärnten, nebst vielen Andere», mich einen »or;uqliche>> Play in dem sogenannten heiligen Deutschland verdient. Hier ini Dome von Maria Saal rnhen die (Gebeine deö heil. ^«'odestllS, dieses Griinders des Christcnthnmes ill Kärntei,. Die Kathedrale von (^lirk bewahrt in ihrer Gruft de» ^eib der seligen Hemma, der Stifterin von Gnrk, wahrend die irdischen Neste ihres Gemahles Wilhelm zn Gräbern im i^avantthale rllhen, durch nichts kennt-lich, als durch die Zemnlisse der Ueberlieferung. Die Gebeine des heil. Domitian, so wie die seiner G.nci» und seines Kindes, zeigt man an» Altare der nach ihn, benannten Kapelle zu Mill-statt; jene der heil. Hildegarde, dieser M^rtyrin der Trem>, «nfcr» von ihrem Felsensprunge, der sogenannten steineruen Melk, in der Kirche zu Steil». Der Ruf des heilige» Bril^iuü, dessen Leichnam mit der Reliquie deo heiligen Blutes a» dem äußersten C'nde der Tanern Karnren's dllrch ei»e der schönsten Bauten gothischer Art verherrlicht wurde, überdauert schon ein Jahrtausend; während in der Kirche ^n Pnsarnii) am Vurnfelde emem der erste» christlichen ^andleute jener Gegend, dem Bauer Za-charias von St. silicotai, ein ebe» so anspruchloses Denkmal gewidmet ist. Der königliche Büf:er Boleslaus fand in Ossiach seine Ruhestätte. Hat nun St. Georgen an» ^ang - See anch »ichl Aeh»-liches aufzulveisen, so geiliestt eö doch hierin de» Vorzug, daß die Thaten der Stifter dieses Gebäudes dllrch Ilrlundeu v.'rbürgt sind, wahreüd die Geschichle von mebreren der obe» genannten Gorresbekenner in den, Dunkel der Sage» sich verliert. C'inst lebte, so sagt es die älteste Chronik vo» St,. Georgen, übereinstimmend mit anderen schriftlichen Ueberlieferungen, cin Graf, Omvin genannt, reich an Habe und Ehren, dein die Galle von Vnr» n»d Pusterthal unterthänig ».'are». Seme Gemahlin Wichburg war m Untercärnten reich begütert, mid zllgleich Schn'ester des Er^bischoses Hartwig von Salzburg, eines Sponheimers. Kein Zeitalter war wohl frommen Werken u»ehr günstig, als jenes, in den» Beide lebte». Damals regierte Kaiser Heinrich der Heilige, ».'elcher mit seiner jungfräuliche» Gemahlin Kunigimde das von ihnen errichtete Bisthum Bamberg mit den Grafschaften Villach u»d Wolfs-berg in Karnten bestiftete, damals entstand die Abtei zu Mill-statt durch die Grafen Aribo und Botho; Ossiach durch O^ius und Irenburg, »nd bald darauf darauf die Abreie» »ind Stifte ^ll Gösi, St. Lambrecht, St. Paul, Gurk7und Admout. Es hatte mir dem Ablause eines Iahnause»des die Idee von dem darauf erfolgenden Untergänge der Welt die Anhänglichkeit an das Irdische erschüttert, uüd die Vorliebe des beschaulichen Bebens die Mächtigen der Erde ergriffen. Von diesen (Besinnungen beseelt, nahm Graf Octwi» den Pilgerstab und ».'änderte, zum Grabe des heilige» Erlösers nach Palastlna. Ueber Rom in seine Ganen zurückkehrend, erbaute er und seine Gemalin Wichburg um das Jahr 990 das Bene-dietiner-Nonnenkloster an, ^äng-See, lind widmeten dessen Gotteshalls dem heil. Georg. Hartwig weihte den Bau, wel> chem von da angefangen Hildburg, Ottwiu's Tochter (früher uüter der Leitung ibres »^>ei»>s herangebildet im Kloster der h. Erntrud ain No»nberge z» Salzburg) als Aebtiffin vorstand. Ottlvil» h.nte stebzehü Jahre auf Wanderuiigen lliid i» der Abgeschiedenheit zugebracht. Er sehnte sich nach langer, ewiger Ruhe. Darum theilte er seine Güter unter seine Söhne: Engelbert, Gerloch, Heinrich, Hartwig und Volkhold. Gertoch folgt.» dem Vater in der Grafschaft 5/urn, Hartwig wurde Bischof von Briren, und Volkhold stiftete das ^rauelMoster Soimenburg zu Ehren der Gottesmutter. Graf Ottwin brachte den Rest seiner Tage in einer Fel-senhohle hei St. Georgen als Einsiedler zu, und entschlief am «. Jänner, wahrscheinlich deS Jahres ll)08. Die Kirche hat ihn unter diesem D.^tum in die Zahl ihrer Heiligen aufgeuom-men. Noch bewabrt m.m ^u St. Georgen angeblich seinen Wanderstab mir l? Einschnitten und die Reste seiner Kappe. Seine Reliquien erfuhreu zur Zeit der Klosteraushebmig in de» Achtziger Jahren nicht die gebührende Behandlung, und wanderten in den gewöhnlichen ^nedhof. Wichburg überlebte ihre» Gatten um ein Bedeutendes. Noch im Jahre 1(129 übergaben ihr Volkhold, Hartwig und Heinrich, ihre Sohne, fünf^ehu Huben zu Vipißdorf, welche !!>r verstorbener Bruder Gerloch einst besass u„d sle opferte dieselben dem Kloster des h. Georg am ^.u,g See zum Uuterbalte ihrer dorr lebenden Angehörigen. Wanu Wichburg starb, wi,seu wir nicht, doch so viel ist gewiß, dasi sie es noch erlebte, ihre zweite Tochter, Perkhunt, als Aebtissin ;n St. Georgen zu sehen. Die Geschichte des ^rauenklosters zu St. Georgen ist die der wehrlosen geistlichen Besikungen. Es duldete vielfach in den Fehden der nachlxnlichen D,)N,,sten, nnd seine Unterthanen durch gewaltsame Erpressungen. Wir fuhren darüber nur einige Thatsachen an. H.r^g Ulrich l l., der Sponheimer, welcher seiuen, im Jahre Ilttl verstorbenen Vater H.rrman» scholl als Kind von sechs Jahren folgte, war von de», Kreuzige, den cr >nit Friedrich dem Katholische», Herzog von Oesterreich, in das gelobte ^and unternahm, mit häßlichem Auösaye behaftet (II98) zurilckiekehrt. Geschwächt a», Geist lind Korper, nahm er sei^ nen jinigeril Bruder Bernhard zum Gefährten seiner Regierung. Tnlbe Tage lebte er i» seiner Burg zu St. Veit. Nur die Erinnerung an jene heiligen Orte, die er gesehen, trat tröstend vor sein Siechenlager. Diese Gemürhsstimmung benutzte die Aebtissin von St. Georgen, und liest die Bitte an ihn ergehen, er möchte die Lasten und Erpressungen, mit denen man die Un tertbanen ihres Stiftes, unter den» Vorw.inde des herzoglichen Vogtm'echtes, vielfach quälte, vermindern oder erleichtern. Herzog Ulrich und seiu Bruder Bernhard, eingedenk (so lautet die Urkunde, gegeben zu St. Veit den 3l. März II!>9) des Heilandes, der in eigener Person gekommen war, das alte Joch der Dienstbarkeit ;u losen, nnd auf Antrieb ihres Herzens nnd ihrer Freunde Ratl), liesien den Unterthanen von St. Georgen die Vogreigaben in so weir nach, das; sie jähllich eine gewisse Anzahl von Eiern und Hühner» den, herzoglichen Verwalter liefer», zuglrich aber ^wei uud zwei Ba»eru des Stiftes zusammen jährlich emeu Wageu Hell i» die herzogliche Stalluug z», St. Veit führe»; jeder Bauer aus dem herzogliche» Walde drei O!»als Herr von Steiermark, nut Ulrich dein III., Herzoge von Kärnten, führte. Dieser hatte, im Interesse seines Bruders Philipp, damals Erzbischofe von Salzburg, Parthei »rider dessen Gegenbischof Ulrich genonnnen; der Herzog siegte bei Rad-stadr über die vereinigten Salzbllrger lind Stirer. Dafür fiel Stephan in Kärlltell ein, und verheerte es auf das furchtbarste. In St. Veit sah nlan die nachbarlichen Dörfer und Meierh'öl'e auflodern, lind St. Georgen n.»ard, verlassen von seinen, Vogt-Herrn, den, Brande und der Plünderung Preis gegeben. Ul-rich, welcher sich eine Zeit lang in der Veste Kraig aufhielt, sah von der hohen Felsenburg h^rab den Iannner der Seinen Bald jedoch hatten sich die Treuen Karnten's versammelt, und die Ungar», ohne einen Angriff abzuwarten, zogen so schnell ab, als sie gekommen w„nn. In den traurigen Tagen der Türkelleinfälle, uutvr Baiser Friednch l!l., fanden die Klosterfrauen auf dein nachbarlichen Osterwitz ein sicheres Asyl. Noch zeigt man auf tvr Nordwest-Seite die Gemacher, welche in sollen Fallen die Nonnen bewohnten. Indessen, der Anlauf der Feinde war oft so behende und überraschend, daf: sie auf dem, wenn auch nur eine Stllude betragenden Hinwege kaum ihre Personell retteten. So ronnte es geschehen, dasi die Türken im September I-17'l eine der Frauen, genannt die Pferchen», noch erhäschten und gefan-gen fortschleppten. Die Tage der Reformation, wo die Zahl der Katholiken so klein war, das; die Gutgesinnten der Frauen oft das heilige Abendmahl nur im Geheimen auf dem zum Stifte gehörigen Schlosse Weyer bei St. Veit empfangen konnten, so wie die Tage der Türkeugefahr gingen vorüber, nnd das Stift erholte sich wieder, indem es die Güter des Schwesterclosters Göfl bei Veoben um Rosenbichl nnd Vebmach, sammt mehreren nachbarlichen Unterthanen, erkaufte. Insbesondere wurden die Gebäude zu Ende des 17. Iahrhnndertes neu hergestellt, und auf die Kirchenmusik, worin die Frauen, selbst in den Blasinstrumen-ten, Meisterinnen waren, sehr viel verwendet. In den Zelten des dreißigjährigen Krieges nahm auch St. Georgen die Flüchtlinge aus dem Reiche und dem kamps-durchtobten Böhmen gastlich a»«f. Schiller läsit Wallen stem's Gattin und ihre Tochter Thekla in Kärnteu eine Znsiuchtsstätte gegen die Untreue des Glückes finden; und als sein Gestirn sich zum Niedergange neigte, die Herzogin ihn fragen: „Wie! gehen wir nach Karnten nicht zurück?'' Und diese Statte soll St. Georgen gewesen seyn, denn es war damals noch das einzige Franenkloster im ^ande. In dcr letzten Zeit seines Bestehens lebte hier Fräulein Benediete, geheimnifivoller hoher Abkunft, von welcher sich die Anwohner noch Manches zu erzähle» wisse». Nachdem nnter Kaiser Joseph II. anch für St. Georgen, da es einem Orden angehörte, welcher nicht, wie jener der Ur-sulinerimlen und Elisabethi»erin»en, ein.' auf die anf;er» gesellschaftlichen Verhältnisse wirkende Bestimmung bezweckte, die Stunde der Aufhebung geschlagen batte, widmete Kaiser Leopold ll. den Erics aus den Güter» dieses adelige» Klosters, möglichst nach dem Willen der ersten Stifter, zur Dotation des adeligen Fräuleinstiftes in Kärnlv». Mar Thaddäus Graf von Egger, desse» wir scholl öfter rühmlichst gedachten, und der St. Georgen käuflich an sich brachte, bildete das Stistsgebäude in vieler Hinsicht ganz neu und vortheilhafc um. Die Büste dieses für Kärnten so ausgezeichnete» Mannes ziert daselbst den Garten, welchen sein Sohn Franz in englischer Form an der Nordost- und in französischem Geschmacke an der Südost.-Seite des nunmehrigen Schlosses anlegte. Dieses weitläufige Gebäude, welches seine prachtvolle Ausstattung und sorgfältige Einhaltung zum, schönsten Edelsifte des Bandes macht, enthält auf die Veraülassmig des gegenwärtigen Besitzers, G n stav Grafen von Egg er, eine Naturalien Sammlung nebst physikalischen Instrumenten lind Werks-Modellen. Ansier der Ottwin's-Höhle ist in der Nahe von St. Georgen auch noch der Edeisift der Wucherer voll Draj'endorf deßwegen sehenswürdig, weil dieses Geschlecht urkundlich bereits über vier Jahrhunderte denselben inne hat. Hoch - Dsterwitz. "w^ie prachtvollste Burg, die kostbarste Perle in dem schönen Kranze der Burgen und Schlösser Kärnten's, steht vor unsern Augen, wenn wir den letzten Vorsprung der Anhöhe erreicht haben, über welche der Weg von St. Georgen am ^äng See fuhrt, und gegcn Sudoste» blicken. Die hohe Osterwitz ist es, die dort ihr viel gestaltiges Haupt aus einem mächtigen Kalkblocke kühn in die Lüfte emporhebt, und anf ihrer isolirten Hohe die Fernsicht gegen Westen, Norden und Osten weithin beherrscht, während das lieblichste Thalgelände zu ihren Füsien liegt. Von welcher Seite wir diesir Bnrg auch n.lhen wollen, überall ist ihr Anblick überraschend, imponireud, majestätisch. Ein langer Gurt von Mallern, mehrmals sich durchkreuzend, windet spiralförmig lim den ganzen Felsen sich hinauf, den die Natur, ähnlich jenem von Griffen, gleichsam einladend für diese» Zweck, dort alls der nahet« Hügelreihe, die ilm mngibr, hervorgeschoben hat. Ueber Zugbrücken, unter Warten und ThiU'men führt der Pfad hinan zu den colossalen Gebäuden der Burg, nicht selten Schwindel erregend durch die Tiefe der Abgründe, an denen er vorüber lenkt. Zwei Riesenbilder deutscher Landsknechte aus den Tagen der Freuudsberg, Reichenburg, Weichselburg, Herbersteiu, Dierrichsteiu u»d das Steinbild der Maultasche starren bei der ersten nnd Hauptpforte dem Wanderer entgegen. Niedrige Mauern und Zinnen schirmen ihn an den schroffen Abhängen, und begranzen die mannigfaltigen Erker, von denen die herrlichsten Aussichten sich darbieten. Alle N0 bis -1l) Schritte steigt ein neues Bollwerk aus dem Boden. An der Schlosimauer und über den einzelne» Thoren liest man Sinnsprüche aus der Bibel, die Denkweise der Erbauer beurkundend. Die Steinbilder Marimilian's ll. u»d Erzherzogs Earl erilmer» an die hohen Freunde der Osterwih, jenes Georg Khevenhiller's, an den Erbauer derselben. Hat man die Windung des Weges zum dritten Male zurückgelegt, so kommt man zur Schloßkirche, in der die deichen mehrerer Khevenhüller ruhen. Ebenso sehenswerth sind die Ah»eutafeln j"'»'»'Khevenhüller, die durch Kärnten's reichen Bergsegen vorzüglich gehoben wurden. Unweit des Kirchleius fuhrt durch ein Ausfallpsörtchen der Fnsi-pfad hinab an der allein ersteiglichen, obgleich schroffen Seite des Schlosiberges. Der geräumige viereckige Schloflhof gibt aus eiuem fünfzig Klafter tiefen Ziehbrunnen vortreffliches Wasser. Die Handmuhle ist im südlichen Theile der Burg. Alle vier Rüstkammer» ware» einst reich an Geschüt) »»d Wehre jeder Art, die Kanonen jedoch wurden nnter Kaisir Joseph II. abgeführt. In den, Ungliicksjahre 1809, wo Klagenfurt auf kurze Zeit eiu fester Plai) wurde, führten zwanzig französische Wagen das Beste als Trophäe davon. Nur wenige Uebcrbleibsel sind zurückgeblieben ill der nördlichen Rüstkammer, darunter die Rüstung eines ungeheuren Mannes, dessen Helm fast ein Schaffet Getreide misit, uud rückwärts uoch deu todtendeu Schuf; zeigt, de» er meuchlings aus einem Doppelhacke» empfangeil halte. Die hölzerne Jungfrau, das Sinnbild der Unbesiegtheit, steht billig im Winkel. Noch haugt dort der schwarze hohe Filzhut der Maultasche, mit seinen» ^ederfutteral und mit der verhängnisvolle» Stierhant, welche die Wilde von bannen trieb. I«tt Auch ihr Bildnis« ist da mit vielen guten, und einigen trefflichen Porträts der Familie Khevenhüller. Leider sind in neuerer Zeit die meiste» Waffen- und Nüstungsgegenstände, die dort angehäuft waren, auf mancherlei Art der Burg, und sonnt auch der Betrachtung des Publikums entzogen worden. Dafür aber verdient der humane Geist ihres gegenwärtigen Besitzers würdige Anerkennung, dasl durch ihn für ihre fernere Erhaltung durch Reparaturen nnd Bedachung wohlthuend für die Zukunft, ja selbst für die Bequemlichkeit der Besuchenden Sorge getragen wird. Auch an einem Iungfernsprunge fehlt es nnserer hohen Ostcrwiß nicht. Er befindet sich an dem östlichen Fetsenabsturze. Die Sage erzählt: Eiue bildschöne Zofe, den Lüsten des Burgherrn enteilend, wollte lieber in die grause Tiefe, als in seine Arme. Wie durch ein Wunder kam sie unbeschädigt auf den Boden. Der mit Streu heimfahrende Bühelbauer lud die Ohnmächtige auf seinen Wagen, und sie diente ihm als Magd. Entsetzen trieb den Ritter dnrch die Wälder, und schon meinte er an einer Quelle in tiefer Einsamkeit den letzten Athem auszuhauchen, als plötzlich die Todtgeglaubte vor ihn, stand, ihm vergab und ihn tröstete. In Folge dessen zog der Ritter in's heilige Land. Dein Bauer, der ihm den Mord, wenn auch nicht die Schuld ersparte, gab er Brief und Siegel, das; er frei sey oou aller Gabe uud vou jedem Dienste auf der Burg. Nach dieser kurzen Darstellnng der örtlichen Verhältnisse gehen wir auf die Geschichte unseres Gegenstandes über. Der rieslge Eitadellenbau der Natur, auf welchem die hohe Osterwitz steht, tonnte den scharfblickenden Römern nicht entgehen. Virunum, der Eentralpunct der norischen Heer- und Handelsstrasien, lag nahe. Als die Römer diese, im Binnenlande kauni ihres Gleichen zählende Warte, beim 'Andringen immer wilderer Völkerschwärme aus Pannonien und Mosien, verließen, mögen die Slaven diesen Platz gar bequem gefunden haben, die von den Ehanen der Hunwaren wider die Longobar-den, die austrasischeu Franken und die von ihnen abhängigen Bojoaricr als Vorhut!) vorangetrieben worden waren. Schon in der früheren Zeit der Earolinger tritt die Burg auf der Felsenspitze Osterwitza hervor. Auf dieser höchst interessanten Stätte fanden sich Denkmale des Mythrasdienstes, der aus dem verweichlichsten und unterjochten Asien zu den Römern herübergekommen war. AIs jedoch die alte Tapferkeit Immer mehr nnd mehr gewichen, die ihnen so viele Ueberwundene gab, behielten sie wenigstens den Aberglauben Aller als traurigen Talisch. Anch Gedächtnisisteine angesehener Römer fehlen dieser Burg nicht, und neben den steinernen Resten des Heidenthumes auch urkundliche Spuren der Ehristianisirung der carantanischen Gaue, die dnrch die Agilolfinger von St. Rupert bis auf Virgil von Salzburg ausgegangen sind. Osterwitz war unter den Gütern Salzburg's in Karnten eine der ältesten. Ein von den Ureinwohnern herstammendes, oder wahrscheinlicher aus dem Untergange der Römer in» Mittel Norikum erretM.-s Geschlecht (darnm auch die Walchen genannt), und von Uraltes her nach Salzburg lehenspfiichtig, hatte Osterwitz zu Lehen, uud versah am Herzogshofe zu St, Veit den Mundschenkendienst. Die Schenke von Osterwitz stritten mit den Sponheimern sieghaft wider den Markgrafen Popo Starkhand. Sie werden im Mummenschanz und in den Zügen Ulrich's von Lichtenstein genannt, und sie stritten mit dem Andechser Eckbert, Bischof von Bamberg. Ein Jahrhundert früher schon Zeuget» vieler frommen Vermächtnisse nach Gurt, und eben so Zeuget» der Stiftung von Viktring dnrch Bernhard den Sponheimer. So fromm und großmüthig die Ahnen, eben so gewaltig und räuberisch erwiesen sich mehrere der jüngeren Schenke von Osterwitz, namentlich der wilde Ortolph gegen Gurk, Aglay, Victring und Mosach. In den Stürmen des gros;en Zwischenreiches suchte mancher kühne Edelherr sich nnd seinem Hause die möglichsten Vortheile zu erraffen. Reinherr, der Schenk von Osterwitz, be-hanptete sich durch kluge Mäßigung in eben jener Verwirrung und in der neuen Ordnung unter den» furchtlosen Meinhard. AIs nach dem Tode Rudolph's die Steirer, Oesterreicher und Krainer meinten, die alte Herrenlosigkeit zurückführen zu können; als ferner Friedrich von Stubenberg, Graf Ulrich von Heiniburg, der Karlsberger und der schöne Wilhelm von Schärfenberg das Panner des Aufstandes offen erhoben, da strafte den Einen das Henkerbeil, den Anderen der ehrenhafte und glücklichere Schlachten too, und die Meisten — Verbannung. Wo die Herrm so oft wechseln, wird die Treue zur Wetterfahne der Buhlschaft, denn es wird eben ihre Tugend, gleich zu seyn gegen jeden Herrn. So waren es die Osterwitzer Schenken für Meinhard; und so waren sie es gegen seine Enkelin Margaretha, die Maultasche, uachdem Kaiser Ludwig ihrKäm-ten nahm, als mit ihrem Vater Heinrich der älteste Mannsstamm von Gör;, erloschen war, und das Herzogthum den Oesterreicher-Fürsten Albrecht den» Lahmen und Otto dem Freudigen gab. Rachedürstend, so erzählt es die heimathliche Sage, zog das kriegerische Weib mit Fähnlein und Spiesien an der Dräu herunter, und nahn, manche Stadt nnd manchen Flecken. Die ganze Gegend flüchtete mit dem, was ihr theuer war, nach Osterwitz. Kleinodien und Schätze hatten die Furchtsamen nur zu viel mitgebracht, Kriegs- nnd Mundvorräthe hingegen zu wemg. Ringsum liesi Manltasche Alles verwüsten, nnd Monate lang dauerte die Einschließung nnserer Burg. Hunger und Seuchen stiegen täglich. Vom Leckerbissen des Pferdefleisches war längst keine Rede mehr. Hunde und Katzen asien die ersten Frauen vom Adel uud ihre jammernden Kindlein. Ein magerer Stier und zwei Vicrling Roggen waren das Letzte. Der tapfere Schenk von Osterwitz rieth nun, den Stier zu schlachten, in seine abgezogene Haut den Roggen einzuschütten, nnd unter hellen» Aufjauchzen und dem kriegerischen Klänge aller Trommeln und Trompeten den Berg hinabzuschleudcrn an die Posten der Feinde, die dann Ursache haben würden zu denken, in der Burg herrsche noch Ueberflusi, und der gute Geist freudige» Muthwillens. Was man erwartet hatte, geschah. „Ha! (brauste die Maultasche) das sind Klaus-Raben, so auf gute Zeit ihre Nahrung ,'u die Kluft zusammengetragen, die werden wir nicht so leichtlich in unsere Klanen fassen. So mögen sie denn in ihrem Neste sitzen. Wir wollen andere gemastete Vögel suchet»." Sogleich liesi sie Lärm schlagen, die Zelte niedertauchen uud zum Aufbruche blasen. Aber gleichsam in der Selbstverspottung ihres ohnmächtigen Zornes befahl sie jeden» Reisigen, seine Sturmhaube voll Erde zu fassen, und solche auf ebeuen, Felde, der Osterwitz gegenüber, auszuschütten. Aus dieser Erde crwnchs ein ziemliches Berglein. Der Maultasche-Schutt hiesi es lange Zeit in, Kärntnerlande, und das Kreuz auf ihm trug das Steinbild der wilden Männin, durch den nachmaligen Erneuerer der Osterwitz, Georg Khevenhnller, errichtet oder erneuert. Wie den» Tiroler nur derjenige Herr ist, der das alte, heilige Hauptschlosi Tirol besitzt, so galt anch den Kärntner», die Befreinng der Osterwitz als Lärm- nnd Feuerzeiche»» der Befreiung des Laudes. Osterwitz sah nach kaum drei Jahren die Schaaren der Maultasche wieder. Johann Heinrich von Böhmen, ihr Gemahl, fiel mit Reisigen ein, entsendet von seinen, Vater, den, abentheuerlichen Böhmenkönige Johann. Er zeigte sich Karnten gegenüber eben so unvermögend, als seine Gemahlin, die ih», bald darauf mir Hilfe der Landherren verjagte. Nun mochte Albrecht der Lahme ruhig ein Landes- uud Rechtsbuch geben; und im freudigen Siegeszuge ward es hinaufgetragen auf die hohe Ostcrwitz, das carautanische Kapitol. 161 Viele Osterwitzer waren Hauptleuce in Steier und Krai». Georg war Kirchenfürst in Salzblirg. Die Türken brache» da-»ia!s zum erste» Male in Kärnten ein. Georg, Schenk von Osterwitz, warf sich dexi kühnen Achmet Beg (24. Aug. I475) bei Rain entgegen. Sein Heldenmuth unterlag der fünffachen Uebermacht. Georg selber lind sein Freund, der Dietrichsteiuer, arbeitete» in Ketten in Konstantinopels Straffen nnd Gärten. Zu spät kam das lö'segeld und nicht eiilmal die deiche ins Vaterland zilrück. Dort ward der Osterwitzer Schild liber dem Grabsteine der ?lhnen zerbrochen, nnd drei Mal voni Herolde kläglich ansgernfen: ..Osterwitz, Osterwitz — und nimmermehr Osterwitz!" ^rnchtlos bewarb sich Helena, verinähltc Nothhaft, Georg's Schwester, nm das ^ehe». Kaiser Mar zog Osterwitz t'i» , nnd das kärntnerische Schenkeiiamt erhielt Sigmund, der Dietrlchsteiner. Bei den spateren Einfallen der Ungarn vertraute Kaiser Friedrich I V. die hohe Osterwil) den, Kollnitzer ans dem ^avantthale. Dieser that zwar den» Feinde nicht geringe» Abbrnch und «nachte große Beute; aber er behielt sie treu!os für sich, und gab seinen Söldnern nichts. Der Kaiser befahl ihm, die Osterwitz zu ränmen, und dein uellen Hallpt-manne zu libergebeil. Doch dazn hatte jener wenig ^ust, ja, vielmehr dazu, sich mit den Ungarn zn vereinigen. Endlich wnrden beide Brüder, Andrä nnd ^eonhard von Kollnil), in ihr Herrenhaus »ach Völkermarkt gelockt, vom Landesvcrweser, Ber-thold Maier, übermannt, gefangen genommen, und in den fin-sterel« Verließen zu St. Veit nnd zn Ortenburg verwahrt. Kann, rettete ihre kecken Häupter der Stiefvater, Neinprecht von Reichenburg, einer der treueste» und glücklichsten Haupt-lente des .Baisers. Sie schwuren Urfehde und wnrden entlassen. Die Kollnitzer zogen ab, gewanuen aber ihre eigetle Veste bald wieder durch verrätherischen Ueberfall (Juli 1485). Anch die Osterwitz erkämpfteil sie, bis anf das oberste Schlof?. Von diesen war sie von oben, lind von den Vollern des Bischofes von Gurk von unten umgarnt nnd beschoffen; doch vergebeno! Nur neuerlicher Verrath ihreö Rottenführers, Andrä Kai) , abermals dlirch den Streit um die Beute geweckt, überlieferte die Kollnifter einem blutigen C'nde. Kaiser Mar erhob nnn Osterwitz zll seinem nichtigsten Waffenplahe in den Kriegen gegeil Venedig. Reicher noch prangte es, als die Zeughäuser iu Gratz, Gorz lind Inn^briick, Sig lnllndskron und in Wien selber. Irdoch nicht lange blieb Oster wil) in des Kaisers Händen. Sein Urenkel, Erzherzog Carl von Steiermark, verkanftc sie dem Obersthofmeistcr und ^an-deshanptmanne, Georg Khevenhüller, Freiherrn auf ^andslron, Wernberg nnd Karlsberg, welcher Fmnilie diefe Burg noch jetzt angehört. Eine Inschrift macht Meldung von dem dreimaligen Be^ suche der Osterwih (I70tt—I7l)8) durch die in Klageilfnrt gefangen gewesenen Grafen von Wittelsbach, ^arl Albrecht (llach-mals Carl VI!.), Philipp iDI'orit), Ferdinand Maria, lind Cle-mens August, Söhne des geächteten Churfürsten Mar C'manuel. Seine Majestät, Kaiser Franz l. hochseligen Andenkens, so wie die Meisten seiner erlauchten Bruder haben die Osterwilz besucht, und fie als ein erhabenes Amphitheater der größten Erinnern»-gen aus der Römerwelt und ans dein Mittelalter bewundert. «. Das GKrtschitz-Thal. Unfern von Osterwiß, in der Richtung gegen Osten, gelangen wir an die Gurt, die wir »nter del» Schlosse Mannsberg verlasse» haben. Ein cnggeschlossenes, anmuthiges Thal, folgen wir dem La«»fe derselben und erreichen nach kurzer Zeit St. Johann an, Brückl, ein sehenswerthes Eisengusiwerk des Earl Theodor Grafen von E h rist a llnigg. Wir stehen hier am Ausgangspnncte des Gör tschitztha les, welches längs der westlichen Abdachung der Saualpe an« Fuße derselben sich in einer Strecke von mehreren Stunden bis zur Grenze von Steiermark im Norde» erstreckt, nnd in seiner ganzen Ausdehnung gegen Westen von j^uer Gebirgskette begrenzt wird, welche dasselbe von dem Krappfelde lind einem Theile des Met-nitzthales scheidet. Die Saualpe, deren hervorragendste Spiste eine Seehöhe vo» 6564 Fuß erreicht, ist ein Ast der norischen Alpen. Sie beginnt ebenfalls an der Grenze von Steiermaik, und dehnt sich vielarmig über Kärnteni Mittelland bis hinab in das Flnfl gebieth der Dräu. Den, Urgebirge angehörend, ist sie reich all Granaten nnd anderen Mineralien, hat beinahe ausschließend den edlen Zirco», so, daß sie in naturhistorischer Beziehung den Vorzug hehauptet, vor ihren weit höheren Schwestern. Den größten Reichthum jedoch besitzt sie an Eisen, diesem unschätzbaren und unentbehrlichsten Product,.' für die gewöhulicheu Bedürfnisse der Menschen; denn hier liegt in unerschöpflicher Mächtigkeit die große Eisenwurzen vo» Hüttenberg, welche seit einer langen Reihe vo» Iahrhnnderten den, Thale Beschäftigung, Nahrung und reges ^eben gab, ohne welche Geschenke hier nur stille Abgeschiedenheit herrschen wurde, nnd deren Unermeßtich-keit den Wohlstand und das Glück des Bandes wesentlich u»d fortdauernd begründen half. Von allen Seiten leicht ersteigüth, ist der Rücken der Sanalpe so fiach, daß man sie »ach ihrer ganzen Länge überfahren könnte. Nur an einzelnen Stellen rage» »aekte Felsen empor, welche man Oefe» nennt, die mitunter gäh abstürzen in quellenreiche Schlnchcen. Die Bergfiä--che» sind reichlich mit isländischem Moose (Alpengranpen nennt man sie hierzulande), überwachsen, einer ^ieblingsnahrung des Borstenviehes. ^ 41 Il»2 G b c r st o i n. «-^er erste bedeutende Ort, zu dein wir von St. Johann aiu Brück! nach einer Stunde Weges gelangen, ist das Pfarrdorf Eber stein. Co verdankt sein Entstehen der Jagdlust der einstigen Kaiser, welche das Recht sich vorbehielren, die wilden Eber, >velche in großen Rudeln in« beschatteten Dickicht der Sanalpe vor Zeit.» lagen, salbst zu erlegen. So bestätigte scho» Kaiser Arnulf!) am 20. Oktober l^l»0 der Metropole von Salzburg das 9),'ast und Waidrecht an der östlichen Abdachung der Sanalpe im Lavanrrhale; doch den Forst bei El. ?!ndrä behielt er sich der Jagd wegen ganz bevor. Das Jagdschloß, welches der Kaiser bei solchen Gelegenheiten bewohnte, nannte man Oberstem, nnd als die Kaiser nicht mehr nach Karnten kamen, blieb es noch ei» Bestandtheil der dortigen Pfalz, und gedieh endlich a!s Mod nut dieser an die Pfalzgrafen des Bandes, die Grafen vo» Gör;. Als die Bruder, die Grafen Heinrich nnd Albert, a>» I I Juni >:'.<»? sich in ihr väterliches Erbe theilten, da erhielr Heinrich Eberstei» nnd Stein ini Jaunrhale mil der Veste >,nd dem Urbar. Nachdenl die Besitzungen der Gorier Grafen an Oesterreich gefallen »varen, wurden von den Herzogen bald diese, bald jene Edlen damit belehnt. So kan> Eberstein an die Welzer, welche sich von da angefangen die von Oberstem schrieben, und endlich zum Grafenstande erhoben, ihre Namen, reich an Thaten und Ruhm, eintrugen in die Annalen des Vaterlandes. Es »väre hier ^u iveitläufig, die ?lhnentafeln der früheren Besitzer von Eberstein anzuführen. Wir heben >un' eine Begebenheit heraus, weil sie zugleich den Character des Romanrischen a» sich tragt. Anna, die Erbtochter von Eberstein, Witwe Dietrich's von Tiefenbach, war in, Alleinbesitze der Güter und Schlosser! Eberstein, Hornburg, Mayrhofen, Hallegg, Tiefenbach, Brnn, Mahrenfeld, Schönberg nnd Burgberg. Damals lebten auch in Steiermark, zu gelten Herzogs Ernst des Eisernen, zwei tapfere Nitter, gemeinbin nur die Freunde genannt: Günther von Herberstein und Ernest von Lobming. Ernest liebte Anna von Eberstein, die schöne, anmnthigc und reiche junge Erbin und Frau. Er sandte seine» Freund Günther ab, um sie zu werbeu. Günther ritt sogleich unbefangenen Sinnes zu ihr nach Ober-Mayrhofen. Sie sehen, nnb iu die heftigste Neigung für sie selbst entbrannt werden, war das Werk des Augenblickes. Auch Anna fühlte sich hingerissen von diesem Vorbilde leder ritterlichen Tugend. Sie gab ihm mit Bescheidenheit einen sanften Verweis, dafl er einem'Andern mehr des Gnren gönne, als sich selber, und ließ nicht undeur-lich ihr Bedauern merken, das' nicht er für sich selbst geworben. Herberstein war freudig überrascht, erschrack aber zugleich über die unangenehme Verwickelung mit seinem Freunde und über den Schein, der dadurch nothwendig auf ihn zurückfallen mußte. Mit sich selbst im Streiie, verliest er die Burg, und berichtete seinem Freunde mit wenigen Worten: er sey in seinem Geschäfte nicht glücklich gewesen. Aus dieser Verheimlichung jedoch entsprang viel Unheil. In einiger Zeit ritt Günther wieder nach Mayrhofen, bat nun Anna selbst um Herz und Hand, die sie ihm auch mit Freude bewilligte. Sein getheiltes Gemüth u»d die Rücksicht auf seinen Freund und Waffenbruder fürchtend, lief; sie ihn von mm bis ^ur Vermählungsfeier gar nicht mehr von sicb. Günther meldete Ernesten sein Vorhaben. Unglücklicher Weise aber hielt die allzubesorgte Braut deu Bothen heimlich auf, deßunqeachtet erhielt der Lobminger anders woher die Kunde davon, glaubte sich von seinem Freunde hintergangen, sein Zutrauen gemißbraucht, ja, sich verhöhnt, und beschloß blutige Nache. Darin bestärkte ihn noch sein Knappe Jakob, dessen Brust seit langer Zeit glühenden Hasi gegen Günther uud dessen Knappen Ehristoph erfüllte. Er zoq alte seine Leute zusammen und noch eine Rotte zncht. und herrenlosen Gesin-dels und stürmte rasch nut ihnen durch Wälder und auf Abwegen von ^obming gegen Mayrhofen. Es war Mitternacht. Die VermahllMgs-Feierlichkeiten waren vorüber. Die Gäste zogen nach Hause. Alles lag im tiefsten Schlafe, M Ernst von ^obming mir seinem Haufen die Burg erstieg, nach kurzem Widerstände Alles todtete oder gefangen nahm, den vermeintlich betrügerischen Freund, Güuther von Herberstein, sammt seinem sechzehnjährigen Neffen, Georg, und seine Getreuen in Ketten und Banden fortschleppte. Ialob stieß seinen alten Feind Ehristoph nur eigener Hand nieder, warf die neu Vermahlte vor sich auf's Pferd und eilte mit ihr fort. Das Schloß wurde geplündert und in Brand gesteckt. Die Gefangenen wurden mit verbundenen Augen, auf daß sie nicht erkennen möchten, wo sie wären, durch dichte Waldungen und unbekanute Bergthäler weiter geführt, und ibneu die Spei-sen nur in Höhlen oder während der Nacht gereicht. Günther, Anna und Georg, ohne ihre gegenseitige Nähe auch nur zu ahnen, wurden in die schauerlichen unterirdischen Verließe eines ungeheuere«, schwarzen Thurmes geschlossen, der am Fuße der einsamen Stnbalpe in völlig menschenleerer Wildnis; von den Ruinen des zerstörten Eppenstein allein noch übrig war. Vergebens suchten die Alwerwanocen der Unglücklichen, de» Armen der ^iebe so schnell und so gransam wieder Entrissenen: die Herbersteme und Ebersteine, die Stätte ihres Gefängnisses zu erspüren, und gegen die mächtigen Vobminger Hilfe zu werben. Monate vergingen, während welchen die Unglückliche» i» Gram uud Verzweigung schmachteten. Endlich lud Herzog Ernst der Eiserne Eruesten von Lob-ming nach Gral) vor Gericht, uud erließ eine feierliche Abmahnung an alle seine Freunde und Helfer, und that sie in Acht und Bann. Diese Strenge beugte endlich des Lobmingers Starrsinn und Troß. Er öffnete seineu Gefangenen die Pforte des Thurmes, w.irf sich zu den Füßen Günthers, der ihm großmüthig verzieh und ihn sogar als Fürsprecher an den Ge-richtsstuhl des Herzogs n.ich Gral) zu begleiten versprach, dort schwuren die sich Urfehde (l3. Nov. 14l)l») und gänzliche Vergessenheit alles Vergangeuen. Auf die dringenden Fürbitten Günther's nnd Anna's schenkte Herzog Ernst dem Lobminger Leben und Freiheit; aber der schwarze, Thurm von Eppenstein wurde der Erde gleich gemacht, die Mauern von Lobming gebrochen, und seine Gräben mit den Trümmern ausgefüllt. Anna gebar Günthern keinen Sohn, aber zwei Töchter: Dorothe und Elsbeth. Dorothe, Gemahlin Georg's Goes von Rabenstein, weihte sich bis an ihren Tod der Sternkunde und Mechanik. Von ihr war in der Pfarrkirche zu Wolfsberg jene seltsame Uhr anf einer Säule, welche den vollständigen Kalen. der, den Wechsel des Mondes uud den Lauf der Planeten anzeigte. Elsbeth brachte mit ihrer Hand Eberstein au Moriy Welzer. Das jetzige Schloß Eberstein ist das Werk der Welzer, indem das alte, höher gelegene, schon längst in Ruinen liegt. Nachfolgend kam Schloß und Herrschaft Eberstein an die Grafen von Ehri sta I l nigg, die es noch besitzen, und die, gleich den Welzern, aus Obersteier nach Kärnten einwanderten, welchem die Stürme der Reformation einet» große» Theil seiner angestammten Edlen entzogen hatten. Durch jeneu Graben, in welchem die zn Ebersteiu gehörige Eisen schmelz - und Hammergewerkschaft liegt, führt ein Weg über St. Oswald auf die Höhe der Saualpe, und von dort iu das Lavantthal. M^RZ^NM I «3 L ö l l i « O. ^)n einenl jener schlofft, Seitengräben, welche z»vischen Wie-ting (einenl Pfarrdorfe hinter Eberstein) und den» Markte Hüttenberg in, Görtschilubale östlich gegen die Höhen der Salialpe sich ziehen, liegt das Eisenschmelzwerk rolling, an einen, klei-inli Bache, der am Fnße des Klippitz - nnd des Gayerkogels (^eine Mcile östlich vom Werke) entspringt, nnd ill den Gört-schitzdach ausmülldet. Noch in der ziveiten Hälfte deS vorigen Iahrhundertes w.u' dieses Elablissemenc unt.r drei Besitzer getheilt, die sich lütter dein Nanun der ^öl t in ger-l! nio n verbanden, um deu stete» Bergwerksstreitigkeiren ein Ende zu macheu. Im Jahr».' 180.'! loste Johann Nep. Ritter v. Dickniann, der Schwager nnd Erbe deS v. Secheran (eines jener drei Theilhaber), alle Antheile an sich, und kaufte auch «loch das Eisenschinelzwerk Urtl on- Kainnierstadt St. Veit ab. Ill, Jahre 1809 ging dieser bedeutende Körper sanlmt del« von der Union überkom-nnnll» Hämmern in der Winn'tz testamentarisch an seine Gemah liii lil'^r, welche ini Jahre I^.'i5 von vier Hinder" und zwei ^n^elii beerbt wurde. (Gegenwärtig ist ihr ^ohn, «^u^e» ?>iicrer v. D i crlo an n - Sechera ll zur Hälfte, m>d ihre drei Töchter, Johanna v. Hen it stein, Maria v. H einen ulld Eltlilie Schlniedt, jede n»it einetn Sechstel veraorheilt. Wichtige Verbesserungen sind in diefein Werbsconiplere naä) und nach vorgenot>nne» wordcn, bevor derselbe durch den Ba<» eines zweiten Hochofens in d.r tolling (»achdeni jener iu der Urtl in Stillstand onselu worden war), und durch Anwe» du»g dcr nellesten Erfahrungen in, Gebiete der Eisen-Industrie, zu jener entscheidenden Hohe, rücksichrlich seiner Erzeugung, gelangen tonnte, die ihn gegenwärtig vor so vielen ähnlichen An-stallen in der österreichischen Monarchie auszeichnet. Diese beide» grandiosen Oefen unter eine», Dache »>nd durch acht dop-pelbläsige Cylinder seit dem Jahre !83!> auch mit erwärmter ^llft gespeist, blasen seitdem theils abwechselnd, theils iu, Ver. eine mit so gutem Erfolge, das: sie im Jahre 1«^.'l über 132,000 Zentner Roheisen, mit einem Kohleuverbrauche oon 6 Schaff Kohlen zn k Wiener Metzen pr. Ä^eiler aufdrachte»!, welche Masse jedoch auch noch vermehrt werden kann. Diesen außerordentlichen Anfschwung verdankt dieses Werk, ausier einer intelligenten Verwaltung, dem Scharfblicke, womit die Besifter jeden günstigen Moment erfassen, so »vie der freige-bigen Hand, womit diVselbe die Grundfesten des Ganzen, nam-lich den Erzberg und den Holzfond dotirt haben. Der umsich tigen Teilung derselben verdankt die polling seit dein Jahre 18^2 die Möglichkeit, aus dem Huttenberger Erzberge, an welcheni sie betheiligt ist, größere Productions, z» liefern, ohne, wie es i>, friiheren Jahren der Fall war, den Berg zu ruiniren. Eben so wurde fnr den Holzbed.nf in der Gegenwart durch Ausdehnung des Koh!bezugS:reises in größere Ferne, und fnr die Zukunft durch Ernvrbung oon Grund und Boden in der Nahe, und durch kmiMiche Holzzncht gesorgt. So wurde fur den beabsichtigt.,! Zweck eine 4t.n fur das ^avantchaler Kohl erbaut, im oberen ^ao.mtchale aber die ziemlich holzreiche Herrschaft ^ichtengraben angekaufr. Bei den ill der Nahe angekauften Befchungen, deren Area größtentheils auf Wald aufgelassen ist, wird überall durch künstliche Enltur und Geschick zu Hilfe gekommen, lim den Holzstand für die Zukunft auch in der unmittelbaren N.che d^r Gewerkschaft zu sichern. Um auch uoch den Abs.ll) einer so großen Roheisen - Er-zengnng auf eine solide Basis z» bringen, hat sich Eugen Ritter von Dickmaim.'Secherau mir Anfang des Jahres 1844 beim Puddlingwerke Prevali mit den Gebrüdern von Rostborn znr Hälfte associrr, nnd kann somit bei 100,000 Zentner Roheisen, je nach dein Bedarfe dieses Werges, gewissermassen selbst conslimiren. H »i t t o u b o r g< "^»-'er Huttenberger Erzberg, diele «inuner versiegende O.uelle der glanzvoll ausgezeichnereu Montan - Industrie Kärn-tens, und der daraus hero^rgehendeü W.v')Ifa''rt desselben, bildet zwischen den beiden Graben tolling llnd Moßin^ gegen Südwest ein Gebirgsjoch der durch ihre edlen Circone, Granaten und die mannigfaltigsten Fossilien eben so, we durch ihre brei teu, viele Stunden langen Gebirgsrücken wohlbekannte Sau-alpe, welches nächst dem Markte Hürrenberg in einem etwas höhereil Hügel sich endet, m»d dessen Abdachung am Zu-sammenslnsse der Bache ans den oberwähnten Graben sich ganz-lich verliert. Seine ^age begünstigt den Einbau von drei Seiten, nämlich von der Moßinz, von Hüttenberg und tolling. Dieses Gebirgsjoch enthalt nun ein bei 1^0 Klafter mich-tiges Urkalklager, deren Hangend nnd biegend Glimimrschiefer ist, in welchen, die so bedeutenden Svatheisensteinlager von 4 bis 20 Klaftern abwechselnder Mächtigkeit, jedoch oon viele» taube» Mitteln durchzogen, parallel mir der Kalkmasse eingela-gert sind. Dermalen sind 5 Hanptlager, welche den Gegen-stand des Abbaues bilden, aufgeschlossen. Von diese» ist das sogenannte Sternerlager dnrch den vorzüglichen Adel seiner Er;e und seine große Mächtigkeit, die eine Dauer von mehreren Jahrhunderten noch verbürgt, das a»sge;eichu^ste. Das Groß. atticher ^ager, kaum »under mächtig, steht jedoch dem Erstere«, an der Gute seiner Erze etwas nach; die Branneisensieine, von lichtbr.iuner Farbe nnd schiefriger Tertur, werden nämlich in der Nahe des Hangenden und biegenden von schiefrigem Kalksteine, und in seiner Mächtigkeit durch Schwerspach verunreiniget. Sie entHallen theilweise krystallisirte Schwefelkiese, Anjiüge von Brauneisenstein, nnd in den Krok's Glimmer- nnd Quarztheil-cheu. Die Erze des in geringerer Mächtigkeit anstehenden Lagers in« Ackerbaulehen zeichnen sich durch die »vundersain schönen Bildungen von Brauneisenstein, so wie durch ihre ^eichlstüssig-teit aus. Das ^ager im Wilhelmballe, nngemein ausgedehnt, enthält zwar auch noch Branneisensteine, die aber von kiesigen Psianzen nnd dergleichen mehr veruureiniget werden. Ueberreichlich gesegnet durch seine Mächtigkeit ist endlich das Huttenberger Erbstollner ^ager, dessen Erze jedoch nur wei ße nnd blaßrolhe Pflin^erze sind, mehr Pulver zu ihrer Gewinnung, eine sorgsamere Behandlnng bei der Rüstung und Ab-wässerung bedürfen, und die größere Aufmerksamkeit des Hüt-tenmaunes bei der Verschmelzung in Anspruch uehmen. Sein Abbau ist daher begreifticher Weise von allen 5 Hauptlagern am meisten beschränkt, und wird es wahrscheinlich noch durch Jahrhunderte bleiben, so lange n.imlich der beinahe unerschöpfliche Reichthum der edieret« Erze zu Gebote stcht. Das Streichen des edlen Fossils, so wie des mit demselben bis alls »venige Abweichungen in paralleler Richtung vorkommenden Gesteins ist nach Stunde 9 bis ll), das Verstech^n n.nh Stunde 15, unter einen, Winkel oon 20 bis 30 Graden, und die Erze haben in, Durchschnitte einen Gehalt vou l0Pro cent, der jedoch auf 50 und darüber steigt. Der Abban dieser mächtige» Eisensteinlager steht in nnmit telbarem Zusammenhange mir der Geschichte dieses Bergwerkes, Der Brand, welcher im Jahre 1fen von Eisenschlacke», die sich dei den meiste» Bauernwohmmgen in einer ausgedehnte» Umgebung des Erzbcrges vorfinden, beurkunden zugleich die damalige höchst unvollkommene Schmelzung. Die Urkunden des Kaisers Otto !., vom Jahre »53, und der Erzbischöfe von Salzburg, Adalbert's von, Jahre 1190, und Eberhart's II. vom Jahre 1207, welche über das lan-deöfürstliche Berg-Regale des Eisenberges verfügen, übergehend, gibt die Transactionsacte weiland der Kaiserin Maria Theresia mit dem Erzstifte Salzburg vom 2. April 1759 einige Aufschlüsse über den Nezesi von» Jahre 15Ü5, und über die alte laudeofürstlich .-hüttenberg'sche Bergweckordnung vom 10. Juni I5N7. Durch die letztere dürfte nämlich das mehr als tausendjährige Umwühle» in den Schätzen de5 Hürtenberger Erzberges, so wie die Erze- und Bremlstoff. verschwelldenden Schmelzme-thoden einigermaßen geregelt worden seyn, und so wie die Ge-werken mit ihrem Abbaue auf gewisse bestimmte Räume ((^ru-benmaßen), die zwar, leider nach allen Richtnngen verliehen, das Ehaos der Ausbeutlmgen im Innern des Erzberges immer mehr verwirren mußten, beschränkt wurden, verbesserte sich auch allmahlig das Verschmelzen der gewonnene» Erze. Die offenen Herde wurden durch kleine Stücköfen mit vorgelegte», vom Wasser in Betrieb gesetzten Gebläsen verdrängt, und diese Oe-sen, welche Morgens angelassen, Abends wieder ausgeblasen wurde», und ei» halbverfrischtes Eisen (Wolf) erzeugte», erho-ben sich allmähll'g zu jenen Kolossen, auf denen gegenwärtig der Stolz und der Reichthum des Landes basirt ist. So beschrankt nnd mangelhaft aber auch in den früheren Jahrhunderten die Schätze de? Hüttenberger Erzberges ausgebeutet wurden, so begründeten doch seine Erzeugnisse schon da-mal? den Wohlstand des Bandes. Das auf den Höhen des Erzberges zu halbverfrischtem <^>ute geschmolzene, wegen Mangel an ^-ahrtwegen auf den Rücken der Menschen oder Saumthiere in die Ebenen herabgetragene Eise» wurde im Inner» des Landes auf den Hammerwerke» weiter verarbeitet, nnd die Erzeugnisse, welche nicht allein den Eisenbedarf des Landes deckte», bildeten zugleich jene Handelsartikel, welche durch den Speku-lationsgeist der Republik Venedig von alle» Theilen der Welt (Hold und andere Waaren in das Land zurückbrachten, und in dieser Beziehung sollen die Hammerwerke im Kanatthale den ersten »nd wichtigste,! Impuls gegeben haben. Das achtzehnte Jahrhundert, so segensreich durch die rasche Entwickelung einer geregelten, minder drückenden Ordnung in allen Administrationszweigen des Landeö, so wie durch das allgemeine fortschreiten in der intellectuellen Ausbildung, konnte nicht anders als wohlthätig auf die Industrie, und insbesondere auf die wichtigste Erwerbsquelle des Landes, auf das Eisenwesen einwirken, da Bildung und Iudustrie in steter Wechselwirkung stehen. Die Erfahrungen der früheren Jahrhunderte wurde» gesammelt und gesichtet, neue Ideen führten zu den mannigfaltigsten Veibesserungen, uud so gewann das Eisenwese» im Lande Käroten eine solche Bedeutenheit, daß die Vorsorge der eilauchte» Kaiserin Maria Theresia demselben überhaupt, und insbesondere dem Hüttenberger Bergwerke eine besondere Aufmerksamkeit widmete. Die bereits erwähnte Transaction vom 2. April 1759 ordnete die Verhältnisse der Berg-Regalien zwischen dem eigentlichen Landesfürsten und dem Erzstifte Salzburg. Die Berg-, Deutschbammer- und Nadwerks .-Ordnung zu Hüttenberg, Moßinz und Lolling vom 24. April 1759 harre die Reguliruug des Bergbaues, so wie die Rechte und Pflichte» der Bergwerks-Verwandten, die Rauheisen-Verlagsordnung vom gleichen Tage aber die Regulirung der Schmelzwerke und des Absatzes ihrer Erzeugnisse zum H.ulptgegenstande. Zu gleicher Zeit erschien auch das Walduugs-Patent, und eudlich die Theresianische Hammer-, Nagelschmied- und Draht-Ordnung, welche die Reg»Iiru»g der Verfrischung und weiteren Verfeinerung des Hüttenberger Roheisens, so wie des Diszipliuar - Wesens zum Zwecke hatte. Nicht uninteressant dürfte es seyn, den Stand des Eisen-wesens jener Zeit überblicken zu können; daher aus den eben erwähnte» Urkunde» vom Jahre 1759 folgende Daten hier ausgehoben wurden. Die Hüttenberger Erze wurden zu jener Zeit aufgeschmelzt, und zwar auf den 5 Floßöfeu zu Gillitzstein, in der Urtl, zu Treibach, iu der Heft und in der Moßinz, welche zusammen jährlich nicht mehr Roheisen erzeugen durften, als 52,290 Ztn., dann auf 9 Stiickofen in der Lolling, zu Silberegg, zu Hüt-tenberg und Moßinz, deren gesammte Roheisen-Erzeugung des Hüttenberger Erzberges auf 76,uhen der Moßinz und tolling, ail der Bergspitze vo» Maria Waitschach, ertönte die Knappentrommel, die Oefen feierten, alle fuhren stocks», und »vie das Gerallsch des Bergbaches, so verbreitere sich der ivilde Allfrnhr von den Schluchten bis hinauf zu deu Alpeiuöcher». Da saßeu die Herreu zu St. Veit wohl N'ochenlang zu Rathe, »vas man u,ir deu tollen Söhnen des Berges beginnen sollte; die Warnungen und Befehle schrecktet» sie nicht. Die Verhandlungen, weiche »nan nut ihnen anknüpfte, arteten in ein verworrenes Gelärme aus; >nan wagte kaum lnehr einen Fuß in jene Gegend zu se-fteu, die sich bis ?llthofen hin >n einer Art von Belagerungs-Znstand befand; die früher so wohl besetzte» Lagerplätze des Eisens a>r den Mauern von St. Veit waren geleert, und die Anfragen von fern her mit bitterer Scham nnbeanrwortet gelassen. Es war nun kein Mittel mehr, als das der Appellation an die Kaiserin, und die dringendste Bitte, um Stillung des Anfruhrs. Da die sogleich eurferrigten Mandate an die Knappen keine Wirkung machten, wurden mehrere Compagnien Fußvolkes beordert, den wilden Bergleuten Furcht einzujagen. Diese, als sie das Milirar anrücken sahen, sammelten sich au der sogenannten Kreuztratte, zwischen Huttenberg und tolling, und erwarteten da stehenden Fußes deu Feind. Schweigend zogen die Soldaten lind nur ihnen die kaiserlichen Eommissare ge-gen die Aufrührer; kein Schuf! geschah; in eiu Viereck geschlost sen erwarteten die Knappen den Augriff, und wie eiu unverletzliches Heiligthum hoben sie in der Mitte desselben die pergamentenen Urkunden empör, zum Zeichen, daß sie nur ihr Recht und ihre Freiheiren behaupteu wollten. Als sie sich auf den wiederholten 'Anruf nicht trennten, da schritt mau endlich zum Angrisse, welcher mit blanken Waffen geschah; das Viereck wurde nach kurzem Widerstände gesprengt, deu Muthloscn entfielen die Waffen, und die Anführer wurden sogleich festgenommen. Sobald der 'Auflauf, den wohl hauptsächlich die ^iebe für Weib nnd Kiud so unblutig gemacht hatte, gestillt war, wurde die Untersuchung der gegenseitigen Forderungen vorgenommen, uud von der höchsten Hof-Commission der Ausspruch gethan: Ein Theil der Bergknappen wurde, als der schuldigste, nach Ungarn gebracht, der andere uuter das Militär gesteckt, viele eutlassen, die Strafbarsten in Eisen gesetzt. Seit dieser Zeit (175!») "hat sich der Zustand der Dinge unverändert erhalten, uud seit der gänzlichen Vereinigung der ehemaligen salzburgischen Herrschaften in Kärnreu, wovon die von Althofe», in welcher Hüttenberg liegt, die bedeutendste war, mit Oesterreich, im Jahre 1802, gelten hier nur die allgemeinen Landes- und Berggesetze. In dem jetzigen Knappeuleben, welches die Unarten der Vorzeit abgelegt hat, bilden die Kirmes sen an der westlich auf der Bergspitze ob Hüttenberg gelegenen Marienkirche zn Waitschach, und in dem Markte selbst, den Glauzpuncs. In laugen Reihen ziehen die Knappen daher in ihren altdeutschen Wämseru, mit ihren Kappen und Bergledern dunkler Farbe, wie die Grubeuuacht, in der sie wochenlang arbeiten, ohne Waffen, blos, nut oben zu gekrümmten Sto'ckeu; voran die gewaltige Kuappeutrommel, in Begleitung kleiner Sackpfeifeu. Ein rüstiger Knappenfähnrich schwingt die große adlerverzierte Fahne, das; sie schulM'rkündend wallet ober den ' Hänptern der Andächtigen. Fröhliche Gelage und Tänze beschließeil solche Feste, wo sie, die des Bandes Reichthum alls tiefen Schächten uud Grüben mühsam und gefahrvoll fordern, sich ergötzen am Sonnenlichte lind mit deu Gaben des ^yäus. Was nun die ebeu erwähnte Kirche Maria Wairschach selbst betrifft, so liegt sie auf einer freien Höhe von 3U07 Fuß über der Meeressiäche westlich ob Hüttenberg, uud ist sowohl durch Große und Bauart, als auch die prachtvolle Fernsicht, die sie gewährt, bemerkenswerth. Nücksichtlich ihrer Gründung erzählt uns die Geschichte Folgendes: Leon hard, ans dem kärntnerischen Geschlechte der von Keutschach, von 1481 bis 1489 Propst zu Eberndorf, dann salzburgischer Unterhändler, von 1495 bis 1519 Erzbi-schof von Salzburg, in ersterer Eigenschaft vielfach auf Setl-duugen uach Karinen, war Zeuge der fürchterlichen Verwüstuu-gen, welche die Ungarn, die sich der satzburgischeu Besitzungen bemächtigt hatten, daselbst anrichteten. Damals machte er, so erzählt die Sage, iu nächtlicher Stille vor dem Bildnisse der Gottesmutter in der Kapelle zu Taggenbrunn, der noch den, Erzstiste gebliebenen Veste, das Gelübde, soltte er durch ihre Fürbitte jene furchtbaren Gäste hinweg zu bringen so glücklich seyn, ihr an jenem Flecke ein Gotteshaus zu erbauen, den cr am anbrechende!! Morgen znerst von der Sonne würde be.-schienen sehen. Da blinkte dem Erwachenden, als ihre Strahlen die Morgennebel theilten, jene Höhe von Waitschach entgegen, und als er Erzbischof geworden, loste er sein Gelübde auf eine würdige Art. Noch ist an der Kirchenmauer das Bild-niß des Erbauers, Leonhard von Keutschach, zu sehen. Die Kirche von Wairschach gehört, ihren, Style l,ach, der Zeit der ausgehenden altdeutschen, sogenannten gothischen Bauart a», von welcher sich auch jene herrlichen Kirchen, Er. Jakob zu Villach, Heiligenblut, und Sr. i/eouhard im obere» ^avantthale, herschreiben. Durch ihre einfache Große und Harmonie machr sie auf den Wanderer einen tiefen Eiudruck. Besonders muß einst der Thurm, wie er iu seiner Vollendung da stand, einen schöne» Anblick gewährt haben. Durch eiu Erdbeben erschüttert, siel seine Spitze herab, und die sehr fleißig gearbeiteten verzierte!» Steinstucke, derselben liegen zerstreut im Friedhofe umhcr. Außer den» der Gottesmutter geweihten Altare ist der sogenannte ^andschafts-Altar merkwürdig, welchen die kärntnerischen Stände im Jahre 1626 errichten ließen. An einer Vo-tivtafel ist die Stadt Iudeuburg abgebildet, uud enthalt iu der Unterschrift: Nui-l^ cki iivci^a licin^ll« ißl>l5 pcsicllia, »!'!,l>!>!8 s>Nj>ü!>!5cl!I<: ^>lI'^l!l!!,l5 s>«'!'l i>»55lf, das Chrouographicum von 1756. Seit jeuer Zeit wallfahrte» die Iudenburger in Folge eines gethanenen Gelübdes alle dritte Jahre im feierlicheil Zuge nach Maria Waitschach. Nebe» dein Hochaltare steht ein steinernes Lichtbehältniß, iu Form einer gothischen Pyramide, ähnlich jener der Spi»ne-riu am Kreutze. Sie soll bei Erbauung des Waitschacher Thurmes als Muster gedient habeu. Hinter dem Hochaltare befindet sich ein kleines Bild, mit der Vorstellung eines Türken, welcher, zu Pferde sitzend, an einer laugen Kette eine» Manu führt. Folgende Inschrift erklärt ihre» Sinn: „^nno l!l,i 1535 piu ich peter ^atneker purger zu hutemverg mit sammt anderen redlichen Kriegstnechten gefanklich v. dn Türk» gii Constautinopel gefürt, dsselbs i» mei» notu die Iung-fraw Maria uds. lienhart angcmeft die mir durch ,'nr fürhit vo» dn genadn Gotz Aws pant eyse» vnd gefankuus erledigt." Dieser Bürger war der Sage nach ein Schmied zu Hüttenberg, welcher »ach seiner Rückkehr aus der türkischen Gefangellschaft zum ewigen Andenken seiner Befreiung selbst eine Kette schmiedete, und damit die hier befindliche, dem heil. ^eonhard geweihte Kapelle umzog. Vor einigen Iahrzehe»den erst wurde diese Kette ihrem Zwecke cutzogen. So steht dieses herrliche Gotteshaus als Denkmal des Dankes für den wiedergegebenen Frieden und als Erinnerungszeiche» an die uu» vergangene edle Familie der Keucschach, welcher Karu-te» zwei alls deu schöusteu seiner Banwerke verdankt, nämlich die Waitschacher Kirche uud jenes Tanzeuberg, das Schloß einst mit so viel Fenstern, als das Jahr Tage zahlt, u»d so viel Thüre» als Wochen, von welchem die Besitzer de» Weg bis Kla-genfurt nut Thalern auslegen zu köunen gerühmt wurden. Beide IU7 Werke zahlte der danialö überreiche Bergsegen der Gasteiner Gold-Grnben. Silborberg. 3V> «^»-achdem wir an den Eisenschinelziverken Heft und Mo>',inz hinter Hntrenberg vcriiber gekoilmien suld, gelangen >vir in die Fortsetzung des Görtschitzthales und dort an die Grenze von Steiermark. Hier liegen in melancholischer Umgebung von Fichten- und Lärchenwäldern über dem snmpfichren Hörafelde znr Rechten die Ruinen des Schlosses Silberberg, zu gleicher Zeit gegründet von Heinrich, dem Sohne des mächtigen Wi-thard's von Karlsberg. llnfern davon sprudeln die Wellen des Länder scheidenden Hörabaches vorüber. Ihiu gegenüber stehen der Thnrn, von Alchans, und die Kirchen von St. Helena und Margarethen. Die ganze Gegegend umher ist feierlich, ode und stille. Von Geschlecht zn Geschlecht verjüngt sich die Sage von der, am nahen Hörafelde versunkenen Stadt Höra, und von den verschwundenen Bergschahen, welche einst die Herren von Silberberg so reich und mächtig machten, daß man sie nut Recht die Herren von Silberberg nannte. Nahe nnd ferne mächtige Ritter nnd Grafen warben um die Töchter derselben, aber nnr Jenem ward Eine zu Theil, der entweder an Reichthum oder au Kraft mit ihnen sich »liessen konnte. Der stolzen Burg von Süberberg gegenüber lag die kleine Veste Althaus, das Stammschlosl eines tapferen, gleichnamigen, lange schon erloschenen Geschlechtes. Friedrich, der Letzte desselben, minme um Luitwinde von Silberberg, die mit ganzer Seele au ihm hing; von« rauhen Vater auf immer zurückgewiesen, wnrde sie dem Kaspar von Neudeck bestimmt, der sich auf seiner Bnrg in der Einöde durch Raub viele Reichthümer erworben, und sich so, nach des Vaters Ansicht, der Hand seiner Tochter würdig gemacht hatte. Der Tag der Verlobnug war bereits bestimmt, prunkend zogen die geladenen Gäste auf Silberberg ein, von dessen Warten herab häufige Trompetenstöße ertönten und über das Ho'rafeld hin anf Älthans schmetterten. Nur iu einer Nacht war noch Ret- tung möglich. Bereits hatten sich in selber alle Gäste nieder-gezecht, erloschen waren alle Lichter in den Fenstern der weiten Burg; nur ans Lnitwinden's einsamer Kammer flimmerte noch der matte Schein ihrer Lampe. Da flog ein Pfeil dnrch das offene Fenster, ihr Rettung verheißend, und bestimmend den Ort, wo ihrer der Geliebte mit Schlag der grausen Mitternacht harren würde. Glücklich trafen sie sich, und rasch ging es auf mnthigen Rappen anf das Hörafeld hinab; doch ehe sie Alrhans erreichten, stießen sie auf den mit großem Gefolge dahergehenden Kaspar oon Nendeck. Friedrich erlag nach tapferer Gegenwehr; in Fesseln wurde er nnd Lnitwinde nach Silberberg geschleppt. Der noch trunkene Vater sprach das empörende Urtheil der Emmauernng Luitwinoen's und Friedrich's Begra-bnng unter dem Schütte seiner eigenen Veste. Mit bedeutungsvoller Miene erzählen die Anwohner von Silberberg ferner, das; ein Herr dieses Schlosses so stark war, dasi er einen Mühlstein vom obersteierischen Markte Mühlen über eine Stnnde Weges anf seine Burg trug; dasi er einen Niesenhängsten bändigte, dessen ungeheure Hnfeisen noch jetzt in der St. Leonhard's Kapelle zu Maria Waitschach zu sehen sind, nnd daß dieser nämliche Herr von Silberberg, ans einer Schlacht zurückkehrend, vor Freuden seinen kleinen Sohn erdrückte, der, als Erbe seiner Kraft, ihm einen großen Krug voll Wein entgegen brachte; seinen Frennd, mit dem er zersallen war, aus der Veste Silberberg mit einem Doppelhacken im Fenster des beinahe eine Viertelstunde entfernten Schlosses H'örbach im offenen Zweikampfe tödtete. Das Salbnch des Dominikanerklosters zn Friesach, welches eine Stiftimg des Heinrich von Sil-berberg (er lebte um das Jahr 1410) anfführt, enthält, wie bereits erwähnt, als Randglosse die Bemerlnng: N^inico^ i» 5>,!lil'i-li<'!^, li,i->i55!!,!!,5 !>!>!'!>5. Eben dieser Heinrich begleitete im Jahre 1436 Friedrich den Friedfertigen in das heil. Land. Der letzte Sprosse der Silberberger starb in jüngster Zelt, wo längst schon Bnrgen lind Güter in fremden Händen waren. Es war Simon Ludwig Freiherrr von Silberberg, k. k. Landrath z» Klagenfnrt, gestorben den 2l. Oktober >775. Silberegg lind Silberberg hatten durch Iahrhnnderte immer die gleichen Herren, und erst vor etwas mehr als zwei Decennien wnrden sie dnrch Verkauf getrennt. »«» XI. Die Gegend von Treffen nnd MiRstatt u n d d a s Lieser-- nnd Malta-Thal. I n h a l t. Die Gegend von Treffe» und Millstatt: Treffen. Millstatt — Das Lieser- und Maltathal: Gnliind, Troffen. ^)ül Norden von Villlich, dort, wo all den sllböstlichen Ufern des Ossiacher See's die Gegend in weitere Moos und Wiesen, gründe sich ausbreitet, beherrscht voi» der nahen, herrlichen Burgruine ^andskron, beginnt ein schmales Thal, und zieht sich in nordlvestlicher Richtung in einer ^änge von mehreren Stun-den bis nach Radenthein, wo es ans kurze Zeit nach Süden sich wendet, nn> dann hinter Dobriach jenes Thal zu bilden, in wel6)e>u Millstatt mit dem See gleichen Nanicns liegt. Der erste bedeutende Ort in demselben ist das Psarrdorf Tressen. Cr ist einer der schönsten Kärnten's, und enthalt fast durchaus steinerne Hänser mit einen» Stockwerke. Die Pfarrkirche, mit einell, stachen Dielboden versehen, zeigt an der Außenseite niehrere Bildnisse ans der Römerzeil, ein erivünschter Fund für Antiquare. Das Innere der Kirche, wenn gleich sonst nicht architectonisch anzeichnet, hat »wirklich an (Gemälden einen Vorzug vor allen ^and-, inan möchte anch sageli, Stadtkirchen Karnten's. Vo>» der Hand de5 Meisters Peter Cnsseti ans Bassano, den <^arl Theodor oon Goi>'ö nlit wahrhaft gräflicher Freigebigkeit nnter-stnhie, nnd der selbst in N»m inehrere Preise errang, sind hier drei Stiickc: des heil. Marimilian Martyrtod, Christi Himmelfahrt, nnd die Verkündigling Mariens, — Stücke, welche mit dem 'Altarbilde der Stadtpfarrkirche St. Egyde» in Klagenslirt, dnnh die Schönheit der Formen, Richtigkeit der Zeichnnng nnd den Schmelz der Farben jeden Kenner überraschen. Ansier diesen findet sich ein Heiland am Krenze, von den, braven Klagensnrter Maler Steiller, ans dem ehemals gen Stifte Viktring, nnd die Grnpoe der Krenzabnehmnng, von den, Maler zn Obervellach, Bartl. Die Herrschaft Treffcn, zn »reicher die Ortschaften: Tref.-fen, (^örtschach, Aichhol^, Köttwein, Winklern, Einöde, ^et^ schenberg, ein Theil ron Werdil), Buchhol^, Polling, Ober^ nnd !s)liederdorf nnd Töbring gehören, hatte bis znin Jahre 1814 ein eigenes Landgericht. Das in der Nähe befindliche Schloß, nach den, Erdbeben lm Jahre 1690 in nenerem Geschmacke aufgeführt, mit schöner Fernsicht nach Osten, enthalt in seinen zwei Geschosse» mit vielen Gemachern einen besonders achtbaren Schatz von schöne» Kupferstichen, Gemälden und vorzüglich Portraten. (5ine halbe Stnndc von dem Pfarrdorfe Treffen entfemt, anf dem Wege, der nach Millstatt fnhrt, erblickt mall znr Rechten, gegen Bnchholz, anf einem steilen Felsen die Nninen eines Schlosses, welche nnr von einer Seite zugänglich nnd mit vielem schlagbaren Holze unterwachsen sind. Hat sich der Wanderer bis znr ersten Mauer, oder vielmehr deren Spuren, hin-aufgearbeitet, so laden ihn das qrosie Hauptthor, der zusam^ mengefallene Wartthmm, nnd in seiner Nahe ein Fallthurm, von annoch sechs Klafter Höhe, zur näheren Besichtigung deS Inner». Das eigentliche untere Schloß, mit einem kleinen Einfallsthore und einer Warte, bietet noch einige Reste vormaliger Gemächer und einiger engen Gefängnisse dar. Von den, dritten obersten Schlositheile entdeckt man nur noch die Grunde lagen. Unter der zweiten Ringmauer, deren Umfang größten-tentheils eine bloße Steinwand erseht, und nicht ferne von« Schlosse über einem tiefen Graben befindet« sich zwei aus Fei sen gehauene, regelmäßige Höhlungen, welche die Voltssage fnr heidnische Tempel, und namentlich der Diana geheiligt, hatt, Rechts neben dem Schlosse besteht eine Viehweide, die Frauen-tratte genannt, dem Namen und der schönen ebenen Lage nach ein Belnstignngsort der ehemaligen Bewoh»erin»en der Veste. Dieß ist nun anch Alles, was drei Jahrhunderte von einer Burg zurückgelassen haben, welche bereits zn den Zeiten Un rest's eine öde Wohnstätte, höchstens nnr für Gefangene, war. Indessen, anch diese traurigen Reste sind uns desto ehrwürdiger, je tha-tenreicher einst für sie die Vorzeit gewese», je ferner jene Tage sind, wo reges Leben und frohes Treiben in dein Raume die--ser Mauern walteten. Vom Jahre 890 an, wo Kaiser Armllvh (den 30. Nov.) die Besitzungen der Salzbnrger Erzkirche bestätigte, bis über das Jahr 0 200, unter Kaiser Philipp, lesen wir in den kaiserli-chen Diplomen den Ort Treffen ('t'l-«b,'liÄ nach slavischen. !«?> Wortlaute, daher »«ach friiherer Schreibart: Treve») als eine Besiftuug dieses Hochstiftes. ?lber zn groß «n«d zu vereinzelt »varen die Besitzungen Salzbnrg's in« da>»als grof:e» Earanr,:-nil«, »:u: sie selbst verwalte», zn l'ön»,en; es war genug, »lm sie ill oberhirtliche Obsorge zli »lehme», ll»d des Evangeliums sauste ^elne deli noch rohe» Bewohnen» des Bandes zli vcr. l'ünden. Da einstanden Kapitel lind Klöster: Maria Saal, Gurnil), Friesach, Sr. ?lndrä, Eberndorf, Ossiach, Millstatt, Viktring :c., »veil es noch gefahrvoll n'ar, allein zn wohnen, nnd weil eS für die Geistlichen zuträglicher schien, ge»:ei»sam zu leben. Auf den nahen Angeln nnd schiiNeuden Felsen bannn die Vogte der Gotteshäuser, die Vertheidige»' der wehrlosen Kolonisten, meistens herbeigerufene Edle aus den: franken-, Schi^abcn- nnd Baierlande, ihre festen Burgen. Da? Betkirchlei», zn Treffen, geweiht dein Blutzeugen Norieni»), dem heil. Marimilian, :var sicher eines der ersten de) Bandes, gleich jenein in Pongan, in den ersten Zeiten des heil. Rupert; denn grof; »var dainals der Ruf dieses Heiligen, lmd die ersten Mönche nnd Volkslehrer in dei» Hochalpen Oberkärnten's kamen von der Salza und den Zellen des heil. Marimilian im Pougau. An den Seen, diesen natürliche«, Wehret, vor den r,»n berischen Einfallen der »nordlnstigen Avaren n»d ^^nngarn, an diesen Spiegeln des linstaten Bebens snr die eintönige Klause, bauten die Mönche ihre Wohnungen ; daher Millstatt (vielleicht eher in slavischer Wortverbindnng da) gleichbedeutende mit dem Heiligenstadt am Ossiacher See), daher die Mönche an) dem Stifte Oettinge» au diesen» lchteren Orte, welche Ozzo (Ozi, Ottokar), Herr von Tiffen (oder Treffen), in das erste nnd älteste Stist, d. i. in das erste mit (Gütern begabte geistliche Gebände de) Bandes, zll Ossiach versammelte, Noch bliebeu einige Mönche ^u Tressen, »md hielten da regelnläslige Ver-sammlnngen zum Gebete. Seit den» zwölfte» Jahrhunderte fmden sich in den Urkllnden viele Meldlmgen von Pfarrern ;u Treffen; so 12X2: Otto, zngleich ax^nilejischer Archidiacon von Aarnten; l.'il^: ^tndolph von Hollenbnrg, Pfarrherr ^u Tref-sen ic., aber tvine von einem kollegial Kapitel, von einen: Propste oder Eanonilern alldort; noch aber ertönt um die dritte Nachmittagostnnde die Vesperqll.vl-e, ein heilig gehalrenes Zei chen je»er Zeit, wo sie vor einem Jahrtausende den fromme» und arbeitsamen Anwohnen« der Marimilian') Kirche ein Heier-Na»q war, und es ihnen kündete, das; der Segel» de) Himmel) sich mit jenen: der Erde vereinigte. Wie f«ch die Nachrichten von diesen ersten Allbanern ;n Treffen verlieren, smden wir mit Ende des eilfren Jahrhunderts hier ein Grasengeschlecht, desseu Herkommen sich nur muthmaf? lich naä)weisen lasu. ('»iraf Wolfrad ron Tressen, den wir in: Jahre 1096 als Zeugin einer Tanschhandlnng der Grafin Bertha (Werigand's des Markgrafen Gattin) nnd des Abtes Teucho von Ossiach, nnd um das Jahr IllO mit dem Markgrafen Engelbert von Istrien, den» Grafen Popo (von Zeltschach?) nnd Udalschalk von Dietrichstein als Zeuge!» bei den» Vertrage gezeichnet sinden, den Er^bischof Eonrad von Salzburg mit dem Abte Otto von Millstatt schlos;, nnd demselben fnr das t^ut Bnchtan» den Zehend nnd da) Pfarr-Recht zu ^engholz und ^/ifferegg abtrat, war höchst wahrscheinlich ein na her Verwandter dieses Erzbischofeö, eines gebornen Grase»» von Avensberg in Baiern, in dessen Geschlechte wir die Wolframe uud Wolfgange vielfach finden. Allfler Treffen nnd Tiffen, der Gnesan nnd den inzipischen liegenden kleineren Ortschaften, gehörte auch das Schlof-Rorhenstein (i'!!!,,-.-, >»«>ii>!) znr Grafschaft, dessen Nninen unter dein ^)?adsberge an den» östlichen Ende jener abenteuerlich gruppirten nnd durchlö cherten Kalkwand, welche fich nach der Dran bis znr Hollenbnrg hinaufzieht, noch zn sehen sind. Wir lese» daher in der Sriftsnrknn de von Viktring (i.1.1140) einen Grafen Wolfrad von Rolhenstein. Wolfrad I., Graf von Treffen, starb in der Blüthe seiner Jahre, nnd hinrerliesi seinen gleichnamigen Sohn der Obsorge seines Verwandten nnd freunde), des Salzbnrger Erz-bischofes Eonrad. Dieser nährte nnd erzog seinen Pflegling nut väterlicher Zärtlichkeit nach jenen Grundsasjen, welche ihn zu einem eben so rrenen Sohne der Kirche, als redlichen freunde des Gnten nnd besonders der Armen »nachten. Des Ziehsohnes dankbares Gemüth offenbarte sich, wie sonst bei ,eder Gelegenheit, bei den Fehden, welche das Erzstifr damals in Kärn-ten zn bestehen hatte. Siegreich waren Eonrad's geistliche und irdische Waffen gegen Herzog Heinrich de» Sponheimer, wie gegen seinen Bruder, Herzog Engelbert (l l.^0); Wolsrad stand seinen» vaterlichen Beschützer tren zur Seire. Indessen, auch fnr Wolfrad's Glück sollte gesorgt werde». Er heirathete Hemma, die Tochter des Grafen Werigand, Brnders des Marl^ grasen von llutersteier, Starchanc, Herrn von Sonneck. Sei»» Schwiegervater und seine Bruder hatte» mit dem Erzstifte lange Zeit in blutigen Fehden gelebt, nnd selbst mit ihrem Tode vererbte sich der Gegenstand de? Streites auf ihre Nachkommen. Da legten Wolfrad und Hemma ihre Ansprüche an einen» Hoftage zn Friesach (im I. ll41) ihren» väterliche» Freunde Eonrad zu Fnf;en, nnd er, eingedenk der ^iebe für seine» ehemaligen Pstegesohn uud seiner Gatti» hohen Adelö ^» Abknnft nnd Sitten, verlieh ihnen ein ^ehen von hnuderl Banerngütern in Steier bei Hartberg, Eerewald und ^ubnil^, fur sie und ihre männlichen Erben. Eonrad starb in: Jahre 1147, nnd Wolfrad waxdte sich, da ihn: das befreundete Gestirn im Norde» erbleichte, nach Snde». Patriarch Peregrin zn Aqnileja, ein Sohn des Kärntner Herzoges Heinrich, ein Jugendfrennd Wolsrad'), zog ihn a» seinen Hos, denn Wolfrad liebte mehr da) Stillleben an des geistlichen Freunde) Seite, als das Hernmrreiben auf kostspieligen Turnieren u>:d Hoflagern. In vielen Urknnden der Kärntner Herzoge und Gurker Bischöfe jener Zeit lesen wir Wolfrad als Zeugen, und zwar in der Reihe der Grafen immer als den ersten, ein Zeichen seiner hohen Abkunft und der Achtung seiner Zeitgenosse». In Aqnileja empfing er mit Peregrin die traurigen Ueberreste des Krenzheere), welche) im Mai l l-l!1 mit dein römische!» Könige Eonrad zurückkehrte, und begleitete ihn nach Kannen. Nicht lange hielt er sich anf seiner väterlichen Bnrg Treffen auf, da kamen Gesandte von Acmileja, Peregrin se>) von einem Kirchenvogte, den, Grafen Engelbert von Görz, treulos z»l einer Zusammenkunft geladen, unterwegs überfallen und gefangen worden. Eiligst nahn, Wolfrad seine Reisigen zusammen, und er, Markgraf Ottokar von Steier und Berthold, Graf von Andechs, hatte» die Freude, ihren Freund mit Gewalt der Waffen de» Händen seines Verfolgers zn entreißen. Auf Peregrin's Znrede», nnd nach seiner frommen Gattin Hemma Wunsch nberlies; er den einziggebornen Sohn Ulrich der Bestimmung zum geistlichen Stande, während er seine Tochter an de» Grafen Heinrich von ^echsgemnnd, welcher späterhin anch del» Namen eines Grafen von Matrei führte, verillählte. Peregrin that Alles, nm seinen Zögling znm Prie-ster und Staatsmanne zu bilden, uud ehe er »och seiue Augen schlos!, »rar Ulrich') Nachfolge auf den: Patriarchenfche gewisi. Im Feldlager vor Mailand, zu dessen Demüthigung Peregrin lind sein Vater Herzog Heinrich mit ihren Mannen Kaiser Friedrich dem Rothbart zugezogen waren, holte» sich beide de» Tod; der Vater anf seiner Gesandtschaft)reise nach Konstantinopel zn Kaiser Emanuel, um ihn für Friedrich') Ansichte» zu gcwimlen, in den» jonischeu Meere, nud Peregrin an der i^a-gersenche («, August lllll). Unmittelbar darauf »ahn, Ulrich von dem erledigte,, Stuhle Besn); allein seine ^!age al) Patriarch, den, sechzehu Bischöfe nuterstaudeu, war durch deu Zwiespalt zwischen Alerander III. nnd Friedrich den, Hohenstaufen, semem Verwandten, äusierst 43 170 schwierig, uud nichr minder die als Landesherr durch die gleich beginnende Fehde mit dein damals schon mächtige» Venedig. Die Venetianer, anfgereizt dlirch den griechischeil Kaiser Ema-uuel, den, nach »ener »n'ßglückte» Fahrt Herzog Heinrich's, Köm'g L»dwig VII. von Frankreich fiir ?llerander's Partei gewonnen haue, rilsteten sich gegen Kaiser Friedrich. Der Patriarch Ulrich bot sogleich feine friaiilischen Edlen und Lehens-lente auf, »nd überfiel noch iin Winter des Jahres !It>2 Grade, welches er ohne vielen Widerstand nahn«. Unbesorgt trat er mit den Seinigen de» ?)ll>ckweg an, als plötzlich die gelandeten Venetianer die Rückzügsstraße durchschliitten, nnd den Patriarchen, seine Domherren, nur siebenhimderr Edlen gefangen »ahme». I» dieser demüthigende» Stellung sah Ulrich die Inselstadt; er nnd seine Uüglücksgefährte» mußte» unter des Dogen Vitalis Michael, Fußen in engen Gef.nignisse» schinachten. Endlich ließ >l>an sie frei, aber die Bedmgmsse waren mehr entehrend als lastig. Jährlich am Aschermittwoche sollten ein gemästeter Stier, zwölf Schweine n»d eben so viele große Laib Brod der Republik dargebracht, nnd jene vor des Dogen Pal-last geschlachtet werde». Erniedrigt war der Patriarch mid seine Friauler; drei Jahrhunderte wahrte es, nnd es hatte nicht Ei-Nt's gewahrt, ohne Oest.rreich's Dazwischenkimfr, da mußteii die Frianler schwören zu de»> Banner des Löwe», n»d der Patriarch das Gnadenbrot nehmen vo» dem stol^n Foskari. Nicht dieses erfahrene Unglück, souder» »noerbrüchliche ?lnhä»glichkeit, innere Ueberzeugung und die Liebe zu», frieden waren es, warum Ulrich, wie Conrad, Erzbischof zu Salzburg, Oheim des Kaisers, s,ch fest a» Alera»der hielte»; qenug, tun die Partei der Ghlbellnme» anf das Höchste zu erbittern. Im Jahre !I6ti brach der Sturm gegen die welfisch gesinnten Salzburger los; der G>af von Plain u»d der Herzog von Karnten vollzogen die Acht mit aller Strenge. Bei dieser Gelegenheit sielen die Lehensleute des Herzogs auch »ber die Güter des Grafen Wolfrad von Treffe» her, verwüstete» sie und lagerten sich vor dem grasliche» Hauptschlosse. Nur noch so viel hatte» Graf Wolfrad nud seine Gatti» Hem-ma Zeit gewonnen, um einen Eilboten nach Aquileia abzuschicken, und de» Sohn zu schleuniger Hilfe aufzufordern. Ulrich raffte in möglichster Hast seine Streirlraste zusammen, n»d eilte durch das Kanalthal nach Villach. Da angekommen, traf er die Seinen mit der Schreckenspost ihm entgegen, Treffe», die Veste, sey gefalle», »nd die Fahne des Feindes wehe nunmehr auf ihre» Mauer». Ulrich, welcher keine Belagerungswerkzeuge bei sich hatte, um das feste Treffe» mir Erfolg anzugreife», entlieft aus Ein rathet« seiner Dienstmanne» für dießmal sei» kleines Heer, um so mehr, da er vo» der erprobten Freundschaft des Kärntner Herzogs die baldige Rückgabe des Entrissene!» hoffe» konnte, was auch wirklich erfolgte. Patriarch Ulrich, welche», die geistliche Obsorge eiues große» Theiles vo» Kantte», das ist, des jenseits der Dräu gelegene», n»ter de» drei Archidiaconaten im Ja»»- und Ro-senthale »nd vo» Villach oblag, bereiste öfter diese Gege»de» der großen Aqnilejer Diöcese, bei welcher Gelegenheit er z» Kottmannsdorf und darauf z» Villach (im März I Xli)) die Geineinde St. Johanu zu Gonsdorf in ihrer Selbststandigkeit und die Gnrrer Domherren im Besitze ihres Hauses nnd der Mauthfreiheir zu A^nileja bestätigte. Sei» grauer Vater hielt sich i» sei'ne» letzten Jahre» meistens bei seine», Soh»e a»f, n.'ähre»d a»f der Burg zu Treffe» sich eine eigene leheiispslichti'ge Fainilie, die sich »ach dem Schlosse schrieb, seßhaft machte. I» diese Zeit fallt auch die Schenrimg, welche Ulrich mir Eilxvillignng seiner Eltern, Wolfrad u»d Hemma, dem Patriarchate mit seiue» eigenthümlichen Schlösser» Tresse» und Tiffe», mir allem Zugehor an dem Ossiacher-See, in den Thäler» von Treffe», Villach, Schwarzach und Arriach machte, welche Schenkung dann Kai." ser Friedrich den l. Horoung l l^l» z» Wlirzburg bestätigte Mit dieser frommen Freigebigkeit hatte Ulrich seine irdische Laufbahn nicht geschlossen, seinen, wohlwollenden Herzen blieb eine schönere Genugthuung Ulrich hatte i» dem grosie» Streite zwischen Alerander und Friedrich, in den sich ganz Deutschland und Italien theilte, ei»e Mäsiigmlg u»d zugleich eine Rechtlichkeit beobachtet, welche ihn, beide Theile gewannen. Wie es die, noch erhaltene» Worte eiues kaiserlichen Schreibens, in welche», Friedrich seinen Dank ausdrückt, darthun, war es hauptsächlich Ulrich, welcher die Lombarde» zum Frieden geneigt machte, der auch den 1. Aug. I I7? zu Venedig zu Stande kam. Hier, bei de», feierlichen Gottesdienste war es, wo Ulrich zwischen de» beide» größten Män»ern seiner Zeit in der Mitte stand. Der heil. Vater hielt eine lateinische 'Anrede, der Kaiser gab auf jedes Wort geoau Achtung, schien aber den Sin» nicht aufzufassen, Da »ahm Alerander den Patriarchen zum Dollmetsch, und mir deutscher Wortkrafl gab er seinen ^andsleute» des Kirchenoberhanptes Rede. Zufrieden mit dem Erfolge schiede» beide Theile, und Ulrich erhielt von den, Papste den Gebrauch des Pallittms, als apostolischer ^egat das Befuguifl, das Kreuz vor sich hertragen zu lasse» :c., uud vom Kaiser die Bestätigung in dem Herzog-thume Friaul, de» beide» Marce» Krai» und Istrien, uud endlich die Würde als kaiserlicher General Vicar in Italie». Wir übergehen das Privatleben dieses merkwürdige» Mannes, dessen Kindes- und Frenndesliebe, dessen Sinn für Kmlst und Wis-se»schast »och erübrigte briefliche Denkmale, insbesonders i» Bezug auf eineu seinigen Neffe», welcher l» Paris studierte, bezeugen. Ulrich endigte viel zu früh fiir sei» Volt, bald uach seinen, Vater, in, Jahre II82, sei» ^eben. Wir kehre» nuu wieder zu miserem heimathliche» Treffe», zurück, welches verwaist eine»» fremden Herr» angehörte, und so seine Herrlichkeit versinke» sah. Die Patriarche» von Aqm-leja, nun in, Besitze des schönste» Theiles der Herrschaft (der andere fiel an Grafen Heinrich vo» Lechsgemlmd, welcher ihn stückweise a» die Klöster verstiftete, oder an andere Edle, wie z. B. a» die Ortenburger, verkaufte), hielte» sich anf de» beide» Vesten Treffen u»d Tiffe» ^ehensleure, deren Namen nach de>» Erlöschen des gräfliche» Stammes öfters m de» Urkuuden vorkomme». Indesse», wie das Patriarchat i» seiner i»»ere» Kraft durch die Kriege nut seine» eigenen Vasalle» herabkam, e»täußerte er sich seiner fernen Befchunge», oder verpfändete sie. Auf diese Art gedieh auch die Grafschaft Treffeil fiir eine Zeit an die nachbarlichen Grafen von Sternberg. Patriarch Gregor (von iVlooll' !<»l»f;,,) schloß, um diese Güter wieder zurück zu erhalten, im Jahre I2<»5 mir Herzog Ulrich vo» Karnten ei»e» Vertrag, wornach dieser sich verbindlich machte, für X100 Marc, die er de», Patriarchen schnldete, Tresse» vo» dem Grafen Ulrich von Sternberg wieder einzulöse». Als der letzte Sponheimer, Philipp, Patriarch vo» Aci.»ileja , dem Böh-menköm'ge Ottokar sei» Erbgut und seine Ansprüche abzutreten gezwungen war, mnßte sich die Kirche von A^nleja dazu verstehe», ihm die Herrschaften Treffe», Tiffen, Windischgraft und Elemon unter den, Titel eines Lehens zu überlasse!,. Des Böhmen Gewaltherrschaft war »ur kurz, und die Grafe» von Ster»berg kehrte» anf so lange ill de» Besitz vo» Treffe», als Aquilejer Lehe», zurück, bis auch ihr Stamm mit Ailfang des vierzehltte» Iahrhundertes ausstarb. Die Klemme, in welche der Patriarch Ottobonus durch seine eigenen Lehensträger-. die Grafen vo» Görz, den Edle» Rizzardo von Eamino »nd andere Frianler, welche insgeheim Venedig aufzustacheln uicht unterließe»,, gerieth, nöthigte ihn, die Freundschaft und den Beistand des Kärntner Herzoges Heinrich um jede» Preis zu erwerben; er übergab ihn, daher (den 25. Sept. 1305) alle Acmilejer Güter in Kärnre» gegen die angesprochene Hülfeleistmig. 171 Jener Anffenstein, welcher als uubegüterter Edelmann aus Tirol nach Kämt?» ein'vanderte, aber durch Tapferkeit, List nnd Gluck ill wenigen Jahren Herr der schöliste» Burgen, als: Karlsberg, Seebllrg, Guruitz, Bleiburg, Uuterdraliburg, Neu-drusteiu, Rechberg, Gilteüstei» ?c. wurde, sugte diese» Beflftun-gen die vo» de», Herzoge auf ih» übertragenen ?lqu,Iejer Lehen: Treffen, Guesan, nnd in Steier Puchenstein, Windischgraß ll»d Maldeck hiuzu. Aber allch derAuffensteiue schnell einporsteigendes Glücksgestirn ging eben so rasch unter, und in, Jahre I37A, wo der Leyte dieses Geschlechtes iü> engen Verliese Aufruhr und Meineid büsite, erhielt Rudolph von Lichtestem, mit dein früher iu der Fanülie der ?liissensteine erblichen 9.^arschalls - A»,te, auch die Burg und Herrschaft Treffen. I» die Zeit des Besitzes der Lichteüsteiüe, in das fülifzehute Jahrhundert, dieser Periode des Verfalles des altel, Rittergeistes u»d der Burgen, fällt auch das Abkommen des Schlosses Alt-Treffen, für welches sich Aufaugs ein Meiergebäude mid spater das Schlos: Nencreffeu, iu der Nahe des Kirchdorfes Tressen, anf einer saufte» Anhöhe erhob. Dle Liechtenstein»,', welche, ausier deui Marschallsauite iu Käxlten, auch das eiueS Landes-, uud öfters noch das eineo salzburgischen Hauptinannes zli Friesach bekleideten, breiteten sich im Lande iltlUler mehr aus. Der sillier Graf, Friedrich, iu Sk'ie»', Krain uud Kärn-ten gleich eiuein Könige mächtig, ging mit seinem Oheiiue, Niklas von Lichtenstei», (i»l Jahre 145l>) einen Erbvertrag ein, wo dieser ihm, im Aalle des Ueberlebens, Murau, s^riin fels, Treffen ic., und jener eutgegeu die (Grafschaft Sleri,berg nnd Weiflenfels in Kram vermachte; — iudesseu, das Ver-> machtuisi blieb ohue Erfolq. Iu deu trüben Taqen unter Kaiser Friedrich, wo jeder nur für sich sorqte, wahrend Türke» nnd Ilnqaru das ^and ungestraft verwüstete», schlosi sl^iklaö von ^ichtenstein, am Mitt-U'och nach <3t. l^eorqen l^8l, zu Nadkelsburq mit dem Kö-niqe Mathias ^'orvin de» merlwurdigeu Waffe»sti0, Nachmittag um drei Viertel a«f ! Uhr, ben'egte ein Erdbeben die weite Erdstrecke von Venedig bis Prag, verwandelte in Klagenfurt die alte Stadtpfarrkirche zu eiuer ungangbaren Ruine, beschädigte in Villach eine Meuge Wobuuugen uud tödtete viele Meuscheu. In diesem Augeublicke staud der Freiherr von (^rotteneek in« Erdgeschosse des neuen Schlosses zu Treffen (eigentlich Schneck), plötzlich sprang sein trener Hund winselnd gegen das vergitterte Fenster, als wollte er dxrch selbes hinausbreche»; der Herr, dnrch die Bewegung des Hundes aufmerksam gemacht, und eine Ursache von Außen vermuthend, öffnete den Feusterfiügel und hielt sich, hinausblickend, am bitter; — da tost es unter uud über ihm, zusammen stinken Böden und (Gemacher, nur er u»d sei» ^?und fmde», durch die Feusterbleude gedeel t, ihre Rettung; aber ach! die (Gattin, Kinder, alles bebende wareu iu Schutt begrabe!«! Noch bewahrt mau im Schlosse zu Tresseu das Bllduif! jenes Hundes, auf desse» Halsband die Buchstaben /X !> ji. <^. (wahrscheinlich Adam Siegfried Baron v. Grot-tencck) zn lese» sind. Tressen erstand schöner wieder aus seinen Ruine», und gehörte der Familie der »achherigen (trafen von (hrotteueek an, bis es von der Karl Graf vo» Grotteneck'schen Verlasseüschafts-Commission, den 2l. ^?a«z l?t>li, an Earl Theodor Grafen voi« Ehristallnigg verkauft »vurde, von «vo es als Allod an die einzige Tochter desselben, verehelichte Grafm von Goi's überging, und, nllr mit kurzer Unterbrechung, znr Zeit der französischen Occupation, wo es Herr v. Pobeheim besaf!, bei dessen Nachkommen blieb. M i l l st a t t. ^inen der überraschendsten Anblicke auf dem Wege, den wir bisher von Treffen über Afril) und Radenthein zurückgelegt habe», gewählt jeuer Puuct dasselbe», wo wir di» Mill starter See zuerst erblicke», beso»ders dann, wenn die fmkeude Sonne mit ihren« Goldglanze im Weste» gegenüber steht. Keiue Pracht der Farbe», und keiue Sprache der Begeiferung vermag del« Eiudruck- darzustellen oder zu beschreibe», der deu Wauderer iu jeuem Momente mit Allgewalt erfasu. Die ganze ^ange des See's vo» '/,,.„ Klafter» mir seiner Breite r>o» ei»er halben bis drei Viertel Stundeu steht vor uns, umgrenzt vou saufte», waldbewachseüen lind bebauten Hügeln, wahn-ud westlich die Hochgebirge der Taueru aus dem schimu^rudll, Hi»te«grunde zu uns herüberleuchten. >>?art an seiuem nördliche!« llfer fühit uns der Weg nn-ter dem wechselnd.',. Schatte» der Bamne, nugesahr in der Mitte desselben, nach dem Markte Mill statt mit seine», al-terchümliche» Stiftsgebäude. Nicht leicht ist über das Alter und den Ursprung eines Ortes so viel gestritten wordeu, als »be»' den von Millstatt. Da urkundliche Beweise nicht auslangten, nahm man seine Zusiuchr zur Wortdcutnug, und bald mustte es den Lateiner,« eiu Pantheo» vou tausend Statuen, deu Deutschen der Ort der Mühl.», uud deu Slaven als eine Zusammeusei)»ng beider herrschenden Sprachen, von dem altslawischen Mill und Start, so viel heißen, al? ei» Ort der Gnaden. Wir lasse» Jeden nach Beliebe»« wählen, uud versichern nur so viel, dafl die ältesten Ausschreibungen, welche sich vorfanden, so viel gaben: es habe am Orte von Millstadt ei» Slaven Orakel bestanden; drei Säulen, anf deren ersterer ein Löwen- oder Ka!. Aribo, »lit Willa oder Guilla, (Brasil, von C>'>örz, pcn»,ählt, I,» Käotteu wie iu Baieru als Pfalzgraf reich begii-trrt, stiftete mir den Gütern, die er mit seiner Gattil, u,n Millstatt erheirathet hatte, dort, wie im ^tordgau zu Weiseuor, eine Benedicriner Abtei, welcher Borro mehrere Güter >m Piuz^ qa» schenkte. Das innere Sriftsgebaude bewohnten Monch»,', dlll äußeren abgesonderte!» Hof Belledictinerintlen, von dene» noch »nauche Urkunden ilber Mitgift und Schenkungen an das Frauenkloster erübrigen, letzteres ging Ende des vierzehnten Iahrhundertes ein. Zun» Andenken der auf gör^erischen. Bo deu und Grunde geschehene» Srisll»»g, behielten die (^örzer Grafen die Vogtei des Klosters. Eine fernere Restauration erfuhr dasselbe durch Albrecht, Graset» von Orteuburg, Bischof vo» Trient, dessen Schwester Katharina dort den Schleier genommen hatte. Im fünfzehnten Jahrhunderte, jenenl Zeiträume, in den, der rou»a»rische Geist drs Ritrerthumes, die Kircheuzuchr, und der Sinn für das Mönchslebeu verfielen, loste sich der geistliche Verein zu Millstatt inn»er mehr auf. Die damals erfolgte Seligsprechung des Stifters Domiriau belebte den erloschenen Docht nicht mehr, und die erzbischöfiiche Visitation des Klosters im Jahre 145» l'rachte solche Gebrechen an den Tag, daß nach Abt Christoph's Resignation keine Prälatenivahl mehr Statt fand. Bald sollte ein anderer Orden an die Stelle des abge-kommenen treten, ohne jedoch ein bessere? Schicksal zu habeu. *) Ewig denkwürdig sind die Schreckenstaqe Friedrich's in der Burq zu Wien, (in, November 14<»2) von den Bürgern und seinen» eigenen Bruder Albrecht belagert; nut der Kaiserin Eleonore und dem l-leiueu Marimiliau von den Kugelu der Feinde, und der bis zum grausen Hunger anwachsenden Noth geängstiget. Entschlossen, lieber sein Ende abzuwarten, alo sich schmählich zu ergebe», empfahl er Gott seiue Rettung, nnd that das doppelte Gelübde: in Wien ein BiSthnm zu gründen und eine», Ritterorden zu errichte», welcher unter der Aegide des heil. Ritters Georg, ähnlich den Johannitern und Templer», das un, sich fressende Ungethmn der Ungläubigen, wenn nicht todten, doch von seinen Erbläudern abhalten sollte. Sein Wort zu lösen, bedürfte es der päpstlichen Eiuwilliguug, welche er in Rom einholen wollte. Erst in, Jahre 1468, wo seine gefähr-lichen Nachbarn, der Bo'hmeulöuig Georg, »ud Mathias von Uugarn sich befehdeten, hatte er freiere Hände, und konnte zur Ausführung seines Vorhabens schreiten. Im Anfange November 146» trat Friedrich seine Reise nach Rom an, nnd traf dorr zu den Weihuachlsfeierragen ein. Mir Vergnügen willigte Papst Paul I l. in des Kaisers Ge-such, ertheilte ihm die Eonsirmationsbulle, und am Beschnei dungsfeste dem, zum Hochmeister des neuen Ordens vorgestell-ten Johann Siebenhirter, die Weihe. Am Gange des Sriftsgebäudes zu Millstatt befindet sich ein in, 'Anfange des IU. Jahrhunderts verfertigtes grof-es Ge mälde, iu alldeutscher Mauier auf Holz, welches durch Flüge! thüren verwahrt wird. Es stellt den Hochmeister Siebenhirter in den drei Stelluugen vor, wie er das Ordenskleid vom Papste erhalt, die Gelübde ablegt, uud daun den Ritterschlag empfängt. Eine Menge von Cardinalen nnd weltlichen Herren figuriren als Zuseher, in wirklich seltsamen und possierlichen Anzügen. Das ganze ist brav, nnd äusierst getreu gemahlt, uud halt sich unversehrt. Die Aufschrift auf den» Gemaide lau *) Nachstehender Tert ist aus dem Aufsaye des gleichen Verfassers: „Die St. Georgen ^ Ritter und ihr Sil.; in Karnten," iu dem Wochen - und Volksblatte „Eariuthia", Jahrgang 1825, Nr. 24 ». s. w., mit den nothigen Abkürzungen entnommen. tet: „,Vlilici Noi IVIsXXX^l.XVlll , am Erste» Tag Januari hat Papst Paulus der Änderte Bestatt auf Begehr Kaiser Friedrich's des Dritteu, als Slifrer, den löblichen Rittersordeu St. Jörgen, uud den gestrengen Herrn Jobannsen vo» Sie-benhirt zum ersten Hochmeister, Erwählt, Gesegnet, Angelegt und Bestatt, wie hierinnen gemahlt, beschehen zu Rom in St. Johannes Kirchen, im Lateran." Die Haupt-Dotation bildete das bisherige Benedicrinerstist Mill statt und ^andsl-'rou iu Käruteu, Traiicmannsdorf, Petro uell und Wartenstein in Oesterreich, uud das Gut Sc. Focato in Friaul. Incorporirt wurde» ferner die Pfarren zu Wienerisch Neustadt, welche Kaiser Friedrich dnrch Papst Sirtus l V. iu eine Eathedrale verwandeln lies:, und das Bisthum sammt seinen Dignitäteu mir dem St. Georgen-Orden vereinigte; ferner die Pfarren Sternberg, St. Stephan im Jaunthale nut der Eomthurei Rechberg, ^isseregg, Molzbüchl, Spittal und die Propstei Werdsee in Karuren, die Pfarren St. Lorenz in, Mürzthale, Bürg im Euusthale, Trautnianusdorf, Straden »nd Altleilibach in Sreiermark, in Tirol die Pfarren Boften; dann die bisherige Johanuiter Präceptorei Mailberg, das Hospital St. Martin iu Wien, und das Kloster sammt der Kirche St. NiNas daselbst, ferner vier Nenutheile von zwei Gruben zu Bleiberg :c. Der Ordeu staud unter einen, Hochmeister, welcher zuerst von dem Kaiser ernannt wnrde, dann aber von den Rittern mit Zustimmung des Hofes erwählt werden sollte. Das Gelübde der Keuschheit nnd des Gehorsams halten sie, aber nichr das der Armuth, sie konuren erwerben, doch erben sollte nur der Orden. Die Kleidung war weiß, mit einem rothen Kreuhe auf der linken Brust, und an, Mantel auf der linken Schulter. Sie wohnten beisammen iu, Hause wie im Ehore war immer zwischen zwei Priestern ein Ritter. Am l>4. Mai 1 l69 nahn» der Hochmeister uud Fürst, Johann Siebenhirter, früher Hauptmann der Schlösser Eisen-stadt und Forchteustein, und Kaiser Friedrich's Küchenmeister, Beslß von Millstatt, wohin ihn der Bischof Michael von Pe-, trina, als geistlicher Eommissär, einführte. Sein Eintritt war nicht erfreulich; halb Ruinen waren die Klostergebäude, wehrlos ihr Aeusieres gegcn die Türkengefahr; der Orden, erst neu er-stauden, hatte keinen Schatz; seine Besitzlhiimer, die er damals erst ;um Theile inne hatte, waren verfallen, so, das: ihre Verstellung und Verwaltimg beinahe die Einkünfte fraßen. Daher kam es, das, ,eue Ritterschaft, welche gegen die zahllosen Horden des Orients ihr Schwert hätte zieheil sollen, im Jahre l!?l erst aus cilf Mitglieder» bestand. Siebeuhirter konnte nur mit genauer Noth so viel aufbringen, Millstatt >nit Mauern und Thürmen, wie sie noch jetzt sind, und durch Wappen ob den Thoren als sein Werk sich »reisen, zu umgeben und wohn-bar herzustellen, Wein» gleich diese Befestigung ihre», Zweck verlöre», hat, verdient doch sein frommer Sinn um so mehr dankbares Andenk'eu, da er die grosie schone Millstatter Kirche, a» deren Wölbungen noch da, wo sich die Rippen durchkreuzen, die Wappen der ehemaligen St. Georgen - Ritter augebracht sind, beinahe von» Gruude aus ueu erbaute, und auch durch eine Nebenkapelle für die Aufstellung der Reliquien des heiligen Domitian sorgte, wohin dieselben 1462 übertragen, nnd auf dem Altare aufgestellt wurde». Hätte der gute Wille Kaiser Marimiliau's durchgreifen könne», grosi und mächtig wäre der Orden geworden, so aber war sein Arm durch Geldmangel gelähmt. Als die Ungarn durch mehrere Jahre iu heftiger Fehde gegen Friedrich Kärnten verwüstend durchzogen, huldigte Siebenhirter mit harren Summen für seiue armen Unterthanen, um Raub und Brand von ihnen abzuhalten. Man kann sich denken, dasi bei solchen, Kampfe mit ewigen Geldverlegenheiten, wo es sich um die Behauptung des karge» Bestehens handelte, 173 ganz gegen das Sinnbild ihres Schutzpatrons, den, Dra6)en, auch das Schlvert in der Scheide rostete, daß die Türken un gestraft sechs Mal i» Kärnten einfielen, nnd, höhnend die ohn mächtig» Kreu^herren, fest ail den Mauern voi» Millstatt vorbei, in die Thaler gegen die Neichcii.il> ^ogen, nm i>» Ange-sichte der wellige« Ritter und des gefluchteten Landvolkes ganze Viehherden von dell Alpen hinwegznführen. Siebenhirttr überlebte alle diese Zerstörungen der türki-scheu llnd ungarischen Kriege, und seines Wohlthäters Kaiser Friedrich's Tod. Er starb endlich nach einer 4 liährigen Regie-»luig in einem Alter von 88 Jahren zu Millstatt; ein herrlicher Greis, anKörperbildung seinenl taiserl. Gönner Mar ahn lich, ungebeugt an, Geiste, und tren sei»en> Wahlspruche: »Vergiß dich nicht!" Der Leichenstein, in der Seitenkapelle zur Linken der Mill-stätter-Kirche stellt ihn in seinen» Auzuge als Hochn'eister vor, zu seinen Füßen einen Löwen, als das Synlbol der Starke, ,,»it dcr Umschrift: »Hier leit der hochivlirdig Fürst, nnd Herr Johann Sibenhirt, von gottes gnaden der Er»t Hoch' meyster Sankt Georgen Orden, gestorben n.lch Christi Gebnrt 1508 den 10. Tag Herbstmonats." Siebenhirter'n folgte als Hochn,eister Johann Geyilianil von Gailspach. Er »var früher verheirathet, nnd kaiserl. Pste-ger zu Voitsberg nnd Lankoivitz, und trat zn Pfingsten 1495, naä) dein Tode seiner (Gattin in den Orden. Das unglück^ liche Gestirn, welches über seinen» Vorganger anfging, verfolgte mich ihn. — Der Bischof von Neustadt war noch nicht in den Orden getreten, nnd derselbe bestand mm, alle Priester, Ritter, Brüder, Leviten, Alt nnd Jung eingerechnet, kaum aus 40 Köpfen. — Das Hauptbaud des Gehorsams, welches den lockern Bau »och zusammen h.:lten sollte, wußte man zn zerreißen; einzelne Glieder erschlichen fich von» Papste die Er-lallbnisl, von einenl Ordenshanse in das andere, ia selbst in srenide Stifte überzugehen; bei welcher Gelegenheit sie sich wohl mit dem Hab nnd Gut des Ordens davon inachten. Diesen Uebelstand hob Geymann (1521) dadurch, inden» er es In Rom erwirkte, daß doch er, als Hochmeister, dazu seine Einwilligung geben sollte. Im ewigen Kampfe gegen solche Hindernisse erlag doch Geymann's Thätigkeit nicht. Ansier den Ballführungen an den Ordeusgütern in Oesterreich brachte er nicht nur zu Millstatt den Kirchenban nnd die Einrichtung zur Vollständigkeit, son-der» leistete auch den, Staate als Rathgeber Kaiser Ferdinand's I. treue Dienste. Das Jahr 1533 war das letzte seines Hochmeisterthnmes nnd seines Lebens; der Pesthanch ereilte ihn zu Gmüud, wohin er sich vo» Millstatt aus begeben hatte, nnd er schied an» 23. Dezember. Sein Andenken b,ewahrt ein ähnliches Gemälde, wie das früher angeführte Siebenhirter's. Die Flügeldecke enthalt die Angabe der dargestellten Personen, mit ihrer Benennung: „Der Hochwürdige Fürst Johann Geymann der Ander Hochmeister St. Georgen Ritter Ordens. Allda sein Vater, und mit ihren etlichen, des Namens der Geymann, auch an der andern Seiten Sein Gemahl mit den, Sohn in Gott ver schieden, sein Mutter Anfrau, sei» Schwester und Mnembtein seines Geschlechts, der Gott aller Gedenk in Gnaden Lebendig nnd Tod, Anno 1510." Geymann's Leicheustei» befindet flch in einer Nebenkapelle der Kirche, jenen, Siebenhirter's gegenüber, in der Forn» ganz ähnlich. Ein gleiches Bild, keiner kräftigeren Darstellung fähig, gab der Orden unter dem dritten Hochmeister Prandtner. Wolfgang Pralldtner, welcher früher die akademische Laufbahn vollendet, den Doktorhut nnd einen besondern Ruf als Redner in verschiedenen Sprachen flch errungen hatte, »lochte wohl die Feder besser führen können, als das Schwert. In dieser Rück- sicht anch am meisten als Unterhändler nnd Abgesandter angesprochen, in Geschäften des Hofes abwesend, endete er seine Regierung schon in ihrem siebenten Jahre, wie sem Vorfahr, als Opfer der Pest, den 28. September 1.',4l in Wien. Er fand seine Ruhestatte in der Ordenskirche zu Trautmannsdorf. Der Tod des Großmeisters that den Unordnungen und Willkührlichkeiten die Thüre noch weiter auf, und gab anch zugleich Gelegenheit, gerechte Klagen laut werden zu lassen. König Ferdinand lief, den Grund der Beschwerde» erheben, und es ergab sich, dafl die Ordensgüter rein die Bente derjenigen wur-den, die sie verwalletele»; daß eben die zu kleine Zahl der Mit glieder nicht einmal zureichte, um auch nur auf die Gebahrung der Einkünfte ein wachsames Auge zu habeu, viel weniger dein Zwecke so vieler Schenkungen nachzukommen. Die Rüstungen zum Türkeukriege in, Jahre 1542, und die Nachweheu seiues unglücklichen Erfolges bewogen den Hos zum Verkaufe oder zur Verpfändung der Kammergüter. in welche Kathegone »un auch die Güter des Ordens, welcher blosi vom ErzHause botirt war, gehörten. Im Jahre 1542 wurde die Propste, Werdsee den, reichen Salamanka, Grafen von Ortenburg, versetzt, nnd darauf eben demselben Millstatt selbst um 83,809 si. 14 kr. 2 Pf. In, Jahre 15UU wurde zwar Millstatt vom Versäße wieder eingelöst, nnd ihn» ein kaise,licher Anwalt in der Person des Easpar Schweighammer gegeben, welcher aber, der Unei nigkeiten des Ordens müde, nach drei Jahren sein Amt »esiq-»irte, einstimmig in der Klage mit dem Senior zu Neustadt, das, jeder nur komme, nm für sich ein Ritter zu werden, nicht aber fur den Orden. Um den üblen Folge» eioer getheilten Verwaltung abzuhelfen, beschloß der Hof einen Administrator des Ordens aufzustellen, bei welcher Einrichtung es auch verblieb. Hundert Jahre »ach Entstehung des Ordens (15r gleichzeitig vor sich gegangenen Enipörung der Hüt-tenberger-Knappen in Kärnteil ohne Beispiel ist, und nur beweist, >vie auch hier allein der irregeleitete gemeine Hanfe fur Augenblicke s Rathschläge »l»d Dr. Plaschge's ?le»slernnqen, schritten sie vor der Zeit, als ihnen gesetzliche Abhilfe geleistet werden t'on»te, gestillt a»f den verheisienen Beistand der Tiroler-Ban^ ern, ^»r veriueintlichen Selbsthilfe. De» 2. ^.'o^eniber l?.'i?, hielt Panl Zopf, al^ vorgeblicher raiserlicher ^.'oniniifsar, an ei»e Menge Banern, welche man sammt den Knechten bewaff' net zll erscheine» sriiher angewiesen ha.te, bei deln Bauer, l^eorg Thon>al<, ^< Dellach eine Anrede, worin er, nach Anf' weisnng einer gefälschten kaiserlichen Vollmacht, es ihnen an das Herz legte, de» Willen de5 ^ande^fnrsteu ;n erfülle», nnd die Jesuiten zn vertreiben. Die erhiljte» Bauern, NOO an der Zahl, drangen nnn ?lbendi< mn <> llhr in das Stift, nufchandelten den Anwalt, seine Ara», den Superior und einige Patres mit Schmahim-gen nnd Schlagen, nnd nachdem sie dieselben sortgetrieben hatte», erbrachen sie Gemächer und Behallm'ffe, und ranbten, »vas ihne» nnterkan». Indessen fände» die Jesuiten in der Nachbarschaft bald Hilfe, die Bnrger von Spittal beivaffnete» sich, nnd schon am 4. November Morgens erschienen sie vor den Manern von Millstatc. Die Banern hatten zwar an den Thoren Wachen gestellt, allein, da sie sich aber zn sehr i» den Kellern »vohlbcfnnden hatte», war ihre Gegenwehre fnr^ imd fruchtlos. C'in Theil der Schuldigen wnrde sogleich aufgegrif fen, der andere später angegeben und eingezoge». Der ver »ätherische Zopf hatte sich sogleich mit 3000 si., nieisteus in Dukaten, aus dem Stanbe gemacht, wurde aber in Kleinkirch^ heim entdeckt und festgenommen. Das »iedergeseljte hohe Gericht sprach mm den 18. Inli 1728, folgendes Urtheil nber die Schuldigen: «Paul Zopf, nnd zwei dcr mit ihm verstandenen Rädelsführer, sollten wegen Bruch des allgemeinen Landsriedens und verübten Raubes, »ach deutschen Reichsgeseyen durch das Schwert gerichtet, und ihre Köpfe znr ewige», Warnung in eiserne» Käfigen auf Säule» aufgestellt werden. Die Manerjaule Zopf's stürmte vor 25 Jahren zusammen; sie stand an der Strasse von ^isseregg, i» einer kleinen Entfernung von Millstatt. Doctor Plaschge zahlte lOOtt fi. Strafe, und ward seines 'Amtes entscht; Schwen,»-qer des Landes verwiese», sieben Baner» kamen auf ll) Jahre, fünf auf 5 Jahre, und dreizehn anf !l Jahre znr Arbeit in die Bergwerke. Hundert und sechzig Bauern wnrden zum Er-sahe des Schadens und der Prozesikosten verurtheilr, drei und vierzig aber von aller ferneren Strafe losgesprochen, da sie ihre Theilnahme schon durch die militärische Erecution, indem den Bauer!» zwei Compagnien Croateu cingelegt wnrden, ge bnstt hatte»! So weit das Urtheil, welches aber fnr die min- der Schuldige» die Milderung durch Allerhöchste G»ade offen lies:. Die Beschwerden der Unterthanen schlichtete zu gleicher Zeit eine eigene Civil - Conunission, und bernhigte die Gemüther für die Zukunft. Als in» Jahre I77Ü der Jesuiten - Orden aufgehoben wurde, erhielt das Bisthum Gurk die geistliche Administration des Millstätter-Bezirkes, die Herrschaft selbst aber wurde dein steiermärkischen Stndienfonde zugetheilt. G m u l« d. ^>^ei Licseregg gelangen wir aus der Gegend von Millstatt a„ die Ufer der Lieser, und jenj'eits derselben auf die Post straffe, die von Spittal über Gmüud in das Salzburg'fche führt. Ein wem'g reihender, hngellichter Weg bringt uns nach etwa drei Stunden an einen Punct, wo wir die Stadt Gimmd in, schönsten Schmncke ihrer herrliche» Lage inmitten der Hochgebirge, die sie „Inkreisen, alls einer Landzunge, gebildet von dem Zusammensius-e der Lieser nnd der Malta, zuerst erblicken. Die älteste Geschichte vo» Gmünd und seiner Umgebung deckt völliges Duuket. Die erste» Bewohner ware» wahrschein-lich die Taurisker, die in diesen Thälern lebte», und von del, Römern vorgefunden, denselben dienstbar wurden. Auch hier, wie in ganz Kärnte», gräbt n,a» die Knochen dieses Mammuths nnter den Völkern, grabt man Nömersteine aus, und ihr Inhalt verräth, daf- de» besiegten Völkern allenthalben nur die Wahl zwischen Tod und Knechtschaft gelassen wurde. <'!l I! !1!N:>l'!l!' V. l. l'l Ii<>5l!! ll l«!' llllil«' ! so laU- tet ei» in» Stadtpsarrhofe zu Gmünd vorfindiger Nö'uierstei», und führt uus eiue aus fünf Personen bestehende Familie, Vater, Mutter, Sohn , Tochter und Schwiegersohn auf. Der Vater, ei» Taurisker, hatte eine Römerin geehelicht und gab seine Tochter einem Römer zum Weibe. Vater lind Sohn mnsiten sich bequeme» ihren kräftige» Name» lateinische Ausgänge anzuhange», sie klinge» wie klirrende Fesseln au de» Hände» besiegter Nationen. Rom sank, u»d die verachtete» Barbare» theilten sich in seinen Verlaß; die lehten vou ihnen waren die Wenden. Die Name» der vo» ihnen gegründeten Ortschaften beurkunde» ihre» Aufenthalt, »vie ihre» Fleis: noch bis anf den heutigen Tag i» den Thälern der Lieser und Malta, der Moll, der Dräu und Isel. Kreuschlach, Ronach, Ples-nch, Zeneischg, Saps, Dobra, Feistrih in. Lieser- uud Mal-ta Thale, sind, wie Trebesing, Perau, Pleuz und Zlattmg, windische Ortsnamen, die sich eben so wie Leipzig, Dresde» , Bremen, Rostock nnd hundert audere, mitte» unter Deutschen seit mehr als tausend Jahren erhalten haben. Die hohe» Burgen, die der Norman» »ach Fraukreich nnd England, der Deutsche i» diese Alpeitthäler brachte, kannten die Wende» nicht, selbst ihre Sprache hat kein Wort, das den, Begriffe Burg, wie ihn das deutsche Mittelalter »ah»,, gewachsen wäre. Or-xl Umzäunung, /.^!.',-Einfriedung, sind der ganze Vorrath seiner Besestigungskunst. Erst die Deutsche» erbaute» auf hohen Felszinnen ihre Bürge», und von all' del, Ritterschen, mit deneu Karinen, wie kein anderes Land vo» gleichen» Flächenmasie, besäet ist, tragt, ansier Osterwil) (<>5>i"x!^» Scharfenstein) , keiues einen windi-sche», Name». Deutsche also waren es, die im Lieserthale die alten Burgen: Löweueck, Rauchenkay und Oedenfest erbanten, die alle nun, mit Ansnahme der i» Gmünd, Rnineu sind. Auch der Erbaner von dieser ist unbekannt; die Sage erwählt: Ein armer Kriegsknecht habe im Würfelspiele grofien Gewinn gemacht, mit selbem Land und Leute gekauft, und die Burg cm, See erbaut, aber auch diese wieder und 175 Alles, was er »n't ihr besessen, mif dem Wege, wie er sie ge-wan», verloren. Wirklich zeigen sich neben den» Hanptthore der Burg sainnttliche li Wurfelfelder mir steinernen Kugeln angedeutet in der Mauer. Dieser Glücksritter ,var es aber sicher nicht, der seinem verunglückten Sohne die Pankratius Kirche znn, Denkmale seyre. Vaterherz und Würfelspiel sind Uüvereinbare Dinge. Gmünd war ein.' der älteste» Besitzlingen Salzburg's. Wenn auch spätere» Ursprlinges als seine höher gelegenen 9!ach-barorre, so gehörte doch sei» Boden, wie Kitsch, Pleouiy ». s. w. , urkundlich seit Karl den, Grosie», dahin. Iin Jahre 1270, lesen wir, hatte dort das Kloster Millstatt eil, Haus angebant e.n die Stadtmauern. Bis Gnlünd lieferten die Kaufleute von Siena dein Salzburger Kirchenfürsten, Philipp, Wannen, nnd er bedachte sie dafür in seinem Testamente mit einem Guthaben, das e,' zu Siena hatte. Ruhig wäre Gnumd ii« Salzburg's Besitz geblieben, wenn nicht die uuseligen Wirren zwischen Kaiser Friedrich l V. und den, Könige Mathias Eorvin, wegen der streitigen Bischofswahl zn Salzburg, des ächteren Truppen i» das La»d gezogen hatten. I,u Jahre j^l><0 besetzte Haugwitz, der Itngar» Anführer, Neumarlt, drang nach der Mur aufwärts in das Lungan, u»d ro» da über de» Katschberg nach Gmünd. Siebe» Jahre trieb die Besahmi^ durch Raub mid Pliinderlm^ in der U,n--qe^e»d ihr Unwesen; da sammelte Neinprecht oon Neichenburg, der kaiserliche Feldhanptmann, eine erlesene Schaar nnd führte sie mit drei Donnerbüchsen vor Gmünd. Die Manern des Schlosses widerstände» dem furchtbaren Geschütze nicht lange, »nd die nnqarische Besapllnq in der Stadt, nm nicht von da an-) nut Smrn» angegriffen zn werden, ergab sich Wege, den sie gekommen, den Abzng. Der Kaiser behielt Gmünd, nnd anch sein Sohn nnd sliachfolger Maximilian, selbst als er im Jahre I li>4 die andern salzbnrgischen Herrschaften gegen Ist,l'»l)U fi. zurück gab, noch Gmimd, Pet^ tau nnd Nain. Erzbischof ^eonhard erhielt diese Herrschaften nnd Stall im Möllthale 50'» Salzburg, erkaufte die Herrschaft Gmünd siir seine» Bruder Hanns Nndolph, von der kaiserlichen Kammer um mehr als !00,000 dulden, nicht ahnend, das« der so theuer erkaufte Boden »ach wenige» Jahren Zenge seiner Demüthigung, Misihandlnng, (^efangennehmnna, und des Endes aller seiner Plane und Herrlichkeiten seyn werde. Es war un fern von Gmünd, wo er von den nachsehenden Reitern gefan gen, und in ewige Haft abgeführt wnrde. Dem unglücklichen Naitenau folgte der edle, hochherzige und weise Paris Graf von i/odron in der erzbischosticheu Wnrde nnd in der Regie-rung des Salzburger Landes, das er, wie ein erfahrener Pi-lote, durch alle Stürme seiner Zeit unbeschädigt hindurch führte, und nach I! Jahren seiner Negierung von Anßen gesichert, im Innern glücklich und wohlbewahrt hinterlies!. Sein Bruder Ehristoph lebte bei ihm in Salzburg, diesen» hatte er schon früher das erledigte Erbschen ten a »tt verliehen, nnd die Stelle eines ^andmarschalls in Salzburg von dem Kaiser erwirkt. Hur diesen kaufte er von der Familie Naitenau die Herrschaft Gmünd und Nauchenkatsch. Mit diesen und vielen anderen Gütern und Gülten stiftete Paris für eben die-sen Bruder nnd seine männliche Descendenz die Primogenitur, und als Anhänger zn selber das Collegium IV?-,,,-,,,,»,,,, in welchem flir die Primogenitor tüchtige Beamte herangebildet werden sollten; so wie das l^üsx^iiüüln für die Secun-dogenitnr, die er mit den Herrschaften Lampoding und Wol-lersdorf dotirte. Ileber alle diese Familienstiftnngen sehte er als Siege! und Schlußstein, die uuerläsiliche Bedingung , das; alie Erben dieser Gitter fur immerwährende Zeiten der katholischen Religion zugethan m>d treu ergeben seyn sollten. Bei dem Beginn des siebenzehnten Iahrhnndertes ist also Gmund ein Fideicommis; der Grasen ^odron ^atterano, und die damit vereinten Herrschaften und Gülten ^oibeneck, Ran-chenkatsch, Sommereck, Dornbach, Kroneck und Pfluglhof, bilden diesen wohlarrondirten Korper, der eine der schönsten Herrschaften Kärnren's genannt werden kann, und die in ihren Alpen nnd Hochwäldern, in ihren Eisenerze» nnd Hüttenwerken einen Reichthum von Mittel» besitzt, wie sie keine andere Herr-schaft Kärnteu's aufzuweisen vermag, llm die Primogenitur vollends würdig auszustatten, erbaute Paris die neue Burg in Gmüud, eiu ansehnliches Gebäude mit hohen Zimmern und Sälen; fürstlich aber nicht wohnlich für die Dauer eines achtmonatlichen Winters. Wohl möge» den Fürsten die Jugendeindrücke heimatlicher Thäler beherrscht haben, als er den Plan dieses Baues genehmigte. Alles an ihn, ist italienischer Styl, aber der schölle Himmel des herrlichen Erschlandes fehlt, und die Perle ist anstatt auf schwellenden Nasen in tiefen Schnee gefallen, wo sie unbemerkt und u»geuützt liegen musi. Eastel-lan und Eastelnooo, die Ahnensitze der ^odrone liegen im Schatten des Kastanienbaumes und der Nebe, währeud in, Bnrg-garte» zu Gmüud der Weinstock nicht mehr gedeiht, noch weniger die Traube reifen würde. Uebrigens ist Gmünd ein nettes Städtchen; ein geräumiges PostHaus nnd prompte Bedienung sind für den Reisenden empfehlenswerthe Dinge, so wie es überhaupt an guten Wirthshäusern nicht fehlt. Da, wo es weithin weder Markt noch Stadt gibt, ist, wie natürlich, Gmüud der Eentralpunkt, das Herz dieser Thäler. Hier strömt Alles zusammen, was seine Bedürfnisse von Ausien holt; hier werden die Jahr- und Viehmärkte abgehalten, nnd bis nach Oberösterreich lind Baiern geht der Austrieb, so wie durch Tirol und Wälschlaud. Dies; und die vielen Hämmer und Hüttenwerke bringen Geld nnd ^ebe» in diese Thäler, die sonst todt und arm blieben; denn der Ackerban ist hier, wo Feld lind Alpe fest zusammen grenzen, weder ausgedehnt, uoch erträglich. Mit dem vierfachen Korn ist der Sandmann zufrieden und beim fünffachen dünkt er sich reich; aber von den, herrlichen Feldsege» ebener Lander weisi man hier nichts. Winter-weitzen, das edle Wälschkorn, das Heidekorn, so wie alle Hülsenfrüchte gedeihen hier nicht mehr. Der vorzüglichste Nah-rnngs^weig der Gegend, der Betrieb der Eisenwerke, hat in neuester Zeit durch eine zweckmäsü'ge Administration eine» allgemeinen Aufschwung erhalte». Mit unserer Entfernung von Gmünd auf der Poststrafse durch das sogenannte Katfchthal, verschwindet allmählig der bisherige freund- liebliche Charakter der Gegend, Minder fruchtbar, und daher auch menschenleerer wird sie, >e mehr wir uns den Grenzen des Landes näher». Dort jedoch, wo wir end-lich die Höhe des Katschberges erreicht haben, steht mit einen« Male ei» Theil des schönen Lungaues in Salzburg vor unseren erstaunten Blicken, und tief unten zu unsere», Füßen in eigenthümlicher Bauart sei» schönster Ort -. Das Pfarrdorf St. Michael. Bei Weite», günstiger gestaltet sich die Natur vor unserell Augen, wen» wir den Ufer«, der Malta entlang, bei Gmünd in jenes Thal treten, welches von ihr den Namen trägt, und i» nordwestücher Richtung, bei einer Länge von vielen Stun den bis hin zu jenen grosü'N Grenzwächtern der Taurrnkette sich erstreckt, deren Häupter in ewigem Schnee und Eis erglänzen. Den Beginn desselben ziere» zu beiden Seiten Wiesen und Felder, zwischen Auen und Wäldchen von den schönsten Erlen und Nothlärchen, während die Wohnungen der Menschen theils in der Tiefe, theils auf sonnigen Höhen der einschließenden Alpen zerstreut liegen. Das gräflich Lodron'sche 17« Jagdschloß Dor „bach bildet dort einen interessanten Ruhepunkt der Betrachtung, lliugebeu von Nüstern, Achornbaumen lind wilden K.istanien, und uinflossen von einem krystallhellen Teiche, zeigt uns sowohl sein Aeußeres als allch seine innere Einrichtung den Gefchn,ack der nelieren Zeit. Seil« (Getäfel be-steht aus dein kostbareil Zirkeuholze, ivelches bekanntlich jedem Wl»rn»frasse unzugänglich ist. Eine Viertelstunde von Dolnbach entfernt, ^elan^en wir ^>l den» Pfandorfe Malt ein, erballt alls' dc» Gräber»! seiner Ahnen, da es dllrä) Wildbäche »ud Eldstür^e schon zn drei verschiedene» Malen zerstört wurde, flieht >>n Jahre l792. Obgleich die Urkllnden früherer Jahrhunderte anf ein hohes Alt,»' dieses Ortes schlief:en lassen, so ist dennoch nicht zll zweifeln, dasi er oft mit de«' Bu»q Mallenthein im (^ailthale u»d t„it dem Cdelsche gleiches ^lamens verwechselt wurde, der a» der Mündnna, des Stadtgrabens liegt, nnd einst Eigenthun, der reiche,, Napelsberge >l.»ar. Im Dorfe selbst steht das g»afl. ^odron'sche Schlosl Kroncck, ein derbes Gebäude ans den Zeite» des Mittelalters. Ein Geschlecht der Herren »md dann Grafen von Kroneck kommt in, Ki. Jahrhunderte vor, es ist jedoch unbekannt, ob sie Bescher des Mattathales nnd ieues Schloßes waren, oder jener Burg, die über dem Dorfe als Ruine prangt, und im Munde des VolkeS Oed eil fest heißt. Hinter Malteiu, etwas tiefer im Thale, schwinden all mählich die Spuren deS meuschlichen Fleißes, die Bergabhänge slud einander naher gerückt und gewähren endlich kaum der wilden Malta einen spärlichen Durchgang. Der Fall bach zur Rechten, und der Gösfall zur linken unserer Wanderung, sind in dei grellen Verschiedenheit ihrer Formen wegen, die ersten Verkünder jener Reihe von mehr als siebzehn der größten und schönsten Wasserfälle, denen wir auf dem fernereu Wege von 7 — 8 Stundeu begegne»», der zahllosen Menge der klei nere» nicht zu gedenken, die auf allen Seiten sichtbar werden. Stege und Brücken, Steintreppen »nd ausgehauene Bäume, die über der tief rauschenden Malta schwebeu, und eine Welt von Felsentrümmeru, die wir theils überschreiten, theils durch-krieche» müssen, bezeichnen den Charakter jener wild romanti-schen Gegend, bis endlich auch die Zeichen derselben sich ver liereu, uud das Gestein der Bergstürze, die Gletscherwände des großen und kleinen Elend mit ihren Eisbächen jedes weitere Vordringen hemmen. Den, Wanderer bleibt „ichts als Stauneu und hohe Bewunderung, wenn ihn nicht die erfahrne Kühnheit eines geschickten Führers über jene gefahrvollen Stellen bringt, um jenseits derselben entweder nach Mallnil) in Karuten oder nach Gastein im Salzburgischen zu gelangen. X». Dns GMHM Nnh dns ZesnchHM. 45 17» XII. Das GaMHM Und Alls Jesnchthnl. Inhalt. Das untere und obere Gailthal. — Das Vesachthal. ^eich an Reitzen und Eigenthümlichkeiten aller Art sind die beiden genannten Thäler Kärntens. Ihrer geographischen Beschaffenheit nach bilden sie zwar mir ein einziges Thal, welches an der Grenze von Tirol beginnt, und in der Richtung von Westen nach Osten bis hinab in die Gegend von Villach sich erstreckt, wo die Gail, die dasselbe in mannigfachen Krümmungen seiner ganzen Lange nach durchstießt, in der Nähe des Pfarrdorfes Maria Gail, in die Dran sich mündet. Die örtlichen Verhältnisse hingegen haben eine Verschiedenheit der Benen-nnng erzeugt, so zwar, daß jener Theil desselben, der von seinem Äusgange bis nach dein Hanptorte Kötschach reicht, das »Gailthal" heißt, und nach seiner Lage in das obere und untere eingetheilt wird; der höher gelegene Theil aber bis zur Grenze von Tirol den Namen „Lesachthal" führt. Dieser Eintheilung wegen wollen wir auch jedes für sich betrachten. Das untere Gailthal erstreckt sich von der Ebene bei Villach bis in die Gegend von St. Hermagor, und bildet durch seine Geschichte, so wie durch die Eigenthümlichkeiten seiner Bewohner, ihrer Trachten und Gewohnheiten, ein abgeschlossenes Ganze. In Bezug auf den Anblick, den es gewährt, verschafft ihn, der Dobratsch oder die Villacher-Alpe, die es mit ihren Nachbarn in, Norden begrenzt, einen majestätischen Neiß. Beinahe senkrecht erheben sich an der Sohle des Thales die Kalkwände dieses imposanten Niesen unter den Gebirgen, auf dessen Gipfel zwei Gotteshäuser stehen, dein nn-bewaffneten Auge aus der Tiefe kaun« erkennbar. Noch sieht der Wanderer die Spuren des gewaltigen Sturzes, den das furchtbare Erdbebe» im Jahre 1348, an der südlichen Seite des Dobratsch veranlaßt hat, unter dessen Trümmern eine Menge von Dörfern, Kirchen, Schlössern und Weilern in einer schrecklichen Stunde für immer begraben wurden, und in Folge dessen die Gail ihren Lauf verändern musite, die hier große Strecken, zum Theile benutzbarer Sümpfe langsam durchzieht. Dem Dobratsch gegenüber steht jene Gebirgsreihe, die das Gailthal im Süden begrenzt, und als ein Zweig der car-nischen Alpen dasselbe von dem nachbarlichen Canalthale trennt. Am Fuße der Göriacher - Alpe und des Osternik, zwischen denen der sehr enge Bartolo - Graben die beiden Thaler verbindet, steht an der Mündnug desselben, auf dem Vorsprnng eines Marmorfrlsens, die Kirche von Feistrih, eines der grö'ßten Dörfer des Landes. An ihrer Stelle stand einstens, mm aber längst verfalle», das Schloß Scharfeüstei», welches nnt seiner freien Lage das ganze untere Gailthal beherrschte. Mit Ausnahme des Marktes hermagor, und einiger Nachbarsorte, ist das nutere Gailthal ausschließend von Slaven bewohnt, die in den Pfarren St. Stephan, Egg, Fö'ro-lach, Melweg, Vorderberg, St. Paul, Saak, St. Georgen und Feistril), eine Bevölkerung von mehr als 9000 Seelen ausmachen. Unter den Kärntner - Slaven sind die Gailthaler, ihrer sonderbaren Gebräuche und Sitten wegen bemerkeiiswerth. Sie nennen sich 5,!.!>,>, von, Flusse 5>li> oder Gail. V:>!!>» .Inlin, »i< U,«1, sind Namen, die römische Schriftsteller häufig anführen. Zudem erinnert die Plockner Alpe, über welche Julius Cäsar eine Heerstrasse in's Noricnm bahnte, daß dieses an Italien grenzende That den Römern schon lauge bekannt seyn mußte. Ob nun die Bewohner dieses Thales und die ganze Alpenkette von Cäsar den Name» der Iulischen erhielt, oder ob ihnen diese Benennung schon früher anklebte, oder Gail von den Nömern in Julius (üiln,,^), von de» Slaven ill 5'l» verwandelt worden sey, ist unbekannt. Wohlbekannt ist es aber, daß auch die Noriker unter dem Namen Gallier (6-illi) begriffen waren. Das obere Thal wird, wie bereits erwähnt, von Deutsche», das untere von Slave» bewohnt, die sich schon durch ihre auffallende Tracht merklich von den Ersten unterscheiden. Vo» allen vormals österreichischen Slaven sind diese die südwestlichsten. Der Zug ihrer Wanderung ging also nach der Dran, bis zur Mündung der Gail; da ihnen aber (nach Han si;) auf ihrer ferneren Wanderschaft an der Dran, die von den Franken vertheidigte und sehr gilt be-festigte Stadt Tiburuia aufstieß, so wandte» sie sich links längs der Gail, setzte» sich in diesen» Thale fest, und schickten ihre Kolonien bis an die Quellen der Dräu und der Gail, 18« wie es lioch die slavischen Beneniumge» so inancher Dörfer, einzelner Ortschaften nnd Gegenden, vieler Bäche und Berge in diesen,, mm von Deutschen bewohnten, oberen Thale hinläng lich beweisen. Diese Bemerkung paßt anch auf das übrige Deutsch - Kärnten. ?ln deil Schivall asiatische, del,, rönuschen Reiche den Untergang drohenden Barbaren, schloßen s>ch allch einzelne slavische Stänime an, die theils besiegt, theils im Solde stehend, oder die Gelegenheit des Vordringens einer kriegerischen Völkermasse benutzend, den durch den Namen ihres Anführers furchtbar gemachten Troß vergröberten, »u» im Schutze dieser Heerestnachr ihre rauhen hei-mathlichen Gegenden mit milderen Wohnsitzen zu vertauschen. Nur auf diese Art kann ma» sich die weite Ausbreitung ein-zelner unkriegerischer slavischer Stamme naher erklären. Attila behandelte die Volker, die ihn, huldigten, mit Schonung, war gerecht gegen sie, und beschloß in ihren, Bunde das ausgear tete Nömergeschlecht zu züchtigen. (Herder). Gothe», Alanen, Suaven, Slaven und andere Völker dienten ihn,. Dieser ungeheure Völkerverein wäl^e sich hin, um die Uuterdrückerin der Nationen zu strafen. Von diesen, kriegerischen, einst so furchtbaren Volke ist nnr der Name »och übrig, da doch der Name und die Nation seiner Verbündeten, der Slaven, noch lebt, die durch ihre Wohnsitze den Weg anzeigen, auf den, die Hunnen in's römische Reich eindrangen. Völker, die nach den Ufern der Dran nnd der Gail zogen, mußten entweder nber die carnischen oder über die julischen Alpen, einen Weg nach Italien suchen. In» Iuliusthale fanden sie die Strasse Cäsar's nber die julischen Alpen; dorchin lenkte sich der Hunnen-schwärm mit seinen Alliirten, den Slaven, von denen die Gailthaler, nach der Meinung mancher Geschichrforscher, ihrer südwestlichen Lage und mancher auffallenden Sitten wegen, Attila's Avantgarde gebildet haben sollen. Da mm dieser Volksstamm von seinen, Anführer zu kühnen Unternehmungen mus: geeignet befnnden worden sey!,, so erhielt er den Play in, Vordertreffen. Noch sind bei diesen Thalbewohnern Sitten und Gebräuche im Schwünge, welche auf etwas Kriegerisches hindeuten. Unter 2>ie Volksspiele gehört das sogenannte Kufenstechen , das vielleicht bei keinen, slavischen Volksstamme Oesierreich's angetroffen wird, und das man gewöhnlich an Kirchtagen als Volkslnstbarkeit aufführt. Dieses Spiel scheint zu ihren ehemaligen Kriegsübungen zu gehören, da es nur beritteile, starke uud muthvolle Meuscheu ausführen köuneu. Es lohnt der Mühe, dieses interessante Ueberbleibsel einer alten Volkssitte zn beleuchten. Am Tage der Kirchweihe, als der allgemeinen Volksbelustigung, versammelt sich Jung und Alt ans der Nahe und Ferne, wohnt den, feierlichen Gottesdienste bei, und füllet nach Vollendung desselben, den Platz um die alte Dorfliude an, wo es, wie gewöhnlich bei solchen ländlichen Festen, Stande von Lebzeltern, Krämern und Handwerker» aus Städten nnd Märkren gibt, die zur Bequemlichkeit des Landmanues nnd ihres eigenen Gewinnes wegen von Ferne zureisen. In diesen» frohen Gcwühle von Menschen suchen Hauväter lind Hausmutter des Kirchtagortes ihre Verwandten aus den entfernten Pfarren auf, um sie auf die Kirchtagsmahlzeit zu nöthigen, wofür sie den Ausdruck: >»2 vulii, »>>i-«vli,?.i> z>i-.>xv, >>». i.;»!»l! u. s. f., das: an die Linde gerichtet ist, von den Burschen abgesungen. Die letzten zwei Verse jeder Strophe werden repetirt, und das Vorgesungene dann von der Musik beantwortet. Der Vortrag des Gesanges selbst ist leidenschaftlich; denn nicht bloß die Kehle ist beschäftiget, sondern das Metrnm der Versart gibt den Takt zur Hebung des Fußes, zur Bewegung der Hände und des Kopfes, wenn schon die Bursche vor der Mahlzeit ohne Mädchen nur ganz allein im Ehore versammelt sind, (denn der Tanz vor der Mittags-Mahlzeit wird für unanständig und unerlaubt gehalten), und von ihrem Platze, an dem sie die Lieder del, aus den» Linden gestelle sitzenden Musikanten vortragen, nicht eher abtreten, als sie das; an die Linde gerichtete, und mehrere der Liebe gewidmete Lieder abgesungen haben; denn dann erst heben sich die Musikanten von ihren, Sitze, und begleiten die Bursche mit einen, Marsche in das bestimmte Wirthshans, wo sie ein Mahl halten, dessen Unkosten, so wte der Nachmittags unter der Linde für sie ausgeschenkte Wein, nebst dem darauf folgenden Nachtmahle, nach Vollendung des Kirchtages auf jeden gleich mäßig vertheilt werden. Die Linde, die Musikanten und versammelten Bursche unter derselben, die Fragmente des an die Linde gerichteten Liedes, und die auf dieses folgenden, Liebe athmeuden Gesänge, erinnern nnr zu sehr an die alten Slaven, ihren Gottesdienst in der freien Natnr, und bestätigen, was uns Herder von ihnen sagt, auf eine überraschende Art. Troß der Stürme so vieler Jahrhunderte, der verschiedenen Negierungsformen, und der fast beständigen fremden Oberherrschaft, in, Westen und Norden von Deutschen umgeben, gegen Süden an den Thoren Italiens, sehen wir bei diesen, zusammengeschmolzenen slavischen Volkszweige doch noch Ueberbleibsel von Sitten und Gewohnheiten, die an die Sitten ihrer Urväter grenzen. Ist das Mittagsmahl vorüber, so begeben sich die Ein-heiniischen, so wie alle von der Ferne gekommenen Fremdlinge auf den Dorfplah »ach der Linde, »,m dem feierliche» Voltsspiele beizuwohnen. In der Mitte des Platzes ist ein hölzerner Pfeiler errichtet, der oben dünner ist, und der darauf gestellten Kufe als Achse dient, um welche diese sich bewegt; ihr unterer und oberer Boden hat in der Mitte einen runden Ausschnitt, damit die Achse gehörig hineinpaßt. Die Kufe selbst ist zuweilen größer, zuweilen kleiner, je nachdem es die An.-zahl der stechenden Bursche erfordert; sie wirb aus hartem Holze verfertigt, mit harten und vielen Reifen umgeben, und zur Vergrößerung der Condensität einige Tage früher in Wasser eingeweicht. Erwartungsvoll steht die versammelte Menge, die von beiden Seiten ein Spalier bildet, um den jauchzend und singend herbeigalloppirenden Burschen, die auf dem rechten Arme einen eisernen Stechkotben (Eisenstecken) berge», Raum zu macheu. Die Zahl der Bursche, die auf Pferden zu diesem Turnierspiele angeritten kommen, belauft sich auf zehn, an manchen Orten auch alls zwanzig. Der reitende Zug geht bei der Kufe vorüber, straks zur Linde hin, wo die Musitau^ ten auf ihren, Gestelle versammelt sind. Bevor nun das feierliche Spiel beginnt, werden von diesen Rittern Lieder zu Pferde gesungen, die dann die Musik begleitet. Flugs macht einer von den gegen die Linde gekehrten Rittern mit seinem Pferde links um, und eröffnet das Spiel, indem er jauchzend und im volle» Gallopp der Kufe zureitet, das Pferd mit der Linken leitend, den massiven und schwere» Stechkolben mit der R8I Rechten hoch hebt, und im Vorbeireiten bei detn Pfeiler sich gegen die Kufe neidend, derselben nnr seiner Waffe den ersten Stosz beibringt. Da Starte und Geschicklichkeit erfordert werden, um der Kufe einen solchen Stosi beizubringen, daß der Stechkolben darin stecken bleibt, so danert es gewöhnlich eine Zeit lang, bis die Kufe zn große Kocher betönlint. Dem ersten folgen auch sogleich nach der Ordnung alle übrigen Bursche in vollem Galopp, jauchzend, mit abwechselnder Bravour. Da anfanglich die Stechkolben der dichten Kufe wegen gerne zurück-prallen, so pftege» die Reitenden dieselben nach den, der Kufe beigebrachten Stosie aus der Hand fallen zu lassen; ein eigens dazu bestellter Mensch hebt solche auf, und reicht sie den einzeln gegen den Punct ihres Ausrittes Zurückkehrenden dar; denn es wird als Regel beobachtet, daß man nur von einen, Puncte aus auf das Ziel losreitet. Jeder musl bedacht seyn, mir dem Stechkolben die Kufe gegen das Centrum zu treffen, weil derselbe sonst abgleitet (indem die Kufe um die Achse beweglich ist), und dann der Stoß vereitelt würde. Der der Mitte der Kufe nicht nahe genug kommt, wirft den schweren Kolben gegen sie; trifft er sie, so ist eö gut; trifft er sie aber nicht, so entsteht unter der Zuschauermenge ein allgemeines Gelächter, das ihn antreibt, bei dem nächsten Ritte seine Scharte auszuwetzen, und mehr Tapferkeit zu beweisen. Man-cher starke, gelenkige und behende Ritter stoßt den Stechkolben mit hcrkulesischer Kraft tief in die Kufe, so, dasi sich dieselbe nebst den, Kolben nach erhaltenen» Stosie um die Achse dreht; hiebei geschieht es nun gar oft, dasi der sogestaltig mit der Kufe umgedrehte eiserne Stiel des Kolbens den, schnell Nachreitenden gerade gegen die Brnst ragt, der dann ost stark nnd geschickt genug ist, um den ihm (Gefahr drohenden Stiel aus-zupariren, mit seinem Kolben der Kufe einen derben Stosi oder Schlag zu versehen, und jauchzend im salopp seinen Ritt zu vollenden. Sind schon mehrere Reife abgesprungen und abgestoßen, und ist die Kufe ziemlich durchlöchert, so reitet man mit verhängtem Zügel, ergreift in der Nahe des Pfeilers den Stiel des Kolbens mit beiden Händen, neiget sich rechts und ve> wandelt das vorhergehende Stechen in's Schlagen, indem man mit dein Kopfe des Kolbens der Kufe einen starken Schlag zu versetzen sucht. Der die Kufe zertrümmert, wird von der Zuschauermenge mit allgemeinem lautem Beifalle bewillkommt. Nun reiten die Bursche an der zertrümmerten Kufe vorüber; ein Mensch halt denselben die abgestoßenen und zerbrochenen Reife entgegen, die sie im Galoppe jauchzend mit ihren Kolben auffangen, und unter besonderen Gesängen in die Höhe werfen; sie kehren dann wieder zu ihrer Linde zurück, wo sie singend eine Zeit lang verweilen. Wahrend ihres Gesanges kommt ein schönes Madchen ans dem nächsten Hause mit einem flimmernden Kranze geeilt, drangt sich schanihaft dnrch das Spalier der Zuschaner, hängt ihn auf eine Gabel, die in den Pfeiler der Kufe vor ihrem Hervortritte befestiget wird, und entfernt sich mit sichtbarer Scham ha ftigkeit allsogleich, indem alle Augen auf sie gerichtet sind. Null ist nur noch dieser Kranz zu erringen. Die Bursche reiten zweimal vorbei nnd stellen sich an, als wollte jeder den Kranz mit seinem Kolben auffangen, allein nnr bei dem dritten Ritte ist es erst erlaubt, dieses zu thun. Dem dieses gelingt, der hat nicht nnr allein den Kianz als Lohn seiner Tapferkeit, sondern es wird ihm auch das Recht zu Theil, M't der Preisgeben«, den Reigen unter der Linde zu eröffnen. Nun treten die Zuschaner aus ihren Spalieren hervor, und drangen sich in einem Kreise um die Linde. Die aufmerksamen Mädchen bilden einen Halbmond um diesen Tempel der Natur. Noch singen die Bursche im Chore ihre eintönigen Liebeslieder, den anf dem Lindengestelle sitzenden Musikanten zngekehrt, ohne sich Mädchen beigesellt zu haben; die volle zinnerne Weinkanue wird vom Wagen des neben der Linde stehen- den Wirthes herbeigeholt (denn die Gailthaler, als Weinhänd-ler, sind dem Biere abgeneigt), sodann geht jeder Bursche einzeln mit der vollen Kanne «n den Halbmond der Mädchen, in dem er seine Geliebte bereits aufgespürt hat, und bringt ihr den Wein zu. Diese nimmt die Kanne, führt sie zum Munde, stellt sich an, als wenn sie etwas kosten wollte, schlägt aber den Deckel allsoglelch wieder zn, und trägt die Kanne aus dem Halbmonde dem Burschen nnter die Linde nach, wo sie auf der hölzernen Einfassung einen Platz nimmt; so holt dann der zweite, dritte u. s. w. bis auf den letzten Burschen, jeder sein Mädchen mit der Kanne in den Kreis, wo sie ihren Platz unter der Linde nehmen, bis alle mit Mädchen versehen sind. Sodann singt man das Lied zum Nationaltanze, jeder Bursche ergreift jauchzend sein Mädchen, und dreht sich mit ihr, hüpfend und springend, in, Kreise um die Linde herum, indem die Musik den Tanz beantwortet. Dieser hüpfende Nationaltanz nach dem Zwciviertel-Tacte, ein Ueberbleibsel des slavonischen Alterthumes, ist heftig, wird in ihrer Sprache vizolo rl,!, d. i. der rohe Tanz, genannt, und scheint zum heidnischen Gottesdienste gehört zu haben. Nachdem drei von diesen Tänzen vollendet sind, fängt der langsamere, weniger ermüdende steierische an, der einige Zeit hindurch dauert, nach welchem die Bursche des Kirchtagsortes ab- und die aus den benachbarten Gemeinden in die Reihen treten. Diese sagen zu den Burschen des Kirchtagsortes: »Führt uns eure Mädchen auf"; die Anderen entgegnen: „Was für eine wollet ihr haben?" Die Bestimmten werden ihnen dann von den heimischen Burschen auf gleiche Weise mit der zinnernen Kanne zugeführt und znm Tanze übergeben. Solche Gasttänzer tanzen zuerst ihre» Nationaltanz, nnd zuletzt den steierischen aus. Dies; geht in der Runde hemm, bis alle Bursche der benachbarten Gemeinden am Tanze gleichen Antheil genommen haben. Zur Handhabung der Tanzorduung wird einer aus den Burschen erwählt, der den eintretenden Gasttänzern die Zahl ihrer Tänze, wie auch die Ordnung des Eintrittes der verschiedenen Gemeinden nach hergebrachter Sitte bestimmt, damit die Bursche keiner benachbarten Gemeinde sich beklagen dürfen, als wären sie an der Theilnahme der allgemeinen Volksbelustigung vernachlässiget worden. Jeder Abtheilung wird die gehörige Achtung erwiesen, wofür der aus ihrer Mitte ernannte Aufseher genaue Sorge trägt, dem auch All> lüm«»^" heißt, weil nur zwei Einzige die Streitsache Mehrerer durch ihren Zweikampf entscheiden, nach dessen Vollendung sich beide Theile zur Ruhe bege-ben. Durch eine strenge Polizei hat sich auch diese Sitte seit einem Decennium beinahe verloren. Dasi ihnen aber die Tänzerinnen die Hüte wieder aufsetzen, hatte vielmehr den Zweck der 46 182 Besänftigung, welcher dem weiblichen Geschlechte zukommt. Das Werfen des Hutes war ebe» so viel, als sollst bei den Rittern das Werfen des Handschuhes. Neigt sich die Sonne des Tages, so entfliehen die Mädchen von der Linde; denn «nan halt es fur äußerst unanständig, wen» ein Mädchen bis zum Sonnenuntergange sich unter der Linde verweilte. Nur die Bursche allein verbleiben noch da, singen ihre Liebeslieder, und kehren dann, von den Musikanten mit einem Marsche begleitet, in das Schenkhaus, wo sie die gemeinschaftliche Zeche haben, zurück. So endet der Tag der allgemeinen Volksbelustigung. Hiebei ist noch zu bemerken, das; am Sonntage, als am Kirchenfeste, blost ledige Bursche und Madchen das Recht haben, unter der Linde zu tanzen; lein Eheweib oder Ehemann darf sich darunter blicken lassen. Ehemännern und Eheweibern wird erst am folgenden Tage ihr altes Recht zugestanden, an dem sie unter dem Schatten der dichten Linde mit den Nationaltanze und einigen Steierischen die früheren Iugendjahre in das Gedächtniß zurückrufen. Woher kommt das Kufenstechen, was hat es zu bedeuten? Ist es ein von den Vätern ererbtes oder von anderen Nationen angenommenes Volksspiel? Ist es eine Art des römischen Wettrennens, oder eine Nachahmung deutscher Turnierspiele? Oder ist es als eine Kriegsübung zu betrachten? Daß es von andern Nationen nicht angenommen ist, erhellt schon aus dem, weil diese Art Voltsspiel nicht die einzige ist, wodurch sich dieses Volt von allen Benachbarten unterscheidet; indem auch zu Hochzeiten Alles zu Pferde erscheint: Bräutigam, Brautführer und der Fähnrich haben Säbel an der linken Seite herabhängend, neben aUen ledigen Burschen zu Pferde siyen die Mädchen, deren jede auf den» Pferde seitwärts hinter dem Burschen so sitzt, daß sie mit der linken Hand den Leib desselben umfängt, mit der rechten aber sich an einem am Schwanzriemen des Pferdes befestigten Schnnpftuche festhält, und so mit ihren, Ritter gleich einer geraubten Dirne zum Pfarrhofe hinsprengt. Vielleicht ist diese Sitte noch ein Überbleibsel des vor Zeiten gewöhnlichen Brautraubes, von den, ma», sich im Gailthale noch viel Kölnisches erzählt. Diese Sage ist ein Beweis, daß ^>er Brautraub bei diesem Volte vor Alters üblich war. Dem aufmerksamen Beobachter drängen sich beim Anblicke dieser Feierlichkeiten viele Fragen auf. Hat das Ganze „icht ein kriegerisches Ansehen? Wozu der Fähnrich, der, sein Fähnchen schwingend, vorausreitet? Wozu die Säbel des Bräu. tigam's, Fähnrich's und Brautführer's, die man sonst nicht braucht? Was soll dann ferner das Mädchen mit den, Burschen, zu Pferde? Warum reiten nicht auch die Verheiratheten? Ist dieß vielleicht ein schönes aufbewahrtes Bild der Völkerwanderung? Das kraftvolle Geschlecht reitet voraus »lit bewaffneter Hand, hinterher folgen Väter und Mütter mit ihren Vorrächen, und ziehen dahin, wohin die junge Mannschaft dringt. Wenn diese nationalen Gebräuche mit Recht die Aufmerksamkeit Einheimischer und Fremder auf sich ziehen, so ist es erklärbar, daß im Jahre 1821, bei Gelegenheit des Laibacher Congresses, eine Schaar Gailthaler aus ihrer Heimath dahin geholt, die bei dem Congresse versammelten Monarchen und Staatsmänner auf ähnliche Art unterhiell, wie die Hochschot-ten die a. h. Gaste in London. Der ehemalige Gailthaler-Anzug, wie er noch Anfangs dieses Iahrhundertes bei den Männern gang und gebe war, dann aber in, Getümmel der Kriege und im Wechsel der Herrschaft einging, bestand in einen, spitzen grünen Filzhute mit schmalen aufgedrehten Krempen, um welchen ein farbiges Band lief; in einem rothen bis an die Waden reichenden Rocke, rückwärts ohne Oeffnung und Falten, wie unsere modernen Paletot's, ohne Kragen mit einer darüber geworfenen breiten wei'ßsemenen Halskrause. Die Füße deckten kurze grüne Hosen, rothe, aus groben, Tuche verfertigte Strümpfe und hohe Bundschuhe. Dieses Eostüm war einst im 16. und 17. Jahrhunderte in Deutschland noch ziemlich allgemein, und anch unser kärntnerischer Her-zogbauer erschien, wie es die Abbildungen im Landhause wei sen, bei den ehemalige» Huldigungen in demselben. Das weibliche Geschlecht nnr blieb bei seiner alten Tracht, und erregt auf seinen Wanderungen und Kirchfahrten, besonders durch seine kurzen, kaum über das Knie reichenden Röcke, die brcire Halskrause, welche früher auch von den Männern getragen wurde, durch das weiße spitzverbrämte Kopftuch und das in ein Dreieck geworfene Buselltuch, dessen beide unteren Ende um den Leib geschlungen, das dritte vorne oben an, Ueberhemde befestiget ist, die Aufmerksamkeit der Umgebenden. In Baiern, in der Umgegend von Tegernsee, sieht man auch derlei Röcke, welche die Waden dem Blicke Preis gebe»; indessen, die andcre Tracht der Gailthalemmeu ist echt slavisch, und mahnet, besonders was den Kopfputz betrifft, vielfach an Krain. Einst wmde der ganze Weinhandel in, Lande und so auch das Fuhrwert von Gailthalern betrieben. Ersterer ist durch die Bevorzugung des steierischen Weines, da der Gailthaler nur italienischen einführte, sehr Herabgeton,men, und auch das Fuhrwerk, wenn auch noch seine Hauptbeschäftigung, gewährt bei der Allgemeinheit größerer Züge einen sehr targen Erwerb, so daß der vormalige Reichthum der Gailthaler nur noch in trüber Erinnerung steht. Die eigentliche Beschreibung dieses merkwürdigen Thales und der sich in demselben ergebenen erheblichen Thatsachen behalten wir einer fernerei, Ansicht aus demselben vor. Das obere Gailthal. <«^>as obere Gailthal gehört zu einen« der breitesten des Landes; der Boden desselben zeigt uns jedoch weite Lage» von Steingerölle, die zwischen den schönsten Wiesen und Feldern zerstreut lieg'.n, so wie die Wanderung von St. Her-magor über Mitschig hinaus, bis Tröpclach uns abwechselnd durch Gräben und über Schutt führt, die der Wildbach ausgewaschen hat. Der Reistosel., der durch Absitzungcu jährlich eine Masse seines mürbe» Gesteines der Ebene zusendet, und der Gailberg, über den eine Straße in's obere Drauthal zieht, begrenzen den Horizont, während ,»«, Süden die Hörner und Spitzen der Tröpelacher-, Kühweger- nnd Plöckner-Alpen sich erheben. In« Thale selbst wechseln Vegetation und Zerstörung. Ueberall ist die Menschenhand thätig zu schaffen, zu dämmen und herzustellen. Die Hauptörter desselben sind Kötschach und der gegenüber liegende Markt Mauten. Von ihn, weg führt der Weg in die hohe Alpennatur der Plöcken, wo der Freund des Alterthümlichen durch den Anblick der Ueberrcste jenes Straßenzuges überrascht wird, die Julius Cäsar über diese steilen Grenzmarken des Landes herstellen ließ. Noch zeigt uns dieß eine freilich schon verwitterte Schrift in del«, dort befindlichen Felsengestein. Die Straße über die Plöcken bringt uns zunächst nach Tischelwang, einem großen Dorfe, dessen Bewohner, so wie jene der mehr westlich gelegeneu Ortschaften Made», Sauris und Orfen, ein eigenes Deutsch reden, welches von Niemand Anderem gesprochen wird, so zwar, daß ihre Priester aus den Oertern selbst geboren seyn »missen. Daß diese Ansiedlungen von Deutschen, wenn nicht in eine frühere, doch in die Periode der Völkerwanderung gehören, ist tauin zweifelhaft. Doch welchen, Stamme der Germanen sie zugetheilt werden können, bleibt noch immer zu erörtern. Daß der einstige Römerweg noch in, Mittelalter fleißig benützt wurde, nnd wenigstens als Saumweg die Verbindung W'IZ^IMN. 183 zwischen dem Gebiete des Patriarchen von Venedig und den dies,seitigen deutschen Provinzen erhielt, davon liefert die Benennung des Marktes Manten den Beweis. Hier bricht die Ptöcknerstraße aus den Gebirgen in die Ebene, wo sie dann übe»' den Gailberg in das Dräu - »nd Pusterthat hinführt. Da hatten einst die mächtigen Grasen von Görz ihre Zollstätte nnd ihre Mauth, um die sich bald Gehöfte und Wohnungen von Handwerkern erhoben. Gegenwärtig werden an den vielen Sägen, welche sich längs den» Gebirgsbache zur Plö'cke hin befinden, eine Menge Breter und Dielen geschnitten, um dann über jenen nun wieder fahrbaren Weg nach Venedig und weiter nach Griechenland und der Levante verführt zu werden. Unfern Mauten, auf einer Höhe, liegt das viel besuchte Kirchlein Maria Schnee; so wie weiter hinab an der Gail die Schlösser Mondorf und Weidenburg. Körschach, der Sitz der politischen Obrigkeit des gleichnamigen Bezirkes, ist ein aus meistens ansehnlichen Gebäuden bestehendes Dorf. Die Kirche, eine der schönsten und größten des Gailthales, ist ein Bauwerk des 15. Iahrhundertes. Die große Glocke trägt die Jahreszahl 1453, der Zubau an der Nordseite die von 15! 8. Die am Hochaltare befindliche Ma-rienstatne (der Sage nach an Ort und Stelle von einem H>> ten aufgefunden), wuroe vor Erbauung der Kirche in einer Kapelle verehrt, deren Opfergaben den Fond dazu bildeten. Mit Anfang des vorigen Iahrhundertes entschloß sich der bi-schö fl ich - frei sin gi sche Güter Administrator zu Innichen in Tirol, Franz Walter von Herbstenburg und Frankencgg, den öfter Geschäftsreisen hieher führten, für das geistliche Bedürfniß der Bewohner durch Gründung eines Serviteuklosters zu sorgen. In dem weiten Gaue befand sich nämlich damals nnr eine Hauptpfarre, die zu St. Daniel, von welcher die Vicare der Umgegend bis nach Luggau abhängig waren. Kötschach, welches zu jener Zeit, wie schon Valvasor bezeugt, viele Wallfahrter besuchten, wurde au, 24. Juni 1710 dem Serviten-Orden übergeben, von den, großmüthigen Stifter mit einem Kapitale von 12,000 si. beschenkt, und die dortige Pfarre, nach Resignation des damaligen Seelsorgers, dem Orden eingeantwortet. Feuerschäden und Ueberschwemmungen, wovon die vom October 1823 Kirche und Kloster völlig versandete, bedrohten die Existenz dieses Ortes; doch selbst das letzte Elementar-Unglück gab die Veranlassung zur Herstellung des sehr geschmackvollen Hauptaltares und zu der Erueuerung der Kirche. Kötschach ist die Heimath des Hofmalers Joseph v. Pichler, geb. 1730, von welchen die meisten Verzierungen in den Sälen von Laxenburg herrühren. Das obere Gailthal war, so wie das uutere, mit Ausnahme von Khünegg und Wasserleonburg, gö'rzerisch. Die Grafen von Görz, welche darin die Burgen und Herrschaften Rittersberg, Goldenstein, Grünburg, die Schlösser Weidenburg, Weidegg, Aichelburg und Presenik, die beiden Markte Henna-gor und Mauteu besaßen, geboten anßer in ihren Stammlan-dereien am Isonzo und in, Pusterthale, über das obere Drau-und MoUthal, die Herrschaften Falkenstein, Moosburg, Stein, Eberstein und Trüchsen in Kärnten. Sie übten die Vogteiherr-lichkeit über Millstatt, und waren so, wie an Lände, besitz nach den Sponheim-Ortenburgern, die zweiten Dynasten in der Provinz, die nächsten nach dein Herzoge dem Range nach, indem sie als Pfalzgrafen die kaiserlichen Lehen verliehen, und in dieser Eigenschaft bei der Huldigung am Salfelde auf dem Sitze zur Westseite des Herzogstuhles Platz nahmen. Wenn nicht in Lienz, hielten sie sich, auf ihren kärntnerischen Besitzungen verweilend, fast immer im Gailthale auf. In einer Fehde der Görzer Grafen mit Herzog Bernhard dein Sponheimer, überschwemmte dieser das Gailthal mit seinen Reisigen, belagerte und brach Goldenstein. Als eben damals Ulrich von Lichten-stein, der berühmte Minnesänger, in der Mummerei als Köni- gin Venus mit zahlreichen» Gefolge von Venedig durch das Ca-nalthal heraus zog, lag der Herzog mit seiner Schaar zu Thörl tampfgerüstet, wenn der Graf von Görz über den Prediel herüberziehen sollte, und begrüßte die Königin mit dem Zurufe in slavischer Sprache: »Gott grüße dich, Königin Venus." Die späteren Zeitraume verflossen für das Thal friedlich, bis die häuslichen Zwiste Graf Heinrich's mit seiner Gemalin Katharina diese Gegenden mit blutigen Fehden erfüllten. Die Gräfin, lange von ihrem den, Trunke und sonstigen Ausschweifungen ergebenen Gatten gequält, ließ endlich, dessen müde, ihn auf den, Schlosse Brück bei Lienz gefangen sehen; doch sein mächtiger Schwager, der berufene Ulrich Graf von Eilli, machte ihn frei. Kathanna, froh von ihn, getrennt zu seyn, begnügte sich mir dem Schlosse Grünburg und andern Gütern an der Gail, dann 300 Pfund Iahrgeld. Der Friede dauerte jedoch nicht lange. Heinrich mißhandelte auch seine Söhne, welche bei der Mutter Zuflucht suchten, und die nun, ihrerseits die Waffen ergreifend, das Schloß Weidenburg bei Mauten eroberte. Nach Heinrich's Tode, im Jahre 1453, wollten die Stände, darunter die vorzüglichsten görzerischen Vasallen in Kärnten, die Burggrasen von Lienz und die Weispriache sich der Vormundschaft bemächtigen, und so begann ein noch weit heftigerer Kampf, der ein Jahr darauf durch den freiwilligen Rücktritt der Gräfin endigte, welche mit del» Schlössern und Herrschaften Moosburg und Grüuburg und den Behausungen zu Villach und St. Veit als Wirwe ihre Ausstattung erhielt. Ihr wahrscheinlicher Ruheplatz ist in der von ihr gestifteten Nebenkapelle der Villacher Iatobskirche. Mit mehr Recht, als die in Kärnten so übel berufene Gräfin Margaretha, die Maultasche, verdient Katharina als Amazone ein Blatt in der Geschichte des Landes, obwohl ihr Ruf unbefleckter, als der Margarethens ist. Nach dem Aussterben der Görzer Grafen, im I. 1500, fiel ihr ganzes Erbe an Oesterreich, und Kaiser Maximilian soll, der Sage nach, mit besonderer Vorliebe in» Gailthale auf Aichelburg verweilt, und sich mit der Eberjagd in den wenig freien Tagen seiner vielbewegten Regierung erlu-stiget haben. Das einst görzerische Gailthal wurde bald darauf an die Grafen von Ortcnburg, bei denen es bis nun geblieben ist, veräußert. Der bambergische Antheil, im Jahre 1759 an Oesterreich verkauft, ging bald in Privathände über; zuletzt tan, davon die Herrschaft Khünburg, und zwar erst in neuester Zeit, an die Herren von Eanal. Aus dem Gailthale stammen viele der noch bestehenden Adelsgeschlechter Karntens, so die Grafen und Freien von Aichelburg und Khünburg, die Freien von Semler, Rehbach, Mondorf, Kranz, die Ritter von Fin-denigg und Fromüllcr, die von Maltein und Weidegg, welche beide Letzleren jedoch ausstarben. Das Lesachthal. ^^)enn man von Kötschach westwärts der schäumenden Gail zuwandert, trifft man da, wo sie sich aus finsterer Bergschlucht in das nach ihr benannte Thal ergießt, auf die Hammergewerkschaft Weh mann. Der dort befindliche Wehrschlag über die Gail bildet einen Tunnel eigener Art, in dem man an der hohen festet» Wand desselben durch den Bogen, welchen das heftig fallende Wasser bildet, auf die andere Seite des Bergstromes gelangen kann; ein willkommener Behelf bei dem so oft wiederkehrenden Umstände, wenn er durch Regengüsse angeschwollen, nachdem er in 9 Stunden von seinem Ursprünge einen Fall von beiläufig 1500 Schuh erlitten, mit ungeheurer Gewalt jede Brücke wegschleudert, welche »nan ihm auflasten will. Nach einer Wendung rechts von diesem Wassergusse führt die Straße an einem bewaldeten schroffen AbHange, auf dessen R84 Spitze die Ruinen des Schlosses Pittersberg sich befinden, in das Lesachthal (slavisch: l»>l, das Gehölz), welches von hier alls, in der Lange von 6 Stunden Fußweges, bis in die Lug-gau fortläuft. Das Lesachthal, die Fortsetzung des Gailthales, trägt den Namen eines Thales nur uneigentlich; es ist eine Schlucht, in deren Tiefen jener Bergstrom sich hinabstürzt, während nur die Kämme der ihn einengenden Höhen bebaut sind. Diese Lage des Lesachthales hat dasselbe, so weit geschichtliche Erinnerungen zurückgehen, von Feinden bewahrt; nur im Herbste 1809, wo es der tirolische Landsturm besetzte, drang General Ruska über Abgründe, ihre Flanke umgehend, vor und die Tiroler verliesieu ihre Position ohne Wiederstand. Nie berührt daher der Weg, welcher durch die bewohnten Ortschaften sich hinaufzieht, das Ufer der Gail, während er von Osten immer bergan führend, durch alle die Schluchten und Einschnitte, welche das von Giesibächen und Lawinen durchwühlte Erdreich bildet, sich hinwindet. Man zählt dieser grö-sieren und kleineren Gräben bis in die Luggau zwei und sieben-zig, wovon wir hier einige der allsgezeichneteren anführen. Der erste ist in jener Richtung der Strayacher Graben, von dem Dorfe Strayach, oberhalb Gertschach, so genannt. Er ist der steilste und dauert eine gute halbe Stunde, bis man nach St. Jakob kommt Unweit davon beginnt der Potlaniggraben (slavisch: ,">!n
  • t<<>) 7404, die Steinwand 7950, der Sonnstein 7220, und an dem äußersten Ende gegen Tirol die Spitze n><»lil<» pt»,«ll>u 8496 Schuh über die Meeresfläche, während an der Nordseite die Laisacherspitze und der Riegen- köpf, jener 8496, dieser 7500 Schuh über der Meeresflache (nach Baum garten, jedoch mit Hinweglassung der Bruchtheile), die höchsten Puncte des Felsengebirges zwischen dem Puster - und Lesachthale sind. Nach dem Moll- ist das Lesachthal das am höchsten hinaufsteigende Thal des Landes. Die Frohnkapelle südöstlich von Luggau, dem Auge nach tiefer als dieser Ort, liegt 4190 Schuh über der Meeresfiäche, der Kalvarienbcrg aber ob Hei-ligenblut 4506 Schuh über derselben. Das Thal war nach den pfarrlichen Zählungen im Jahre 1841, und zwar in der Pfarre St. Jakob von 459, Euratie Kornat von 417, Pfarre Liesing 643, St. Lorenz 630, und Luggau von 493 Katholiken (Protestanten befinden sich hier keine), zusammen von 2642 Menschen bewohnt. Da nur die Sonn- oder Nordseite bebaut ist, an der Süd- oder Schatt-! seite blos! einzelne zerstreute Höfe sich befinden, so ist diese Bevölkerung äußerst schwach bei einen, Flächeninhalte von wenigstens 4 Meilen in's Gevierte. Da hier der Mensch ursprünglich beinahe Alles allein that, um leben zu können, so ist die Schilderung des eigenthümlichen Thier- und Pflanzenreiches etwas Untergeordnetes. Der Lesachthaler scheint den, germanischen Volksstamme rein anzugehören, während man im mittleren Gailthale noch die Mischung mit den Slaven deutlich wahrnimmt. Wenn auch nicht unmittelbar von den altceltischen Pyrusten abstammend, sind die Lesachthaler sicher Einer Abkunft mit den nachbarlichen Pusterthalern. Sprache, Kleidung, Menschenschlag, Alles mahnet daran, wie denn auch jenes Thal bis auf den Apfaltersbach, die schone Gegend von Lienz, vor den Länder-theilungen unter Kaiser Karl V. zu Kärnten gehörte, und so nun nach dieser Abreißlmg das Moll- uud Lesachthal an bei-den Enden Kärntens wie Hörner weit in Tirol hinreichen. Bei kirchlichen Aufzügen erscheint der Lesacher, besonders der um Luggau und St. Lorenz, mit dem grün gefutterten Tiroler-Hute und halb aufgeschlagener Krampe, während hier das Weibervolk mitunter noch kurze Ermel und ein konisch zulaufende tirolische Wollmüße trägt, welche mau aus dem Grunde ganz wegwünsche» muß, »veil bei ihrer Dicke und Schwere die freie Ausdünstung des Kopfes gehindert wird, uud so, ahnlich wie bei den Polen der Weichselzopf, häufig Kopfausschläge entstehen. Sonst ist der Lesach thaler ein kräftiger Menschenschlag, gut gewachsen, durch Arbeit und Reisen abgehärtet, gewandt und flink. Berichterstatter sah, wie ein Bursche einen bergabfahrenden Wagen, welchen eine gut genährte Stute zog, hinten mit den Händen festhielt, daß daS Pferd sich vergebens vorwärts bemühte. Hier erblickt man weder Cretin's noch einheimische Bettler, nur bei den sonst blühenden Gesichtern der weiblichen Jugend hie und da ausgewachsene Mädchen; die Folge der schweren Anstrengung von Kindesjahren an, wo das Futter aus den tiefen Gräben von den feuchten Ufern der in Abgründen dahin rauschenden Gail zu den Wohnhäusern in Körben aus den« Rücken getragen werden must. Dieser Anblick flösit Bedauern ein, um so mehr, da selbst der arme Carnieler dieses vielfach durch seine Esel verrichten läßt, welches nützliche Lastthier hier nicht eingeführt ist. Die Nahrungszweige des Lesachthalers sind Viehzucht, Ackerbau und Handel. Das Lesachthal, welches eiüst, wovon selbst die bemerkte Etymologie des Namens den besten Beweis liefert, mit Wald bedeckt war, liefert noch gegenwärtig einen grosien Theil seines Erträgnisses aus seinen Forsten, so dasi nicht nur die Gewerkschaft am Wetzmann mit Kohlen versehen wird, sondern gegenwärtig im Durchschnitte jährlich um 10,000 fl. M. M. zubereitetes Bauholz über den Plöcknerweg nach Italien geht. Da die Waldungen grösitentheils herrschaftlich sind, bleibt dein Bauer nur der Ärbeits- und Zuglohn. So anlockend indessen der Gewinn ist, dürfte jedoch das Gailthal MGQ^! 183 mit der Zeit ein ähnliches Schicksal wie das Canalthal treffen, während schon jetzt die Lockerung des Grundes an den Abhän-gen der Berge, dem einzig die Baumwnrzeln Festigkeit geben, durch zu vieles Abstecket« das Abgehen der Erdlavinen und das Absitzen ganzer Waldstrecke» befördert. Die Viehzucht, oder vielmehr die Behandlung und Ma-stung des Viehes, wird in keinem Theile des Landes mit solcher Vorliebe betrieben, wie im Lesachthale. Es gilt als bezeichnendes Sprichwort: „Hier lebt der Mensch wie ein Vieh, und das Vieh wie der Mensch", freilich aber nur iu Einer Be-ziehung. Während sich die Leute in weniger fruchtbaren Iah-ren mit Brot nnd Speisen aus Bohuen und deren Stroh, aus Hafer und Mais begnügen, erhalten die sorgfältig gewarteteu Rinder die befsereu Theile des Roggens und was »nan sonst für dieselben auswählt und zusammenschleppt. Bei diesem Umstände und der gebirgigen Lage ist der Ackerbau von minderer Beden- . tung, obwohl ungeachtet der hohen Ortslage, wegen der Nei-gung gegen Süden uud des Schuhes, welchen die Felsenwände gegen Norden gewähren, die meisten Getreidearten der unteren Gegenden und selbst noch der beliebte türkische Weihen bis auf eine gewisse Höhe fortkommt. Indessen, bei allem seineu Fleiße wurde der Lesachthaler sich wegen- des geringes urbaren Areales nnd der klimatischen Nachtheile nicht erhalten könuen, wenn er nicht im Handel eine ergiebige Aushilfscmetle gefunden hätte. Auch hier geht er seiner Lieblingsneigung nach; er kauft junges Rindvieh und Ca-straune, auch selbst auf weit eutlegenen Märkten und Alpen des Landes, pflegt und mästet sie, und so wandern jährlich im Durchschnitte 60« Ochsen und 1500 gemästete Castranne nach Venedig und Tirol. In früheren Zeiten schon, wo der Viehaustrieb öfters ganz verboten oder doch nur auf eine gewisse Zahl schwergewichtiger Ochsen beschränkt war, hatten die Lesachthaler, welche Beschränkungen solcher Art zur Auswanderung hätten zwingen müssen, das Privilegium , 500 Stück junges Hornvieh im Lande einzukaufen und auswärts zu treiben. Der §. 5 des kaiserlichen Patentes vom 4. Jänner 1763 bewilligte ihnen dieses von Alters her zugestandene Quantum, jedoch den Einkauf desselben nur in den Landgerichten Pateruion, Gmünd uud Millstatt. Wenn der Lesachthaler in der Ordnung sich sonst mit keinem Handel oder Industriezweige abgibt, so ist er doch zu Hause sein eigener Handwerker, besonders Maurer nnd Zimmermann. Nichts fällt dein Wanderer, welcher auf den beherrschenden Höhen des Thales hin nach Lnggau zieht, so sehr auf, als die ansehnlichen selbst zu zwei Stockwerken empör gemauerten Ge^ bände; er glaubt sich plötzlich nach Italien versetzt, während ihn die Alpenwelt, welche ihn umgibt, erinnert, daß dieses nicht Villen und Casinen reicher Eigenthümer oder Gasthäuser sind, wie man sie in der Schweiz trifft, sondem einfache Bauern-Wohnungen. Dieser Lurus müßte mit Recht befremden, wenn der Bergbewohner fremde Hände um theures Geld zu Hilfe nehmen müßte; so aber leistet er Alles selbst, oder vielmehr Einer hilft dein Andern in dem Baue, und bei gleicher Vergeltung fällt nur die Wahl schwer, welches Haus schöner und reinlicher allsgefallen. Diese Reinlichkeit erstreckt sich auf Ge-räthschasten und Wäsche, Hof und Stall, so dasi man jene Bewohner des flacheren östlichen Landes, welche diese Tugend seit Jahrhunderten kaum dem Namen nach kennen, Hieher in die Lehre senden möchte. Indessen, so viel der Lesachthaler für seine Wohnungen thut, so wenig er die Kosten achtet, bei seinen Häusern niedliche Kreuze und Kapellen zu errichten, ist seine Kleidung doch höchst einfach; bei dem weiblichen Geschlechte, man möchte sagen, oft armlich, indem dasselbe unter Anderem seine Schürzen mit einem Farbertracte alls Rinden bräunlich färbt, wo weder an Gleichheit der Farben noch Glanz zu denken ist. Bei der einfachen Lebensweife, der schweren Arbeit und der Entfernung von größereu Orten, sind die Sitten der Lesachthaler auch höchst einfach. Religiosität und patriarchalische Achtung der Eltern lind des weisen Alters sind die Grunbzüge ihres Charakters; Geburten außer der Ehe sind nur selteue Ergebnisse. Da jedoch der Lesachthaler des Viehhandels wegen die Nachbarsländer durchreist, und es viele erwachsene Mannspersonen gibt, welche Venedig und selbst noch entferntere große Städte besuchten, so herrscht in dein Umgänge dieser Leute eine gewisse Aufgewecktheit uud Wißbegirde. Sie sind in Rede und Antwort nie verlegen, und wissen sich vor Gerichtsstellen und Obrigkeiten mit einer Feinheit und Unterwürfigkeit, gegen Fremde mit einer Freundlichkeit zu beuehmen, welche von Weltkenntnis; zeigt. Kein Wunder daher, wenn ihnen ihre Nachbarn den bezeichnenden Namen der »Vedler" geben. So viel von diesem Thale und seinen Bewohnern im Allgemeinen; nun nur noch eine Beifügung über seinen Haupt-Ort. Des Thales Endpunct, der Wanderung Ziel ist Luggau, die Lucas-Au, wie man früher den Namen des Ortes von dessen zweitein Schutzheiligen deuten wollte, ungezwungener doch, ähnlich dem nachbarlichen Guggenberg, von »lugen, schauen." Nicht außerordentliche Naturscenen sind es, welche dein Wanderer ein so besonderes Interesse für diese Gegend einflößen und ihn die geschilderten Beschwerden seiner Herreise vergessen lassen ; es ist vor Allen, die Ueberraschung, die sich ihm hier bereitet, die seltene Zierde, mit welcher hier der Mensch die Erde, Gottes Fusischämel, einen der erhabensten Standpuncte der Alpennatur ausgeschmückt hat. Weun sich dort, wo man von dem St. Radegunder-Graben den Weg aufwärts wandelt, die Thalschlucht zu einem farbigen Naturgemälde erweitert, indem die Fclsenzacken der carnarischen Gebirgskette immer mehr zurücktreten, und fast an ihren, noch im hohen Sommer mit Schnee überzogenen, schroff abfallenden Wänden, Wiesen und Triften ihre grünen Teppiche ausbreiten, aus deren tiefen Einschnitten sich zahlreiche Quellen in das weit unter dem Gesichtskreise liegende Flußbett der Gail ergießen; so ist man doppelt angenehm ergriffen, wenn nach einer sanften Krümmung links dem noch von den Bildern der Natur trunkenen Auge Kloster und Kirche Luggau, wie durch eitlen Zauberschlag auftaucheud, in kleiner Entfernung iu ihrer imposanten Größe, uud umfangen von einem auf Terassen ansteigenden Garten im doppelten Schmucke der Baukunst und der Natur sich zeigen. Betroffen von diesem Anblicke, aber mächtig erhoben durch dieses Werk frommen Sinnes und kräftiger Menschenhand, wendet man sich unwillkührlich, froh nun das Ziel erreicht zu haben, noch einmal um, und der Blick schweift, während die Gailthaler-Gebirge gleich Coulissen im abwechselnden immer mehr ermattenden Farben spiele sich anrei^ hen, durch die weite Oessnung hinab auf den Schlußstein des Thales, den Dobratsch, dessen kahlen Scheitel zwei Kirchlein im Scheine der Abendsonne als glänzende Puncte schmücken, während im Hintergründe die Gebirge des fernen Rosenthales im fernen Nebelgrau, kaum noch in ihren Umrissen sichtbar, sich verlieren. Das Kloster Luggau, dessen äußerste Pforte an der Um-sangsmauer gegen Westen der Wanderer nach einer Ausbeugung am südlich gelegenen Garten betritt, bildet ein regelmäßiges Viereck, an dessen Südwestspitze die, noch mehr in» gothischen Geschmacke mit Strebepfeilern gebaute Kirche mit ihrem majestätischen Glockeothurme sich anschließt. Die Geschichte dieses mächtigen Banes bedingt zugleich die Ansichten und Gefühle, mit welchen Wallfahrter aus den drei Ländern, Kantten, Tirol und dem Venetianischen, deren Mittel- und Scheidepunct Lug-gau bildet, Hieher pilgern. Wir senden sie daher voraus, ehe wir das Innere beschauen. 47 186 Die Gegend der Luggan, ein Bestandtheil der Herrschaft Pittersberg, gehörte vor Alters, so »vie das ganze Lesachthal, unter die geistliche Obsorge der Hauptpfarre zu St. Daniel, vot> welcher slch Vicare zu St. Jakob, Liesing und St. Lo-renzen befanden. Zu letzterer Vicariatskirche gehörte Luggau, welches damals kein eigenes Gotteshaus besaß. Im Jahre 15l3, so erzählt es die Chronik des Klosters, hatte eine verarmte aber gottesfürchtige Bauerin, welche an einem Weihenacker in einen stärkenden Schlummer verfiel, ein Traningesicht, welches sie mahnte, am nämlichen Platze der Gottesmutter zu Ehren eine Kirche zu bauen. Ihren» Berufe dazu mißtrauend, wollte sie des Traumbildes Bedeutung prüfe», und bediente sich dießfalls einer Kerze, welche sie brennend in die Mitte des Ackers stellte. Würde selbe drei Tage und Nachte trotz der scharf wehenden Winde der Alpenregion nicht auslöschen, so sey Gottes Wille erklärt. Die Probe ward bestam den, nnd Helena, so hief; die Bäuerin, verschaffte sich das Bildnis; der schmerzhaften Gottesmutter, damit von Haus zu Haus um Beiträge zu dem Kirchenbaue bettelnd; doch es gelang ihr nur, nicht ohne anfänglichen großen Widerstand des Eigenthümers jenes Ackers, eine Kapelle aus Holz an» Orte des Traumes zu errichten, worin sie die hölzerne Statue Marten's, wie sie den Leichnam ihres am Kreuze verstorbenen göttlichen Sohnes im mütterlichen Schooße hält, aufstellte. Der Ruf der Wohlthaten, welche hier der Himmel der frommen Beterin spendete, zog bald so viele Wallfahrter herbei, daß die Kapelle uach zwei Jahren abgetragen wcrden musite, und bereits in» Jahre 1515 der Ban der neuen Kirche begonnen werden komUe. Im Jahre 1536, den 20. August, »reihte das aus den Gaben der Gläubigen aufgeführte und nnn znr Vollendung ge-diehene Gotteshaus der Weihbischof von Aquileja, Daniel von Nubeis, feierlich ein. Am 9. August 1593 wurde, nachdem Luggau durch beinahe 80 Jahre eine Filiale von St. Danielgeblie-ben »rar, durch Grafen Johann von Ortenburg aus dem Hause Salamanca der Grundstein zum Baue des Klosters gelegt, uud das Jahr darauf von dem Patriarchen zu Avsuileja, Franziscns Barbarus, Lnggau zur eigenen Pfarre erhoben, und dem Fran-ziscanerordeu übergeben. Durch 34 Jahre besasi dieser Orden diese Pfarre, bis er, wegen der in der Ordensregel vorgenom-menen Reform darauf verzichtete, und auf Vermittlung der Erzherzogin-Witwe, Claudia Medicaa, Kloster nnd Pfarre im Jahre 1635 die Serviten übernahmen. Kaum waren seitdem fünf Jahre verflossen, verzehrte eine wüthende Feuersbruust Bedachung und Glocken, ohne jedoch die festen Qnadermauern zu erschüttern. Mit dein Aussterben des Salamanca'schen Stammes im Grafen Georg, war dem Orden seine beste Stütze gebrochen; doch die neuen Besitzer der Grafschaft Ortenburg, die Widmann, erbten die Gesinuuugen ihrer Vorsahren. Graf Martin stellte das Gebäude prächtiger als vorhin her, und sein Bruder, der Cardinal Christoph, gab reichliche Spenden an Capitalien und Paramenten. AIs die Grafschaft Ortenburg im Jahre 1688 in dein Fürsten von Porzia seine gegenwärtigen Besitzer erhielt, strahlte dem Orte wieder ein freundliches Gestirn, indem die erlauchten Glieder dieses Hauses, als Patrone des Klostersund der Kirche, sie in besondern Schntz nahmen, wie denn auch Hanibal Alphons der Mitstifter des Klosters Kötschach wurde, und fürwahr haben die hochherzigen Herrschaftsinhaber dadurch ihren Unterthanen die größte Wohlthat erwiesen, indem diese Gegenden in den Zeiten der wildesten Religionsstürme vor Abfall bewahrt, und dem Lesachthaler jener patriarchalische Sinn erhalten wurde, welchen wir zu schildern versuchten. Die Klosterkirche zu Luggau imponirt nicht sowohl durch ihre Größe, als durch ihre Schönheit. Die Emporkirche (Chor), welche eine herrliche Orgel enthält, ist durch ein eisernes Gitter vom Schiffe geschieden. Der Oberbodcn, oder das Gewölbe der Kirche, auf archirectonisch angeführte Gesimse und Saulen-knänfe sich stützend, ist mit Stnccaturarbeit verziert, welche Erhabenheiten sämmtlich reich vergoldet sind. Man muß wirtlich staunen, neben dein zwar großen aber nur einfach ausgestatteten Klostergebäude, welches die frommen Väter, die Diener Mariens, bewohnen, solch' eine Pracht im Gottestempel zu finden. Dieses erklärt sich daher, daß wahrend der Epoche der französischen Occupation die Orbensleute mit ihrem Schatze von edlen Metallen, worunter sich mehrere große Lampen aus Silber befanden, in Verlegenheit waren. In diesen wirren Zeiten, wo den, einsän, gelegenen Kloster leicht Plünderung vom Feinde drohte, beschlossen die P. P. Serviten, diesen Schah ranbgierigen Händen dadurch zu entziehen, daß sie ihn auf diese Art auf die Wand klebten, bei welcher Verschönerung besonders der vaterländische Künstler Brandstätter sich ein bleibendes Verdienst erwarb. Zwei schöne Seitenaltäre schmücken den »lütteren Raum der Kirche, und ob den, prächtig verzierten Tabernakel des Hochaltars thront das Gnadenbild. In neuester Zeit wurde am Hauptaltare an die Stelle der Abbildung des h. Lucas die der Himmelfahrt Marien's, gefertigt vou dem Kunstmaler Dosi zu Venedig, aufgestellt. Die Schatzkammer zunächst der Sakristei, wenn auch auf obige Art eines Theils ihrer Kostbarkeiten eutbchrend, enthält noch immer viel Sehenswerthes, darunter besonders die Reliquie: eine Weizenahre von der Zeit der Gründung, ein Exemplar von besonderer Größe und noch ganz unversehrt; reiche Meßgewänder und Anzüge der Statue, Gaben der Grafen von Ortenburg, laden durch Schönheit der Arbeit und Aufwand zur Besichtigung ein, so wie das lebensgroße Crucifix von Alabaster auf Ebenholz, ein Geschenk des Cardinals Christoph, durch Treue und Wahrheit ganz die Erhabenheit des Gegenstandes fühle» laßt. Eine Menge von Votiotaseln uud Andenken jeder Art, worunter besonders ein Nichtrad, an welches geflochten der reuige Missethäter noch Rettung an Leib uud Seele wunderbar erhielt, beschäftigen Auge und Phantasie. Im Innern des Klosters sprechen besonders das schone Refectorium und die Apotheke mit einer kleinen Naturalien-Sammlung, dem Nachlasse des als Naturkundige» vielbesuchten Fraters Seraphin, an. Der nied-liche, nicht unbedeutende Garten enthält mehrere hübsche Sommerhäuser und die Alpenflora dieser hohen Gegend, neben welcher jedoch auch die Kinder des Südens, gewürzduftende Nelken, Platz nehmen. xm. Das Zollfeld Kärntens. 189 XIII. Das Iollfeld KB VN tens. Inhalt. Maria Saal. — Der Herzogstuhl. — Tanzenberg. G i n l e i t u n g. «x^ie Poststrasie von Klagenfurt durch die obere Steimnark »ach Wien führt gegen Norden, eine kurze Strecke hinter de,n lieblich gelegenen Schlosse Annabichl, über einen sunipsigen Moor. gründ, der sich, abwechselnd mit Feldern und Baumpartien besetzt, bis hin nach St. Donat zieht; die tragen Gewässer der Glan schleichen still nnd kaum bemerkbar an den Abhängen und in der Mitte der weiten Flache hin, die von sanften Bergabhan-gen im Osten und Westen begrenzt ist, und ans denen der Ulrichsbcrg uud der entferntere Helenenberg besonders hervorragen. Der alte Dom zu Maria Saal, weiterhin das freundliche Schlößchen Töltschach, jcnem gegenüber das berühmte Karn-bürg und entfernter hin das großartige Schloß Tanzenberg, mit dein zwischen ihnen liegenden Ulrichsberge, das sind diejeni-gen Gegenstände, welche als die hervorragendsten Puncte jener Gegend die Aufmerksamkeit des Wandcres zunächst in Anspruch »ehmen. Sind jedoch schon diese genannten Gegenstände für den Freund und Kenner der vaterländischen Geschichte von hohen, Interesse, so wird dasselbe für Jeden noch mehr gesteigert, wenn er inmitreu jener schmuckloseu C'beue, hart au der Straße, gegen Osten ein Denkmal innerhalb einer eisernen Ein.» friedung stehen sieht, deren Aufschrift ihm verkündet, jene zusammengestellten und roh geformten Stcmmassen, die sie gegen die Unbilden der Thiere und den Muthwillen der Menschen zu beschirmen hat, seyen: „Kärutens Herzogstuhl." Da dringt sich uns unwillkührlich die Frage auf, was derselbe zu bedeuten habe? Welch' ein historischer Zusammenhaug zwischen diesem sichtbaren Zeichen der Gegenwart und den dnnklen Ueberlieferungen der grauen Vergangenheit Statt finde? u. dergl. Noch mehr aber muß die Wißbegierde des Wanderers rege werden, wenn wir ihn unfern davon durch das kleiue Wäldcheu uuter Töltschach führen, und ihm dort im Schatten des Nadelgehöl-zes die Spuren der Ausgrabungen zeigen, die hier und in der Nähe seit einer langen Reihe von Jahren veranlaßt wurden, und denen wir nicht nur eine Menge von römischen Alterthümern aller Art, sondern auch die Gewißheit verdanken, daß hier, an dieser Stelle vor Jahrtausenden Virun nm gestanden hat, die wichtigste und älteste Stadt des römischen Noricums. Sie war der Mittelpunct, von dem nach allen Richtungen hin die noch hie und da sichtbaren Spuren jener alten berühmten Heerstraßen sich vereinigten, die wir noch jetzt in ihrer Zertrümmerung nicht ohne Staune» und Bewunderung betrachten könne», und von wo aus dieselben nach alle» Richtungen hin sich im i?ande verbreiteten, um jenseits seiner Grenzen die Verbindungen mit den zahlreichen Provinzen jenes großen Weltreiches herzustellen. Uud daß Virunum hier, nämlich auf der Strecke zwischen Maria Saal und St. Michael auf der Ebene unter Tanzen-bcrg, mithin auf dem heutigen Zol-, Sol- oder Salfeldc gestanden habe, beweisen zum Theile die Untersuchungen der Geschichtsforscher, mehr icdoch die Resnltate ,ener oben berührten Ausgrabuugen, in Folge deren, außer den Gegenständen für die Bedürfnisse deo gewöhnlichen Bebens nnd der Kunst in der oben bezeichneten Richtnng von Süden nach Norden, als auch von, Ulrichsberge bis hin auf die Höheu des jenseits gelegenen Hele-nenberges, auf den Hügelu uud iu der Ebene, uuterirdische Gauge, Gewölbe, Maucru, Zimmer :c. uud dergl. gefunden wurden, die wir sämmtlich als die sprechendsten Denkmälerund Ueberbleibsel einer Stadt betrachten müssen. 48 Itttt So finden wir dorr den Teinpelacker, »vo ein Mithras-Tempel stand; so wie die vorhandenen Röinersteine, die in jener Gegend und auch an vielen andern Ortm Kärnteus, theils an den Gem.niern, theils sonst auf irgend eine Art gesichert, in großer Menge aufbewahrt worden, unwiderlegbar beweisen, daß hier nicht imr Reichs- und Staatsbeamte, sondern auch Vorsteher des Götzendienstes vor und unter den Römern gewohnt haben. Ja, selbst die Vegetation gibt uns einen Beleg für die oben berührte Annahme einer Stadt in jener Gegend, da wir, zumal im Frühlinge, von irgend cinem erhöhten Standpuncte, das seltsame Schauspiel vor uns erblicken, in den grimendell Saaten des Bodens gleichsam den Grundriß von Gebäuden und Gassen wahrnehmen zu können, indem die, aus diesen Ruinen wachsenden Pflanzen, au? Mangel des tiefern Grundes, mager, kürzer nnd anders gefärbt erscheinen, als die übrigen. Wir können demnach das Zollseld mit Recht den klassischen Boden Kärntens nennen, wenn gleich das Interesse der Gegenwart sich an die Erinnerungen der Vergangenheit knüpfen kann. Was übrigens die römischen Denkmale betrifft, die nicht nur hier, sondern in allen übrigen Theilen unserer Provinz bis nun aufgesunden worden smd, so weisen wir unsere Leser auf da? Werk hin, welches unter dem Titel: „Kärntens römische Alterthümer in Abbildungen", von M. F. v. Ja-bornegg-Altenfels und Alfred Grafen von Christallnigg, bei Johann Leon in Klagenfnrt in zwei Lieferungen bereits erschienen ist, dessen Zweck kein anderer ist, als diese kostbaren Reste der Vorzeit durch ihre getreue Abbildung und Sammlung für die Nachwelt aufzubewahren, und eben dadurch die Bearbeitung des schwierigen Feldes der Geschichtsforschung zu erleichtern. Wir gehen nun nach dieser allgemeinen Ueberficht des Zollfeldes, als genügend für unsern Zweck, auf die Darstellung des Einzelnen nber, und beginnet» mit Maria Saal. ^s war in, Jahre 754, als Chetumar, der Neffe des wendischen Herrschers Boruth, von Pipin, dem fränkischen Könige, auf ihr 'Ansuchen den Kärntnern als Herzog gegeben wurde. Geleitet vom Priester Maioranus, kam er in unseren Gauen an und bezog daselbst seine Residenz zu Karnburg, gegenüber von Maria Saal. Was seinen» Vorfahre»» Earast nicht verstattet war, das vollführte Chetumar. Er war es, der den Bischof von Salzburg, Virgilius, dringend einlud, nach Karn-ten zu kommen, und das Volk in» christlichen Glauben zu starken. Gehindert, diesem Rufe zn folgen, sandte Virgilius den heil. Modestus mit den oier Priestern: Wato, Negimbert, Coz-zar lind Latin, nebst dem Diacon Eckhart und anderen Geistlichen mit den» Auftrage Hieher, das Volk zu belehren, Kirchen und Priester zu weihen. Nicht unwahrscheinlich bleibt es, daß Modestus die der einstigen Herzogsburg gegenüberstehende Kapelle bereits fand und zur Ehre Marien's einweihte. Noch besteht in Maria Saal die Wohnung dieses ersten kärntnerischen Bischofes, unter dem Namen Modestistöckl, mit einer Kapelle. Groß war seine Aufgabe, besonders bei dem herrschenden Geiste der damals rohen Völker Doch, der fromme Oberhirt löste mit apostolischem Eifer und mannlicher Kraft und Beharr-lichkeit seine Aufgabe durch die Verpflanzung der sanften Ehristnslehre auf heidnischen Boden, und starb erst dann, nachdem er sein Werk vollbracht und viele Tausende mit eigener Hand getauft hatte. Auf Anordnung des Herzogs Chetumar wurde er in Maria Saal begraben, und zwar vor dem Altare, dessen herrlichen Christus der heilige Mann mit sich Hieher gebracht haben soll. Sein gemauertes Grabmal ist noch zu sehen, und die Sage behauptet, das Monument dieses Apostels der Kärntner riicke ,enem Altare immer naher. Seit jenem Tage sind mehr als tausend Jahre vorübergegangen , und der heilige Funke der göttlichen Lehre, die Modestus damals in die rauhen Gemüther der Bewohner des Landes gepflanzt, hat fortgelenchtet und in, Laufe der Jahrhunderte segensoolle Früchte getragen. Noch steht er da, der Tempel Gottes auf seinem sanften Hügel, umgeben von waldbewachsenen Anhöhen, und blickt mit seinen düstern Mauern Ehrfurcht gebietend herab auf den Wanderer der Heerstraße, die unweit von ihm, den klassischen Boden des nahen Zollfeldes vorüber, und der »etzigen Hauptstadt des Landes, etwa eine Stunde entfernt, entgegenführt. Kaum war Modestus entschlafen, dessen Ansehen die Häuptlinge noch im Zaume hielt, so entstanden offenbare Fac-tionen, und Chetumar fand sich neuerdings bemüssigt, den Bischof Virgilius um Intervention zu bitten. Latinus, nach ihm Modelhamus, und nach diesem Warmanus sollten das angefangene Werk fortsetzen und die Gemüther beruhigen. Die Sonne der Wahrheit sing eben an, die Nebel des Irrthumes nachdrücklicher zu zerstreuen, als der in, Jahre 769 erfolgte Tod Ehetumars auf Einmal alle Segnungen des Guten zu vernichtet» drohte. Sein Ableben war fnr die mißvergnügten Vornehmen aus den heidnischen Slaven das Signal zu einen» allgemeinen Tumulte, Heiden und Christen geriethen in Feuer, Grausamkeit bezeichnete die Schritte beider Parteien. Chetumar's Witwe mußte mit ihren, Sohne Valdung nach Baiern entfliehen; der Abfall vom Glauben war groß, und die rauchenden Kirchenruinen verscheuchten zuletzt allch noch die wenigen Getreuen der Christenherdc nach allen Welt-gegcnden. Da ward Tassilo, Baiern's Herzog, der Retter des Landes. Mit kräftiger Hand bändigte er die Rebellen; Valdung erhielt sein Erbe wieder, und bemühte sich mit rastlosen, Eifer, die tranrigen Folgen des Bürgerkrieges zu verwischen. Alls seine Verwendung erschienen die frommen Manner Hcimo, Regim-bold, Majoran II. lind mehrere andere Geistliche von Salzburg, und begannen den gestörten Bau der christlichen Religion von Neuem. Da starb im Jahre 784 der Bischof Virgilins. Arno, der erste Erzbischof von Salzburg, ein in jeder Hinsicht großer Mann, ward sein Nachfolger, und glänzt unter Carantaniens Wohlthatern als Stern erster Größe. In eigener Person bereiste er das Land, unterrichtete das Vo7k, stiftete Kirchen und scßte Priester ein. Er war es, der den, Dome zu Maria Saal in dem würdigen Theodorich oder Dietrich den zweiten Landbischof gab und selbst dem Fürsten des Landes vorstellte. Als dritter Bischof von Maria Saal wird Otto genannt. Die Chroniken gehen schweigend über seine Thaten hinweg. M.^ '^N ^^IM^ßZ^^M 1«)I An seine Stelle trar Oswald. Das Streben dieseo Prälaten war dahin gerichtet, von den, Stuhle zu Salz-bllrg sich unabhängig zu niache». Die Folge davon war, daß Erzbischof ?ldelwin sich bewogen fand, diesen landbifchösli-chen Sift aufzuheben, und dm Spange! von Kärxteu salbst zu verwalkn. Nach aufgehobenen, Bisthuu,e blieb hier noch ei» Propst, ei» Dechant nnd ein Collegium von Chorherren. Außer den natürlichen Folgen, welche Maria Saal wegen der Einführung des Christenthumes seit seinen, Ursprünge oft hart empfinden mußte, waren die nachfolgenden Schicksale nicht minder traurig u»d einflußreich. So ward es gegen das Ende des 15. Iahrhuudertes von den Türken überfallen, die damals mit empörender Wuth das ganze Land durchzogen, nnd überall ungestraft raubten und mordeten. Mehr jedoch als durch sie sollte Maria Saal durch Mau-bitsch, den Heerführer des ungarischen Königs Corviu, erleiden, „achdem er im Jahre 1482 Karinen gleichsam erdrückt hatte. Wie ein Tieger, lechzend nach ansehnlicher Beute, erschien er vor diesem Gnadenorte. Alles strömte vor Angst u»d Verwirrung dem Gotteshause zu, verschanzte sich so gut wie möglich, und siehte um Hilfe zu Marien. In dieser Noth trat Jakob Radhaupt, Pfarrer zu Tultschnigg nnd Chorherr von Maria Saal, unter die Verzweifeluden, welche Gut und Leben unrettbar für verloreu hielteu, und forderte sie auf, unerschütterlich auf Gott zu vertrauen, der sie eben so beschützen werde, wie cr den Knaben David über den Niesen Goliath siegen ließ. Gestärkt durch diese einfachen, aber mit Salbung und Nachdruck' gesprochenen Worte, gelobten Manner, Weiber und Kinder am Altare der Gottesmutter Ausdauer im Kampfe. Durch große Steine, durch siedendes Wasser, Oel und Kalk, hinab-geworfen auf die Feinde, wurde der Sturm zurückgeschlagen. Dieß. so wie der Umstand, daß der Ungarn größtes Geschütz gesprungen war, und endlich Maubitsch die Nachricht erhielt, Balthasar von Weiopriach, Landeshauptmann von Kärnten, eile mit einer wohlgerusteteu Kriegerschar zum Entsatze herbei, machte, daß der Feind nach Friesach wieder znrücksioh. Nicht minder gefahrvolle Tage hatte Maria Saal während der herrschenden Religionsstreicigteiten zu erleiden. Das lehte bedeutende Unglück erlitt es jedoch in, Jahre 1669, in der Nacht des 5. Novembers. Aus einen, kleinen Hause, zunächst der Propste,-Taferne, stieg die Flamme empor. Wenige Minuten, und der heftig wehende Wind hatte alle Gebäude des Ortes in Feuer gesetzt. Auch die Kirche blieb nicht verschont. Das Schieferdach zerflog in tan send Stückchen; der Dachstnhl ging in heller Lohe auf, die Glocken stür^ ten herab und zerschmolzen. Schon hatte die sengende Glut!) auch im Innern der Kirche bereits den Josephs. Altar ergriffen, und Alleo schien verloren. Spat l'rst gelang es der rastlosen Kraft der Hilfeleistendcn, Herr der Zerstörung zu werden. Der erlittene Schade ward bald ersetzt. Herrlicher als ehevor stieg das Gebäude aus seiner Asche empor. Wetteifernd brachten fromme Christen kostbare Geschenke, die man zum Theile heute noch sieht, darunter die herrlich tönende große Glocke, wiegend 118 Zentner. Cs bleibt nns am Schlüsse dieser Darstellung nnr noch die Geschichte des Gnadenbüdes mitzutheilen übrig, welches, prangend am Hochaltare, seit vielen Jahrhunderten der Gegen- ^- stand der andächtigen Verehrung ist. Dieses Bildniß, eine ^-" Statue ans weißem Gußstein, Maria mit dem Jesuskinde auf ^ ihrem rechten Arme vorstellend, rührt von einer spateren Epoche als der des Modestus her. Adalbert der Heilige, Bischof von Prag, soll es von Necanat in Italien, den, jetzigen Loretto als eine Seltenheit mitgebracht haben. Als er spater zur Be-kehrung der Heiden nach Preußen abging, wo cr im Jahre W7 an den Gestaden der Ostsee ein Opfer seines Berufes ward, vertraute er dasselbe einige» seiner Freunde uuter der Bed,'»-dung, sollte sein Werk dort nicht gelingen, es wieder nach Re-canat zu befördern. Es war im Jahre 998, als diesem Wunsche gemäß, zwei edle Böhmen mit dem heiligen Bildnisse ihre Reise nach Italien antraten. Wahrend der Nacht, die sie zu Villach in Karnten zubrachten, vernahmen sie in, Trauine eine Stimme, wesche sie aufforderte, ihre» Schah nach Maria Saal zu bringen und in dem daselbst befindlichen Gotteshause aufzustellen. Des Traumes nicht achtend, wollten sie au, folgenden Morgen ihre Reise fortsetzen; aber vergeblich blieben alle ihre Anstrengungen, ihre Rosse weiter zn bringen. In diesem Ereignisse eineu höhern Willen erblickend, zogen sie jetzt erst Kunde ein von dem Orte, der ihnen durch die geheimnißvolle Stimme war bczeichnet worden. Freudig wichernd schritten die Gäule willig vorwärts, nachdem man zur .Ruckkehr sich gewendet hatte. Sie eilten hin »ach den, Ziele und ill die Hände des Propstes legten die Reisenden das ihnen anvertraute Kleiuod, ihn zugleich unterrichtend vo» der Weisung, die sie im Traume emvfingen. Noch deutet ein Gemälde an, Seiteneingange in die Kirche auf diese wunderbare Begebenheit. Außer diesen angeführten Merkwürdigkeiten genüge es jedoch anzudeuten, daß die Kirche zu Maria Saal, wie sie gegenwärtig steht, aus den ersten Dezennien des 15. Iahrhunder-tes herrührt. Aelter ist die Kapelle im Friedhofe und besonders auffallend die Säule i» demselben mit dem Behältnisse des ewigen Lichtes, nicht sowohl wegen ihrer Structur, als wegen ihrer slavischen Inschrift mit altdeutschen Charaktere». Die Vorderwand dieses ehemaligen Domes ist mit Basreliefs au) Viru-»ums »ahen Trümmern gleichsam überdeckt. Die östliche Anhöhe über Maria Saal gewährt »ms nicht nnr eine lohnende Uebersicht des Zollfeldes, sondern auch hin in Gegend von Ottmanach, aus deren Hintergrunde der Helenen-berg mit seiuer interessante» Kirche ans den, Mtttelalter und einer prachtvollen Rundschau über de» größte», Theil von Un-terkärnten, emporsteigt. Auf seiner mittleren Höhe wurde die berühmte Statue des Antinous ausgegraben, die nach mannigfachen Schicksale!« ihrer Wanderung endlich nach Wie» gelangte, wo sie wegen ihres hohen Kuüstwerthe) eiue der schönsten Zierden des kaiserlichcn Antikenkabinettes bildet. K a r u t e u s Herzogst« h l ^s war am 26. Oktober 1834, wo der tausendjährige Steinsitz der Herzoge von Kärnten sammt seiner Einfriedung die feierliche kirchliche Weihe, die Auffrischung seiner eiustigcn hohen Bedeutung erhielt. In dieser gegenwärtigen, aber nur von außen verjüngten Gestalt ist cr ein würdiger Gegenstand u„ serer Abbildungen aus Kärnteu, uud wir finden uns — u», allen irrigen Deutungen auszuweichen und vorzubeugen, — nur noch zu der Bemerkuug veranlaßt, daß der eigentliche Huldi-gungostuhl der alten Herzoge von Kärnten, auf den: selbe im Bauerngewande von dem sogenannten Bauernherzoge die Ein- 192 schling erhielte», sich eine Scuudc von hier, auf der Anhöhe am Fusie de^ lllnchsberges, wo die Kirche von Karnbnrg sich befmder, ausgestellt war. Jetzt ist nur »och ein Stuck davon vorhanden: die cylinderische steinerlle Unterlage, voll welcher die runde ober.' Steinplatte hilnveggekoinmen ist. Der Stuhl an» Salfelde war früher eigentlich nur der Sitz zur Le-hensverleihung. l^hne uns ill eilie nähere Erörterllng der Ceremonie, womit Kärntens alte Herzoge ihre Huldigung empfingen, einzulassen, wollen wir aus dem ältesten Chronisten des Landes, nämlich aus der Chronik des Äbten Johann von Viktring (er lebte znr Zeit der Tiroler - Herzoge »nd bei deni Uebergange Kärntens an Oesterreich, also von 1260 — IIW) die betreffende Stelle wörtlich anfuhren: «Am I. September I28U, schreibt er, wurde Meinhard oon Tirol nach altherkömmlicher Sitte feierlich anf den Herzogsitz erhoben. Eo besteht nämlich am Fns;e des Karnbergei? (>>i!> inoüic <'^>> ilitlnnoci) nahe an oer St. Peterstirche ein Stein, auf welchen sich ein freigelassener Bauer seht, welcher dieses Amt durch Abstammung ererbt hat; mit einer Hand hält er einen gefleckten Stier imd mit der andern eine Srnte gleicher Farbe. Im graulodenen Gewände und mit Baueruschuhen angethan, weilt unweit davon der Land^fürst mit dein Landespanier, und umgeben von desselben Edeln und Rittern. Unter diesen befindet sich der Graf von Görz, als Pfalzgraf der Provinz, mit 12 Fahnen, und an ihn reiht sich der Graf von Tirol, als derselben Landgraf, und die übrigen Grafen, alle im möglichsten Schmucke. Hat sich nun der Herzog, gestützt an einem Ttabe, dem Bauer auf dem Steinsihe genähert, so fragt selber in windi-scher Sprache: ,Mer ist Jener, der so cinhergeht?" worauf die Umhersitzenden antworten: »Es ist der Landesfürst!" Darauf jener fortfährt: »Ist er ein gerechter Richter, welcher des Vaterlandes Heil sucht? - ^ Ist er ein Freigeborner? — Ist er eiu Freund und Vertheidiger des wahren Glaubens?" — worauf ihm Alle antworten: >>Er ist es und wird es seyn!" — „Aber mit welchem Rechte", spricht der Bauer, »kann er mich von meinem Sitze entfernen?" Da antworten Alle: »Du sollst 60 Pfennige erhalten, den scheckigen Stier, das Pferd und das Gew.uid, welches der Fürst an hat, und frei wird er dein Haus macheu, von jedem Tribut." Nun gibt der Bauer dem Fürstell einen leichten Backen-streich, und crmahnt ihn, ein gerechter Richter zu seyn; er entfernt sich dann vom Sitze, indem er die beiden Thiere mit sich nimmt. Dann steht der Fürst anf den: ungeschmückten Steine, cntblösU sein Schwert, und schwingt es gegeu alle vier Welt-gcgenden, laut gelobend, 'Allen ein Richter zu seyn nach Pflicht und Recht. Zu dieser Ceremonie soll auch dem Vernehmen nach der Gebrauch gehören, das? der Fürst aus dem Bauernhute einen Trunk thut, damit das Volk daraus abnehme, daß es nicht zu sehr nach Wein verlangen, sondern mit dem, was die Heimat hervorbringt, zum Lebensunterhalte sich zufrieden stellen sollte. Uebrigens ist er Jedem, der ihn vor dem Kaiser belangt, nur n: slavischer Sprache zu antworten schuldig. Auf ähnliche Art ist das Amt des Brenners, welcher zu dieser Zeit einige Holzhaufen, zum Zeichen der Huldigung gegen den Fürsten, anzündet, nicht aus altem Rechte, sondern durch Gewohnheit entstanden. Vom Karuberge weg eilt der Herzog zur Kirche Maria Saal, welcher der Metropole von Lorch unterstand, und die das Primat über 14 Kirchen - Bisthümer behauptete; hier liest nuu der Bischof oder der erste der Prälaten die heil. Messe, wobei ihm die andern Prälaten und Aebte des Landes assistiren, und segnet den Herzog, der noch immer in Bauernkleidung bleibt, nach Vorschrift des Pontisi-kates ein. Nun überzieht sich der Fürst und geht zum Mahle, wo der Marschall, der Erbtrnchseß und der Erbmundschenk ihre Aemter mit Anstand verrichten. Nach aufgehobener Mahlzeit begibt sich Alles auf das nahe gelegene Salfeld; damit der Herzog hier Allen Recht spreche, die es vor ihm suchen. Hier steht ein steinerner Stuhl aufgerichtet, wo der Herzog seine Lehen, so weit sie Kärnten gehören, vertheilt. Bei diesem Gebrauche kommen vorzüglich drei Dinge zu betrachten: :>) der bäuerische Anzug und des Bauers Benehmen; l>) die Frage ob des christlichen Glaubens; und c) des Schwertes Allsziehen und Schwenkung. Mit dem Ersteren stimmt des Herzogs Amt überein, des Reiches Erzjägermeister zu seyn, welcher, da er der Berge, Wälder nnd Triften beschwerliche Pfade durchziehen soll, so eines Anzuges und Stockes bedarf; überdies; hat er die Pflicht, des Kaisers Jagdhunde zn nähren, und sie demselben vorführen zu lassen. Die scheckigen Thiere deuten hin auf die Bewohner des Landes, welche derselben am meisten bedürfen, deren Sitten so vielfach verschieden, deren Lebensweise wegen des Bodens mühsam, doch auch gesegnet im Ertrage ist. Im Zweiten wird des Glaubens heiliges Sinnbild bezeichnet, welches seinen Ursprung in des Volkes Bekehrung hat; denn im Jahre des Herrn 790, unter Kaiser Karl und Herzog Inguo von Kärnten, unter den Bischöfen Virgil und Arno von Salzburg, lud Iuguo alle seine Unterthanen, Knechte und Freie, zu sich ein. Die Vornehmen bewirthete er vor seiner Thüre gleich den Hunde» mit Brot, und sehte ihnen den Wein in unscheinbaren irdenen Gefäsien vor; die leibeigenen Bauern aber zog er an seinen Tisch, und bewirthete sie in goldenen und silbernen Geschirren, sprechend, daß die treuen und einfachen Bauern dessen würdig seyen, als rein und mit der Taufe geheiligt, die Edlen hingegen seyen unrein und mit Untreue besteckt. Als diese des Herzogs Ausspruch vernahmen, kamen auch sie, um das Kleinod des Glaubens, der Taufe heilige Weihe, zu erhalten. Aus diesem Grunde ist die feierliche Einführung des Fürsten nicht de» Vornehmen, sondern den Bauern übertragen worden. In der drittel» Handlung wird des Fürsten Gericht und schützende Wehre bezeichnet, daher es auch zu dem Machabäer gesagt wurde: »Empfange das heilige Schwert, dir vertraut durch Gottes Hand; mit diesem wirst du hinunterschleudern meines Volkes Feinde;" — und ebenso in Gottfried's Chronik: »Als der Gerechtigkeit Zeichen blinket das Schwert, „Damit wird der Frevler Kühnheit verwehrt." Mit dieser Ceremonie hat »nan auch die am Herzogstuhle noch sichtlichen Inschriften in Einklang zn bringen gesucht. 193 Im nördlichen lind westlichen Rande des Stuhles sind in zwei senkrechte», wider einander gekehrten Zeilen folgende schön geformte Nomerbuchstabeu zu lesen: MA. SVETI. VERI. VERl Es wird wohl kaum Jemanden geben, der uns die Zeit der Eingrabung dieser Einschrift bestimmen tonnte. Der Muth-maßnng, daß dieser Steinsitz von den Römern ans dein kaum 1000 Schritte entfernten Trünunern der Hauptstadt des alten Noricums, Virunum, herstamme, daß derselbe wohl gar von muffigen Hirten sogerade nur aus Unterhaltung zusammengetragen und gefügt worden sey, widerspricht die Form der Stei- ' ne, die Stellung und der Wortlaut jener Inschrift. Nach unsers gelehrten Slovenen, des nun verstorbenen Pfarrers Urban Iarnigg, Meinung ist ihre Deutung: Er hat den heiligen Glauben, oder: hat er den heiligen Glauben! nnd das größer beschriebene VI5NI — wie eine Antwort: den Glauben! Auf der Ostseite der grosien Steintafel, welche als Mittelstück und Lehne dient, nimmt man gleichfalls Buchstaben-Charaktere wahr, aber in roherer Form und ganz im Style des Mittelalters aus der Zeit der Karolinger. Lazius las: DO MIT IA NYSDVX Megiser, und einige nach ihm, deuteten sie: NVI)0I.?IIV5 DVX. Allein aus-erdem, daß fi>r eine Huldigung Erzherzog Rudolph's, angeblich im Jahre 1360, keine urkundlichen Do-cumcnte noch gleichzeitige Chroniken sprechen, erscheint die Inschrift viel alter, wenn auch von jener ersteren sehr verschieden. Auffallend ist drr ob der Schrift ihrer Lange nach eingegrabene Querstrich. Halb kenntlich sind die ersten zwei Buchstaben IVI^, kenntlicher die nachfolgenden 5 VDO WI^ l^ 1', dann ein scheinbares ^, und dann die beiden mehr lesbaren I)V —. Man sieht daraus, wie man aus dem V IX) und DV leicht auf die Leseart I^,!i>i5 11>>x verfallen konnte, wahrend man in anderer Zeit auf die natürlichere mit der ersteren Inschrift mehr übereinstimmende Auslegung verfallen ist, letztere, welche das deutliche Wort 8VI): Gericht, enthätt, deute auf die zweite Frage hin: Ist er ein gerechter Richter? Diese Erklärungen der Prüfung Eingeweihter überlassend, wollen wir nur noch auf die Geschichte dieses so merkwürdigen Steinfches einen Rückblick machen, in so weit uns sichere historische Quellen erübrigen. Die erste Meldung oder Andeutung der fraglichen Huldigung und somic des Gebrauches jenes Steinsitzes »nacht der Chronist, Abt Johann von Viktring. In seiner Darstellung der Geschichte des Sponheimers, Herzogs Bernhard, gebraucht er von seinem Regierungsantritte im Jahre 1202 die merkwürdigen Worte: »«'inn <>> ^iilx^i^xii, ^ol^iü^liiUir zuzlulo Diese feierliche Erhebung zum Herzoge stimmt ganz mit dem späteren Gebrauche überein, den Herzog Melnhard im I. 1286 sicher nicht erst einführte, sondern als herkömmlich beobachtete. So beginnt Abt Johann seine vorhin gegebene Beschreibung mit den Worten: »Am 1. September 1286 wurde Main-hard von Tirol nach der altherkömmlichen Sitte (in 5«>lll'in clllcatiiij 8ui 5<)Il?msillitue- coIIncüNir, s^inilllim coll5>il't8ci3 lt?lNj)ul-il)>«5 ol)5l>l^3lün,) feierlich auf den Herzogsitz erhoben. Nach Herzog Meinhard's Beispiele liesi sich Otto der Freudige, als der Erste der Fürsten aus Habsburg's Regenten-stamme, im Jahre 1335 nach alter Gepflogenheit huldigen. Seine Oesterreicher fanden die Gebräuche roh und lächerlich; doch Herzog Otto verstand es, was des Volkes Begeisterung in den Tagen der Gefahr wirken kann; eine Erfahrung, die dem unglücklichen Friedrich von Tirol in dem Herzen seines treuen 'Alpenvolkes, so wie der Königin Ungar's und ihres Ge-schlechtes, Theresia, in ihren edlen Magyaren mit dem Pulse jener allkräftigen Liebe entgegenschlug, welche keine Feindesmacht brechen sonnte. Auch Herzog Albrecht der Lahme liesi diese Ceremonie bei wiederholt drohender Gefahr von Seite der Luremburger im Jahre 1338 an sich wiederholen. So wie vom Herzog Rudolph I V. ist es von seinen Nachfolgern, den Herzogen Albrecht lll. und Leopold dem Biderben, Wilhelm und Leopold dem Dicken ungewiß, ob sie die Huldigung auf alte Weise empfingen. Herzog Ernst der Eiserne erneuerte den früheren Gebrauch in seiner ganzen Form, indem er sich am 18. März 1414 am Stuhle zu Karnburg / einsetzen ließ, und die Lehen am Salfelde ertheilte. Kaiser Friedrich lV. entzog sich seiner kaiserlichen Wurde wegen diesem Gebrauche, erhielt die Huldigung und vertheilte die Lehen zu St. Veit, wogegen sein Sohn, Kaiser Maximilian sich erklärte, er wolle die Einsetzung von dem Bauer in Kärnten selbst empfangen, was jedoch unterblieb. Erzherzog Karl, welcher die Regierung im Jahre 1564 antrat und sich persönlich nach Kärnten verfügte, wurde einzig auf dem Hcrzogstuhle am Salfelde der Eid geleistet. Sein , ^. Sohn, Erzherzog (dann Kaiser) Ferdinand, saß ebenfalls am '^ 28. Jänner 1597 auf den, Hcrzogstuhle. ^ , Dieser persönliche Akt unterblieb von mm a»; denn Kaiser Ferdinand III. empfing die Huldigung am Salfelde den 20. Mai 1631 durch Bevollmächtige, und ebenso König Ferdinand IV. in» Jahre 1651. Kaiser Leopold, welcher im Jahre 1660 persönlich nach Kärnten kam, ließ die Huldigungsfeierlichkeit einzig im Landhaussaale zu Klagenfurt vornehmen, nicht minder Kaiser Karl Vl. im Jahre 1723. Von nun an brachten die Stände Karntens ihrem neue,, Landesfürsten jederzeit die Huldigung in der Kaiserburg dar. So bleibt der Herzogstuhl ein merkwürdiges Denkmal der Chri-stianisirung Karntens und der Uranfänge der Cnltur — ein Mal, aus dem Der Sitte Reinheit, Sinn für Recht und Tugend Der alten Welt zu uns herüber leuchtet, Das; jedem Wandrer ruft: sieh! hier empfing Der Fürst von seinem Volk' der Treue Schwur, Und diese Treue blieb ein Kleinod ihm. 49 z»4 T a « z e n b e r g< 7> "^ein ^erzogstuhle gegenüber steht auf freier Höhe in stolzer Größe das Schloß Tanzenberg, weithin beherrschend die ganze Gegend nach drei Weltgegenden. Tanzenberg war in früherer Zeit ein gewöhnliches Ritter-schlosi, von dem man noch Souren sieht. Ein hoher Thurm, der nun eingestürzt ist, stand in der Mitte des Gebäudes, das ihu halbzirkelformig umgab. Von den« Geschlechte der Tanzen-berger wissen wir wenig, ja beinahe nichts. Nach ihren» Aussterben fiel dieses Schloß dem Landesfürsten anheiln, und es galt lange Zeit als eine Frohnoeste, in der Staatsverbrecher gefesselt lagen, wo viele der aufrührerischen Bauern und selbst der venätherische Anführer der kaiserlichen Trupen in Karnten, der berüchtigte Gilg von Salzburg, ihren Verrath mit Gefangenschaft nud Leben büßten. Kaiser Marimilian hatte Tanzenberg besonders lieb gewonnen, gab es spater anf einige Zeit an seinen treuen Geleiter in den blutigen Zügen gegen die Venetianer, den Ritter Schweinhaupt hin, loste es jedoch von seiner Witwe wieder ein, und verkaufte es, wie es die Urkunde sagt, nur um seiner und seiner erblichen Länder Nothdurft willen, am 6. Oktober 1516 an Christoph Grafen von Schermberg, welcher das Schlosi schon am 13. November 1516 an die Brüder Wolf und Sigmund von Keutschach veräußerte. Durch die Keutschacher erst begann die Glanzperiode von Tanzenberg. Von ihrem Ohm, den mächtigen Erzbischof Leon-hard von Salzburg, hatten sie große Reichthümer geerbt. In Folge dessen erhob sich Neu - Tanzenberg, angebaut am alten Schlosse, mit nie gesehener Pracht in« Lande, und vollendet in seinen Haupttheilen um das Jahr 1524, mit einem für die damaligen Zeiten ungeheueren Geldaufwande von 93,750 Gulden. Feste und Bankette wechselten nun auf Tanzenberg und selbst Erzherzoge wurden da fürstlich bewirthet. So Erzherzog Karl und der nachherige Kaiser Ferdinand bei ihrer Huldigung am Salfelde; doch mit der Prunksucht schmolz der Reichthum, die Freudentöne verstummten, und der lehte Keutschacher der kärntner'schen Linie starb im Irrenhause. Vom Jahre 1650 — 1744 war Tanzenberg im Besitze der gräfi. Familie von ArtemS, in welcher Periode die gefangenen baierischen Prinzen es zu ihrem Herbstaufeiithalte erkohren. Nachfolgend ging es an verschiedene Eigenthümer über, die es entweder zeitweise oder für immer bewohnten. XIV. N R A N3 V ü Ü ^ ^ l^ 5<> I«> XIV. Dns MoMhal Und der Großgloekner. Inhalt. Allssemeine Uebersicht. — Charakteristik der Bewohner — Wanderungen durch das Thal Mollbrückcn. - Ä'.'ühldvrf. Kolbnitz. — Der Dnnielsbern. — Das Thal der Teuchel. - Peuk. — Oberfalten. stein. - ^bcrvellach - V^aluitz. syroppenstein. — Söbriach. Flattach. Aeußere und innere Trassant. Der Klausenkofel und die Steinwaud. — Stall. — Tt. Peter zu Nansscrsdorf. — N3ink- lern. - Mörtschach. — Tagritz. — Döllach «nd tyrußkirchheim. ^ Der Innafernsprung und der Möllfall - Heiligenblut. Der Pasterzen-Gletscher. - Der Grofigluckner. A l l ss e m e i n e Uebersicht. ^m genuin schaftlichen Berührungspuncte dreier Länder, näm-lich dort, wo im Nordwesten des Herzogth»i»s Kärnte» die Grenzen dieses Landes lliit jenen von Tirol und Salzburg zu-sammentteffe», starrt der Gebirgsgipfel des Großglockner I l,782 Fuß über dein Meere in de» tiefblauen 'Aether empor. Seine Lenden umgebe» die frostigen Gebilde ewigen Eises. Iahrtau-sende ginge» an ihm vorüber, nnd kein Sterblicher hatte es ge-wagt, seine» Scheitel zu berühren. Er war und blieb ein Gegenstand der Sehnsucht, des Staunens nnd der Bewunderung. I» seiner tnhnen Absonderuuq — fern von allem irdischen Leben — wild die Todesstille, die ihn nmgibt, nnr unterbrochen entweder von dem Brausen der Stürme »nd Un^ewitter, oder von dem Rollen des Lawinendonners zn seinen Hnsien, der allein aus der Tiere hiuandrin^t zu jener furchtbaren verlassenen Höhe. Naher geruckt den, Himmel, taucht sie ihr Haupt in reinere Lüffe, und strahlt im Glänze der qesunfenen Sonne qoldgefärbt noch lange fort, wahrend die Spiken der Nachbarberge matte Dämmerung bereits umhüllt, — die Thäler langst in Nacht versunken sind. Schon stand das 18. Jahrhundert an sciner Neige, und schon schien es, als sollte der Mensch fruchtlos ankämpfen gr-gen die Hindernisse, die jenen Gipfel umgeben, und gegeu die Wuth der Elemente, die in« riesenhaften Streite ihn oft rastlos nmbraüseu; doch, das nie Erreichte, das Ansierordentliche hatte den Geist eines hochgesinnten Mannes entzünden, und der g,ope und herrliche Gedanke, den er gefastt hatte, sollte durch ihn auch zur That vollbracht werden! - Es kam der 29. Juli des Jahres I8tttt, und auf das Geheis; des fürstlichen Cardinal Salm prangte in, Strahle der Mittagssonne das eherne Kreuz, dieses erhabene Sinnbild der Christuslehre, auf jener bisher unersteiglichen Höhe. Hingestellt auf einen der höchsten Altare in den, nnermesilichen Tempel der Natur, der von dort aus dem Blicke beinahe unbegrenzt sich zeigt, ward zenes ficht-bare Zeiche» des Glaubens zugleich der laute Verkünder eines Ereignisses, welches allgemein mit Jubel und Frohlocken ve>-nommen wurde. Von jedem Tage angefangen stog die Kunde von der glücklich vollbrachten Ersteigung des G ro s; gl o ckners von Mund zu Muud, von Land zu Land. Jenes Kreuz, ein Me»schen-werk, konnte zwar den Stürmen jener höheren Regionen nicht allzu lange Troß bieten, und es sank gebrochen hinab in die schwindelnde Tiefe, bisher ungesehen von jede», menschlichen Auge; aber der Ruhm des Gipfels, auf dem es gestanden, blieb durch dasselbe für alle Geschlechter der folgenden Jahrhunderte gesichert. Freilich sind es nur Wenige, die seit jenen Tage» es gewagt haben, ihn zu erklimmen; denn nicht ohne Gefahr des Lebens erkauft der Mensch das Bewußtseyn, auf ihm geathmet zn haben; desto größer aber ist die Zahl derjenigen, die ihre Sehnsucht damit befriedigen, das; sie über die Eisfelder des Pasterzenglrtschers ihr Auge staunend emporhebe» zu ihm, der aus deu erstarrten Fluchen, und aus der Umgebung des ewigen Winters noch um 5000 Fusl höher steigt in den unmesibaren Raun, des Himmels. Indem wir in» Geiste uns zu ihm erheben, wählen wir ihn zugleich als Betrachtungspunct für jenen Theil des schonen Kärntnerlandes, der, so lange dieses besteht, als die glänzendste Perle in dem reichgeschmückten Kranze seiner übrige» Theile betrachtet wurde — nämlich für die allgemeine Darstellung des Möllthales. Ein Fürst unter seinen Brüdern, bildet der Großglockner gleichsam den Knoten der vielverschlungenen Gebirgsfäden, die nicht nur Kärnten, sondern auch die benachbarten und selbst 50 198 entfernteren Provinzen durchziehen. Den Blick gegen Osten ge-wendet, sehen wir hier jene gigantische» Massen, dir unter den« 9ial„e„ der „orischen Alpen, oder der Tau er n, die nördliche Grenze Kärittens bilden, und in fortlaufender Kette bis nach Rottenmann und Iudendurg in Steiermark sich erstrecken. Westlich dehnen sie sich als Fortsetzung bis zum Brenner in Tirol, und beherrschen das Stromgebiet der Isel und der Sal-zach. Ihre genannte Lange ist nur ein Trümmerstück jenes Riesengürtels der Urwelt, der in dem Hochlande Asiens, der Wiege des Menschengeschlechtes, beginnt, in einer Ausdehnung von llO0 geographischen Meilen zwei Welltheile verbindet und im Weste,, vo» Turin den Neigen schließt. Er stellt uns gleich-sam ein Bild der Wanderung und Ansiedlung eines »nächtigen Zweiges vom Urstamme namentlich dar; denn vom Taurus weg zogen die Tauernstamme gegen Abend, bis sie, freilich Jahrtausende später, a„ der Meerenge von Gibraltar bereits wieder Nebenzweige gebildet hatten. In den Tagen Homer's dehnte sich die europäische Tauernkette der Griechen noch 500 geographische Meilen aus. In, Laufe der Zeit büßte auch diese/ wie früher die asiatische, theils durch fremde Uebermacht und Unterjochung, theils durch die Züge neuer Volker-schasten, in, Osten uud Westen immer mehr an ihrer Herrschaft selbst bis auf den Namen ein. Zur Zeit des Julius Cäsar betrug ihre Lange nur mehr 300 Meilen. Bloß der innerste Theil der europäischen Tauernkette, ein Stück von kaum 30 Meilen Länge, blieb mit seinen, Namen von den« allgemeinen Untergange gerettet -), und selbst von diese», Wenigen betrach-ten wir fur unsern Zweck nur «eues Mittel stück, welches zwi-sche» dem Großglockner uud dem Anlogel hinge^reckt liegt. Zerrissen in seinen Formen, starrt es in nackter Wildheit, getreunt von alle», Leben, in unbesuchter Einsamkeit. Die Fuschkaar-Hohe, der Bärentopf, der Kloben- und der B reunkogeI, der hohe N a r r, der S onnbIi ck, der Gold-berg, die Schlapperebene, der Herzog Ernst u. a. m. leuchten zwischen den beiden kolossale» Grenzpyramiden aus die-ser Gebirgsreihe hervor. Wie dort den Großglockner eine Eis-rinde umgibt, sind auch hier weitgedehnte Schneefelder und Gletscher zwischen ihnen hiugelagert. Die Majestät, mit der sie hier thronen, und aller Zauber der unendlichen Schönheit, Großartigkeit und Erhabenheit, der sie in, Momente der feierlichen Stille umhüllt, wenn der letzte Scheideblick der Soune „och um ihre Gipfel spielt, kann den Gedanken an die Furcht und das Entsetzen aus der Seele des Beschauers nicht bannen, wenn die frostige Kälte des Winters auf ihneu nachtet, oder wem, die Natur um sie in regellosen Aufruhr geräth. Gegen die Allgewair solcher Kräfte sinkt der Muth des Menschen; Furcht uud Zagen erfüllen seine Brust, und „immer darf er es »vagen, sein Leben solch' feindselige» Mächten zu vertrauen. Ja, selbst dann, w.'nn die heißere Sonne des Sommers die trügerische Hülle des Schnee's bereits zum Theile geschmolzen hat, wenn scheinbare Ruhe jene kahlen Häupter umgibt, darf er ohne Vorsicht die einzelnen Uebergänge, die sie in das jenseitige Land gestatten, nicht betrete». Tückisch lauscht die Gefahr, und das eigenthümliche Walten auf jenen Hohen erzeugt oft plötzliche, nicht selten todbringende Wechsel, fremd den Verhältnissen der Ebene, und spottend allen Berechünnge» des Scharfsinnes und der Klugheit. Als unverrückbare Scheidewand zwischen Kärnten und Salzburg bilden die Tauern zugleich die nordliche Grenze des Molltha-les. Wie dort gegen Norden, so auch senden sie hier nach Süden unendlich viele Aeste. Zwei von ihnen dehnen sich vorzugsweise aus. Der eine beginnt an» Ankogel, zieht unuuterbroche» südöstlich bis zu», Hühnersberg, wo er mit seinen Ausläufern, *) Siehe: »Die Tauern, insbesondere das Gasteiner - Thal und seine Heilquellen," von Ritter I. E. von Koch Sternfeld, theils in der Ebene des Lurnfeldes, theils in dem Thale der Lieser sich verliert. Die Hochalpen, das Sau leck, der Dristen-Spitz, der Zw eng berg u. a. »n, sind die hervorragendsten Puncte dieses N.'benastes derselben. Er begrenzt das Möllthal gegen Osten. Ein zweiter trennt sich von, Goldberge, reicht in südlicher Richtung bis an den Sadi'ngg-Kopf, und endet allmählig in der Sohle des Thales am linken Ufer der Moll. Betrachten wir unser Thal am rechten Ufer des Flusses, der ihn, den Namen gibt, so sinde» wir die Züge desselben von ähnlicher Beschaffenheit. Auch hier entsendet der Großglockner einen Hauptast von Gebirgen gegen Süden, der als westliche Grenze zwischen Kärnten und Tirol bis an den Thonkofel, nahe den, Drauthale sich erstreckt. Der Schnee köpf, der rothe Kopf, der Gostn iy- und Fla »,men köpf, der See köpf, der Geierbüchl u. v. a. erheben vorzugsweise i» ihm ihre Häupter. Vom Thonkofel angefangen, wendet sich eine steile Gebirgskette gerade gegen Osten, begrenzt das Möllthal südlich, und verliert sich, den, Hühnersberge gegenüber, in der Nähe von Sachsenburg. Eine krumme Linie, vom Großglockner gezogen gegen Osten über die erhabensten Puncte der Tauern bis zum Ankogel; von dort herab über das Säuleck und den Hühnersberg bis nach Pusarniß ,'m Süden; nnd eine zweite vom Glockner abwärts, und gege» Osten über die Kanten des zuletzt genannten Alpen-zuges bis hin nach Sachsenburg, gibt uns den äußersten Umfang des Möllthales. Unendlich groß ist die Zahl der Nebenzweige, die von je nen, Hauptznge in die Thalesebene sich senken und mit ihren vielverschlungenen Ausbeugnnge» jene Menge von Seitenthäler», Gräben und Schluchten bilden, die zwischen ihnen verborgen liegen, und das Mollthal nach allen Sviten hin durchstreife,,, so, daß in dein ganzen Gebiete desselben ebener Raun» nur spar-lich gefunden wird« Wie unzählbar viele O.uellen und Bäche innerhalb der oben angegebenen Grenzen des Mollthales aus dem Schoße der Gebirge auch entspringen mögen, sie alle gehören zum Flußgebiete der Moll, die aus de», Iunern des Pasterzengletschers entspringt, Anfangs ihren Lauf gegen Süden nimmt, bei Wink lern sich nach Osten wendet, bei Obervellach gegen Südosteu ausbeugt, uud nach einen, Laufe von l5 Stunde» zwischen de», Sachsen - und Hühnersberge, bei Möllbrucken, unweit Sach-se»burg, sich endlich in die Dräu ergießt. Erfreulich lst der Anblick jener silberllaren O.nellen und Bäche, die von beide» Seiten des Thales in schneller Geschäftigkeit der Moll entgegen eilen, um ihren Wasserfchah zu bereichern, nachdem sie früher Alpentriften und Wiese» bewässert, hie u»d da kleine Kastaden gebildet haben, oder auf irgend eine Art als wohlthuende Triebkraft den menschlichen Zwecken und Bedürfnissen willig dienstbar gewesen sind. Es ist ein schönes einschmeichelndes Bild des regste» Lebens, uud gerne «nag der Blick des Beschauers verweilend auf ihn« ruhen. Wenn sie aber, plötzlich erzeugt und großgezogen durch Ungewitter u»d anhaltende Regengüsse, als schreckliche Geburten trotzig - fmsterer Gebirge, dumpfbrausend hervorstürzen ans ihren Schluchten, und im Herniederdonnern von ihren Höhen Felsentrümmer mit sich reißen, mit ihren schlammigen Flutheu Bäume entwurzeln, Hütten uud Häuser zer^oren, mit schonungsloser Wucht legliche Hoffnung des Menschen vernichten, ja jelbst sein Leben gefäh,< den, da niöchte das Auge gerne sich abwenden von den Scenen des Jammers, und von den Spuren des Entsetzeos, die sie in solchen Momenten als trauriges Denkmal einer gefahrvollen Stunde oft für Jahrhunderte zurückgelassen haben. Mehr als irgend ein anderer Theil von Karuten ist das Möllthal so furcht baren Verheerungen durch seine Wildbäche und ihren schauder-hasten Wirlungen Preis gegebe», die wir dort allenthalben zer- IM» streut antreffen. Viele derselben hat die langsam schreitende Zeit und der nie ruhende Fleiß der Bewohner theilweise wieder fruchtbar gemacht, und manche Hütte, ja manches Dorf sammt seiner Kirche, stehen daselbst nicht selten auf den verschütteten Trümmern längst verschwundener Wohnungen. Doch jenes grauenerregende Schauspiel erneuert sich im Möllthale fast all-jahrlich, und der Ort, den wir jetzt als Wiese, Feld oder schattige Aue gesehen, steht in der nächsten Stunde nut Sand-und Steingerölle, kurz mit allen Attributen eines schrankenlo-sen Elementes hoch überdeckt vor unseren Blicken. Glücklich noch Derjenige, der nut dem Verluste seiner vernichteten Habe nicht auch den seiner theuren Angehörigen zu betrauert! hat! Eine zweite Folge und Erscheinung der physischen Beschaff fenheit des Bodens in, Möllthale sind die Erdstürze. Sie entstehen an jene» steilen Abhängen desselben, wo der durch anhaltende Regengüsse aufgelockerte und erweichte Boden auf seiner feslen Unterläge sich nicht mehr zu erhalttn vermag, oder wo die Wucht der oberen Theile den Widerstand der untern erdrückt und das Ganze aus seinem Gleichgewichte bringt. Im erstnen Falle geschieht cs nicht selten, das, große Strecken bewohnten und fruchtbaren Bodens mit allen, dem, was auf ihnen s,ch befindet, sich allmählig in die Tiefe senkten, und dorr, wie durch eine Wunderkraft zusammengehalten, ost nichl mehr Wirkungen erzeugten, als die zweifelhaste Losung der Frage über die dadurch veranlasse Besitzveränderung; oder sie zerschel-len während ihres Niedersmkens in regellose Trümmer, und bedecken verwüstend die tiefer gelegenen Flächen urbar gemachten Erdreiches. Furchtbarer jedoch sind die Zerstörungen, wenn von den höchsten Alpen herab ganze Berges theile sich lösen, und mit grauenerregendem Donnergetöse im schrecklichen Sturze -mit >h-ren zahllosen Felscntrümmern, Schutt- und Steingerölle vernichtend herniederbrausen in die Sohle des Thales. Da werden Wälder niedergestürzt, die Wohnungen der Menschen verschwinden in einem entsetzlichen Momente spurlos für immer; sie selbst sind ein schauderhaftes Spiel des plötzlichen Aufruhres, unter dessen gräflichem Tosen sie nicht selten ihr Lebe» aushau» chen. Der traurig Glückliche, den die Wuth des zürnenden Augenblickes verschont gelassen, sieht mit weinenden Augen fruchtlos nach jener Stelle, wo er vielleicht in schuldloser Einfachheit kein anderes Ziel zu erreichen strebte, als in ungestörter Ruhe die Tage seines Daseyns vollbringen zu können. Doch, was er vor sich sieht, ist oft nichts anderes, als die wüste Grabesstätte seiner bescheidenen Wünsche, und unter del» ausgethürmten Leichenstei-neu ruhen, nie wiederkehrend, die Hoffnungen seiner Zukunft. Belege dafür wird uns die Wanderuug durch das Mö'llthal bieten. Oefter werden wir Gelegenheit haben, über der Bewunderung des Reizes, in den« die Natur uns hie und da entgegentritt, nicht zu ahnen, das, wir dort, wo die langsam schreitende Zeit und die nimmermüde Hand der Menschen ein lachendes Bild der Gegenwart hingezaubert haben, über den Ruinen eines Gemäldes stehen, was vielleicht vor Jahrhunderten auf gleiche Art den Wanderer entzückt hat, und dessen Linien feine menschliche Macht wieder herzustellen vermag. Aehnlich in ihren Wirkungen mit den Erdstürzen sind die Schneelawinen. Welcher Freund der Gebirgsweli kennt sie nicht diese tückischen Geburten einer launenhaften Minute, in welcher oft der leiseste Zephir in den nackten Regionen der Alpen ein Schneetheilchen losreißt von der unendlich gedehnten Fläche des Abhanges, und wie dieses dann fortwachsend im Niederrollen, allmählig immer größer und größer wird; Anfangs Sand, Schutt und Steine mit sich führt; in zunehmender Größe und Schwere Bäume entwurzelt, Felsenstücke mit sich reift, und endlich mit Blitzeseile und Sturmesgewalt zerschellend und verwüstend in dein erschreckten Thalgelände seine Riche findet. Wie manche Wohnung ward nicht durch sie zerstört? Wie manches Menschelliebe» hat durch sie nicht sein Ende ge- funden! — Obgleich die Schneelawmen in der Regel nur dort häufiger zu fürchten sind, wo au den steilen und nackten Berg-abhängen ihrer Bildung, ihrem Laufe und ihrem Wachschume kein Hinderniß sich entgegensetzt, so ist ihr Erscheinen dennoch ein sehr unzuverlässiges. Es läßt sich wohl mir Bestimmtheit angeben, an welcher Stelle Schneelawi'uen niemals niederstürzen können, aber der Orte, die ihr Entstehen begünstigen, gibt es im Möllthale zu viele, als daß die verständigste Erfahrung in dieser Beziehung vermögend wäre, die Zeit und den Punct ihrer Wirkungen in Vorhinein bestimmen zu können. Sind sie nicht Kinder des Zufalls? Spotten sie nicht jedem gemesseneu Gange der Regel? Unterdessen, so furchtbar, schrecklich und Entsetzen erregend sie zuweilen auch in ihren Wirkungen sich zeigen, eben so wunderbar smd ost die Rettungen alls Todesgefahr, die sie, wie es scheint, unerbittlich bereiten. Der Gang unserer Darstellung wird uns auch dafür die bestätigenden Beweise liesern. Das letzte, dessen w.'r bei unserer kurze» allgemeinen Uebersicht des Möllrhales noch zu erwähnen für nöthig erachten, da wir bei unserer zunächst beabsichtigten Wanderung durch das selbe seinen Einflüssen mehr oder minder unterworfen sind, ist das Klima. Ein Blick auf die Lage des Thales, auf seine Umgebung, auf seine Beschaffenheit und auf die Höhen, die über ihm thronen, und es wird uns ohue weitere Erfahrung von selbst klar einleuchtend, das; hier vou einer gleichmäßigen Dauer der Temperatur iu den seltensten Fällen die Rede seyn tonne, und daß oft plötzlicher Wechsel in empfindlichem Grade die natürliche Folge seyn müsse. Die Tauern brechen zwar die stürmische Wuth des Nordwindes; aber die Wohlthat, die sie dadurch den tiefer gelegene«» Theilen des Thales erzeugen, wird mehrfach wieder geschmälert durch die gegenüberstehende Gebirgs reihe, die den wärmereu belebenden Hauch des Süd - und West-Windes stört, so wie durch die gewaltsame Abkühlung, welche die ohnedies» kalten Nordwinde dadurch erleiden, daß sie über die Schnee- und Eisfelder ziehen müssen, die auf den Tauer» verbreitet liegen. Das Klima des Möllthales entbehrt daher jeder vorher bestimmbaren Gleichmäßigkeit, und selbst die lurzen Monate des hohen Sommers, wo in der Tiefe des Thales die Sonne während des Tages nicht selten mit italischer Hitze die Früchte des Bodens zur Reife wärmt und drängt, bringen oft frostige Nächte, gefährlich allen: organischen Leben. Der Wanderer durch das Mollthal darf demnach bei dem Eintritts in dasselbe weder durch den reinen klaren Himmel, noch durch den heißen Strahl der Sonne sich täuschen, oder gar vorsichtslos machen lassen, besonders dann nicht, wenn er, wie wir es beabsichtigen, durch die freundlichsten Gefilde desselben, hinauf iu die Region der schneebedeckten Alpen lind Gletscher seine Schritte lenken, ja, selbst das erhabenste Ziel seiner Wanderung, den Gipfel des Großglockner erklimmen will. Iu solcher Trennung von dein Gewöhnlichen, in solcher Nähe an dem Außer ordentlichen, finden die Regel» der gemächlichen Ebene keine Anwendung. Darum möge er, will er ungestraft im Vollgenusse seiner Empfiudnugeu schwelgen, die eine Reise durch das Möllthal unauslöschlich ill seinem Innern erzeugt und zurückläßt, dem Rathe Derjenigen folge», die zwar dort heimisch vertraut und gewohnt mit den Eigenthümlichkeiten jener Gegenden sind; aber deßungeachret eben so bekannt mit den Bedürfnissen und Vorsichtsmaßregeln, die dem Fremdlmge auf diesen Höhe» zum Schutze dienen können. Was wir jedoch bisher von den Eigenschaften des Moll-thales im Allgemeinen angeführt haben, smd nur mehr oder minder die Schattenseiten des Gemäldes, welches wir von ihm zu entwerfen beabsichtigen. Soll es em Bild derWahrheit werden, so dürfen wir dabei allein nicht stehen bleibe», u»d dieß um so weniger, je reicher uoser Gegenstand an Lichtpuncten ist, die um so heller und glänzender hervortreten uud in uusere Augen fallen, je reiner und empfänglicher der Sinn ist, den wir für 20ft die Auffassung mitbringen, mid je unbefangene! das Gefühl del Gerechtigkeit ist, von dem wir bei ihrer Beurtheilung geleitet wur-de>». Nicht vorgefaßte Meinung, nicht parteiische Liebe, nicht kränkelnde Empfindelei, noch weniger hyperästhetische Schivär-nn'rei ist es, die uns zu dem Schlüsse berechtigt, das Mollthal einhalte innerhalb seiner Grenzen den Inbegriff alles Lieblichen, Schönen, Großen und Erhabenen, was die Natur zu bilden vermag, und was sie hier in den engsten Raum zusammenge-drangt hat, wahrend wir es sonst nnr allenthalben zerstreut wieder finden. Hingedrängt ln den nordwestlichen Winkel Kärn-ten's, rings von Hochgebirgen eingeschlossen, nnd nnr an seinem Allsgange allein leicht zugänglich, bildet es mit seinen Flüssen nnd Bächen, mit all' seinen Gräben nnd Schluchten, See'n nnd Wasserfällen, mit allen seinen grotesken Felfeumas-sen und Eisgebilden, gleichsam ein abgeschlossenes, fur sich bestehendes Ganze. Der Weg von seiuem Eintritte bei der Möllbrücke bis nach Obervellacl), ja selbst bis Winkleru, läßt dnrch seine südliche Wärme, durch seine reicheren Fluren, seine üppigen Wiesen, nnd seine fruchtreichen Obstbäume, durch die z.nte Kühlung seiner Auen und Wälder kann, die Ahnung in uns erwachen, dasi wir an» Fuße jener Höhen wandeln, über denen ewiger Winter starrt. Nur dann, wenn hie und da ein kalter Windhauch uuser Haupt berührt, mögen wir erinnert werden, daß wir anderen, als den gewohnten Regionen nahe stehen. Volle. Gewißheit jedoch wird uns werden, wenn wir bei Kolbm'ß das bieitere Thatgeläude verlassen, und dnrch dunkle Bergesschlucht das einsam wilde Thal der Teichel besuchen; oder bei Obervellach aufwärts ziehen in die Gegend der romantischstillen Mallnil), harr an« Fusie der Tanern. Dort und hier erwachen andere Gefühle in unserer Brust, lind andere Gedanken beleben nnsern Geist. Ahnungen dessen, was für nns vorbereitet liegt, beschwingen die Flügel unserer Phantasie. Zurückgekehrt in die Ebene des unteren Möllchales, nehmen beinahe bis Winklern hinauf, außer den Reizen der Natnr, die mannigfachen Erscheinungen des gewerbthatigen Lebens unsere Aufmerksamkeit in Anspruch, und verbinden uns gleichsam fortdauernd noch geistig mit der Emmerung an die jüngsten Bilder, die wir vielleicht in der stachen Heimat!) verlassen haben. ' Mit jeder Stunde jedoch, die nns von Winklern weg dem Ursprünge der Moll näher bringr, tritt die compllclrte Geschäft tigkeit des irdischen Treibens immer tiefer in den Hintergrund; das menschliche Leben zeigt in allen Formen sich einfacher, die Natur drängt mit Allgewalt dem Wanderer in ihren prachtvolleren Bildern sich entgegen, läntert durch magischen Wechsel ihrer Neize seineu Sinn immer mehr nnd mehr, bis er endlich dort auf der Höhe des Zlapp vor Heiligenblut an der Niesenpforte des erhabenen Tempels steht, dessen innere Räume das lohnende Ziel seiner Wanderung sind. Von Heiligenblut aufwärts stirbt selbst der Rückblick auf das Verlassene. Die Natur tritt dem Menschen hier in einfach ruhiger Erhabenheit entgegen. Andere Lüfte nmwehen seine Stirne, der Himmel ändert seine Farbe, die Sonne verliert ihren Glanz und ihre Glnt, der Schatten der Wälder hat ihn verlassen, über nackte Alpentriften schweift sein Blick, nichts, außer seiner Begleitung, mahnt ihn an ein Wesen seiner Art; er wandelt in unbewohnten Regionen. Noch eine kur;e Strecke, und vor ihm liegt in uugekannter Form nnd Größe, das starre Eisfeld des Pasterzengletschers. Geheimnißvolle Schauer durchrieseln seine Brust bei dem Anblicke dieser Geburt eines tausendjährigen un belausch ten Wal-tens einer großartigen Natur. Staunend blickt er hin zu ihr, sieht die undeutliche von ihr sich gemachte Vorstellung n»n zur vollen Gewißheit verwirklicht, und erkennt in sprachloser Be-wunderung die Wahrheit dessen, was nns Heinrich Tschokke in seinen klassischen, Stellen der Schweiz unübertrefflich schön von den Gletschern sagt- »Hier waltet Todesstille. Dann nnd wann wird sie nur vom Wiederhalle fernen Lawinen-Donners, oder von einem schneidenden Windzuge gestört, der zwischen den, Geklüft der Felsen seufzt. Je höher man in die breiten Schneegefilde hinaufsteigt, die kein Sommer hinwegthau't, je ernster wird das Gemüth dessen, der hier allein noch in der unermeßlichen Einsamkeit zu athmen wagt. Mau ist rings von den Schrecken em.'r ungeheuren Zerstörnng belagert. Da scheint nie Leben gelächelt zu haben. Man steht auf den Ruinen einer Welt. Der stumme Tod hat da seinen Thron. Unter ihn, breitet sich das weiße Leichentuch der Natur über Alles aus. Wo es der Sturm aber stellenweis zerrissen hat, liegt das Gerippe und schwarze Felsengebeiu des Erdball's entblößt. Die starren Gipfel, Firsten und Zinken des Gebirges, welche in seltsamen Gebilden umherstehe», gleichen riesigen Grabmalen. Nirgends Bewegung über dem Weltleichnam. Nur eine Wolke schleicht am Himmel, und zieht über die Eiswüsten einen fahlen Schatten nach." „Kein anderes Schauspiel erzeugt in solchem Masie das Gefühl grauenvoller Erhabenheit, etwa noch das Weltmeer im Kriege mit den, Orkan. Dieß spiegelt uns noch Leben, abrr das Entsetzliche d>>s Lebeus ab. Doch in den Einöden des ewigen Eises über den Walken, wo kein Halm von, Felsen nickt, wo nichts laut ist, als der eigene Pulsschlag, wo im Anblick allgemeiner Vernichtung uns das Gefühl eigener Vernichtung überwältigt, da tritt uns der Weltentod in entsetzlicher Majestät entgegen." Und so beschaffen ist das Bild des Gletschers, der im riesenmäßigen Kranze den Fnsi des Großglockners umgibt, der aus ihm mit seinem Gipfel noch um 5000 Fuß höher steigt in den Aechei'ranm. Wo ist die Sprache, die nns die Unermeßlichkeit der Fernsicht schilderte, die er bietet? die das unendliche Chaos von Gebirgen und Flächen zn ordnen vermöchte, die von seiner Hohe, dem 'Auge nnfaßlich, sich darstellt? Wo ist die Stärke des Geistes, die uns die Fülle der Empfindungen, d!e dort unsere Brust bestürme», zum Bewußtseyn der klarsten Erkenntniß brächte? (Charakteristik der Bewohner. Jahrtausende sind vorübergegangen; Habgier und Erobenmgs-sucht haben Völker auf Volker wechselseitig aus diesen Gegenden verdrängt, nnd ein buntes Gemälde ihres Seyns und Verge-hens stellt die vorangegangene Geschichte der Vorzeit unseren Blicken dar. Selbst nachdem die Stürme ausgetobt, Glaube und Recht bleibend sich geordnet hatten, blieb deßungeachlet Karnten zerstückt in mehrere Theile, die eben so viele» Fürste» gehorchten; die zweite Hälfte des 5. Iahrhnndertes kam, und mit ihn, senkte sich die Palme des Friedens für immer über die abgeschiedeneil Fluren des Möllchales. Ein Glied der Kette in den, wohlgeordneten Staate, dessen Segunngen er gemeßt, wenn auch die Natur ihre» Umfang schmälert, hat der Bewohuer desselben aufgehört, ein Gegenstand politischer Be deutung zu seyn. Darum ist die Geschichte seines Lebens in de» letzten vier Jahrhunderten bis herab zur Gegeuwart, uichts anderes, als die Darstellung desselben iu geistiger und materieller Beziehung; nud zwar jene in Hinsicht anf seine Religion, auf seinen Eharakter, scine Sitten und Gebräuche; diese im Verhältnisse zur Natur, die ihu umgil't, zu dem Boden, den er bearbeitet, und endlich zu der Wechselwirkung, in welcher er zur Außenwelt steht. Wir fasse» hier nur den ersten, nämlich seine geistige Beschaffenheit, nach ihren mannigfache» Erscheinungen näher in's Auge. 201 Tief begründet im Innersten nnserer Seele ruht die Liebe zum Vaterlande. Sie ist eil, wohlthätiges, nnvertilgbares Geschenk des Himmels, nnd nngtücklich Der,enige, der einsam steht im weiten .Nuud del' Erde in eitler Selbstgenilgsanikeit. Wunderbar sind oft ihre Aenßerunge». Betrachten wir den Möllrhaler von diese», Gesichtspuncte, so sindeil wir »hl» zurückgekehrt zn der Einfachheit der Natur, und dnrch alle Baude der (Gewohnheit und der Liebe innigst vertraut lind festgckettet an den Boden, dem er angehört. Wie die Mutter das Kind mit erhöhter Liebe umfaßt, das ihr doppelte Schmerzen erzengt hat, eben so anch scheint der Schweif!, der dem Möllthaler bei der Bearbeitung desselben von der Stirne tränst, die Liebe zn befruchten, und dreifach groß zu ziehen, die an ihn unwandelbar ihn rettet. Das Wehen der reinen Lüfte, die er athmet; die .Klarheit der startenden Quellen, die ihn erquicken; selbst die Schauder und (Gefahre», die er fürchten muß; Alles, Alles fesselt iht, unzertrennlich an die kurze Scholle der Erde, auf der er steht; denn er fiihlr sich frei — frei ohne weiterem Begehr. Ferngestellt den Behaglichkeiten des bequemere» Lebens, strebt er »icht nach ihnen, denn er kennt sie nicht; die Erinnerung an die (Geschichte seiner Vorzeit lebt nur dunkel in seinem Geiste, nnd selbst der aufmerksame Beobachter entdeckt nur in Spuren der Sprache „nd in gebrochenen Denkmälern die Begrnndung ihrer Wahr-beit; so wie er in den fortlebenden S.igen und den» Aberglaube» des Volkes die ewig gleiche Wirkung der sauber und der Schrecknisse sieht, die von, Anbeginn den Sohn der Gebirgs-welt erfreuen und umlagern. Seiner oft unbewußt, übt die Allgewalt der Schöpfung, die in seltener Form und in maiestä-tischer Größe vor ihm steht, ihre Macht auf ihn aus. Was die Verkehrtheit unserer Begriffe, die Entartmlg unserer Gefühle auf immer Gleichgültiges, lächerliches und selbst Tadelns-werthes in ihr finden möge: dem reinen Verstände, dem unverdorbenen Herzen des Mensche» ist und bleibt der Alpenbe-wohner fortdauernd ein Gegenstand des höchsten Interesse! — Die erste, die wichtigste und einsiußreichste Beziehung ist jene zu Gott, unser Hinblick anfJenseits, kurz: unser Glaube. Die Geschichte der Vorzeit hat uns bei den Bewohnern der Tauern durch alle Stufenleitern der Verirrungen geführt, m die der Mensch in religiöser Hinsicht nothwendig verfallen mußte, so lange das Licht der göttlichen Ehristus-Lehre noch nicht angezündet, so lange die strahlende Flamme derselben die Finsternis; des Erdballs noch nicht erleuchtet hatte. Ihre kehren ertönten, ihre Wahrheit drang ill die Brust der Menschen, nnd noch waren nicht volle zwei Jahrhunderte ihres Bestehens vergangen, nnd schon sanken auch in den Taucrn ,die Götzenbilder der Vorwelr von den Altaren der Alpen, auf die der thörichte Wahn ihrer Diener sie gestellt hatte. Die Saat war ausgestreut, fand in dein gläubigen Sinne der Völker ihr Gedeihen und gedieh im Laufe der Jahrhunderte, troZ allen: Widerstände, der sich ihr mannigfach entgegenstellte, zur reifsten Frucht. Mehr als tausend Jahre blühte sie auch in Men heimatlichen Thalern unangetastet fort; da kam die Reformation, nnd mit ihr begann nicht m»r für das Mollthal, sondern für das ganze Hochland der Tauern jene verhängnißvolle Epoche, die, von anderweitigen Ursachen begleitet, ihre verderblichen Wirkungen nachhaltig beinahe bis in die Gegenwart verbreitete. »Die in Deutschland schon lange gah-renden '), und durch die Buchdrnckerknnst allgemein verbreite-te» Ideen über Religion und Gewissensfreiheit, wurden durch del« lebhaften Handelszng gegen Salzburg anch gegen unsere Tauern her verbreitet, insbesondere aber durch Schrift u»d dn''ch mündliche Lehre, von so vielen dahin kommenden deutschen Han- *) Siehe, Mnchar: „Das Thal und Warmbad Gastein," Seite 83. delsleuten, sächsischen und fränkischen Vergmännern, unter alle an den ausgezeichnete» Berg ban ten jener Gebirge theünehinenden Gemeinden nnd Arbeiter gebracht, und fanden schnellen Eingang. Die materiellen Interessen, abhangig gemacht von dem ungestörten Betriebe des damals nichen Brrgbanes, ließen die Folgen der Screnge befürchten, und darum geschah es, daß man die zwar stille, aber stets weitere Ausdehnung der neuen Lehre mit nachsichtiger Milde beobachtete nnd behandelte, besonders die Gewerken und die Bergleute in den Tauern. Doch schon in den Jahren 158« ^ 1587 trat Erzbischof Georg vo» Khne»berg zuerst als thätiger Gegner auf, und im Jahre 1588 erschien unrer seinem Nachfolger, Wolf Dietrich von Reitenan, jenes strenge, allgemeine Religionsedikt, vermöge welchem Alle, ohne Ausnahme, die offenkundig der römisch-katholischen Kirche nicht zugethan waren, allsogleich die Stadt und das Land Salzbnrg verlassen mußten." Den bei dem Bergbaue lebende» Anhangern Luthers wurde (!58I) zwar bewilligt, daß sie, wenn sie sich ruhig und gehorsam verhalten, bei ihren Arbeiten und Bauten, so wie bei ihrem Glauben unbeirrt gelassen werden sollten; aber dieses Mandat, dein der Erzbischof durch wirkliche That Nachdruck geben ließ, wirkte dennoch sehr erschütternd fur das ganze Bergban- und Handelswesen in den Tauern, und somit auch im Möllthale. Unterdessen, welche» wichtigen Einsiuß man demselben hie und da in dieser Hinsicht auch im mer zuschreiben möge, wir werden nachfolgend Gelegenheit ha ben, darzuthun, daß das Gewicht, welches man ihm beilegte, ei» zu großes war, und daß die Ursachen der späteren Wirkungen in ganz anderen Verhältnissen zu suche» ftycn. Die Thatsache aber ist gewiß, daß die protestantische Gemeinde im Möllthale kaum hundert Jahre ihres Bestehens zahlte. Seit der Mitte des 17. Iahrhnndertes ist nun der Moll-thaler ohne Ausnahme der eifrigste Katholik, nn't wahren, religiösen Gefühle». Ein unverdorbener Zögling der Natur, lst er einfach in seinen Begriffen, lind abhold allen Spekulationen und dem Gezänke über das Unbegreifliche; ja, seine Abneigung gegen den Protestantismns so entschieden, daß Proselytemna-cherei nnd Einwanderungsversnche von andern Religionsgeuosse» hier keinen Erfolg hatten. Er hält auf Tugend und Frömmig-keit, wohnt gerne nnd häufig den gottesdienstlichen Verrichtungen bei, und eilt seinen Kirchen oft von den entferntesten Alpenhäusern nnd bei der gefahrvollsten Witterung im gläubigen Vertrauen regelmäßig entgegen. Selbst in seinem Hause übt er seine religiösen Pflichten im Kreise seiner ganzen Genossenschaft beinahe zweimal täglich, kurz, es spricht sich sei» christlicher Sinn stärker, als irgend anderswo ans. Im Einklänge mit de» eben aügeführten Ansichten über die Neligionsbegriffe des Möllrhaler, steht anch sein Eharakter im Allgemeinen. Nicht beirrt durch den Anblick des verfeinerten Lebensgenusses der großen Welt ist er bescheiden und genugsam, offen und redlich m Wort und That. Ein treuer Sohn seiner Vorälter», trägt er in Form und Stoff unverändert ihre Kleidung; weit entfernt von Aufwand und Kostspieligkeit in der-selben. Sein Festtagsschmuck siud: niedere Riemenschnhe, weiß-wollene Strümpfe, in welche die Bänerin schöne Rosen zu stricken versteht, kurze Loden-Hosen, das Knie entblößt, ein sogenanntes Leibl von Loden oder Kanevaß, lind einen weißen oder grauen (im Großkirchheim'schen braune») Rock, ebenfalls von Loden, und einen schwarze» oder graue», proportionirt geform-ten Filzhut, der jedoch über Stall hinans fast durchaus schon die Gestalt nnd Farbe der, im nachbarlichen Tirol nnd Salz bürg üblichen Kopfbedeckung annimmt. Das weibliche Geschlecht hat einen langen Rock von dunkelbrauner oder dunkelgrüner Farbe nn't sehr vielen Falten, ein derlei Korsett, beides ans Naß oder gedruckter Leinwand verfertigt. Kopf- und Busenbe-deckllng sind verschiede». In, Bezirke Stall trägt die Bäuerin bl 202 selten eine Haube, sondern sie bedeckt das Haar, in zwei Zopfe geflochten und aufgebunden, mir einen» niedrigen, oder einem spißen Hute. Die Noth lehrte die Bewohner des Möllthales ihre Bedürfnisse größtentheils ohne fremde Beihilfe befriedigen. Es sind zwar hier, wie überall, die meisten nothwendigen Handwerker; aber mehrere derselben Vielen ganz entbehilich. Sie gerben ihr Leder selbst, verfertigen Stricke, ja anch Seile zn ihren Arbeiten; sie weben ihren Loden selbst, wie ihre Woll-und Leinenzeuge zu ihrer Bekleidung; verstehen sich auf Wagner-, Zimmermann- und Drechsler Arbeit, und die Weiber verfertigen sich ihre Kleidungsstücke häufig selbst, mit Ausnahme ihivr Kopf und Brustbcdeckung, die sie zuweilen von fremden Erzengnissen wählen, und stehen überhaupt in der Kenntniß von einer großen Zahl von ökonomischen Vortheilen. Eine nicht geringe Zahl von Webern wandert alljährlich im Frühjahre über die Tauern in's Salzburgische aus. Sie verdienen sich dort einige (dulden, nnd kehren in, Sommer mit diesem kleinen, für die Dauer des ganzen Jahres oft einzigen Gelderwerb nach Hause zurück, um sich damit Bedürfnisse beizuschaffen, die, nur durch bares Geld bestritten werden können. Eben so verlasseil im Frühlinge auch viele Weiber das Mollthal, und begeben sich nach Salzburg, um dort durch Jäten, Neinigen der Felder vom Unkraut, oder zur Sommerszeit durch das sogenannte Schoberschneiden einige Barschaft zu erwerben. An Blumen tragen die Möllthalcr viel Vergnügen, und im Frühlinge erscheint fast Jedermann an, Busen oder Hute mit Garten- oder Alpenblumen geschmückt, beim Gottesdienste. Die jungen, ledigen Mannspersonen bilden sich noch überdies! viel darauf ein, ihre H»re mit langen, krummen, oder sonst seltcneu Federn vom zahmen oder wilden Geflügel aufzuputzen. Bei allen großen Beschwerden seiner Berufsgeschäfte genügsam, nnd bei Weitem nicht so gut gehalten, als dieß in den meisten Theilen Kärntens geschieht, sucht und liebt man daher die Möllrhaler als Dienstboten auch in der Ferne. Durch die Einwanderung und Seßbaftmachung der Slaven verschwanden die meisten alten Benennungen der Orce, wie sie selbst der Verwüstung erlagen. Nur Berge und Flusse behielten noch hie und da die celtisch, germanischen Namen. Die Namen Vellach, Semsbach, Flattach, Kolbniß, Sagril,, Mörtschach, Dellach u. a. m. sind so gewiß slavischen Ursprungs, als Mühldorf, Winklern, Teuchel, Stallhofen, Faltenstein, Stall ic. deutsch sind. Obgleich nun gegenwärtig die sämmtlichen Einwohner des Möllthales der deutschen Mundart angehören, so herrschen hier doch verschiedene Dialekte, wird in mehreren Gegenden, z. B. in Malnih und Heiligenblut sehr rauh, und fast bellend gesprochen, und viele Laute derselben sind zu eigenthümlichen Möllthaler - Ausdrücken geworden. Ein freies, abgeschlossenes Gebirgsvolk hat anch seine eigenthümlichen Sitten und Gebräuche. So auch das Möllthal. Dahin gehören: 1. Das Eier sa m m e ln. An« späten Abende der Oster-tage versammeln sich 19 bis 12 junge Burschen, uud ziehen unter Gesängen und Schwanken oft durch mehrere Ortschaften von Haus zu Hans. Sie werden überall gefällig aufgenommen, uud mit Speisen und Branntwein bewirthet. Wenn die Hausleute schon zur Ruhe gegangen sind, verüben sie auch muthwillige Streiche. So z. B. lassen sie hie und da das Vieh aus den Ställen, das dann in der Nacht zu brüllen anfängt; oder sie machen in der Küche ein Feuer und stellen W.lsser - gefüllte Töpfe dazu; oder sie verschleppen Haus' gerathe in weite Entfernung, oder verwechseln dieselben, gewöhn lich jedoch immer im Einverstandnisse des einen oder des andern Hausgenossen. Und dieß Alles, um rothgefärbte Eier zu erhalten, die man fur die nntthwilligen Sammler, da man diese Gewohnheit, als eine alterthumliche Sitte, hier sehr in Ehren hält, gerne vorbereitet halt. 2. Das Perchtjagen. Am Sylvester-Abende und an, Abende vor den, Dreikönigstage vermummen sich die juugen Mannspersonen, z!ehen schlechte, zerrissene, zottige Weibskleider an, wie sie deren nur immer habhaft werden können, und entstellen sich überhaupt in eine recht häßliche Figur. Als solche laufeu sie von Hans zu Haus, schreien, knurren, poltern und brüllen, nehmen Glocken, Besen, Ketten :c. mit, und beabsichtigen dabei, den Bewohnern Furcht und Schrecken einzujagen, bis sie durch Geschenke, bestehend in Brot, Käse, Speck und Branntwein u. s. w. beschwichtigt und abgefertigt werden. Die so verunstaltete Weibsperson heißt nun dort die Perch t, und es steht gegründet zu vermuthen, daß sie ihren Ursprung aus den römischen Bachanalien herleite, die gewöhnlich durch ein sinnloses altes Weib vorgestellt wurde. Selbst die Ableitung ihres Namens von l>>'i!<<^, Stab, Rebe, oder von der Gör tin ?t!l't,ii>l1^ spricht dasür. !j. Das Valisführen. Diese Sitte des Thales kömmt bei Hochzeiten vor, dercn Schilderung vorangehen muß. Die Werbung einer Braut geschieht durch zwei Abgeordnete des Bräutigams, die in jedem Falle für ihr Geschäft mit Speisen nnd Branntwein bewirthet werden müssen. Findet der Bräutigam mit seinen« Antrage Gehör, so wird die Zusammenkunft beider Partheien, zum Behufe der nöthigen wechselseitigen Verabredung, bestimmt nnd gehalten. Der Ehevertrag wird geschlossen, und der Tag: »zum Pfarrhos gehen" (wie sie die, Hochzeirsaufnahme nennen), so wie jener der Hoch zeit, und die weiteren damit in Verbindung stehenden Puncte festgesetzt. Diese Unterredung heißt der Handschlag. Nach dieser Aufnahme im Pfarrhofe empfangen die Beistände Blumen und Tuchein, und die Braut windet sich um ihren Hut eine Schnur von rosenrother Farbe. Von diesem Augenblicke angefangen, bis zur Eopulatio», darf sie nicht mehr allein gelassen werden, sondern wird auf allen ihren Wegen von einem Wächter begleitet, »veil nach der Volksmeinung den Bräuten allerlei Uebel zu begegnen pflegen. Die Einladung zur Hochzeit geschieht in zwei Parthien. Der Bräutigam verrichtet dieses Geschäft bei seinen, die Braut bei ihren Angehörigen. Beide in Gesellschaft von Zeugen. Der Hochzeits-Lader musi mit einen, Degen, den er statt des Stockes in der Hand trägt, bewaffnet und mit Blumen geziert seyn, und die Einladung in einer förmlichen Nede, oft sogar in Versen, mit aller Ernsthaftigkeit vorgetra gen werden. Fast überall werden sie, wo ihr Geschäft sie hinfuhrt, meistens mit Branntwein bewirthet. Die kirchliche Einsegnung, zu der man unter Jauchzen nnd Schießen in guter Ordnung mit Musik zieht, wird beinahe ohne Ausnahme Montags Vormittag nach einer abgesungenen Messe gefeiert. Am vorhergehenden Sonntags-Abende versammeln sich die Angehörigen nnd Nachbarn der Braut in ihrer Wohnung. Hier wird gegessen, getrunken, getanzt nnd dann der Valis weggeführt. Dieser ist nun nichts anderes, als der meistens neue und bunt bemalte, mit Wäsche nnd Kleidung so gut als möglich ausgestattete Brautkasteu. Derselbe wird von zehn nnd oft noch mehr Bnrschen unter Gesang, Janchzen und mancherlei Kurzweil aus den« Hause auf den bereit stehendeu Wagen geschleppt, und zu oberst von der Mntter oder Hausfrau der Braut ein ueues Spinnrad, mit Nocken und Flachs versehen, mittelst eines rothen Bandes befestigt, und in das H.,us des Bräutigams geführt. Der Zug beginnt, vom Jubel, Lärmen und Schießen der Burschen angekündigt, und gelangt bis zur Klause. Diese ist eine Wegsperre fur den Wagen, anf den» sich der Valis 203 befindet, und besteht in zwei starkästigen Fichtenbäumen, deren Gipfel zusammengebunden sind, und gleichs.inl eine» grünen Bogen übn- den Weg bilde». Die Oeffnung desselben wird mit Teppichen und mit Tüchern bedeckt und verziert. In» Vorder-gründe steht ein Tisch und an demselben sitzt — der Haupt-lnann des Kaiser) in Uniform. Er tragt einen großen, dreige-stülpten Hut, auf demselben einen Federbusch, und ist mit ei-nen, alten Musketiersäbel bewaffuet. Die ga»;e Umgebung ist gedrängt voll von Menschen, oft aus stundenweiter Nachbarschaft, da dieser 'Akt hier grosses Interesse erregt. Zuerst kön,mt die Perch tl, und kehrt de» Platz rein, anf dem der Kaiupf mit Worten vor sich zu gehen hat. Ein Valisführer weckt den schlummernden Hauptmaun, und verlangt von ihm die Oeffnung des Weges, und den Durchzug mit dein Schatze der Braut. Der trotzige Hauptmann widersetzt sich, dieß zu thun, und er-klart, das, er die Ausfuhr ihres Gutes an diesem Orte nicht bewilligen dürfe. Der ganze Wortstreit ist in Knittelversen abgefaßt, nnd dauert fast eine Stuude. Endlich endet er mit der Entrichtung einer Mauthgebühr an den Klausemvächter, wornach die Eonrtlne derselben den. Durchlüge geöffnet wird. A>n Hochzeitstage versammeln sich die vom Bräutigam geladenen Gaste bei ihm, i>'M' der Braut aber in ihrer Wohnung. Sie werden mit Musik empfangen, und mit einen, Frühstücke, bestehend in drei bis vier Speisen, bedient. Vor den, Zuge in die Kirche tr^tt der Madman n in, Namen der Braut an einem geräumigen Orte, und im Beiseyn aller Hochzeitsgaste, der Verlobten und der Verwandte» derselben, zu den Eltern der Braut, und leistet ihnen in einer Rede für alle ihnen von der Braut seit ihrer Geburt zugefügten Beleidigungen geziemende Abbitte. Um Verzeihung zu erhalten, wirft die Braut sich zu den Füßen der Eltern, uud küßt ihnen die Hände. Die Eltern erheben betend die ihrigen, und segnen das von ihnen nun scheidende Kind. Diese an sich rührende Scene verursacht bei allen Anwesenden ein lautes Weinen und Schluchzen; die Mutter küßt ihre Tochter noch einmal, und diese verlaßt dann mit dem ganze» Hochzeitsznge das elterliche Haus. Wohnen beide Verlobte an einem und demselben Orte, so werden alle Hochzeitsgaste von ihre» Wohnungen mit Musik zum gemeinschaftlichen Versammlungsorte abgeholt. Der Brautführer hat nach der kirchlichen Verbindung die Verpflichtung auf sich, allen anwesenden Gästen, wenn deren auch noch so viele waren, in der Kirche von dem gesegneten Weine darum zu credenzen, daß von jedem derselben auf das Wohlergehen der Neuvermahlten getrunken werde. Von der Kirche zum Hochzeitsinahle begleitet abermals Musik den Zug, und vor den, Beginne desselben wird getanzt. Das Mahl selbst besteht aus beinahe immer gleichen Speisen, und die Gaste werden nach der Anzahl d.r Tische (12 Personen für einen Tisch) gezählt. Daher sagt man nie, es waren 120 Hochzeitgäste, sondern es waren 10 Tische. Diese unterscheiden sich in Bier- und Weintische. Was von Speisen aufgetragen wird, wird bei jedem Tische in >2 gleiche Theile getheilt, und jeder Gast legt das Seinige auf seinen Teller. Allein davon wird, außer den Brühen, fast nichts genossen, sondern der gefüllte Teller in ein Tuch gelegt, und nach Hause getragen. Das sogenannte, an andern Orten Kärntens sehr übliche Braut. stehlen, kömmt hier höchst selten vor. Die Neuvermählten verfügen sich bald nach Tische, von der Musik begleitet, nach Hause. Da wird der Braut, als einer fremden Person, der Eintritt versagt, und erst nach geschehener Erklärung von Seite ihrer Begleiter, wer sie sey, wird ihr durch Ueberreichung eines Schlüssels, oder einer Thür-schnalle, das Necht eingeräumt, hier als nunmehrige Hausfrau zu schalten. Wanderunft durch das Thal. M ö l l b r ü ck c n. ^^ir fuhren unsere Leser an den Ausgangspuuct des Moll-thales, nämlich dorthin, wo zwischen dem Sachsenberge und dein Alisläufer des Hühnerberges in der Ebene des Lurnfeldes unweit Sachsenburg, nach einen» Laufe von ungefähr 15 Stunden die Moll mit den Fluchen der Dräu sich verbindet. Eine kleine Strecke vor ihrer Vereinigung steht am Fnße des Sachsenberges das Dörfchen Moll brücken; eine kleine Gruppe von Häusern, wahrscheinlich sogenannt von der Brücke, die hier auf das jenseitige linke Ufer der Moll führt. Schöner hätte die Natur auf den Schauplatz ihrer Herr-licheiten, die im Hintergrnnde des Möllthales verborgen liege», nicht vorbereiten, nirgends eine würdigere Weihe für die Genusse desselben spenden können, als hier. Rechts uud links heben aus der ziemlich breiten Sohle des Thales waldbedeclte Berge, die von den, Kreutzeck und der böseil Nase niederscnken, sich empor, und bilden mir ihren Nachbarbergen in fortlaufender Kette jenen Theil des nnteren Mölllhales, dessen gerade Lange bis Obervellach reicht. Ungefähr in der Hälfte des Weges dahin ragt am rechten Ufer der Moll, in der Mitte des Thales, als vorgeschobene Pyramide der Gipfel des Danielberges hervor, hellstrahlend mit seinen, Kirchlein auf lustiger Höhe. Ueber ihm starren im Hintergrunde, als majestätische Schlußdecoratio-nen die Felsen der Louza, und weiter hin gegen Norden der Taueru der Malnitz in die Lüfte. Den nächsten Vordergrnnd des Gemäldes ziert ein buntes Gemisch von Schlössern, Kirchen und Dörfern, die theils in der Ebene, theils auf sanften Hügeln, in der schattigen Kühlung ihrer überragenden Wälder und Berge malerisch zerstreut umherliegen. So sehen wir dort die bedeutungsvolle St. Magdalenenkapelle mit ihren drei ehrwürdigen, heilig geachteten binden; tiefer gegen Südosten St. Peter im Holze, ein christliches Erinncrungsdenkmal an altergraue Zeiten; näher gestellt unseren, Standpuncte das freundliche Schloß Litzlhof; unfern davon das sonnig gelegene Pfarrdorf Pusaruitz und welter hin die Dörfer Premmersdorf, Rappers-dorf, Pattendorf, Mühldorf, nebst mehreren andern Gegenständen der anmuthigsten Betrachtung. l/eider wird der Genuß derselbe» z»m Theile beeinträchtiget dnrch den Blick auf unsere nächste Umgebung an der Brücke, auf der wir steheu. Die Moll, dieses kräftige Kind der Gletscher, trägt, wenn Gießbäche sie anschwellen, ihre entsetzlichen Verwüstungen, mit denen sie durch das ganze Möllthal ihren schrecklichen Lauf zuweilen bezeichnet, oft bis an die Grenze ihres eigenen Daseyns, setzt die Gegend um Möllbrücken viele Schuh hoch unter Wasser, nnd erzeugt durch ihre reißende Wuth bei den Bewohnern dieses und der benachbarten Oerter durch mehrere Tage Angst und Zittern. Ungleich interessanter jedoch, als diese Zeugen drohenden Unglückes, die wir gern der Vergessenheit anheim fallen sehen, ist der Anblick jenes Wirthshauses, welches bei Möllbrücken an der rechten Seite des Weges in das Möllthal steht, und dessen schönste Trophäen die Kugelnarben bleiben, mit dene» seine Wände seit den» Befreiungstampfe des Jahres 1809 bedeckt wurden. Der gerechte Stolz der Vaterlandsliebe hat sie bis in unsere Tage unangetastet gelassen, nnd ihr Zeugniß vieler hel-denmüthiger Stunden höher geachtet, als den vergänglichen Schmnck einer schön getünchte» Mauer. Sollten aber auch sie dem Lose alles Irdischen verfallen, die That, die sie jeht beweisen, steht mit unauslöschlichen Zügen in dein Buche der vaterländischen Geschichte aufgezeichnet, und bleibt auf diese Art dem Andenken der Nachkommen gerettet. 2tt'z Eine gedrängte Darstellung jener Begebenheiten kam, nicht außer den, Bereiche ui,sereö< Werkes liege». Der Waffenstillstand von Znaiu, hatre bereits am I. All-gust i80!> die nahe Veste Sachsenburg dm Franzosen iiberge-ben. Die Tiroler, allen Nachrichten dießfalls lnißrrauend, waren in fortdauernd heftiger Gährung, suchlen ihr ^and nach allen Seiten hin dlirch vorgesandre Abtheilungen zu decken, nnd sandten eine derselben selbst bis i» die Gegend von Flattach iin Möllthale. Friedfertig in ihren Absichten, hielt die französische Besahung >n Sachseuburg in, Ganzen sich rnhig, nnd nnr eine Erecurions-Mannschaft von 12 Köpfen, .welche ill Obervellach die der Herrschaft Oberfalkenstein nnd der K»pfergewerkschaft Fraganr auferlegte starke, Eontribution eintreiben soltle, betrat dao Mollchal. Nach einen, Aufenthalte von 8 Tagen blieben beiin Abzn^e noch zwei Man» zurück, um die noch ausständige Ereeurionogebühr zu nbernehme». Aber eben diese zwei Mann waren die Veranlassung der nachfolgende», gewaltsamen Ereignisse. Die Tiroler, von der Anwesenheit dieser beiden Franzosen in Obervellach in Kenntnis! gesetzr, überfielen sie, nnd nahinen sie gefangen. Der Commandant von Sachsenbnrg, darin eine Verratherei der Obervellacher - Marktgemeinde erblickend, entschloß sich, diesen Ort dnrch Pliindernng zn gichtigen. Seine Vorbereitungen verrieben anch den Ernst seiner lant anoge. sprochenen Drohungen. Am 6. Oktober Abends brachte,! War--nungoboten ali^ Sachsenbnrg diese Hiobspost n,uh Obervellach. Unterdessen, so groß auch Anfangs der Schrecken, eben so schnell war anch der Entschluß gefaßt, Ge>valt mit Gewalt zn vertreiben. Die nachbarlichen Tiroler theilten die gleichen Gesinnungen nnd tragen das Meiste dazu bei. Die Knnde vom Anmärsche des Feindes, nnd die Anssordernng zum gemeinsamen Widerstände dnrchflogen das Thal von einem Ende zu», ander». Furchtbar ertönte die Sturmglocke in allen Kirchenthürmen bi5 hinauf in die Gipfel der Alpen. Schon in der Nacht vom 7. cms den 8. Oktober riickte das Freicorps des Oberstlieutenant? Baron von Lnrheim (ans ungefäbr 300 selbst ran^'onirten Sol-daten nnd einigen Vorarlberger Studenten bestehend) mit den Schichencompagnien Halbfutter, Angschell und Pfaundler, unter Auführuug des Tiroler- Schlitzen - Major, I o h a n n T ü r k, al<< weiter des Ganzen, „lithin eine vereinigte Maimschaft sannnr dem Landstürme von beinahe 2000 Mann, gegen Sachsenbnrg vor. Die Avantgarde, geführt von dein damal>gen Gerichtodie-ner zu Obervellach, nnd nun ^andstnrmhanptmann Zarer, trug itiehrere Joche der Möllbrücke ab, nnd die Mannschaft stellte sich zum Theile bei den, oben bezeichneten Wirthshanse daselbst, znr größeren Hälfte aber anf dem gegen die Veste abfallenden Sachsenberge anf. Unerwartet war dieser Besuch den Feinden. Ihr Vorhaben, sowohl bei der Möllbrücke, als auch am Sachsenberge hervorzubrechen, wurde durch zwei volle Tage blutig znrückge wiesen. Ill,, sich einerseits gegen das Heranrücken eines feindlichen Entsatzes in der Flanlv zudecken, anderseits sich mit dem Aufgebote des oberen Drauthales, der Gegend von Gmünd, Millstatt «>nd der Neichenan verstärken zu sönnen, wnrde be-schlössen, sich der Uebergange über die Dran zu versichern. Von allen Seiten strömten Bewaffnete herbei, nnd die Stärke des sämmtlichen lim Sachsenburg vertheilten Landsturmes wuchs auf 3600 Mann. Diese schnellen und kraftigen Anstalten hatten znnachst den Erfolg, dasi ein feindlicher General mit zwei Bataillons S pittal räumte. Selbst die starke Besaßung von Sachsenburg, die durch ihre früheren offensiven Bewegungen einen guten Tbeil ihrer Mannschaft verloren hatte, hielt e? nun für rachlich, sich auf die Vertheidigung der V^'ste und der vorgelegten Schanden zu beschränke». Dadurch war der Landsturm bereits an, 14. Oktober im Stande, nber die in der Eile hergestellte Möllbrü-cke gehen, nnd die Veste einschließen zu können, obwohl man jeht nur vier Halbpfünder Gebirgskanone» znm Gebrauche hatte. Schon in den bisherigen Gefechten hatte Hauptmann 'Angschell den Tod gefunden, und gegen 50 Mann wurden verwun-det. Der am 2l,. Oktober von 200 Mann des Oberfalkenstei „er Landsturmes versuchte Angriff auf die Veste, blieb trotz al^ ler kühnen Todesverachtung dennoch erfolglos. Mittlerweile verbreitete sich die Kunde von den, abgeschlos-sene» Frieden, und Abgesandte von Villach brachte», die Anf-forderung zur Einstellung der Feindseligkeiten. Doch vergebens! Man traute den, Feinde nicht, l»nd der Kampf erglühte von Neuem, besonders dann, als ein bedeutender Pulvertransport „litten durch die Feinde von Himmelberg einlangte, und zugleich die Nachricht von dem Anzüge des Kapuziners P. Joachim Hasping er (insgemein ^Rothbart" genannt) ankam. Dieser, von Franzosen nnd Baiern hart gedrangt, zog sich au5 dem Salzburgischen über die Tauern nach Gmünd, und suchte, ver-stärkt durch das Gmündner- und Katschthaler - Aufgebot, mit den ^andleuten um Sachsenburg sich zn vereinigen. Vergeblich war der Kampf am Fratres und um ^iserhofen am 26. Okt. Der Kapuziner erreichte (zwar nicht ohne harten Verlust) seinen Zweck, zog sich aber sogleich mit seinen ^and^leuten durch das Möllrhal nach Tirol. Der ^andsturm, außer Stande, der feindlichen Haupt-macht zu widerstehen, löoce sich auf, und der Feind sparre sei-ne furchtbare Drohung und Rache für Tirol, sich begnügend, den Moltrhalern dnrch ein abgeschicktes Commando von «000 Mann die Waffen abzunehmen. M li h l d o r f. >^^er freundliche Pfarrort Mnhldorf, unfern der Möllbrücke, liegt an der Mündung des gleichnamigen Baches, der nördlich von den Höhen des Richenthört durch eine enge Thal-schlncht hervorstürzt. In ihren oberen Theilen ausgebreiteter, ist es jenes Seitenthal, von scharfen Gebirgskanten umschlossen, aus denen der Schoberspil) jenes Nichenchörl und der Gipfel „auf der Leyer" genannt, besonders hervorragen. Im Hintergrunde desselben ruhen zwischen Steingerölle, der Mühldorfer-Alpe gegenüber, in lnftiger Hohe zwei kleine Seen. Seit dem Jahre 1788 hat Mühldorf seinen eigenen Pfarrer nnd eine Schule. Vor der Iosephinischen Diöcesen- und Pfarren-Einrichtnng gehörte diese Gemeinde nach Pusarnitz. Nicht unwahrscheinlich trägt dieser Ort seine Benennung voi, den mehreren kleinen Banernmühlen, die von jenen, Bache getrieben werden. Dasi übrigens einige Häuser von Mühldorf die »Vorstadt" heißen, nnd dnrch eine alte Sage darans die Meinung fortgepflanzt wird, als habe die von den Slaven zerstörte nahe Nömerstadt Teurnia an, ^urnfelde bis Hieher sich ausgedehnt, ist eine nicht ganz begründete Vermuthung. In, Jahre 1809 war Mühldorf das Hauptquartier des obeu erwähnten vereinten Tiroler- und Möllthaler-Ausgebotes, und die Eommandire»den wohnten beim Sternwirthe. K o l b n i tz. >"^>c>rt wo, eine stunde von Mühldorf entfernt, vom Norden her aus den Felsenziiu'e» des Zwengerberges der Ninkenbach (auch Kolbniftbach) entspringt, schnellen Kaufes das zweite Sei tenrha! zur Rechten miserer Wanderung zwischen steile» Gebirgs-kämme» und durch finstere Nadelwälder durchrauscht, und hart bedrängt bei seinen, Ausgange sich endlich in die Moll ergießt, dort steht an, südlichen Fuße da? Pfarrdorf Kolbniß. 203 Gefährlich ist die Lage dieses Ortes, am Zusammenfiusse zweier Gewässer, deren vereinigte Wuth in ihren Wirkungen oft furchtbar ist, wenn plötzliche Regenströme oder langdauernde Regengüsse ihre Fluchen anschwelle«, und sie mit tosender Gewalt dem tieferen Boden der Thäler entgegenstürzen. Kolbnih insbesondere unterliegt oft wiederholend den Verwüstungen der-selbe», und nur mit vielen Kosten und mit großem Kraftaus wände in langer Zeit smd die Bewohner des Ortes im Stande, die wilden Wogen in das alte Bett wieder einzudämmen. Besonders verheerend muß in unbekannten, längst vorübergegangenen Tagen »in solcher Ausbruch derselben gewesen seyn, da die allenthalben »och vorhandenen Spuren zu der traurigen Gewißheit berechtigen, dasi Kolbnih, gleich vielen andern Oertern des Möllthales, auf den verschütteten und zerstörten Trümmern einstiger hier verunglückter Wohnungen steht. Der Name des Dorfes dürfte wendische» Ursprunges sey»; denn k,<»ll<»»»z» heißt ein kleiner, gerundeter Berg, in Form eines Ameisenhaufens, offenbar eine Hindeutung auf die Form des Danielsberges, an den» es liegt, und der uns von dieser Seite in dieser Gestalt erscheint. Es zerfällt in Ober- »nd Untcrkolbnitz. Den Namen Kolbnitz führt eigentlich nur der untere Theil desselben, an den» die Moll hart vorüberrauscht. Auch ist hier eine eigene Pfarre und eine Schule. Die Kirche hat nichts Merkwürdiges. Die Zeit ihrer er-sten Erbauung ist zuverlässig nicht zu ermitteln; ihr Anblick jedoch läßt vermuthen, dasi an ihr mehrere Veränderungen vorgenommen worden sind. Auch ist viele Wahrscheinlichkeit für die Annahme vorhanden, dasi in Kolbniß schon durch viele Jahrhunderte eine Kirche bestanden hab«, da diese Gemeinde «inen Theil der sehr ausgedehnt gewesenen Pfarre Pusarnih ausmachte; diese aber, den mehrfachen alten Nachrichten zu Folge, mit St. Peter im Holz und Obcrvellach unter dcn ka-tholifchen Kirchen i» Obertärntcn, nnter den zncrst gegründete» bekannt sind. In der „Juvavia" wirb Kolbnitz als ein zum Diakonate Gmünd gehöriges Vikariat namhaft gemacht, und «s dürfte diese ehemalige Vikariats Gemeinde bereits vor tausend Jahren einen eigenen Seelsorger erhalten habcn. Bei der neuen Diöcesan «- Negulirung erfolgte die Erhebung dieses Vitariats zur selbstständigen Pfarre, und die Einverleibung derselben zmn Decanate Möllthal. Die Schule iu Kolbniy wurde in« Jahre l?89 errichtet, und im Jahre l8!9 durch das Bisthmu Gurk, als Patrouatsherrschafr dieser Pfarre, das gegenwärtige anschn-Kche Schulhaus erbaut. Sowohl die tärutncrische Geschichte als auch Megiscr's Chrouit sprechen von einem alten, ritterlichen Geschlechte, wel-ches unter dem Namen der „Kolmüzer" am Wasser der Moll seinen Wohnsitz gehabt habe, aber bereits vor drci Iahrhundcr-«» ausgestorben ist. In der Th^t finden wir v,>l» den» Jahre z»20 bis l248 mehrere dieses Namens, theils als Stifter von Kirchen, theils als Zeugen und bei Schenkungeil u. dergl. Vom Orte selbst, wo das Schloß Kollmih gestanden haben soll, weis, teine menschliche Kunde was zu sagen, und nur zu vermuthe» steht, daß dasselbe in der Nahe des Ninkcn- oder Kolbm'tzba-ches zu suchen sey, wo es nicht nnwahrscheinlich bei einen» gc-waltfameu Ausbruche desselben zu Grunde gegangen sey» dürftc. Von Kolbnih weg, finden Frcilnde ähnlicher Naturerschci-nunge» zwei Wasserfalle. Dcr eine befindet sich i» dcr Nähe, am schattige» AbHange dcs Zandlacherbcrges. Er wird von dcm kleinen Pernitschbachc gebildet, und ist zum Theile von der Straße aus zu sehen. Der andere liegt in den, früher bezelch-ueten Seitenthale, welches de< Kolbnitzbach durchläuft. Hoch oben, auf der sonnig gelegenen sogenannten Ri»ke»alpe r»ht am Fuße des Zwengberges ein kleiner Wild, See, aus den, der Rinkenbach entspringt. Eine kurze Strecke nach seinen, Ausflüsse, stürzt er dort über einen mehr als hundert Klafter hohen Felsen herab, und bildet it« jener wiloschömu Einsamkeit einetl überraschend herrlichen Wassersall. Eine kleine Viertelstunde von Kolbniß steht an der Stra-sie eine gcmaucrte Kapelle, bei der sich der Weg nach Unter und Ober-Kolbnih tkeilt. In dieser Gegend mag der alte Römcrweg aus dem Drauthalc über den östlichen Fuß des Da-nic-Isberges gegen das Schloß Möllrhcucr und Ooerfalkcnstei» jenseits desselben zu suchen seyn. In ästhetischer Beziehung kann uns Kolbnitz intcressireu, da es der Geburtsort eines Künstlers ist, der als Unter-Direc-tor unter den» berühmten Professor Zau»er an der Statue Kaiser Ioseoh ll., die iln I. l80-l diese», großen Monarchen iu Wie» errichtet wnrde, gearbeitet hat. Wir meinen den im Jahre 18! l zu Wien verstorbenen akademischen Bildhauer Florian Grübler. Seine Ausbildung >» der Kunst erhielt er zu Mannheim und München. Im königlichen Garten zu Nym^ phcnburg werden mehrere seiner Arbeiten noch jetzt bewundert. Prei Jakre vor seinen, Tode (er wurde 63 Jahre alt) führte ihn die Sehnsucht n.ich dem Hcimaththalc in seinen Geburtsort Kolbnih, den er seil seiner frühesten Jugend nicht gesehen hatte. Noch im Jahre I8:l5 befand sich in dein Besitze seines Neffen (damals Schullchrer und Gemcindcrichtcr daselbst) ein, aus Alabaster gearbeitetes Madounenbild dieses Künstlers. Das Dorf Oberkolbnih soll jüngcrer Entstehung seyn, als sein tiefer liegender Nachbar. Man glaubt, dasi es seinen Ursprung aus der Zeit des Bergbaues herleite, der hier im lä. und t6. Jahrhunderte geblüht hat. Iu Kolbniß batte einst der Verweser über die Grübe» in der Tenchel seinen Wohnsitz. Der Daniels borg. "^Vil verlasse» Kolbniy, gehcn an dcm Dorfe Zandlach vor-übcr, schreiten »eben den Wasscrvcrhccrnngcn zur Linken hinan, zu der kleine», in, Jahre 1745 erbauten Kirchr, genanul an, Saudbichl, nnd gelangen nach ciucr Stunoe mäßigen Anstieges auf den beschatteten Gipfel des Danielsberges, der in» Norbwesten von Kolbniß sich erhebt. Das ungeahnt schöne Bild dcr Natur, was von dieser kaum 200 Klafter hohen, aber äußerst günstig gestellten Bcrgcsspihe unsern Augen sich darstellt, ist dasjenige, was hier zuerst unsere volle Ausmer^ samkcit in Anspruch nimmt. Weit hinab durch die ganze Länge dcs untere» Drauthales über Spittal, Paternion und Villach, ,a, selbst ober die Ebene von Hlagellfmc bis hin zu der Obir, an, Schlüsse dcs Roscnthales, schweift der überraschte Blick gegen Südostc» , nnd schwelgt m den, bu»ten Wechsel der Gegenstände, die vor ibm und zu beiden Seiten ihren reichen Schmuck entfalten. Wir wenden uns um, gehen an der Kirche vorüber, und rin großartiges, aber beschränktes ^axdschaftsge-mäldc steht im Nordwcstcn vor u»S. Die eigentliche Gebirgs-welt des Möllthales tritt uns näher; Obervcllach, dcr Haupt-ort desselben, glänzt deutlich im Hintergrunde, u»d von ihn, bis zum Fuße des Berges, auf dcm wir freudig hcrumblickcil, sehen wir abermals Bmgrnmen, Kirchen, Dörfer u»d cmzellle Baucruhösc im Thale und anf dcn Ailhöhc» mannigfach zcr? strent. Und über Alle hinaus steigc» i», vcrgrößerte» Maßstabe, mit ihren tiefen Schluchten, »ackten Felswänden und baumlose» Tristcn, die fernen Alpen iu den Himmclsraum. Die Erhabenheit des Ortcs, die Goldmienen des Möllthales und in den Tauern, so wie die warmcn Quellen zu Gastei» mochten vermit den Romcrn die Vemnlassuug gegeben haben, hicr, anf dem lichtumflosscncn Gipfel dcs Danielsberges den» Herkules (diesem Gotte, der verborgenen Schätze und der heilbringenden Quelle») einen Tempel zu erbauen. Wän»? dürfte, dein Vermuthen dcr Geschichtsforscher zu Folge, schon 2tt^ nen» Gelübde wieder hergestellt". i^)b Mlter dem recht.» Seiten.iltare der jetzigen Kirche, tlr V.rmuchung des Hrn. Dr. Tiersch zu Folge, der Altar des Herkules eingemauert sey, kann oh»e Zerstörung des Ersteren nicht ermilrelt werde» Zwei Seiten desselben si»d jedoch sicht bar. Die ei»e gegell ten Hochaltar stellt den Herkules als einen Mann mit einer starken Keule, die andere, hinter dem Kasten deS Nebenaltars verborgen, scheint ihn als Jüngling gerüstet darzustellen. Den durch Herr» Propst»» Hoheuauer eingeleiteten Untersuchungen zu Folge hat sich ergeben, dasi die Herkules-Figuren, unter dein Kaste» des Altares verborge»», 2 '/, Schuh hoch, und anderthalb Schuh breit, und gut erhalte» find. Die erstgenannte Vorstellung hingegen ist abgeschliffen, und etwas beschädigt. In welcher Zeit dieser Heidentempel in cine christliche Kirche verwandelt wurde, ist unbekannt. Die schnelle» Fortschritte jedoch, welche die Ausbreitung des Evangeliums >» die-sen legenden bald nach Eroberung derselben gemacht hatten, fuhren zn der Wahrscheinlichkeit, das! dies: im 7. Jahrhunderte geschehen seyn durste. Ursprunglich war die Kirche, genannt zu», heil. Daniel an» Berg, diesen» Heiligen gewidmet. Daher der Berg »och heutigen Tages der Danielsberg (vom Volte abgekürzt derIels-berg) genannt wird. Spater nahn» sie den heil. Georg zum Kircheupatrone an, der alte Name blieb aber desiungeachtet. Eine Pergamenturkunde vom Jahre 1-lli-l gibt an, dasi Burk-hard, Kardinalpriester, unter den» Titel: Neri und Acheli, Erzb. von Salzburg, von Gmünd aus die Erlaubniß ertheilt babe, das Kirchweihfest der Kirche >,St. Daniel am Berg" nach St. Margarethe» zu feier», was früher au» Tage des beil. Michael geschehe» ist. An der Wand der Kirche hangt ein sehr grof-es Bild von 24 Abtheilungen, die verschiedenen ??>'arter Arten des heil. Georg vorstellend. Im Thurme befindet sich eme alte Glocke mit einer gothischen Inschrift und Iahrzahl, deren Sinn nur Sprachkundige zu entziffern vermögend sind. Das Thal drr Tcucliol. ^>em südwestlichen Fuße des Danielsberges gegenüber steht am rechten Ujvr der Moll, »nd ün Schatten der 'Ausläufer, die vom Westen der bohe Polinik in's Thal entsendet, die Ham? mergewerkschafl Naplach. Der Giesibach, der zur Linken unseres Weges aus feuchter Felsenklufr oft verwüstend, wie alle seine Brüder, als rauhe Söhne der Gebirge, hervor-stürzt, dienr ihr als bewegende Kraft. Mir folgen der entge-gengeseßten Richtung seines Kaufes. Ein Pfad, . unzugänglich ,edem Pferde und Wage», stellenweise selbst von dem Menschen nur gefahrvoll zu erklettern, leitet uns durch die schauerlich - wüste Wildnisi eine5 finstere» Grabens aufwärts. Nasikalte Luft umfeuchtet unsere Stirne, und schwarzes Nadelgehölz umdämmert zu beiden Seiten melancholisch unser» Bli^. Keine Aussicht in die lichte, freundliche Ferne erfreut »nser Auge. Der Mensch fühlt sich vereinzelt und verlassen, inmitten der nacht' tMlgraute» Natur, die ihn nmgibt. Erst dann, wenn er die freiere, höher geleg.ne Ebene des Hochthales der Teuchel, den» diese ist es, der wir bisher gefolgt sind, erreicht hat, athmet er all') rollerer Brust, obgleich auch dort ihn alles, was er sieht, dara» erinnert, daf; er i» Gege»den sich befindet, dere» Bewohner dem gewöhnlichen Treiben des Lebens entfremdet sind. Ningsum eingeschlossen voll gewaltigen,' schrof ansteigenden Ge birgskanten, deren Knote» im Hintergrnnde des Thales das Kreuzeck »nd iln» gegemiber der Polinik bilde», sehe» wir vor uns ein drei bis vier Stunden langes Alpenlbal, eine kleine, gleichsam für sich abgeschlossene Welt als Glied des Mollthales. Freuude stiller Ruhe und tiefer Abgeschiedenheit finden hier Erholung und Stärkung l'nmitten der reinsten Alpendüste. Nur wenige» ist dieser schweigsame Zufluchtsort bekannt. Gänzlich getrennt von den gewöhnlichen Verbindungen mit der Anßenwelt, steht diese Hochgegend oft tagelang, >a nicht selte» wochelllang, zumal i», Winter »nd bei tiefem Schnee, gleichsam abgeschnit ten nud losgerissen von ihr. Die 300 Menschen, von denen sie bewohnt wird, hält troh Armnth und Verbannung, die Liebe zum heimathlichen Herde hier ebe» so fest gebimde» a» die dürftige Scholle, die ihnen gegönnt ist, und an die gra?reiche« Trifte», die sie umgeben, wie den verfeinerten Weltmenschen die künstliche» Bedürfnisse des erhohtcn Lebensgenusses a» die oft eingebildeten Reize der volkreichen Stadt fesseln. Unbekannt mit dein, was die Einfachheit der Natur, a» die er gewohnt ist, ihn nimmermehr gewähren könnte, ist der Mangel, den er leidet, nur ein scheinbarer, und das, was er nicht kennt, kein Gegenstand schmerzhafter E»lbehru»g. Wer «nag bestimmen, in welchen Tagen der Vorzeit der Fuß des ersten Ansiedlers diese rauhe Gegend betrat? Wessen menschliche Stimme in diesen grosie» Halle» der Natnr zuerst ertönte? Sollten wir nicht annehmen dürfen, 5asi der allmächtige Zauber der edelsten Metalle, die allenthalben i» den Gebirgen des MölltbaleZ bereits aufgefunden waren, den Menschen in seinem Nimmersatten Dnrsie »ach ihnen, auch Hieher getrieben habe, bieher, wo vielleicht vor ihm nur die wilde» Thiere des niebesuchten Forstes gehaust hatten? Dasi er sie gefunden, und dasi er Freude jauchzend sein Auge au del» Glänze des Goldes und Silbers ergoßen konnte, das bewies der Erfolg, wenn a»ch die Zeit hinauf reicht in ,enes Alterhum, in den» jede Berechnling sich verliert Von jener gluckliche» Stunde.angefangen trat neues, bis-her »»gekannte? Leben in jene Gegend. Menschen siedelten sich an, nnd wer von ihnen nicht hinabstieg in die finstere Nacht des Innern der Gebirge, um nachzuspüren den Schätzen, die der Berggeist bisher vielleicht Jahrtausende sorgsam gehüthet 207 und verborgen gehalten hatte vor der Habsucht der ))>'e»s6)en, ! der besorgte in friedlicher Hoffnung das Feld und die Weid? fur die Befriedigung seines einfachen Daseyns. , So sah der Mensch der einsamen Teuchel den Itrsprung „lld die Blüthe seines Glückes, unbekannt dem Menschen der ! Gegenwart, wie lang jener dessen sich erfreurn durste. Doch, auä) fiir ihn ertönte die Stunde alles irdischen Wechsels! Der Segen des Berges begann zu weichen, der ^ schützende Geist, den: seine Schatze gewaltsam geraubt wurden, !> war zürnend gessohen; das harte Gestein, triefend von den» Schweiße des Arbeiters in der hoffnungslosen Tiefe, blieb taub. Ihm blieb nichts, als der Boden, den seine Vater zuerst auf-gesucht und bewohnt hatten; auf den« er selbst geboren wtlrde, und den er lieben lernte, weil er allein es war, der ihm treu geblieben ist, und von dem die einzige, wenn auch karge Hoffnung seiner Zukunft abhängig blieb. Er fing an, ihn urbar zu machen, rang mit rastlosen» Fleiße gegen die Hindernisse, die feindselig sich ihm entgegenstellten, und erkämpfte endlich für sich und die Seinigen so viel, als zur »otbdiirftigen Fristung seines Gebens erforderlich war. Die Hochwalder, einst nnbeach-let von ihm gelassen, wurden nachfolgend eine neu eröffnete Quelle seines besseren Erwerbes durch Holz und Kohle», die er an die nahen Eiseuhammer verkaufen konnte; und die duftigen Alpenweidcn, in den Tagen seines Glückes in» nntzlosen Wechsel ihres saftigen, reich duftenden Bluhens und Verwelkens von ihm unbenutzt, nährten und stärkten von nun an seine eigenen und die fremden Heerden, die sein sorgsamer Geist aus der Tiefe des Thales an sich zu ziehen wußte. So lernte der Bewohner des Teuchelthales die Verlornen Tage einer glücklichen Vergangenheit allmahlig vergessen, und ohne Schmerz »nag er in genügsamer Bescheidenheit das Bild der Gegenwart betrachten, die ihm den Glanz des einstigen Bergbaues in seiner Heimath nur in seinem Verfalle und in seinem Ende darstellt. Das Dorf Tcnchel steht an» linken Ufer dcs gleichnamigen Baches, hoch gelegen über dem düstern Graben, dessen wir Anfangs erwähnten. Die Kirche daselbst wurde auf Kosten der Gemeinde erbaut; das Vogteirecht aber der Herrschaft Oberfalkenstcin unter Anton Wenzel Freiherrn von Stcrnbach überlasse». Beinahe ganzlich verfallen, wurde sie im Jahre l?46 anf Kosten der Pfarrkirche Obervellach mit einen, Betrage von lI50 Gulden hergestellt, wofür an diese Mutterkirche das Vogteirecht übertragen wurde. Im Jahre l765, als Ihre Majestät die Kaiserin Maria Theresia durch Sachsenburg reisten, wurde Ihr von der Gemeinde Teuchel eine Bittschrift um Erhebung dieser Kirche zur selbststandigen Seelsorgstation und Anstellung eines eigenen Geistlichen überreicht, und die große Monarchin, die Bitte der isolirtcn Alpenbewohner würdigend, erfreute die Bittsteller, mehrerer gemachten Einstreuungen ungeachtet, mit der Gewährung ihres Wunsches, und wics dem dahin anzustellendet« Geistlichen eine Dotation aus. Die Wohnnng für denselben wurde mit ergiebigem Beitrage von Seite der Gemeinde erbaut, und im Jahre !80l durch deu Kuraten Georg Kahn vergrößert. Fur die beschwerlichen und nicht selten gefährlichen Tage deS Winters und bei sonstigen Eleinentn'-Ereignissen besteht hier auch eine Nothschule. In einer ästhetisch-romantischen Darstellung des Mo'lltha. les mag immerhin das seltsame Schicksal eines Menschen alls-genommen werden, der hier geboren wurde, und dessen ^eben uns umvillkührlich auf die oft wunderbaren Fügungen der Vorsehung lentt, die über das Schicksal der Menschen waltet. Gregor Triebelnigg ist sein Name. Im Zurückschrei ten nach den, uüteren Mollthale sey die kurze Erzählung seiner Geschichte unsere Begleiterin. Der Sohn eines armen Keuschlcrs in der Teuchel, war er bis zum 12. Lebensjahre Schafhirt seines Vaters. Schon als Kind hörte er von einer großen Stadt und ihren Merk-Würdigkeiten reden. Die Sehnsucht, sie zu sehen, setzte iu seiner Seele sich fest. Der Zufall b/günstign», freilich auf traurige Weise, ihre Befriedigung. Er verlor ein Schaf. Die Strenge seines Vaters fürchtend, entwich er aus der Heimath. Er kam nach ^ienz in Tirol, und von da nach Triest, wo er Gelegenheit fand, auf einem holländischen Kriegsschiffe als Schiffsjunge aufgenommen zu werdc», nachdem er die erste Probe seiner körperlichen Behendigkeit durch das Erklettern d«-s Mastkorbes anf der Strickleiter zur Zufriedenheit bestanden hatte. Er »nachte im Verlaufe mehrerer Jahre verschiedene grosie Seereisen, sah fast dle meisten bedeutenden Seehäfen d^'S mittelländischen und atlantischen Mecrcs, kam nach Westi»d'N hielten ihn allgemein fiir todt. Allei» die unvenilgbare Sehüsncht, nachdem er so viele ^and und Seereisen gemacht, so grosie und herrliche Städte und Bänder besucht hatte, auch seine geliebte Heimath wieder einmal zu sehen, und vielleicht noch seine theuren Angehörigen wieder um^ arme» zu kömn'n, trieb ihn von Amsterdam in die raube, wilde Teuchel. Im Jabre >82l) stand er plötzlich iu der Mitte sei-»er Verwandten. Mau kannte ihn nicht, und war höchlich verwundert, in den, fremden Herr» den, vor so vielen Jahren verloren gegangenen Gregor Triebelnigg zu sehen. Er traf sei neu Vater noch am ^ebeu, legitimirle sich über alle seine Aussagen, hielt sich ungefähr drei Monate auf, sprach ohne Auf forderung nur selten von sich und seinen Geschicken, und wenn er es aber that, geschah es mir Geist und Bescheidenheit. End lich kam die Zeit des Abschiedes! El umarmte seinen Vater und Bruder, seine Verwandten und ^audslente, beschenkte Alle reichlich, und kehrte hierauf nach Amsterdam zurück, wo er, die Seedienste verlassend, bei der königl. holländischen Schiffs' bau-Inspection als Beamter angestellt wurde. Er verehelichte sich und gab seit jener Zeit im Jahre 1822 den Seinigen Knnde vo» seiner i^tzigen ruhigen Bestimmung. P e u f. ^inc halbe Stunde hinter Naplach erreiche» wir das uube^ deutende Pfarrdorf P e » k. Der Name (vor Alters Pinrh genannt) dürfte von dein wiudische» Worte jn>>!< (was Schaum erzeugt) herzuleiten seyn, und wirklich ist dies- die Eigenschaft der Moll, die hier, hart an, Dorfe, über angeschwemmte Steine schäumend vorüberrauscht. Die im'15. Jahrhunderte erbaute, 17l^ erweiterte Kirche wurde 1787 zur selbstständigen Pfarre erhoben, und erhielt in, Jahre 1808 eine eigene, gesetzlich organisirre Schule. V>,'r der Erhebuug znr Pfarre gehörte diese, wie die Teuchler , Malnißcr- und Flattachcr.-Gemeinde, zur Pfarre Oberoellach; 2«»8 doh wurde Pent i» sell«?» geistlichen Bedürfnisse» vou Millstatt au5 durch eine» Jesuiten, bis zur Aufhebung dieses Oldens, besorgt. Nördlich von Penk, kani», eine Viertelstunde Weges, stehen auf einem Hügel die Schloßruinen von Moll theuer (Möllta.-»ver), in neuester ^eit das Raitnerschloß genannt. Mehr oder minder iu allen seinen Theilen bereits besä)ädigt, zeigt es den-noch von seiner einstigen bedeutenden Große. Der interessanteste Theil dieser Ueberreste des Alterthums ist der an der Nord-seile mir dem Hauptgebäude in Verbindung stehende Thurm, voll dessen vier Seiten jedoch bereits zwei eingestürz», sind. Obgleich seine Hohe durch dc» Absturz der Steine schon viel verloren haben mag, so mißt das Vorhandene doch noch immer die bedeutende >>?öhe von acht Klaftern, bei einer Breite von vier Klafter». Au ihm gewahrt man weder einen Eingang, noch sonst irgend eine Oeff»u»g. Von Holzwerk ,'st keine Spur volHanden, und es geht die Sage, dasi dieses Schloß vor 200 Iahreu abgebrannt und seit jener Zeit nicht mebr aufgebant worden sey. Uebcrhaupr scheint diescr Thurm früher als das schloß bestanden zu babe». In Urkunden wird Gehleres auch bloß der Thurm vo» Penk oder Molltawer geuaunt. So er-scheint im Jahre 434! ein Friß! von dem Thurm Mölltawer. In Lehensbriefen des N» und l?. Iahrhundertes erscheint das Schloß Mölllawrr als ein Eigenthum der Herreu von Falken-stein. Derweil gehört selbes salnmt der Umgebung den« Noit-nerbauer unter dem Schlosse, der ei» Unterthan von Oberfal-kensteiu ist. Das Roiiuerbans ist durchaus voll Stein gebaut, geräumiger als andere Bauernhauser, und dürfte mit dem allen Schlosse iu irgeud einer Verbindung gestanden seyn. Liebhaber der schönen Natur laben sich auf der Höhe des Schloßhügels an der malerischen Fernsicht gegen die Ebene von Obervellach, lind freunde des Alterthümlichen mögen die Spure» des Römerweges verfolgen, der wahrscheinlich hier vorüber, nach Mallnih uud übcr den Korutauern ins Salzburgische ge^ fuhrt hat. Q b e r f a l k e n st e l «. ^)n jenenl großen Seitenaste der Taueru, der ^»« A»kogel heginnt, lind m südöstliche» Richtung, wie wir wisse», die östliche Greuze des Mölithales bildet, rage» nördlich vo» unsere»», Standpunkte bei Penk der Dri ste» - Spih und der Zwen berg, heroor. Ei» nackter Felseukaml» verbindet sie. Von ihne» weg, strecke« zwei machtige Gebirgsarmc ihre Glieder ge^ ge» das Mölltha! aus. Der Eine derselben reicht bis Obcr-vellach und der Andere endet bei dem Dorfe Obertolbnil) an, Zuße d^s DanielsberglS. Was z>v>scht»l beiden eingeschlossen ist, bildet das vierte jeucr großc» Seicenthaler, deren wir in unse-l'er allge»»einen Uebersicht d.s Möllthales bereits gedachten, und dem wir auf unserer Wanderung durch dasselbe zunächst begcg-ne». Auch hier sehen wir eine» jener gefahrvollen Wildbache, der, vom Zwenberge den Namen tragend, dieses Tl'al durch' zieht, wahrend er rechts und lints aus unzählbare» Quelle» und kleine» Bachlein sei»e» Wassnrcichthum vermehrt. Wie gros; uud furchtbar auch seiue Vcrwüstu»geu zu weilen seyn »lögen, beweist die Hohe von Gratschach (ungefabr in der Mitte zwischen Pent uud Olvrveliach). ?um Theil die Folge eines Erdsturzes, ist der breite Erdrücken, auf dem wir dort stehen, doch größtentheils eine oft wiederholte Auschwem' mung maßlosen Bergschuttes, vermischt mit Trummergeste!», den der rasende Zwenbergbach theils i» der Vorzeit, theils iu der Gegenwart von den Gebirgen losgerissen und hier in unend licher Masse abgelagert hat. Besonders schrecklich ill seine» W>rkuuqe» war der Ausbrnch desselben im Jahre l?84, wo er große, weii^ Streck.en der fruchtbarsten Aecter und Wiesen, das schwer errungene Gut vieler Iahrzeheude, theilweise i» Thurmeshöhe überdeckte, und ein Bild der granenhasteste« Verwüstung zurückließ. Mehr als ei» halbes Jahrhundert ist vergangen, und kein Fleiß und rcine Anstrengung der Menschen war vermögend, jene Stelle wieder ga»z iu de» Stand seiner vorigen Cultur zurückzuführen. Hie uud da leuchtet noch Stein-gerölle zwischen niedrige», Erlengebüsch bervor, das einzige Ge.-wachs, was auf diese», dürren Boden sein rummerliches Daseyn fristet. Eine» nicht unbedeutende» Theil jener zurückgelassenen, verderblichen Anhäufung, deren Au3dehnu»g ungewöhnlich groß ist, hat jedoch auch der kleine Bach erzeugt, der gegen Norde» am sogenannten Pfaffenberge entspringt, und bei Uutergratschach «üt den, Zweilbergerbache sich vereinigt. Schauderhaft ist der 'Anblick jencr Fcl sen schluck) t, die dorl wie ei» gähnender Hollcurachen dein Wanderer entgegen starrt. Senkrecht thürmt sich das Gestein z» beiden Seite» empor, und wie der Adler am u»z»ga»glichen Horste, steht zwischen ih^ »en ei»gezwe»gt, das riesige Mallerwert deö langst verfallene» Schlosses Oberfalkeustei», das Stammhaus der Görzer.-Ministerialen, der Ritter von Falklnstein. Wir steigen eine Stunde aufwärts, um diese» mertwür, digste» Ban des Mittelalters in, Mollthale i» der Näh« zu betrachten, und betreten dasselbe a» semer Nordfeite. Eil» kahler, steiler Felsenblock steigt hier aus dem tiefe» Gaisgraben des Pfaffeuberges beinahe fü«fzig Klafter hoch vo» zwei Seiten ganz frei empor. Auf ihn, selbst stebt troßig die alte Burg der Falkcnsteiner, noch jetzt iu ihre» Hauptgemauern gut er, halte». Gege» Weste» und Norden allem zugaugbar, ist sie mit starke» und hohen, zum Theile noch stehende» Ringmauern umfallgc». 'An der Ost und Südseite siudet sie in den senkr«ch« te», schwindelerregenden Felseuabstürzcu, die sie umlagern, ihre größte Sicherheit. Vor der Ringmauer bestaud einstens an der westlichen Aufgangsseite eil» kleiner Teich, »bvr, dc» eine Brücke i» die inncre Bnrg fubrte. Das Erste, was wir hier betreten, ist der riesenhafte Thurm, dessen Höhe, ungeachtet der bedeutenden Einstürze, die seine Oberlheile bereltö erlitte» habet», uoch lmmer l l Klafter beträgt. Zwei Mauern desselben steh«» noch i» der volle» Ausdehnung ihrer Breit- vou 7 Klaftern im Gevierte. Die beiden ander» solle», wie ma» erzahlt, durch eiu Erdbeben scnkrecht gleichsam abgeschnitten, zusammengestürzt seyn. Die Stärke derselben, die unter» Raume ungerechnet, lasse» »»och jetzt -l Stockwerke ans deu Mauerlöcher», der Trag« bäume ersehe». Zwische» diesem Thurm und dcm eigentlichen Schlosse ist cm ZwischcnrallM vou 15 Klaftern. I» diese»» einstigen Hof« räume stehen die zum Theile schon eingestürzte» Mauel» des iu spaterer Zeit hier gestandenen Psieghauses, genannt die Haus« psiegc. Dieseu Name» tragt noch jel)t ei» außerhalb den Rmg» maueru crbantes Baucruhaus, desse» Bewohner, da di« Herr^ schaft Oberfalkenstei» zu Obcrvcllach verwaltet wird, zwar noch dcr Hauspfieger heißt, aber außer der Sorge fur feine eigeue», Grundstücke, blos; den Meßnndienst bei de> Schloßkapelle zn verrichten hat. Von der Burg selbst stehen zwar noch alle vier Hanpt-maner», allein die Zeit hat zerstöre»o a» ihne» ge»agt. Die ^auge desselben betragt l<>, die Breite l» Klafter. Die Mauer ist ein glltes Ge,l,alde, stallt Johann den Täufer vor. Der med-lich gebaute Alt.u- ist eine Holzfassling vom Jahre l??2. In dieser alten Burgkapelle wird öfters im Jahre pfarrlicher Gottes-dienst gehalle». Hier bestand anch ei» eigenes Benefizin»,, genannt die Kaplanei Oberfalkenstein, gestiftet vo» mim, Falkensteiner, und ll,ir l l gan;e» Huben lüld 2/eltte starb vor ungefähr ede»l Schulorte in diesen Gebirge» entfernt, der Wohlthat deö Unterrichtes entbehrt baben wurde. Man behauptet allgemein, das; die Burg Obersalkenstein »nit ei»e>n, ei»e starke Viertelstunde tiefer liebenden Wartthlirnle nd leihen dabei unser Ohr willig der ^rz.ibluiig dessen, was «ms die Geschichte von dem Geschlechte der edlen Ritter von Falkellstein anfbewahrt hat. Schon in den Iahlvn l l2« bis l2!>2 erscheinen mehrere Herren von ^alrenstein theils in Stifrnng^nrlunden, theils bei Vergleichen als Zellgen. Das letztere war im Jahre l l!>7 der Hall, wo Graf Heinrich ron Matrey ll,it dem Hoch-stifte Briren wegen lnehrerer Zehende in Streit gerieth. Die Bruder Memhard nnd Engelbert Graset, von Gor; machten die Vermittler, nnd so finden wir in der darnber ausgestellten VergleichSlnlunde »u'c mehreren Anderen, auch ihren Vasallen, Poto von Aalkenstein, n,it seinen, Siegel als Zeugen unterfertigt. Eine ungleich wichtigere Nolle übernahm Heinrich vo» Falken-stein. C'gon, Bischof von Briren und Graf ;u Eppan, schlos! nanilich ^n Patriarche^dorf i» 3irol, in Gegenwart des Patriarchen Perthold von Aqnüeja nnd des Bischofs Ulrich von Triest, nur detl, (Grasen Meinhard vo«, Gor^ »ach lallger Fehde endlich Friede». Da zeichnete sich als Obmann, Zenge nnd Bürge zugleich, fnr den Grafen von Gör;, Heinrich von Faltenstein und mit ihm Volker von Flaschberg, beide Ministeriale» desselben. Hatten die Ritter des imteren Mollthales eluweder uuter sich, oder nn't ihren Nachbarn Verbandlungen oder Vergleiche ^n schließen, so zogen sie gewohnlich vereint nach den, Kloster Millstatt, wo die Mönche aus St. Benedicts Orden geistliches Obdach nnd frenndlichen Zuspruch ,;n gütlichen Vergleichen bo-ren, die sie dann zu Pergament brachten. So erscheinen dort an, 20. Juni I2?l Otto »»d Cu»o von Falkenstein, Otto voll Söbriach, ll>,d >>^ei»rich von Gschieß, lind fertigten als Zeligen nnd Burgen die Urkunde, womit Otto vo» Groppen-stein seine Gürer zu Radentbei» (mit ^'inwillignng seiller Gattin ?ldelheid ,md Tochter Margareth) den, Kloster Millstatt nlli !4 Mark verkaltt'te. Mit;enge N'ar anch Cholo's des Fal-lensteiner Bruder, Heinrich, Pfarrheir (j>!''l>.>>>>!!>) auf dem Schlosse Falkenstein. Als ein Jabr spater Gisela, die Tochter des (^holo, als Gottl'Sbraut in das Nonnenkloster zn Millstatc wanderte, und Bernhard, ihr Gropohm, n»d zugleich Archidiacon in Ober-lernten ihr den Schleier qab, unterfertigte ihr Onkel nnd Pfarrer Heinrich den Schellsongsbrief, mittelst dessen ihr Vater Cholo seiner nun geistlichen Tochter .', Mark Aglaier Pfenninge als Mitgift vertrieb, und zugleich a»s die damals ein- traglichen Vogteirechte nl>er jene Guter zum Besten des Klosters entsagte, die sein Ohn, Bernhard demselben schenkte. Dafür aber sollte es, als. Dankeserkennung, ihn, jährlich einen sogenannten Bodenkäs darbringe», ll Denare im Werthe. Diese freundschaftliche Verbindlliig der Ritter von Fal-kensteit, mit dem Kloster zn Millstatt dan.'rte viele Jahre, und mehrfache Schenkungen, Tausche imd Abtretungen fmden wir in den Jahren 1277 l^'s l^W aufgezeichnet. Doch nicht allein in, ^ande selbj^ machte dieses ritterliche l^eschlecht des Möllthales sich bemerkbar. Geschäfte des Krie-ges nnd des Friedens ;ogen die Falkensteiner lind ihre Gewaffne-ten ans der Mitte des rüstigen Hirtenvolkes auch hin nach den Alpen von Tirol, und in Italiens Nebengelande. Schon in, Jahre I.'ill jedoch beginnen die Ande»tu»gen auf das bevorstehende Absterbe» des Mannsstammes der Fal-kensteiner. Man fing a», die Allode des Hauses mehrfach zu frommen Zweeke» ;n verwende»,, nnd eben dadurch den Blick vom Irdische» hin auf das Ewige zu !en?e», dessen Ged.mle der nnveilüekbare Leitstern llnserer Handlllngen, der unverslea/ bare Urquell u>,serer reichsten nnd schönsten Hoffnunge» bleibe» musi. Nach den, Aussterben der Ministeriale»-Familie von Fal-kenstein fiel das Schlos; und die Herrschaft alls ihre ^ehensher? ren, die Grafen von Gorz, zllrack, lvelche die Pjiegverwaltung des Schlosses oft ill sehr schnellen, Wechsel a» Verschiedene ver-liehen. Bis zllm Jahre l.'t^ti finde» ,vir „lehrere Nußnief'er von Falkenstei». Nach dieser Zeit jedoch zeigt sich in dieser Hinsicht eine grosle blicke. Erst »lit Kaiser Friedrich lV., der die Gorzer Besitzungen i» Karnten a» sich brachte, begann ein verändertes Verhältniß mit Falke»stein. Bei den fortwährende» Geldverlegenheiten der kaiserl. Kammer trat anch ein beständiges Verpfänden dieser Herrschaft ein. Es bedarf keines Beweises, um einzusehen, daß unter solchen Umstanden dieselbe allmahlig nur immer mehr an ihren« Werthe verlieren und ihrem Untergänge endlich entgegengehe» musite. Noch im Jahre !52.'> iwerließ Kaiser Ferdinand I. sowohl das Schloß Falkenstein, als auch das Amt nnd Haus Groß-kirchheim in, oberen Möllthale a» den reiche» Gasteiner Gewe» ke», Wolfgang Weitmoser zum Winkhl, gegen Wiedereinlo'sllng u»! die Summe von 2l1,0l»<» Gulden. Endlich in, Jahre 1614, an, II. Janner, entschloß sich Kaiser Ferdinand ll., diese beide» Herrschaften an Urban Freiherr» voll Potting und Presmg, k. k. Hofkriegsrat!), als freierblich und eigenthlimlich Hinzugebell. Vo» Freiherrn von Pötting kam Oberfalkenstein an Wilhelm Grafen von Attems, der im sogenannten Kesllerhallse am Plahe z» Obervellach wohnte, und endlich in, Jahre I6!»:t an die Freiherre» vo» Sternbaä) i» Tirol, die es noch gegenwärtig besitzen. Q b e r v o l l a ch. "^enliedersteigelid i» die Ebene, nmfangt »ns wohlthuend die mildere Wärme des Thales, welches hier seine größte Breite hat. Eine küble Erlen-Aue längs der Moll, sanftgrnneude. reichdnftende Wiese», frnchtgesegnete Aecker, Hütten und Baum-partien wechseln in bunter Mannigfaltigkeit. Noch eine halbe Stunde, nnd wir sind in Obervellach, dem lieblichste», freundlichsten Orte des ganzen Mollthales. Bevor wir jedoch zu ihm gelangen, fesselt unser Auge noch ein Gegenstand der Betrachtung. Ei ist das a» der Straße gelegene Dorf Stall Hofe». Die daselbst schon qe-baute niedliche Kirche war schon im Anfailge des !5. Iahrhun-dertes als eine Wallfahrtskirche bekannt. Seit viele» Jahren samml ihre» Stiftungen, die „ns dieß verkmide», mit der Pfarrkirche Obervellach vereinigt, sind Viele selbst der Meimmg, 53 210 die Kirche in Stallhofeu habe friiher bestandel,, als >elle zu Obervellach. s>l0ld>vestlich an sic' angebanr ist die Franz Adain gräflich Stanlpser'sche .^'averi ^ Begräbnißkapelle, eine Rotunde nut einer Kuppel nnd guten biblische» Fresco-Gemäldeu vou den, rlihmlichst bekannten vaterländische» Kinistler Froniiller, vom Jahre 1717. I» dci' Kirche ist noch cln anderes gutes Bild an, Nebenaltare rechts , die Geburt des Erlösers darstel-lend. Der Meiste»' desselben ist unbekannt. Vch her, und verbreitet anf seinen, entschlichen Gange ringsum Grane» nnd Verderben. Unvergeßlich bleibt den Bewohnern des Marktes das Jabr 1?l7, wo der Kaponikbach mit solcher Sturmeswnth hervorbrach alls seinen Schluchten, daß seine Flnrhen (die eine kleine Nepomnck-Säule an der nördlichen Ecke des Psieghanses noch j''ht bezeichnet) den ganzen Ort unter Wasser sel.uen. Nicht minder gefahrvoll waren die Jahre von l7.'i<1 bis 1750. Gleich schreckensvoll in jüngerer Zeit das Jahr >82K, wo am 22. Inni lx'i Tage, und eine zweite Jammer-scene seiner Verwüstung in der lichtlose» Mitceruachlstlmde vom 26. aus den 27. Juli den aufgeschreckten Bewohnern des Or. tes in ihrer ganzen Gräßlichkeit sich darstellte. In neuester Zeit jedoch, es war am 20. Sept. 1KW, drobte beinahe gänzliche Venn'chtllng demselben. Anhaltende Regengüsse hatten nicl't nur den Kaponikbach, sondern auch jene» der Malnil) mid der Moll zu außerordentlicher Höhe angeschwellt. Ihre u»ter Ober-vellach vereinigte» Gewässer überschwemmte,, das ganze untere Tbal mit all' seinen Allen, Wiesen und Feldern, und führten Baumstämme, Mühlen, Theile von Häusern, Gerathschafcen verschiedener Art in Menge mit sich. Die meisten Brücken wurde» weggerissen, viele Wohnungen zerstört, nnd die trostlosen Bewohner der Niedernngc» mußten in andern Dörfern ihre Zuskttht suchen. Solche Momente erinnern uno mit ehernen, Griffel, daß alles irdische Seyn den, Wechsel von ^'icht und Schatten unterworfen bleibt, ulid daß der Mensch die Tage des Glückes nicht genießen dürfe, ohne der Stunden der plötzlich einbrechenden Gefahr und deo Unglückes zu gedenken! — Mahnt uns nicht schon der Boden, auf dem Obervellach steht, zur Vorsicht? Ist er nicht aufgeschwemmtes Erdreich, schichtenweise mit Verwüstung und Wiedenirbarniachung der Erdoberfläche wechselnd? Finden wir nachgrabend nicht überall die laut sprechenden Beweise der oft wiederkehrenden Schrecknisse? Doch wir wendel, unser Auge weg von ihnen. Ihr An blick soll die heitere ^nst der Freude nicht ferner umdüstern, die unsere Brust erfüllt, w.'nn wir fröhlichen Sinnes unser!! Blick dahin lenken, wo so viel Schönes und Großes hier nnd dorr im Möllthale lins entgegentritt. Vier Gründe berechtigen zu dem Schlüsse, daß Obervel? lach theilweise schon zur Zeit der Römer bestände» habe. Der ^errnlestempel am Danielsberge, die Römerstraße, die vom ^nrnfelde her durch das nntere Mölllhal in die Malnil', und von dorr über die Tauern führte, ferner die Goldadern der Gebirge, die schon den Tauriskern bekannt waren, lasse» vermuthe» , daß die Römcr die Lage eines Pnnctes nicht unbeachtet werden gelassen haben, dem sie bei ihre» Fahrre» »ach Norden nicht answeichen konnten, der ihnen eben deßwegen mannigfache Vortheile an die Hand bot, und auf den sie daher eine ihrer Eolonien verpflanzte». Zudem lehrt uns ja die Geschichte, daß die Römer in die von ilnien eroberte» norisehen Provinzen Ar beiter i» den Bergbau schickten, vo» »reicher Regel die reichen Goldader» des Möllthales wahrscheinlich »icht allsgeschlossen sei)» werde». Vergeblich würde» wir nach den Schicksalen die-ses Ortes aus den Zeiten ihrer Herrschaft frage». Jahrhunderte waren vergangen, nnd stitt und nngekannt lag Obervellach in, Schooße nnd an, Fnße seiner Gebirge. Erst dann, als die Reichthümer des Möllthales an Gold nnd Silber ringsnm aufgedeckt waren, als der Me»sch nach allen Seiten hin in die innere Finsterniß der Berge drang, nnd den nnerineßlichen Gewinn aus verborgenen Schlnchten nnd ans den nnbesuchtesten Regionen ewige» Schnee's lind Eises hervor zog an das Licht des Tages; als Tausende vo» Hände» geschaf tig ware» , die aufgefundenen edlen Erze von ihren Schlacken zu reinige:,, lind an ihren» schimmernden Glänze sich ergö'ljten, das Maß seiner Bedürfnisse erhöhen zu können, crst dann trac Obervellach ans seiner bisherigen Verborgenheit, lind ward selbst znlelu der Eentralpuncr für alle montanistischen Gewerken und Arbeiter nicht nur Kärntens, sondern auch für Krain, Tirol und Eteiermark. Von nun angefangen wnchs mit seiner zunehmen-den Bevölkerung anch seine Häuserzahl, sein Wohlstand und sein Glück. Die größte Blühte desselben prangte für Obervel-lach in der Mitte des l lt. Iahrhnndertes. Da standen in seiner Nähe 7 Grüben auf Gold nnd Silber im reichen Betriebe. Die Zeit verrann, nnd mit ibr floh der Segen des Berges. Oede nnd verlassen stehen die Stollen, nnd was uns die Gegenwart zeigt, sind wehmüthige Erinnerungsmale a» eine verlorene glückliche Vergangenheit. Noch steht das Dorf Dürre »v ei lach, hart,an Obervellach, zu beiden Seiten des Ka-ponikbaches; aber es steht anf den Hügeln der Schmelzschlacken, die alls den Silbererzen der Winnerleiten erzeugt wurden. Sie sind nn» kaum einen Schuh hoch mit Erde bedeckt, nnd die Schmelzhütte selbst stebt in abgerissenen und theils verkauften Trümmer» vor nnser» Blicken. Die zehige Seilerbrücke, über welche jene Erze nach Dürrenvellach befördert wurden, trägt gegenwärtig den bedentnngslosen Namen der Silberknopfbrücke. Um den schmerzhafte» Verlust der Vorzeit doch einiger maßen zu milder», erhielt Obervellach verschiedene andere Vor-rbeile. So z, B. unterm l.',. Juli !.'»!<» durcl) Kaiser Marinn^ lia» I. das Privilegium ^ur Abhaltung eines Wochemüarlte), 211 und zw.n' ail, Samstage ^>^>^ Woche. Eben so beivilligte Kai set' Ferdinand l. in, Jahre >,>.>? die freie Richlerwahl, lind verlieh de», Markte einen Wappenbrief. Diese BegiuistiglMgen sind von del, sp.ueren Kaisern, Joseph I,, Karl ^ !. und del' Kaiserin Maria Theresia bestätigt worden; so wie endlich alle obige Freiheiten auch von Kaiser Franz l. hochselige» Andenkens, ddo. Wie» anl 15. Februar l?i>4, ihre volle Bestatigimg er-hielten. Auch die I»stiz ' l>i,d Polizeiverwaltung scheint sich auf sn'lhere Zeite» zu grüude», denn der Markt Obervellach, als mmiittelbar landesfürstlich, wird eben so, wie andere freie Städte lind Markte, zu de» abgehaltetle» Landtagen iin'ttelst besonderer Einladungsschreiben vorgeladen. Uilter den Merkwürdigreiten von Obervellach nimmt die Pfarrkirche zum heil. Martil, luit vollen, Rechte. de>, ersten Rang ein. 24'/. Klafter Ia»g, 10^, Klafter breit und 10 .Klafter hoch, ist sie il, ihrer gothischen Bauform, oh»e S.ul-lru, eine der schönsten ^anokirchen Karutei,s, obgleich anch sie bei verschiedeller Gestalt und Hohe ein gemischtes Alter verrath. Das In»ere der Kirche enthalt mehrere Sehenswürdigkeite». Prachtvoll ist die Monstrance von gut velgoldetem Silber, »nt ?)laute», Nubineu und Smaragden übersäet. Die ^u»a enthalt eine hassling von groben Brillanten mit einer Nose von diesem edelsten Gestein. Diese Pretiosen waren der Brautschmuck. einer Grafin von Stampfer, den s«e zur Ehre des Allerheilig sten zur hiesige» Kirche testirre, und die auch das Gefäß selbst, i» welches dieselben gefast find, ill Wien aus Eigenen, hatte anfertige» laffe». Kärnten hat kaum etwas Aehnliches auf-zuweise». Ebe» so besitzt die Kirche eiu Bild auf Hol; gemalt, die heil. Familie vorstellend, Es wurde von Kunstkennern schon oft aufgesucht, von jedem derselben bewundert; aber der Name des Kunstlers blieb unbekannt. Man will die Meisterhand des Malers Ig»az Schoreel in den, Gemälde entdecken. Eine weitere Zierde der Kirche »nd der Kunst ist die Orgel mil :»2 Registern, und ein aus Erz mit viele», Silberzusatz gegossenes Monument des Johann Ada», Stampfer von Wal-chenberg, der hier am lt. Juni l<>;»5 gestorben ist. Nicht un-interessant ist das Ehorgelauder von durchbrochener Steinarbeit und vier gemalte Feustertafelu, mit dem Jahre 1515 bezeichnet. Dasi die Kirche in Obervellach sehr alt sey, ja selbst bis in die ersten Jahrhunderte, des Ehristenthums Hinansreiche, geht sowohl aus Hansiz, als auch aus der Ossiacher Ehronik (iü>-!>,>' ,ni!l»^!!!>>,!.) hervor, wo der Kirche St. Martin in V''>>illegger :c. öfters vor. Für den Unterricht der Jugend in einer ordentliche» Schule wurde zu Obervellach fchon zu ei»er ^eit gesorgt, wo der Be-stattd dieser Wohlthat noch in de» wenigsten Orte» Kärntens »achgewieseu werdeu kann. Man liest in einer alte» Urkunde, das« der Schulmeister und Bürger zu Vellach, ^iebhart Neiler, am Fral,eutage (ni>!>< ,>.l!<5 !>!iü >!><>) lZ1>^ eine Stiftllug machte, so wie m.n» auch auf den Unterhalt d>-5 Lehrers durch spätere Donation bedacht gemelV» ist. Gegenwärtig wird hier der Jugendmtterrichr in einem eigene», durch die Guade des höchstens Patrono im Jahre 1.^0 uen eingerichtete» Schul-hause i» zwei Elaff/» erteilt. Zur Ilnterstühung armer Bür-gersleule ist ein Spital vorhande», dessen Ursprung zwar nicht mehr bekannt ist, welches aber schon vor mehr al5 .^<)(» Jahre» bestand, und seine Eristenz durch die Wohlthätigkeit eiuiger Ge-»leinde^ Jusassei, erhalten hat. Obervellach ist der Sih der Bezirk^obrigkeit dieses Na-mens, eineo inonrauistische» Waldautteo, und des Möllthaler Decanateo. Ein schön gelegenes, ebenfall? an der Sonnseite im »ene reu (^eschniacke nördlich vou Obervellach prangende? Gebäude ist da? Schloß Trabn schgen. Die ersten bekannt.'» Eigen-thinner desselben waren die Herren voll Khiinburg, uud Bai-ryasar vo» Khiiubllrg erscheint 1464 als Stifter Alls die Khnnburge folgten in» Beslhe dieser Herrsch.ift die Grase» Will-Ulan», »ach ihue» die Grase» vou Atrems, »nd zu Ende des 17. Jahrhunderte? die Familie der Stampfer von Walchenberg, uuter denen Trabnschgei,, »vie es jetzt besteht, erbaut wurde. Im Jahre 180:! ging diese Herrschast an ei»en Grase», vo» Bathiani), von diesem im Jahre l^l.'l a» die drei Theilnehmer-. v. Ehrfeld, ^ar uud Mulli über, uud endlich an diesen fetzte-ren allein. Das Schloß Trabuschge» enthält als ei»en Theil des In-ventars »ach Gottlieb Stampfer eine prachtvolle Sammlung von Knnstgemälden, theils Eopie» alis der Mimchner Galierie von der Hand Fromillers, theile Origi»alien. beider hat si^ schon Hallptverllist«! erlitten. Der Plafond des obere» Saales ist ebeusall? von Fromiller i»> l><^i-<> gemalt. Unter dem Schlosse östlich auf eine», mäßige» Hügel steht eiu alter Th»rm (Faul-thurnt, a»ch Kegelthur», genannt) oh»e Ei»ga»g. Er ist dem Fürsten vo» Porzia lehubar, nnd diente i,» Mittelalter zu Ge-fauginsse». Auch die Freiherrei, vo» Sterobach, alo Besitzer der Herr schast Oberfalkenstein und des adeligen Gutes Groppeustei», ha^ be» im Markte Obervellach eiu Hauo, dicht am wilden Kapo-nikbache angebaut. Man nennt es die Burg. Es enthält die Wohuuugei, der Beamte» uud die Kauzleieu. Unvergeßlich fur Obervellach und die Umgebung wird das Wirke» der »u» ausgestorbexen Familie der Grafen vo» Stau,-pfer bleibell. Gottesfurcht uud Frömmigkeit, verbunden mit großherziger Mildthätigkeit, habe» ihmn selbst bei lommexden Geschlechtern eil, uuvertilgbares Dexkmal der da»lba,steu Rü^l eriuuerung gegrü»det. M a l l» i tz. ^^ir verlasse» »un alls eim'ge Zeit das »lltere Möllthal, werfe» auf der Höhe des naheu Kalvarienberges bei Obervellach (nicht »»interessant wege» der dort befindliche» schö»e„ Gemaide) noch einen Bliek des kurzes Abschiedes auf dasselbe zurück, lenken unsere Schritte aufwärts gegen Norde», uud ziehen dem stille» Thale der Malmi) entgegen. Aus der Tiefe zur linken hört mau das wilde Tosen des Maluitzbaches, oer hier im ga^ heu Abstürze Hunderte vo» Gaskade» bildet. Ei» schö»es Bild des vielbewegten, oft gehemmten Bebens; w.^reud zu gleicher Zeit an derselben Seite über die beinahe kahle Fläche des Berg-abhanges ei»e O.uelle alls bedeutender Höhe herabriesell, lind wie ei» Silberband a» ihr hängt, bis slr^ da»er» in dieser Gegend die Tage des sreudigeu „»gestörten Ge»usses. Kanin drei Monate blüht sie im saftigen l^rnn ihres lippige» Alpenschnmckes, »nd scho» kommen friiher, als irgend andersll'o, die Vorboten des feindli-chen Winters, breiten ihr kalces Tuch über diefe reizenden 5!»-ren, mache» das Leben lliiler ihn» erstarre», »nd nnr erst der wiederkehrende Strahl der weißeren Sonne des Sommers vermag die Natur an dieser Stelle ans ihrem Todeoschlummer zn ivecken. llnd selbst diese wenigen Monate sind nicht frei von plötzlichem, oft furchtbare», Wechsel der Witterung. Die hohe» Tanern, die wir rechts nnd links im Hintergrnnde von Malnil) herabblicken sehe», sind niit ihren Schnee- lind Eisfeldern die Erzeuger »nd Spender fortdanernder Gefahre». Vo» ihnen herab henlt der Stnrni, durchschauert das friedliche Thal mir schneideilder Kalte selbst in der Mitte des Sommers, nnd laßt als zerstörenden Zeuge» seiner WlK geweiht, nnd bald daranf hielt P. Freyt, Priester aus der Gesellschaft Jesu und Missionär in Malnih, der Erste die gottesdienstliche Verrichtung. Auch besteht hier eine sehr zahlreich besnchte gut bestellte Schule. Wir treten min in das Dorf Malniß selbst, »nd stehen hier an, Zusammenflüsse zweier Gebirgsbäche. Der Eine, vo» dem die ganze Gegend den Namen trägt, fuhrt in nordwestli' cher Nichtnng in das sogenannte Nas-feld, wo er entspringt; der andere, der Seebach, fliesn im weiten Bogen gege» Osten ans den» La ssa cher. Win k'el, de» das Säuleck, die Hochal-pen, die ungeheuren Gletschermasse» des große» n»d klei»en Elend, und an der änsiersten Grenze der riesige Ankogel umstehen. Wir wende» nns ihn» entgegen. Heilige Schauer erfüllen die Brust desjenigen, der hier einfan, wandelt, inmitten der erhabensten Natur, währe»d ihres geheiumif!volleu Schweigens! Jede Nuckerinnerung au das Verlassene erlifchr in sei»em Innern. Ihn erfasic die Allgewalt der Gegenwart. Staunend blickr er hi»an zn lenen Ursorinen der göttliche» Schöpfnngskraft, die »n't »ie lächelnde»» Ernste ihre Häupter in den Aether taxchen. Ein Pnnct, ein Nichts gcge» ihre Gröf:e, fühlt er in Demuth seine Ohnmacht. Doch, nur Momente sind es, die ihn anf diese Art zn erdrücke» drohen. Sei» Geist siegt über die Schwache des Körpers; seine Seele erhebt sich »ber die Beknmmernisse des Daseyns und mit trinmphirender Kraft dringt er hinanf zn jene» verlassene» l^ipfel», durchforscht ihre Natur, bereichert sein Wissen, wird sei»er selbst sich wieder bewußt, «mb kehrt stolz zurück von ihnen, die seinem Geiste reiche Nahrung gegebe». — Offenbar der schönste, der edelste Lohn, den der Mensch ans der Betrachtung der Natnr zn ziehen vermag! Doch nicht die Gestaltung der Gebirgsformen allein ist es, die nns hier inc^ressire» darf, auch ein merkwürdige? Denk-mat des geschichtlichen Rückblickes «nacht u»s diesen Theil derselben wichtig. Es ist der sogenannte Heide» weg über de» Korntaxern, offenbar ein Werk der Tanrisker, der Urbe-wohner jener Gebirge. Der Korn- oder Hochtanern liegt westlich vom Aukogel. Seine Höhe beträgt 8000 Fnf;. Von Malnii) bis a» seine» Fnsi dnrch das Stapiftthal gelangt man i» einer Stunde. Hier liegt der kleine, sogenannte schwarze oder Malüitzer See, reicb an Forellen nnd köstliche» Saiblinge», von denen die Herrschaft Trablischgen jährlich 2 - - .". Zentner über den Kor»tanern nach 213 Bad Gastein von Trägern befördern laßt. Die Gegend selbst heißt der Seeboden, und bietet eine der geinachlichsten Gems-jagden des Gebirges. Nahe am See übersetzt »nan eine Brücke und steht a», Fuße des Hochtauern. Von hier beginnt der Heidenweg (auch alte Saumschlag), »vie mail ihn nennt, ob-gleich in dieser tieferen Waldregion noch keine Spuren einer künstlichen Straßenanlage zll entdecken s>nd. Erst ans del» Al-pellweiden über ihr zeigen sich mehrere Reste eines sanft ansteigenden, mit Rasen überwachsenen, 3—4 Fuß breiten Weges. Uubezweifelte Denkmale der Rom er straf«e finden sich jedoch in dem (Gerölle unter den Schein brett er n, ein steiler alisgezackter Felsenkamm, der einen großen Theil der Spitze dieses Tauern einnimmt. Hier gewahrt man schon beträchtlich lange Strecken ^), die im Zickzack sanft sich erhebend, zwischen den Granit-, Schiefer- und Kiesel-Bloßen, die recht-) und links in wilder Verwirrung aufgethürmt liegell, unter den schroffen Wanden der Scharte, dem Uebergangspuncte in's Salzbllrgische, entgegenführen. Der Weg ist da stellenweise mit 2 —?l Schuh hohen, trockenen Mauern gegen die Tiefe unterbaut; meistens 6 — 8 Fuß breit, mit tafelförmig sich blätternden Steinplatten gepsia-steri, und mit feinen» Grase überwachsen. Die vorübergegangenen Jahrhunderte, als eben so viele Zerstörer der Gebirgswande, haben an diesen» Menschenwerke zahlreiche Verwüstungen angestellt, so, dasl man an vielen Stellen keine Spur mehr von demselben entdecken kann. Ob die noch vorhandenen, deutlich erkennbaren Radereindrucke an dein Schiefe» boden von Wagen herrühren, wäre eine Behauptung, die sich llicht erweisen läßt. Auf der kärntnerischen Seite, beiläufig eine halbe Stunde unter dem Uebergangspuncte, befindet sich in einem Bassin von Gramtfelsen der sogenannte kleine Ta»ern-See, dessen Obenlache zum Theile mit ewigem Eise bedeckt ist. Von diesem münden sich gegen den Bergabhang zwei natürliche Candle. Ueber einen derselben geht die alte Straße mittelst eines gepflasterten Weges; der andere hingegen tonnte auf diese Art, nicht geschlossen werden, »veil sonst die Gewässer des See's keinen Abfluß gehabt, und sonnt die Straße gewaltsam durchbrochen haben würden. Hier geht sie nun durch die Tiefe unter das Ei?, und kommt jenseits wieder zu Tage. Von da zieht sie um einen felsigen Hngel in sanften Windungen der Scharte zu, und kömmt anf salzburgischen Boden. Von da abwärts senkt sie sich in die Tiefe des Anlaufthales, und verliert slch endlich bei der Erinnerungs- oder ^angbah» brücke daselbst mit dem Wege, der von hier über Po'ckstein hinaus in das breite Thal von Gastein führt. Auch anf salz-burgischer Seite soll dieser Römerweg an vielen Stellen ebenfalls nicht nur erkennbar, sondern in, Kahr des Todtenstein mit einer, mehr als mannshohen Schül)mauer gegen die Tiefe unterbaut seyn. Die Bergbaulust der vergangenen Jahrhunderte verursachte im Möllthale, besonder) zu Zeiten der Römer, auch einen häufigen Verkehr mit dem Mutterlande. Daraus laßt sich mit vieler Wahrscheinlichkeit erklären, wie die Römer, die durch die Hindernisse der Natur slch durchaus nicht abschrecken ließen, wo es galt, eine« wichtigen Zweck zu erreichen, es nothwendig finden tonnten, diese» beschwerlichen Weg über eil» so hohes, nnwirthbares Alpenjoch anzulegen. Auch noch in späterer Zeit scheint dieser Saumweg häufig benüht worden zu seyn, besonders damals, wo der Handel mir Getreide, Wein, Branntwein, Essig, Oel, Honig, getrockneten Früchten, Flachs, Blei, Eisen, Seidenzeugen, Spezereien und del'gl. in das Salzburgische, -- mit ^eder, Leinwand, Holzwaa-ren und Salz herwärts noch bedeutend war. Da zogen ganze Earavanen beladener Pferde durch Obervellach, wo noch ,eltt *) Siehe „Earinthia" »839, Nr. 42. eine Gasse, in dcr man sich sammelte, die Sanigasse heißt. Als aber der Transport dieser Waaren und selbst der des Salzes andere minder beschwerliche Straßen gefunden hatte, horte auch die bisherige häufige Benützung dieses Weges allmahlig auf, und nur Einzelne vertrauen sich lind ihr Gut seinen Gefahren, selten jedoch in» Sommer, sondern meistens nur in, Winter, wo Eis und festgesrorener Schnee den ganzen Gebirgsabbang mit ihrer glatten Flache überziehen. Da geschieht es nicht selten, daß kühne Waghälse auf einem Brette, das ihnen statt des Schlittens dient, mittelst eines Strickes und großen Stockes, nothwendig zur ^enknng, die entsetzliche Höhe, von 8000 Fuß bis in die Sohle des Stapitzthales in der nnglaublich kurzen Frist von kaum mehr als einer Viertelstunde zurückzulegen. Gerue und häufiger wird dagegeu der niedere oder Naß-selder- auch Mal ni tze r-Tanern gewählt und erstiegen. Ein Weg, dem ^aufe des Malnihthales entgegen, fuhrt iu einer Dauer vou ,'! Stunden ^ängc durch enge Schluchten zu seiner Höhe zwischen dem Gelnskogel und der Ramingspitze. Dort steht seit der jüngsten Zeit ein gemauertes Haus, zum Schufte der Reisenden erbaut, und wird von Malniy aus mir den nöthigen ^ebensuntteln versehen. Bei verführerischen Nebeln lind während der Gewirterstürme ruft deu Wanderer seiue Glocte. Auch eine Stunde unterhalb findet er eine gemauerte länglichte Kapelle, hinreichend Raum bietend dem Ermüdeten und Obdachlosen. Was übel Haupt von allen Alpenreisen gilt, findet insbesondere in erhöhten» Grade seine Anwendung auf die Reise über dieseu Tauern. Unverläßlich und oft trügerisch find die Geister der Gebirge. Darum sind keine Vorsichtsmaßregeln außer Acht zu lassen, und dort, wo die eigene Erfahrung nicht ausreicht, der Rath der Einheimische» zu befolgen. Eigensinniges Verfahren aus oft beschränkten Ansichten hat Manchem schon den Tod gebracht in j^nen Regionen. Auf der Seite von Salzburg führt der Weg zunächst über die große Mulde des Naß fei des, einst der Boden eines ttrwild-See's, der aus den Schnee- und Eisfeldern der Schlapperebene und des Höllkahr's seiue nnversiegbare Nahrung empfing. Gegenwärtig ist sie mit ihren Gebirgsabhangen umher eine große vortreffliche Alpe. »Alle Füße lind Schultern der Berge," sagt Muchar, „alle Thäler lind Kahre bis an das Gletschereis und die ewige Schneewelt hinan, sind mit einem grünen Teppiche aromatischer Weide überfüllt, welche mehreren Tausend Stücken Vieh, 4000 Schafen, Ziegen und Böcken, 200 Kühen, 200 Pferden, über 200 Galtrindern in» Sommer hindurch Futter gibt, und mit 21 Sennhütten besetzt ist." Vor dem Jahre !57!t wurde diese Alpe ausschli'eßeud von den Kärntnern beuützr, „bei anwachsender Bevölkerung in der Gastein aber wurden sie daraus verdrängt, »veil die Gasteincr behaupteten, daß ihnen der Nutzen um den Ursprung der'Ache gebühre, nach-dem sie deren Verheerungen so oft erdulden mußteil" (Koch Sternfeld). Die gerichtliche Urkunde vom obigen Jahr bestätigte ihr Recht. Kein Freund erhabener Natur versäume die Wahl eines geeigneten Standpunktes alls der Fläche desselben, Uni den Riesen-Reigen der Tauern zu bewundern, die hier in voller Majestät das Naßfeld umgürten. Die weitere Verfolgung des Weges führt uns an dein Schleierfalle, dem Bären- und Kesselfalle vorüber, prachtvolles Schauspiel der unerschöpflichen Natur, in» höchsten Grade lohnend jede Stunde der Betrachtung, vorzüglich dann, wenn wir unsern Srandpuncr in der Nähe des Schleierf.'.lles bei der sogenannten »Steinkanzel" nehmen. An der Aufzngsmaschine des Radhallsberges vorbei, gelangen wir nach Pöckstein, und von dort nach Bad- und Hof-Gastein. So lange der süddeutsche Haudel blühte, lind auf der Tauerukette reiche Gold- uud Silbermiuen aufgeschlossen blieben, erhielt dieser Saumweg auch merkantilische Wichtigkeit. Als aber Venedig's Seemacht und Handel dahinschwanden, 54 2R4 und der Bergsegel» versiegte, verödete auch er. Jetzt dient er nnr einzelnen Reisenden oder Eurgästen aus Gastei», die tagelange» Ilmweg ersparen wollen, oder den Trieben von Zng-und Schlachtvieh. Von Waaren geht größtenrheils mn' Getrei' de aus Oberkärnten nach Pöckstein, nach Bad- und Hos - Gastei» , und in's obere Pongau und Pinzgau hinab. Nicht ohne Interesse und Theilnahme ist in dieser Beziehung zn sehen, wie die unverdrossenen, fleißigen Bewohner von Malnitz das Getreide über den Tauern liefern. Drei bis vier Vierling (ungefähr 5—6 österr. Metzen) Korn oder Weiften werden auf ein Saumpferd gelegt, und dazu binden sie noch ganze Bündel Fichten - und Tannenäste. Damit erklimmen sie, meistens Mehrere in Gesellschaft, den Tauern. Ist der Schnee noch nicht hart genug, so bringen sie ihre Binden entweder ganz nach Pöckstein, oder noch weiter hinüber; denn unter solchen llm-standen ist es für Vieh und Menschen bei trübem Wetter am gefahrlichsten, deicht ist da die rechte Bahn verfehlt; oder es halt der Schneeboden nicht festen Tritt, das Lastthier verliert ermattet das Gleichgewicht, und dann stürzt Alles rettungslos in den Abgrund, Hat aber der Schnee im strengen Winter ober selbst in» Sommer die gehörige Festigkeit erreicht, so werden an» Gipfel des Tauern die Thiere entlastet, die Getreidesacke auf die mitgebrachten grünen Aeste gelegt, bis zu einem gewissen Puncte von Menschen fortgeschleppl, dann losgelassen, worauf sie mit Blitzesschnelle in die Tiefe fahren. So geht es sort, bis alles Getreide heruntergeschafft ist. Indem sie die Pferde mit einem Begleiter wieder heimwärts senden, sehen sich die übrigen Führer auf die letzte Ladung selbst, nnd fahren mit ihr auf die gleiche Weise den steilen Berg hinab. Vorne sitzt der stärkste nnd gewandteste Mann, der mit einem großen eisen-beschlagenen Stocke die ganze Fahrt leitet. Sind sie zur Tha-lessohle gelangt, so ziehen sie die Last entweder eine Strecke lang fort, wenn der Boden es gestattet, oder sie tragen vier lingweise (beiläufig einen Zentner schwer) dieselbe an Ort nnd Stelle, so daß sie oft bei der grimmigsten Kälte des Winters pom Schweiße triefen. G r o p p e n st e i ^er zweite Sitz adeliger Geschlechter aus den Zeiten des Mittelalters, dem wir bei unserer Wandernng durch das Moll-thal begegnen, ist die Ritterburg Grop pen stein. Eine Viertelstunde von Obervellach entfernt, sehen wir sie dort, wo über den Malnihbach eine Brücke führt, zur rechten Seite der Straße, anf einem Glimmerschiefer-Felsen thronen, dessen senkrechte Wände an zwei Seiten bei 50 Klafter hoch emporsteigen über den Wellen des Wildbaches, der seinen Fusi, einen natürlichen Wassergraben der Burg bildend, raulchend nmsiießt, und bald darauf gegeu Süden in die Moll sich ergießt. Die Zeit ihrer Erbauung und ihrer Schicksale bis zum Jahre 127! liegt im nnenthüllten Dunkel, und keine Geschichte hat es bisher aufgehellt. Erst von jenem Jahre angefangen sprechen die Beweise durch Urkunden. Ihnen zu Folge war die Familie der von Groppenstein bis zum Jahre I486 im Besitze dieser Burg, wo mit Eonrad dieses Namens der Manns-stamm dieses Geschlechtes ausstarb. Käufe, Schenkungen, Belohnungen, Stiftungen und Zeugenfchaften, das sind die Be-richte, die wir aus einer Reihe von 200 Jahren von den verschiedenen Gliedern dieser Familie kennen lernen. Arm, wie ihre Zeit, waren auch ihre Thaten. Von den Groppensteinern ging der Besitz dieses Schlosses an die Khevenhüller (nachherigen Grafen von Frankenberg), sammt den Burgfrieden und allen Rechten und Gerechtigkeiten, eigenthümlich über. Bartlmä Khevenhüller (Graf zu Frankenberg) und seine Gattin Regina, geb. Freiin von Thanhausen, erscheinen als die letzten Besitzer aus dem Hause der Khevenhüller; denn durch seine zweite Gattin Anna, geb. Gräsin von Schermberg und Goldegg, fiel dieses adelige Gut in den Jahren 1580 an die Grasen von Schermberg. Von diesen ging es durch einen unbekannten Erwerbstitel an die Fugger, Grafen zu Weisienhorn und Kirchberg, als Eigenthum über. Nach ihnen erschienen im Jahre 159 l die Herren von Hollenegg im Besitze; Adam Jakob von nnd zu Lind auf Rakonitz im Jahre 1644, dessen Erben dieses Schloß am 7. März 1667 an Christoph Unger verkauften, der es noch selbst bewohnte, und nach kurzen» Besitzthume am 5. Februar 1693 an die Familie der Freiherren von Sternbach, namentlich an Anton Wenzel, kauflich überließ, die noch gegenwärtig im Besitze desselben ist. Größtentheils noch wohlerhalten, ja selbst bewohnt in ihren Ränmen, ist es auch lohnend, sie näher zu besichtigen. Der Weg führt rechts von, Wirthshause an der Raufen, hart an der Brücke über die Malnitz zu ihr empir. Er ist durch-aus in Felsen gehauen und hat noch jetzt zu beiden Seiten eine zwei Schuh hohe Schutzmauer. Am halben Wege zur Burg steht rechts die Kirche Groppenstein, nun ein Filiale von Obervellach. Etwas unter dieser Kirche sieht »nan die Ruinen des Hauses, in welche!» der Schloßkaplan wohnte, von dessen Dotation noch jetzt einige znr Herrschaft Groppenstein gehörige Unterthanen den Namen der „Sch lo ß kapla n eier" führen. Der Felsen, sammt der Bnrg anf ihm, steht bloß ander Westseite mit den« Bergabhange in Verbindung; denn hier befindet sich die einzige Eingangspforte in der hohen, dicken und mit Schießscharten versehenen Ringmauer, von der die Hauptgebäude der Burg eingeschlossen sind. Längs der ganzen Ver-bindnng derselben nut dem Berge lauft ein Wassergraben, der nach Aussage der Nachbarn noch vor 60 Jahren mit ab- und zufließendem Wasser versehen gewesen seyn soll. Ueber denselben führt eine Brücke in den Schloßhof. Sie liegt dermalen fest, konnte aber früher durch die an der Mauer noch besindliche hölzerne alte Rolle aufgezogen werden. Das Schloß selbst bildet ein länglichtcs Viereck von zwei oberen Stockwerke!». Die unteren 'Abtheilungen sind sämmtlich aus dem Felsen gehauen und im besten Zustande. Im ersten Stockwerte befindet sich ein Saal mir zwei Nebenzimmern. Diese Letzteren sind ganz mit Zirbenholz ausgetäfelt. Im zweiten Stockwerke ist der Rittersaal mit einen, Nebenzimmer. Merkwürdiger jedoch, als das Schloß, ist der vor demselben stehende Thurm, erballt in, regulären Geviert. Er hat die bedeutende Hohe von 30 Klaftern, 6 Klafter in der Breite, und die Mauer desselben ist 7 Schuh dick. Vom Boden bis zu einer Hohe von 8 Klaftern ist er ganz geschlossen, und stand erst in jener H?he durch einen Gang mit dem Schlosse in Verbindung Von diesen, Eintrittspuncte in den Thurm, der gegenwärtig nur mittelst einer hohen Leiter zu erreichen ist, theilt sich der innere Raum in zwei Stockwerke abwärts, deren Mitterbödeu bereits eingestürzt sind, und in fünf geräumige Etagen aufwärts, die, mit schlechten Uuterböden versehen, durch steinerne Treppen in Verbindung standen. Die vom dritten in den vierten führte durch eiue Höhlung in der Malier. ^ Einige Schritte nördlich von, Schlosse ist ein Staub-punct, vorzüglich geeignet für die Betrachtung eines höchst interessanten Schauspieles. Hoch überragend umhüllt dort das schwarze Gestein mit schauerlich nächtlicher Dämmerung die brausenden Gewässer der Malniß, die hier einen prachtvollen Absturz bildet. 2II T ö b r i a ck. »'«'»sern von Groppenstein liegt nördlich von der Straße alls mäßiger Erhöhung das kleine Pfarrdors Sobriach. Die Kirche daselbst soll, einer alten Sage zu Folge, auf deu Trülu-iner» eines heidnischen Tenwels erbaut, und >»it St. Pete» in, Holz a», Lurnfelde, eines der ersten christliche» Gotteshäuser ill, heutigen Oberkarnte» gewesen seyn. Si»,' selbst ivurde im Jahre 1496, ihr 7lltar aber erst !'»16 eingeweiht, lind erhielt in» Jahre 1823 ihre gegenwärtige reuovirte Gestalt. Nordlich, dicht über dein Dorfe, stehen auf der Spitze eiues Bergkogels die Ruinen des Stamiuhauses der nun langst ausgestorbene» Ritter von Sobriach, rühmlich bekannt i» der (Geschichte von Kärnten und Krain. Von dem ganzen Gebäude ihrer einstige» Burg sehen wir zetzt nichts als einen einzigen unter den, Namen der Thurm-Mauer bekannten Ueberrest. Hohe Fichtenstämme, Geburten verlassener Einsamkeit, überschatten sie mit ihrem düstern Dunkel. Bleibender jedoch, als durch den stolzen Bau ihrer nun längst gebrochenen Veste, bewahrten die Edlen dieses Geschlechtes das Andenke» ihres Namens durch Thaten vor Vergessenheit. Am hervorragendsten von ihnen ist Sigmund von Sobriach, ^andes-hauptmanu in Kram und Herr zu Mokritz. In dem be-rühmte» 'Aufgebote von» Jahre 1446 gegen die Ungarn, wo die edelsten Familien aus den Bauden Steier, Kärnten und Krain mit Gemeimmn und Thatkraft, ^eib und Blut und Habe freudig den, bedrängten Vaterlande weihten, war es Sig-muud, der »lit ihnen zugleich bei Radkersburg sich besonders ausgezeichnet hatte. Von seinen beide» Sohne» stiftete Ehri-stof am 19. Febr. 1514 das Benefi;ium zu St. Magdalena im Dome zu i/aibach. Das Patronacsrecht hierüber soll nach seinem und seiner Erben Ableben dem Bischöfe von ^aibach zustehen, und er verspricht auch, gedachte ^ehengüter von dem Van-desfürste» zu ledigen (Valvasor). Die früheren Ritter von Sobriach finden wir vom Jahre 1271 bis 1459 als Zeugen, Stifter und unter sonstige» Verhältnissen. Achaz vo» Sobriach, ein Kärntner aus dem Ritterstande, war um das Jahr 1500 Bischof von Triest. Nach Megiser vertauschte Heinrich vo» Sobriach schon 1280 seinen Gefchlechtsname» mit dem von O schieß. Die allzeit geschäftige Tradition hat ihren schuldlosen, kindliche» Zauber auch über diese Gegeod verbreitet. Der niedrige Gebirgszug jenseits der Moll, zwischen Obervellach und Sobriach, heißt der Lauusberg. Dorr soll eiust eiue gleichnamige Burg gestanden seyn, deren Reste aber längst spurlos verschwunden sind, so wie die Namen und Thaten ihrer Bewohner. Die Sage erzählt nun, vor grauen Jahren sey an der Stelle des jetzigen unteren Mollthales ein See gestanden, aus dem die nachbarlichen Burgen von ^aunsperg mid Sobriach hervorragten. Ueber die Wogen jenes See's nun soll ein Laun-sperqer der Tochter eiues Söbriacher, wie Leander und Hero, nächtliche Besuche gemacht habe». Flattach. »^»och vor cinein Jahrhunderte hatte dieser Ort, eine Stunde westlich vo» Sobriach, hart an der Seite unseres Weges, »och ein unbedeutendes Kirtl'leiu, ohne eigene» Priester, die ganze Gemeinde war der Pfarre Obervellach einverleibt. Da sich jedoch der Erzbau in der nahen Fragaut in kurzer Zeit zu ei- ner erfreuliche» Höhe gehoben hatte, zeigte sich auch das Bedürfniß eines eigenen NeligionslehrerS. In ^olge dessen wurde die bisherige Filialkirche zur selbstständige» Pfarre erhoben Johann Gottlieb Graf von Stampfer, Inhaber des Bergbaues, in thätiger Wirkung mir der Gemeinde, lies: die dortige Kirche erweitern, das Pfarrhaus bauen, und dotirte am lO. April 17»!? durch ein au der Herrschaft Trabuschgen radicirtes Kapital von 4000 fi. — ursprünglich de» Ortspfarrer. Eben jenes früher erwähnte Steigen der Moll, in ^olae der Regengüsse am 20. Sept. 1840, erzeugte auch i» F!aicach einen Grausen erregenden Anblick. Dieses Dorf zahlt 20 Hau-ser, von denen nur !i oder 4 bewohnbar blieben. Die Uebri gen waren von Ausien und Junen mit Steinen, Schutt und Schlamm bedeckt. Der Schade» betrug gegen 8000 si. Selbst einige Mensche» wären ein Opfer geworden, würden sie nicht mittelst Stricken von muthvollen Menschenfreunden aus der tosenden Fluch gerettet worden seyn. Aeußere und inner? Fragant. ^ine halbe Stunde von Flattach entfernt, liegt am gleichna migen Bache das Dorf Frag ant. Der Bach selbst entspringt aus den, Murnig-See im Innern des Gebirges gegen Norde», dort, wo a» den Grenzen von Karnten und Salzburg der Trammerkogel mit seinen Gletschern, der Goldberg, der Herzog Ernst u. a. m., als kühne Wächter stehen. Die Gegend, die sie mit ihren Ausläufern längs des Baches umschließen, heißt sammt den beiden Dörfern die äußere und innere Fragant. Wo der Sadingbach mit der Fragaut sich vereinigt, steht in seinen, hohen Thale das Alpendorf Junerfragant. Eine Stunde aufwärts gegen Norde» gelangt mau auch nach Klein - Fragauc, Eigenthum der Freiherreil vo» Sternbach, eine romantische Alpengegend an, Fuße der Wurten. Hier befand sich ein in früherer Zeit nicht unbckaunt gewesenes Mineralbad. Das große hölzerne Badhaus, als Wohnung für Badgäste, besteht noch, die Badküche jedoch, bis aus den ungeheueren Rauchfang, wurde vor 25 Iahreu abgetragen. Die älteste Iahr^ahl, die man unter den vielen Namen der Gäste »och i» der zweiten Hälfte des vorigen Iahrhuudertcs lesen konnte, ^eigt in einem Zimmertheile das Jahr 1626 eingeschnitten. Der lelzte Badmeister, der diese Realität in Pacht hatte, ist im Jahre 1823 von demselben ausgetreten. Die Wasserquelle sprudelt nur einige Schritte hinter den, Badhause hervor, hatte rincn Wasserkaste», der nun auch eingestürzt, und überhaupt die ganze Anstalt sehr verfallen ist. Nichts ist hier unverändert geblieben, als die ewig schone Natur mit ihren zwei herrlichen Wasserfällen in der Nahe, und ganz geeignet zn einer Alpenkur. Anstalt. In der Richtung gegen Westen gelangt man von Imier-Fragant in zwei Stunden zu den», in» Jahre 1689 von einen» Hirten entdeckten Kupferbergwerke an, Knappenberge. Es hat zwei Hauptgänge: d>e Iosephi- oder Fundgrube, und den Sal-vator-Gang. An jeden, wurden 5, an diesem 6 Stollen zugebaut, die 400 und 480 Klafter ^äuge haben. Die Förderung der gewonnenen Erze bis zur Schmelzhütte in Hüttendor-f, gegenüber von Flattach, au, rechten Ufer der Moll, ist eine eben so beschwerliche, als für den Beobachter interessante Arbeit. Sie findet jederzeit nur in, Winter bei hinreichendem Schnee Statt. Zuerst werden die Wege in Bereitschaft geseht, und dann sammeln sich die Arbeiter (gewöhnlich N0 — 40 au der Zahl), jeder mit eiuem Handschlitten und guten Fußeisen versehe», bald nach Mitlernacht an, Erzberge. Das Erz, in grobe Säcke 2RO gefüllt, wird alif die Schlitten geladen. Jeder derselben erhalt zwei, deren Gesammrgewicht bei verschiedener Größe iliehr als 620 Pflind betrat. Ist die Verpackuilg gebörig geschehe», dan» theilt sich der ganze Zug i» drei Abtheillingen, die man Paise» ne»nt. Gegen zwei Uhr Nachts, nach vorhergegange-„em Gebete unl Abwendung eines Unglückes, beginnt die ge. fahrvolle Reife über schroffe und steile Wege abwärt. Nach drei Viertelstunden gelangt man zur sogenannte» Plicher-tratte, wo sich ein geräunnges Erzbehältniß befindet, Nach-del» die großen Sacke geleert, nnd der Inhalt i» kleinere vertheilt worden ist, wird der Schlitte»zug wieder aufwärts in Bewegung gesetzt, und 4 bis 5> Mal wiederholt, woranf der Weg für den tomlmttden Morgen aberuials in de» gehörigen Stand gesetzt wird. Vo» der Puchertratte geschieht die zweite, bei weiten gefährlichere Erzseuduug in schwei»Ieder»e» Sacken ohne Schlitten, »nd dauert eine gute Stunde, bevor sie zur Erz kaun in der innern Fragant gelangt. Dieser Weg heißt die Risten, und die Fahrt auf demselbeli fordert viele Aufmerksamkeit, weun die ga»;e Ladung nicht verunglücken soll. Sie darf nie i» gerader, sonder» musi stets in schlange»förmiger Richtung geschehen, weil dadurch die Gefahr des Aufeiuauderfahreus mehr vermiede», anderseits dein Fuhrer das Zurückhalte» der Last erleichtert wird. Jeder Sackzieher erhält lO gefüllte, uuter sich verbundene Säcke (ü l Al) Pfd.) u»d einen eilften, kleinere» Sack, der ihm als Kutschbock dient. Erst dann, we»n das Erz einmal i» der inneren Fragaut ist, wird es auf Schlitten durch Pferde nach Huttendorf geliefert. Der Klanseukofel und die Steinwand. ^ine halbe Stunde hinter dem Dorfe Fragant gelangen wir zu einer Stelle, die durch eiuen im Jahre 1828 erfolgten Berg absturz eine traurige Berühmtheit erlaugt hat. In der Länge von einer Viertelstunde verschüttete er die Strafte, die Aecker und Wiesel« Nlit Schlamm, Schotter und Steinen, mit großen Felseutrümmer» und Baumstämmen zum Theile thurmhoch. Sie heißt der K l a u senk o fel. Dieser Absturz vom nördlich liegenden Grafenberge sperrte plötzlich alle Verbindung zwischen dem Bezirke Stall nnd Obervellach, und bildete durch seiue, zwischen hohen Berge» nnd der Moll eingeengte Verheerung eine« Entsetze» erregende» Anblick. Erst nach mehrere» Tage», nachdem die lockere» Theile der Trümmermasse sich los gemacht und das wilde Gewässer etwas sich gesetzt hatte, konnte auf die Wiederherstellung des Weges, dieser eillzigen Verbindung mit dei» obere» Mollthale, gedacht werden. Geld und Arbeit wurdeu aufgewendet, die Bezirk^casse erschöpft lind verschuldet, Brücke» u»d Wehren gebaut, Tausende vo» Zug. n»d Hand-Roboten den Insassen der beiden Bezirke auferlegt; aber alle Anstrengung scheiterte au der unbezwmglichen Gewalt des Wassers, das bei jede», Regenwetter eine abermalige Sperre des Thales vera»laßte. Nur ei» Mittel blieb übrig! die Anlage einer »enen Straße über den vorstehenden Felse» des Klausen-kofels, nnd somit die Preisgebuog der am meisten bedrohte» Stellen der fernere» Wuth des rasenden Elementes. Sie war im Frühjahre l8Al vollendet, und mit ihrer Herstellung einem Unglücke ähnlicher Art für die Zukunft begegnet. Eine» eigenthümlichen aber freundlicheren Anblick, als die grause Gegend des Mausenkofels, bietet die sogenannte Stein wand, entfernter von ihm. Am linke» Ufer der Moll zieht sie sich beiuahe eine halbe Stunde lang fort, und ihre kahlen Gneis- nud Gliuimerschieferwände, in allen Formen und Lage» aufgeschichtet, erstrecke» sich biö dicht an das Dorf Stall. Von unteu bis hiuauf zur hochsteil Spitze derselben hat der Fleiß der Menschen diese hohe Felseuwildmß zu benützen gewußt, und jedes, auch das kleinste Plätzchen, kaun, zugänglich und nut etwas Erdreich bedeckt, zu einen» Ertragnisse gebracht. Stall. ^^ort, wo die Felsen der Steinwand westlich sich abdache», erhebt sich ans einer vielleicht tausendjährigen Erdlawine das Pfarrdorf Stall, ehemals Wildeck genannt. Einer Sage »ach soll der Bach, der noch jetzt diesen Ort durchstießt, und von den Hohen des Stiefel- und Somlberges herabstürzt, die Zerstörung von Wildeck veranlaßt, uud nichts als einen Stall verschont gelassen haben; — daher die Benennung. Gemäuer, auf die »»an beim Ackern durch das Pflugeisen gerath (besonders in der Nähe der Kirche), mehrere allsgegrabene Effecten, »nd endlich ein aufgefundenes altes Gemälde (noch bis znn« Jahre 1825 vorhanden), welches das ehemalige Dorf Wildeck >nit einigen schloßartigen Gebäuden vorstellte, geben für die Wahrscheinlichkeit >euer Sage viele Gründe, besonders, da dieses Dorf selbst in neuerer Zeit von den Ueberschwmmmngen dieses Gießbaches noch fortwährend bedacht ist. Ueberhaupt ist die Lage von Stall dnrch die einschließenden Gebirge stets gefährdet. Lauge anhaltender Regen, große Massen geschmolzenen Schnee's, schwelle» die zahlreichen Bäche, die aus ihnen entspringen, zu schneller, furchtbarer Größe an; ja, sie lockern hie u»d da die Berge selbst, und lassen manchmal in entsetzlicher Art ihren Einsturz befürchten. Dieß war z. B. im I. 1826 der Fall, wo Stall, nachdem es sich aus der Asche des vorjährige» Brattdes »och kau», erholt hatte, von den Gewässer» des So»»- und Gußingberges durch den Dorbach anf eine Grauen erregende'Weise mit einer ne»e» Verwüstung bedroht wurde. Alles stürzte in den Tempel des Herrn nnd flehte auf den Knieen um Erbarmuug, Hilfe uud Nettling vor der ge-fürchtete» Gefahr. Glücklich ging sie vorüber. Eine Viertelstunde über dem Dorfe stehen anf einen» steilen Hügel die Ruinen des alten Schlosses Wildeck. Der Umfang der noch sichtbare«! Gnmdmauern läßt auf ihre einstige bedeutende Größe schließen. Der Weg dahin führt über die vor dem Dorfe liegende Bußtratte, an, Rande des So»n-bergcs hinan. Seit mehr als einem Jahrhunderte besitzt die Familie Jobst die Umgebung des Schlosses verebrweise, fällt aber »ach dem Ableben des gegenwärtigen Besitzers au die Herrschaft zurück. Uebr gens bleibt es immer zweifelhaft, ob dieses Schloß jemals Wildeck geheißen habe, denn weder Megiser uoch Valvasor, noch die unglaublich jüngere Iuvavia machen von ihm Meldung. Urkundlich kommt nur das Schloß Stall vor. Wann diese Herrschaft ein Eigenthum des Erzstiftes Salzburg geworden, ist unbekannt. Vermuthlich bald nach der Ehri-stiaiiisiruug des Möllthales »nd der Errichtung der Pfarre Stall. 'Auch ist nicht unwahrscheinlich, daß das alte Schloß durch eiuen der Er^bischöfe erbaut worden, so wie aus Urkunden hervorgeht, daß auf demselben eine eigene Ministerialen^ Familie seßhaft war. I», Dorfe selbst steht das neue herrsch a ftl > ch e S ch l o ß g e b a ude. Die Pf.n're Stall dürfte uuter die ältesten im Lande gehören, uud rücksichrlich ihrer Entstehung sich jenen vo» Obervellach nnd Sagrih anreihen. Sie begriff früher den ganze» Burgfried vo» Stall in sich, und die eigenen Pfarrbezirke St. Peter ll»d Wiukler» ware» ihre Filiale». Daher hatte sie im !3. und l-i. Jahrhunderte 3 — 4 Priester. Im Jahre «336 war hier anch ein Erzdiaco». 2t? Die jetzige Pfarrkirche hat Spuren der gothischen Bauart, soll »eooch nicht die Erste seyn, die hier bestanden hat, nachdem die frühere durch das oben erwähnte Naturereignis ebenfalls zu (Grunde ging. Vor dem Brande im Jahre 1825 hatte sie ei» schönes Glasgemälde, den Pfarrer im Kilchenornate knieend vor den« Altar des h. Georg vorstellend, mir der Rundschrift: »Johann Gebhard, Pfarrer zu Stall, 1520." Das jetzige Nessiugerhaus, auch Grimmg genannt, ist das Stammhaus der vielfaltig ausgezeichneten, altadeligen und frei-herrlichen Familie von Grimnig. Als sämmtliche in Kärnten gelegene salzburgische Herrschaften, sonnt auch Stall, durch den ^üneviller Friedensschluß an das ErzHaus Oesterreich kamen, wurde die Herrschaft Stall bis zum Jahre 1826 durch einen eigene» Pfleger, dem ein Con-trolor beigeg'bel» war, als Cameralgnt verwaltet. In «enem Jahre jedoch wurde sie, gleich andern Staatsgütern, feilgeboten nnd a» Herrn Friedrich Ritter von Kreiyberg mit allen darauf haftenden basten nnd Verbindlichkeiten, mit Ausnahme der Gerichtsbarkeit, die sich der ^andessürst vorbehielt, »m die Summe von 2l,0I5 Gulden Cour. Münze verkauft. Gegenwartig ist sie ei» Eigenthum des Herr» Ferdinand vo» Illitzstein. St. Peter zu Rangersdorf. W i n k l e r n. ^-^ieses Pfarrdorf an der Straße von Stall ist wegen eines Gemäldes merkwürdig, das ein hohes Alter auszeichnet. Es ist auf Holz gemalt, besteht aus einein drei F»ji hohen »nd eben so breiten Hauptbilde mit zwei Seitentheilen, die als Flügelthüren benützt werden, und gegen das Mittelbild zu schließen sl»d. Dieses stellt den Abschied der beiden Apostelfürsten St. Peter und Paul, und die Seiten desselben ihre Todesarten vor. Die innere Seite der Flügel enthalt Scenen aus dem Leben, die äußere aber die Bildnisse der beiden Apostel. Vor den, Bildnisse des heil. Petrns kniet ein Mann, an dessen Seite ei» Wappen (eine Pflugschaufel vorstellend) sichtbar ist. Am Naude sind die Worte: ^<»l«l,5 !)l»ll>i5 l,«» ju5 la«!» I425. Dieses Bild soll aus Rom Hieher überbracht worden seyn. Nicht minder merkwürdig ist die im Kirchthurme befind^ liche Glocke, etwa 10 Zentner schwer, und wahrscheinlich über l000 Jahre alt. Ihre Inschrift, obgleich gut erhalten, ist kaum lesbar. Die Tradition erzählt, sie sey vor 2 —300 Iah.-ren durch einen Bauer bei Gelegenheit seiner Ackerbestellung aus der Erde gegraben worden. Äußer ihr wurden in derselbe» Umgegend vor- und nachher mehrere andere Gerathschaften zu Tage gefordert. Ihr zu Folge sen auch der Ort Nangersdorf 450 Klafter westwärts vom heutigen gelegen u»d zählte viele Bauernhöfe. Nun heißt diese Gegend der Graben. Da sey die erste Kirche für die Bewohuer derselben gestanden; aber vor 6—700 Jahren, sammt dem ganzen großen Dorfe, durch eine furchtbare Erdlawine, begleitet vo» einer Neberschwemnmug, die aus den, ^eiuachthale ram, in Schutt begraben worden. Auch hier smd die Wunden der Vorzeit vernarbt, nnd die schreckliche» Furchen der Elemente, die so häufig da wüthen, sind durch den Fleiß und die Beharrlichkeit der Nachkommen wieder geebnet worden, so, daß diese Landschaft gegenwärtig keine auffallenden Spuren seines einstige» Jammerbildes zeigt. «^»ach mehrstündiger bisheriger Wanderung gelaugeu wir endlich am Fuße des Penzelb e rges, der eine St»nde hinter Veinach (einer Filiale von St. Peter) gerade vor uns aussteigt, a» den Grenzpunct zwischen dem unteren und obere» Möllthale, nämlich nach Winklern, denn von hier beginnt das söge-nannte Großkirchheim-Thal, welches bis hinauf nach Heiligen-blut sich zieht. Anmuthig und reizend liegen hier die Dörfer Winklern und Reinthal, am AbHange des bebauten Penzel-berges. Neber beiden erhaben prangt inmitten dieses Gebirges die Kirche zum heil. Benedict. Leider ist der Aufgang nach Winklern über Stemgerölle und bemooste Felsentrümmer, wenigstens von dieser Seite, nur beschwerlich; dafür aber findet der Reisende sich reich entschä-digt durch die lohnendste Nebersicht, besonders vom Glanzerfelde. Hier gegen Osten schweift der Blick zurück in die Gegend von Stall, u»d dort gegen Norden schwelgt er in deu Bildern, die als neue, noch ungekannte Gemälde im reichsten Schmucke vor ihm sich entfalten. Schon erwachen durch sie die Ahnungen dessen, was im bezaubernden Spiele seine geschäftige Phantasie ihm vorgezeichnet hat, und mit dem immer weiteren Vordringen in die Tiefe des Möllthales und in die Nähe des Großglockners drängt der allgewaltige Eindruck der Gegenwart die Nückerinnerlmg an das kaum Ge»ossene immer mehr und mehr in deu Hintergrnud semer Seele. Winklern und Reinthal sollen einst Märkte gewesen seyn, und in der That werden sie in der Iuvavia so ge»a»nt. Sie werden dort unter jene Besitzungen gezahlt, welche im 13. Jahrhunderte vom Grafen Meinhard von Görz und den» Grafen Albert von Tirol an das Hochstift Salzburg verpfändet worden sind. Daß Reinthal ein Marktflecken gewesen sey, wird hier allgemein als bestimmt angenommen, und es ist unwahrscheinlich, daß i» der geringen Entfernung von einigen hundert Schritte» zwei Markte bestanden haben; es müßte nur seyn, daß beide zusammen nur Einen, den oberen »nd unteren, gebildet hatten. Beide Dörfer scheine» a»f den Ruinen eines Bergsturzes zu stehe». Eingeschlossen zwischen dem Da der nig-und Au er-niggraben, sollen den Berichten der dortigen Bewohner zu Folge in der Alpe vo» Winkler» zwei See'n bestanden habe», durch dere« Ausbruch derselbe erfolgte. D»rch dieses ausgebrochene Gewässer seye» die beiden Gräben mit ihren Wild-bächeu entstanden, die fortwahrend jene Oerter mit Gefahr bedrohen. Die Kirche zu Winklern, früher eine Tochtertirche zu Stall, wurde in, Jahre I I15 erbaut, und im Jahre 1510 vergrößert. In, Jahre 1525 war dort ein eigener Priester unter dem Name» Vicar angestellt. l629 brannte sie ab, und wurde erst 1800, so wie sie jeht besteht, hergestellt. Ihre Erhebung zur selbststäudigen Pfarre erfolgte i», Jahre 1787. Die älteste Thurmglocke ist 280 Jahre alt. In Winklern steht auch e!u alter 9 Klafter hoher Thurm am nordöstlichen AbHange des Dorfes. Der Sage nach gehörten zwei Grundstücke von der Ausdehnung dreier Huben zu demselben, und einem jeweiligen Pfarrer in Stall, als Grundherrn, werden dafür 3 Gulden als jährliche Domiuikalgabe entrichtet. Er mag auch mit de», »icht fern vo» Reinthal gelegeneu alte« Schlosse Burgstall iu Verbindung gestanden seyn. In dem Hause nebe» diesem Thurme wurden die rühmlichst bekannten »och lebenden beiden Nechtsgelehrten, die Brüder Johann und Sebastian Ienull, gebore». Auch die Familie der vo» Aichenegg hat iu Wlnklern ihr Stammhaus. Sie kamen vor beiläufig 200 Jahren von Hall 55 218 aus dem Innthale Hieher, Hiesien früher Aicher, und wurden erst später in den Adelsstand erhoben. Die Familie Manns, die um jene Zeit hier einen herrschaftlichen Besitz hatte, ist ausgestorben. Westlich von Winklern liegt der Iselsberg. Er scheidet Karnten von Tirol. Anf dem Wege zn seiner Höhe zeigen sich deutliche Spuret« einer Nomerstraße. Gegenwärtig ist er »ur für leichte Wägen, lind selbst für diese nur sehr beschwerlich fahrbar, besonders jenseits. Eine Badeanstalt hat hier seit vielen Jahren ihr Bestehen. Sie benützt drei Quellen: das Schwefel-, das Glieder- und das Magenwasser. Eben jeneS schlechten Weges wegen kommt sie jedoch in keine besondere Auf-name und wird mir von der minderen Classe, aber immer mit gutem Erfolge benüßt. Ueberraschend lohnend ist unfern von ihr die Uebersicht des oberen Drauthales und eines Theiles von Tirol, bis hinauf nach Lienz, wahrend den» Beschauer gerade gegenüber die abenteuerlich geformten Unholde ihre zerklüfteten Häupter in die Lüfte erheben. Mörtschach. «v^it jeder Stunde, die wir zetzt vorwärts schreiten, wächst das Interesse unserer gespanntesten Erwartung. Die kolossalen Gebirgsmassen an der Grenze von Tirol und Salzburg, als deren Haupt und Fürst der eisige Großglockner in, nordwestlichen Winkel Kälntens thront, sind einander näher gerückt; die zahlreichen Bäche, die sie ihrem Schooß entsenden, stürzen in, schnelleren Laufe und mit verwüstenderer Macht in die Tiefe des Thales und spotten verachtend jedem menschlichen Widerstände. Ueberall, wohin wir blicken, lagern die hundertjährigen Spuren gräulicher Verwüstung. So sehen wir dort, eine halbe Stunde von Winklern entfernt, bei der Kirche „Maria in der Au", lieblich gelegen anf der sanften Erhöhung eines Wiesen-ftrundes, den Kollnitzbach. Kaun, geboren, bezeichnet er seinen kurzen aber eiligen Lauf in die nahe Moll durch Sand-yero'll und abgelöste Steintrümmer, die er reißend vorwärts wälzt, nnd endlich, ein ewiger Feind jeglicher Cultur, vernichtend zurückläßt auf den keimenden und reifende» Saaten. Eben so stauuen wir dort bei dem Pfarrdorfe M'ört-schach über die zahllosen Verheerungen des Astenbaches, der vom Nordwesten herab seine stürmischen Fluthen drängt. Noch jetzt umgeben das ganze Dorf eine Menge von Felsstücken, theils nackt, theils moosbedeckt, „nd Furchen, Gräben und Steinhügel sind die überall sichtbaren Denkmäler einer schauderhaften Stunde. Die Kirche zu Mörtschach, früher eine Filiale von Sa-gritz, wurde im Jahre 151 li erbaut, nnd 1784 zur selbststän-digen Curatie erhoben. Von unberechenbarem Nutzen für die Thalbewohner würde das Ergebnis; einer kunstverständigen Untersuchung seyn, ob die unter ihnen allgemein verbreitete Sage, das: einstens ansier Stadlern bei Mörtschach (in der Nahe des obern Plösmigg in Lassach) eine Salzquelle gewesen sey, gegründet sey. Oder schreibt sich dieselbe von einer Mineralqnelle her, die in der dortigen Gegend auf der Kinderman'schen Karte angedeutet steht? S a a r i tz. ^<3chol, beim ersten Eiutritte in das Mollthal an der Moll-brücke traten uns die Zeugen der Schreckensscene«, entgegen, die durch den Ausbruch seiner Gewässer erzeugt werden, und übten die traurige Pflicht, eine lange Reue derselben während unserer Wanderung schildern zu müssen. Fast sollten wir meinen, durch eine Verlängerung derselben unsere Leser zu ermüden, oder über den Schaudern des Thales die Größe und Pracht desselben zu vergessen. Doch die Natur selbst hat noch nicht geruht. Stürzt nicht dort zu unserer Linken der Waldstrom Wangeritzen hervor, der, aus dem Gletscher der Petzeck, an der Grenze von Tirol, sein Daseyn erhält? Verändert er in wilder Wucht nicht beinahe alljährlich seinen Lauf? Gibt er nicht, wie alle seine Brüder, dnrch Trümmer aller Art, mit denen er den Thalesboden beinahe in seiner ganzen Länge überschüttet, die wiederholte Gewißheit, daß sein trotziger Ungestüm durch alle Jahrhunderte bis zur Gegenwart ungeschwächt und ungemildert noch fortdauert? Betrachten wir den Boden, auf den, wir, Mörtschach verlassend, dahinschreiten. Er ist wellenförmig. Ueberall starren zwischen den dürren Halmen der Gräser, die neben ihnen keimen, losgerissene Steine hervor, die »ur der schreckliche Zufall hier zurückgelassen habeu konnte. Der ganze breite Nucken, den wir hinansteigen, und auf dem das schöne Pfarrdorf Sa-grih, hoch oben zur Rechten von der Straße, steht, mahnet uns durch seine Form, durch seine Unterlage, durch das, was aus ihn, zuweilen hervorgegraben wird, an den gewaltigen Bergsturz des großen Mohrenkopfes, der vor undenklichen Zeiten hier Statt gefunden hatte. Stehen wir hier nicht auf del, Trümmern eitler verschüttetet» Welt? Doch wir wollen das Bild des Schreckens nicht bis zum letzten Pinselstriche ausmalen. Es ist das Letzte dieser Art, was wir erblicken. Die Natur selbst scheint hier ausgetobt zu haben. Von nun an zeigt sie sich uns in ruhiger Erhabenheit. Was wir schildern mußte», sind bloß die fieberhaften Aus-brüche eines Riesenkampfes, dessen Schauspiel den Sterblichen nur in einzelnen und kurzen, aber auch furchtbaren Momenten gewährt ist. Die Stürme vertoben, die Wolken zerreißen, der Scrahl der Sonne bricht wieder hervor. Sie beleuchtet zwar die Iammersceue, wo der Mensch mit weinenden Augen die Früchte seines Fleißes vernichtet sieht; aber sie leuchtet auch fort alls kwlftig bessere Tage, die sein Muth, sein Vertrauen, seine Beharrlichkeit nnd seine Liebe zur heimathlichen Erde wieder erzeugen. — Und so »vollen mm auch wir im Gefühle des Vollgenusses uns ergeßen, wenn wir auf der Höhe von Sagritz Hinblicken auf die Schönheiten, die hier vor unsern Blicken ausgebreitet liegen. Ein Bild der ruhigsten Größe stehet« sie vor uns, und so mancher Alpengipfel, den wir im Goldglanze der lichten Dämmerung bewundern, wird mit seinem Schinnner der Gegenstand unseres sehnsüchtigsten Wunsches. Ueberans freundlich ist der Anblick des Pfarrdorfes Sagritz (5i,f;"s!>x, unter den, Walde) über die Felder hin, die nach jenem Bergsturze erst in« Laufe der nachfolgenden Iahrhnnderte wieder hergestellt werden konnten. Auf dem Pfade dahin ist früher noch an unserer Straße eine Felsenwand, genannt der Springfelseis, bemerkenswerth. Ein gneisartiges Gestein, und nicht fest in seiner Verbindung, ist dasselbe zur Regenzeit sehr gefährlich, denn das Wasser dringt in die Klüfte, und löst ganze Blocke von der Hauptmasse desselben los. Selbst die Einheilnischen wandeln diesen Weg, dessen Umgebung mit einer Menge solcher Felsentrüminer bedeckt ist, mir mit Furcht, Die Geschichte belehrt uns, daß in Sagritz, so wie zu St. Peter im Holz, in Pnsarnitz und Oberoellach, schon in den ersten Zeltet» des Christenthums im Norikum, eine Kirche bestanden habe. Der Ban der jetzt bestehenden wurde im Jahre 1779 vollendet. Die jetzige Ansonlkapelle scheint der viel srü here Versammlungsort dieser Gemeinde gewesen zu seyn. Die Kirche enthält ein Bildnis: ihres heil. Patrones Georg auf den, ganz freistehenden Altare. Es ist ein Geschenk der durchlauch- 215> tigsten Erzherzogin Marianna von Oesterreich, die in Klagenfurt ihre Residenz hatte. Auffallend bleibt die Erscheinung, das; Sagritz eine Prop-stei des sehr entfernten Stiftes Adniont in Steiermark, nnd wie dieses überhaupt in diesen äußersten Winkel Karntens, in dcr 3lahe des Großglockncrs, begütert »werden konnte. Die Salbücher dieses Stiften, so wie einige dort liegende Original-Urkunden gebe» hierüber Aufschluß. Ihnen zu Folge schenkte Neginher von Dobernik (ein Bruder deS Swiker von Hollenburg) und dessen Gattin Petrissa, ihre Besitzungen zu Kirchheiu, den, Stifte Admont. AIs Ritter Neginher bald darauf nut den, Kreuzheere „ach Palastina zog, legte er neuerlich den Schenkungsbrief zweier Huben nnd einer Taserne bei Dobernik (ein großes Bauerngut zwischen Sagritz nnd Hlüigenblut) zu Gunsten des Stiftes Admont anf den St. Blasienaltar der Schloßkapelle zn Friesaä) (wo er in der Nahe reiches Besitzthum hatte) und übergab ferners einen Hof zu Dobernik nebst 10 Huben an» Zamelsbrrg und 8 Huben zu Glödnitz dem Stifte zu seinem und seines Sohnes Luitold Seelenheil. Eben so wandten auch sein Bruder Gebhard nnd seine Schwiegermutter Iuditta, Edelfrau von Feistritz (deren Töchter Wendelburg und Kunigund zn Admont den Schleier genommen hatten), all' ihr Eigen in der Gegend von Kirchheim dem Stifte zu. Diese Schenkungen fallen in die Zeitperiode von 1168 — 1175. Eine zweite eben so bcdentende Schenkung »nachte Graf Engelbert Hl. von Görz (um das Jahr 1170) mit den Gütern, die ihm nach seinen« Ministerialen Irnfried zu Sagritz heimgefallen waren. Es »raren mehrere Meierhöfe und Alpen-theile, wofür ihn, Admont 30 Mark Silber in Gold und noch 10 Mark in Mobilien gab. Dadurch kam ganz Sagritz nnd die dortigen Alpen in des Stiftes Besitz. Es suchte nachfolgend -sein dortiges Eigenthum durch mannigfache Zukaufe abzurunden, und hielt zur besseren Verwaltung desselben dort einen eigenen Stiftspropst sammt sonstigen Osfizialen. Die Wohnung desselben war der gegenwärtige Lihlhof, nächst dem Pfarrhofe in Sagritz, und noch jetzt der Propsthof genannt. Al) im Jahre 1529 wegen des furchtbaren Einfalles der Türken der vierte Theil aller geistlichen Güter ill Anspruch genommen wurde, brachte das Stift Admont auch seinerseits einen großen Theil seiner Güter zum Opfer dar, indem es mehrere Herrschaften verpfändete, andere verkaufte, und die gelösten Summen den, Staate überlieferte. Unter diesen verkauften Gütern war nun anch der Propsthof, eigentlich die Propstei Sagriß, welche damals Sigmund Freiherr von Dietrichstein um 2640 fi. überkam, wiewohl mit gröfitcm Schaden des Stiftes, indem im Jahre 1601 der Werth dieser Herrschaft auf 40,699 fl. 14 '/, kr. angeschlagen wnrde. Von Sigmund von Dietrichsteil» ging dieser Propsthof an Christoph Weitmoser und in, Jahre 1590 an Lndwig von Putz käuflich über, unter dessen, Sohne Melchior sich die meisten hiezu gehörigen Unterthanen unabhängig kauften. Im Jahre 1620 kam dieser Sitz an Martin Strasser, der ihn nach seinem Tode seiner Witwe und Tochter theilweise vermachte. Durch Heirath tan, er an Bernhard Himmelberg, Ehegatten der Letzteren, die meisten noch übrigen Unterthanen sammt Grundstücken aber an Wilhelm von Litzlhofen. Döllach «nd (HroMrchheim. ^in wehmüthiges Gefühl der Erinnerung ergreift unser Inneres, wenn wir von Sagritz abwärts, an der Kirche Maria Dornach vorüber, dort, wo aus zertrümmerter Felsenschlucht der Zirknitzbach zur Rechten hervorstürzt, das Dorf Döllach und hinter diesem das Schlosi Großkirchheim vor unS liegen sehen. Billig fragen wir: Ist dieß der Ort, wo das Glück der Vorzeit des Landes größte Reichthümer niedergelegt hatte? Wo einst eine bunte Menge arbeitsamer, zufriedener Menschen sich bewegte? Wo fast in jedem Hause Wohlstand und selbst Ueberfluß wohnten ? — Ja, er ist's! Aber der Schimmer der edelsten Metalle ist erbleicht; an die Stelle des früheren fröhlichen Taumels ist die lautlose Ruhe der Armuth getreten; Mangel und Dürftigkeit haben sich allenthalben angesiedelt, und in den zerfallenen verödeten Gewerthäusern seufzt die brotlose Bevölkerung „ach Erwerb. Nichts von all' den» Reichthume der Vergangenheit ist geblieben, als die Rückerinnerung an Zeiten, denen die Gegenwart bitterlachelnd Hohn spricht. Kann das schuldlose Bewußtseyn Ersatz leisten für ei« Verlornes Glück? Sonderbar genng hat man zur Zeit des Wohlstandes die Errichtung einer eigenen Pfarre außer Acht gelassen, obgleich auch schon damals der Weg nach Sagritz, zumal im Winter, nicht minder beschwerlich seyn mußte, als jetzt. Selbst das Benesizium hier besteht erst seit «00 Jahren, und ist eine Stiftung des frommen Sinnes mehrerer Wohlthater. Die Namen Jänner und Vergoutz verdienen hiebei besonders genannt zu werden. Eine zweite Stiftung aus den Tagen der Verarmung ist jener weibliche Verein von 5 — 6 Personen, die unter den» Namen der Regelsch we stern den Unterricht der weiblichen Jugend zum Zwecke hatte. Das Institut bat sein eigenes Haus, seine eigenen Statuten, seine eigene Dotation, besorgt den Schulunterricht, und nimmt auch Madchen in Pension auf. Man nennt die Mitglieder dieses Vereines »die versammelten Jungfern." Sie führen ein gemeinschaftliches Leben , jedoch ohne Gelübde. Ihre Tracht ist eine knrze braune Kleidung mit blauen Vortüchern und schwarzer niederer Haube, ohne alle klösterliche Eigenheit in» Zuschnitte. Die Stifterin hieß Ma ria S ch ober, und der Stlftungs -, respective Schenkungsbrief ist vom 30. August 1757 datirt. Es ist das Einzige in Kärnten, seitdem jenes zu Villach, das gleiche Statuten und gleiche Tendenz hatte, miter der französischen Regierung aufgelöst, und nicht mehr organisirt, sondern die letzten noch lebenden Mitglieder desselben säcularisirt, und als Lehrerinen der Mädchenschule von» Staate besoldet worden sind. Außer einigen »venigen hie nud da zerstreuten Trümmern der Herrlichkeit, in der einst Döllach nnd Grosikirchheim glänzten, ist der Fall des Zirknitzbaches das Interessanteste, was wir hier sehen können. Einen Gesammteindruck desselben genießt man von einer Anhöhe, nordöstlich von Döllach. Zerstückt in mehrere Abfälle, sehen wir ihn dorr über eine 80 Klafter hohe Felsenwand hinabstürzen in einen grauenvollen Schlund, ans dessen Tiefe ein dumpfes Gebrüll zu unseren Ohren dringt, das der rückprellende Schall erzengt. Ungleich merkwürdiger jedoch ist der Gang durch die sogenannte Grotte; ein hobes, wüstes, überhängendes Steingeklüfte, durch das der Zirknitzbach nur gewaltsam zn dringen vermag. Nicht ohne Bangen und Zittern vertraut der Mensch diesen gefahrdrohenden, eingeschlossenen Klippen sein Leben. Er athmet dann erst freier, wenn er nach einigen Stunden mühsamen Empol'steigens hinaustritt in die luftige Lage des Hochthales am Fuße des Goldberges, des Trammerkogets und des Herzog Ernst. Die Gletscher, die sie umgürten, spenden ihre aufgelösten Gewässer den Tiefe», des Thales, und auch der Zirknitzbach ist ein kräftiger Sohn derselben. In einiger Entfernung westlich von Döllach steht das Schloß Großkirchheim. Mit demselben war eine ziemlich beträchtliche Gerichtsbarkeit verbunden, die sich über die Distrikte der Pfarren: Winklern, Mörtschach, Sagrih und Heiligenblut erstreckte, über welche Pfarren diese Herrschaft noch jeht das 220 Vogtelrecht ausübt. Davon ging auch der Name auf die ganze Gegend über. Die landesfürstliche Gerichtsbarkeit dauerte bis zum Jahre l809, wo sie aufgehoben wurde. Das Schloß ist wahrscheinlich von Melchior von Putz, einem Gewerken, im Jahre 1590 erbaut. Wenigstens stand diese Familie, als Ei-qenthümer des Bergbaues in der Goldzeche, im ersten Besitze dieser Herrschaft. Das Gebäude hat außer einiqen stark mit Zirbenholz getäfelten und verzierten Zimmern leine Merkwürdigkeiten. Nach der Behauptung der Kenner sollen jedoch beim Eingänge durch das Hauptthor einige goldhaltige Steine einge-»uauert seyn, zum Beweise des damaligen reichen Bergbaues. Der Iungfernsprung und der Möllfall. Oast sollten wir meinen, der unendliche Reichthum des Schone» und Großen, des Furchtbare» und Schrecklichen, der auf unserer bisherigen Wanderung durch das Möllthal unsere Sinne in Anspruch genommen hat, müsse die Phantasie ermatten, die Kräfte unseres Geistes erlahmen machen. Aber gerade das ist der besondere Vorzug, den uns die Genüsse der Natur bereiten, besonders in ihre» mächtigeren Gebilden, daß sie die geistige Lebensthätigkeit ihrer Verehrer erhöhen, indem sie zugleich seine physische wohlthuend starken. Die Eigenthümlichkeiten des Möllthales sind von so reizender, so ausgezeichneter Art, das' eine Wanderung durch dasselbe, in der von uns gewählten Art, und eine gleiche Würdigung derselben zu den befriedigendsten Genüssen des Bebens gezählt werden kann und muß. Da ist nirgends tödtendes Einerlei, und selbst dort, wo die Erscheinungen dieselben sind, sind sie durch Form und Wirkung unter einander verschiedet«. Die ausgezeichnetste Eigenschaft jedoch besitzt das Möllthal dadurch, das, bei einer Reise durch dasselbe das eigentliche und letzte Ziel derselben, nämlich der Anblick des Großglockners und des Gletschers, so lange unserem Auge entzogen bleibt, bis wir, vorbereitet durch alles früher Gesehene, und dadurch geläutert für seine Bewunderung, gleichsam schon an der Pforte des Riesentempels stehen, dessen erhabenste Zierde erbeständig bleibt. So haben wir bereits den größten Theil unserer Wanderung vollbracht; schon stehen wir gegen den Beginn desselben um mehr als 2000 Fuß höher; viel Großartiges haben wir gesehen und hat unsere Erwartung höher gespannt; doch, er selbst steht stolz und grosi und noch verhüllt vor unseren Auge» hinter seinen Bergen — über seinen Gletschern. Aber schon verändern die folgenden Bilder der Natur ihren bisherigen Charakter. Ihre Formen sind gedrängter; der Blick in die Ferne wird beschränkter; die Wohnnngen der Menschen sind zerstreuter und hangen nur hie und da an den wie senreichen Abhängen, und die ticfe Einsamkeit, die uns von nun a» umgibt, fuhrt un) unwillkürlich in unser Inneres zurück. Nur zwei Gegenstände gleicher Art sind es, die von nnu an (wenn wir das Uebrige als unbedeutend auch unberücksichtigt lassen) unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen: Der Jung fern sprung und der Möllfall, jener ein Sinnbild der zartesten weiblichen Milde, dieser der stürmischen männlichen Kraft. An der, durch den Gradellbach stets gefährdeten Filial kirche Putschal »md an der wildrauschenden MöU vorüber, ragt zur Linken der Straße eine beinahe senkrechte Serpentinwand mehr als 400 Fusi hoch empor, und über sie flattert im leisen Spiele des Windes ein weißes Silberband durch die Lüfte in die Tiefe. Es ist der Iungfernspruug. Sein weiter Wafferbogen zittert im Glänze der Sonne, er zerstäubt in» Niedersinken u»d flimmert als Perlenthau auf den Blumen der Wiese, die zu seinen Füßen grünt, unter deren Gräsern er in den Wogen der nahen Moll sich verliert. Ein schmuckes Hirtenmädchen des Gebirges soll ihm den Namen gegeben haben. Die Lust emes schlanen Jägers fürchtend, zog es die keusche Jungfrau heldenmuthig vor, durch den kühnen Sprung von der hohen Felsemvand lieber dem grausamsten Tode sich zu opfern, als der rohen Sinneswuth desselben zur Beute zu werden. Beinahe durch die Länge einer halben Stunde wandeln wir bis Pockhorn durch eine Erlenane. Sie scheint ein Pro-dnct der Kunst, und ist doch nur lediglich ein Werk der Natur, erzeugt durch die Nothwendigkeit. Die frühere Straße zog durch die Ortschaften Rojach und Eichhorn wellenförmig an gefährlichen Abgründen vorüber, nicht selten bedroht durch Schneelawinen. Um ferneren Kosten und Gefahren zu begegnen, ward eine neue dort angelegt, wo wir sie jetzt betrete«,. Eine kurze Strecke noch, und vor uns schließt sich das Thal. Ein Felsenwall verbindet die gegenüberstehenden Berg-abhänge. Ein dumpfes Brausen dringt an unser Ohr. Wir verfolgen den Weg aufn'ärts. Das Brausen wird zum Donner. Wir treten näher, und vor uns gähnt aus grauenvoller Tiefe ein finsterer Schlund herauf, in dessen Nacht die ganze Moll mit schäumendem Donnergebrülle ihre eisgetränkten Fluthell stürzt. Es ist der vielgepriesene, berühmte »Möllfall" am Zlapp! H e i l i st e n b l n t. Unbeschreiblich ist der Eindruck der plötzliche» Ueberraschung, die uns bereitet wird, wenn wir, der nachtumgrauteu Kluft des Möllfalles entstiegen, hinaustreten auf die lichtumfiosse»? Hohe des Zlapper -Felsen und dort, wie durch eine» Zauberschlaq hervorgerufen, Heiligenblut (450ti F.), das erste Ziel unserer Wanderung, den bewunderten Gegenstand aller Freunde der Natur, inmitten seiner großartigen Umgebung, in schweigsam ruhiger Erhabelcheit vor unseren Augen liegen sehen. Wer möchte in diesem Momente der trockene, mweueidete Versta»dcsmensch seyn, und mit kalten, Blute den Maßstab der auflösenden Zergliederung dort alllegen, wo der Mensch nur groß und edel sich erkennen kann in dem unwillkürlichen Gefühle der Bewunderung, die sein Innerstes erfaßt, in der stille» Anbetung dessen, der alle Schönheiten der Erde geschaffen hat, um uns auf göttlichen» Wege seiller Verehrung entgegen zu führen? Im ,^ua!m der Städte verliert der Mensch sich nicht selten selbst, und Empfindungen gleicher Art können in den» Getriebe des Alltaglebens nicht gedeihen, aber die Natur; denn in einer Höhe von mehr als 4000 Fuß, auf der wir hier stehen, und im Hinblicke auf jenen glänzenden Gipfel, der in, Hintergrunde unseres Bildes dort noch um 7000 Fuß höher uns entgegen-leuchtet, streift sie die Schlacken wohlthuend von unserem Gefühle, wenn wir nur nicht gänzlich verlernt haben, ihre Stim-me zu vernehme»! — Doch wir wollen versuchen, unseien Le fern die Züge des Gemäldes vor Augen zu stellen, in welche» Heiligeublut vor uns erscheint. 22 t Zu unsern Füße» seh»'» wir den Boden eines zie«nlich brei-ten ?llpe»thales. Zwischen Erlengebüsch lind unter deui Schoten dilstereu ^«adelgeholzes siießt durch Wiesen uud an Felderu vorüber die Moll rllhig und sanft uns curgegen. Das nal)e Rauschen ihres ployliche» Sturzes hinter uns, läßt uns ihr zartes Nieseln vor lins nichr verueh»,en. Zur Rechte» von uns erhebt sich aus ihm im mäßigen Abfalle eil, Hügel, angeschmiegt der steilen Fläche des Gebirges, die cm je»»er Seite bis hinauf zur Höhe des Taueru sich zieht, über den der Saumpfad »ach Rauris führt. Auf dem äußersten Gipfel >e»es Hügels prangt die Kirche des Dorfes, und während rechts »on ihr die Gruppe seit«»'»- hölzernen Häuser sich malerisch anreiht, ragt ihr Thurm kühn empor in den Luftraum. Zur Linken »eben nns und im Hintergründe vor uns steigt dunkles (Gestein senkrecht aus den, Boden deZ Thales, wild überwachsen von sinteren Nadelwäldern bis hinan zu jener Region, in der nur niedriges Krummholz dürftig sein Daseyn fristet. Dort jedoch, wo über jene Felsenwand des Hintergrundes hoch oben im fernen Actherblau die nackten (Gebirge einander näher gerückt sind, starrt zwischen ihnen eingelagert ein lichter Streifen. Es ist der große Paster-zengletscher. Ueber ihn, hinaus endlich glänzt der Gipfel des Großglockners in der eisige» Hohe sciner sä)wer besuchten ?lbae-schiedenheit. Wer es vermöchte, den todte» Buchstabe», die hier mebr zersplitternd als ordnend vor uns stehen, den belebenden Hauch jener Phantasie einzuslößeu, die dann in nns rege wird, wen» unser Auge die zerstreuten Züge des großen Ganzen mit Einem Blicke umfassen kann! Und dennoch! Haben wir für das Schönste in der Natur, für das Erhabenste unserer Gedanken und Empfindungen mehr als Worte? Viele Grunde mache» es höchst wahrscheinlich, daß auch diese Gegend vor Jahrhunderte» cine gänzliche Umstaltmig er halten habe; dem» dort, wo jetzt an, rechten Ufer der Moll eine Gruppe von Hütten, unter den, Name» »Hadergasse," steht, war einst der Mittelpunct des See's (der Weisseusee ge. nannt), der mit seinen Gewässern das Thal bis zu de» Anhöhen von H.'l'ligenblut ausfüllte. Er brach sich vor uugekaunte» Zeiten am Helfen des Zlapp einen gewaltsamen Durchbruch, gab dem bewunderten Falle der Mö'll seiue» Ursprung, und dem unendlich schöne» Thale von Heiligeublut seme gegenwärtige Gestalt. Noch »etzt spricht die starke Versandung des Bo-deus und seiner Ufer, die ma» an de» übrigen Feldern dieser Gegend nirgends findet, so wie die Menge der Höhlen i» den Felsenwänden (offenbar ein Product des Wassers), als »»widerlegbarer Grund für diese Vermuthung. Wie ganz anders mochte dieses Bild damals beschaffen gewesen sey», wo im ruhige», Spiegel des See's, de», die zahlreiche» Wildbache n»d der ferne Gletscher stets reiche Nahrung boten, die majestätische» Formen, die ihn umgaben, uud das Silberhaupt des Glöckners dem Waudercr entgegen glänzte». Die Elitstehlmg von Heiligenblnt führt uns zunächst in den dortigen herrlichen Gottestempel, in demselben auf seiue Gründung uud durch diese auf die wmiderbare Geschichte des sel. Briczius, der hier seit mehr als tausend Jahren in gläubiger Andacht und Frömmigkeit verehrt wird. Briczius war ein Däne, und wanderte nach Griechenland, wo er sich unter Kaiser Leo durch militärische Großtl'ateu, durch auffallende Talente und einen ungcmem fromme» Wandel ausgezeichnet hatte. Er ward Feldherr und des Kaisers Liebling. Die stille Sehnsucht nach seiner Heimath wuchs jedoch im Laufe der Jahre zum nnabweisliche» Bedürfnisse in seiuer Brust empor. Er entdeckte den» Kaiser sein Vorhaben, uud bat in der Absicht, nach Dänemark zu ziehen, um dort an der Errichtung des Kreuzes Ehristi unter de» Heiden mitzuwirken, um seine Entlassung. Dieser, obgleich schmerzhaft fühlend den Verlust des Edel- ste» seiuer Hingebung, ertheilte ihn, dennoch die Zusichernng derselbe», und trug dem treuen Feldherr» eine Gunstbezeugung an. Da bat Briczius deu Kaiser um einige Tropfen des heiligen Blutes, das einst aus einer Hostie geflossen war, die ei»e freche Judenhand durchstochen hatte, uud nun in der Sophieulirche zu Eonstantiuopel allgemein verehrt wurde. Mit Mühe nur erhielt er Gewährung seiner Bitte, und trat, gehüllt iu Pilgerkleider u»d im Besiße dieses Heiligthu-mes, den weiten Weg in seiue Heimath au In Italien gelandet, M er über die julischen Alpen den norische» entgegen. Eine stürmische Schueenacht überfiel den Unglücklichen in der Nähe von Heiligenblut, und er fand unter der Wucht derselbe» semen Tod. Drei Weiheuähren, der S telle semes weisle» Grabes entblüht, ließen sich von Bergk»appe» entdecken. Sie fanden seine deiche, und eine Schrift, a» seiuer Brust bewahrt, gab Kunde, wer er sey. Zwei Ochset« sollte» den todten Körper zum Friedhofe ziehen. Doch plötzlich standen sie still, und weigerten sich, die Stelle zn verlassen. Der Leichnam wurde abgenommen, uud au der Stelle beerdigt. Einen Nina, und das Pergameut nahmen die Bergleute zu sich. Nach »venigen Tagen jedoch gewahrte ma», daß ei» Fuß des Todte» aus dem Grabeshügel hervorrage. Er hatte einen Verband, unter demselben eiue tiefe Fleischwunde, uud in die-ser ein kleines grünliches Halsfläschchen nut einigen Tropfen dunkler Flüssigkeit. Es ward herausgenommen, der Leichnam neuerdings begrabe», und der geheimnißvolle Gegenstand den» Erzbischofe von Salzburg berichtet. Dieser wendete sich au den Patriarchen von Eonstantinopel und erhielt deu ersehnten Aufschluß. Uud dies! war geschehen im Jahre 7l4. Lange Jahrhunderte blieb die kleine Kapelle über dem Grabe des Bric^'us erbaut, der Sage uach der einzige und ursprüngliche Ort der christlichen Aodacht in dieser Gcge»d. Erst das Jahr 148.1 gab der jetzigen großen gothischen Pfarrkirche ihr Dasey», und durch sie dein einsamen Alpendorfe zugleich seine schönste m»d ungehosste Zierde. I» ihr ist der Hochaltar besonders bemerkenswerth. Ganz aus Holz, besteht er aus drei gothischen Thürmen, und ist mit den schönsten Bildhauerarbeiten kunstvoll geziert. Er hat zwei bewegliche doppelte Seite»slügel, die a» der inneren Seite Basrelief's aus Holz, an der Außenseite aber gute Gemälde des !5. Iahrhunderces enthalte». A» den Seiten der Kirche sind Gallerieu angebracht, uud unter denselben 14 große Bilder, die Hauptmonleute aus dem Lebe» uud deu, Tode des sel. Briczius vorstellend. Links vom Hochaltäre steht eiu Thurm, der, sieben Klafter hoch, mit seiner Spihe bis zum Gewölbe der Kirche reicht. Iu Form einer pyramidenförmigen Säule, besteht er in drei übereiuauder gebauten Abtheilungen von Marmor, Gyps und Holz. In demselben wird in einer niedliche» Fassung, ahnlich einer Mo»strau;e, unter vielfacher Sperre, i» einen« breitgedrückte» grünlichen Fläschchen von etwa anderthalb Zoll Höhe das heilige Blut aufbewahrt und auf Verlangen auch gezeigt. Fast in der Mitte der Kirche ist der Hiuabgang in die Gruft, die vou zwei Säuleu gestützt wird. Iu ihr befindet sich das Grabmal des sel. Briczius. Es hat die Form eines Sarges mit einer Altar-ähnlichen Erhöhung beim Haupte. Auf de», Haupte liegt eine hölzerne Statue, den Seligen vorstellend. In früherer Zeit mußte sie beinahe alljährlich erneuert werden, «veil von auswärtigen Pilger», i» kleine Splitter zerschnitte», vlel fortgetragen wnrde. Jetzt schützt ein Gitter um dieselbe diese Statue vor fernerer Verstümmlung. Ei»e mir Bewilliglmg des Papstes im Jahre 1729 vorgenommene Eröffnung des Grabes, zeigte wirtlich die zusam-mengelegteu Gebeine eines Menschen vou mittlerer Größe u»d im beste» Alter, denn am Todte»kopfe ma»gelte auch »icht ein 56 222 einziger Zahn. Sic wurden m ein sauberes Tuch gebracht, an ! ihren vorigen Plah gelegt, und das Grab ivieder geschlossen. ^ ^lördlich über Heiligenblnt stebt ein alter Thnr,n, :)la-mens Kirch he Im eck. Er ist nicht unwahrscheinlich ei» Schutzgebäude fin' den Handel iiber den Tauern gewesen. In demselben sollen sich die der lutherischen Lehre ergeben gewesenen l^eioerken nnb Bergarbeiter (an ihrer Spiye der reiche Ge-»vertherr und Eigenchiuner von Großkirchheiin, Melchior von Putz,) zu ihren neuen Religiousnbunge» versammelt haben. In, Anfalle des 17. Iahrhundertes wanderten sie jedoch theils aus dem Lande, theils kehrte» sie zur alten Lehre wieder zurück. Ein Theil dieses Thurmes muf'te im Jahre 1823 zur Erbauung der Kirche am nabcn Kalvarienberge dienen. Von Heiligenblut fuhrt der Alpenweg über den Heiligen b l ut er-T a ue rn nach Rauris in das Salzburgische. Er wird von Reisenden häufig gewählt. Der ganze Weg von Heiligenblut bis nach Ranris kann in 9 Stunden zurückgelegt werden. Der sogenannte Tauerüwirth auf der Höhe ist zugleich Gnmdbesitzer. Er führt seine Wirthschaft vorzüglich für Reisende, l,ud man erhält da Psiege und Unterkunft, wie sie unter dortigen Verhältnissen billigerweise nur immer erwartet werden kann. Derselbe hat noch ans dcr Zeit geistlicher Regierung Salzburg's die Verpflichtung auf sich, arme Reisende mit Nahrung zu unterstützen, mid im Winter die Waisrel (eine hohe Stange) als Wegweiser am jenseitigen Taueru auszustecken und einzuhalten, wofür er von der Regierung jährlich 30 Gulden erhält. Der Pastcrzcn - (Hlctscbcr. »v!it dem Gefühle der gespanntesten Erwartung verlassen wir Heiligenblut. Jeder Schritt, den wir aufwärts machen, bringt mw in immer reinere Lüfte; entfernt uns immer mehr von den Menschen und ihren Wohnungen, und führt uns endlich jenen Räumen entgegen, die frei von jeglichem Treiben der Tiefe unter ihnen, durch die Fremdartigfeit ihrer Formen, durch das geheimnisivolle Walten ihrer Kräfte gerechtes Staunen erregen. Der Weg von Heiligenblut bis zum Pasterzengletscher führt mis über steile Felseuabhänge unter den, wechselnden Schatten des Nadelholzes am linken Ufer der Moll nach ungefähr einer Stunde zunächst an der Briczius-Kapelle vorüber. Sie wurde an derselben Stelle erbaut, wo einst sein Leichnam gefunden worden seyn soll. Man sagt, ihr Bestehen habe cin sehr hohes Alter. Die jetzige Kavelle enthält seit dein Jahre 1636 ein Bild, welches in 1>in praxes, stale's Haupt, und verschwindet, end-lich, nachdein sie ihil beschattet hatten, als Wolken in» großen Raume der Luft, oder zerfließen eben so schnell, als sie enlstau-den ßnd. Solche Momente sind der sinnigsten Betrachtung geiveiht. Der Maisch verliert sich in dein Vollgenusse seiner Empfindung, und nur Gottes Gute ist's, die er dankerfüllten Gemüthes klar erkennt. Wenn aber die (Gletscher ertönen; weil» von den Höhen des Glöckners die Eislawineu niederstürzen; die Windsbraut zu wüthen beginnt, graue Nebelniassen vor sich her treibt und in wilder Hast durchein.nideriagt; Thal und Berg unsern Blicken entschwinden; nächtliche Finsternis! uns uinhüllt; weuu Blitze leuchten und Donner rollen; wenn die ganze Narui in grauenvoller Wuth sich empört zu haben scheint, da zittert der Mensch im Bewußtseyn seiner Ohnmacht, und bangt für sein preisgegebenes Leben. Abhold den behaglichen Wünschen der Sterblichen ,'n solchen Augenblicken, fühlt er in Demuth, das; er diese Regionen bewundern, aber nicht lieben darf, das; sie sein Staunen gestatten, aber sein Vertrauen hassen. Doch, auch solche Monlente gehen nicht unfruchtbar an ihn, vorüber. Er errennt durch sie die Allmacht Gottes, vor der er anbetend niedersinkt! — Wir verlassen nun die Iohaonshütte, vertrauen der siche' re» Leitung uuserer Führer, betreten deu Pasterzeugletscher, schreiten n>it Vorsicht über die trügerische Hislle der 20 bis A0 Klafter tiefen Spalten, in die derselbe zerrissen ist, und gelan. gen zwischen abgestürzten oder emporgehobenen Steinen und Felsentrümmern, die er in langen Strecken als Moränen ans seinem blumenlosen Nucken tragt, au die jenseitig.', südöstliche Glvnze demselben. Hü'r steigen wir längs seiner schlammigen Ausläufer abwärts, betrachten noch einmal die überhängenden Eismassen an seinen» 'Ausgangspuncte, folgen dem weiteren Pfade über die kahlen Alpentriften an« rechten Ufer der Moll, schenken im Vorüberziehen den» Leiter- und G ö ß n itz - Falle die gebührende Aufmerksamkeit, und erreichen endlich nach der Dauer eines vollen Tages am 'Abende desselben das schützende Dach des wirthlichen Gasthauses zu Heiligenblut. Der die bis auf ihn noch nie vollbrachte Ersteigung des Großglockners mir wahrhaft fürstlichem Aufwande möglich machte > und auch ausführte, gab ihr und der Höhe, auf der sie steht, deu Namen. - Mehr als 60 Personen ha-rten bei ihrer Gründung in den kleinen Abtheilungen derselben Raum, uud fauden gegm die plötzlich hereinstürzenden Ungewittt'r Schütz und Unterkunft. Sein Leben hat.aufgehört, sein Geist ist erloschen; Schnee und Sturm, vielleicht auch Muthwille, haben vereint an ihr gerüttelt, und sie endlich auch größtentcheils zerrissen. Nothdürstig nur entspricht sie jcht uoch ihrer eiustigeu ursprünglichen Bestimmung; doch sein Andenken lebt in dankbarer, Erinnerung, der Nachwelt! Unfern von dem Leiterleese gelegen, gelangen wir von ihr über losgerissene Steinplatten in einer kurzen halben Stunde au den Gletscher selbst. Indem >vn' denselben überschreite», erreichen wir, d.'u Glockner zur Linken lassend, die sogenannte Scharre (ein beschwerlicher und Gefahr drohender Felsenkamm), die man nur auö einer mit Schnee-, Eis- uud Stein-trummern ausgefüllten Schlucht erklimmen kanu. Die prachtvollste Fernsicht übcr die langen Reihen der Gebirge von Tirol, Kärntcn, Salzburg, Steiermark und Oesterreich, ist der Lohn uuserer Bemühung. Berge, die noch vor Kurzen, als Nebenbuhler des Gros-glockuers unseren Augen täuschend erscheinen find, waivn nun unt.r ihn gesunken in die Tiefe. Nur das Wiesbachhoru allein scheint trotzig mit seiner Höhe wett-eifern zu wollen. Die gewöhnliche!» Verhältnisse der Atmosphäre unterliegen bereits auf der Salmshöhe, noch fühlbarer jedoch hier einer bedeutenden Veränderung. Die Verdünnung der Luft erschwert das Athemholen. Mattigkeit und Erschöpfung, die sväter selbst in Ohnmacht übergehen, sind die Wirkungen, die zunächst uns daran erinueru, das; wir in höheren, uns minder befreundeten Regionen wandeln. Aber so wie die größere Reinheit der Luft oft wiederkehrende Beschwerden erzeugt, ebeu so bedarf es hier nur einiger Minute», um aus dem Zustande gänzlicher Erschlaffung augenblicklich zu deu» Gefühle der kaum verlorenen Kraft zurück z» gelangen. Nach einem halbstündige» Auswärtsschreilen über ewige Eis- nnd Schneefelder erreichen wir die sogenannte Hohen-wart, eine Stelle, an welcher einst eine Hütte stand, die ein Jahr nach Erbauung der Salmshütte der E.udiual Salm, seinen, damaligen Gcneralvlkär v. Hohenwart zu Ehren, so benannte. Spurlos sind im Sturme der Jahre, uud in, wü-thendsteu Kampfe der Elemente nun anch dic letzten Splitter derselben verschwunden. Mchrere Klafter nnter Schnee vergraben starrt sie dorr iu ih,vu karge» Ueberresteu 10,674 Fuß hoch über der Meeivsfläche. Roch eiu Erinnerungsma! menschlichen Daseyns haben wir zu erreichen. Es ist die Hütte auf der Adlers ruhe. Auch sie verdankt ihr Entstehen und ihren Namen den, Eardi-nale Salm. Auf einer heivorragenden Fels62l dachlos geworden, und ihre inneren Räume sind mit Schnee gefüllt. ?^ 224 Vot, nun angefangen bildet die Ersteigung des Glöckners eine zusammenhängende Reihe von Besch>verlichkeite>: und Gefahren, selbst unter den günstigsten Witterung?.'Verhältnissen. Das Licht des Schnee's perletzt das Auge; die scharfe und zunehmende Trockenheit der Luft wirken mit erhöhter Kraft auf die sinnlichen Organe des Körpers; das Athemholen wird mit jedem Schritte gehemmter; die Ermattung folgt von Minute zu Minute, und uicht selren dringt das Blut an den Augen, der Nase und den Ohren hervor. Und defwngeachtet ist das letzte Ziel noch nicht erreicht! Noch steht eine eisbedeckte Anhöhe, deren Neigung beinahe 60 Grade betragt, vor uns, über die allei» wir zur Spitze des Glockners gelangen können. Bei einer Hohe von 90 Klaftern, jeder menschlichen Kühn-heit widerstrebend, kann sie ohne fremde und erfahrene Beihilfe, so wie ohne angewandte Vorsichtsmaßregeln nie erklommen werden. Zu diesem Behufe werden von den Führem^Fußtritte in die Eismasse gehauen, die Reisenden erhalten ein Seil, woran sie, festgebunden um ihren Leib, langsam emporgezogen werden, mehr jedoch, um das Rückfallen in die bodenlose Tieft zu verhüthen. Freudig-jauchzend würde der Erste, der das Eude dieser schrecklichen Bahn zurückgelegt hat, sich glücklich preisen, das heisiersehnte Ziel seiner mähevollen Wanderung erreicht zu haben. Doch der Gipfel, auf dem er steht, ist nur der kleinere. Vender eigentlichen höchsten Spitze des Grosiglockners trennt ihn noch eine furchtbare Kluft. Beschicht ihn die Gunst der Vorsehung, so überschreitet er sie, trotz Furcht und Gefahr, und er darf jeuseits derselben schwelgen in der Betrachtung dessen, was nun vor seinen Augen und tief zu seinen Füßen, im unermeßlichen Umfange vor ihm ausgebreitet liegt. Aber nur Wenigen aus ihnen ist dieser Triumph ihres Wagnisses gegönnt! Unüberwindlich sind zuweilen die Hindernisse, die im Wechsel der Jahre gerade hier an dieser Kluft sich zeigen; und manchrr blickt wehmüthige!« Auges vom kleinen Gipfel des Glöckners hiu^ auf zu der nur wenige Klafter höchsten Spitze desselben, und kann blos; mit seinen Wünschen sie erreichen. Nur damals, wo der hochsinnige Cardinal Salm den erhebenden Gedanken fasite, das« Andenken der ersten Ersteigung des Großglockners durch die Aufstellung eines eisernen, zum Theile vergoldeten Kreuzes auf dem Scheitel desselben, als sprechendsten Zeugen seines hohen Adels, seiner geläuterten Verehrung und Anbetung der Allmacht Gottes, für kommende Geschlechter zu verewigen; da glänzte die Sonne des Himmels klar und rein auf das edle Menschenwerk, und beschien gleichsam verklärend ein nie gesehenes Schauspiel. Doch, was die Vorsehung geschehen ließ, das haben die irdischen Elemente wieder vernichtet. Das Kreuz, aus starkem Metalle, und festgekittet in den Felsenboden des Glockners, schien Jahrhunderten zu trotzen. Aber auch seine Kraft ward gebrochen. Es stürzte von seiner sturmumflutheten Höhe hinab in die grauenvolle Tiefe, und versank, vielleicht für immer! unter der eisigen Decke des Pasterzengletschers. .^^X ^^S^