Ri. 22. Mach >en 4. Juni 1864. 8. Jahrgang. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Dic „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist dcr PräuumerationsprciS ganzjährig 2 fl. österr. Währung. /r anen schöne. Ausgeht vom Wcibc der Reiz, wie von dcr Harfe dcr Klang Ausgeht, von lindm Lüften gcrührct: Kindisch entzückt fürs ganze Leben An Dich reißend das Holdtoncnde, Nicht ahnst Du, daß dieß lockende Klingen, Geweckt auf Augenblicke nnr Vom Hauch dcr Liebe, der Jugend, Bald, ach, vcrschwcbt ist, und nie wiederkehret; Denn einmal und nur flüchtig greift Dcr Finger des Göttlichen In irdischen Daseins Saiten; nur einmal, Auf holder Ingcnd Gipfel, berührt uns Des Himmels Hauch. Im Frührothschcine nur entlockt Dir, O Mcmnon, Sohn Anrora's, lieblichen Ton Ein Strahl von oben. Knospenstudicn. Novclle von F. W. Hasländcr. (S ch l U ß.) „Du warst recht im Regen," sagte die Mutter unseres ! jungen Freundes, „Dein Schirm ist durch und durch naß, uud von Deinem Plaid laufen die dicken Tropfen hinab." Besorgt, wie sie immer um ihn und seine Sachen war, stellte sie den ! Schirm aufgespannt auf die Terrasse und warf seinen Plaid ^ über die nachbarliche Scheidewand, dort sollte er trocknen, und ! er that das auch recht bald unter den warmen, jetzt wieder ^ hcrvorgcbrochenen Sonnenstrahlen. ! Nachdem er, am Nande der Altane stehend, heiße Grüße und Küsse nach allen Richtungen der Windrose hin versandt ! hatte, ging er mit dem beruhigenden Gefühle, daß sich wenig- ! stens einer dieser stummen Zeugen seiner Liebe dorthin verloren ^ haben müsse, wo sie weile, in fein Zimmer zurück, um seuf- ! zend seine Bücher vorzunehmen, und trockene Constructionen ! herzustellen und zu berechnen, wobei es ihm aber widerfuhr, ^ daß er im Spitzbogenstyl viel mehr weiche Rundungen anbrachte, ! als erlaubt sind, daß die rasch entworfene steinerne Knospe ! eines Strebepfeilers gegen alle Regeln der Baukunst ganz das ^ Ansehen einer halbgeöffneten Rose hatte, und das; die Zacken > au eben diesem Strebepfeiler wie eine zierlich verschlungene ! Kette von lauter F erschienen. ! Auf den Regen war ein heiterer Nachmittag gefolgt und diesem ein wunderschöner Abend. Wie bezeugten Blumen und Blüten ihre Dankbarkeit für das erquickende Naß durch die lieb- ^ lichsten Düfte: wie hauchten selbst die Blätter Wohlgeriichc aus, ! wie bemühten sich sogar alle noch unentwickelten Knospen, ihre ! Hüllen zu spengen und an diesem wunderbaren Mai-Abende ins Leben zu treten. Unser Freund hatte seine Bücher zusammengeworfen, als er glaubte, annehmen zu können, daß es nächstens im Zimmer zu dunkel werden würde, um ohne Gefahr für seine Augen ! weiter zu studiren, und begab sich auf die Altane. Er nahm j einen Stuhl und setzte sich an die nachbarliche Scheidewand, ! wobei er mit wahrer Wonne sanft träumend dem Gewirr der Ranken zu folgen sich bestrebte, und seine Augen nur hie und da ruhen ließ, wcnu sie auf eine besonders schön geformte ! Knospe fielen. ! Die alte Frau, seine Mutter, war ausgegangen, doch ehe ! sie das Zimmer verließ, hatte sie ihu an seinen Plaid erinnert ! und ihn crmahnt, denselben, da er nun vollständig getrocknet ! sei, wieder herabzunehmen und hübsch ordentlich im Zimmer ! aufzubewahren. Daran dachte er jetzt, als er sich mit dem i Kopfe an die nachbarliche Scheidewand lehnte und sein Haar i den wollenen Stoss berührte. Er wandte den Blick aufwärts, um ihn sanft zu sich herabzuziehen. Dabei fühlte er einigen Widerstand, was wohl daher kommen mochte, daß sich die Fransen des Tuches drüben in einen Nagel oder dergleichen verwickelt. Er zog etwas heftiger, ohne daß es etwas genützt hätte. Das Gescheidteste, was er deßhalb thun konnte, war, auf den Stuhl zu steigen, über die nachbarliche Scheidewand wegzuschaueu, um zu sehen, wodurch das andere Ende seines Plaids zurückgehalten würde. Er konnte dabei auch nicht wohl fürchten, gegen seine Nachbarn eine Indiscrction zu begehen, da anzunehmen war^ es befinde sich Niemand von diesen auf dcr Terrasse: wenigstens hatte er keinen Laut vernommen, nicht den Tritt eines Fußes, noch ein gesprochenes Wort oder dergleichen — daneben mußten überhaupt Leute wohnen, die von der Annehmlichkeit einer solchen Terrasse, von dem Schauen in das Vlättermeer des Gartens, durchaus keinen Begriff hatten, da sie so wenig Gebrauch davon machten. Er rückte seinen Stuhl dicht an die Wand, er trat hinauf, beugte sich über die Scheidewand, und fuhr im nächsten Augenblick verwirrt, fast erschrocken zurück, da er sah, daß die Terrasse nicht, wie er vermuthet, leer war, sondern so besetzt, wie er es in seinen kühnsten Hoffnuugcn nicht gedacht. Heftiger schlug ihm das Herz, als er seinen Kopf vorstreckte, um wieder hinüberzuschauen. Drüben an der Scheidewand stand ebenfalls ein Stuhl, und zwischen der Lehne desselben und dem Holz-wcrk, an welches dieselbe fest angedrückt war, stack sein Plaid. Auf dem Stuhle aber saß dasselbe junge Mädchen, an die er ! unaufhörlich gedacht, welche ihm sein Herz geraubt, die heute ^ mit ihm unter dem Regenschirm gewandelt war — da saß sie, i cine Knospe unter andern Knospen. Sie hatte ihr Köpfchen i rückwärts an die Scheidewand gelehnt und schlief. Dafür ! sprachen nämlich ihre geschlossenen Augen, ihre regelmäßigen , Athemzüge und das sanfte Wogen ihres Körpers, welches er mit entzücktem Auge betrachtete — o diese Knosftenstudie! Er hätte stundenlang, tagelang da hinabschaucn mögen; ! zwar drängte es ihn gewaltig, sie mit einem süßen Worte auf- ! zuwecken, aber er fand das Richtige nicht; jedes, welches er hätte aussprechcn mögen, erschien ihm prosaisch, unpassend, und ^ doch konnte er nicht zurücktreten, ohne ihr Zeichen seiner Gegen- ! wart gegeben zu haben, ohne ihr zu sagen, wie glücklich ihm abermals der Zufall gewesen, wie er ihre Wohnung gefunden, und wie er vor Glück sich nicht zu fassen wisse, das; nur eine ! armselige Scheidewand ihn von ihr trenne. Das Alles wollte ! er ihr mit einem einzigen Blicke sagen, und war überzeugt, daß sie ihn verstände. Er brach eine Nosenknospe ab, und, nackdcm er sie geküßt , ließ er sie auf die Schulter des jungen Mädchens hinab-fallen. Sie schrack zusammen, blickte um sich und wäre vielleicht ! des Glaubens geblieben, die Knospe, welche zwischen den Falten ihres weiten Ueberrockcs verschwunden war, sei zufällig auf sie herabgefallen, wenn er sich hätte enthalten können, leise ihren Namen zu rufen. Da aber mochte ihr Alles wie ein Traum erscheinen, aber dem Ausdruck ihres Gesichtes nach wie ein süßer Traum. Sie sprang rasch empor, sie strich lächelnd ihr Haar aus der Stirne, und als er gar so herzig und rührend hat, blickte sie ihn nicht nur mit einem innigen Ausdrucke an, sondern leichte ihm auch ihre beiden Hände, deren Fingerspitzen er mit seinen Lippen erreichen konnte, nachdem cr sich so weit vorn üdergcbcugt, daß er fast über die neidische Scheidewand hinweg zu ihren Füßen gestürzt wäre. Dabei flogen die Antworten rasch hin und her, und es däuchte den Beiden der köstlichste Zufall, daß sie, schon lange nur durch cine Rosenhecke mit zahllosen Knospen getrennt, neben einander gewohnt hätten, ohne zu wissen, daß sie sich so nahe — so erreichbar seien. Und dabei können wir nicht verschweigen, daß der ungestüme junge Mensch im Feuer des Gesprächs ihre Hände sanft an sich zog, und daß sie, um ihn nicht in der That herabstürzen zn sehen, nachgeben und ihm sich nähern mußte, was sie bewerkstelligte, indem sie auf den Stuhl stieg, und daß die Beiden alsdann — — zwei frische verlangende Knospen, getrennt von unzähligen anderen Knospen über diesen, welche ihnen im halbgeöffneten Tämmcrschein des Abends lustig zuzulaufen schienen, Mund anf Mund die wundervollsten Knospenstudicn machten. Die k. k. S'tudienbibliothek in Laibach "). Von P. v. Radics. Gleich interessant durch die Geschichte ihrer Entstehung, so wie durch ihren Inhalt, der besonders für Slavisten von Bedeutung, ist doch diese Sammlung bisher keiner solchen Beachtung gewürdiget worden, als sie es in der That verdient. Dieß kömmt zumeist daher, weil die Schätze dieskr Samm-lung noch immer nicht derart zurecht gelegt sind, daß sie den fahrenden Forschern im Momente in die Augen fallen könnten; nur längerer Umgang mit ihnen, ja eigeneö Aufsuchen derselben in den verstecktesten Räumen, führt zu einer annähernd genauen Kenntniß ihres Vorhandenseins. Die Aufgabe für nachfolgende Zeilen sott sein, in ein Paar Umrissen ein beiläufiges Bild unserer Studienbidliotbek zu geben und „ferienrcisende" Männer der Wissenschaft zu ihrem Besuche einzuladen. Die „weißen Mönche," die Cisterzienscr von Sittich (gegründet 1135) und Landstrah (gegründet 1249), die im hügelreichen Unterkrain die noch heute ihre Pflegeväter verrathende Rebe großzogen und die anrainenden Abhänge hinunter in weitgestreckten Teppichen die üppigsten Saatfelder schufen, so wie die Karthäuser von Frcudenthal (gegründet 1260), die in den Urwäldern Inncrkrains den Störenfrieden des Ackerbauers, den Baren und Wölfen nachjagten, sie alle ruhten in den wohnlichen Zellen ihrer Stifte vom vollbrachten Tagwerke gerne bei den geistlichen und weltlichen Büchern aus, die ihnen ihre Mit-! brüder kunstvoll mit der Feder gefertigt. Es bezeugt die Menge ^ Handschriften, deren Zuständigkeit nach dem cinen und dem ^ andern der Genannten wir nachweisen können, daß auch bei ! uns frühzeitig eigens angelegte Bibliotheken bestanden haben. ! Diese blieben bis zum Beginne der Reformation die einzigen im ! Lande und sammelten, als das Schreiben der Bücher durch ! Gutenbergs Kunst in Abgang gekommen, eifrig die Producte i der Vcnctianel und Pariser Druckereien, und mancher ,,3ßn> rious 8t6iMliU8" nahm seinen Weg auch nach Kram. Als die krainische Landschaft, als solche in überwiegender j Majorität ihrer Vertreter ofsiciell zum Lutherthume übergetreten, i um 1563 eine eigene evangelisch-lateinische Schule einrichtete, so schloß sie daran die Gründung einer „feinen öffentlichen Bibliothek" zunächst zum Gebrauche der Schule, dann für die Prädicanten ni'.d Cantoren und schließlich für alle Mitglieder der Gemeinde. Des vor den Verfolgungen des katholischen Clcrus aus Krain geflüchteten Reformators ehemaligen Tomherrn Primus Trüber Vüchersammlung, die er in seinem Hause in Laibach zurückgelassen und die er nachher der Landschaft geschenkt, bildete dazu den Grundstein, den Weiterbau beförderte die Landschaft durch wiederholte Ankäufe nach dem Tode von Prädicanten und Lehrern. Auch eine ansehnliche Privatbibliothek gab es um diese Zeit w Laibach, die des gelehrten Hanns Khisl von Kalten-brunn, des Biographen Hcrbard VIII. von Nucrsverg, die ') Aus der „öfter?. Wcchcnschrist." dem damaligen Rector der Laibacher Schule, dem Philologen Nicodemus Frischlin, bei Abfassung seiner „8ti'ig'i1i3 Fi-HN-WllticN" so wesentliche Hilfe geleistet hat. Als die Gegenreformations-Commission ihr Werk begonnen, welches durch ein Auto-da-Fi mehrerer Wagen voll lutherischer Bücher inaugurirt wurde, die in der eisigen Thomasnacht des Jahres 1600 auf dem Laibacher Hauptplatze aufloderten, da entspann sich bald ein heftiger Streit zwischen ihr und der Landschaft, indem sie von letzterer die Auslieferung ihrer Bibliothek an den Icsuitenconvent verlangten, was jedoch die Stände zu thun sich hartnäckig weigerten. Eine ansehnliche Zahl von Aufträgen und Repliken über diesen Gegenstand bewahrt das landschaftliche Archiv. Die Entscheidung erfolgte endlich von Seite der Regierung dahin, daß die Bibliothek dennoch ausgefolgt werden mußte, und zwar an den Bischof von Laibach, der die Bücher sammt und sonders auf seine Herrschaft Oberburg in der untern Steiermark schaffen ließ. So war Laibas) das ganze 17. Jahrhundert hindurch ohne eine öffentliche Bibliothek. Privatbibliotheken entstanden in diesem Zeitpunkte wohl, und zwar: die der Jesuiten, die aber beim Brande des Collegiums ein Raub der Flammen wurde, die gräflich Auerspcrg'sche, und die schöne und wohlgewählte, in ihrem Abschlüsse an 10.000 Bände fassende Sammlung des edlen Freiherrn Weithart von Valvasor, des Verfassers der „Ehre des Herzogthmns Krain," die derselbe auf feinem reizenden Schlosse Wagensberg angelegt und die nachher, von ihm selbst in Zeiten der Noth losgeschlagen, leider außer Lands (nach Agram) wanderte. Erst zu Ende des Jahrhunderts kam die Hauptstadt wieder zu eincr öffentlichen Bibliothek, und zwar durch die Gelehrten-Gesellschaft der Operosen. Diese im Jahre 1693 nach dem Vorbilde der damaligen italischen gebildete „Akademie," deren Tendenzen ausgesprochen wissenschaftliche waren, hatte nämlich in §. 8 ihrer Statuten die Errichtung einer Bibliothek bestimmt, die denn auch zu Stande kam und sich an die vom Bischof Sigmund Grafen Herberstcin im Vereine mit mehreren Akademikern gestiftete adelige Schule, an das Collegium Carolino-Nobilium anschloß. Als das genannte Collegium sich auflöste, ging die Büchersammlung der schon früher aufgelösten Operosen - Gesellschaft, besonders interessant durch den ganzen handschriftlichen Nachlaß des krai-mschen Historiographen Hans Gregor Thaluitscher von Thalberg, in den Besitz des fürstbischöflichen theologischen Seminars über, wo sie noch gegenwärtig bewahrt wird. Als die große Kaiserin Maria Theresia 1707 die Gesellschaft des Ackerbaues und der nützlichen Künste für Krain ins Leben gerufen, die sie dann fort und fort in liebevoller Obsorge behielt, da wuchs bei diefem, ganz besonders die lano-wirthscbaftlichen Verhältnisse ins Auge fassenden Vereine gleichfalls eine ansehnliche Bibliothek heran, welche, als auch diese Gesellschaft aufgelöst wurde (1787), ins Eigenthum der Herren Stände überging. Der so ausier Gebrauch gesetzte „Vüchcrhcmfcn" gesellte sich zu denen der 1782 aufgehobenen Klöster des Landes, und es ward nach einigen Jahren (1788) die Verzeichnung dieser literarischen Schätze von Seite der Regierung anbefohlen. Franz Wilde, damaliger Lehrer der Philosophie und Tirector der philosophischen Jahrgänge am Laibacher Lyceum, erhielt den bezüglichen Auftrag. Die Sammlungen, deren einzelne Stücke Wilde durchgehen und verzeichnen mußte, waren 1. die A ck er b aug escll-schaft; 2. die Karl von Peer'sche, dem Staate zugefallene Privatsammlung; 3. die Sittich er; 4. die Laibachcr-Augustiner; 5. die Iesuiter; 6. die Landstraßer: 7. die Fr eudent Haler; 8. die Laibacher Discol-ceaten und 9. die S erviten-Viblioth ek in Tybein (Dnino) — alles in allem 19.415 Bände. Wilde schied die Duplicate aus, welche sofort zur Versteigerung kamen, wobei sehr zu bedauern ist, daß zugleich auch viele Oarniolieg. verschleudert wurden, so z. V. „Valvasors Werke" (complet 4 Bände) um drei Gulden, sortirte die unbrauchbaren und registrirte die brauchbaren Bücher in die betreffenden Fächer. Nachdem der Ordner den amtlichen Bericht über seine Arbeit vorgelegt, wollte man, da eben der hohe Auftraggeber Kaiser Josef die Augen geschlossen, die letzten Enden seines Grabtuches über unsern Vücherhaufen ziehen. Da ist es die lrainische Landschaft, die in ihrer „aller-unterthänigsten Vorstellung ääo. Laibach aus dem Landtage 27. Juli 1790" bei der Thronbesteigung Kaiser Leopolds unter anderem auch ihr Eigenthumsrecht auf die schon „Lycealbiblio-thek" getaufte, aber noch nicht aufgestellte Sammlung geltend macht und ihren Zustand als einen „verwirrten" schildert, „indem sie ohne Aufsicht,, ohne Nutzen dahin modere und ihrs zweckmäßige Einrichtung vergebens erwarte." Dieß wirkte. Im Jahre 1791 erfolgt nun die kaiserliche Resolution, daß am Laibachcr Lyceum eine öffentliche Bibliothek errichtet, ihr das zweite Stockwerk des Schulgebäudes eingeräumt,, die Aufsicht und Leitung gegen eine Remuneration über den systemmäßigen Gehalt dem genannten Professor Wilde übertragen und zu fortwährender Erhaltung eine jährliche Dotation angewiesen werde. ! Im Jahre 1793 wird das Lesezimmer eröffnet. Es dauert nicht lange, so erbält die Sammlung einen neuen Zuwachs, und zwar einen sehr werthvollen, fast lauter i ,,IIni Wie die Bibliothek gegenwärtig steht, soll sie etwas über 32.000 Bände zählen. Wesir Mahmud, türkischer Pascha von drei Noßschweifen, ein Krainer. Von Leopold Martin Krainz in Pctrinia. Wer mit der osmanischcn Geschichte einigermaßen vertraut ist, der weist es gut, daß Renegaten aus verschiedenen Herren Ländern dort die größte Rolle spielen. Daß zu gewissen Zeiten selbst unsere LandZlcute dabei waren, kann man sich eben aus dem soeben Erwähnten denken. Ich will hier in Kurzem eines Krämers erwähnen, der bei der türkischen Pforte einstens einen wichtigen Platz einnahm. Dieser Krämer war des Sultans Murad III. vierter Wesir, Pascha von drei Noßschweifen, Mahmud aus Laibach, und zwar im Jahre 1575. Seine Familien-Abstammung ist bis jetzt noch unbekannt, sicherlich muß er cin sehr geschickter und erfahrener Mann gewesen sein. Ueber ihn könnten türkische Archive, welche nur durch Consular-Ver-mittlung geöffnet werden, dann Historiographen nähere Aus- unft bieten. Gerlach's Tagebuch, Seite 283, sowie auch Josef Hammer-Purgstall in seiner Geschichte des osmanischen Reiches, 2. Bd., 2. Ausgabe (Pest, 1840) erwähnen seiner. Dieser unser Landsmann war mit einer Tochter des Kaisers, Suleimans Sohne Mustafa, vermalt. Daß gerade damals so viel Unglück seitens der Türken über unsere Erbländcr verhängt wurde, daran waren leider die vielen Renegaten und des römischen Kaisers geborne Unterthanen, und zwar Ungarn, Croaten, Siebenbürger, Steiermärker, Krainer und Kärntner Schuld. Der dritte Wesir um dieselbe Zeit war Achmcdpascha, ein Grazcr, vermalt mit der Enkelin des Sultans Sulciman und der bekannten Sultanin Mihrmah (Sonnenmond.) Dieser Achmedpascha vermalte 1576 seine Tochter mit großer Pracht an den Ianilscharen-Aga öigahlesade. Der Kärntner Welzer war Oberster Verschnittener, des Harems Haupt. Diese Renegaten waren geschickte Feinde des alten Glaubens und des Landesherrn, wcßwcgcn auch der bestehende Friede öfters durch Streifparthien in den ungarischen, croa-tischen, krainischen und windischen Grenzen verletzt wurde. Welchem gebildeten Krämer ist die mit den Türken am 22. Juni 1593 vorgefallene Schlacht bei Sissek, in dem Winkel, welcher durch die, in die Kulpa einströmende Odra gebildet wird, fremd, nachdem die Türken von Petrinia aus am 18. Juni die Kulpa überschritten hatten. Welchen Antheil dabei die Krainer hatten, wissen wir, noch heute ist daran das Andenken wach! Dabei gingen 18.000 Türken zu Grunde, darunter der Heerführer Hasanbeg selbst. Unter den Getödteten befanden sich auch Mohammed, Sohn des Wesirs Mahmudpascha (Laibacher), und Sultansade, Sohn des Wesirs Achmedpascha (Grazer.) Niedere Hofamter haben zur selben Zeit bei der Pforte als Kapudschibaschi (Kämmerer) Hanns Ferber von Vakenen, Martin Oswald, ein Steterer, als Mutaferika (Hossouricr), Mahmud Schärtlin aus Graz als Tschaschncgir (Truchsesse), und Baron Kammacher aus Kärnten als Tschausch (Staatsbote) bekleidet: wir sehen demnach, was für Subjecte dem Erbfeinde der Christenheit die Gelegenheit geboten haben, unsere schönen Provinzen zu zerstören und den Entwicklungsgang der bei uns angebahnten Cultur so stark und bis zum Unersetzlichen zu hemmen. Glücklicherweise ist uns dieser Nachbar heutzutage nicht mehr gefährlich, ja, er bemüht sich sichtlich um die Auf-rcchthaltung des gegenseitigen freundschaftlichen Verkehrs. (Mitth. d. hist. Ver.) Ein Geizhals. Ein Geizhals auf dem Sterbebette läßt seinen Notar kommen, richtet sich die Kopfkissen zurccht, und spricht: „Schreiben Sie nur die Einleitung; die Artikel werde ich Ihnen hernach dic-tiren." — „Ich gebe, vermache und übertrage..." schreibt der Mann des Gesetzes, die Formel laut nachsprechend. — „Warum nicht gar! warum nicht gar!" ruft der Testator, ihn hastig unterbrechend, aus. „Von all dem thue ich nichts. Nie wird es mein Wille sein, irgend etwas zu geben, zu vermachen oder zu übertragen. Ich wäre es nicht im Stande." — „Sehr gut," erwiderte der Anwalt, und dachte eine Weile nach, wie er die übliche Eingangsformel abändern könne. „Wenn wir setzten: Ich leihe bis zum Tage des jüngsten Gerichts?" — „Vortrefflich, das geht," siel der Geizige ein, die Schwierigkeit war behoben, und das Testament wurde nunmehr ohne Mühe zu Stande gebracht. Verantwortlicher Redacteur I. v. Meinmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. HUeinmayr L5 F. Vambcrg in Laibach.