«6429 SONDERDRUCK AUS „900 JAHRE VILLACH - NEUE BEITRAGE ZUR ST A DT G ESCHICHTE ” Geleitet von Dr. Wilhelm Neumann - Herausgegeben von der Siadt Villach - Villach 1960 Villach und der Siidosten Zur Geschiehte der wirtschaftliclien und verwandtschaftlichen Beziehungen Viliachs und seiner Bewohner zu Krain, dem Kiistenlande und Kroatien bis zum Ende des 16. Jahrhunderts Von Josef Zontar iJ)8429 Villach und der Siidosten A.Z.jtUi, • 34 . 3 . Zur Geschichte der wirtschaftlichen und verwandtschafUichen Beziehungen Villachs und seiner Bewohner zu Krain, dem Kiistenlande und Kroatien bis zum Ende des 16. Jahrhunderts Von Josef Zontar Es gab einst im Friihmittelalter eine Zeit, da die Villacher Gegend nicht nur durch Gebirgsziige, sondern auch durch fast un- durchdringliche Walder vom Krainer Lande getrennt war. Vom oberen Savetale, aber auch aus Karnten liber die Karawanken, setzte die rodende und kolonisatorische Tatigkeit der Bauern ein, schuf leid- liche Wege und trug so zum Einsetzen eines wenn auch noch sparlichen Verkehres liber den Wurzener Sattel bei. Viel entlegener war die Ver- bindung liber den Loibl und Seeberg. Fiir die weitere Entfaltung der Beziehungen wurden vor allem zwei Umstande mafigebend. Adelige und kirchliche Grundherren Karntens fafiten auch in Krain kraftig FuE. Dabei spielten, wie zur Geniige bekannt, die Ortenburger eine besondere Rolle. So wurde Rateče (Ratschach unter dem Chrainperg) von Karnten aus koloni- siert und gehorte bis 1385 dem Gotteshaus (Stift) „im Wertsee“ in Karnten. Damals gelangte es durch Tausch in die Hande des Orten¬ burger Grafen Friedrich. Auf seine Anregung wurde im Jahre 1390 Ratschach aus der Pfarre Maria Gail ausgeschieden und der Pfarre Kranjska Gora (Kronau) einverleibt. Um die Mutterpfarre fiir die entgangenen Einkiinfte zu entschadigen, iiberwies Graf Friedrich aus Fiir Bereitstellung von Quellenmaterial bin ich zu herzlichem Dank ver- bunden: Dr. W. Neumann (Villach), welcher die Anregung zur Studie gab. Sie moge nur als Vorarbeit zu einer erschopfenden Handelsgeschichte des Gebietes gewertet werden; ferner Dozent Dr. H. Hassinger (Wien), Stadtarchivar B. Otorepec (Ljubljana), Oberstaatsarchivar Frau M. Verbič (Ljubljana) und Dr. P. B 1 a z n i k, wissensch. Mitarbeiter bei der Akademie d. Wissenschaften in Ljubljana. Abkiirzungen: A = Archiv, BAI = Bergwerksakten Idria, HKAW = Hof- kammerarchiv Wien, IOHA = Innerosterreichische Herrschaftsakten, KapA = Domkapitelarchiv Ljubljana, KLA = Karntner Landesardiiv Klagenfurt, LAG = Landesarchiv Graz, Lj = Ljubljana, StA = Staatsarchiv, StadtALj = Stadtarchiv Ljubljana, StAW = Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, StandA = Standisches Archiv, VizedA = Vizedomarchiv. 459 seiner Kammer 14 Mark nach Villach zum Ankauf eines entsprechen- den Besitzes k Als sich im 13. Jahrhundert die Expansion des italienischen Geld- und Warenhandels in den Ostalpenlandern starker aufierte und zur rascheren Entwicklung der stadtischen Siedlungen beitrug, ent- faltete sich Villach in wirtschaftlicher Beziehung wegen seiner Lage an der „Venediger Hauptstrafte“ schneller als die Stadte Krains, obwohl sich auch diese in den Han del und Verkehr mit dem „Welsch- lande“ einschalteten la . Bei so sparlich erhaltenen Quellen des 13. Jahrhunderts kann als Beweis friiher wirtschaftlicher Beziehungen Krains zu Villach auch die Nachricht aus dem Jahre 1261 gewertet werden, wonach von fiinf Krainer Adeligen, Biirgen Herzog Ulrichs von Karaten zur Zahlung von Vertragsgeldern an den Patriarchen von Aquileia, einer, namlich Konrad, Sohn des Werner von Lack, die Verpflichtung des Einlagers (obstagium) in einer Herberge Villachs iibernommen hat 2 . Unter den Karntner Grundherren des 14. Jahrhunderts, welche auch in Krain und Steiermark Besitz erwarben und mit Kaufleuten Villachs bzw. von Ljubljana (Laibach) in geschaftlichen Beziehungen standen, mochte ich Peter von Liebenberg anfuhren. Er stand im Dienste des Konigs Heinrich von Bohmen, Herzogs von Karaten, woraus fiir ihn grofiere Geldforderungen hervorgingen. Konig Heinrich verlieh ihm unter anderem die Festen Siebeneck, Freudeneck, Klausenstein, Wein- eck (auf der Mark bei Stična [Sittich]), Gutenberg am Loibl mit dem Dorfe (spater Tržič [Neumarktl]) und den Huben unter der Feste und versetzte ihm das Schlofi Tiiffer, wo er einen Neubau auffiihrte. Peter von Liebenberg kaufte Giilten vom Villacher Biirger Pliimel um 250 Mark Aquileier Pfennige, von Jakob Porger ein Haus um 80 Mark Aquil. Pfg. in Ljubljana (Laibach) in der Stadt bei der oberen Brucke und beim Tore, wo man aus der Stadt in den Alten Markt ging. Er borgte aber auch Geld vom Villacher Juden Juda und den Villacher Biirgern Konrad Chramer und Albrecht 3 . Villach war 1 Iv. G r a f e n a u e r, Celovški rokopis iz Rateč, Razprave Slov. akademije znanosti, razred za filol. in liter, vede III., 1958, 7,48, und d e r s e 1 b e, Die Reich- weite der Urpfarre Maria Gail im Siiden, Car. I 1957, 266; D i n k 1 a g e, Karn- tens gesverbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegensvart, Klagenfurt 1953, 52; 1385, 8. IV. Urkunde StAW. - la W. K r a 11 e r t, Karmen u. d. Siidosten im Mittelalter, Arch. f. vaterl. Gesch. u. Topogr., 24./25. Jg., Klagenfurt 1936, 86 ff., V. P a s c h i n g e r, Grundziige d. Verkehrsgeschidhte Karntens, Car. I 1953, 363, 371 ff., M. Kos, Zgodovina Slovencev, Lj 1955, 59, 193, 240 f., 246, \V. F r e s a - c h e r, Das Werden d. mittelalterlidhen Villach, Car. I 1958, 280 f., Iv. G r a f e n - a u e r, Celovški rokopis iz Rateč, 20, 24, und d e r s e 1 b e, Die Reichsveite der Urpfarre Maria Gail im Siiden, 261 ff. - 2 J. Z a h n, Codex dipl. Austriaco-Frisingensis, Fontes rerum austriacarum, II. Abt., Bd. 31, Wien 1870, 5 f., Nr. 3, Fr. S c h u m i, Urkunden- u. Regestenbuch des Herzogtums Krain II, 230 (1261, 30. XI.). 3 1320, 3. III.; 1327, 4. VII.; 1329, 12. IX.; 1330, 1. I., 6. III., 460 der Vertragsort, wo die Briider von Hallegg das vom Karntner Herzog als Lehen herriihrende Dorf Huje an der Kanker bei Kranj (Krain- burg) Grafen Meinhard von Ortenburg, dem damaligen Hauptmann in Krain und in der Mark, verkauften (1316) 4 . Hier belehnte der Aquileier Patriarch Bertrand in feierlicher Weise Otto Grafen von Ortenburg mit dem Schlofi Zobelsperg in Krain (1336) 5 ; zwei Jahre spater vollzogen ebendort die Herzoge Albrecht und Otto von Oster- reich die Belehnung der Grafen von Ortenburg (gegen ihre Verzicht- leistung auf die Vogtei des Klosters Stična [Sittich]) mit den Festen Orteneck, Grafenwart, Polan, Oberstein und Zobelsperg in Krain (1338) 6. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts traten angesehene Rats- biirgerfamilien Villachs in engere verwandtschaftliche Be- ziehungen zu Geschlechtern des niederen Adels in Krain und erwar- ben hier freies Eigen bzw. Lehenbesitz. Mert Lempacher, Villacher Burger, welcher 1415 das Stadtrichteramt bekleidete, hatte Katrey, die Schwester des Nikel von Gorcz (Goriče bei Kranj [Krainburg]) zur Gemahlin. Diese verkaufte gemeinsam mit ihrem Bruder im Jahre 1428 ihre freieigene Hube „in dem Sablach“ (Zabije bei Goriče) der Bruderschaft U. L. Frau in Kranj (Krainburg) um 50 Mark Venediger Schillinge, die Hube zu „Mitterpodfresyach“ (Srednja vas bei Pod¬ brezje) der Pfarrkirche des hi. Kreuzes zu Križe bei Tržič (Neu- marktl) fiir 51 Mark Vened. Schill. 7 . Die Villacher Ratsbiirgerfamilie von Egk besafi Lehen der Burggrafen von Lienz oder den Luegern. Nach dem „alten Lehenbuch“ derselben wurden 1480 Hans von Egk, Burger zu Villach, Zehente in folgenden Dorfern verliehen: zu „Gheies“ (Spodnja Šiška) von 2 Huben, zu „Obergeies“ (Zgornja Šiška) von 13 Huben, „in Grueben“ (Jama) von 9 Huben, „zu Edling“ (Koseze) bei S. Margret von 5 Huben, zu „Draulach“ (Dravlje) von 15 Huben, „zu Tratten“ (Trata) von 3 Huben, „Under dem Perg“ (Podgora) von 6 Huben und ,,im Veld“ (Poljane) von 4 Huben, alles in der Pfarre St. Vid (St. Veit) bei Ljubljana (Laibach). Dem Berechtigten gebiihrte Getreide, ferner Zehent von Kitz, Lam- 29. XI.; 1339, 10. IX.; 1340, 2. IV.; 1346, 21. I.; Urkunden StAW, 1328, 6. III.; 1329, 11. V. (R 53, fol. 8, 26-27, StAW); 1330, 27. XI. (R 65, fol. 22, StAW); 1328, 30. I. (Jos. C h m e 1, Der osterr. Geschichtsforscher II, Wien 1841, 383); 1330, 29. VIII. (K. Kovač, Beitrage z. Geschichte Krains I, Carniola n. R. II, 1911, 54 f.); K. Tangi, Die Grafen v. Ortenburg in Karnten, AoG, 36. Bd., 122 f. - 4 1316, 15. V., Urkunde StAW. - 5 1336, 24. VI. Urkunde StAW. - 6 1338, 7. VIII., Urkunde StAW. - 7 1428, 27. III. (Fr. K o m a t a r, Kranjski mestni arhiv, Jahresbericht des Gymnasiums in Krainburg, 1913, 22 f.); 1428, 6. IV., Urkunde einst im Pfarrarchive Križe, Abschrift in meiner Urkundensammlung. Mert Lem¬ pacher wird als Stadtrichter bei C. G h o n, Geschichte der Stadt Villach, Villadi 1901, 78, 225 erwahnt, nicht aber bei A. v. J a k s c h, Die Stadtrichter und Burgermeister von Villach bis zum Schlusse des XVIII. Jh., Neue Car. 1890, 110. 461 mera, Ferkeln, Hiihnern, Bienenstocken und Flachs 8 . Derselben Fa- milie entstammte wohl Balthasar von Egk, Villacher Biirger, welcher im Jahre 1483 von Sigmund Gartenauer, Burger zu Kamnik (Stein) in Krain 2 Huben zu Sternberg und 1 FFube zu Balanig unter St. Loren- zen bei Villach kaufte und damit von Kaiser Friedrich III. belehnt wurde 9 . Auch aus dem 16. Jahrhundert bestehen ahnliche Angaben. So verkaufte Hans Kreuzer, Kaufmann und 1537-1538 Stadtrichter von Kranj (Krainburg), im Jahre 1536 3 Huben im Gailtale an Wil- helm Neumann von Villach. Er besafi unter anderem als Lamber- gische Lehen den Zehent von 6 Huben zu Bašelj und Mače ob Kranj (Krainburg) in der Hofleiner Pfarre. Seine Gemahlin war Katharina, Witwe des Christof Moffia aus Radovljica (Radmannsdorf), welche langere Zeit in Villach lebte 10 . Christof Strobel, welcher 1588 als Villacher Stadtrichter fungierte, verkaufte im Jahre 1582 im Einver- standnis mit seiner Frau Elisabeth seinen Garten zu Metlika (Mott- ling) in der Windischen Mark, in der Nahe des Deutschen Hauses, dem dortigen Ritterordenskomtur Thomas von Dornberg um 37 Taler 11 . Ober die Beziehungen des Villacher Biirgers Hans von Lack zum Freisinger Bischof Nikodemus della Scala (1421-1443) und der hoch- stiftlich freisingischen Herrschaft Lack (Škofja Loka) in Oberkrain gewahren einige Details die Lacker Rechnungsbiicher aus den Jahren 1437—1441. Der Ratsbiirger Hans (oder Johannes) von Lack war im Jahre 1427 Verweser der Schuster- und Ledererbruderschaft in Villach. Auch im Jahre 1430 wird er in der Stellung eines Meisters derselben Bruderschaft erwahnt. Im Jahre 1439 fungierte er als Stadt¬ richter von Villach. Den verlafilichen und geldkriiftigen Kaufmann Hans von Lack bevollmachtigte der Freisinger Bischof, Geldzahlun- gen von den Organen der Lacker Grundherrschaft (dem Richter, Kastner, Schreiber, Jagermeister), aber auch von den Geniefiern von Zehentrechten entgegenzunehmen. Einige Male im Jahre ritten aus Lack die erwahnten Personen nach Villach und handigten im Auf- _ 8 A D i m i t z Der Lueger „alt Lehenbu*“ vom Jahre 1453, Mittheilungen des Museal-Vereins fur Krain 1 (1866), 256ffiiber Hans v. Egk vgl. E. KI e bel, n;„ Grundherrs*aften um die Stadt Villadi, Archiv f. vaterl. Gesduchte und Tooographie! 27 Bd„ Klagenfurt 1942, 55, 77 f. - • 1483, 31. X., Urkunde StAW, C F Goth Urkunden und Urkunden-Regesten zur Geschidite Krains im Mittelalter,’ Mittheilungen des histonsdien Vereins fur Krain 17 1862 54; n ; n k 1 a e e a. a. O., 169. - 10 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/3, fol. 36, 1536 B 13 V.- Urkunde Ardiiv Wasserleonburg Nr. 342; StALj, Lehen- 1 Fasr Vlil’ (1538 nach 16. X.), im Giiltbuch I (1539), fol. 498 er- scheint seine Einlage mit 13 Gulden 32 Kreuzer, wel 12 . v., Urkunde StAW, 1481, 2. IX., ScAW, Hs. W 64, fol. 213', G. G 61 h, Urkunden und Urkunden-Regesten zur Ge- schichte Krains im Mittelalter, Mittheilungen des histor. Vereins f. Krain 17, 1862, 54. - 50 1487, 14. XII., Urkunde StALj. Ober den Laibacher Burger Niklas Math vgl. 1448, 2. IV., Urkunde StALj; StAW, Hs. W 724, fol. 236 ', W 725, fol. 170; A. D i m i t z, Der Lueger „alt Lehenbuch" vom Jahre 1453, Mitthei; lungen des Museal-Vereins f. Krain 1, 1866. 251, Jos. C h m e 1, Monumenta Habsburgica, Notizenblatt II, 1852, 61, Carniola, n. R. II, 340. - 57 1491, 6. VIII., Urkunde Diozesanarchiv Lj. — 58 Joh. S t e 6 k a, Die Biirgerspitalstiftung in 471 Paul, von dessen Tatigkeit mir nichts bekannt ist, die vorerwahnten fiinf Huben in der Umgebung von Laibach dem dortigen Biirger- spital mit der Verpflichtung, am St. Elsbethtage (19. November) von den Renten und Nutzungen der Giiter zehn Hausarmen je einen Rock oder Mantel im Werte von 1 rhein. Gulden zu schenken, ferner einen Jahrtag abzuhalten. Am Vorabend soli eine Vigilie, am Morgen ein gesungenes Seelenamt verrichtet werden. Falls aber diese Verbindlich- keiten nicht treu erfiillt werden, mvisse der Betrag von 500 ung. Gul¬ den an das Heiligengeist-Biirgerspital in Villach ausgezahlt werden 59 . Die Spitalmeister, die Kaufleute Jorg Posch und Sigmund Mospacher, verpflichteten sich gegeniiber Blasius Lasarin, welcher damals in Tiffen bei Feldkirchen weilte, die genannten Bedingungen zu erfiillen 60 . Seine letzten Lebensjahre verbrachte Lasarin mit seiner zweiten Gemahlin Apollonia in Villach. Hier wird er als Vormund von Agnes, spater Gemahlin des Villacher Ratsbiirgers Hans Lamprutsch, er- wahnt. Als solcher hatte er einen Garten zu Villach an Toman Hueter kaufrechtsweise verliehen 61 . Da er keine Nachkommen besaft, wid- mete er im Jahre 1510 wohl den grblken Teil seines Vermogens fiir fromme Stiftungen beim Heiligengeist-Spital, im St. Margarethen- kloster und in der St. Jakobspfarrkirche zu Villach 62 . Zu diesem Zwecke verwendete er auch die „ewige“ Rente jahrlicher 300 Gulden, welche er von der Stadt Niirnberg bezog. Einen Teil derselben (200 Gulden) erwarb er von den Briidern Hans und Adam Swetkowitz Latzko, den Rest kaufte er selbst und hatte so im ganzen bei der Niirnberger „Laststuben“ 9000 Gulden angelegt. Die Halfte der Rente war zu St. Walpurgis, die andere zu Martini fallig. In der Kapelle des Heiligengeist-Biirgerspitals stiftete er eine ,,ewige“ tagliche Messe, welche sein eigener Kaplan lesen solite, und zwar am Montag, Dienstag und Mitnvoch als Seelenmesse, am Don- nerstag vom Gottsleichnam, am Freitag von Christi Leiden, am Sams- tag von U. L. Frauen, am Sonntag aber, wie es die Satzungen der romischen Kirche vorschrieben. Sein Kaplan solite an Sonntagen predigen oder wenigstens das Evangelium „auslegen“ und fiir das Seelenheil des Stifters, seiner Gemahlinnen und ihrer Vorfahren beten. Zum jahrlichen Gehalt bestimmte ihm Lasarin 36 Gulden. Die Wohnung lieft er ihm zwischen der Kapelle und „Armerleut Stuben“ auf dem „Gwelb“ errichten. Das Prasentationsrecht fiir den Kaplan behielt sich Lasarin vor. Nach seinem Tode solite es auf seinen „Vet- Laibach, Mittheilungen des histor. Vereins f. Krain 9, 1854, 25. - 59 Ober das Biirgerspital zum HI. Geist in Villach vgl. E. K 1 e b e 1, Die Grundherrschaften um die Stadt Villach, Ardiiv f. vaterl. Gesch. und Topographie, 27. Bd., 1942, 87. - 00 1507, 29. XI., Urkunde StALj. - 61 1528, 26. V., Ardiiv Wasserleon- burg, Fasc. 43, 98 e. - 62 1510, 28. II., StA Bamberg, Rep. A 78, Lade 403, Nr. 39. 472 ter“ Bartlme Seenufi, dann au£ dessen Sohne Georg und Christof, dann auf den Richter und Rat zu Villach iibergehen, doch solite der Kaplan nur auf ein Jahr und nicht lebenslanglich bestellt werden. Nach dem Tode Lasarins solite in der Spitalkapelle, wo er seine letzte Ruhestatte zu haben wiinschte, jahrlich am St. Elsbethtage ein feierlicher Jahrtag begangen werden. Am selben Tage solite Brot fiir 1 Gulden unter die Armen verteilt sverden. Auch im St. Margarethen- kloster stiftete Lasarin eine „ewige“ Messe in der Kapelle, welche er dort erbauen und mit ewigem Lichte und Altarkerzen versehen liefi. Hier solite am Kirchweihsonntag gleichfalls ein Jahrtag abgehalten und Brot an Bediirftige ausgeteilt werden. Am St. Jorgentage solite auch in der St. Jakobspfarrkirche ein Seelenamt im Sinne des nicht naher bekannten Stiftbriefes verrichtet vverden. Auf Lasarins Kosten sollten im Biirgerspital im sogenannten „Seelhaus“, welches drei Stuben umfafite, zwolf arme Leute gespeist werden. Am St. Elisabethtage solite der Spitalmeister zwolf Personen, im einen Jahr armen Spitalinsassen, im anderen Armen im „Seelhaus“ je einen Lodenrock mit Rupfenleinwand unterzogen im Werte von 1 Gulden schenken. Damit die armen Leute alle vierzehn Tage kosten- los baden konnten, erbaute Lasarin eine Badestube auf der Eisen- tratten bei der Miihle und bestimmte einen Geldbetrag fiir das notige Holz und die Erhaltung des Gebaudes. Schliefilich solite auf Vor- schlag der obgenannten Personen jahrlich ein armes Madchen aus Lasarins Verwandtschaft oder ein anderes armes Madchen 25 Gulden zur Heimsteuer erhalten. Bei ihrer Hochzeit sollten Gaste fiir drei Tische geladen und 3 Gulden dafiir verwendet werden. Die letzte Nachricht von der Tatigkeit des Blasius Lasarin ist die Venveisung Ferdinands I. auf die Fron und den Wechsel in Idria fiir eine Gruppe Villacher Biirger aus dem Jahre 1528 (Blasius Lasarin, Klement Gortschacher, Hans Mandich, Georg Paumgartner, Jakob Jurschitz und Lorenz Debriacher), welche 1466 2 /s ung. Gulden zur Verfiigung gestellt hatten 62a . (Vgl. den Nachtrag S. 522.) Den Stiftbrief iibergab Lasarin wahrscheinlich den SeenuE, welche die Sorge zu tragen hatten, dafi der Wille des Testators erfiillt werde. Nach dem wohl im Jahre 1528 erfolgten Ableben des Blasius Lasarin wehrten sie sich, den Stiftbrief dem Richter und Rat von Vil¬ lach auszuhandigen. Diese muBten sich im Jahre 1538 mit einer be- glaubigten Abschrift begniigen 6S . Mit dem Stadtrat kam es zu Mei- nungsverschiedenheiten iiber die Austeilung der 25 Gulden zur Unter- stutzung armer Madchen. Die SeenuE machten den Vorschlag, aus- - 62 a 1538, 23. IX. (Hofkammerregistraturbuch 1538, fol. 119-121, LAG). - 83 1528, 15. XII.; 1533, 17. IV., Museum Villach, Hs. Acta Villaci, fol. 20', 131; 473 nahmsweise auch „bethorten, brechenhafftigen" Madchen das Geld zu ihrer „Leibsnahrung ihr Lebtag“ zu gewahren 84 . Als im Jahre 1536 das Kapital von der Stadt Nurnberg zuriick- gezahlt wurde, hatten die Villacher Burger als gute Geschaftsleute vielleicht wirklich vor, das Geld einander auszuleihen, wahrend der bambergische Vizedom bestrebt war zu sorgen, dafi das Geld den armen Leuten nach den Intentionen des Verlassers zugute kame 65 . Einstweilen entlieh das Kapital auf Zinsen der Salzburger Erzbischof Ernst und verpfandete zur Sicherstellung die Maut Lieserhofen. Auf Anregung der Verwandten Lasarins wurde das Stiftungskapital im Jahre 1553 dem Erzbischof gekiindigt 88 . Das Geld erhielt der bam¬ bergische Bischof, welcher es nicht den Villachern einhandigte, son- dern zur Besoldung seines Kriegsvolkes verwendete. Der Spital- meister des Heiligengeist-Spitals solite die jahrlichen Zinsen (450 Gul¬ den) vom Villacher Mautner erhalten, da das Ertragnis der dortigen Maut zu diesem Zwecke verpfandet war 87 . Zu den entfernteren Verwandten des Blasius Lasarin diirfte wohl Alexius Lasarin, welcher aus Tarvis gebiirtig war, gehoren. Uber seinen Lebenslauf sind mir nur einige Nachrichten bekannt. In den Jahren 1532 bis 1537 war er Verwalter des Einnehmeramtes zu Rijeka (Fiume) 67a . Georg Secunda schenkte ihm im Jahre 1536 ein Haus dortselbst und Giiter zu Tersat 68 . Als rom. konigl. Maj. Diener richtete er im Jahre 1538 die Bitte an den bambergischen Vizedom, ihm den dem Stift gehorigen abgebrannten Turm zu Kraineck am Krainberg an der Wurzenstrafte zwischen Federaun und Arnoldstein mit Zugehor zu verleihen. Er versprach, den Turm wieder auf- zubauen, was auch den dortigen Untertanen niitzen wiirde, da sie im Notfalle, besonders bei Tiirkeneinfallen, in demselben Zuflucht finden konnten 69 . Wann Lasarin nach Ljubljana (Laibach) iibersiedelte, kann ich nicht feststellen. Dort heiratete er Bernardina, wohl die Tochter des dortigen Grofikaufmanns Wolfgang Posch. Von 1551 bis zu seinem Tode im Jahre 1555 laflt sich seine Tatigkeit als Prokurator beim Laibacher Schrannengericht verfolgen 70 . Schon die dringende Notwendigkeit einer wirtschaftlichen Zu- 1538, 25. IX., KLA Bamberg, Fasc. LVI/233, fol. 313 f. - 64 Museum Villach, Hs Acta Villaci, fol. 40, 1529, 22. II. - 65 StAW, Hs. W 526/1, fol. 129 ', 154, 224. - «« KLA, Bamberg, Fasc. LVI/234, fol. 88-93 (1553, 24. I.). - 87 1553, 23. IV., KLA, Bamberg, Fasc. LVI/234, fol. 90-92; H. W i e fi n e r, Gesdiidite des Karntner Bergbaues II, Ardiiv f. vaterl. Gesch. und Topographie 36-/37. Bd., Klagenfurt 1951, 58. - 67a 1532, 20. IV. (Hofkammerregistraturbuch 1530-1535, fol. 148), 1537, 23. I., 21. IV., 30. V. (Exemptbuch 1535-1542, fol. 101 f., 104 f., LAG). - 68 StALj, Verlassenschaftsinventare L 3 (1555, 9. VIII.). - 69 1538, 17. I., StAW, Hs. W 526/2, fol. 89. - 70 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/3 (1537), fol. 131 ', 132', 135, 1/8 (1551/52), fol. 33, 144; StALj, Schrannengeridits- protokoll 17, 1551-1554, an vielen Stellen; Lehensadten, Fasc. VIII (1555, 11. III.). 474 sammenarbeit im Fernhandel ergab als Organisationsform die H a n - delsgesellschaft. Dies wurde begiinstigt in Fallen, wenn staatliche Monopole gewahrt wurden. So raumte Maximilian I. einer Gesellschaft „auswendiger Biirger“ zu Villach das Monopol des Vieh- handels in den Alpenlandern ein. Man machte ihr den Yorwurf, dal? sie die innerosterreichischen Lander mit Tiichern, Spezereien und Nurnberger „phennbert“ iiberschwemmten und den einheimischen Biirgern den Ersverb entzogen. Diese sogenannte Ochsengesellschaft betatigte sich wohl auch in Krain und dem Kustenlande. Sie lieferte Lebensmittel den Truppen des Kaisers im venezianischen Kriege. Daher klagten auch die standischen Vertreter Krains auf dem Inns- brucker Ausschufilandtage (1518) iiber diese monopolistische Unter- nehmung. Maximilian mufite ihre Abstellung versprechen, schuldete ihr aber 10.000 Gulden, welche Sigmund von Dietrichstein dem Flerrscher erlegte. Dafiir verkaufte ihm Maximilian I. die Amter Fei- stritz und Stockenboi mit Zugehor und Bergwerken 71 . In der ersten Halfte des 16. Jahrhunderts fiihrte die Notwendig- keit des Vertretenseins an weit entlegenen Handelsmittelpunkten zur Entstehung immer zahlreicherer Fernhandelsunternehmungen, deren Hauptsitz wegen seiner giinstigen Lage Villach war oder wo wenig- stens ein Gesellschafter standig die Geschafte versah. Es gab aber auch, besonders bei den oberdeutschen Kaufleuten, die Form der Fak- toreien, wobei in Villach, Laibach, Agram oder in einer anderen Stadt ein von der Zentrale abhangiger Leiter, ein Gesellschafter oder „Diener“ den Geschaften oblag. Dabei konnte der Faktor seinen Dienstgeber mehrmals wechseln. So war Andre Panwolf aus Augs¬ burg im Jahre 1557 Villacher Faktor der Augsburger Firma Hans Khal 72 , im Jahre 1571 aber des Salzburger Kaufmanns Sebastian Schelkopf 7:i . In beiden Fallen tatigte er von Villach aus die Geschafte mit Krain. Mit solchen Faktoreien waren regelmaEig grolSere Lager- raume fur die Waren verbunden. Daneben bestand noch eine andere Form der Unternehmungserweiterung, namlich die Vergesellschaf- tung mit Einzelkaufleuten oder mit Gesellschaften, die an bestimmten Handelsplatzen ansassig waren, die dortigen Verhaltnisse gut kannten und neben Erfahrung und Arbeitskraft auch neues Kapital in die Unternehmung brachten 74 . Sehr gebrauchlich war ferner, daft Han- - ‘‘ J. B i d e r m a n n, Das Innsbrucker Statthaltereiarchiv und dessen Inhalt an Styriacis, Beitrage zur Kunde steierm. Geschichtsquellen IV, 74; Landshandvest des lobi. Hertzogthums Crain 1598, fol. 62 (Innsbrudcer Libell 1518, 24. V.), H. Braumuller, Gesdiidite Karntens, Klagenfurt 1949, 235, ders. Der Bauernaufstand von 1525/26 in Karnten, Car. I 1926, 90, H. WieKner, Ge- schichte des Karntner Bergbaues III, 170; StAW, Reichsreg. Max. 2, fol. 172 f. - 72 1557, 16. VI., StALj, StandA, Fasc. 283. - 73 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/11, fol. 19 '. - 74 Vgl. iiber diese Fragen Clemens Bauer, Unternehmung und Unter- 475 delsgesellschaften befreundete Einzelkaufleute fiir einzelne Rechts- geschafte bevollmachtigten. So legte der Villacher Kaufmann Hans Weillandt als Gewalttrager der Niirnberger Gesellschaft Schweig- kart-Freydl beim Laibacher Stadtgericht am 29. April 1547 einen Schuldbrief des dortigen Burgers Veit Schelhaimer und dessen Haus- frau vor, worauf durch BeschluB entschieden wurde, der Schuldner miisse am selben Tage „bei scheinender Sonne“ Zahlung leisten, sonst wird er in den Vizedomturm abgefiihrt, wo er so lange bleiben muBte, bis die Schuld beglichen wird 75 . Aus dem ziemlich sparlich erhaltenen und ungeniigend er- forschten Quellenmaterial mochte ich einige Handelsunternehmungen darstellen, welche geschaftliche Beziehungen mit Villach bzw. dem Siidosten pflegten. Um die Wende zum 16. Jahrhundert bestand in Villach eine Handelsgesellschaft, welcher Pankraz H a m e 1, Hierony- mus Kirchpucher und Heinrich Kurz aus Villach, Anton de L a n t h e r i aus Ljubljana (Laibach) und Christof M e 1 s t o B 1 aus Graz angehorten. Wie bereits bekannt, betatigten sich Hamel und Kirchpucher im Karntner Bergbau 76 . Kirchpucher hatte auch 2 V 2 Idrianer Kuxe, welche er vor 1522 der Gesellschaft Neumann- Pfliigl verkaufte 77 . Hamel und Kirchpucher erhielten von Maxi- milian I. die Erlaubnis, in Karnten Miinzen mit dem Korn und Wert der osterreichischen zu schlagen. Im Jahre 1520 kaufte er von Johann Leininger, Pfarrer zu Villach, und dessen Bruder Franz, Pfleger zu Hollenburg, das Schlofi Hardegg mit Zugehor. Die Pragetatigkeit in Karnten dauerte bis Ende des Jahres 1523. Dann brachte Kirch¬ pucher die Prageeisen und das Miinzzeug nach Kroatien. Trotz dieses Vergehens stellte ihn Ferdinand I. neuerdings in Karnten an und nahm ihn 1550 als landesfiirstlichen Diener bei der Hofkammer auf 7S . Hier besorgte er mit groBem Erfolg Geldgeschafte und Tuch- lieferungen. Im Jahre 1556 wurde er zum Kriegszeugzahlmeister der no. Lande bestellt. Schon im Jahre vorher erhielt er die Bewilligung, die Herrschaft Kostanjevica (LandstraB) in Unterkrain abzulosen 79 . nehmungsformen im Spatmittelalter und in der beginnenden Neuzeit, Miinchener Volkswirtschaftliche Studien NF. 23, Jena 1936, 34 f., 91. - 75 StadtALj, Geridits- protokoll 1/6, fol. 7 (1547, 29. IV.); liber Christof Freydl vgl. auch F. T r e m e 1, Der Handel der Stadt Judenburg im 16. Jahrhundert, Zs. d. hist. Ver. f. Steier- mark 38, 1947, 151. - 76 H. \V i e 15 n e r, a. a. O., II., 30. Dber den Grazer Rats- biirger Melstofil, ivelcher 1521 Stadtrichter und 1530 stadtischer Einnehmer war, vgl. Fr. Popelka, Geschichte der Stadt Graz I, 1928, 487, II, 1935, 179. - 77 H. Blank, Der Villacher Burger Wilhelm Neumann als Kaufmann und Če¬ tverke in Idria, Car. I 1940, 347. - 78 G. P r o b s z t, Studien zum Karntner Miinz- und Geldwesen der neueren Zeit II, Car. I 1955, 601 f., 605 f.; anstatt Jobst Hil- genberger soli Lilgenberger stehen. 1520, 21. IX. (Sachabteilung der Hofkam¬ mer 75/2), 1550, 6. XI. (Hofkammerregistraturbuch 1550, fol. 200, beides LAG). - 79 1550, 22. XII., 1551, 2. III., 1553, 5. I., 1554, 2. VII., 7. XI., 1555, 1. IV., 1556, 476 Im Jahre 1557 vermahlte sich Kirchpucher (geadelt mit dem Titel zu Hardegg) mit Anna Maria, der Tochter des Hieronymus von Ernau zu Moosburg. Bei dieser Gelegenheit verehrte ihm der Landesfiirst ein vergoldetes Trinkgeschirr und bewilligte ihm bald darauf, die Pfandherrschaft Landstrafi sein Leben lang unabgelost zu behal- ten 80 . Er starb am 30. Dezember 1563 in Laibach und hinterlieft drei Kinder 81 . Pankraz Hamel verschied schon um 1524. Seine Ver- lassenschaft wurde nur auf 1384 Gulden 6 Schilling 1 Pfennig ge- schatzt 82 . Aus mir unbekannten Griinden liefien die Villacher Hein- rich Kurz um 1521 gefangensetzen, weshalb sie der Grazer Hof- rat vorlud 83 . Anton de Lantheri stammte aus Bergamo 84 . Schon Ende des 15. Jahrhunderts waren die Briider Johann B. und Anton de Lantheri als GroEhandler in Ljubljana (Laibach) tatig. Johann B. wurde im Jahre 1503/1504 zum Stadtrichter und auf Grund des Maximilianischen Privilegs im nachsten Jahre zum ersten Biirger- meister von Laibach gewahlt 85 . Um 1506 lieften die Lantheri drei Hauser am Stadtplatze zu einem groEen Gebaude umbauen 86 . Da- mals erwarben sie auch die Herrschaft Schonhaus im Gorzischen. Anton de Lantheri erhielt von Maximilian I. den alten Adel und Wappen im Jahre 1518 bestatigt 87 . Zweimal nacheinander wurde er zum Biirgermeister gewahlt (1522/23, 1523/24) und starb in der Zeit zwischen 1531 und 1536. Seine Tochter Katharina vermahlte sich mit Niklas Wechsler, Burger zu Radkersburg 88 , die Tochter Maruscha aber mit Lienhard Glanhofer aus Ljubljana (Laibach) 89 . Sein Sohn Kaspar setzte mit Erfolg die Geschaftstatigkeit seines Vaters fort. Im Jahre 1527 stellte er 12.000 Gulden Ferdinand I. zur Verfiigung und erhielt als Pfand Schlofi und Herrschaft Vipava (Wippach). Sechs Jahre spater kaufte er die erwahnte Herrschaft um 18.000 Gul¬ den, aufierdem noch die Herrschaft Reifenberg und den Baumkircher- turm, welcher ihm bereits friiher versetzt war 90 . 15. VIII. (Hofkammerregistraturbiicher 1550, fol. 230 ' f., 1551, fol. 34 f., 1553, fol. 4 ' f., 1554/55, fol. 119'f., 168'f., 216 f., 1556/57, fol. 110'f. LAG). - 80 HKAW, IDHA, Landstrafi; 1557, 1. I., 20. I., l.XI. Sachabteilung der Hofkammer 84/20, Hofkammerregistraturbuch 1556/57, fol. 190 f., 326 ', LAG; StALj, Vizedomverhore 1560/61, fol. 15-21, 55, 171, 225. - 81 StALj, Verlassen- schaftsinventare K, Nr. 4 (1564, 14. I.). - 82 Richard M. A 11 e s c h, Zwei St. Veiter Familien des 15. Jh., Car. I 1956, 146 f. - 83 Car. I 1905, 56. - 84 M. M o r e 11 i, Istoria della contea di Gorizia IV, 1856, 48, S. Rutar, Archivalisches aus Wip- pach, Mitteilungen des Musealvereines fiir Krain 4, 1891, 55 f. Vergleiche Stammtafel S. 5 2 0. - 85 C. v. C z 6 r n i g, Osterreichs Nizza, I. Band, Das Land Gorz, Wien 1873, 766, Anm. 1. - 86 P. v. R a d i c s, Alte Hauser in Laibach III, Laibach 1910, 94-98; iiber weiteren Besitz vgl. Mitteilungen des Musealvereines f. Krain 6, 1893, 115 f, 122; 16, 1903, 159. - 87 1518, 31. III., Mit¬ teilungen des Musealvereines f. Krain 4, 1891, 53, J. W. Valvasor, Ehre d. Herzogthums Crain, Niirnberg 1689, IX, 104. - 88 J. Z a h n, Styriaca I, 147 f., 1508, 30. V., Urkunde StALj. - 89 StALj, Schrannengerichtsprotokoll 1546, 96, 158. - 90 Mittheilungen d. histor. Ver. f. Krain 20, 1865, 18 f., StALj, Giiltbuch I 477 Im Herbst 1517 lieferte Innocenz Moscon, ein Kaufmann aus dem venezianischen „Loffer“, der ersvahnten Handelsgesellschaft Tuche im Werte von 2270 Dukaten und erhielt eine Schuldverschrei- bung vom 18. Oktober 1517. Als die Ware im gebrauchlichen Ter¬ mine nicht bezahlt wurde, klagte Moscon beim Villacher Stadt- gerichte. Hamel behauptete aber, sein Petschaft sei ohne sein Wissen auf die genannte Urkunde gedruckt worden. So kam Moscon, welcher sich einstweilen in Villach niedergelassen hatte, nicht zu seinem Gelde 91 . Bald darauf liefi der Einnehmer des Geleitgeldes auf dem Bozener Jahrmarkte 16 Stiick „Loffrer“ Tuch fiir 214 Gulden dem Kaspar de Lantheri abnehmen, weil die beiden Lantheri diesen Betrag an Geleitgeld schuldeten. Diese zwei Saum Tuche wurden in Villach bei Innocenz Moscon hinterlegt. Die Krainer Stande, welche nach dem Tode Maximilians einige Zeit die Landesverwaltung selbstandig fiihrten, brauchten im Jahre 1519 dringend Geld fiir die bewaffneten Dienstleute in Gorz, Gradišča und Marano. Daher liefien sie das Tuch durch Moscon nach Ljubljana bringen und hier verkaufen 92 . Moscon konnte weitere Schritte gegen Hamel und seine Gesell- schafter machen, als der Bamberger Bischof Georg III. im Jahre 1521 nach Villach kam. Da stellte er seine Forderung unmittelbar vor dem Stadtherrn. Der Bischof befahl dem Richter Hans Gortschacher, schleunigst Moscon zu seinem Rechte zu verhelfen, damit die Vene- zianer nicht mit Repressalien vorgingen und Giiter der Villacher auf- hielten. Weil aber der Bischof bald nach seiner Rtickkehr nach Deutschland starb, blieb Moscons Angelegenheit weiter unerledigt. Daher wandte sich dieser an die no. Regierung, welche die Reforma- tionskommissare beauftragte, die Gesellschafter vorzuladen. Diese beriefen sich auf ihr ordentliches Gericht als erste Instanz und wollten nicht Folge leisten. Weil aber die Gesellschafter mindestens in drei Landern saften, miilke Moscon jeden vor seinem ordentlichen Gericht klagen. Er war aber iiberzeugt, dah nur Hamel und Kirch- pucher die Gesellschaft gegriindet hatten und die iibrigen aufgenom- men haben. Folglich miilke es geniigen, wenn Hamel als der Leiter ge- klagt wurde. Wahrend sich diese Angelegenheit in die Lange zog, be- gann das Unternehmen rasch zu zerfallen. Kirchpucher entsagte dem Biirgerrecht und zog aus Villach. Kurz wurde mit den iibrigen Ge- sellschaftern uneinig, sagte auch das Biirgerrecht auf und verlieft die Stadt. Hamel baute Hiiuser, blieb auch nicht Villacher Biirger und starb bald darauf. Wahrenddessen war auch Moscon aus Villach nach Ljubljana (1539), fol. 527 (884 Gld. 27 Kr. 2 Pfg.); IV (1546), fol. 89 (603 Gld. 46 Kr. 3 Pfg.). - 91 A. v. J a k s c h, Die Reise des B. Georg III. von Bamberg nach Karnten, Car. I 1905, 139 f. - 92 StALj, Krainer Landtagsregister 1519, fol. 242 f., 258 f. - 478 (Laibach) iibersiedeh und wurde dort im Jahre 1527 zum Burger auf- genommen 98 . Er zedierte seine Forderung dem Krainer Vizedom Erasmus Braunwart 94 . Ihm schuldete die Villacher Gesellschaft be- reits 1600 Gulden. Braunwart hatte gute Karriere gemacht. Von 1500 bis 1514 war er Leiter des Aufschlagsamtes in Ljubljana (Laibach) 95 . Im Jahre 1507 konnte er sich das Schlofi Unterthurn in der Nahe der Stadt kaufen 96 . Von 1514 bis 1530 war er krainischer Vizedom 97 . Als Ferdinand I. im Jahre 1523 den „Fiirstenbau“, ein neu angelegtes Bergwerk in Idria, einer Gesellschaft uberlieB, finden wir unter den Gewerken auch Braunwart. Drei Jahre spater war er schon trostlos iiber den Zustand des Unternehmens, welches immer neue Verlags- gelder forderte. Er klagte, „wolt Got, ich hets nie gesehen“, und er ware froh, falls ihm seine Anteile die St. Achaziengewerkschaft ab- kaufen wollte 98 . In einer Eingabe an Ferdinand I. behauptete Braunwart, daB es unbillig ware, jeden Gesellschafter Hamels bei seiner ersten Instanz gerichtlich zu belangen. Da wiirde sich der eine auf den anderen aus- reden, manche Klage konnte sich nach Landesbrauch jahrelang hin- ziehen, schlieBlich ginge die Appellation wieder aus dem Lande nach Bamberg. Nach den Gesellschaftsstatuten werden nur die Prinzipalen geklagt. Auch hatten die Gesellschafter vereinbart, in Venedig Zah- lungen zu leisten. Dort konnten sie mit Leib und Gut aufgehalten werden. Die Verlassenschaft Hamels sei zu gering und kame nicht mehr in Betracht. Daher haben die Schwiegersohne Ampfinger, Schranz und Gleismiillner ungern die Gerhabschaft fur den unmiin- digen Sohn Pankraz Hamel d. J. iibernommen ". Doch sei bekannt, daB bei der Villacher Feuersbrunst im Jahre 1524 Gut im Werte von mehreren tausend Gulden aus der Stadt in ein SchloB gerettet wurde. Soviel aus den erhaltenen Laibacher Gerichtsprotokollen er- sichtlich ist, hatte Braunwart beim dortigen Stadtgerichte die Klage gegen den Kaufmann Anton de Lantheri eingereicht. Im Berufungs- wege kam die Angelegenheit vor die no. Regierung, welche dem Vize¬ dom auftrug, die notigen Beweise durch Zeugen zu erbringen. Um dieses Verfahren fortzusetzen, brauchte Braunwart vom Stadt¬ gerichte mehrere Kompafischreiben an Behorden in den Nachbar- 93 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/1 (1527), fol. 12'. - 94 HKAW, IOHA V 6 (Villach 1526-1675), fol. 51-57. - 95 1500, 15. IX., Urkunde StAW. - 9G P. v. R a - d i c s, Altere Geschidite des Schlosses Unterthurn (Tivoli) bei Laibach, Mit- teilungen des Musealvereines f. Krain 6, 1893, 122 f. - 97 1514, 14. III., StALj, StandA, Fasc. 546, Nr. 20. Sein Nachfolger im Vizedomamte war Wolfgang v. Lamberg zum Schneperg. - 98 1 52 3 , 3. IV.; 1525, 20. XII.; 1526, 3. I., StALj, Bergsverksakten Idria (Abschriften aus HKAW, Innerosterreichs Quecksilber- bergwcrke, Fasc. 22); 1524, 1. X. (Sachabteilung der Hofkammer 42/7, LAG). - 99 R. M. A 11 e s c h, a. a. O. - 1 ioo 1531; 10 . IX., HKAW, Ge- 479 landern. Das Stadtgericht in Graz solite den Burger Christof Mel- stofil einvernehmen, der Karntner Landesversveser als ordentliche Obrigkeit den Hieronymus Kirchpucher, der Abt von St. Lamprecht den Christof Pambstl. SchlieLlich erreichte Braunwart einen konig- lichen Befehl auf Veit Welzer, den Landeshauptmann in Karaten, damit er Heinrich Kurz als Zeugen vorlade. Anton Lantheri prote- stierte vor dem Grazer Stadtgerichte gegen die Einvernahme Mel- stofils als Zeugen. Ebenso behauptete er vor dem Stadtgericht in Ljubljana (Laibach), dafi die genannten Personen nicht als Zeugen einvernommen werden konnen, denn Kurz hatte mit Hamel die Schuldbriefe ausgegeben, auch Kirchpucher und MelstoBl waren Sachwalter, „ein yeder, der in Sachen ein Parthey ist, kann in Rechten kein Zeuge sein“. Durch diese Proteste hoffte Lantheri, dem Vizedom die Moglichkeit zu nehmen, rechtzeitig die Beweisfiihrung zu voll- ziehen. Doch behauptete Braunwart, diese unverschuldete Verzoge- rung konne ihm nicht zu Schaden gereichen. Bis Februar 1529 kam der Prozefi nicht vorwarts. Damals gestattete man mit koniglicher Entscheidung dem Vizedom, die vorgeschlagene „Weisung“ im lan- desgebrauchlichen Termine zu vollbringen. Leider sind die Gerichts- protokolle fiir die nachsten sechs Jahre nicht erhalten. So bleibt die Frage offen, ob Braunsvart seine Forderung bezahlt erhielt. Im Jahre 1534 mufite er das Schlofi Unterthurn verkaufen. Auch die Provision von 300 Gulden, svelche ihm seit 1531 Richter und Rat von Kranj (Krainburg) jahrlich aus der Remanenz der Stadt zu zahlen hatten, wurde ihm wegen Schulden bis zu seinem Tode im Jahre 1537 „arre- stiert“ 10 °. Anton de Lantheri bildete eine Handelsgesellschaft auch mit Leonhard Praunsperger, Burger und Kaufmann in Ljubljana (Laibach). Dieser wurde 1497/98 und 1500 zum Stadtrichter, 1506/07 zum Biirgermeister gewahlt. Im Jahre 1510 starb er in Villach und wurde dort begraben 101 . Im Verlassenschaftsinventar seines Sohnes Wilhelm Praunsperger von Weichslpach zum Ponovitsch, der Land- schaft in Krain gewesenen Generaleinnehmers und Vizedoms (ge- storben 1589), wird eine Reihe von Urkunden Leonhard Prauns- pergers erwahnt, die leider nicht mehr erhalten sind: der Wappen- brief Kaiser Friedrichs III. aus dem Jahre 1489, Kauf eines Hauses und einer Hofstatte in Ljubljana (Laibach) auf dem Neuen Markte vom Landeshauptmann Wilhelm von Auersperg im Jahre 1486, denkbuch 37, fol. 200, 1534, 1. X.; P. v. Radics, a. a. O., 110. 1537, 19. IX., HKAW, Gedenkbuch 43, fol. 175', 176. - 101 E. G. Graf v. Pettenegg, Die Urkunden des Deutsch-Ordens-Zentralarchivs in Wien, I. Bd., Prag-Leipzig 1887, Nr. 2232 (1498, 1. IV.), 2263 (1506, 28. VIII.), M. K o s, Pečat in grb mesta Ljub¬ ljane, Zbornik za umetnostno zgodovino XIX, 1943, 42, A. v. P a n t z, Aus 480 etlicher Huben in der Harlander Pfarre von Andreas Harrer im Jahre 1490, zweier Huben in derselben Pfarre von Jorg Scheyrer im Jahre 1493, sechs und einer halben Hube zu Langeneck (Dolgo brdo) von Eustach Meltz im Jahre 1497, einer Hube am Khall von Jorg Lamberger (1499), etlicher Stiicke, Giilten und Giiter von Pankraz Sawer und seiner Gemahlin Katharina (1502) und einer Hube zu Lan¬ geneck (Dolgo brdo) und eines Bergrechts in Okrog in St. Ruprechts- Pfarre von Christof Zellenberger (1506) 102 . Katharina, die Tochter Lienhart Praunspergers, vermahlte sich 1508 mit Franz de Lan- theri 103 . Anna, die Witwe Lienharts, schenkte 1519 zwei Huben der Pfarrkirche zu Ig, 1520 kaufte sie von Tappenhauer und seiner Ge¬ mahlin eine Hube und eine Hofstatte 104 . Die Gesellschaft Lantheri-Praunsperger handelte mit Vieh, Hauten, Tuchen, Eisen, Dl und Siidfriichten 105 . Mehrere Jahre ver- sorgten sie Triest mit Fleisch 106 . Ihre Geschafte reichten nach Italien in die Romische Mark und Lombardei, nach Božen, Ptuj (Pettau) und Ungarn. Unter ihren Geschaftsfreunden werden genannt: Jakob de Lantheri in Pe.saro, Bartolomeo de Nicolinis in Loffer, Franz de Lantheri in Ptuj (Pettau), Wolfgang Posch in Ljubljana (Laibach) und Alois Marenzi in Triest. Buchhalter der Gesellschaft sv ar Christof de Formentini in Gemona. Nach dem Tode Lienhart Praunspergers rechnete Anton de Lantheri mit der Witwe ab und fiihrte das Ge- schaft mit seinem Sohne Kaspar sveiter. Von nun scheint er sich be- sonders dem Eisenhandel gewidmet zu haben 107 . Auf Bitten des Wiener Dompropstes Paul von Oberstein 108 , des Bartholomaus de Nicolinis und Wolfgang Schwarz 109 nahm Anton de Lantheri die jungen Sohne Lienharts, Franz und Wilhelm Praunsperger, in seinen Dienst auf, damit sie „vom Handel etwas erlernten“. Sie arbeiteten gemeinsam mit Kaspar de Lantheri und dem Diener Hieronymus Passini in Venedig, ritten mehrmals nach Božen, wo Franz 1519 er- krankte und starb. Bald darauf schied Wilhelm Praunsperger aus den Diensten und verlangte unter anderem von Anton de Lantheri eine Villachs vergangenen Tagen, Car. I 1937, 50. - 102 StALj, Verlassenschaftsinven- tare P, Nr. 5 (1589, 20. IV.): 1489, 11. IX.; 1486, 20. X.; 1490, 14. III.; 1493, 25. XI.; 1497, 10. X..; 1499, 21. VI.; 1502, 12. V.; 1506, 7. I. - 103 Ebendort, 1508, 18. I., 14. II. - 104 Ebendort, 1520, 27. III., KapALj, Fasc. 84, Nr. 32 (1519, 29. XII.). - 105 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/2 (1527), fol. 1 '-12, 1/3 (1537), 118 f., 143', 144'-147. - 100 P. K a n d 1 e r, Codice diplomatko Istriano 1509, 6. VI., 1515, 3. II.; Jac. C a v a 11 i, Commercio e vita privata di Trieste nel 1400, Trieste 1910, 233. - 107 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/3, fol. 135. - 108 Vgl. liber ihn: W. G o 1 d i n g e r, Paul von Oberstein. Ein Diplomat im Dienste Maxi- milians I. und Ferdinands I., Festschrift zur Feier des 200jahrigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchives, Bd. II, Wien 1951, 314-326; Alma Sodnik- Zupanec, Filozof Matija Hvale, Naša sodobnost VI, 1958, 403 f. - 109 Vgl. liber ihn: Jos. Z o n t a r, Ločan Volbenk Sdvsvarz, Loški razgledi IV, 1957, 25-34. - 31 481 entsprechende Belohnung fiir seine und seines Bruders Betatigung. Weil de Lantheri auf die Forderungen Praunspergers nicht einging, kam es zu einem ProzeB, welcher sich bis 1537 hinzog. Im Laufe des- selben war Kaspar an die Stelle seines Vaters getreten. Praunsperger wurde 1528 zum Biirgermeister von Laibach gewahlt. Als im Jahre 1537 die Angelegenheit ziemlich zu seinen Gunsten entschieden wurde, war er standischer Generaleinnehmer, erwarb die Herr- schaften Weichselbach und Ponovitsch, wurde in den Ritterstand er- hoben und fungierte 1542 bis 1546 als krainischer Vizedom uo . Von seinem hohen Bildungsgrade zeugen die griechischen, rbmischen und italienischen Klassiker, die juridischen und protestantischen Schriften seiner Bibliothek 111 . Langere Zeit nahm eine bedeutende Stellung im Geschaftsleben von Ljubljana (Laibach) die Handelsgesellschaft ein, welche der Grofikaufmann Wolfgang P o s c h fiihrte n2 . Vom Vater Jorg hatte er angeblich ein Vermogen von ca. 40.000 Gulden geerbt. Dieser hatte seine Laufbahn als Diener des Landeshauptmannes Wilhelm von Auersperg begonnen. Als die Giiter des reichen Kaufmanns und einstigen Stadtrichters Matko Widecz aus Laibach U3 , welcher ohne Nachkommen um 1468 gestorben war, dem Landesfiirsten heim- fielen, machten die Briider Jorg und Andreas Posch, wohl auf Grund von verwandtschaftlichen Beziehungen, Anspriiche auf die hinter- lassene Flabe und erhielten 100 Pfd. Pfg. 114 . Jorg heiratete eine reiche Kaufmannswitwe und bekam so Haus, Bargeld und Waren zur Ver- fiigung. Durch gluckliche Geschaftsfiihrung brachte er es zu bedeu- tendem Reichtum. Nach seinem Tode (um 1521) behauptete seine Tochter Anna im Jahre 1528 vor dem Stadtgerichte in Ljubljana (Laibach) ns , „ihr Vater habe ein merklichen Gwerb mit allerlei Kaufmannsgiitern gefiihrt“. Er habe mehr Wein „verhandelt“ als die ganze Stadt ein Jahr, auch einen „treffenlichen \7exlhandl“ geiibt, auf einmal 3000 bis 4000 Gulden zu wechseln gehabt mit gutem Ge- winn. Ferner habe er auf Kaufmannsgiiter geliehen und mit den Ge- 110 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/2, fol. 1 '—13, 32-34, 36-37; 1/3, fol. 118-120, 144, 147; StALj, Giiltbuch I (1539), fol. 525 (127 Gld. 19 Kr. 1 Pfg.), IV (1548): W. Praunspergers Erben (110 Gld. 50 Kr.). - 111 Das Verzeichnis fiihrt an: Homer, Plutarch, Livius, Cicero, Horatius Fl., Seneca, Petrarca, Institutiones Gaii, Digesta seu Pandecta, Practica Joh. Petri de Ferrariis, Sachsenspiegel, Luthers und Span- genbergs Hauspostille. - 112 Vlad. Fabjančič, Volbenk Polž, ljubljanski veliki trgovec, denarstvenik in župan v začetku 16. stol, Kronika VI, 1939, 7-14, 97-99, 131-134. Vgl. Stammtafel S. 521. - 113 Stadtrichter tvar er mindestens zsveimal (1439, 1447). Ober seinen Besitz u. Handel vgl. StAW, Hs. W 724, fol. 238', 253', 254, 256', B 528, fol. 25, 36-37, 88-88', 96-96', Urkunden 1431, 14. VI., 1439, 4. XII., Mit- theilungen d. histor. Ver. f. Krain 17, 1862, 53, Mittheilungen des Musealvereines f. Krain I, 1866, 251, Vjesnik drž. arhiva na Rijeci III (1956), 152, 199. - 114 1494, 9. V., Urkunde StAW. - 115 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/2, fol. 80-83. - 482 werken in Idria und jenen, die den Quecksilberkauf hatten, wie W. Neumann, H. Pfliigl und Niklas Moser, „nit ein klein Wexl ge- habt, sy auch mit Geld etwo mit 4, 6, oder 10.000 Gld. verlegt". Im Notariatsregister von Rijeka (Fiume) ist beim Jahre 1525 die Ab- rechnung des Kaufmanns Franz Nicholis mit Wolfgang Posch iiber die Geschafte, welche sein Vater Jorg getatigt hatte, eingetragen lle . Wolfgang Posch bekleidete 1520/21 die Wurde des Burger- meisters von Ljubljana (Laibach). Er wurde von den Standen in den Ausschufi bestellt, welcher 1521 mit Karl V. in wichtigen Landes- angelegenheiten zu verhandeln hatte 117 . Im Jahre 1526 kaufte er auf der offentlichen Versteigerung die Hofstatte des Kaufmanns Alois Katzan in Ljubljana (Laibach) am Rain 118 . Ferner besafi er ein Flaus in der Fischgasse, wo eine Steinplatte mit der Aufschrift „Wolfgang Bosch“ und Jahreszahl 1528 noch an ihn erinnert. Vom Kloster Freu- denthal (Bistra) kaufte er „die Padstuben im werd“, von welcher jahrlich 2 Pfd. Pfg. ins Vizedomamt zu entrichten waren 119 . Die Geschafte von Wolfgang Posch und seiner Gesellschafter waren auf die Haupthandelsplatze der Nachbarlander ausgerichtet, vor allem auf Gorz, Triest, Fiume und Villach 12 °. Nach dem Tode des Laibacher Kaufmanns Sigmund Mospacher (1517) ergab sich die Notwendigkeit, seine Geschafte zu liquidieren. Darunter war die Forderung des Villacher Ruprecht Moser auf 51 Gld. 10 Kr., welche er ausgegeben hatte, um Mospachers „Guetter auf Salzburg und wider von danen gen Villach zu verlonnen“. Wolfgang Posch als Bevollmachtigter liefi den Betrag durch seinen Geschaftsfreund, den Villacher Franz Wiser, begleichen m . Aus den Eintragungen in den Stadtgerichtsprotokollen von Ljubljana (Laibach) geht hervor, dafi die Handelsgesellschaft des Wolfgang Posch Ochsen „ins Welschland“ ausfiihrte. Sie beschwerte sich, dafi der Aufschlager in Laibach keinen Nachlafi fiir jeden zehn- ten Ochsen gewahre, wie es bisher Gewohnheit war, und dafi man in Gorz vom Vieh den Quarentes verlange 122 . Wolfgang Posch hatte unter anderem Forderungen gegen den Triester Kaufmann Aldrago und liefi seine Waren in Ljubljana (Laibach) mit Beschlag belegen 123 . Befreundeten Florentiner Kaufleuten half er die stadtischen Nieder- lagsvorschriften zu umgehen und wurde deswegen 1528 bestraft 124 . 118 StA Rijeka (Fiume), Notariatsregister 1524-1537, fol. 24 (1525, 11. IX.). - 117 J. Valvasor, Ehre d. Herzogthums Crain 1689, XI, 592 f., StALj, StandA, Fasc. 212. - 118 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/1 (1526), fol. 127. - 1111 A. Koblar, Kopališča v Ljubljani, Izvestje muzej, društva za Kranjsko X, 1900, 68. - 120 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/1, fol. 64'. - 121 StadtALj, Cod. XXIII. 48, fol. 16, 93. - 122 Ebendort, Gerichtsprotokoll 1/1, fol. 91 (1524, 1. IV.). - 123 Ebendort, Gerichtsprotokoll 1/2, fol. 29 (1528, 29. I.). - 124 Ebendort, Gerichtsprotokoll 1/2, fol. 69, 113. Von einem lebhaften Transithandel der Flo- 31 * 483 Posch iibernahm eine Schuldverschreibung vom englischen Tuch- handler Robert Bransitur und klagte sie von Zuan Maria Bonicelli in Ljubljana (Laibach) ein. Dabei scheint er Bonicellis Einwendungen nicht beriicksichtigt zu haben, dal? die gelieferten Stoffe keine gute Kaufmannsware waren und dai? Bransitur auch Zahlung in Rinds- hauten annahm 125 . Posch gewahrte Darlehen den Laibachern Andreas Dolenik und Giovanni Francesco Catanio, welche im Stadtzwinger eine Glashiitte errichteten. Er lieferte auch Pottasche 126 . Sein Faktor, spaterer Schwiegersohn, Hans D o r n war besonders in der Windi- schen Mark tatig. Die weitverzweigten Geschafte brachten es mit sich, dah Posch auch in Karnten vor Gerichten seine Forderungen geltend machen muf?te, so im langwierigen Prozef? mit seinem Vetter Peter Posch wegen des vaterlichen Hauses und in der Klage gegen Ambros Strukl, wohl aus Volkermarkt, wobei der Villacher Augustin Padiller sein Prokurator im Verfahren vor dem Bamberger Vizedom und dem Stadtgerichte in Villach war 127 . Wolfgang Posch starb in der zweiten Halfte des Jahres 15 3 6 128 . Fiir seinen unmiindigen Sohn Johann B. Posch wurde neben anderen Hans Wassermann aus Villach zum Gerhaben bestellt 129 . Dieser war in erster Ehe mit Margarethe, der Tochter des Laibacher Biirgers Jorg Scherer, verheiratet. Nach ihrem Tode klagte er Scherers Witwe, welche sich mit Johann Kayserer vermahlt hatte, um die verspro- chene Mitgift, welche angeblich nicht ausgezahlt worden war 13 °. In zweiter Ehe heiratete Wassermann Martha, die Tochter des Wolf- gang Posch. Die Gerhaben sorgten dafiir, dal? der junge Posch nach Italien geschickt wurde, um die Sprache zu erlernen und im Handel sich auszubilden. Wassermann fiihrte die Geschafte in Laibach weiter. So verkaufte er dem Agramer Bischof und Banus von Kroatien, Simon Grafen Erdody, vier Saum Salpeter, welche in Samobor vom bischof- lichen Kaplan Hieronymus iibernommen wurden 1S1 . Aus Triest be- rentiner zeugt auch die Nachricht, dafi am 9. III. desselben Jahres tiirkische Reiter bei Slavina bzw. Šilertabor in Innerkrain Florentinern 20 Saum Seidensvaren im Werte von 20.000 Gld. abgenommen haben; vgl. H. Svoboda, Ein Beitrag zur krainischen Landesgeschichte, Jahresberidht der Staats-Obcrrealschule zu Laibach, Laibach 1899, 6 f. - 125 Ebcndort 1/2, fol. 118', 120-121. - 126 Ebendort 1/2, fol. 28, 35-35', 38', 42’, 52, 71, 75. - 127 Ebendort 1/1, fol. 79', 82’, 86, 94', 107, 116, 116', 118’, 120', 124; KLA, Bamberg, Fasc. LVI/234, fol. 136 (1532, 24. IV.). - 128 Die Grabdenkmaler von Jorg, Wolfgang und Apollonia Posch befanden sich in der aken Domkirche, vgl. dariiber Joh. Greg. T h a 1 - n i t s c h e r, Cypressus Labacensis, (Hs. in der Bibliothek des Priesterseminars in Ljubljana), Nr. 15, 28, 29; J. V e i d e r, Stara ljubljanska stolnica, Lj. 1947, 83. - 129 A. v. P ant z, Aus Villachs vergangenen Tagen, Car. I 1937, 54 (Wasser- mann schon Anfang des 16. Jahrhunderts angesehene Villacher Burger); auch ein Grabmal vom Ende des 16. Jahrhunderts von drei Brudern Dorn ist in S. Jakob i. Villach. - 130 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/3, fol. 16, 73, 94, 115, 123-129. - 737 Ebendort 1/3, fol. 123 f. - 132 Ebendort 1/3, fol. 137. - 733 Ebendort 1/3, 484 zog er „Waydgarn“. Beim Verkauf von 01 und Feigen machte man ihm den Vorwurf, er habe sechs Pfund Ware zu wenig gegeben 132 . Oberhaupt scheint er sich mit der Stadtbehorde nicht bestens ver- standen zu haben, da 1537 an seiner Stelle Hans Dorn zum Gerhaben bestellt wurde. Sonderbar mutet eine Ehrenbeleidigungsklage an, welche Hans Wassermann vor dem Stadtgerichte in Ljubljana (Lai- bach) gegen den Villacher Michel Sprachler erhob. Dieser entgegnete, er habe nur gesagt, wie Wassermann vor dem Villacher Stadtgericht von Jorg Debriacher bei seinen Ehren gescholten wurde. Daher ver- langte das Laibacher Stadtgericht von Wassermann eine amtliche Kundschaft des Villacher Gerichtes, daft er der erwahnten Beschul- digung unschuldig sei. Nahere Einzelheiten sind leider nicht zu ent- nehmen 138 . Nach dem Tode Wassermanns (1540) heiratete seine Witwe Wilhelm Moser aus Villach. Dieser verlangte vom Gericht in Ljubljana (Laibach), daft das „Gewelb“ Wassermanns in Laibach inventiert werde. Da Wolfgang Posch seiner Tochter Martha eine Mitgift von 1000 Gulden bestimmte, wiinschte Moser die erwahnte Summe durch einen Besitz in Karmen sicherzustellen, der Stadtrat von Laibach aber verlangte, daft zu diesem Zwecke Grundbesitz im Lande Krain gekauft werde 134 . Mit seiner GroBjahrigkeit iibernahm Joh. B. Posch die Handels- geschafte selbst und fiihrte sie erfolgreich weiter. Wie aus dem Maut- register des Laibacher Aufschlagsamtes fiir die Zeit vom 15. April bis 31. August 1544 hervorgeht, war er einer der groftten Eisenhandler der Zeit, welcher vor allem Karntner Eisen, teilweise mit Achaz Neu- hofer zusammen, nach Italien ausfiihrte 135 . Beim Stadtgerichte muftte er ofters Gelder auf Grund von Schuldverschreibungen einklagen: so bei Marx Stettner, Hans Weilhamer, Jorg Lufft, Klemen Pegkh aus Laibach, Sebastian dem Berm aus Rijeka (Fiume), Johann Barthos und den Erben des Hieronymus Schwarz aus Triest 136 . Wie sein Vater versorgte auch er Unterkrain mit Ul 137 . Bis zur auftersten Grenze Kroatiens reichten die Beziehungen der Bergwerks- und Handelsgesellschaft Leonard Gruber- Marx Stettner und ihrer „Mitverwandten“. Um 1517 heiratete Gruber Magdalena, die Tochter der reichen Witwe Anna (deren Familien- namen wir nicht kennen), welche sich in zweiter Ehe mit Wolfgang Posch vermahlt hatte 138 . Aus den Laibacher Gerichtsprotokollen geht hervor, dafi Gruber im Jahre 1523 schon ein Haus in der Stadt be- fol. 128 ' 64 KLA, Bamberg, Fasc. LVI/234, fol. 302 (1537, 6. IV.). - “4 E g en _ dort 1/4, fol. 72. - 135 HKAW, Niederosterr. Herrschaftsakten M 54/A (66.000 Pfd. Eisen). - 136 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/5, fol. 4, 29, 57, 67, 184; 1/8, fol. 144, 165. - 137 Ebendort 1/6, fol. 112 (1548, 8. VI.). - 133 Ebendort 1/2, 485 saE 139 . Zwei Jahre spater kaufte er von Hieronymus Wiser ein zweites in der Spitalgasse 14 °. Der Stadtrat sandte ihn in den Jahren 1524/25 als Vertreter der Stadt nach Wien und Augsburg zu den langsvierigen Verhandlungen iiber die Polizeiordnung fiir die no. Lande 141 . Aus den kiimmerlich erhaltenen Quellen geht doch klar hervor, dafi der Kaufmannshandel Grubers besonders auf Kroatien gerichtet war. Als er im Jahre 1519 auf den Jahrmarkt von Bakar (Buccari) seine Waren brachte, ging der dortige Hauptmann gegen ihn mit Repressalien vor. Wegen einer angeblichen Schuld eines Oberkrainer Kaufmanns liefi er ihn in den Schloftturm setzen. So konnte er weder seine mitgefiihrten Waren verkaufen noch bei seinen Kunden auf dem Jahrmarkt Geld eintreiben. Um sich zu befreien, zahlte er dem Haupt¬ mann 19 Dukaten und unterzeichnete fiir das iibrige Geld eine Schuld- verschreibung 142 . Auch die Laibacher Gerichtsprotokolle gewahren Beweise fiir seine Handelsbeziehungen mit Rijeka (Fiume) 143 . Im Jahre 1528 wird die Abrechnung Grubers und Stettners mit Zuan Maria Bonicelli und der Frau Glanhoferin erwahnt 144 . Bei Eroffnung der Krida Dolenik-Catanio im Jahre 1529 meldete Gruber auch seine Forderung an. Er hatte aber bereits 580 Billichfelle iibernommen. Nach Behauptung der Gerhaben waren diese 500 Gulden wert, doch hatte sie Gruber nur mit 200 Dukaten verrechnet und verlangte noch tveitere 92 Dukaten und 24 Kr. 145 . Um 1524 trat eine Gruppe Laibacher und Villacher Burger in geschaftliche Beziehungen zum Grafen Nikolaus von Zrinj, dem Eigentiimer des Silber- und Bleibergsverks zu Gvozdansko (am siid- lichsten Ende Kroatiens, schon nahe der heutigen Grenze Bosniens). Als zwischen den Jahren 1527 und 1530 landesfiirstliche Kommis- sionen in Vertretung Ferdinands I. mit dem erwahnten Grafen ver- handelten, interessierten sich die Kommissare auch, ob Graf Niklas bereit ware, das Bergwerk Gvozdansko an Ferdinand I. abzutreten. Es hatte sich namlich das Geriicht verbreitet, daft der jahrliche Ertrag an Silber im Jahre 1524 bei 30.000 Gulden betragen habe. Graf von Zrinj wies diesen Vorschlag nicht zurtick, erklarte aber, er habe das Bergwerk einer Gesellschaft (Gewerkschaft) auf zehn Jahre zu- gestellt und um eine Summe Geldes verschrieben. Wenn sich die ge- nannte Gesellschaft einverstanden erklare, auf ihre Rechte zu ver- zichten, ware er zufrieden, sonst wolle er aber der Verschreibung nachkommen 146 . fol. 86. - 139 Ebendort 1/1, fol. 67. - 140 Ebendort 1/1, fol. 112'. - 141 StALj, StandA, Fasc. 5 3 2. - 142 StALj, Landtagsregister 1519, fol. 542-542 '. - 143 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/1, fol. 50. - 144 Ebendort, fol. 31 . - 145 Ebendort 1/2, fol. 71, 100. - 146 Valvasor, Ehre des Herzogthums Crain 1689, IV. Bd. (XV.), 436; 486 Nur zufiillig erfahren wir einiges liber die Mitglieder dieser Ge- werkschaft. Hauptunternehmer scheinen die Laibacher Burger Leo- nard Gruber und Marx Stettner gewesen zu sein. Gruber erhielt im Jahre 1530 von Ferdinand I. einen Paftbrief, allerlei Proviant fiir den Bergwerksbetrieb zu Gvozdansko gegen Bezahlung gewohnlicher Mauten und Aufschlage fiihren zu diirfen. Als es den Anschein hatte, dal? Graf Niklas von Zrinj den Tiirken gehuldigt und sich ihnen „tributari und dienstberlich gemacht“, wurde auch Gruber, welcher den Betrieb in Gvozdansko ubernommen hatte, verdachtigt, es eben- falls mit den Tiirken zu halten. Man fiigte ihm an seinem Gut, welches er durch landesfiirstliche Gebiete fiihrte, Schaden zu. Daher erbat Gruber von Ferdinand I. einen Sicherungsbrief, dal? er seine Waren und Kaufmannsgiiter, die er zum Bergwerk benotigte, frei in kroatischen und slawonischen Landen hin und her fiihren und treiben diirfe. Auch miisse er im Falle eines Verdachtes zuerst verhort werden und ohne Verhor solle nichts gegen ihn unternommen werden 147 . Anteile am erwahnten Silberbergwerk hatten ferner: Hans Katzianer, der Landeshauptmann von Krain und Oberste Feldhaupt- mann, Jobst Lilgenberger, welcher als Proviantmeister die Truppen mit Getreide und anderem versorgte und sich durch standige Liefe- rungen fiir die kroatische Grenze bereicherte 148 , ferner Peter Kon- tentitsch, welcher seinen Anteilschein wegen einer Schuld an den Laibacher Biirger Jobst Gwinner abtrat 149 , schliel?lich Hans Wasser- mann aus Villach, welcher Geld zur Verfiigung gestellt hatte und aus Gvozdansko Bleiplatten bezog 15 °. Wie intensiv die Beziehungen Vil- lacher Biirger zu diesem weit entlegenen Bergwerk waren, beweist auch die Aussage des Hans Kaltenhauser vor dem Villacher Stadt- gericht im Jahre 1543, er habe im Mai 1525 „zu Gwasdannskho . . . Monumenta Hungariae historica, Diplomataria XXVIII., S. CCXII.; Fr. Ko¬ ma t a r, Die Theilnahme Hans Katzianers bei der Wahl Ferdinands I. von Gster- reich zum Konige von Kroatien, Mitteilungen d. Musealvereins f. Krain 12, 1899, 171 ff.; E. L a s z o w s k i, Hrvatske povjesne gradjevine, Zagreb 1902, 126 ff.; der- selbe, Rudarstvo u Hrvatskoj II., Zagreb 1944, 73 ff., 126 ff., 153 ff.; Dj. Szabo, Sredovjcčni gradovi u Hrvatskoj i Slavoniji 1920, 67., F. S i š i č, Acta comitialia I. (Monumenta spectantia historiam Slavorum meridionalium, Bd. 33), Zagreb 1912, 57, 106, 108; J. B. T k a 1 č i c, O staroj zagrebačkoj trgovini, Rad jugosl. akad., Bd. 176, 1909, 226 ff., 178, 1909, 163. - 147 1530, 29. VI., 30. VII., Hofkammer- registraturbuch 1530-1535, fol. 45 ', 53 '-54, LA Graz. - 148 H. G. B i d e r m a n n, Steiermarks Beziehungen zum kroatisch-slasvonischen Konigreich im XVI. und XVII. Jahrhundert, Mittheilungen d. histor. Vereines f. Steiermark, XXXIX. Heft, 1891, 29 ff. Dr. K. W i 1 k e (Wien) war so liebenssviirdig und gestattete mir Ein- blidk in seine Doktordissertation „Osterreichische Beamte als Geldgeber und Amts- walter in den ersten Regierungsjahren Ferdinands I. 1522-1532“, Wien 1934, wo er auf Seite 143 f. unter anderem auch die Rolle Jobsts v. Lilgenberg und seine Schuld an der Niederlage Katzianers sviirdigte. Die Abhandlung ist wertvoll zum Verstandnis dieser Periode. - 149 StadtALj., Gerichtsprotokoll I/1, fol. 50 ’. - 150 Ebendort, 1/3, fol. 21-22', 26. - 151 KLA, Bamberg, Fasc. LVI/234, fol. 8; liber 487 prannt silber bei 63 Mark“ dem Hieronymus Kirchpucher in Gegen- wart des Erasmus Kaltenhauser, damals beider Buchhalter, iiber- geben. Kirchpucher habe das Silber selbst heraus nach Villach ge- fiihrt und „Thomas Thulmaz von Wossdannzko“ sei mit ihm geritten. Darauf beauftragte der Stadtrichter von Villach, Franz Wiser, zwei Ratsbiirger mit der genauen Durchsicht des Geschaftsbuches des Hieronymus Kirchpucher, das in Verwahrung des Gewalttragers seiner Erben, Hans Ampfinger, war. Finde sich etwas iiber den ge- nannten Handel im Buche aufgezeichnet, so sei es beim Stadtgericht zu hinterlegen 151 . Im Jahre 1533 taucht in Gvozdansko noch der Laibacher Burger Pankraz Lustaller auf, doch ist nicht zu ersehen, ob er Gewerke war. Er entlieh 40 Mk. Silber von Paul Jankovich 152 . Als Faktor der Gewerkschaft arbeitete in Gvozdansko Hans Stettner. Gruber war nur fallweise in Kroatien. So schrieb Lilgenberger im Jahre 1530 an Katzianer, Gruber weile wieder in Gvozdansko und werde mit ihnen wegen des gewonnenen Silbers abrechnen 153 . Im Jahre 1529 erhielt Graf Niklas von Zrinj von Ferdinand I. die Erlaubnis, aus dem Silber von Gvozdansko Munzen pragen zu lassen. Zu diesem Zwecke solite dem Grafen ein Miinzmeister und Wardein geschickt werden. Im Jahre 1532 ubernahmen Gruber und Stettner die Pragung. Es sollten ungarische Silberpfennige, wie sie in Wien „geschlagen“ wurden, hergestellt werden. Graf Niklas iiberlieft ihnen das Silber aus dem Bergwerk samt der Miinze in Bestand. Die Aufsicht iiber die Pragetatigkeit solite Hans Ungnad, Hauptmann und Vizedom in Cilli, in seiner Abwesenheit Achaz Schrott, Ritter zu Kunburg, Hauptmann zu Ptuj (Pettau), ubernehmen 154 . Nach dem Tode des Grafen Nikolaus von Zrinj (1534) trat als Verleger des Bergwerks Gvozdansko Achaz Schrott hervor. Die Witwe Helene und ihre Sohne, die Grafen Johann und Niklas von Zrinj d. J., erhielten von Gruber und Schrott Darlehen im Betrage von 28.199 Gld. 24 Kr. und gaben als Pfand das SchloB und die Herr- schaft Pedalj und das ganze Bergwerk unter dem Schlofi Gvozdansko mit Zugehor (Schmelzhiitten, Hammerwerke u. a.). Die Gesellschaft war berechtigt, ihren Pfleger zu bestellen, nur beim Scheiden des Silbers vom Blei, beim Wagen und Verteilen des gewonnenen Metalls solite ein Vertreter der Grafen Zrinjski beiwohnen. Zur Abrechnung der Schuld wurde fiir die Mark Feinsilber der Preis von 7 Gld. und die Kaltenhauser vgl. R. A 11 e s c h, Car. I 1957, 382 ff. - 152 E. L a s z o w s k i, Monumenta habsburgica II. (Monum. spectantia historiam Slav. meridionalium, Bd. 38), Zagreb 1916, 138. - 153 StALj, StandA, Fasc. 120 (1530, 28. IV.). - 154 1 5 29, 18. XI., 1530, 20. VII. Vjestnik hrv. arheol. društva VI., 1884, 63, 126; E. H o 1 z - m a i r, Munzgeschichte der osterr. Ncufiirsten, Numismat. Zs., 71. Bd., Wien 1946, 64 ff.; 1530, 4. VII., 1532, 3. IV. Hofkammerregistraturbudi 1530-1535, fol. 46', 488 25 Kr. bestimmt. Von der Pfandsumme wurde der Wert des vor- handenen Silbers (2066 Mk.) und des Wechsels im Gesamtbetrage von 15.453 Gld. 14 Kr. abgezogen, so dal? die Grafen von Zrinj der Gesellschaft Gruber-Schrott noch 12.746 Gld. 10 Kr. schuldeten 155 . Der Bergtverksbetrieb erforderte jedenfalls grol?e finanzielle Mittel. Gruber entlieh auch von den steirischen Standen 6000 Gulden 156 . Marx Stettner befafite sich weiterhin vor allem mit dem Ver- schleil? des Bleis aus Gvozdansko, welches er gegen Rijeka (Fiume) und Triest fiihren liel?. Da er keine Gegenfuhr hatte, gewahrte ihm Ferdinand I. im Jahre 1536 die Befreiung vom halben Quarentes- aufschlag in den erwahnten Hafenstadten. Im Jahre 1535 schickte ihn der junge Graf Johann von Zrinj mit 200 Saum Blei nach Venedig. Dort verkaufte er die Ware und besorgte dafiir Seiden- stoffe und anderes, was der Graf fiir seine Flochzeit benotigte. Den Transport der Textilien vollzog iiber Triest der langjahrige Be- dienstete Anton de Lantheris, der Laibacher Burger Zuan Maria Bonicelli, welcher mit seinen Gesellschaftern ofter Geschaftsreisen in den Bergwerksort Gvozdansko machte 157 . Leonhard Gruber beteiligte sich ferner auch am Kupferberg- werk in Rude bei Samobor in Kroatien. Wie er dort Giiter und um 1534 eine Halfte des Schlosses Samobor erworben hatte, kann ich nicht naher feststellen. Er scheint um diese Zeit das Laibacher Biirger- recht aufgesagt zu haben, da er sich von nun an „de Samobor" nannte. Er war bestrebt, seine Grundherrschaft durch Abhaltung von Markten wirtschaftlich zu heben. Da aber dies den Markten von Zagreb (Agram) empfindlich schadete, verbot Ferdinand I. auf Ansuchen der Agramer Burger, dal? Gruber weiterhin bei Samobor Markte ab- hielte 158 . Aus einem Pal?brief vom Jahre 1535, welchen ihm Ferdinand I. gewahrte, geht hervor, dal? Gruber jahrlich aus dem Samoborer Berg- werk etwa 200 Saum (= ca. 600 Zentner) Kupfer auf das „wallisch“ liber Fiume oder Triest ausfiihren durfte. Neben Gruber waren noch Gewerken: der steirische Landeshauptmann Hans Ungnad und der Krainburger Burger Hieronymus Wiser, welcher neben Kupfer auch Vitriol in Samobor gewann 159 . Nach dem Tode seiner Gemahlin Magdalena wiinschte sich Gruber dem kroatischen Adel anzuschliel?en und freite Dorothea, die 144, LAG; 1532, 15. V. HKA\V, Gedenkbuch 33, fol. 22 8. - 155 Monum. Hung. historica, Diplomataria XXX., 115-117, 123-124. - 156 Starine. Bd. 17, 1885, 156. - 167 1536, 12. I., 5. IX. Exemptbuch 1535-1542, fol. 222-222 ', 228 '-229; 1536, 25.11.; STAW, Osterr. Akten, Krain, Fasz. 1; 1536, 10. III., 1539, 23. XII.; E. Laszowski, Monum. habsburgica II., 267 ff., 456. Vom Handel Bonicellis mit Ochsen und Rindshauten berichtet ebendort, S. 9, 47 ff. - 158 E. L a s z o w s k i und J. B. T k a 1 č i č, a. a. O. - 159 1 53 5, 18. u. 30. I., 8. III., Exemptbudr 1535 bis 489 Tochter des Grafen Stefan von Blagaj 160 . Im SchloB Brubno der Grafen Blagaj unterzeichnete Gruber im Jahre 1533 den Heirats- vertrag und versprach seiner Braut als Heiratsgut 4000 Gulden; ferner verschrieb er ihr dieselbe Summe als Widerlagc und bestimmte fiir den Fali seines Todes, daB seine Witwe so lange im Nutz- genusse des Schlosses Samobor bleiben solite, bis ihr der Betrag von 8000 Gulden ausgezahlt wird 161 . Schon drei Jahre spater starb Leo- nard Gruber. Seine Witwe heiratete den Grafen Nikolaus Frankopan von Trsat; sein Sohn aus erster Ehe, Christof, welcher sich mit Klara Tachy vermahlte, hatte langwierige Prozesse mit dem Baron Ungnad und dem Grafen Frankopan, verlor schlieBlich auch seinen Anteil an der Flerrschaft und SchloB Samobor 162 . Zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren in Oberkrain zwei Briider Stettner als Kaufleute tatig: Bartlma in Kamnik (Stein) und Marx (= Markuš) in Ljubljana (Laibach). Bartlma war eine Zeit Stadtrichter und besaB einen Eisenhammer an der Steiner Feistritz 16i! . Sein AbschluBkonto im Geschaftsbuch Sigmund Mospachers vom Jahre 1517 beweist die vielseitige Tatigkeit eines Kaufmannes jener Zeit aufs beste. Die Debet-Seite notiert seine Schulden: fiir 200 Stiick „Knielling“ (= Hasenbalge), welche er einem Kiirschner in Stein be- sorgte, fiir 28 Bund Eisen, welche er zu Fiume entliehen hatte. Gut- geschrieben tvurden Stettner folgende Posten: fiir Gewiirze, welche er aus Villach fiir Mospacher bezog, fiir 2 Ochslein, fiir Transport- kosten von 1 Saum Giiter von Fiume bis Laibach, fiir 350 Kitzfelle, fiir das Darlehen, welches er auf Mospachers Bitte Ruprecht Wiser zu Pettau gewahrte, als dieser mit einem „Raitzen“ „Pillich Rucken- khursen“ (= Billichpelze) gegen Haute tauschte und ihm zu Bezahlung der fdaute etwas Geld fehlte; fiir 1 RoB, welches Stettner zu Pettau fiir Mospacher kaufte, dabei gab Stettner 1 Lagl Reinfalwein; ferner fiir 3 Ochslein, welche Stettner zu Celje (Cilli) fiir Mospacher kaufte und bis Laibach treiben liefi, schlieBlich fiir 1 Saum weifien Teran von Dornberg 164 . Auch Bartlma Stettner brachte seine Waren auf den Jahrmarkt zu Bakar (Buccari) 165 . Marx Stettner hatte mehrere Flauser in Laibach und Grundbesitz in der Umgebung. Im Jahre 1529 erwarb er eine Wiese vor der Stadt 1452, fol. 211 '-214LAG. - 100 E. L a s z o w s k i, Monumenta habsburgica I. (Monum. spect. historiam Slav. meridionalium, 35), Zagreb 1914, 464. - 101 Mo¬ numenta Hung. histor., Diplomataria XXVIII., 189/, 462 ff. - 102 E. L a s z o w - s k i, Rudarstvo u Hrvatskoj II., 159; derselbe, Monum. habsburgica II., 483 ff., III., 376; F. S i š i č, Acta comitialia, III., Zagreb 1916, 84; Monum. Hung. hist., Diplom. XXIX., 508 ff., 522 ff.; Starine, Bd. 17, 1885, 203. - 163 B. Otorepec, Donesek h gospodarski zgodovini Kamnika do XVI. stoletja, Kamniški zbor¬ nik III (1957), 59, Mittheilungen des Musealvereines f. Krain 18 (1905), 54, 61; 19 (1906), 85. - 164 StadtALj, Cod. XXIII/48, fol. 27 ', 67, 82, 89. - 165 StALj, 490 im Burgfried vom Getreidehandler Bernhard Turk, welcher bald dar- auf nach Regensburg iibersiedelte 166 . Wahrend im ersten Giiltbuch vom Jahre 1539 Stettners Einlage mit 53 Gulden 57 Kr. angegeben ist, betrug sie bei seinem Tode im Jahre 1546 bereits 91 Gulden 55 Kr. 167 . ¥o diese Giiter lagen, kann ich leider nicht feststellen. Zu- fallig erfahren wir, dafi er 1543 eine halbe Hube zu Bloke bei Kaltenbrunn an Anna, die Witwe Trojans von Auersperg, ver- kaufte 168 . Im Jahre 1536 wahlte ihn der Stadtrat in die Abordnung, welche bei Ferdinand I. gegen die Errichtung einer landesfiirstlichen Salz- kammer in Laibach intervenierte 169 . Als Stadtrichter fungierte er 1539/40 und war 1542 unter den Abgesandten der Krainer Stande, welche an den Verhandlungen in Prag, Bruck a. d. Mur und in Wien teilnahmen 17 °. Im Geschaftsbuch Mospachers (1517) ist auf dem Konto der Salz- burger Kaufleute, Briider Ludwig und Wolfgang Alt, eine Partie 2000 „Khnuelling“ Felle (4 Saum) fur 85 Gulden notiert. Diese sandte ihnen Marx Stettner liber Villach nach Salzburg m . Sein Ge- sellschafter war auch der Handelsmann und Hammergewerke Hans Gortschacher (1521 Stadtrichter) von Villach. Er lieferte Stahl aus Tarvis nach Fiume (Rijeka). Auf Grund eines Schuldbriefes vom 10. Dezember 1525 verlangte Wolfgang Posch einen Geldbetrag von Gortschacher. Da er ihn von ihm nicht bekommen konnte, mufite Marx Stettner als sein Gesellschafter Zahlung leisten 172 . Aus einem Schrannengerichtsprotokoll erfahren wir zufallig, dafi Stettner 1539 von den Herren von Mindorf 100 Schweine gekauft hatte 173 . In seinem Laibacher „Gwelb“ waren auch die Krainer Stande štete Ab- nehmer. Bei seinem Tode (1544 oder 1545) waren einige Steuer- zahlungen im Ausstande, doch strichen die Verordneten diese Riick- stande mit der Begriindung, dafi sie ihm so viel fur die gelieferten Waren schuldeten 174 . Neben den Silber- und Bleigeschaften zu Gvozdansko widmete sich Stettner als Gewerke des Quecksilberbergwerks zu Idria beson- Landtagsregister 1519, fol. 119 (1519, 17. VII.). - 166 StadtALj, Gerichtsproto- koll 1/1, fol. 100', 1/2, fol. 70', 1530, 25. IX., Urkunde im DiozesanALj. - 167 StALj, Giiltbuch I (1539), fol. 542, IV. (1546-1618), fol. 345. - J 68 StALj, Ver- lassenschaftsinventare A 1/11, 196 (1543), 10. V.). - 169 A. D i m i t z, Geschichte Krains II, 149-150. - 170 StALj, StandA, Fasc. 101 a. - 171 StadtALj, Cod. XXIII/48, fol. 42, 80. - 172 Ebendort, Gerichtsprotokoll 1/2, fol. 32, 54 65; dort auch auf fol. 12 '-13 eine Klage des Hans Gortschacher gegen Paul Craus. Ober Hans Gortschacher vgl. Car. I 95, 1905, 135 ff., 156, 158, O. W o n i s c h, Erganzungen zur Urban-Gortschacher-Forschung, Car. I 147, 1957, 587, W. N e u- m a n n, Zur Biographie des Urban Gortschacher, Car. I 148, 1958, 294, H. W i e 8 n e r, Geschichte des Karntner Bergbaues III, 246. - 173 StALj, Schran¬ nengerichtsprotokoll 1546, fol. 146 f. - 174 Ebendort, Giiltbuch II. (1547) [nicht 491 ders seit 1533 gemeinsam mit Wilhelm Neumann aus Villach dem Verkauf der dortigen Produktion 175 . Nach seinem Tode fiihrte die Geschafte in den Jahren 1545 bis 1552 Christof Stettner, dann iibernahm sie Marx Stettner der Jiingere. Ob er der Sohn oder Neffe Marx Stettners des Alteren war, kann ich nicht feststellen. Er vermahlte sich im Oktober 1566 zu Laibach mit Wandula Hilleprant aus Villach. Dabei fungierten als Zeugen der Kaufmann Andre Alexandrin und der Vizedomamtsgegenschreiber Christof Seierl, beide eifrige Protestanten 17(i . Aus den erhaltenen Lai- bacher Stadtgerichtsprotokollen geht hervor, daft Stettner seit 1568/ 1569 Ratsbiirger, 1575 Oberstadtkammerer, 1578/79 und 1579/80 Stadtrichter, 1582/83, 1583/84 und 1591/92 Biirgermeister war 177 . Er verstand es, das ererbte Vermogen zu vermehren. Im Jahre 1579 erscheint im Giiltbuch sein Herrenanschlag mit 180 Gld. 15 Kr. 2 Pfg. 178 . Er hatte drei Hauser in Laibach. Das Haus am Neuen Markt verkaufte er 1580 Hans Jakob von Lamberg zum Stain und Gutenberg 179 . Unter den Kunden seines Laibacher Ladens wird 1564 auch der Reformator Primus Truber genannt 18 °. Von seiner geschaft- lichen Tatigkeit zeugen die Forderungen, welche er bei Verlassen- schaftsabhandlungen und Ediktsverfahren anmeldete: so 1570 im Ediktsverfahren des Lukas Zwegl (20 Dukaten 29 Kr.), August Pinter (4 Gulden) und Dionisy Staudacher (133 Gulden 14 und V 2 Kr.) 181 , im Jahre 1571 zur Verlassenschaft Lorenz Neustetters (382 Gld. 3 Kr. 3 Pfg.) und im Ediktsverfahren des Lukas Warl (121 Dukaten 66 V 2 Kr.) und Georg Tiffrer (47 Dukaten und 7 Gld. 8 Kr.) 182 , im Jahre 1587 im Ediktsverfahren Mathes Pitschin, Muster- schreibers der kroatischen Graniz (119 Gulden 33 1 /2 Kr.) 183 . Zur Ver¬ lassenschaft Neustetters hatte auch die Witwe Rosina Schwindlin aus Villach Forderungen. Im Berufungsverfahren entschied der krainische Vizedom im Jahre 1575, dal? der Rest des Neustetterschen Vermogens ihrem zweiten Gemahl Mert Widerguett, Burger von Villach, zu iiber- geben sei 184 . Stettner scheint sich besonders Geldgeschaften gewidmet zu haben. Auf Grund von Schuldbriefen (aus den Jahren 1576, 1582, 1587, foliiert], unter M. Stettner. - 175 Vgl. den Abschnitt „Idria“ in dieser Studie. - 1,6 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/18 (1601), fol. 217. Im Laibacher Maut- und Aufschlagsregister von 1544 wird Jorg Hilleprant erwiihnt. Er fiihrte 6 Saum Felle durch. Wahrscheinlich war er auch ein Villacher. - 177 Nadi den Gerichts- protokollen im StadtALj. - 178 StALj, Giiltbuch IV., fol. 345. - 179 1580, 11. III., Urkunde StALj, vgl. auch ebendort, Verlassenschaftsinventar P/5 (Praunspcrger); 1578, 16. V. - 180 Th. Elze, Primus Trubers Briefe, Tiibingen 1897, 431. - 181 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/10 (1570), fol. 96', 173, 180', 1/11 (1571), fol. 51 '. - 182 Ebendort 1/11 (1571), fol. 19, 119, 150', 167'. - 788 Ebendort 1/13 (1587), fol. 23. - 184 Ebendort 1/11 (1571), fol. 20', 89, 1/12 (1575), fol. 129. - 492 1588, 1590, 1591) hatte er bedeutende Forderungen an Andreas und Christof, die Freiherren von Auersperg. Von Herward und Weikard von Auersperg hatte er 1520 Gld. 13 Kr. 1 Pfg. zu bekommen 185 . Stefan Graf Blagaj zahlte ihm im Jahre 1586 anstatt seines Bruders und seiner Mutter 800 Gulden laut einer Schuldverschreibung 186 . Den Krainer Standen hatte er 1597 3200 Gulden zu 7 Prozent Zinsen geliehen 187 . Haufig kaufte er wegen Steuerriickstanden eingezogene Giiter von den Verordneten zu niedrigen Preisen oder bezahlte die riickstandigen Steuern und erhielt bei der Landschranne den iiblichen Landschermbrief, zum Beispiel fiir die Giiter des Felix Nikolitsch zum Wachsenstein zu Čepič in Istrien 188 . Als eifriger Protestant beteiligte er sich im Jahre 1582 am Aus- schull zum Schutze der Brucker Pazifikation und trat im nachsten Jahre im Landtag als Redner der protestantischen Stadte und Markte Krains in Fragen der Religionsbeschwerden auf 189 . Als ihn die Lai- bacher im Jahre 1591 noch einmal zum Biirgermeister wahlten, erhielt der Vizedom den Auftrag zu sorgen, dafi an seiner Stelle ein katho- lischer Ratsbiirger zum Biirgermeister bestellt werde 19 °. Im Februar 1599 wiinschte Stettner selbst, das Burgerrecht aufzukundigen 191 , verstarb aber schon am 31. Marž oder 1. April desselben Jahres. Seine Witwe liefi ihn trotz allem auf dem protestantischen Friedhof feier- lich bestatten und verwirkte dadurch eine Geldstrafe von 500 Duka- ten 192 . Die Tochter Susanne war mit dem Grazer Biirger Bernard Staan vermahlt, die Sohne beschlossen im Jahre 1601, wegen ihrer Religion aus den osterreichischen Landern abzuziehen, hatten aber mit dem Einbringen der zahlreichen Forderungen und dem Giiter- verkauf noch langere Zeit zu tun 193 . Pankraz L u s t a 11 e r d. J., welchen wir beim Silbergbergwerk Gvozdansko erwahnten, stammte aus einer Ratsbiirgerfamilie von Ljubljana (Laibach), welche bereits mehrere Generationen von Kauf- leuten gestellt hatte, damals aber schon einem raschen Verfall ent- gegenging. In der ersten Flalfte des 15. Jahrhunderts war Paul Lustaller eine Reihe von Jahren Stadtrichter von Laibach (1440/41-1442/43, 1444/45-1445/46, 1447/48-1448/49, 1451/52, 1453/54, 1458/59) 194 . 185 StALj, Verlassenschaftsinventare A 1/11, 2 3 3. - 186 Ebendort, Verlassenschafts- inventare B 1, fol. 5 ' (1586, 1. VI.). - 187 Ebendort, StandA, Fasc. 291 b (1597, 1. XI., 6. XII.). - 188 Ebendort, StandA, Fasc. 290 b (1593, 3. XII.), 292 e (1610, 3. IX.). - 189 A. D i m i t z, a. s. O., III., 91, 100/101. - 190 A. D i m i t z, Urkunden zur Geschichte der Reformation in Krain aus den Jahren 1540-1634, Mitthei- lungen des histor. Ver. f. Krain 22 (1867), 80, 90. - 191 StadtALj, Gerichtsproto- koll 1/16 (1599), fol. 8. - 192 A. D i m i t z, a. a. O., 106 f. - 193 Mittheilungen des Musealvereines f. Krain 6 (1893), 113, 115, StadtALj, Geridnsprotokoll 1/18 (1601), fol. 198, 1/19 (1605/6), fol. 69-69’, 1/20 (1608), fol. 142, 1/22 (1612), fol. 132 ', 145 '-146. - 194 S. Gigante, Monumenti di storia fiumana II. Libri 493 Er hatte einigen landesfiirstlichen und Lueger Lehenbesitz in der Umgebung der Stadt 19S . Wie aus dem altesten erhaltenen „Liber civilium sive notificationum“ des Kanzlers und Notars Anton de Renno de Mutina in Rijeka (Fiume) hervorgeht, war er einer der regsten Geschaftsleute auf dem dortigen Markt. Seine Beziehungen reichten nach Mittelitalien, Senj (Zengg) und Triest, wobei er Eisen und Ochsenhaute lieferte und Dl, Safran, Siidfriichte und Seife be- zog 196 . Gegen Ende des 15. Jahrhunderts taucht dann Hieronymus Lustaller auf. Er heiratete Uršula, die Witwe des reichen Laibacher Biirgers Matko Widecz. Da dieser ohne Nachkommen verstorben war, fielen seine Giiter dem Landesfiirsten heim. Die Witwe forderte aber eine Entschadigung fiir ihr Heiratsgut, die Morgengabe und jene Stiicke, die ihr der verstorbene Gatte letztwillig verschrieben hatte. Kaiser Friedrich war bereit, im Jahre 1489 ihre Anspriiche dadurch zu befriedigen, dah er ihr die Wiese „vor dem Deutschen Haus zu Laibach bei dem Steinernen kreuz zwischen den Ackern des Mathias Tscherniworch und des Wolfgang Wiser bei der Strassen“ uberliefi 197 . Damit war aber die Witwe nicht zufrieden. Dazu kam das entsetz- liche Ungliick, welches im Jahre 1492 Laibach traf, wo bei der Feuers- brunst Lustaller seine Behausung und die ganze bewegliche Habe ver- lor. Kaiser Friedrich wollte ihm auf seine Bitte erlauben, daft er eine Anzahl Saum Haute maut- und aufschlagsfrei „auf das walhisch“ fiihre, um wieder zu einem Betriebskapital zu kommen. Doch wurden wegen Ablebens des Herrschers die notigen Urkunden nicht mehr aus- gefertigt und Lustaller mulite sich an Maximilian I. wend:n, wobei Ladislaus Prager das Gesuch beftirwortete und bestatigte, Lu.taller ware einer der unternehmendsten Kaufleute in Karnten und Krain 198 . Im Jahre 1494 verzichteten Lustaller und seine Frau auf alle Erb- anspriiche an der Habe des Widecz und erhielten als Entschadigung 200 Pfd. Pfg. 199 . Lustaller wurde dann Gegenschreiber des Auf- schlagsamtes und der Wassermaut in Laibach. Im Jahre 1504 ge- stattete ihm Maximilian I., zwei Schiffe auf dem Laibachflufi zu halten und sie „nach Notturft“ zu gebrauchen 20 °. In welchem verwandtschaftlichen Verhaltnis Pankraz Lustaller der Altere, welcher 1511/12, 1517/18, 1521/22 Stadtrichter und del Cancelliere vol. 1, parte 1. Fiume 1912, 176, 206 f., 259 f., 279, 359; parte 2. Fiume, rivista semestrale della Societa di studi Fiumani in Fiume IX. 1931, 72, Vjesnik drž. arhiva u Rijeci III., 168, 217 f., IV., 111, 186. StA Rijeka (Fiume), Liber civilium, fol. 650. - 195 Jos. C h m e 1, Gesch. d. K. Friedrich IV. I. T., 496, Nr. 17, 497, Nr. 28, StAW, Urkunden: 1427, 19. VI., 12. XII., Hs. B 22, fol. 52 ’, W 724, fol. 242', Mittheilungen des Musealvereines f. Krain 1 (1866), 248, 253. - 190 Vjesnik drž. arhiva u Rijeci III (1955), 96, 168, 217, 218, 256, 275, 311, 337 f., IV (1956), 111, 138 f., 176, 186, 191 f., 198 f., 206, 211 f. - >« HKAW, Hs. 44, fol. 67 ' (1489, 27. XI.), StAW, Urkunde 1493, 15. XI. - 198 StAW, Maximiliana 1 b (1493, 15. VII.). - 199 StAW, Urkunde 1494, 9. V. - 290 HKAW, Gedenkbuch 13., 494 1526/27, 1527/28 Biirgermeister von Ljubljana (Laibach) war 201 , zu Hieronymus bzw. Paul Lustaller gestanden ist, kann ich leider nicht feststellen. Im Jahre 1506 war Pankraz Obmann der „Schneider Gotsleichnam Zech“ zu Laibach 202 . Einige Jahre bekleidete er das Baumeisteramt der Stadt 203 . Er besaft mehrere Hauser, Hofstatten, Garten, Acker, Wiesen und einen Laden. Sein Sohn Pankraz d. J. be- fafite sich auch mit Metallhandel 204 , war aber in seinen Geschaften ungliicklich und verfiel in groEe Schulden. Die Glaubiger bedrangten ihn von allen Seiten mit Klagen. So mufite er seine idrianischen Kuxe dem Salzburger Kaufmann Ludwig Alt abtreten 205 . Einige Schulden, die er in Villach gemacht hatte, beglich der Laibacher Kaufmann und Hammergewerke Leonhard Khreen 206 . Seinen Besitz (Haus, Grund- stiicke, Zehenten), welcher 1593 im Giiltbuch noch mit 1 Gulden 20 Kr. beansagt war 207 , konnte er nicht mehr halten und iiberliefi ihn den Glaubigern 208 . Die starkste Fernhandelsgesellschaft, welche auch Produktions- unternehmungen gegriindet hat, war wohl die Gesellschaft Veit K h i s 1 - Hans W e i 1 h a m e r (auch Weilheimer). Veit Khisl stammte angeblich aus Bayern und wurde im Janner 1522 gleich- zeitig mit Hans Weilhamer zum Burger Laibachs aufgenommen 209 . Khisl kam bald in den Stadtrat, 1527-1529, vielleicht auch 1530/31 war er Stadtrichter. Das Biirgermeisteramt versah er in den Jahren 1534/35, 1537/38, 1540-1544, 1545-1547 und starb am 20. Janner 1547. Im Jahre 1543 war er auch standischer Verordneter 210 . Einige Male mufite er als Vertreter der Stadte bzw. der Stande Krains in Gesandtschaften an den Hof teilnehmen: so 1534 in Fragen des ,,Fiir- kaufs und Gauhandels“ und der Miinze 211 , 1542 wegen der Schran- nengerichtsordnung und des Ausbaues des Kankerweges 212 . Aus den sparlichen Quellen kann man seinen Grundbesitz nicht genauer an- geben. Er besaB mindestens ein Haus in der Stadt, Wiesen in der Vor- stadt und kaufte im Jahre 1526 von der Kiirschnerbruderschaft einen Acker 213 . Sein Sohn Hans fiihrte einige Zeit die vaterlichen Unter- fol. 158-158', 15., fol. 257'. - 201 Nach d. Gerichtsprot. d. StadtALj, StALj, StandA, Fasc. 532, u. Urkunde 1511, 2. VIII., DiozesanALj. Vgl. Stammtafel S. 521. - 202 1506, 28. VIII., E. G. v. P e 11 e n e g g, a. a. O., Nr. 2263. - 203 StadtALj, Gerichts- protokoll 1/1, fol. 85 '. - 201 Ebendort 1/4 (1541), fol. 6. - 205 Ebendort 1/5 (1545), fol. 132 f. - 206 Ebendort 1/6, fol. 45. - 207 StALj, Giiltbuch I (1539), fol. 529. - 20 » vi Fabjančič, Pankracij z Dola (Lustaller), Kronika VII (1940), 12-14. Von den Biichern des Philipp Lustaller befinden sich zwei noch in der Univer- sitatsbibliothek in Ljubljana (Laibach); vgl. J. G 1 o n a r, Iz stare stiske knjižnice, Glasnik muzej, društva za Slovenijo XVIII (1937), 121, Nr. 126, 129, Nr. 283. - 200 StadtALj, Gerichtsprot. 1/1 (1522), fol. 37’. Doch wird Veit Khisl sdion in einer Urkunde 1519, 1. IV., StAW, als Besitzer eines Hauses in Laibach erwiihnt. Vgl. Stammtafel S. 521. - 210 Nach den Gerichtsprot. des StadtALj und StALj, StandA, Fasc. 532 (1527, 31. VIL). - 211 StadtALj, Acta magistratica, Fasc. 6 (1534, 1. XI.). - 212 StALj, StandA, Fasc. 101 a. - 213 Vlad. Fabjančič, Ljubljanski mestni 495 nehmungen noch weiter und vermehrte das ererbte Vermogen 214 . Bald trat er in standische Dienste als Kriegszahlmeister an der kroati- schen und Meergrenze, wurde Landesverweser, in landesfiirstlichen Diensten Kammerrat, wobei er seinen geschaftlichen Sinn bei der Verstaatlichung des Idrianer Bergwerks besvies 215 . Am besten zeugt von seiner Grobziigigkeit sein Plan, auf eigene Kosten das Laibacher Moor austrocknen zu lassen 216 . Seine Schwester Emerentiana hei- ratete Joh. Bapt. Valvasor, welcher sich als Kaufmann bereicherte, im Jahre 1551 dem Biirgerrecht entsagte und als Oberster Proviant- meister fiir die Grenzen so vermogend wurde, dab er eine Reihe von Schlossern mit Grundherrschaften erwarb 217 . Katharina Khisl hatte auch einen Italiener, den reichen Viehgrobhandler Piero Valentin, zum Gemahl 218 . Hans Weilhamer war der Sohn des Laibacher Biirgers Stefan Weilhamer, welcher vielleicht aus Salzburg stammte 219 . Hans Weil- hamer heiratete Viktoria, die Witwe des Laibacher Kaufmannes Alois Katzan 22 °. Nach ihrem Tode vermahlte er sich mit Anna geb. von Burgstall, der Witwe des Josef Gratzer, welcher ohne Nachkom- men und Testament verstorben war und bedeutenden Besitz hinter- lassen hatte. Wegen dieser Giiter, besonders wegen des Schlosses Leistenberg, verwickelte sich Weilhamer in Prozesse mit Jorg und Hans von Altenhaus 221 . Auch Weilhamer hatte Haus- und Grund- besitz in Ljubljana (Laibach). Im Jahre 1545 verpfandete ihm Bischof Urban Textor den Zehent zu Bitnje (Leichting) um 1100 Gulden 222 . In den Jahren 1536/37 und 1539/40 war Weilhamer Biirgermeister und reiste 1539 und 1541 als Vertreter Krains auf die Ausschubtage in Wien bzw. Linz 223 . Ende 1543 wurde er geadelt (v. Weilheim) und starb im Mai 1545. Seine einzige Tochter und Haupterbin hei¬ ratete Lienhard Khreen, welcher dadurch die grobe Handlung seines Schwiegervaters gewann. In der Handelsgesellschaft Khisl-Weilhamer waren angeblich die Lunktionen so verteilt, dab Weilhamer vor allem die Buchfiihrung und Kassengebarung iibernahm, Khisl aber Geschaftsreisen machte. Die Gesellschaft gewann auch fremde Kapitalien. So stellten die sodniki in župani, Hs. im StadtALj, S. 168 f., 1526, 2. X. - 214 VI. Vale n č i č, Se nekaj steklarn na Kranjskem, Kronika V (1957), 61 f. - 215 Vgl. den Abschnitt iiber „Idria“. - 216 StALj, Verlassenschaftsinventare A 1/11, fol. 114'. - 217 P. v. Radics, Joh. Weikhard Freiherr v. Valvasor, Laibadt 1910, 3 f., StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/8, fol. 85 (1551, 17. IX.). - 218 Monum. Hung. historica, Diplom. XXIX., 393 (1556, 29. VII., Petrus Walentyn, civis Petho- viensis alio nomine Olas Pether dictus), 563 f. (1561, 27. IV.). - 219 R. M. Al- 1 e s c h, Arsenik, Klagenfurt 1959, 171 f. - 220 Vgl. liber ihn StadtALj, Gerichts¬ protokoll 1/1, fol. 7, 8, 13, 17, 18, 19 ', 20, 21, 22, 22 ', 23, 24, 24 ', 25, 68. - 221 StALj, Schrannengerichtsprotokoll 1543, fol. 24, 39, 47, 54, 81-89. - 222 1545, 25. IV., Urkunde StAW. - 223 Mittheilungen des histor. Vereines f. Krain 1864, 89. 496 Briider Alt aus Salzburg 1000 Gulden zur Verfiigung. Einen wenn auch winzigen Einblick in das geschaftliche Getriebe ihres Laibacher Ladens ermoglicht der vor kurzem entdeckte Rest ihres Handlungs- buches aus dem Jahre 1535. Auf den wenigen Blattern werden Ge- schaftswege nach Villach notiert, auch Spesen fiir Zehrung dem Virgili Stempfer in Villach verrechnet. Gemeinsam mit Hans Kreuzer wird Stahl aus Tarvis bestellt, als Lieferant der Hammergetverke Hans Caspar an der Tarvis erwahnt. Von den Giitern, welche iiber den WurzenpaB ankamen, werden dem dortigen Aufschlager Zah- lungen geleistet. Unter den Kunden wird auch der Kaufmann und Stadtrichter Anton Moffia von Radovljica (Radmannsdorf) genannt. Als Handelsgiiter sind erwahnt: Eisen, Eisendraht, kleine Eisenpfan- nen, Kupfer, Schmalz, Fastenspeisen, Spezereien, Mandeln, Waid, Apothekerdrogen, Alaun, Seifen, Papier, Wachs, Glas, Kotzen, wel- sches Tuch, lederne Koller, Stiefel, Rupfenleinwand und Stričke, die beiden letzteren auch als Emballage fiir Frachtgiiter, welche auf Schiffe verladen wurden 224 . Nur in kurzen Ziigen kann ich die groBe und vielseitige Pro- duktions- und Fernhandelstatigkeit der Gesellschaft umreiBen. Schon 1527 hatte Veit Khisl eine Miihle auf der Kleinlaibach 225 . Im Jahre 1531 gestattete Ferdinand I. den Gesellschaftern, drei Schiffsmiihlen auf dem Laibachflufi bei der Stadt zu bauen und 20 Jahre zinsfrei zu gebrauchen, doch ohne einen Wehrbau und ohne Nachteil fiir die Stadt 226 . Sie lieferten der Laibacher Glashiitte Dolenik-Catanio Blei und gewahrten den Unternehmern auch Darlehen 227 . Als die Glas¬ hiitte versteigert wurde, kauften sie diese und erbaten fiir ihr Unter- nehmen ein landesfiirstliches Privileg 228 . Sie hatten auch ein Eisen- hammerwerk, wo sie Kartaunen(= Geschiitz)kugeln erzeugten. Um 1530 baten sie um einen PaBbrief fiir 500 solche Kugeln, um sie nach Bari ins Konigreich Neapel auszufuhren 229 . Ungefahr eine halbe Meile unter der Stadt Laibach errichteten sie einen Kupferhammer. Zu seinem Betrieb bekamen sie das notige Holz im landesfiirstlichen Stangenwald bei einer alten Schmelzhiitte in der Littai (Litija) 230 . Im Kupferhammer beschaftigten sie 15 Facharbeiter, welche sie aus Italien geholt hatten. Sie wiinschten den Betrieb noch zu vervollstan- digen, um auch Messing erzeugen zu konnen. Daher baten sie den Landesfiirsten um entsprechende Privilegierung, damit sie eine Zeit - 221 StadtALj, Cod. XIII/56 b. - 225 1 527, 8. VII., P e 11 e n e g g, a. a. O., Nr. 2348. - 220 1 531, 18. VIII., Hofkammerregistraturbudi 1530-1535, fol. 101, LAG. — 227 StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/2, fol. 52-52', 71, VI. Valenčič, a. a. O., 61 f. - 222 Ebendort 1/2, fol. 101-102, 1/4, fol. 11, 12, 18, 86, 133, 134, 1/8, fol. 166, 188; das privilegium privativum vom 21. II. 1572, vgl. W 575, fol. 51 f., LAG. - 229 StALj, StandA, Fasc. 546, Nr. 108. - 230 Ebendort, Nr. 100. - 231 HKAW, 32 497 abgabenfrei waren und niemand ihr Werk nachahmen diirfte. Woher sie das Kupfer bezogen, ist aus den Quellen nicht ersichtlich, wahr- scheinlich aus Samobor (Rude bei Samobor). Die Rolle dieses Kupfer- bergwerks ist fiir die erste Halfte des 16. Jahrhunderts noch nicht geniigend aufgeklart. Im Laibacher Aufschlagsregister vom 15. April bis 31. August 1544 wird die Durchfuhr von 17.803 Pfund Kupfer der erwahnten Gesellschaft notiert 231 . Auch im Notariatsregister von Rijeka (Fiume) wird die Ausfuhr von Kupfer fiir Rechnung der Ge¬ sellschaft Khisl-Weilhamer genannt. Dabei scheint der Florentiner Kaufmann Kaspar Pastor aus Zagreb (Agram) beteiligt gewesen zu sein 232 . Am besten kommt das weitblickende Handelsstreben der Gesell- schafter in einer Eingabe an Konig Ferdinand vom Jahre 1536 zum Ausdruck 233 . Darin betonten sie ihre gefahrlichen und weiten Ge- schaftsreisen, welche sie ins Konigreich Neapel, Sizilien und Apulien gemacht haben. Sie betonen die Schwierigkeiten, welche einem regel- maBigen Handelsverkehr der Krainer Kaufleute mit diesen Landern entgegenstehen. Vor allem gestattet die venezianische Republik die freie Schiffahrt auf dem Adriatischen Meere nicht 234 . Sie verhindert die Beforderung von Waren, welche nicht nach Venedig verschickt werden. Der Flerrscher moge beim venezianischen Gesandten vermit- teln lassen, damit ihr Schiffsverkehr nicht durch Beschlagnahme ge- stort werde. Ferner werden die Krainer Kaufleute im Konigreich Neapel-Sizilien im Gegensatz zu den Florentinern und Mailandern mit schweren Abgaben und Zollen belegt. Die Behorden verlangen auch, dafi die Krainer Kaufleute das fiir ihre abgesetzten Waren ge- wonnene Geld dort lassen. Daher baten die Gesellschafter, Fer¬ dinand I. moge bei Karl V. erreichen, da!5 sie dieselben Vorrechte wie die Florentiner und Mailander erhalten, ferner soli ihnen ge¬ stattet sein, aus Apulien 300 Karren oder aus Sizilien 3000 Saum Ge- treide nach Senj (Zengg), Rijeka (Fiume) oder in andere Kiistenorte auszufiihren, weil diese Gegenden wegen Unfruchtbarkeit des Bodens und haufiger Tiirken- und Raubereinfalle Mangel an Lebensmitteln leiden. In Verbindung mit der Flandelsgesellschaft Khisl-Weilhamer miissen wir noch die Salzburger Kaufleute Ludwig und Wolfgang A 1 1 behandeln. Von allen Salzburger Kaufleuten hatten sie die starksten Handelsbeziehungen zu Krain. Man trifft ihre Forderungen von 1517 bis 1571 standig in den Laibacher Gerichtsprotokollen. Sie Niederosterr. Herrschaftsakten M 54/A. - 232 StA Rijeka (Fiume), Notariats¬ register 1544-1546, fol. 219 (1545, 20. VII.). - 233 1 5 3 6, 25. II., StAW, Osterr. Akten, Krain, Fasc. 1. - 234 Uber die Forderung nach freier Schiffahrt auf der Adria vgl. HKAW, IOHA, Fasc. 18.400, StALj, StandA, Fasc. 86 (1525, 27. X.). - 498 waren Abnehmer von Eisen, Blei, Pelzen, Dl, Feigen und lieferten vor allem Tuche. In Laibach hatten sie eine Zeit ihren Diener Mathes Posch, mehrmals war Lienhard Khreen ihr Bevollmachtigter 235 . Im Laibacher Aufschlagsregister von 1544 sind 13V2 Saum Pelze er- wahnt, welche sie iiber Villach nach Salzburg fiihren lieften 236 . Ein typischer Vertreter von Niirnberger Handelsleuten und ihren Gesellschaften (z. B. Niklas Heffler Erben, Leonhard und Lukas von Werden, Konrad in Land) war der Laibacher Kaufmann Kaspar H 6 c h s t e 11 e r 237 . Seit 1548 war er Mitglied des Stadt- rates, in den Jahren 1565 bis 1567 Stadtrichter, 1574/75 Biirger- meister und starb um 1580 238 . Er besafi ein Haus „unter der Trant- schen“, einen Meierhof und Garten vor dem Klostertor 239 . Seine ge- schaftliche Tatigkeit war vielseitig. Er besafi einen Tuchladen in der Stadt, mit dem Stadtrichter Josef Frankovič und anderen Gesell- schaftern handelte er mit Fellen und Kiirschnerwaren. Dabei kam er in Streit mit der Laibacher Kiirschnerbruderschaft, doch sind die naheren Umstande aus den kurzen Eintragungen im Gerichtsbuch nicht ersichtlich 24 °. In der Zeit von April bis August 1544 wurden 5 Saum Pelze fiir seine Rechnung beim Laibacher Aufschlagsamt durchgefiihrt 241 . Ferner verlegte Hochstetter das Hammerwerk des Frankovič in Jesenice (Afiling) mit Geld und „Pfenwerten“ und tviinschte, sich nach dem Tode desselben mit Eisen und Stahl aus dem Hammerwerk bezahlt zu machen 242 . Wie weit seine Handelsbeziehun- gen reichten, kann aus den wenigen erhaltenen Quellen nur teiltveise festgestellt werden. So hatte er bei der Maut in Gmiind fiir die Jahre 1551 bis 1553 Zollriickstande zu begleichen 243 . Aus den Lieferungen des Fiumaner Kaufmannes Cesare de Bottoni in den Jahren 1562 und 1571 entstanden Forderungen von 260 Pfd. IOV 2 Schilh, welche Cesares Witwe Lukrezia im Jahre 1575 gegen Hochstetter vor dem Stadtgericht in Rijeka (Fiume) geltend machte 244 . Von seinen ge- schaftlichen Beziehungen zeugen auch die Forderungen, welche er ofters vor dem Stadtgericht in Ljubljana (Laibach) erhob, aber auch die Klage, welche er vor dem Stadtgericht in Villach gegen den Niirn- berger Martin Beschorn fiihrte, wahrscheinlich wohl deswegen in die- ser Stadt, weil dort das Geschaft abgeschlossen worden war. Im Be- 235 StadtALj, Cod. XXIII/48, fol. 42, 80, Gerichtsprotokoll 1/4 (1541), fol. 58 1/5 (1545), fol. 136 1/8 (1551/52), fol. 143 ', 165 f., 187 ' f., 1/10 (1570), fol. 179 ', 1/11 (1571), fol. 19', 8750 149. - 236 Vgl. Anm. 231. - 2 ” StadtALj, Geridits- protokoll 1/10 (1570), fol. 29, 1/11 (1571), fol. 31', 114. Vgl. Stammtafel S. 522. - 238 Nach d. Gerichtsprot. d. StadtALj. - 230 Vlad. Fabjančič, Ljubljanski mestni sodniki in župani, Hs. im StadtALj, 258 f. - 240 Ebendort, Gerichtsprot. 1/8 (1551), fol. 21, 1/11 (1571), fol. 41, 95. - 241 Vgl. Anm. 231. - 242 A. M u 11 n e r, a. a. O., 139, StadtALj, Gerichtsprotokoll 1/11 (1575), fol. 143. - 243 Nach Mitteilung von Archivdirektor Dr. Herbert Klein (Salzburg) vom 28. X. 1953. - 244 StA Rijeka 32 * 499 rufungsverfahren entschied der bambergische Vizedom, doch sind die naheren Umstande nicht bekannt 24d . In den Laibacher Gerichtsprotokollen erscheint noch der Vil- lacher Kaufmann Jakob BarthoIay (auch Bartholao). Im Jahre 1521 klagte er die Erben des Alois Katzan um 123 Dukaten 246 . Im nachsten Jahre forderte er 269 Dukaten von Innocenz Moscon fiir 5 Saum Haute 247 . Mehrere Jahre hindurch zog sich der ProzeB des Jakob Bartholay und des Peter Suardo aus Gorz gegen die Erben des Fiumaner Kaufmannes Vincenz Speza hin. Um zum Gelde zu kom- men, lieBen sie 8 Saum Haute in Ljubljana (Laibach) aufhalten und verlangten, durch den Verkauf derselben befriedigt zu werden 248 . Im Welthandel des 16. Jahrhunderts wurde Krain besonders be¬ kannt durch das Quecksilberbergwerk I d r i a. Damals und bis 1607 gehorte aber sein Gebiet noch zur Hauptmannschaft Tolmein (Tol¬ min). Dann iibertrug man die Verwaltung der Hofkammer 249 . Schon im ersten Dezennium seit der Erschlieftung der Erzlager interessierten sich Karntner fiir das Bergwerk. Im Jahre 1496 bemiihte sich Simon Krell, welcher auch im Bleibergbau Karntens tatig war, die Pacht des idrianischen Quecksilberbergwerks fiir fiinf Jahre zu erlangen. Doch war er wohl seinen zahlreichen Unternehmungen nicht gewachsen, da er weder lesen noch schreiben konnte 250 . DaB im idrianischen Berg- bau und Handel mit Quecksilber und Zinnober bis zum letzten Drittel des 16. Jahrhunderts Villach eine geradezu fuhrende Stellung ein- nahm, war sicher ein Verdienst des Villachers Wilhelm Neumann und seiner Gemahlin Barbara 251 . H. Blank hat zur Genuge ihre er- folgreiche Wirksamkeit umrissen 252 . Schon um 1504 betatigte sich Neumann im idrianischen Bergbau, verstand es, die wirtschaftliche Leitung der St. Achatziengewerkschaft zu iibernehmen und wurde nach dem Riickzug der Venezianer im Jahre 1509 der Gewerken (Fiume), Notariatsregister 1575-1577, fol. 27 (1575, 7. VII.). - 245 StadtALj, Ge- richtsprotokolle 1/8 (1551), fol. 54, 1/9 (1568), fol. 177-177', 1/10 (1570), fol. 74-74', 178', 180, 1/11 (1571), fol. 20, 51', 52', 150; KLA, Bamberg, Fasc. LVI/234, fol. 78. Nach dem Tode Kaspars tvurden verschiedene Forde- rungen an die’Erben gestellt, vgl. daruber Gerichtsprotokolle 1/13 (1588), fol. 101, 1/15 (1594), fol. 62, 137. - 246 Ebendort 1/1 (1521), fol. 18 '. - 247 1/1, fol. 51, 81 '-82 (geschaftlidhe Beziehungen zu Anton de Lantheri). - 248 1/1, fol. 92', 99 ', 121. - 249 Die Stellung von Idria blieb noch lange strittig ztvischen Gorz und Krain. Erst in der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts zahlte es definitiv zu Krain; vgl. S. Rutar, Alte Grenze zwischen Krain und der Hauptmannschaft Tolmein, Fr. Schumi, Archiv f. Heimatkunde I (1882/83), 104—106, A. M u 11 n e r, Geschichte des Eisens in Innerosterreich I. Krain und Istrien, 1909, 610, Anm. 1, 634, V. Melik, Naselja kot upravno-statistične enote, Razvoj in struktura števnih oddelkov na Slovenskem, Geografski Vestnik XX-XXI (1948/49), 164 f., Anm. 87, 88, 90 a. - 250 H. W i e fi n e r, Geschichte des Karntner Bergbaues I, 41, 42, 100, 103, HKAW, Gedenkb. 12., fol. 433-433 ' (1502, 21. X.), 13., fol. 133 bis 133 '; D i n k 1 a g e, a. a. O., 138. - 251 Nach C. G h o n, a. a. O., 126, war W. Neumann 1516-1518 Stadtrichter von Villach. - 252 H. B 1 a n k, Der Villacher 500 »Richter und Verwalter“ 253 . Im Laufe der Jahre wuchs die ZahI der Gewerken, es bildeten sich mehrere Gewerkschaften und die Kuxe zersplitterten sich stark. Unter den Gewerken erscheinen die fiihren- den Adelsgeschlechter Krains, Karntens, der Steiermark und Oster- reichs, dann eine Reihe kaiserlicher Diener und Pfleger und einige Kaufleute aus den osterreichischen Landern, spater kamen dazu auch Kaufleute aus dem Reiche. Die Fugger standen langere Zeit abseits und machten nur hie und da ein Geschaft in Idrianer Quecksilber. So sandten sie es um 1504 auf Rechnung der Thurzo liber Villach und Judenburg an den Fiirstbischof nach Breslau 254 . Trotzdem verstanden es Wilhelm Neumann und sein Gesell- schafter Hans Pfliigl aus Salzburg (f 1523), welche ein Sechstel aller Idrianer Kuxe besaften, durch Vertrage mit den Mitgewerken den Handel mit den Bergwerksprodukten in ihre Hande zu bringen. Die Quecksilberkaufe der erwahnten Gesellschaft wuchsen von Vertrag zu Vertrag (1519: 2000 Zentner Quecksilber, 100 Zentner Zinnober; 1521: 3000 Zentner Quecksilber, 200 Zentner Zinnober; 1523: 4000 Zentner Quecksilber, 1000 Zentner Zinnober). Neumann hatte Lager in Villach, Kranj (Krainburg) und Ljubljana (Laibach). Das Queck- silber wurde zum kleineren Teil nach Siiddeutschland, vor allem aber liber Villach und auch auf dem kiirzeren Wege iiber Podkraj (Prart), Vipava (Wippach) und Duino (Tibein) ans Meer und von dort auf dem Seewege nach Venedig gebracht 25 °. Bei diesen Handelsgeschaf- ten gab es auch unliebsame Zwischenfalle. Von einem solchen meldet das Gerichtsbuch von Kranj (Krainburg) aus dem Jahre 1519, da der dortige Kaufmann Kanzian Kreutzer Waren des W. Neumann wegen einer Schuld „in Verbot legen“ liefi, daflir aber solite Kreutzer dem Stadtrat fiir allen Schaden und alle Kosten verantwortlich sein, welche daraus entstehen konnten 250 . Biirger Wilhelm Neumann als Kaufmann und Gewerke in Idria, Car. I 130, 1940, 334-353, und 700 Jahre Stadt Villach, Villach 1940; D i n k 1 a g e, a. a. O., 167 f. - 253 1526, 28. II., StALj, Bergwerksakten Idria (= BAI), Abschriften aus HKAW, Innerosterreichische Quecksilberbergwerke, Fasc. 22 (1523-1563), 23 (1564-1599). Leider sind die vom StAW besorgten Abschriften etwas mangel- haft. Sie geben audi nur summarisch die Folien an. Daher kann idi in jedem Falle nicht die genaue Folienzahl angeben. - 254 G. v. P 6 1 n i t z, Jakob Fugger, Quellen und Erlauterungen, Tiibingen 1952, 76; neben H. Blank, a. a. O., vgl. Jakob S t r i e d e r, Studien zur Geschichte kapitalistischer Organisations- formen, 2. A. Miinchen-Leipzig 1925, 292 f., M. Verbič, Idrijski delavec v 16. stoletju, Zgodovinski časopis VI-VII (1952/53), L). 531-533, Jos. 2 o n t a r, Ločan Volbenk Sdrsvarz, Loški razgledi IV., Škofja Loka 1957, 31 f. Von Villacher Gewerken sei noch Urban Gortschacher erivahnt, vgl. H. Blank, a. a. O., 351, Marg. Witternigg, Urban Gortschacher und seine Stellung in Karnten, Car. I 131, 1941, 478, W. Neumann, Zur Biographie des Urban Gortschacher, Car. I 148, 1958, 290, 292, 294. - 255 Vgl. dariiber H. Blank, a. a. O., nur auf S. 347 mufi Tibein statt Tilein stehen; Dinklage, a. a. O., 149. - 256 Hs. StALj, S. 307 (1520, 6. III.). In demselben Geridits- 501 Die Idrianer Gewerken hatten bis 1523 wieder einen ansehn- lichen Vorrat an Quecksilber und Zinnober zusammengebracht, doch wurde der Vertrag vom 14. Juli d. J. nicht mehr ausgefiihrt 257 . Nur Hans Baumgartner d. J. aus Augsburg hatte noch im Jahre 1523 1000 Zentner Quecksilber iibernommen 258 . Ferdinand I. liefi namlich im Jahre 1524 den Vorrat „arrestieren“ und fiir verschiedene For- derungen im Betrage von 68.750 Gulden abnehmen und verkaufen 259 . So wurde Neumann aus seiner fiihrenden Stellung als Kaufmann mit idrianischen Bergwerksprodukten gedrangt und dadurch ein starker Gegensatz zwischen ihm und Ferdinand I. geschaffen. Desto eifriger betatigte er sich als Gewerke. Von 1523 bis 1525 streckte er den kleinen Mitgewerken 1000 Gulden vor 260 . In seinem Villacher Hause wurden die regelmafiigen Gewerkenversammlungen abgehalten. Hier bestellte man den obersten Faktor fiir Idria, welcher sich ganz un- abhangig vom landesfiirstlichen Bergrichter hielt und ihn in keine Gerichts- und Teilbiicher der Gewerken einsehen lieft 261 . Ferdinand I. beniitzte den Ertrag des Idrianer Bergwerks fiir seine steten Finanzgeschafte. Zu diesem Zwecke gewahrte er 1525 den Augsburger Handelsherren, den Briidern Ambrosius und Hans Hochstetter u. Co., ein Grofihandelsmonopol fiir Quecksilber. Die Ge- werken, auch W. Neumann, mufi ten alle Vorrate an Quecksilber iiberantworten; nur mit dem erkauften Quecksilber und Zinnober durfte Neumann noch weiter handeln. Als Zahlungsort, wo die Hochstetter ihren Verpflichtungen zu bestimmten Fristen nachkom- men sollten, wurde auch Villach angegeben 262 . Die Gewerken aber liefien sich herbei, Ferdinand I. 40.000 Gulden zu leihen 263 . Kaum war der Hochstetter-Vertrag in Kraft getreten, als Fer¬ dinand die Gewerken zu einerri neuen Darlehen drangte 264 . Auf der allgemeinen Tagung derselben zu Villach am 5. November 1526 legten die landesfiirstlichen Kommissare das Anliegen vor, doch die Gewerken, darunter wohl vor allem W. Neumann, liefien sich darauf nicht ein 265 . Aber auch Ferdinand I. blieb beharrlich und liefi auf den 14. Oktober 1527 wieder einen allgemeinen Gewerkentag der St. Achatziengruben nach Villach ansetzen 268 . Gleichzeitig iibte er einen entsprechenden Druck auf seine Rate, die auch Gewerken waren (Rauber, Auersperg, Dietrichstein) aus, damit sie sicher seine budie wird auch eine Klage des Hans Kaltenhauser von Villach gegen Hierony- mus Uranitsch von Kranj (Krainburg) um 116 Gld. 5 Schill. 7 Pfg. behandelt. Uranitsch erbietet sich, in Ware zu bezahlen (1520, 8. II., ib. S. 302-303); vgl. auch StAW, BI. 344, fol. 160 (1526, 8. XII.). - 257 H. Blank, a. a. O., 350. - 258 1526, 25. II., BAI. - 259 1 5 26, 8. XI., 1536, s. d. BAI. - 299 H. B 1 a n k, a. a. O., 346, Anm. 66. - 281 1526, 1., 28. II., BAL - 202 Jak. S t r i e d e r, a. a. O., 458 f. - 283 1 5 2 5 , 2. I., 3. II., BAL - 284 1 5 26, 21. IX., BAL - 286 1 526, 26., 27. IX., 16., 20. X., 24. XI., BAL - 288 1 527, 31. VIII., BAL - 287 1527, 21. IX., 502 Vorschlage auf ein Darlehen unterstiitzten 267 . Auch diesmal mifilang ihm aber sein Plan, da die landesfiirstlichen Kommissare verhindert waren, sich an der Versammlung zu beteiligen 268 . So muBte auf den 3. Juli 1528 nach Villach eine neue ausgeschrieben werden 269 . Unter- dessen fanden sich im Februar die Gewerken und Bevollmachtigten in Idria zusammen und machten den Landesfiirsten auf die gefahr- liche Konkurrenz des spanischen und bohmischen Quecksilbers auf- merksam, welches das Pfandelsmonopol der Hochstetter zu unter- graben drohte 270 . Erst auf der Versammlung vom 3. Juli 1528 bewilligten die Ge- werken ein Darlehen von 22.000 Gulden 271 , doch wurde die Zahlung des Betrages von seiten der Hochstetter fraglich, da sie in den Bankrott verfielen. Weil aber verschiedene Beschsverden der Gewerken wegen des Bergwerksbetriebes auf der letzten Tagung nicht erledigt wurden, entschlossen sie sich, am 10. Dezember 1528 wieder in Villach zu- sammenzukommen. Es muBte auch die Frage geklart werden, was ihnen die Plochstetter noch schuldeten und wo sie jetzt neue Ab- nehmer fiir die Bergwerksprodukte suchen sollten 272 . In ihrem prekaren Zustande wollten die Hochstetter von einer Barzahlung kaum horen und tviinschten die Forderungen Ferdinands teihveise mit ungarischen Schulden zu kompensieren, teihveise ihm aber Seiden- oder Wollstoffe zu liefern 273 . Um iiber die verwickelten Geschafte mit den Hochstettern ein klares Bild zu gewinnen, schrieb Ferdinand einen Tag fiir die Gewerken und Amtsleute der St. Achatzien- gewerkschaft auf den 24. April nach Idria aus, doch die Hochstetter schickten keinen Bevollmachtigten mehr, da sie sich im Laufe des Kridaverfahrens alles ihres Hab und Gutes, auch der Geschafts- biicher, entschlagen und alles den Glaubigern abgetreten hatten 274 . Fiir die Gewerken von Idria brachen nun schwere Zeiten an. Auf der Villacher Tagung im Friihjahr 1530 wahlte man vier Gewerken zu Prokuratoren fiir das Unternehmen. Darunter war W. Neumann wieder an fiihrender Stelle. Zum obersten Verweser bestellte man Dr. Heinrich Beringer, doch wollte der friihere „Gewalttrager“ Leonhard Ruep nicht weichen und gewann einen Teil der Getverken, dafi sie ihn bestatigten, worauf er Beringer entsetzte und neue „Die- ner“, darunter Niklas Moser aus Villach, ernannte 275 . Die Gewerken muBten jetzt „aus eigenem Beutel" die „Saum- kost“ verlegen. Doch konnten die armeren Teilhaber nicht lange aus- halten. Sie baten daher den Landesfiirsten um Bewilligung, mit 1. X., BAI. - 268 1 5 2 8, 18. IV., BAI. - 200 1 52 8 , 8., 20. V., BAL - 2 ™ 1528, 12. II., BAL - 271 1528, 1. XI., BAI; 1528, 16. VIL, StALj, StandA, Fasc. 101. - 272 1528, s. d. (vor 23. XI.), fol. 152-157, BAL - 273 1529, 10. II., BAL - 2 « 1530, 6., 16., 27. IV., BAL - 275 1530, 21. V., BAL - 276 1 5 3 0, s. d. (vor Stept.) BAI, fol. 196/97, 503 Paumgartner zu Augsburg, welcher auch Bergwerksanteile besafi, zu handeln, dafi er um 10.000 Gulden Quecksilber abnehme, damit sie das notwendige Geld zur Unterhaltung der Gruben erhielten. Falls aber dieser Kauf nicht zustande kame, solite es ihnen freistehen, fiir diesen Betrag Quecksilber nach Venedig zu verkaufen 27S . Im nachsten Jahre (1531) erlaubte Ferdinand I. den Gesandten der Gewerken, Josef von Lamberg und Siegmund von Dietrichstein, welche auch Mit- gewerken waren, dafi sie Quecksilber und Zinnober fiir 150.000 Gul¬ den verkaufen durften 277 . Jetzt wandten sich die Gewerken an den geschaftskundigen Neumann. Er machte in Venedig einen Kaufmann ausfindig, welcher sich bereit erklarte, fiir 106.000 Dukaten Berg- werksprodukte zu kaufen 278 . Naheres solite iiber das Angebot auf der Gewerkentagung beraten werden, welche fiir den 24. Juli 1532 zunachst nach Villach, spater nach Idria ausgeschrieben wurde. Ein Teil der Gewerken war schon so in Not, daft sie nicht mehr imstande waren, „die Gepew“ weiter zu erhalten. Doch wurden auf dieser Ver- sammlung noch keine definitiven Beschliisse gefafit 279 . Erst im nach¬ sten Jahre (1533) beauftragten die Gewerken W. Neumann und Marx Stettner aus Ljubljana (Laibach), in Venedig mit Nicola und Giovanni Francesco Venier iiber die Abnahme von Quecksilber und Zinnober fiir 80.000 Dukaten im Laufe von vier Jahren und sieben Monaten zu verhandeln und nach Moglichkeit das Geschaft abzuschliefien. Der Kaufvertrag kam zustande, doch war nur ein Teil der Kaufsumme in Bargeld, der andere durch Lieferung von Gewiirzen zu leisten. Diese hofften sie bei den Augsburger Handelshausern (Welser, Herwart, Pimmel, Manlich, Imhof) anzubringen 28 °. Man versprach auch, das bohmische Quecksilber vom Venediger Markt fernzuhalten. Neu¬ mann war bereit, diesbeziiglich mit dem Grafen Schlick und dem Niirnberger Staber zu verhandeln. Die beiden Beauftragten der Ge- werken beriefen sich in ihrem Bericht an den Hof auf die Bewilligung Ferdinands I., zwei aus den Gewerken nach Venedig zu schicken und wegen dringender Not der Gewerken eine Menge Quecksilber und Zinnober zu verkaufen. Angeblich habe auch der Laibacher Bischof Christof Rauber, welcher ebenfals Idrianer Gesverke war und damals gerade in Padua sveilte, den Vertrag gutgeheifien 281 . Trotzdem behaupteten die Hofkammerrate, dafi dieser Vertrag 198/99; K. O. M u 11 e r, Quellen zur Handelsgeschichte der Paumgartner von Augsburg (1480-1570), Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit, Bd. IX, Wiesbaden 1955, 85, Nr. 175, 86, Nr. 175 b. Die Handelsgesellschaft der Paumgartner hatte seit 1501 geschaftliche Beziehungen zu Krain. Damals.lieferten sie fiir 8825 Gld. Stoffe fiir Unterkleidung des Hofgesindes Maximilians I. und wurden fiir einen Teil der Forderung an das Vizedomamt in Krain angetviesen; vgl. HKAW, Gedenkb. 9, fol. 165. - 277 1 531, s. d. BAI, fol. 211. - 2 ™ 1532, 1. VII., BAI. - 278 1532, 26. VII., BAI. - 280 1533, 29. VII., BAI. - 1533, 12. VIII., 504 ohne Wissen des Landesfiirsten getatigt wurde, da der Ertrag des Bergwerks bereits den Fuggern und dem Grafen Salamanca versetzt sei 282 . Der Vertrag konnte nicht mehr riickgangig gemacht werden, wohl aber verlangten Raimund, Anton und Hieronymus Fugger, dafi die Idrianer Gewerken alles Geld, welches sie auf Grund des Venedi- ger Kontraktes erhalten werden, ihrem Bevollmachtigten zur Bezah- lung der landesfiirstlichen Verweisung auf die Idrianer Einkiinfte iibergeben 283 . Doch schon im Februar 1535 weigerte sich Nikolaus Venier, weitere Mengen Quecksilber zu iibernehmen und zu bezahlen mit der Ausrede, es sei bohmisches Quecksilber nach Venedig gekom- men und driicke den Preis seiner Ware. Zu Georgi kam es zu einer Zusammenkunft W. Neumanns mit dem Niirnberger Staber in Vil- lach, wobei sich Staber erbot, mit den Idrianer Gewerken gemeinsam zu arbeiten, damit der Quecksilberpreis gestiitzt werde. Gleichzeitig wollte man durch Verhandlungen erreichen, dafi Kaiser Karl V. kein spanisches Quecksilber nach Venedig fiihren lasse 284 . W. Neumann verstand es auch, kleinere Mengen Quecksilber und Zinnober in Deutschland, besonders an H. Paumgartner, abzusetzen 285 , doch im Jahre 1536 starb er. Den Gewerken fehlte seine umsichtige Hand. Sie wiinschten Paumgartner fiir eine Pacht des Bergwerkes zu ge- winnen, doch ging er nicht darauf ein, wohl aber schlofi er kleinere Geschafte mit dem Verweser „gemeiner Herren und Gewerken“ Wil- helm Rasp ab 286 . Aus dieser Zeit wird Feinzinnober auf Lager bei dem Villacher Kaufmann Andre Grasl erwahnt 287 . Langsam wuchs das Interesse Hans Paumgartners d. A. fiir das Idrianer Bergwerk. Die Gewerken waren froh, als Paumgartner im Juni 1539 den Wechselbrief des Rasp liber 400 Gulden, welchen ihm die Briider Alt von Salzburg zustellten, bezahlte und durch seinen Faktor in Villach 600 Gulden bar als Vorschufi auf den nachsten Quecksilberkauf iiberreichen liefi 288 . Im August desselben Jahres war H. Paumgartner bereit, fiir fiinf Jahre das Idrianer Quecksilber- handelsmonopol zu iibernehmen. Den Vertrag unterzeichneten als Vertreter der Gewerken Krains und Karntens auch Marx Stettner, Barbara Neumann zu Wasserleonburg und Niklas Moser, Biirger von Villach. Gleichzeitig mufiten die Gewerken ihre Vorrate in den Lagern zu Villach (bei Andre Grasl) und Triest (bei Peter de Leo) 289 dem Unternehmer iiberlassen. Barzahlungen solite Paumgartner perio- disch am 1. Tuni und 1. Dezember jedes Jahres zu Villach fiir die Ge- 19. IX., BAI. - 282 1 53 3 , 3. IX., Hofkammerregistraturbuch 1530-1535, fol. 242', LAG. - 283 1534, s. d. BAI, fol. 301.- 284 1 5 3 5 , 5. VI., BAI, Jak. S t r i e d e r, a. a. O., 312 f. - 2 “ 1536, s. d. BAI. - 288 K. O. M u 11 e r, a. a. O., 88, Nr. 182,183,91, Nr. 194, 94, Nr. 206. - 287 1535, 5. VI., BAI. - 288 K. O. M u 11 e r, a. a. O., 91, Nr. 195. - 289 K. O. M ii 11 e r, a. a. O., 106, Nr. 223. - 290 Jak. S t r i e d e r, a. a. O., 463 f., 1539, 1. VIII., BAI. 1539, 23. VII. (Hofkammerregistraturbuch 1539, fol. 147'f., 505 werken in den niederosterreichischen Landern leisten. Zur Obernahme des Geldes wurde der Verweser Wilhelm Rasp bevollmachtigt. Nach Bedarf sollten die Gewerken eine oder zwei Personen in Villach be- stimmen, welche zu den Fristen berechtigt waren, von Paumgartner Zahlungen entgegenzunehmen und Quittungen auszustellen 290 . H. Paumgartner war entgegenkommend. Schon am 5. Oktober 1539 bestatigte Niklas Moser im Namen der Idrianer Herren und Gewerken, einen grofieren Betrag als Vorauszahlung erhalten zu haben. Barbara Neumann tat dasselbe fiir sich und ihre Kinder in be- sonderer Urkunde 291 . Im nachsten Jahre erhielt Rasp einen Betrag von Christof Gortschacher, dem Villacher Bevollmachtigten Paum- gartners 292 . Dies waren Anzeichen, daft der Quecksilberhandel wie- der flotter ging 293 . Im Herbst 1541 beschwerte sich aber H. Paum¬ gartner, dafi in Villach und Venedig einige Saum Quecksilber auf- tauchten, welche zu billigeren Preisen abgegeben wurden und nicht aus seinen Lagern stammten 294 . Da solche heimliche Verkaufe gegen den bestehenden Monopolvertrag liefen, verlangte Ferdinand Aus- kunft aus Idria und Villach. Jakob Lamberg zum Stein stellte fest, dafi die Diener in Idria verlafilich seien und nur den Beauftragten Paumgartners Bergwerksprodukte abgegeben haben 295 . Der Richter und Rat zu Villach meldete aber, dafi der dortige Gastwirt Moritz Pinter 6 Saum Quecksilber an den Kolner Kaufmann Rigo Elman im Fondaco dei Tedeschi in Venedig geschickt hatte und sich erbot, noch mehr zu liefern 296 . Es hat den Anschein, dal? es sich um bohmisches Quecksilber handelte. Jedenfalls erhielten die Mautamter strengen Befehl, kein solches passieren zu lassen, wenn es nicht von der Firma Paumgartner signiert ware. Nach den Buchern des Bergrichters und Buchhalters in Idria konnen wir den Warenverkehr fiir die Zeit von 1. August 1539 bis Oktober 1542 beilaufig iibersehen 297 : LAG). - 291 K. O. M u 11 e r, a. a. O., 91, Nr. 196. - 292 Ebendort, 92, Nr. 201 a, 93, Nr. 205. - 293 1540, 22. I., BAI. - 294 1541, 20. XI., BAI. - 293 1541, 26. XI., BAL - 299 1 5 42 , 4. VIL, BAL - 297 BAI, fol. 525-538. - 298 1544, 14. III., BAL - 506 Paumgartner war bereit, noch weiter das idrianische Handels- monopol zu behalten 298 , und verhandelte mit den Gewerken auf ihrer Versammlung im Jahre 1543. Hier vertrat die Krainer Gewerken an- statt des kranklichen Marx Stettner Hans Weilhamer (v. Weilheim) aus Ljubljana (Laibach). Als Bevollmachtigter aller Gewerken in Karnten (mit Ausnahme des Niklas Moser) fungierte Barbara Neu¬ mann. Sie hatte neben Christof Pfliigl (16, 1/240) den grolSten Kuxen- besitz (18, 1/48, 1/68, 1/252) 2 ". Der neue Vertrag mit Paumgartner lief von 1544 bis 1548, dann traten an seine Stelle die Briider Herwart aus Augsburg, doch leistete noch im Jahre 1550 der Villacher Christof Prant (1551/52 Stadt- richter) im Auftrage H. Paumgartners eine Zahlung an Urban Ainkhiirn, den Verweser des idrianischen Bergtverks 30 °. In Villach wurde noch eine Reihe von Quecksilberkaufen abgeschlossen: am 8. Oktober 1554 der zweite idrianische Kontrakt mit der Firma Her- wart 301 , am 29. Marž 1564 der Vertrag Georg Ilsung, des Augsburger Finanzagenten Ferdinands I., und des Erzherzogs Karl mit den Ge- werken um 150.000 Gulden Quecksilber und Zinnober 302 , am 23. Oktober 1566 ein Vergleich, welchen der Kammerrat Hans Adam Praunfalk als Vertreter Erzherzog Karls mit den Gewerken schlofi 30S , und am 5. Mai 1571 der Vertrag des Hans Khisl zu Kaltenbrunn im Namen des Erzherzogs Karl mit den Gewerken 304 . In allen diesen Vertragen mit Paumgartner, den Hertvarts und Haug-Langenauer 305 war Villach als Zahlungsort bestimmt und Barbara Neumann (1572) bevollmachtigt, zu den Fristen im April und Oktober jedes Jahres die Gelder der Augsburger Kaufleute fiir die Gewerken in den no. Lan- dern zu iibernehmen 300 . Bei den spateren Vertragen waren nur noch die sogenannten Gewalttrager, meist die grofien Gewerken, beteiligt: fiir die Krainer der Landeshauptmann Jakob Lamberg zum Stein, welcher 30 Jahre als Bevollmachtigter fungierte 307 , Barbara Neu¬ mann und Christof Pfliigl. Im Hause der Neumann fanden auch die regelmaftigen Gewerkentagungen, auch „Idrianer Tage“ genannt, statt 308 . Hier wurden die Berichte des Idrianer Verwesers Urban Ainkhiirn entgegengenommen. Man besprach alle Angelegenheiten des Bergwerks und der Gewerken in Zeiten der Konjunktur und Krišen 309 . Um den Krainer Herren in Winterszeiten die Reise nach 299 K. O. M u 11 e r, a. a. O., 96 f. (1543, 1. VIII.). - 309 K. O. M u 11 e r, a. a. O., 110, Nr. 231 a, 50 ', Anm. 40. Bei Miiller mu)? Prant statt Praut stehen. Vgl. auch A. v. J a k s c h, a. a. O., 110. - 301 1564, 13. XII., BAI. - 392 1 5 64, 7. XI., 1565, 13. XII., BAI. - 303 1566, 8., 23. X., BAI. - 301 Jak. S t r i e d e r, a. a. O., 513 f. - 306 Jak. S t r i e d e r, a. a. O., 313 f., 317 f., 346 f. Einen Oberblick iiber die Queck- silberkaufe gibt Akt 1573, nach 9. IV., BAI. - 308 Ober Zahlungen zu Terminen vgl. 1573, s. d. BAI, fol. 400-407. - 307 1565, 7. VII., BAI. - 388 1565, 10. IV., BAI, H. B 1 a n k, a. a. O., 3 52. - 309 So z. B. 1565 die Besdnverde der Hersvart wegen 507 Villach zu erleichtern, erhielt der Aufschlager an der Wurzen den Auftrag, den Weg iiber den „Krainberg“ vom Schnee frei zu machen 310 . Auf den Villacher Gewerkenversammlungen machte Erz- herzog Karl im April 1565 den Versuch, durch seine Rate, welche auch Mitgewerken waren, ein Darlehen zu erhandeln. Die Gewerken stellten aber fest, dal? sie noch etwa 5000 Gulden Schulden haben, welche ehestens bezahlt werden miissen, weil dieses Geld grol?tenteils den Arbeitern und anderen unvermoglichen Personen ausstehe. Sie hatten bereits 12.206 Gulden auf ein halbes Jahr zu 8 Prozent Zinsen aufgenommen und als Pfand den Glaubigern nach Villach 410 Zent- ner Quecksilber stellen miissen. Die Frachtspesen dazu betrugen zwar 300 Gulden, doch waren diese Kosten nicht verloren, da ohnedies alles Quecksilber, welches nach Antwerpen (Niederlande) gehe, durch Villach gefiihrt werden miisse 311 . Die letzte Zusammenkunft der Gewerken war zu Beginn des Jahres 1575 vom Landesfiirsten ausgeschrieben worden, um iiber einen neuen Quecksilberkauf zu verhandeln. Zunachst war er nach Villach geplant, dann aber nach Klagenfurt verlegt. Auch Anna von Liech¬ tenstein, die Tochter des Wilhelm und der Barbara Neumann, war dazu eingeladen 312 . Es war auch ein Zeichen, dal? Villachs alte Be- deutung fiir das Idrianer Bergwerk zu Ende ging, denn bald darauf kam es zur Verstaatlichung des Bergwerks 313 . Der erste, welcher die Beschwerden der dortigen Bergknappen gegen den Verweser Urban Ainkhiirn zu priifen hatte, war der Karntner Landesvizedom Melchi- sedek Seenul?, ein Sprosse der bekannten Villacher Familie 314 . Auch ein anderes Bergwerk spielte einige Rolle im Metallhandel des 16. Jahrhunderts. Dies war das Bleibergwerk zu Litija („Lathay“, Littai), ostlich von Laibach. Hier waren die Fugger beteiligt. Zwi- schen 1507 und 1510 wurden etwa 2443 Zentner „Lateyer Blei“ im Werte von 3096 ung. Gulden iiber Ptuj (Pettau) und Ofen nach Neu- sohl gebracht. Um aber die Rolle der Fugger, welche damals in Villach und Fuggerau ihre Niederlassungen besafien, in diesem Metallhandel unerlaubten Quecksilberhandels seitens eines unbefugten Handlers, vgl. LA Graz, Hofkammer, Sachabt. 38/13. - 310 1571, 13., 17. IV., StALj, StandA, Fasc. 286. — 311 1565, 14., 23. IV., BAI. - 312 1575, 17., 23. I., BAL - 313 Vgl. Jak. S t r i e d e r, a. a. O., 352 f. Die Gewerken und ihre Anteile vgl. 1573, 15. VI., BAI, fol. 400 bis 407. Der Abdruck bei Strieder hat mehrere Fehler: z. B. Hans Joseph Frei- herr zu Egk (nicht Eelch), Seyfridt Raspens (nicht Naspens), sel. Erben, Urban Ainkhurn (nicht Ainlehurn), Margaretha Reisserin (nicht Neisserin), Matheus Ecker (nicht Eelehen), Marx Chreen (nicht Then) Erben u. a. Von den Burgern aus Ljubljana (Laibach) werden erwiihnt: Marx Stettners Erben mit 2, 1/3, 1/56, 1/112 Anteilen, Leonhard Chreen mit 19/20 Kuxen, Hieronymus Kirchpudher 1/8 Kuxe, Ludwig Alt und der Sohn seines Bruders Wolfgang aus Salzburg mit 1, 3/4, 1/20 und 1/112 Kuxen. - 314 1579, 15. VIL, BAL Uber den Besitz des Aink¬ hurn vgl. StALj, Gultbuch IV. (1572), fol. 112: 14 Gld. 15 Kr. 2 Pfg., und 1580, 24. XII. Urkunde StALj (Bestandvertrag desselben iiber den Aufschlag am Prart 508 beurteilen zu konnen, fehlen noch die naheren archivalischen For- schungen 315 . Im Zeitalter der Reformation war fiir die Beziehungen Villachs zum Sudosten entscheidend, dab Primus Truber 316 Krain im Jahre 1548 verlassen mubte und sich im Wiimembergischen dem slawischen protestantischen Biicherdrucke widmete. Dabei waren er und seine Gonner und Mitarbeiter auf Nachrichten und teilweise auch auf Geldunterstiitzungen aus der Heimat angewiesen. Briefe und Gel- der brachten vor allem die Diener und Faktoren der Handelsherren aus Salzburg und Augsburg (Ludwig und Wolfgang Alt, Wolfgang Paller, Matthaus Haugg) 317 . Im Jahre 1561 besorgte Briefe von den Krainer Standen bzw. auf der Riickreise von Truber und Hans Frei- herrn von Ungnad auch Bartlma Posch 318 . Im Sommer dieses Jahres entschlob sich Truber auf Aufforderung der Krainer Landsleute, fiir einige Zeit nach Krain zurtickzukehren 319 , und erhielt auf der Durch- reise in Villach 100 Taler ausbezahlt. Er lieb sie durch die Hauggen in Augsburg an Ungnad iiberweisen 32 °. Etwas spater eilte er wieder nach Deutschland zuriick, um mit dem Bticherdruck fortzusetzen. Die protestantischen Biicher wurden als Handelswaren deklariert, in Fas- sern verpackt, von Urach tiber Regensburg und Salzburg zum gro- beren Teil nach Villach zum dortigen Burger Niklas Puechler (Piich- ler) 321 gebracht. So meldete der Landschrannenschreiber Mathes Klombner aus Ljubljana (Laibach) an Hans Ungnad, dab zwei Fasser mit „Cirillyca“ zu Villach liegen 322 . Am 1. Mai desselben Jahres schrieb er Puechler nach Villach hoffnungsvoll, dab die protestan- tische Kirche in Krain in gutem Aufnehmen sei und dab das Wort Gottes sich nach Kroatien und Slawonien verbreite. Hoffentlich wer- den die Biicher ihren Nutzen schaffen 323 . Im Juni 1562 iibersiedelte Truber nach Ljubljana (Laibach), um die protestantische Kirche und und die Wassermaut zu Laibach). - 316 Gotz Freiherr v. P d 1 n i t z, Jakob Fugger, Quellen und Erlauterungen, Tiibingen 1951, 118, 229, 253. - 316 Vgl. A. D i m i t z, Geschichte Krains, II. T., Laibach 1875, 198 f., 213 f., 249, 266 f., III. T., Laibach 1875, 18. - 317 K o s t r e n č i č, Urkundliche Beitrage zur Geschichte der prote¬ stantischen Literatur der Siidslaven, Wien 1874, 38, Nr. 20, Th. Elze, Primus Trubers Briefe, Tiibingen 1897, 69, M. Rupel, Dva Trubarjeva računa, Sla¬ vistična revija VIII (1955), 107. Ober W. Paller vgl. Jak. S t r i e d e r, Studien zur Geschichte kapitalistischer Organisationsformen, 2. A. Miinchen u. Leipzig 1925, 11, 262, AOG, XX., 90. - 318 Fr. Bučar, Ivan Ungnad i jugoslavenska tiskara u Tiibingenu, Carniola n. S. VI. (1915), 232. - 319 K o s t r e n č i č, a. a. O., 20, Nr. 10, 24, Nr. 12, 25, Nr. 13, 32, Nr. 17. - 320 Th. Elze, a. a. O., 134. - 321 Carniola n. S. II (1911), 239, Fr. Bučar, Račun Fabijana Kirchbergera u pogledu hrvatske i slovenske protestantske tiskare u Urachu-Tubingenu za god. 1562 i 1563, Carniola n. S. IX (1919), 135 f. Vielleicht ist dieser Puechler mit Niklas Piichler, Gewerken am Bleiberg 1546, identisch, H. W i e fi n e r, Geschichte des Karntner Bergbaues II, 49. - 322 K o s t r e n č i 6, a. a. O., 71, Nr. 44. Klombner hatte in den Jahren 1563/64 1226 Exemplare protestant. Drucke iiber- 509 Schule in Krain zu organisieren. Zur Obernahme und Vertreibung der „windischen und crabatischen" Biicher aus der Druckerei in Urach- Tiibingen wurde Fabian Kirchberger, Kriegssekretar der Krainer Stande, bestellt 324 . Trotzdem hatte Puechler in Villach noch viel zu tun, um die ankommenden Ladungen zu iibernehmen und sie weiter iiber Kranj (Krainburg), wo sie Kaspar Neff betreute, nach Ljubljana (Laibach) zu befordern. Auf demselben Wege schickte man aus Laibach Kleider und andere Gegenstande fiir den in Wiirttemberg weilenden Anton Dalmata 325 . Aus Ljubljana (Laibach) versandte man die Biicher nach Ptuj (Pettau), Metlika (Mottling), nach Istrien, Rijeka (Fiume), Zagreb (Agram), Varaždin (Warasdin) und Vene- dig 32# . Die Fiumaner handelten iiber das Meer nach Šibenik (Sebe- nico), Trogir (Trau) und Dubrovnik (Ragusa). Daher hoffte man, auch auf diesem Wege die protestantischen Biicher zu verbreiten. Be- sondere Hoffnung hegte man auf Venedig. Dort war damals der beste Biichermarkt. Hier verkehrten Kaufleute aus Griechenland, Dal- matien, Ragusa, Bosnien und der Levante. Einiges Interesse fiir die protestantischen Drucke zeigte der dortige Kaufherr Lienhard Peyrl- stainer 327 . In Venedig waren auch die Fuggerschen Faktoren, welche einige Male dem Krainer Vizedom mit vertraulichen Nachrichten dienten, doch den Vertrieb der slawischen Drucke nicht zu iiber- nehmen wagten, da sie „um ihre Haut und Gut fiirchteten 328 “. Inter- essant ist, dafi Ludwig Alt aus Salzburg zwei Exemplare des „craba- thischen Catechismus" kaufte 32 Lukrezia G. Lienhart Khreen (Laibach) VII. Kaspar Hochstetter (t 1580) Adam Maruscha Apollonia Uršula Elisabeth 1. G. Gregor Forstner G. Wolf Gartner 2. G. Wolf Haan Wolf Kaspar (Neil? in Sdilesien) Nachtrag zu S. 470 ff. liber Blasius L a s a r i n : Im Zuge der Sammlung der Villacher Regesten wurden von Prof. Dr. W. F r e s a c h e r nodi folgende Blasius Lasarin betreffende Urkunden gefunden: 1508, 17. VII., verkaufte BI. L. einen Zehent bei St. Georgen im Gailtal seiner Muhme Dorothea, Frau des Mert Vetter, Burgers zu St. Veit. - 1510, 15. III., versprechen Richter und Rat von Villach die Einhaltung ihrer Verpflichtungen aus der Stiftung ihres Mitburgers BI. L. fur das Heiligengeistspital. - 1511, 11. VI., verleiht Bi. L. als Gerhab der Jungfrau Agnes, Tochter des Christof Vogt (t), einst Burgers zu Villach, einen Garten in der unteren Vorstadt an Thoman Auer, Huter und Burger von Villach. - 1515, 22. III., Apollonia L e i n i n g e r i n, Frau des BI. L., und ihre Sdiwester Kumgund, Frau des Christof Regenpogen, Pflegers zu Grienburg, verkaufen cine Hube zu Juden- dorf dem Paul Hauser, Burger von Villach. - 1516, 27. II., widerruft Blasius La¬ sarin, Burger zu Wien, wegen seiner Streitigkeiten mit der Stadt und dem Spital- meister von Villach die Stiftung fur das Heiligengeistspital und ubertveist die 300 Gulden dem St. Georgsorden in das Gotteshaus St. Merten bei Wien. - - Nach einer Mitteilung von Prof. Dr. Karl G i n h a r t stifteten Blasius La¬ sarin und seine Frau Apollonia den kleinen, 1491 geweihten gotischen Fliigelaltar der Kirche von Heiligenblut, an dem die Wappen der Leininger und des Blasius Lasarin (Steinbockhorn) angebracht sind. 522