Nro. 29. Dienstag den 12. April 179'. Inländische Nachrichten. N3ien dmme haben, in den Vollmachten übcr ihre bevm'Relchshofrath anhängigen Rechts Streiten sich des Att» fangswort Mir zu bedienen erlaubet. —^l Wie der Herr Hauptm. von Scholterfr» versichert, so haben die Sikbendürger die« sämmtliche mit ihm aus dlr GefanginschaftH gekommene Mannschaft von Fes^Mes an bis auf bessere Wittermig allda im Lande zurückbehalten, um selber für die so treue Beschulung des Landes gllte Tag? anzuthun. — Der Hr. Mauthkommissar Voll, emcr seiner Verrichtung schr geschickter und thätiger Mann war es, welcher den letzten Kontraband machte, der weit un-tcr den Markt Preisten zum Vonheil des Publikums verkauft werden mußte. — Wie es das Ansehen hat, so wird unter der gegenwärtigen Direkzion Sr. Erzell. des Hrn. Grafen v. Ugarte das Na.io-naltheater besonders, was die Opern anbelanget , noch besser als bisher besetzet Werden / es sind wirklich zwey Operisti-nen vom ersten Range nämlich Madam Turniani und Madame Iuliani / und wie es heißt, von Sr. Maj. dem Kaiser und der Kaiserin Selbsten verschrieben, deren jede einen ansehnlichen Gehalt bekommen wird. Auch ein neuer Tenorist kommet Hieher zum Theater, der jährlich eine Besoldung von 6OOO fi. erhält. — Die Madame Ferraresi hat in 3 malen bey Ptoduirullg der neuen Opera der Nö'üg David eine Emnahme von 3470 Gulden gehabt, die Unkosten mögen ihr etwa auf IOQO Gulden zu stehen gekommen seyn.— Das Na,ionallheater wird reparivet, und deshalben bis zukünftigen Herbst verschlossen bleiben, wo indessen die Spcklakel un Kärntnerthortheater gespielt zu werden, die Anordnung bestehet. — I;t gehen in den Kabinetern so äußerst wichtige Sachen vor, daß man die Depeschen keinem Kur-rier mehr anvertrauen will; sondern Minister , Legazionsrathe, und andere verschiedene Personen vom Range reisen sell'st Von Hof;u Hof. So ist hier vor Kurzem Frenherr von Vühler von der Rußi-schm Mo^archin eilends angekommen. G?. k. k. apostol. Maj. haben die vier Sühne deS verstorbenen K.' K. Raths und königl. ungarischen Hofkammerzahlmeisters, Leon-hard Heinbücher, als: Ignaz, Hofkonzi-pisten bey der königl. ungarischen Hofkanz-ley, Karl, k. k. Rarh und gewesenen ersten Vicegespan, in den Komitaten Be-regh und Ügots, Joseph, Lieutenant bey dem k. k. Ingenierkorps. und Alois, Praktikanten beydem k. k. Kreisamte zu Krems, ingleichen deren Vaters - Bruder Andreas, ersten Koncrolor bey dem königl. ungarischen Ober-Drenßigstamte allhier, in al-lergnädigster Rücksicht auf die sowohl von ihren Voraltern, als auch von ihnen selbst geleisteten getreuen und ersprießlichen Diensie , in den ungarischen Adelstand sammt deren sämmtlichen Leibes - Nachkommen« schaft, mit Veränderung ihres bisherigen Nahmens in Bikkessy, allergnädigst zu versetzen geruhet. Graz den 7. April. Se. k. k. apost. Maj. haben den Inner - und Obcröstcrrei-chifchcn Appella'.ionsrath Herrn Joseph Edlen v. Pitreich in Rüksicht seiner dem Staate geleisteten Dienste in den Mittelstand mit Nachsicht der halben Taxe zu erheben geruher. Trieft den zi. März. Auch die groffm vergessen nicht immer auf Leute, die einst ihre Diener waren. Dies bewies die Königin von Neapel, der unvergeßlichen Theresia würdige Tochter. Die Gattin des hiesigen Gubernialsekree tars, Kappus von Pichelstein, stand bey der Königin / als sie noch Erzherzogin war, in Kammerdiensten. Schon in Wien erkundigt? sich die Königin nach ihr, und ließ sie bei Ihrer Hieherkunst rufen, unterhielt sich anf das Herablassendeste mit ihr, beschenkte sie mit lo^ Dukaten, und hersprach ihr, für ihre jün^rc Tochter, deren Pathe sie ist, ?,ll sorgeu. So ein Zug ist Ehre für Könige und die Grossen der Erde! Innsbruk den 2l. März. Am ls. März verstarb Se. ExM. Herr Maria Franz Joseph dcs heil. Röm. Reichs Graf von Lodron ic. Sr. k. k. Maj. wirks. geheimer Nach, dann Landeshauptmann und Burggraf zu T^rol, in seinem 48 Lebelisjahrc an einer Enttrastung. Frevbuvg den 2 s. Mavz. Basel hat alle flüchtige Fran osen verabschiedet/ und seit diesem wimmelt es bey uns so sehr von Flüchtlingen, daß kein Quartier mehr zu haben ist. Der Vicomte Mirabeau hielt sich ebenfalls die letzte Faschingszeit hier auf. Es ist eine Maschine von einem Manne. — Wir erwarten taglich das Regiment Neugebauer, Gtabsinfanterie, und noch mehrere Kavallerie. Zu welchem Entzwecke sie anrücken , muß die Zeit lehren. — In Etten-heim der jetzigen Residenz des Kardinals Nohan, wimmelt es von Pfarrern, welche den Nationaleid nicht ablegen wollten , und außer Land giengen. Ausländische Nachrichten. Deutschland. Aevlin den 25. März. Jüngst begegnete hier eine gcbohrne Französin, die in einem adelichen Hause die Stelle einer Kammerjungfer bekleidet, dem König auf der Strasse / als Er, blos von einem Jäger begleitet, nach demPallasi des Kron-Prin?.en zu gieng. Sie hielt Ihn für ei-«i'en Offizier, redete Ihn an, und fragte Ihn, um welche Zeit es wäre? On Monarch lächelte, zog seine Uhr heraus, und beantwortete ihre Frage. Da ihe das freundliche Betragen des Königs ausfiel, so fragte sie, mit wem sie zu sprechen die Ehre harte? Ich bin der König von Preussm, erwiederte der Monarch, und wer ist Sie? Sie nannte ihren Namen , ihr Vaterland und den Namen ihrer Gebieterin. Der König lachte über ihre Unerschrockenheit, gieng fort, und schick« te ihr am folgenden Tage eine goldene Taschenuhr zum Geschenk, damit sie, wie ihr der König sagen ließ, immer selbst sehen könnte, wie viel es an der Zeit sey. Straßburg den 19. März. Hier erzählt man sich folgende wunderliche Gerichte : " Für Mirabeau den jüngern wird bereits eine Fahne gemacht, woran lau« ter Edelftauen arbeiten sollen. Conde hat mit seinen 3a bis 40 Generalen den Rheinstrom bereiset. Die Truppen desselben werden auf 200^0 Mann berechnet, und künftige Woche bekommen sie Klei? der, Gewehr und Pulver, worauf sit ohne Pferde und Kanonen dm ^Marsch mttretten werben. Vor ihnen her geht ein Hirtenbrief, welcher alle jene, die den Bürgereid schwören, mit dem Banne belegt, nebst einem Manifeste , worin denjenigen , die sich ergeben , versprochen wird, daß sie nicht mehr zahl«n dürfen. So rückt die Armee in das Elsaß, wo sie keinen Widerstand zu finden glaubt, um alle Festungen zu erobern; und dann geht der Zng gerade nach Paris u. s. nk Italien. .^ ^, Denedig den 27. März. Gessernabenbs haben Se. Maj. der Kaiser, I. M. der König und die Königin von Neapel, der Erzherzog und die Erzherzogin von May« land, der Großherzog und die Großherzogin von Toskana, dann die Erzherzoge Karl und Leopold einem von den Patriziern gegebenen Ball bengewohnet. — Son« tags früh geruheten die hohen Reisenden l»en grossen Rath in Augenschein zu nehmen , und nachmittags einem Oratorium beizuwohnen. Des Abends aber bahrten Höchstdieselben den f. k. außerordentlichen Gesandten bey der Republik, Hrn. Grafen Von Breiner mit einem Besuch, wo «ine besonders prächtige musikalische Akademie aufgeführt wurde; nach welcher sich die allerhöchsten Gäste in das Filarmoni-cische Kassino verfügten. Dieses war nicht nur prächtig beleuchtet, sondern es ließ <5ch auch eine vortrefiiche Instrumental-Musik hören. ^ Montags früh beehrten des Rö» Mgs VON Neapel Majestät , dann die Ercherzoge Karl und Leopold das Rath-Haus mit ihrem Besuch, wo so eben von dem Advokaten Orlandi, Stefani, Gal. lino, und Crämer ein Prozeß abgehandelt würde-, nach welchem mehrere Fabriken das Glück hatten die allerhöchsten Gaste bey sich zn sehen. Abends wurde in dem Kassino Filarmonici abermal eine prächtige Akademie gegeben. Dienstags sollte das grosse Gon-belwettfahren abgehalten werden , welches aber wegen ungünstiger Witterung aufgeschoben werden mußte. Sämtliche Majestäten u-nd Erzherzoge, haben Padua , Ml'.ran , das Arsenal, die Scha'kammer , und was übriqrns sehenswürdig ist, in höchsten Augenschein genommen. Aonstantlnop?l den i. März. Dcr Großherr hat an den PMa von Sku-tari den Befehl erlassen , mit aller Macht und in eigener Person nach Bulgarien zn ziehen, um das Vordringen der Russen zu hindern und Adrianopel zu deckem Der Pascha hat hierauf geantwortet, er wolle dieseii Antrag willig vollziehen, erbitte sich aber dagegen die Statthalterschaft von Rurnclien. Nun vernimmt man, daß wirklich am il. Feb. ein Kapidschi Pascha in Skutari angekommen sey , der drey Firmane des Großsultans überbrachte. Durch den einen wurde dem Bruder des Pascha von Skutari die Statthalterey von Elbasini, durch die andere dessen Neffen die Statthalterey von Hohery übergeben , und durch den dritten wurde der Pascha selbst zum Seraskier von Servim u. Anatolien erhoben , in welcher Eigenschaft er das Kommando eines Heeres von 40,00? Mann haben soll. Zugleich sandte ihm der Großhcrr zoo Beutel, und die Zusage einer gleichen Summe, so bald er in daö Feld rucken würde. Wird alle Dienst -und Freytage nachmittags um 4. Uhr aus dem Platze Nr". «83« in der von Kleinmayttschen Buchhandlung ausgegeben.