^N 5» Dinstag am 1«. Mai «848 I l l i) r i e n. Wermöge hoher Hofkammer Präsidial - Eröffnung vom lO. April d. I., Z. 2637)pl', haben Sc. Majestät mit allerhöchster Entschließung vom 21. März d. I. die Stelle eines unbcsoldetcn General-Consuls in Amsterdam dem Philipp I. Krieger allcrgn^ digst zu verleihen geruhet. , Diese allerhöchste Ernennung wird zur allgemeinen Kenntniß gebracht. Vom t. k. illyr. Gubcrnium. Laibach am 5. Mai «848. Laibach, am l<>. Mai. So eben bringt uns die Post folgenden directen Eorrespondenzbericht vom Kriegsschauplätze: D Sprcsiano, den l2. Mai 1848. Diesen Bericht schreibe ich Ihnen auf dem Protzmagazin ei-nes eroberten Achtpsündcrs, der den ehrcnwerthen Xiamen ..il lX,!n<-!<)" tragt. Wir sind die Piave glück lich passirt, obwohl sie uns, so wie am Tagliamento, die Brücke niedergebrannt haben, die Pioniere daher zur Erbauung einer Brücke schreiten mußten. Um ihre Arbeit zu decken, wurde der Damm an der Piave zur Erbauung von Batterien, und zwar einer Scharten, und zweier Bankbatterien, benützt. Von feindlicher Seite wurde während des Baues unausgesetzt mit Gewehren und selbst mit Geschütz aus einer vom Feinde erbauten Schartcnbatterie auf zwci Geschütze und aus Einzelne von uns gefeuert; unscre Leute ließen sich jedoch dadurch nicht beunruhigen, und der Bau wurde vom l>. d. M., ohne daß wir nur Einen Mann verloren oder verwundet gehabt hatten, glücklich vollendet. Nachmittag um 2 Uhr rückten 2 zwölfpfündige Batterien, vor; das Geschütz wurde in die Batterien cingrführ, und um 5 Uhr ward zu feuern an. gefangen. Zu gleicher Zeit vollendeten die Pioniere den bereits begonnenen Durchbruch zwischen den beiden Bantbatterien rechts der abgebrannten Brücke — un s"e Schartenbattcrie lag lints — und begannen ihre ^Mc zu schlagen. Die feindliche Schartcnbattcrie war '"lt wenigen Schüssen dcmontirt. Die Bemannung ließ lhr Geschütz im Stich und entfloh. Aus einem am Brückenkopf aufgestellten Geschütze, so wie aus den Fenstern des Mauthhauses, wurden uns zwar durch Scharfschützen, manche Kugeln zugesendet, doch siel "Ußer dem, von seinem Rlgimcnte allgemein gclicb-lm und bedauerten Oberstlieutenant Karg von Kinski, der in der Nacht um 2 Uhr seinen Geist aufgab, Niemand. Wir zählen nur noch 3 Verwundete Pioniere Der Verlust auf der Seite des Feindes muß rill bedeutender gewesen seyn. Das Mauthhaus war beim ersten Granatenschuß im Feuer, der Feind bängte sich unter einem ungcmeinen Geschrei hinaus. Unsere braven Artilleristen sandten ihnen, so wie der m dcr Alice auf der Straße nach Spresiano aufgestellten Truppe Kugeln und Granaten nach, die mit-ten unter ihnen sprangen, und der Feind entfloh uw ter Geschrei. Links der Straße, in dcr Nähe eines Gebäudes, wollte sich eine feindliche Abtheilung Iu. santerie formiren; einzelne Plänklcrschüsse wurden uns bereits zugesandt, doch wenige Kugclschüsse waren h'nreichmd, sie von hier zu verjagen. Endlich wollten slc, wahrscheinlich als einen letzten Versuch, auf dcm D"'mm, der sich gegen Eimaldolmo hinzieht, 3 Ge-^ütze aufführen; eine einzige Hohlkugcl, dicwir idncn ""'übersandten, war hinreichend, sic in die Flucht zu ja-g'n und somit den Platz gänzlich zu säubern Unsere Pio-"'ere konnten nun ungestört fortarbciten. Das Feuern "^'l'ic ^,^ eine Stunde; ein tapferer Gegner wür-. ?e bei einer für ihn so vortheilhastcn Position uns .lnsercn Brückenschlag gewiß mehr erschwert haben .ind nicht nach so wenigen, von unjercn braven Artillcri stcn, die keinen einzigen Fehlschuß machten, glücklich angebrachten Schüssen gewichen seyn. Den 10. Mai crfolgtc der Ucbcrgang dcrDivision Sch a fg otschc — ürigade Schul zig und S ch Warzen berg. — F. Z. M. Graf Nugent war schon am 8. mit dem Ar-meecorps überSerravalle, Belluno gegen Baffano vor-gerückt, um sich von dort aus mit uns in Verbindung zu fctzen, daher alle dazwischen liegenden Wege von uus besetzt sind. — Die Division des Herrn F. M. L. Grafen Thurn rückte gegen Montcbelluna vor und unterhält daher zwischen uns, als dcm linken Flügel, mit dcm Armcecorps die Verbindung. Wir rückten vor Spresiano ins Lagcr. Den 11. um 4 Uhr Nachmittag rückte der Feind in geschloffen« Eolonne gegen unsere Division ; die Brigade Schul zig, welche eine halbe «pfünd. und '^ Natctenbatterie bei sich hatte, schlug sie jedoch energisch in die Flucht, Die Pic-monlescr flohen in dcr gräßlichsten Unordnung, ließen ihre Tornister und Gewehre im Stich, und bei dic^ ser Gelegenheit wurde auch die Kanone, deren Protz-magazin ich als Schrcibpult benutze, ihnen abgejagt. So vicl man bis jetzt weiß, zählen wir 3 Verwundete. Von feindlicher Seite ist die Zahl der Gefallenen und Verwundete» noch nicht zu ermitteln. Unsere Raketen thaten ihre Schuldigkeit; sämmtliche Ortschaften vor Tre-visosind niedergebranntes war ein schrecklicher Anblick. Unsere Leute sind voll Muth und Fcuer; der erste Eindruck war ein günstiger und dieß ist immer gut. Während ich dieses jetzt schreibe, hören wir gegen Trcviso zu stark feuern und ich ,chließe daher den Bericht, denn in wenigcn Augenblicken wird wahrscheinlich für uns auch dcr Befehl zum Aufbruch kommen. Vureaukratische Uebergriffe. Laibach am ll. Mai. Wenn man einen prüfenden Blick auf die innern Zustände verschiedener Ländergebiete Oesterreichs wirft, so wird man sich gc-stehen müssen, daß man gewiß nur wenige Provinzen des Kaiserstaates aufzählen könne, wo sich der Bürger, besonders aber dcr genieine Mann im Lande bei den neuesten Zeitereignissen, bei den Wirren, bei der ringsherum herrschenden Aufregung seit den Märztagen so besonnen, so nüchtern, mit einem Worte: so vernünftig benimmt, als gerade in Krain, mag man das Auge nach Oberkrain, Innerkrain oder Untcrkrain wenden. Was für schauderhafte Beispiele von Unordnungen, und bedauerlichen Excessen, ja blutigen Auftritten und Volksdemonstrationcn lesen wir z. B. aus Ungarn, Böhmen und andern Landern, wahrend bei uns die Ruhe so zu sagen nie gestört wurde, denn der Sonncggcr Vorfall kömmt, als einzeln dastehend, hier gar nicht in Betracht. Und dennoch muß man sich gestehen, daß nur der gefunde Sinn des Volkes zumeist im Lande Ruhe erhält, und daß die starre, burcaukratischc Despotie mancher obrigkeitlichen Behörden hie und da aus dem Lande, vom alten Schlendrian noch immer nicht abgehen wollend, eben nicht zur Beruhigung der Gemüther beiträgt und bei klar erwiesenen, evidenten Uebcrgriffen der Amtsgewalt vom Glück zureden hat, so besonnene, oder wenigstens so gutmüthige Unterthanen zu besitzen. Es klingt wirklich bedenklich, wenn man aus verschiedenen Gegenden unserer Provinz hört und schriftliche Bmch-tc erhält, wie an einigen, zum Glück nicht vielen Orten die Amtsautorität dcr Behörden sich noch immer im starren Zopfe des alten, absolutistischen Sy-stcmcs breit macht und nicht so klug ist, in einer Zeit sich vor Uebcrgrisscn zu wahren, wo es so wenig braucht, um das Zündkraut dcr Volksaustehnung im Lande aufstammen zu machen und ein friedliches Volk zu Excessen zu reizen, deren Folgen nicht leicht ab' zusehen sind. Vor Kurzem haben die Wahlen für'das deutsche Parlament nach Frankfurt im Lande Statt ge^ funden. Leider sind hie und da die Vorgänge nicht regelmäßig, ja in einer Art betrieben worden, daß der schlichte Bauer trotz seines Wahlrechtes nur als willenloses Werkzeug dastand, so daß es nicht auf seine Wahlstimme, sondern lediglich aus den Eigcm willen besonderer Stimmsührcr, oder auch einzelner Beamten ankam, auf Wen die Wahl für Frankfurt geleitet werden solle. Uebcrgriffe des klar vorgcschric. bcncn Gesetzes, bureaukratischc Anmaßungen haben hie und da Statt gefunden und es ist nur dcm gutcn, friedlichen Geiste der Bewohner unserer Provinz zu danken, daß nicht Austritte ernstlicherer Art vorkamen. Einigen ämtlichen Gewalthabern kann es noch immer nicht einleuchten, daß es mit der oft despotischen Willkür gegen das Recht des Landmannes am l5. März ein Ende genommen habe; sie können oder wollen sich in das neue, scgcnrciche System durchaus nicht hineinfinden. So lief uns aus Gurkfeld in Unterkrain eine volle 5 Bogen einnehmende dctaillirtc Schilderung der im Orte Haselbach Statt gcsundcncn Deputir-ten Wahlen sür Frankfurt ein, die von l4 Bewohnern Gurkfeld's, Haselbach's und der Umgegend, zum Theil Bürgern, eigenhändig unterzeichnet ist, und klar darstellt, daß bci dieser Wahl widerrechtliche Vorgänge vorgekommen sind. Es hatte sich schon früher in Laibach das Gerücht über die Gurkseldcr Wahlvorfälle verbreitet, die leicht für die dortige k. k. Bezirksbehördc übel hätten ablausen können; indeß ist es aus den Acten ersichtlich, daß man dort von Amtswegen Gespenster sah, wo es keine gab, daß die dabei entstandenen tunuiltuarischen Austritte bei dcr Wahl nur lediglich über nicht ganz vorschristmäßige Ausnahme dcr Wahlprotocolle entstanden sind, aber bei Weitem keinen so bösartigen Eharakter hatten, als mau es ihnen ansehen wollte: so daß die Militärmacht, die man hiefür rcquirirtc, ziemlich übcrflüßig in Bewegung gesetzt wurde. Es würde uns zu weit sühren, wollten wir den ganzen in 5 Bogen erzähl-ttn Vorgang über die Gurkfeldcr Wahlen hier ausführlich darstellen; aber so viel ist^ gewiß, daß der dortige Herr Bczirlscom.l^ffär von Widerrechtlichrcit bei Vornahme derWahlproi.colIe nicht freizusprechen sey; ferner daß cr den dortigen Bürger und Hausbesitzer Georg Geyer bei dem k. k'. Stadt- und Landrechte in Laibach ungcrechtcrweise als mn'n Volksauswieglcr angezeigt habe, indem es aus dcm von so vielen Zeugen bestätigten Thatbestände hcrvorgcht, daß Herr Geyer gerade kräftig dazu beitrug, die Ausregung des Volkes zu dämpfen und dic Pcrfon des Herrn Amtsvor- , stehers vor etwaigen Gewaltthätigkeiten dcr Aufgeregten zu schützen, statt gegen ihn Partei zu nehmen. Es sind in dcr uns vorliegenden Original-Schilderung Namen von Männern verzeichnet, die als unbedenkliche Zeugen des Vorfalles angenommen werden müssen, umso mehr, als Einsendersich erbietet, nöthigen-falls l 00 Zeugen stellen zu können, die bestätigen, daß die Uebcrgrisse bei diesen Wahlen wirklich nur dem Herrn Bczirksvorsteher zur Last geschrieben werden müssen. Besagter Handelsmann Geyer hatte nämlich das allgemeine Vertrauen dcr Wähler, sonach die meisten Stimmen für sich, und nur dic Behörde war 37s> e,!l,a,>l>i^!> ».iq^^il. I,n 'pi^locoU I'^r. 2 z, ?-i) da-ben 14 Manlier aus Hasclbach und Umgebung ihre Stimme dem Herrn Gener gegeben und doch erscheint sein Name im Protocol! nicht ein einziges Mal ausgeführt. Das Protocoll ist vom Hrn. Bezirks ^ Commissar eigenhändig geschrieben. Als die Wähler entdeckten, daß es bei den Eintragungen der Namen nichtin rechter Weise vorging, erhoben sie einen Tumult und so geschah es dann, daß mehrere ProtocoUsbogen von der Behörde cassirt ober vertilgt wurden; auch sind in den Wahlprotocollen nur 98 Wähler angeführt, wo doch gegen 500 Mann versammelt waren! — Es ist sonach ersichtlich, daß der Vorgang bei diesen Wahlen nicht in der gehörigen Vorschrift vor sich ging; jedoch ist an dem Herrn Bezirksvorstehcr keinerlei Gewalt ausgeübt worden, obschon das Volt sehr ausgeregt war. Er wurde bloß von einigen Männern vom Psarrhofe in Haselbach über die Stiege herabgesührt und ersucht, die entdeckten unwichtigen Vorgänge im Protoculle zu verbessern. Geyer aber trat auch bei diescr Scene vermittelnd und beruhigend auf, so daß der Herr Bezirks-Kommissär mit der bloßen Furcht davon kam. So weit der vorliegende, durch Zeugen bekräftigte Bericht dieses Sachverhaltcs. Wir geben ihn hier über dringende Aufforderung im Auszuge mit nur oberflächlicher Berührung einzelner Facta, sind aber, nur das Interesse des allgemeinen Besten vertretend, gerne erbötig, einer gründlichen Widerlegung Raum zu gönnen, denn — nu<,iul,,l'et ullor» par«! — Ueber politische Vildung. Ich hatte durch einige Wochen Gelegenheit, den großen Prozeß der politischen Umstaltu,,g Oesterreichs i» seiner Hauptstadt zu beobachte». Ich besuchte dort emsigst alle Ölte, wo man politisch thatig war, u:n den lebendigsten Eindruck einer Epoche zu gewinnen, die in der Geschichte Oesterreichs einzig da steht und bleiben wird. —. Wer das nicht mit angesehen, der kann etz sich nicht vorstellen, nnt welcher Leidenschaft Alle, die auf Intelligenz Anspruch haben, sich in die neue Bahn constitlitiom'lle» Treiben) geworfen! Diese Hast, diese Wuth ist nur dem glühenden Durste vergleichbar, der den Reisenden der Wüste in die kühle Welle des langersehnten Flusses treibt. Aber so stark, so allgemein der Wille ist, so schwach, so selten ist die Kraft; mit einem Worte: von untt'lst bis nach hoch oben fehlt zumeist alle politische Vildung. Es mangeln die allerersten Begriffe, es gebricht das ABC der constitutionelleu Staatswisscnschaft. Die Schlagworte der Zeit, von deren gesunder Auffassung so Vieles abbangt, schwimmen so unklar in den Köpfen herum, daß man von den Wenigsten eine vernünftige Difinition derselben herausheben könnte. Man braucht Redensarten, über deren eigentlichen Sinn man nie nachgedacht; man fangt seine Staatsweisheit aus dem Munde Solcher auf, die es selbst nicht besser verstehen, und die nur den Muth zum Schreien haben. Es gibt in Wien unter den Männern, die als politische Propheten dastehen, viele, recht viele, die nie mir Weihe und Geduld ein zeitgemäßes Buch über Staatswissenschaft durchgearbeitet; und endlich, es mag seyn, daß democratische Medisance die Sache übertreibt, aber es wurde erzählt, daß, nachdem die Constitution abgedrungen worden war, die am Staatsruder sitzenden Herren unverzüglichst ihre Lakeien in alle Buchhandlungen schickten, um rathbietende Bücher einzukaufen! Gewiß sind das Preßgesetz und die Verfassungsurkunde keine Belege gegen solch. Zumu-thungcn. Ueberall ist Rathlosigkeit, der Regierende, so wie der Regierte macht Fehlgriff über Fehlgriff, und leicht wird es der Bosheit und dem ehrgeizigen Leichtsinne, den Fleiß und das Talent der wenigen Ausnahmen zu paralisiren. Erklärlich ist diese Armuth politischen Wissens, wenn man erwägt, wie «,i l'iv m ! den Sarg, und wir Armen konnten nicht eimnal, wie in jenen, als Ersatz für ihre Strenge, die Weisheit des Gesetzgebers herausfinden! — Da ändert sich plötzlich die Scene: aus den» Volke sollen neue Normen erstehen; es sollen Gesetze vorschlagen, es soll das, woran es nie gedacht, thun, es soll sich constitutionell selbst regieren. Die Herren am obersten Ruder sollen nur prüfen, ändern, sanctioniren. — Beiden Theilen sind neue, unerhörte Aufgaben gegeben, und die Zeit zwingt und drängt, wir müssen sie lösen. Da steht nun als cachegorischer Imperativ das Gebot: »Du mußtStaatswissenschaft lernen, und zwar nicht blosi, wie bis jetzt aus der Lecture der »Augsbur ger Allgemeinen", oder aus irgend einem Provinzial Blatte, sondern nach einem gründlichen und ausgedehnten Plane." Wir alle sind seit den Märztaa/n Urwähler für die wichtigsten Institutionen des Staates: Einige aus uns wird die Wahl in die Kammer berufen ; Anderen wird die Lust, die Pflicht, ja, die Nothwendigkeit, Interessen zu vertreten, die journalistische Feder in die Hand zwingen: in zedem dieser Fälle ist ein kleinerer oder größerer Fond juridischen Wissens nothwendig. Die Staats-Wissenschaft kann daher nicht mehr das Eigenthum einer Kaste bleiben, sie muß populär werden; die Politik kann nicht mehr ein Privatspaß für sogenannte Zei tungsfresser bleiben; sie wird eine Nothwendigkeit für Jedermann, wie Lesen und Schreiben, seyn. Wie Religion, so wird Staatswissenschaft von nun an eine geistige Lebensbedinquna,, wie das in allen freiwalten^ den Staaten ist und war, und wer nicht jenem komischen spanischen Ritter gleichen will, dessen Phantasie die Thorheiten einer ausgelebten Zeit nicht aufgeben wollte, der stelle sich unter das Panier der Zeit und suche mit seinem politischen Glauben in's Reine zu kommen; denn politische Indifferenz ist eine Unmöglichkeit geworden. Wir Alle haben sonnt eine neue Schule durchzumachen, und ich qlaube, erst der nächsten Generation ist es vorbehalten, tüchtig daraus hervorzugehen; wir werden immer an unserer Vergangenheit kränkeln, und sind zu alte Hänse, um die absolutistischen Häubchen ganz los zu werden. Journale, Bücher, vor Allem aber mündliche Uebung in Vereinen sind die Mittel, um auf diesem Wege schnell weiter zu kommen. Es ist überraschend, «vie schnell fördernd letztere wirken. Jeder bringt sein Schärsiein Wissens mit, Jeder seine Ideen, Jeder seine Erfahrung, und nimmt, wie aus einem vor-theilhaften Tauschhandel, die der ganzen Gesellschaft mit sich; es ist ein Gedantenspiel, bei dem Jeder gewiunt.Zugleich sind die Clubbs die Schulen derOffentlichkeit; man lernt dort den Muth der öffentlichen Rede, man übt die Geistesgegenwart, man gelangt zu Kraft und Gewandtheit im Ausdruck. Wenn man zudem erwägt, daß dieß Alles spielend geschieht, daß man dabei zugleich Geist und Körper pfiea,cn kann, daß die Berufspflichten darüber nicht leiden, indem die Thätigkeit der Clubbs in die gewöhnlichen Erholungsstunden fällt, — daß endlich die Bildung von Vereinen eine solche Wesenheit des con« stitucionellen Staatlebens ausmacht, daß kein Staat sie entbehren kann: so soll jeder Ort, der intelligence Kräfte beherbergt, sich beeilen, solche Arenen zur politischen Erstarkung zu gründen. Man muß nur sehen, welch' frisches Geistesleben daraus ersteht, wie Geist, Herz, Ehrgeiz, Erkenntniß ihren Vortheil barausziehen, wie das geistige Material unerklärlich schnell unter den Händen wächst und mit einem Mal all das banale Zeugs aufhört, mit dem bis jetzt der Geist auch der intelligenteren Conversation seine Thätigkeit fristen mußte. Gebrauchen wir daher jedes erlaubte Mittel, das uns die Lösung unserer Aufgabe, die democratische Umstaltuna, unserer Staacsverhältnisse erleichtert; gebell wir uns die Bildung, die der constitutionelle Bürger braucht. Wir dürfen nicht mehr damir zufrieden seyn, daß der Beamte, der Advocat, der Minister unsere Gesetze kennt und handhabt; wir selbst müssen sie kennen, noch mehr: unser Verständniß muß sie in Zukunft regenem-cn und besser schaffen, denn die Kammer ist die Wertstätte der Legislation und die wird aus unserer Mitte erstehen. ! Wenn nir dahcr nicht woNen, daß auu) die Kammer wieder, wie ein heterogener Körper, an den uns keine geistigen Fäden knüpfen, in, Staate dastehe; wenn wir nicht wollen, daß unsere Vertrauensmänner wieder unsere Vormünder, anstatt nu:' die beredten Organe des Volkswillens werden sollen, so thut es vorzüglich Noth, daß das Volk, der große Demos, als verstandige Controlle dem Reichstag zur Seite stehe, und ihn durch Einsicht und Kenntniß in dcmocrarischer Abhängigkeit erhalte.— Laibach, 11. Mai ,848. D>. del Cott. Gine Meinung Es hat sich in neuester Zeit unter meinen Lands-leuten hin und wieder der Grundsatz geltend machen wollen, die Slaven sollten die Abgeordneten-Ver-sammlung in Frankfurt gar nicht beschicken; sie sollten in vorhinein gegen jedes Anschließen an Deutschland Verwahrung einlegen, denn ihre Nationalität werde durch den Anschluß gefährdet, und Oesterreichs Sclbslständigr'cit bedroht. Schon Anastasius Grün, dieser wackere Vorkämpfer für Freiheit, hat in seiner Antwort an die slovenischc-n Brüder diese Bedenken gebührend gewürdiget, und seine Worte haben das lauteste Echo in meinem Herzen gesunden. Nach mciner innigen Ueberzeugung kann die Entwickelung der slavischen Nationalität durch den Anschluß an Deutschland nur gewinnen, nie verlieren. Sott sich eine Nationalität im naturgemäßen Gange ausbilden, so gönnt ihr vor Allem den kräftigenden Sonnenschein des Friedens nach Außen. Unter dem betäubenden Lärm cincr beständigen Kriegs-rüstung hebt sich keine Nationalität, am wenigsten eine solche, deren Leben erst im Erwachen ist. Alle mcine slovenischen Brüder sind darin einig, daß dir Sprache, die geistige Bildung, dcr Fortschritt der Künste und Wissenschaften die organischen Wege sind, auf denen eine zum> Selbstbewußtseyn gelangte Nationalität erstarken und gedeihen kann. Oder glaubt ihr, daß unter dem Gerassel dcr Waffen sich die Sprache bilde? daß unter den Schrek» ken des Krieges, unter der Geisel des Bürgcrzwistes Künste und Wissenschaften gedeihen? Glaubt Ihr, daß in einem konstitutionellen Staate die Segnung des Fricdens so leicht in die Wagschale dcs Volksglückes falle, daß es gleichgültig sey, ob eine Nation nach Außen stark, oder in sich zerklüftet jedem Wech-selfalle eines Kriegs preisgegeben s,y? Was werden Eure Gewerbe, was wird der Landmann zu einem Getriebe sagen in dessen Gefolge Stockung jcdes Handelsverkehrs, Hcmmung aller Gewerbe einherschrcitcn ? — Habt Ihr wohl überlegt, wie hochwichtig es gerade für diese Volksclassm ist, sich einer befreundeten Nation, nicht u n t c r-, sondern in gemeinschaftlicher Be^ strcbung beigeordnet zu sehen? Ihr verlangt vom deutschen Volke Garantie für Euere Nationalität. Wohlan, sie soll und wird Euch werben, und zwar durch Euch selbst, und durch das Band, d.is alle slavischen Stämme über kurz oder lang umschlingen wird. Polen mit seinem herzhasten, unserm Kaiser treuergebenen Landvolke, Kroatien mit seinen wassc-ngcü'bten Söhnen, und die Millionen SlavtN in Ungarn, sie alle knüpft an uns das gemeinschaftliche Band ein er Nationalität Schließt Euch enge a n diese Brüder, aber dann mit ihnen an die deutsche Nation. Oder werdet Ihr es vorziehen, unter bcständi< grn Allarm die Vorhut dcr slavischen Nationalität qcgcn Westen zu bilden? Wäre es Eucrm wohlver-' standencm Interesse nicht entsprechender, das Bindeglied zu werden zwischen Deutschthum und Eueren stammverwandten slavischen Brüdern? Die deutsche Nation hat Euch bisher nicht gekannt, und konnte dieses kaun«, da das gestürzte System jede Lebcnsregung cincr Nationalität zn unterdrücken wußte. Allein jetzt soll Deutschland Euä) kennen und achten lernen; deßhalb halte ich es fü'l die erste Aufgabe Eurer Abgeordneten, dcr slavischen Nation in der Versammlung zu Frankfurt jenen Platz zu vindiciren, welcher ihr in der Geschichte und «" H7s Aolm'lebei, gebührt; ihrc Tugenden, ihrc Hochherzigkeit, ihre Macht und Stärk', ihre Bestrebungen, 'hre Institulioncn, ihr Volksleben mit der Sprache elnes begeisterten Patrioten anschaulich zu machen, damit Deutschland erkenne, daß der Bruder Slavesich an selbes anschließe, nicht etwa, um in's Schlepp.-lau genommen zu werden, sondern weil er sich stark, weil er sich ebenbürtig suhlt, neben seinem deutschen Bruder und mit ihm Hand in Hand das gemein-schaftlichc Ziel. das geistige und materielle Volkswohl anzustreben. Wenn Deutschland sich rcgencrirt, so kann dieses nur auf der breitesten Grundlage der Anerkennung und Wahrung jeder Nationalitat geschehen. Sollte das Slaveuthum bei dieser Sachlage zu fürchten ha ben? Nimmermehr! Und nun noch ein Wort an die begeisterte, wackere Jugend meines Vaterlandes: Glaubet mir, ich ehre Begl'istcruna., selbst wenn die Richtung, die sie einschlaft, nicht die wahre ist; haben wir ja doch der Begeisterung der Jugend den Umschwung der Dinge zu danken. Allein Begeisterung gleicht der Flamme, die eben so gut sengen kann, als sie wärmt. Bleibet daher besonnen; Begeisterung ist fähig Opfer zu bringen, gute Gesetze aber gibt sie nur dann, wrnn sie mit gereifter Erfahrung gepaart ist. ! Vom Gedanken, der mit Blitzesschnelle zündet, bis zur Ausführung ist ost ein weiter Weg; daö Wie ist oft schwerer, als das Was; sehet Euch "ur, dasi Ihr das Erste über dem Letzten nicht ver-gcßt, und, den Blick unverwandt auf den leitenden Stern gewendet, die Grube der Wirklichkeit nicht überseht lind hineinstürzt, nachziehend die, welche sich euerer Führung überließen. Wollet Ihr Eure Nationalität wahren, wohlan, so bildet vorerst Eure Sprache; schließet Vereine! vorläufig bloß zu ii terari sche n Zwecken; rufet in'Z Leben die Elassikcr Eurer Literatur. Lasset Uns die Geschichte unseres Volkes gründlich studieren, ehe vor wir selbst Geschichte m a ch c n wollen. Dadurch wer den wir unserer Nation nützlich, dadurch allein wer^ den wir sie aus organischem Wege nachhaltig haben, ohne der unnatürlichen, einseitigen Zuthat des Ausschließcns alles Fremden, oder der zwangs. weisen Einführung unserer Sprache in Schule und Amt. Alles kommt dann von selbst naturgemäß, und Ihr sollet staunen, welchen Fortschritt Euere Nation in wenig Jahren machen wird. WM Ihr gegen die Bureaucratic ankämpfen, wohlan, dann überwacht jcdcn Ucbergriss derselben, kämpft an gegen unwiderlegbare Thatsachen allein lasset uns nicht mit unwürdigen Schmähungen e>ne ganze Classe verfolgen, welche, so sehr auch ei-uige daraus sich am Volke versündiget haben, auch 'M constitutioncllen Staate jene äußere Achtung an-zusprechen berechtiget ist, ohne welche die Organe der Legierung ihrer ohnehin dornenvollen Aufgabe kaum Nachkommen können. Seyd gerecht; nicht alles Bestehende ist unbedingt zu verwerfen, und wenn Ihr Euch schon berufen fühlt, die Geißel der Eritik zu schwingen, so gebet doch auch die Mittel an, das Gerügte besser zu machen. Nur dann wird Euch das Vaterland für Eure Sorge D^nt wissen, sonst aber wöget Ihr zusehe», daß Euch nicht Anarchie über-rasche. WolltIhr die Vollssouverainität wahren, gut, dann gehet unter das Volt; höret alle Classen des-selben, lasset es Euch nicht verdrießen, ihre Wünsche öu belauschen, ihre Bedürfnisse unparteiisch und ^rundlich zu erforschen, aber bleibet ehrlich und verschanzt Euch nicht hinter den Schild eines Man dates der Mehrheit oder des ganzen Volkes, wenn es Euch drängt, Euere individuellen Ansichten aus-zu,prcchen. Handhabt die Waffe des freien Wortes, "ber täuschet Euch nicht selbst, und prüfet genau, ob ^""Wünsche auch jene des Volkes sind; sonst be-Ichwort Ihr eine Zukunft herab, welche Ihr vor dem °"e nicht werdet verantworten können. Wollt Ihr das 'Palladium der Freiheit mil keuschen Händen wahren, wohlan d^nn bildet zunächst Eure Moral und werdet den Andern ein Bei. spiel. Nicht gleipnensche Frömmelei, nicht demüthi-gcs Kriechen meine ich hier, sondern jene wahre, echte Herausbildung, jenes tiefe, sich selbst verlaugnendc Gemüth, das zuriickbebt vor Allem, was schlecht und niedrig ist. Freiheit kann nur mit Moral bestehen, ohne selbe ist sie Willkürherrfchast. Werfet nicht herum mit den Schlagwortcn der modernen Zcittendenzen, als dasind: Menschcnrechte, Gleichheit, Verbrüderung u. a. m., ohne von der tie- ' fen Bedeutung dieser Begriffe durchdrungen zu seyn, sonst werden diese inhaltsschweren Worte eine lecve Phrase in Eurem Munde und, wie abgenützter Flitter, ohne Wirkung. Nur auf diese Art gelangeil wir, nach meiner Ansicht, zu jener politischen Reise, aus der unserm gemeinschaftlichen Vaterlande Heil erblühen kann und soll. Mißversteht mich nicht! — Ich maße es mir nicht an, Euer Wegweiser seyn zu wollen; wir Alle haben ^ den nämlichen Ausgangspunct und müssen erst mit dem A B C der politischen Bildung und Entwi- > ckelung beginnen, allein schützen möchte ich Euch vor dem bitlern Nachgeschmäcke einer Selbsttäuschung, und hier meine individuelle Ansicht ausgesprochen ha» ben. Nehmet sie, als was sie ihre Ueberschrift bezeich-net: als eine Meinung. — Görz im Mai 1848. St .... An meine verehrten Landsleute in Krain, «nd besonders an den 'Wahlbezirk in dem biedern Wottschee. Erfreut und geehrt durch das Vertrauen, welches mich als Dcputirten nach Frankfurt sendet, wer-de ich dem Rufe entsprechen, um zu beweisen, daß ich, obwohl seit beinahe drei Dcccnnien aus meiner Vaterprouinz entfernt, derselben noch mit Herz und Kopf angehöre. Ich werde nach Frankfurt gehen, obgleich die vielleicht schon nahe bevorstehende Entscheidung über mein eigenes Schicksal und meine Bcamtenstellung mein Verbleiben in Wien räthlich erscheinen macht; ich werde es thun, nicht ohne mich der Hoffnung hinzugeben, daß das gleiche, ja gesteigerte Vertrauen meiner verehrten Landsleutc mich bei dem Daseyn eines Ersatzmanncö noch immer als Deputirten zum Reichstage in Wien berufen kann, wo ich dann in dem Falle seyn würde, dem Vaterlande im größeren Maße zu nützen. Möge diese Erklärung, verbunden mit dcn Ausdrücken meines Dankes, gütig aufgenommen werden. Wien dcn 12. Mai ,8!8, I)r. Vincenz Schrott. Wien. Se, k. k. Maiestät haben über Antrag des Mi-nisterrathcs von den zwci neu errichteten Ministerien jenes des Handels, des Ackerbaues und der Industrie dem ständischen Verordneten, Anton Frcihcrrn v. Doblhoff, und jenes der öffentlichen Arbeiten dem Hofrathe Andreas v. Bau mg artner zu verleihen geruhet. Die beiden Minister haben bereits dem Ministcrrathc am 10. d. beigewohnt. Das Ministerium des öffentlichen Unterrichts, welches für nöthig erachtete, die aus den Gymnasien austretenden Studierenden in größerer Reife der Jahre und der wissenschaftlichen Vorbereitung den eigentlichen Facultäts-Studien zuzuführen, gedenkt den künftigen Reichsständcn dcn Antrag vorzulegen, das Gymnasial-Studium für diejenigen, welche sich dcn höheren Facultäts-Studien zuwenden, durch ein philosophisches Vorstudium zu verstärken, von dem sie sodann unmittelbar in die Facultäts - Studien eintreten können. Um die Ausführung dieser wichtigen Veränderung in den Studien in kürzester Zcitfrist möglich zu machen, gedenkt dasselbe schon im nach-sten Schuljahre die Gymnasial-Studien in der Monarchie durch eine siebente Elasse philosophischer Vorstudien zu verstärken. Das Ministerium hat zu diesem Ende scbon jetzt an alle Ländcrstellen den Austrag erlassen, in kur, zer Frist die Resultate von Berathungen über das Nähere zur Ausführung dieser Maßregel einzusenden. Nachdem der Eomm^no^nt des 2. Bataillons der Freiwilligen, Major Ruling, dem Kriegs-Minister, neben der Schilderung des vortrefflichen Geistes, welcher unter seiner Mannschaft herrscht, zugleich zur Kenntniß gebracht hat, daß die dem Bataillon bei der Errichtung erfolgten Stcinschloßge-wehre mangelhaft seyen, so wurde vom Kriegs Minister verfügt, nicht bloß das zweite, sondern auch das dritte Bataillon der Freiwilligen sogleich mit Per-cussions-Gewehrcn zu versehen. Um serner unserer braven Armee in Italien eine weitere Verstärkung zukommen zu machen, wird nicht nur das hier in Wien garnisonircndc Grenadier-Bataillon Laiml, sondern auch das in Leoben stehende 3te Bataillon der Freiwilligen in Marsch gesetzt und durch das Drauthal nach Süd-Tyrol rücken. Da endlich auch zur Kenntniß des Kriegs Ministeriums gelangt ist, daß lm Innern der Bun-dcsfestung Ulm noch keine befriedigende Unterkunst für die dahin in Marsch begriffenen drei Bataillone des Infanterie-Regiments Latour vorhanden ist und das genannte Regiment somit theils in Baraken, theils in dcn umlieglndcn Ortschaften hätte untergebracht werden sollen, so hat das Kriegs-Ministerium auch diese drei Bataillone von Ingolstadt dirccte als Verstärkung nach Tyrol beordert. Der Minister für öffentliche Arbeiten ist bereits beschäftigt, den ihm zugewiesenen Wirkungskreis zu ordnen, den mannigfaltigen Elementen desselben das Gepräge der Einheit aufzudrücken und das Ganze dcn Bedürfnissen der Zeit anzupassen. Der ursprünglichen Bestimmung gemäß, gehören alle Behörden und Aemter, denen die Leitung der sogenannten Eivilbau-ten, der Straßen-, Brücken- und Wasserbauten übertragen ist, dann die gcsammten Eisenbahn- und Te-lcgraphcn-Angelcgcnhciten, serncr das Berg- und Hüttenwesen lc. in sein Bereich. Die bisher bestandene Unterordnung der Provinzial-Baubchördcn, auch in technischer Hinsicht, unter die Gubernien, soll aufhören, jene unter die vereinigte Hoskanzlei hat bereits aufgehört. Die Hofkammcr für Münz- und Bergwesen muß von der EMral-.Bergbau-Direction absor-birt werden und der das Münzwcsen betreffende Theil derselben dem Finanz-Ministerium zufallen. Bei dieser Organisation der öffentlichen Arbeiten wird sich Gelegenheit finden, dem Maschinenbau jene Bedacht-nähme zuzuwenden, deren es bis jetzt leioer entbehrt hat. Der Umstand, daß selbst während des Umstal-nings Prozesses alle administrativen Arbeiten ihren geregelten Fortgang nehmen müssen und daß keiner-lei Unterbrechung eintreten darf, erschwert die neue Organisation nicht wenig und macht einen Ucber-gangszustand nothwendig, der, wenn er als ein definitiver angesehen werden wollte, mit Nccht zu ta.-deln wäre, aber als ein bloß zeitweiliger, durch die besonderen Verhältnisse gebotener, billig Denkende gewiß nicht beunruhigen wird. Die „Allgemeine österreichische Zeitung« bcrich. tet Folgendes aus Wien vom 12. d. M.: — (Aufhebung der Robot in Galizicn und Lodomcrien.) Durch kaiserlichen, vom Minister des Innern, Frei-hcrrn von Pillersdorff, gegengezeichneten Erlaß vom l7. April (kund gemacht am <2. Mai) haben in Galizicn und Lodomerien alle Roboten und sonstigen unterthänigen Leistungen, sowohl der Grundwirthc, als auch der Häusler und Inleute mit dem 15. Mai »818 aufzuhörn. Die Grundhcrrschastcn werden dagegen vom «5, Mai angefangen enthoben: von der Entrichtung der Urbarialsteuer, von der Verbindlichkeit, Grundbücher zu errichten, von der Pflicht, ihre Unterthanen in Rcchtsstreitigkcitcn zu vertreten, von der Leistung eines Beitrags zur Deckung des Aufwandes für die Landcssichcrhcitswache u. s w. Die Gutsherren werden serner von der Last der Verwaltung und Einhcbung 372 der directen Steuern und von der unentgeltlichen Aus Übung der Civilgerichtsbarkeit und der politischen Geschäftsführung mit thunlichster Beschleunigung befreit werden. Der durch diese Verfügung erwachsende Ausfall des rechtmäßig gebührenden Urbarial- und grundherrlichen Zehenterträgnisses wird den Grundherrschaften und Urbarialberechtigten vom Staate ver-gü'tet. — Ohne uns in die nähere Prüfung dieses hohen Erlasses einzulassen, begrüßen wir in dieser Verfügung die Beseitigung des wichtigsten Hindernisses einer zweckmäßigen Gemeinde- und Staatsor-ganisation, die Erfüllung der Bedingung, von welcher die constitutionelle Freiheit der einzelnen Staatsbürger, die zweckmäßige Organisirung der administrativen und richterlichen Gewalt des Staates abhängig ist. Nir hoffm, daß die besprochene Verfügung in allen Ländern, deren Organisirung durch die Eonstitu-tionsurkunde beabsichtigt wird, zur Geltung kommen werde. Steiermark. Gra tz. Die Bürgerschaft der Hauptstadt Gratz hat an die akademische Legion der k. k. Franz-Carl-Universität in Gratz eine Adresse zur friedlichen Ausgleichung des Zerwürfnisses zwischen den Deutschen und Slovene» in Betreff der Farbenun. terschicde der Fahnen erlassen, worin es unter Anderem heißt: „Slovenen und Deutsche! blicket zurück auf das, was Euere Einigkeit leistete, und zittert vor der Hydra Uneinigkeit, denn diese würde nicht nur Euch, sondern auch jene Länder, die Ihr als Euer Vaterland begrüßt, zerreißen. Wenn die Sprache und die Wappen färben der Länder verschieden sind, aus denen Ihr entsprossen seyd, soll dieß ein Hinderniß seyn, sich gegen, scitig lieben und achten zu rönnen, oder — durch sociale und scientisischc Bildung gleichgestellt, — auf einer und derselben Bahn vorwärts schreiten und zum gemeinschaftlichen Ziele Freiheit gelangen zu können? Nein! Es mögen nun die Deutschen an ihren Co. cardcn und Rockliezcn die Farben roth, Gold und schwarz,— und die Slovene« roth, weiß und blau tragen — das gelte gleich, — wenn nur in ihrer Brust sich gleichartige Gefühle für da? Gute, für das Recht und stir die Wissenschaft bewegen, so kann Euch ge« gcnseitig dadurch die vollste Beruhigung für die Aus' rechthaltung deutscher und sloven ischer Interessen erwachsen, denn Ihr strebet nach einem gleichen Ziele und werdet es erreichen. Möge die Lust mit roth, gold und schwarzen, oder mit roth, weiß und blauen Fahnen spielen! — bedroht dieß Eucrc Freiheit? — Nein! Slovene«! laßt dem Deutschen seine er-rungenen Farben sich an der Sonne spiegeln; — Deutsche! laßt dem Slovene« seine Farben an das Tageslicht bringen; — es waren ,aBeiden solche bis jetzt verschlossen, und sind von Beiden zugleich wieder gefunden. — Gönnet Einer dem Andern die sichtbaren Zeichen der Freude, welche durch das Wiederfinden eines durch so lange Zeit als verloren gc. dachten lieben Kleinodes die Herzen der Deutschen und dcr Slovcnen im gleichen Maße durchzieht." Vesterrcichischcs Küstenland. Das »Journal des österreichischen Lloyd" vom 12. Mai berichtet aus Trieft vom li. d. M.: Ein ähnlicher, wenn auch nicht so unglücklicher Vorfall, wie neulich dem österreichischen Dampfboot „Mah-mudie", begegnete am 5. Mai dem französischen Kauffahrteischiff »Jean Baptiste," Cap. G. Mattel. Das. selbe wurde am Eingänge des Hafens von Pola durch das Nichtcinhalten der gegebenen Instruction von Seite der Batterie beschossen und sein Takelwerk durch die hineingefahrene!» Kugeln beschädigt. Dcr Capital! begab sich hierauf nach Trieft und erhielt aus die von ihm gemachte und vcrisicitte Anzeige, und zwar auf Einschreiten dcs französisch. Consulate, nicht nur die beanspruchte Entschädigung, sondern auch eine sonstige Genugthuung, ^ie den besten Beweis bietet, wie unangenehm dcr Ne zierung der Vorfall war und wie sehr es ihr darum zu thun ist, die bisherigen Beziehungen zu einer befreundeten Flagge zu erhalten und nicht im Geringsten stören zu lassen. Außer der Vergütung dcs ihm in commercieller Beziehung und durch die Verletzung o«s Schiffes erwachsenen Schadens, wurde ihm auch eine Ehrensatissaction zuerkannt, indem man die Schuldigen einer Bestrafung unterzog, und den Befehl ertheilte, die französische Flagge, ohne daß dieß verlangt worden wäre, bei ihrem Erscheinen vor dem Hafen von Pola mit einer Ehrensalve zu begrüßen. Das „Journal des östcrr, Lloyd" vom 13. Mai meldet wie folgt: Der schöne, der Dampfschiff-Fahrt-gesellschast des österreichischen Lloyd gehörende, aus unserer Werste gebaute und durch unscr'Arsenal stattlich ausgerüstete Dampfer „Italia" Nr. 24 von 600 Ton nen und 2«<) Pferdekräften hat am 10. l. M. seine erste Fahrt nach Alexandria begonnen, wodurch die in unserm Blatte angekündigte Wiederaufnahme dcr directen Fahrten zwischen Trieft und Alcrandna und respect. Ostindien erfolgt ist. Die Rückkehr dieses Schnellfahrcrs wird zwischen dem 24. und 25, l M. erwartet, und wir werden dann in der Lage seyn, die Berichte aus Indien und China, die durch eigends ausgestellte Couriere nach allen Theilen Deutschlands, Englands u. s. w. auss schnellste verbreitet werden sollen, früher als jede andere Zeitung mittheilen zu können. Das zweite, zu demselben Zwecke bestimmte Dampfboot „Germania« Nr. 25, von gleicher Größe und Pscrdckrast, schreitet in seiner Ausrüstung rasch vor, und es dürften die vorerwähnten Fahrten schon im Laufe dcs Monats Juli verdoppelt werden. Wir ergreifen diese Gelegenheit zu bemerken, daß für diejenigen, welche sich dcrDampfbootc dcs östc» reichischrn Lloyd zu ihren Reisen oder zum Waren-transport nach Istrien, Dalmatien, dcr Levante, Griechenland, den ionischen Inseln, den Häfen des schwär^ zen Meeres und der Donau, Aegypten, Ostindien u. s. w. bedienen, durchaus kein Hinderniß weder in dcr Communication zu Lande, wo alle nach Trieft führenden Straßen, mit Ausnahme jener über Ober. italicn, offen sind, noch zur Sce obwaltet. Nur die Fahrten zwischen Triest und Venedig, Ancona und Nrindisi sind für jetzt unterbrochen, dürften aber ebenfalls in Kurzem wieder aufgenommen werden. Lombard -Vcnctianischcs Königreich. Das „Journal des österreichischen Lloyd" vom l3. Mai berichtet aus Trieft vom 12. d.M.'. Nachrichten vom Kriegs schauplatze. Am I t>. Mai kam Obcrlicutcnant Arlof des ersten Banal Gränz-rcgimcntes aus dem Hauptquartier dcs Feldzeugmci-stcrs Grafen Nugent von Bclluno, welches der ge-nanntc Obcrlieutenant am 8. verließ, um auf höhe» ren Befehl den römischen Capitän PietroQuintini, welcher bei Gelegenheit, als Generalmajor Culoz mit der Avantgarde am <>. gegen Feltrc vorrückte, cine Patrouille von 30 bewaffneten Insurgenten bcsrhli gend, gefangen wurde, nunmehr nach Görz zu überbringen. — Von den Insurgenten wurden 9 Mann gefangen. Dcr genannte römische Capitän gab an, daß er aus Fer rara nach Feltre und dcr Umgegend gesandt worden sey, um in den Gebirgen die Bewaff. nung zu organisiren, aber weder Mannschaft noch Waffen gesunden habe. — Beim Abgänge des Ober-lieutcnants Arlof ist das Hauptquartier nach Feltre ausgebrochen. Palmanuova wurde in dcr Nacht vom !0. auf den li. und 12. bombardirt. — In Görz ist am ll. das Regiment Haynau mit 2 Bataillons eingerückt. — Ein Bataillon walachisch - banatcr Granzcr wurde nach Monsalconc beordert, und besetzt Duino. Die »Abendbcil. zur W. Ztg." v. li. d. M. meldet: Das Kriegs-Ministerium hat gestern Abends sehr spät Nachrichten aus dem Hauptquartier dcs F. M. Grafen Nadctzky vom «. d. M. erhalten, welche man hiermit wörtlich mitzutheilen sich beeilt: »Ich erstatte die Anzeige, daß ich heute Früh gegen 9 Uhr in meiner Stellung auf dem Hiedcau vor Verona und zwar hauptsächlich ans dem linken Flügel bei St. Lucia angegriffen wurde, während der Feind gegen S. Massimo, Crocebianco und Chievo das Gefecht mit einer heftigen Kanonade eröffnete und vielmehr Scheinangriffe machte. Er warf sich mit ganzer Kraft auf den Punct S. Lucia, der nur durch dic schwache Brigade Stras-soldo vertheidigt wurdc. Der Kampf dauerte im Gan-M durch volle 8 Stunden. Die Brigade focht lö-wemmlthig. Nie habe ich ein so wohlgenährtes Schlacht-scucr gehört, als jenes, welches dcr Feind hier ent-V wickelte. Nur eine kurze Pause trat während des Kain. pses ein, in welcher Zeit dcr Fcind S. Massimo angriff und gcgcn meine Mitte und den rechten Flügel, welchen die Brigaden Gyulai, Lichtenstein und Taris bildeten, fortwährend demonstrirtc, hier jedoch sogar zurückgedrängt wurde. Endlich mußte die Brigade Slrassoldo nach einem erneuerten feindlichen Angriff S. Lucia räumen. Doch zog sie sich mir eine kurze Strecke zurück und ich sendete ihr noch einige Rcservetruppen zu Hilse. Mittlerweile eilte auch ein Theil der Brigade Clam zur Unterstützung und es wurdc zum Angriff und zur Wicdcrcroberuna. von S. Lucia geschritten. Die Brigade Clam rückte mit 2 Bataillons von Tomba aus in die rechte Flanke des Feindes vor, während das italienische Grenadier-Bataillon d' An-thon und ein Bataillon Gevpcrt in der Fronte, die Brigade Strassoldo aber S. Lucia in der linken Flanke angriff. Der Feind leistete abermals einen sehr heftigen Widerstand. Die Truppen drangen bis nahe an 0en Ort und überflügelten sogar den Feind; doch war man nicht anders im Stande, als nur langsam vorzudringen. Ich ließ min noch das Grenadier-Bataillon Weiler und ein Bataillon E. H. Sigmund aus der Stadt holen. Der Feind wartete jedoch diesen wiederholten Angriff nicht ab, und räumte endlich S. Lucia, wo der sich auf dcr ganzen Linie zurückgezogen hatte. Sein Rückzug aus S. Lucia ist mehr einer Flucht ähnliä,, da man viele Kriegsrüstungen, Trommeln, Tornister lc. vorfand. Die näheren Details werde ich morgen die Ehre haben, nachzutragen. Der Kampf dauerte von 9 Uhr Morgens bis 5 Uhr Nachmittags. Ich bedauere dcn Verlust vieler braven Officiere. So viel ich weis,, ist Oberst-Lieutenant Leuzendorss an dcr Spitze seineS Bataillons geblieben, WM Baron Salis starb verwundet, Oberst Potwrnyai verlor einen Arm; dem FML. Grafen Wratiölaw wurde das Pscrd verwundet, FML. Fürst Schwarzenberg erhielt cine Contusion, — dem Pserde des Major Schmerling riß eine Kanonenkugel den Kupf weg. Die weiteren Verlust-Eingaben werde ich spä-ter einsenden. Das äußerst coupirte Terrain ließ es nicht zu, den Feind noch mit Kavallerie lebhaft verfolgen zu können, daher wir wenige Gcfanqcne zu machen im Stande waren; doch siel eine große Anzahl verwundeter Feinde in unsere Hände, die derselbe nicht mitnehmen konnte. Es gereicht mir zu einem besonderen Vergnü' gen, melden zu können, daß Se. kaiserl. Hoheit, dcr ^'rzhcrzog Franz Joseph, sich mehrmals im lebhaftesten Feuer befand und die größte Nuhe und Kaltblütig teil an dcn Tag legte. Ich war selbst Aua.enzcu.qe, wie auf kurze Distanz neben ihm eine feindliche Kanonenkugel einschlug, ohne daß er dic geringste Be-wcguna. dabei geäußert hatte. Ich kann'nicht genug dic kluge Führung der Commandanten und die Tapferkeit und Hingebung dcr Truppen rühmen. Schließlich muß ick auf einen besondern Um< stand ein hohes Kriegs Ministerium aufmerksam machen — nämlich, daß sich bei ^. Lucia an dcr Spitze des kämpfcnden Feindes päpstliche Schweizer- Truppen befanden, was sonderbar mit dcn src u n d sch a ftl i-ch c n Versicherungen Sr. Heiligkeit im Widersprüche stM, — Vom k. k. Kriegs-Ministerium. Die „Wiener Zeitung" vom l3. Mai berichtet: Im Nachhange dcs unterm >2. d. M. bekannt gemachten Berichtes dcs H. M. Gr. Nadetzky über ^as Gcsecht vor Verona am «. d., hat das KricgZ-Ministcrium cinc neuerliche Anzeige des genannten F. M. vom 8. erhalten, woraus hervorgeht, daß un-sere Armee seither nicht weiter angegriffen worden ist, und bei ihrem vortrefflichen Geiste sich in ihrer Stellung unerschütterlich behaupte. Die vom F. M. Nadetzky zugesagten näheren Details und der Verlustausweis über das Gefecht am 6. sind dem Kriegs-Ministerium noch nicht zugekommen. ^ Verleger: Ign. Ul. Gdler v. Kleinmayr. — Verantwortlicher Nedactenr. Leopold Kordesch. z^H^ Mit einer besondern Beilage. Oours vom 12. ^vl^i ltt48. Vtaa!»schuldvtrjchs«>d. ju i >'<^. detto ^ 2ij2 « , ,. 225^N varl. mit Verl. v. 1.1859 fur 25o ft, (iuE.M.) ,71 >^ ^bllc! illae!:>. li»^Iiil^ar, zn 2 >>(^r, ^ —. Ho'tammss. Cc> altern ^!o!l>< <ü»i,4 ». ^ —> <^!< cen^ l>!>i> Gl'iiua aii'c,,« zu « »» l äo n^!i!i„,l!,,i Aillchl'n <>i > 2>ä ... j 25 Book. Äct'«n »r Stilcf ,007 >» H. M. Actieü dir Heiser Ferdinand« :Nor?dah» s.. M Getreid - Durchschnitts - Preise ill liaiback am 13. Mai .U^U. Ma »tl preise. Ein Wiener Metzcn Weiden . . 4 fi. 9 kr. — — Kukurulz . 2 » 54 >> — — Halbfrucht . — ,, — " — — Kvrn . . . 3 n 30^4 ^ — ___ Gerste . . — » — ., ___ — Hirse . . 3 » 3^» . — __ Heiden . . 3 ., 6 » —> — Hafer . . — « — >, ^remven « Anzeige dl >' h > e 7 A n ge k 0 n> , Handelsniann, — u. Hr. Franz Morgante, Großhändler, von Trieft nach Wlen. - Hr. Jacob Brandes, Großhändler, — u Hr. Nowad Sliltan Ali Chan, tail. rnss. Fähnrich; beide von W'en nach Trieft. Den ,4. Hr. Hector Carl Graf v, Lucchesi -Pall,, ron Wien nach Trieft. — Hr Edllard Plltner, Private, nach Trirst. — Hr. Joseph Tastl, k. k. Trlbunalrath. von Trieft nach Gray, — Hr. Emamlrl Piotte, k k. Hosinwelier, von Trieft nach Wlen. Den l5. Hr. i)?l,. Pillersdorff, Sommaruga, Minister des Inneren und Mmistcr der Justiz und provisorischer Präsident des Unterrichtes Krauß, Finanzmmister. L at our, Kriegsminister., Provisorische Wahlordnung zur Verfassungs-, Urkunde vom 2',.'April 1846. ! Zur Ausführung dcr in den zz. ^5, 3« und 37 der Verfassungs-Urkunde enthaltenen Nestimmungen werden folgende Anordnungen zur Wahl der Mitglieder beider Kammern für dcn crstcn Reichstag getroffen. I. Wahl der Mitglieder drs Senats. — §. l. Der Senat, dessen Mitglieder die Zahl von 200 nicht übersteigen werden, besteht: l. Aus Prinzen dcs kaiserlichen Hauses nach vollendetem 2^. Lebensjahre, welche der Kaiser von Fall zu Fall zu Mitgliedern des Senats ernennt. — 2. Aus den von dem Kaiser ohne Rücksicht auf Stand und Geburt sür ihre Lebensdauer ernannten Mitgliedern. —3. Aus 150 Mitgliedern, welche von den bedeutendsten Grund-besitzern für die ganze Dauer der Wahlperiode aus ihrer Mitte gewählt werden. — §. 2 Die angefügte Aerthcilung zeigt, wie viele von dcn zu 3 bezeichneten Mitgliedern jede Provinz in den Senat zu senden hat. Vcrthcilung der aus den bedeutendsten Grundbcsiz. zcrn zu wählen den >50 Mitgliedern des Senates. Einheimische > ^tjallVne ÄlizM Provinzen l Vcvöl- l von H lcrung s Mitgliedern Böhmen 4,3 l 8.732 37 Mähren 1,778.8^7 15 Schlesien 463.340 4 Oesterreich ob der 7, ß.740 ß (inns Salzburg 145 809 , Nirdcrösterrcich 1,4 53.315 1.-; Stcycrmark W7.2U0 <> Kärntm 318.308 3 Krain 458.541 4 Küstenland 492.628 4 Dalmaticn 405.354 3 Tyrol 745.-l 52 tl 5^orarlbcrg «02 725 1 Galizim 4,ll27.Ü20 40 Bukovina 352 588 3 Krakauer Gcbiet ,50.000 l 17,529.679 ! 150 §, 3. Der Landcschef jeder Provinz wird im Einvernehmen mit dcn Prouinzial-Bländen, oder wo keine solchen bestchcn, unter Beiziehnnq von vier der größeren Grundbesitzer, dic Hochs!besteuerten der Provinz in der Art ausmitteln, daß er aus den Repartitions-Auszügen und Steuerbüchern diejenigen Grundbesitzer nachweisen läftt, welche an Hvund- und dcr il)r gkich0,chalttnen Urdarial- und Zchent-, dann der Gebäude-Classensteuer vereint für das Ial)r I8<8 die höchste Steuer entrichten. - §. "l. Von dcn höchsten vereinten Steuerdeträ qcn, welche einzelne Grundbesitzer, wenn auch von verschiedenen, in derselben Provinz gelegenen Be^ sitzungcn zu entrichten haben, ist mit der Ausmiw lung auf die zunächst stehenden geringeren in so lange überzugehen, bis sür jedeü aus der Provuiz in den Gen.U zu wählende Mitglied zwanzig Steuerpflichtige entfallen. — §. 7,. Dl. Außer dem, in dem vorsteyenden Paragraphs b<",>, ichneten Erfordernisse, in die Zahl der Hö'chllbest^rlen zu gehören, kann nur derjenige als Wähler auftreten, der: :<) das 24. Lebensjahr zurückgelegt hat; l>) sich in der freicn Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte be-findet, und <-.) sich im bücherlichen Besitze des steuer-j Pflichtigen Objectes befindet. Das moralischen »Personen gebührende Wahlrecht wird durch ihre l gesetzlichen Repräsentanten ausgeübt. — H. 7. ! Jeder Wähler kann nur in jener Provinz ein Wahl-recht ausüben, in welcher die Besitzungen geleg'n sind, von welchen er den bezeichneten Steuerbecrag entrichtet. - Die Mitglieder des 3cnats können nur aus der Classe der Wähler gewählt werden, und muffen das 3tt. Lebensjahr zurückgelegt haben. — §', 8. Wenn ein Nähler in mehreren Provinzen einen, dem Wahlccnsus entsprechenden Bteuerbctrag entrichtet, jo steht es ihm frei, die Provinz zu wählen, in der er sein Wahlrecht ausüben will. - H. 9. An einem von dcm Landeschef zu bestimmenden Tage wird von dcn im H :S ihrer Mitte fünf Mitglieder zur Leitung deö Wahlgeschäftes, welche einen von ihnen zum Vorsitze berufe,-., im Beisiyn deö Landcschefs das Wahlgeschä'ft leiten, und ein gceigncteä Indivi- . dulim für das Schreibgeschast bestimmen. §. 1 l. Die Wähler haben sich vor dieser Commission über ihre Berechtigung, als solche einzutreten, auszuweisen Die Nichterscheinendcn werden als auf ihr Stimmrecht verzichtend angesehen. — H. 12. Bei der Abstimmung hat jedcr Wähler cine der Zahl der zu wählenden Abgeordneten gleichkommende Anzahl von Wahlfähigen anf einen vorbereiteten, mit einer Stampiglie versehenen Wahlzettel zu bezeichnen, denselben in einen abgesonderten Umschlag zu legen und der Commission zu übergeben. — H. l3 Haben alle anwesendcnWähler ihre Stimmzettel abgegeben, so werden dieselben ans den Umschlägen herausgenommen, ohne vor-läufig eingesehen werden zu dürfen, in eine Urne gesammelt, einzeln zur Vornahme der Ncgistri« rung herausgenommen, und von drei Mlt,>l>('dcrn der Wahlcommission in drei gleiche vorbereitete Listen eingetragen. — H. 1-l- Jeder, der die absolute Stimmenmehrheit für sich hat, wird als gewähltes Mitglied des Senats in das Wahlpro-tocoll eingetragen. — §. 15. Bei Stimmengleichheit oder bei nicht erreichter absoluter Mehrheit der Btimmen muß die Abstimmung in so lauge erneuert werden, bis dieselbe erreicht ist, be: der dritten Abstimmung werden jedoch für jedes noch zu wat^ lende Mitglied nur zwei von jenen Wählern, welche bei der zweiten Abstimmung die meisten Stimmen erhielten, in die engere Wahl gebracht, — §. l<». Nach beendigter Wahl werden die Stimmzettel unter Siegel gclVgt, das Abstimmungöprorocoll von dem l, f Commissar und allen Anweftndell unterzeichnet, und an das Ministerium des Innern eingesendet. — §. 17. Die Mitglieder des Senats genießen keine Bczüge, n. Wahl dcr Mitglieder in die K.Utt-mer der Al'geordneten. ») Allgemeine Beftimmunsscu. H Itt. Die Kammer der Abgeordneten besteht aus :l^:l Mitgliedern; die Wahl derselben beruht auf dcr Volközahl und auf der Vertretung allcr staatsbürgerlich", Interessen. — H. ,9 Für je 5>l>,Wli Einwohner wird (sin Abgeordneter gewählt. — H 2i». I" Berücksichtigung der besonderen Interessen der commcrziellm und g^wcrbtreibcnden Bevölkerung werden dle in dem angegebenen Verzeichnisse anfgeführlen Städte zur Wahl der neben, bezeichneten Anzahl von Abgeordneten berechtiget. Zugleich weiset dieses Vcrzeichniß nach,, wie viele Abgeordnete ausicrdem nach der Bestimmung des F. U> auf jede Provinz nach der Volkszahl entfallen. 3t 74 V c v t lj r l l >i u «; der flir die Kallimer dcl- Abgeordnete» zu wählenden ^, s, 383 Mlt^lieder unter die einzelnen Ländei'. ' ss^ilcheimiicye Abgeordnete Provinzen l Bevöl- ,___________^------- ^ kenmg. von I Zahl Plag ^ 4 Neichenberg 1 ' Böhmen . . . 4,3l8.7I2 Eger l Budweis ^ I das flache Land 83 Vrünn 2 Igla» 1 Mähren . . . 1,778.827^ Olmüh l Sternberq l daö flache Land 33 Oester..e.ch ^ ^ ^ceycl- 1 obderEnns ^ das fiache Land 14 Salzbm,..,. )45..809( ^^.^ . s Wien 15 Niederösterreich I,^.»!^ Neustadt l l das flache Land ! 2l , s Trieft 2 Küstenland. . 492.628 «örz l s das siache Land !» Zara ^ Dalmatie». . 405.854^ Na.n>sa l ^ Spalato ! < das fiache Land ^ 8 i Innsblnck l Tirol..... 745.452) Trient l i das fiache Land l5 lyorarlberq. . 102.725^ das fiache Land 2 Lemberg 'l ^ Biody j l Galileo . . . 4,ti27.i)2O) ^Tarnopol j i ( ^tanislawom ' l « Przeulysl l f das fiache Land 8!> „, , ' ' ' ' ( Cierno>uiß l Bukow.na . . 352.558^ ^s fiache Land 7 KrakauerGebiet 150.000 ( ,,s fiäch^Land ^ 383 b) Z^ttahl der Wahlmänner I. Eintheilung in W a hlbezirke und Di-stricte. — §. 21. Städte, die mehr als einen Ab. geordneten zu wählen haben , werdm nach der Anzahl derselben in möglichst gleiche Wahlbezirre abgetheilt. — §. 22. der zu wählenden Abgeordneten Wahlbezirke mit einer Scelenanzahl von je 50.000 gebildet, und dabei auf möglichste Abrundung dieser Bezirke Rücksicht genommen. - z. 23. Für jeden Wahlbezirk wird ein Hauptort , in welchem die Wahl des Abgeordneten vorgenommen wird, bestimmt. — §. 24. Die Wahl der Mitglieder zur Kammer der Abgeordneten geschieht durch gewählte Wahlmänner. — §. 25, Jeder Wahlbezirk wird in Wahl.District« eingetheilt. — Jeder Ort des stachen Landes mit einer Bevölkerung über 250 Einwohner kann einen Wahl District bilden, und hat einen Wahlmann zu ernennen. Für jede weiteren 500 Einwohner wird um einen Wahlmann mehr ernannt, so dasi zum Beispiel auf einen Ort mit »2N0 Einwohnern drei Wahlmänncr entfallen. — — § 26. Kleinere Ortschaften oder einzelne Weiler werden größeren Ortschaften zur Ergänzung der für einen District erforderlichen Bevölkerungszahl zugewiesen. — §. 27. In der Regel werden für einen WalMstrict 25W Einwohner angenommen. Orte über :w wählt wird. -- §. W. Die Einthcilung der Wahldistricte wird von den politischen Obrigkeiten mit schüsse vorgenommen, und ist den Kreisämtern anzuzeigen. — 2. Stim m r c ch tundWählba r-teit bei Ernennung der Wahl mann er. §. 3! Bei Ernennung der Wahlmänner sind stimmfähig und wählbar: :») alle österreichischen Staatsbürger ohne Unterschied der Confession, die das 24. Lebensjahr zurückgelegt haben; >») sich in der freien Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte befinden; l-) seit sechs Monaten im Wahlbezirke ihren ordentlichen Wohnsitz haben, und manner. H. 32. Als Vorbereitung für die Wahlen der Wahlmänncr wird unmittelbar nach bewirkter Eintheilung der Wahldistricte von dem Ortsvorstande, in Städten von dem Bürger-Aus-schujse, unter Veiziehung einiger Wähler, das Ver-zcichniß aller wahlberechtigten Einwohner des Di-strictes angefertigt, und zu Jedermanns Einsicht im Amtsortc des Wahldistrictes bereit gehalten, und in größeren Orten jedem Wähler eine vorgc-druckte Legitimations-Karte, in welche sein Name eingeschrieben wird, ausgefertigt. — §'. 33. Beim Eintritte des Tages, welcher zur Wahl der Wahlmänner durch das Kmsamt bestimmt wird, haben sich die Wähler des Districts in dem bezeichneten Orte desselben zu versammeln, und unter der Leitung des abgeordneten obrigkeitlichen Beamten eine Wahlcommission niederzusetzen. — H. 34. Diese hat aus dem Ortsvorstande und zwei Ausschüssen und einer der Ausdehnung des Districts entsprechenden Anzahl von mindestens drei, höchstens fünf Wählern, welche diese aus ihrer Mitte bestimmen, zu bestehen, welchen ein geeignetes Individuum für das Schreibgeschäst beigcgeben wird. — §. 35. Je der Stimmberechtigte muß persönlich erscheinen und muß seine Abstimmung vor der versammelten Wahl-commission abgeben. — §. 36. Jeder Stimmberechtigte hat so viele zu Wahlmännern geeignete Personen zu bezeichnen, als der District, zu dem er gehört, zu ernennen hat. Die Nichtausübung dieser vollen Berechtigung ist der Gültigkeit der übrigen Abstimmung nicht abträglich. — H. 37. Streitigkeiten über die Stimmberechtigung entscheidet die Wahlcommission ohne weitere Berufung. — §. 38. Die Abstimmung kann schriftlich durch Uebereichung eines Wahlzettels, oder mündlich geschehen. — Die mündlichen Abstimmungen werden sogleich in das Wahlprotocoll, und von den zur Führung von Gegenlisten bestimmten Commissions-Glicdern in diese eingetragen. Die schriftlichen Abstimmungen werden gesammelt und nach Beendigung der mündlichen Abstimmung in der nämlichen Art zu Protocoll genommen. — §. 39. Die Wahlcommission hat sich jeder directen und indirectcn Einstußnahme auf die Wahlen zu enthalten. — H. 40. Diejenigen, welche die absolute Stlmmen-mehrheit erhalten, sind bestimmt, als Wahlmänncr zur Wahl des Abgeordneten mitzuwirken. — Wird die absolute Stimmenmehrheit bei der ersten Wahl nicht erzielt, so wird eine zweite Wahl vorgenommen, und wenn auch bei dieser die absolute Stimmenmehrheit nicht erreicht wird, in der §. 15» vorgezcichneten Art vorgegangen. — §. 4l. Die Wahlcommission theilt der Bezirksobrigkcit das Ergebniß der Wahl zur Bekanntmachung an den l. f. Commissar des Wahlbezirkes mit, macht es :n dem Wahldistricte öffentlich bekannt und händigt jedem Wahlmanne die in folgender Art abgefaßte Urkunde über seme Ernennung ein: Die unterzeichnete Wahlcommission des Wahldistrictes .......bestätiget, daß.......zu.......wohnend, am .......zum Wahlmann dieses Districted für die Wahl eines Abgeordneten zum Reichstag gewählt wurde......... daß.........— Sämmtliche Unterschriften der Wahlcommission mit bei-gcdrucktem Siegel der Gemeinde. — §.42. In Städten und Orten, die in mehrere Wahldistricte abgetheilt sind, werden die Namen der Wahlmänner jedes Districted mit thunlichster Beschleunigung bckannt gemacht. — §. 43. Die Protocolle und Register der Wahl sind von dcr Commission all seitig zu fertigen, und in der Gemelnde - oder obrigkeitlichen Registratur zu verwahren. «) Vo^n»>l>nle der 4i3ai)le»z Ver Ab^cordneten. §. 44. Für jeden Wahlbezirk wird ein l. f. Commissar ernannt, welcher über die genaue Befolgung der Wahlordnung zu wachen hat — H. 45. Sämmtliche Wahlmänner emes B^irkes wählen einen Abgeordnet.'n. — K, 4ll, Wählbar als Abgeordneter ist jedcr österreichische Staatsbürger, welcher ») das 3tt. Lebensjahr zurückgelegt hat, und 1i) Wahler für den Scnat oder die Kammer dcr Abgeordneten in einem jener Theile der Monarchie ist, für welche die Verfassungs - Ulkünde vom 25. April ltt48 erlassen wurde. — §. 47. Sämmtliche Wahlmänner des Wahlbezirkes werden wenigstens . Nur die anwesenden Wahlmänner sind zur Abgabe ihrer Stimme bcn'chtigtt. — H. 5l>. Die Vornahme dc-r Abgeord-tu'ttnwahl beginnt mit Aufstellung einer Wahlcommission.—§. 51. DicWahlmanner wählen zu diesem Ende aus ihrer Mitte sieben Personen, welche einen von ihnen zum Obmanne bestimmen, und einen Protocollsführer. — §.52. Die Wahlcommission hat sich jedes directen oder indirecten Einflusses auf die Wahlmänner und eben so der l. f. Commissär sich jeder Bemerkung über die Wahlcandidaten, jedes Vorschlages, so wie jeder Empfehlung gewissenhaft zu enthalten. —- Der l. f. Commissär ist in dem Wahlbezirke, für welchen er bestellt ist, nicht wählbar. — H. 53 Die Wahl wird durch absolute Stimmenmehrheit und mittelst geheimer Abstimmung vorgenommen. — §'. 54. Jedem Wahlmanne wird ein, mit einem Stämpelzeichcn versehener Wahlzettcl mit einem Umschlage eingehändigt. — §. 55 Der Wahlmann schreibt auf diesen Wahlzettcl den Namen des von ihm vorgeschlagenen Abgeordneten, legt den Zettel in drn Umschlag und übergibt ihn der Wahlcommission. — §. 5. Wird auch bei der zweite" Wahl keine absolute Stimmenmehrheit erreicht, ft wiro zur dritten Wahl geschritten, bei welcher jedoch nur zwischen den beiden Vorgeschlagenen, die in der zweiten Wahl die meisten Stimmen erhielten, gewählt werden darf. — §. ttU. Nach erreichter absoluter Stimmenmehrheit wird das Commissions-Protocol! und die Gegenliste in Gegenwart der Wahlmänner geschlossen, und von allen Commit sions Gliedern und wenigstens zehn Wahlmänm'l'N ^'fmigt. — § «l. Das Protocoll wird mit dc" Gegenlisten an das Ministerium des Innern ei^ gesendet, und die Wahl Zettel werden versieg^ belgeschlossm. — H. <»2, Die zur Wahl eines Vl^ qlicdeö des Senats oder dcr Abgeordneten zusa^' nu'ngc-trctcne Versammlung von Wahlern odcr Wahlmannern darf sich mit keinem anderen Gege^ stände, als mit dieser Wahl beschäftigen. - s-^ Die Frage über die den Abgeordneten der zwciU" Kammer zu gewahrende Entschädigung wird vo" der Reicksoersammlung, bei Abfassung des des-nitiven Wahlgesetzes, entschieden werden. ^- ^ dahin wicd den Abgeordneten, welche ihren 0^"^ lichen Wohnsitz außer der Residenz haben, d"^, qütung der Reisekosten für die Hinreise mit 2 '^ C. M. pr Meile, worin zugleich die Vcraütu^ für die Rückreise begriffen ist, geleistet, "'^.^ Betrag monatlicher Zweihundert Gulden angc'v"! werden. - Wien am !>. Mai 1848. Pillevödorff, Sommaruga, Minister des Innern und Minister dcr IusnZ "' provisorischer Präsident. des Unterrichtes. Krauß, Finanzmin. Lat 0 ur, Knegsnnn.