Mozart-Rezeption in Slowenien Zu Mozarts Zeit ermöglichte die neue wirtschaftliche, politische und kulturellen Entwicklung der habsburgischen Monarchie die neuen Anfänge der nationalen Erweckung und Aufklärung. Die Reformen der Kaiserin Theresia und ihres Sohnes, Kaisers Josef II., beeinflußten auch das Leben in den slowenischen Ländern. Es entstanden unter anderem neue kulturelle Zirkel, die von aufklärerischen Ideen geprägt waren. Die zentrale Persönlichkeit eines solchen Zirkels in Ljubljana war Baron Sigismund Zois, der auch Opernarien in die slowenische Sprache übersetzte. Eine neue Schicht von Gebildeten bestimmte immer mehr das kulturelle Leben. Es ent-standen Büchereien (auch mit Musikalien) und neue Druckereien, in denen Bücher und erste Zeitungen erschienen. Eine Notiz aus dem Jahre 1776 berichtet sogar, daß im Musikalien-Verzeichnis des Laibacher Buchhändlers Michael Promberger die Mozartkomposition „Morgen und Abend“ zur Verfügung stand. Das Verzeichnis führt unter anderem eine Reihe damals aktueller didaktischer Werke sowie Vokal- und Instrumentalkompositionen an. Dieses Werk ist die erste Erwähnung einer Komposition von Mozart in Ljubljana.1 Ein Theatergebäude erhielt Ljubljana im Jahre 1765. Trotz der ungünstigen Verhältnisse, die in der Hauptstadt des damaligen Herzogtums Krain die Entfaltung der Oper beeinträchtigten und einige Male sogar eine Diskontinuität der Aufführungen führten, hielt das Ständische Theater doch Schritt mit allen wesentlichen Stilwandlungen, die im Reich der Tonkunst vor sich gingen. Obwohl das Opernrepertoire zu Laibach nicht so mannigfaltig und umfangreich wie in den Residenzen sein konnte, machte sich das Laibacher Publikum doch mit dem musikdramatischen Schaffen derselben Komponisten, wie das der großen Theater vertraut. Der Unter-schied bestand eigentlich nur darin, daß dort infolge besserer Möglichkeiten das Repertoire von einzelnen Autoren eine größere Anzahl Werke erfaßte. Da uns das Repertoire für einige Spielzeiten der älteren klassischen Periode nicht bekannt ist, liegen für diese Zeit nicht immer verläßliche Angaben über Erstaufführungen der Werke einzelner Komponisten vor. Zuerst gastierten hier italienische Theatergruppen, später auch deutsche. So wurden im Jahre 1768 verschiedene Vorstellungen mit Werken von Duni, Monsigny, Philidor, Sacchini und Piccini gegeben, aber auch Haydns Singspiel Der krumme Teufel wurde aufgeführt. Interessanter war das Gastspiel der Gruppe von Emanuel Schikaneder in den Jahren 1779/80 und 1781/82 mit Werken von Paisiello, Salieri, Martin y Soler, Gluck, Dittersdorf, Haydn und Grétry. Sehr wahrscheinlich wurde Ljubljana schon in den Jahren 1785/86 bzw. 1790/91 mit Mozarts Opern bekannt. Damals gastierten die Theatergruppen von Friedrich Johann Zöllner (Die Entführung aus dem Serail) und Georg Wilhelm (Le nozze di Figaro). Das Programm dieser Gruppen kann aus dem Gothaer Theaterkalender für die Jahre 1790 und 1791 rekonstruiert werden. Zuverlässiger sind die Angaben für das Jahr 1797, als in Ljubljana die Gruppe von K. Paraskowitz mit Mozarts Die Zauberflöte und Paisiellos La molinara gastierte.2 118 PRIMO KURET (1935) 1 P. Kuret, “Mozart- kaj pa Slovenci?” (Mozart - What about The Slovenes?], in: Mozart - kdo je to? [Mozart - wer war das?], hrsg. von Uroš Lajovic, Ljubljana 1991, S. 34-36. 2 J. Sivec, Opera v Stanovskem gledališèu v Ljubljani od leta 1790 do 1861 [Die Oper im Städtischen Theater zu Ljubljana von 1791 bis 1861], Ljubljana 1971, S. 7ff. Es läßt sich genau feststellen, daß sich auf der Bühne des Ständischen Theaters ziemlich für mehrere Schöpfungen von Mozart durchgesetzt haben. Laibacher Premieren seiner Opern folgen zumeist ohne größere Abstände denen der größeren Theater im deutsch-österreichischen Staatsraum, was wieder ganz mit der deutsch-österreichischen Repertoirespezifik des Ständischen Theaters übereinstimmt. Im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts lernte das Laibacher Publikum drei Opern von Mozart kennen: Le Nozze di Figaro (1790/91), Die Zauberflöte (1797) und Cosj fan tutte ( 1797); außer diesen hörte es aber wahrscheinlich - wie schon erwähnt - (1798/99 oder 1799/1800) auch die schon vor 1790 in Laibach gegebene Die Entführung aus dem Serail. Don Giovanni und La clemenza di Tito wurden beträchtlich später gegeben, nämlich erst 1822 bzw. 1825. In dieser, für die slowenische Kultur wichtigeren Zeit entstand auch die erste Oper in slowenischer Sprache. Das war Belin von Janez Damascen Dev und dem Komponisten Jakob Francišek Zupan im Jahre 1780. Leider ist nur das Libretto erhalten.3 Das zweite, jedoch überlieferte Werk aus dieser Zeit ist Figaro, eine szenische Musik Janez Krstnik Novaks für die Komödie Matièek se eni des slowenischen Dramatikers Anton Toma Linhart, die nach Beaumarchais Figaro entstanden ist. Novak war auch Direktor der Philharmonischen Gesellschaft. Am Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Ljubljana zahlreiche Theater-gruppen, die auch Mozartopern in ihrem Programm hatten, so z.B. die Gruppe von Georg Schandroch, die in Ljubljana, Triest und Gorica die Singspiele Die Entführung aus dem Serail und Die Zauberflöte präsentierten. Die letztgenannte Oper war die meistaufgeführte Oper Mozarts in dieser Zeit in Ljubljana (im Dezember 1801 dreimal, im Januar 1803 zweimal). Mit Schandrochs Weggang hat sich auch die deutsche Oper für längere Zeit von Ljubljana verabschiedet. Impresario Lorenz Gindl hatte zwar in seinem Repertoire auch Die Zauberflöte, ob er sie aber in der Saison 1808/09, als er in Ljubljana war, aufgeführt hat, wissen wir nicht. Die Theatersaison 1818 hatte in Ljubljana der Klagenfurter Impresario Carl Waidinger übernommen. Mit ihm kamen auch mehrere deutsche Opern in das Repertoire, darunter auch wieder Die Zauberflöte am 16. und 18. März 1819 vertreten, unter Mitwirkung der Philharmonischen Gesellschaft. Mozarts Opern Don Giovanni und La clemenza di Tito sind erst viel später auf die Bühne des Ständischen Theaters in Ljubljana gekommen. Die Premiere der Oper Don Giovanni erfolgte am 23. März 1822 und zwar in deutscher Sprache. Der Impresario Gindl hat für die Laibacher Premiere die deutsche Übersetzung des Wiener Schriftstellers I. F. Castelli benutzt. Wir wissen, daß die Premiere von Eduard Jaëll, dem ersten Geiger der Philharmonischen Gesellschaft, dirigiert wurde und daß im Orchester auch die Mitglieder des Philharmonischen Orchesters spielten.4 Die Oper La clemenza di Tito kam am 9. Januar 1825 auf die Laibacher Bühne. So wurden in Ljubljana bis 1825 alle Opern Mozarts bekannt, die damals in den Theatern in Österreich verbreitet waren. Bis zum Jahre 1861 waren lediglich Idomeneo und Der Schauspieldirektor in Ljubljana noch nicht aufgeführt worden. Wir begegnen Mozarts Opern bis 1832 häufig auf den Programmen, später sind sie eher eine Rarität, weil andere, besonders italienische Meister, wie Rossini und Donizetti, aber auch französische 119 Mozart-Rezeption in Slowenien 3 Primo Kuret, „Oblike glasbeno-gledališkega ustvarjanja na Slovenskem” [Forms of Musikal- Theatrical Creativity in Slovenia], in: Slovenska opera v evropskem okviru [The Slovene Opera within the European Framework), Ljubljana 1982, S. 13. 4 J. Sivec, Opera, S. 46. Opernkomponisten, beliebter waren. So tauchen Mozarts Werke nur noch sporadisch auf: 1834 Titus, 1840 und 1853 Don Giovanni sowie 1856 Die Zauberflöte. Das ist keine slowenische Eigenheit, denn viele bekannte Opernhäuser in jener Zeit waren ausschließlich auf die zeitgenössischen, romantischen Oper ausgerichtet. In diesem Zusammenhang möchte ich noch erwähnen, daß in der Saison 1881/82 der junge Gustav Mahler als Kapellmeister in Ljubljana wirkte. Er bemühte sich schon damals um Mozarts Oeuvre und hat mit großem Erfolg am 27. Oktober 1881 Die Zauberflöte in Ljubljana aufgeführt. Es folgten vier Reprisen. Seine Aufführung fand ein breites Echo, und die Zeitungen waren voll des Lobes über den jungen Kapellmeister, aber auch über die Sänger der Hauptrollen, die Sopranistin Caroline Fischer, den Tenor Fritz Erl, F. Unger u.a. Das Laibacher Wochenblatt schrieb: »Ganz natürlich also war es, daß man heuer mit großen Erwartungen der ersten Aufführung der Mozartschen Zauberflöte entgegensah und Logen und Sitze zu dieser Vorstellung schon tagsvorher vergriffen gewesen [...] Herr Mahler ist unstreitig ein geschickter Capellmeister und hat sich auch um diese Opernaufführung wirklich großes Verdienst erworben. Das Orchester und die Chöre leisteten mit Rücksicht unserer Verhältnisse wirklich Staunenwerthes«. Über Mozarts Zauberflöte erschien in der Laibacher Zeitung damals ein Feuilleton, das sich mit den Problemen der Aufführung der Mozartopern auf den provinziellen Bühnen befaßte. Doch auch in diesen Zeiten waren Aufführungen von Mozarts Opern selten. In den Jahren 1873 bis 1876 gab es unter der Direktion Kotzbys Don Giovanni und Figaros Hochzeit, in der Saison 1865/57 unter Zöllner Die Zauberflöte.5 Neben dem Ständischen Theater war der wichtigste Musikverein in Ljubljana die Philharmonische Gesellschaft, gegründet im Jahre 1794; sie gilt als älteste Musikgesellschaft in ganz Österreich. Ihre Tätigkeit ist mit Statuten aus verschiedenen Jahren und Instruktionen für das Orchester dokumentiert. Über ihr Repertoire wissen wir Näheres aus dem „Musicalien-Katalog der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach zum Gebrauch für die auswärtigen Herren Mitglieder dieser Gesellschaft, No. 1“ vom November 1794 bis zum letzten Eintrag im Juni 1804. Der Katalog bietet einen interessanten Einblick in die Programmgestaltung der damaligen Direktion. Er ist in drei Teile eingeteilt und systematisch geordnet. Der erste Teil umfaßt zunächst Kammermusik, aber auch Symphonien, Ouvertüren usw., der zweite Teil Kirchenmusik und der dritte Klavierwerke. Im ganzen gibt es 239 Titel. Jeder Teil ist in Unterkapitel eingeteilt.6 Im ersten Unterkapitel des ersten Teils sind 82 Symphonien eingetragen. Darunter befinden sich Werke von Haydn, Mozart, Beethoven (die erste und die zweite Symphonie), Gyrowetz, Pleyel und anderen. Von Mozart haben die Philharmoniker acht Symphonien gespielt, darunter die Haffner, Linzer und die drei letzten in Es-Dur, g-Moll und C-Dur. Es folgen 40 Ouvertüren von verschiedenen zeitgenössischen Komponisten - auch von Mozart. Das Unterkapitel „Symphonische Concerte“ enthält Konzerte, Serenaden, Quintette, Quartette und Werke für Blasinstrumente. Fast in allen Kapiteln finden wir auch Mozarts Werke, so z.B. sein Requiem, drei Klavierkonzerte, Streichquartette und -quintette sowie die Ouvertüren zu Don Giovanni, Figaros Hochzeit, Die Zauberflöte, Die Entführung aus dem Serail, La clemenza di Tito und Der 120 PRIMO KURET (1935) 5 Primo Kuret, Mahler in Ljubljana (1881-1882), Ljubljana 1997, S. 58ff. 6 Primo Kuret, „Die Rolle und die Tätigkeit der Philharmonischen Gesellschaft in Ljubljana“, in: Festschrift Rudolf Bockholdt zum 60. Geburtstag, hrsg. v. Norbert Dubowy u. Sören Meyer-Eiler, Pfaffenhofen 1990, S. 367-378. Schauspieldirektor. Neben den Ouvertüren sind auch verschiedene Arien, Duette und Ensembles aus diesen Opern vorhanden. Bedenkt man, daß statutengemäß jede Woche im Jahr ein Konzert veranstaltet wurde und daß Wiederholungen im Programm nicht oft vorkamen, so muß man nicht nur den aufopfernden Fleiß des Orchesters bewundern, sondern sich auch den großen Bedarf an Notenmaterial vorstellen. Es wurde aus den Spenden der Mitglieder käuflich erworben, vieles kam auch als Geschenk dazu. Der außerordentliche Anklang, den das Auftreten der Gesellschaft und ihre Tätigkeit in Ljubljana gefunden haben, verhalf zum nötigen Selbstvertrauen. So entschloß man sich, ebenfalls den Statuten gemäß, »auswärtige Musikfreunde« als Ehrenmitglieder aufzunehmen. Unter den ersten, die eingeladen wurden, war im Jahre 1800 Joseph Haydn, der die Einladung gern annahm. Später folgten als Ehrenmitglieder Ludwig van Beethoven (1819), Nicolo Paganini (1824), Johannes Brahms (1885), Eduard Hanslick (1887) und viele andere.7 Weil Mozart mit seinen Werken in Ljubljana beliebt war, nahm die Philharmonische Gesellschaft die Gelegenheit wahr, als Mozarts zweiter Sohn Wolfgang Amadeus in Ljubljana gastierte, ihn statt seines Vaters zum Ehrenmitglied zu ernennen. Der erste Chronist der Philharmonischen Gesellschaft, Friedrich Keesbacher, schreibt im Jahre 1862 darüber: »Am 19. Juli 1820 gab Wolfgang Amadeus Mozart, der zweite Sohn des großen Vaters, unter Mitwirkung der Gesellschaft ein Konzert. Es wurde ihm das Ehrendiplom der Gesellschaft überreicht, und er wird von nun auch unter den Ehrenmitgliedern in den Verzeichnissen aufgeführt. Der mit seinem Vater gleichlautende Name war die Veranlassung, daß man unter diesem Mozart häufig den großen Mozart verstund [...] So sehr wir uns auch freuen, einen Haydn, einen Beethoven zu den unseren zu zählen, auf Mozart müssen wir leider verzichten.«8 Mozarts Sohn Wolfgang Amadeus (1791-1844) beschrieb die Reise nach Ljubljana in seinem Tagebuch. Einen ausführlichen Bericht über den Besuch in Ljubljana verfaßte auch der Laibacher Dr. Heinrich Costa. Aus den beiden Quellen möchte ich zitieren.9 Mozart schrieb am 9. Juli 1820: »Morgen reise ich ab nach dem langweiligen Laybach und fange eigendlich itzt erst an die Annehmlichkeiten von Grätz zu genißen. Diesen Abend waren meine besten hiesigen Freunde bis zwey Uhr beysammen [...] Mein guter Wirth regalierte uns mit Wein, das heißt mit viel und gutem Wein, denn die lieben Grätzer lieben den edlen Rebensaft.« Am 12. Juli ist Mozart in Ljubljana angekommen: »Diesen Mittag bin ich hier angekommen. Eine Reise von zwey Tagen und so viel Nächten ist besonders in dieser Jahreszeit sehr beschwerlich. Die ersten Nachrichten die ich hier erhielt, waren so zurückschreckend, daß ich große Lust habe, morgen weiter zu reisen. Die vorzüglichsten Mitglieder der philharmonischen Gesellschaft sind abwesend, krank oder dgl.« Am nächsten Tag: »Diesen Morgen hat sich alles geändert. Ich bleibe hier, und gebe am l9ten, unter Mitwirkung der Phil. Gesellschaft Concert.« Am 14. Juli war »Probe der Ensemblestücke. Die Gesellschaft hat keine eigene Harmonie, sondern muß sich mit Regimentsmusik behelfen, die sehr mittelmäßig ist.« 121 Mozart-Rezeption in Slowenien 7 Ebd. 8 Friedrich Keesbacher, Die philharmonische Gesellschaft in Laibach seit dem Jahre ihrer Gründung 1702 bis zu ihrer letzten Umgestaltung 1862, Laibach 1862, S. 54. 9 Walter Hummel, W. A. Mozarts Söhne, Kassel 1956, S. 114-116. Noch vor dem Konzert gab Graf Gaisruck dem Künstler ein »recht hübsches Dinée«. Darüber schreibt Heinrich Costa: »Am Tage vor Mozarts Konzert gab Graf Gaisruck Mozart zu Ehren ein Diner, zu welchem die Direktoren und andere Glieder der Gesellschaft nebst mehreren hochgestellten Personen geladen waren. Nach der Tafel begleitete die Gesellschaftsdirektion und Graf Gaisruck nebst anderen Verehrern des Künstlers denselben auf den eine so überraschend schöne Ansicht bietenden Schloßberg von Laibach und hierauf zu einem in der Wohnung des Grafen Gaisruck vorbereitenden Mozartfeste ... Als Mozart daselbst eintrat, überraschte ihn zuerst das mit einem Lorbeerkranz geschmückte Bildnis seines Vaters und die imposante Ouvertüre zur Zauberflöte mit voller Besetzung. Eine ausgewählte Gesellschaft empfing den bis zu Tränen gerührten jungen Künstler. Mozarts Streichquartett in D-Dur und ein Trio für Pianoforte, Klarinette und Viola (KV 498), wobei Wolfgang Mozart das Piano meisterte, beseligte die Versammelten. Eine zahlreiche Menschenmenge lauschte atemlos unter den Fenstern in der herrlichen Sommernacht. Mit der unübertrefflichen Ouvertüre zu Figaro wurde der ästhetische Teil des freudvollen Festes beschlossen, aber auch den zweiten, den prosaischen Teil, belebte Mozarts Geist, der Geist des Frohsinns, wobei dem Andenken des großen Meisters und seinem liebenswürdigen anwesenden Sohne aus vollem Herzen „Lebehochs“ dargebracht wurden.« Über dieses Konzert berichtet Costa: »Das Konzert fand im Vereinssaal der filh. Gesellschaft, die alle Kosten übernommen hatte, statt. Als Eintrittspreis forderte man den für die damalige Zeit ungewöhnlichen hohen Satz von 30 Kreutzern: Die gebildetsten und angesehendsten Bewohner Laibachs fanden sich in großer Zahl ein und zwar die Damen sowie die ausübenden Mitglieder der Gesellschaft im Festanzuge. Das Konzert begann mit einer Symphonie von Mozart dem Vater, sodann spielte Mozart Sohn das eigene 2. Klavierkonzert (in Es-Dur, op. 25), worauf ein Duett „Joseph und seine Brüder“ mit Orchesterbegleitung und die Ouvertüre zur Zauberflöte gebracht wurde. Im 2. Teil spielte ein Mitglied der Gesellschaft Variationen über ein russisches Thema mit Orchesterbegleitung. Die herr-lich kraftvolle Don Juan-Ouverture schloß den Hochgenuß des Abends. - Nach beendigtem Konzert wurde dem ausgezeichneten Virtuosen und Sohn eines hochgefeierten Heros der Tonkunst in Anwesenheit der versammelten Zuhörer und sämtlicher mitwirkenden Mitglieder der Gesellschaft, unter Trompeten- und Paukenschall, wobei sich sämtliche Anwesende erhoben, das Diplom eines Ehrenmitglied der Gesellschaft von der Direktion äußerst überrascht und tief gerührt war.« Aus Mozarts Tagebuch am 19. Juli 1820: »Mein Concert ist glücklich vorüber. Als es zu Ende war, wurde mir unter Trompeten- und Paukenschall das Diplom als Ehrenmitglied überreicht. Ich wollte morgen abreisen, mußte aber noch einen Tag zugeben, weil mir die Gesellschaft noch eine Wasserfahrt geben will. Eine solche Fahrt ist [...] wirklich eine sehr interessante Belustigung der Laibacher. Auch findet man an anderen Orten nicht leicht die Gelegenheit wie hier, denn die Laibach ist so träge, daß man gegen den Strom eben so geschwinde fahren kann, wie abwärts.« Der Bericht Costas über die »Wasserfahrt« ist ausführlicher: »man fuhr des Nachmittags in mehreren geschmückten Schiffen unter Musikklängen, Gesang und Böllergekrach stromaufwärts, unterhielt sich nach mehr als einstündiger Fahrt auf Wiesengründen und unter schattigen Bäumen bis zum Abend mit Musik, Gesang, Tanz 122 PRIMO KURET (1935) und Speisen und fuhr endlich auf dieselbe Weise in beleuchteten Schiffen und bei Feuerwerk auf den leisen Wellen des Flusses ganz sacht zur Stadt zurück.« Und Mozart schrieb ins Stammbuch eines Gesellschaftsmitgliedes: »Zur Erinnerung an die wenigen, aber froh verlebten Tage am 15. bis 21. Juli 1820 und wie ich von Herzen wünsche, auch zur Erinnerung an ihren Freund W. A. Mozart. Laibach, am Abend der Weiterfahrt.« Danach fuhr der junge Mozart über Postojna nach Triest. In Postojna war er am 21. Juli und schrieb begeistert über die schon damals weltberühmte Grotte: »Die Herren waren so artig, dieses außerordentlich schöne erhabene Natur Wunder beleuchteten zu lassen, und als wir an den Fluß kamen, ertönte über uns, der Marsch aus der Zauberflöte von Blasinstrumenten. Diese Grotte gewährt einen imposanten Anblick, und ist in jeder Hinsicht sehr merkwürdig. Wir gingen hin und zurück 5 Stunden hatten aber das Ende bey weitem nicht erreicht. Die Tochter des Polizeydirectors in Laybach und noch ein paar Damen, waren auch von der Parthie, und ließen sich nicht durch die gefährlichsten Wege zurückschrecken. Nach unserer Rückkunft kehrten wir noch bey H. Smole, der uns dieses Vergnügen bereitet hatte [ein], und ich drückte meinen Dank am Klavier aus.« Leider fehlen alle Konzertprogramme aus den Jahren 1820 und 1821. Das Archiv der Philharmonischen Gesellschaft hat aber ein Autograph der Klaviersonate in F-Dur (ohne die letzten Seiten) und zahlreiche Erstdrucke der Mozartschen Werke aufbewahrt. Das Andenken an Mozart wurde in Ljubljana immer gepflegt. Die Philharmonische Gesellschaft fühlte sich Mozart verpflichtet. So hat sie z.B. am 22. April 1822 ein Konzert mit Mozarts instrumentalen und vokalen Werken vorbereitet. Der Reingewinn des Konzerts war für ein Denkmal für Haydn, Mozart und Gluck in Wien bestimmt. Doch hat die Gesellschaft das Geld zurückbekommen, weil es der einzige Beitrag für dieses nie verwirklichte Denkmal war. Das Geld ist in Ljubljana geblieben; am 2. Februar 1837 veranstaltet die Gesellschaft wiederum ein Konzert, und der Reingewinn des Konzerts war dieses Mal, zusammen mit dem Geld aus dem Jahre 1822, für das Mozartdenkmal in Salzburg bestimmt und wurde auch dorthin geschickt. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten finden sich immer häufiger Angaben über Mozarts Werke auf den Programmen der Philharmonischen Gesellschaft. So z.B. wurde das Requiem im Jahre 1822 (wieder?) aufgeführt. Die Gesellschaft erinnerte an Mozarts Geburts- und Sterbetage durch die Auführungen seiner Werke. Im Jahre 1853 wurde ein Konzert ausschließlich mit Mozarts Kompositionen gegeben. Über das Konzert schrieb Friedrich Keesbacher folgendes: »Es wurde am Sterbetage W. A. Mozarts ein Konzert mit ausschließlich Mozart’scher Musik gegeben. Und da die Durchführung dieses Konzertes eine gelungene war, so hat dieses Konzert dem aufwachenden bessern Geschmacke gewiß unter die Arme gegriffen und ihm neue Anhänger geschaffen.« Auch Mozarts 150. Geburtstag und das hundertjährige Erinnerungsfest an die Geburt W. A. Mozart im Jahre 1856 beging man mit einem Konzert, in welchem ausschließlich Werke des Komponisten zur Aufführung gelangten.10 Mozart war als Opernkomponist relativ bald in Ljubljana präsent. Seine Werke wurden wahrscheinlich schon zu seinen Lebzeiten in Ljubljana aufgeführt. Nach der Gründung der Philharmonischen Gesellschaft aber mehrten sich die Aufführungen seiner 123 Mozart-Rezeption in Slowenien 10 Keesbacher, S. 103. Werke. Ljubljana erlebte in der Zeit der Aufklärung eine große kulturelle Entwicklung. Haydn und Beethoven waren Ehrenmitglieder der Philharmonischen Gesellschaft. Mozart aber war einer der beliebtesten Komponisten in Ljubljana in dieser Zeit. Objavljeno v: Musikgeschichte in Mittel– und Osteuropa. Mitteilungen der internationalen Arbeitsgemeinschaft an der Technischen Universität Chemnitz, Heft 1. Herausgegeben von Helmut Loos und Eberhard Möller, Chemnitz, Gudrun Schröder Verlag, 1997. Str. 159–167. Povzetek Recepcija Mozartovih del na Slovenskem Filharmonièna druba (FD) je od svojih zaèetkov èutila dolnost, da izvaja dela W. A. Mozarta in se neguje spomin nanj. Tako je npr. 22. aprila 1822 pripravila koncert z njegovimi inštrumentalnimi in vokalnimi skladbami. Èisti dobièek je bil namenjen za spomenik Haydnu, Mozartu in Glucku na Dunaju. Ker spomenik ni bil nikoli postavljen, je druba dobila povrnjen denar. Prispevek ljubljanskega zdruenja je bil edini prispeli na poziv. Februarja leta 1837 je FD ponovno priredila koncert, katerega dobièek pa je bil skupaj z vsoto iz leta 1822 namenjen za Mozartov spomenik v Salzburgu. V naslednjih letih in desetletjih so bile v okviru FD številne izvedbe Mozartovih skladb, med drugim so leta 1822 izvedli skladateljev Requiem. Med stalnicami so bili spominski koncerti ob dnevih Mozartovega rojstva in smrti. Koncert iz leta 1853 je na primer vseboval izkljuèno Mozartove mojstrovine. – Mozart kot operni skladatelj je bil razmeroma kmalu navzoè v Ljubljani. Njegova dela so bila verjetno izvedena še za èasa skladateljevega ivljenja, po ustanovitvi Filharmoniène drube pa so se izvedbe še pomnoile. V dobi razsvetljenstva je Ljubljana doivela velik kulturni razvoj. Èe sta bila Haydn in Beethoven èastna èlana Filharmoniène drube, pa je bil Mozart eden najbolj priljubljenih skladateljev tega èasa. (Edo Škulj) 124 PRIMO KURET (1935)