Beilage zur Laibacher Zeitung. ^ 4V. Vierler Jahrgang. 6. Qktobw 1860. Verspätetes Gluck. ^ holde Zeit, die mein Glück erzog, Noch einmal knospe, einmal blühe! Als über uns dicht die Rose sich bog, Eine einzelne weiße Tanbc flog Ueber den Himmel in golducr Frühe! Dann kamen die Tage der Traurigkeit — O thörichter Kampf, o vergebliches Sehnen! Auf dcr Brücke war's in der Märzcnzcit, Die Wasser schössen zn Thalc weit; ! Wir aber sahen hinab mit Thränen. ' Nun versöhnt ich das Glück — doch nnn bin ich allein; Ja, wärst Du wie ehmals, o wärst Du mein eigcn, ! Ein Eden baut' ich in die Wüste hinein! Vorüber —! Am Berge glüht Abendschein Und herbstlich rauscht dcr Wind in den Zweigen. Pie Erscheinung. (Schluß.) <^ch habe noch allerlei über den liebenswürdigen Sonder« lim; nachzutragen: Wilhelminc, wenn gleich von deutscher Abstammung, wurde in Italien geboren. Die kräftige Sprache ^ ihrer Eltern lernte sie zugleich mit der lieblich klingenden ^ Sprache ihres Vaterlandes und da sie aus den Armen ihrer ^ Amme sogleich einer französischen Bonne überantwortet wurde, so darf es nicht zu hoch angeschlagen werden, daß sie fast gleichzeitig drei Sprachen erlernte. Man that auch sonst ! allerlei hinzu, was man gute Erziehung nennt; sie trug gut ! gewählte Tonstücke mit Ausdruck vor, kovirte Kreidezcichnun« ! gen nach Antiken und schwatzte englisch. Sie war sehr glück- ! lich begabt u„d machte in ihrem siebzehnten Jahre, in dem ^ sie eben stand, ganz artige Verse in jeder der vier Sprachen. ! Sie war nicht eben schön zu nennen. Ihr schlanker ! Wuchs-, ihr schwebender Gang, der geistvolle Ausdruck ihrer ! ernsten Gesichtszüge, der ungewöhnlich reiche Haarschmuck, ! der in einer Lockcnfülle das edle Oval ihres Gesichtes um- ^ spielte — alles das vereinigte sich zu einem Gcsammtein- ! drucke, dcr seine anmuthende Wirkung seltcn zu verfehlen ^ pflegt. In Gesellschaft bemühte sie sich, für bescheiden zn gelten uud den Glauben an ihre Abhängigkeit von dem Wil° . len ihrer Mutter zu verbreiten, ungeachtet es nur ein Zerc-moniel war, welches sie um so strenger beobachtete, als sie darunter ihren Eigenwillen zu verbergen wußte. Mehr schweig» sam in großer Gesellschaft, waren ihre Gespräche unter Zweien stets reich an überraschenden Wendungen, an guten Gedan« ken und an einer, ihren Jahren vorauseilenden Weltan« schauung. Ich mußte aus dcr Weise, wie sie mich an jenem Tage empfing, vermuthen, daß sie etwas ganz Besonderes im Schilde führe uud alle Vorsichten in mir wachrufen, um nicht etwas zu thun, was Nachsicht erfordern würde. Sie liebte es, mich zu überreden, daß ich ausnahmsweise ihr Vertrauen besäße, obschon ich für gewöhnlich ihr Thun und Lassen erst dann zu erfahren pflegte, weun es aufhörte, ein Geheimniß zu sein. Sie behandelte mich wie ein Archiv, in das man Familicndokumente meist erst dann niederlegt, wenn sie ihre Geltung verloren haben. Abermal war es das Thema des wechselseitigen Per« trauens, welches sie variirte. Es rücke eine ernste Stunde an ste heran, sagte sie, für die ihr die heutige Unterredung als Vorbereitung gelte. Sie hoffe im Austausche der Mit« theilungen ein Gut im gleichen Werthe von mir zu erlan» gen. -^Ich versprach es mit Wort uud Handschlag. Wil« hclmine ließ ihre aristokratische Hand arglos in meiner Nech« ten ruhen. Sie schwieg und schien sichtlich mit einem Gedanken zu ringen, den die Klugheit zu fesselu, die Leidenschaft zu entführen versuchte. Plötzlich schoß eine Schwalbe in unsere Hütte uud umkreiste schwirrend einige Mal unsere Häupter. Wilhclmine, in dem Wahne, es sei eine Fledermaus, barg ihren Lockenkopf an meiner Vrust. Ich deckte ihr Haupt mit mciuem Arme. Der Vogel fand bald wieder das Freie. Sie fragte ob das Unthier fort sei. Ich zögerte mit der Antwort, indeß die Blicke die schönen Formen des an mich geschmiegten ^Mädchens liebkosten, uud mein Herz heftig gegen Wilhel« mincns Wange schlug. Mir war, als könnte ich den Verschluß meines Armes nicht mehr öffnen, als sollte sie für immer a:i meinem Herzcu ruhen. Meiue Vlicke suchten im verglimmenden Abendrot!) die fliehende Schwalbe, die ich so gerne zurückbeschworen hätte. Mein Schützling wiederholte die Frage, ob alle Gefahr vor« übcr sei. Für mich war sie erst recht iin Anzug?. Mtz58 , W Statt zu antworten, wollte ich einen Kuß auf ihre Lippen l hauchen, s>ch jedoch instinktmäßig früher nach dem Eingänge. Ich traute meinen Sinnen nicht mehr — ich erstarrte fast vor Ueberraschung: der gespenstige Bettler aus meiner Amtszelle war mir auch Hieher gefolgt; er hockte unweit der Thüre im Dunkeln. Ich sprang auf, taumelte gegen den Eingang, und streckte meine geballte Faust drohend gegen die Gestalt 1 nicht ohne Ueberwindung, als sollte ich meine Rechte in Flammen tauchen. Die Erscheinung war aber schon zu Nebelflockcn geworden, die vor meinen Blicken all-ma'lich in der Luft verstattertcn. / Wilhelmine sah in mir nur den Ritter, der den flie-hendcn Drachen verfolgte, und schien mit mir nicht übel zufrieden zu sein. Mit vieler Laune dankte sie mir, dem Retter ihrer Lockenzicrde. Ich horte nur halb was sie sprach. Meine volle Fas- i sung war noch immer nicht zurückgekehrt. Konnte ich es ! doch nicht für eine bloße Ausgeburt meiner aufgeregten Phantasie halten, was mir so eben zu«! zweiten Male in einer unerklärlichen Weise vor die Sinne getreten war. In dem Augenblicke, wo meine ganze Seele sich nur dem Eindrucke hingegeben fühlte, welchen das mehr als kindische Zutrauen z eines reizenden Mädchens auf mich üben mußte, lag nichts so fern, als die Erinnerung an dcn Scminclfarbigen. ^ „Das scheue Flatterthicr scheint Sie mehr als mich e» schreckt zu haben" sagte Mina; «Sie starren ja vor sich hin, als sehen Sie Gespenster!" Da ich von dem ersten Auftreten der Erscheinung nichts ! erwähnte, konnte ich mich noch weniger versucht finden, von ! dem wiederholten Besuche desselben zu erzählen. Ich'schwicg. ^ «Sie halten diesen Pavillon für eine Karthausc. Ber- ! lassen wir ihn, ich finde, es wird kühl." Es war eine unerträgliche Schwüle in der Bretterbude. Ich drehte an der Scheibe; offenbar drehte ich meir. Glücksrad zurück. Wir stiegen in den Garten hinab: ich lenkte meine Schritte nach dein Ansgange. „Sie fragen mich nicht einmal nach meinem Geheimnisse," sprach Wilhelmine, beinahe gereizt. „Achten Sie es so wenig an mir, daß ich rücksichtsvoll bin?" „Gewiß sind Sie es im hohen Grade, vielleicht mehr als ich es zu würdigen verstehe: nnd dafür sollen Sie be» lohnt werden. So erfahren Sie denn: Ich bin Braut!" Sie sprach's mit scharfer Betonung, und huschte davon, durch das nächste Gebüsch. Die Zweige schlugen hinter ihr zusammen. Ich sah sie seit dem nicht wieder. Wie sie es sagte, so '.rar es auch. Am Tage der Geistererscheinung hielt ein wackerer Mann um ihre Hand an; erst den Tag darauf erhielt er ihr Jawort. Nun glaubte ich die Bestimmung dcs> warnenden Bettlers zu erkennen. Ich war dessen gewiß, dieses Mädchen niemals geliebt zu haben, und war nun der Gefahr entgangen, sie und mich selbst zu täuschen. Mit leichtem Herzen schritt ich der Stadt zu, meine Karthäusertugend über Gebühr preisend. Nichts liegt mir mehr fern, als mit dieser schlichten Anekdote aus meinem Leben dem sinkenden Gespensterglauben zu einiger Geltung verhelfen zu wollen. Ich müßte einen solchen Verdacht als eine ehrenrührige Zumuthung ernstlich zurückweisen. Um einen solchen auch nicht eine Minute lang aufkommen zu lassen, halte ich bereits mein optisches Zubehör bereitet und will ohne Zögern die räthselhafte Vision erklären. Ich saß eines Tages im Freien und blies die Rauch» wölke meiner Zigarre ins Blaue. Alsbald «senkten sich meine müden Augenlieder und ich sah mit geschlossenen Augen ein lichtes, beinahe flammendes Patriarchenkreuz auf schwarzem Grunde vor mir schweben. Ich hob den Blick und dieser traf eine Kirchthurmspitze, die vom azurnen Schilde des Himmels sich schwarz abhob und die ich srüber angestarrt haben mochte, ohne daß es zu meinem Bewußtsein gelangt wäre. Sogleich fiel mir mein Amtskobold ein. Ich prüfte mit Aufmerksamkeit meine Fensterauösicht und fand, daß die Attika des gegenüberstehenden Palastes, in einer ebenweitigen Linie mit meiner Fensterbrüstung laufend, eine allegorische Figur trug, die mit einer Hand nach Süden zeigte. Wenn die Abendsonne'hinter dieses, Steinbild trat,'so wurde solches zur Silhouette auf Goldgrund. Es war eines der ersten Anzeichen meiner überspannten Sehkraft, daß der« lei Gegenstände vor meine Angen gebracht, denselben für einige Sekunden daguerreotypartig anhasteten, so daß, wenn ich die Augen schloß, oder auch nur ins Dunkle schaute, das positive Bild sich in die entgegengesetzte L,ichtwirkung um« setzte, der dunkle Gegenstand sonach licht, der beleuchtete dunkel vor meinen Blick trat. So verarbeitete mein erschöpftes Auge zuerst den steinernen Götzen, später Wilhelminens gebückte Gestalt zu einem Spuke, dcn ich, Dank sei es der Geduld des freundlichen Lesers, nunmehr glücklich c,rcusirt habe. ! Menschliche Lebensdauer. ! Von Dr. M. Gaustcr. IV. ! Sonnenschein — ringsum üppiges Grün; die Hülsen- ! fruchte ranken sich klafterhoch empor und bilden einen grünen ' Wall um den kleinen Garten, nahe dabei das Murmeln des ^ Baches, das Getöse des Rades, um das ringsum die Wasser-! tropfen fliegen, wie Schmetterlinge um Blumenkelche, das ^ Zischen des rothglühenden Eisens, das Klopfen der Häm-l mcr, lärmend und eintönig — eine Nagelschmicde! Mad-° chen mtt 12 — 44 Jahren und weiter aufsteigend, halten in den Zangen das glühende Eisen, oder führen an der Seite von abgemagerten, bleichen Männern die schwere« Hämmer. 159 Der jugendliche Organismus, der sich strecken und tummeln soll in freier Gottesluft, muß hier an der glühenden Esse verdorren, erschüttert von jedem Schlage, der nicht bloß das rothe Metall, sondern durch dasselbe weiter gepflanzt, auch ihn trifft: in gebeugter Stellung, ohne frische Luft, ohne erheiternden Gesang, kann er sich nicht weiter kräftig entwickeln, blühen, gedeihen, und gesunde Früchte bringen. Und was harrt dieser jungen Geschöpfe, was harrt dieser er» schöpften Früh«Alten beiderlei Geschlechtes zur Labung und Erholung? Ein Stück schwarzes Kleicn'Brot und eine kleinere Menge von Speisen, die oft kaum den Gesichtssinn, um so weniger den Geschmacksinn reizen könnten, wenn die Armen eben etwas Besseres kennen würden. Hunger ist der beste Koch! Hier zeigt sich täglich die treffende Wahrheit des Sprichwortes — wenn nur auch der Hunger der Armen jedesmal seine «olle Sättigung fände! — Wenn der männliche, relativ kräftige Arbeiter fleißig ist, wenn keine Feier« tage i>en Verdienst kürzen, so verdient er sich bei zwei Gulden in der Woche. Hat er noch Andere zu erhalten, wie soll er sich sättigen, wie soll er vermeiden, in dem Brannt-weingift Wärme und trügerische Kraft zu suchen? Dafür dauert auch das armselige Leben nicht gar zu lange. Lnngcnkrankheiten, Ernährungsleiden kürzen das Leben dieser Arbeiter bedeutend ab, und wenn cm solcher an Altersschwäche stirbt, so ist sie früher da, in den fünfziger Jahren! Mit dieser flüchtigen Zeichn nng ist der Satz beleuchtet, daß die Beschäftigung des Menschen einen wesentlichen Ein« finß auf kürzere oder längere Dauer seines Lebens ausübt. Sie bringt Schädlichkeiten, von denen häufig viele durch kluge Erkenntniß und Forschling rechtzeitig vermieden werden könnten. Gewisse Beschäftigungen bringen in der Regel bestimmte Krankheiten zur Ausbildung, welche freilich theilweise unvermeidlich sind, theilweise aber durch zweckmäßiges Verhalten vermindert werden könnten. Der rauhe, vielflächige, scharfkantige Trümmerstaub bei der Steinmetzarbe'it ruft häufig Lungeneitcrnng hervor; die Weber leiden in.Folge der gleichförmigen Anstrengung der Brustmuskeln und des Einathmens uon dem feinen, sich beim Dnrchschwingcn des Gcspinnstcs abreibenden Staube sehr oft an Lungentuberkulose; die Töpfer, Anstreicher und Znnmermaler durch wenig vorsich» tiges Benutzen und Handthiren nn't Blei, leiden nn der Vleikolik; und so könnten wir viele Seiten mit den Krankheitsursachen der Gewerbetreibenden anfüllen. Solche Krankheiten bringen häufig frühes Sicchthum, frühen Tod hervor, denn oft paart sich mit der Schädlichkeit des Gewerbes noch Noth und Sorge, ungenügende Ernährung, schlechte Wohnung :c., welche den frisch entstandenen Schaden zum unheilbaren, immer weiter greifenden, zu einem, den Lebensfaden zerfressenden Geschwüre umgestalten. Von den 39.999 Arbeitern in den Kohlcnminen Englands stirbt ein Achtel im dreißigsten Jahre. Bei einzelnen Zweigen der Fabriksarbeiten erreichen von Tauscud Arbeitern kaum 13 das fünfzigste Jahr. In Schrffield sollen von 2699 Arbeitern kaum 36 an 69 I.ihre alt werden, und die mitt« lere Lebensdauer derselben ist 36 Jahre. Nach einer Zusammenstellung in der „Edinburg Review" zeigt sich die mittlere Lebensdauer der Schleifer von Gabeln nnr 29 Jahre; von Rasiermessern und' Schceren 31 bis 32 Jahre; von Sägen und Sicheln 38 Jahre. Unsere schönen Leserinnen denken jedenfalls beim Gebrauche ihrer zierlichen englischen Schecren nicht an die Lebenskraft, die bei Verfertigung derselben verloren ging; der feine Stahlstaub ist nebst der unzweckmäßigen Stellung uud Muskelanstrengung das Gift, das durch seine feinen spitzigen Kanten, durch seine Härte die zarte Lungenschleimhaut empfindlich fort und fort reizt, und das Athmungsorgan früh im Leben immer unbrauchbarer in seinem Dienste macht. ! Bekannt ist, daß Schneider häusig brustschwach sind. ! In England sollen von 199 dieses Gewerbes 31 Blut spucken, somit an einem tiefgreifenden Lungenübel leiden. Die Tuber- ! kulose heimst auch mit ihrer furchtbaren Todessichel eine große Anzahl der Schneider ein. Nicht unbekannt dürfte es vielen Lesern sein, daß zwei Gewerbe eine besondere Neigung zu Seelenstöruug en zeigen die Weber und die Schuster. Die gleichmäßige Arbeit, eintönig, und doch die Aufmerksamkeit nur zeitweilig sehr in Anspruch nehmend, verleitet gern zum stillen Vrüteu, das nur bei kunstvolleren Geweben ! unterbrochen werden mnß; der eintönige Schall des Wcber-! schiffchens lullt leicht dcn Geist in träumerische Meditationen ^ ein. Das Loos der Weber ist zumeist kein sehr günstiges. ! Noth und Sorge sind häusig ihre Begleiter, die sie zum ! Wcbestuhle führen und sie in Empfang nehmen, wenn sie ihn verlassen. Dazu hat der Weber nicht viel Zeit, zu l faulenzen, wenn er nicht hungern will. Zum eintönigen ! Geräusche paßt am besten die einförmige, »reuig modulirte i Melodie eines Kirchenliedes. So wiegt sich dcr Geist im stillen halblauten Brüten und Singen oft in schwärmerische Vorstellungen des Jenseits, bis sich, unterstützt uon der maugelhaften Ernährung und von dem abnormen Reize, dtn die Tuberkulose auf das Nervcnmark ausübt, wahre Sinnes-! täuschungcn einfinden und der Wahnsinn sich einstellt. Nicht selten kann der Irrenarzt diese Beobachtungen machen, freilich am häufigsten in Böhmen, wo die alten Religionsstrei« tigkeitcn in der Glanbenssaat des Volkes noch manches Un» ! kraut wuchernd zurückließen, und das religiöse Träumen, ! Sinnen und Schauen noch kräftiger aus dcr Hussitenzeit sich forterbt, als man vermeint. ! Der Schuster sitzt nachdenklich auf seinem Dreifuße und, ^ besonders bei der alten Methode, bewegt in gebeugter Hal« tnng einförmig seine Hände; das Handwerk bringt ihm An» schoppung des Unterleibes, Hä'morrhoiden, Kongestionen zum ! Gehirue; er baut dcm Menschen die Sockel auf, auf >relche Jeder seine Bildsäule stellt. Warum soll er über Menschen« sein und Menschcnthum nicht Philosophiren? Doch Scherz bei Seite! Thatsächlich wird man bei vielen Schnstcrn eine gewisse Philososie oder doktrinäre Richtung finden. Wer 16tt viel mit ihnen Umgang gehabt hat, wild oft unter ihnen eigenthümliche Individualitäten, bizarre Anschauungen gefunden haben, und wird sich sagen müssen: „Bei dem rappelt es." Diese Gcisteseigenthümlichkeitcn benehmen ihrem ! Arbcitswerthe oft gar nichts; doch werden Schuster selten sehr alt. Unterleibsleiden, Herzfehler, Hirnleiden machen oft in dem kräftigsten Alter dem Leben ein Cnde. Nach den 'Untersuchungen Lombard's (nach Genfer Tabellen) ist die mittlere Lebensdauer der Schnster«Gewerbe öl—62 Jahre. Wir schließen unsere Betrachtungen über die menschliche Lebensdauer; so seltsam auch manche derselben klang, so sind sie doch sämmtlich auf Erfahrungen bastrt und also — wahr. -------__---------' i Ein goldenes Icitalter. Die vaterländischen Geschichtsschrcibcr können nicht genug die weise und segensvolle Regierung des vorletzten Vaben- ' berger-Herzogs Leopold VII., der Glorreiche genannt, loben ! und prcisei'. Während seiner gerechten und milden Herr- ! schaft (von 1198 — 1230) war der Wiener Handclöstano so ; reich, daß man einander das Geld nicht mehr vorzählte, son» ^ dcrn mit Schüsseln maß oder zuwog. Auch ließ die dank» ^ bare Bürgerschaft Wiens keine Gelegenheit rorübergehen, > ohne dem geliebten Fürsten mit rührender Aufmerksamkeit ! ihre Anhänglichkeit zu bezeigen. Dieß geschah iuöbesouders ! zum h. Weihnachtöfeste. Hormayr erzählt nach den histori- ^ sch'rn Quellen: „Vor dem Herzog gingen die Münzer oder ! Hausgenossen her, mit, Kleidern von Goldstoff, mit Bechern ! und Ringen von Silber und Gold, als Angebinde zum hei« ligen Christfeste. Die Kaufleute gaben ihm köstliches Ge^ wqnd von allen Farben, was das Abend' und Morgenland vermochten; — die reichen Wildwerker Hermeline und au« ^ dercs kostbares Pelzwerk'. — die Krämer Seidenzeug, Zendal ! und köstlich Gewüvz; — die Fleischhauer führten 30 Rinder, ^ nur Bändern a/schmückt, an Stricken daher; die Bäcker brach- ^ ten Kipfel und Flecken, weißer als Schnee, und es war uur Eine Stimme des Jubels und der Liebe. Als der Crösus ^ der damaligen Bürger Wiens gilt Dietrich, der Reiche gc- ^ uannt; man kaun ihn den Nothschild des 13. Jahrhunderts ! nennen." 5 i Wer hat das schönste Haar? !' Gtwa eine reizende Blondine germanischen Stammes— ! oder eine feurige Audalufierin mit ihren blendenden Nabenlocken '— »dcr endlich eine blühende Circassierin uut ihrem ! breuncuden Haar? Keiue von a!l diesen Schönen, sondern ^ der > Vorzugspreis gebührt, wie Uns in Ch. Dickens ^l! 1'In>u Vcni'Zomn! ein Mikroskopist versichert: der hässliche» Fledermaus. Wahrlich, die Ertreme berühren sich! Das ! Haar der Fledermaus, sagt unser Gewährsmann, gleicht einer unermeßlichen Anzahl trompetcuartiger Blumen, wobei die j eine innerhalb der andern i'ich befindet, — gleicht einer lebendigen Kette ausgebreiteter, aufs schönste anzuschauender Glocke»,. — Noch blumenartiger und reizvoller als das Leibhaar uu-sercr Fledermaus ist das der indischen; diese ist jener gegen« über das, was eiue doppelte Blume, gegenüber einer ein» fachen oder eine veredelte Garteublume gegenüber einer wilden ist. — Man halte also das Vergrößerungsglas ans Auge und bewundere! Sonderbar. Bei der letzten Volkszählung in den Vereinigten Staaten fanden sich m New.Milford drei alte Jungfern, von denen jede zwei Jahre jünger war, als vor zehn Jahren. ! ! Musikalisches. ! 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Kolb, Idylle. __ I. Duprato, Zunmnc:t: 6UN8 puioli!« ^r. lll. — Louis Köbler, Hcrentanz. — Wir können unsere frühere Empfeh. lui'g nur wiederholen, denn gewiß wird durch dieses Werk dem Bedürfnisse nach billiger und guter Musik auf das Vc-fricoiaeuste entsprochen. Trucl uild Vcrlag u»l! IgU. V. Kleinmayr 3> F. Bamberg in Laidach. — Kcvcmtwortlichn- Nrd^clcnr ^'. Hiamvcrg.