^^ ^^ ". Briefe aus Indien. Briefe aus Indien. Von Dr W. Hoffmeister, Arzt im Gttolssc El, König!, Hl'hcil des Prinzen Walde mar uon Preussen. Nach dcsscn uachgclasscucn Vricfcn und Tagebüchern Dr. A. Hoffmcistll. Mit eincr Vorrede von C. Ritter und sieben topographischen Karten. Braunschweig, Druck und Vcvlag v>.'n (George Ncstermann. Vorwort. Nie folgenden Briefe und Nachrichten sind der Nachlaß eines Reisenden in dem fernen Orient, den auf dem höchsten Gipfel des Glücks, das dein für Anschauung Begeisterten und nach Erkenntniß der Natur Forschenden nur zu Theil werden kann, plötzlich der gewaltsame Tod in der Schlacht, den ganz Friedlichen im pstichtgetrcucn Berufe, zur Seite feines Prinzen ereilte, den er durch alle Gefahren der angestrengtesten Neisc, als ärztlicher Gefährte, bis an die Ufer beS Indus auf das Gebiet der Sikhs begleitet hatte. Lcbmsftischc Jugend, wissenschaftliche Vorbildung, größte Empfänglichkeit für eine ganz fremde Welt, uncrmüdete Thätigkeit im raschesten Fluge zur Auffassung der unendlich wechselnden Erscheinungen der mannigfaltigsten und grandiosesten Art in der Natur, wie in den Verhältnissen der menschlichen Gesellschaft, dabei daS regste Bedürfniß, sich in dem frisch Erlebten seinen Freunden in der Heimath schnell mitzutheilen — Alles dieses vereint, bezeichnet den Standpunkt, von dem aus dieser hier veröffentlichte Nachlaß zu betrachten ist. Es sind nur die zerstreuten Blätter eines lebendigen Ganzen, das seine Gestal- VI Vorwort. tung erst nach einer glücklichen Rückkehr hätte gewinnen können. Da diese Hoffnung von Vrüdem und Verwandten schmerzlich aufgegeben werden mußte, schien es diesen der Pietät angemessen, auch die Bruchstücke zu sammeln, um das in ihnen, wenn auch oft nur Angedeutete und Angeregte nicht ganz fruchtlos wieder untergehen zu lassen. Und hierin glauben wir ihnen dankbar beipflichten zu müssen; denn schon die wenigen, zu ihrer Zeit nur rhapsodisch in Flugblättern hie und da veröffentlichten Fragmente, erregten eine allgemeine Theilnahme, die noch durch etwas zusammenhängendere Nachrichten erhöht werden dürfte. Ist auch die Zeit einer flüchtigen Reise viel zu kurz und ungünstig zu gründlichen Forschungen und wissenschaftlichen, tiefgreifenden Erörterungen, weil ein Lebensbild das andere schnell verdrängt, so hat sie dagegen die Vortheile der lebendigsten Auffassung von Verhältnissen, Hauvtformcn und frappanten Gestaltungen in ihren großartigsten Umrissen, Contrasten und ansprechendsten Lcbensmomentcn. Solche Vortheile werden auch in den hier gesammelten Briefen und Papieren nicht vermißt werden, zumal da dieser Nachlaß die See-ncrien aus den berühmtesten, schönsten und grandioseil Ländern des Orients barbietet, durch eine seltene Staffage belebt, welche nur im Gefolge eines Prinzen im Orient hervortreten konnte. Hicdurch ist für die Charakteristik des orientalischen Völkcrlcbcns der Gegenwart am Ganges und Indus, wie auf Ceylon und in den hohen Himalaya-Thälern eine ganz neue Seite der Anschauung gewonnen, da die Briefe Mittheilungen eines der Reisegefährten des erstell deutschen Fürsten enthalten, welcher Ceylon, Vengalen und die Höfe von Oude und Katmandu besuchte. Doch auch die Natur- und Länderkunde geht hierbei nicht leer aus, da ganz neue Bahnen in den bewunderungswürdigen Hochgebirgen des Himalaya-Systems durch den kühnen Muth der Reisenden über Felscnhöhen und Schncegebirgc gebrochen wurden, und da die Productioncn der Thicrwelt wie die des üppigsten Pflanzcnwuchscs in Thälern und Höhen dem Naturbeobachter manchen neuen Stoff und manchen Ueberblick gewährten. Endlich so tragen die vielen charakteristischen, ganz concrct auf- Vorwort. VII gefaßten Züge von Sitten und Gebräuchen des Menschenlebens unter den verschiedensten Naccn, Völkern, Stände«', religiösen und politischen Gemeinschaften, wie Stufen der Civilisation im Orient nicht wenig zu dem stets anziehenden und anregenden Interesse an diesen Mittheilungen bei, durch die man für Vieles andere sich für hinreichend entschädigt halten wird, was man etwa vermissen könnte, da eine solche vollendetere Zuthat durch die zerstörende Hand des Schicksals unmöglich ward. Berlin, den 14. Mrz 1847. C. NMer. Vorwort des Herausgebers. ^?ci der geringen Allzahl ursprünglich deutscher Berichte über Indien und indische Verhältnisse erregte die Reise Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Waldcmar von Preußen in den Orient ein allgemeines Interesse, weil sich zugleich die Hoffnung daran knüpfte, daß die Beobachtungen über die durchreisten, bisher noch gar nicht oder wenig besuchten Gegenden einem großem Publikum zugänglich gemacht werden würden. Einzelne briefliche Mittheilungen des I)r. Hoffmeister, der als Leibarzt den Prinzen begleitete, waren der eigenthümlichen Auf-faffung und lebendigen Darstellung wegen in weitem Kreisen beifällig aufgenommen worden, und gaben zu der Erwartung Anlaß, die kurzen Bruchstücke nach der Rückkehr der Reisenden zu einem Ganzen vereinigt zu sehen. Der Tod des Verfassers vernichtete diese Hoffnung. Es schien daher den Hinterbliebenen Pflicht, den schriftlichen Nachlaß des Verstorbenen, der allerdings nur unter seinen Händen eine gleichmäßig geordnete, wissenschaftliche Form hätte erhalten können, zu sammeln und dein Drück zu übergeben, wozu der Prinz seine Zustimmung zu geben die Gnade hatte. Vorwort. ^ Diese. Entstehung des Buchs hat die Form desselben bedingt. Es enthält die nur für den nächsten Kreis der Verwandten und Freunde geschriebenen Briefe, meistens im Dränge der Geschäfte einer eiligen mühevollen Reise, unter dem beschwerlichen Einflüsse eines tropischen Klima's verfaßt. Dennoch ist nicht nur an ihrem Inhalte nichts geändert, sondern auch ihre ursprüngliche Form beibehalten, weil die Briefform allein die nöthige Freiheit in der Mittheilung und Zusammenstellung des verschiedenartigen Stosses gewährte; nm sind die Lük-kcn, so viel es thunlich war, aus den Tagebüchern ergänzt, manche kürzere Briefe gleichen Inhalts zu einem längeren vereinigt und in chronologische Reihenfolge gestellt, um einen deutlichen Ueberblick der ganzen Reiseroute zu gewähren. Die Bruchstücke der botanischen und zoologischen Notizen, welche sich zerstreut in den hinterlassenen Papieren fanden und nicht wohl in die zusammenhängende Reihe der Briefe einordnen ließen, sind am Ende hinzugefügt. Dies über die Entstehung und Form des Buchs, Ueber den Werth des mitgetheilten Stoffes stand dem Herausgeber kein Urtheil zu; es war ihm deshalb ganz besonders erwünscht, dem Buche das persönliche und beifällige Urtheil des Professors Dr. Earl Ritter als Empfehlung voransetzcn zu dürfen. Für manche der Leser, welche vielleicht der Persönlichkeit des Verfassers, wie sie sich in den Briefen ausspricht, ein näheres Interesse zuwenden, könnte es erwünscht sein, einen kurzen Abriß seines so früh beschlossenen Lebens und seiner wissenschaftlichen Bestrebungen hier zu finden. Werner Hoffmeister war in Braunschweig am 14. März 1819 geboren. Hier lebten seine Eltern bis zum Jahr 1827, wo sein Vater, der bis dahin Prediger der Gemeinde zu St. Pctri gewesen war, als Consistorialrath nach Wolfenbüttcl verseht wurde. Ungetrübt verging die Kinderzeit in den sorglosen Verhältnissen des älterlichcn Hauses bis zum Tode des Vaters im Jahre 1832, dessen schmerzlichen Eindruck der heitere Sinn des Knaben jedoch bald überwand. Es war von früher Jugend an das frische Leben der Natur welches ihn vor allen andern Dingen anzog und beschäftigte. Gern durchstreifte er mit seinen Iugendgenossen die nahegelegenen Berge und X Vorwort. Wälder, um Pflanzen und Insekten zu sammeln, oder er verwandte seine Zeit auf die Pflege und Wartung einer Anzahl der verschiedenartigsten Thiere, mit denen er das Haus und den Hof bevölkerte. Bald warm es Sperlinge oder Meisen, bald ein Paar junge Dohlen oder Eulen vom nahen Kirchthurmc, bald Mäuse und Fledermäuse, die seine Menagerie bildeten. An einer Eule, der durch die Rohheit des Thurmwärters die Vcinc zerbrochen waren, machte er seine ersten chirurgischen Versuche, bei welchen die Leiden des Thieres seine schon damals gefaßte Neigung für den ärztlichen Stand fast erschüttert und wankend gemacht hätten. Bei diesen Beschäftigungen wurde die wissenschaftliche Ausbildung keineswegs vernachlässigt, welche sein fähiger Kopf rasch forderte. Neben den alten Sprachen warm es besonders Mathematik und Geographie, die ihn lebhaft intcressirten; doch blieb die Vorliebe für Naturwissenschaft immer herrschend, und wurde durch die gleiche Neigung eines älteren Bruders und die wissenschaftliche Anweisung eines befreundeten Gehülfen der Ofsicin genährt und befördert. Die fleißige Lektüre von Reiscbcschrcibungcn und häufige Strcifzüge in das nahe Harzgcbirgc erweiterten mit den zunehmenden Jahren dcn Kreis der Anschauungen und erhöhten dcn Wunsch, auch fernere Gegenden und die ihnen eigenthümliche Natur kennen zu lernen. Schon damals konnte es ihn mit Schmerz erfüllen, daß seine Zukunft ihm so wenig Aussicht zur Befriedigung dieses seines sehnlichsten Verlangens zu bieten schien. Während der letzten Schuljahre hatte er sich für das Studium der Medizin entschieden und bezog nach den: Tode der Mutter zur Vorbereitung für die Universität das Collegium Carolinum zu Braunschweig, wo er in stiller Zurückgezogcnheit dcn anatomischen, botanischen und mineralogischen Studien seine Zeit widmete. Im Frühjahr 1839 verließ er Braunschweig, um auf der Universität Berlin seine akademische Laufbahn zu beginnen. Außer dein vorzüglichen Rufe dieser Universität zog ihn dahin die Gelegenheit, dort den Rath und die wissenschaftliche Unterstützung seines Oheims, des Professors Lichten st ein nutzen zu können, dem er vor Allen die Nichtunq seiner Studien verdankte. Er gebrauchte mit demselben Fleiße die Mittel zur Ausbildung, welche ihm die Vorlesungen von Müller, Mitscherlich, Vorwort. XI Kunth und Weiß gewährten, und mit der tiefern Einsicht wuchs seine Liebe zu der gewählten Wissenschaft. Voll Berlin aus bezog er die Universität Bonn, wo sein heiterer, lebensfroher Charakter unter dem Ginstuße des akademischen Lebens in, Kreise zahlreicher Freunde sich in voller Frische und Kraft entwickelte. Mannichfache Reisen, theils in die nähere Umgebung des Rhcinthals, theils nach der Schweiz, Südfrankrcich und Holland gewährten dem fortwährend lebendigen Dränge in's Weite eine vollere Genüge, auch trugen sie durch die fleißige Benutzung der gelehrten Anstalten, Museen, Hospitäler und Kliniken, sowie in Montpellier durch die Bekanntschaft mit Marcel dc Serrcs, Lallcmand und Kuinoltz für die ganze wissenschaftliche Fortbildung eine reiche Frucht. Die ärztlichen Kenntnisse wurden in Bonn durch den akademischen und persönlichen Verkehr mit Nasse, Harleß, v. Ibcll, durch zahlreiche Erperimente und eigene medizinische Praris erweitert und befestigt. In ähnlicher Weise vergingen die letzten Jahre der Studienzeit auf der Berliner Akademie, wohin er Michaelis 1«i1 zurückkehrte; doch wurde sein heiterer Sinn schwer barniedergcdrückt durch den plötzlichen Tod einer jungem Schwester, die er sehr liebte. Aller LcbenS-nmlh schien für eine Zeit lang gebrochen und ein solcher Trübsinn hatte seine Seele ergriffen, daß er von jeder Zerstreuung zurückgezogen und in sich verschlossen fast nur aus Pflicht das begonnene Studium fortsehte. Die medizinische Praris, welche ihn in der Klinik von Busch, sowie in der orthopädischen Anstalt deSDr. Bchrendt beschäftigte, war wenig zur Wiedererweckung der früheren Heiterkeit geeignet; doch wurde sie mit großem Fleiß und mannichfacher Aufopferung getrieben. Daneben widmete er einen großen Theil seiner Zeit einer naturwissenschaftlichen Arbeit über die Negenwürmcr, welche er Behufs seiner Doktordisputation begann und später in einer eigenen, im Druck erschienenen Schrift weiter ausführte. Die Vorlesungen von Schönlein, Wagner und Heckcr, gaben der Liebe zur Wissenschaft wieder eine neue Kraft und vollendeten seine akademische Vorbereitung. Mit einer tüchtigen Vorbildung zum ärztlichen Stande und einem reichen Schatze naturwissenschaftlicher Kenntnisse ausgestattet, verließ cr nach erlangter Doktorwürde die Universität Berlin im Herbste 1843, XII Vorwort. um London und Paris zu besuchen. In London blieb er drei Monat, dic cr nicht bloß zur Förderung der wissenschaftlichen Bildung benutzte, sondern zugleich auch nach Gelegenheit suchte, als Schiffsarzt nach Indien zu gehen. Er fand keinen Platz, der seinen Wünschen entsprach; auch der Plan, von Paris aus als Aufseher und Arzt einer Kolonie nach Malacca zu gehen, der fast zur Reife gediehen war, scheiterte. Unmuthig und niedergeschlagen kehrte er in das Vaterland zurück. Da zeigte sich ihm das Glück, von dem er sich ganz verlassen glaubte, unerwartet günstig. Seine Königl. Hoheit, der Prinz Walde-mar von Preußen, bereitete sich zu seiner Reise in den Orient vor. Der Dr. H o ffm cistcr wurde durch Humboldt, Schönlein und Lichten-stein als arztlicher Begleiter empfohlen und von Sr. Königl. Hoheit angenommen. In dieser ebenso ehrenvollen als erfreulichen Stellung wurde ihm die reichste Erfüllung des von Jugend auf genährten Wunsches zu Theil. Seine vielseitige Vorbildung, dic jugendliche Frische des Gemüths und der kraftige Körper schienen dm günstigsten Ersolg für den Nutzen seiner Reise zu verbürgen. So verließ er mit den ftohesten Aussichten auf die nächste und spätere Zukunft sein Vaterland, um in einem fernen Wcltthcil nach glücklich überwundenen Schwierigkeiten und Gefahren der langen Reise ein frühes Grab zu finden. Berlin, den 7. April 1847. Vr. H. Hoffmeister. Erster Dries. Abreise vou Tnest. Nucona, — Kirche, des h. Nyriacns, — Insel Corfu. — Newol?ner der. selben, — l^»ss äel «lud, -^ Herzog von Cambridge.— Gcbirgspcntie, — Abreise,— Meerbusen von Patra««, - PatraS, — Kastell, — Kaffeehaus. — Korinth. - Äfroierintb, — Nl'fabrt von Kechrie«!. ^ Athen, — ?lkrovolis. — Beschreibung dcr Stadt Athen. — Der griechisch« Hofstaat, — Ländliche Feste. — Der Markt in 'Athen, — Museum, — Dorf Knlaki, — Nnmphengrone. — Botanischer Gar» ten, — Abreise, Athen am 21, Scftt, 1844, Es scheint, als ob sich Alles vereinigen sollte, diese Reise zu einer der angenehmsten zu machen. Das Wetter ist unvergleichlich sckön, dic Sonne und der Mond wechseln mit immer gleich heiterem Scheine; das Mccr ist glatt wie ein Spiegel, dunkel-safthirblau, die Hitze nicht übermäßig, die Gesellschaft äußerst liebenswürdig; kurz, es ist Alles, wie man es sich nur wünschen kann. Von Trieft segelten wir am 16. September Nachmittags ab, und kamen am andem Morgen um 8 Nhr bei Ancona an, wohin uns der Konsul, ein schwächlicher, kleiner Mann, abholte. Unter seiner Leitung besahen wir Alles, was irgend Merkwürdiges in dieser kleinen, schmutzigen Stadt vorhanden ist. Das Meer, dessen Ufer ich gcrn besucht hätte, lag blau und krystallhell zu unseren Füßen, und die schmutzigen, weißen Hauser sahen mit ihren flachen, gekalkten Dächern von Hohlziegeln ganz nett und erträglich von oben aus. Wir sahen darauf die Kirche des heiligen Cyriacus, die aus den Trümmern eines Venustempels gebaut sein soll. Sie sieht von außen fast wie ein venetianisches Bauwerk aus mit vielen kleinen, von Löwen getragenen Säulen am Hauptthore und vielen bunten Mcmnorver-zicrungen in grauem Kalkstein. Im Innern ist sie ganz und gar, Hoffmeister. Ändw.. 1 2 Aucoini, Corfu, wie ich mir die maurischen Moscheen denke, mit breit gewölbten Decken von buntem Tuche. Die vielen Monumente und Antiquitäten, welche sie enthält, haben kein besonderes Interesse. Nachdem wir in einem schmutzigen Gasthausc, dem erstell der Stadt, ein erträgliches Mittagsbrod eingenommen hatten, durchstreiften wir einige Straßen der Stadt, die von schmutzigen und zerlumpten Leuten wimmelten, und bestiegen bald wieder das Dampfschiff, welches uns von Ancona nun der istrischen Küste entlang führte. Die Ufer blieben biö Corfu beständig im Gesicht, wurden aber noch trockener und dürrer wie bei Ancona und Trieft. Olivcmväldcr mit Bäumen von bedeutendem Alter und unglaublicher Dicke und Wein waren die einzigen Spuren der Kultur, die man mit Hülfe des Fernrohrs auf den nackten Kalkfelscn entdecken konnte. Hin und wieder zeigte sich auch ein Haufen kleiner weißer Häuser von Kalkstein oder ein rauchender Kamin; kein Mensch war zu sehen, keine andere Spur von Leben. Endlich erschien die Insel Corcyra, jetzt Corfu genannt, zur Rechten von ihr die Insel Fano, auf der die Nymphe Calypso gehaust haben soll, und die Felsen der Cyclopen. Diese sind indessen rund um Corfu nicht selten, und wenigstens ein Dutzend »nacht Ansprüche auf Aechtheit. Welch reizender Anblick, endlich einmal eine grüne Insel vor sich zu haben! Auch die gegenüberliegenden hohen albanesischcn Ufer sahen hier malerischer und frischer aus. Ueber ihnen thül'men sich die kcraunischen Berge gegen 7U00' hoch auf. Als Gegensatz zu ihnen sieht man auf der Insel selbst den hohen San Salvador (gegen AM^ hoch). Die Stadt Corfu sieht freundlich und hell aus; bunte Flaggen und eine Menge Fischer und Matrosen, Griechen und Türken in allen möglichen bunten Trachten, meistens aber ganz weiß, oder mit rothen und blauen Jacken und weißen Fustancllcn erfüllen den Hafen. Oben über der Stadt ragt das Kastell hervor; eben so mächtig sind die Festungswerke auf der nahe liegenden Insel Vido, von wo die Engländer, in deren Besitz die Stadt ist, den Hafen beherrschen. Endlich kam die ersehnte Erlaubniß, das Land zu betreten. Um 3 Uhr Nachmittags holte uns eine zierliche, mit Leinen überzogene Barke vom Schiffe ab und sehte uns im Haftn ans Land. Welches Ge- Corfu. » dränge am Kai, welche Masse fremder, wilbblickender Gesichter! Rechts eine große Niederlage von Melonen, Kaktusfrüchten und Trauben; links das schmutzige Gesunbheits-Untersuchungsbüreau, über dessen Thür '^c^ov ««T-«^^^ geschrieben stand. Auffallend ist unter den sonncvrrbrannten Gesichtern mit zerrissener, ehemals weißer griechischer Tracht die große Menge von griechischen Priestern, ganz schwarz, mit viereckiger hoher Mütze. Die Inselbewohner zeichnen sich meist noch durch bunte Farbe in der Tracht und durch ihre blauen Sackhosm aus, die ich mit keinem anderen Ausdrucke zu bezeichnen weiß, da mir der griechische Name fehlt. Sie bestehen nämlich aus einem großen faltigen Sacke, in dem an jeder Seite für die Füße ein Loch geschnitten ist. Dagegen tragen die Palikaren von Morca die weiße Fustanelle, einen kaum über die Knie reichenden, in unzählige Falten zusammengelegten Rock von Baumwollcnzeug, dazu die sehr künstlich ausgenäheten, an der Wade zugehakten Skalze von rothen, Tuche oder rothem Saffian, eine Art Gamaschen, die unter dem Knie anfangen und über dein Spanne aufhören. Alle Griechen tragen den rochen Feß mit blauer oder sil< berner Troddel, eine Kopfbedeckung, die mir bei der furchtbaren Sonnengluth unbegreiflich unzweckmäßig vorkommt. Prachtvoll ist bei den Vornehmen die rothe oder blaue Jacke ohne Acrmcl, mit Gold oder Silber gestickt; die Aermel sind ein besonderes Stück und lassen die ganze Innenseite des Armes offen, aus der ein sehr weißer Hcmds-ärmel hervorbauscht. Der Leibgurte! ist sehr breit und mit Stickerei von Gold- und Silbcrfäden schön verziert. Solcher Leute trafen wir jedoch in Corfu nur wenige; dir meisten sahen dort recht zerrissen und schmutzig aus, die zahllosen Priester ausgenommen, auf deren schwarzen oder dunkelblauen Talaren man vermuthlich den Schmutz nicht bemerkte. Der breite schwarze Backen- und Kinnbart scheint hier vor Allem die Befähigung zum Priesteramt zu geben; ich kann sonst nicht begreifen, wie Leute mit solchen Sftitzbubengcsichtcrn Geistliche sein können. Bei den unteren Volksklassru fiel mir die dunkelbraune Färbung der Haut sehr auf, welche wohl weniger von der Sitte, halb nackt zu gehen, herkommt, als vom maurischen oder Zigcunerblute. Die meisten unter diesen Leuten waren sehr häßlich, besonders aber die fast dunkeltasta- H Corfu. nienbraunm Höker, welche Kaktusftüchte, Auberginen, Iujuben und Liebesäpfel feil boten, mit ihrem halb geschorenen Kopfe, an welchem dcr übrig gelassene Haarschopf hinten in cinen Zopf gebunden war. 3lus dem Wege zum Gasthause, zu dem wir durch enge Gäß-chen voll Gestank und Unrath uns fuhren ließen, wurden wir von Bettlern aller Art angefallen. Ein Haus eben so schmutzig von außen als die übrigen wurde uns als Gasthof bezeichnet. Auf den Stufen der Hausthür lag cm schmutziger Mohr, dcv nut fünf andern lumpigen Kerlen Würfel spielte, rundum zerstreut die abgenagten Schalen dcr Wasserincloncn, die ihnen zum Frühstück gedient hatten. Mit Mühe drängten wir uns durch und krochen eine steile hölzerne Treppe hinauf, die von Schmutz klebte. Die ganze Gesellschaft war darin einig, daß wir das falsche Haus getroffen hätten, und daß dieser Stall unmöglich ein in allen Reisehandbüchern als vortrefflich geschildertes Gasthaus vom ersten Nange sein könnte. Die Führer wurden also gezwungen, umzukehren, um ein anderes Gasthaus, welches außer diesem eristirm sollte, aufzusuchen. Kaum waren wir jedoch wieder bei dcr Thür angelangt, als uns die ganze Gesellschaft unserer freundlichen Engländer entgegenkam, ein sicheres Zeichen, daß unsere Führer uns richtig grleitet hatten. Es wurden einige Worte gewechselt, unter denen auch das Wörtchen äirt/ (schmutzig) nicht selten vorkam. Dieses hatte unglücklicher Weise dcr eben eintretende Wirth, ein halb-civilisirter Albanese, aufgefaßt und verstanden, der sich nun in eine Fluth von Verwünschungen ergoß, die mit den wüthendsten Blicken begleitet waren. Das würfelspielende Publikum und viele andere Leute, denen solches Schauspiel höchst erwünscht zu sein schien, versammelten sich, und wir mußten eilen fortzukommen. Das andere Wirthshaus hatte ganz freundliche Zimmer; man schlug uns aber nut der Nachricht zu Boden, daß nur auf Wochen oder Monate vermiethet würde. Es blieb uns also nichts übrig, als den Rückweg durch das versammelte kritisircndc Corfu anzutreten. Dieser Schritt wurde endlich gethan, und da fand sich erstens, daß die Zimmer des Gasthauses viel besser waren, als wir geglaubt hatten; zweitens aber, daß dcr Wirth aus Malice, weil wir nicht wie die Engländer die Nacht dazubleiben Lust Corfu. 5 hatten, sondern an Bord zu schlafen gedachten, un5 nichts zu essen geben wollte. Ein paar im Voraus gezahlte Geldstücke machten ihn indessen sanftmüthig und er versprach, daß ein gutes Mittagscssen in der Zeit von zwei Stunden fertig sein sollte; dieser Zeitraum wurde bis auf eine Stunde abgehandelt; denn länger wollten sich unsere Magen nicht gedulden. Bis dahin suchten wir 'dieselben durch ein Gemisch von Kaffeesatz und Wasser im <^aA üsi (And hinzuhalten, welches unter einer prächtigen Säulenhalle liegt, die fast den ganzen schönen Platz in der Mitte der Stadt umgiebt. Verschmitzt aussehende schwarzäugige Knaben, von denen einige einen gefangenen Vogel auf gräßliche Weise marterten, andere einen blödsinnigen Krüppel die Krücken wegrissen, spielten um uns her. Der prächtige mit Ailan-thus-Vaumen bepflanzte Platz lag vor uns; links von ihm erhob sich das luftige Palais eines Engländers mit weitem Portikus und zwei schönen Thoren, davor ein Springbrunnen, dessen Bassin die Bildsäule eines gefeierten Engländers umgab. Rechts dehnt sich ein weiter Akazienhain, in dessen Mitte die Bildsäule des Generals Schuleuburg steht, der unter den Vmetiancm im Jahre 1716 die Türken sechsmal von der Festung zurückschlug; und endlich hoch über dem Platze strahlt die Festung mit ihrem Leuchtthurmc auf der Spitze. Da wir noch Zeit hatten, suchten wir die schönsten Punkte um den Platz und dessen Umgebung auf. Die Kunst, d. h. die Engländer haben viel zur Verschönerung der reizend gelegenen Stadt gethan; besonders schön nahm sie sich aber von oben gesehen aus, vom Fuße des Kastells, den wir erstiegen hatten. Eine Einladung zum Diner bei dein Herzoge von Cambridge, dem zeitweiligen Commandanten der Stadt, setzte uns über die Noth^ wenbigkcit hinweg, zu unserm Wirthshause zurückzukehren. Dem Diner folgte ein Epatzirnitt, bei dem ich leider durch die erste Produktion meiner Reitkunst so sehr in Anspruch genommen wurde, daß ich von dem köstlichen Olivmwaldc und der prächtigen Abcndröthc wenig zu sehen bekam; und hätten wir nicht beim Rückwege das Tempo ermäßigt, so möchte ich wohl wenig Erinneruug von diesem schönen Abend behalten haben. So bewahre ich doch wenigstens ein a Corfu. mattes, aber freundliches Bild von dem schönen, eichenartigen Wüchse bcr Oelbäume, von den halbnackten Hirten und den bunten Ziegcn-heerden in dein dichtm Schatten dieses Waldes und von der prachtvollen Durchsicht auf das blaue Meer, in w.elchem sich eben die untergehende Sonne begräbt. Spät erst fuhren wir beim Mondschein über das spiegelglatte Meer, von den zwölf Gondoliercn des HerzogS gerudert, zum Dampfschiffe zurück. Um fünf Uhr Morgens deö 19. Septembers war eine neue Ausflucht, die sich über den gebirgigen Theil der Insel Corcyra und die interessanten Ruinen derselben erstrecken sollte, verabredet; leider aber konnte man über die wohlerhaltenen Neste einer alten Stadt, Namens Calliope, wovon alle Handbücher der Engländer voll waren, nirgend bei den Gelehrten der Stadt Corfu Auskunft erhalten. Niemand kannte den Namen, und ich erfuhr erst später, daß er durch eincn Druckfehler aus Cas-siopc entstanden war, welches der alte Name von Corcyra ist. Die antike Stadt liegt weiter östlich und zeigt noch durch zahlreiche Nui-ncn ihre ehemalige Größe. Um halb sechs waren wir schon auf dem Lande und in den Sätteln. Zunächst durchstreiften wir die, malerische Umgebung der Stadt, in der sich schon einzelne Palinbäume zeigten, sahen zwei schr hübsche Dörfer, von dcnen das eine, Potamo genannt, sehr belebt war; die Häuser bestehen aber überall nur aus vier Mauern ohne Fenster mit einem flachen Dache. Der Schmutz innerhalb derselben war schrecklich anzusehen; doch gehen die Leute in ihrem Anzüge noch erträglich reinlich, namentlich die Frauen, die eine ganz besondere Art sich zu kleiden haben und nicht wie die übrigen Griechinnen den Kopf mit dem Fcsse bedecken. Nun ging der Ritt ohne Weg und Steg, steile Verge in die Höhr, übcr Gräben und Hecken, immer nach den höchsten Punkten hm. Oben bei einer Hütte angelangt, dcrm Bewohner großen Schrecken verriethen und wahrscheinlich nie Pferde auf ihrem steilen Felsen gesehen batten, ließm wir uns von einer Frau Trauben geben, die wir mit gutem Appetit verzehrten, während die ganze Bewohnerschaft die traubenessenden Reiter anstaunte. Zeichen mußten statt der Sprache dienen, da wir keinen Dolmetscher bei uns hatten. Nun ssorfu. ? ging es wieder im Galopp über cm altes Flußbett, voll von Steinen und Kieseln, bis wir eine neue felsige Anhöhe zu erklimmen fanden. Dic Pferde kletterten wie die Ziegen. Bei den Ruinen cincs Landhauses, srhr malerisch zwischen Oclbäumen gelegen, »nachten wir Halt; ein paar schön gewachsene, festlich geschmückte junge Griechen fanden sich ein, um die Pferde zu halten. .Ich benutzte die Gelegenheit, die schönen Leute mit edlen und stolzen Gesichtözügen zu skizzircn. Der eine trug ein ganz weißes Kostüm, nur die Beinbedeckung war von scharlacbrothcm Tuche mit Silberschnüren und der Gürtel ebenfalls von rothem Sammt, durch und durch mit Gold gestickt; der letztere enthielt ein Paar mit Silber ausgelegte Pistolen mit langen schmalen Griffen nebst einem langen und einem kürzern Dolche. Das Zeichnen machte ihnen viel Vergnügen, denn sie schienen sehr eitel auf ihre Schönheit und ihren Putz zu sein. So schön der dichte und riesenhafte hohe Olivenwald hier auch wirb, so ist doch die Vegetation im Allgemeinen schon recht verdorrt; ein paar Cyclamen und die 8c>ui1In, m^i-itima mit langem blätterlosen Stengel waren die einzigen blühenden Gewächse; auch Insekten giebt cs nur wenig; ich sah nur einige Käfer (.VwucnuL) im Miste, Hornissen und ein paar weiße Schmetterlinge. Die Leute führm im Ganzen ein träges Leben; denn dieser Olivenwald bringt ihnen ohne große Anstrengung genug zum Leben ein; niemand denkt daran, junge Pflanzungen zu inachen, und die Felder bei den Dörfern werden weder gedüngt noch geackert. Wie vor hundert Jahren bringt auch noch heute jeder Baum seinen regelmäßigen Ertrag und dic Rebe wächst von selbst; nur in der Nähe der Stadt, wo der Boden sehr fruchtbar ist, waren Maisfeldcr und Gemüsebau zu sehn, und zwar weit mehr als es im übrigen Griechenland der Fall ist. Nie hätte ich geglaubt, daß der Oclbaum, wenn er die Höhe der Eiche erreicht, sich so malerisch ausnehmcn könnte; die Stämme sind gewöhnlich voll von Löchern und Höhlen, aber von bedeutender Ticke und mit schöner Krone; köstlich ist der Schatten, den man in der Mittagshihc auf dem Kamme des Gebirges hinreitcnd unter ihrem Laubdachc genießt. So langten wir auf Wegen, die ich zu Fuße nicht hätte passircn mögen, endlich wieder in der Nähe der Stadt 8 ssorfu. Pat ras. an, nicht wenig ermüdet, aber noch von dcr Erinnerung der schönen Aussichten in die meemmspülten Bergrcihen belebt. Da ich noch einige Cinkäufc machen wollte, war mir die Erlaubniß, bei der Besichtigung der Festungswerke dcr gegenüberliegenden Insel Vido zurückbleiben zu dürfen, sehr erwünscht. Einige Minuten später war ich wieder auf dein Dampfschiffe, und bald kam auch die Gondel des Herzogs von der Insel Vido zurückgcrudcrt, und gab das Zeichen zur Abfahrt, die auch sogleich erfolgte. Unsero englische Reisegesellschaft fanden wir schon versammelt und die Erlebnisse wurden- ausgetauscht. Gegen 4 Uhr nahmen wir unser Mittagsmahl zusammen ein, wobei die drückende Hitze in der Kajüte diesmal nicht wenig lästig wurde; dazu hatte sich nach dein Essen ein fthr imbe-qucmcr warmer Wind eingestellt, durch dcn das Schiff heftig an zu schwanken fing, so baß bei vielen Passagieren gegen Abend die Seekrankheit auobrach. Die Nächte waren in unserer Koje unerträglich, die Hitze stieg darin bis auf 28"; ich nahm deshalb meinen Marinaro zu Hülfe und schlief auf dein Verdeck, bis dcr start nässende Morgenthau mich wieder in die Koje zurücktrieb. -— Wir waren indessen in den Busen von Patras eingelaufen und fuhren nun bald an der Küste von Livadien, bald näher an der Küste von Morea hinunter. Viele Dörfer wurden uns an dcn kahlen, oder mit Mecr-sichtcn und Tamarisken bewachsenen Bergen gezeigt, wo sonst berühmte Städte lagen; doch will ich nicht mit deren Aufzählung ermüden. Wirklich schön Präsentitte sich kcins. Um neun Uhr wendete sich das Schiff und wir stiegen bei Patras, der ersten griechischen Stadt, an's Land. Dies 1st ächter klassischer Boden. Wenn man es nicht wüßte, so müßten es die mächtigen Trümmer, die weit in's Meer hinein den Hafen umgeben, und die ernsten feierlichen Gesichter der am Ufer ausgestreckt liegenden Soldaten sagen. Einen weiten Platz, umgeben mit kleinen steinernen Gebäuden, durchwanderten wir, ehe wir in die wirkliche Stadt kamen. Alles wimmelte hier von regen thätigen Menschen; einige derselben wälzten Fässer, andere nagelten Kisten zu; hier arbeitete cm fleißiger Schuhmacher vor seiner Thür, dort ein Schneider mit wenigstens einem Dutzend Gesellen; hier hat man gar angefangen, einen Kanal mitten durch die Straße zu graben und eine Patras. v Menge Pflasterer arbeiten an dem neuen Marktplätze: kurz eine Geschäftigkeit herrscht hier, wic sie in andern großen Städten Griechenlands nicht wieder angetroffen wird. Die Stadt ist ganz neu; von der alten, die weiter westlich und nach Art der alten Hafenstädte Griechenlands weiter vom Meere entfernt lag, sind nur noch Trümmerhaufen sichtbar; NlleS ist durch die Türken gräßlich verwüstet. Mit großem Eifer wirb jetzt an der neu sich erhebenden Stadt gearbeitet, selbst lange Säulengängc sind schon auf Kosten der Regierung gebaut worden, um die zukünftigen Straßen zu bezeichnen, obgleich in ihrem Schatten noch keine Boutiquen ober Wohnhäuser entstanden sind. Weiter nach dem Berge zu verwandeln sich freilich die Häuser in unreinliche Ställe, und unter den sauber gekleideten Männern liefen schmutzige Krüppel und ganz nackte Zigeu-ncrlmb.en umher; hie und da sah man auch ein paar alte Weiber mit wirrem Haar sich durch den Schmutz schleppen, der in den Straßen herrscht, denn die schönen Quellen, welche oben am Berge entspringen, verwandeln sich bei der große,: Hitze, da ihnen niemand ein Bett gräbt, in einen stinkenden Sumpf, ehe sie die Mitte der Stadt erreichen, während sic als fröhliche Bäche mit Vegetation umgeben sich ins Meer ergießen könnten. An den von Schweinen durchwühlten Morast schließt sich gleich der dürre, blatt- und graslosc Staubbodcn an. Als wir die Hälfte des Berges, auf dem das prächtig erhaltene Kastell sich erhebt, erstiegen hatten, sahen wir wiederum, wic die schönen Quellen schrecklich gemißbraucht wurden. Man wollte nämlich ein Haus bauen; dazu war nichts nöthig, als den Trümmerboden etwas umzuhacken und einen Kanal von der Quelle hineinzu-leiten. In diesen Sumpf wurde dann Stroh und trocknes Gras gestreut, um die Steine zu bereiten, die an Ort und Stelle gleich verbaut werden. Auf der Spitze des Berges mußten wir uns dmch große Trümmerhaufen einen Weg zu dem halbzerstörten venc-ttamschcn Kastell bahnen. Eine kleine eiserne Thür war nur angelehnt; wir drangen ein und fanden hier eine starke Abtheilung von - griechischen Soldaten auf das Malerischste gruppirt. Es giebt wirklich nichts Netteres, als diese schöne griechische Tracht. Die Jacken zo PatraS. waren hellblau mit Silber, die Skalzc von demselben blauen Zeuge, Fustanellen und Aermel weit und weiß; ein breiter Säbel, viele Pistolen, ein sehr langes Gewehr und der rothe Fcß auf dem Kopfe vollendete ihr kriegerisches Aussehen. Zum Theil faßen sie auf einer halb zerfallenen Treppe,, das Gewehr im Arm; eine andere Gruppe spielte Karten unter einem Feigenbäume auf den Trümmern eines marmornen Vrunncnrandes; andere waren beschäftigt, die Maulthiere, welche Proviant brachten, abzuladen. Ein Kapitain von riesenhafter Größe, mit furchtbarem, schwarzen Schnurrbarte und vielen Denkmünzen an der Jacke, ging umher und las brummend aus einem schmutzigen Papiere die Namen ab. Wir bestiegen den Thurm und sahen bald den schwarzbärtigen Kapitain mit seiner Kompagnie in eiligem Marsche durch das Trümmerfeld hindurchziehen; ein reizender Anblick. Tiefer unten lag die Stadt in schöner Unordnung, rundum die Berge von rothem Kalkstein, gegenüber Albanien und in der Mitte der blaue Meerbusen, voll von Segeln. Nachdem wir uns an der schönen Aussicht gelabt hatten, gingen wir zu einem andern Thor der Festung hinein und fanden hier den Ursprung der Quelle, welcher mit schönem, frischen Grün umgeben war. Besonders erquickend war der Anblick einer ungeheuer großen Platane, der einzigen, die die Türken stehen gelassen haben, weil sie ihnen diente, die Griechen daran aufzuhängen. Dicht am Brunnen fanden wir ein kleines Haus zwischen Bäumen, ein Plätzchen gar zu einladend, um sich nicht gern dort niederzulassen. Die Bewohner des Häuschens brachten schnell Stühle und Tische ganz unaufgefordert, holten frisches Wasser und boten uns Weintrauben, nur um das Vergnügen, uns anzusehen, genießen zu können. Das Kastell mit der Platane wurde bald zum Gegenstand des Skizzirens genommen.- Nun kamen von verschiedenen Seiten neugierig die Leute herzu, lauter wunderhübsche Gesichter, ehrlich ohne den spitzbübischen Ausdruck, sonnenverbrannt, aber reinlich; vor allen zogen zwei wunderschöne 10—11jährige Jungen meine Aufmerksamkeit auf sich; ich zeichnete den einen; er stand ehrbar still, unbewußt, was ich mit ihm anfangen würde. Männer, die sich hrrzugedrängt hatten, um mir über die Schulter zuzusehen, fingen an das Ding zu merken, und als PatraS. 11 sie endlich die Aehnlichfeit entdeckten, riefen sie einmal über daö a>v> derc: Ka-Xo^! «a^ov! und nun wollte ein jeder gezeichnet sein; jeder drängte sich anf den Platz, wo der Knabe gestanden hatte, schlug sich auf die Brust und bcmonsttirtc mit ungeheurer Lebendigkeit, sich in die beste Positur setzend und die Kleider zurecht rückend. Es war ein wunderhübsches Schauspiel. Einem der feinsten unter ihnen, der die besten Kleider hatte, wurde die Ehre zu Theil, abkonterfeit zu werden; und als cr endlich auf dem Papier stand, tonnten sich der Kerl und scinc Nachbaren vor Freude gar nicht lassen; cr sprang bald auf dem einen Beine, bald auf dem andern, knackte mit den Fingern und redete in einem fort; endlich nahm cr Graf Gr. und mich bei Seite und zog uns fast mit Gewalt in seine nicht weit von da befindliche Hütte hinein, holte seine Waffen hervor, zeigte uns seine im Türken-kriegc gewonnenen Münzen, und legte uns seine besten Gürtel und Jacken vor; dann ging er in den kleinen Garten, riß mit beiden Händen Trauben ab, die cr uns anzunehmen zwang, und pflückte außerdem für jeden von uns einen großen Strauß wohlriechender Krauter. Als wir zum Brunnen zmückkamm, fanden wir den alten von Gram und Strapazen gebeugten Konsul dort, der seinen Besuch scbon vorher hatte anmelden lassen. Er sprach wenig, da er nur italienisch und griechisch verstand, und sah bei all unserm Jubel sehr sauertöpfisch aus, während wir uns amüsirtcn, die kleinen braunen Jungen mit den schönen, schwarzen, freundlichen Augen nach Gcldmünzcn springen und Nad schlagen zu lassen. Indeß hatte der Graf Gr. eine Menge der anderen Leute um sich versammelt, denen er Erperimentc mit einem chemischen Feuerzeuge vormachte. Wie sie die Augen aufrissen und den Kopf schüttelten, als der Zunder mit einem Knalle zu brennet, anfing! Einer war so kühn, es selbst versuchen zu wollen; als eS endlich gelang, wurde er von den andern angestaunt und wußte sich selbst vor Freude nicht zu bergen, und alle riefen dazu im Chor ihr «aX°v! «o-X<^! — Während solcher Unterhaltung ging die Zeit unvermerkt hin und wir mußten an den Rückweg nach der Stadt denken. ES fand sich jedoch, daß wir noch ein wcnig Zeit bis zur Abfahrt hatten, die wir dazu nutzten, uns in einem Hause, das ganz unter Korinthen-Wcinlauben verborgen war, H2 Patras. die Korinthmvorräthe zeigen zu laffm. Leider waren die schönen Früchte alle schon zum Trocknen ausgebreitet, und man erklärte uns, wie bei ihrer Zubereitung verfahren würde, ohne uns von den sehr schmackhaften und hochgeschätzten Trauben anbieten zu können. Dann sahen wir dem Unterrichte einer Schaar kleiner Kinder zu, die alle ill einer schmutzigen Hütte auf einem Stücke groben Zeuges an der Erde saßen und von einem alten Manne im Lesen unterrichtet wurde»,. Die Abc-Bücher waren alle anstatt des Einbandes mit dem Nucken in einen Rohrstab eingeklemmt. Die größeren Kinder hatten eine Art Katechismus. Endlich ruhten wir uns noch ein paar Minuten in einem sehr besuchten Kaffc auf dem Marktplätze. Hier wimmelte es von Leuten jedes Ranges und Standes; schmutzige braune Kerle mit weißen Schnunbärten und nothdürftigcr Bedeckung, und feine Dandys mit dichtgcfaltcten, blendend weißen Fustancllen, dicker Goldstickerei auf den rothen Jacken, einem prachtvollen Gürtel, einer ellenlangen Troddel auf dem hohen Feß, roth safsiancnm Schuhen und scharlachner Skalzc. Einer unter ihnen zeichnete sich durch Schönheit, langes Haar und stark geschnürte Taille aus; er war ein Palikare. Die meisten Leute saßen draußen, wie es in Griechenland Mode ist, ohne etwas zu genießen, als etwa ein Glas Wasser, mit den Rosenkränzen spielend. Vor dem Haupteingange saßen zwei Musikanten, die eine abscheuliche Musik aufführten; der eine, ein alter Mann, schraftte auf einer Geige, wozu der andere mit einem Zahnstocher auf einer achtsaitigcn Guitarre kratzte; nur die obere Saite Wurde gegriffen, die andern bloß gekratzt. Im Innern des Kaffc's verkaufte man auch Blutegel, die in großen Flaschen am Fenster hingen. Während ich sie betrachtete, erhob sich vorn ein furchtbarer Lärm; der alte Mann wurde von einem jungem aus dem Stuhl geschoben und der Geige beraubt, und dieser sing nun seinerseits an, seine Kunst zu ftroducircn. Er hatte gesehen, daß der Alte reichlich belohnt war und glaubte als ein größerer Künstler auch auf Belohnung Anspruch machen zu können. Unter einer Art Tusch dieses Musikchors, der mit grunzendem Gesänge begleitet wurde, verließen wir das schöne Kaffe und bald darauf Patras. Die Nacht auf dem Schiffe war schön und mondhell, so Korinth. 13 warm, daß ich es vorzog, im Marinaro auf dem Decke zu schla-fcn. Um 6 Uhr wurde aufgestanden; denn um 4 Uhr sollten wir in Begleitung unserer Engländer nach Kormth auf dein Wege sein. In der Morgendämmerung übersah man schon den alten korinthischen Hafen, daS Ende des Meerbusens, der hier einem Landsee gleicht und an dem jetzt das jämmerliche, Nest Lutraki liegt. Die kahlen Felsen erheben sich zu beiden Seiten an 1000' hoch und leuchten röthlich; die Ufer sind baumlos aber mit grünen Tamarisken und Lentiscussträuchcrn bewachsen. Außer den bestellten Pferden fanden wir noch eine große Menge anderer, die der von Athen unsertwegen abgeschickte Gesandte uns bestimmt hatte. Somit war große Auswahl vorhanden; dennoch bekam ich irrthümlicher Weift statt eines Pferdes ein bescheidenes Maulthirr, welchen Tausch ich indessen trotz der Kette, die statt des Zaumes diente, und trotz des hohen Pferdesattels nicht zu bereuen Ursache hatte. Unsere Karavane, wohl zwanzig Personen stark, bewegte sich im schnellen Trabe über den Ufersand durch die niedrigen grünen Büsche. Immer höher dehnten sich die kahlen Gebirge vor uns aus und in einer halben Stunde lag Akrokorinth vor uns. Die Gegend wurde immer kahler, je näher wir dein Sitze der alten Pracht kamen, bis wir zuletzt uns nur über ganz pstanzen-lecre Stcinfcldcr und Trümmerhaufen bewegtem Traurig und immer trauriger sah die bisher grüne Ebene aus; endlich tauchten melancholisch einige Mauern aus alter Ieit hervor, an die sich fensterlose Baracken anlehnten. Sechs hohe und starke Säulen sind die einzigen Monumente, welche von aller versunkenen Schönheit übrig geblieben sind. Diese weite trümmervolle (5bcne war ehemals mit prachtvollen Straßen und Pallästcn vom Berge der Akrokorinth an bis zum Meere bedeckt: jetzt sieht man nur einige zwanzig erbärmliche Häuser, die auf einem Flecke zusammenstehen; ebensoviel liegen hier und da zerstreut. Von Kultur des Bodms war keine Spur zu entdecken; doch vcrrirthm große Weinfässer, die hier und da in den zerbrochenen Mauern standen, daß Weinbau irgendwo getrieben werde. Wir kamen an dem Amphitheater vorbei; der Professor Noß, der berühmte Altcrthumskenner, uns vom König entgegengeschickt, »nachte darauf aufmerksam, sonst würbe ich in der etwas an der Seite ausgehöhlten 14 Korinth. Niederung eher einen ausgetrockneten Teich erkannt haben, so wenig Spuren vom alten Maucrwerk sind übrig geblieben; nicht einmal die Sitze oder Stufen sind mehr zu erkennen. In dcr Stadt verweilten wir nicht, sondern ritten gleich auf einer alten verfallenen venctiani-schcn Straße, die sich uns hier und da in Bruchstücken früherer Pflasterung zeigte, aber den klimmenden Pferden eher ein Hinderniß war, als zur Erleichterung diente, an dem Verge zur Akrokorinth hinauf. Die Straße geht durch Abgründe und über Felsen und ist oft gefährlich, denn dcr Berg ist sehr hoch und steil. Nach einer Stunde kamen wir am ersten Thore an. Hier ist die Festung noch ziemlich wohl erhalten; es findet sich auch eine Besatzung dort von etwa dreißig Mann. Von diesem Thore aus gingen wir zu Fuße, bald an den Trümmern einer von Marmorsäulmstückm erbauten türkischen Moschee, bald an einem griechischen Leichcnsteinc, bald an einer ve-netianischen Eisterne oder dem Mauerrestc einer christlichen Kapelle still haltend: denn es ist kein Jahrhundert, das nicht hier seine Denkmäler errichtet hätte; sie liegen freilich jetzt alle in Schutt und Trümmern, und die der schönsten Periode sind am tiefsten darunter begraben. Auf der äußersten Spitze setzten wir uns nieder auf ein paar Säulen vom Tempel dcr Aphrodite (es sind nur Stücke, die einem Archäologen wie Professor Roß erfordern) und betrachteten Korinthus Landcscnge, auf beiden Seiten das blaue stille Wasser, tobt ohne alle Schiffe, die beiden großen Prachthäfcn vom alten Korinth. Wie schmal sah die Landenge von oben aus und wie nah erschien der Helikon und dcr Parnaß am gegenüberliegenden Ufer. Auch sie sind jetzt kahle Bergrücken, die einst wunderschön mit Fichten- und Eichenwäldern umkränzt grünten. Schade, daß die crstorbene Vegetation einen so äußerst melancholischen Eindruck hervorbringt; wohin man auch das Auge wendet, die Menschen fehlen, die Bäume fehlen, nur neugierige Engländer sieht man mit Fernröhren nach den Spuren ehemaliger Größe forschen. — Trotz der brennenden Sonnenhitze geht das köstliche Qucllwasser, was in den unterirdischen altgrichischen Wasserleitungen, die selbst die vielen Jahrhunderte dcr Barbarei nicht haben zerstören können, gesammelt wird, niemals hier auf dem glühenden Fclscnschcitel aus. Korinth. 1» Bei der drückendsten Hitze kletterten unsere Thiere wie Kahm die fürchterlichen Wege hinunter und bald fanden wir uns bei einem frugalen Mittagsmahlc im schmutzigen Witthshausc zusammen. Unter vielen andern Dingen war besonders der Wein völlig ungenießbar. Die nachlässige Behandlung desselben während der Gäh-rung würde bald der Anlaß völliger Aerderbniß sein; deshalb setzt man dein Weine, um ihn haltbar zu machen, Fichtennadeln und Harz im Ucbcrfluß zu, so baß er dadurch einen widerlichen, harzigen Nha-barbcrgeschmack bekommt. Nach Stillung des Hungers bestiegen wir wieder die Pferde, um unter der Leitung des Professor Roß das sogmannte Stadion, das große Theater auf Korinthus Landesengc und Poseidon's Fichtenhain in Augenschein zu nehmen. In einer Stunde, die. wir auf ziemlich ebenen Wegen zurücklegten (eine auffallende Erscheinung in Griechenland), erreichten wir die Stelle. Das Theater und die Ruinen eines Tempels liegen ziemlich nahe bei einander. (5s sind riesenhafte Denkmäler antiker Baukunst. Die Steine, welche noch den Umkreis des Theaters bezeichnen, wo einst mit langsam abgemessenem Schritte die Erinnyen wandelten, sind Stücke von 12—14' Länge und 8' Höhe. Daß dennoch ein solches Werk hat zerstört werden können, nnd wie es geschehen, davon geben die ganz nahe dabei liegenden Trümmer eines türkischen Kalkofens die beste Belehrung; ganz so wie auf, der Akropolis die mit Säulcnknaufstücken vermischten Vombcnhälftcn. Poseidon's Fichtenhain besteht nur noch aus einigen höchstens fünfzigjährigen Bäumen; der alte Bestand mag Wohl oft niedergebrannt sein, und die jungen Väuinc verstümmelt man absichtlich, um Harz zur Wcinbereitung von ihnen zu gewinnen Auf der 00U Fuß langen Arena fanden wir noch Mosaik-Stücke und eine Kupfermünze. Nachgrabungen sind weniger gemacht, als man vermuthen sollte. Es finden sich auch noch viele Gräber bei Korinth, von denen wir eins eröffnet sahen. Wir verließen nun die Trümmer des alten Korinth und kamen in einer Stunde vom Theater an den Punkt des korinthischen Meerbusens, wo uns ein anderes Dampfschiff aufnehmen sollte, um uns nach Athm zu führen. Der Abfahrtsort Kcchrics besteht aus einer Reihe niedriger Hütten. Es war aber dort ein Gedränge, was an'ö Unglaubliche grenzte; ganz t6 Athen. Griechenland schien zusammengeströmt zu sein, wie vormals zum Kampfe der Wagen und Gesänge. Aus dem Dampfschiff drängten sich alle in Haufen zusammen, viele noch in große Schaafpelzc gehüllt, um die Hitze zu vermeiden; bald war kein Platz mehr zum Gehen oder Stehen frei, denn Alles lagerte sich auf dem Verdecke familienweise zusammen. Man sah viele elegante Trachten, viel silberne, schwere Säbel und Pistolen, viel festgeschnürte Taillen; aber wemg schöne Gesichter. Der Minister kam, uns abzuholen, und gab uns auf dein Dampfschiffe ein schönes Diner. Endlich trat die Abmdkühlc ein, nach einem so schwülen Tage, unter so vielen dicht zusammengedrängten Menschen ein großes Labsal. Um halb 9 Uhr fuhren wir in den Piräus ein. Leider ward mir der Auftrag, bei dem Gepäcke so lange zu bleiben, bis das Verlaufen der Menschcn-masse erlaubte, es an's Land zu schaffen, wo es die königlichen Wagen sogleich in Empfang nehmen sollten. Das Gepäck war endlich am Lande, allein die versprochenen Wagen fanden sich nicht; so warteten wir bis 10 Uhr, länger zu harren erlaubte die Unsicherheit der Landstraße nicht. Zum Glück bekam man noch für vieles Geld einen Wagen und fuhr nun auf einer ungcebnctm Landstraße den unheimlichen Weg durch einen dunklen Olivenwald hin. Ich war indessen so müde, daß ich trotz dein Vergessen meines Hirschfängers, den ich noch denselben Tag an der Seite getragen hatte, bald fest einschlief, und als wir endlich die Nähe der Stadt erreichten, nur mit Mühe durch den Ruf meines Begleiters: „die Akropolis!" aus dem Schlummer geweckt werden konnte. Viel vermochte man nicht zu erkennen, aber was zu sehen war, wie einzelne Palmen und viele Ruinen, sah traurig und trübe aus; die Straßen eng, die Häuser elende Baracken, viel Unrath und Schutt. Es war 11 Uhr, als ich im Ilowi 6« i'Orieut abstieg. Da ich mich in Folge der Anstrengung und der Hitze des Tages etwas unwohl fühlte, blieb ich am folgenden Tage ziemlich ruhig zu Hause, oder machte doch nur kleinere Partien mit einem Engländer zusammen, z. B. nach dem Iupitcrstempcl, von welchem noch achtzehn ungeheuere Säulen (60^ hoch) stehen. Er liegt dicht hinter dem abgesondert in der Ebene stehenden Hotel; denn der leer gelassene Raum ist bloß Andeutung eines Platzes, der noch Athen. ' n o /3«5/Xcl5c" (8iw c> vl^ii^v») tönte noch lange nach. Hätte ich nicht nach dieser noch drei Landpartien ganz ähnlicher Art mit dem Hofe von Griechenland gemacht, so' würde ich diesen Abend für eine der interessantesten und angenehmsten Erinnerungen der Reise halten. Die Liebenswürdigkeit der Majestäten scheint bei näherer Bekanntschaft zuzunehmen und damit auch der Geschmack, den ich an diesen Festen zu finden anfange. Leider sind sie Schuld, daß ich diesen Brief nicht, wie ich sollte, gehörig bedacht und ausgeschrieben habe. Kein, Augenblick war nur frei; ich habe eine Menge Bekanntschaften gemacht, die Zeit kosten; so bleiben mir nur die nächtlichen Stunden, wenn ich vom langen Reiten, Tanzen und Essen ganz und gar ermüdet bin, übrig, eine Zeit, die man zu Allein andern, nur nicht zum Tagebnch^ oder Bricfschrci-ben gebrauchen kann. Auf dem Dampfschiffe, welches am 30. Sept. von hier über Syra nach Alcrandrien abgeht, werde ich Zeit sindcn, das Fehlende von fünf Tagen nachzuholen. Wenn die Ncisc so fortgeht, so wird meine Stellung eine sehr freundliche und angenehme sein, und von übermäßiger Anstrengung ist nicht die Rede. Man hat uns die Griechen überall als Diebe und Räuber geschildert; ich habe fröhliche, gutmüthige, herzliebc Leute gefunden. So wird es wohl auch in Afrika und Indien gehn und die erwarteten Gefechte mit wilden, mordgierigen Wegelagerern werden wohl nie aufgeführt werden. 22 Nthen. Nachtrag zum ersten Vriefe. Athen, dcu 2«, Sept. Meine Absicht, dm Lykabkttus zu besteigen, wurde heute Morgen zum zweiten Male vereitelt, indem ich zu spät erwachte; denn die schönen gazcnen Vorhänge sind eine herrliche Erfindung gegen die Mücken, allein auch das beste Mittel, die Morgenstunden zu versäumen. Mein erster Gang war zu dem Professor Büros. Er hatte versprochen, mich auf den Fischmarkt zu führen, und wir machten uns sogleich auf den Weg. Der Markt, ein dicht zusammengebauter Haufen von Buden, über deren Dächer nochmals alte Leinwand ausgespannt ist, um die Sonnenhitze möglichst abzuhalten, ist eilt unangenehmer Aufenthalt wegen der Menge schlechten Fleisches und der Legionen von Fliegen, welche die geschlachteten Kälber wie ein schwarzer Ucbcrzug bedecken. Von Früchten findet man besonders Holannin in6lonF6na (Maianxai-«) nebst einer andern Art Solanum deren Früchte sehr lang, dünn und grün gefärbt sind und viel gegessen werden. Kartoffeln waren als Seltenheit da, Weintrauben die Hauptsache. Die Abtheilung der Fifchvcrkäufcr nimmt nur einen kleinen Theil des Marktes ein, und soll erst gegen drei Uhr recht besucht sein; es war noch zu früh, indeß fand sich schon eine recht hübsche Auswahl von Fischen vor. Ich erinnere mich besonders 8pa,ru8 oi^tw-mn» und eine größere Art gesehen zu haben neben Exocoetus evolans, Mullus barbatus, Scorpaena, Squatina und Kaja pastinaca (Trygon pastinaca). Von dort gingm wir in das Museum. Ein kleines reinliches Haus ist durch die naturforschende Gesellschaft, die vom Könige unterstützt wird, dazu gemiethet; in seinem Erdgeschoß befindet sich die mineralogische Sammlung, und dies soll der bedeutendere Theil des ganzen Museums sein. Ich kann allein nach der Masse versteinerter Knochen aus dem Pcnthelikon und einem dem Lykabettus benachbarten Athen. 23 Berge urtheilen. Es sind eine Menge höchst interessanter Ueberrcste, die meisten von Wiederkäuern; ein Unterkiefer schien mir unverkennbar dem Wallroß zuzugchören; Nilpferdknochm erkannte ich ebenfalls. Wie Schade, daß Niemand so viel Interesse an diesen Fragmenten nimmt, sie zu ordnen und zu bestimmen; doch daran ist nicht zu denken, ein Glück noch, baß sie aufbewahrt werden. Der zoologische Theil des Museums ist allerdings nothdürftig bestellt; er umfaßt die Griechenland eigenthümlichen Arten und einige durch Tausch oder als Geschenk erhaltene brasilianische. Sie sind sämmtlich schlecht ausgestopft. Das einzig nmnenswerthe und wirklich seltene Stück dieser Sammlung ist ein gut erhaltenes Erem-- plar der (>ip,-a ^,oF!^rii8 von der wüsten Insel Antimilo (Phyle). Vielleicht konnte es gar eine neue Art sein; denn wer dürfte voraussetzen, daß der Aegagrus von Persien her auf eine abgesonderte Klippe jenseit des ägäischcn Meeres geschleudert sei. Der im Museum befindliche hatte die dreikantigen Hörner der Ziegen; sie waren sehr nach außen gedreht. Die Farbe des Thieres war oberhalb schwarzbraun, die Seiten gelbbraun. Zu Hause angekommen fand ich zu meinem Erstaunen eine abermalige Einladung zu einer Landpartie. Um 11 Uhr ging es fort. Ich kam mit einem Fräulein Kolokotroni und dem Leibarzt Treiber in einen Wagen; doch wollte die Unterhaltung nicht recht fließen, da ich keinen Gegenstand von aushaltendem Interesse zu berühren im Stande war. Wir erreichten nach einer zweistündigen Fahrt ein unbedeutendes Dorf, Kalaki, von dünngesäeten Olivcnwäldern umgeben. Dort fanden wir das Zelt der königlichen Familie von roth und weißen Leinen auf einer dem Winde ziemlich preisgegebenen Anhöhe stehen. Sogleich ging's zu Pferde weiter, und mit großer Ausdauer flog die Kavallerie über ein sehr steiniges Terrain hin. Mein Schimmel war trotz seines schleudernden Galopps ein ausgezeichnetes Pferd. Ueber Hecken und Dom an manchem zerstörten Gehöft vorbei, gelangten wir endlich auf einen steilen Bergpfad hinter del: Hymettus; die Pferde thaten ihr Möglichstes, allein die glatten Thonschiefer-ktippm spotteten jeder Anstrengung, und die Mehrzahl stieg ab, um den Weg zu Fuß durch Terebinthm- und FichtmgcstrüPP zu suchen. 24 Athen. Endlich sahen wir zu unsern Füßen den Feigenbaum, der den Eingang zur Nymphengrotte bezeichnet; doch hatten wir Mühe, in dieselbe einzudringen, besonders waren die Damen, denen die Königin mit gutem Beispiel voranging, in großer Verlegenheit. Mit Hülfe von Stricken und mitgebrachten Leitern gelangten wir endlich hincin; allein so schön auch die Bemerkungen des Pwf. Roß über den ursprünglichen Gebrauch der Höhle waren, daß sie früher den Nymphen als dem Apoll geweiht gewesen, und ungeachtet der schönen Stalaktiten in derselben, vermochte sie nur kurze Zeit das Interesse der Gesellschaft zu fesseln. Die Damen waren schon külmcr als zuvor, auf den Leitern und mit Hülfe der Stricke die steile Wand wieder zu erkliinmcn; denn die Lust sich zu zeigen, überwindet leicht das Vcr-gnügen, einem gelehrten Manne zuzuhören. Der Rückweg, zu dem es anfangs schwer war die Pferde wieder zu erlangen, ging in demselben Tempo vor sich; keine Ruhe wurde ihnen gegönnt, bis wir wieder in Kalaki ankaincn; doch auch jetzt war die Lust zum Spatzicrcnreitcn noch nicht befriedigt und so besuchten wir den Winb-mühlcnberg, auf dem eine Mühle mit zwölfarmigen Flügeln stand. Da aber die Aussicht nicht besonders schön und der Wind lästig war, so kehrten wir bald zum Zelte zurück, in dem uns sodann ein schmackhaftes Mahl vereinte. Ich hatte die Ehre, dem Könige gegenüber zu sitzen und von ihm über Mancherlei befragt zu werden, wobei ich sah, daß nicht bloß die Höflichkeit, mit Jemand von Sachen zu reden, die sein Fach betreffen, sondern wirkliches Interesse für die Wissenschaft der Grund seiner Fragen war. Nach der Mahlzeit vcr^ sammelte sich die ganze Dorfschaft. Ein Mann schlug die große Trommel, ein anderer blies auf einer blechernen Flöte, die große Anstrengung zu erfordern schien. Bald lud der Klang der Musik die tanzlustigen Männer ein, den Chorus zu formiren, und ihre Reihe bewegte sich in Schncckengängen bald schneller, bald langsamer in sehr graziös gemessenem Taktschritt. Dies war die Romaika. Ein anderer Tanz, der von einzelnen oder zwei einander gegenüberstehenden Tänzern ausgeführt wurde, sing langsam an und artete dann aus in ein bacchantisches Stampfen, auf die Knie Fallen und rasches Aufspringen mit schnalzenden: und gellendem Pfeifen begleitet, je wil- Athen. 2« der die Bewegung wurde. Darauf tanzten auch die Weiber, erst für sich, später mischten sich einzelne in die Mäimcncihen, und als wir angesteckt, von der Lust nachzuahmen, wohl nicht ohne Störung in die Reihen eindrangen, kamen noch andere hinzu. Nun drehten wir uns dazwischen bald im Walzer, bald im schottischen Tanz, zu nicht geringer Erheiterung derer, die den antikcw Chorus tanzten. Man suchte die moderne Grazie nachzuahmen, allein die Versuche scheiterten und dienten mehr zur Erheiterung, als daß sie einen klassischen Eindruck gemacht hätten. Die Rückfahrt bei Mondschein, bei der ich dic reizende Mauromichalis und den Grafen G. begleitete, war wunderschön. Gesang und klassische Uebersetzung deutscher Lieder in das Französische trugen nicht wenig zm Erheiterung bei. Am Sonntag Morgen fand ich mich sehr müde in meinem Bette; die Sachen mußten gepackt werden und leider konnte ich deshalb dem feierlichen Gottesdienste nicht beiwohnen. Als am Nach^ mittagc endlich Alles geordnet war, besuchte ich nut Professor Büros den botanischen Garten. Der Ncg dahin führte an einer Wasserleitung entlang, deren Feuchtigkeit den herrlichsten Vaumwuchs möglich machte. Es war besonders die Noii^ ^xoäai-aH, welche hier köstlich gedeiht, in drei Jahren zu einem Baume erwächst und gelbe Fruchtttaubcn trägt. Alle diese Bäume sind aus dein botanischen Garten hierher verpflanzt, dessen Nähe sie verrathen. Vor dem Eingänge fanden wir die Frau des Directors, die uns hineinführte und sehr freundlich Bouquets darbot. Im Garten selbst war eben nicht viel Ausgezeichnetes zu sehen, Vroussonctia, Melia, Ccrcis und Sy-ringa mit der zweiten Blüthe, Nosen und Eostus, außerdem viel Obstbäumc und andere Baumzöglinge. Der Director wohnt in einem türkischen Gebäude, an welchen: die von außen aufsteigende Treppe mit einer Zugbrücke noch an den Pascha erinnert, der hier einst hauste. Die Frau konnte es nicht unterlassen, uns die Fabrikate des Herrn Directors zu zeigen, dessen Hauptbeschäftigung der Garten mcht ist, wie sich leicht aus seiner unendlichen Verwilderung erkennen ließ. Er hat nämlich die schätzenswerthe Entdeckung gemacht, den Abfall aus den Mecrschaumkopfsabritm zu einem eleganten Material zu verarbeiten, welches durch Brennen wasserdicht wirb und dem Ala- 26 Athen. bastcr an Farbe, dem Porzellan an Härte gleichkommt, aber letzteres an Leichtigkeit weit übertrifft. Das schönste Abendrot!) umleuchtetc bei unserer Rückkehr die Akroftolis; alle Berge glänzten in einen« rosenrothcn Lichte. Welch prächtiger Anblick! Als es dunkelte, gewahrten wir die Feuer von Zigeunerhaufm im Blachfeldc. Der Montag ging mit Vorbereitungen zur Abreise hin; nach dem Essen begab ich mich zum Schlosse und fuhr gegen 5 Uhr drin Piräus zu. Das heiterste Abendlicht leuchtete am Parthenon; die weißen Säulentrümmer blickten auf uns herab, als wollten sie uns ein Lebewohl zurufen und erweckten Erinnerungen an die Heimath. Am Hafen fanden wir die uns bekannten Engländer; einige nahmen Abschied, andere fuhren mit uns. Noch manchen Anderen sagten wir ein herzliches Lebewohl, die Barke ruderte fort und sogleich donnerten die Kanonen der im Haftn liegenden Kriegsschiffe ihren Abschiedsgruß. Zweiter Dries. Mahmudie'Kanal. — Der griechische Hof, — Abreise von Athen. — ?lnknnf! in Syra. — Die Quelle auf Sym, — Passagiere des Dampfschiffes. — General VI zl«>zi,r! den »«was!, — Afrikani» sche Küsse. — Alczandrien, — Mosch«. — Kaffeehaus, — Nadel der Klcopatra. — Orientalische Gar!?». — Negyptisches Fort. — Tänic des Ponu'ejus, — Palais des Pascha, — Musikanten. — Abreise nach Cairo anf dein Mahmndie-Kana«. — Dampfschiff auf dem Nil, — Orchester lcsscwcn.— Der Nil und seine Ufer. — Echopfrädcr, — Gesang der Araber, — Nächtliche Nnllmft in Cairo. — »öle! Orient»!, — (5sbelich>P!atz, — äitadellc. — Kasernen. — Neue Moschee. — Aegyptischc Soldaten,— Tiefer Urnnuen, — Menagerie, — Bazar, — FcIlahöse Stiche austheilen sehen. erinnerten, wenn ich sic in die Steinhaufen alter Paüäste hinein-schlüpfen sah. Wunderschön und einzig in seiner Art fand ich dagegen die ganz modern-orientalischen Gärten mit ihren hohen Lauben und Marmor-fontainen, die wir am 4. Oktober besuchten. Wir ritten zuerst durch die Vorstadt, wrlche dem neuen Hafen zunächst liegt, zwischen von Palmen überragten Mauern hin. Alle Palinen prangten mit den schönsten Früchten. Hier und da hörte man das klägliche Knarren eines Sakieh (Schöpfrad), welches gewöhnlich unter dichten Baumschatten am höchsten Punkt des Gartens angelegt ist, um von da aus denselben fortwährend zu bewässern. Süßes Wasser ist ein kostbarer Artikel und trinkbares wird nur durch eine einzige Wasserleitung an die Stadt geliefert; diese tiefen Brunnen geben Brakwasscr, welches zur Bewässerung allenfalls taugt, aber nicht zum Trinken. Wir traten in ein reinliches, hohes, von außen fast europäisch aussehendes Haus ein. Ein langer Vorsaal mit schwarzen und weißen Seckieseln mosaikartig gepflastert, führte gleick in den ersten Hof, der unten mit einer Einfassung von Mesembryantbcmum und dessen Mauer mit Jasmin, Roscu und einer Menge schöner Schlingpflanzen sauber bezogen war. Ein langer Gang, mit Marmorplattcn belegt, ebenfalls mit Mescmbryanthemum eingefaßt, führte zur großen Laube, einem im orientalischen Geschmack aus Holzscknitzwerk zusammenge-scytcn luftigen, großen Gebäude, in dessen Mitte verschiedene Fontamen aus Marmorbecken aufstiegen. Alle Gewächse, welche diese Laube überzogen, waren in voller Blüthe; besonders schön duftete der Jasmin (^«minum 8-^mdac). Hier war der Eingang zum Garten. Alle Gänge desselben waren mit hohen Einfassungen versehen, meist von Rosmarin; Oleander, Orangen- und Pisangbämne bildeten das höhere Bosquet; die Dattelpalmen standen in einer eigenen Abtheilung, auch war der Gemüsegarten abgesondert, worin Mclongcnm, Kürbis- und Gurkcnartcn kultivirt wurden. Da unser Führer hier einen starken Anfall vom kalten Fieber bekam, setzten wir unfern Weg allein fort und wanderten auf die steile Höhe eines Forts zu. Trotzdem, daß die lumpige Besatzung desselben schon von obcn winkte, uns nicht zu nähern, waren wir ill kurzer Zeit oben 3' 36 Alexandria. und genossen einen reizenden Vlick auf die weißen Moscheen zwischen Dattelgarten, auf bcr einen Seite umschlossen von dem mecrähnlichen mareotischen Pfuhl, auf der anderen von der See begrenzt. Kaum aber hatten wir uns auf das Ende einer halbzrrfallmm Brücke niedergelassen, als die Soldateska, durch unser Eindringen in Wuth verseht, herbeikam, und uns zu vertreiben suchte; indessen hatte nur einer den Muth, Hand anzulegen, und zwar nicht an uns, sondern an den lFseljungen; der Stock wurde ihm aber gleich entrissen und nach hartnäckigem Schreien und Heulen in der ohnehin stets wie Gezänk klingenden arabischen Mundart von Seiten der Besatzung, entschloß sich diese uns zu lassen, wo wir waren. Bald traten wir den Rückweg an, um das Monument zu besehen, welches die Säule d gesprengt, mit Fenstern nach innen zu, die indessen der Tiefe wegen nicht viel zur Erhellung des Naums beitrugen. Unten an der Citadelle ist cin kleines Nebengebäude, in dem sich die Menagerie Mehcmcd Ali's befindet. Einige Löwen und Hyänen sind dort in schmutzigen Mannlöchern an zentnerschweren Ketten festgeankert. Gin Serval (^oÜ8 8erva1) war das bedeutendste der vorhandenen Thiere. Aus dem Rückwege besahen wir einen Bazar. Die Vazar-Straßen sind auch wie die andern vier bis fünf Schritte breit, ohne Pflaster, aber meistens mit einem Zclt überspannt, welches die Häuser *) Nach Mmutoli heißt cr dcl Ioscphsbrmmcn, und soll d.is Grab des Patriarchen enthalten. Cairo. 47 oben verbindet und ein magisches Dunkel verbreitet. Die Kaufleute handeln viel mit Eeidmwaaren, die an Ort und Stelle verfertigt werden oder auch von Konstantinoftcl kommen. Man findet dort auch Schneider, die fertige Kleider verkaufen, viele Hcrumträger mit silbernen und vergoldeten Waffen, mit Shawls und Pfeifen (Nargilehs und Tschibuks); dazwischen sitzen schmutzige Knaben, welche mit süßen Mroncn und Granatäpfeln von enormer Größe ausstehn. Der gewöhnliche Anzug eines solchen Knaben besteht nur in einem Hemde von blauem Baumwollenzeugc mit weiten Aermcln, welche mittelst einer Schnur von rother Wolle, die kreuzweise über den Nacken geworfen wird, in die Höhe gehalten werden. Selten tragen Knaben schon den Turban; in der Regel begnügen sie sich mit einem Tarbusch. Die Kaufleute, welche mit Seidellzeug und Pfeifenspitzen handeln, sind meist Türken und tragen sich sehr sauber auf türkische Weise. Ein wohlhabender Araber trägt ein Hemd, zieht weiße Hosen an, und bindet zwei breite seidene Gürtel um. Eine seidene oder baumwollene Jacke mit aufgeschlitzten Acrmeln, oder ein bis ans die Knöchel reichender Schlafrock, gelbe Pantoffeln zum Unter- und rothe zum Ucbcrziehen vollenden sein Kostüm; erstere haben keine Sohlen. Die Frauen der gemeinen Fellahs sieht man hier sehr häufig mit ihren nackten Kindern, die von Schmutz und Fliegen starren; sie handeln mit platten Kuchen, einer Art von zähem ungaren Neißbrod, oder mit Gurken oder süßen Citronen. Sie tragen statt der Kleider ein langes blaues Hemde, das mit einer Kapuze über den Kopf geht. Ein Messinghalter, aus drei auf Draht gezogenen Messingknöpfen bestehend, befestigt an dem Etimzipfel des Heindcs den schwarzen Schleier, der dicht bis an die Nasenwurzel hinaufgezogen wird. Doch findet man sehr viele unter ihnen, selbst junge, die den lästigen Schleier fortlassen und sich begnügen, einen Zipfel des Hemdes in den Mund zu nehmen, und die Fnmden mit einem Auge anzublinzeln. Die Sitte, die Augen mit Kol (.Vutnn. eru^.) schwarzblau und die Nägel mit He»m6 roth zu färben, ist bis in die niedrigste Volksklasse gedrungen. Beim Gange, der etwas schleppend ist, weil sie gewohnt sind auf dem Kopfe zu tragen, pflegen sie die Hände bis in die Höhe des Kopfes zu erheben, nicht allein wohl deshalb, baß die Aermcl 48 Cairo, nicht über die Hände fallen. Die Handflächen sind dabei nach oben gewendet. Diese seltsame Gewohnheit giebt dem Gange etwas Va-lancirendes. Gürtel tragen sie nie; daher erscheint auch die schlankste Gestalt plump, und während das Gesicht auf das Sorgfältigste verhüllt wird, bleibt doch wegen des breiten Schlitzes, den das Hemde auf der Brust hat, ein großer Theil derselben unbedeckt, was häufig äußerst ekelhaft ist. Blaue Beinkleider, von demselben Stoff wie die Hemden, tragen sie durchgängig, aber keine Schuh. Dieses kommt nur vornehmen Frauen zu, die gewohnlich auf den Straßen nur zu Esel und in großer Begleitung erscheinen. Bei ihnen sind die Gewänder meistens weiß, und ein kleiner schwarzer Mantel von steifem Eeidenzruge, den sie um den Kopf und Rücken zichn, sticht auffallend ab. Sie sitzen wie die Männer in einem Sattel mit sehr hohen Bügeln, in welche sie nur nut vieler Mühe gehoben werden können. Großer Lurus wird mit Pferden und schönem Geschirr getrieben. Die Satteldecken sind von Purpursammt durch und durch mit Gold gestickt und mit Goldblechen benagelt; soviel Troddeln nur Platz haben, sind daran angebracht. Fast alle Leute von einigem Ansehen sind Türken, und tragen sich türtisch, jedoch mit Hintansetzung des Turbans, den man in seiner wahren Größe nur selten noch sieht. Die Mehrzahl derselben gehört zur Armee, und trägt weite über das Knie fallende Hosen, eine Art Skalze, eine gestickte Jacke von glänzender Farbe, meist blau oder braun, einen breiten seidenen Gürtel, in welchem mehrere Pistolen stecken, und einen kurzen Säbel in brillanter silberner Scheide. Der rothe Fcß ist überall herrschend. Charakteristisch ist unter der bunten Volksmenge der Kopte mit gelbem, fadem Heuchlcrgcsichte und gewöhnlich in schwarzer Tracht mit schwarzein Turban. Einen weit größern schwarzen Turban tragen die Rcchtsgclehrten, so wie die Ausleger des Koran. Leute, die sich einer besonders heiligen Abkunft erfreuen, tragen den grünen Turban; doch sah ich diese nur in den Moscheen. Am zweiten Tage (den 9. Okt.) gings nach den Khalifengräbern. Wir ritten aus dem Thor, welches dem Mokkatam zunächst gelegen ist, um das Minaret des Kaid Bey, ein Bauwerk aus dem Uten Cairo. 49 Jahrhundert, zu sehen. Man öffnete uns cin großes temftelartiges, halbzcrfallcnes Gebäude uüt einer Kuppel und einem Spitzthurm. Der Stuck der Decke ist abgefallen, die zierliche Malerei verloschen, die Muster der Arabesken über den Seitrnwändcn und den viereckigen Fenstern sind nur noch hie und da zu erkennen. Die aus Bronze gegossenen starken Gitter sind noch wohl erhalten, ebenso die mit Bronze beschlagenen Eingangsthüren, was bei der Trockenheit der Luft nicht zu verwundern ist. Dagegen haben die Parquets der Vorhalle sehr gelitten; sie zeigten nur noch Spuren von einem Machtvollen Mosaikfußboden, aus gelbein und schwarzem Marmor und Alabaster zusammengesetzt. Die eigentliche Grabhalle ist von der Kuppel überwölbt. Hier werden in einem alten Granitblocke die Abdrücke der Füße des Mohamed gezeigt; das Grab selbst ist mit einem vergoldet gewesenen Gitter von Holzschnitzwerk eingeschlossen, welches so enge Oeffnungen hat, daß man kaum in das Innere hineinblicken und den großen Koran auf dem Grabe liegen sehen kann. Die Pracht der ehemaligen Ausnischung der Kuppel erkennt man nur noch aus einzelnen Bruchstücken; übrigens ist das Mauerwerk bis auf einige leicht zu reparirmde Schäden erhalten. Wir ritten von da über das weite Feld der Verwüstung; Hügel von W bis 50' Höhe, ganz aus Topfscherben und Bruchstücken von Wasserkrügen bestehend, Trümmer von Gebäuden aus allen Jahrhunderten lagen überall am Wege zerstreut und zeigten dic Ausdehnung der alten Khalifcnstadt. Bald kamen wir in den Begräb-nißraum, der nur an wenigen Stellen von Mauern eingeschlossen ist. Ueberall ragen Kuppeln von Khalifengrädern und alten Moscheen hervor. Manche sind ganz mit den schönsten, in den Kalkstein gemeißelten Mustern überzogen, als wären sie mit einer zarten Stickerei übenvebt. In eine der berühmtesten, aus dem zwölften Jahrhundert, N1 Nkriikuk genannt, traten wir ein. Da sie so entfernt von der Stadt liegt, war es ziemlich still darin; nur die Kinder der armen Familien, welche in den Seitcnzellcn derselben ihre Wohnung genommen haben, belebten die Näume. Ein weiter, großer Hof/ in der Mitte mit einem Wasserquell unter Bäumen, war von den schönsten Arkaden umgeben, von schlanken Säulen getragen, deren Kapitaler HofsmUlster, Iutit», 4 so ' Kairo. alle mit verschiedenen arabischen Mustern verziert warm. Schön war auch das uralte, ganz grau gewordene Holzgitter mit Resten von Vergoldung. Eine Kuppel fehlte. Dcn dritten Tag (10. Oktbr.) brachten wir mit der Besichtigung der Moscheen m der Stadt selbst hin. Wir sahen dcrm mehrere, als man im Gedächtniß behalten fann; es sind nämlich noch über 80 in baulichem Zustande. Mit allen Ruinen giebt es deren an WO. Die Entree, von einer hohen Kuppel überwölbt, ist gewöhnlich der prachtvollste Theil derselben und enthält das Grabmal dcs Stifters. Die eigentliche Moschee besteht aus großen, offnen Räumen mit prächtigem Portikus rund umher umgeben. In der Mitte ist ein großer viereckiger Platz mit marmornem Fußboden, eingefaßt mit einer hohen, schön verzierten Mauer odcr Säulenhalle; das Gewölbe bildet der freie Himmel. Hier und unter den Säulenhallen wird gcbcter. Welch schöner Platz zur Gottcsvcrehrung, wahrlich viel erhabener und großartiger, als manche gothische Kirche, wo man im Düstern betet. Hier schließt sich das ewig blaue Himmelsgewölbe als Kuppel über die mit zierlichen Stcinschnitzercim verzierten Scitenwändc. In bcrMittc dieses Platzes steht ein schöner Brunnen, gewöhnlich aus Marmor erbaut und überdacht; einige Palmen umgeben das Wasserbecken, an dem jeder Gläubige seinen Durst löschen und seine vorgeschriebenen Waschungen verrichten kann. Unter den Eäulengängcn, wrlchc oft aus sechs bis sieben Reihen der prächtigsten Marmorsäulen bestehen, sind Palmcnmattm ausgebreitet. Die cine Wand, die nach Mekka gerichtet ist, enthält cine Nische von süperber Arbeit, eine Art von Allerheiligstem. Icdcr Mohamedaner zieht beim Eintritt in den Eäulmgang seine Schuhe aus; daß wir es nicht konnten, obwohl wir cs gern gethan hätten, gab oft zu seltsamen Auftritten Anlaß, besonders in dcn stark besuchten Moscheen, wo wir oft nur durch die Energie des Kavasse vor Thätlichkeiten gesichert wurden. Die große Moschcc N1 Gloved lag unserm Hotel zunächst jenseit der bedeckten Straße. Sie hat eincn prachtvollen Eingang, ganz einer riesenhaften Muschelgrotte gleich, mit Hunderten von kleinen Nischen in dem 60' hohcn Portale. Ein ungeheurer bronzener Kronleuchter, wie ein Kasten geformt, hängt an zwei langen Kcttcn stairo. 61 (die dritte war zerrissen) von der enormen Kuppel herab. Turteltauben nisteten barin. Die Kuppel ist mit Holzschnitzwerk sehr künstlich ausgelegt gewesen, von dem noch hie und da Trümmer hangen, an wenigen Stellen mit Gold überzogen. Der offene Platz mit dem Brunnen in der Mitte war bewunderungswürdig schön, die Marinor-fußbödcn wie polirt, weil niemals ein Stiefel ihn betritt; auch wir mußten Strohbabuschcn über die Stiefel ziehen. Die Moschee 1^1 ^awn, welche ganz zerfallen, ist ein Riesenwerk und hat mir den großartigsten Eindruck hinterlassen. Die Por-tici, welche um den ungeheuern innern Namn laufen, sind mindestens HO ^ hoch und werden durch große Mauerbogcn von der schönsten Arbeit, nicht durch Säulen getragen. Hin und wieder, wo der spätere Stuck abgefallen ist, sieht man das ursprüngliche schöne Werk. Auch hier ist etwas von dem vergoldeten Getäfel erhalten, obwohl die Moschee aus dein zehnten Jahrhundert stammt. Einige alte Tafeln von schwarzen» Porphyr sind beim Haupteingange in die Mauer eingesetzt; sie enthalten persische Schriftreste. Wir drangen noch in eine andere, die sich besonderer Heiligkeit erfreut, die Moschee kl ^ximr genannt. Sie umfaßte einen sehr bedeutenden Raum, voll von Nebengebäuden; sogar ein Armenhaus, Schlafkabinctte für die Pilger, Schulstubcn, worin unterrichtet, und Badstuben, worin barbirt wurde, gehören dazu. Es wimmelte in ihr von Gläubigen, die zum Theil an der Erde kauerten und den Koran lasen, den Oberkörper beim Lesen auf und nieder biegend, zum Theil uns zischend und schnalzend verfolgten, indem sie immer auf unsere Füße deuteten und die Gcberde des Echuhausziehens machten. Unser Kavasse schützte uns indessen vor allen Zudringlichen durch Hiebe, die er mit seiner Peitsche reichlich austheilte, und die Diener der Moschee in langen, schwarzen Talaren mit gelben Unterkleidern halfen mit ihren Rohrstäbcn tapfer darcinschlagcn. Am vierten Tage (11. Oktbr.) besuchten wir eine der größten Moscheen, die Hassan-Moschee. Sie steht auf einem freien Platze, wo eben ein Gaukler seine Sprünge machte, von einem großen Kreise jedes Standes und Alters umringt. Die Hauptkunst, welche wir eben sahen, bestand darin, daß einer der Gesellschaft mit einer furchtbaren 82 Cairo. Peitsche um den kahlen Kopf des Hanswurstes, cincs langen, hagern, dunkelbraunen Kerls, knallte. (5s sah gefahrlich aus, aber der Kahlkopf wußte sich so geschickt in die Wendungen der Peitsche hineinzu-beugen, daß er nie berührt wurde. Das Volk belustigte sich außerdem in Schaufelrädern horizontaler und vertikaler Art, in Buden und Zelten, wo vielerlei Spiele gespielt wunden (denn darin sind dic Araber sehr sinnreich); in Kaffccschcnken, die aus nichts weiter als aus einer Reihe von Palmzweigen geflochtener Kasten, wie Hühnerkastcn, bestehen; auf dicse setzen sich die Gäste, trinken aus ganz kleinen Tassen Kaffee und rauchen ihre Wasserpfeifen. Man bekommt auch Schcr-bet, d. h. alle Arten Sirup, wie Maulbecr-, Aprikosen-, Psiaumcn-Siruft in Wasser aufgelöst. Sehr beliebt ist Veilchen-Sirup in dieser Auflösung; mir kam die grünsftanartige Farbe dieses Getränks zuerst sehr verdächtig vor. Die prächtige Moschee nimmt die ganze eine Seite des großen Platzes ein, und ist, wie die meisten andern, strcifcnwcis roth und weiß bemalt, obgleich es mir scheint, als ob dieser Anstrich, der nicht zu den schönen Verzierungen der Fenster paßt, aus der Ieit späteren Ungeschmacks entsprossen sei. Die Thürme sind von Bronze gegossen mit unzähligen kleinen, krausen Vorsprängen und Zierrachen übersäet, deren Muster zu erkennen oft schon viel Mühe erfordert. Ebenso sind die hoehgewölbtcn Portale über den Thüren inwendig mit zahllosen kleinen Nischen verziert, von so zarter tropfsteinartigcr Arbeit, daß man sich nicht satt daran sehen kann. Die Wände sind an 70 ' hoch bis an das Dach, woran ebenfalls kleinen Tropfstein - Nischen, die rund um unter demselben fortlaufen. Der Haupteingang führt zum Grabmal deS Khalifen Hassan; es ist ein großes Kuppel> gewölbe von unermeßlicher Höhe, oben ganz mit dem kleine Nischenwelk verziert, was ich nicht anders als mit dein Namen Tropfstcin-nischcn zu bezeichen weiß. Dieses trägt noch durchweg die Spuren ehemaliger Vergoldung. Die halbzrrbrochenen Fenster sind ein Muster schöner Arabesken und aus buntem Glast von brennenden Farben zusammengesetzt. Sie befinden sich in solcher Höhe, daß durch sie nur ein Dämmerlicht einfällt. Der Fußboden besteht aus dem feinsten Mosaik in Porphyr, Jaspis und Marmor. In der Mitte liegt an Cairo, M der östlichen Seitenwand das große aber einsacke Grabmal von hohem theils eisernen, theils hölzernen Gitterwcrk der complicirtrstcn Arbeit versteckt; auch anf diesem haben sich Spuren ehemaliger Vergoldung erhalten. Auf dem prächtigen Fußboden liegt ein großer Koran mit Roth und Gold geschrieben, wie man sagt von'der Hand eines Sohnes des Hassan. Mrs ist noch an demselben Platze wie vor 700 Jahre»,, als sie gebaut wurde; seitdem hat schon manches Jahrhundert die Verschwendung von Pracht und Knust bewundert und obgleich man nie die Mittel hatte, die entstandenen Schäden wieder herzustellen, so hiclt doch religiöse Scheu den Frevler von diesen Monumenten fern, und das milde Klima erhielt Holz- und Steinwerk, was bei uns durch Einfluß der Witterung längst verwüstet und zerfallen sein würde. Wie oft habe ich beim Eintritt in diese hohen geheim-nißvollcn Räume mit ihrer erhabenen Einfachheit und stillen Pracht an die Mahrchen von „tausend und eine Nacht", an verwünschte, seit Jahrhunderten unbetrctrnc Pallästc denken müssen. Auch an Abu Hassan den Seiler und Ali Baba den Blinden aus Löhr's Mährchrn werde ich oft unwillkürlich erinnert, wenn ich durch die Straßen gehe und die fleißigen Handwerksleute in ihrem kleinen Laden sitzen sehe, einer Vertiefung in der Mauer, deren einzige Oeffnung nach der Straße zu Thür und Fenster ist, vorn mit einem Teppich belegt, worauf sich der Vorübergehende zum Gespräch oder zum Handelsgeschäft niedersetzt. Hier sitzt der Eigenthümer gewöhnlich in reinlicher Ecidcnjackc und weißem Turban mit untergeschlagenen Beinen, bald mit der Nadel beschäftigt, bald mit dem Hammer, bald nur mit seiner Wasserpfeife, wie die meisten Kaufleute in den VazarS. An demselben Tage, an welchem wir die meisten der merkwürdigen Moscheen in Augenschein genommen, hatten wir auch eine Audienz beim Pascha. Abends 7 Uhr kam eine von Gold glänzende Equipage uns abzuholen; zwei Mohren mit brennenden Pcch-kränzen liefen vorauf, glänzende Uniformen zu Pferde umgaben die Karosse, die mit großer Schnelligkeit sich durch die engen Straßen der Stadt wand. Vor - dem Pallästc sprangen wir heraus und geleiteten unseren hohen Herren die Treppe hinauf in einen großen, aber nicht sehr eleganten Salon, der weiter nichts enthielt als rothe Di- 84 Cairo. vans und zwei an dem einen Ende stehende, 6 ^ hohe Kandelaber, zwischen denen eine Wachskerze stand, welche erst beim Eintritt' des Prinzen angezündet wurde. Ein kleiner untersetzter Mann mit grauem Barte und stechenden, rollenden Augen, Ehosrcv Bey, der Dollmetscher des Pascha, kam uns entgegen, führte uns zu ihm und stellte uns vor. Wir sprangen nicht ohne Mühe auf die hohen Sitze hinauf, wobei die Sporen sehr hinderlich waren. Zuerst wurde dem Prinzen durch den Commandeur der Truppen eine lange, mit Brillanten reich besetzte Pfeife gebracht, darauf jedem von uns eine ähnliche; silberne Schalen dienten zum Untrrsatz für den Kopf. Ich rauchte mit großer Gravität und bemühte mich der Uebcrsetzung des Gesprächs nachzufolgen, was mir, dem am fernsten Sitzenden, etwas sckwer fiel. Dann wurde durch die Großwür-denträgcr Kaffee in ganz kleinen Köpfchen gereicht; der Saft war ganz schwarz und glühend heiß; dennoch erfordert es die Etikette, das Gefäß in einem Zuge zu leeren. Ich konnte es nicht und überreichte meine Tasse dem wartenden Offizier, nachdem ich bloß genippt hatte; dieser bedeckte sie hastig mit beiden Händen, wie es die Sitte erfordert, als ob er ein Insekt fangen wollte.---------' — —. Dieser Brief geht ohne Schluß ab, weil die Zeit der Absendung mir nicht richtig bestimmt war. Von Suez ein Mehreres. Dort denke ich Zeit zur Beschreibung der Pyramiden und der übrigen in Cairo verlebten Tage zu finden. Nachtrag zum zweiten Vriese. Nu« Vein Tagcbuche. Die Pyramiden von Gkzeh, für die ein so erbärmlicher, weit von ihnen gelegener Flecken nicht den Namen hergeben sollte, wurden am 13. Oktober von uns bestiegen. Der Pascha hatte uns Pferde geschickt, sehr stämmige, kurrige Thiere. So ritten wir im Galopp Die Pyramiden. 83 bis zum Nil und fuhren von dort nach Gizeh, wo wir zuerst die Brutofen in Augenschein nahmen. Es sind aus Erde aufgehöhte Löcher, Anbaue an den Wohnhäusern. Die Oeffnungen waren 1 ' hoch über dem Vodm und hatten etwa 2' Durchmesser; cs lagen all jeder Seite der Gebäude deren sechs, mit Asche und Staub ungefähr einen halben Fuß hoch angefüllt. Unter ihnen befinden sich die Oefen zum Heizet,. In jedes Loch werden zugleich fünf bis sechshundert Stück Eier gepackt, die alle Tage umgewendet werden müssen. Dies geschieht durch einen Mann, der hineinkriecht, die Hände und Füße über die Eier hinstreckt und mit dem Bauche die Eier hin und her wendet. In zwölf Tagen werden die jungen Hühner ausgebracht; ein Drittheil oder kaum so viel geht verloren. Man brütet indessen nur drei höchstens vier Monate im Jahre, vom Januar bis April, vermuthlich des Futters wegen. Der Weg führte uns von da durch mehrere köstliche Palmenwälder, die gerade abgeemdtet wurden. Unter den Patinen ist der gewöhnliche Aufenthalt der Fellahs; denn die Erdlöcher suchen sie nur in der Noth auf. Ihre Kinder wühlen den ganzen Tag im Morast und in den Resten der Nilüberschwemmung. Unter den Palmen wird auch geackert und zwar mit einem sebr einfachen Pfluge; die Felder waren jedoch wohlbestellt, so viel wir davon fehcn konnten. Der größte Theil der Ebene war noch mit Wasser bedeckt, und wir näherten uns, auf einein schmalen Damm reitend, nur in großen Umwegen den Pyramiden. >— Endlich wurde die Wüste erreicht, deren ebenen Raum bis zum Fuß der Pyramiden wir mit den Rennern des Pascha im schnellstell Lauf dmchstogen. Dort stürzte die Bevölkerung der nahe gelegenen Dörfer schreiend herzu, meist Beduinen; ein sehr wurstmauligcr, plattnasiger Wcstafrikaner war darunter. Jeder suchte sich seine Leute aus, oder wurde vielmehr von ihnen ausgesucht, und so ging es den Pyramiden zu. Wir sahen zuvor noch die köstliche Svhinr. Wie Schade, daß der Kalksand der Wüste sie immer mehr verschüttet. Die Nase ist ganz verschwunden, auch der Busen ist zerfressen und voll Löcher; denn der Stein, aus dem sie ausgehalten ist, offenbar am Orte selbst anstehender weicher Kalk, ist sehr bröcklig und locker. 86 ' Die Pyramiden. Die nächste Pyramide ist die des Cheops. Sie trägt dicht über dem Eingang in die Königskammcrn die vom Professor Lcpsius ein-gegrabcnrn Hieroglyphen. Wir stiegen in den ersten Schacht hinunter, dessen Eingang etwa am ersten Drittel der Höhe liegt. Hier hört die regelmäßige Stufung aus; die Steine sind über und vor der Ocffnung keilförmig zusammen gelehnte ungeheure Werkstücke. Mit zwanzig Liä'trm stiegen wir hinab, indem jeder zwei Gehülfen nahm; doch kostete es Mühe und verursachte viel Geschrei, ehe der übrige Haufen sich zurücktreiben ließ; und ungeachtet unserer Bemühungen hatte sich doch ein schwarzer Supranumerar mit hinein geschlichen. So glitten wir mehr als wir gingen den steilen Kanal hinab, in welchem wir bald nur wie ein Taschenmesser zusammengeklappt gehen konnten; doch halfen die Führer nach Kräften und ließen uns nicht fallen. Endlich erreichten wir eine schwarze Halle, in welche nie ein Strahl des Tageslichts eingedrungen ist; sie war mit'Granit ausgelegt, und ein roher Sarkophag von demselben Material war das Einzige, was sie enthielt. Eine andere Kammer, die Kammer der Königin genannt, welche wir mit eben so viel Schwierigkeit erreichten, enthielt nichts als Fledermäuse. Einer unserer Leute kroch in einen der Luftkanälc, welche nicht viel über einen Fuß im Quadrat weit sind, um Fledermäuse zu fangen, und es glückte ihm einige zu erHaschen. Es war eine vo8-pertilio mit langem Schwänze und der Ohrcnvereinigung über der Nase. Das Aufwärtsklettem in dem engen Gange war noch schwieriger als das Hinabsteigen, daher freuten wir uns, als es überstanden war und wir endlich das Tageslicht wieder sahen; dann stiegen wir nach kurzem Aufenthalt an einer ausgcbrochcnen Stelle rasch auf die äußerste Spitze, welche den Flächmraum von.^0Q.-Fuß Haben,nag. Wir wollten dort frühstücken; allein es ward zu heiß befunden und nur eine Flasche Champagner auf des Königs Wohl oben geleert. Einer unserer Führer erbot sich hier, in fünf Minuten nicht allein die Pyramide, zu deren Besteigung wir über eine Viertelstunde Zeit gebraucht hatten, hinabzuklcttcrn, sondern auch die dcs Cephrcn, oder wie sie auch wohl genannt wird, dcs Belzoni zu ersteigen, welche oben noch mit Stuck überzogen und für einen Europäer unzugänglich ist, und cs fehlte richtig noch etwas an fünf Minuten, als man den Die Pyramiden. s? Kerl auf ihrer Spitze schreien hörte. Nicht lange, so war er wieder bei uns auf der Pyramide des Cheops, obne im geringsten außer Athem gekommen zu sein. — Diese beiden Pyramiden sind 400 Fuß hoch; etwas kleiner ist die dritte, die des Mycerinus, welche in einiger Entfernung davon liegt. Nach einem kurzen Aufenthalte ging es wieder hinunter über die mächtigen Werkstücke dieser Denkmäler vergangener Jahrtausende. Unsere Pferde standen unten bereit; doch beschlossen wir einen andern Weg einzuschlagen. Gesagt, gethan. Bald kam ein Bewässerungsgraben des Nil in die Quer; wir setzten hinein und kamen, obwohl das Wasser bis über den Sattelknopf reichte und die Pferde durch die Hunde der nebenbei schwimmenden Beduinen scheu gemacht wurden, glücklich hinüber. Tüchtig durchnäßt setzten wir unsern Weg fort. Eine Menge Wildpret, Möven, Reiher, Milane, lud zur Jagd ein; doch wurde nichts geschossen als eine Eule. Es war strix nootlM. Wir passirten noch die Ruinen einer schönen Brücke aus der alten Araberzeit und erreichten dann durch blühende Maisfelder im kräftigsten Grün gegen Abend Gizrh und balo darauf Cairo. Am 15. Oktober wurde bei drückender Hitze ein Zug nach Sa-karch unternommen. Wir setzten bei Altcairo über den Nil; von da ging es fünf Stunden lang am linken Ufer hinauf. Ein schöner Palmcnwald gränzte an den andern; überall eine fröhliche, wohlgenährte, obwohl schmutzige Bevölkerung, zum Theil beschäftigt mit der Fabrikation der Nillrh-Farbe (Indigo), dic unter lärmendem Gc-fange während des Kochens in irdenen Kübeln gestampft wird. End< lich erreichten wir die Gegend des alten Memphis, nur noch durch mächtige Trümmcrberge, welche eher einer Gebirgsformation gleichen als Ueberrcstcn alter Bauwerke, von der Ebene unterschieden; keine Säule, kein Marmorstück ist zu sehen; Alles ist mit Palmen überwachsen. Nicht weit von dieser geheiligten Stelle hatten wandernde Beduinen ihre Zelte aufgeschlagen und luden uns freundlich zum Kaffee ein. Nach kurzem Aufenthalt bei ihnen setzten wir unsern Weg auf den Dämmen fort, deren Ende wir in zwei Stunden erreichten. Ein Bad im letzten Bassin erfrischte uns und reizte den Appetit zum Frühstück, welches am Fuße einer der größten Pyramiden eingenommen «8 Die KöuigZssräber. wurde. Diese Pyramide war leicht zu erklimmen; sie ist auf dieselbe Weise gebaut wie die des Cheops, aber nicht halb so hoch, höchstens 200' und weit mehr zerfallen. Wir stiegen nun über die Schutthaufen einer großen Menge von Pyramiden, die zum Theil noch mit erkennbaren Mauern umgeben waren und recht wie Kirchhofe aussahen , zu den unterirdischen Räumen der sogenannten Königsgräder hinab. Der Eingang lag zwischen dm Frlsblöcken, vom Sande halb verschüttet. Man steigt etwa A^ tief; dann kommt man in eine dunkele Höhle, die im Hintergründe eine schöne, geräumige von Säulen gestutzte Halle zeigt; alle Wände sind mit prachtvollen Hicro-glyphentafeln geschmückt, Alles in: harten Kalkstein ausgearbeitet. Die Decke zelgt Spuren von Malerei, die sich hin und wieder noch recht glänzend erhalten hat; doch haben die Kunstfreunde überall fürchterlich verwüstet. In der einen sehr tiefen Nische ging ein Schacht hinab ; Graf O. ließ sich an einem Strick hinunterwinden, konnte aber in einer Tieft von 40 ^, als dieser zu Ende war, den Boden kaum sehen. Die Thi'ermumicngräber, welche in der Nähe liegen sollten, wurden nur mit Mühe aufgefunden und ein sehr langes Tau war nöthig, um uns in den halbvcrschüttcten Schacht hinabzulassen. Beim Hinaufziehen, nachdem ich wenig oder nichts gesehen hatte, glitten mir die Hände von dem Seile, an welchem ich hinaufklimmen wollte, ab und ich fuhr, als ich fast oben angekommen war, wieder in die Tiefe hinunter. Mit den abscheulichsten Brandwunden an den enthäuteten Händen gelangte ich endlich hinaus und mühsam zu Esel bis zum Nil, auf dem wir glücklicherweise die Rückfahrt machten: denn eS wäre mir unmöglich gewesen die Zügel zu halten. Erst um 12 Uhr waren wir wieder vor den Thoren Cairo's und hatten es einem Zufall zu verdanken, baß wir hineinkamen, ohne die Parole zu wissen. Eine spätere Ercursion nach Hcliopolis, der alten Philosofthen-stadt On, befriedigte uns wenig. Wir fanden nur eine durch Trümmer angedeutete Erhebung des Bodens; der Rückweg unter dem Schatten von Gummiakazim an den Wassergräben des Nil entlang war dagegen sehr angenehm. Die Felder standen voll Hiding 63-ouientus (Lanlan) und inäiFuteru (XMek). Am Rande eines Die Aerzte. »9 Dörfchens, das mit gut cnltivirtcn Nicinusfcldcrn umgcben war, führte man uns in einen Garten, wo in der Mitte eines Blumenbeetes der Gipfel cincs gigantischen Obelisk's aus bcr Erde hervorragte. Seine Hieroglyphen waren durch die Ncster von Maucrwespen fast ganz verklebt. Aprikosen- und Pfirsichbäuinc umgaben den Granitblock. Wie mag cs hier wohl 50' unter der jetzigen Oberfläche des Bodens aussehen. Ich hatte während der Zeit unseres Aufenthalts in Cairo mehrere interessante Bekanntschaften gemacht. Es gehört vor Allem dazu die dcs Leibarztes des Pascha, Klot Bey, welche sich von einer Visite herschricb, die wir ihm machten. Sein Haus ist nicht ausgezeichnet ; aber in seinem Hofe liefen Strauße und Gazellen umher, auch befand sich dort der für Berlin bestimmte junge Löwe, welcher von Prof. Lcpfius eingesandt war. Seine Sammlung ägyptischer Alterthümer enthielt viel Interessantes. Klot Bcy ist ein lehr frei-denkender Arzt. Gr spricht sehr gut und würde einem Katheder Ehre machen, wenn er, was man bei so kurzer Bekanntschaft nicht beurtheilen kann, eben so gründlich in seinem Wissen ist. Mit seinen Operationen des leprösen Gcschwulsts dcs «Li-otum, welche in Cairo nicht selten ist und besonders in Obcrügyptcn vorkommen soll, hat er viel Ehre eingelegt und die Art der Operation in cincr besonderen Schrift dargestellt. Das Gewicht bcr durch die Operation bei einem Beduinen abgesonderten leprösen Masse betrug 110 Pfund. Auch dem Leibarzt Dr. Pruner wurde ich vorgestellt. Er ist ein viclcrfahrcncr Arzt. Bei seinen orthopädischen Patienten, die er dem Dr. Schledehans überwiesen hat, sah ich mehrere gut gelungene Kuren an Klumpfüßen zweiten und dritten Grades. Ich war gerade an dem Tage dort, an wclchcn wir beim Pascha speisen sollten. Gegen halb drei eilte ich zum H5trl zurück und sah zu meinem Schrecken den Wagen dcs Pascha von dort cbcn abfahren. Welch ein Verdruß! Wie gern hätte ich den Pascha bei Tisch sitzen schcn; und eine jede andere Gelegenheit dazu war unmöglich, da unsere Abreise nahe bevorstand. Am 17. Okt. reis'tc der GrafO. nach Suez ab, um mit dem Eavi-ain des Hindostan über unsere weitere Reise Bestimmungen zu treffen. 60 Abreist. Wir geleiteten ihn, als cr am Nbend spät durch die Thore ritt, bis zu den Zelten der Ncitercibivouacs an der Grenze der Wüste. Einige Ercursioncn in die Umgegend, die zum Zweck des Zeichnens unternommen waren, füllten nebst dem Besuch der Gärten des Pascha in Schubra die übrigen Tage des Aufenthalts in Cairo aus. Als wir am Abend des letzten Tages (19. Okt.) noch nicht lange zurückgekehrt auf dem Balkon des Hotels unsern Thee einnahmen, hörte man plötzlich die Ausbrüche des allerkläglichstcn Jammers, mit Verwünschungen in französischer Sprache untermischt, vor unserem Fenster. Wir sahen einen Mann iu weißem Untrrzeuge ohne Schuh vor den Sakieh's herumlaufen, in der schrecklichsten Verzweiflung sich die Haare zerraufend. Es war unser Wirth, Herr Coulomb. Ein Gedränge von Neugierigen bildete sich, man kam mit Laternen und leuchtete in die tiefen schauderhaften Gruben mit ilncn halbmorschen Rädern. Zehn Fuß tief geht der Schacht bis zur Wasserfläche hinab und enthält im Grunde noch 15' tief schmutziges Schlammwasscr. Wer im Dunkeln den Löchern zu nabc kommt und hineinstürzt, ist unrettbar verloren. Das Hinabsteigen war sehr schwierig, und es dauerte einige Zeit, ehe sich Jemand zu dem Wagestück fand. Nach einer halben Stunde gelang es nach vielen vergeblichen Versuchen durch hinabgelassene Leute den Leichnam eines jungen Mannes, des jungem Bruders von Herrn Coulomb, herauf zu ziehen. Schnell wurde er zu Bett gebracht; wir schnitten ihm die Kleider vom Leibe. Noch zeigten sich schwache Spuren von Warme. Der Dr. Schlcdehaus war glücklicherweise da und half mir bei den Belebungsversuchen; auch Klot Bey kam, nachdem ich zweimal zu ihm geschickt hatte. Wir arbeiteten die ganze Nacht hindurch. Bis 2 Uhr saßen wir bei dem Todten; immer wurde noch mit Neiben und Erwärmen angehalten. Wir mußten uns aber endlich überzeugen, daß alle menschliche Hülfe zu spät gekommen sei; der Tod hatte sein Opfer gefordert. Welche gräßliche Nacht! Au, andern Tage zog ein einfacher Lcichmzug auS dem Hotel der Gebrüder Coulomb fort. Unser Gepäck war schon am 18. nach Suez vorausgeschickt, da es gelungen war, durch Gefälligkeit der Schiffsosfiziere auf dem Lomda^-stsamor noch einige Plätze zur Neisc nach Bombay zu er- Die Wüste. 61 haltm, obwohl der Kapitain sich anfangs geweigert hatte, die gebräuchliche Anzahl der Passagiere zu überschreiten. Wir hatten gehofft auf dem(^1outw-8t6!unor, Ilinänst.^n, noch Plätze zu finden; doch hörten wir schon in Alerandrien, daß selten beim Abgänge dcS Schiffs von London noch Plätze frei seien, und ergaben uns also in die unangenehme Aussicht, in Bombay noch cinen Monat lang auf Gelegenheit nach Ceylon warten zu müssen. Am 20. Oktober Abends standen die Dromedare des Pascha vor dem Hotel, ein schön aufgezäumtes, leicht gebautes für den Prinzen. Die übrigen warm von der größten Art, wahre Kolosse. Wir stiegen auf und fuhren in die Wüste hinein. Die schreitende Bewegung der Dromedare wurde aber bald als ganz unerträglich erkannt; der Trab war eher auszuhalten. Schon nach der ersten Viertelstunde hatten wir das Schaukeln und Hin- und Herwcrfen in einen: von Leisten zusammengeschlagenen Sattel mit ganz kurzen Steigbügeln, welche die Füße nach hinten zogen, so satt, daß ein Jeder das Ende des Rittes herbeiwünschte. Es war in der That so anstrengend, daß ich, noch müde von dei letzten durchwachten Nacht, trotz der heftigen Fuchsprellbewegung mehrere Male in Schlaf versank, aus dem mich der ängstliche Ruf des Dragoman, welcher fürchtete, daß ich hinabstürzen möchte, zu meinem Leidwesen öfter weckte. Dennoch ritten wir so ohne Unterbrechung 12 Stunden lang fort. Endlich zeigte sich in der Morgendämmerung ein wohlgebautes Hans in der Mitte der Wüste; es war Nro. H, eins von den Gasthäusern, welche die Transito-Compagnie zur Bequemlichkeit der Reisenden, die sich von ihren Eilwagm über die Landenge befördern lassen, gebaut hat. Doch kann jeder Fremde dort einkehren, nur muß er für diese. Begünstigung allein eine Guince bezahlen und für alles Ucbrige verhältnißmäßig noch mehr. So sind die Engländer; sie zwingen überall selbst in die traurigsten Einöden ihr Eomfort hinein. Ermüdet, wie wir waren, eilten wir diesem erwünschten Ruheplatz zu, wo wir ein ausgezeichnetes Frühstück, die Ruhe in guten Betten und gegen Abend ein vorzügliches englisches Diner uns sehr wohl bekommen ließen. Als die Hitze des Tages vorüber war, machten wir uns wiederum mit unsern schweren Thieren auf den Weg. Bald brach die «2 Die Nüstc. Nacht völlig herein, und wenn der Mond durch eine Wolke verdeckt war, oder dcr Schlaf Einzelne von der Karavane überrascht hatte, fand sich die Gesellschaft nicht selten getrennt. Die Wüste ist kahl und trocken; hinter Nr. 4 hat sie einen Kamm, der von Westen nach Osten läuft. Dort soll viel Gebüsch und Wildprct sein. Von Pflanzen bemerkte ich nur eine stark duftende Artemisia und Salsola-Arten. Im Halbschlaf erschienen eine Menge phantastischer Dinge, aber fein Schakal, keine Hyäne, keine Springmaus kam uns wirklich zu Gesicht, obwohl man beim hellen Mondschein ziemlich weit sehen konnte. So kamen wir ganz erschöpft gegen 3 Uhr Morgens (den 22. Okt.) in Nr. 6 an. Für Kaffee und Eier wurde hicr anderthalb Guinecn gefordert. Noch einige pcinvolle Stunden auf dem Nucken dcr Dromedare, da dämmerte der Morgen und im Norden-erschienen die Umrisse eines in rothem Lichte sich aufthürmendcn Gebirgskammcs; das rothe Meer kam zum Vorscheine. Deutsche Vögel wurden als willkommene Voten von dcr Hcimath begrüßt, wir sahen (^lilu-^rins morinolius, NotaoillÄ. alka überall in dcr Wüste, so wie früher bei den Palmenwäldcm von Sakarah der gute Storch uns in Schaa-rcn begegnet war. Die letzten Kräfte mußten zusammen genommen werden, aber auch diese erloschen bald bei dem heftigen Schüttcltrabe und der Gluth dcr steigenden Sonne; kein Gelenk war mehr biegsam, die Beine steif und schmerzhaft. Gegen halb acht waren wir endlich im Angesicht von Suez, einem kleinen schmutzigen Mauemcstc; nur Trümmer auf Trümmer gesetzt, und in diesen Trümmern sucht man vergeblich nach cincr wohnlichen Stelle. Die Wirthshauser heißen nur fälschlich so; denn ein Hühnerstall könnte ebcn so gut diesen Namen führen. Welch ein ersehnter Augenblick, als sich unsere Dromedare stöhnend vor einer dieser Baracken niederlegten. Wir waren hicr kaum zum Frühstück versammelt, als sich dcr Kapitain des Hin-dostan anmelden ließ. Er kam, um uns Kajüten im't allen möglichen Bequemlichkeiten auf dem (^1«ulw.8toamer anzubieten, eine sehr erfreuliche Nachricht, da die Gemüther durch die frühem vergeblichen Bemühungen um eine direkte Ueberfahrt nach Ceylon etwas niedergeschlagen waren. Die Sache wurde abgeschlossen, die Effekten vom Vmndg./- steamer zurückgeholt und auf den Iiinäoswn verladen. Djebel Nedagha. 63 Auf den 25. Oktober war die Abreist festgesetzt; bis dahin wurden noch einige Erkursionen in das nahe Gebirge Djebel Aedagha gemacht. Es steigt an der Westseite von Suez in einer direkten Entfernung von etwa drei Stunden aus einer Ebene von unbedeutender Erhebung über die Meeressiäche auf, welche mit einein dunkelbraunen, rundgcschliffenrn Geschiebe von hartein Kalkstein bedeckt ist. In der großen Ebene zwischen dein rothen Meere und den Bergen zeigt Alles Epurm von Flußwasser; die Trümmer stammen alle aom Gebirge her. Einzelne tiefe Rinnen, durch weißen Aalksand ausgezeichnet, leiteten in ein größeres Flußbett, welches, wenn der von Suez sichtbare Zug von Norden nach Süden angenommen wird, von Nordost nach Südwcst zieht, dann ganz südlich sich umbiegt. In dies Flußbett ritten wir ein und verfolgten es bis zu einem jähen Abstürze, wo ein Nasscrfall von 40 — 50^ Höhe tiefe Buchten und Grotten in bm Felsen ausgewaschen hatte. Bevor wir an die Krümmung des Flußbetts kamen, fand sich eine Wand von 18 — 5M Höhe, aus lauter Geröll bestehend, wahrscheinlich der Boden des ehemaligen Bettes, welches spater wieder durch den Strom vertieft wurde. Die ganze Masse bestand aus einem braungrauen Kalkfels, dessen Fluß-gcröllc mit Kieseln sehr viel Aehnlichkeit hat. Er ist so hart, daß cr am Hammer Funken giebt. Unten am Fuße des Gebirges ist der Stein am härtesten; weiter hinauf kommen regelmäßige, horizontale Schichten, die in einer Höhe von etwa 5,00' vom Flußbette ab weiß werden. Den höchsten Punkt, den wir mit Mühe erstiegen, schätze ich 1500 — W00' über dem Meere. ES war ein Absatz von zerbröckeltem Gerölle. Die steilen Wände, an denen wir hinaufkletterten, warm entweder ganz mit diesem kleinen Gerölle bedeckt oder es traten die verwitterten, von Gott weiß welchem Agens (denn das Wasser fehlt doch) unterminirtm und Höhlen bildenden Kuppen des Gesteins zu Tage. Das Klettern wurde dadurch sehr mühsam. Etwa 100' unter dem Gipfel des Djebel Aedagha sah ich eine ganz weiße, scharf markirtc Linie sich längs der obersten Kuppen horizontal hinziehen. Ich kletterte hinan und fand schon auf dcm Wege Bröckeln von Marimglas und verwitterten: Gyps in Menge. Der weiße Streifen war ein Anhydrit von besonders heller Farbe; 64 Djcbel Ncd^ha. diesem schloß sich wieder eine Schicht brauner Kalkstein von geringerer Härte an; doch vermißte ich in ihm die deutlichen Versteinerungen, welche in großer Menge den untern Kalk durchsetzten. Es waren eben nur organische Spuren, die wie ein feines Netzwerk den Stein durchzogen, ganz kleine Muscheln und Ucberreste von Echiniten. Die Kämme des höchsten Ausläufers waren fast alle in einem Niveau; nirgends bemerkte man Pflanzen an den kahlen, die Schichtung deutlich zeigenden Abhängen. Nur das Flußbett, welches von oben wie eine Rinne, im glatten Kalk scharf gezogen, erschien, »nachte eine Ausnahme. In seinem weißen Kiese fanden sich große Bü>chc der blaublättrigen Kapftcrstaudc, starkduftende Artemisien, Lavendel und einige Kompositen. Die einzigen Thiere, welche uns zu Gesicht kamen, waren einige große Geier (vultur oinsi-Lu») und kleinere zu den Milanen gehörige Naubvögel. Leider wurde keiner erlegt. Am 25. Oktober gingen wir zu Schiffe, fuhren aber erst am 26. um halb 11 Uhr von Suez ab. Die Fahrt auf dem rothen Meere bot wcnig Interessantes. Am 28. Okt. wurde das Wetter ungünstig, eine Gewitterwolke bezog den hellen Himmel und Wetterleuchten zeigte sich in Ost und West. Eine große Menge fliegender Fiscbc (I5x0ooQtu8 vulitan8) gewährte uns eine kurze Unterhaltung, wenn sie plötzlich wie Raketen von einem Punkte im Wasser auffahrend etwa 8 —1l) Sekunden in der Luft flatterten. Auch zeigte sich eine Schleiereule, deren unablässiges Bemühen, trotz der nicht allzu^ großen Entfernung des Landes, dem Schiffe nahe zu bleiben, als eine schlimme Vorbedeutung ausgelegt wurde. Der Sturm erfolgte indeß erst am andern Tage und war nicht von großer Bedeutung. Eine andere Eule, die sich auf dem Mastbaum niederließ, wurde geschossen, doch siel sie unglücklicherweise ins Wasser, so daß ich ihrer nicht habhaft werden konnte. Außerdem bevölkerten noch zwei harmlose Bachstelzen, welche der Wind verschlagen hatte, das Schiff, und nährten sich reichlich von den Fliegen, die sich bei den auf dein Schiffe bc^ findlichcn Schaafcn zahlreich cinfandcn. Auch erschien ein Schwärm rosemothcr Heuschrecken; eine ziemliche Anzahl fiel auf das Schiff. Sie waren etwa L " lang und hatten braungescheckte Flügel. Wir erreichten am Donnerstag den 29. Okt. das Eiland Har- Dai« r^'thc Mcer. Aden, , H6 risch und fuhren noch neben dessen Kraterwänden hin. Gin halb von der Sec abgespülter Krater, in dcssm Inneres nian recht hineinblicken konnte, war der interessanteste Punkt, obgleich die Insel eine Menge von Kratern enthält. Er war inwendig fast bis zur Meercsstäche mit schwarzen Schlacken überzogen; der obere Rand bestand dagegen aus rother Erde. Von Ncgecation war selbst mit dem Fernrohr nicht die leiseste Spur zu entdecken. Ein Lager von weißem Sande, welches auf einer isolirten Stelle sichtbar war, wurde zuerst von einem Reisenden für Guano erklärt; der Kapitain aber widersprach dieser Ansicht. Dcr weiße Streifen kontrastirtc wunderbar mit der rothgrauen Färbung des Bodens. Am 1. November 10 Uhr Morgens landeten wir in Aden, dcr Südspitze Arabiens, froh nach überstandenen Gefahren auf dem rothen Meere wieder Land zu betreten. Nachmittags 4 Uhr gingen wir an's Ufer. Die Sonne schien glühend heiß; doch gingen wir rasch, um die Varackmstadt zu sehen und vor Abend wieber am Bord zu sein. Aden ist ein ausgebrannter Krater, den die Engländer zur Festung umgestaltet haben, an dem nicht viel Interessantes daran zu sehen ist. Es war indessen doch zu spät geworden, um zu Fuß zurückkehren zu können. Wir bewogen deshalb einen alten Araber, der uns in seine Schilfhüüe einlud, uns Esel zum Reiten zu besorgen. Die Esel kamen nicht, statt dessen ein paar Kameelc, die mit Protest abgewiesen wurden. Wir machten uns nun zu Fuß auf den Weg, wurden aber vor dem Thore von einigen wild aussehenden Arabern eingeholt, die uns dic verlangten Esel brachten; doch forderten sie einen enormen Preis, den sie voraus bezahlt haben wollten. Nach langen und lärmenden Unterhandlungen setzten wir uns auf, weil die Kerle zufrieden zu sein schienen. Kaum waren wir jedoch einige Schritte geritten, als sie mit impertinenten Drohungen sogleich ihr volles Geld forderten und einen Angriff zu machen versuchten. Zum Glück waren sie unbcwaffnct und wagten uns auf dem Rückzüge, den wir mit Hinterlassung dcr Esel zu Fuß antraten, nicht zu stören, obwohl sie uns in einer Entfernung von 50- 80 Schritten beständig folgten. Ganz erschöpft erreichten wir nach einem halbstündigen Marsche über Klippen und enge Gebirgspässe den Strand, wo wir Hoffmeistel, Indic», 8 Nll Ccvlon. sehr erfreut waren, die Barke zu sindcn, die uns bald außer den Bereich unserer Verfolger und an das sichere Bord des Dampfschiffes brachte. Die Einförmigkeit der weiteren Seereise bis Ceylon wurde nur noch durch den Anblick der großen Insel Sokotora und einen Tag vor unserer Ankunft durch die palmengrünen Inseln des Laccadiven-Archipcls unterbrochen. Dritter Dries. Ceylon. — Poute Galle. — Die Einghali's. — Das ,ssömgin»HauS.— Der Garten.^- Spalier» gang an Vcr Mstc, — Botanische Excurswn, — iiapt. Lliaiiivn'n, — Abnise von Ponte Galle. — ^ewüter. — Lmpiang in Colonibo. — z.^'rd Campbell. — Mi, Anstrnthcr. — Die Ziiunttkultui. — Weg nach Kandy, — Pallas! der Kandnköni>ie. — Volamschcr Gatten. — Znckciplantagc. — Der Tempel »no die Dalada, — ?l>.'icise in das Webiige, — Negeuwürmel, — Kaffccplanlage, — lK.nul'udvc, — Die Ges»nrhcitsstati>,'n Nuwera Elli^i. — Jagd, — Wüsun Pangal^', — üttem Pilia — Badnllc!. — (iin>l'>,'h»er. — Umgegend, — Dagoba. — ?lbieise nach Galbocta, — T^ltenia, — Elevhanlenjagd, — Vobola, — Der Urwald, — Walbocka. — ülephanlenjagd. — Wille NingcbDlcne, — Palcvalla. — Die Elephanten, — Ankunft in Matnapnla. Madras, dcn 24. Dec. 1844. Leider verhinderte mich in Ceylon eine Menge aufgehäufter Geschäfte und die Eile der Ncise, schon früher zu zeigxn, wie oft ich an Euch gedacht habe; auf der See aber hatten wir immer solches Wetter, daß alles Schreiben in dem auf den Wellen schwankenden Schiffe, inmitten einer Menge seekranker Passagiere, unmöglich wär. Nach einer ziemlich einförmigen, aber vom Wetter begünstigten Seereise auf dem großen Dampfschiffe Hindostan, erblickten wir am 13. November wieder grünes Land. Die Gesellschaft auf dem Sclnffc war sehr angenehm, nur waren der Passagiere zu viele, etwa 150, unter denen sich wohl 30 bis 40 Damen befanden. Es fehlte daher keineswegs an Unterhaltung; doch waren wir alle sehr froh, die fast Ceylon. 67 vicrwöchentlichc Seefahrt überstanden zu haben. Je näher wir der Insel kamen, um so deutlicher sonderte sich das dichte Grün des Ufers, in welchem wir bald Kokoswälder erkannten, von dem dunklen Blau der Vergwalder des Innern ab. Noch zwei Stunden und wir liefen langsam in den durch Klippen eingeschlossenen Hafen von Ponte Galle an der Südspitze der Insel ein. Wie herrlich prangten die dichten Palmenwäldcr; wie schön stach die weiß aufschäumende Brandung an den schwarzen Klippen gegen ihr tiefes Grün ab. Bald war unser Schiff von Haufen kleiner, aus Baumstämmen zusammengebundener Boote umgeben. Größere Kähne, aus einem einzigen ausgehöhlten Baumstamme von schöner Farbe bestehend, waren an der Seite mit einem Stück Holz von der halben Lange derselben durch Querstöcke verbunden, welches ebenfalls auf dein Wasser liegt und jedes Umwerfen verhindert. Mit solchen Fahrzeugen, Oarch genannt, wagen sich die Cinghalcscn weit auf die hohe See. Magere, kupfcrbraune Kerle mit lebhaften schwarzen Augen, fein geschnittenem Gesicht und rabenschwarzem Haar, welches hinten in einen Knoten geschlungen ist, sasicn auf diesen gebrechlichen Kähnen, statt aller Bekleidung nur mit einem dürftigen Schurz umgürtet. Unter ihnen waren Knaben mit allerliebsten Gesichtern, dmen dic Fülle des schwarzen Haares bis auf den Rücken herabfiel. Diese bunte Menge umgab in befremdlichen Gruppen-daS Dampfschiff, als der Prinz und seine Begleitung von der liebenswürdigen Reisegesellschaft, welche mit jenem weiter segelte, herzlichen Abschied nahm. Das Boot des Gouverneurs von Galle erschien, wir stiegen ein, und von zehn rothbehostcn Ruderern beflügelt flog cS unter abscheulichem Gesänge durch die Brandung rasch dcm Ufer zu. Glühend schien die Sonne und die aromatischen Düfte der Ge-rvürzinsel trieben in dicken Wolken auf uns zu. Aus leichter Seeluft in diese schwere, mit Blumenduft erfüllte Gewächshausluft versetzt, fühlte ich mich fast in der Lage eines von einer Krankheit Genesenen, der an einem warmen Frühlingstage zum ersten Male in einen schonen Garten tritt. Es ist auffallend, wie weit man schon diese blu-menduftige Luft in die See hinaus spürt, wenn sie auch nicht gerade ein Zimmtgemch ist, von dem so viele Reisende fabeln, welche durch N8 Ceylon. einI gewöhnliche Praris der Schiffschirurgen, die einige Tropfen Zimmtöl auf dem Verdecke "umherzusvrihcn pftcgcn. wenn man bei Ceylon vorübersegelt, hinter das Licht geführt worden. Ein großes Gedränge von Eingeborenen in allm möglichen Kostümen empfing uns am Ufer, voran die Hauptleutc mit großen Mus-selintellerhütcn, die weiten, weißen Gewänder über dem Bauche unter einem breiten Goldgürtel zusammengestopft. Die Leute der höheren Kasten zeichneten sich durch ein kurzes holländisches Jäckchen und ein großes, wie ein Untcrrock aussehendes, um die Beine geschlagenes ostindisches Taschentuch aus. Der große Kamm vom feinsten Schildpatt hielt die über dem Kopfe sauber zurückgekämmten Haare, welche nach Weibcrart in einen Zopf geflochten waren. Von Statur klein und schwach gebaut sahen sie etwas weibisch aus; doch gewöhnt man sich bald, die glänzende, kaffeebraune Hautfarbe, die zarten Gesichter und die großen schwarzen Augen der eigentlichen Cinghalrsen hübsch zu finden. Von ihnen unterscheiden sich wesentlich die Malabaren durch eine mehr graubraune Hautfarbe, stärkeren Knochenbau, platte Nase und ihr kurzes, oft zottiges Haar, welches geschoren und nie in einen Iopf geflochten wird. Sie sind meist sehr häßlich. Es warm unter der bunten Menge auch einige Gentlemen uralter portugiesischer und hollandischer Abkunft. Die altcrthümlichen Kostüme, in denen sie einhrrgingen, waren höchst sonderbar; denn sir bestanden aus einer barctähnlichen Kopfbedeckung, reichlich bis zum Ellenbogen aufgeschlagenen, gold besetzten Jacken mit ungeheuren Knöpfen und den einfachen, die Beinkleider ersetzenden, ostindischcn Taschentüchern; große Ohrringe und eine Menge Fingerringe verriethen Wohlstand. Der größte Theil dieser Bevölkerung, so nackt auch die Meisten besonders die Jüngeren unter ihnen gingen, deren ganze Bekleidung aus einein Bindfaden um die Hüften bestand, war mit Sonnenschirmen chinesischer Fabrik von lackirtem Papier und Bambus versehen. Wir drängten uns, von allen Seiten angestaunt, mit Mühe hindurch und erreichten das alte holländische, von, Moose grüne Thor und diesem gegenüber den Ort unserer Bestimmung, rin offenes, einstöckiges, von einer luftigen Veranda umgebenes Gebäude alterthümlichen Aussehens, mit einem Hahn und der Jahreszahl 1687 über dem Eingänge. Es Poutc Galle. 69 war das Königin-Haus oder Regicnmgsgebäudc. Das Innere enthielt große mit Steinen gepflasterte Räume, von denen drei für uns bestimmt waren. Sie waren an beiden Seiten nach der innern und äußern Gallerte mit Thüren versehen, die zugleich die Stelle der Fenster vertraten, und enthielten nichts als große, mit Mussrlinvorhän-geil umgebene Bettstellen von acht Fuß im Quadrat. Gin Blick in den Hofraum lockte uns bald aus dem luftigen, offenen Quartiere in's Freie. Welche Pracht von rochen und gelben Hibiscus, welcher dichte schöne Sammtrasen, wie ich ihn seit England nirgend sah. Hier die prächtige Plumicria mit dem ftagrantm süßen Geruch; dort ragten Bananen von riesiger Höhe, Papay- und Brotfruchtbäume über die Mauer. Wir stiegen eine von ewig warmer Feuchtigkeit grüne Treppe in den 20 ^ tiefer liegenden Bauni-gartcn, eine von unzahligen Thieren belebte Wildniß, hinab. Zwischen dem hohen Grase, das von langschwänzigen grünen Eidercn wimmelte, glänzten blaue Schlingpflanzen von wunderbarer Schönheit (Oliwril^) und eine Menge roth blühender Valsammen. Dort standen Brotfruchtbäume (^i-tu^r^uL in(!i8n,), mit fußbreiten, ausgezackten, glänzenden Blättern, weißem Stamme und ccntnerschwercn, grüngelben, rauhen, kugelrunden Früchten, der zierliche Papay (<^anoa ?a-P^7»), mit dem regelmäßig kegelförmig karrirten Stetigel, der Vlätter-krone oben am Wipfel, jedes Blatt breit wie ein Sonnenschirm, und dicken Fruchttraubcn darunter. Die Früchte gleichen einer kleinen Melone. Hier fanden sich Pisangbäume (Musl,, paa-NUisiaoa), überall in Indien Bananen genannt; ihr rohrartigcr, dicker, saftiger Stamm trägt die 8 ^ langen Blätter aufrecht in die Höhe gerichtet. Wer kann sich denken, daß dieser fußdicke Baum von 20 ' Höhe mit seinem üppigen Wuchfc eine einjährige Pflanze ist. -^ Die Früchte stehen in dicken regelmäßigen Trauben an den Blattachseln; jeder Fruchtstiel enthält etwa zehn Reihen solcher Frückte und deren wohl 20 bis 30 in einer Reihe. Diese schon gelben und grünen Früchte sehen äußerst reizend aus zwischen dem frifchm, großen Laube; auch sind sie hier viel köstlicher als die, welche wir in Cairo jeden Mittag hatten. Die Bananen sind wohl H " lang und enthalten unter einer weichen, lcdcrartigen Haut ein sehr mildes, fust schleimig süßes 70 Poiitc Galle. Fleisch, ganz ohne Kerne und Samen. Der Brodfruchtbaum trägt nur grobe, harte Früchte, die unreif von dcm Volk allenfalls gekocht gegessen werden, bei völliger Neife aber eine äußerst scharfe Milch zwischen vielen Kernen enthalten. Wir haben nie davon gegessen, aber gewiß sind die Lobeserhebungen vieler Reisenden, als ob nichts der Brotfrucht gleich komme, unwahr. Die Papay-Frucht gleicht einer Melone, hat auch ein ähnliches gelbes, bei voller Ncife röthliches Fleisch: nur macht ein eigenthümlicher, nicht Allen angenehmer Beigeschmack von Kapuzincrkressensamen, daß sie gegen die Menge anderer ausgezeichneter Früchte zurücksteht. — Nach der Quelle eines süßen, fast betäubenden Wohlgeruchs spähte ich lange vergebens, bis ich einen grobwalzig ästigen, 12 ^ hohen Baum mit langen schmalen Blättern und weißen großen Oleanderblüthen für die Ursache erkannte; es war die?1unai6ria, cm heiliger Bauin, der gewöhnlich im Freien einer steinernen Umgebung würdig gehalten wird. Daneben fand ich einen unscheinbaren Baum, der braune Vlüthrntraubcn und grüne, Gurken ähnliche Früchte dicht am Stamme trug. Der Appu machte das Zeichen des Essens; ich biß hinein und fand konccntrirte Säure. Es war der Vilimbing (^vm-rkua Niinidi). In dcm dichten Schatten, den die ungeheuren Vlättmnassen werfen, herrscht eine Dampsathmosphärc für Skorpione und Schlangen äußerst erwünscht. Eine schlanke braune Eiderc mit dreieckigem Kopf schlüpfte zwischen den Zweigen umher, und eine große Art Holzwespe (X^ioeopa) erfüllte die heiße Luft mit ihrem brausenden Summen. Krähen, viel häßlicher schreiend als die unsrigcn, saßen auf allen Bäumen und sahen mit Neugier und Unverschämtheit die fremden Eindringlinge an. Nach dem Frühstück, bei dein ich wieder eine Fülle neuer Südfrüchte, Pompelonen, Mango's und Iambu's kennen lernte, ließ sich die Neugier nicht mehr bezähmen. Wir mußten in's Freie, um die Pracht der tropischen Schöpfung naher zu sehen. Unser Logis lag innerhalb der alten Citadelle; wir gingen daber durch daS Thor zurück, in welches wir bei unserer Ankunft eingetreten waren. Hier sah ich zum erstenmal in meinem Leben hohe Haufen grüner Kokosnüsse. Die weichlichen Cinghalcsen lagen in Gruppen an der Erde und spiel- Poute Galle. 71 ten mit bunten Steinen. Verkäufer von Vetelblättern und Arrkanüssen und vornehme Cinghalescn, in Palankinen getragen, begegneten unS; Büffclheerden und Icbuochsen, am Joch den aus Kokosblättern geflochtenen Korbwagen ziehend. Eine Allee von Cibischbäumcn mit großen gelben Blüthen gab Schatten; das Meer, zur Rechten hoch aufschäumend, gab Kühlung. Wir traten nun in die Stadt selbst ein, die durch einen weiten Platz von der Citadelle getrennt ist. Sie besteht nur aus zwei langen Straßen, jede aus einstöckigen Hütten zusammengesetzt. Auf einem 2"- hohen Fundamente, von Steinen gemauert, ruht, von zierlichen Pfeilern getragen, ein weit überhängendes Kokoslaubdach; selten sind die holländischen Ziegel gebraucht. Erst hinter der breiten Veranda ist der Eingang in das einzige Zimmer. Der Besitzer sitzt oder liegt auf dem hohen Fundament neben seinen Waaren oder Hand-werksgeräth. In der Straße, welche wir betraten, gab es nur Kaufleute, die meist mit Gewürz, Pfeffer, Curcuinc, Ingwer, Cardamom, Salz und Salpeter handelten; alle Waaren liegen harmonisch bei einander, auf frische Bananenblüttcr gehäuft. Reiß und Getreide ist ebenfalls zu finden, darunter mehrere mir noch neue Arten Korakan, Amu und Habbe, alle unserer Hirse nicht unähnlich. An den Dächern sahen wir zierliche Korbkäsige mit sprechenden Mainavögcln und Pavagaien. Wir versorgten uns in diesem Bazar mit Sonnenschirmen chinesischer Fabrik gegen die sinnbetäubcndc Sonnengluth, die mindestens 35" N. erreichte.— Die meisten Kaufleute haben schon etwas englisch gelernt, so daß man sich ihucn verständlich machen kann. Unser Erscheinen in ungewöhnlichem Kostüm brachte eine Menge des blanken Volks auf die Beine, besonders viele Kinder mit reizenden, schwarzen Augen liefen uns nach, viele mit dicken Silbcrringen an den Fußgelenken. Alles deutet hicr auf Zufriedenheit und Wohlstand; man sieht kein betrübtes Gesicht. An strenge Arbeit denkt auch Keiner; denn wozu sollten sie sich das Leben schwer machen, da sie ohne große Mühe von Kokosnüssen und Reis daS ganze Jahr leben können. Die Straße war zu Ende und wir traten in einen dichten Hain von Kokospalmen, Arekapalmen und Bananen, der sich unmittelbar an die Bazarstadt anschließt und die ganze Meeresküste einfaßt. Cs giebt nichts 72 Pontc Galle. Graciösere als diese hoch geschwungenen, zart gebogenen, schlanken Palmen mit ihrm buschigen Kronen; wie plump erscheint dagegen schon die afrikanische Dattel, geschweige jeder andere europäische Baum. Der tiefblaue Himmel und die hochspristende Brandung an den schwarzen Felsen der Secküste bildet dazu einen wunderschönen Kontrast. Es ist kaum zu sagen, welchen wunderbaren Eindruck die Fülle der tropischen Natur, die warme, feuchte, von Gewürz und Kokosöl duftende, schwere Luft, die feenartigc Beleuchtung, streifig aber hell die dichten Palmenkronen durchdringend, auf den Reisenden macht. Dichtes Gebüsch von gelb, roth und blau blühenden Glockenblumen umgicbt die reinlichen Wohnungen, welche nach holländischem, alter-thümlichcn Style mit einer kleinen Veranda an der Seite gebaut, die ganze Straße bis Colombo einfassen, ohne einen besondern Namen zu führen. Alte holländische Inschriften finden sich überall an halb verwitterten, mit grünem Moose überzogenen Backsteinmauern wie in einer längst von Menschen verlassenen Gegend. Alles macht den Effekt des Träumcns und der Nuhe. Wo die Patinen nicht in Gärten eingeschlossen stehen, bedeckt dichtes Strauchwerk den Boden, um so niedriger je näher dem Meere zu. Unter dem Gesträuch wimmelt es von grünen Schlänglein; köstlich gefärbte Krabben laufen über die Steine hin und verkriechen sich verfolgt mit eiligen Seitensprüngm unter die dichten Ranken der schönen, rothblühcnden Gcißfußwinde. Die Ananas und der Pandang gedeihen hier wild auf dürren Klippen, nur genährt, wie es scheint, von der ewigen Feuchtigkeit der Luft. Welche Lust sich hier niederzusetzen und die prachtvollen Gruppen von Brotfrucht-, Mangobäumen und Palmen zu zeichnen; oder soll ich erst meine Kapsel mit den prächtigen Liliengewächsen und Schlingpflanzen Men, oder den 3' langen Giberen auf dem schwarzbemoos'tcn Fels-boden nachstellen, den schwarzen Teufel von Skorpion unter dem Steine Hervorholm, oder lieber diese handbreiten, schwarzgesiügeltcn, buntäugigen Schmetterlinge fangen. Hier ist ?i-iamu« und Hkisnus; hier ist ^ristippu» und ^^ameinnon. Erst als es die höchste Zeit war kehrten wir zum zweiten Frühstück nach Hause zurück; doch kein Wunder, daß ich gleich nach Beendigung desselben mir zu einer botanischen Ercursion Erlaubniß aus- Poute Galle. 73 bat. Ich verfolgte einen kleinen Bach in seinem Laufe, einen Hügel hinaufsteigend, den wir am Morgen links liegen gelassm hatten. Ein rothgelbcr, mit härteren, rothen Vrockcn vermischter Thon, wahrscheinlich aus Verwitterung entstanden, bildete den Boden rund umher. Neugierige Eingeborene gesellten sich bald zu mir, halfen mir Blumen pflücken, als sie meine Absicht merüen, und freuten sich über die gefangenen Schmetterlinge. Einer von ihnen erbot sich sogar mich über das Wasser zu tragen, als er meine Verlegenheit sah, auf zwei dünnen Bambus, die als Brücke dienten, das Gleichgewicht zu erhalten. Obwohl unsere Unterhaltung meist auf Zeichen beschrankt war, so bemerkte ich doch, daß sic „Iionä«^" riefen, um etwas Gutes, Wohlriechendes oder Wohlschmeckendes anzudeuten; war die Frucht giftig, oder roch die Blume unangenehm, so hieß es: „nocläoi-kL^!" mit einer abwehrenden Bewegung. Meine Bemühungen Insekten zu fangen, oder Eidcren todtzuschlagen, sahen sie mitleidig an, oder wiegten den Kopf dazu; denn die Bevölkerung ist, die Malabarcn-Einoring-lingc und die persischen Mohamedaner (Hloui-inou genannt) ausgenommen, sämmtlich buddhistisch. Mit reicher Beute kam ich am Abend gegen Sonnenuntergang zu Haus; cs wetterleuchtete stark, und kaum hatte ich unsere luftige Behausung erreicht, so brach ein furchtbarer Platzregen mit dröhnenden Donnerschlägen und unaufhörlichen Blitzen los. Die augenblickliche Ucberschwemmung rund um das Haus machte mir den Nutzen des 5 ^ hohen Fundamentes einleuchtend. Kaum war dieser Tropenguß vorüber und die Dunkelheit der Nacht stärker hereingebrochen, so leuchteten alle Bäume von unzähligen Leuchtkäfern (Feucrftiegen genannt) verschiedener Arten Nawr, Noctilucg,, I^inp^rig und (^lm-ckari» wie Weihnachtsbäume, und das Abcndkoneert der Tropen begann mit verdoppelten, Eifer. Die Musikanten sind Grillen, Cicaben, zehn bis zwölf verschiedene Sorten Laubfrösche, Geckonen, kleine Eulen u. s. w< Dieses Volk macht einen Lärm, der gar nicht zu beschreiben ist; dab zischt und zirpt und quäkt und quiekt, pfeift und prustet und klippert und klappert wie im Mährchen vom „bczauberten Schlosse." Es giebt sehr große Arten Cicadm von wunderhübschen Farben; diese sind die Hauptruhcstörer; denn an das Müylcngcklap- 74 Poiite walle. per der langbeinigen Laubfrösche, welche ihren Verfolger gewöhnlich ganz keck aus einem großen Blumenkelche anquäkcn, gewöhnt man sich bald. Der Nutzen der großen Bettvorhänge war uns schon von Cairo her bekannt, sie sind auch hier unentbehrlich; drnn es giebt Mücken genug, doch fand ich sie nicht so feindselig als die ägyptischen. Am andern Tage (den 1ä. Novbr.) machten wir in der Frühe eine neue Ercursion. Der Prinz war vorausgegangen; wir fanden ihn in Mitten eines kleinen Palmengartcns, wo er, von neugierigen Singhalis umringt, saß und zeichnete; man hatte ihm einen Stuhl herausgestellt und ihn mit Früchten traktirt, und bot auch uns davon an. Uns, den Suchenden, war dasselbe begegnet. An einem ziemlich einsam zwischen Palmen liegenden Hause lasen wir die Inschrift: Oomtort plaoe. Da uns sehr bürstete, und das Aeußere des Hauses sehr einladend aussah, so traten wir ein in der Meinung, für Geld uns trakliren zu lassen. Auf unsere Forderung brachte man uns sogleich Kokosnüsse, die ersten, welche ich frisch kostete. Man nimmt nur unreife Früchte, deren Inneres noch klares Wasser enthält wie bei unreifen Haselnüssen. Dieser kühle Trank, der ein wenig süßlich säuerlich schmeckt, wurde deliciös gefunden. Schlägt man die Nuß ganz auf, so kann man auch noch mit einem Löffel das erste angesetzte Fleisch von der Schale hcruntercssen; es ist weiß und von der Konsistenz weich gekochten Eiweißes und schmeckt wie ein süßer Gallert, jedoch etwas an Nüsse erinnernd. Jetzt erst erfuhren wir, daß man uns gastfreundlich bewirthet hatte, selbst die Bedienung nahm nichts. Wir lernten hier auch den Palmzuckcr (^uF^sr^) kennen; er sieht braun aus wie grobe Vonbons, schmeckt sehr angenehm und wird aus dem Safte verschiedener Palmenarten durch Einschnitte und Einbinden der Blüthcnkolbcn gewonnen, bevor derselbe in Gährung übergegangen ist. Man macht besonders viel aus dem Saft der Vrennpalmen (Oai-Ma ureng. Xettile), einer Palme, die sich durch die breiten Fiedern ihrer krausen Blätter auszeichnet und gegen die übrigen Palmenartcn wie unfrisirt aussieht. Sie wird nicht ganz so hoch als die Kokospalme und ist etwas dicker im Stamm als die schlanke Arcka. Pontc Galle. 78 Graf Gr. kam sehr durchnäßt, als wir eben aufbrechen wollten, zu uns zurück; er hatte in einem benachbarten Ncisfeldc Vögel geschossen, es waren ein paar Mama's aber mit unausgcbildetm Ge-sichtslappm. Nachmittags besuchte ich den einzigen Botaniker der Insel, Ka-pitain Champion, einen sehr unterrichteten Mann, dem ich reiche Notizen verdanke. Trotz Thunbcrgs halbjährigem Aufenthalt, trotz Wallich und vielen Andern kann noch immer eine Masse neuer Pflanzen ohne viel Mühe gefunden werden. Es wurde eine botanische Excursion für den Nachmittag verabredet. Sein Kabriolet führte uns in cine wenig betretene Gegend, etwa vier Meilen von der Stadt, wo wir auf den Bergen und Klippen umherklettcrten. Die Sonne hatte mich hart mitgenommen; ich lernte weniger, als ich gesollt hätte, da es die einzige Einweihung in die tropische Flora war, die ich überhaupt empfing. Die Massen erdrückten mich. Nichts Bekanntes , Alles frcmd und neu. Ein starker Regenguß überraschte uns auf dein Rückwege und wir kamen eben noch zeitig genug an, um die schöne Insektensammlung des Kapitains durchsehen zu können. Die Folge des ersten tropischen Sonnenscheins war bei mir eine heftige Gesichtsgeschwulst, die in ein Geschwür über dem Auge ausartete. Eine traurige Ueberrafchung ward mir außerdem noch, als ich zu Hause kam und meine Garderobe ansehnlich bestohlcn fand. Ein Theil der Wäsche, seidene Tücher, alle meine Messer sammt meinem chirurgischen Besteck waren fort. Ich machte Lärm; kein anderer als die spitzbübischen Diener, deren immer ein halbes Dutzend um mich herumschwärmtcn. und deren leises Eintreten man nie bemerkt, konnte den Diebstahl begangen haben. Die Thüren sind nicht zu verschließen, und der Posten vor der Thür hatte uns sicher gemacht. Die Verwendung beim ersten Hausoffizicr brachte auch so viel zu Wege, daß mein Besteck wieder herbeigeschafft wurde. Es war dies die erste böse Erfahrung; wie viele andere sollten noch folgen. Wir nahmen nun Abschied von den Commandanten des OrtS, Mr. Cripps und Thurlow, und reisten am Morgen des 15. November um 4 Uhr in einer sogenannten Diligence oder N:u1 «oaok ab, die eigentlich nur aus einem brcttemm Kasten mit leinenem Verdeck 76 Ponte Galle, bestand und Sitze enthielt, die, für einen Mann zu schmal, jetzt für zwei dienen mußten. Trotz Mangel an freier Bewegung herrschte große Zufriedenheit, als wir unsern palmenbeschattcten Weg nahe der Küste entlang fuhren, und die ersten Strahlen der Sonne im Meere sich spiegelten. Wir ftafsirten zierliche Brücken über manchen, breiten Fluß. Stets gab es etwas Interessantes zu sehen, bald hochwüchsige Pandangs am Ufer, bald himmelhohe Palmen, bald Fischerböte, die eben ihren Fang einzogen. Ueber zwei kleinere Flüsse mit reizenden Ufern sehten wir mit Fähren. Den ganzen Weg über sahen wir geputzte Leute und Häuptlinge mit ihren Insigmcn, den viereckigen platten weißen Mützen, vielen Ringen in den Ohren und an den Fingern. Sie begrüßten den erwarteten Prinzen voll Hochachtung mit vor dem Gesicht gefalteten Händen und einer kleinen Verbeugung; doch sah man ihnen ctwaS die getäuschte Erwartung an, als sie statt des mit Gold belasteten, krontragenden und elephantmgetragencn Herrschers im orientalischen Sinne den Prinzen im einfachen Nciseanzuge erblickten; denn sie hatten einen ganz außerordentlichen Anblick erwartet. Von der Einfachheit eines deutschen Fürsten hat man im Orient feine Vorstellung. Als es Frühstückszcit war, trat ein Mann, wohlgenährt, stramm, in weißem Kostüm an den Wagen, den Prinzen zu begrüßen. In schlechtem Englisch aber mit großrr Herzlichkeit bat er den Wagen halten zu lassen und ließ uns Kaffee und Bananen reichen. Er war ein übrig gebliebener Holländer^ die Freude und der Branntwein strahlte aus seinen Augen. Bevor wir weiter fuhren, holte er ein paar lange aufbewahrte, zierliche, altmodige Weingläser > hervor und bat den Prinzen so dringend, sie anzunehmen, daß das Geschenk wohl angenommen werden mußte. Zerbrechliche Waare im engen Wagen; ehe wir die nächste Station erreichten, waren die Kostbarkeiten dahin. Hinter der Station, einem kleinen Orte, wo wir mit einem fehl interessanten, einarmigen Manne, Mr. Anstruther und seiner Frau frühstückten, wurde die Gegend hügelig. Breite, freie Wege nahmen uns auf, zu beiden Seiten mit alten, holländischen Gebäuden besetzt, die reizend zwischen dichtem, wunderseltsamen Blu-, mcngesträllch lagen; hohe Arcka- und Kokospalmen bildeten fortwährend einen lieblichen Halbschatten; Fuhrwerke, gezogen von schönen, Ponte Galle. Caltura, 7? braunm und weißen Ochsen nut langcni, mondförmigen Gehörn, das einfache Joch auf dem Buckel tragend, begegneten uns. Wir stiegen einmal vom Wagen, um die Fischer ihre Netze ziehen zu sehen. Mehrere Sorten Makrelen und viele bunte Scarus- und Ehätodon-Arten mit wahrhaft köstlichen Farben sahen wir am Ufer aufgehäuft. Unter melancholischem Gesänge, sehr an den der ägyptischen Schiffer erinnernd, setzten die Fischer ihre Arbeit in voller Sonncngluth fort. Es war bald 4 Uhr und somit Zeit zum Gewitter, welches mit fast pünktlicher Genauigkeit in dieser Jahreszeit täglich einfällt. Richtig fielen zuerst einige schwere Tropfen, die sich dann sehr plötzlich in einen so ungeheuren Guß verwandelten, daß wir bald wie in einem See fuhren und uns vergeblich vor gänzlicher Durchnässung zu schützen suchten. Erst nach einer vollen Stunde ließ das Sturzbad nach. In kurzer Zeit hatte sich alles Wasser verlaufen. Wie duftig war es darauf unter den Bäumen, wie glänzten die Blätter, wie sangen die Vögel. Es ist dies eine Erscheinung, die ich in Eey-lon zu bewundern oft Gelegenheit hatte; dessen ungeachtet habe ich nirgend bessere Wege und Chausseen gesehen als hier. Tüchtig durchnäßt erreichten wir eine Ehrenpforte von Kokosblättern an einem prachtvoll breiten Flusse, dem Kalu Ganga. Er war fast so breit als der Rhein. Jenseits lag die Stadt Caltura, deren Straßen wir von weiten: erblickten. Auf der Fähre, die uns hinüberführtc, gewahrten wir mehrere Männer aus dein Volke, die mit leprösen Ausschlagen und Elephantiasis behaftet waren. Diese entstellt die armen Leute fürchterlich und ist überall häufig; zum Glück haben sie gewöhnlich ein gesundes Bein, gegen welches das geschwollene wie ein Klotz oder Butterfaß erscheint. Auch jenseit des Flusses war die landesübliche Ehrenpforte aus Bambustäben errichtet, mit dein noch weißen oder hellgelben Laube von jungen Palmblättem behängt und äußerst zierlich an beiden Seiten und in der Mitte mit den Blüthen-kolbcn der Banane, die großen Thyrsusstäben glichen, ausgeschmückt. Ein Abgesandter des Gouverneurs von Colombo empfing uns und führte uns zu der Equipage desselben. Im Galapp ging's vorwärts Nach Colombo, mit alle halbe Stunde gewechselten Pferden, voran Wei hübsch gekleidete Läufer mit wcißcn und rothen Turbanen, die 78 Caltura. kurzen Hoscn und Aermel mit rothen Vändcm besetzt. Die Gegend verschönerte sich mehr und mehr. Was man nur an prächtiger Scenerie erfinden kann, war hier vereinigt: malerische Landhäuser, reizende Flüßchm, rothe Abendbeleuchtung; das Ganze wie ein blühender Garten. Wir fuhren cine lange Strecke zwischen den berühmtesten Zimmtgärtcn Ceylons; doch sahen die Zimmtbäume, so blank sie sonst sind, gegen die frühere Mannichfaltigkeit der Vegetation ärmlich aus. Sie sind alle ziemlich von gleicher Höhe, 12 bis 15^. Bei Sonnenuntergang näherten wir uns der Hauptstadt; ein Courier war vorausgeschickt, die Ankunft des Prinzen zu melden. Die ganze Bevölkerung war auf den Beinen, Dandys in europäischer Kleidung auf jämmerlichen Pferden empfingen uns auf dem fchönen, freien Platze vor der Stadt; eine Menge reich geputzter Engländer, selbst Ladies sah man unter dem bunten Gedränge des Volkes. Es war cin sehr heiteres Bild und unsere Genugthuung würde vollständig gewesen sein, hätte unser Aufzug diesem triumphmäßigen Einzüge entsprochen; aber Schmutz und Nässe war auf den letzten Stationen unsern nicht sehr prunkenden Kostümen äußerst nachtheilig gewesen. Als wir das Thor der Citadelle erreichten, wurden wir mit militärischer Musik und Kanonendonner empfangen, eben so, als wir endlich vor dem prächtigen Gouverncmmtsgcbäudc still hielten. Der Gouverneur Lord Colin Campbell, (.'animunäLr in oliief, cin ehrwürdiger, wcißhäuptiger Mann, empfing uns sehr wohlwollend, und der Kapitain Maclean wies einem jeden in einem Seitengebäude des PaUastcs, welches im Garten lag, ein großes Zimmer an. Leider verhinderte mich mein Gesichtsgcschwulst bei Tafel zu erscheinen, und ich brachte den Abend ruhig auf dem Sopha zu. Wiederum wurde man von braunen Bedienten, großen und kleinen, nackten und bcjack-ten auf allen Schritten verfolgt; ich mochte sie hundertmal zum Teufel jagen, ehe ich mich dessen versah, stand cin solcher Leisetreter wieder hinter mir. Der nächste Morgen brachte mir viel Schmetterlinge, auch eine Menge Vögel (Oiiolu», Oex, <^ra«u1a> Nroclias) wurden geschossen. Ich balgte sie sorgfältig ab, und hatte sie kaum einen Augenblick zum Trocknen in die Sonne gelegt, als der Sklave eintrat und berichtete: Colombo. 7ft Master, die Krähe gekommen, gelben Vogel geholt. Ich sehe mich um; richtig, die Hälfte der Vögel war fort. Schnell nahm ich den Rest mit ins Zimmer, bemerkte aber nach einer halben Stunde, daß Millionen von mikroskopischen Ameisen die Häute trotz des Arseniks von den Federn rein abgenagt hatten. Ein Blick in meine Insektcn-schachtcln schmetterte mich vollends nieder, der ganze Schatz war in Staub und Mulm verwandelt. Hol' der Henker alles Ungeziefer! Die Krähe saß ganz ruhig, gleichsam mich verhöhnend auf der offenen Thür, und die Ameisen zogen in einem langen schwarzen Striche nach meinem Glase Zuckerwasser, das sie mit Leichen ausfüllten. Von der Stadt sah ich wenig, da mich mein geschwollenes Ge-stcht von allen Partien ausschloß; dagegen machte ich viele Einkäufe für die Reise in's Innere der Insel, als Blcchkastcn, Gläser und Spiritus. Erst am folgenden Tage (den 17. Nov.) konnte ich mich beim Frühstück, Tiffin und Diner zeigen, stets in weißen Beinkleidern, schwarzer Sammtweste, Frack und weißer Binde. O Gott, wie heiß! Zum zweiten Frühstück oder Tiffin (um 12 Uhr) war der Prinz zu Mr. Anstruther, dem Einarmigen, eingeladen, und nahm mich mit dahin. Nie sah ich einen liebenswürdigern Mann. Während des köstlichen Frühstücks kamen Arbeiter, welche vor unsern Augen den Zimmet präparircn mußten. Die jährigen Schüsse werden abgeschnit-ten, wenn sie daumrnstark sind, und die Blätter abgeputzt. Der Arbeiter sitzt dabei an der Erde, schneidet mit einem langen krummen Messer der Länge nach einen Kerb und lös't sehr geschickt mit der krummen Spitze die ganze Rinde vom Holze ab. Sie ist noch weiß, wird aber schnell gelb und braun, dann schabt er mit Vorsicht die graue Oberhaut und grüne Vastschicht herunter; die Ninde rollt sich zusammen und der Zinnnet ist fertig. Die frische Rinde brennt un-gemein auf der Zunge; sehr angenehm schmecken dagegen die Blattstiele, die viel gekaut zu werden Pflegen. Die Blätter sind geschmacklos. Der Zimmctbaum (I^uru8 Oinnmnmnum) wird auf ganz dürren Kicsbodcn gepflanzt und bedarf nur viel Regen und starke Hitze um zu gcdcihn. Wir sahen im Garten Muskatbäume (M^istioa mo-»cckaw) voller Früchte, dunkelgelbe Aepfel, die unreif eingemacht vortrefflich schmecken, den Betclpfefferstrauch, den Iambuscnbaum (^m- «0 Colombo, 1)08Ä HIa,IaLL6N8is), den Nclkcnbaum (I^U^6N:H oar^o^ii^iiuta), dcn Mandelbaum (cine Art ^lerinin^lia), den Mangobaum (HlanAiiei-a inclica), Zuckerrohr und spanisches Rohr. Beim Frühstück war eine Fülle von unübertrefflichen Früchten vorbanden; außer Ananas und Bananen hatten wir die gelbe, wie eine Faust große Mango, welche unregelmäßig rund ist, ein sehr saftiges Fleisch um dcn großen Kern enthält und einen eigenthümlichen Parfüm, dem des gemeinen Jasmin ähnlich, hat. Die Iambusc schmeckt säuerlich wie ein unreifer Gra-vensteiner Apfel und sieht ganz weiß aus. Die Guava ist eine kleine Birne mit musigem Fleische und etwas Moschusftarfüm. Der Crömc-Apfcl (^.nnonu. 8 dcr letzte Schattcn-könig dem Throne entsagte, nachdem sein erster Minister odcr Adikar Pilame Talawe mehrere englische Tmppenabtheilungm auf gräßliche Weife hatte niedermetzeln lassen. Er hieß Sri-Witrema-Singh und starb im Jahre 1832. Ein ähnliches, eben so cngeS Fuhrwerk, wie die Diligence von Ponte Galle, nahm uns auf. Zu unserer Begleitung war der erste Ordonnanzoffizier des Governors, Capt. Maclean, ausgewählt, ein lieber, herzensguter, durchaus nicht milttairisch aussehender Mann. Beim Hinausfahren sah ich zum ersten Male etwas von der Stadt, die meist aus Backsteinen gebaut ist und viele hübsche, einstöckige Häuschen enthält. Auch bei einigen dcr wunderbaren Tem-Pelmonumcntc, voll von Schnörkeln, Löwen und Drachen, sehr roh gearbeitet, kamen wir vorüber. Die Stadt ist von ungeheurer Ausdehnung und ein großer Theil dcr Einwohner sind Moormen (Turban, Hose und Gürtel macht sie kenntlich) und Malabarcn. Die letztem sind ciscngrau angelaufen und tragen das Zeichen ihrer Kaste, gelbe, weiße und rothe Leiinfarbenstriche in verschiedenen Kombinationen allzeit auf der Stirn. Sie sind Brahmancn. Auch Perser »2 O'olombo, finden sich dort; ihr persisches Kostüm, die langen, schwarzen Bärte, gelbe Haut und Habichtsnasen zeichnen sie aus. Die Smghali haben, wie die Hindus, Kastenumcrschiede, welche in größerer oder geringerer Ausdehnung des Anzugcs besteben. Nicht alle dürfen Jacken tragen. Es giebt auch Ausgcstoßene, die ganz vogelftci sind und, trotz der Bemühungen der Engländer, wie Hunde behandelt werden. Eine vortrefflich angelegte Bergstraße führte uns aus dem niedrigen, stachen Küstcnlande, aus grünen, frischen Reisfeldern und Kokospalmcnhaincn in die mit schwarzen Felsen (Gneuß) beginnende Vergregion. Welche Farbenpracht in der Laubfülle der Wälder! Da ist kein welkes Blatt; jeder Baum prangt mit einem andern Grün, eines frischer, als das andere. Anfangs schloß sich ein Dorf nabc an das andere; aber immer einsamer und stiller wurde die Gegend, je höher wir kamen. Die Hitze wmdc drückend, als wir endlich die höhere Waldrcgion erreichten. Der Rückblick von der Höhe auf die Ebene laßt sich schwer beschreiben, so blendete er das Auge. Unter der Fülle wunderbarer Gegellstande hebe ich nur den einen hervor, die Talipot-Palmc ((^'-^Im uinKr.ioMlor»). Wir sahen hoch über den Wipfeln anderer Bäume hin und wieder in der Ferne große, grüne Kämme hervorragen; an einer Stelle bemerkten wir aus dieser Kammkronc einen weiß-glänzenden Blüthenschaft von gewaltiger Höhe hervorschießcn. Dies war der berühmte Talipot, die Schirmpalmc, die nur einmal Blüthen treibt, wenn sie am höchsten ist, und dann abstirbt. Jedes Blatt ist ein Kreis von 5 ^ Durchmesser, wunderbar gefaltet. Man bedient sich derselben, nachdem der Stiel abgeschnitten ist, überall im Hochlande von Ceylon als Regenschirme. In Streifen geschnitten sind sie als Schreibmaterial beliebt; man schreibt darauf der Länge nach mit einen, eisernen Griffel. Bei einer der steilem Stellen stiegen wir ab, um uns bequemer umzuschauen. Kein Abgrund war in diesem schroffen Gcbirgsznge sichtbar, Alles mit grünen Büschen und Nicsenbaumen überwachsen und versteckt. Wie manche schöne Pflanze, Orchideen und Liliaccen hatte ich den Tag über abgepflückt; überall begegneten mir neue, Kandy. »3 fremde Bäuine oft mit wunderbaren, großen Blättern, sehr wenig Bekanntes. — Die ersten Affen sahen wir hier in den Zweigen etwa Httft / unter uns umherspringen; es war eine ganze Heerde, die rin großes Geprassel verursachte. Lange bemerkten wir noch an dem Schwankell und Biegen der Zweige die Richtung, wohin sie ihren Weg nahmen, und das Getose klang noch auS weiter Fcrnc zu uns herüber. Eine Menge grüner Papagaicn mit großem, rothen Schnabel (latino, ^.lexanclri) flogen in den Gebüschen, ließen sich aber nicht beschlcichen. Bald hatten wir die letzte Station erreicht. Die Felsen rund umher waren hier mit drei bis vier wundervoll rother und weißer Balsaminenarten bekleidet, und unten am Wege blühte eine gelbe Art eorso^i« in großer Fülle; dazu die prachtvolle Aussicht in einen dunkelgrünen Hochwald von Sumach, Myrthcn und Lorbeerbäumen und hohen indischen Feigen. Bei der letzten Station vorKandy hatte man wieder einige der schon beschriebenen luftigen Ehrenpforten errichtet. Von da an war der ganze Weg mit Hütten zu beiden Seiten besetzt. Ich kann nicht begreifen, mit welchem Rechte man Ceylon ein schlecht oder sparsam bevölkertes Land nennen kann; meilenweit liegt hier Hütte an Hütte und Alles voll von zufrieden und wohlgenährt aussehendem Volke. Wir hatten den Wald hinter uns gelassen und fuhren nun wieder in eine weite Ebene hinab. Reis- oder, wie man hier sagt, Paddy-Frlder brdeckten den Boden und prangten mit einem Grün, so saftig und frisch, daß das schönste Waizcnfcld dagegen fahl erscheinen würde; dazu die Einfassung von Arcka- und Palmyra-Palmen, die krausen, kurzen Kronen der Sagopalme und wilden Dattel und die fast schwarz-grünen Gipfel der nahen Berge geben immer ein neues, reizendes Bild. Die Wege sind in der Negel an den Gräben hinunter mit einer schönen Art Kassie bewachsen, welche 5 bis 6 ' hoch ist und einen Vlüthcnthyrsus von so brennendem Goldgelb trägt, daß ich viel darum gäbe, könnte ich sie in unsere Gärten verpflanzen. Nie ich höre, ist sie noch unbeschrieben. Jetzt ging es wieder scharf bergauf durch menschmvolle Straßen. Ein Zug von einigen Hunderten folgte uns nach; alle wollten den 6* »4 Kandy. Prinzen sehen, denn ein Prinz war noch nic in Ceylon gewesen. Die Straßen wurden enger; Ehrenpforten folgten auf Ehrenpforten, vrangcnd mit Bambus- und zartem Palmenlaube. Zuletzt kam eine Deputation sämmtlicher Offiziere des dortigen Government's, um den Prinzen vor dem Thore zu empfangen, und ritten vor unserem Bretter-kästen in eleganter rother Uniform und goldnen Epauletts einher. Dicht am Thore begegneten uns Reihen von Hauptleutcn (Ilo-n^no,,) und Priestern, mit Gcldschmuck und weißen Musselinroben angethan. Die Hauptlrute, meistens alte, weißbärtigc Männer, tragen ein gar zu wundersames Kostüm; auf dein Kopfe eine viereckige, weiße, barrt-artigc Mütze, auf dem Leibe cm enges Jäckchen mit großen, oft mit Edelsteinen besetzten Knöpfen; über dieses Unterkleid wickeln sie etliche Gardinenbrciten von Musselin, deren Enden sie alle vor dein Bauche unter dein breiten Goldgürtel zusammenstopfen, so daß sie dadurch ein wunderlich dickbäuchiges Ansehen bekommen. Der Gürtel ist von der prachtvollsten Goldstickerei. Sie sind auch die einzigen Hosenbercch- > tigten der ganzen Nation und tragen diese Inexpressibles von dein feinsten Gardinenzeuge, wozu die dunkele Kaffecbronze ihrer Arme und Füße sich herrlich ausnimmt. Um die Seltsamkeit der Figur zu erhöhen, tragen sie um den Hals ein gekraustes Rad, wie weiland die Herren Prediger. Jetzt ertönte eine Musik, die mich lebhaft an purzelbaumschlagende Affen und tanzende Bären erinnerte. Pfeifen und Trommeln erklangen und Tambourins rasselten, und die Leute, welche in bunten Jacken und im landesüblichen, ostindischen Taschentuch statt der Beinkleider dieselben bearbeiteten, bewegten sich in den lebhaftesten Sprüngen, was dem Wohlklangc ihrer Musik nicht geringen Eintrag that. Plötzlich erschienen auch drei ricsmmäsnge, weiß sein sollende Elephanten, genöthigt ihre schleifenden Schritte nach der bezeichneten Melodie zu modificiren. Eine Pracht von verschossenen Scidmfahnen und schwarz gewordenen Goldstoffcn wurde dabei zur Schau getragen. Bald fing auch ein Gesang an, der die Ziegel von den Dächern gelockt hätte, wenn solche dagewesen waren; kurz diese volksthümlichc Feier, so apart und neu sie war, hatte etwas Nervmlähmendcs und Ohrzcrrei- Kandy. 8» ßmdes, Welches ans Unangenehme gränzte; wenigstens waren wir nicht auf solchen überraschenden Empfang gefaßt und genügend vorbereitet. Wir zogen nun unserem-Quartiere zu, einem Pallaste, gegen bcn der von Colombo eine Baracke genannt werden konnte. Auf cincr Ebene, voll des wunderschönsten, glattgeschorcnen Grases, hin und wieder mit Gruppen blühender Magnolien und Rocubäumcn besetzt, steht der marmorwciße, von regelmäßigen Arkaden umgebene schöne Bau, luftig und zierlich und, von dcn geschmackvoll stell Verhältnissen. Gin großer Park, voll von Blumen, Schmetterlingen und Blutegeln umgiebt auf einer Hügelkette das Ganze,' und auf jedem Punkte bewundert man eine himmlische Gebirgslandschaft. Wir mußten uns eilig in unser Kostüm werfen; denn der Prinz hatte eine Einladung zum Tiffin beim Colonel Macdonald angenommen. Dieser wohnte im Pallastc der alten Kanby-Könige, und dahin ging zunächst unser Weg. Ein einstöckiges, wohl mehrere hundert Schritte langes, schmales Gebäude erschien in der Vertiefung eines kleinen Thales, an jedem Ende von einem alten Tempel berührt. Eine kurze Treppe führt zum Hauptcingang, vor welchem der jetzige Besitzer eine Veranda hat bauen lassen. Eine plumpe Thür, deren Stützen von Drachen getragen werden, führt hinein. Die Mauern sind 5^ dick, wie die des alten Brockenhauscs; das Innere ist ein einziger langer Saal, mit mehreren Ncbengemächem, jetzt in verschiedene Zimmer getheilt. Die Wände, obwohl im't Kalk dick überstrichen, zeigen stellenweise Kampfsccnen nut Leoparden, eine große weibliche Figur und eine männliche, welche die niedrige Decke erreichen. An der Stelle, wo 500 Jahre lang der göttergleiche Kandy-König auf goldenem Throne gesessen hat (Niemand durfte seiner geheiligten Person nahen, als die Adikarc), steht jetzt der Nivptisch einer englischen Dame von feinster Galle-Arbeit, d. h. alle 99 köstlichen Holzarten Ceylons sind daran verschwendet. Die kunstreichen Tischler in Ponte-Galle liefern kostbare Stücke dieser Art, besonders prachtvolle Kasten, brren Preis indessen meinem Beutel nicht angemessen war. Gegen Abend verführte mich die unendliche Menge Leuchtkäfer, welche über dem Nasen hin und herflogen, denselben zu betreten und 8s Kandy. einige Dutzend in cin Glas zu sammeln. Als es nun zum Dincr gehen sollte, bemerkte ich in dem hcllerleuchtetm Zimmer an meinen weißen Vrinkleidcrn Blutstreifm von oben bis unten hin. Ueber die Ursache war ich nicht lange in Ungewißheit; die Blutegel nahmen hier ihren Anfang, die sich später so schrecklich in unsrr Gedächtniß einschrieben. Ich fand an meinen Beinen deren mehrere Hundert, welche durch die Beinkleider eingedrungen waren, und befreite mich vorschriftmäßig mit Citronensaft von diesen ungebetenen Gästen. Den folgenden Tag (den 19. November) ging es zum botanischen Garten; er liegt eine halbe deutsche Meile von der jetzt sehr verfallenen Stadt entfernt am Ufer des Mahawalli-Ganga*), über den man auf einer prächtigen Brücke von Sapan-Holz gelangt. Sie heißt die Paradmia-Brücke. Der botanische Garten ist voll von merkwürdigen Pflanzen; alle möglichen Gewürzartcn und eine Masse der seltensten Bäume des GebirgslandrS von Ceylon trifft man dort mit Blüthen und Früchten. Unter den chinesischen Früchten warm es vorzüglich die köstlichen Litschi, eine Frucht, welche allen, die wir bis dahin gekostet hatten, den Rang ablief. Die Litschi sind von der Größe der allerstärksten Gartenerdbeere und enthalten unter cincr dunkrlrothm Nindc ein weißes Grlee von dem lieblichsten Geschmacke. Eine andere Art mit grösirren, aber stachlichten Früchten war fast noch angenehmer. , ES ist eine Art Di-nocarpus ober Euphorbia. Außerdem lernte ich die wunderbarste Art Bananen kennen, einm Baum aus Madagaskar, der alle Blätter nur auf den zwn entgegengesetzten Seiten trägt und deshalb wie eine gepreßte Pflanze aussieht. Wenn man die stcngellunfassenbcn Blattstiele ansticht, läuft eine bedeutende Menge süßen Saftes aus; deshalb nennen ihn die Engländer ^^volioi-u ü-i Uhr Morgens am 25. Nov. standen unsre Pferde bereit; Die Kulics oder Träger waren nut dem Koch und dem Gepäck voraus gezogen. Major Rogers und sein liebenswürdiger Begleiter, der Richter des Orts, ein junger Mr. Layard, erschienen in wundcr-seltsamcn Kostümen; beide in groben Leinwandiackm, korbgesiochtcnen Hüten und über die Knie reichenden Blutcgcistrümvfen, über denen sie eine Art Alpenschuh trugen. So geht man der Landplage der Blutegel wegen. Die Pferde wurden bestiegen, und wir gelangten bald auf gut geführten Wegen in die Vorberge eines reizenden Gebirgslandes. Der Weg, von Major Rogers selbst angelegt, zog sich an einem steilen Berge im Zickzack in die Höhe und gewährte eine immer wechselnde und immer ausgedehntere Aussicht auf cin tiefes, anfangs in Nebel gehülltes Flußthal. Uebcrall rieselten kleine Bäche über den Weg, vom gestrigen Gewitterregen noch sehr angeschwollen. Einige Stunden lang hatten wir das Vergnügen, die reizendsten Aussichten über Reisfelder, Vananengärtcn und Palmenhainc in der Tiefe zuge-m'eßen; dann fing der Wald an. Ganz frisch war der Weg hindurch-gchaucn, aber an manchen Stellen hattc ihn der Sturzregen schon wieder verwischt. Prächtig glänzten immergrüne Sträucher und eine unendliche Masse von frischem Laube in dem verschiedensten Grün zu beiden Seiten desselben; schon schlug die Fülle der Vegetation wieder über demselben zusammen; schon erhoben sich auf der Mitte des Weges frisch gebaute Tcrmitcnkegel. So übermächtig ist hier die Natur. Bei uns muß man Jahre lang p^nzm und mit Sorgfalt pflegen, um ein erträglich grünes Ge-mjch zu erzielen; hier verdrängt die Vegetation bisweilen die Menschen, vegrabt Dorfer und Reisfelder in dichtem Buschwerk. Dieses Buschwerk, Jungle genannt, wächst so dicht, so mg Stämmchm an Stämmchen, tuchttg mtt Schlingpflanzen und dornigen Schmarotzern zusammenge- 7* 100 Taldcuia. filzt, daß man an vielen Stolen vergeblich versuchen würde, sich cinen Durchgang zu bahnen. Nur der Elephant, der Herr dieser Wildniß, geht mit seinen Niesenpfeilern hindurch wie Kinder durch cin Kornfeld und stampft den krachenden Wald zusammen. Jetzt wird der Wald höher; kräftige Bäume mit ungeheuren Wurzeln stellen dem Reisenden Hindernisse entgegen. Mit Erstaunen hört man, daß alle das dichte Gebüsch, wohl 12 bis 15/ hoch und Armes dick, das Erzeugniß von anderthalb Jahren ist, vor welcher Zeit ein großer Theil des Waldes der Kultur wegen niedergebrannt wurde. Bezeugten nicht Stücke unverwüstlichen Holzes und schwarze Kohlcnstreifcn am frisch angelegten Wege die Wahrheit, man würde es nur schwer glauben. Mitten unter den stärksten Riescnbäumen am Rande eines klar rieselnden Baches liegt Talbenia, ein einsames Bangalo. Dort hatte der Koch des Major Rogers cin köstliches Frühstück bereitet, bestehend aus Eiern, gebratenen Hühnern und Kurrie nebst Reis. Der Kmrie ist ein Nationalessen; er fehlt bei keinem Diner oder Frühstück weder in Ceylon noch in Indien. Der Kunst des Kochs ist es überlassen, alle Tage einen andern Kurrie zu liefern; denn der Stoff ist ziemlich gleichgültig. Jede Sorte Fleisch, Geflügel, oder Fische, Krebst, Alles läßt sich in Kurrie verwandeln mit Hülfe einer bedeutenden Menge Cayenne-Pfeffer, Cardamomen, Curkumc, welcher die Sau« schwefelgelb färbt, und dem Safte der jungen Kokosnüsse, welcher das Hauptelement der Sauce bildet. Unerläßlich ist dabei der Reis, welcher die beißende Schärfe des Gerichtes in so weit mildert, daß man anfängt es genießbar zu finden, nachdem man es einige Wochen lang probirt hat. Schöne Früchte, als Pomcloncn, Orangen, Bananen, Mangos fehlen bei Tafel nie und werden von Europäern zu Anfang sehr geschützt, bis er sich an das Neue und Reizende so gewöhnt hat, daß sie ihm keinen versuchenden Eindruck mehr machen. — Der gebahnte Weg nahm bald hinter Taldenia cin Ende und das beständige Klettern und Springen brachte unsere Pferde bei stärkerem Sonnenschein tüchtig m Schweiß. Zu unserer großen Annehmlichkeit war meist ein dichter Vaumschatten vorherrschend. Durch dre ober vier stark allgeschwollene Flüsse, deren Ufer sehr steil waren, Die Elephanten. 1<>< gings hindurch. Man wurde zwar bis an die Brust durchnäßt, hatte aber doch die Aussicht bei dcr heftigen Bewegung bald wieder trocken zu werden. Als wir gegen dm Nachmittag auf eine Anhöhe gelangten, zeigte sich frischer Glcphantenmist, eine freudige Ueberraschung für alle Gentleman. Es wurde sogleich den Fußspuren nachgegangen, und eine Menge von Mitläufern und Trägern zogen sich aus, um in dem Jungle die Elcphantenhecrdc aufzujagen. Di^ Pferde sollten voraus geführt werden; ich blieb am Haltplatz, das Besteck zur Hand, wenn irgend ein Unfall meine Hülfe nöthig machen sollte. Nicht lange darauf, als sich das dichte Gebüsch hinter meinen Gefährten schloß und ich so in der Einsamkeit da stand, hörte ich ganz in der Ferne die krachenden Schritte eines Elephanten. Meine erste Sorge war die, daß ich die Höhe und Stärke der nüch umgebenden Bäume prüfte, um im Nothfall mich hinanf zu flüchten, wenn etwa ein Elephant mir eine Visite abstatten sollte. Nach drei Stunden kamen die Gentleman nut sehr zerrissnen Kleidern, aber ohne zum Schuß gekommen zu sein, wieder aus dem Dickicht zurück, nur kömgl. Hoheit und dcr Major fehlten noch. Plötzlich hörte man zwei Schüsse dicht hinter einander, denen ein Trompetenton, dcr Angstruf des Elephanten, folgte. Wir warteten trotz des Regens und hatten die Freude, die Vermißten bald wieder bei uns zu sehen. Es war ein Elephant angeschossen, zuerst vom Prinzen, dann vom Major; aber um ihn zu todten, dazu gehört viel. Die Iagdrcgoln sind nämlich diese: Man eilt dem Elephanten, dessen Spur und Weg die Eingebornen unfehlbar auffinden, durch Dick und Dünn nach, was eine gewaltige Anstrengung in den: bis zur Dunkelheit dichten Jungle erfordert. Hat man ihn erreicht, so geht man bis auf vier oder fünf Schritt an ihn heran und feuert in dem Augenblicke, wo er sich anschickt, den Angreifer zu erwischen. Es giebt aber nur zwei Flecke, wo ein Schuß aus dieser Entfernung gefeuert augenblicklich tödtet, nämlich dicht vor dein Ohr neben dem Auge, oder wenn der Elephant von vorn auf den Jäger los stürzt, dicht uvcr der Wurzel des Rüssels; alle andern Wunden, selbst mit vier-oder funflothigm Kugeln geschossen, dimm nur dazu, ihn wüthend zu machm. Es :st daher wohl nicht zu viel gesagt, wenn ich die 402 Bobola. Elefthantenjagd für ein äußerst gefährliches Vergnügen ausgebe. Wie leicht kann es kommen, daß die Büchse, durch das Hindurchdrangen im dichten Gebüsch oder durch Nässe in Unordnung gebracht, im entscheidenden Momente versagt; und außerdem welche Sicherheit und Kaltblütigkeit erfordert der Schuß, um genau den tödlichen Fleck zu treffen. — Abends hatten wir ein gutes, einfaches Mahl von selbstgeschos-scnen Schnepfen in dem kleinen Orte Palevalla. Wir schliefen auf Strohmatten trotz des überall durch das Palmblattdach durchsickernden Regens, in unsere Mäntel gewickelt, recht sanft. Die ganze Bevölkerung war bei unserm Einzüge auf den Beinen, hübsche braune Kerle, welche in dieser Wildniß viel Ncis bauen und die Terrassen und die Einfassungen der kleinen Parccllcn sehr geschickt anzulegen wissen. Am 26. November brachen wir um 5. Uhr in der Dunkelheit auf, setzten über einen tiefen Fluß nut steilen Ufern und erreichten schon um 9 Uhr cm anderes Dorf, Bobola, wo gefrühstückt wurde. Selbst hier war Alles festlich aufgeputzt, um den Prinzen zu empfangen; die Hauptleutc wie gewöhnlich im größten Schmuck und weißen Mousselin mit ihren viereckigen Mühen. Wir saßen unter einem Palmendache auf großen niedrigen, aber sehr breiten Bänken. Diese sind allgemein im Gebrauch und werden sowohl zum Sitzen als zum Schlafen benutzt. Man flicht sie aus den MlgenKokosPalmmblättcrn. Anstatt des chinesischen Lacks haben sie immer einen Uebcrzug von Kuhdreck, was sehr schmutzig aussieht, aber das einzige Mittel sein soll, um die alles zerstörenden Termiten und Holzwespen abzuhalten. Auf dieselbe Weise werden auch alle Vambushäuscr und geflochtenen Wände an der Außenseite bctüncht. Nichts ist häßlicher. Die Hütte war von einem riesengroßen Tamarindmbaum beschattet, dessen Schoten ein lieblich saures Muß enthalten und viel gegessen werden. Der Baum gleicht einer Akazie. Dieses Dorf war die letzte Grenze der Kultur. Wir traten nun in einen dichten, massenhaften Urwald ein. Sein Dunkel erweckte Schauer und überwältigte durch das Gefühl des gewaltigen Unterschiedes zwischen diesem und Allem, was man bisher gesehn hatte. Die mächtigen Baumstämme standen dicht aneinander; baumartige Dcr Urwald. t«3 Schlingpflanzen wickelten oft dm oder vier der stärksten zusammen, die zum Theil schon abgestorben oder im Absterben begriffen waren. Oft sah man blosi einen schenkclstarkm, spiralförmig gewundenen Stamm, den Stamm der Schlingpflanze; der durch dieselbe erdrückte Kern war verfault und verwittert und sie allein ohne Stütze übrig geblieben. Diese riesenhaften Korkzirherbäumc setzten mich anfangs in nicht geringes Erstaunen, bis ich ihre Entstehungsart erkannte. Von Blumen sah man nicht gar viele; es fehlt hier zu sehr an Lust und Licht; desto größer und schöner war die Fülle der Blätter. Schäumende Waldbäche, die das Wurzelwcrk vier bis fünf Fuß tief losgewaschen hatten, »nachten unsern Pferden viel zu thun; oft mußten sie auch über dicke, unverwüstliche Stämme und Blöcke gestürzter Bäume hinwegsetzen. Nur wenn die Abhänge gar zu schroff und das Wurzelwerk gar zu schlüpfrig war, stiegen wir ab und führten die Pferde. Zuweilen kam man an offene Plätze, mit üppigem Gras-wuchse bedeckt; hier entfalteten sich eine Menge schöner Blüthen, die von Schmetterlingen wimmelten; dann ging es wiederum m eine grausige Tiefe, wo eine Masse entblößter knorriger Wurzeln und dunkle Gewässer, deren Tiefe man nicht zu schätzen wußte, unsere raschen Thiere aufhielten. Der Weg war so eng, daß man immer dicht hintereinander reiten mußte, um sich nicht zu verlieren. Sechs lange mühevolle Stunden ritten wir so mit angestrengter Eile; endlich erreichten wir unser Ziel, die Mitte des Waldes, wo cm paar Hütten für uns erbaut waren. Man nennt den Platz Galbocka. Drei Hütten faßten die ganze Gesellschaft. Ihre Wände waren von dürren Blättern und Zweigen, ihre Dächer von Palmblättern und Gras und die Dachrinnen von Baumrinde hergestellt. Vier in die Erde gerammte Pfähle mit sechs oder sieben quer darüber befestigten Stöcken bildeten die Tische; Stühle gab es nicht, dagcgm waren die Wände mit weißem Vaumwollm-zcuge behängt, und ein ähnlicher Vorhang bedeckte die Thür. Der Fußboden war etwas in die Erde vertieft und füllte sich bei fortdauerndem Regen bald mit Wasser. Dieses waren die Comforts unsers achttägigen Aufenthalts zu Galbocka. Alle Morgen, ehe die Nacht der Dämmerung gewichen war, 504 Galbocka. brachen wir aus unserm Schlupfwinkel auf und gingen den Elephanten nach, die hier in großen Heerben anzutreffen sind und waren gewöhnlich schon vor Sonnenaufgang naß bis auf die Haut. Wenn die Gingebornen die Nähe der Elephanten witterten, was sie mit einem besondern Zeichen andeuteten, so wurde abgesessen und die Jäger stürzten, den Kopf voran, durch das Dickicht, indessen ich und die Bedienten auf dem Haltplatze blieben. Das Krachen eines fortlaufenden Elephanten hört man schon auf eine halbe englische Meile; eine ganze Hecrde macht einen Lärm, als ob eine Lavine über einen Wald hinstürzte. Das verhängnißvolle Geschrei, einem furchtbar verstärkten Ton aus einer zersprungenen Trompete nicht ungleich, läßt der Elephant in dem Augenblicke ertönen, wo er sich wendet, um seinen Feind zu zermalmen oder selbst die tödtliche Kugel zu empfangen. Ich wußte daher immer auch in der Ferne, wann der Augen> blick der Gefahr da war. Eines Tages war ich den Jägern näher als gewöhnlich geblieben, weil man bei der Vereinzelung in einein sehr coupirten und felsigen Terrain, wo es von Elephanten lebte, größere Gefahr lief, als beim Nachfolgen. Plötzlich krachte es links und rechts, hinter uns Trompetcnton und vor uns wühlte schon der Kopf eines mächtigen Thieres' durch das dichte Gcbüfch; wir standen auf einem glatten, nur wenig über den Boden erhabenen Felsen. Welches Glück, daß gerade der geschickteste Elcphantensckütze, Major Rogers, bei uns war. Er sprang mitten zwischen die Elephanten, knallte dem nächsten rechts, bis auf Rüssellänge herantretend, ins Ohr, eben so rasch mit dein andern Lause dein zur Linken in die Schläfe. Beide stürzten mit einein dumpsm Gestöhn wie umgeblasen; die andern eilten davon, als sie ihre riesigen Gefährten krachend im Gebüsche versinken sahen, deren Sturz cm Getöse hervorbrachte, wie zwei ferne Kanonenschüsse. Seit der Zeit hatte ich genug von der Elephantenjagd gesehen und suchte lieber unter irgend einem Vorwandc zu Hause zu bleiben. Am nächsten Tage tödtete Major Rogers ein Elephantenwcibchen, welches im Fallen ein neben ihm laufendes Junges erdrückte, also zwei auf cincn Schuß. Außerdem war erst ein junger Elephant erlegt, aber viele angeschossen. Der Prinz selbst war einmal in äugen- . Galbocka. to» scheinlicher Gefahr gewesen, von einem dreimal in den Koftf geschos-smell wüthenden Elephanten erreicht zu werden. Dnrch einen nrnen Schuß wurde zinn Glück der Elephant zum Fallen gebracht. Am Tage vor unserer Abreise von Galbocka wurde vom Grafen v. O. ein großer Elephant geschossen, und weil es streitig war, welche Kugel für die tödtlichc angesehen werden sollte und wem der Schwanz, die übliche Trophäe der Elephantcnjäger, gebühre, machte ich mich mit dem Grafen auf, um den Leichnam zu untersuchen. Still und lautlos ritten wir die engen Pfade, als kaum die Sonne aufgegangen war. Unser brauner Führer stand häufig still und horchte; bann bog er vom Wege ab, um unS nicht mit einer großen Hcerde in Berührung zu bringen. Wir mußten weite Um« Wege machen, um den Platz zu erreichen, wo der Koloß gefallen war. Hier lag er neben einem kleinen Wasser, um und um der Boden roth von geronnenem Blute; am Rüssel und dein Maule, den einzigen antastbarcn Theilen, sahen wir die Spuren von den Klauen und Zähnen der blutdürstigen Chittas (Leoparden). Leider hatten sie sich schon vor unserer Ankunft entfernt. Der Elephant, obwohl er für einen ganz ansehnlichen gehalten wurde, maß vom Scheitel bis zur Sohle doch nur etwa 8'; so schr täuscht man sich im Betreff der Größe. Er hatte nur ganz kurze, gerade Stoßzähnc, deren einen wir nach unsäglicher, anderthalbstündiger Arbeit ablösten, wobei wir mit Schweiß und Blut so bedeckt wurden, daß wir eher den Wilden, als civilisirten Europäern glichen. Nach vieler Mühe und mehrfachem Verirren erreichten wir unsere Station wieder; denn es ist nicht leicht aus den ungebahnten Wegen durch den Urwald zu reiten, und die Pferde müssen fest auf den Knochen und gut beschlagen sein, um nicht auf den nassen, schlüpfrigen Wurzeln auszuglcitm und zu stürzen. Es war damit unser Aufenthalt im Walde beendigt. Wir hatten während dieser Zeit mehrere Male Gelegenheit, die halb wilden Ein-gebornen dieser Gegend kennen zu lernen, welche weit herkamen, um den Prinzen zu sehen. Es war hier der einzige Ort, wo wir wirklich Wilde, das heißt, von keiner Religion und keiner Sitte etwas ahnende Geschöpfe gesehen haben. Sie wohnen in dcm hohen Walde unter Palmcnblättem in Erdlöchcrn, gehen den Schurz abgerechnet 10Ü Die Wilden. völlig nackt und tragen Bogen und Wurfspieße. Von den Singhali'S bcr Ebene werden sie Webdah's genannt und sind sehr verachtet, obwohl sie aus einer hohen Kaste stammen sollen. Das erste Mal, als ich diese Kerle erblickte, machten sie einen höchst schauerlichen Eindruck. ES regnete stark, als man ihre Ankunft meldete, und daß sie bereit wären, vor uns einen Tanz aufzuführen. Es erschienen sechs kleine, magere, dunkel bronzcbraune Kerle, mit weit über den Rücken herabhangendem rabenschwarzen Haar; nur Einer war etwas größer als die Nebligen, doch nicht über 5^. Ihre Augen rollten unstät, ihre Sprache war ein heiseres, sehr hoch tönendes Geschrei; nur mit Mühe konnten die Einghali ihren Dialekt verstehen. Alle zitterten vor Nässe und Kälte, schienen aber dennoch höchst aufgeregt und ungeduldig, ihren Tanz zu beginnen. Dieser bestand in einem erst langsamern, dann immer schnellern Hin- und Herhüpfen auf abwechselnden Füßen, wozu sie die Augen gräßlich verdrehten und den Kopf tief niedergebückt hielten. Ein alter Mann, den wir anfangs nicht bemerkt hatten, sagte ihnen einige Worte vor, gleichsam Fragen, auf die immer einer mit großer Heftigkeit antwortete. Bald wurde das Tempo sehr rasch; sie hüpften jetzt mit beiden Füßen zugleich auf den Hacken bald vorwärts bald rückwärts und arbeiteten dabei so furchtbar mit den Armen, daß mall fürchtete, sie würden sich dieselben gänzlich verrenken. Plötzlich wars sich einer der Länge nach in den von vielen Sprüngen aufgewühlten Koth und zappelte mit Armen und Beinen. Wir hatten vollkommen zur Genüge an dem gräßlichen Schauspiel. Gelb wurde ausgetheilt, allein sie kannten es nicht, und es erforderte viel Hin- und Herreden, um ihnen begreiflich zu machen, daß Kupfergeld weniger gelte als Silber. Ein Taschentuch, das ihnen Rogers schenkte, machte bessern Effekt; derjenige, welcher es erhalten hatte, befestigte sich dasselbe gleich um die Hüften und tanzte damit wie toll, warf sich aber auch bald damit in den Dreck. Die Andern wollten auch Tücher haben; ein Stück Vaumwollcnzcug wurde zerrissen und ausgetheilt. Sie befestigten sich die Stücke um den Kopf. Dankbezcugungcn schienen sie weiter nicht zu kennen. Statt dessen fingen sie ihren scheußlichen Zappcltanz wieder an, bcr Galbocka. ' «? - fur's Erste nicht geendet haben würde, wäre nicht der Prinz auf den Gedanken gekommen, ihnen Branntwein reichen zn lassen. Sic sollen nämlich einen Abscheu vor diesem Getränke haben. Keiner wollte zuerst davon versuchen. Nur der Alte trank und versicherte die Uebrigen, das Getränk sei vorzüglich. Darauf versuchte es auch cm Zweiter; er sperrte den Mund weit. auf und goß sich etwa ein halbes Vicrglas auf einmal in den Hals. Welches Entsetzen, welches Geschrei! In den höchsten Iauuncrtöncn crplicirtc cr den Andern, er habe Feuer im Leibe, deutete auf seinen Magen und krümmte sich erbärmlich. Diese stimmten in das Geheul mlt ein, sahen sich ängstlich um und entflohen Alle auf einmal mit großer Hast. Nachher habe ich nur noch einmal diese langhaarigen Kerle gesehn; es war auf einer Station näher gegen Badulla zu. Sie trugen schöne Bogen von rothem Holze und schoflen ganz vortrefflich damit. Mr. Lauard versprach demjenigen einen Sirpcncc, der seinen Hut treffen würde; der Hut wurde auf 60 Schritt Distance anf einen Stock gehängt, und trotz der Abmddämmnmg fiel der Hut vom Pfeil durchbohrt auf den ersten Schuß. Bei unserer Abreise von Galbocka am 30. November hatten wir viel Schwierigkeit, durch die angeschwollenen Vergströme (den Utiyawa-Oya) zu kommen; unsere rüstigen Pferde trugen uns jedoch immer glücklich hindurch, so steil auch das Ufer und so reißend das Wasser war. Am Abend kamen wir nach Wcllawa. Am anderen Morgen (den 1. Dec.) brachen wir früh auf und erreichten um 10 Uhr die Frühstücksstation Bobola. Die Nacht blieben wir in Palevalla und hielten von dort aus am 2. Dcc. eine neue gefährliche Elephantenjagd, bei der jedoch nicht ein einziger gctödtet wurde. Ich hielt mit den Bedienten auf nnem großen,Paddy-Felde und sing Insekten, während die Herren mit der Jagd beschäftigt waren. Da sah ich plötzlich alle unsere Eingeborenen in großer Eile den Bäumen zustürzen. Ich hielt es für gerathm, bald ein Gleiches zu thun; denn ein heftiges Krachen und Knacken kündigte die Nähe eines Elephanten an, und kam reißend geschwind auf uns zu. Kaum hatte ich die Sumpfcbcne hinter mir und den Baum im Rücken, als 108 Palevalla. ein starker Elephant im schnellen Trabe aus dem Dickicht hervorbrach. Ein jauchzendes Geschrei, welches die Eingeborenen anstimmten, das Geschrei der Elephantentrciber, bewog ihn indessen seitwärts einM lenken; bald hörte »nan seine krachenden Schritte nicht mehr. Das dichte Unterholz hielt seinen Trab nicht stärker auf, als das hohe Gras ciner Wiese den Galopp cincs Pferdes. Was die Größe der Elephanten anbelangt, so habe ich mich überzeugt, daß man sich viel Uebertreibung darin hat zu Schulden kommen lassen. Ich habe hier keinen gesehen, der über 8^ hoch gewesen wäre. Die zahmen in Indien sollen größer werden. Auch in Beziehung auf die Zähne ist man gewöhnlich in dem Wahne, daß jedes Männchen damit begabt sei. Dies ist ganz unwahr. Un. ter hundert Elephanten haben nm vier oder fünf ausgebildete Stoß-zähnc. So sagte mir der Major Rogers, welcher IHM Elephanten mit eigener Hand gctödtet hat. Als er vor sechs Jahren bei dem dreizehnten Hundert war, hat er aufgehört zu zählen. Sein ganzes Haus ist voll Elfenbein; denn unter den gctödtctcn waren einige sechzig Zahnclephanten. An jeder Thür seiner Veranda lehnen gewaltige Zähne; im Speisesaalc sind alle Ecken mit hochaufgcbauten Zahntrophäen ausgeschmückt. Schreckliche Abenteuer hat er erlebt. Einmal hat ihn ein wüthender Elephant mit den Füßen und dem Rüssel so bearbeitet, daß nur die Tiefe des Loches, in welches der letztere ihn getragen, sein Leben gerettet hat. Durch das Stoßen mit den Füßen, welches die gewöhnliche Art und Weise ist, wie cm Elephant seinen Feind tödtet, waren ihm sämmtliche Nippen der rechten Seite und der rechte Arm an drei Stellen zerbrochen und außerdem noch die Schulter ausgesetzt. Zwei seiner Iagdgcfahrten hat er auf ahnliche Weise umkommen sehen; cr selbst, eine cisenfeste Natur, ist mit dem Leben davongekommen und hat seine Niederlage fürchterlich gerächt. Die Elephanten thun hier viel Schaden an den Pflanzungen und Reisfeldern. Man rechnet, daß sie trotz der häufigen Jagden sich jährlich um 600 bis 80tt Stück wenigstens vermehren. Die nördlichen Gebirge, die wir nicht berührten, sind durch sie ganz entvölkert; an dm Wegen, die hindurch führen, sind die dicksten Bäume Taldenia. 409 nut Leitern versehen um als Zuflucht der Wanderer zu dienen. An Ausrottung dieser Bestien ist also fur's Erste nicht zu denken, cin kleiner Trost für die Zoologen späterer Zeit. Die Jagd an, 2. Dec. war die letzte, welcher wir beiwohnten. Wir kehrten mm auf ungebahnten Pfaden nach dem sechs Meilen entfernten Taldenia zurück. Es ging auf glatten Klippen so steil bergan, daß unsere Pferde wie Ziegen klettern mußten, und der Reiter, welcher sie am Zügel führte, immer in Gefahr war, von ihnen hinabgerissen zu werden. Es begann schon zu dämmern und wir sollten zu Abend noch in Vadulla sein. Auf der schlimmsten Stelle hatte ich das Unglück, daß mein Pferd in eine Vertiefung hinabglitt und den Sattelgurt zerriß; doch wurde der Schaden mit guter Hülfe bald wieder hergestellt. Wir setzten durch den stark angeschwollenen Ba-dulla-Oya, der uns etwa bis an bcn Magen reichte, und kamen so nach Talbmia. Nun gings im schlanken Galopp vorwärts, so lahm die Pferde auch waren; mit fürchterlichen Peitschenhieben wurden sie zur Eile getrieben. Dennoch war cS finstere Nacht geworden, und noch lag ein weiter und schlimmer Weg von zehn Meilen vor uns. Die Gesellschaft war sehr zerstreut; nur durch Nufcn und Schreie»: hielt man sich mit Mühe, zu zweien oder dreien zusammen. Wie wir in der Dunkelheit über diese schmalen Vambusbrücken und die steilen engen Pfade ohne Unglücksfall hinüber gekommen sind, ist nur unbegreiflich. In Babulla wurde den Pferden drei Tage Ruhe gegönnt, das gänzlich verstockte Gepäck zum ersten Male seit acht Tagen in der Sonne getrocknet und rcvidirt. Es war kein Stiefel heil, kein Kleidungsstück ganz geblieben, die Lcinenwäschc war nicht wieder weiß zu waschen und die Koffer ganz aufgelöst, so daß sie mit Stricken zusammengebunden werden mußten. Ich wende das Auge von meinen Strümpfen und den ledernen Beinkleidern, die »vie Bretter anzufühlen waren, um meinen Reisebericht so schnell als möglich zu deendlgm. Den 3. und 4. Dec. blieben wir in Badulla. Von da brachen wir am 5. Dec. auf und erreichten nach einem dreitägigen KM durch das Gebirge, über Habu Talla und Vadgangodde die Stadt Ratnapura am 8. Dec. ._____ 1<0 Natnapura. Vierter Dries. Rainilftuw, — Die KdeMixsischcvci, — Abreist nach den, Adamöpik. — Gebirgswald. — Blutegel. — Palcbadulla. — Pllgcvweg. — Lady Nrownriggs i-e»lli<>ii3«, — Gipfel des Manispik. — Tcnipcl. — Rückkehr »ach Colombo. Patna, dm 27, Januar <8H». Ich führe Dich einige Meilen zurück nach Ceylon zur interessantesten Stelle des gcwürzduftcnden Eilandes, dem Adamsftik. In Ratnapura waren wir am 8. Decb. angekommen und hattm unö in cinem freundlichen Vangalo, einem von allen Seiten offenen Landhause, von den ermüdenden Wogen und den Strapazen der Elefthan-tenjagden erholt. Zwei Tage mußten dazu hinreichen, während welcher Zeit uns der blutjunge Präsident des Bezirks, Mr. Power, ein trotz seines Namens schwächlicher Mann, auf's Beste bewirthete. Die Stadt liegt reizend, obgleich von alten Monumenten nichts mehr zu sehen ist; denn Vegetation und Nässe zerstören schnell, was nicht rcparirt wird. Dessen ungeachtet hat das Ganze einen altcr-thümlichcn Anstrich. Auf einer Hügclreihe am Ufer des schönen Kalu-Ganga (nicht allzunah, denn er ist gefährlich) liegen die einzelnen Gebäude mit breiten Dächern und tiefen Verandas. Die größern unter ihnen sind gelb und weiß angestrichen und haben einen schönen Rasenplatz und dichtes Blumcngebüsch mit großen gelben Glocken-und Passionsblumen im Vordergründe. Prächtige Vrodfruchtbäumc stehen meist darauf und der seiner Früchte wegen sogenannte Mandcl-baum, beide mit weißer glatter Rinde. So wie die Menschen hier mit einem leichten Vaumwollcntuche ausreichen, so giebt es auch in Ceylon keinen einzigen Baum der einen so dicken und rauhen Pelz brauchte wie unsere Eichen; die meisten haben eine glatte, glänzende Rinde. Nur cinc Straße von Ratnapma besteht aus zusammenhängenden Häuserreihen; es ist der Bazar, worin auch hier die Gewürzläden Natnapura. Ill vorherrschen; denn dcr Kurric ist fast die einzige Speise vieler Tau-scndc. Man findet hier aber auch viele interessante Produkte des cinghalcsischcn Kunstslcißes. Sehr häufig ficht man hier die Steinschleifer ihre bleiernen Räder mit einer Art Violinbogen in Schwung schcn; ihr Turban und die mehr citrongclbe Gesichtsfarbe unterscheidet sie meist als Mohamcdancr. ' Die berühmten ceylonischen Edelsteine kommen zum großen Theil von Natnapura und bilden einen Hauptzwcig des Handels. Es traf sich so glücklich, daß wir schon am ersten Tage unsers dortigen Aufenthalts einem untersetzten, freundlichen Gentleman in weißer Jacke und Beinkleidern begegneten, dcr uns mit vieler Artigkeit holländisch ansprach und sich als den Obcrintendanten der Edclstcinfischcrci zu erkennen gab. Er erbot sich mit Vergnügen, obgleich es Sonntag war, vor den Augen deS Prinzen fischen zu lassen. Die Edelsteine werden hier nämlich seltsamer Weise gefischt wie die Perlen. Wir begaben uns also am Sonntag Morgen zum Flusse, dem Kalu-Ganga, hinab. Nur an wenigen Stellen tritt dieser aus seiner bunten Einfassung von haushohem Bambus mit gelben zierlichen Stämmen und frischem, saftgrünen Laube hervor. An einer dieser Stellen, die wir nach einem beschwerlichen Marsche durch halb unter Wasser stehende Reisfelder, in welchen es von Blutegeln wimmelte, erreichten, lag die Fischerei. Ein kleiner Nebenarm des Flusses war die Fundgrube. Wir sahen dort sechs braunrothc Kerle bis an die Brust im Wasser stehen und mit langen Karsten im Wasser arbeiten. Alle standen in einer Linie quer durch den Fluß und schaufelten den cdclstcinhaltigen Schlamm vom Grunde auf, dem Laufe des Flusses cntgcgmgcwandt. Die Tiefe des Lochs, welches sie in dem Flußbette aufgewühlt hatten, mochte wohl 12 bis 14' betragen. Allen Schlamm häuften sie vor ihren Füßen auf; das Wasser dcS Flusses spülte dort die feinen Schlammtheilc fort, und nur der grobe Grand und Thon blieb zurück. Jede halbe Stunde ergriffen sie flache. Korbe, tauchten damit unter und brachten sie gefüllt herauf, schaukelten sie im Wasser geschickt hin und her, daß alle leichteren Theile entfernt wurden, und trugen dann die mit grobem Sand und Kies gefüllten Körbe zur Besichtigung an das Ufer. Außer körnigem Kalk 1<2 Nat nap lira. und Stücken blauen Thons und Glimmer war darin ein feiner bunter Sand aus Quarz-, Feldspath-, Nubin- und Toftasstückchen enthalten. Höchst selten sind größere Rubine, am seltensten gute Saphire; Topase dagegen, oder fälschlich sogenannte gelbe und gelbgrünc Saphire kommen häufiger vor. Unglücklicher Weise fischten die Leute gerade an dein Tage, als wir ihnen zusahen, auch nicht einen einzigen guten Stein, einige wenige dunkelblaue Saphirstückchcn abgerechnet, die nicht besonders schön waren. Es war mir dabei die großartige Gemüthsruhe des guten Holländers sehr unterhaltend, der in weißer Jacke mit seiner Thonpfeife, in ungestörter Heiterkeit den ganzen Tag lang dem erfolglosen Fischen zusah. Am folgenden Tage (am 9. Dec.) fanden wir nach einem guten Frühstück Kavallcriepfcrde bereit, uns bis zum Fuße des Adamspik zu tragen. Es war herrliches, mildes Wetter. Der Weg führte uns zuerst über einen üppigen Rasen durch Pflanzungen von zarten, schlau ken Arekapalmen, deren zierliche Kronen man in Indien schmerzlich vermißt. Kokos- und breitlaubigc Brobfruchtbäume verstecken niedrige Lehmhütten, unter deren Dach »nan schwarzhaarige, nackte Kinder spielen sieht, während die Mutter, in weiße Tücher gewickelt, »int dicken Silbcrringm an jedem Fuße emsig an der Spindel Wolle dreht. Der Mann sitzt daneben und glaubt wie unsere Tabakraucher auf dem Sopha seine Zeit überflüssig auszufüllen, indem er Betel kaut und vielleicht überschlägt, wie lange die zu seinem Haupte aufgehängte Vana-nentraube ausreichen werde. Ucbcrall sieht man Wohnungen zerstreut ober in Haufen beisammen. Man kann nie sagen: Hier fängt ein Dorf an, hier hört es auf. Die Umgebung der weiter entfernten Dörfer ist höchst reizend. Die bebauten Felder bieten einen viel mannichfaltigeren Anblick dar, als die Abwechslung von Hafer, Walzen und Gerste bei uns. Nie sah ich ein schöneres Grün, als die frische Sammctfarbc des jungen Reises vor der Blüthe; braune Korakanfelder waren daneben (lllou^n« Oor^ana), türkischer Waizcn schon in Aehren stehend und viele Gräser, die als Getreide kultiuirt werden. Ucberall, mochte es auch nur eine kleine Rcihr an unserm Wcqe liegender Häuser sein, fanden Natiiapura, 112 Wir die gebräuchlichen Ehrenpforten, von gelblichem Kokoslaube zierlich geflochtene, einfache Bogen, in der Mitte mit dm blauen Blü-thcnkolben des Bananenbaumes verziert. Der Weg war fast zehn engl. Meilen lang zu beiden Seiten nnt Guirlanden von Schlingpflanzen, die den Bindfaden liefern, Ko-koslaube und Bambusstöcken eingefaßt. Solche kleine Spielereien, wenn auch mit vielen Umständlichkeiten verknüpft, auszuführen, ist cmc Liebhaberei der sonst so trägen Singhalis und sie bieten ganze Dorfjchaftcn auf, um dergleichen herzurichten, ohne die geringste Aussicht auf Gewinn. An den Pforten hatte sich gewöhnlich ein Trupp festlich gekleideter Landbewohner, ihre weißbärtigen Headmen (Häuptlinge) an der Spitze, versammelt, um den Prinzen zu sehen und zu begrüßen. Wir waren bald außer dem Bereich des flachen Landes: wilde Bäche und kleine Flüsse nnt steilen Ufern begannen dem welliger sattelfesten Reiter nicht geringe Schwierigkeiten entgegen zu stellen. Der Weg wurde enger und steiler. Bald ritten wir an Abhängen mit wunderschönen Gebirgsansichtcn hin. Wie prachtvoll sieht ein Palmenhain aus mit grünen himmelhohen Bergen dahinter; wie frisch und duftig ist das dichte Gebüsch des Vordergrundes, Seltsame Gewächse zeigten sich, die wunderbare Kanncnpflanze (^pentkes 6i8tMwria) nnt einer Art Krug an jeder Vlattspitze rankte im Gebüsch und fußlange Kruge schwankten an den Zweigen. Hin und wieder wurde man angenehm durch den Anblick des Adamspik mit seiner schlanken Kegelspihe überrascht. Indessen hatten wir noch drei tlcfe Thäler und eine Menge steiler Flußbetten und reißender Flüsse zu durchkreuzen, ehe wir die Gcbirgsrcgion erreichten. Der Wald fing hier an hochstämmig zu werden. Die bekannten m Ischen Felgen (der Bobaum) und zwei andere Arten Feigenbäume ohne pichte) nnt einigen zwanzig dicken Stämmen, die alle in eine men^'n 7"^ ^ """"^ ganz ""schieden von allen andern Väu-^bt d^"l '7" "st wunderbaren, fremdartigen Eindruck. Hier we^es al ^nholzbaum zum Himmel mit fast schwarzem Laube, neb n l V^/ "°"' ^" ^ ^ßc„ Stamme herabhängt; und der Sandelholzbaum (I^o^ t14 Natnapiir.i. 8au6a1inn8); die beiden letzten jedoch seltener. Pfefferrebcn und eine Fülle von schönlaubigcn Farrenkräutern bedecken die meisten Baumstämme, so daß es oft schwer hält, das eigentliche Laub eines Vau-mes zu erkennen; denn anch die Zweige ernähren eine Menge von oft prachtvoll blühenden, gcisblattartigen Schmarotzern. Hier in dieser Region des Laubwaldes, etwa 1500 ^ über dem Meere, nahm die Steigung des Bodens bedeutend zu. Die beständig hcrabspülendc Feuchtigkeit hatte den engen Pfad in ein Gewirr von schlüpfrigen Wurzeln an den glatten Felswänden verwandelt. Wir mußten die Pferde voranführen lassen und uns zu Fuß auf den beschwerlichen Ncgcn fortarbeitcn, was uns hier besonders unlieb war, da die blutenden Füße der Pferde auf eine ungewöhnliche Menge der Blutegel (lancUoalllio«), dieser schrecklichen Plage Ceylons, schließen ließen. Es hatte noch dazu am Tage vorher geregnet, was diese kleinen Geschöpfe zu Millionen hervorlockte; bald überzogen sie unsere Kleider und erspähten unfehlbar jede, auch die kleinste Oeff-nung, um uns auf das Schrecklichste zu quälen. Die sorgfältigsten Vorsichtsmaßregeln, die Füße und Beine zu schützen, waren ganz vergebens; da die Thierchcn oft wie eine Stecknadel dünn sind, arbeiten sie sich durch das Zeug hindurch, oder kriechen auch bis zum Halse hinan und sind da noch weit unangenehmer. Unsere Singha-lesen hatten trotz ihrer nackten Füße weniger zu leiden als wir, da sie dic Blutegel sehr geschickt abzustreifen verstehen. Der Hochwald war nun durch eine mit Jungle überwachsene Fläche unterbrochen, deren Dickicht eine solche Dichtigkeit und Tiefe hatte, daß man förmlich darin versinken konnte, wollte man von, Wege abweichen. Am Ende dieser Ebene lag cin aus wenig ärmlichen Hütten bestehender Ort, Palebadulla"), meist von Priestern mit kahlen Köpfen und gelber Toga bewohnt. Vins der Häuser war zu unserer Aufnahme ausgeschmückt und eingerichtet, d. h. man hatte die aus geflochtenen Matten und Kuhdünger bestehenden Wände mit buntem, roth und weißen Vaumwollenzcuge behängt, in den Lehmfußbodcn vier Stöcke mit Querhölzern darüber ") Mab.itula nach Ritter, Wc„, P?, VI, Seite 2!,0. eingerammt, um als Tisch zu dienen und eine niedrige, breite, aus Zweigen geflochtene Bank hineingeschoben, die Bett und Stuhl vorstellte. Vor dem Mittagsmahl wurde noch eine Jagd veranstaltet; "llcin die Herren brachten außer wenigen Vögeln nur eine Masse Blutegel mit nach Hause. Nach einigen Stunden Nuhc brachen.wir ill der frühesten Morgendämmerung am 10. Dec. zum Ersteigen des Adamspik auf, alles Gepäck zurücklassend. Hier hörte die tropische Vegetation auf; von den Palmen war längst schon Abschied genommen, aber der dichte dunkle Wald mit seinem schwarzgrünm Laube gab uns noch lange bei der beschwerlichen Arbeit des Stcigens Schatten. Es galt von nun an über die glatten, nassen Felsen, oder die schlüpfrigen Wurzeln steil aufwärts zu klettern ohne allen Halt und Ruhcpunkt. Da der Weg zum Adamspik alljährlich von vielen Tausenden von Pilgern, Mohamcdanern sowohl als Vrahmanm und Buddhisten betreten wird, sollte man erwarten, hier einen bequemen Pfad vorzufinden; aber nur das Nllernöthigstc ist geschehen; hur und daist eine aus schwachen Zweigen zusammengebundene Leiter angelehnt, wo es gar zu steil ist, und bei sehr glatten Felsen sind einige Stufen eingehauen. Sonst zeigen die knorrigen Wurzeln des Eisenholz- und Lorbeerbaumes fast allein, daß Menschen diese Pfade betraten, nnd zwar schon seit vielen Jahrhunderten, denn ehe nackte Füße in diesen unverwüstlichen, hartm Holzarten Spuren zurücklassen, wie mancher Fußtritt muß sie da berührt haben, und an einigen Stellen glichen diese Wurzeln wirklich ausgetretenen Treppenstufen. Nach einem be-schwcrlichm Marsche von anderthalb Stunden fanden wir die Ruinen eines kleinen Hauses, worin wir uns einige Augenblicke, aber des kühlen höchst unbehaglichen Nebclwindcs wegen auch nicht länger aufhielten. Bald darauf passirtcn wir das letzte breite Flußbette, eine Gegend, die dem Bobckcsscl bei der Roßtrappe am Harz nicht unähnlich war; aber welche Fülle von Blumen! Aus den nackten O spotten ""sprießen drei Arten von Valsaminen, von denen jede eme Zierde unserer Gewächshäuser sein könnte; daneben überwuchert das schwarze Gestein ein Nasen der allerschönsten Farrmkräuter und Moose; dte ersteren oft von so zierlichen Blattformen, daß man Phan- 8' X« Adamipik. taficgebilde irgend eines ausgezeichneten Malers hier verwirklicht zu finden glaubt. An die Stelle der tropischen Flora ist hier eine reizende, kräftig frische Alvenvcgctation getreten; Vieles erinnert an unsere Gebirgsthäler, das Vergißmeinnicht und das Kreuzkraut sehen äußerst europäisch aus; allein die Farbm sind kräftiger, sie behalten noch etwaS von ihrem tropischen Glänze, und der Zuschnitt ist großartiger. , Ueber einige glatte Felswände, an denen Buddhafiguren und uralte Inschriften eingemeißelt waren, kletterten wir mittelst Hühnerleitern und cingehauencr Stufen weiter. Bald ging es zu unserm Verdrusse, nachdem wir eben den steilen Hang erstiegen hatten, eben so steil wieder hinunter, bald mußten wir viertelstundenlang im rieselnden Wasser waten; dann wird plötzlich der Felsen so glatt wie polirt, und man ist froh, gefallen zu sein, ohne sich die Nase zerschlagen zu haben. Wie köstlich erquickend waren für uns hier die Früchte der zu unsern Füßen liegenden Zone, Kokos und Orangen, die uns ein Eingeborener nachgetragen hatte. Diese Singhali sprangen mit großen Lasten auf dem Kopse vor uns her wie die Gemsen; es wird ihnen mit ihren nackten Füßen so leicht, die glatten Felsen zu ersteigen, daß ich anfing, unsere Pilgerfahrt für viel verdienstlicher als die der Buddhisten zu halten. Sehr erschöpft erreichten wir am Ende der vierten Stunde eine der offenen Hochebenen; der steile Pik, ein einziger Felsenkegel, stieg majestätisch hinter ihr auf. Es war das erste Mal, daß wir ihn ganz sahen; aber wie sollten wir da hinauf kommen! Die Klauen einer Fliege oder die Füße eines Gecko schienen dazu die nothwendigste Bedingung. Gin großes Gebäude, sehr ähnlich dem auf der Schnce-kovvc, lag in der Mitte der kleinen Ebene. Inwendig war nichts, als die kahlen grauen Wände; das Licht kommt durch die Thür hinein. Ein höchst unbehaglicher Aufenthalt, wenn nicht das Feuer unseres geschickten Kochs und der Duft seines ausgezeichneten Kmrie uns etwaö Trost versprochen hätte. Bald trieb uns indeß ein für unsere verwöhnte Haut sehr empfindlicher Zugwind aus den unerquicklichen Mauern von Lady Brownriggs i-estliouss. Eine Lady jst hier gewesen und auf ihre Kosten ist dies Gebäude errichtet. Ich A rams pik. 11? schätze dich Dame vicl höher, als das Vcrdicnst der Gräfin H..., die sich an den Annm die Pyramiden hinaufrcißcn ließ. Der Weg 'st hier oft cbm so steil und um Vieles schlüpfriger. Daß wir dic Luft in einer Höhe von 5600' kühl und dünn fanden, wird man sehr begreiflich finden, da wir an cinc Warine von 22 bis 25 o im Thalc gewöhnt waren. Hier warm nur 14", wobei man freilich bei uns noch nicht einzuheizen pflegt. Ein Thal trennte uns noch vom Pik, genauer genommen cin tieferes und zwei schmalere, und cs that nur jedesmal leid, wieder hinabzusteigen und den Vortheil aufzugeben, den man mit so vieler Mühc errungen hatte. An der eigentlichen Basis des Kegels angelangt fanden wir eine bedeutende Veränderung der Vegetation; der Laubwald trat zurück, und hier hätte nun nach der gewöhnlichen Erfahrung das Nadelholz beginnen sollen. Von diesen, fand sich nicht dic geringste Spur; anch dic schönen Alpcn-Grntianen und Eriken erschienen nicht. Aber welch cin prächtiger Ersatz statt dessen! Dcr kahle Felsen konnte nicht mchr so hochstämmige Baume hervorbringen; das Laubholz hört ganz auf, und macht nun einem Walde von 15 bis 20' Hoheit Nhododcndronbäumen Platz, welcher immer mchr dic Oberhand gewinnt. Das niedrige Gesträuch besteht aus myrthmar-tigm Pflanzen, zum Theil herrlich duftend. Von Zeit zu Zeit hattm wir schon köstliche Durchsichten auf die tiefer liegenden Berge und Gebirgsthäler, und nicht gar weit zu unsern Füßen leuchtete cin Streifen Mccr, von dcssen unmittelbarer Nähe cs ^st s^wcr hielt sich zu überzeugen. Der Vrrg »st nicht höher, als die, welche in dcr Schweiz von dem Reisenden gewöhnlich bestiegen werden; aber nirgend hat man dort eine dem Meere glcichc Ebene zur Verglcichung der Höhc. Etwa 600' untcr der höchsten Spitze hört an dcr Scitc, wo dcr Weg hinauf führt, allcr Pstanzcnwuchs auf, nicht dcr Höhe wegen, sondern wcil dic Spitze dcs Adamspik cinc einzige Fclsenmasse (Gneuß mit Hornblende) ^bnc alle Erdbcdcckung an dcn Scitcn ist. Hicrkann man lcichtvon Schwindel ergriffen werden, wenn man dazu geneigt ist. Auf eine eigenthümliche Art hat man dcn Pilgern den Weg erleichtert. Stufen in dcn Felsen zu hauen, war zu umständlich; statt dessen findet man 418 sldamsvik. zahllose Ketten von jeder Art der Gliederung an den steilsten Felsenwänden angeschmiedet. Sie hängen zu Dutzenden rechts und links, uralt und rostig und von neuem Gepräge; denn es ist ein verdienstliches Werk solche Kette anzulegen, so daß man beim Fallen immer in dem eisernen Netze aufgefangen würde. Hat man sich einige fünfzig Schritt hinaufgehaspelt, dann kommt wieder ein Absah, auf welchem man Fuß fassen kann, doch nur, um zu seinem Schrecken vor sich einen Uebcrhang zu erblicken, zu dem man nur auf einem sehr luftigen Mege mit Hülfe von Dräthen gelangen kann. Das letzte Ende ist besonders unangenehm; eine eiserne Treppe schwebt hier in der Luft, und ist so aus ihrer ursprünglichen Lage gewichen, baß die Stufen cine fast senkrechte Richtung angenommen haben. Ist sie glücklich überwunden, da heißt es mdlich: Land! Die Pilgerfahrt ist vollendet. Der Prinz war der Erste oben mit dem Grafen O. Ich hatte nur zu viel Pflanzen aufgepackt und schleppte schwer an meinen mancherlei Apparaten. Eine Treppe führte zum Eingang der Mauer, welche die höchste Spitze rundum einfaßt. Die Fläche ist oben nicht breiter als etwa 40 bis 50'. Die ganze Südseite prangt in der prachtvollen Scharlachblüthc des Vaumrhododcndron's, und ein Vlu-mcnreichthum wuchert zwischen dem dichten Grase, der seines Gleichen sucht. Alles war neu und seltsam. Am wunderlichsten nahm sich ein kleiner Tempel von Eiscnholz mit vielem Schm'tzwcrk unter dem niedrigen Zicgeldache aus. Er war etwa 8^ hoch und enthielt 10^ im Quadrat. In ihm befindet sich das Heiligthum, welches die zahllosen Pilger herbeizieht, der berühmte Fußtapfcn, wie dic Christen und Muhamcdaner sagen, dcs Adam, wie die Buddhisten sagen, Gautama Buddha's, wie die Vrahmanen sagen, Vischnu's. Der Fclsblock, auf dem der Fuß sich eingedrückt hat, ist die Grundlage dcs kleinen hölzernen Hauses, Tempel genannt. Man sieht hier allerdings etwas, das aussieht wie eine Fußspur, einen etwa 3' langen Eindruck, an welchem die Zehen höchst ungeschickt mit Gyfts ergänzt sind; aber welche Krüppel müßten wir sein, hätte unser Aeltcrvater Adam auf solchen Füßen gelebt. Die Einfassung dcs Fuß' abdrucks ist ein goldener Rahmen, mit vielen Edelsteinen von bedeutender Größe besetzt; einige davon sind wirtlich ächt. Adam5pik, N9 Hier an diesem dürftigen Platze verrichten jährlich Tausende ihr gläubiges Gebet, Die Vorschrift für die Wallfahrer ist, in cinem Iugc dm Berg hinauf zu klettern, dann, nachdem das Gebet vcr-nchtet und das Gcldopfcr gebracht ist, ohne umzuschaun wieder hin abzustcigm; fürwahr eine tüchtige Strapaze. Unter dem Dache bes-H"ligthums hockte ein schmutziger Pricste.r vor einer Schüssel mit Geldstücken; ein Wink mit dem Zaunpsahle. Als einige Schillinge hineingethan wäret,, raffte der Gottesmann sie schleunig zusammen und stclltc die lockende Schüssel wieder an ihren Platz. Nur auf einen Augenblick, nachdem wir oben angekommen waren , genossen wir eine weite Aussicht, die allerdings etwas zu einförmig war, um schön genannt zu werden. Rund umher nichts als Bergkuppen, mit grünein Walde dicht bedeckt; dieser Wald aber verdeckt auch Alles, was der Gegend den Reiz der Mamuchfaltigkcit geben könnte. Die nächsten, den Pik umgebenden Vergzügc sind so hoch, daß man von den tiefern Gegenden gar nichts, und nur an einer Stelle die See wahrnehmen kann. Kaum hatten wir uns einige Minuten an der Aussicht erfreut, alö ein frischer Norbwest zuerst die fernern, dann die nähern Bergspitzen und endlich den Pik selbst in dichte Nebel hüllte. Wir nahmen also Abschied von der Außenwelt, wickelten uns in unsere Marinaro-Mantel und suchten unsere 5-Mc auf, die aus Bambus und Palmenblättem geflochten war und als "nzige Bequemlichkeit drei von Stöcken gemachte Bänke und eben solchen Tisch enthielt. Gin Zugwind aus Nordwcst pfiff, als wir "ns nach der Mahlzeit in unsere Mäntel gewickelt zum Schlaf nie-Erlegten, so lMM durch die luftigen Wände und war so frostig, "ß Wir abwechselnd in der Nacht aufstanden, um die erstarrten Füße und Arme wieder durch Bewegung zu beleben. Um 0 Uhr am andern Morgen (den 11. Dec.) war das Thermometer bis auf 0" über den Gefrierpunkt gefallen; es war deshalb Kttncin unerwünscht, baß »nan sich bald in Bewegung setzte, den Rückweg anzutreten. Am untern Anfang der Ketten angelangt, die "nr bei»-, Herabsteigen noch bedenklicher vorkamen als am Tage vorher, Wenn gleich der Nebel den ganzen Ueberblick der Tiefe hinderte, be-werkte», wir die unwiberleglichsten Spuren eines Elephanten, den 120 Avamspif. wir ill solcher Nähe diese Nacht nicht geahnt hatten. Wenn ein solcher Koloß es auch möglich inacht sich die steilen Felsblöcke mit Hülfe des Gesträuchs hinauszuwinden, so ist die Frage, wie kommt er von dort wieder glücklich herunter; denn das Hcrabstcigcn ist viel schwieriger als das Hinaufsteigen. Auch wir machten diese Erfahrung. Man konnte sich auf den steilen Pfaden nur springend oder stürzend fortbewegen, was das Knochcnsystcm und noch mehr das System der Stiefel und Schuhe dermaßen erschütterte, daß bald die traurigsten Folgen ersichtlich wurden. Es war bestimmt, die ganze Strecke, bei der wir bergauf 6V2 Stunde zugebracht hatten, in einem Zuge zurückzulegen. In vier Stunden mußten wir unten scin; schon nach anderthalb Stunden war aber die ganze Gesellschaft zerstreut und vereinzelt. Da ich viel Samen und Kräuter auflas, auch beim Steinklopfcn mich öfter aufhielt, war ich bald der letzte, bald wieder vorn und sah dabei die Leiden des ganzen Zuges. Hier lahmte Einer mit verlorener Sohle; ein Anderer lief fast ganz baarfuß; der oben genannte Mr. Power ließ sich, von der ungewohnten Anstrengung erschöpft, von zwei Ein-geborncn unterstützen. Der Prinz war bald allen Ucbrigen eine Stunde voraus. 3lls ich endlich mit meinen schweren Taschen im Rasthausc zu Palebadulla ankam, fand ich ihn fest schlafend. Wir hielten bort nur so lange an, als nöthig war, dic zerrissenen Kleider mit andern zu vertauschen, und weiter ging's durch die böse Blutcgelregion auf müden Füßen dem Orte zu, wo wir Pferde zu finden erwarteten. Sie waren nicht da; wir mußten also mit eigenen Füßen durch einen tiefen Bach waten und hatten dabei die schlimme Aussicht, noch zehn englische Meilen zu Fuß laufen zu müssen. Schon hatten wir uns in das harte Schicksal ergeben, als die verspäteten Nofse erschienen. Nasch ging's nun wieder Natnapura zu, wo wir den zerschlagenen Gliedern, deren Gelenke noch lange schmerzten, einige Nuhe gönnten. Dann fuhren wir (am 13. Dez.) auf einer mit Blumm-und Fruchtguirlanden wunderbar zierlich ausgeschmückten, großen Barke den schönen Kalu Ganga bis Valtma hinab. Eine reizende Fahrt, bei der Affen und schöne Vögel in Menge geschossen wurden. Wir erreichten Caltma am Abend des zweiten Tages sam 14. Abrcisc v>,'n üolomb». i21 Dez.), fanden dort einen Wagen des Gouverneurs, der uns in anderthalb Stunden nach Colombo brachte. Dort ließen wir uns noch fünf Tage bewirthen und segelten dann auf dem englischen Kriegs-damftfschiffc Spiteful, Kapitain Maitland, nach Trinkomali ab. Fünfter Dries. Alncilc voil Colombo, — Tnnkomali, Madras, — Dcr Fclslnl^npcl vo» Maimilaipur. — llalcutta, — Pal,,ns des Lord Hardingc, — Barakvur. — Dlc Palankine, — Das indische Flachland, ^ Gaya. — Umgebung der Stadt. —> lempcl dcs Vischnnpadda, — Dic Priester. - Paixa. — DlcOpiilmN>>!ur. Patua, dm 28, Jan. 1848. Am 18. Dez. Nachmittags verließen wir auf dem wunderschönen Kricgsdampfschiffc Spiteful, welches die Königin zur Disposition gestellt hatte, unter Kanonendonner und Musik den alten guten Gouverneur, dcn lieben Kapitain Maclean, cine Menge anderer lieben Bekannte und Freunde und das herrliche Colombo, segelten um die ^udspitzc der Insel und landeten in zwei Tagen an der Nordost-ustc in dem schönsten Hafen der Welt, zu Trinkomali. Zwei Tage wurden in den köstlichen Wäldern der kleinen Inseln, welche den Haftn einfassen, und in denen der Küste mit Jagd und Insektensang zugebracht. Der Admiral im Hafen bewirthete uns mit vielem Aufwand in seinem Fccnpalais am Ufer; Spatzicrritte längs der Küste Wurden bei ewig lächelndem Himmel und spiegelblanker See gemacht. Nach zwei Tagen sagten wir der schönen Insel nicht ohne Betrübniß Lebewohl. Allgemein war der Gedanke, daß wodl der schönste 122 Madras. Theil dcr Reise hinter uns liegc. Kaum hatten wir den Haien verlassen (den 22. Dez.), als die See sehr unruhig wurde; wir hatten eine sehr böse Ucberfahrt und viel von Seekrankheit zu leiden. Am 24. erreichten wir Madras, eine wundervolle Stadt; wir vermißten nur die Gebirge, um sie durchaus unvergleichlich zu finden. Der Gouverneur, Lord Hav, räumte unS sein ganzes Palais ein und ging auf das Land, ohne sich viel um uns zu kümmern. Der Stolz und die Feierlichkeit des englischen hohen Adels ist hier in Indien noch unerträglicher als in London; denn es traten hier Leute wie Fürsten auf, die in ihrem Vaterlanbc nur eine untergeordnete Nolle spielen würden. Es waren wenigstens mir dadurch viel Umständlichkeiten erspart, und das einzig Lästige waren verschiedene Dutzend roth und weiß gekleideter Bedienten mit Fliegenwedeln und Pfaucnschwänzen, die leise tretend jeden Schritt verfolgten. Nach mehreren großen Diners und einer wundervollen Weihnachtsfeier auf marmorgcpstastcrtcr Terrasse mit feenhafter Giranbolm-beleuchtung und dem Duft von tausend Blumen, den ein frischer Seewind herüberführte, verließen wir am W. Dezember Madras und segelten bei heftig bewegter See wieder eine Strecke südwärts, um die Fclsentempcl der berühmten Temvelstadt Mamalaipur zu sehn. Der Naturforscher Mr. Elliot begleitete uns, um die Erklärung zu den wunderbaren Bauwerken zu geben. Dcr Ort liegt etwa W englische Meilen südwärts von Madras. Mit großer Mühe fuhren wir durch die heftige Brandung in einem gebrechlichen Fahrzeuge, dessen Planken nur mit Kokosfascrn statt der Nägel verbunden und mit Werg verstopft waren, der Küste zu, von zwölf gräßlich schreienden, nackten Ruderern in Bewegung gesetzt. Die Küste ist sehr flach, doch habe ich nie eine höhere Brandung gesehn als hier. Mit großer Gcschick-lichkeit wußten die Hindus den Stoß dcr letzten großen Welle zu benutzen, um uns ohne zu große Dmchnässung auf das Trockne zu bringen. An dcr Küste fanden sich große Brocken eines grauen Syenits von sehr feinen, Korn im kurzen Gebüsche zerstreut. Weiter hinauf steht dasselbe Gestein in ungeheuren Blöcken an und bildet große Platten mit Vertiefungen, kleinen Seen gleich, die trotz der Nähe des Meeres süßes Wasser enthalten. Ein Fclsengrunb, nicht ungleich dcr Trufclsmauer ain Harze, enthält die merkwürdigen Uebcrrestc der uralten Heiligthümcr; jeder einzelne Fclsblock ist in einen Prachttcmprl mit zierlichen Figuren und Echnitzwerk verwandelt, AlleS aus dem feftm Gestein, Die ersten Monumente erblickten wtr etwa KW Schritt vom ^f"'; cs waren ein paar W bis 50' hohe und etwa 80' lange u sblöcke, burch einen schmalen Spalt von einander getrennt, und von oben bis unten ganz mit fein gearbeiteten Figuren, meist in 3c-bmsgröße, bebeckt. Links von der Spalte zeigt die Wand als Haupt-Ngm einen Büßenden, den Arjuna, der mit über den Kopf gekreuzten Armen auf dein linken Fuße steht. Links von ihm steht dcr Gott ^svara mit einer Hand auf ihn deutend. Dicht neben und über d'csem sind mehrere Reihen halbkniciider, halbschreitender Figuren mit sonderbarem Kopfputz, die den Büßenden verehren. Die beiden unteren Reihen enthalten nur Thiergestaltcn, als Affen, Löwen, Tiger, Antilopen und Vögel. Seltsam ist cs, baß einige der Gestalten, am meisten rechts, ihr Gesicht dcr Spalte zuwenden, in welcher eine ausgehauene, weibliche Figur mit hohem Kopfputzc, gewiß aus späterer Zeit, hineingesteckt ist. Auf dem Block rechter Hand sind die Haupt-gcgenstänbc, ein sehr schön gearbeiteter Elephant mit dem Jungen, fast in Lebensgröße und wohlerhalten, nur der Zahn ist abgebrochen. Cr steht zunächst dem Boden; über ihn befinden sich wieder zwei leihen anbetender weiblicher und männlicher Figuren. Die Bilder Mo von ausgezeichneter Skulptur und in mehr als halbvorspringcn-"" Hautrelief ausgearbeitet. -uon da südwestwärts kamen wir zu bcm ersten dcr sieben in in "usgchcmmcn Tempel. Er enthält eine von acht Säulen gc-tmgcne Grotte, in der Tiefe leere Nischen. In einem andern befindet Nch das Bild des Gottes Vischnu, der auf seinem erhobenen linken Knie eine weibliche Figur sitzen läßt. Das größte dieser Tcmpclsou. terrains enthält ein sehr schönes Basrelief im Hintergründe. Der G"tt Vischnu hält ,nit einer Hand ein einstürzendes Gewölbe; es ist v"l Kraft und Ausdruck in der Figur, auch die beiden zurückschrecken-bm weiblichen Gestalten sind nicht übel; doch hat leider die herab- t24 Calcutta. rieselnde Feuchtigkeit viel zerstört. Mehrere neuere Bauwerke in der Nähe geben sich durch die Zusammensetzung aus gehauenen Steinen zu erkennen; jedoch waren auch viele von ihnen sehr geschmackvoll. Unsere Rückfahrt zum Schiff war gefährlicher als das Landen, weil die Brandung uns der Küste zutrieb. Die Wcllenmauer von 10 ^ Höhe schien zuerst unüberwindlich und zweimal wurde unser rohes, indisches Fahrzeug krachend an die Küste zurückgeworfen; endlich gelang es den kühnen Schiffern, uns glücklich hindurchzubringen. Die Boote der Eingcborncn bestehen aus kesselförmigcn, 111 bis 12^ tiefen Holzgefäßen ohne alles Geschick. Die Bretter sind mit Kokos-schnüren an einander befestigt, und dies giebt ihnen eine solche Elasticität, daß sie die stärksten Stöße aushalten können, ohne zu zerbrechen. Die große Tiefe hält sie gut über dem Wasser. In der Breite sind Querhölzer über das Boot befestigt, welche dem Ganzen mehr Haltung geben und den Ruderern als Sitze dienen. Ihrer langen Ruder wegen werden diese nicht selten heruntcrgeworfen, weshalb ein solches Voot immer von einem sogenannten Katomoran begleitet wird, um die in das Wasser geworfenen aufzufangen. Der Katomoran ist nur aus drei oder vier dicken Knüppeln zusammengesetzt, auf denen der Ruderer kniet und mit cincm Brette bald links bald rechts rudert. Ein solches Fahrzeug wird oft von dcn Wellen verschluckt, kommt aber immer wieder oben auf. Der Schiffer ist ganz nakt bis auf eine tutenförmige Mütze von Stroh, in welcher gewöhnlich die Briefe für die Schiffe transportirt werden. Als das Dampfschiff erreicht war, zeigte sich eine neue Schwierigkeit beim Ausstcigen an der Treppe des Dampfschiffs; denn bald war man einige Ellen zu tief, bald zu hoch, um sie zu erreichen, so sehr wurde das Boot von den Wellen auf und nieder geworfen. Wir erreichten nun in sechs Tagen das Gebiet des Ganges und am 'l. Januar die Stadt Calcutta. DaS Palais des Gc-ncralgouvcrncurs Lord Hardinge, nahm uns auf, ein Schloß, schöner als die Residenz manches deutschen Fürsten. Calcutta würde mir auf die Länge nicht gefallen. Die Stadt ist ein Gemisch der prachtvollsten Palläste auf der einen Seite und der erbärmlichsten Vambusbaracken auf der andern. Eben so vcrschic- Calcutta, <2» dcnartig ist die Bevölkerung. Hier braunrothc Kulies oder Palankin-träger, die den ganzen Tag mit dem schlveren Baume auf den nackten Schultern laufen; uud die schmutzigen Muhamcdancr, welche ein paar unansehnliche Ochsen vor einem roh aus Bambus zusammengebundenen , mit ganz hölzernen, knarrenden Rädern versehenen Karren vor sich her treiben; dort die elegantesten Equipagen, die man auf der Welt srhw kann, elegante Damm darin und vergoldete indische Livreen von dm schönsten Stoffen hintcnauf, dazu die Pferde von der edelsten arabischen Race - die größte Pracht und die größte Armuth, der größte Stolz und die größte Niederträchtigkeit. Man ist hier sehr von der Etikette der vornehmen Welt abhangig. Zu Fuß zu gehen wird für sehr unanständig gehalten; nur die braunen Hindus der untersten Klasse thun es. Man läßt sich entweder im Palankin tragen, ober man fährt. Die zahllose Dienerschaft im Palais, welche jeden Schritt beobachtet, aber für jeden ?luftrag unbrauchbar ist, weil man sich nicht verständigen kann, erscheint nur hier noch lästiger wie je zuvor. Gs ist um auS der Haut zu fahren, wenn man nach einem Glase Wasser lechzt und der Bediente bringt Dintc. Die Uniformen der braunen schönen Kerle sind jedoch äußerst prächtig und geschmackvoll. Die meisten tragen Scharlachröckc, mit GoldlilM über die Brust beseht, und Scharlach-Barette mit weißem Mittelfelde. Die Obcrbe-dicnten sind alte Männer mit schönen, weißen Bärten, zu dmm die rothen, langen Gewänder mit einem Ueberfluß von Goldstickerei sich schr gut ausnchmen. Die Läufer, Pferde- und Wagrnwärter haben dunkelblaue kürzere Nöcke, dunkelblaue Barette mit Roth iu der Mitte und weiße kurze Beinkleider; die Vcwahrer des Silberzeuges, der Schatzmeister und dessen Ober- und Unterbedienten tragen weiße Nöcke, blaue Schärften und weiße Barette mit blauem Mittelfelde. Im Ganzen sind 372 Bedienten im Gouvernementspallastc nothwendig. Das Klima ist hier wunderschön frühlingsmäßig, obgleich der Unterschied im Vergleich mit Ceylon bedeutend genug ist; denn es giebt jetzt wenig Blumen hier und die Bäume zeigen wenigstens cine Partielle Entblätterung: dessen ungeachtet ist die Hitze um Mittag noch sehr sinnverwirrend und man kann nicht vor vier Uhr das Haus ver- 126 Calcutta, lassen. Um diese Zeit fängt cs an auf dein Corso, einer breiten Straße am Flusse, die durch beständiges Besprengen aus Ledcrschlcu-chcn feucht erhalten wird, lebhaft zu werden; dort versammelt sich die vornehme englische Bevölkerung in feinster Toilette zu Wagen und zu Pferde. Man grüßt sich und läßt sich grüßen und drängt sich durch das Gewühl, das oft, besonders gegen fünf Uhr, sehr bedeutend ist. So sicher ein jeder feine Mann um 1 Uhr sein zweites Frühstück einnimmt und um 3 Uhr Sicste hält, so sicher wird man ihn im eleganten Neiterkostüm mit weißen Handschuhen um 5 Uhr auf dem Corso antreffen. Dann bleibt noch die mühevolle Arbeit der Toilette für das Diner um 7 Uhr und die Anstrengung dasselbe zu genießen, und gegen 9 oder 9'/2 Uhr ist das schwere Tagewerk des Lebemannes vollbracht. Er kann sich auf dem Sopha ausstrecken und eine Cigarre rauchen, bis cs Zeit wird, den wachen Zustand mit dem Schlafe zu vertauschen und sich in das Himmelbett mit Gazcvorhängcn und mchr als ein Dutzend Kopfkissen zu werfen. An splendiden Diners, Konzerten ic. hat cs durchaus nicht gefehlt, auch ein Ball war arrangirt; doch habe ich über die Vortrcff-lichkcit dieser Vergnügungen kein Urtheil, da ich durch die Menge nothwendiger Besorgungen am Tage so viel zu laufen hatte, daß mir die Lust zu tanzen verging. Ich habe daher nur flüchtig das Museum und den botanischen Garten sehen können. Wir brachten einige Zeit auf dem schönen Landgute des Lord Hardingc zu Varakpur zu, welches nicht weit von Calcutta entfernt liegt. Er hält dort eine schöne Menagerie, in welcher sich ausgezeichnete Eremftlarc des Entell- und Hulock-Affcn und fast sämmtliche Fasanen finden, die im Himalaya!) vorkommen. Am 12. Jan. besuchte ich Herrn Wallich, den Direktor des botanischen Gartens, welcher in einer paradiesischen Gegend am Ufer des Ganges liegt. Ich fuhr auf einem Boote des Gouvernements von buntjackigen Schiffcrjungen gerudert pfeilschnell den Strom hinab. Es war noch früh und die Ianuarsonne noch nicht lange aufgegangen. Dünne Nebel umschlcicrtcn die weißen Säulenreihen der zierlichen Landhäuser; grünes Gebüsch und majestätische Bäume bedeckten das Ufer, so weit man sehen konnte, nur hier und da kommt ein fti- Calcutta, 127 scher Nascngrund zuin Vorschein. Welch cm herrlicher, feenhafter Anblick! sagte ich mir. In dem Augenblicke wurde mein Blick durch cincn Krähcnschwarm abgelenkt, der sich schreiend in die Luft erhob. Ein weißer Leichnam, ganz mit Krähet» bedeckt, schwamm nahe bei dem Schiffe. Nichts ist der unglaublichen Dreistigkeit dieser Vögel gleich. Niemand stört sie oder schießt nach'ihnen, weil sie die Polizei ^setzen; mall sieht deshalb Hunderte von Milanen, Geyern und Aasvögcln mit Krähen und Mama's zusammen auf allen Straßen und Dächern der Stadt. Schwärme von braunen Weihen stiegen vor meinein Fenster und setzen sich so nah unter dasselbe, daß ich sie schlagen könnte, nnd eine Hecrde jener nackthalsigcn, dickschnäbligen Riesenstörchc pflegt sich auf dem Rücken des Löwen und des Einhorns, den englischen Insignien am Gouverncmcntshause, über der höchsten Dachfirste niederzulassen, was sehr spaßhaft aussieht. Nach einem vicrzehntägigen Aufenthalt zu Calcutta und Barak-Pur war Alles zur Abreise nach Patna vorbereitet. Der Prinz und Graf O. waren schon am Abend des 19. Jan. von Baralpu,' abgereist, weil nicht mehr als zwei Personen auf einmal in den Pa-lankmcn befördert werden können der großen Anzahl der Träger we-gen, die dazu auf den Stationen erforderlich sind. Wir nahmen am folgenden Abend (den 20. Jan.) einen herzlichen Abschied vom Gouverneur, dem liebenswürdigen Sir Henry Hardinge, und einen förmlichen von seiner Begleitung. Kapt. Monroe begleitete uns bis an du Echrcckmsbüchsen, die Palankine, in denen wir von hier ab unsere Reise durch das Flachland Indiens fortsetzten. werde mich nie an diese Art Fuhrwerk gewöhnen; es ist mir ichon schrecklich, Menschen wie Zugvieh davor arbeiten zu sehen. ' bmkc sich einen hölzernen Kasten mit einer weiten Oeffmmg an Mer Seite; oben ist der Länge nach ein starker Baum befestigt, dessen ndcn auf den Schultern der vier Träger liegen. Man liegt auoge-Nectt in dieser Maschine, steht eine unerträgliche Hitze aus, oder er-Nckt vor Staub, wenn man versucht die Thüren offen zu lassen; denn das Gewicht des Kastens ist bedeutend und die armen Kulics können d'e Fuße nicht allzuhoch heben, rühren also allen Staub der seit vier -Monaten unbcregnctm Straße beständig auf. Dabei singen diese ar- 428 P a la!! kl incise. men Geschöpft einen stöhnenden Gesang, der zuerst jämmerlich anzuhören ist, wie eine qualerpreßte Klage, bis man sich daran gewöhnt wie an das Knarren eines Rades, und anf ihre zcrschundenen Schultern und die Nisse an ihren nackten Füßen mit derselben Gleichgültigkeit, wie auf den wundgeriebcnen Rücken eines Pferdes herabsieht. Ich würde jedoch, wenn ich tauschen sollte, eine längere Neise im Palankin der zur See vorziehen; deim es giebt nichts Ermüdenderes als das Einerlei der öden Wasserfläche, auf der man nichts von allen den Wundern der Ncisebcschreibungcn, höchst selten einmal einen fliegenden Fisch oder einen springenden Delphin erblickt; dazu die tanzende Bewegung des Schiffes, welche zu jedcr Beschäftigung unfähig macht und den Reisenden in einen Zustand menschenfeindlicher Indolenz versetzt. Im Palankin hat man doch die Möglichkeit sich zu beschäftigen und sieht, wenn anch nicht viel, doch mitunter etwas Neues. Ich war durch meine Müdigkeit und die schaukelnde Bewegung des Palankins sehr bald in tiefen Schlaf verfallen. Mitten in der Nacht fühlte ich plötzlich den Palankin hart niedergesetzt, nnd sah beim Mondenschein, daß wir uns am Ufer eines breiten Flusses befanden. Mit vieler Mühe verständigten wir uns mit den Trägern. Sie wurden abgclohnt und wir setzten über das Wasser, fanden aber am andern Ufer Niemand. Erst nach vielem Rufen erschienen einige schlaftrunkene Kerle. Die Fährleute waren mit dein ihnen gegebenen Gelde unzufrieden und schleppten mit vieler Gcmüthsruhe eine große schwarze Tafel herbei, auf welcher der Tarif stand. Endlich war Alles geordnet und nun ging es mit frischen Kräften weiter. Hugly blieb im Osten. Als die Sonne aufging, entfaltete sich vor unsern Augen eine unabsehbare Ebene mit dürrem Grase bedeckt, die, wenn der Wind die dürren Blätter aufwirbelte, zuweilen rechl winterlich aussah. Die Hitze stieg gegen 1 Uhr bis auf 27"; dazu war die Luft so mit Staub angefüllt, daß am zweiten Tage mein dichtes Haar wie gepudert erschien, und Augen und Nase m entzündeten Instand gericthen. Erst bei Gaya (am 22. Jan.) sahen wir wieder Felsen und Berge, die etwas Mannichfaltigkeit in die dürre Wüste bringen. Die Gaya. 429 Veränderung in der Bevölkerung, in Tracht und Sprache war uns schon am zweiten Tage auffallend. Am dritten begegneten wir zahlreichen Pilgern. Die Trachten waren malerisch, nicht mehr das einförmige weiße Tuch um Schultern, Brust und Schenkel vielfach geschlungen wie in Calcutta, sondern hier entfaltete sich ein reicher himmelblauer Kaschmir, hier ein dunkelgelbcr Mantel, hier eine goldgestickte, schwere seidene Tunika; die Kopfbedeckung verwandelt sich ""s dem wulstigen Turban in ein, flaches Barett von eleganter Form und Farbe. Wir sahen einen kräftigen Menschenschlag. Die Leute rügen meist enge Beinkleider und gingen bewaffnet mit einem eisernen ^chlldc auf dem Nucken und einem langen Schwerte an dcr linken ^ette. Hin und wieder schleift ein gewaltiger Elephant seine Säulenfüße und trägt eine ganze Familie auf seinem Rücken, die eines reichen Priesters oder eines Rajah, mit sämmtlichem Hausgcräthe, bestehend aus einigen Decken, die zugleich als Mäntel dienen, Messinggefäßen zum Trinken und emem Kessel zum Kurrickochcn. Die ganze Pracht des Kostüms wird stets zur Schau getragen; wozu also noch Koffer oder anderes Hausgcräth? Gin persischer Kaufmann mii grünem Turban, behaglich die Hukapfeife brodelnd, rollt im leichten Fuhrwerk vorüber, einem kleinen, viereckigen Thurm sammt Baldachin, der auf zwei Rädern ruht und dessen Deichsel an einem ledernen Höcker mitten über dem Rücken des Pferdes befestigt ist. Sein schwarzbrauner Begleiter treibt das arabische Pfcrdchen. Von einem langen Kameelzuge sah ich in Folge der niedrigen Stellung des Pa-wnkm nur die Beine. Die Station Gaya war endlich erreicht (am 24. Jan.); wir onnten den Staub abschütteln und die Wohlthat eines Bades genießen. Große schroffe Gneußmassen und Trümmcrbcrge desselben Gesteins Micßcn von allen Seiten die prachtvoll gelegene Stadt cm, und man vergißt leicht die öden Staubfelder und die verbrannte, mimende Ebene, wenn man sich plötzlich in ein lachendes Thal versetzt '/l)t, wo Opiumfelder sich an Neistcrrasscn reihen, wo frische Was-lerbassins von grünen Gärten umgeben, wo ein Ziehbrunnen neben dnn anderen dem verschmachteten Auge Erquickung bietet. Hier ist du Heimath der kräftigen Echirmftalme (Palmyrapalme, Voraus) H offm eiste,-, Indi.^, 9 130 Gaya. mit dichtem, brcitblättrigen Laube; hier gedeiht bcr schönste aller indischen Baume, die Tamarinde. Ihr weiches, duftiges Grün, wenn es hicr einen weißen, kegelförmigen Hindutcmpcl, dort eine Gruppe einfacher Lehmhütten oder die Säulenhallen englischer Landhäuser beschattet, giebt der Gegend einen unbeschreiblichen Reiz. Welch ein Genuß, an einer schroffen Klippe auf der knorrigen Wurzel eines solchen Baumes sitzend, die ganze lange Stadt mit ihren spiegclhcllen Teichen, deren breite Stufen mit waschenden Frauen und deren Bassins von badenden Elephanten belebt sind, mit ihren mannichfaltigen Thürmchcn und den weißen Moschccnkuppeln, kurz mit ihrer ganzen orientalischen Eigenthümlichkeit so aus dem Sammtgrün der indischen Vegetation hervorragen zu sehen. Welch ein Leben unten auf den bestaubten Straßen, welches bunte Gemisch von Fuhrwerken, Palankinen, Chaisen, Gigs, Elephanten nut ihren Baldachinen; Frauen mit großen Goldringcn im Nasenflügel und einer Menge dicker Armringe von Silber, große Kruge auf dem Kopfe tragend, bunte Nativsoldaten, Männer in ein schmutziges weißes Tuch eingewickelt, große Schnabelschuhe an den Füßen. Wie Schade, daß cS an Zeit gebrach, Skizzen aufzunehmen. Wir sahen hier am andern Morgen einen der größten Tempel in Indien, den des Nischnupadda; er ist aus einem schönen, glänzenden, grauschwarzen Stellte gebaut nnd hat den Umfang eines kleinen Dorfes. Die Hauptgebäude stehen auf einem hohen Granitbcrge und haben die sonderbarste Gestalt. Zahlreiche niedrige Säulenhallen voll Inschriften und Vischnubildcr umgeben dieselben. Ein spitzer, etwa W-5,0' hoher Thurm mit vielen kleinen Stockwerken und Schnörkeln, aber ohne alle Fenster, enthält die heiligen Bilder und die Fußtapfen des Vischnu. Das Innere ist beständig durch Lampen erleuchtet und mit Vlummduft erfüllt. Der Gingang zum Hcilig-thume befindet sich in einem viereckigen Tempelgebäudc dicht daneben, dessen runde Kuppel von zwei übereinander stehenden Säulenhallen getragen wird. Die Säulen bilden zwei Reihen rundum, eine äußere und eine innere, und es sind immer je vier und vier in einer jeden Reihe zusammengestellt. Den äußeren Gang bilden sechs solche Säu-lcngmppen, den inneren vier. Sie sind nicht höher als 8'. Gaya. 134 Unter der Säulenhalle, sowie in allen Höfen und Vorräumm sahen wir eine Menge Pilger, gekommen, um ihre Ersparnisse der Habgier der fetten Priester zum Opfer zu bringen. Es ist bekannt, daß der Wohlhabende von einer Pilgerfahrt als Bettler wiederkehrt; der Priester nimmt ihm Pferde und Wagen, oder hat er diese nicht, den Rock vom Leibe. Es drückt sich in den Gesichtern dieser Priester eine Nichtswürdigkeit und ein Stumpfsinn aus, der nicht zu beschreiben lst- Da sitzt ein solches Mastschwein, im Fette bald erstickend, hockend an der Erde. Ein Pilger steht vor ihm und deutet aus drei prachtvoll lackirtc Bettstellen mit kostbarm seidenen Decken behängt, und laßt das Geschenk von den gierigen Augen schätzen. Es genügt noch 'ucht, sondern Geld muß noch zugelegt werden, dann erst beginnt du Ceremonie. Dein Pilger werden zuerst die Füße gewaschen, dann Mt einer gelben Salbe eingcrieben und auf jeden Fuß eine Iasmin-blumc gelegt. Dieselbe Waschung und Salbung nimmt cm kleiner Knabe, der die Familie des Pristcrs rcprästntirt, und noch ein dritter Gehülfe vor. Darauf bekommt der Pilger einen Topf mit brauner Schmiere, womit er dein Priester und nach ihm auch den beiden Anderen die Stirn, die Brust und beide Arme einsalbt. Dann zieht er aus einem Sacke Blumenkränze hervor, einige von Todtmblumm (I^ws 6o8 lckiellimß), andere von Jasmin, beide mit Silberflittrrn reichlich verziert, wirft dem Priester einen über den Kopf und einen andern über die gefalteten Hände, eben so auch den Andern, wobei Gebete und Sprüche gemurmelt werden. Nach diesen Ceremonien l't der fromme Pilger seines Geldes, seiner Geschenke, und wenn er Mublg genug ist,, seiner Sünden ledig und zieht mit leichtem Herz un Beutel davon. Es ist ein Jammer, zu sehen, wie zerlumpte, gemagerte Frauen mit dein halb verhungerten Kinde auf dem Arme ")rc lehtc Schüssel Reis als Opfer zum Tempel tragen, und mir un-'cgmfiich, wie die Engländer dieses Unwesen so hingehen lassen. uch Kokosnüsse und Vlumenschnüre werden von den slermem häu-Ng als Gabe gebracht. Verkäufer der heiligen Blumen, unter denen ^asitnn und Todtenblumm vorherrschten, saßen an allen Treppen und boten ihre Waare aus. Zweitausend Priesterfamilim sollen allein zu Gaya durch die Geschenke der Pilger erhalten werden. — 9' t52 Patna. Die Gegend uin Gaya ist gut kultivirt; man bant hier Opnun und vier Sorten Reis. Die geringste ist rothschaalig (Dschaul), die ganz weiße, großkörnige heißt Dschula. Auch eine Art Wicken (Kurti) mit langlichnn, nierenförmigen Saaincn sah ich, sowie Durragras (Dschinura) und eine andere Art Gctraidc (Kurschi); Zucker wird nur wenig gewonnen und sieht sehr schwarz aus. Den Jaggery (Pal. inenzucker) kennt man hier nicht; doch benutzt man die wilde Dattel (Mtte 8^Ivo8tri«) zu Palmwcin, die von dem vielen Einfchneidcn der Iahrcsschüsse ganz verkrüppelt. Am Abend des 25. Jan. verließen wir Gaya und erreichten am andern Tage Patna. Es war stürmisches Wetter ohne Regen; die Bäume sahen recht winterlich aus, denn sie behalten nicht mehr wie in Ceylon Blätter und Blüthen das ganze Jahr hindurch. Patna, das berühmte Rcisland, ist nicht halb so schön als Gaya; die Gegend ist stach und traurig. Die Ufer des Ganges, welche in den Liedern unserer Dichter eine so reizende, rosenduftigc Rolle spielen, sind sandig und dürr, ohne alle erquickliche Frische. Die Stadt Patna zieht sich zehn cngl. Meilen weit am Fluß hinauf; man kann sie also an keiner Stelle übersehn. Sie soll 52,000 Häuser, b. h. Lehmhütten und 380,000 Einwohner haben. Wir wohnen von der eigentlichen Stadt weit genug entfernt in dem bequemm und schönen Land-Hause des freundlichen Gouverneurs, Herrn Ravcnshaw. Nir besuchten die Stadt, das wenige Sehcnswerthe in Augenschein zu nehmen: einen mahomcdanischm Bcgräbnißplatz, einige Moscheen und die Opiumfaktorci. Die Masse des probucirten Opium erfüllte mich mit Erstaunen. Jährlich werden hier 160,000 maunds (12,800,000 Pfund) Opium gewonnen und verschickt; Gaya versendet 40,000 maunäs (3,200,000 Pfund). Das Alles müssen die Chinesen essen; denn nach Europa kömmt nichts davon. Die Fabrikation ist höchst einfach. Nach der Blüthe werden die grünen Mohn-köpfe eingeritzt, der ausfließcndc Saft zusammengekratzt und, wenn er zu einer bestimmten Dicke eingetrocknet ist, in Kugeln von 5 Pfund Gewicht zusammengeballt und in die trocknen Blumenblätter eingewickelt. Die Opiumfelder standen gerade in Blüthe und erinnern lebhaft an unsere Mohnfrldcr, nur mit dem Unterschiede, daß hier der Patna, 433 Ganges die Arbeit des Vestellens verrichtet und die Leute alle Jahr gleich viel davon cmdtm und ihr Produkt zu demselben Preise absetzen. Es wird von den Engländern ein ungeheurer Gewinn daraus grzogcn. Ein Ball, der von dcm hier stationirten Regiment zu Dinaftur a" 30. gegeben wurde, beschloß unsern Aufenthalt in Patna. Wir reisen von hier in das Innere von Nepaul, da der Rajah von Nepaul den Besuch des Prinzen in seiner Hauptstadt Kathmandu annehmen will. Vierzehn Tage lang werden wir uns dort aufhalten, rbo wir in den eigentlichen Hünalaiah einrücken, um die heiße Jahreszeit, April, Mai und Juni in den Bergen zuzubringen. Sechster Dries. Tiga.lüh. - Dic Najal? zu Sigaulih. - Der Grcuzwald von Ncpaui. ^ Nctschiko - Dir Bergbewohner, - Dcr Fakir. - Dill Bick.a.», - Dic ..e^.icstschcn S.ldaw.. -Das NaPtithal - 3,7"n ' ^ ^" S'"u'aü"rivaß. - Dcr Tnn.bach.n.,, Naddi. - B.uuut dn Dörftr <>i NcvmN. l'.'i,«i '^ ^ ^" ^ich^.dr^inpah, - «».ficht dc« ssa!»>uaud..N)«!s, - 5a»n'd. - Empfang t"ül '«e^ /'' ^ ^"".U'^r E<„.;h, - Ki»z„g ü, Kathi». - Die Stadt.«athm, - Palais dcs ^ Rette 5 ' ^ "l"d«n^ v» dcm Nai«h. — Das Hciligtf»>N! von Eambcmath, — Gwßc Jagd. Die Ber«'l'^''l^^'"^'^ "' ^" Ka»Iiapaß, — w,sicht dcr Himalajakcilc, — Der Dhawalassir«. — l'chkcttc» '^ ^""^ ^ Dic Tcmpcl ron N>,n,akl't. — Äücktchr »ach jla!hma>ldi>. — Abschicdsfeicr- Kathmand», dcu 2i>, Febr. 1848. Seit vierzehn Tagen befinde ich mich in der wundersamen Ka-p'nue des Reiches Nepaul. Es hieß erst, wir würdeil nie die Grenzen desselben überschreiten; aber Ausdauer und Beharrlichkeit haben uns nicht nur den Eintritt verschafft, sondern wir sind auch in Gegenden vorgedrungen, welche seit langer Zeit fein Europaer er-wcht hat. 134 Siganlih, Der Prinz war von Patna am 31. Jan. vorauSgereis't; am Tage darauf folgten unsere Palankme. Ueber Murzaffapur (d. 2. Febr.) und Muttiari erreichten wir am 4. Febr. die letzte englische Station Sigaul ih. Ich traf dort mit Herrn Fortcscue, einem sehr gebildeten, englischen Touristen, der sich seit kurzer Zeit der Gesellschaft angeschlossen hatte, einen Tag spater ein, als der Prinz und die Grafen, und wir wurden von dein liebenswürdigen Kommandeur des Orts, Major Wceler, sehr freundlich empfangen. Meinen Verlust von ätt Nllpien, die mir in Murzaffapur mit großer Kunst entwendet waren, verschmerzte ich bald in der angenehmsten Gesellschaft, obwohl es eben nicht viel Interessantes in der flachen, steppenartigen Gegend zu sehn gab. Am frühen Morgen (den 5. Febr.) zeigten sich die Spitzen des östlichen Himalaya!); doch nur eine Stunde etwa genoß man den großartigen Anblick der majestätischen Eiszacken, die auch in der dürren, kahlen Steppe als etwas ganz Fremdes und Ungehöriges erschienen. Dann war der Horizont wieder stach und einförmig wie vorher. Wie schrecklich, hier Jahr ein Jahr aus zu wohnen; doch lebt hier ein alter Naja, der vormals sehr mächtig war, und hält zu seinem Vergnügen eine Elephantrnheerdr und einige vierzig Pferde, meistens weiß mit roth gefärbten Schwänzen von arabischer, türkischer, persischer und chinesischer Zucht. Einige der Elephanten waren von bedeutender Größe, doch war der größte (etwa 0^ hoch) ein Mukna, d. h. ein Elephant mit kurzen geraden Stoßzähnen, die nicht mehr wachsen. Man weiß sich indessen zu helfen; es werden Löcher durch die kurzen Zähne gebohrt, und große, mächtige Stoßzähnc daraufgcsteckt und befestigt, mit denen dann der Elephant bei feierlichen Gelegenheiten erscheint. Die Ebene um Sigaulih ist baumlos; nur wenige Bombar-und Grythrinenbäumc gerade im Beginn der Frühlingsblüthe ließen sich sehn. Der Boden besteht aus einem fetten, gelben Thon und ist, da es nirgend an Wasser fehlt, zm Kultur vonOclpftanzen, Gerste Ricinus und Kajan") sehr geeignet. Auch etwas Opium wird gc- *) Kcijait ist emc Art ssytisus, dcssm Bohne ge,Mn wird. Sigaulih, 135 baut. Bei cinrm jeden Felde sah »nan einen oder »nehrcre Ziehbrunnen. Nach dem Tiffin am 5>. Februar gegen fulls Uhr brachen wir von Sigaulih auf und sehtell auf einer Fähre bei beginnender Dämmerung über einen breiten Fluß, den Sa corona. Auf der ersten Station jenseit desselben hielt uns das zurückbleibende Gepäck zwei Stunden lang auf; Prügel und Geld mußte den Eifer der Träger anfeuern. Gegen Morgen (am 6., Febr.) befanden wir uns in einer '"t hohem, haften Grase bewachsenen, steppenartigen Gegend, welche, eionders an den Stellen, wo das Gras der jungen Weide wegen abgebrannt war, den Füßen unserer Palankinträger sehr verderblich wmde. Gegen 7 Uhr hatten wir nur 4« Wärme, und sobald te Sonne erschien, zeigten sich wieder die vom Morgenroth prachtvoll erleuchteten Eisspitzen des Himalaja!) im Nordostcn, als stiegen Ne nntten aus der Ebene empor. Das Grenzdorf, Bissaulih, liegt noch m der Steppe. Seine cingezäumten Felder, mit jungem Grün bedeckt, und cm großer, schöner Vobaum in der Mitte des Dorfes machten einen freundlichen Eindruck. Eine halbe Stunde von da beginnt der nepaulesische Grenzwald, anfangs dünn gesäet, bald in ein undurchdringliches Dickicht über' gehend, in welchem die Flußbetten die Wege bilden. Wie erquicklich war dieser Wald für unsere Augen, der erste, den wir seit Ceylon wledcr sahen, nachdem uns die einförmige indische Ebene so lange durch ihre Hitze und ihren Staub belästigt hatte. 'Der Holzrand bc-N)t ""s einzelnen Erythrinen, mehreren Fcigcnartm (M«u8 inönto. U^! /^"^^' 1-oiig-wßn,) Vauhinien und Dalbergia ohne alles ' ^^ welches durch die Grasbrände zerstört wird. Tiefer hinein tr knorea robu^ta, der prächtige Saulbaum, vorherrschend, un-^ "MM Mit Oawora, Urania, N^o^imm» ttuilunälnu, und nzclnm sehr dornigen Akazie.,. Mit wunderschönen, saftigen Grün p'Ngtm die im vergangenen Herbst abgebranntem Stellen; die Bäume, war "^ ^'" ^""^ ^gk"' daß wir im Anfang des Frühjahrs ^m; nur der Wollbaum (Domdax liLptÄpliMum) stand im vollen cymuck seiner riesenhaften, purpurrothen Blüthen. Nach vier Stun-en erreichten wir ein breites Flußbett, mit Geröll von grauen: Sand- 13tt Der Grcnzwald. stein, Quarz und Granit bedeckt, durchaus ohne Pflanzenwuchs. Hin und wieder zeigte sich eine kleine Quelle. Es war das Flußbett des Tsehirial), welches nur in der Regenzeit Wasser enthält. Seine Ufcrwände waren sehr schroff und bestanden aus einem wcißgrauen, festen Thon Oit Sand und Glimmer gemischt, der an cincr Stelle, wo der Fluß eine Biegung macht, an 300 ^ hoch geschichtet war. Mehrere der kleinen Nebenflüsse führen Wasser, welches aber bald durch die Sonne in den» Vcttc des Tschiriah ausgetrocknet wird. An einem solchen Zusammenflüsse, hart am Rande des hoben, linken Flußufers liegt die Poststation Bctschiko, ein erbärmliches Dorf von etwa zwölf Häusern. Im Sonnner ist es wie die ganze Umgegend der bösen, tödliche Fieber veranlassenden Aul-Luft wegen verlassen. Woher diese nur entstehen mag? Der Boden ist trocken und steinig, kein Sumpf weit und breit in der Nahe. Sollte vielleicht das starke Verdunsten der Quellen, welche Eisenoryd enthalten, in den tiefen Flußthälcrn die Ursache sein und die schädliche Luft erzeugen? — Unsere Palankine wurden bei der starken Steigung des Bodens hier nutzlos; ein paar leichte Pfcrbchen standen dagegen bereit uns weiter über die glatten Kiesel zu tragen, während eine vollkommen mongolisch aussehende Trägertruppe unser Gepäck in leichten Körben auf dem Nacken weiter fortschaffte; ein breiter Riemen über der Stirn hält die schwere Last. Welcher Unterschieb zwischen der Bevölkerung der Ebene und der dieser Grcnzwäldcr. Nie sieht man den Kulie der Gbcne etwas auf dem Rücken tragen; die schweren Zinnkastcn schwanken zu zweien an einer Vambusstangc, die über die Schulter gelegt wird, an jedem Ende cincr. Man bedarf hier nur die Hälfte der Träger, um eine gleiche Last fortzuschaffen, weil die bequemere Art des Tragens die Last erleichtert. Die breitnasigen, eckigen Gesichter dieser Bevölkerung unterscheiden sich von denen der Hindustämmc auch durch eine lichtere, gelbe Färbung; das Haar wird nicht geschoren, sondern hängt lose oder in langen Flechten und Zöpfen herab. Jacken und Hosen sind die gewöhnliche Tracht der Männer, statt des einfachen Vamnwollen-tuchcs der Hinbus. An den Füßen haben sie Strohsanbalm der Bctschiko. 13? scharfen Kiesel wegen. Das nach innm gekrümmte, starke Messer mit breitem Ende, der Kuckeric, mit dem sie armsdicke Bäume dmchhauen, steckt im Gürtel, an der Stelle des eisenbeschlagenen Bambusstockcs oder des langen, graden Säbels, welchen der Bewohner der Ebene bcim Marsche auf der Schulter trägt. Schwere Amulette von edlem Metall und Agalmatolith hängen am Halse. Die Weiber, deren Tracht noch mehr von der einfachen Bekleidung der Hinduftaum abweicht, tragen Rock und Jacke und lieben schwere, goldene Nasen- und Ohrringe; auch sie sind nicht selten mit dem Kuckeric bewaffnet. Wir begegneten zahlreichen Fakiren, den einzigen Reisenden, welche diese öde Gegend wcgen der heiligen Oertcr in Nepaul betteten; einer sah noch abschreckender aus als der andere. Meist sind es junge Kerle, die durchaus nicht schlecht leben; denn ihre Unverschämtheit verschafft ihnen überall Gelb. Sie gehen gewöhnlich nackt, oder mit einem orangenfarbenen Mantel bekleidet. Ihr Gesicht wie der ganze Leib ist mit Asche beschmiert, wodurch sie abscheulich lci-chenfarbig aussehn; ihr Haar, lang und wirr, ist Halbrothbraun gebeizt, oder durch eine Perücke aus Zöpfen von Kameclhaarm bedeckt, die mit Asche eingepudert ist. Als Kopfbedeckung pflegen sie oft ihren eisernen Kochtopf noch darauf zu sehen, auch sieht man sie häusig eine Art Guitarre mit Drahtsaiten, oder eine Handtrommcl tragen. Uebcrall treten sie als Tyrannen des armen Volkes auf; oft sah ich sn beschäftigt, wie sie die Körbe der Lastträger visitirtcn und deren Lebcnsmittel sich zueigneten. Wir folgten nun einem kleinern Ncbcnflußthale, bis wir eine von West nach Ost streichende Hügelkette crrcichtm, den Tschiriahpasi, und in ein anderes Flußthal eintraten, welches sich später als cine Krümmung desselben Thales erwies, dem wir^ früher gefolgt waren. Der Wald bestand hier'fast ausschließlich aus Eaulbäumen (Sakua von den Eingcbornen genannt), welche nächst dem Cissu das schönste Nutzholz liefern. Es wird von hier aus weit verfahren; sogar in Patna wird es benutzt, um die vielen Tausend Opiumkisten davon zu machen, welche nach China gehen. — Ehe wir das Nap tit Hal erreichten, eines der bedeutendsten und t38 Der Tschiriahpaß. interessantesten Thäler der Vorberge des Himalaja!), mußten wir noch quer über dm Kurrufluß sehen und noch einige Stunden lang in einer Ebene fort gehn, deren Gmnd ans ähnlichem Geröll bestand, wie das der früheren Flußtbäler. Gegen Abend sahen wir endlich die Zelte des Major Lawrence vor uns in einem tiefen Thalgrundc neben dem Dorf Hctaunda (Hitaunda; Ritter nennt es Hctama). Dort hatte der Prinz am Tage vorher Nast gemacht, und wir sahen ihn bald darauf nut seiner Begleitung aus Elephanten von einer Iagd^ Partie zurückkehren, die aber nur geringe Beute und weder Hirsche, noch Leoparden, noch Schweine geliefert hatte. Vom Rhinoceros und Elephanten waren nur zweifelhafte Spuren angetroffen. Außerdem überraschte uns der Anblick einer stattlichen Abtheilung nepaulesischcr Miliz, welche den Prinzen auf der Grenze bewillkomm: hatte. Ein Nepaulcsc vom höchsten Range, Dill Vickram (Dill Bigrum Thappa), des Ministers Neffe, war dabei, ein zart gebauter, junger Mann von sehr feinen, fast weibischen Gcsichtszügcn, mit langem, lockigen, schwarzen Haar, bartlos und von sehr heller, fast europäischer Hautfarbe. Das Militär hatte eine hübsche Uniform, bestehend in rothen oder auch blauen Jacken mit aufgeschlitzten Acrmcln, weißen, kurzen Leinenhosen, einer breiten Leibbinde und einem niedrigen, ba-rcttartigm, hellblauen Turban mit silbernem Halbmond an der Vorderseite. Es waren wohlgebaute, starke Leute, größer und weniger mongolisch aussehend als die Bergbewohner, deren offene, kecke Gesichter bei dein langen, schwarzen Haare einen angenehmen Eindruck machten. Sie waren gut erercirt und gebrauchten dabei als Kommando ein sehr verstümmeltes Englisch. Diese Eskorte zog am folgenden Morgen (den 7. Febr.) nebst vier großen Elephanten uns voraus und leitete uns durch das Gewirr der in einander greifenden Hügelketten und Steindämme der un-wirthbaren Grcnzwälder, welchen das Reich Nepaul seine schwierige Zugänglichkeit verdankt. Dill Bickram, auf einem falben unermüdlichen chinesischen Pfcrbchcn über quer reitend, hielt sich zu unserem Zuge und bewies seine Leidenschaft für die Jagd dadurch, daß er nach jedem Papagei schoß, der ihm vor die Augen kam. Lächerlich war dabei der Diensteifer seiner zwanzig oder dreißig Vasallen, die Das Raptithal. 139 jeden seiner Schritte bewachten. Er gefiel sich barin, an jedem Halt-Platz cm anderes, wo möglich noch kostbareres Kostüm anzulegen. Gewöhnlich trug er einen kurzen, violetten chinesischen Rock mit Pelz verbrämt, die runde chinesische Sammtkappc mit vier abstehenden Spitzen, enge Hosen von Brokat, und weißledernc Strümpfe mit sammtcnen Schnabclschuhcn oder kostbaren Golbsticfelchcn darüber. Das Naptithal, welchem wir folgten, ist eins der schönsten, welche man sehen kann. Der Fluß ist nicht sehr breit, aber reißend; seine Ufer sind sehr felsig und zerrissen, sein Laus vielfach geschlangelt und gekrümmt. Das prächtigste Gebüsch bekleidet die niedrigen Ufer; der Hochwald tritt hier weiter zurück und giebt dem Unterholze Raum. Justinen, Leea, Phlomis und andere holzige Labiaten mit herrlichen Blüthen herrschen vor; schlingende Bauhinien und Dolichosartm bilden reiche Festons zwischen den zierlichen Gipfeln der Akazien. Weiter hinauf beginnt das anfangs weite und offene Thal sich zu verengen und felsig z« werden. Das anstehende Gestein ist Gneuß, mit Granit und Quarzfels abwechselnd, hier wenig verwittert im Gegensatz zum oberen Theil des Tschiriahthals, wo ich glatte Wände von M>' Höhe sah, welche den« Anschein nach aus Sand bestanden, aber bei näherer Untersuchung sich als verwittertes Gestein (Gneuß) erwiesen. Diese Massen bildeten dort die steilsten Thalein-schmtte, indem sie wohl 200' hoch senkrecht auf beiden Scitm abfielen. Die crsten drei Stunden unserer Wanderung durch das Raftti-thal waren sehr genußreich; später machte das oft wiederholte Ucber-sctzm von dem einen Ufer des Flusses zum andern, bei dem man "uch wohl mit dein Wasser in die unmittelbarste Berührung kam, unsern Weg sthr beschwerlich. Erst umweit Biempede, der nc-paulchchen Militairstation, erweitert sich das Thal wieder und wird ort so breit, daß man die Vergkuppen und Höhcnzügc übersehen ""n, welche es begrenzen. Die nächsten mochten wohl eine Höhe on 6Wy^H^, erreichen; sie waren alle auf der Höhe scharf-^nt,g und ohne breite Kuppen. Die Richtung des Naptithalcs bei ^lcmpedc ist von Westsüdwest nach Ostnordost; doch laufen die meisten scharfkantigen Abhänge der höheren Vcrgkuppcn in einem spitzen 150 Der Siswagorripaß. Winkel gegen die Thalrichtung und greifen von beiden Seiten kämm-artig in einander. Von Hctaunda bis zu unserer Station Biempcdc betragt die Entfernung etwa 20 Meilen (Mgl.). Wir ruhten dort aus und brachen am nächsten Morgen früh (den 8. Febr.) zur Uebcrsteigung des Siswagorri-Passes auf. Es ist ein ungemein steiler, mit Geröll bedeckter Sandsteinkegel, dessen Spitze wir erst nach dreistündiger Arbeit erreichten. Er ist mit einem wohlunterhaltencn nepau-lesischcn Fort gekrönt, welches den von Natur beschwerlichen Zugang für ein feindliches Heer vollends unmöglich macht. Ich sah hier zuerst an den Bergen einige Fichten (I'inus lon^Itolik) mit den Saulbäumcn und Akazien gemischt; auch war die Temperatur, welche unten nn Thal 15," N. im Mittel betrug, auf der Spitze des Verges um 8^2 llhr auf 7" tt^ gefallen, was wohl auf eine absolute Höhe von 5000 —60U0' schließen läßt. Wir verfolgten eine Zeit lang den Kamm dieses Passes in nordwestlicher Richtung und hatten dabei Gelegenheit, die große Verschiedenheit der Nordseite von der Süd- und Ostseite zu bemerken. Die letztem waren dürr und unbewaldct, während die erstere mit dem schönsten Walde geschmückt ist; besonders prachtvoll zeigt sich hier das bunkclroth blühende Rhododendron, welches in 20' hohen Bäumen die Spitzen aller Siswagorri-Berge an der Nordscite bedeckt. Es gleicht sehr dem lik. ^rdorouin in Ceylon und schon in großer Entfernung sieht man seine dicken Blüthentraubcn von brennender Purpurfarbe zwischen dem dunkeln, glänzenden Grün der Blätter hervorleuchten. Der hier gebräuchliche Name desselben ist Gurahß; die Blüthen sind als heilige Blumen in den Tempeln eine verkäufliche Handelswaarc, und die Rinde giebt einen guten Schnupftaback. Außer diesen Bäumen zeigten sich auch zwei Arten Eichen: Vhansch <. Christie, der Arzt des kleinen Corps der englischen Truppen, in voller Uniform. Wir stiegen ab und wurden hineingeführt; doch hatten wir kaum Platz genommen, als die Ankunft dcS Ministers Martabar Singh (Großherziger Löwe) angekündigt wurde. Er erschien gleich einer aufgehenden Sonne, ganz in Goldstoff gekleidet, von Gold, Diamanten, Smaragden und Perlen strahlend, von Sandcl und Rosenöl duf- 446 .ttathmandu. tend, daß cs dm Athem benahm. Auf der Brust trug er drei große Goldftlaltm mit Insignien und Inschriften, die Zcichm stincr Würde, uill den Hals dicke Perlenschnürc, auf dem Kopfe den flachen ncftau-lesischen Tiuban von chincsischcin Brokat, mit Perlen besetzt und einem Paradiesvogel darauf, in den Ohren große Goldreife, Vrillantringc an den Armen und allen Fingern. Ein hohes, weißes Noß mit blauen Augen und goldenem Geschirr trug ihn. So erschien Martabar Singh, Minister und General on okel von Ncftaul, ein schöner, stattlicher, dicker Herr, hoch gewachsen, mit lebhaften Augen, kleiner Adlernase, einem prächtigen schwarzen Barte und langem schwarzen Haare. Ihm folgten zunächst zwei seiner Söhne in allen Farben des Regenbogens, Dill Vickram Thavpa, glänzend wie nie vorher, Djung Vehada, ein Verwandter des Najah, mit sehr intelligentem Gesichte, bei Weitem der Unterrichtctstc und Angenehmste von Allen, ebenfalls mit prachtvollen Seidenstoffen, Perlen und glänzenden Waffen überladen. Einige zwanzig Offiziere, zum Theil alte, graubärtige, aber kräftige Männer, in einfacher weiß und rother Uni' form machten den Schluß des Zuges. Martabar Singh ging dem Prinzen entgegen, machte mit vieler Grazie zuerst ein Salam, ging zwei Schritt vor und beugte sich über die linke, dann über die rechte Schulter des zu Begrüßenden, wie es bei Umarmungen auf den: Theater zu geschehen pflegt; ein zweiter Salam und ein Schritt rückwärts endigte die Ceremonie, der nach der Ncihc ein Jeder von uns unterworfen wurde. Auch seine Söhne und Offiziere führten dieselbe feierliche Begrüßung aus, was einc ziemliche Zeit dauerte. Man ließ sich nun auf den im Zelt bereit stehenden Stühlen nieder und einc kurze und interessante Unterhaltung begann, bei welcher Major Lawrence, Kapt. Ottlcy und Or. Ehristie genug zu thun hatten, um als Dollmetscher allen Anforderungen in Frage und Antwort Genüge zu leisten. Sie wurde bald abgebrochen, da es Zeit war die Elephanten zu besteigen, welche prachtig geschmückt bereit standen, um uns wie in einem Triumphzuge nach der Stadt zu tragen. Zu diesen wurden die Fremden geführt auf die Weise etwa, wie der Herr die Damen in Kathmandu, 447 einer Quadrille führt; voran ging der Minister, an der rechten Hand den Prinzen, an der linken den Major Lawrence; den Dr. Christie und mich führte der Bruder des Djung Behada. Die Haubas wurden bestiegen; Pfaucnschwcife und chinesische Sonnenschirme setzten sich in Bewegung und vorwärts ging es der Stadt zu unter der rauschenden Musik voll einer Masse verschiedener Instrumente, unter denen Dudelsäcke, Klarinetten, Pauken, Schellen und Triangel die Hauptrolle spielten. Eine unabsehbare Schaar des fremdartigsten Volkes bedeckte die Terraffcnfelder zu beiden Seiten des Weges. Wir sahen da die seltsamsten Kostüme; besonders auffallend waren die Vhotanlcute mit Plumpen Zeugsticftln, groben Filzröcken, dicken Haarzöpfen und vollkommen mongolischer Gesichtsbildung. Männer und Weiber tragen sich auf gleiche Weise. Die Ncwara oder alte Bevölkerung trägt trotz der kühlen Luft wenig mehr, als ein wciteö Vaumwollentuch; die Ghorka gchcn in Jacken und Beinkleidern und haben sogar Schuhe an den Füßen. Schaarcn von Fakiren und andern Bettlern zogen vor uns her und vollführten ein jämmerliches Geschrei. Wir sahen von unserem Sitze auf dies Getümmel und Gewühl unter uns, durch welches sich die Elephanten langsam ihren Weg bahnten, hoch hinab. Die wunderbare Stadt breitete sich mit ihren bunten Tempeln und zierlichen Backstcingebäuden, mit ihren Gärten voll fruchtbeladencr Orangen, voll Kirsche und Pflaumenbäumcn in voller Vlüthenpracht, vor unseren erstaunten Blicken aus. Die Brücken drohten zu brechen voll der Masse des Volkes, welches sich drängte, uns durch den letzten Arm des Vischmuttistusscs Passiren zu sehen; denn die Elephanten mußten den Fluß durchwaten, da die Brücken für die Last der gewaltigen Thiere zu schwach waren. Wir traten durch einige sehr enge Straßen in die Stadt selbst ein; sie waren so schmal, daß die Elephanten ihre ganze Breite ausfüllten. Die Verschwendung von Holzschnitzwerk an den Fcnsterrostt-tcn, Säulen, Tragbalken und Dachecken erinnerte fast an manche alte deutsche Handelsstadt; doch trat aus der andern Seite das orientalische Gepräge wieder sehr stark hervor. Die vergoldeten Tempcldächcr, mit Glocken behängt und bunten Fahnen geschmückt, und die riestn- 148 Kathmandu. haften Steinbilder bewiesen den Einfluß des chinesischen Geschmackes. Der fallende Negcn hinderte uns nicht, die Schönheit manches altm Prachtgcbäudcs, die kunstvolle Darstellung der geschnitzten Elephanten, Pferde und Schlachtscenen an den Häusern, die reichen Muster der Fensterrosetten, durch welche das Licht einfällt, die kolossale Größe der scheußlichen, steinernen Ungeheure, der Löwen mit Krötcnköpfen, der Drachen und Nhinozerosse und der viclarmig.cn, rothbemaltm Götterbilder zu bewundern. Vor Allem war der Anblick des Marktplatzes überraschend, obwohl derselbe nicht sehr groß war. Ein großer Tempel stand zu jeder Seite, dessen acht Stockwerke mit vergoldeten Dächern von unzahligen Mamas und Sperlingen bevölkert waren. Große Steintrep-pm, auf denen ein paar Ungeheure Wache halten, führen zum Eingang der Tempel hinauf; oben sind riesige Bilder von Rhinozerosscn, Affen und Pferden zur Verzierung an denselben angebracht. Die, Menge dieser fremden, wunderbarm Gestalten, der betäubende Lärm, welcher aus den Tempeln hervorschallt, die alten düstern Häuser mit ihren breiten Dächern, diese ganze finstere Pracht erweckt das Gefühl, als ob man um ein Jahrtausend zurückversetzt sei, und unwillkürlich erinnerte ich mich an die Beschreibung, welche Herodot von dem alten Babylon giebt. Wie lange Ieit mag dies Alles schon eben so aussehen, wie heute; das dauerhafte Holz und der unverwüstliche Stein und ein Volk, das am Uralten hängt, wie seine Verwandten und Lehrer, die Chinesen, widersteht hier dem zerstörenden Einflüsse der Zeit mit gemeinsamer Kraft. Wir ritten unterwegs durch einen engen, hohen Thorweg in einen Hof ein, um einige gezähmte Nhinozcrossc zu sehen, welche des Najah wegen gehalten werden. Es ist nämlich Sitte, daß, sobald der Najah stirbt, cincs derselben geschlachtet wird, welches die Ersten nn Volk verzehren müssen. Durch manche enge, finstere Straße und über Plätze, wo Buddhistische Pagoden mit den vielarmigen Götterbildern der Mahadevi Indra und Parabathi, und Bramanischc Etockwerkstcmpel wechseln, erreichten wir das entgegengesetzte Ende der Stadt. DaS Thor war, wie alle übrigen Stadtthore, cm einfacher, Kathmaildli. Weißer, hoher Bogen mit einem großen, gemalten Auge an jeder Seite, wie auch ein jeder andere Eingang nach chinesischer Sitte mit diesen abscheulichen Augen mit rothem Rande verziert ist. Oben auf dem platten Dache des Thors steht ein schmächtiger, eiserner Drache mit ellenlanger Zunge, ganz von der Form, wie die Chinesen ihn zu malen pflegen. — Die Wohnung des englischen Residenten liegt noch, etwa eine Viertelstunde vor der Stadt, in der Mitte eines schönen Parks auf einer kleinen Anhöhe, und die gothischen weißen Gebäude, obwohl im Styl etwas verfehlt, sehen zwischen den hohen Fichtcnbäumen auf dein Hintergründe der weißen Alpcnkctte sehr malerisch aus. Wir fanden das Innere des Hauses sehr geräumig, allein der freien Lust so durchaus zugänglich, daß es uns für das äußerst ftühlingsmäßige Wetter etwas unwöhnlich vorkam. Das Feuer durfte in den ersten acht Tagen im Kamm nicht ausgehen; denn sehr oft stand bei Sonnenaufgang das Thermometer auf ^ oder gar 0". Um Mittag steigt bei unbewölktem Himmel die Temperatur wieder auf 20 — 22". Es regnete nur selten andauernd; dagegen traten öfter des Morgens gegen sieben Uhr sehr dichte Nebel ein, welche bis Mittag anhielten. Die Stadt Kathmandu liegt nicht weit vom tiefsten Punkt des Thals, an der Stelle, wo der Bischmutti von Nordwcst und der Vegmutti von Noidost zusammenfließen. Jenseit dcö Vegmutit, nur eine Viertelstunde von Kathmanbu entfernt, ist die zweite Stadt des Thales Patn, welche früher die erstere an Größe übcrtroffen haben soll. Die weiteste Ausdehnung hat das Thal von Westen nach Osten, die größte Erhebung deS Bodens findet sich im Nord-West, die tiefste Senkung im Süden beim Ausstuß des Begmutti. Merkwürdig ist die natürliche Tcrrassirung der Thalwändc, welcher die Kultur nachgeholfen hat, indem sie die schroffen Abhänge in sanft ansteigende Terrassen verwandelte. Will man zu den Bergen hinaufsteigen, so hat man nach allen Seiten erst diese Terrassen in ihrer ganzen Ausdehnung zu durchwandern. Am dritten Tage nach unserer Ankunft (den 12. Febr.) fand die Feierlichkeit des Empfanges beim Najah statt. Die Elephanten kamen, den Prinzen und seine Begleitung abzuholen. Wir wurden 130 K at H mau du. in das gewöhnliche Gmpfangspalais, cine Art Sitzungshaus geführt; den eigentlichen Dhurbar, das königliche Schloß, bekamen wir nicht zu sehen; es soll indessen sehr ärmlich im Inneren sein und hat auch äußerlich nichts Imposantes. Das große hölzerne Gebäude, in welchem der Empfang statt fand, glich kcineswcgcs einem Schlosse. Gs enthielt dunkele Treppen und Räume, die voll Staub und alter Waffen waren. Im dritten Stockwerk war der Sitzungssaal. Zwei Reihen Stühle standen zur Seite und ein paar Sophas an der Hinterwand. Die schmutziggelbe Farbe der Tapeten wurde nur ungenügend versteckt durch alte, schlechte, französische Kupferstiche und Portraits in Lebensgröße, unter denen ein Napoleon mit kirschrothcn Backen, und die ganze Reihe der Rajahs des vorigen Jahrhunderts nebst vielen Verwandten derselben sich fanden, in platter chinesischer Manier von Eingeborenen gemalt. Statt der Teppiche dienten weiße Baumwollendcckm. Das Einzige, worm sich wirklich Pracht und Reichthum zeigte, waren die kostbaren und glänzenden Kostüme des Rajah und seines Hofstaates. Auf dem Divau zm linken Seite saß der junge sechzehnjährige Rajah und neben ihm sein Vater, der abgedankte, mit einem sehr verdrießlichen Gesichte; beide sahen wie Spitzbuben aus, der junge Najah noch in einem höheren Grade, als sein Vater. Hätte sein Gesicht nicht diesen unangenehmen Ausdruck, den er durch die Gewohnheit, die Nase und den Mund abscheulich zu verzerren, noch erhöhte, so könnte er mit seinen großen schwarzen Augen, der langen, gebogenen, feinen Nase und dein kleinen Munde recht hübsch genannt werden. So jung er ist, beweisen doch seine Handlungen, daß man sich nicht täuscht, wenn man von seinem Acußern auf seinen Charakter schließt. Er scheint die beste Anlage zu einem ausgemachten Wüthcrich zu haben. Der Vater von milderem Sinn hat noch eine große Partei. Zinn Glück für das Land ist der eigentliche Regent der Minister Martabar Singh. Beide Rajahs waren in den prachtvollsten Anzügen und mit Diamanten, anderen Edelsteinen und Gold förmlich beladen. Den Divan zm rechten Seite nahmen die drei jungem Brüder des Najah ein, Knaben von 8, 10 und 12 Jahren. Die ältern beiden sind schon verheirathct. Der Prinz saß dein Rajah zunächst auf dein ersten Platze an der Seite, und da ich ziemlich entfernt von da den meinigen in derselben Reihe hatte, so konnte ich leider von der Unterhaltung nur weitig verstehen. Es war indessen für mich amüsant, zu sehen, wie sehr Martabar Singh es sich angelegen sein ließ, 'seine Macht zu zeigen, indem er bald aufstand, bald sich wieder setzte. Alle Anwesenden, st'lbst Anverwandte des föniglichen Hauses, müssen sich ebenfalls erheben, sobald er aufsteht. Es wurde daher ein unaufhörliches Auf-und Niedcrrauschen und fortwährendes Neigen und Grüßen durch ihn veranlaßt. Zum Schluß bcr Audienz wurden Geschenke ausgetheilt, kostbares Pelzwerk, chinesische Seidenstoffe und schöne Waffen. Auch an mich kam die Reihe aufzustehen und einen Pelz v, on Otterfellen nebst einem Dolch und Kuckeric in vergoldeter Scheide in Empfang zu nehmen. Der Rajah berührte meine Hand, welche Gnade ich durch einen tiefen Salam anzuerkennen wußte, während Martabar Singh nn'r die Geschenke über den Arm warf. — Am nächsten Tage besuchten wir einen uralten Wallfahrtsort in der Nähe Kathmandu's, das Heiligthum von Sambernath oder Sambuthnoth. Es liegt auf einem bcr isolirtcn Sandstcinhügel, deren sich mehrere in der Kathmanduebcne erheben, ohne sichtbaren Zusammenhang mit den umgebenden Vergrcihm, aber aus demselben Steine bestehend. Mächtige uralte Bäume umgeben das 50—60' hohe, glockenförmige Monument, über welchem sich zwölf vergoldete Tempelstockwcrkc erheben. Nahe an !i00 Stufen führen bis zur Spitze des Hügels, auf welchem das Monument steht. Am oberen Ende der Treppe liegt auf einem steinernen Postamente Indri's Donnerkeil, ein 7'langer, dick vergoldeter Stab, welcher an beiden Enden in eine Art Sccptcrkronc auslauft, derm Form an die französische Lilie erinnert. In der Umgebung des großen Heiligthumes finden sich noch verschiedene Tempel mit ewigem Feuer, und eine Meng/ Vuddhasi-guren. Vhotaupilgcr und Fakire sind in Schaaren dort anzutreffen; auch sahen wir an dem Tage, wo wir das Heiligthum besuchten, 182 Sambernath. eine Procession von jungen Mädchen dort oben, welche zum Theil gar nicht häßlich aussahen und sich das Haar mit den rothen Blüthen des Rhododendron geschmückt hatten. Ein anderes Heiligthum, Bramanischen Ursprungs, Paßbuth-noth genannt, erhebt sich auf der Spitze eines ähnlichen Hügels, Wir sahen dort einen Tempel mit massiv silbernen Thüren und einer großen Verschwendung von Gold in der Architektur, die im Nebrigen nichts Ausgezeichnetes hatte. Das Innere war voll von Affen und jungen Kühen. Es ist der Rhesus (Innu8 likosu»), der hier sowohl in den Buddhistischen als Vramanischen Hciligthümern mit großer Vorliebe behandelt wirb und alle Haine um die Tempel erfüllt. Die Hciligthümcr von Handcgong besuchten wir am 16. und die alte, vor Zeiten durch Gelehrsamkeit ihrer Priester ausgezeichnete Tempclstadt Badgong am 17. Febr., ohne viel Neues dort zu finden. Die Thierwelt des Kathmanduthals lernte ich durch ein großes Trcibjagcn kmnen, welches am 13. und 14. Febr. durch Martabar veranstaltet war. Zwei Regimenter waren aufgeboten, um das Jungle niederzutreten, und die Vögel waren durch den Lärm so erschreckt, baß sie zum Theil wie besinnungslos den Treibern entgegenstürzten und mit den Händen ergriffen werden konnten. Eine Mcnge derselben wurden auch durch die Iagdsalken des Rajah gebeizt. Von Allem, was diese Jagd lieferte, bekam der Prinz lebende und todte Eremplare, so daß ich drei Tage lang mit dem Abbalgcn der erlegten Thiere beschäftigt war, unterstützt von zwei Bedienten, welche die gröbere Arbeit verrichteten. Einige Zibethkahen, schöne Nepaulfafane, Drosseln, Spechte, Papageien u. s. w., warm unter der Jagdbeute. Nachdem am 19. Febr. eine große Revue der nepaulesischen Truppen mit Artillerie und Elephanten statt gefunden hatte, benutzten wir die Vergünstigung, einen Theil vom Innern des Landes zu sehen durch eine Tour nach dem Noyakotthalc, wohin seit vielen Jahren kein Europäer vorgedrungen ist. Des Ministers stämmige Vergpfcrdchen erwarteten uns, und in Begleitung eines englischen Offiziers, Kapt. Ottlcy, dessen Gesellschaft aber bei seiner schwachen Konstitution eher hindernd als förderlich war, wurde die Ncise am 20. Febr. angetreten. Ncisc nach Noyakot. 183 Wir verließen bald den tiefsten Punkt der Kathmanduebene und zogm langsam die Terrassen von angeschwemmten! Boden hinauf, durch welche bic vier Arme dcs Vcgnmtti (Bagmutti) im Nordest und die drei des Vischmutti im Norden tiefe Spalten ausgewaschen haben. An manchen Stellen findet man Durchschnitte von 200' Tieft, vortrefflich zum Studium der Schichten. Die Bänke zwischen den Flußarmen sind auf das Sorgfaltigste von unten bis oben in Terrassen von 2 bis ä' Höhe abgetheilt, ic nach der Steigung des Bodens, und zum Ackerbau benutzt. Es giebt dies dem Thalc vonKathmandu das Ansehn eines ungeheuren Amphitheaters, in welchem dicsc Terrassen die Stufen ringsum bilden. An einzelnen Stellen der steilen Thalwändc zählte ich über 50 verschiedene Schichten, die aus Thonlagcm von sehr verschiedener Färbung bestehen, abwechselnd mit grobem und feinem Sande, der wie der Thon mehr oder weniger mit Glimmer vermischt ist und auch größere Stücken Glimmerschiefer und Granit enthält. In den blauen Thonschichtcn liegen häufig große Nieren von schwarzer Koble und humushaltigcm Thon, welcher unter dem Namen Konkar«') als Dünger auf die Acckcr gefahren wird. Der erste Ort Valadschi mit vielen Tempeln und starkem Gc-würz- und Farbmwaarmverkchr liegt auf der westlichen Hügclbegrm-zung des Hauptthales, etwa 300' höher als Kathmandu. Interessanter ist das Dorf Darum talla auf dem scharftn Vorsprungc dcs Vo-dcns, welcher zwischen zwei tiefen Armen des Bischmutti stehn geblieben ist. In anderthalb Stunden erreichten wir schon das letzte dem Kath-manduthal angchörigc Dorf Dschitpur. Man hat von hier eine weite, jedoch nicht besonders schöne Ansicht des ganzen Thales. Granit- und Gnrußblöcke bedecken in großer Anzahl dcn Boden; jedoch erst 300^./M>, h^ kommen Gneußwände in Verbindung mtt Glimmerschiefer zum Vorschein. Der Weg, obwohl sehr betreten und von zahlreichen Lastträgern, Pilgern und Fakirn belebt, war sehr ') Nittcr, <5rdtmidt, Mn Bd, III. S. s.7 schreibt dm ^.unm Kouch.. Vor-wMnc ^robm dcmlbm lasscn mit Nchrschcmlichkcit auf Ich.soriml^v Mchm. 1V4 Der Kauliaftaß, schlecht; kein Lastthier kann ihn passirm. Er zieht sich eine lange Strecke am westlichen Nandc einer von Nordost nach Südwest streichenden Hügelkette hin. Wir mußten noch über drei oder vier Arme des Vischmutti sehen, ehe wir den Fuß des Kaulia passes erreichten. Ucberall hat hier die Kultur den Boden in Beschlag genommen und den Waldwuchs unterdrückt; bis hoch auf den Kauliapaß findet man vortrefflichen Boden und überall Terrassen; auch ist trotz der Entblößung von Holz die ganze Westseite der Hügelkette von Da-rumtalla an sehr reich an Wasser; Quellen und rieselnde Vächlein fanden sich in großer Anzahl. In sechs Stunden hatten wir die Höhe des Passes (2000') erstiegen, und unser Nachtquartier erreicht, einen Vangalo, von Mr. Hodgson erbaut/ welcher nahe an der Spitze des Vergkegrls liegt. Doch verhinderte die Dunkelheit leider eine vollständige Ansicht der Bergketten. Von den Himalayahbcrgcn sahen wir nur noch die Dhagabung - Gruppe im Abendroch glühen. Wolken verhüllten alles Uebrige. Erst am frühen Morgen des ^1. Februar batten wir die entzückendste Aussicht, die man je in einem Gcbirgs-lande genießen kann. Unabsehbare Reihen von mächtigen Schnecbcr-gm thürmtcn sich eine hinter der andern am klaren Horizonte auf; sogar eine vierte Neihe wurde hinter der dritten sichtbar. Der Dha-gabung nordwestlich verschwand fast vor so vielen andern Niesen. Im Norden fing eben eine nach Osten gerichtete Fläche des Guffängthan im Morgenlichte an zu glühen. Unsere Aufmerksamkeit richtete sich aber bald noch Westnordwest, wo ein himmelanstrcbender Kegel mit drei spitzen Zacken sich erhob, von denen eine nach der andern im schönsten Roth leuchtete. Wir wollten es nicht wagen, ihn für den D h a-walagiri zu halten, und doch konnte es der Richtung nach kein anderer Berg sein. Die Karten, der Kompas und die Aussagen einiger alten Männer machten es bald zur Gewißheit. Wer hätte geglaubt, daß eine Entfernung von dreißig deutschen Meilen so in Nichts verschwinden könne. Es war ein überwältigender Eindruck, der die Seele mit Schauer erfüllte. Die Verwirklichung der senkrechten Höhe cmer deutschen Meile steht wie ein großes Gespenst da, und man ,sucht vergeblich nach Vergleichen, die Erhabenheit des Anblicks zu Ncisc nach Noyatot, 1!j» schildern. Kleinlich und zu nichts verschwindend tritt die Erinnerung der Schwcizcralpm dagegen zurück. Bei Sonnenaufgang fand ich alle östlichen und südöstlichen Abhänge mit Eis bedeckt; dabei stand der Thermometer um U^ W^ auf 3'//, während wir kurz vorher noch 5" gebabt hatten. Als wir den steilen Nordabhang des Kauliabrrges hinabklimm-ten, füllten sich die Thäler in der Tiefe mit rothem und violettem Dunst. Dichtes Gebüsch von wohlriechenden Dafthnm bedeckte die trockne Bergwand, bis wir nach anderthalb Stunden eine Hochebene an der Nordostseite des Kaulia erreichten, eine vollkommene Alpen-Wiese. Der Häuptling eines Vhutiastammcs lagerte dort mit seinen Untergebenen in der wunderlichsten Tracht. Weiter abwärts war der Weg von Lastträgern belebt, unter denen mehr Weiber als Männer. Sie trugen schwere Ladungen von den Produkten des heißen Noya-kotthals, Ananas, Orangen, Vetelblättcr, Zuckerrohr und den in Kathmandu so beliebten Knoblauch, auf dein Nucken, welche durch einen Kopftiem über der Stirn festgehalten wurden. Einzelne Dörfchen lagen am Wege, deren Felder mit Euphorbirn (Lupliordia anä^orvun) oft von Mannsschenkeldicke, eingezäunt waren. Die Terrassirung erstreckte sich hier selbst über Abgründe und tiefe Schluchten; an manchen Orten waren die Terrassen dreimal so hoch als breit, und dienten auch wohl den erfinderischen Bergbewohnern zugleich als Viehställe. Es werden Stangen horizontal in den obern Rand der Terrasse hineingesteckt und mit Matten bedeckt; unter diesen steht der Reihe nach die ganze Heerbc. Am nächsten Tage rückt der Stall ein Stockwerk höher; so werden Zugleich die Kosten und Umstände des Stallbaues und der Düngung vermieden. Gegen 10 Uhr gelangten wir nach mannichfachem Auf- und Ä'eberstelgcn in einen hochstämmigen Wald, den ersten, welchen wir auf d,esn' Seite des Kathmanduthales antrafen. Er bestand aus lauter Laul'bäumen, Erythrinen, Shorea, Vauhinien, mit Unterholz von Canssa und Iusticia. Der Boden war ein fester, rother Thon "U ^eleul Glunmer; Men zeigten sich Klippen von Glimmerschiefer und Gneuß. Endlich glitten wir noch einen fast senkrechten nut Busch-Werk bewachsenen Abhang von 800^900' hinab und befanden uns i»6 Noyakot. an dein klippenreichen Ufer eines hellgrün gefärbten Flüßchens, dessen Namen wir nicht erfahren konnten. Wir folgten seinem Laufe bis zu seiner Vereinigung mit dein Balu Tadi-Flusse, der weniger felsig war, aber sehr steile Ufer hatte. Sein Bett war sandig und fast ganz eben; nur ein Viertel desselben war vom Wasser bedeckt, alles Ucbrigc war Kulturland und meistens zu Zuckerrohrpflanzungen benutzt. Nur einige erbärmliche Strohhüttcn und einen freistehenden Töpferofen, in welchem Wasserkrügc aus schönem glimmcrartigen Thone mit dem beliebten Brennmaterial, dem Kuhdüngcr, gebrannt wurden, sahen wir am Wege, der uns endlich dem wahren Tadi-flussc zuführte, einem breiten, schönen, aber sehr seichten Wasser. Er kommt von Nordnordost und vereinigt sich dicht unterhalb der Stelle, wo er den kleinen Tadi (Valu Tadi) aufnimmt, mit dem Tri-sulganga. Jenseit des Tadi steigt hier der Noyakotbcrg an. Dic Warme im untern Theile des Thales erzeugt eine von der der Kathmandu-Ebme durchaus verschiedene Vegetation. Am Fuße des Noyakot, welcher dicht bewaldet ist, fanden sich eine schöne Art Bambus, Luwa iron-slosa, I^oronia und andere Aurantiaceen, mehrere Fcigcnarten (ticn» inleot-oi-ia et latildli:,.), unter denen eine mir unbekannte mit dun-kclrothm, schönen Früchten; verschiedene Lorbccrartm bildeten weiter hinauf einen schattigen Wald, untermischt mit Grcwia, Bauhnna u'. Ohne die Stadt Noyakot zu beachten, stiegen wir sogleich den steilen Vcrg zum Heiligthume hinan. Der schattige Wald nahm bald ein Ende und die Hitze wurde sehr drückend, bis wir nach einer Stunde etwa den Gipfel mit dem Heiligthumc erreichten. Nach ungefährer Schätzung mag seine Erhebung vom Flußthale 3-4000' betragen. Es ist kein isolirter Kegel, sondern nur die scharfe Spitze eines sich nach Norden hinziehenden noch weit höhern Gcbirgskammes, des Mahamcndcl. Am Berge befinden sich zwei verschiedene Heiligthü-mer; das tieferliegmde, zu dein eine Treppe von hundert und einigen Stufen hinauf führt, ist das größere und enthält eine Menge der abenteuerlichsten Thicrgcstalten. Es war reich an Holzschnitzwerk und Weihgeschenken aus allerlei Metall, aber über alle Maaßen Noyakot. 187 schmutzig. Das obere Heiligthum ist nur ein kleiner Tempel, ganz von Backsteinen erbaut ohne allen Schmuck; nur das niedrige, hölzerne Stockwerk, welches hoch oben aus den glatten Unterbau gesetzt ist, hat schöne geschnitzte Fenster und ist so wie das Dach nicht ohne Geschmack. Veidc werden getrennt durch den Dhmbar, das kleine, königliche Schloß, ein höchst wunderliches Vackftcingebäude, welches von einem sogenannten Garten umgeben ist. Die Aussicht auf das prachtvolle Thal des Trisulganga ist das Bclohncndstc, was der Berg darbietet. Die Tempclgcbäude mit ih-rm goldenen Dächern bilden dazu einen unvergleichlichen Vordergrund. Leider waren die schöne Ebene und die Stadt zu unsern Füßen unerreichbare Dinge. Die Grenzen waren gesteckt. Wir kehrten zmück und snhen unterwegs noch die prächtigen Gebäude des großen Dhur-bar's am Fuße des Noyakot, Baudenkmalc, die ganz einzig in ihrer Art sind. Das Holzschnitzwerk der Fenster scheint eben so unverwüstlich als der brennend rothe Ziegel, aus dem das Ganze erbaut ist. Im wcitläuftigm Garten standen große Felder voll AnanaS; die Va-nane gedeiht hier ohne alle Pflege. Gegen Abend traten wir den beschwerlichen Rückweg an, wurden aber für die unausgesetzt anstrengende Arbeit so reichlich belohnt, daß wir für lange Zeit der müden Glieder vergaßen. Ehe die Sonne sank, erreichten wir eine beträchtliche Höhe, die eine freie Aussicht auf den Dhawalagin und den Gussängthan in der wunderschönen, dunkelro-thcn Beleuchtung der untergehenden Sonne gewahrte. Diese tausend und abertausend Eisspitzen in allen Farben glühen und verglühen zu sehen, war ein Genuß, der sich mit nichts vergleichen läßt, und hinterließ einen unvergeßlichen Eindruck. In der einbrechenden Dunkelheit wurde der Weg fast gefährlich; doch erreichten wir ohne Unfall das Häuschen auf dem Kaulia-Passe, wo wir unsere Reisegefährten wieder fanden, und am andern Tage (den 22. Febr.) auf demselben Wege nach Kathmandu zurückkehrten. Dte zum Aufenthalt in Nepaul bestimmten Tage nahten ihrem Ende. Em Besuch in Martabar Singhs Pallaste und der Abschieb vom Najah waren interessante Punkte der letzten Tage. Der Abschied wmde durch ein ächt nepaulesisches Vergnügen gefeiert, indem mch> 188 Kathiuandli. reren großen Büffeln mit dem gebräuchlichen kurzen, aber sehr schweren und an der innern Krümmung scharfen Säbel, dein Kora, der Kopf auf einen Hied abgeschlagen wurde. Nachdem die Ersten und Vornehmsten des Hofstaats ihre Gcschicklichkcit im Köpfen gezeigt hatten, legte auch der Minister seine aus Pfauenfedern und Seide gewebte Robe ab, ergriff das kurze Schwert und sprang mit großer Gcwand-hcit und Anmuth hervor, zum gewaltigen Hiebe ausholend, der denn auch einen halbwüchsigen Büffel in der Mitte des Leibes, dicht hinter den Schulterblättern, in zwei Theile spaltete. Wir werden morgen diese interessante Stadt verlassen und die Rückreise auf demselben Wege antreten, auf welchem wir ill Ncpaul eingedrungen sind, um in das flache Land Indiens zurückzukehren und Benares und Delhi zu sehen. 189 Siebenter Dries. Siaaulch. — Tigcrjassd, — Palanlimeise. — Benares. — Allahabad. - Die indische Ebene. — i,'nckii!,'w. — Vintritt in die Tladt, — Gebäude, — Palläste. — Der Nabl,'b von Aude, — Die Wohnungen der Engländer, — V^lkolcbe». — Die Tänzenuucn. — Die Moschee Imambava!!. — Grabmäler der Königsfamilic. — Die Bazars. — Die königlichen Gärten, — Das Dampfschiff des Königs ». Frnhstnck bei dem Könige von ?lnde. — Die königliche Familie. — Telisame Speisen. -— Thiertämpfe. — Pallast Faruk Vam. — Iayd. — Thierkämpse, — Der Maler Vccchc»). — Geschenk des Ki'nigs. — Mschiedsfcst. — Neise nach Ngra. — Die Hansel in ?lgra. — Die Tctties. -^ Lebensweise der Engländer. — Gesellschaften, — Bhiutpnr. — Dcll,i. — Die Bauwerke Dcllii's. Pallast des Großmoguls. ^ Grab des H»mai)un. — Grab des Nisam Uddin. — Pnrana Killa Feroze «otelah. Delhi, dcn 2. Mai 184». Wir warm am 1. März über Viemftcde und Hctaunda in Si-gaulih eingetroffen. Eine Tigcrjagd, welche in der Umgegend dieses Ortes veranstaltet wurde, hielt uns mehrere Tage dort auf. Der Bettiah Rajah hatte dazu zwanzig Elephanten geschickt, zehn andere waren von Nepanl Najah zur Verfügung gestellt. So ausgerüstet drangen wir in Gesellschaft mehrerer englischen Iagdfreunde, welche in VissauM) zu uns stjchm, in die Wälder, und die Jagd wurde mit unermüdlichem Eifer Tag für Tag fortgesetzt. Am zweiten wurde eine Tigerin mit ihrem Jungen aufgetricbm und der junge Tiger M durch den Schuß des Prinzen; auch die Mutter war verwundet, chargirte aber nicht und entkam im dichten Jungle. In den folgenden Tagen wurden einige Schweine, Arishirschc (Cervix P01-0MU8), ein Zibcththicr und mehrere Pfauen und Jungle- Illo Jagd bei Sigaulih. Hühner erlegt; aber kein Tiger ließ sich sehen. Vergebens ermüdeten wir die Elephanten. Endlich am letzten Tage der Jagd (den 8. März) jagten die Treiber an einem Orte, wo man es am wenigsten erwartete, in einem Kajanfcldc einen großen, schönet! Tiger auf. Seine Erscheinung hatte jedoch durchaus nichts Großartiges, wie ich erwartet hatte, e/ schlich sich langsam und plump davon, wie ein geprügelter Schlächterhunb. Eine sumpfige Stelle hielt ihn auf und verhinderte sein Entkommen, welches ihm bald durch einen Schuß in das Bein unmöglich gemacht wmdc. Die folgende Kugel traf ihn in's Herz und tödtete ihn auf der Stelle. Es war ein mächtiges Thier. Der Körper maß von der Schnauze bis zur Schwanzspitzc mehr als 1l>^ und war eine tüchtige Last für den Elephanten, der ihn zu tragen hatte. Ich hatte große Mühe, die Eingeborenen, durch deren Dörfer wir mit der Jagdbeute zogen, am Ausrupfen der Varthaarc zu hindern; in kurzer Zeit war die eine Seite kahl gerupft, und es blieb nichts übrig, als die andern selbst auszureißen, um das Entwenden derselben unmöglich zu machen. Der großen Hitzc wegen wurde er noch in der Nacht mit Hülfe mehrerer Schlächter abgcbalgt, um das schöne Fell als Iagdtrophäc mitnehmen zu können. Wir waren nun wieder im flachen Lande, und da hier die Reise wieder auf die gewöhnliche Art im Palankme fortgesetzt wurde, so machte dies cine Trennung der Gesellschaft nöthig. Ich reis'tc im zweiten Zuge mit Herrn Fortescue am 10. März über Gorukpur und Azimghur nach Benares, welche Stadt in vier Tagemärschen von uns erreicht wurde. — Benares ist meines Erachtms die schönste aller indischen Städte, die wir bis jetzt sahen. Sie liegt in einem weiten Bogen am Ufer des prächtigen Flusses mit ihren majestätischen Bauwerken, den zahllosen Moscheen, Minarets, Pagodm und Pallästm ausgebreitet. Alle diese Prachtgcbäudc sind aus einem wunderschönen, rothen Sandstein, der dort in der Nahe gebrochen wird, nrichtet. Die bunte Bevölkerung, deren wirkliche Zahl noch kaum mit Sicherheit ermittelt ist, drängt und treibt sich den ganzen Tag in den vollen Straßen und an den Vcnares. tsi Ufern des Ganges, welche durchgängig mit breiten Treppet, fluch ten (Ghauts) versehen sind, dainit die Pilger bequem zum heiligen Strom hinabsteigen können. Keine andere Stadt giebt ein so lebendiges Bild des indischen Volkslebens als Benares. Wie einförmig und arm ist in Vergleich damit Calcutta, welches von den an alle vaterländischen Bequemlichkeiten gewöhnten Engländern so oft gepriesen wird, weil man dort Rindfleisch und Pickels, und Alles, was sonst zum guten Leben und Comfort gehört, zur Genüge haben kann. Aber freilich heiß ist es in Benares; 25—2ft" hatten wir schon unterwegs auszuhalten, und selbst in dem luftigen Zelt im Garten des Major Carpenter, in dessen Hause wir wohnen, würde ich es vorziehen, der ruhigen Betrachtung mich hinzugeben, wenn die Zeit dazu nicht fehlte. Auch Mosquitos giebt es hier im Uebcrftuß, welche die nächtliche Ruhe sehr beeinträchtigen. Die wenigen Ruhetage in Venares verflossen schnell bei der Besichtigung der merkwürdigen alten Tempel und Moscheen. Wir verließen cs am 19. März und erreichten in einer halben Tagereise Allahabad, einen vielbesuchten Wallfahrtsort. Am 25. März Morgens sieben Uhr kamen wir in Lucknow (Lachno sprechen die Eingeborenen) an, nachdem nur eine langweilige Ebene von Allahabad über Caunpur im Palankm durchreist und selbst den grünen Donnerstag und Eharsrcitag unterwegs zugebracht hatten unter den Heiden wie die Heiden. Die Ebenen in diesem Theil von Indien haben ein höchst trauriges Ansehn; die mit Sorgfalt kultivirtcn Felder von Oelfrüchten, Ricinus, Gerste, Spelt und anderem Getreide machen einer vegetationslosen Sandsiächc oder einem harten, trockenen Thonboden Platz, aus welchem jeder aufkeimende Grashalm durch die verwüstende Hand der, Grassucher (ein einträgliches Gewerbe) mit der Wurzel entfernt wirb/ Bäume sind eine seltene Erscheinung; nur in der Nähe drr Erdhütten erbärmlicher Dörfer und der schmutzigen, mit Schutt umgebenen Städte findet man hier und da cine Gruppe Mangobäume >M Akazien"'nnd, der pavvelblättrigm Feige untermengt, unter welcher Reisende, Muselmänner oder Hindus ihre Zelte aufgeschlagen haben. Die braunen halbnackten Hindus hocken in ein Knaul zusammengckrochcn neben 162 Die indische Ebene. ihren rohen Ochsenkarrcn, wahrend die Moslems, mit Turban und einem Aufwand von weißem Musselin sauber bekleidet, mit untergeschlagenen Beinen vor dem Zelte sitzen und im Kreise nackter Kinder und in Shawls eingewickelter Weiber, von denm man nichts sieht als die schwarz gemalten Augcnringc und die mit silbern und goldenen Zierrathen bcladenen Füße, ihre Huka rauchen. Das Aechzm und rhythmische Stöhnen der Palankinträger rührt sie nicht; kaum würdigen sie den neugierig aus dem Palankm blickenden Fremdling eines Blicks, geschweige eines Salams. Solche Gruppen sind aber auch die einzige Abwechslung, die auf dem mühseligen, hcisicn Wege den Reisenden veranlassen kann, die Augen vom dicken Staube zu reinigen. Verdruß und Langweile giebt's genug unterwegs; bald bricht eine Stange am Palankin, bald ist einmal einer der Gepäckträger (Bengiwallah genannt) verschwunden, oder man erreicht eine Station, wo kein einziger Träger oder wenigstens nicht halb so viel vorhanden sind, als man bezahlt hat. Da bleibt denn nichts übrig, als diese armseligen Geschöpfe, die man sich schon lange gewöhnt hat als halbe Thiere zu betrachten, heftig mit Stock und Faust zu bearbeiten. Oft hilft es schon, dem Ersten Besten einen tüchtigen Auswischer zu geben, wonach sich plötzlich die Vermißten cinzusindcn pflegen und die Widerspänstigm sich in Tritt setzen. Prügel machten die unverständlichsten Phrasen deutlich, die leider oft genug vorkommen, da das Hindostani nicht leicht für einen Europäer zu erlernen ist; doch studirt wird eifrig und der Eine sucht es dein Andern zuvorzuthun. Da ich mich an der Spitze des zweiten Zuges befand, mußte ich oft meine Gelehrsamkeit anwenden. Wie niederschlagend, wenn man dann ellenlange Reden der Mundschi's und anderer Behörden anhören muß, ohne ein Wort zu vcrstchn, und kaum sich der Hoffnung hingeben darf, man könne die Leute glauben machen, sie ganz vortrefflich verstanden zu haben. Am 27,. waren wir Morgens fünf Uhr (denn es geht Tag und Nacht hindurch fort) aus dem Palankin gestiegen, um eine Zeitlang zum Morgenspatzicrgang mit den Palankinträgern um die Wette zu laufen. Weil wir der Stadt Lucknow noch nicht so nahe zu sein glaubten, hatten wir unser gewöhnliches Reisckostüm, die rothen wei- Luck now. 463 ten Beinkleider von dünnem Seidenzcugc, Hemd und Solahhut") noch nicht gewechselt, als wir uns zu unserer Verwunderung beim ersten Tageslichte in die engen, hundevollcn Straßen einer Vorstadt von Lucknow versetzt fanden. Die Lehmhütten, von außen mit Kuhdünger überzogen, Mn sie trocken zu halten, nahmen bald ein Ende, nachdem wir mehrere großartige Thore von saracenischer Bauart mit zackig geschweiften Bogen ftassnl hatten. Vacksteinhäuser, im Erdgeschoß völlig offen, mit Läden und Handweiksstättcn, welche zu dieser frühen Morgmstunde noch Schlafgcmächer vorstellten, bildeten jenseit des Thores regelmäßige, weite Straßen. Hin und wieder zeigte sich auch ein größeres, halb europäisch aussehendes Gebäude. Noch ein anderes Thor, größer als die vorigen, erschien am Ende der Straße, bei welchem eine Abtheilung Soldaten, mit rothen Jacken und eisernen Pickelhauben, aber statt der Hosen mit dem einfachen weißen Baumwollen-tuche an den Beinen bekleidet, aufmarschirt war. Giner der Offiziere, ein alter Knabe, fühlte sich im Eifer, europäische Kultur nachzuahmen, berufen, hinter uns her zu laufen und höchst unterthänig um unsere Namen zu bitten. Ein solches Ansinnen war uns in Indien noch nicht vorgekommen, und Mr. Fortescuc schien geneigt mit erhobenem Stocke darauf zu antworten. Ich begnügte mich damit, daß ich ihm im Vertraun sagte, mein Name sei „Sechs und sechzig sechseckige Hechtsköftfe," und er entfernte sich nach verschiedenen, vergeblichen Versuchen, das Wort auszusprechen, wobei er sich die Zunge und die Kinnbacken fast verrenkte, höchst unzufrieden; denn weder das Persische noch Sanskrit konnte ihm die dazu nöthigen Buchstaben liefern. Nach einem viertelstündigen Marsche veränderte sich das Aussehn der Stadt. Große, hohe Häuser, mit gelben oder weißen, glänzendem Stuck überzogen, reihten sich zu beiden Seiten der breiten Straße aneinander; zahlreiche Moscheen und Minarets von der künstlichsten Schraubmform erhoben sich zwischen völlig europäisch aussehenden Gebäuden. Die Zahl der Kuppeln mit vergoldeten Spitzen und der weißen, durchbrochenen Einfassungen um die Plattformen ') Sola!) wird das Mark des NM'aumcs genannt, aus dem Hüte zum Schutz gegen die Sonnenhitze gemacht werden. 41* 464 Lncknow, hoher Pallästc nahm zu, je writer wir ill das Innere dcr Stadt gelangten; doch war die Bauart derselben eher prächtig und sauber zu nennen, als baß sie von gutem Geschmack gezeugt hätte. So kamen wir an einem Gebäude von außerordentlicher Größe vorüber, dessen Baustyl cinc Menge hohcr Fenster an der Fronte nöthig gemacht hatte. Die Fenster waren allerdings da, aber weil kein Mahomeda-ner Fenster nach der Straßenseite liebt, waren sie alle in beiden Etagen zugemauert. Um nun die traurige Einförmigkeit des Mauerwcrks ctwas zu beleben, sind nach ächt orientalischer Geschmacklosigkeit sämmtliche Fensternischen mit lebensgroßen Bildern, welche menschliche Figuren jedes Standes und Alters darstellen, in den grellsten Farben ai ii-oseo ausgefüllt. Man denke sich ein Haus mit sechzig großen Fenstern auf diese Weise verziert. Es ist dies gegenwärtig beschrieb bene ein Mehalla oder Harem. Der Theil dcr Stadt, welchen wir zuletzt durchwanderten, bestand aus lauter königlichen Amtsgcbäudcn und Pallasten. Hier kam uns bei einer Wendung der Straße ein Trupp geharnischter Reiter entgegen gesprengt, die Fußgänger mit lautem Geschrei aus dem Wege treibend; eine Abtheilung Leibgarde zu Fuß mit rother Uniform und versilberten Hellebarden folgte, um den Weg vollends frei zu machen. Wir gcricthcn dabei so sehr in das Getümmel des Volks, daß es nöthig wurde dm Stock zu schwingen und dic Ellbogen zu'gebrauchen. Ein furchtbarer Lärm, den ein Musischer wunderlich aufgeputzter Pfeifer, Trommler und Beckenschläger machte, erhöhte die orientalische Eigenthümlichkeit der Scene und kündigte die Erscheinung eines Mannes von hohem Range an. Gs folgten diesem Vortrab drei große Elephanten mit Vrokatdccken über dem Kopfe und silbernen Haudas auf dem Rücken. An dergleichen Auszüge gewöhnt, vermutheten wir nichts Außerordentliches, am wenigsten die unmittelbare Nähe des Regenten, des Königs oder Nabob's von Aude, zu dieser frühen Stunde. Ein dicker Herr mit unmäßig aufgeschwemmten Backen, von äußerst phlegmatischem Anschil, welcher ganz in Goldstoff eingewickelt auf einem großen Kabulschimmel ritt in dcr Mitte eines Trupps schlanker Lanzcnreiter in gelber Uniform, blauen Mützen und gewaltigen Stiefeln, soll kein Anderer Vuckiiow, ' 16ä gewesen sein als dcr König. Wir hatten in, Gedränge keine Zcit, ihn genau anzuschn. Die Straße erweiterte sich bald zu eincm ausgedehnten Platze; ein schöner grüner Nasen und üppiger Baumwuchs zeigte sich vor uns hinter einem hohen aus Quadern geballten Thore. Wir trateil in cine Art Park ein, ill dessen Hintergründe mehrere große, gelb angeworfene Gebäude symmetrisch neben einander standen. Platte Dächer mit massiven Balustraden^ hohe Säulenhallen rund um den ganzen viereckigen Kasten und dicht verschlossene Jalousies machten sie alS Wohnung des englischen Residenten kenntlich; denn diese Form ist die durch ganz Indien von Ceylon bis zum Himalayas) bei den Gebäuden der Engländer allgemein gebräuchliche und durch das heiße Klima bedingt. Wir waren an» Ziel, und Mr. Shakespeare, der engl. Resident, hieß uns iit seinem Pallaste freundlich willkommen. Dcr Prinz und seine Begleiter waren schon einen Tag früher eingetroffen; man freute sich nach einer Trennung von 4 oder 5 Tagen, wie sie das Reisen im Palankin gewöhnlich nöthig macht, des Wiederschns und tauschte manche Reiseabenteuer aus. Unser Wirth war unverheirathct; es leben aber noch drei oder vier Gentlemen mit ihren Familien hier, denen es deutlich anzumerken war, wie sehr sie sich der Abwechslung, welche durch die Erscheinung von Fremden in ihr einförmiges Leben gebracht wurde,- freuten. (5s herrschte hier durchaus uicht dcr steife vornehme Ton, wie in Calcutta, daher waren die Gesellschaften und Spazierfahrten, welche täglich vorkamen, sehr angenehm und erheiternd. Es wurde viel musmrt; man war mit der kleinsten Leistung zufrieden; da war keine Stimme so unbedeutend und gering, die nicht mit Vergnügen sich bemüht hätte, ihre Kunst zu zeigen und ein kleines Lied vorzutragen, kein Pianoforte zu verstimmt, auf dem man nicht mit einigen abgedroschenen Walzern hätte glänzen können. Nachdem die zweite Mahlzeit um 2 Uhr (Tiffin), eben so sub-stanzicll als die frühere (Breakfast) um 10 Uhr genossene, vorüber war, wurden gegen Abend, wo die Hitze abzunehmen pflegt, die Equipagen bestiegen, um die Stadt zu besehen. Sie zeigte sich im allcrglänzendstcn Lichte; denn es war gerade ein Festtag dcr Moha- 1«6 ' Lucknow. mebaner sowohl als bcr Hindus, Md eine unabsehbare Menge schön geputzten Volkes drängte sich in den Straßen und auf dem Platz vor der großen Moschee Imambarah. Man bedenke, baß Lucknow eine Stadt von beinahe 1A),W0 Einwohnern ist, und daß die Moslems einen ganz besondern Hang zur Faulheit und zum Herumlungern haben, zumal an Festtagen, welche die Arbeit verbieten. Hier saßen sie, auf den breiten Marmorgeländern hockend, reihenweise in saubere Musselingcwänder gekleidet und den rosenrothcn Turban auf dein Kopfe in gravitätischer Nuhe. Der hohe Kopfschmuck zeichnete sie als Mohamedaner vor den Hindus aus, auch führt der Hindu selten so schöne Damascener Dolche mit dickein Glfenbeingriff und Goldtroddeln im Gürtel. Es sind offenbar die Dandys der Stadt, auch ihre Pantoffeln von Goldstickerei mit langen, zurückgc-bogcnen Schnäbeln zeigen ihre Prachtliebc und Wohlhabenheit. Ein Gewühl von schreienden und tobenden Hindus (sie zanken beständig) umgiebt einen scheußlichen Fakir; der Gottcsmann läßt sich herab, hier ganz profane Künste sehn zu lassen / denn er balancirt ein Schwert auf der Nase. Zwei kleine Jungen, ebenfalls Fakire, mit weiß gemalten Gesichtern und hohen Gcldpapimnühcn tanzen um ihn her. Weiter hin tanzt ein gelber Himalayahbär; der Volkshaufcn ist so dicht, baß man ihn kaum sehen kann. Ein schauerlicher, näselnder Gesang erhebt sich unfern von uns aus einem Zelte; die geschleuderten Kadenzen und Triller, welche zu verstärken höchst ungraziös beide Hände vor den Mund gehalten werden, wären nicht übel, wenn richtiger mtonirt würde. Ich kenne die Melodie, sie ist sehr hübsch; Würde sie ohne das häßliche Nascnschnarren gesungen, sie müßte reizend sein. Es sind die Worte: „I'llsll K? tusn, no be no", ein persisches Lied des Hafiz, wie auch die meisten Volkslieder persischen Ursprungs sind; denn die Perser waren von Alters her die Dichter, welche das ganze Land mit Liedern versorgen mußten; doch auch sie haben jetzt aufgehört zu dichten. Die schönen Sängerinnen, deren Töne zu unsern Ohren drangen, wurden jetzt sichtbar unter dem Volksgcdrängc; rother, tausendfach gefalteter Musselin umhüllt sie dicht vom Scheitel bis zu den Zehen; die Gaze glänzt von Gold- und Silberstittern, große Ninge von Gold Luck now. 167 sind durch den rechten Nasenflügel und drei ober vier andere durch beide Ohrläppchen gezogen. Die Arme, welche dann und wann zum Vorschein kommen, wenn sic die Zipfel der langen Gewände graziös hin und wieder bewegen, umwickeln und wieder entfalten und dabei zierliche Wcndimgen und Drehungen des Körpers machen, sind mit dreißig bis vierzig dünnen Armringen von Silber, Gold und bunten: Email behängt, und selbst die Füße, wenn sie bei der stampfenden Taktbcwegung unter den cllmweiten, langen seidenen Pantalons sichtbar werden, zeigen breite, silberne Bander über den Knöcheln mit Silberschcllm behängt, deren Geklingel den Takt angicbt. Sie sind mit Silbcrringcn von der Forin der Siegelringe an jedem Zehn geschmückt. Die Tänzerinnen oder Sängerinnen (Bajaderen), welche bei keiucm Fest, keiner Audienz, selbst bei keiner ernsthaften Verhandlung der Großen des Landes fehlen dürfen, sind bei Moslem's und Hindus sehr beliebt, und ihr Tanz, wenn man das Hin- und Her-drehcn auf einer Stelle so nennen kann, so wie ihr Gesang ist in Indien unter dem Namen Natsch bekannt. Unsere vier Vorläufer, die SchokdarS, mit langen, silbernen Stäben, den Zeichen ihrer Würde ausgestattet, hatten Mühe, durch die Menge einen Weg bis zum Thore der großen Moschee zu bahnen. Dies Thor, für sich allein unter dem Namen Rumi Desum bekannt, ist ein großer Bogen mit reichen und geschmackvollen Stuck-vcrzierungm auf allen Seiten. In der Mitte über dem Bogen prangt das Zeichen der Könige von Aude, ein paar riesige Fische. Die, große Schönheit dieser so wie anderer maurisch-indischer Bauwerke besteht vorzugsweise in der Sauberkeit und Genauigkeit der Ausführung. Die hohen weißen Fronten und Fa^adm machen einen sehr günstigen Eindruck-, und man nimmt keinen Anstoß daran, daß die Nebengebäude rechts in einem stumpfen, links in einem rechten Winkel an die Hauptgebäude sich anschließen, daß eine Menge Bogen und zahllose Thürmchen zur Linken einer einfachen Wand zur Rechten, nirgends symmetrische Gebäude einander entgegengesetzt sind. Die Moschee Imambarah ist unter denen, die ich in Indien sah, eine der größten und ausgezeichnetsten. Der gewölbte Saal derselben ist 100' lang. Sie ist prachtvoll in ihrer Einfachheit; Gold 168 Lucknow, und Silber ist nicht in dcm Maaß an ihr verschwendet wie bei andern ähnlichen Bauwerken, und doch macht das Ganze einen viel frischeren Gindruck als die alten Moscheen Kairo's, an welche die zierlichen Nischcnthore und die ausgezackten Dachkantcn lebhaft erinnern. Auch sah ich in Acgyptcn nirgend so schöne Minarets wie hier an dieser Moschee. S:e waren von oben bis unten hin kanuclirt und mit den schönsten Guirlanden verziert. Die Gesammtheit aller zur Moschee gehörenden Gebäude, so unregelmäßig sie auch im Einzelnen sind, gewahrt einen bezaubernden, feenhaften Anblick; besonders schön hebt das frische Grün des Gartens, voll blühender persischer Nofen und Granaten, die weißen Fronten derselben. Im Innern der hohen Moschee befindet sich ein Grabmal, welches einige Reliquien enthält. Es ist ein großes Bauwerk, eine Art thurmähnlichcr Schrank, ganz mit Goldblech überzogen und mit vielen Edelsteinen und Perlen verziert, und enthält in seinem untern Theile den Turban und Alkoran des Verstorbenen. Man darf nur von fern hineinsehen, wenn auch sonst die Mahomcdancr in Indien durchaus nicht so bigott sind wie in Aegypten, und nie vom Ausziehen der Schuhe die Rede ist, oder der Eintritt in die heiligen Oertcr verwehrt wird. Wir nahmen auch das Grabmal der jetzigen Königsfamilie in Augenschein, ein wunderschönes Bauwerk; denn auf die Gräber verwenden die reichen Moslems große Summen. Die Wohnungen der Lebendigen mögen schmutzig und unwöhnlich sein, wenn nur die der Todten prächtig und wohl ausgestattet sind. Der Eingang zum königlichen Grabmal war ebenfalls eine hohe weiße Thorkuvftcl, welche durchaus nichts von einem Vegräbnißplatze ahnen ließ. Im Innern des weiten von Gebäuden eingeschlossenen Raumes plätscherten Fontai-nen iit schönen Marmorbassins, rundum von Myrthen und Rosenhecken und Cypressen umgeben; Palmen standen in jeder Ecke dieses Gartens und überall schimmerten Thürmchcn und Mauern von blendender Weiße durch das duftige Laub. Die laue Abcndluft war mit dcm Wohlgcruch der Rosen und des Jasmins beladen, und das dunkelblaue Himmelsgewölbe bildete einen schönen Kontrast zu den weißen Dachkantcn und Kuppeln, welche eben noch von den letzten ^ucknow. 169 Strahlen der sinkenden Sonne beleuchtet warm. Ein glänzendes Licht strahlte durch die Bogenfenster der hohen, maurischen Halle, durch deren marmornes Thor wir nun eintraten. Machte dcr Vorhof und die Außenseite des Grabmals einen unbeschreiblich zauberischen Eindruck, so fühlte man sich durch das Innere desselben, wo das Auge durch die ungeordnete Masse ganz heterogener, durcheinander gemischter, glänzender Gegenstände bald hierhin bald dorthin gezogen wurde, etwas enttäuscht und in der Stimmung unangenehm gestört, die durch den Anblick des Aeußcren hervorgerufen war. Es hatte der innere Raum bei dcr überladenen Pracht und dem maaßlosen Aufwandc von edlem Nietall, Perlen und Edelsteinen und Allem, was nur der Orient und Occident an Kostbarkeiten liefern kann, doch mehr das Ansehn eines Kramladens oder Glas-Waarenlagers als einer Ruhestätte für Todte. Die verschiedenartigsten Glaskuppeln und Leuchter standen schockweise am Boden bunt durcheinander, unter ihnen 10^ hohe Kronleuchter aus buntem Glase, die mit ungeheuren Kosten aus England hierher geschafft sind. Da^ neben und dazwischen sah man Trophäen von Schwertern und andern Waffen zusannnengestellt, lauter Ispahanstahl. Das Licht dcr zahllosen Lampen blendete so, daß es schwer war, die Hauptsache unter dcr Menge der uninteressanten Gegenstände herauszufinden. Hier standen ein paar Tiger in Lebensgröße aus grünem Glase zusammengesetzt; alle einzelnen Stücke waren an den Fugen durch Gold zu einem Ganzen verbunden. Sie sind ein Geschenk des Kaisers von China. Dort war ein silbernes Pferd zu sehen von5'Höhe mit einem Menschcnkopfe, Flügeln und einem Pfauenschwanzc; es ist das Pferd, welches dem Propheten vom Himmel herabgcschickt wurde. Ein anderes Pferd, aus Holz geschnitzt, stellte das Leibpferd des verstorbenen Nabobs vor, getreu nach dem Leben. Vasen, Bronzcfigu-rcn, mittelmäßige Marmorstatucn, Pläne der Stadt und dcr Pallüstc, auf Goldgrund gemalt, und tausenderlei Schnurrpfcifereicn und Spicl-sachcn füllten den Raum. Unter dein Wust fanden wir endlich mit Mühe die Gräber Heralis. Sie waren ganz mit dichten'Goldgittcm umschlossen, mit goldenem Baldachin überdacht, und ein Ucbcrsiuß von Filigranarbeit, <70 ^ttckuow. großer und kleilter Edelsteine und Perlen war daran verschwendet. Außer dein Vater des jetzigen Königs liegen hier zu jeder Seite des Hauptgrabcs einige seiner Gemahlinnen. Ganz geblendet vom Glänze ächter und falscher Diamanten verließen wir die Gruft und bestiegen die Elephanten, welche draußen warteten, um uns im schlurfenden Trabe nach der Altstadt zu tragen, wo wir verschiedene Vazars von obm herab besahen, die sehr sauber und reinlich gehalten und von netten Lampen erleuchtet waren. Die lieblichsten Bilder des hänslichen Lebens wurden auf dem Rückwege von unserem hohen Sitze aus auf den Balkönen und durch die offenen Fenster des zweiten Stockwerks beobachtet, mit denen unsere Hauda von gleicher Höhe war. Selten hat man die Gelegenheit in das Innere des Familienlebens der Hindus zu blicken; die engen Straßen waren ganz dazu geeignet, und manche schöne Dame wurde gesehen, bcvor sie Zeit hatte die Huka (Wasserpfeife) wegzuwerfen und die Flucht zu ergreifen; denn Iohmw Hati (der Elephant) geht einen rasenden Schritt. Am 26. März setzten wir uns früh um 5 Uhr, der einzigen Zeit, wo die Hitze noch erträglich ist, in den Wagen und rollten nach den königlichen Ställen an der entgegengesetzten Seite des Gumtystusses. Wir sahen dort an zweihundert der kostbarsten Pferde, jedes einzeln aufgezäumt und von zwei prächtig gekleideten Seiß (Pferdeknechten) geleitet. Die meisten waren von arabischer Nacc, doch zu wohlgenährt und fett, um schön zu sein; denn gebraucht werden sie nicht. Sie sind nur zum Ansehen da. Die Gärten von einigen der königlichen Schlösser am Gumty, merkwürdig wegen ihrer großartigen Geschmacklosigkeit, waren das fernere Ziel unserer Ausflucht. Die Gartenhäuser derselben sind halb im französischen, halb im maurischen Style erbaut; ihre großen und schweren Dächer werden von schwachen, dünnen Säulen getragen. Die Stelle des Marmors vertritt bei diesen Gebäuden meistentheils weißer Stuck, und das Holzwerk der Wände ist mit grauer und weißer Farbe überstrichen. Nie fehlt auch in dem kleinsten Gebäude das heiße Vad, selten eine kleine Privatmoschee, welche den Kaufmanns-lädcn im Kleinen, wie man sie Kindern zum Weihnachten schenkt, sehr Luck now. 171 gleicht. Die Mitte der Gärten wird gewöhnlich durch die der Länge nach angelegten Marmorbassms eingenommen, in welchen viele Fon-tainen springen; Cypressen abwechselnd mit Rosen fassen sie cm. Die Nasserkünste derselben sind auf eine entsetzlich geschmacklose Weise mo-dernisirt; da sieht man Soldaten in rother Jacke, Schäfer, krüppel-hafte Hunde und Löwen, welche auf die wunderbarste Weise zum Wasscrspeim angewendet werden. Die Beete und Bosquets sind in der heißen Jahreszeit der großen Dürre wegen nur in einen: dürftigen Zustande, obgleich sie alle Morgen durch viele kleine, gemauerte Kanäle unter Wasser gesetzt werden; auch machen diese letzteren nebst den gepflasterten Wegen die Anlagen sehr steif. Dazu kommt, daß in Lucknow eine wahre Manie herrscht, lebensgroße Statuen aus Marmor oder Stuck zu Dutzenden in ledc Ecke hinzustellen, gänzlich ohne Rücksicht auf die Wahl der Figuren; diese scheint vielmehr dein Fabrikanten überlassen zu werden, welcher nach malten französischen Modellen, deren Originale wohl schon längst verschollen sein mögen, für cm Billiges Schäfer und Schäferinnen, englische Soldaten, einen Neptun oder farnesischm Fechter, Pudel, Löwen und andere Thicrgestalten anfertigt und ausstellt. Mitunter sieht man Büsten von Jean Iacquc Rousseau, Dalambert, Napoleon am Boden zwischen Faunen und den Ungeheuren der indischen Mythologie zur Ginfassung eines Beetes in großer Gintracht versammelt. Was diese Kunstwerke der Skulptur noch in ein glänzenderes Licht setzt, ist eine Grfindung, welche gewiß in Europa Beachtung verdiente, nämlich der Gebrauch, die Haare, Augen und Füße, mögen sie nackt oder beschuht sein, mit dicker, schwarzer Nußfarbc anzustreichen. Acußerst vortheilhaft nimmt sich bei dieser Verbesserung die medicäischc Venus aus. Das Wasserbassin pflegt das größere Gartenhaus mit einem kleinen, hölzernen Pavillon zu verbinden, welcher ohne weitere Ausschmückung als einem hübschen Balkon nur darauf berechnet ist, daß man von dort aus die lange Reihe der Fontamen im Wasserbafsin mit einem Blicke übersehen kann. Von Mcubles sieht man in diesem Gartenpalais außer einigen Divans wenig; dagegen sind die Wände der Zimmer verziert mit einer großen Menge alter, französischer Auctions-Kupferstichc mit den 172 Lllcknow. Unterschriften 1'<^to, luodestio, innooonoo ew, geinischt mit dcn in platter Manier in Wasserfarben ausgeführten Kunstwerken cingeborncr Künstler, Licblingsftfcrdc, Licblingsaffen und Hunde der Herrscher von Aude darstellend. Hat >nan einen der Gärten gesehen, so kennt man sic alle; das Liebste darin waren mir stets die prachtvollen Roscnbouqucts, welche vom Gärtner jedesmal mit einem tiefen Salam überreicht wurden. Wir sahen etwa zwei oder drei solcher Gärten, die alle dein Könige gehören; doch fühlte ich mich schon durch den ersten völlig befriedigt und war froh, als die Wagen wieder bestiegen wurden, um noch dein Prachtdampfschiffc, welches der König sich hat bauen lassen, eine Visite abzustatten. Es liegt auf dem Gumty, und da dieser Fluß nur klein ist, so sind die Dimensionen des Schiffes ebenfalls sehr zierlich. Mit einem unaufhörlichen Kanonendonner wurde die Ankunft des Prinzen auf dem Schiffe begrüßt, so daß man fast bereute, seine Ohren daran gewagt zu haben, denn das Dampfschiff selbst hatte nichts besonders Interessantes. Man sah ein paar schöne Salons, rund umher an ihren Wänden mit Sammt und Brokat überzogene Divans und wiederum eine Auswahl erbärmlicher französischer, bunt gemalter Kupferstiche, auch verschiedene Spieluhren, welche recht nach indischen Begriffen von Musik alle zugleich in Bewegung gesetzt wurden. Der eine Salon war für dcn Nabob, der andere für seine Frauen. Eigenthümlicher war eine dicht neben dem Dampfschiffe liegende seltsame Gondel, ganz von der Gestalt, wic gewöhnlich der Fisch, der den Jonas verschluckte, abgebildet wird, und auch wic dieser nur mit dem Bauche das Wasser berührend. Der Nachmittag desselben Tages wurde zum Besuch einiger Mo-schcm benutzt; wir sahm unter andern die des Saduth Ali Schah, des Großvaters vom jetzigen Könige, welche indessen von früher gesehenen sich wenig unterschied. Bei Weitem der interessanteste Tag in Lucknow war der 27. März, an welchem dic Anwesenheit des Prinzen durch ein Frühstück bei dem Könige gefeiert wurde. Schon um 9 Uhr warteten wir im besten Staat auf dm Sohn des Königs, welcher dcn Prinzen in Em- Lucknow. 173 pfang nehmen sollte. Er kam nicht, statt seiner die Nachricht, daß er sich nicht ganz wohl befände und seine Ankunft sich noch ctwas verzögern würde. Es verlautete, er habe ctwas zu viel Opium genommen. Eine halbe Stunde nach der andern verstrich; endlich erhob sich ein Lärm im Hofe und Gartcnraume. Sr. Hoheit erschien begleitet vom Minister, einem langen hagern Manne mit verschmitztem Gesichte. Der Prinz war sehr blaß, seine Augen rollten unstät und seine feisten Wangen hingen schlaff herab; zu diesem verlebten, ausdruckslosen Gesichte nahm sich der hohe Goldturban höchst unpassend aus, welcher fast wie die Krone Karls des Großen in den Kartenspielen gestaltet war. Perlen, Rubinen und Smaragden glänzten daran, und eine Agraffe, von Diamanten blitzend, hielt den Paradiesvogclsttauß über der Stirn. Eine Prachtrobe von Goldbrokat, Pcrlenschnürc um den Hals, Ohrringe mit Diamantm, ein Gürtel von der feinsten Dclhiarbeit, golbstoffene Beinkleider und goldbcsctztc Schnabelschnhc vollendeten seinen prachtvollen Aufzug, in welchem der dicke Herr am Arm des hageren, ebenfalls kostbar gekleideten Ministers sich nur schwerfällig und langsam fortbewegte. Die gewöhnliche Theatcrumarmung wurde gemacht, und nach einer etwas einsylbigen und kurzen Unterhaltung bestiegen wir die Staats-karossen des Königs, welche unserer warteten. Unten im Hofe des Hauptpallastes, der durch die verschiedenartigsten Militärgruppcn belebt war, angelangt, wurde man in silberne Palankinc geladen und darin die ersten Treppen hinauftransportirt. Auch dort kam man kaum auf seine eigenen Füße zu stehen, so groß war das Gedränge der geschäftigen Dienerschaft, der Kitmugars, Lubudars und wie ihre verschiedenen Chargen heißen mögen, die sich alle bemühten, den Eintretenden Platz zu machen, und sich dabei selbst über den Hansen liefen. Wenn bei einem ganz gewöhnlichen Diner von etwa HO Personen hler in Indien schon hundert verschiedene Diener erfordert werden, jo kann man danach die Zahl derer berechnen, welche bei diesem Me zur Bedienung gegenwärtig waren. D,e große Tafel war schon gedeckt und bald erschien mit gravitätischem Anstande Sr. Majestät der König, umgeben von seiner gold- 474 Lucknow. glänzenden Begleitung. Sein Eintreten wurde von verschiedenen Oft siciantcn mit heller Stimme ausgerufen. Der König ist ein großer, stattlicher Mann von ungeheurer Korpulenz; in seinem Anzüge glich er ganz seinem Sohne, nur war derselbe noch prächtiger und reicher an Diamanlenschnmck. Ein anderer seiner Söhne war mit ihm eingetreten, an Wuchs ihm ähnlich, aber noch korpulenter. Die Phy-sionomic der Herrscherfannlic drückte mehr Gutmüthigkeit als Schlauheit aus, wenn überhaupt in ein« solchen Fettmassc der Charakter zum Vorschein kommen kann. Wie anders sahen die Portraits der Vorfahren aus, auch die des Vaters und Großvaters von: jetzigen Könige. In ihren Zügen zeigt sich noch Kraft und Energie, während diesen Gesichtern nur der Stempel dcs behaglichen Genusses und Wohllebens aufgedrückt ist. Die zahlreiche Gesellschaft war an der langen Tafel so vertheilt, baß auf der einen Seite derselben die königliche Familie, Er. Königl. Hoheit der Prinz Waldemar, die Großen des Reiches und der Hofstaat Platz nahmen, an der alldem sämmtliche Engländer mit ihren Frauen saßen; eine wunderbar gemischte Tischgesellschaft. Zu Anfang war es eine Hitze zum Ersticken, weil die Punka nicht cher in Bewegung gesetzt werden durste, als bis der König sich gesetzt hatte. Endlich wurde das Signal zum Essen gegeben. Der König hatte die Gnade, uns jedem eine große Schüssel voll Pillau zu schicken, eine Speise aus gelbgefärbtem Reiß mit vielem Fett und Pfeffer bestehend, dazu kochend heiß; bei kühlem Wetter müßte es ein sehr angenehmes Gericht gewesen sein, hier setzte schon der Anblick der dampfenden Schüssel in TranSspiration. Die Herren Mohamcdancr saßen uns steif gegenüber, ohne nur einen Bissen anzurühren; wir ließen uns dagegen einige der Gerichte vortrefflich schmecken; die meisten waren jedoch nicht zu genießen wegen des Ueberflusscs von allen möglichen Farbcstoffcn, Gewürzen, Oel und Gold- und Silberschaum, mit welchem die künstlichen Pyramiden aus Reiß und Hammelfleisch reichlich überzogen waren. Die Lady's schienen unserm Beispiel rücksichtlich dcs Appetits nachzufolgen und thaten durchaus ungenirt in dieser fremdartigen Gesellschaft. Ich war glücklich genug, neben einer derselben zu sitzen, die cs sich angelegen sein ließ, von Allem, was nur ttuckuow. 17» dm Gaumen reizen konnte, herbeizukommandiren mit einem Tone, als ob sie im eigenen Hause wäre, und hatte also Gelegenheit, die Tafel des Königs von Aude nach Verdienst zu würdigen. Mir gerade gegenüber saßen drei kleine, allerliebste Jungen, die jüngeren Prinzen, denen man den Appetit und die Lust anmerkte, die vor ihnen stehenden Speisew anzufallen. Auch schienen ihnen die schweren Goldturbane eben so lästig zu sein, als die gezwungene Mäßigkeit. Der König dagegen war in der heitersten Laune. Er legte dem Prinzen selbst vor und zeigte die Feinheiten der indischen Zuckerbäckerei, welche den Backwerken oft die seltsamsten Formen giebt. Es kamen Blumentöpfe auf den Tisch, an denen Blumen, Zweige, Blätter, Erde, selbst die Topfscherben zu genießen waren, und aus einer kleinen Pastete, die er dein Prinzen überreichen ließ, flogen beim Abbrechen der Spitze ein paar kleine, niedliche Vögel heraus, welche scherzhafte Ucberraschung den wohlbeleibten Herrn in ein herzliches Lachen versetzte. Zum Schluß des Frühstücks gab es sogar noch Eis, was man hier wohl mit Necht einen Lmus nennen darf, da es nur auf eine sehr künstliche Weise hergestellt werden kann; doch war man froh, als die Tafel aufgehoben wurde und es erlaubt war, die eingeschlossene, heiße Luft des Saals mit dem Aufenthalte im Freien zu vertauschen. Die Thierkäinpfe sollten nun ihren Anfang nehmen. Man führte uns zu einer Gallcrie, von welcher man in einen engen, von Mauern und Gitterwcrk umgebenen Hof hinabsehen konnte. Dies war die Arena, auf welcher das Schauspiel stattfinden sollte. Leider war der Raum für die Zuschauer durch die große Zahl der gegenwärtigen Lady's so beschränkt, daß wir nur einen schlechten Platz zum Stehen finden konnten, wo man noch dazu durch die Sonne nicht wenig belästigt wurde; allein das Schauspiel/ welches sich in der Tiefe des Kampfplatzes vor unsern Augen entwickelte, war von der Art, daß man leicht darüber alle Unbequemlichkeit vergaß. Man erblickte dort sechs gewaltige Büffel/ nicht von der zahmen ^ace, sondern kräftige Abkömmlinge des Nmibüffels aus den Bergen, bls zum Rücken wohl HV, Fuß hoch, mit .nächtigen, weit aus-geschwttftm Hörnern von 3 bis H' Länge. Da standen sie auf 4?« Sucknow. ihrm plumpen, kurzen Füßen und bliesen unter heftigcin Schnauben den Athem aus den weit vorgestreckten Nasen, als ob sie etwas von der herannahenden Gefahr ahnten. Welche mächtige Thiere, welche ungeheuere Kraft in dem breiten Nacken! Wenn dabei nur nicht solche Dummheit aus ihren Augen sähe. Ein Klappern von Stöcken und der Schrei verschiedener thierischer Stimmen wurde gehört, welchen die Büffel mit dumpfem Gebrüll beantworteten. Plötzlich stürzte aus einer geöffneten Seitenthür eil» gewaltiger Tiger hervor, wohl 10—11^ lang und an 6/ hoch. Ohne langes Besinnen suhr er mit einem weiten SMngc zwischen die Büffel, von denen cr einen der stärksten, mitten zwischen den gefährlichen Hörnern hindmchschlüpfcnd, im Nacken mit Klauen und Zähnen packte. Das Gewicht des Tigers zog den Büffel fast nieder; es entspann sich ein gräßlicher Kampf. Unter Stöhnen und Brüllen schleifte der Büffel seinen mächtigen Gegner auf dem Kampfplatze umher, während die andern Büffel mit ihren spitzen schweren Hörnern ihm gefahrliche Hiebe austheilten, um ihren Gefährten zu befreien. Tiefe Stille herrschte unter dem Publikum, alle Zuschauer sahen mit gespannter Erwartung dem Ausgang dieses Kampfes zwischen dem Tiger und den Büffeln und dem Schicksal einiger unglückseligen Affen entgegen, welche, gleichsam zum Spott zu Zeugen des blutigen Auftrittes gemacht, mit unbeschreiblicher Angst zuerst von ihren Bäumen herabsahen, dann aber, als diese durch die Hörner der Büffel erschüttert wurden, wie todt herabfielen und auf allen Vieren ausgestreckt mit der größten Resignation ihr Ende erwarteten, ohne das Geringste für ihre Rettung zu thun. Zwei andere Tiger von etwas kleinerem Wüchse wurden jetzt mit viclcr Mühe hineingetrieben, während das Ringen noch fortdauerte. Sie waren jedoch nicht zu bewegen, irgend einen Angriff zu versuchen, sondern drückten sich nach Art der Katzen an den Wänden herum, wenn die Büffel, welche noch immer rücksichtslos mit den Hörnern auf ihren Gegner einHieben, sich ihnen näherten. Der große Tiger hatte jetzt einen Rippenstoß erhalten, der ihn von seinem Sitze lüftete, er stürzte herab und kroch feig in eine Ecke, wo cr von bcm durch den aufgerissenen Nacken wüthend gemachten Büffel vcr- Lucknolv. 17? folgt, verschiedene Stöße hinnehmen mußte, bei welchen er nm schmerzlich das Maul verzog, ohne die geringste abwehrende Bewegung zu machen. Neue Kämpfer erschienen nun auf der Arena; zwei Barm verschiedener Art vom Himalaya!) würben mit großer Anstrengung auf den Kampfplatz gezcrrt, gerade in den Winkel, in welchen sich der Tiger zurückgezogen hatte. Mancher Klaumhicb, manche harte Ohrfeige wurde hier gewechselt unter heftigen: Knurren und Brüllen. Blut floß von allen Gesichtern. Während alle drei im fürchterlichsten Gemetzel begriffen warm, erneuerte der verwundete Büffel, der unterdessen nut einem der halb todten Affen sich beschäftigt hatte, seinen Angriff, verarbeitete sie alle zusammen in einem Haufen, und ließ nicht eher ab, als bis ihm ein kräftiger Klaumhicb ein großes Stück Fell von der Nase gerissen hatte. Nun trat eine allgemeine Erschöpfung ein; der erste Tiger lag wie todt und zog schreckliche Gesichter, die andern hinkten lahm gestoßen aus einer Ecke in die andere; auch die Bären verhielten sich vollkommen ruhig, sobald sie nicht mehr die spitzen Stöcke der Thierwärter in ihren Nippen fühlten. Gs war cm schauderhaftes, aber für Damen und Herren nichts desto weniger unterhaltendes Schauspiel; doch hat nm der eine Büffel in Folge der erhaltenen Wunden sein Leben verloren; die Tiger leben noch alle, nur einer hat eine Rippe gebrochen. Der König hat sechzehn starke Tiger in seiner Menagerie, welche zu dieser Art Kämpfen bestimmt sind. Wir verließen nun die Gallcrie, um uns in die Ebene am Gumty zu begeben, welche ebenfalls zum Kampfplatz eingerichtet war, um von einer dort errichteten Tribüne daS Schauspiel in einer andern Weise fortgesetzt zu sehen. Hier traten nach einander Schaaf-böcke, Antilopen und Elephanten als Kämpfer auf; Alles wird hier zum Kampf abgerichtet, selbst Wachteln und Rebhühner. Der Elephantmkampf war, wie sich leicht denken läßt, der großartigste von allen. Iwei der größten Elephanten waren ausgesucht und wurden, nachdem man sie durch Gewürze und Branntwein in cincn Zustand der Wuth verseht hatte, gegen einander geführt. Man Hoffmcistcr, Indicn. 12 178 Lucknow. sah sic crst lange einander gegenüberstehen; endlich nahmen sie einen kurzen Anlauf, fuhren mit fürchterlicher Heftigkeit gegen einander und schoben sich in einem gewaltigen Ningkampfe mit den Zähnen und den verschlungenen Rüsseln auf und nieder, daß der Boden zitterte. Ihre Mahuts (die Treiber derselben, welche auf dem Halse sitzen) blieben zu meinem Erstaunen wahrend des ganzen Kampfes auf ihren Plätzen und schienen ihn zu leiten. Plötzlich ließ der eine Elephant den Kopf etwas sinken; der andere drängte ihn rückwärts und trieb ihn zuletzt in die Flucht. Im vollen Trabe verfolgte der stärkere Elephant den flüchtigen. Es soll dabei gewöhnlich vorkommen, daß der Sieger dein Ucbcrwundcnen, wenn er ihn erreicht, den Schwanz abbeißt, welches zu verhindern Raketen und Schwärmer zwischen sie geworfen werden; doch schien das Mittel diesmal nicht zu helfen; denn der Sieger, welchem, wie man bci seinem nähern Vorüberlauf sah, der eine Stoßzahn abgebrochen war und daS Blut stromweis am Maule hcrablief, war außer sich vor Wuth. Der Flüchtling nahm jetzt eine rasche und unvmnuthcte Wendung nach dem Flusse zu, wodurch eine Menge Zuschauer, die nicht mehr entfliehen konnten, genöthigt wurden, sich ins Wasser zu stürzen. Noch lange sah man die beiden Kämpfer sich hin und her jagen, bis sie endlich zwischen den Büschen des Hintergrundes verschwände,!. Während der ganzen Zeit hatten Gaukler, Fechter, Ringer und Tänzer nicht aufgehört, ihre verschiedenen, wunderbaren Kunstpro-duktionm zum Besten zu geben, und der Widderkampf disseit deS Flusses dauerte fort, während jenseits die Elephanten mit einander rangen. Selbst Kamecle versuchte man in Wuth zu versetzen und zum Zweikampf zu reizen. Sie sollen ein förmliches Ringen nut Hals und Beinen beginnen, höchst lächerlich anzusehen; diesmal wollte es nicht gelingen. Sie schäumten und krächzten, aber trotz alles Hin- und Herzerrcns an den Stricken wollten sie sich auf nichts weiter einlassen. Wählend der Dauer dieser Vergnügungen saßen die Königlichen Herren, die Hcrrm des Hofstaats und die Engländer in ihren Unifor- öucknow. 179 mm in bunter Gesellschaft zusammen, bis zuletzt das Gähnen Sr. Majestät ein Zeichen zum Aufbruche gab. Am Abend desselben Tages besahen wir, nachdem die größte Hitze vorüber war, einen der größten der Pallästc, Faruk Bam genannt. Er enthält eine endlose Reihe von Zimmern, alle mit sehr dunkler Malerei und wenig Fenstern versehen. Die Wände hängen voll Amtionsbilder, die Tische und Konsolen sind mit Spieluhren, chinesischen Automaten und Kunstwerken jedes Landes und Volkes beladen. Wir sahen hier Thronscsscl, welche zusammen wohl mehr Gold und Edelsteine an sich trugen, als in mancher großen europäischen Stadt zu finden wärm. Einzelne von den Diamantrosettm sind von den wachehabmden Soldaten mit dem Vajonnette ausgebrochcn worden; um sie zu rcftarirm, wurden allein 2 Lak Rupien (13HM0 Thlr.) verwendet. Doch sind diese Denkmäler aus früherer Zeit bei aller ihrer Pracht nicht schön zu nennen. Von dem Hofe in der Mitte beS Pallastcs sieht man schöne ValkonS und einige nette, wiewohl nicht im originell indischen oder maurischen Geschmack gehaltene Fronten. Vieles ist durchaus altfranzösisch. Ein weit größerer Hof liegt an der entgegengesetzten Seite, in der Mitte mit einen: großen Marmorbassin verziert. Von diesem Hofe aus empfängt die Mchalla (Harem) ihr Licht und ein anderer diesem entsprechend gebauter Seitenflügel. Eine kleine Iagdpartie wurde am folgenden Morgen (den 28. März) veranstaltet. Wir rückten früh auf den Elephanten aus'; auch hatte der König seinc Dschita's"), seine Iagdluchsc **) und seine Falken geschickt, um alle verschiedene Arten der hier zu Lande gebräuchlichen Jagd zu zeigen. Zuerst wurden Reiher, Schnepfen, Hühner in Freiheit gesetzt und von den Falken gebeizt; dann ließ man Ziebethkatzm laufen, welche von den Luchsen gefangen wurden. Zuletzt kam der 5) (line Art hochbeiniger Leoparden aus Thibet. Bei Schrebcr ist das Thier Gepard genannt. """) Der Caracal, eine kleine Art Luchs. 42* t8Ü Lncknow. Dschita an die Neihe, wclchcr, auf einelli Ochsenkarrm nut verbundenen Augen sitzend, so lange hinter einer Antilopenhccrde hergefahren wurde, bis wir einem Trupp von drei Stück auf etwa sechzig Schritt nahe gekommen waren. Hier wurde dem Thiere die Kappe abgenommen; es schlich sich niedergedrückt wie eine Katze bis auf dreißig Schritt heran, erreichte in wenigen Sätzen seine Veute und packte sie mit Vlitzesschnclligkeit an der Kehle. Die Antilope mit den zierlich gewundenen Hörnern, von isabell-gclber Farbe, nicht viel größer, als ein starker Schaafbock, lebt in den Parken in einem nur ^halbwilden Zustande; ebenso sieht man dort die Pferdeantilope, dm Nylgau, ein großes, schicfcrgraucs Thier mit abschüssig ein Nucken und kurzen Hörnern, von der Größe eines Ochsen. Mehrere dcrsclVm trabten bei uns vorüber. Es wurden an demselben Tage zur Unterhaltung von Neuem Thierkämpfe angestellt, doch weniger blutige. Der Kampf einer Hyäne und eines Esels gehörte dazu, welcher als ergötzliches Schauspiel im Orient einen großen Nuf erlangt hat; doch fand ich die Art, wie man solche ganz heterogene Thiere, die nie mit einander in die entfernteste Berührung kommen, geschweige denn Veranlassung zum Streit finden, zusammcnhetzt, eher grausam als belustigend. Mit Stricken werden beide gehalten und gegen einander gezogen, bis sie sich berühren; dann schlägt und trampelt der Esel, versucht auch wohl zu beißen, während die Hyäne nur das Maul aufreißt, ohne ihm viel zu thun. Das nennt man einen Kampf. Die Kämpfe der Antilopen dagegen waren sehr hübsch anzusehen; es ist ein Ringen und Hin- und Hcrdrängen, wobei die zierlichen Thiere mit den Hörnern sich gegenseitig den Kopf seitwärts zu drehen suchen. Man benutzt diese Art des Kampfes auch, um vermittelst der zahmen Antilopen die wilden zu fangen, indem man an den Hörnern des zahmen Bocks eine Schlinge mit Bleigewichten befestigt. Vci dem Kampfe verwickeln sich die Hörner des wilden darin; der zahme aber steht still, sobald er merkt, daß die Schlinge zugezogen ist, und hindert die Flucht der gefangenen Antilope. Auch große schwarze Schaafböcke erschienen als Kämpfer und stießen sich tüchtig herum; ihre Hörner warm glatt polirt, und die Wolle bis auf eine ?ncknow, 18t Mähne abgeschoren, was ihnen ein höchst komisches, löwenähnliches Ansehen gab. Zurückkehrend Mieten wir dem Maler Vccchey, einem Engländer, der seit früher Jugend im Dienste des Königs von Aude ist, in seinem Atelier einen Besuch ab. Er hat manches recht gute Gemälde geliefert; doch scheint ihn der nachthcilige Einfluß des Klima'S sehr angegriffen zu haben. Im Palais des englischen Residenten fandm wir den Minister, vom Könige mit reichen Geschenken gesendet; es waren kostbare Steine, reichverzierte Säbel und andere Waffen von Ispchanstahl mit brillanter Scheide Ufld prachtvollem Griffe, Hakim Sahib, wie ich hier bezeiHnet werde,- bckmn einen großen Folioband mit schönen, aus Goldgrund gemaltm «Arabesken auf dem Deckel. Es ist ein seltenes persisches Manuscript, welches das Heldengedicht deS Hafiz, den Schah Nameh, cuthält, reich mit den saubersten Miniaturbildern auf Goldgrund Md mit schönen Arabesken in Blau und Karmin ausgestattet. Eine Partie nach einem Lckndschlosse des Königs, welches jetzt Ziemlich wüst steht, beschloß den Tag. Das Schönste davon war die Rückfahrt auf dem Gumty in des Königs prächtigen Gondeln, und Amdts Lied: „Was ist des Deutschen Vaterland", mit klaren Stimmen gesungen, klang nicht übel zwischen Amjud Ali Schah's Rosengärten. Leider wurde der Rostnduft durch das Verbrennen verschiedener Leichname am Ufer mit weniger angenehmen Gerüchen stark vermischt. Mehrere Festessen folgten noch in den letzten Tagen, eines beim Colonel Willcocks, dessen schöne Sternwarte und astronomische Instrumente von großem Interesse für mich warm. Das prachtvollste derselben fand an: 1. April bmn Könige statt. Schon um vier Uhr füllte sich der Hof und Garten unsers Quartiers mit den Lanzemcitem des Königs; um fünf Uhr fing man an zu kanonircn, welches ohne Aufhören bis um sieben fortgesetzt wurde. Gegen sechs Uhr kam der Minister mit dem Thronfolger zu Wagen an; letzterer hatte diesmal keinen Opiumrausch und sah erträglich hübsch aus. Die gewöhnlichen Ceremonien hatten ihren Verlauf; auch ich kam an die Ncihe bci der Thcaterumarmung, welche nach i»2 Luck NOW. einiger Uebung nicht sehr schwierig ist, nur muß man sich in Acht nehmen, daß man nicht mit den Knöpfen des Fracks an dem Gc-wirre von Goldkettm und Perlenschnuren hängen bleibt, wie es nur bei Matabar Singh in Kathmandu begegnete. Draußen wurden während der Begrüßung Fanfaren geblasen und drei verschiedene Mu-sikbandcn spielten alle zugleich. Unter diesem entsetzlichen Lärme, der durch fortdauernden Kanonendonner noch erhöht wurde, stiegen wir' in die bereit stehenden Wagen und fuhren zum Schlosse, von einem zahlreichen Haufen der gelben Lanzenrciter begleitet. Der große Hof des Schlosses und das Vassin mit den Fon-taincn in seiner Mitte war mit chinesischen Latcrnchm hell erleuchtn. Im Saale angelangt, wurden wir vom Prinzen empfangen; der König selbst ließ sich krank melden, weil er an einem bösen Fuße litt. Es war cm gewaltiges Gedränge von prachtvollen Kostümen im Saale, und die Schaar von schön gekleideten Vedimtm war noch zahlreicher wie je vorher. Nur mit Mühe konnte man sich einen Weg zu der Tafel bahnen, welche im Saal in Huftiscnform aufgestellt war, um Platz zum Essen zu nehmen; auch die Speisen warm kalt und viele darunter nicht genießbar, desto besser war der Champagner und Claret. Dcr Possenreißer des Königs und mehrere Tänzerinnen traten nun auf und begannen den gewöhnlichen Tanz mit Gesang begleitet; dcr Possenreißer tanzte als Dame unter fürchterlicher Verdrehung des Körpers und erschien späterhin in noch mehreren Verkleidungen, unter anderen als alter Mann mit einein Palankin auf dein Nuckel:, in welchem eine Dame lag. Nun begannen die Toaste auf den Prinzen Waldemar, auf den König von Preußen, den König von Audc und dessen Söhne, die Prinzen. Lange und schöne Nedcn wurden dabei gehalten, Mr. Shakespeare redete wohl cinc halbe Stunde. Das „Hcp hcp hurra!" machte dabei bm Muselmännern, die so trocken zusehen mußten, vieles Vergnügen, und sie konnten sich schwer erklären, was eigentlich damit gemeint sei. Dem Diner folgte cm glänzendes Feuerwerk, welches bis in die späte Nacht dauerte. Ganze Ncihm von menschlichen Figuren und Thicrgcstaltm brannten im Vrillantfcuer, hohe Palläste von Holz und Papier gingen in Feiler auf; ail, schönsten waren jedoch einige zwanzig Luftballons, welche in hoher Luft Fcmrgarbm sprühten. Hinten im Garten glänzten in bunten Lampen riesengroß die Schriftzüge: „1'i'1nc<2 ^V-üäennr of rrussill." Mit der hier üblichen Ceremonie, daß den Gästen, Damm und Herren, mit Silber überzogene Ketten umgehängt wurden, endigte sich das Fest, nachdem der letzte Kanonenschlag verhallt war. Wir nahmen damit Abschied von der Pracht und den Vergnügungen am Hofe des Königs von Aude und der schönen Etadt Lucknow. Der°Prinz reiste am 2. April ab, und Mr. Fortcsmc und ich folgten ihm am andern Tage. Am 4. April passirtm wir die Ruinen der berühmten alten Stadt Kanodsch (Kanodje) und erreichten nach einem drei Tage und drei Nächte fortgesetzten Marsche das prachtige Agra, Die Stadt liegt an der . Mai zogen wir früh auf schwerfälligen Elephanten durch einen Theil der Stadt am Fort vorüber. Das Ziel unserer Ansstncht waren die Grüfte der Baburiden-Kaiser, welche etwa vier Meilen von der Stadt entfernt liegen. Trümmer und Ruinen des alten Delhi bedecken den Boden, der mit einzelnen Mimosen und Feigenbäumen bewachsen ist. Die Mauern, welche das grandiose Grabmal des Humayun einschließen, sind halbzerfallen; nur das äußere Thor, aus solidem, rothen Sandstein erbaut, ist noch gut erhalten. Ein Zwischenraum von etwa 100 Schritten, früher wahrscheinlich ein Garten/jetzt znm Tabaksbau verwendet, trennt das Hauptgebäude von den Mauern, ^s hat eine breite Fronte mit siebenzehn Bogen, den mittlern, welker als Thor dient, mitgerechnet. Die übrigen sechzehn sind bis auf tleme viereckige Thüren vermauert, welche den Eingang Zu den Grab- 192 Delhi. gcwölbm bilden. Das Ganze bildet ein vollständiges Quadrat, welches an allen Seiten die Grabzellm, 68 an Zahl, enthält. Steigt man die Treppe hinauf, so gelangt man auf eine große Platcforme, die dem Hauptgebäude, dem Grabe des Humayun, zur Grundlage dient. Dieses letztere ist ein achteckiger großer Thurm mit drei Gtagen und einer Kuppel, etwa 60 ^ hoch; acht kleinere Thürme umgeben dasselbe. Es ist von Humayun, dem Vater Akbar's, etwa im Jahre 1570 in einein einfachen, aber cdeln Style erbaut und für sein hohes Alter wohl erhalten. Noch weiter entfernt von der Stadt liegt das Grab des Heiligen Nisam Uddin. Um zu ihm zu gelangen durchzieht man eine ganze Stadt von Gräbern; kleine Grabgebäude von Moschecnform erheben sich ringsum, so weit das Auge reicht; überall eingestürzte Kuppeln, offene Gewölbe und Säulenreste alter Tempelplätze. Endlich erreicht man eine hohe graue Mauer; eine niedrige Thür öffnet sich, und mau erblickt ein frisches Vaumgrün im Innern, (sin schmaler Hof führt durch einen zweiten Eingang zu einem mit Gallmcn und tcmpclarti-gcn Gebäuden umgebenen Tank*). Es waren hier eine Menge Fakire und Priester, welche sich erboten von den Spitzen der Kuppeln herabzustürzen, wenn man sie honorircn wollte, was jedoch nicht gc-schah. Das Hciligthum selbst, ein wunderschönes, zierliches Marmor-gcbäudc, lag in einem anderen Hofe unter dem Schatten der Feigenbäume. Das Innere desselben war an den Wänden mit einer Menge Inschriften in goldenen, arabischen Buchstaben bedeckt; die Decke mit Seidenzcug verhangen; doch bekamen wir als Ungläubige den Sarg des Heiligen nicht zu sehen. Ein Priester nahte sich uns hier mit zwei kleinen irdenen Gefäßen in den Händen, deren Deckel er mit den Worten lüftete: „Dies ist die Gabe, welche Jedem gereicht wird, dem Annen wie dem Reichen, dem Könige wie dem Geringen." Damit bot er uns vom Inhalte der Töpfchm an, welcher in kleinem Zuckcrwerk bestand. *) Wasserbassin. Delhi, ' 193 In bcr Nähe dieses besonders heiligen Platzes (denn Nisam Ubbin war ein Prophet und heiliger Scheik) befanden sich noch mehrere ausgezeichnet schöne Grabdenkmäler, welche, mehr den europäischen gleich, aus einem Sarkophage bestehen und mit kunstvoll ausgehaucnm Marmorgittem eingeschlossen sind; hier ist das Grabmal bcr I eh an Arra (Iaharra), der Tochter des Schah Ichan, das des Mubsche-wadsch; ein drittes mit sehr hoher Marmorcinfassung, dem Sohne Akbar Schah's Gcngri Medrih Baba errichtet. Ein tcmpslartigcs viereckiges Gebäude «nit flachem Dache stand abgesondert von diesem großartigen und prachtvollen Gottesacker. Es besteht aus 25 kleinen Gewölben neben einander, je fünf in einer Reihe, von denen die äußeren durch Doppclsäulen, die inneren durch einfache getragen werden. Gelber Sandstein ist das Material. Die Zwischenräume der äußeren Säulen sind dnrch geschmackvolle Arabe.s-kengitter bis an die Säulenknäufc ausgefüllt. Es enthält die Marmorsarkophage der Schwester, der Mutter und der Brüder des Erbauers, des Chaun Wm Chan, welcher ein Milchbrudcr des Hu-mayun gewesen sein soll. Eines der großartigsten der Vaudenkmalc sahen wir aus dein Rückwege, die alte mächtige Festung des Schir Schah, Purana Killa. Ihre gewaltigen Mauern und Thürme, wiewohl sehr zerfallen, sind doch ziemlich wieder mit Backsteinen ausgeflickt, so daß keine große Bresche offen geblieben ist. Die vier Thore dagegen sind bis auf eins zugemauert: an einem derselben sieht man Elephanten aus Marmor in die aus rothem Sandstein gebauten Scitcnthürme eingesetzt. Wir gelangten auf einem großen Umwege zu den: noch gangbarm Thore und waren sehr erstaunt, im Innern Haus an Haus zu erblicken. Ein ganzes Dorf wird von den Ringmauern, die wohl 8 bis 900 Schritt an jeder der vier Seiten lang sein mögen, eingeschlossen. Auch einige merkwürdige Gebäude aus alter Zeit stehen noch im Innern. Das erste ist ein achteckiger, hoher Thurm aus rothem Sandstein, oben stach und ohne Kuppel, Schirmundel genannt, Welchen Schir Schah sich zu einem luftigen Sommcraufcnthalt gebaut haben soll. Steile Treppen führen zu den beiden höhern Stock Hossmcister, Indim, » 13 194 Dellii. werken hinauf, welche außen von Gallerten umgeben sind und im Innern hübsche Deckenmalereien und Mosaik von blau-und gelb-gla-sirtem Sandstein enthalten. Das andere ist die wunderschöne Moschee, die dem Gori Allah Uddin zugeschrieben wird. Sie ist eine der flachen Moscheen, hat wenig Tieft und besteht nur aus einem einzigen, einfachen Gebäude. Die Fronte hat fünf große Portale mit fast hufeisenförmigen Bögen, von denen der mittrlste sich nur wenig als der Hauvtcingang unterscheidet. Das Mittctgewölbe ist sehr hoch, aber mit einer ganz flachen Kuppel bedeckt; die Nischen den Eingängen gegenüber enthalten ausgezeichnet schöne Marmorrahmen, voll der herrlichsten Arabesken. Von hicr ging es nach der Festung des Fcrozc Schah, dessen Sandstcinmonolith (Feroze Kotelah) schon von ferne übcr den alten Mauern sich zeigte. Er ist rings von einer Masse kleiner übcr cin-andcrgebauter Gewölbe umgeben und hat zahlreiche Inschriften, die oberm in Sanskrit, die unteren in Hindui-Charakteren. Die Rückkehr zur Stadt gehörte nicht zu den Annehmlichkeiten; denn die Sonne stand schon boch am Himmel und verbreitete eine versengende Gluth. Zu Hause angelangt mußte ich eilig die Kisten zur Abreise in Stand setzen; denn wir werben morgen Delhi verlassen und über Merut in die kühlen Berge des Himalayah gehen, um durch das Gebirge, wenn es die chinesischen Behörden nicht hindern, über einen der Granzpasse in Tübct einzudringen. 193 Achter Dries. Mcru,. — Moravabad. — Dev Tarai, — Der Mbrochene Palankin. — Der Na>d, — Die Äul-L»ft, — Kali Dhuugi. ^ Mal des Nilmlaanaa, — Die Waldvegcwtiou. — Der Hanmuau, — Dcr l^hancrpas;, - Naiin'thal, — Zal,l«ichcs Wild. — Dcr Eec, — Mondsinncruis,, — Dcr Kosilaflust, -- Dic Tcmpcl l'ci Dora, — Dcr ,^'ttlal. — Echmcl^hüttc,». - Thal dco >K,nnganga. -^ ^ushingto»'«! Va,ig!il^, — ?ldh badri, — Drv Tillrf>i«»i> >,nd ^hrnknlapah.— Dhunpur. — Der Sangho. — D!,ri!h^il, — Dcr Ol>cn'nestcr von ,ncda,„>Ul,, — Ofimuch. — Mr, Wilson. — Die Quellt vr» Oa»rik>,»d. — Dcr FMr, — Dcr Tc,npcl vo» ,Ucda»!iatIi. — Dcr Tsorikhal, — Aussicht auf dlc, Tchuccbcrac. — Pciuali Danda. Pauali Dan da, dm 20. Juni 1843. Wir sind in kmzcr Zeit ans dcr brennend heißen Wüste auf die kühlen Höhen des Gebirges versetzt. Schon in Mcrut, wo wir am 3. Mai ankamen und in cincm schönen englischen Wirthshausc, dem Albion Hotel, einzogen, war die Hitze viel weniger lästig. Das Wetter war zwar warin, doch stieg der Thermometer um Mittag nicht über 25c». Gegen zwei Uhr brach ein furchtbarer Sturm los; die Sonne verfinsterte sich von dein gelben, emporgewirbclten Staube, bis ein heftiger Platzregen sich in Strömen ergoß, der sich nach und nach in einen sanften Frühlingsregen verwandelte. Die Luft war äußerst lieblich und mild, als wir am andem Tage (den 4. Mai) unsern Weg fortsetzten. Am Abend erreichten wir den Ganges und setzten bei den heiligen Gangcstempcln (Ganga dcval) über den Fluß. Während dcr Nacht legten wir noch eine bedeutende Strecke des Weges zurück, so daß wir früh m die Nähe von Moradabad, 13" 19« Mora da bad. dcr letzten Station vor dm Bergen, kämm. Gin vierspänniger Wagen nahm nns einige Meilen vor der Stadt in Empfang und führte uns rasch unserm Ziele zu. Mr. Wilson, ein sehr artiger und liebenswürdiger Mann, empfing uns in seiner Wohnung und bewirthete uns mit einem splendiden Diner, nach welchem wir, als die Tageshitze vorüber war, wiederum den Wagen bestiegen. Es war ein sehr angenehmer Weg, welcher durch doppelte Relais rasch zurückgelegt wurde. Bei einem kleinen Dorfe an der Grenze der niedern Waldrcgion, des Tarai, welche ihrer ungesunden Luft wegen sehr gefürchtet ist, machten wir Halt. Hier waren für den Prinzen, den Grafen v. O. und Mr. Wilson Pferde bereit, um sie rasch zum Fuß der Berge zu tragen; dcr Graf v. d. G. und ich sollten in den von Moradabab vorausgeschickten Pa-lankinen folgen. Es war anders beschlossen. Unsere durch die vier-monatliche Ncisc starf angegriffenen Palankine fanden wir obenauf mit großen Wasserfrügen und Blumentöpfen schwer beladen, zu unserem nicht geringen Verdruß; denn das Gewicht beeinträchtigte die Schnelligkeit der Reise sehr. Mein Arzcncikasten machte meinen Pa-lankin ohnehin schon besonders schwer; die schweren Wasserkrügc obenauf machten alle Fugen krachen. Auch war ich kaum im ersten Schlaf, als ein lautes Krachen mich wieder erweckte und der Palankm wirklich zusammenbrach. Die Träger standen still; ich stieg aus und fand, daß die Stange gebrochen war, ein Schaden, dcr sich durch Stricke und Zusammenbinden nicht heilen ließ. Da saß ich nun in der dunkeln Einöde, ganz in die Hände des faulen tückischen Volkes gegeben, mit dem ich mich nicht einmal verständigen konnte. Gcwaltmaaßregeln halfen auch hier. Erst verwet-tcrtc und verdammte ich Mr. Wilson's Wasscrtöpfe, dann wurden die vorhandenen Bambusstöcke in Beschlag genommen und mit Hülse derselben die schwere Maschine wieder in Gang gebracht. Glücklich gelangten wir bis zum nächsten Dorfe; ein Misiri (Schreiner) wurde aus seinem Schlafe aufgestört, und eine Menge faulen Volkes versammelte sich um ihn, während er mit entsetzlicher Langsamkeit Löcher bohrte, zu denen er keine Nägel hatte. Zu den endlich herbeigeschafften Nägeln fehlten die Schrauben, zuletzt ging das Oel aus und die Tara». Kali Dhuugi. «v? Träger schlichm sich davon. Kurz, es war 1 Uhr vorüber, ehe wir wieder in Gang kamen. Ich mußte trotz der Reparatur und trotz der Müdigkeit zu Fuße nebenher laufen. Als der Tag graute, traten wir in den Wald ein; mächtige hohe Bäume (Saul und Cissu), Volkamcriengcbüsch mit Schlingpflanzen dicht durchwachsen, verschlossen durch ihr dunkeles, undurchdringliches Laub alle Aussicht. Nur ein schmaler Weg war hindurchgehaucn, oft von umgestürzten, ungeheuren Baumstämmen versperrt, die man durch Feuer zum Theil hinweggeräumt hatte. Die Sonne stieg höher, und die Hitze wurde immer drückender; die beklemmende, feuchte, heiße Luft (Aulluft) drückte schwer wie Blei. Endlich erreichten wir gegen l l, Uhr die Station Kali Dhungi am Ende dcS Tarai, wo die Reisegesellschaft seit 5 Uhr unserer wartete. Man stärkte sich durch ein selbstbereitctcs Frühstück; unterdessen kam auch der zum zweiten Male zerbrochene Palankin an und die bereit stehenden Bergpferde (Ghunts) wurden bestiegen. Zuerst folgten wir etwa 6 Meilen lang einem breiten, fast trocke-uen Flußbette, dem des Nihalganga, welcher in der heißen Iahrs-zeit nur als ein spärliches Vächlcin fließt. Gs war mit kurzem Gesträuch von Mimosen und Vauhinim bewachsen und mit Geröll von Quarzfels und Grauwackmschiefer bedeckt. Dann wand sich der Weg an Hügeln mit schroffen Abhängen von eisenhaltigem Thon und Gyps in die Höhe und ging von da beständig steil bergan. Das Bächlein, welches wir hin und wieder passirten, führte eine Menge .Kalk mit sich, der als Kalksinter alle Kiesel überzieht. Die öden Gcröllwände der tiefern Hügelkette hatten wir nun hinter uns und erreichten die frischbegrüntcn .Kuppen einer zweiten Bergreihc, dir wohl Hfttt' höher war. Ein kühlerer Luftzug kam uns hier entgegen, während die Luft im Thal unerträglich schwül und drückend war; hier blühten Rosen, hier dufteten Iasnünheckcn, und gelbe äußerst wohlschmeckende Himbeeren und Berberitzen mit blauen großen Beeren boten eine erquickende Speise dar. Auf einem kahlen Bergrücken lagen die wenigen Strohhütten des Dorfes Simoria. Ein seltsames, hoheS Gestell, einem Galgen ähnlich, von dem verflochtene Ketten, die von Weitem wie Gerippe aus- 198 Simoria, sahen, herabhingen, zog nicht weit davon unsere Blicke auf sich. Es war eine Schaukel. Das Schaukeln ist nämlich hicr eine Art Gottesdienst und wird von den frommen Hindus mit eben so viel Andacht verrichtet, als ich die Ncpaulcsen ihrc Gcbeträdcr drehen sah. Die Wege zum Himmel sind verschieden; doch hätte ich nur nicht träumen lassen, daß man sich auch hincinschaukeln könne. Jetzt näherten wir uns der Ghagerkctte, überstiegen eine Ncihe reizend schöner Hügel, welche mit hohen Fichten (I^nus lon^ii^Iia) auf ihrer Spitze und mit Rosen, Sauerdorn, rothblühcndm Granatbäumen und dem wohlriechenden Jasmin (I'liiluäol^us Vou^ia) an den Seiten bewachsen waren. Prächtige Guirlanden von einer Art (^ioniatig rankten in den Weißdorngcbüschen neben hochstämmigen Aprikosen und Kirschbäumen. Unsere Bergpferdc kletterten auf dem glatten Thonschiefergeröll noch manchen steilen Pfad hinan, ehe wir die Höhe des Passes erreichten, wo der Wald dichter und hochstämmiger wird. Er besteht hier aus hochwipftigen Eichen ((Humous t0M6Qt08a und seinicÄrpiiolia), deren krause Zweige ein dichtes Laubgcwölbc bilden. Schaaren von Hanuman-Affen erschütterten die Acstc, indem sie sich in gewagten Sprüngen von einein Wipfel zum andern schleuderten. DiefeS Thier (06ro0pit!unu8 I^QwIlu«) gleicht von Gesicht fast einem alten Manne; es ist hier ganz besonders hell von Farbe, oft ganz weiß, und sein schwarzes Gesicht nebst dein langen Barte und dem Haarschopf über den Augen geben ihm ein wunderliches Ansehen. Uebrigens hat man ihn vcrläumdct, indem man ihn als sehr boshaft schilderte; er wirft weder mit Steinen noch mit Knütteln, sondern macht höchstens eine Grimasse von einem hohen Vaumaste herab, auf dem er sich sicher fühlt. Ein Klatschen in die Hände treibt die ganze Hccrbe in die Flucht; man hört dann das Rauschen und Knacken plötzlich in allen Zweigen; wohin man sieht, schütteln die alten Eichen ihre Wipfel, und die großen, weißen, langschwän-zigcn Thiere fahren mit großer Schnelligkeit durch die Luft von einem Baume zum andern, ohne je einen Fchlsprung zu thun. Die Eichen (Bhansch) scheinen sie vorzugsweise zu lieben. Der Kamm des Passes, voll von Schluchten, Abhängen und Dcr Ghagerpaß. t99 tief ausgewaschenen Bachrissm ist ungcmcin dicht bewachsen. Hier gedeiht der Ahorn, die Esche, der VuchSbaum, die Pappel, die Hainbuche, der Nußbaum und dic Aprikose. Dichtes Gebüsch von Jasmin und zwei verwandten sehr wohlriechenden Gesträuchen, die für die europäischen Gärten eine wahre Zierde sein würden, bedeckt den Boden, und die köstlichste, von Vlumenduft gewürzte, frische Bcrgluft belebt die Kräfte. Der Eftheu, Maiblumen und Erdbeeren in Blüthe, eine Art weißer Frauenschuh und manche andere bekannte Formen erinnern an unsere deutschen Berge. Jetzt ging es wieder niederwärts, dann steil bergauf und nach einer kleinen Viertelstunde erblickten wir zwischen den grünen Eichen und Rhododendron hindurch den dunkeln Spiegel eines Sees in der Tiefe. Ein kleiner Ort, aus vier steinernen Häusern und drei Häuschen bestehend, Nainethal, liegt am Ufer des Sees zwischen prächtigen Bamngruftpen, da wo noch vor wenigen Jahren der Bär, der Leopard und Dschcrauhirsch allein herrschten. Wir stiegen hinab und gelangten durch eine tiefe Schlucht zu dein Hause des Mr. Lushington, welcher uns freundlich aufnahm. Der Wald ist hier reich au Wild. Am Tage vorher hatte ein Leopard den Hund unsers nächsten Nachbars fast vor der Thür weggeholt. Auf den Klippen der umherliegenden Verge sind zwei Anti-loftenartcn, die eine Ghoral, die andere Sirau genannt (^ntii0po Akm-lü und Mar) zu Hause. Oft vernimmt man das Gebell des kleinen Mundjakhirschcs, hier Kackar genannt; auch den größern Dschcrauhirsch (Samwcr in der Ebene genannt) bekommt man nicht selten zu sehen. Eine Viertelstunde von hier liegt eine große Bärenhöhle; doch ließ sich kein Bär sehen, auch war die Höhle leider zu tief, um ihn durch Schwefetdampf herauszutreiben. Selbst die Tiger scheinen diese Berge gern zu ihrem Aufenthalte zu wählen und werden ihrer kühnen Raubanfälle wegen sehr gefürchtet. Nicht weit von hier sperrte vor vier Monaten ein solches Raubthier die Pilgerstraßc, wo cr zehn bis zwölf Reisende zerrissen hatte. Es ist merkwürdig, daß dieses Thier bis an die Grenze des Schnees hinauf noch eben so gefährlich ist, wic in der heißen Ebene, und den großen Unterschied 200 Naii, et Hal. der Temperatur für nichts achtet. Man erzählte nur, daß man im Pcnbschab die Tigcrfußtapscn nicht selten im Schnee fände. Der Name des Orts Naincthal oder Nainithal bedeutet „See der Naina," welche letztere eine Heroine gewesen sein soll. Der See liegt zwischen schwarzem Kalkstein, der in hohen Klippen auf dcr einen, und Thonschiefer, welcher in losen Geschieben auf dcr andern Seite ansteht, eingeschlossen und ist sehr tief; das Senkblei gab an verschiedenen Stellen sechzig bis fünfundsicbzig Fuß. Nahe der Mitte ist eine seichte Stelle, die von den nahen Berggipfeln gesehen smaragdgrün glänzt. Er ist mit seinein spitzen Ende nach Eüdwest gerichtet; nach Nordost endet er breit und das ist die einzige Stelle, wo das Ufer eine kleine Fläche bildet, dic wenig über dem Niveau des Wassers erhaben ist. Nach den Messungen des Colon. Everest beträgt seine Höhe über dem Meere tt.AW^, und sein Umfang 3 l/3 cngl. Meilen. Dcr Kalksinter, welcher auf der höchsten Spitze der umgebenden Thonschieferfclscn aufsitzt, dcr Grünsteintrapp, dcr in einzelnen Vlöckm an dcr westlichen Seite ansteht, endlich die zerrissenen, zackigen Ufer lassen auf eine vulkanische Entstehung des Sees schließen. Es liegen noch drei andcre Seen in dcr Näbc, in einem Umkreise von etwa zehn bis fünfzehn Meilen. Unser Aufenthalt in diesem lieblichen Thale verzögerte sich von einem Tage zum andern, weil die nöthigen Vorräthc zur Vergreise nur mit großen Umständen von Alinora herbeizuschaffen waren; es gab daher viel Zeit zum Sammeln. Die Jagd lieferte eine Gho-ralantilopc (die Engländer nennen sie Gemse), verschiedene pirsche und Fasanen, deren Felle präparirt werden mußten. Die Bären ließen sich nicht blicken, und Leoparden wurden zwar häusig gesehn, aber keiner erlegt, da der felsige Boden die Verfolgung der schnellen Thiere unmöglich «nachte. Insekten gab es wenig; nur Schmetterlinge sah ich in größerer Zahl an den Iasminbüschen, meist aus dcr Gattung Hipparchia und Lycacna, auch eine Euprepia von den glänzendsten Farben, alle den unsrkgcn frappant ähnlich. Da so viclc ocr Blumen und Sträuche ganz den deutschen gleichen, läßt es sich wohl denken, daß auch viclc dcr vorkommenden Insekten dieselben sein werden. Naiuethal. 201 Am 23. Mai beobachteten wir hier cine total - centralc Mond< finsterniß, bei welcher die Vingrbornen einen furchtbaren Lärm mit Trommeln nnd Gehenl machten, um den Drachen vom Monde zu verscheuchen, nnd einige Tage darauf (am 27.) sollten wir mit 74 Kulics (Trüger), acht Pferden, einer Hammelhcerde und vier Zelten ausgerüstet Naincthal verlassen. Dcr bestimmte Tag brach an, aber ein furchtbares Gewitter mit einer gewaltigen Rcgmfluth überschwemmte den Ort und brachte eine solche Wassermeuge mit sich, daß Wasserfalle von allen Bergen in den See stürzten. Endlich gegen neun Uhr hörte der Regen auf. So konnten wir erst nach dem Frühstück unsere Pferde besteigen. Die Kulics wami vorausgeschickt. Wir überstiegen zunächst einen Gcbirgskamm; dann ging es wieder schroff bergab auf steilen, vielfach gekrümmten Wegen. Bald hörten die Bhanschcichcn auf und ein dichter Fichtenwald begann, Welcher die Luft mit balsamischem Dufte erfüllte und den Weg durch die abgefallenen Nadeln schlüpfrig machte. Auf einem Bergvorsprunge hatten wir cine weite Aussicht in die Bergthäler; man zeigte uns den Ort, wo wir am nächsten Tage Rast machen sollten. Hier war die Grenze von Nainethal dnrch einen großen Steinhaufen bezeichnet. Der Weg zog sich, als wir von der Höhe hinabgestiegen waren, eine Zeitlang in einem trocknen, mit Himbeeren und Berberitzen bewachsenen Flußbette hin; doch mußten wir ihn bald verlassen, weil er nicht mit Pferden zu ftassircn war. Einige Dörfer mit reinlichen Häusern, die mit Schiefer gedeckt waren, wurden durchzogen. Hinter drin letzten derselben ging der Weg auf dcr Kante eines schmalen Bergrückens hin, welcher ganz mit Birnbäumen bewachsen war. Am Ende dieses Kammes sahen wir das Kosila-thal von fern vor uns, und erreichten nach beschwerlichem Herabstci-gcn den Kosilafluß, welcher durch den Negen angeschwollen hier etwa 80 Schritte breit war und an der tiefsten Stelle 3' Tiefe hatte. Jenseit desselben liegt Vudschau, rin kleines Dorf von etwa W Häusern, unter grünrm Gebüsch von Mongobäumcn, Platanen und Granatbäumen. Hier wurden die Zelte aufgeschlagen, das Abendessen bereitet, die Kulics abgelohnt und von dcr Mühe des Tages ausgeruht. 2«2 Dcr Ko si la flu si. Uln acht Uhr früh am 28. folgton wir zuerst dem Thale des Usigacka Naddi, eines Nebenflusses des Kosila. Steile Wände von Thonschiefer nn't dürftiger Vegetation schloffen das Thal an beiden Seiten, welches viele kleine, sehr einfach eingerichtete Mühlen enthielt. Zu meiner Verwunderung zeigten sich hier in einer Höhe von HOtW^ noch einzelne Palmen (I'Im«üx ImmM,-,), unter denen ich eine bei dem Dorfe Tschukola wohl >'w ^ hoch schätzte. Hinter einem Thaldurchbruch, welcher hohe Wände von Glimmerschiefer und schwarzem Thonschiefer zeigte, stiegen wir an der Seite kahler, runder Bergrücken bis zum Dorfe Tipoli hinauf, welches mit wohl angebauten Feldern umgeben war. Der Weg begann hier wegen der Höhe der Kultmtermssen sehr schlecht zu werden; er bot außer einem kleinen Heiligthume, Dschulega Debi genannt, nichts Interessantes dar. Nach vierstündigem Marsche erreichten wir das Zeltlager an einem sanft geneigten Bergrücken zwischen Kiefern gelegen. Die Hauftt-leute (Pudwaris) der zunächst liegenden klemm Orte Diuli und Thanba, die mit vielen ihrer Verwandten uns bei Diuli empfangen hatten, folgten dahin nach. Am folgenden Tage (den 29.) durchsetzten wir den Gagasfluß, durchzogen mehrere freundliche Dörfer bis zum Thal von Dora Hath. Man zeigte uns hier eine Menge kleiner Tempel in der Nähe einer Palmengruppe, die wahrscheinlich gepflanzt ist. Sie sollen von dem Rajah von Kathura vor 700 Jahren errichtet sein, welcher sich ein Jahr dort aushielt und an jedem Tage in diesem Jahre einen Tempel (Deval) vollendete. Es sind kleine thurmähnliche Gebäude verschiedener Höhe, vierseitig, oben pyramidenförmig zulaufend und mit einer knopfartigen Spitze verziert. Die Vorderseite enthält eine kleine Ocff-nung, die durch einen ganz kleinen von vier Säulen getragenen Portikus verdeckt wird. Ein weit ansehnlicheres Denkmal war ein Tempel von nicht unbedeutendem Umfange bei dem Dorfe Dora. Das halbeingestürzte Hauptgebäude ist vierseitig und mit ausgezeichneten Skulpturen geschmückt. Leider ist die Basis, welche Elephanten vorstellt, die dicht gedrängt die Köpft vorhalten, von mohamedanischen Zeloten sehr verstümmelt; über diesen war eine Reihe männlicher und weiblicher Fi- Dora, 203 guren, jedoch keine vielarmige darunter. Im Innern warm mehrere zertrümmerte Bildwerke in halberhabcncr Arbeit. Das alte Denkmal ist von einem Bntterbaumc (Lassiu dut^-aesa) überschattet, und von Palmcngruftpm (I^iato g^Ive^tris) umgeben; dicht daneben befindet sich eine schöne Quelle, durch einen unterirdischen fest gemauerten Gang bedeckt. ' Ein anderer Tempel, ein Vramamsches Heiligthum, welches jetzt noch von Priestern bewohnt wird, befindet sich nicht weit davon. Das bedeutendste seiner Gebäude'ist ein uralter Deval von bedeutender Höhe, ringsum von einem Gehöft mit roth und weiß gemalten Mauern eingeschlossen, an welches sich zwei kleine hölzerne Tcmpcl-hallcn anschließen. Es ist dem Mahadö von Kcdarnath geheiligt, weshalb viele Pilger, die den weiten Weg scheuen, ihre Wallfahrt hier beendigen. In den folgenden Tagen kamen wir, dem Laufe des Kotclal-thals, welches am Fuße des hohen Dun a Ghiri, eines breitrücki-gen, sanft abfallenden Verges, entspringt, folgend, durch eine ziemlich stäche von den fleißigen Einwohnern gut kultivirte Gegend. Die Vegetation war sehr einförmig; einige Balsaminen, Himbeeren, Vau-hinicn, und hin und wieder cm Wollbaum, warm das Einzige, was ich bemerkte. Wir setzten über den Namganga, mit welchem sich der Kotelal verbindet. Der erstgenannte Fluß ist etwa 80 Schritte breit, und sein mit Kiesclgeröll angefülltes Bett mag wohl die doppelte Weite haben. Wir sahen an seinen: Ufer Gruben, welche ein reichhaltiges Eisenerz zu Tage fördern; dicht daneben befinden sich auch die Schmelzhütten nahe beim Zusammenfluß des Kotclal mit dein Namganga. Man zeigte nns hohe Haufen von Schlacken und kleine Hccrde nicht größer als Kochstellen, in welchen das Erz ausgcschmol-zcn wird. Die Hütten daneben waren ganz kürzlich niedergebrannt; wir fanden dieselben noch glimmend. In einem dem Ramganga anfangs parallel laufenden Thalc, dein Katscherrithale, welches nur einen kleinen Vach, aber sehr schöne Wiesengründc enthielt und mit flachen, ziemlich kahlen Bergen eingeschlossen war, fanden wir ebenfalls Bergbau nahe bei einem kleinen, aus Etrohhüttm bestehenden Dorfe. 204 Bergbau, Wir hatten hicr Gelegenheit, das sehr unvollkommene Verfahren bei dem Ausschmelzen der Erze zu sehen. Ein paar Blasebälge mit angekittetem Mundstück führen von oben in eine roh aus Steinen zusammengesetzte kleine Grube, unter welcher sich ein vertiefter Raum befindet, der durch ein Zugloch mit ihr verbunden ist. In die obere Gmbc wird das zcrpochte Gestein, mit einer gleichen Menge Holzkohlen vermischt, hineingethan und in Gluth gebracht. Die Schlacken stießen durch das Zugloch ab, und das zum Schweißen gebrachte Eisen setzt sich in Klumpen zusammen, die abwechselnd herausgezogen und gehämmert werden. Man nennt die ganze Einbucht, welche das Thal schließt, Schi-molteke; der Paß etwa 5M^ höher als die Thalebene, der hicr von unS überstiegen wurde, heißt Ponduakhal. Hinter ihm gelangten wir wieder an das Flußbett des Ramganga, dem wir am linken Ufer oft in beträchtlicher Höhe über dem Flusse folgten. Eine Menge Pilger, meist Frauen, von Kedarnath kommend, begegneten uns hier; sie gaben sich für Vundclkundleute aus, und die Weiber waren alle in dunkelblaues Baumwollenzeug mit rothen Kanten und Verzierungen gekleidet. Die alten schrien uns an; die jungen stellte»: sich in eine Reihe, uns den Nucken zuwendend. Ein Wald von Rhododendron und verschiedenen Eichenarten nahm uns bald in seinen Schatten auf; auch einzelne Fichten zeigten sich wieder auf dem gegenüberliegenden Bcrgkaminc. Neben einem kleinen Dorfe, Agur, bei welchem wir wieder zum Fluß hinabstiegen, siel mir eine steile Felswand von grünblauem Gestein auf; drei verschiedene Schachtmünbungen und eine Menge Erz-stücke und Schlacken zeigten, daß hier eine Kupfergrube bearbeitet wurde. Der schone grüne Kupferschiefer wirb auf eine ganz ähnliche, einfache Weise behandelt wie das Eisenerz im Katschcrrithale. Das Erz wird nur einein Zusatz von zerklopftem Kalkstein durch Holzkohlen geschmolzen; die Schlacken werden jedoch hicr oben abgeschöpft, da der ganze Tiegel, wenn man das von unbehauenen Steinen cingeschlosscnc Loch von einem halben Fuß Durchmesser so nennen kann, kein Abzugsloch hat. Nur mit großer Schwierigkeit erlangte man es von den Hüt-tmleutcn, ihr Verfahren zu zeigen und einige Stücke des gc- Lusbl niton's Ban^alo. 20« wonnenen Metalls zu produeirm; denn sie fürchteten, wir wollten sie berauben. Gin sehr angenehmes Nachtquartier wurde uns nach diesem Tage (den 1. Juni) in dem Vangalo des Mr. Lushington zu Theil, welches auf einem schönen, stachen Nascngmnbe gelegen, mit seinem kleinen Garten mitten zwischen den waldbcwachsenm hohen Bergen sich reizend ausnahm. Die Gegend erinnerte lebhaft an manche Schweizerlandschaftcn, welches europäische Gepräge durch die zahlreichen, bei uns gewöhnlichen Zierpflanzen im Garten: Goldlack, Stiefmütterchen, Nelken, Rosen und Coreopsis noch täuschender wurde. Von hier aus wurden die Ufer des Namgauga so steil und hoch, daß wir nur selten den Fluß sahen; liebliche Vachthäler, mit schönen Farrenkräutern dicht überwachsen, oft durch Wasserfälle belebt, unterbrachen die Gleichförmigkeit des Weges, der meist durch einen dünngesäcten Wald von Eichen- und Birnbäumen mit Noscn und Verberitzcngebüsch führte. Im Grunde eines tiefen Querthals sali ich die ersten Kastanienbäumc OVo^nlll») in voller Blüthe, eben so hoch als die unsrigen, aber mit schmalem Blättern; auch Wallnußbäume kamen einzeln vor. Endlich lichtete sich der Wald, das Thal ward freier und in der Ferne zeigten sich unsere Zelte und dic Tempel von Adh badri unter hohen Maulbccrbäumen. Der Lagerplatz lag ungefähr 80' tiefer und ein lieblicher, kleiner Fluß, der Narang, der aber hier auch Abh badri naddi genannt wird, voll von Forellen und kleiner Wasserfälle floß dicht daneben hin. Wir folgten dein Thale dieses Flusses am andern Tage auswärts. Die Ufer nahmen bald an Höhe und Schroffheit zu; fast senkrecht sielen die Felswände von einer Höhe von 800' bis zum Grunde ab mit dürftiger Vegetation hoch oben. Hier verloren sich nach und nach die ruudcn, sanft ansteigenden Bergkuppcn nut den sorgfältig angebauten Kulturterrassen, wie wir sie bisher viel gesehen hatten; zum ersten Male zeigte sich cm großartiger Gcbirgscharakter. Das Gestein war ein schiesriger, oft auch in glatten Klippen anstehender Sandstein; an einzelnen Stellen zeigte sich Grauwackenschiefcr von dunkeler Farbe, auch wirklicher Tafelschio ftr, jedoch seltener. Nach Uebersteigung eines Hügels traten wir in 2W Dhunpnv. ein anderes Flußgebiet cm, in das Thal des Kursali naddi, welches anfangs dicht bewaldet war; weiter hinauf wand sich der Weg bald rechts bald links am Ufer fort, trepftenartig ansteigend. Besonders unbequem war cr bei dem Dorfe Kirsal. Die steil abfallenden Berge waren sehr kahl; nur einzelne Riesenbaume zeigten, welch ein Wald hier früher gestanden babcn muß, ehe ihn das Feuer vernichtete. Zwei Pässe, der Tillckannikhal und der Khonkalakhal wurden am 4. Juni überstiegen. Ehe wir die Höhe des ersten erreichten, veränderte sich die Vegetation merklich; der Wald wird dichter und dichter; Wallnuß, blühende Roßkastanien, Eichen, Weiden, und eine Art Maulbecrbäume bilden den hochstämmigen Baumschlag, Rosen das Untergebüsch. Der Khonkala-Paß ist noch etwa 5(w' höher und ohne Wald auf seinem höchsten Kamme. Welch eine schöne Aussicht hätte man hier haben müssen, wäre nicht die ganze Atmosphäre mit Dunst erfüllt gewesen. Wir erblickten nur in schwindelerregender Tieft das große Dorf Dhunpur; die Höhen waren verdeckt. Der Boden war mit schönen, blühenden Pflanzen bedeckt, Frauenschuh, eine blonde Anemone und Akelei viel zu sehen, und weiter hinab eine neue Art Erdbeeren, mit reichen Früchten von sehr angenehmem Geschmack, statt der indischen Erdbeere (I<>l^i-i^ inäi^i,) mit gelber Blüthe und geschmacklosen Früchten, welche ich bisher nur gefunden hatte. Wir erreichten auf furchtbar steilen, felsigen Wegen unsere Zelte, welche nahe bei Dhunpur aufgeschlagen waren, um elf Uhr. Das Dorf liegt sehr schön und besteht aus reinlichen, steinernen Gebäuden, die mit Schicfcrplatten gedeckt sind. Es war Niemand darin, weil, wie man sagte, die Bewohner ausgezogen waren, den Tokcdar oder Dorfschulzen zu verfolgen, welcher mit der ihm anvertrauten Kasse durchgegangen war; nach einen: andern Gerüchte hatte der To-kedar den Arbeitern bei dem Kupferbergwerke, welches den Hauptcr-wcrbszweig der Einwohner bildet, nicht mehr die volle Hälfte des Ertrags haben zahlen wollen, und diese hätten deshalb die Gruben verlassen. W9^., A U 8 H,«^.,.,..» « <>l,-««,,^< /!.,«/«,..v<. ^"^" ^^'«///« .,'.'/,? M.^y """/"' ^«« ' Dor Alacananda. 207 Ich besuchte cine dieser Gruben, deren Eingang durch eine natürliche Höhle mit vielfachen Verklüftungcn gebildet wurde. Man rutschte über eine schmale Brücke ohne Geländer, die über eine unergründliche Schlucht führte. Kicnsftähnc dienten zur Erleuchtung, durch welche eine Menge Fledermäuse und eine Art Cypsclus aufgeschreckt wurden. Der Stollen oder vielmehr ein Loch, etwas über einen Fuß im Durchmesser haltend, führte nun schräg abwärts; es war außerdem so kothig, daß ich es vorzog die weitere Untersuchung aufzugeben, als auf dem Bauche kriechend in diese cngen Gänge vorzudringen. Die Arbeiter sollen, auf dem Rücken liegend, mit einem Fäustel das erzhaltige Gestein losschlagen. Ein Ruhetag (der 5. Juni) in Dhunpur wurde zur Jagd benutzt, welche ein junges Moschuskalb und einen Dscherauhirsch lieferte. Unterdessen hatten sich auch die Dorfbewohner, durch Geschenke zutraulicher gemacht, in größerer Anzahl wieder ringcfundcn; doch hielt es schwer, die nöthige Zahl der Kulics zusammenzubringen. Nur durch die gewaltsamen Maaßregeln der fremden Budwaris wurde es möglich. Wir folgten von hier dem Flußthale des Dudegaon naddi, welcher weit« hinauf vor seiner Vereinigung bei dem Dorfe Sedoli mit einem andern kleinen Flusse der Sedolibach genannt wird. Viel Nadelholz, hochstämmiger Tarus besonders, zeigte sich hier auf den Berghohen. Die Ufer des Dudcgaon waren furchtbar wilde und steile Felsen von bedeutender Höhe, wir verließen sie vor dem Einfluß desselben in den Ala can an da, und folgten einem kleinen Flüßchcn mit starkem Gefalle, dem Djuleh, welcher sich ebenfalls in den Nla-eananba ergießt. Das Brausen dieses letzteren, welcher sein grau-gcbliches, trübes Wasser durch die cngen, hohen Ufer von schwarz-grauen Thonschieferfelsen hinbmchzwängt, hörte man schon aus großer Entfernung. Ein Sangho (Seilbrückc) führte hinüber, nicht weit von den: Dorfe Bamoth, welches am rechten Ufer des Flusses liegt. Diese im Gebirge überall gebräuchlichen Brücken bestehen aus zwei starken Grasscilen, welche straff über den Fluß von einem Ufer zum andern gespannt werden; an ihnen sind kurze fingerdicke Gmsscile fterpendi- 208 . Pokri, kulär aufgehängt, welche an ihren Enden Querstäbc tragen; über diese ist dann der Länge nach gespaltener Bambus gelegt, welcher die eigentliche Brücke bildet. Da die Breite derselben kaum einen Fuß beträgt und die Bambusstäbe durchaus keinen dichten Boden bilden, so darf man eben nicht an Schwindel leiben, wenn »nan hierüber gehen will. Die Pferde mußten durch den Strom schwimmen, indem man ihnen ein Seil um den Hals band und sie an das jenseitige Ufer hinüberzog. Sie kamen alle glücklich an, obwohl der Strom sehr reißend und wohl 150^ breit ist. Nicht weniger Schwierigkeit machte der Transport der Sachen und der Zelte, Wir selbst folgten zuletzt. Am jenseitigen Ufer stieg der Weg steil bergan, immer am Nandc der Felsen bleibend, welche hier aus reinem Sandsteine bestanden. Die Vegetation fing mit Palinen (I^oouix WimiN^) an, welche bis zur Höhe von UNX)/ hinauf vorkommen und schmackhafte, den Datteln ähnliche Früchte von dunkelblauer Farbe trugen. Wir wandten uns nach Nordost und gelangten in das Thal des Kunegarsiusscs, welches auf der einen Seite dichtes Waldgebüsch, auf der andern viel Kulturterrassen hat. Das rücksichtslose Abbrennen des Unterholzrs und Grases und Entrinden der großen Bäume hat auch hier den Wald schrecklich verheert. Auf dem höchsten Punkte fanden wir im Gebüsch eine Schaar Bhotialcute gelagert, welche von Niti kamen und einige Zentner Salz, auf Schaafe und Ziegen geladen, mit sich führten. Die Ziegen waren sehr große, starkknochige Thiere; jede tragt 12 Seer (24 Pfd.) m einem Quersackc, der wie ein Sattel über den Rücken gelegt wird, und schreitet mit dieser Last ganz munter vorwärts. Nicht weit von dem hochgelegenen Orte Pokri, der mit vielen Kupfcrgrubm umgeben ist, wurden wir von dem Pudwari und vielen weißgekleideten beuten empfangen. Ein Vangalo, auf der Spitze des Verges gelegen, gewährte ein angenehmes Unterkommen. Der heftige Regen nöthigte uns, einen Rasttag zu machen, ehe wir den hohen Paß, Sihalckhal, hinter dem Dorfe Matschkinda (Matschtanda) überstiegen. Oben war derselbe mit dem schönsten Walde von mächtigen, bemoosten Eichen, Tarusbäumen, schön grup- N!? 2, » a !j /I./«', /','./,««,//< /^ »,- v/. «^/<,./>/,' /.),».'/ >.<,,..'/<»«, >'^.».v ""MM^ ^.^IVftN"^"^ M'? A is 5 N ,>/.,,,.-, /,X"N./" «.,«, H.,,., ", 7,',/,. .l^^U' L,.. '/'„/<>,>/ N? Ä?« » v « Mi« .,„„ //„.v,,,'^., ,/lv,^,,^,/^ ^«W«l ,/^.,,'. ,,'j>f>^MM W//!.i/,,.' /,v,,,,,,^/«^, ,,^,t.<7,/.»,,,« Durithal, 209 ftirtcn Lorbeeren und Weiden bedeckt. Bainbns zeigte sich hier zum ersten Male im Gebirge; schöne Orchideen, ein wohlriechendes Poly-gonum und viele Erdbeeren bedeckten den üppig grünen Boden. Ein zweiter Paß, der Khallikhal oder Muckwakhal genannt (man findet gewöhnlich mehrfache Benennungen), den wir hinter dem Iau-menigharbache erreichten, machte durch die-schlüpfrigen, mit vermoderten: Laub bedeckten Wege die Uebcrstcigung sehr mühsam. Nur ein einziges, elendes Dorf Djude (Dude) lag am Wege, hinter welchem wir zum ersten Male von dein Lagerplatze bei Tschobeda die herrlichen, wcißglänzcndcn Schncespitzm des Kcdarnath erblickten, die vor dem dunkelblauen Himmel im Hintergründe ganz nah erschienen. Unsere Hindudicner versäumten hier nicht, die Erlaubniß zu benutzen, den drei Meilen weiter östlich gelegenen, heiligen Platz Tung-nath zu besuchen. Am folgenden Tage, am 11. Juni, erreichten nur nach sehr beschwerlichen, steilen Wegen am Ufer des Agas gang a den schönen Sccspicgel von Durithal, einem sehr hoch gelegenen Orte. Es zeigte sich, als wir den See umgangen hatten, ein Zelt unterhalb der Höhe des Kammes, vor welchem eine Gruppe rcichgeschmückter, in gelbe Seide gekleideter Leute saßen. Der Obcrpricstcr von Kedamath war dem Prinzen hierher entgegengekommen, ihn zu begrüßen, und ließ anfragen, ob und wie er ihm seine Aufwartung machen dürfe. Bald darauf kündigte eine schreckliche Musik von langen, posauncnartigen Blaseinstrumenten scmcnVcsuch im voraus an. Eine halbe Stunde später erschien er selbst, eil» schöner Mann in den besten Jahren, mit edlen Zügen, die ihn als einen Hindu von der reinsten Na<)c kenntlich machten; eine Menge Geschenke, bestehend in Vackwcrk, Zucker, Kaschmir-shawls, Yackschwänzcn, Moschus und einer Schale voll Rupien wurden von ihm ausgetheilt. Sein prachtvoller Aufzug stach sehr gegen unser einfaches Reisckostüm ab. Wir folgten ihm am andern Tage nach Okimuth, zuerst auf dem Kamine einer Vergrcihe hinabzichend, von wo man links das Thal des Agas, rechts das Thal des Kaliganga überblickte, letzteres 210 Okimutl). voll von Dörfern und Kultmterrassen. Ehe wir's dachten, lag Okl-muth vor uns im Thale. Gin großes viereckiges Gebäude mit einem Deval, in der Mitte des von Gallcrim eingeschlossenen Hofes enthalt die Wohnung des Oberpricstcrs. Er empfing uns am Thore, berührte den Hut des Prinzen wie zum Segen und führte uns über den Hof in eine offexe Halle, wo ein Diwan und zwei Stühle aufgestellt waren, auf denen wir Platz nahmen. Ehe die Unterhaltung begann, wurden einem Icden zwei Nohrstöckchcn überreicht, deren Enden mit Baumwolle bewickelt und in ein sehr angenehmes Parfüm, das mit Sandelöl gemischte, grüne Rosenöl, getaucht waren. Er sprach sehr hastig und lebhaft, und schien über das Gegengeschenk, welches er erhielt, einen Ring, sehr erfreut; feine Hände zitterten, als er denselben zu vielen andern an den kleinen Finger steckte. Veim Abschiede schien er ill Verlegenheit zu sein, ob er beim Gruße die Hand reichen sollte oder nicht. Mir fiel dabei Martabar Singh ein mit seinen herzlichen Umarmungen, von dem wir ganz kürzlich erfahren haben, daß er auf Veranlassung des Rajah ermordet sei. Wir setzten bald unsern Weg fort und erreichten unterhalb Oki-muth den wilden Kaliganga, der brausend und rauschend zwischen felsigen Ufern hinströmt. Ein sehr lockerer und heftig schwankender Sangho aus dünnen, mit Grasscilm verbundenen Nohrstäben führte in einer Höhe von 40 bis 50 ^ über seine wildesten Strudel hinüber. Bei Masta erreichten wir das Flußthal des Mundagri, den wir hinter Narangkote, einem heiligen Orte mit einem ansehnlichen Tempel, mittelst einer Brücke überschritten. Die erste Deodar-Eeder sah ich hier nahe bei einem kleinen Orte im Mundagrithale, sie war wahrscheinlich dahin gepflanzt. Unsere Reisegesellschaft wurde von hier ab durch einen Engländer Mr. Wilson vermehrt, welcher in diesen wilden Gebirgsgegenden von der Jagd der Moschusthierc lebt, die ihm viel Geld einbringt. Es war ein fast schwächlich aussehender Mann, dem man weder die Vcrgluft, noch das Iägcrlebm anmerkte, durchaus nicht der Nimrod, wie wir ihn uns vorgestellt hatten. Hinter Iilmilputam macht der Mundagri, hier ein wildes Bergwasser, eine starke Biegung; seine Ufer werden immer schroffer V" Z)° » >^ 0 « ,!/.,„<., ^»» ».//«,,,,.',, V,'//.,,,.,^„' M^ W.H""" ,^.!i,/^'^,> ^,-i.,., /,'//,^,'«^^' '/>./,.^^ ,,//„// ^..,.,^,< //.'//,./,. /1^ //„„,/, /'",/'.,'///' Gaurikund, " 21< und an vielen Stellen sind wohl über 1000'hohe, jäh abfallende Fclsenwändc. Bci seiner Krümmung nimmt er den Bassughi naddi auf. Hier sind auch die prachtvollen Wasserfalle desselben, von deren betäubendem Donner im engen Thale die Luft erzittert. Den untersten Sturz seines schäumenden Wassers schätze ich auf 150', welche es in mehreren Absähen mit furchtbarem Brausen himmter-schicßt. Weiter hinauf wurde der Weg, welcher stark bergan führte, immer schmaler und bestand bald nur aus Treppen, von denen man mit Grausen auf die in furchtbarer Tiefe brausenden Wellen des Vergstromes hinabsah. Das Thal ist ganz eng und die Gneuß-wändc desselben, unten zu schroff für jede Vegetation, sind nur oben auf den Kämmen mit Rhododendron, Bhanscheichcn und Fichten bewachsen. Wir zogen lange am rechten Ufer des Mundragi in bedeutender Hohe fort; endlich ging es wieder bergab, eine Viertelstunde noch und wir sahen die Tempel von Gaurikund vor uns, welche nicht weit vom Flußbette entfernt liegen. Eine Menge Pilger waren bci den heiligen Quellen dieses Orts versammelt, in welchen unter vielen Ceremonien gebadet wird. Ein Bassin von 12 Q/ mit drei Abstufungen fängt das Wasser der einen heißen Quelle (Toptakunb) auf, welches aus messingenen Ausläufern reichlich herabströmt. Wir sahen verschiedene seltsame Vadescenen. Das Wasser hat eine Wärme von 41,5" und verursachte den badenden Pilgern Schmerz auf der Haut; besonders schien eS vielen der Frauen zu heiß zu sein. Sie steckten abwechselnd einen Fuß um den andern hinein, ohne den Sprung zu wagen; selbst manche der Männer machten im Wasser eine klägliche Miene. Andere zeigten dagegen einen großen Hcldenmuth und stellten sich mitten unter den Sprudel der Quelle. Ein Fakir stieg hinein, ohne eine Mime zu verziehen; er blieb volle drei Minuten darin, rieb sich dann den ganzen Leib mit Asche ein, und kurze Zeit darauf sah man ihn wieder völlig nackt, wie er war, in der kühlen Abendluft an der Erbe hocken. Welche bcncidcnswerthe Haut! Ich ließ mich mit ihm in ein Gespräch ein über seine Lebensweise. Folgendes waren seine Worte: „Ich verließ Juggernaut!), Familie, Haus und Eigenthum und folgte den, Gottc, 14* 212 Gauriknnd. der mir eingab, hierher zu wandern. Zwanzig Jahre bin ich Fakir. Der Gott gab mir stets Alles, was ich brauchte. Der Gott machte auch, daß ich die Kälte nicht empfand, daß der Hunger mich nicht drückte; wenn ich krank war, machte er, baß ich nicht unterlag. Im Winter sollte mir Gott etwas gleich einem Mantel zusenden, etwas mich damit zu kleiden; wo nicht, so wird er nicht zugeben, daß ich der Kalte unterliege." Haben die Pilger es über sich vermocht, ihr dreimaliges Untern tauchen zu verrichten, so wird ihr Zeug im heiligen Wasser ausgewaschen unter fortwährendem Gebet. Dazwischen laufen Knaben und Männer an der Quelle ab und zu ohne alle Andacht, um sich ihre Füße zu waschen, oder andere Sachen zu reinigen; Flintcnläufe und Leuchter wurden darin abgespült; dennoch wollte man nur nicht erlauben, hinabzusteigen und die Temperatur der heiligen Quelle zu messen. Sie entspringt etwa 15 Schritte vom Mundagri und das Waffer stießt aus dem Bassin dem Strome zu; dort bildet es einen heißen Sumpf an seinem Ufer, in welchem trotz der Temperatur von 36" die Nesseln und der Ampfer vortrefflich gedeihen. Sechzig Schritt von ihr und etwas weiter vom Ufer ab befindet sich die zweite kalte Quelle, Gaurikund genannt. Ihre Temperatur beträgt 17,7«; das Wasser enthält kohlensaures Gisen in stärkerer Beimischung als das der heißen Quelle. Auch in ihrem Bassin wird von den Pilgern gebadet. Am 16. Juni erreichten wir das Ziel der Pilgerwallfahrt, den Tcmpclort Kcdarnath, berühmt schon seit Jahrtausenden wegen seiner Heiligkeit. Dort soll der heilige Leib des Wischnu liegen, nachdem er von bm fünf Pardik's oder heiligen Brüdern in der Form eines Stiers angegriffen und getödtet worden. Wir hatten von Gaurikund noch 5>0tt gercn Scitenhügcl vor den einschließenden Bergwänden an icder Seite des Thales sind wahrscheinlich nur durch Schneeschurren aufgcthürmte Schutthaufen. Sie gaben dem Thal einen höchst eigenthümlichen Charakter. Wir blieben die Nacht oben; es wurde während derselben empfindlich kalt, so daß gegen Morgen das Thermometer nur '»,5« zeigte. Gegen 8 Uhr (am 18. Juni) kehrten wir auf demselben Wege zurück; doch wandten wir uns vor Iilmilputam südwestlich und gelangten durch einen schönen Eichenwald auf einen hohen Bcrgvorsprung, von dem wir eine prachtvolle Aussicht auf die Kedarnathgmppe hatten. Die Schnee- und Baumgrenze unterschied sich sehr scharf. Uns gegenüber, durch ein kleines Flußthal geschieden, lag der hübsche Ort Tir-jougi, bei welchem ein ganz vortrefflicher Lagerplatz ausgewählt war. Nach langer Berathung, auf welche Weise wir weiter kommen und in das Gebiet des Rajah von Ghmwal eintreten würden, da keine Kulies vorhanden waren, wandten wir uns mit Beibehaltung der bisherigen zuerst nordwestlich und traten unmittelbar in den Wald ein. Hin und wieder fanden sich noch einzelne Strecken, wo in dem halbnicdcrgebrannten Walde der als Getreide benutzte Fuchsschwanz (^niki'antlius (^tmß-etieus) ill die Asche gesäet war. Weite mit Farrcnkraut bedeckte Abhänge wechselten mit solchen kultivirtcn Feldern und hochstämmigem Walde ab. Der Weg mit glatten Wurzeln und Laube bedeckt war sehr unbequem zu steigen; bis zum Paß hinauf, der Tsorikhal genannt wird, nahm die Bewaldung an Fülle der Vegetation immer zu und hinderte oben alle Aussicht. Links am Wege war eine große Tigerfallc angelegt, d. h. eine tiefe Grube mit einem aus schweren Bäumen zusammengefügten Fallgatter, welches obenein noch mit Steinen beschwert ist. Eine Stütze wird daruntergestellt, wie bei einer Mausefalle, und an diese, welche mittelst kleiner Hölzer sehr leicht beweglich ist, in der Grube eitle lebendige Ziege 216 Tirjougl. befestigt. Die Falle klappt zu, sobald der Tiger an der erwürgten Ziege reißt, um sie fortzutragen. Was die Eingeborenen hier Tiger (Scher) nennen, sind jedoch meist Leoparden. Ein zweiter noch höherer Paß folgte auf den ersten, und nach diesem noch drei andere Bergrücken, ehe wir mitten in der Wildniß auf einem engen, unheimlichen, von dichtem Waldgcbüsch umgebenen Platze die Ruinen eines Bangalo erreichten. Moos und Farrenkräu-ter von den zierlichsten Formen bedeckten den Boden, Alles vom Regen triefend. Von hier fingen die Bäume schon an krüppclhaft zu werden, die Eichen hörten auf, Birken und Rhododendron nahmen ihre Stelle ein. Nie warm uns die im Norden liegenden Vergriesen so himmelhoch erschienen als an diesem Punkte, wo ein weites Thal zu unsern Füßen lag. Wie krystallene Eispalläste ragten sie in die Luft, rechts der Pik von Badrinath mit glatten Schneeabhängen, links der Kedamath, unser alter Bekannter. Scharf zeichnen sich die Gipfel gegen den blauen Himmel ab, und es ist schwer zu sagen, welcher von ihnen der schönste sei. Zwei Schneebettcn, an ihren Rändern mit schönen hcllrosenrothen Aurikeln und schwefelgelben Primeln von lieblichem Geruch eingefaßt, waren zu überschreiten, dann gelangten wir über eine steile Wand von Glimmerschiefer, der durch Verwitterung an der Oberfläche seifenartig geworden war, aufwärts kletternd zum höchsten der Pässe. Noch einmal zeigten sich hier die prächtigen Berggipfel des hohen Himalaya!), aber nur auf einen Augenblick; im nächsten Moment ragten nur noch glänzende Eisspitzen über die dicken Wolkenwände hervor, so unermeßlich hoch, daß man sie für eine Luftspiegelung gehalten haben würde, hatte man nicht vorher die ganze Kette vom Grunde auf vor Augen gehabt. Wir wanderten auf dem Kamme dieses Passes wohl zwei Stunden lang fort, als sich endlich unsere Zelte in südwestlicher Richtung auf einem fernen Bergrücken zeigten. Pilgerdenffteine und ein Fakir am Wege zeigten, daß wir auf der Pilgcrstraße nach Gangotri uns befanden; auch war der Weg eben und breit und führte uns durch ein liebliches Thal mit grünem Eichenwalde bald unserm Rastorte Pauali Danda zu. Des Rajah Kulics warteten unser. Eine Pauali Danda. 2t? Revision des Gepäcks, das Rcftarirm der Kisten, Ablehnen der bisherigen Träger und Beamten machte einen Rasttag nöthig. Auch die Pferde wurden von hier als unnütz, da die fernern Wege zum Theil nur zu Fuß zurückgelegt werden konnten, auf einem anderen Wege nach Simlah vorausgeschickt. Morgen geht es von hier weiter den Gangcsqucllen zu. Wir gehen zunächst zum Flußthal des Bil-lang hinab, weil der obere Weg (upper ronw), für den zuerst entschieden war, keine Brücken haben soll. — 218 Neunter Dries. Die Kulies. — 'Abreise l'oii Paxali Daüda, — Oowcmne, — D«> Neisbau, — Kcdamlhal, — GewaU. — Moschusthielfallen, — Die Leoparden, — Flußbett des Bhale Oanga. — Pinnan, — Dei Pah ,Nus. — Nadelholzwälder. — Thal ties Nhassirathi (Ganges). — Seilbrncke, — Bithari. — i,'ager am God!) - Gad!). — Wasserfälle des Bhagirathi, — Brücke, — Sulhi. — Erster ssc^er-wald, — Dherali, — Zusammenfluß des Djanevi »nd Bhagirachi, -- Moschusthiere, — Dei Mo> »Hlfasan, — Flußbett des Bhagirathi, — Oaugotri, — Der Tempel. — Rückweg, — Aussicht auf die SchüM'iks, -^ Die Nilnngbrücke, — Das Dors Mukba. — Häoser deffclbcu. — Bimcnsiöcke, — AckerkultlU-, — Die Amloscn. ^ Vl?rbc«it!,»g zur Abreise, Mukba am Nhagirathi, den 7. Juli 1843. Wir kommm nun immer tiefer in das Gebirge, und immer schwerer hält rs, die nöthige Anzahl der Träger zm Fortschaffung dcs Gepäcks und der Zelte zu finden. Die Dörfer sind sehr klein und sehr weit von einander, und die unerbittliche Strenge, mit welcher die armen Leute von ihren Pudwaris oder Bczirksbcamten zu unserem Dienste gepreßt werden, ist oft schauderschaft. Der Trägerlohn ist sehr gering; ohne offenbare Gewalt würde man nicht einen einzigen Mann bekommen; denn sie haben alle ihre Felder oder ihr Gewerbe, von denen sie nur durch die Zwangsmaaßregeln des Pudwaris und seiner Tschaprassis (eine Art bewaffneter Unterbeamten) fortgetrieben werden können. So zwingt uns die Nothwendigkeit, ohne Rücksicht diese armen Leute unter den schweren Lasten des Gepäcks die Berge hinausteuchm zu sehn. Die Zahl der Kulies ist jetzt von 74, mit denen wir von Namrthal auszogen, auf die Hälfte zusammmgeschmol- Die Kuli es. 249 zen, und doch hält es schwer dm hinreichenden Proviant in einem so armen Lande herbeizuschaffen, obwohl die Leute äußerst mäßig leben und mit ein oder zwei Handevoll Gersten- oder Waizenmehl einen ganzen Tag bei schwerer Arbeit aushalten. Der Proviant wird auf Schaafcn, die jedes einen kleinen Sattel tragen, fortgeschafft. Natürlich kann einem so schwachen Thiere keine große Last aufgebürdet werden; die Ladung beträgt höchstens 18 bis 20 Pfund. Im Gebiete des Rajah von Ghurwal hatte sich das seltsame Gerücht unter dem Volke verbreitet, dem Prinzen zögen 3N00 Mann Soldaten voraus, überall würde geplündert und verbrannt. Nur mit Mühe wollte man sich oft überzeugen, daß das Plündernde Kriegs-hccr und der goldene Hofstaat aus wenigen einfach gekleideten Reisenden, die zu Fuße einher gingen, und den Gepäckträgern bestand. Leider ist die Gesellschaft durch die Zurücklassung des Leibdicncrs des Prinzen, welcher wahrscheinlich durch die heiße Luft der Thäler choleraähnliche Anfalle bekam, um ein tüchtiges Mitglied vermindert. Statt seiner begleitet unS der Engländer Mr. Wilson, der Jäger, welcher alle Schliche und Stege im Gebirge kennt und auch in der Sprache der Pahari oder Bergbewohner bewandert ist, welche selbst unser Interpret nicht versteht. Wir verließen den Rastort bei Pauali Danda am 21. Juni. Es war sehr naß und kalt (8,3«) und hcrbstartiger Nebel versteckte jede Aussicht, als wir in das Thal des B illangflusses hinabstiegen. Unten im Thale liegt das Dorf Gowannc, welches aus zwei kleineren, Mutcgaon und Mullegaon (uppsr anä lo^ver) besteht; unsere Zelte waren dicht daneben auf einem kleinen, isolirten Hügel, um welchen sich der Fluß mit einer starken Krümmung donnernd und tosend herumzieht, aufgeschlagen. Bei dem Orte ist viel Reisbau. Der junge Reis, eben erst umgepflanzt und in zierlichen Schncckcn-linien oder im Zickzack auf den Feldern geordnet, giebt diesen das Ansehen von Gartenanlagrn im holländischen Geschmack. Im ganzen Thal des Gowannabbi fiel mir diese seltsame Art der Rciskultur auf. Der Reis sah sehr schön sammtgrün aus; es ist die Art, welche Vafmutti genannt und in der Ebene sehr hoch geschäht wird. Die Felder liegen tief in einem alten Flußbette, und in wenig Tagen ist 22N w l, wanne, die Zeit, wo man dm Fluß, indem sein Hauptarm abgedämmt wird, zwingt, die jungen Reiskulturm zu überströmen. Der Reis ist hier die zweite Erndtc; Gerste und Walzen waren schon eingebracht und die Stoppeln sammt den Wurzeln ausgezogen und verbrannt. In den Stcinblöckm von grauem Gncuß sah man hin und wieder große Höhlungen auf der obern, flachen Seite. Sie dienen dazu den Reis, wenn er reif ist, durch Ausklopfen zu enthülsen. Eine sehr schwankende, gebrechliche Brücke führte über den Fluß, welche wir am anderen Tage passirtcn. Der Weg von dort aus war wegen der steilen Thalwand, die mit großen Felsblöckcn bedeckt und mit Erlen, Nasen und Weinreben bewachsen war, sehr beschwerlich. ES ging immer steil bergan bis zur Paßhöhe des Ke-darakhal, welcher hoch über der Baumgrenze lag. Oft konnte man auf den durch Regen eingeweichten schwarzen, lehmigen Abhängen nur auf Händen und Füßen sich fortbewegen. Meine Messung ergab für den Gipfel des Passes eine senkrechte Erhebung von 10,5,80'. Auf dein jenseitigen AbHange begann die Vegetation mit Rhododendron (M. campanulatuin); dann folgte ein dichter Wald von Ahorn mit Unterholz von Rhamnusbüschm, und einer Art Birnbaum (Popftemull) mit sehr großen, herzförmigen, in der Mitte zusammengefalteten Blättern, was dein Baume ein höchst seltsames Alisehn giebt. Eine Art Bambus reicht bis an die Baumgrenze hinauf. Abwechselnd kamen wir mitten im Walde auch durch einzelne Plänen, die ganz mit hohen Kräutern bewachsen waren; Sauerampfer, Knöterich, Taubnessel und Doldengewächse waren die vorherrschenden Pflanzen, aber von so üppigen: Wuchst, daß man kaum mit dem Kopfe darüber hinaussah. Diese Felder waren öfter über eine halbe Stunde lang. Weiter unten begannen unermeßliche Erdbeerfclder, und zuletzt mußte ein dichter Wald von Bambusrohr passirt werden, ehe die^Kulturfelder des kleinen Dorfes Gcwali, mit Tabak, Gurken und verschiedenen Hirscarten bestellt, sich zeigten. Das tiefe Thal des Vhaleganga wurde am 25. Juni überschritten, hinter ihm ein waldiger Paß, dessen Namen wir nicht erfahren konnten. Es giebt hier viel Bären und anderes Wild. Wir sahen einen Kcdaralhal. 221 Mann ohne Nase, der von der schwarzen, hier lebenden Värcnatt so verstümmelt war. Einige Moschusthierfallen waren dicht am Wege angelegt. Sie bcstchn nur aus cincm niedergebogenen jungen Baume, dessen Spitze zwischen zwei Stückchen Holz am Bodm so festgekeilt wird, daß er bei der leisesten Berührung in die Höhe schnellt. Eine starke Schlinge ist daran befestigt, und alles wohl mit Laub verdeckt. An beiden Seiten werden Hecken dicht in cinandcrgestochten, welche nur einen schmalen Weg freilassen. So wie ein Moschusthier beim Vorübergehen die Keile berührt, schnellt dcr Baum mit der Schlinge in die Hohe. Auch Monolfasanc und selbst Leoparden sollen sich darin fangen. Diese letzteren, von denen das Land voll ist, obwohl man höchst selten mehr als ihre Spuren sieht, haben wunderliche Eigenheiten. Sie scheinen die durch Menschen betretenen Wege zu lieben, und durchfurchen die Rinde der daran stehenden Bäume, besonders des liKoclocleiKli'un ^i-doi-ouin, mit ihren Krallen nach allen Richtungen. Man sieht gewöhnlich fünf Striche neben einander gezogen, von denen die in der Mitte immer etwas höher anfangen als die übrigen, was nicht der Fall sein würde, rührte die Spur von einem Baren her. Sie scheinen vorzugsweise Bäume mit weicher Nindc sich auszusuchen; denn jeder einigermaßen dicke Stamm des Baum-rhododmdrons war mit diesen Furchen an allen Seiten bedeckt. Nach cincm angestrengten Marsche von sieben Stunden, bei welchem wir auf einem wiescnähnlichcn Plateau, an zwei kleinen Seen, Mussamag und Mussarinagin, vorbeikamen, gelangten wir zum Flußbette des zweiten V h alegang a, die letzte Strecke meist rutschend, und gleitend; denn die Bambusstöckc und das Laub dcr Vhansch-eichc machten den lemigen Weg fast ungangbar. Man mußte sich von einem Bambusstock zum andern mit den Händen forthelfen. Der Vhaleganga, welcher sich mit dem Strome gleichen Namens bei dem großen Dorfe Kathur vereinigt, ist nur zehn bis zwölf Schritte breit, aber furchtbar reißend und so tief cingeschmtten, daß das Thal fast dunkel erschien unter dein prächtigen Laubschmuck des umgebenen Waldes von Ahorn, Eschen, Weißbuchen und Wallnußbaumm. ^nter den Eichcnartm zeichnet sich die Moruciche durch ihre dicken, kugelrunden Früchte, von der Größe eines kleinen Apfels, aus, die 222 Das Pillgaouthal. grau oder braunroth von Farbe sind, und auf einem sehr stachen Näpfchen sitzen, welches nicht mit der Eichel abfallt. Unterhalb des Dorfes Pinnari (es wurde auch Pinsari oder Pinnaucr genannt, je nachdem man verschiedene Leute fragte) fanden wir im Schatten schöner Wallnußbäume unsern Lagerplatz. Die Bäume hingen voll reifer Nüsse, die aber so hart und so schwer aus der Schale zu bringen sind, daß man sie wenig achtet. Sie sind kugelrund und springen beim Zerschlagen in vier Stücke. Es soll jedoch noch eine Art mit dünnschaligen Früchten geben, die kultivirt wirb. Der Menschenschlag ist hier wie in Gcwali, groß und stark; die Männer mit starken schwarzen Bärten, in weiten Röcken und Hosen von brauner Wolle; Weiber ließen sich nicht sehen. Die Häuser des Dorfes, welche weiter am Berge hinauf lagen, waren reinlich und nett aus Stein gebaut, mit hölzernen Treppen auswendig und einer gepflasterten Tenne vor dem Eingänge. Rothe Amaranthftlder umgeben das Dörfchen. Wir überstiegen von hier aus zunächst einen Paß von 40,50tV Höhe und traten in das Pelangthal, ein tiefes Ncbcnthal des Pill-gaonthalcs, cm. Der Weg ging im dichten Walde fort, in welchem mir ein gewaltiger Hasclnußbaum, von der Dicke einer Eiche, merkwürdig erschien. Bald erreichten wir den reißenden Pillgaonstuß selbst, wo man eben mit dem Bau einer Brücke fertig geworden war, einer solchen nämlich, wie sie hier im Gebirge gebräuchlich sind. Ueber die reißendste Stelle des Flusses waren drei Baumstämme gelegt, ein Geländer fehlte, und dabei schwankten die langen Bäume in der Mitte auf eine höchst unangenehme Weise. Am 28. Juni erblickten wir zuerst von einer hohen Vcrgkante jenseit des 10,700 ' hohen Passes Kus das Gangesthal mit den Dörfern Reithal, darunter Malle und Bithari, südwestlich Siutschi, Gcrsolli und noch einige andere auf einem großen AbHange am rechten Ufer des Ganges gelegen, der ganz baumlos erschien. Desto dichter und schöner war der Wald, den wir beim Hcrabsteigen durchzogen. Hier begann das Nadelholz vorzuherrschm, und es zeigten sich Bäume von unglaublicher Stärke und Höhe darunter; eine Mo- Der Bhaqirarhi. 223 rindatanne (^.dies ^inarmv), die sechs Fuß im Durchmesser und wohl 200' Höhe hatte, ein Tanlsbaum hatte 5 Fuß in der Dicke. Tiefer untm fängt die Roitanne (I^sa Normäa) an, die ebenfalls einen ungeheuren Umfang erreicht. Selbst die Spiraen und ein Xylosteum, welche zwischen dem Laubwalds vorkommen, werden hier baumartig. Die Rottanne ist unserer Rothtanne sehr ähnlich; sie hat sehr dünne und spitze, einen halben Zoll lange Nadeln, und ihre Aeste stehen in einem rechten Winkel vom Stamme ab, während die der Morinda herabhängen. Die letztere hat zweizeilige Nabeln von zwei Zoll Lange, oberhalb glänzend dunkelgrün. Der Wald wurde lichter; bald begann wieder die Region des Bambusrohres, und das Rauschen des Wassers kündigte die Nähe des heiligen Stromes an, obwohl wir uns noch einige tausend Fuß über ihm befanden und ihn noch nicht sehen konnten. Die letzte steile Strecke bis zu seinem Ufer war mit hartem, langen Grase- bewachsen, auf dem man beständig ausglitt und in Gefahr war, unaufhaltsam am schroffen Abhang hinunter zu gleiten. Im Flußthal des Bha-girathi, wie der Ganges hier genannt wird, war eine durchaus verschiedene Vegetation. Alle schroffen Klippen sind von Weinreben umschlungen; dichtes Gebüsch von Amantiacccn, Berberitzen, Cissus und Himbeeren mit grauen, wohlschmeckenden Früchten steht dazwischen. Ein einfaches Seil von dünnen Bambus streifen geflochten und quer über den etwa 50 Schritt breiten Strom gespannt, dient als Brücke. Auf diesem Seile ruht ein krummes Holz, an dessen Enden man mittelst eines Stricks um die Mitte des Leibes festgebunden wird. Nun bekommt man ein Zeichen, sich mit Händen und Füßen an den: Seile hinüberzuwinden, was im Anfang ziemlich rasch geht, weil man bergab fährt, am jenseitigen Ufer aber um so schwieriger wird, so daß man alle Kräfte aufbieten muß, um das Ende des Seils und das feste Land zu erreichen. Es dauerte fünf Stunden, bis auf diesem Wege alle unsere Effekten hinübergeschafft waren. Unsere Zcltc wurden am jenseitigen Ufer, welches weder sehr hoch noch ^'l ist, aufgeschlagen, und wir hatten trotz der bedeutenden Wärme doch cine ziemlich ungestörte Nachtruhe, da die Stechfliegen ((^erato- 224 Bithari. poZttn) in weit geringerer Anzahl vorhanden waren, als auf dm früheren Stationen, wo man ihretwegen kein Auge schließen konnte. Die Flußufer des Bhagirathi bestanden hier aus einer weißen Mischung von Feldspat!) und Quarz mit schwarzein Glimmer durchzogen; an der Stelle, wo das Seil hinübergezogen ist, treten 2 große Felsblöckc in den Fluß hinein und verengen das Bett desselben. Das Wasser braust und brandet dagegen wie die Wellen am Meeresufer. Cine seltsame Färbung des Flußwassers war mir hier besonders auffallend. Es erscheint nämlich opalisircnd, vielleicht von den fcingcschlämmten Glimmcrblättchcn, die darin schweben. Eine neue Schaar Kulies war hier angeworben, die sich diesmal sehr willig zeigten, weil ihnen ein Tikcdar gestattet war, d. h. ein Mann, der sie beaufsichtigt, führt und in ihren Rechten unterstützt; dennoch dauerte es am folgenden Morgen (den 29. Juni) sehr lange, chc wir uns in Gang setzten. Der Weg war steil, aber nach Möglichkeit gut angelegt. Den meisten Aufenthalt veranlaßten verschiedene kleine Flüsse und Bächlcin, deren ersten wir bei dein Dorfe Bithari unterhalb Neithal passirtcn, weil wir ihretwegen von den hohen Felsen auf trcppenartigen Pfaden oft IWl)^ tief hinabklettcrn und eben so hoch wieder hinaufsteigen mußten, noch dazu in der brennendsten Sonnenhitze. Lämmergeier und schwarze Krähen umkreisten uns; sonst gab es weder an Pflanzen noch an Thieren viel zu sehen. Dürre, verkümmerte Kiefern (I>inu8 lon^itolia), einzeln stehend, ohne Schatten, dienten nur dazu, den Weg durch ihre abgefallenen Nabeln glatt und schlüpfrig zu machen; einzelne kleine Primeln, der weiße Cype-rus, einige Farrcn und dürres, langes Gras war die Flora der mit Erde bedeckten Abhänge. Dic Felsen zu beiden Seiten des Ganges fallen schroff ab; man sieht nur wenig Dörfer in seiner Nähe, weil die meisten höher hinauf liegen. An einzelnen Stellen zeigte sich die Schichtung des Gesteins an dem gegenüber liegenden Ufer in gerade entgegengesetzter Richtung als am diesseitigen; auch die Farbe war verschieden, hier schwarz und dort weiß. Nach fast fünfstündigem Marsche erreichten wir unsern Rastort an dem Flüßchm Godh-Gadh. Oberhalb lag das Dorf Tiarri, Der Vhagirathi. 223 welches Hodgson Tewarri nennt. Der Fluß Uar (bei Hodgson unrichtig Saar genannt) strömt von dort herab dem Ganges zu, und ein kleiner See, Brnal oder Nagh geheißen, liegt zwei Stunden von drin Orte entfernt. Der Weg am Gangcsufcr hin blieb sich auch am folgenden Tage (den 30. Juni) ziemlich gleich; Abhänge, mit Rhododendron und Tschilkiefern (I^nn8 lon^itolia), Bambus und Indigoferen bewachsen, wechselten mit steilen, tief eingeschnittenm Flußthälern. Unten am Ganges selbst waren die Felsen mit einer kletternden Feigenart bekleidet; das Flußbett lag voll fortgerissener Tannenstämme. Weiter hinauf kündigte uns ein dumpfes Brausen in der Ferne die Wasserfalle des Ganges an. Mit Mühe kletterten wir über das Geröll zum Strome herab, um sie in der Nähe zu sehn. Es sind mehrere hintereinander. Der erste stürzt in einer Breite von 80' etwa 16^ tief herab, an der linken Seite weniger steil; aber der Wasscr-sturz prallt dort gegen einen unter dem Wasserspiegel liegenden Felsen und hebt sich als eine breite Wassersäule hoch in die Luft. Der zweite Fall ist etwas tiefer, der dritte am tiefsten, wohl 30'. Alles ist in Dunst und den feinzerthciltm Regen der herabstürzenden, don< nerndm Nassermassc gehüllt, und der Boden zittert. Mehrere Strom-schnellen und Fälle von geringerer Höhe lagen höher hinauf, wo der Strom, von den Felsen auf eine Breite von 20' zusammengedrängt, sich mit furchtbarer Gewalt einen Weg bahnt. Die Musik des tobenden und rauschenden Flusses, welche uns von hier an beständig begleitete, hatte den Einfluß, daß man nur in lautschreicnbem Tone mit einander reden konnte; in der Nacht ließ mich trotz der Müdigkeit sein Donnern und Brausen, in unserem gewöhnlich dicht am Fluß aufgeschlagenen Zelte, oft nicht zum Schlafen kommen. Nahe vor dem nächsten Lagerplätze führte uns eine Brücke aus über den Strom gelegten Baumstämmen an das linke Ufer hinüber, Wo wir in einer kleinen Ebene ein halb zerstörtes Vangalo fanden. Hohe Granitwände und Gcröllbänke, die der Fluß durchbrochen hat,, machten uns bei der Fortsetzung unsers Weges am l. Juli viel zu schaffen. An einer Stelle, wo wir das Flußbett selbst erreichten, sahen wir eine steile Felswand von 1000' Höhe, welche durch die 226 Der Bhagirathi. darüber hcrabstießenden, kalkhaltigen Qucllcn in ihrer ganzen Ausdeh-nung bis unten hin mit gclbwcißcm Kalksinter überzogen war. Herabgestürzte Blöcke von Tuff übcr ^' dick, lagen im Flußsande; das Wasser der Quellen, welches in viele Kaskaden zertheilt, herabkommt, schmeckte herbe und schwach nach Kohlensäure. Vine Zeitlang zog sich der frischrcparirte Weg dicht am Flusse hin; er war so locker, daß er an einzelnen Stellen unter uns einstürzte, und sührte zu einer Balkenbrücke über den W Schritt breiten Fluß, die sehr morsch und wie immer ohne Gelander war, mir indessen angenehmer als das einfache Seil erschien; denn man gewöhnt sich an das Schwanken der langen Bäume und den Anblick des tiefen Abgrundes zu den Füßen leichter, als an die verzweifelte ^age, in welche man bei dem Hinübcrrutschen übcr eine Scilbrücke eingezwängt wird. Dicht hinter der Vereinigung des Goldsand führenden Lune-gadhstusses mit dein Bhagirathi, hat man Schutthaufen eines ungeheuren Felscncinsturzes zu passircn, welcher vor acht Jahren stattgefunden hat. Große, 10 — 20' dicke Blöcke sind bis zu 300' über dem Flußbette aufgethürmt. Der Weg hinüber ist ein schweres Stück Arbeit; man hat fast senkrechte Wände zu erklettern, und an manchen Stellen, wo der glatte Fels keinen Halt bietet, sind lange, schmale Dielen von Ccdernholz, mit ihren Gilden auf Pfähle gestützt, an der Seite desselben entlang gelegt. Ein Wäldchen aus Weiden, Pappeln, Maulbeerbäumcn, Ulmen und einzelnen Roitannen, hin und wieder durch kletternde Weinranlen geschmückt, begleitete uns bis zu dem AbHange hin, an welchem das Dorf Sukhi liegt. Weiter hinauf brannte die Sonne sehr; nur hin und wieder gaben schön gruppirtc Wallnuß-und Aprikostnbäumc Schatten, ehe wir die mit Amaranth und Waizen bestellten Felder erreichten. Das Dorf war wie ausgcstorben; wir sahen nur einzelne Männer, welche mit Strickkörbchm am Arme Wolle spannen, und häßliche Weiber mit dickem Turban in schmutzig braunen Wolljacken und Hosen. Der Lagerplatz war in der Mitte des Dorfes, welches aus etwa dreißig wohlgebauten hölzernen Häusern besteht. Manche derselben hatten zwei bis drei niedrige Stockwerke; die Fenster sind nur kleine Löcher, Dherali. 227 und die Dächer bestehen, wir im Wallis, aus derben Planken. Das Baumaterial liefern meistens die vom Fluß hcrabgcschwemmten Deo-darcedern. Gin Baum mit cingehauencn Stufen führt zum ersten Stockwerk, wo man durch eine Thür, gerade hoch genug, um gebückt hindurch zu kriechen, in das Haufttgemach gelangt. Dunkle Schlaf-zinnner und Vorrathskammern sind daneben. Jenseit des netten Dörfchens Dschalla unterhalb Purali begann der erste Wald von Dcobarcedern (O.äru8 Oeoaai-«.). (5^ >var zum Theil niedergebrannt, doch fanden sich noch viele herrliche Vänme. Es ist das schönste Nadelholz, was man sehen kann, mächtige, kerzen-grade Stämme oft von 1A^ Höhe und einzelne bis zu 40^ Umfang. Die Aeste stehen in regelmäßigen Absätzen und breiten sich dachförmig aus. Sie sind mit aufrechtstehenden Zapfen besetzt. Ihre Nadeln, welche den Boden dicht bedecken, ersticken alle Vegetation. Der breite Seancgadh (Sian) und der größte aller Nebenflüsse, der Gumti, endlich ber Hcrsil c (Hursil) wurden auf schwankenden Cedcrbrücken überschritten; hinter diesem letztem auch der Ganges selbst. Hier hörte der Ccdernwald aus und wurde durch die Roitannen ersetzt. Der Wald wurde lichter und bald zeigte sich das DorfDHerali, fast zu gleicher Zeit mit dein gegenüberliegenden Mukba an der schroffen Thalwand. Nach vierstündigem Marsche erreichten wir das erstere. Ein Thurm, aus sechs Stockwerken bestehend, diente als Festung, wie man sagt, gegen die Schafräubcrhorden für das Dorf, welches aus netten Schwcizcrhäuschcn besteht. Oberhalb desselben mußte ein hoher Vcrgkamm von Granit überstiegen werden; dann begann der Cederwald wieder. Selbst an den schroff aufgcthürmten, mauerähnlichen Uferwändcn des Flusses wurzelten hie und da einzelne Ccbern. Ein Sangho fübrt von hier auf den Nilungwcg über den Vha-airathi, etwa 70 ^ hoch über dem Wasser schwebend. Man nennt hier auch die Holzbrücke so, deren wir vier Stunden weiter wieder eine andere über den Bhairogathi, den rechten Zufluß des Djanevi (Djahnavi) zu überschreiten hatten. Ein Baum mit cin-Üchauenen Stufen führt hinab zu einigen platten Felsblöcken am Uftr-rande des tosenden Flusses, der kaum zwanzig Fuß breit zwischen den 228 Der Bhagirathi, schroffen Felsen sich hindurchdrängt; zwei andere Bäume, durch dar-übergclegte unbehauene Holzstücke verbunden, bilden eine sehr holprige Brücke, die sich noch dazu schief nach der einen Seite gesenkt hat. Durch die Lücken derselben sieht man 60 ^ tief den Strom unter sich. Dicht neben der Brücke liegt an der Felswand ein ovaler Stein, etwa 1 ^ lang und roth angemalt. Das ist der Leib des Gottes, der als Bhairam verehrt wird. Unser Lagerplatz, wenn gleich etwas unbequem gelegen, gewahrte eine prachtvolle Aussicht in das wilde, zerrissene, von zertrümmerten Felsen bedeckte Thal und den Zusammenfluß des Vhagirathi und Dja-nevi. Die beiden Flüsse vereinigen sich gerade zu unsern Füßen; einer scheint den andern mit seinen wilden Wellen himvcgdrängen zu wollen. Es war eine schauerlich wilde Gegend. Ihr entsprach der Weg, der über die Brücke hinaus im Zickzack bald auf schwindelerregenden Treppen, bald auf Brettern, die über die Klüfte und Abgründe gelegt waren, uns zur Höhe hinaufführte. Wir kreuzten den Fuß des Dckani Pik, welcher wieder den schönsten Cederwald trug. Hier liegt das Hciligthum des Bhairam, der als Gott des Flusses verehrt wird, von aufgerichteten Steinhaufen und Fahnen oder vielmehr Lappen, die an Stöcke gebunden, aufgestellt werden, umgeben. Auch unser alter, vom Najah mitgegebener Simundur, ließ die Gelegenheit nicht ungenutzt, seine Frömmigkeit durch Aufstellung einer Fahne an den Tag zu legen. Hin und wieder war ein starker Moschusgcruch bemerkbar, die Fährtc der Moschusthierc bezeichnend. Sie sollen hier in Menge sein; denn das Moschusthier ist ein Waldthicr, welches die Klippm und Felsen liebt. Der Cedcrwald ist recht eigentlich seine Heimath. Auch frische Spuren von Varen zeigten sich häusig; diese scheinen ziemlich friedliche Thiere zu sein, die vorzüglich von den Schoten der Leguminoftn und im Herbste von Vaumftüchten leben. Auch die Heuschrecken, welche auf die Schncefelder niederfallen, suchen sie begierig auf. Von Vögeln war außer einer Art Nebhuhn und dem Monalfa-sane wenig zu sehen. Der letztere ist ein prachtvoller Vogel von der Größe eines kleinen Truthahns mit dunkelblau und grün metallisch G a n ^ >,' t r i. 229 glänzendem Gefieder. Man hört nicht selten sein gackerndes Geschrei, wenn cr aufstiegt, und sieht den blendenden Glanz seiner Fcdem durch die Zweige der Cedcrn hindurchschcincn. Jeder Ort, jeder offene Platz, jeder Steg hat hier seinen Namen, der im Munde der Pilger lebt. Man zeigte uns einen wüsten Trümmerhaufen an einer Stelle, wo früher ein Dorf gelegen haben soll. Gin Bergsturz hat es verschüttet und spurlos vertilgt. Mehrere kleine Flüsse strömen vom linken Ufer in den Ganges, der Siurigadh, der Miamgadh und der Buddigaddi, ehe man den letzten und größcsten vor Gangotri, den Kedarganga, erreicht. Der Vhagimthi selbst wird immer mehr in die Felsen eingeengt; vorher wohl noch 80^ breit, mußte er sich hier hin und wieder durch ein schroff eingeschnittencs Flußbett von 12^ Breite hindurchwinden. An einer Stelle war er durch Fclsblöckc überbrückt, dicht neben einer hohen Schneewanb, die nie fortschmilzt. Zuweilen ist cr unter den Schnecbetten versteckt. Nahe vor Gangotri wirb er wieder breiter, strömt aber dessen ungeachtet mit einer furchtbaren Heftigkeit, und Wälzt beständig mit dumpfem Donner große Steine und Felsblöckc in seinem Bette fort. Wir hatten fast sein Niveau erreicht, als wir den niedrigen Tempel von Gangotri vor uns sahen. Die wilden, tiefen Fclsen-kcsscl lagen hinter uns; allerdings waren auch hier die das Thal begrenzenden Felswände noch steil und hoch genug und mit spitzen Zacken und Kronen versehen, allein doch zum großen Theil mit Birken und Ccbern bewachsen; und die Hauptsache, der erhaben schöne Hintergrund der weißen Schncespitzen fehlte, weil ihn die Thalwändc verdeckten. Es stellt bei weitem nicht das furchtbare Bild der Verwüstung vor die Augen, wie die unendlichen Massen der mannigfaltig geform-tm Schnecpiks, die wir auf dem Wege gesehen hatten, und die alle erschienen, als wären sie erst eben aus der bildenden Hand einer ungeheuren, vulkanischen Kraft hervorgegangen. Diese schroffen Eis-nadcln oder runden Kcgelformen, diese dünngcschliffmen, überhängenden Krystallwändc mit messerscharfen Kanten auf breiten Unterlagen ruhend, die Burgen und Festen mit tausend Zinnen, die wir tiefer 230 Gangotri. unten, wo die höheren Bäume aushören und das Rhododendron beginnt, jenseit des Flusses so nahe und klar vor uns hatten, daß die Grenze des ewigen Schnees wie eine weiße Decke erschien, die in vielen Zipfeln und Ausläusern sich in die Waldregion hineinzog; der dunkele Cedcnvald, welcher Alles unihüllte, was nicht dürre Klippe ist, von breiten kahlen Streifen durchzogen, welche wie eine Riesen-spur bis zum Fluß hinabgehn, den Alles zerstörenden und zertrümmernden Sturz einer Lawine andeutend; der brausende Strom in der Tiefe mit seinen zahlreichen Stromschnellen und schäumenden Wasserfällen: Alles dieses fehlte hier. Genug man mußte sich cingestchen, daß man von Gangotri mehr erwartet hatte, als zwei halbzerfallene Bretterhäuschen, cm Temftclchen und ein paar vom Sturm zerzauste alte Cedern zu sehen. Von Aussicht war nicht die Ncde. Der Tempel, ein steinernes Häuschen ohne allen äußeren Schmuck, hat kaum vierzig Schritt im Umfange mit seiner ganzen Ummauerung. Fakire hocken rund umher unter den vielen überhangenden Klippen. Cinige dicke Cedern, Pappeln und Birken stehen nahe am Tempel. Um in das Innere desselben eingelassen zu werden, muß man im Flusse baden. Das Wasser des Ganges hat hier nur !l, 2« Wärme und war mir zu kühl, um diese Ceremonie des Untertauchcns mitzumachen, auch soll im Tempel außer einem kleinen silbernen Bilde der Ganga und einigen rohen Steinbildern nichts zu sehen sein. Der Schiva, der Bhairam und die Ganga sind die Götter, denen das Heiligthum geweiht ist; Ganes wird nur nebenbei verehrt. Es ist für die Priester ein einträgliches Geschäft hier den Dienst am Tempel zu verwalten; gegenwärtig stand ihm der nämliche alte Priester vor, welcher seit Dherali uns begleitet, da der Rajah diesen Dienst seiner Familie zum Geschenk gemacht hat. Am 6. Juli stiegen wir wieder bergab von schönem heitern Wetter begünstigt. Diesem hatten wir cs zu danken, daß wir im Nord-Ost die himmelhohen Viszackcn des Rudruh himaleh, den man hier auch Sitpurikanta nennt, und weiter gen Süden, als der erste bei Weitem höhere unsern Augen entschwunden war, dm glatten, scharfkantigen Udagrikanta erblickten. Dieser muß der Ironsidcpeak Hodgsons sein; er erhebt sich als ein einziger glatter, Nlllnlgbrlickc. 23, schroffer Eiskamm in dic Luft. Writer gegen Südwcst zeigte sich durch die Schlucht am Miamkanta ein glatter, abgerundeter, wunderschön klarer Schneepik an allen Seiten nut Gletschcrwällen bedeckt. Leider verschwand er bald nneder hinter andorn näher liegenden Höhen. Emm durchaus isolirten, kastellartigen Vergkegel nahe a>n Dckanipik nannte inan uns als dm Vhairain jump. Der Weg ging wieder über dic gefährliche Brücke von Bhairain-gath. Wir warfen von einer hohen Klippe noch einen Blick auf den Djaneviganga (Iahni auch Iahbi genannt) und scineln brausenden Nachbar an ihrem Zusammenflüsse, um auf längere Zeit dem Donnern und Brausen der wilden Brrgwasser Lebewohl zu sagen. Nach anderthalb Stunden waren wir an dem AbHange, über den die Nilungbrücke gelegt ist; der Strom ist^hier etwa 30 Schritt breit und zwischen senkrechten Ufern eingeengt; die Brücke, aus drei sehr dünnen Balken angelegt, führt in einer Höhe von 70' über bm Wasserspiegel hinüber. Auf der andern Seite windet sich der Weg steil in die Höhe, und man gelangt bald zu einem hölzernen Thore, welches den Pilgern, die von Dschalla und Mukba kommen, andeutet, daß dieses der Weg nach Gangotri sei. Der nördlich ziehende Weg führt nach Tübct. Auf einer Strecke, wo wir aus dein Ccdemwalde ins Freie kamen, hatten wir wieder eine prächtige Aussicht auf die Piks des hohen Himalaya!) nach allen Seiten, den Udagrikanta, den Ru-druhimalch, und einen vielleicht mit dem Moira identischen Bergkegel, dann in der Richtung von Dhcrali über die Uferhöhen hinweg den Tschurikanta"). Der letztere ist nicht sehr spitz, sondern sieht dickbäuchig aus, sein Gipfel wie eine Schlafmützc. Bis in die Nähe von Mukba blieb das Gestein reiner Granit, dort erst erschien wieder schiefnges Gestein, meist sehr verwittert. Kleine Bäche, deren klares Wasser in schönen Kaskaden vom Felsenkamme herunterstürzte, lieferte zum ersten Male wieder ein langent-bchrtcs, reines Trinkwasscr; denn das Wasser des Bhagirathi war *) Nicht Srikanta, wie auf VcrAuis' Karte steht. 232 Mukba, gar nicht zu genießen, und das des Iahdi war zwar ein wenig besser, aber sehr schwer zu bekommen. Im Dorfe selbst auf einer sonnigen, mit Steinen gerasterten Terrasse waren die Zelte aufgeschlagen. Solche Plätze, die als Dreschtenne dienen, finden sich gewöhnlich in der Mitte der Dörfer und haben das Ansehen von Marktplätzen. Man nennt sie Djoka oder Patang. Des Abends versammeln sich dort die Einwohner, es werden Tänze aufgeführt und gesungen. Eine Menge hübscher, kleiner Kinder von sanfter Physionomie spielten vor den Häusern; die Frauen sahen dagegen in ihren dicken Turbanen und plumpen, steifen Wolljacken abscheulich häßlich aus. Die Männer mit stattlichen Bärten und hochgewachsen habeu ein kriegerisches Ansthn; ihre Mützen mit steifen Spitzen gleichen einem mazedonischen Helme, und der unbiegsame dicke Wollstoff ihrer Kleidung einer Rüstung. , Es sind hier viele solche Häuser, welche Hodgson fünfstöckig nennt; man könnte ihnen eben so gut zehn oder zwölf Stockwerk zuschreiben; denn sie sind von einer bedeutenden Anzahl qucrübereinan-bergelcgtcr Balken gebaut, deren Zwischcnraumc mit Steinen ausgemauert sind. Zwischen je zwei Querbalken befindet sich eine schmale Spalte, als einziger Zugang für das Licht. Die beiden oberen Stockwerke sind diejenigen, welche die Wohnzimmer enthalten; hier sieht man zuweilen ein paar Fenstcrchen, wie an einem Taubenhausc. Auch ist wohl die dem Eingänge gegenüberliegende Seite mit Balkons geschmückt. Bei manchem dieser Thurmhäuschen läuft eine Gallene rund umher dicht unter dem Dache, welches ziemlich flach aus glatten Bretter»: zusammengesetzt ist, über deren Fugen dreikantige Leisten liegen, damit der Nrgcn nicht eindringen kann. Da keine Träger und Ständer beim Bau angewendet werden, so hat man bei hohen Häusern der größcrn Festigkeit wegen im obern Theil hölzerne Klammern angelegt, die über drei bis vier Querbalken fortlaufen und sie zusammenhalten. Schornsteine sah ich nirgend. Das Erdgeschoß, gewöhnlich von dem breitern, ersten Stockwerk überbaut, enthält die Viehställe und den Bienenstand. Dieser nimmt die eine Seite des Hauses eilt, an welcher die Fenster zugemauert sind bis auf die Flug- Mutt'a. 233 löchcr für die Bienen, welche sich mn untern Rande derselben befinden. Sonst ist Alles mit Kuhmist zugeschmiert. Der Eingang zu demselben ist an der entgegengesetzten Seite, und es hielt sehr schwer, ehe mir der Eintritt gestattet wurde, da man fürchtete, ich möchte den Honig in Beschlag nehmen. Ich fand eine 3' hohe, völlig finstere Kammer, in welcher ans einer hölzernen Unterlage die Bienenkörbe, aus vier Brettern zusammengesetzte Röhren, ruhen, vorn mit den Fluglöchern verbunden, nach dem dunkeln Raume zu offen. Will man dm Honig ausnchincn, was im Juli oder August geschieht, so wird Kuhmist im dunkeln Kämmerchen angezündet, dessen Ranch die Bienen aus den Fluglöchern hinaustreibt; sie kehren indessen bald zurück und bauen von Neuem. Neben den Wohnhäusern stehen ganz kleine viereckige, hölzerne Hauschen, kaum 6^ lang und eben so hoch, mit drei Pfählen vor dein Eingänge. Diese dienen als Vormthskmnmern, ihre Thüren Werden mit einem großen sichelförmigen Stück Eisen, das anstatt eines Schlüssels dient, geöffnet und verschlossen. Die Kultur des Bodens war die in der ganzen Gegend am oberen Gangeslauf gewöhnliche. Von dem Cederwaldc wird ein Stück niedergebrannt, und so auf die einfachste Weise in urbaren Boden verwandelt. Die mächtigen Baumstämme widerstehen freilich vermöge ihrer Dicke der gänzlichen Vemichtnng durch das Feuer, und der Landmann giebt sich auch keine weitere Mühe sie wegzuräumen, sondern säet an ihre Wurzeln'eine Art rothen Fuchsschwanz, dessen Blätter als Gemüse (Lal Sag) und dessen Samen als Mehl zum Brote (Martsche) dienen. Die Kornerndte (Gerste oder Waizen) ist hier oben erst im Beginn, und man kann keine zweite mehr machen, oder doch nur in ganz ausgezeichnetem Boden. Reis kommt nicht mehr fort, dagegen werden drei verschiedene Arten Hirse (Kaoni und Kodhe) gebaut. Als Fruchtbäume werden viel Aprikosenbäume angepflanzt, und M der Regel liegen die Dörfer in der Mitte eines Aftrikosenwäldchens; doch ist das nicht der bei uns eultivirte, sondern der wilde Aftrikosen-baun,, welcher gerade das umgekehrte Verhältniß seines Wuchses zu der Größe seiner Früchte zeigt. Die Bäume sind hoch und stark wie 234 Mukba, Apfelbäume, zuwcilm .^ dick, die Früchte dagegen sind, obwohl sehr zahlreich, nicht größer als Kirschen. W giebt auch eine zweite Art, die weiter unten bei Rcithai wächst; diese trägt Früchte von der Größe einer kleinen Pflaume, welche eine ganz glatte Haut haben. Der Pfirsichbaum wächst ebenfalls hier überall wild und trägt ähnliche Früchte, klein, aber von angenehmen, säuerlichen! Geschmack. Es wurden hier in Mukba alle Vorbereitungen getroffen zur Fortsetzung unserer Nrise über den nächsten Grenzpaß, den Nilung, nach Tübet. Proviston von Mehl und Neis und Lastschase zum Transport derselben sind eingehandelt, und die hinreichende Zahl von Ku-lics in Accord genommen. Gs heißt freilich, der Hauptmandarin des Bezirks, den wir zunächst berühren werden, habe Befehl ertheilt, die Brücken in der Umgegend der ersten Dörfer abzubrechen; allein solchen Gerüchten schenken wn keinen Glauben. Bis jetzt hat man uns überall gern aufgenommen, diejenigen Dörfer vielleicht abgerechnet, wo der geringen Einwohnerzahl wegen die Beitreibung der Kulics zur Erndtezeit sehr drückend war; sonst waren die Leute überall erfreut, etwas zu verdienen und dabei ihre Neugicrdc zu befriedigen, indem sie so fremdartige, nie gesehene Gestalten unterwegs recht mit Muße betrachten konnten. 238 Zehnter Dries. Verzögerung der Abreise, — Unmöglichkeit nach Tül,. — Wilde Schaft, — Das Tl'al des Gumti. ^ Lchnecdctte». -^ Schlechter Lagerplatz. — Die Quelle des Gumtl, - Echneefelder, - Die Bergkrautlieit, — Der Lama ,ff,,g,n'as!, - Mefährlicker We>i vo,u Passe, ^ Dl' S»mba, — Gletscher an« Baspaflusse. ^ i^ao BasviNdal. Oie Geröllwäuln' und ^teiuichurren, ^ Da? sau,. — Schöuer H^ald, ^angla, - Der W!,ttdiav und scl,l Sl'hu, ^ Die Mcl'e!cyl>„dev, — Dns Tutledschtbal, ^l»^i. ..... Baran,,, ^ ^avineuschütte, ^ Die Ne^^afilfcr, — Puari, -- Lamatcmpel, — Oesa„a der Vau>a'i>, Eeillnücte, — v«l'„gi, — Teiuvel. — Der lsch>,'val. — ,nvli, __Scltsan>er ssischlcicy. — l^r^ftc l>cdcr, Dii' Dalftrasze, - Weiutraul^euhaudel uach Hunlah, — Die Muhlcu, ^ Der Ba>!>ia>V', - ^empe! und ^sckopal. Tschini, den 28. Juli 4848. Unsere Abreist von Mukba zögerte sich durch schändliche Intriguen von einem Tage zum andern hin. Der Proviant wurde nicht geliefert, die Kulies wurden widerspenstig und erklärten zuletzt offen, sie würde»! nicht nach Nilung gehen. W entstand im ganzen Dorfe cin förmlicher Aufruhr. Man sprach von Verträgen, nach welchen kein Fremder den Paß überschreiten dürfe; es hieß auch, der Rajal) habe strengen Befehl gegeben, Niemand über die Grenze zu lassen. Genug es fanden sich so viele Hindernisse, daß Sr. Königl. Hoheit sich endlich entschloß, über einen der Gebirgspässe nach Kunaucr zu gehm, statt über den Nilungpaß in Tübet einzudringen und auf ei-Ncm Wege durch dies Land Kunauer zu besuchen. Wer hätte geglaubt, daß unser Begleiter Wilson bei diesem är- 23ft Das Htlsilcthal. gerlichcn Handel seine Hand im Spiele hatte und, während er offen unsere Partei nahm, hinter unserem Rücken heimlich unserm Absichten entgegen wirkte. Er wurde sogleich abgedankt. In höchster Entrüstung verließen wir am 11, Juni das Dorf nach mancherlei Schwierigfeiten und Unterhandlungen mit den Kulies. Der Tindal wurde verabschiedet, dann wieder angenommen und abermals seiner Unverschämtheit wegen abgesetzt. Endlich um ein Uhr war der Zug in Bewegung; aber schon nach Verlauf von anderthalb Stunden an einem Rastorte im Hersilethal wollte Niemand weiter gehn. Wir hatten unterdessen durch Spione erfahren, daß zwei Hauptlcutc aus Mukba und der verabschiedete Tindal (Kulieaufseher) beabsichtigten, uns unsere Kulirs sämmtlich abspenstig zu machen und zum Ausreißcn in der Nacht zu bewegen. Die drei kamen auch richtig zwei Stunden später heran, und wir sahen, wie sie einem Kulic nach dem andern winkten, um ihr hinterlistiges Vorhaben auszusi'ch, ren. Durch ein rasches Einschreiten von unserer Seite wurde indessen der Plan gänzlich zerstört; die beiden Hauptleutc aus dem Dorfe entflohen, aber der Tindal wurde ergriffen und windelweich geschlagen. Er gab die besten Worte und gestand den ganzen schändlicheil Plan ein. Da uns seine Begleitung von großen« Nutzen sein konnte, so behielten wir ihn bei uns; doch wurde er an den ersten Abenden stets mit Stricken angebunden, um seiner sicher zu sein. Um auch den Kulies alle Möglichkeit zum Entlaufen zu nehmen, wurde in der Dunkelheit noch die Brücke über den Hcrsilcfluß, den wir am Tage passirt hatten, abgebrochen, so daß jeder Rückweg abgeschnitten war. Am andern Tage (den 12. Juni) fand sich auch richtig die volle Zahl derselben zusammen und wir legten an diesem Tage eine bedeutende Strecke zurück. Ein böser Berg machte uns gleich zu Anfang viel zu thun, den wir ersteigen mußten, um in das Thal des Gumti zu gelangen. Die Ccdcrn bedeckten als dichter Wald den ganzen Ostabhang des steilen Bergrückens, weiter oben auf dem Kamme kamen wir über die Region der Ecdern hinaus. Der Wald wurde lichter und große Grasftächcn mit Eldbeerm und Cheiranthus vermischt, bedeckten den Boden. Beide Kämme, welche den Hcrsilc begränzen, sind von gleicher Höhe, nur M ^. ,^ ,.../. ///../, /.^„//,'»7.,/>«,", ,!,,»,« /»/,v, Das cNumtitlial, 237 baß auf drin linken Ufcr die Ccdernwaldung dichter erscheint. Der Weg führte schräg am Abhänge hinab nördlich in das gleichlaufende Thal des Gumti. Dicht unter dem Kamme hörten auf dieser Seite die Ccdcrn ganz auf, und die Birke (Butsch oder Voj) begann zuerst einzeln, mit Philadelphia, Roitanncn und verschiedenen Himbeerartcn gemischt, dann in großen Massen, welche zuletzt einen dichten Wald bildeten. Das Ansehen dieses Baumes ist viel schöner als das unserer Birke-, denn selbst die alten Stamme, deren ich jedoch keinen über 1^ dick gefunden habe, behalten ihre weißc Rinde, wenn auch rissig und spröde. Sie erscheint immer weiß und bei den jungen Bäumen fast silberfarbig. Das Blatt ist viel dicker und runder, und die Spitze kürzer als an den Blättern der europaischen Birke. Die Rinde, Butschputtc genannt, wird benutzt, mn darauf zu schreiben. Man gewinnt dieses Schreibmaterial auf eine sehr einfache Weift, indem man an dem glatten, astlosen Stamme eines halbwüchsigen Baumes einen Längsschnitt macht und mit Vorsicht die einzelnen Lagen der dünnen Rinde abzieht. Sechs bis sieben derselben sind brauchbar, doch sind die äußeren die besten, weil sie weißer gebleicht und dünner sind, Man erhält auf diese Weise Stücke von drei Fuß Quadratfläche. Wir zogen nun am linken Ufcr des Gumti bergan, einc Menge von kleinen Bächen überschreitend, die alle sehr reißend waren. Viel glatte Geröllwändc von verwittertem Granit erschwerten das Steigen sehr. Wir sahen von einer derselben zum letzten Male den Ganges; dann wurde der Wald wieder dichter und der Boden ebener. Haselnußbäume, von 3 bis H/ im Durchmesser waren nebst den Birken die vorherrschenden Waldbäumc. Die erstem werden hier Schcroli genannt und tragen kurze, wenig zugespitzte, dickschaaligc Nüsse. Man sah Spuren der reichen Nußerndten, welche die Bergbewohner hier gehalten hatten. Ginc Art Wachholder (Tarn), aus dessen Beeren ein berauschendes Getränk bereitet wird, bilden das Unterholz. Nachdem wir eines der größeren Nebenthaler verfolgt hatten, machten wir auf einer Wiese mit dichtem, 2 ^ hohem Grase, einein reizend schönen Platze, Vankara genannt, Halt. Doch genügte dieser Ruheort noch nicht. Man verließ den lieblichen Schatten der Birken und stieg in das Thal des But tu Gadh hinab. Es ist ein 23« Fulal Darn. reißender Fluß voll Gerölle. Sein eiskaltes Wasser spülte uns beim Durchwaten bis an die Knie. Dicht hinter ihm erreichten wir oberhalb einer steilen Geröllwand die Region der Alpmwicscn, welche mit hohem Grase und schönen Dolbcnpflanzen bedeckt waren. Eine derselben lEiallach) war von äußerst gewürzhaftem Gerüche. Ihr saftiger Stengel wird gegessen und schmeckt sehr angenehm. Nnscr Rastplatz wurde endlich auf einer hoch gelegenen Berg-wiese oberhalb der Baumgrenze aufgeschlagen, die hier jedoch erst in einer Höhe von 8000^ der Alpenvegetation Platz macht. Rings um unsere Zelte lag ein wahrer Blumengarten, prächtige Anemonen, Potentillen, Weidenroscn, Lilien, Astern, und etwas höher auf dem Felsen der schöne himmelblaue Alpcnmohn des Himalaya!). Ein hoher sanft ansteigender Bergrücken, von welchem eine Menge Quellen und Bäche hcrabrieselten, begrenzte den Wiesengrund, der Fulal Daru genannt wurde. Kaum waren wir angekommen, als sich aus dem von der Sonne beleuchteten Berge, an dessem Fuße wir lagerten, eine große Heerde wilder Schaafe (Bharal), wohl 80 Köpfe stark, sehen ließ. Sie sprangen sehr munter umher. Es waren einzelne Widder darunter mit gewaltigein Gehörne. Nicht lange darauf bemerkten wir noch eine zweite etwas kleinere Hcerdc, noch höher am Bergrücken weidend. Sie schienen durchaus nicht scheu und ließen die Jäger nahe herankommen. Leider wurde keines erlegt und der Knall der Schüsse, den sie wohl noch nie in ihrer Wildniß gehört haben mochten, machte die ganze Hecrde flüchtig; rasch wie der Wind waren sie hinter dem Kamme verschwunden. Diese Thiere, nach denen ich mich bisher vergeblich umgeschaut hatte, leben nahe der Grenze des ewigen Schnees und kommen nur zu Zeiten tiefer herab. Sie haben eine sehr dichte, rothbraunc, vor der Brust schwarzzottige Wolle und gerollte Hörner, die bei den alten Männchen weit zur Seite abstehen. Der Prinz erzählte mir, daß er eins der Schaafe, welches ein Junges bei sich hatte, die entsetzlichsten Sprünge habe machen sehen, um einen Adler, der einen Angriff auf das Lamm machte, zu verjagen. Wir waren hur von, Wetter sehr begünstigt; die Lust war klar, Daß («um tit Hal, , 2.W und hell sahen wir nach Sonnenuntergang die Gipfel der Eisberge glühen; doch wurde es bald empfindlich kühl. Die Thmnometcrmessung ergab für diesen Platz eine absolute Höhe von 11/27-2 cngl. Fuß. Morgens dm 13. Juli brachen wir bei starkein Nebel und kühler Luft (5,8") auf. Kahle, mit schlüpfrigem Grase bewachsene Bergrücken und steil abfallende Alpenwicsen, an denen man seitwärts hinabstieg, ermüdeten sehr; dabei war der Nebel so stark, daß die Kulies sich von einander verloren, und löste sich zuletzt in einen feinen Regen auf, der den ganzen Tag anhielt und die Beschwerlichkeit, im nassen, hohen Grase oder auf dem glatten Thonboden fortzukommen, außerordentlich erhöhte. Wir kletterten an den Gcröltwänden hinauf und herab, und hatten dabei die vielen Nebenflüsse deö Gumti, den wlr nmner zur linken Hand behielten, zu durchwaten, weil nie Stege oder auch nur Baume, sie herzustellen, vorhanden waren. Das Wasser derselben war eiskalt und oft so reißend, daß man Mühe hatte, sich im Strome auf den Füsien zu erhalten. Endlich erreichten wir, einen steilen Abhang aus bröcklichtcm Thon und Granittrümmer hinabgleitend, das erste Schncebctte, welches den Gumti stundenweit bedeckt. Wir gingen hinüber und eine Zeitlang am rechten Ufer auf dem Schnee fort. Die Schncebrücken der Nebenflüsse, welche wir eingestürzt fanden, nöthigten uns jedoch bald wieder auf das andere Ufer zurückzukehren; dort wand sich der Weg, nachdem wir einige Vergwiesen durchschritten hatten, an einem felsigen Abhänge in die Höhe. Man glitt beständig auf dem nassen Grase zurück und es dauerte wohl eine Stunde, ebe wir auf halber Höhe eine scharf überhangende Granitwand fanden, die, obwohl der Nauin sehr beschränkt war, doch "nen geringen Schutz gegen den eisigkalten Regen gewahrte. Wir '«achten Halt. Die nackten Kulüs kauerten um uns her, vor Kälte Eiternd und zähneklappernd. Doch war es nicht möglich, auf diesem N"umc von W Q/ mit den Kulies und dem Gepäcke zu übernachten, ^um Zcltaufschlagen war hier durchaus kein hinreichender Platz, und '" der Umgegend kein Fleck, der einer Ebene nur im Entferntesten ^lch, lauter schroffe Abhänge und Klippen. 2W Das Onmtitbal. Der Graf O. war indessen ausgegangen, einen bessern Lagerplatz zu suchen. Ilnmer kalter und schneidender wurde der Wind, unsere Glieder erstarrten, und immer kam noch keine Botschaft von dem Auffinden eines Zeltplatzes. Fast eine ganze Stunde verging in der schrecklichsten Unbehaglichkeit, ehe einer der Führer zurückkam, der uns zu dem endlich aufgefundenen Platze leiten sollte. Es war fast dunkel vor dichtem Negcn. Wir stolperten dein Führer nach an beschwerlichen Geröllwänden hin, so steis vor Kälte, daß, wenn man ausglitt, es säst unmöglich war, sich wieder aufzu--richten. Kaum konnte man den Stock mit den erstarrten Handen festhalten. Endlich erreichten wir den zum Rastplatz ausgewählten Ort, einen etwas weniger steilen Abhang an dem tiefen Thale des Quell ^ slusses vom Gumti. Die Zelte wurden aufgeschlagen, so gut es gehen wollte; doch floß der Ncgm überall durch. Ehe die Betten mit Hülse großer Steine aufgerichtet waren, vergingen wiederum anderthalb Stunden, und man war immer noch nicht von den nassen Kleidern befreit. An Herstellung eines behaglichen Aufenthalts war sür diese Nacht nicht zu denken; denn das mitgenommene Holz war naß geworden und wollte nicht brennen. Endlich nach vielen vergeblichen Anstrengungen flackerte ein kleines Feuer auf, auf welchem wir selbst unsere Schokolade kochten, da der Koch vor Kälte krank und unfähig zur Arbeit war. Doch vermochte sie eben so wenig als der in Menge genossene Branntwein vollkommen die natürliche Wärme des Körpers wiederherzustellen. Kaum war ich im Stande, die Höhmmcssung mit dem Thermometer zu machen. Sie ergab 11,719 ^ senkrechte Erhebung über dem Meere. Die Nacht verging nicht auf die angenehmste Weise. Endlich dämmerte der Morgen und der Ncgcn ließ nach. Wir sahen, daß wir uns am rechten Ufer eines großen, durch Schneelagcr überbrückten Flusses befanden. Gs war der mittlere Quellstuß des Gumti; der rechte Zufluß desselben kommt von den Schnee-Seen (Snow lakes). Auch dort führt em Weg hinüber; doch wurde er nicht gewählt, weil er der weitere und unbequemere sein soll. Was diese Snow lakes Die Q»ollc» des Gumti, 241 eigentlich sind, darüber konnte ich nichts Bestimmtes erfahren; vielleicht versäumten wir viel, indem wir sie nicht besuchten. Ein heiterer Tag mit einem in dieser Höhe sehr angenehmen Sonnenscheine begünstigte die Ueberstcigung des Pasfes, den wir vor uns hatten. Bald erreichten wir die Schnccbrückc des reißenden Flusses und stiegen von da beständig bergauf über kahle Geröllfelbcr, die vorherrschend aus einem von Eisen gefärbten Thonschiefcrgestcin bestanden, welches reichlich mit Quarz- und Granitstücken gemengt war. Für Pflanzen fand sich nur noch an den zahlreichen Bachricsel-stellcn ein wenig Erdreich. Dort standen gelbe, niedrige Potmtillen und Ranunkeln; Moose lind gelbe Flechten mit schwarzem Rande überfleideten die Steine. Kein lebendiges Wesen war hier in dieser todten Wüste zu sehen, kein Vogel.belebte mit seiner Stimme diese einsamen, öden Geröll-flachen. Nur einzelne Käfer sah ich stiegen, aber ihr eintöniges Summen verschwand bald in der tonlosen Lust und ließ um so stärker den Eindruck der Abgeschiedenheit empfinden. Schon nach einstündigem Marsche kamen wir an das erste breite Schnccfeld; hinter demselben war ein Geröllhügel zu üwrsteigcn, von welchem man einen Ucberblick über das durchwanderte weite Thal hatte. Rechts und links lagen schmutzige Glctschcrmasscn, die mit einer Menge Thon- und Steinbrockm bedeckt waren. Nun traten wir in ein weites, glänzendes Schnccfcld ein. Es War an vielen Stellen so weich, daß wir bis an die Knie hineinsanken, ein sehr ermüdender Marsch. Die Trümmerhaufen eines eingestürzten Felsens erschienen wie eine Oase, in welcher wir ausruhen konnten, um frische Kräfte zu sammeln. Der Nebenfluß dcs Gumti, dessen Laufe wir folgten, war schon lange unter der Decke der ungeheueren Gletscher- und Schnecmassm verschwunden. Nur an einzelnen Stellen, wo tiefe Risse und gefährliche Spalten zu überspringen waren, hörte man ihn in unabsehbarer Tiefe brausen. Wir kamen glücklich über alle diese Hindernisse hinweg; aber bis zur Spitze des Passes war noch ein weiter anstrengender Weg zu-rückzuleljm. Eine steile Glctscherwand mußte erstiegen werden, während Ho ff meist er, Indim. 16 242 Lama Kagaftaß. der Wind von den daran liegenden, hohen, verwitterten Felszacken zu unserer Rechten beständig Schauer von kleinen Steinen auf uns herabschüttete. , In vicr Stunden erreichten der Prinz, der Führer und ich die Höhc, ohne sehr an den Beängstigungen und von Uebelbr-sindcn der Bergkrankheit, zu leiden. Ein hervorragender, kahler Trümmerkegel von weißem Granit bildet die höchste Spitze, zu der wir auf einem großen Umwege um einen hoch aufgethürmten Schneegrath hinaufkletterten.'. Er bestand aus lauter Felstrümmrm und Brocken von 3 bis H^ im Durchmesser; Wasser rieselte überall an demselben hinab, obgleich oben kein Schn« lag. Man zeigte uns von hier den Wcg, welchen der Engländer Bailey genommen hatte; er liegt mehr nach Westen hin und folgt der Richtung des westlichen Zuflusses des Gumti. Der Punkt dagegen, auf welchem wir uns befanden, war bisher noch von keinem europäischen Reisenden berührt. Nach meiner Messung betrug die Höhe des Passes, welcher Lama kaga genannt wird, 15,355'; der Granitkegel mochte wohl noch 30U bis M>' höher sein. Es vergingen fast noch anderthalb Stunden, ehe die ersten Ku-lies mit unfOem Gepäcke auf der Höhc des Passes anlangten. Sie waren in einem bcjammcmswetthen Zustande und litten eben so wie unser Dolmetscher, Mr. Brown, an Kopfschmerzen, die sie als unerträglich schilderten. Kraftlosigkeit, Beängstigung und Ucbelkeit sind die Symptome des Uebels, welches man hier Bics (Gift) oder Mundara nennt. Es tritt gewöhnlich bei den Reisenden auf den Berghohen, welche die Grenzen dcö ewigen Schnees übersteigen, ein. Bei den Kulics zeigte sich die Krankheit schon auf dem halben Wege zum Paß. Sie genießen als Gegenmittel eine Paste"), die aus den sauren kleinen Aprikosen (Dschoaru) und den zerstoßenen Kernen derselben bereitet wirb und einen widerlich sauern Geschmack hat. Als dic Kulies endlich alle auf diesem Punkte versammelt waren, kamen die Führer, welche unterdessen nach dem Wege gespäht hatten, zurück und erklärten, es sei unmöglich, nach dieser Richtung weiter zu kommen, weil frische Lawinen dort einen senkrechten Absturz von *) Eic wird Khatai sMer) gcilmmt. Lama Kagapaß, 243 500—600' gebildet hätten. Wir überzeugten uns auch selbst durch den Augenschein, daß sie Recht hatten; das Schnccfeld fiel dort schroff nach dem entgegengesetzten Thalc ab. Aber wic nun in diesen tiefen Abgrund hinuntrrkommm nut unsern halbtodten Kulies? — Es blieb kein anderer Rath, als westlich über den höchsten Trümmerkcgel zu klettern und von dort über furchtbar steile Schnee- und Eisbänke das Hinabsteigen zu versuchen. Wir setzten uns in Marsch und hatten kaum die höchste Spitze erreicht, als ein feuchter und kalter Nebel, der sich allmälig in ein Echlosftnschauer auflöste, uns einhüllte, und zwar so dicht, daß die Ersten im Zuge von den Ucbrigm gänzlich abgeschnitten wurden. Dennoch kam Alles darauf an, sobald als möglich hinunterzu« gelangen, denn der Tag neigte sich schon zum Ende, und im Finstern wäre es völlig unmöglich gewesen, den an sich so gefährlichen Weg zurückzulegen. Eben so wenig konnten, wir ohne Lebensgefahr die Nacht auf diesen Höhen zubringen. Unsere Führer, die selbst ungewiß und ängstlich schienen, wurden vorwärts getrieben. Wir gelangten glücklich an der ersten Schneewand hinab, hier aber zeigte sich, daß der untere und gerade der steilste Abhang derselben aus einer glatten Eismasse bestand, worauf wir durchaus nicht gerechnet hatten. Wir fingen an, mit der Art in der Hand, Stufen hincinzuhauen. Es dauerte peinlich lange, und man mußte sich während der sauren Arbeit über einem schwindelnden Abgrunde schwebend mit Händen und Füßen anklammern, um nicht auszuglcitrn und hinunterzustürzen. Fast wäre dies dem Prinzen widerfahren; sein Stock, mit einer sehr starken eisernen Spitze versehen, hielt je-noch den Fall auf. Auch ich glitt aus und fuhr cinc Strecke hinab, konnte mich aber glücklicherweise mit meinem Alpenstocke, obgleich dessen Spitze abbrach, noch aufrecht erhalten. So erreichten wir mit den Führern glücklich das Ende des Eises und eine weniger gefährliche Schnccflächc; aber Niemand war uns gefolgt, auch hinderte das dichte Schneegcricsel jeden Rückblick auf die Reisegesellschaft. Der cine der Führer wurde zurückgeschickt; es zeigte sich, daß die Kulies slch geweigert hatten, auf diesem Wegc hinabzusteigen. Weder Geld Noch Stockprügel schienen zu helfen. IS' 244 Lama Kagapaß. Endlich ließ der Schncerrgen etwas nach, der Nebel zerriß auf einen Augenblick, und wir sahen auf dem Kamine, den wir vor einer Stunde verlassen hatten«, die ganze Reihe der Kulics. Keiner konnte sich entschließen, den Weg anzutreten; sie schauten verzagt hinab. Als sie uns unten gewahr wurden, bequemten sich endlich einige der mu-thigstcn, durch die Stimme und den Stock des Grafen O. angetrieben, uns zu folgen. Es ging ziemlich gut bis zur Eiswand; hier aber verloren mehrere den festen Grund und fuhren mit dem schweren Gepäck auf dein Nucken in die Tiefe herab. Es sah gefährlich aus, doch kam keiner zu Schaden; auch Mr. Vrown, dessen Herabfahren von der höchsten Stelle uns wirklich nut Schrecken erfüllte, weil er wohl 100^ tief und in eine Eisspalte hinabglitt, die ihn zu verschlucken schien, wurde gesund und einiges zerrissene Zeug und die geschundene Haut abgerechnet, heil wieder zu uns gebracht. Eine halbe Stunde Zeit kostete es jedoch, ihm an seiner Giswand eine Treppe zu hauen. Während dein standen wir unten bis an die Knie im Schnee bei einem eiskalten Winde und fortdauerndem Schnee-regen wohl eine Stunde lang; doch war ich sehr froh, als alle unsere Leute, ohne Hals oder Beine gebrochen zu haben, bei uns versammelt waren. Sie gaben es zuletzt ganz auf, über die verhängm'ß-volle Eiswand hcrabzuklettern, sondern rutschten herab, sich ihrem Schicksal überlassend. Der übrige Weg im halbgcschmolzenen Schnee ging ziemlich gefahrlos hinab bis zu einer Geröllschurre von 300' Tiefe, an der wir hinabsteigen mußten, um in die Thalcbmc zu gelangen. Hier verließ der Muth dic Kulies gänzlich; einige heulten laut, andere warfen sich mit dem Gesicht platt auf den Boden. Was sollte man thun? Wer hätte sich entschließen können, auf die armen Teufel mit Stöcken loszuschlagen? Das letzte Mittel, sie wieder auf die Beine zu bringen, war, daß wir ihnen das Gepäck abnahmen und auf unsere eigenen Schultern luden. Gs war nicht sehr schwer; denn das lästigste Stück, unser Zelt, hatten wir, weil es naß und sehr schwer geworden war, auf der Höhe des Kammes zurücklassen müssen. Dies gute Beispiel wirkte; sic schritten wieder munterer vorwärts mit Ausnahme einiger, Lama Kagapasi, 246 die sich sehr krank fühlten, und wir gewannen die frohe Aussicht, ein Nachtquartier unterhalb der Schneegrenze zu erreiche!,. Das Thal war durch einen Gletscher ausgefüllt, der mit einer Menge Geröll von buntein, sandstcinartigem Schiefer, welcher alle Schattmmgen vom Violett bis zum Gelbroth hatte und oft wie faules Holz aussah, bedeckt war. Die Scitcnwände des Thales hatten ein grausmerrcgendcs, zerrissenes uyd wüstes Ansehen. Wir schritten auf einer etwas geneigten Ebene hinab, bald über festen oder halbgeschmolzenen Schnee, bald über Gismassen, die durch unergründlich tieft Spalten und Schrunde durchfurcht waren. Wasstrgerinnc liefen zwischen unsern Füßen auf der Oberfläche, während wir tief unter uns das dumpfe Brausen von Flüssen vernahmen. Merkwürdig warm nn'r hier die Massen von todten Heuschrecken, die allenthalben zerstreut lagen; sie mochten wohl schon vom vergangenen Jahre oder noch älter sein, denn vergebens suchte man eine bestimmte Farbe an ihnen zu erkennen. Nach etwa anderthalb Stunden kamen wir an eine Wendung des Thales, wo wir an einer mit Stcintrümmcr bedeckten Eismauer hinabmtschcnd den festen Boden erreichten. Es war hier das Ende des Gletschers und wir entdeckten den Fluß, der unter demselben fort-strömend hier aus einem niedrigen Gletschcrthor in einer Breite von 10 Ellen tobend und brausend hervorschoß. Wir folgten seinem Lauft am linken Ufer, welches noch hin und wieder Schncebrückcn trug. Endlich machte der Fluß eine zweite Krümmung. Das klivpige Bis-sahirthal lag in der röthlichcn Beleuchtung des Sonnenunterganges vor uns; die Schneepiks standen in Nebel und Dunst gehüllt, durch welchen sie in undeutlicher Form golden glänzten. Unsere Station war erreicht. Sie lag unmittelbar an einem großen Gletscher, der nur einen schmalen Theil des linken Thalrandes frei läßt und den Fluß wiederum verbirgt, der weiter unten in zwei breiten Strömen von Neuem hervorbricht, die sich bald nachher wieder vereinigen. Der Platz heißt Do Sumda wegen des Zusammenflusses der beiden Gletscherslüsse. Von einem Orte Namens Barsini wußte keiner unserer Führer etwas; doch müßte er nach den Karten m'cht weit von hier liegen. Die niedrigen Eyprcssen und Weiden 24« Do Sxmda. lieferten durch ihre langen, unter dein Geröll fortkriechenden Wurzeln Brennholz genug, um ein tüchtiges Feuer anzünden zu können; wir empfanden deshalb dm Mangel des Zeltes nicht chcr, als bis die Nacht hereingebrochen war. Diese gehörte freilich nicht zu den angenehmsten, da wir mit den sctMutzigcn Hindudicncm zusammcnhocken mußten. Am folgenden Tage (den 15. Juli) wurde Rast gemacht, um das zurückgelassene Zelt vom Passe herunterzuschaffen. Es kam ganz zu-sammcngefrorcn an, so daß man kaum im Stande war, es aufzuschlagen. Wir hatten nun zunächst den reißenden Vaspafluß"') bei unserem Aufbruch am folgenden Morgen zu umgehen; denn es war kein anderes Mittel möglich, um an das jenseitige Ufer zu gelangen. Es wurde deshalb ein Weg über den thurmhohm Gletscher, aus dem er hervorströmt, mit vieler Kunst gangbar gemacht. Alle mußten Hand anlegen, um Stufen zu hauen und das Gepäck hinübcrzuschaffcn. Der Uebergang kostete drei Stunden Zeit und war nicht ohne Gefahr, vorzüglich an der höchsten Stelle, unier welcher der Hauptarm des Baspaftusses hervorbraust, weil das lockere Stcingeröll von den glatten Eisabhängen bald hinabgetreten war, und man nur rutschend an den klemm Abhängen himmterkommm konnte. Bald darauf begann der Regen wieder, der für Niemand beschwerlicher wurde als für die Träger, welche das von Nässe schwere Zelt fortzuschaffen hatten. Nach einstündigem Marsch über kahle Trümmerflachen hielt uns ein neues Hinderniß auf. Gin stark angeschwollener, reißender Nebenfluß strömte von den höheren Schneelagcrn am rechten Ufer herab und schnitt uns den Weg ab. Drei Stunden gebrauchten wir, um über die schroffen Steinschmrcn seiner Thalwände bis an die Schneebrücke zu gelangen, welche ihn oberhalb bedeckte, und wieder zum Baspa zurück zu kommen. Das Ielt war auf diesem Wege nicht fortzubringen, es mußte an Stricken durch den Fluß gestößt werden, und was bisher der Regen daran trocken gelassen hatte, wurde bei diesem Ue- ') Baspa heißt der Fluß auf den Katteil; die Führer uamiwl ihü Kcrzom naddi. DaS Baspalbal. 2H? bergange völlig durchnäßt. Auch dic acht Kulies, welche cs trugen, wmdm auf dieselbe Weise durch den Fluß gezogen. Das Thal wurde nun etwas breiter, das Flußbett sandig und siach; dagegm geriethcn wir in ein Netz von kleinen Bächen, deren eiskaltes, reißendes Wasser oft knietief durchwatet werden mußte. Sie gehören alle einem Qucttgebict an, welches Nittal Naddi genannt Wird. Gin, größerer Bach wurde, mittelst einer aus vorgefundenen Bäumen rasch erbauten, sehr schwankenden Brücke überschritten. Hinter ihm weitete sich das Thal zu einer Breite von mebrcren tausend Schritt aus, an den Seiten von sanft ansteigenden Bergen, deren Spitze noch Schnee trugen, eingeschlossen. Geröllschütte von unabsehbarer Ausdehnung zogen sich darall hinab, deren unfruchtbare Ocdc der Gegend einen schaurigeu Charakter verlieh. Der Thalgnmd, auf dem wir fortzogen, bestand aus einem ebenen Thonlager mit frischem Grase bewachsen. Er eignete sich bei einer Krümmung des Flusses, wo ein vorspringender Bergabhang Schutz vor dem Winde verlieh, ganz vorzüglich zum Lagerplätze. Auch am folgenden Morgen (den 17. Juli) hatten wir Anfangs einen gemachlichen Weg durch schönen Wiesengrund; aber plötzlich änderte sich dic Scene. Das Flußthal verengerte sich in steilen Gcröllwänden, die mit starren, furchtbar zerrissenen und zerklüfteten Fclftn gekrönt warm. Der Schnee und das Eis haben hier furchtbare Verwüstungen angerichtet; die Bergkuftpcn sehen aus, als ob sich die gewaltigsten Naturkräfte an ihrer Zersplitterung versucht hätten. Wir kletterten an der steilen Ufcrwand hinauf; plötzlich zeigte sich ein jäher Absturz von fast 1000' Tieft zu unseren Füßen und schnitt jede Aussicht zum Weiterkommen ab. Augenscheinlich war hier eine ganze Wand in die Tieft hinabgcrutscht. Es schien unmöglich, ohne Lebensgefahr hinabzugclangcn, denn nirgend gab der Fels dem Fuße einen Anhaltspunkt. Eine Gemse hatte den Weg gefährlich gefunden. Doch was half's, wir mußten hinüber. Der Führer versuchte cs zuerst, den Fuß auf hin und wieder vortretende Steine setzend; wir folgten ihm Einer nach dem Andern mit großer Vorsicht und ka-wm ohne Unfall hinunter, obwohl beständig die losgctretmcn Stücke 248 Das Baspathal. des Gerölls unter unseren Füßen hinabrollten, und jeder Windstoß Schauer von kleinen Steinen auf uns h «abschüttete. Es ist keine Form des Gesteines im Gebirge für den Reisenden so schwer und unbequem zu überschreiten, als dieses lose Geröll, wo Granit, Schiefer und Kiesel mit ganz lockerer Erde zusammengebacken, hohe Wände bilden. Felsen mögen noch so hoch und steil sein, sobald man von Schwindel frei ist, geht man sicher darüber hinweg; aber an solchen Höhen, wo jeder sichere Grund fehlt, wo jeder vorstehende Stein unter dem Fuße weicht und hinabrollt, ist jeder Uelm-gang ein Wagestück. Das Gepäck hinunterzuschäffen kostete große Mühe; die Zelte mußten abermals zurückgelassen werben, weil sie durch den Regen zu schwer geworden waren. Die böseste Stelle stand uns indessen noch bevor; es war eine Stcinschune, fast eine Viertelstunde lang, an welcher wir etwa 400^ über dem Flusse entlang kletterten unter beständiger Gefahr, entweder mit den losen Steinen in den Fluß hinabzufahren, oder unter den senkrechten Wänden von zerbröckeltem Thon und Gestein, die bei der leisesten Berührung einzustürzen drohten, begraben zu werden. Wie erfreulich war es, endlich das erste Birkengcbüsch und einen betretenen Fußpfad zu erreichen. Freilich war noch eine große Anzahl kleiner, aber tiefer Bachihälcr zu überschreiten, die entweder durch mühsam herbeigeschleppte Baumstämme überbrückt, oder wo sich kein Holz fand, durchwatet werden mußten; doch waren diese Hindernisse mehr zeitraubend als gefahrvoll. In der Ferne zeigte man uns auf einer Alftcnwicse weidendes Vieh; unterhalb der Wiese sollte das erste Bissahirdorf Tschctkul liegen. Wir erreichten die Weide; aber von bewohnten Orten und der Nähe der Menschen war noch keine Spur zu entdecken. Nur Värenfährten in Menge und Krähen mit gelbem Schnabel zeigten, daß es hier lebende Wesen gäbe. Endlich sahen wir Rosengcbüsch am Wege und bei einer Biegung des Flusses die ersten hohen Bäume, Tschilkiefem und Roitannen; dann in der Ferne den thunnähnlichcn Holztempel von Tschetkul. Prachtvoll grüne Waizenfelder auf den hohen Ufcmrrassen wurden nut Freude begrüßt als die Nähe des Tschetkul. 2W ' Orts verkündende Zeichen, und ehe die Dunkelheit einbrach, war die Höhe mit dem großen Dorfe gewonnen. Tschctkul ist ein freundlicher Ort, von fruchtbaren Terrassen, die mit Waizcnfeldrrn bedeckt sind, umgeben. .Es hat schon einen ganz chinesischen Charakter in Vaustyl der Häuser und der Tempel, und viel Verkehr mit Tnbet. Die Tempel sind dem Lamacultus geweiht. Derjenige, bei welchem wir unser Lager aufschlugen, stand auf einer Stcincrhöhung und hatte ein, von schön geschnitzten Säulen getragenes, breites Portal; viel Holzschnitzwerk, besonders Drachenköpfe verzierten die Dachkanten und eine Menge der gewundenen Gehörne des Bha-ralschaafes hingen an den Wänden. Vor dem Tempel stand ein kleineres auf 9 Säulen ruhendes Gebäude mit einem hölzernen Götzen-bilde, welches mall aber bei Seite schaffte, als wir uns dort niederließen. Die übrigen Häuser, etwa 12 an Zahl, sind fast ganz aus Holz gebaut, nur die schmalen Zwischenräumc zwischen den Balken, nicht breiter als diese selbst, waren mit Steinen ausgefüllt. Die Dächer sind platt. An der Seite führt ein Baum nut eingchauenen Stufen zu einem Balkon, welcher mit buntem Holzschnitzwerk eingefaßt ist. Hier ist der Eingang zu den Wohnzimmern. Die meisten Gebäude hatten ein Souterrain mit kleinen, niedrigen Thüren, welche wahrscheinlich zu den Vorrathskammem führen. Auf dem Balkon der ersten Etage sah man gewöhnlich die Frauen sitzen, welche sich hier nicht wie überall im Gangesthale verbergen. Sie trugen ein äußerst seltsames Kostüm. Ein runder Filzhut deckt den Kopf; daneben haben sie aber am Hinterkopfc einen großen Busch von rother Wolle befestigt, unter welchem eine Fülle dicker Flechten, jedoch nicht von ihrem eigenen Haare, sondern ebenfalls aus der rothbraunen Wolle geflochten, hervorquellen. Es ist eine Art Perrücke, der ahnlich, welche die Fakire tragen. Auf dem Hute steckt ein Im-Mortellenstrauß. Gin Stück rothes, braunes, oder weißes, von ihnen selbst gewebtes Wollenzcug wirb über die linke Schulter und zweimal Um den Oberkörper geschlagen und bildet auf dem Rücken über der Taille einen Knoten, von wo es in Falten wie eine Schärpe bis zu den Knöcheln hinabfällt. Die rechte Schulter bleibt bloß; eine seltsam geformte, messingene Spange befestigt das Zeug an der linken. 230 Tschctkul. Das untere Ende wird, mehrfach zusammengelegt, mittelst eines Bandes um die Taille befestigt. Der ganze Anzug ist eben so anständig als elegant; man kann nicht mehr mit so einfachen Mitteln bewirken. Er gleicht fast einer altfranzösischen Schäfertracht. Die Gesichtszüge sind sehr tartarisch, bei den Weibern sehr häßlich; unter den Männern fanden wir einige, die mit dem schwarzen, lang herabfallenden Haare und Barten ganz erträglich aussahen. Nur die lctztern spinnen Wolle und gehen wie in Mukba mit den« Körbchen am Arm und der Spindel in der Hand umher. Die Frauen widmen sich mehr dem Ackerbau und der Wartung des Viehes. Es wird hier nämlich eine Art Halbschlägcr von dem wollschwänzigen Zackochscn und der gewöhnlichen Kuh gehalten, cinc hübsche Ra<.e, etwas hoch im Nacken und schwarz von Farbe. Welch ein Genuß für uns, einmal wieder frische Milch zu genießen. Die Kultur der Felder ist sehr sorgfältig; sie sind alle mit niedrigen Steinmauern eingezäunt, und haben ausgezeichneten Boden. Zwei Arten Walzen sDschog und Dgong), Buchwaizcn (Mabua), eine Kohlart, vielleicht UiussicH n-Ml» (Schema), dem sie wenigstens ungcmcin ähnlich ist. sind die Früchte, die hier gebaut werden. Hin und wieder sah man auch Tabak; den bedeutendsten Theil der Felder nimmt jrdoch der Vuchwaizen ein, dessen grüne Blätter man auch als Gemüse verzehrt. Wir blieben -4 Tage an diesem Orte; der Regen hörte leider während dicser ganzen Zeit nicht auf, und nur einmal erblickten wir die hohen Schneespitzen, die als Hintergrund dem Thal eine große landschaftliche Schönheit verleihen. Zuerst war die beste Aussicht, von hicr aus nach Tübct vorzudringen; der Führer war schon bestellt und Provision angeschafft; aber die Vedenklichkeit des Dorfoberhaup-tcs vereitelte wieder den ganzen Plan. Das Volk ist durchaus unzuverlässig ; während man uns die besten Worte und Versprechungen gab, wurde hinter unserem Rücken Alles aufgeboten, unsere Absichten zu hindern. So konnten wir denn, als endlich die längst erwarteten Kulics und die Lebcnsmittel wenigstens zum Theil herbeigeschafft warm, nur sehnsüchtig in die Thalöffnung hineinschauen, in welcher der Ratsam. 281 Weg nach Tübet sich hinaufzog, der durchaus nicht schwierig und gefährlich erschien. Unser Weg, den wir am 22. Juli fortsetzten, führte zwischen grünen Buchwaizenfcldern am rechten Ufer dts Flusses hinab, an welchem die Tschilkiefem, hier Limm genannt, viel später beginnen als auf dem gegenüberliegenden; sie sind wahrscheinlich durch die Kultur verdrängt. Nach der zweiten Stunde unseres Marsches senkte sich der Weg bedeutend und wir kamen fast bis zum Niveau des Flusses hinab, während wir bisher einige hundert Fuß oberhalb desselben fortgewandert waren. Nur ein bedeutender Fluß, der Lingnara kam auf der Hälfte des Weges uns in die Quere, ehe wir unsere Station, den Ort Ragsam, ein Dörftcin von W Häusern, in der Mitte feuchter Wiesen gelegeil, erreichten. Der Baspastuß war hier sehr eingeengt und hat einen starken Fall; unser Lagerplatz war dicht an seinem Ufer auf einem offenen, frischen Wiescngnmde, Itttt^ hoch über einem Wasscr-fall des Flusses. Die Höhe des Ortes bestimmte ich nach dem Koch-punktc des Wassers auf 9,75,0 rngl. Fuß. Das klare Wetter des folgenden Tages begünstigte dk freie Aussicht auf die südlich liegenden Bergrücken mit ihren Eisspitzen. Der Weg war zuerst schwierig durch eine zusammmgehänft? Masse großer Granitblöcke, welche öfter durch Brücken mit einander verbunden waren. Späterhin kamen wir in den Schatten eines schönen Waldes von Tschilkiefem und Pappeln; auch dk Ccbern begannen wieder hinter dem Versen naddi, jedoch einzeln und zerstreut. Sie heißen hier Kjclmäng. Bei einer Biegung des Thals, wo eine große Klippe Weit in dasselbe hineintrat, machte der Granit einem grauen Gneuß Platz, der aufwärts immer mehr mit Glimmer gemengt endlich ganz m Glimmerschiefer überging, doch nur auf eine kurze Strecke; dann trat wieder der weiße Granit auf. Gin reizender Wald von Aprikosen und Wallnußbäumcn, unter selchen viele einzelne Hütten zerstreut lagen, kündigte die Nähe deS Dorfes Sangla, an dessen Ackerkultur sich sehr weit ausbreitet. Wir erreichten es nach einem dreistündigen Marsche. Ueber den Fluß, der hier etwa 90 Schritt breit ist, führt ein Sangho nach dem jensci- 252 ' Sangla. tigen Ufer. Das Dorf ist groß und hübsch gebaut; die Häuser mit plattm Dächern und Schornsteinen sind mit Schnitzwcrk reich verziert. An einem freien Platze in demselben liegt der ganz chinesisch ausse^ hendc Tempel, ringsum von einer Säulcngalleric mit den künstlichsten Holzvcrzicrungcn eingefaßt, und mit krumm ausgeschweiften Dach-spitzen. So niedlich und reinlich das Dorf ist, so erschien es doch vom gegenüberliegenden Ufer, wo unser Zeltplatz aufgeschlagen war, nicht so pittoresk wie Tschetkul, weil hier der schöne Hintergrund fehlt. Es liegt auf einer vorspringenden Terrasse, welche durch Bäche, die vom Verge herabströmen, in vier Theile zerspalten ist. Hoch über Sangla liegt an demselben Ufer des Baspa, aber weiter abwärts auf einein Felsmvorsprung das Dorf Kamero. Gin Spatziergang in's Dorf brachte uns mit den Bewohnern in nähere Berührung. Die vornehmem derselben waren am Abend auf dein freien Platze vor dem Tempel versammelt, unter ihnen der Muk-diar (das Oberhaupt des Dorfes) mit seinem Sohne, die sich durch Eleganz ihrer Kleidung auszeichneten. Beinkleider von blaugcstreiftcm Vaumwollcnzeuge, über dem Knöchel stark verengt, ein langer Rock von weißer Wolle mit umgeschlagenen Schößen, die unterhalb roth besetzt waren, ein breiter Gürtel, zierliche Schuh und die braune Mütze bildeten ihr hübsches und sauberes Kostüm. Die Weiber trugen sich ganz auf dieselbe Weise wie in Tschrtkul nur in Allem etwas feiner und hübscher. Ein kleines, seltsames Dachgrbäubc mit weitvorragcn-den, drachcnförmigen Eckspitzcn nahe bei dem Tempel enthielt zwei Kasten mit Tragstangen, wie die Vundeslade gestaltet; ein anderes weiter zurückstehendes Gebäude zeigte wunderbare Malereien an den Wänden, die in matten braunen und grauen Farben allerlei symbo> lische Figuren darstellten. Der Fisch und der Drache waren vielfach angebracht. Am Wege zum Sangho steht ein roh aus Steinen errichtetes Bethäuschcn; eine Fahne steckt darauf, sonst enthält es weiter nichts als eine Nische, in welcher sich ein Betcylindcr, gerade wie eine Kaffcetroinmcl gestaltet, befindet. Man nennt solch cm Ding, welches mit Fell überzogen ist und auf einer beweglichen Are ruht, Manneh oder Lamake Mannch. Häufig sieht man die Vorübergehenden dabei stille stehen und den Cylinder drehen, um ihre Andacht zu S a »c; l a. 283 verrichten in ähnlicher Weise, wic sic auch wohl Schnüre von Holz-Perlen von chinesischer Arbeit, eine Art Rosenkränze, zum Gebet durch die Finger laufen lassen. Wir verließe,! Sangla am 24. Juli nicht sehr früh, denn es war neblig. Der Weg führte anfangs am Ufer des Baspa hinab; wir überschritten eine eisenhaltige Quelle, die zwischen den Phapar-odcr Maduaseldcrn am Grunde eines mächtigen Granitblockes hervorquoll. Der dichte Nebel hinderte jede Aussicht, sodaß wir auf der Höhe eines Vergkegels, Stellindjuti pah genannt, die Umrisse der gegenüberliegenden Schneepiks nur schwach hindurch schimmern sahn. Viele ausgewaschene Felsenriffe, welche tiefe Einschnitte m den Berg bildeten, erschwerten nebst den zahlreichen herabricselndm Quellen den Weg und das Gehen auf dem Granitgcröll. Bei jedem Einschnitt stieg man bedeutend bergan; drei dergleichen wäret« zu Passircn, ehe wir den Har angpaß erstiegen. Gin Vorsprung drs Berges, Toka genannt, lag dazwischen, von welchem man den Bruang-paß, die hohen Schneebergc jenseit des Flusses und zahlreiche Dörfer erblickte, wenn die Nebelwolken hie und da sich einmal zertheilten. Auf dem höchsten Kamme des Passes fand sich ein kleines Plateau, fast ganz von Steinftyramidcn eingefaßt, die zum Theil von sehr zusammengesetzter Bauart und mit kleinen Vorbauten zum Sitzen versehen waren. Eine reiche alpine Flora von blauem Mohn, gelben und rothen Potmtillm, schönen Gräsern und Rhododendron bedeckte den Platz. Wir stiegen nach Nordost hinab und gelangten fast unmittelbar von der höchsten Spitze in einen dichten Wald, der mit Tschilkicfern und I'inuZ sxoolsa begann; etwa (M)^ tiefer mischte sich eine neue Art Tanne mit auffallend kurzen Nadeln ein, hier Kuruz genannt (^dies ^Voddiarm), welche mit der Edeltanne sehr nahe verwandt ist. Sodann wieder 500' tiefer tritt die Morindatanne (^dios?inär«>v) auf, jedoch nur einzeln. Ungeheure Ccdern stehen hier und dort dazwischen und bilden hinter dem Dorfe Mebbar (Mebur), welches wir ">u Fuße des Berges erreichten, einen schönen Wald. Das Dorf liegt auf einer Anhöhe über dem Sutledsch, in selchen der Vaspa sich nicht weit von hier ergießt; doch muß man, 2ljH Der Harangpaß. um den Sutledsch zu sehn, noch cinc felsige, zum Theil mit Buschwerk bewachsene Höhe übersteigen. Es ließ sich Niemand im Dorfe erblicken, selbst die Felder, die mit schöner in Aehrm stehender Gerste und Phapar prangten, waren wie ausgestorben. Der Mukdiar des Dorfes wurde jedoch endlich aufgefunden und fast nut Gewalt herbeigeschleppt. Er machte viele Entschuldigungen und versorgte uns zuletzt noch nach besten Kräften mit Mehl, Butter, Reis und Milch. — Der Tempclplatz „lit einer offenen von sechs Säulen getragenen Halle diente auch hier als Lagerplatz. Eine Art Altar mit Schaafhömcrn darauf und eine Urne, einem Todtcnaschenkruge nicht unähnlich, stand nicht weit davon. Mir waren diese plump aus Thon geformten, dickbäuchigen Urnen, welche mit weißer Farbe angestrichen und mit einem Dache versehn sind, schon öfter aufgefallen; doch hielt es sehr schwer, über ihre Bedeutung Ausschluß zu erhalten. Die Leute wollten nicht gern Rede stehn, wenn man sie befragte, und gaben lächelnd ausweichende Antworten, wie z. V. die, daß die Knaben diese Urnen gemacht hätten. Es ist wahrscheinlich, daß sie eine Art Lamaischen Götter-leib vorstellen sollen. Die Söhne des Mukdiar von Sangla, welche uns hierher begleitet hatten, zeigten hier die Art und Weise, das sehr geschätzte Ccdcröl zu gewinnen. Kienigcs Ceberholz, in viele kleine Stücke zerspalten, wurde sorgfältig in einen runden neuen Topf hincinge-klemmt, so daß nichts davon herausfallen konnte, wenn man den Topf umdrehte. Dieser wurde nun umgekehrt über cinc kupferne Schaalc in eine kleine Grube gestellt, und jede Oeffmmg mit Steinchen und Moos genau verstopft. Um den Topf her errichteten sie einen Haufen Holzscheite, der denselben ganz bedeckte und wohl zwei Stunden lang brannte. Am andern Morgen wurde die Grube eröffnet und das Kupfergefäß herausgenommen, in welchem sich das Cedcröl als eine dünnflüssige, thcerartige Masse gesammelt hatte. Es steht hier in einem hohen Preise und wirb innerlich und äußerlich bei Un-terleibskrankheitm und Hautausschlägcn als Arzenei angewendet. Es war hier Mangel an Kulics und gab viel zu ordnen, weshalb wir am 25. Juli nicht allzufrüh unsern Marsch antraten. Eine Mebbar. 2ül» Anzahl ganz hübscher, junger Mädchen warm zum Transport der schweren Lasten gestellt, die wir uns anfangs als Trager anzunehmen weigerten; allein man versicherte uns, daß dies bier so Sitte sei. Eo ließ man sich denn dieses ungewöhnliche Geleite gern gefallen, welches im Gegensatz zu drin frühem schmutzigen Kuliehaufen sehr viel Romantisches hatte. Einige derselben hatten sehr hübsche Augen, und ihre eigenthümliche Tracht, die langen Haarzöpfc mit dem rothen Wollbusch, die kleine braune, inwendig rothe Filzkappe, kokett zur Seite geschoben, das hinten in einem Bausch zusammen genommene Gewand mit dm blanken Messingzicrrathcn, welches sie auf der bedeckten Schulter befestigten, stand ihnen gar nicht übcl. Wir zogen unsers Wegs durch einen hohen Wald von Ccdem und Tschilkicfern, und hatten an mehreren Stellen eine offene Aussicht auf den tief unten brausenden Fluß, den Sutlcdsch. Jenseits zeigte sich am hohen Ufer das Dorf Rogi, welches wie cm Schwalbennest über einer 500" hohen, fast senkrechten Wand gebaut ist, und dessen Getraidetcrrassm so gefahrlich angelegt erschienen, als könne man keinen Fuß darauf setzen, ohnc in den Abgrund hinabzugleiten. Das diesseitige Ufer war eben so hoch, aber weniger steil und zum Theil mit Graswuchs bedeckt. Wir stiegen cinc bedeutende Strecke davon abwärts und jagten unterwegs eine Hocrdc Rhesusaffen auf, langc nicht gesehene Gäste, welche die Cedern plünderten. Vei einer Wendung des Weges erschienen die ersten Neozakicftrn (I>iini8 66raräiaua), Bäume von ästig gebogenen: Wuchst mit blci-grauem Stamme und dreizähligcn Nadeln. Ihre runden, hellgrünen Früchte sind von der Größe eines Kindskopfes; die vorjährigen hingen noch zwischen den jungen grünen, welche erst in zwei Monaten ihrc volle Reife erlangen. Wundcrlieblich war die Umgebung des nächsten Dorfes Varang; ewc warme Frühlingsluft wehte hier, und schöne Rcbcngclände drang-^ sich an die mit rothen Früchten prangenden Aprikosmbäume. Dic Platten Dacher der hohen Häuser lagen voll von aufgeschütteten Apri-k°sen, welche man zur Bereitung des Khatai trocknen wollte. Im-^er trug man noch frisch geschüttelte Früchte hinzu; wir dmftm so 23« Das Sutlcdschthal. viel nehmen, als wir Lust hatten. Die rothbackigen Mädchen, welche sie trugen, schütteten uns die Hüte voll. Gs herrscht hier dieselbe nette Tracht der Frauen, wie wir sie seit Mukba sahen. Die Männer sind hübsch und von stattlichem Wüchse. Das Dorf selbst scheint sehr groß zu sein und liegt recht mitten in der Region der Neozakicfer. Etwa eine halbe Stunde hinter dem--selben erblickt man die Spuren eines großen Lawinensturzes, welcher das ganze Thal verschüttete und einen kleinen Fluß, der sich in den Sutlebsch ergießt, abdämmte. Die ganze Wand des hoch oberhalb gelegenen Berges ist dadurch von Wald entblößt, und das Thal vollgestopft von einem etwa 5<^ hohen Walle von mehreren tausend dicken Bäumen oder Stämmen, die oft in der Mitte abgeknickt sind. Man erkennt darunter Tschilkiefern, Birken, Pappeln, aber vorzugsweise Ccdcrn. Unter dieser mit Steinen und Erde zu einem dichten Ganzen verbundenen, etwa 1l^ hohen Schicht liegt noch 40^ Schnee. Man steigt darüber fort zum andern Ufer. Von der Seite, wo Ba-rang liegt, stürzt ein tosendes Bächlein über die Schnccschüttc herab und hat einen tiefen Durchschnitt in derselben ausgewaschen, in welchem man sieht, wie die ganze Schnecmasse durchaus mit Baumstämmen gespickt ist. Wir stiegen über die Lawinrnrcste zum jenseitigen Ufer des Flüß-chens hinüber und zogen an demselben zum Flußbett des Sutlcdsch hinab, welches hier sandig und voll Kicfclgcröll ist. Das Wasser des Flusses sieht gelb und trübe aus. Es scheint hier am sandigen Ufer der vorzüglichste Standort der Neozakiefer zu sein, die nm in einem sehr beschränkten Bezirke vorkommt. Die Neoza ist von keiner ausgezeichneten Größe in Vergleich mit den anderen Baumricsm der Gebirgswälder; die stärksten Stämme maßen höchstens IV2' im Durchmesser. Auch hat sie keinen so schönen schlanken Wipfel wie die andern Tannen des Himalaya!); dennoch ist es ein ausnehmend schöner Baum, die silbergrauc Ninde, welche sich nie in eine rauhe Borke verwandelt, die großen elegant geformten Aepfel, mit denen die Zweige beladen sind, geben ihm ein fremdartiges Anschn von cigemhümlichcr Schönheit. Etwa nach vier Stunden erreichten wir den Fuß einer Granit- P li a r i. 267 klivpe, bei welcher ein Seil über dm Sutledsch als Brücke gezogen ist. Wir überstiegen dic Anhöhe und sahen die Weingärten und Tschincfelder des Dorfes Puari vor uns liegen. Eine dichte Wein-laubc mit ellenlangen Trauben führte uns auf einen freien, grünen Platz, zwischen hohen Pappeln und Nußbäumen eingeschlossen. Leider waren weder die Trauben noch die Nüsse reif. Aber welche gewürzige Luft, welch ein liebliches Thal! Die Lage des Dorfes, das überall von Weinbergen umgeben ist, deren Reben man hochstammig zu Lauben gezogen hat, ist höchst romantisch. Es ist auf den einzigen kahlen und unfruchtbaren Fleck einer in den Fluß vorspringenden Klippe gelegen, etwa 150^ hoch über dessen Spiegel. Die hohen Häuser, aus Balken und zwischcngcsthten Steinen nett gebaut, eines dicht neben dem andern, lassen nur ganz enge Gäßchcn zwischen sich frei; Balkons zieren die oberen Stockwerke, und die Thüren sind durch lange Ketten verwahrt, welche man von den Balkons aus festhalten und anziehen kann. Am Eingänge in das Dorf liegt ein großer Lamatcmpel mit dem kleinen offenen Hause daneben, worin Pauken und eine Art ungeheurer Posaunen, Instrumente, die zu religiösen Feierlichkeiten dienen, aufbewahrt werden. Große Gebctrollen (Mannch's) sieht man aller Orten; sie warm hier aus Kupfer getrieben und nut Lamacharakteren beschrieben. Auch hier fanden sich wieder in großer Anzahl die weißen, rohen Lehmkuppeln, vor denen die Bewohner als Lamaiten ihre Gebete verrichten. Es sollen Schriftrollen vom Lama darin befindlich sein. Hier nannte man sie Tschosdcn oder auch Tschochdm. Die Accker umher waren mit Tschine und Kaoni (?lmmmn) bestellt, beides noch vor der Emdte. Aus dem Wem wird ein berauschendes Getränk durch Kochen des Saftes zubereitet, Rak genannt, welches einen sehr eigenthümlichen süßen Geschmack hat, etwa wie Tresterbranntwein. Von einer Klippe, die derjenigen, worauf Puari gebaut ist, ge-gmüber liegt, genossen wir lange den freundlichen Anblick auf die betten Häuscrgruppcn, die lachenden Weinlaubcn und die starren Fcl-cl>>',i in, Gcl'ivae, — Aclrrbm, >>s> Tjchim, -- Dns Dorf Koschnli. — Pa»gi, — Eplchicrgaua i» da<« Dorf. — Aussicht vo» dcn D.ichcni de<^ selbe», — Eigenthümliche Lage der Bergdörfer, — Zul'ereitmig der Aprikosen, — Der Tinmndür, — Das labakraiicheu. — Die ^»lics. — ^amaische llrnen. — Die Gebetsteine. — Inschrift derselben. > Der Wcilcr Iengcvc. — Gesandte des Rajah von Ohunral. — Vrrcngthal, — Aussicht auf den Pm'lleu!, — Deiikstemc, — !>ttvc. — Tnnpcl. — Gcs.ing d>>> ,N>,!ies. — Ladmüg. — Alter Thmm. -Kanum. - Bauart dcr Häuser, - Die Einwohner. - Lamahmis, — GroßerTcmpc!. - Dcr Obc» lama. — Thal dss Sutledsch. - Der Ruskalongflutz, - Brnckmbau. - Tschasu, - Schlecht« Weg am Sutlcdsch, - Kora. - Tracht dcr Einwolnier. — Dic Nam!,ib,ückc. — Dublin«. -streundliche Einwohn« des Dorfes. — Dabling. — ssab. Simlah, den 10. September t848. Endlich sind wir im Haftn der Nuhe, m der cliglischm Gesundheitsstation Simlah. angelangt. Drei Monat lang waren wir von aller Kommunikation abgeschnitten; denn die Postboten kommen nicht in die Gegenden, welche wir zuletzt durchwandert haben. Fast die ganze Gebirgsreift, einige Tage am Ende des Mai und im Anfang des Juni abgerechnet, wurde zu Fuß zurückgelegt; das beträgt, gering angeschlagen, etwa 18N deutsche Meilen. In der Ebene wäre das allerdings nichts sehr Erhebliches, aber man muß dabei bedenken, daß Erhebungen von 15,000', also mehr als Montblanc-Höhe, vorkom-wm und daß häufig ein Brocken zum Frühstück und eine Schmckoppe 208 lileistlcl'cn. nach demselben zu übersteigen war. Das Ausbleiben der Reitpferde, die auf cineln näheren Wege vorausgescndet waren, und des Gepäcks, welches ebenfalls in Tschini noch nicht vorgefunden wurde, machte den Mangel an heilem Schuhwerk nnd .Aeidungsstücken sehr fühlbar. Ueber den Mangel der Reitpferde tröstete mau sich leicht, da das Wandern zu Fuß schon eine gewohnte Sache geworden war; auch die zerrissenen Röcke und Jacken, aus denen der Ellbogen hervorschaute und an denen die ursprüngliche Farbe weniger zu erkennen war, als die vegetabilischen und geognostischen Produkte der durchreisten Gegenden, thaten noch ihren Dienst; aber Schuhe ohne Sohlen auf steinigem Erdreiche und scharfen Felsen waren eine Zumuthung, der die menschliche Natur widerstrebte. Da man aber im Gebirge, wie im Flachlandc Indiens die Kühe nur aus Alterschwache sterben läßt, so ist Lcdcr ein seltener Artikel, und mau mußtc, nachdem die eigenhändig aufgenähten Sohlen allein übrigen Echuhwcrk nachgefolgt waren, sich bequemen, ill Sandalen zu gehen, wie sie die Bergbewohner tragen. Zum Glück paßten sie ganz gut zu dem übrigen Kostüme; denn wir hatten uns nothgcdrungen an die Tracht der Gebirgsbewohner (Pahari) gewöhnen müssen, bestehend alls einer Art kurzem Waffenrock von weißer, roher Wolle, Baku genannt, und sehr weiten Beinkleidern, die über den Füßen eng anschließen. Beides wird durch einen gewirkten, wollenen Gürtel gehalten. Die kleine braune Filzmützc mit umgerolltem Nande vollendet die Toilette, der es weniger an Zweckmäßigkeit beim Ncgen und kalter Luft, als an Eleganz und Sauberkeit fehlte. Dic Ruhetage mußten öfter zum Waschen und Ausbessern der invaliden Kleidungsstücke verwendet werden, und man unterzog sich noch lieber diesen: Geschäfte, als der zeitraubenden und widerwärtigen Arbeit des Schuhstickens. Trotz solcher kleinen Unbequemlichkeiten stelle ich diese Vergreise als den interessantesten Theil der ganzen Tour oben an. Wir haben viel Mühseligkeiten überstanden, haben wochenlang unter den nassen Zelten geschlafen, und sind ganze Tage hindurch im halbgeschmolzencn Schnee fortgewandert, haben bis an die Knie im eiskalten Wasser stehend mit stcifgcfromen Händen Brücken über die reißenden Berg- Ntisclcben. 2K9 ströinc gebaut und Abhänge erklettert, an dmm eine Ziege Schwindel bekommen hätte, und dabei von zähem Vocksfleisch und hartem Echiffszwieback oder zähem Schiftalti (Kuchen aus Gerstenmehl) gelebt, wozu, da der größte Theil des Wcinvorrathcs verloren gegangen war, ein Schluck Branntwein vorzüglich gefunden wurde. Dabei ging die gute Laune nie ,aus; denn es war nie ein ernstlicher Grund vorhanden, sich Sorgen zu machen, auch fehlte die Zeit dazu. Kaum ist der letzte Berg mit Mühe erstiegen und der Zelt-Platz ausgewählt, so ist das erste Geschäft, das Zelt zu errichten. Alle legen Hand an und in wenigen Minuten steht das Zelt; die Mantel werden aufgerollt, die Decken ausgebreitet, und das Nachtlager ist fertig. Allein draußen steht auf ihren Lohn wartend die Echaar der Kulies; die armen Teufel dürfen nicht zu lange auf das sauer verdiente Stück Geld harren. Dazu müssen mehrere Stricke aufgebunden und wieder in künstliche Knoten verschlungen werden, Welche die Stelle der Schlösser vertreten. Plötzlich falten mir die gesammelten schönen Pflanzen ein; wie schade, wenn sie verwelkten! Auch das feucht gewordene Papier muß in der Sonne ausgebreitet und getrocknet werden. Die in verschiedenen Flaschen wimmelnden und zappelnden Geschöpfe von ihren Leiden zu erlösen und auf die Nadeln zu reihen, ist'ebenfalls ein unaufschiebbares Geschäft. Während ich diesem obliege, drängen sich verschiedene Leute mit flehender Gcbcrdc zu nur heran. Der Eine zeigt jammernd auf seinen Magen, der Andere bringt ein krankes Kind und legt es mir ohne Weiteres vor die Füße. Andere tragen einen Unglücklichen mit zerschmetterten Beinen herbei. Da gilt es, nicht zu zaudern. Man muß wenigstens , seine Vereitwilligkeit zeigen, wo man nicht helfen kann, und wie selten kann man leider in dieser Eile wirklich helfen. Es ist hart, wenn wan die armen Leute, welche meilenweit hergekommen sind und zuver-Nchtlich von dem Vara Doctor Schahib ihre Heilung erwarten, mit ledigem Rathe entlassen muß. Ist nun endlich die Wunder wirkende '"l'znei aus dem tief verpackten Kasten genommen, ist der Verband, "'cht ohne große Lücken in dein Neste der leinenen Hemden zu machen, ""gelegt, so denkt man endlich der Ruhe zu Pflegen. Da gießt plötzlich ein Regen herab und droht den trocknenden Pflanzen den 27N Tschiiti. Untergang. Man eilt hinaus und flüchtet die Schätze. So geht der Rest dcs Tages hin; unerwartet rasch tritt die Dunkelheit ein, und die einfache Mahlzeit wird mit Heißhunger verzehrt. Kaum sind die Schüsseln fortgeräumt, so erstirbt die Unterhaltung, und die Augen drohen zuzufallen; doch nein, Sperrhölzer her! denn das Tagebuch muß noch geschrieben werden, ehe sich die Eindrücke des am Tage Erlebten verwischen. Ein düsteres Licht, durch eine künstliche Papierglocke gegen den Zugwind geschützt, damit es nicht zu oft auslösche, leuchtet zu der Arbeit. Wie geistreich und interessant, in welcher poetischen Stimmung spricht man sich da über Gesehenes und Erlebtes aus! — Endlich ist es erlaubt, auf das harte Lager von kratzendem Wollstoffe zu sinken, und man würde herrlich darauf schlafen, wenn die beständigen Aderlässe, von Mücken und Stechfliegen und anderen stechenden und saugenden Thierchcn veranlaßt, den traumvollcn Halbschlaf zum festen Schlummer werden ließen. Nach kurzer Ruhe graut der Morgen wieder, und ein lärmender Sklave erscheint, der durch unbarmherziges Fortreißen der Vcttstückc zwingt, in die vom gestrigen Regen noch feuchten Kleidungsstücke zu fahren. Das Zelt verschwindet ebenso rasch und man steht schauernd im kalten Morgenwinde. Doch zurück nach dem Kunaucr, von wo mein letzter Bericht über die Reise abgeschickt war. Nach den vier Rasttagen in Tschini zogen wir am 29. Juli bei fortwährendem Regen eine Strecke desselben Weges zurück, den wir hinaufgekommen waren. Zur Seite der Dakstraßc, der wir noch eine Zeitlang folgten, lagen die Gersten- und Waizenfcldcr des Dorfes. Die Erndtc war gerade im Gange und sehr feindlich durch den Regen gestört. Meistens sieht man nur die Frauen bei der Feldarbeit beschäftigt, die mit kurzen Sicheln in einer Reihe die schmalen Tcrrassenfcldcr entlang gehen, um die Aehrm abzuschneiden; ein Mann und einige Kinder binden die Achrcn zu Büscheln zusammen. Der Halm bleibt größtmtheils stehen und wird abgebrannt oder untergepflügt. Dann wird die Terrasse bewässert und die zweite Saat, aus Phapar (Buchwaizen), Kaoni und Tschine (Hirse), Martsche (Fuchsschwanz), oder Erbsen und Bohnen bestehend, hincingesäet. Beim Schneiden des Getreides singen alle im Chor einen melancholischen P a n g i. 271 Gesang, der mit einer lang gehaltenen Note schließt, wahrend ein Theil der Schnitter die Melodie wcitcrsmgt. Die Kulturumgebung des Dorfes machte bald wieder dem Ceder-walde Platz, in dm wir, die Dakstraße verlassend, eintraten. Dicke Nebel hatten sich über die Berge gelagert und immer neue Ballen tntquollen dem Flnßthale und wälzten sich langsam bis zur Region des Schnees hinauf. Der Ccdcrwald wurde immer dichter und dunkeler; einzelne Neoza- und Tschilkiefem mengten sich zwischen diese Vaumricsen, welche die Berghohen des Kunauer fast für sich allein m Besitz genommen haben. Das Lichtcrwcrdcn des Waldes kündigte unS nach anderthalb-stünbigem Wandern die Nähe eines Dorfes an, zu dem wir einen bedeutenden Abhang auf einer steilen Treppe hinauf klettern mußten, ^s heißt Koschmi. Eine Menge frischer Bächlein durchrieselten dasselbe und bunter Blumenflor von schönen, blauen Glockenblumen, Spiräcn, Rittersporn und Lichtnelken umgab die Hütten. — Hier sah ich zum ersten Male nut Ochsen pflügen, welche vor einen ganz hölzernen, einfachen Pflug gespannt waren. Der Regen begann von Neuem, als wir kaum den Bezirk des Dorfes überschritten hatten, und drang sogar durch den dichten, hohen Ccderwald, dessen breite Aestc wie Dächer den Weg überschatteten. Eine tiefe Thalschlucht kam uns jetzt in die Quere; jenseit derselben sah man den für diesen Tag bestimmten Rastort Pangi über einem schönen Wasscrfall in gleicher Höhe mit uns liegen, allein auf der entgegengesetzten Seite des Flusses. Steil ging es hinab durch einen Wald von Neozakiefern bis zur Brücke; jenseit derselben fing aber die Arbeit erst recht an. Die steile Anhöhe von schlüpfrigen Granit-tn'lmmem wollte gar kein Ende nehmen, und oft täuschten uns einzelne zerstreute Häusergruppcn, die wir für das Dorf selbst hielten, ^s war immer noch nicht das rechte Pangi. Endlich erreichten wir eine Nußbaumallec; dichte Hecken von Himbeeren, voll von scharlachrothcn Früchten, und Valsamincu verschiedener Art standen unter ihrem feuchten Schatten, in welchem sic äu riesiger Höhe gediehen waren. Mauern und Häuser von höherer ^"uart zeigten, daß wir dem Dorfe Pangi nahe waren. Der Ort 272 Pangi. bcstcht aus drei verschiedenen Abtheilungen, die in verschiedener Höhe am Berge liegen; diese war die am höchsten gelegene und bedeutendste. Ncben einem thurmähnlichen Gebäude, welches mit Vharal- und Is-kingchörn") verziert war, schlugen wir unser Lager aus, während der Regen in Strömen floß. Ein Baum mit cingchauenen Staffeln, die gewöhnliche Art der Treppen, führte zur Thüre des Thurmes, der als Magazin dient. Zwischen diesem Thurme, dem Tempclgcbäude und einein neu errichteten Häuschen von Ccdcrholz, welches zur Aufbewahrung der Tempelinstmmcnte, der 7^ langen Posaunen, der Pauken und Trommeln diente, war ein freier Platz mit dem Tschopal in der Mitte, welches sogleich von unserer Bedienung in Beschlag genommen wurde. Wer bor<> nicht Platz fand, suchte Schutz unter der Veranda des Tempels, zu der man nur hinaufklettern kann; Andere flüchteten sich in das Paukcnhäuschen, wo sie sich durch künstlerische Leistungen auf den Blechinstrumenten und großen Trommeln die Zeit vertrieben. Gewiß waren sie besser versorgt, als wir unter dein nassen Zelte, auf den vom Regen durchnäßten Mänteln sitzend. Zum Glück klärte sich gegen Abend der Himmel auf, so daß man einen Spatzicrgang durch das Dorf machen konnte. Eine schmale Gaffe führte hinter dein Tempel herum zu einem kleinen Garten voll Apsclbäumen (Palu) und aus diesem in die engen schmutzigen Straßen des Dorfes selbst. Da die Häuser auch hier mit der einen Hälfte im Berge stecken, so war es nicht schwer, auf die platten Dächer derselben zu gelangen und von einem zum andern springend eine Uebersicht des Orts zu gewinnen. Die Dächer lagen voll Aprikosen, die bei dem wenig zum Trockenen geeigneten Wetter zum Theil m Faul-niß übergegangen waren und den Voden sehr schlüpfrig «nachten. Von einem der Dächer führte cinc höchst einladende Leiter in den Hof hinab. Es war dies das stattlichste Gebäude, in dessen Inneres wir auf diesem Wcge gelangten, mit einer Verschwendung von Holzschnitzwcrk geziert. Die Fenster fehlten; statt deren war das ganze obere Stockwerk mit durchbrochenem Täfelwcrk verschen, dessen Oeffnungm große Vlumenbouquets oder allerlei Ungeheuer darstellten. ») Der Ettlnbock wird hier Iökm genannt. Pangi. 278 Der Hahn schien unter dm ausgeschnitzten Figuren eine Hauptrolle zu spielen; er prangte über allen Thüren und auf der Dachkante. Ginige männliche Bewohner des Hauses kameil zum Vorschein, durchaus nicht ungehalten über unser Gindringen. Die Unterhaltung mit ihnen war freilich sehr schwierig, doch entnahm ich daraus, daß einer der Männer ein Jäger war. Er gab interessanten Bericht über das vorkommende Wild, besonders über die Steinbücke. Vären giebt es hier nicht nach seiner Versicherung. Er wünschte als Jäger uns zu begleiten. Statt dessen schlugen wir ihm vor, auf seine eigene Hand auszuziehen und Stcinböckc zu schießen; jedes Fell mit Gehörn sollte ihm gut bezahlt werden. Noch mehrere Dacher wurden erstiegen und belohnten die Mühe durch die entzückendste Aussicht über das Thal hinweg. Es ist überall derselbe schwarze Cederwald, dieselbe glatte Granitmaucr, dieselben Schneebergc und bcrsclbe wildstürmcndc, brausende Strom, und doch bietet jede Aussicht so viel Veränderung in der Gruppirung, so viel neuen Reiz, als hätte man noch nie Aehnliches gesehen. So war es auch hier. Gerade unterhalb des Dorfes in einer grauscnhaften Tiefe, wohl 2000' unter unserm Standpunkte, machte der Sutledsch eine starke Krümmung. Man hörte bisweilen das Rauschen bis zu uns herauf. Wasserfalle stürzen auf der gegenüberliegenden Seite zu seinem Bette hinab, wie weiße Bänder im schwarzen Walde erscheinend. Oberhalb der dunkeln Waldregion erblickte man an einer steilen, unermeßlich hohen Granitwand ein Dörfchen nut grünen Terrassen umgeben. Wie wunderbar diese Dörfer aus der Ferne sich zeigen, ist schwer zu beschreiben; sie schweben an den Felsen gleich den Schwalbennestern in einer Fensternische. Man begreift nicht, wie dort oben Menschen ihr Geschäft treiben, ackml und pflügen können, ohne daß Pflug und Ochsen in die Tiefe hinunterstürzen. Die schmalen Pfade, welche hinaufführen, erscheinen'wie ein Kohlenstrich an einer glatten Wand. Sie bauen sich dort an und wohnen da zeitlebens über diesen Abgründen, wo die Passage allein ein halsbrechendrs Wagestück scheint (5in Regenguß, ein Schneesturz oder eine Lawine müßte die Wohnungen und Accker mit Stumpf und Stiel hcrabwischcn. bosfmcistcl, InVio». <8 274 Panqi. Freilich zeigt sich in der Nähe gesehen das Aussehen solcher Orte ganz anders, als man erwartet hatte; es giebt festen Boden genug, um Hauser zu errichten und die Feldtcrrasseu anzulegen und zu bestellen. Dagegen erscheinen dann die gegenüberliegenden Dörfer auf ganz ähnliche Weise unbehaglich schwebend und die Wege ungangbar. Das Dorf, welches wir von hicr sahen, heißt Purbani. Alle Dächer waren gelb und roth von den hochaufgehäuften Aprikosen, die den Hauptreichthum und das vorzüglichste Nahrungsmittel der Einwohner bilden. Sie leben im Winter von den Früchten, die mit Mehl oder Grütze gekocht, oder roh genossen werden. Halbgcbörrt schmecken die Aprikosen nicht unangenehm. Wenn sie aber beim Trok-nen öfter vom Regen angefeuchtet sind, so geht der ganze Haufen m eine unangenehm riechende Gssiggährung über, die alle Süßigkeit und alles Aroma zerstört und nichts übrig laßt als eine mit dicker Staubkruste überzogene, braune, elastische Masse mit den Kernen vermischt. In dieser Forin ist es kaum zu genießen und schmeckt widerlich sauer (daher der Name Khatai) mit einem rhabarberähnlichm Beigeschmack, der durch die Gahrung und mannigfache Beimischung fremder Theile in der ledcrartigm Masse entstanden ist; denn die platten Dacher sind keineswegs Muster von Reinlichkeit, sondern bestehen aus einer Schicht Lehm oder Erde, die auf der Unterlage von Birkenrinde festgeschlagen wird. Durch den Regen weicht diese Decke auf und vermischt sich auf eine höchst ekelhafte Weise mit den halbsaulm Früchten. Was der Grund dieser eigenthümlichen Bauart sein mag, darüber vermag ich nicht zu urtheilen; vielleicht ist es die Leichtigkeit ihrer Herstellung, vielleicht nur Herkommen und Gewohnheit. Mir schienen diese platten Dächer, die bei uns erst in den südlichen Gegenden vorkommen, in einem Klima, wo drei bis vier Monate lang hoher Schnee liegt, sehr unzweckmäßig. In Betreff des letztem gab man mir auf mein Befragen die Antwort, daß der Schnee alle Tage von den Dächern hcrabgekehrt würde und fetten ein Haus eindrücke. Am 30. Juli früh rüsteten wir uns trotz des heftigen Regens, der die Icltwände durchdrang, zur Weiterreise. Unser Simundar*), *) Dcr Smulnt.n ist e«n Civilbcamter, dcr dm Nciseudm vom Najcch, m des- Pangi. 27« eine der lächerlichsten Figuren, die man sehen kann, ganz wie Panta-lon in der Pantomime, war schon äußerst geschäftig, die Kulies her-beizutreibm oder vielmehr herbrizuschrcien; denn seine sonore Baßstimme War das Vcste al< ih,n. Man hörte ihn beständig schreien und poltern; man sah ihn immer in Bewegung, als ob ihm unser Interesse wer welß wie sehr am Herzen lüge, und doch warm wir durch ihn nur sehr übel berathen; denn trotz seiner gewaltigen Stimme richtete er nicht viel aus, wenn »nan nicht beständig aufpaßte. Der Mann war gewaltig eitel, zuerst auf seinen kleinen Fuß, den er in den zierlichsten, goldgenähtcn Damenpantössclchen zur Schau trug, und die krassesten Lobreden darüber hinnahm, ohne an ihrer Aufrichtigkeit im Geringsten zu zweifeln, dann auf seinen Schnurr-bart, aus dem er sorgfältig die grauen Haare auszupfte, endlich auf seine weiße Wäsche vom feinsten Musselin und den schöngewundenen Turban. Es tonnte nicht fehlen, daß der Regen und die rauhen Ge-birgsftfade seiner Eitelkeit mannigfachen Eintrag thaten; denn sie war hier wenigstens übel angewandt. Er pflegte gerne eine Strecke vorauszueilen nur in der Absicht, um gemächlich eine Pfeife Tabak rauchen zu können, wozu er sich zwei besondere Diener hielt. Der eine trug die große Hukapfcise, der andere ein Gefäß mit Wasser, um sie jederzeit versorgen zu können; denn Wasser findet man nicht überall. Das Rauchen ist hier wie in Indien eine allgemeine Gewohnheit. Diejenigen, welche sich keine Huka anschaffen können, selbst nicht in der einfachsten Form, welche aus einer Kokosnuß mit einem darauf befestigten, thönernen Aufsahe hergestellt wird, helfen sich damit, daß sie im feuchten Lehmboden ein Loch machen, welches als Pfcifenkopf diml. Eine Röhre geht unter dem Boden weg und mündet in einen von oben hineingesteckten Halln oder hohlen Zweig, burch welchen sie den Tabaksdampf einziehen und zwar so heftig, daß ste in fürchterliche Husten- und Brechkonvulsionen verfallen; denn sie schlu-cken allen Rauch ein. Wer noch nicht einen Widerwillen gegen das !^>l Lande sie sich befinden, mitgegeben wird, um die nöthigen Kulies und Lebens« ">'ttel herbeizuschaffen, den Preis dafür auszumachen und die Lagerplätze auszusw ^eu. Er macht den Vermittler zwischen den Reisenden und den Eingebomen, 18* 276 Pangi. Tabaksrauchcn hat, dcr würbe ihn hier bekommen, wenn er diese abscheuliche Art zu rauchen sieht. Auf dem Platze vor dem Tempel fanden wir die Kulies auf-marschirt. Es war eine Anzahl Frauen in ihren: besten Putze mit Halsbändern von Silber- und Zinnfterlen darunter. Manche, fast noch Kinder, sahen mit Thränen in den Augen die zuletzt übrig bleibenden, schwersten Paquete ihnen zufallen, da sie nicht schnell genug bei der Vcrthcilung sich hinzugedrängt hatten. Da indessen wohl aufgepaßt wurde, daß nicht der stärkste Kerl mit dem leichtesten Pack sich aus dem Staube machte, so war eine gerechtere Vcrtbeilung der Last bald in's Werk gerichtet und die Ordnung hergestellt. Das Zanken und Schreien hörte auf, und der Trupp sctztc sich unter Gesang mit schnellem Schritt in Bewegung. Nur die steilsten Verge thun diesem Gesänge Einhalt; singend wandern die Kulics rastlos fort. Selten wird Halt gemacht, gewöhnlich bei einer Quelle; denn ohne frisches Wasser können sie nicht leben. Zur Erquickung bereiten sie sich mit dem Quellwasser einen Teig von groben Mehl, den sie roh verzehren; die Huka geht dabei von Mund zu Mund. Gewöhnlich langte die ganze Kolonne, wenn die Station nicht gar zu stark war, sehr bald nach uns aus den Rastplätzen an; je länger dcr Marsch dauerte, um so mehr verspäteten sie sich. Waren dann die Lasten abgeladen, so setzten sich die Kulies sammt den Kulias, wenn solche dabei waren, in einen Kreis zusammen und warteten auf ihr Lohn, den sie jedoch nicht eher erhielten, als bis die letzten Nachzügler ebenfalls am Platze waren. Unterdessen vertrieben sie sich die Zeit damit, sich ein gewisses Insekt aus bm Haaren zu suchen, und gingen bei diesem Geschäft mit eben so viel Unbefangenheit als Geschicklichkeit zu Werke. Es schien diese gegenseitige Dienstleistung eine besondere Gunstbezeugung der Damen gegell den männlichen Theil der Gesellschaft zu sein und eine Höflichkeit der Herren gegen einander, welche die Stelle der Unterhaltung vertrat, wie man etwa bei uns in einer Gesellschaft Räthsel aufgiebt oder Pfänderspiele spielt. Nahe bei dem Orte, den wir im dichten Nebel verließen, welcher die ganze schöne Aussicht uns leider verhüllte, waren es wiederum Die Gebctsttine. 277 jene wunderbaren, dickbäuchigen Lchmurnen*), die meine Aufmerksain-keit auf sich zogen und zeigten, daß wir uns im Gebiete des Lama-tultus befanden. <3s sind ans Lehm roh geformte, bald ovale, bald kugelförmige Klumpen, Urnen ober Glocken, oder wie man sie sonst bezeichnen mag, die 2 — 3' im Durchmesser halten und von außen mit weißer Farbe angestrichen sind. Eie stehen auf einer 2' hohen, gemauerten Unterlage und sind mit einem aus Brettern zusammengeschlagenen Dache bedeckt. Ich gab nur die größte Mühe, zu erfahren, welche Idee ihnen zu Grunde liege; aber fragt man, was für eine Bedeutung sie haben, so erhält man nur die kurze Antwort: „Gott", dieselbe Antwort, welche bei Erkundigungen über die Tempel oder andere Heiligthümer erfolgt. Man findet sie überall an den Wegen und bei den Dörfern, wie die Betkapellchen in katholischen Ländern, und Leute davor beten. Das Wahrscheinlichste von allen den widersinnigen Berichten, die ich darüber erhielt, scheint mir, daß sie auf Rollen geschriebene Gebete, die vom Oberlama in Tcschu-lumbu unterschrieben sind, enthalten. An einzelnen Orten warm sie aus Steinen zusammengesetzt, an andern wie ein Korb aus Zweigen geflochten, aber immer mit Lehm überschnn'ert und weiß angemalt. Erst späterhin sah ich sie reihenweise zu dreien gestellt, deren jede dann ihre besondere Farbe hatte und zwar gelb, grau und weiß. Nicht weit von Tschini trifft man die erste derselben an; dort scheint die Grenze des Lamakultus M sein. Zugleich mit den Tschochden beginnen die Manneh pabdchung's, wclche eben so viel Wunderliches haben. Es sind regelmäßig zusammengesetzte Steinhaufen, wie lange schmale Altare gestaltet, deren obere Fläche ganz mit glatten Schiefcrstücken bedeckt ist, welche alle m tübetischcn Charakteren die Inschrift tragen; „Ow man nek paäen ko kuuZ"**). Einzelne sind wahre Musterstücke von Skulptur, andere *) Ihr Name wurde auch hier verschieden ausgesprochen, bald Isohoohäeu, bald ^«ckosäön, mit allen Zwischcnlautm. **) Eigentlich lauten diese Worte: „Om Mane Padma houm." ,,Oh prccieux Lotus! Amen." Nach KlapwtH's Newschmig roil: Vigue travels to Kaschmir T. II. p- 331, wo 278 Ienstere. nur gekritzelt, wie von Kindern.' Mit welligen Ausnahme enthalten sie alle dieselben Zeichen. Die oben angeführten Sylben enthalten die Anfangsbuchstaben aller Haufttgöttcr; doch konnten selbst die Priester nur über das Ma, was Mahavedi, und über Pa, was Para-vadi heißen soll, Auskunft geben. Auf jeden Fall ist es eine sehr bequeme Art zu beten; denn man vertraut das Gebet einem Steine an, der sich auf die Lebensdauer hält und noch über sie Hinalls als ein Denkmal der Frömmigkeit angesehen wird. Diese aufgehäuften Massen der Gebetsteine werden von den Lamadienern mit der größten Ehrfurcht angesehen, um so mehr, je größer der Hause ist. Man geht niemals mit der linken Seite dem Monumente zugewendet daran vorbei, sondern immer so, daß man es zur Rechten hat; deshalb sind immer zwei Wege daneben angelegt, einer für die Kommenden und ein anderer für die Gehenden. Dicht hinter Pangi trafen wir den ersten dieser Steinhaufen, die folgenden erst jenseit des Passes, zu dein wir hinaufstiegen. Nach und nach hob sich der Nebel ein wenig und man konnte sehen, daß wir an der Kante des Berges etwa 2000' über dem Flusse hinzogen. Eines unbedeutenden Flüßchens, dcs Kcschcm, wegen, welches eine tiefe Schlucht in den Berg eingcrissm hat, mußtm wir einen Umweg von zwei Stunden machen. Endlich waren wir wieder auf der schon früher erreichten Höhe jenseit desselben und hatten nun noch eine sehr anstrengende Strecke, wo Treppen in dm zerbröckelten Granit eingehauen waren, zu überwinden. Die Ccdern und Kiefern fingen nach und nach an zu verkrüppeln; an ihrcr Stelle fanden sich Cypressen (Wura) und Wachholbcr (Tclu), welche auch den ganzen Hügclabhang bedeckten, auf dem unsere Zelte zum Nachtquartier aufgeschlagen werden sollten. Sehr freundlich und einladend war der Platz eben nicht und dem Winde sehr ausgesetzt; allein es war der einzige Fleck mit ebenem Boden. Stachlichte, blaugrüne Wachholder-büfche und verkrüppelte Cyprcssen bildeten dichte Hecken umher und eine Menge Alpmkräuter, Thymian, Immortellen, Glockenblumen, Wilson es so erllärt. M. s. Nouveau Journal agiatiyns ^2,nv. 1831 und Folien's rou6.kou6.ils überseht von Abcl Nemufat p. <18 und <3 werk macht einen sehr vortheilhaftcn Eindruck. Eo muß etwa der Tempel Salomo's im Großen ausgesehen haben. Bunte Tücher, Fahnen und Roßschwcife (Mckschwänze) dienten zu seiner Verzierung, wie sie auch an vielen Häusern zum Schmuck angebracht waren. Zu jeder Seite des Tempels stand eine matte Eypresse, die größten Stämme dieser Art, die ich je gesehen habe. Sie waren fast ganz ohne Laub und Aeste und sahen recht kümmerlich und greisenhaft aus. Lipe ist ein sehr belebter Ort. Eine Menge Neugieriger, lustiges, munteres Volk, fanden sich bald bei uns ein, auch viele Kranke wurden gebracht und es gab viel zu verbinden und zu bepflastern. Wir sahen hier mehrere Chinesen aus dem Innern Tübets, unter andern einen dicken, feisten Burschen, seines Gewerbes einen Schund, durchaus in seinem Nationalkostüm mit langem Zopf und der trichterförmigen Mühe, der die Büchsen und Gewehre mit vieler Geschicklichkcit repa-rirte. Die Frauen kamen nicht häufig zum Vorscheine, doch waren sie hübsch und wohlgewachsen und hatten dieselbe malerische Tracht, wie jenseit des Passes, mit denselben Messingzicrrathm, w clchc sie hiel Pitschuk oder Pihuck nennen. Auf den Frauen ruht die ^anzeLast des Ackerbaus und der häuslichen Geschäfte, während die Männer, die auffallend chinesisch ausschn, den ganzen Tag mit ihren Pfeifen sich umhertreibcn. Gegen Abend besuchten wir das obere Dorf, zu dem eine breite Straße hinaufführt. Auch die Häuser sind hier weitlauftigcr gebaut, so daß man nicht von einem Dach zum andern gelangen kann. Viele derselben waren durch lange Stangen, an deren Enden Yactschwänzc als Fahnen flatterten, ausgezeichnet; dies sind Priesterwohnungcn, wen« Lifte. 288 man uns recht berichtet hat. Das untere Stockwerk ist meistens von Steinen ausgemauert und enthalt eine rund gewölbte Thür, die durch eine lange Kette und ein Vorlegeschloß daran geschlossen wird; das obere Stockwerk ist von Holz mit dein gebräuchlichen, platten Dache als Bedeckung. Kleine Gärten lagen daneben mit dichten Weinlaubcn und Apfelbäumen, die voll schöner Früchte hingen; auch Aprikosen und Pfirsichen standen darin. Die Bewohner, besonders die Kinder, schienen durch unsere Erscheinung sehr erschreckt und flohen mit Geschrei in die Häuser. Es war eben Erndtczeit und die flachen Dächer, welche als Scheu-ren dienten, so wie die Bäume als Heuboden, lagen voll Walzen oder Aprikosen. Die Kinder sieht man oben auf denselben lustig umherspringen. Wie oft mag da eins oder das andere herabstürzen: denn gewiß sind die vielen Krüppel, denen man begegnet, diesem gefährlichen Aufenthaltsorte zuzuschreiben. Wir ließen das Dorf zur Linkcn und gingen, nachdem wir mehrere Gärten durchkreuzt batten, einein kleinen mit Fahnen geschmückten Hause zu. Es war, wie es schien, ein geweihter Ort oder Tempel, zierlich gebaut und mit schrägem Schieferdach versehen. Alles Holzwerk war gelb gefirnißt, die Wände weiß angestrichen. Daneben stand eine kolossale weiße Tschochdenurnc, wie ich sie früher beschriebet! habe. Aus dem Innern des Tempels drangen seltsame Töne zu uns, ein tiefes Murmeln mit Glockenklingrn begleitet. Es klang in der Dämmerung und Einsamkeit des Orts höchst wunderbar und geheimnißvoll. Nicht lange hatten wir hier gestanden und in den immer dunkler werdenden Schatte»: des Flnßthals hinabgeschaut, als sich die Thür öffnete und ein alter Priester (Lama oder Lamba) in einem rothen Mantel, der wie eine Toga über die Schulter geschlagen war, heraustrat. Eine Frau, welche eine schön gearbeitete, kupferne Kanne "u't silbernem Ausgußrohr, ganz in hetrmischer Forin, trug, und einige Knaben mit großen Rauchgefäßcn folgten ihm. Es war eine sehr Malerische Gruppe. Die Frau folgte uns, als wir in einen andern Wcg einbogen, nach, um uns Blumen anzubieten, da sie bemerkt hatte, daß wir unsere Hüte mit den weißen Glocken einer schönen Art Datura geschmückt hatten. 2»a Lipe, Auch hier in Lipe sah ich Stcinbockhörncr von ausgezeichneter Größe und das Gehörn der Schncegazclle, welches man für das des Steinbockweibchens ausgicbt, nebst Bharalhörnem zur Verzierung an dem Tempel angebracht. Bären sollen nicht mehr vorkommen, schon von Sangla an. Wenn die Angabe richtig ist, so hat die scharfe Begrenzung im Vorkommen dieser Thiere viel Merkwürdiges. Aul I. August waren wir schon vor Sonnenaufgang im vollen Marsche. Wir sollten heute den Sutledsch wieder sehen, den wir bei Pangi zwei Tage zuvor verlassen hatten, um einen großen Winkel abzuschneiden, den der Fluß macht, und begleiteten eine Zeitlang den Lauf des Flüßchens Mangalang. Der Weg führte zunächst bei dem zweiten Lamatempel vorbei, durch Felder, die ganz mit wilden Stockrosen von derselben Verschiedenheit der Farbe, welche sie in unsern Gärten haben, bewachsen waren. Dann steigt man steil bergan, meist auf Treppen, die in den bunten Thonschiefer cingehauen sind. Der Kamm der Bergkette, welcher sich an der tiefen und engen Thalschlucht von Lipe hinzieht, war dünn mit Ccdern bewachsen; man sah schon von hier aus einzelne Krümmungen des Sutlcdsch, welcher hier Sut-teluse genannt wird. Wir hatten jedoch lange zu steigen, ehe wir den Gipfel erreichten, und kamen durch einen einzelnen kleinen Weiler mit einem Aprikosengärtchen. Schaaren von wilden Tauben umflatterten uns hier; es war dieselbe Art, die bei uns zahm auf den Schlägen gehalten wird, in ihrem wilden Zustande und lieferten zum Diner einen guten Braten. Auf der Höhe des Passes, welcher zwei kleine Nebcnflußthälcr trennt, übersah man eine große Strecke vom Thal des Sutlcdsch mit den beiden Dörfern Kola und Pille, im Norden durch den Schnecriesen Purgcul, der sich in drei Gruppen sondert, als Hintergrund begränzt. Unmittelbar vor uns waren großartige Fclsenparticn und öde, sonnenverbrannte Geröllwände, mit einzelnen verkümmerten Kiefern beseht. Hinter uns lagen die freundlichen Felder von Lipc; auch konnte man den Zickzackweg an drr Gcröllwand jenseit Lipc weitlun verfolgen, der in ein Nebmthal nach dem Dorfe Poschu führen soll. Im Nordwcsten, unterhalb einer traurigen Geröllwand, liegt die Oase von Kanum; doch konnte man nicht in das schönt fruchtbare Thal selbst hinabsehn, darum erschien die ganze Paß hinter Lipe. 287 Gegmd nach dieser Seite hin höchst melancholisch. Doch hatte diese Oede einen ganz eigenthümlichen Neiz; eine Bergreihe schließt sich an die andere, alle lahl und einfarbig grau. Oberhalb Kanum ist kein Bäumchen, kein Strauch mehr zu sehen. Während ich im Schatten der letzten Ceder meine Augen an der Aussicht weidete, ertönte ein sehr melodischer Gesang hinter mir, von einem vollstimmigen Chore ausgeführt. Einige Stimmen begannen die Melodie voll von harten Uebergängcn und Rouladen und wenn sie fast beendigt war und mit einer hohen Note schloß, setzte der zweite ^hor ein, während der erste die hohe Note aushielt. Dieser kunstlose Gesang, selbst rauh wie die umgebende Natur, paßte so recht zu der Wildniß vor nur, und es machte mir großes Vcrguügcn, auf ihn zu lauschen. Die Sänger waren unsere Träger, die meistens aus iungen Frauen und Mädchen aus Lipe bestanden. Ich gab ihnen Geld, um noch mehr von ihrem Gesang zu hören, und sie sangen den ganzen Weg, der von hier bergab ging, ohne im Geringsten durch die schweren Lasten auf ihrem Nucken gehindert zu sein. Bald hatten wir das letzte dürftige Gebüsch hinter uns, das Geröllfeld, an dem wir hinabgingen, lag grau und kahl vor uns, nur einzelne verkrüppelte Büsche wilder Rosen und Wermuth mit weißen und dürren Stengeln, die wahre Wüstenpstanze, waren die letzten Reste der Vegetation, welche die Sonne von dem heißen Schiefer nicht hatte herabfcngcn können. Bei einer Biegung des Weges sahen wir mehrere Dörfer, von grünem Gebüsch und gelben Waizenfcldern umgeben; nn grüner Streifen zieht sich neben ihnen am Berge hinab, die Spur eines Vächleins, dem das Dorf seine Eristcnz verdankt. Qucllwafser 'st hier nicht gar häufig zu finden. Nur an einer einzigen Quelle kamen wir vorüber, die sogleich von den Kulies umringt und halb ausgeschöpft wurde. Unser Ziel, das Dorf Kanum, war uns bisher durch seinc tiefe ^"ge im Flußthale verborgen. Grst nach einer Stunde zeigte sich die "were Hälfte der jenseitigen Bergwand mit grünen Bäumen und Ge-b"sch tief unter uns; endlich erschien das schöne Dorf selbst. Zu-gleich verließen wir die dürre, steile Geröllwand. Aprikosmgärtm in ^l)M Terrassen über einander bedeckten den Schieferboden und vcr- 28» L abrang. kündigten die Nähe eines Dorfes. Es war Labrang, welches noch diesseit der tiefen Kluft lag, die uns von Kamm» trennte. Ein großer Haufe von Manncpaddc-Steinm war nicht weit vom Eingänge in das Dorf, und kaum hatten wir eine vorspringende Felscnccke umgangen, als uns ein großartiges, hohes Gebäude, eine Art Thurm, überraschend in die Augen fiel. Er war halb von Stein, halb von Holz aufgebaut, viereckig, mit etwa 10—12 Stockwerken, oben sehr zerfallen und ganz schwarz vom Rauch und vom Alter. Durch seine alterthümliche und gigantische Form machte er einen imposanten Eindruck; zumal da er höchst verwegen auf die Kante einer steilen Gc-röllwand gesetzt war. Wir hatten schon viele Gebäude dieser Art am Bhagirathi gesehn, aber wenige von gleicher Größe. Sie haben in der früheren kriegerischen Zeit, als noch die Chinesen Besitzer des Landes waren, der ganzen Einwohnerschaft des Dorfes als Zufluchtsstätte gedient. Die Aprikosenbäume aus den Terrassen hingen voll reifer Früchte und Niemand wehrte weder uns noch den Kulics, so viel abzuschütteln und zu essen, als wir Lust hatten. Man füttert hier das Vieh damit. Sie waren gerade nicht von feiner Sorte, aber füß und saftige und die Erquickung, welche sie gewährten, war für die Fortsetzung unsers Marsches sehr ersprießlich; denn wir bemerkten hier mit Schrecken, daß wir, um nach Kanuin zu gelangen, die tiefe Thalschlucht zu umgehen und noch eine steile Anhöhe am jenseitigen Ufer zu erklimmen hatten. Das fruchtbare Thal bildete einen lieblichen Gegensatz zu den wüsten und dürren Höhen seiner Umgebung. Alleen von Silberpappeln schlössen jede Terrasse ein, dazwischen die fruchtbeladencn Apriko-scnbäumc und gelben Kornfelder und ganz tief im Grunde neben un-zähligen Mühlen ein grüner Krautgarten neben dem andern. Bald erreichten wir den Anfang der Wasserleitungen, die vo,n höchsten Punkte des Thaleinschnittes in zahlreichen Röhren und Rinnen oft über W —30' hohen Gestellen das Wasser auf die höchsten Punkte der Tcrrassenfclber leiteten. Etwa 1000' unterhalb Labrang durch' schritten wir den Bach und stiegen auf einem reizend schönen Wege hinan. Zu beiden Seiten rieselte Wasser und dichte Laubengängc Lab rang. 289 von Silberpappeln und Apnlosen faßten jedes Bächlein cm, so daß wir fast ganz im Schatten bis nach Kanum hinauf gelangten, während die Mittagssonne heiß brannte. Welch eine Wohlthat diese klaren Bäche sind, lernte man erst in der Einöde recht erkennen. Mit wahrein Behagen konnte man stundenlang den rieselnden Wellen zuschauen und die vom Anblick der dürren Felswände erschöpften Augen an ihrem dahin gleitenden Krystalle erlaben, zugleich auch den Mund; denn sie führten eine Menge überreifer Aprikosen mit sich hinab, die man ohne viele Mühe herausfischen konnte. Kanum ist eins der größten Dörfer, die wir im Gebirge besucht haben. Weit und breit kommen die Bewohner der entferntem Dörfer hier zusammen, um ihre Einkäufe zu machen. Man verfertigt hier Gold- und Silbcrsachen, Stiefel, Schuh von Wollzeug, schöne Decken und Teppiche und künstliches Holzschnitzwcrk; auch befindet sich in diesem Orte eins der größten Lamaktöstcr und zwei bedeutende Tempel, so daß er fast den Rang einer Hauptstadt im Kunauer einnimmt. Die Häuser liegen in verschiedenen Absätzen treppcnartig am Verge übereinander. Auf einer der Terrassen, etwa 100 Schritte vom Dorfe, nahe bei dem großen Tempel war unser Lagerplatz. Eine Menge Neugieriger aus dem Dorfe drängte sich bald herzu. Man brachte allerlei Waaren, chinesische Seidenstoffe, Silbcrpfeifen, Tuchsticfel, Messer und Dolche, um sie zum Verkauf anzubieten. Alle Kaufleute fingen ihre Unterhandlungen damit an, daß sie eine Art schlechter Rosinen auf großen Messingschüsseln zum Geschenk machten; die Preise aber, welche sie für ihre Waaren forderten, waren so übertrieben, daß sie trotz ihrer Rosinen wieder zum Zelte hinausgejagt wurden. Als es gegen Abend anfing, etwas kühler zu werden, stieg ich Mm Dorf hinauf. Die erste Reihe der Häuser war sehr hoch und lt! einer seltsamen, plumpen Bauart aus dicken Ecdcrstämmen errichtet. Dü Gasstn, die zu der höher liegenden, zweiten und dritten Reihe ^«aufführen, sind enge, oft überbaute Gänge, dunkel und schmutzig. Thüren und Fenster sieht man nur sparsam angebracht. Die erstem werden durch ein paar lange Ketten verwahrt, welche durch ein Loch ^u zweiten Stockwerk hinaufgezogen sind, und aus dem letztem sieht Hoffmelfter, Indien. 49 2N0 Kail um. man häufig statt eines menschlichen Antlitzes Esel- oder Pferdeköpfe herausschauen; denn der Theil der Gebäude, den man für das Erdgeschoß hält, ist gewöhnlich nur die steinerne Unterlage, auf welcher das Haus ruht, und das erste Stockwerk enthält die Viehställe. Die Menschen begeben sich nur des Nachts oder im Winter in die dunklen Näume des Innern der Häuser; im Sommer ist das Dach der gewöhnliche Aufenthaltsort, auch wird dort meistens in dieser Jahreszeit geschlafen. Auf einer Art Hühnerleiter erreichte ich die höher liegende Terrasse, wohin ich mir den Weg gegen einige wüthende Hunde erkämpfen mußte. Hier war ich mit den Dächern der untern Häuserreihe in gleicher Höhe; Straße und Dach sind cineS und dasselbe und mit derselben Erde bedeckt. Häufig findet man den Eingang zu den Häu> sern erst hier oben im Tache, wenn die Thüre unten fehlt. Auf dem Dache von einem der größern Häuser sah ich einen alten Mann im rothbrauncn Mantel und rother Mütze auf-und niedergehen und seinen Rosenkranz sehr eifrig zwischen den Fingern hill und her wenden, während ein jüngerer Mann und eine Frau, in dieselbe Farbe gekleidet, das Getreide auf dem platten Dache ausbreiteten. Andere Nothröcke schleppten neue Waizcnbündcl herbei. Rosenkränze trugen alle. Ich dachte mir wohl, daß dieses eines der Lamaklöster sein müßte, welche sich in Kanum befinden. Der Alte winkte mir näher zu treten, und so stand ich eine Weile und sah dem auf und ablaufenden Volke zu, zu dem sich noch mehrere Weiber mit den nämlichen rothbraunen Kapuzen gesellten. Es waren die Schwestern und Brüder aus dem Kloster und der Alte der Vorsteher desselben. Ich wanderte noch mehrere Dächer entlang, überall gern und ohne die geringste Scheu empfangen. Eine alte Frau, deren Enkelchen ich gelicbkos't hatte, kam sehr freundlich zu mir beran und unterhielt sich sehr lange und mit großer Zungenfertigkeit mit mir. Das Ende del mir völlig unverständlichen Ncde war ein lautes Gelächter, in welches alle Nachbarm und Nachbarinnen einstimmten. Zuletzt brachte mir die Alte unter vielen seltsamen Gestikulationen ein Bund Kräuter aus ihrem Küchengatten. Ich suchte mich so gut, wie es ging, ihr verständlich zu machen, allein alle Bemühungen erregten nur neues Ge- Kau um, 294 lächter; denn die Sprache dieser Leute ist durchaus abweichend vom Hindui sowohl, als vom Hindostani und wird Kunauri oder Milt-schcm genannt. Mit verschiedenen Sorten der dieser Gegend eigenthümlichen Getreidearten beladen kam ich zum Zelte zurück. Es waren meist Winterfrüchte, zweispitzigc Gerste und Waizen von ausgezeichneter Schönheit; die Sommerfrüchte sind Erbsen, Wicken, Saubohnen, Rüben und Oelpflanzen. Da mir die Reisegesellschaft begegnete, so kehrte ich sogleich wieber um, einen entferntem Stadttheil zu besucheil. Alles lebte von fleißigen Einwohnern, welche mit dem Aufladen und Eintragen der Erndte beschäftigt waren. Sie bedienen sich meist dazu großer Körbe, die auf dem Rücken getragen werden; vieles wird aber auch auf Eseln von den Terrassen herbeigeschafft. Ein wohlhabender Mann, wahrscheinlich ein Eingewandrrter, denn er trug cm weißes Musselingewand und einen Platten Turban statt der Filzmütze, sah oben vom Dache seines Hauses herab den Arbeitern zu und ertheilte Befehle. In einein weiten Tcnnenraum, mit einer Mauer eingeschlossen, war man beschäftigt, das Getreide durch Pferde ausdreschen zu lassen. Es ist dies die einzige Anwendung der Pferde, die nie vor einen Wagen gespannt werden oder einen Sattel tragen. Die wilden Thiere werden auf dein ausgebreiteten Getreide umhergejagt; ein Mann mit einem mit Lappen behängten Stocke und ein anderer mit einer langen Peitsche trieben sie auf und nieder. Es erregt diese Art zu dreschen einen furchtbaren Staub, und das Stroh wird dabei ganz zertreten. Nachdem wir mehrere schmutzige, enge Gange zwischen halb zerfallenen Mauern und Häusern, die mit malten Hörnern von Steinböcken und wilden Schaafen benagelt waren, durchwandert hatten, erreichten wir die letzte Reihe der Häuser, an welche sich ein Hain von hochstämmigen Wachholderbäumm (sie erreichen eine Höhe von 30—40^) ""schloß. Eine Ncihe grabähnlichcr Monumente bildete die Grenze bes Ortes; dazwischen standen mehrere der früher erwähnten Urnen, e'ne braungelbc, eine weiße und eine schwarze unter demselben Dache, ^as diese verschiedenen Farben bedeuten, habe ich nie erfahren. Eins der letzten und größten Gebäude zog besonders unsere 1U* 292 K a n n ni. Aufmerksamkeit auf sich. Es war im Quadrat gebaut und umschloß einen kleinen, offenen Hof. Ein alter Mann mit ehrwürdigem weißen: Barte und mit dein gewöhnlichen rothen Mantel bekleidet, emsig beschäftigt, seinen Rosenkranz unter Gebeten abzuhaspeln, stand auf dem Dache und winkte unö. Gr gab sich für einen Haufttlama zu erkennen und versprach uns den Tempel zu zeigen, der mit seiner Wohnung in Verbindung stand, wmn cr sein Gebet beendigt habe. Ohne viele Umstände nahmen wir die Einladung an und stiegen auf einer Hühnerleiter vorläufig in den Hof hinab, um die günstige Gelegenheit auszubeuten, das Innere eines Hauses zu sehen. Das Erdgeschoß enthielt nur Stalle und Vorrathskammcrn; in dem zweiten Stockwerke, mit einer 2/ breiten Veranda nach dem Hofe zu versehen, fanden wir ein Zimmer, anscheinend sein Prachtsalon; denn es enthielt zwei roh gezimmerte Stühle und einen Tisch, Gegenstände, auf die er sehr stolz war. Er war übrigens so in seinen Rosenkranz vertieft, daß er cs gar nicht zu bemerken schien, daß alle Thüren und Fensterladen geöffnet wurden. Die Anlage des Gebäudes, wäre nicht alles Einzelne zu kunstlos und dürftig ausgeführt gewesen, war übrigens zweckmäßig und hübsch. Alle Thüren und Fenster führten nach dem innern Hofe. Auf dein Dache und der Gallerte, die rund um den Hof lief, fand sich ein kleiner Garten, der Iris, Stechapfel und Todtcnblumen, (laFetes) enthielt, die in dem Material des Daches hinreichende Nahrung fanden. Als das Gebet eine Pause zuließ, führte der Alte uns in den Hof auf dem mit Staffeln versehenen Baume, der einzigen Art Treppe, die ich hier gesehen habe, hinab, zog einen langen hölzernen Schlüssel hervor und winkte uns gcheimnißvoll, näher zu treten. Der Schlüssel öffnete eine große Doppelthür im Grunde des Hofes, den Zugang zum Heiligthumc oder kleinen Tempel, den er aus besonderer Gunst uns wollte sehen lassen. Welche wunderbare Sachen sah man in diesem halbdunkeln Raume aufgehäuft. Das Licht fiel nur durch eine Oeffmmg in der Decke und durch die Thüre ein, deren Schwelle wir nicht übertreten durften. Die Hauptsache war ein großes vergoldetes Götzenbild, den Mahavedi vorstellend, den ich in einem Lamatempcl nicht erwartet Kan um. 29z hatte. Das Bild stand in einer Art Schrein mit zwei geöffneten, mit goldenen Stemm bemalten Thüren, rundum von einem vergoldeten Rahmen eingefaßt, und nahm sich in der magischen Beleuchtung von oben recht schauerlich aus. Es war fast das Einzige, was man in dem Halbdunkel deutlich zu erkennen im Stande war. Ein Geländer mit rothen Tuchlaftpm sonderte den Raum, wo das Bild stand, "b; rechts von ihm lagen eine Menge wunderlicher Instrumente, die uralt zu sein schienen, messingene Trompeten mit großen Bäuchen, Trommeln und Pauken von verschiedener Größe; links sah man Fahnen, eine große Glocke und verschiedene thönerne, grob angemalte Figuren. Die Wände schienen mir auf den ersten Blick mit buntem Papier beklebt zu sein; als sich das Auge aber an die Dunkelheit gewöhnt hatte, fand ich, daß sie mit Täfclchm aus ungebranntem Thon von der Größe der gewöhnlichen Fliesen bedeckt waren. Sie waren augenscheinlich mittelst einer hölzernen Form angefertigt und enthielten kleine Vuddbaftguren in vier verschiedenen Farben, gelb, roth, grau und weiß. An manchen Stellen warm sie herabgefallen und lagen am Boden, und der alte Priester schenkte sehr bereitwillig uns deren, so viel wir wünschten. Leider warm diese Kunstwerke sehr zerbrechlich. Seltsamer Weise zeigte der Alte trotz seines unausgesetzten Betms nicht die geringste Veneration vor seinen Göttern, sondern antwortete und demonstrirte unter vielem Lachen, verfiel aber rasch wieder in seine Abstraktion. Auch auf das Geld, was er zum Abschied empfing, schien er stark gerechnet zu haben. Auf einem andern, schön gebahnten Wege oberhalb des Ortes gmgen wir in der Abenddämmerung unter Pappeln und Erlen zum Lagerplätze zurück. An einer der Wasserleitungen fanden wir eine Menge der Frauen beschäftigt, Wasser zu schöpfen. Sie trugen das Wasser in einem eigenthümlichen Gefäße, einer Art hölzerner Butte, "uf dem Rücken. Diese Wassergefäße waren sehr kunstvoll gearbeitet, ^n lackirtem Holz mit eisernen Reifen zusammengehalten und wie , ^ Faß bis auf ein Spundloch oben ganz verschlossen. Eine wollene Schnur, welche durch mehrere Ringe läuft, dient als Tragband, ^uch andere Holzgeräthe zeugten von einer großen Geschicklichkcit der 294 .ssan um, Handwerker. Ich sah Schüsseln und Teller, die aus dem schönsten Maserholz? dünn und zierlich gearbeitet waren. Die Sonne war schon hinter den Bergen, die im Westen das Thal einschließen, verschwunden, doch dauerte es wohl noch anderthalb Stunden, ehe völlige Nacht eintrat, und wir hatten noch Ieit genug, uns an der herrlichen Ansicht des tiefen, mit schönen Bäumen geschmückten Thales und der schroffen Felscnwände bei Labrang mit ihrem Cedern- und Fichtenwalde zu erfreuen. Der hohe alterthüm-liche Thurm über dem 1000^ tiefen Abgrunde, die Dächer voll von Aprikosen, die gelben Kornfelder und dunklen Tannen, der ganze am Morgen durchwanderte Weg bildete im Dämmerlichte eine Landschaft von höchst eigenthümlicher Mischung heiterer und düsterer Farben. Eine Thalklust, deren Tiefe von hier gar nicht ab zu sehen war, sonderte das Bild scharf von der diesseitigen Höhe. Da der, Eingang unseres Zeltes nach dieser prachtvollen Gebirgslandschaft hingewendet war, konnte man sich an dem schönen Wechsel der rothen und blauen Farbentöne in der Abcndbeleuchtung noch lange ergötzen, bis der schönste klare Sternhimmel sich darüber ausbreitete, und Ferne und Nähe in dem Nachtdunkcl verschwamme«. Die Zeltträger waren am folgenden Morgen (den 2. August) schon eine Zeitlang fort, ehe wir ihnen folgen konnten. Es hatte sich nämlich der Oberlama melden lassen und verheißen, das Innere des großen Tempels, neben welchem unser Lagerplatz war, uns zu zeigen. An einem Kletterbaume stiegen wir zu einer niedrigen kleinen Thür des Gebäudes hinan und fanden dort ein hohes langes Vorzimmer mit gelber Farbe angestrichen. In der längsten Wand desselben waren die Thüren zum eigentlichen Tempel. Hier trat uns der Obci> lama entgegen, eine Gestalt, deren Acußeres und Haltung wirklich majestätisch und überraschend war. Ich glaubte, einen Weisen der alten Zeit, den Seneca oder Cato vor Augen zu haben. Es war ein Greis von hoher stattlicher Figur, in die lange faltenreiche Toga von rothbrauner Wolle gehüllt. Sein Haupt war unbedeckt, sein schneeweißes Haar kurz; der lange weiße Bart siel ihm auf die Brust hinab. Der Rosenkranz hing ihm am Gürtel und unter dein Arm trug er ein großes Buch. Nachdem er den Prinzen begrüßt hatte, öffnete er die Thüren, so daß wir den Tcmpelramn übersehen konnten. Auch hier war das größte der zahlreichen Götterbilder ein vergoldeter Mahadö, die übrigen kleinem waren von Stein und Bronze. Zur Rechten und Linken standen große, grün lackirtc, mit Gold bemalte Schränke mit vielen Schubkasten, welche Manuskripte enthalten sollen. Eine Menge mystischer Gegenstände füllte den übrigen Naum> Leider war es unmöglich, sich dem, guten Alten verständlich zu machen; denn außerdem, daß die Sprache der hiesigen Gegend für uns und unsern Interpreten eine ganz unbekannte war, ließ auch seine Taubheit nicht die geringste Konversation zu. Was hätte ich darum gegeben, wenn wir den berühmten ungarischen Gelehrten Alexander Czosma de Körös, der in Kanum mehrere Jahre als Einsiedler zugebracht hat, noch am Leben getroffen hätten. Man fragte unS oft nach ihm; denn er ist unter dem Namen Si-kander Sahib im Gebirge bekannt. Die zur Wandbekleidung angewendeten Thonftiesen fanden sich auch hier. <3s standen sechs oder sieben kleine Buddhafigurcn auf jeder Tafel, die uns mit großer Liberalität ausgetheilt wurden. Mit zitternden Händen schloß der Alte seinen Tempel wieder zu, als wir uns genugsam an seinem Inhalte erbaut hatten, und wir traten eilig unsere Reise an. Die Felder von Kanum verschwanden bald unter unsern Schritten, und die Gegend wurde furchtbar wüst und öde. Nach einer Viertelstunde traten wir wieder in das Thal des Sutledsch ein, an dessen Ufern sich der Weg von einem Abhang zum andern hinaufwand. Kaum schwache Spuren von Vegetation waren auf dem dürren Felsen sichtbar; hie und da eine kümmerliche Neozakiefer, blattloser Wcrmuth und stachlichte Astragalusbüsche. Beide Ufer des Flusses sahen aus, als wären sie unlängst aus einem Fmerofen hervorgezogen. Kahl und sonnenverbrannt starrten die Klippen zwischen den endlosen Gc-rö'llstächrn, welche gigantischen Aschcnhaufen glichen. Da war nirgend Schatten, nirgend eine Epm von frischem Grün; selbst das Wasser bcs Flusses, welches tief unten den Fuß der hohen Felscnkämme bespült, schien hier seine befruchtende Kraft verloren zu haben. Es war eine schauerliche Einöde; zudem die Abhänge ss steil, daß 2W Das Sutledschthal. man kcin Zeichen irgend eines betretenen Pfades entdecken konnte. In den losm Geröllftächen hinterlaßt der Fuß des Wanderers keine Spuren. Die Steine und Felsblöcke rollen unter den Tritten am Berge hinab. Wehe dem, der verweilt; mit eiligen Schritten mußte man vorwärts, oder man folgte den hinabstürzenden Felsmtrümmern. Das Poltern und Klappern der losen Steine war eine Musik, die uns den ganzen Tag begleitete. Einige Stellen an den Felscnwändcn waren so steil und von dem herabstürzenden Gerölle so glatt gerieben, daß erst Fußtapfen cingchaucn werden mußten, ehe wir sie passircn konnten. Die Gcfammtzahl der kümmerlichen Pflanzen, die an diesen dürren Wänden ihr Leben fristeten, betrug innerhalb der ersten anderthalb Stunden sieben. Eine Nose war darunter und noch dazu in Blüthe; am meisten kam eine Art weißer Wermuth vor, jedoch auch so sparsam und dürftig, daß man ihn am gegenüberliegenden Ufer gar nicht bemerkte. Wir stiegen beständig bergan; die Sonnenhitze, der niederschlagende Eindruck einer solchen Wüste brachten schneller wie sonst Abspannung und Ermüdung hervor. Grst, als wir den Gipfel des Kammes, welcher uns von einem Nebenthalc des Sutledsch trennte, fast erreicht hatten, kam wieder etwas Heiterkeit zum Vorschein. Es war dort eine Quelle, die einzige auf dem ganzen Wege, welche von den Kulics und lasttragenden Jungfrauen mit Frcudengeschrei begrüßt wurde-Doch enthielt sie nur schlechtes, kupfcrhaltigcs Wasser von bitterem Geschmacke. Viel kupftrhaltigcs Gestein lag in der Nähe zu Tage; kohlensaures Kupfer war aus dem gelbgefärbtcn Thonschiefer ausgewittert, auch Kalksinter und Tuff bedeckte den Boden. Die Feuchtigkeit hatte hier jedoch eine reichhaltigere Vegetation hervorgerufen. Die vaterländische Weidemose erfreute mich, sie Mr aber ganz durch stachlichte Stcppenpstanzm, kleine Akazien und eine lorbeerartigc Daphne umgeben. Wir ließen den Kulics Zeit, sich zu erquicken und eilten vorwärts dem Gipfel des Passes zu, den wir in kurzer Zeit erstiegen. Er war wie gewöhnlich mit Stangen und bunten Lappen ausgeschmückt. Von oben sah man deutlich den kleinen Fluß Ropa oder Nustalong, den wir Thal des Nuskalong, 297 zu überschreiten hatten, aber in welcher grausenhaften Tieft! Auf einen: fast senkrechten Gerölle lief der kaum sichtbare Pfad hinab. Bald springend bald schurrend kletterten wir hinunter. Doch schon etwa 800' tiefer wurde er bequemer; der Fuß fand festen Grund, und zahlreiche Pflanzen, Astern, Rittersporn und Mohn, den unseren ähnlich, doch in fremdartiger Form, zeigten sich an den weniger schroffen Stellen. In der Mitte der Höhe, (1500') begann ein schöner Kiefer-Wald sTschil und Neoza), in welchem wir die zum Brückenbau voraus-gcsandtm Zimmerlcute mit den: Zuhauen einzelner Stämme beschäftigt fanden. Man schalt sic tüchtig aus, denn sie waren schon am Morgen des vorigen Tages mit dem Simundur vorausgeschickt, und die Brücke hätte fertig sein sollen. Statt dessen hatten sie sich so lange unterwegs aufgehalten, daß sie eben vor uns angekommen waren. Wir stiegen indessen die letzten 1000' hinab, die wieder sehr steil und beschwerlich waren, da der untere Theil des Gebirges aus glattem, gelben Granit und Quarz bestand; auch war der Weg häufig durch Schneebäche mit jähen Abstürzen unterbrochen. Der untere Theil der Uferwände bestand auch hier, wie bei allen bedeutenderen Flüssen des Gebirges, aus senkrechten Mauern von ansehnlicher Höhe, so daß es schon unmöglich war, sich hier nur dem Flußbette zu nähern, geschweige eine Brücke zu bauen. Auch war vom Brückenbau keine Spur zu sehen, wiewohl die dreißig Mann unter der Anführung des Simundur seit gestern schon damit hätten beschäftigt sein sollen. Noch kein Baum war bis zum Flusse hinabgebracht. Es gab nur einen Weg, um hinabzukommen. Dieser bestand aus den Ueberresten einer Schneelawinc, welche im Frühjahr das Flußbett ausgefüllt und bisher als Brücke gedient hatte. Leider war sie vor Kurzem eingestürzt und nur ein paar mächtige Schnecthünne standen noch an den Seiten, so weit sie der Strom noch nicht fortgespült hatte, in der Sonncngluth triefend. An diesen nassen und schmutzigen Schneebänkm stiegen wir nicht ohne große Mühe hinab Und sahen uns nun zwar unmittelbar am Flusse, aber ohne alle Mittel, über sein reißendes Wasser zu kommen. Balken und Bauholz hinabzubringen mußte der Entfernung und der Schwierigkeit des Transports wegen aufgegeben werden; Stricke von ausreichender Länge 298 Brücke über den Nuskalongfluß. waren nicht vorhanden, hatten auch bei der Schroffheit des jenseitigen Ufers nichts genützt. Endlich wurde ein großer Ccdcrstamm, den die Lawine mit herabgcrissen hatte, losgemacht, und man versuchte, ihn bis zum schmalftcn Theile des Flusses hinabtreibcn zu lassen; nach vieler Arbeit, bei der wir alle vom Wasser durchnäßt und mit schwarzem Schlamme bedeckt wurden, mußte jedoch dieser Plan aufgegeben werden; denn der Baum gcrieth tief in den Sand und war nicht mehr von der Stelle zu bewegen. Zuletzt erfuhren wir, daß noch ein besser gelegener Platz zum Brückenbau über den Fluß vorhanden sei; denn auch dazu waren die vorausgesandten Leute zu träge gewesen, sich über die Localität gehörig zu unterrichten. Um zu dem angewiesenen Orte zu gelangen, mußte man an einer glatten Wand hinaufklimmen, dann auf einem steilen Geröllhange mehrere Itttt' aufwärts steigen und endlich noch einen thurmhohen Granitkegcl ohne eine Spur von Weg überklettern. Die Gcröllwand schien vor allem anderen ein unüberwindliches Hinderniß; doch das Gerölle hielt und an der Granitklippe waren Spalten und Absätze genug, sodaß wir mit Handen und Füßen kletternd den Gipfel erreichten, eben noch zur rechten Zeit, um die ersten derKulies, welche jetzt erst ankamen, auf den rechten Weg zu rufen. Die zweite Ueberfahrtsstcllc sah allerdings weniger gefährlich aus; denn, obwohl der Fluß in einer Breite von 5i!.^,andol, — Tichini, ..... M,n>, - Bienenstöcke. — I!,,,,. — 3,chiglio», — Hänser des Dm'feö. — Die Wmiglxln'ücke, — Schmier Wald, — ?r>i,idc>, — Vegctcitil'n del« S»t>edsch!h,i>ei«, — Senni. — Badl'p!,ih, — Be,'i,ch dcl« Ä.ij.ih l>on Vissahir. — Gegenbesuch, — ttwia. — Sl'mmrchans deö Najah. — N>nnpur, — «otghnr, — Die Missionäre. — Nagfanda. ^ Zinil.U,, — Bewohner von Simlah. — Der Korso, — Zahlreicke, Dieners6)aft. — Hölel. — Anficht der Stadt,— Maskenball,— Kirche, — I'öte cbami>stt«,— Abreise, Simlah, dm 23. Sept. <843. Nach vielfach wiederholten Versuchen gelang es Sr. Königl. Hoheit endlich am 6. August über die Grenze Tübets zu kommen und, zwar nicht an der Stelle, welche zuerst dazu ausgewählt war, aber doch an einem höchst interessanten Punkte, in das chinesische Gebiet einzudringen. Vier stämmige Yackochscn standen bereit uns auf ihren wolligen Nucken aufsitzen zu lassen, die Lastschaaft waren gesattelt und bepackt, und eine fröhliche Schaar rothbehos'tcr Frauen und Mädchen tummelte Nch unter unaufhörlichein Gelächter und Gesang mit dem übrigen Theil des Gepäcks umher. Die Männer tragen an der Grenze und m Tübet nur gezwungen, so wie sie den Weibern auch die Last des Ackerbaues und der häuslichen Geschäfte überlassen. Es kostete Mühe, 342 Namdja, ehe wir auf den mit unserm Marinaros statt der Sättel vcrsrhenrn Reitochsen festen Sitz gewonnen hatten; denn sie sind sehr scheu, drehen den Kopf bestandig, als ob sie stoßen wollten, und schlagen mit den Hinterfüßen. Gegen halb 10 Uhr setzten wir uns in Marsch und kehrten den Aprikoscnwäldcrn von Namdja und zugleich der letzten Oase in der Geröll- und Stcinwüstc des Sutledschthalcs den Nucken. Der Weg, welcher von fern höchst gefährlich erschien, war für die brcitfüßigen Ochsen, denen das weiße Scidenhaar des Bauchs und der buschige Schwanz bis auf die Erde herabhängt, hinreichend eben und fest; allein er wurde bald so steil, daß die armen Thiere auf eine höchst melancholische Weise zu stöhnen und zu grunzen anfingen, und diese unterirdische Musik steigerte sich bis zu einem so heftigen Röcheln, daß uns dies mehr als der unbequeme Sitz auf dein ungesatteltcn Rücken der Thiere schon nach der ersten halben Stunde zum Absteigen veranlaßte. Schauerlich, aber imposant ist der Anblick der steilen, rauhen Felsenmasscn von bröckligem Schiefer, zwischen denen der tobende, tübetifchc Strom seine dunkelgelben Wellen hindurch wälzt. Kein Strauch, kein grünes Kraut erfreut das Auge; so weit man sehen kann, nur zertrümmerter oder in starren Klippen emporragender Felsen, der nach unten jäh sich absenkt, nach oben, wenn der Nebel dem Vlick gestattet die schwindelnden Höhen zu erreichen, in Bergspitzen und hohe Zacken ausläuft, die mit ewigem Schnee gekrönt sind. An den gelbgrauen Geröllwändcn windet sich der schmale Pfad m einer Höhe von 500—800< über dem Flußbette, häusig durch vom Wasser tief ringerisstne Schluchten unterbrochen, die große Umwege nöthig machen, mehrere Stunden lang fort. An den eben nicht zahlreichen Bächen gab es interessante Pflanzen in Menge; auch die Schneercgion wird von einem grünen Gürtel umzogen, doch hat leider die Vegetation außer dem Bereiche des Schnecwassers sogleich wieder ein Ende, und es bleiben nur der trockene Wermuth und verkrüppelte Cyprcffen. Wir stiegen höher und höher; plötzlich war der Weg durch eine senkrecht abfallende Schlucht unterbrochen, die der Bach Kupsung (Uftsung) in die Uferwand eingcnssen hat. l^inc Treppe von in den Die Grenze Tübcts. 313 Felsen gehauenen Stufen führte steil 400 bis 50" hoch und von allerlei Schnörkeln in Gold und bunten Farben umgeben. Auch die Decke war mit chinesischen Gold-mustem bedeckt. An den Pfeilern des Mittclgangcs hingen alte chinesische Fahnen von glänzenden Farben. Alle Göttcrfiguren waren von guter Skulptur, leider so wie alles Ucbrigc voll Schmutz und Staub, und gewiß seit vielen Jahren nicht von säubernden Händen berührt. Der Lama verrieth in Betreff des Alters und der Bedeutung des Heiligthums eine gränzenlose Unwissenheit; auch erlaubte er uns, von den kleinen thoncrncn Bildern aller möglichen indischen Götter, welche in einer Nische aufgelMft lagen, nach Belieben zu nehmen. Dieseln Tempel gegenüber liegt ein anderer kleinerer, aber im nämlichen Style erbaut und auch wohl eben so alt. Er enthält als Hauptfigur in der Mittelwand das Bild einer weiblichen Gottheit, die Dulma. Ueber ihr schwebt ebenfalls der Tschakium mit blauen, viereckigen Flügeln und Schnabclkopf; Drachen mit langen Rüsseln stehen zu beiden Seiten und weiße, kleine Elephanten am Fuße des Bildes. Rechts und links saßen jcderseits vier Gestalten mit verschieden gefärbten Gesichtern, deren Name uns nicht genannt wurde. Der Lama erklärte sie für die Diener der Dulma und sagte sie hätten keinen Namen. An den übrigen Wänden warm Vubdhafiguren. Ziemlich unbefriedigt durch die Erklärung des Lama verließen wir Nako und zogen rasch einen Abhang nach dem andern zum Ufer Nako. 32, dcs Li hinunter. Zur Rechten ließen wir das Dorf Mating, M westlicher Richtung der Brücke zu wandernd, welche aus Cederholz sehr fest und schön gebaut die steilen Ufer des Stromes verbindet. Bis nach dein Orte Lio war noch eine Viertelstunde Weges. Er liegt 2500' niedriger als Nako an emem Fclsenvorsprung angelehnt, der die Ecke bildet zwischen dein Flüßchcn Lipa und dem Li. Die äußerste Kante ist ein zackiger, und zersplitterter Granitfelsen, auf dem sich Ueberrcste von alten Mauern finden, welche die Anhöhe umziehen, als hätte früher ein Fort diesen Platz eingenommen. Der Felsen verdeckt den freundlichen Ort, welcher von schönen, gut bewässerten Kulturfeldcrn und Aprikofcnbäumen umgeben ist, wenn man vom jenseitigen Ufer kommt. Wir setzten über den Lipastuß, um jenseit desselben die Höhe zu übersteigen, welche eine Fortsetzung des Kammes am andern Ufer bei Nako ist. Oben zeigten sich wieder die chinesischen Schnecberge dcs Purgeul. Die Vegetation auf dein Granit- lind Thonfchiefcrgeröllc war sehr dürftig, der Weg öde und menschenleer; nur ein Handelsmann, der auf einigen Eseln eine Ladung Opium nach Ladakh brachte, begegnete uns. Endlich sahen wir, nachdem wir in das Flußthal des Tschuling eingetreten waren, die grünen und gelben Felder der Dörfer Suling und Hangmat glänzen. Reiter auf schön gezäumten Pferden den ersten Reitpferden, die wir seit langer Zeit wiedersahn, zeigten sich auf dem Wege. Hang lag jenseit dcs Tschuling, und seine ausgebreitete Kultur bedeckt eine weite Fläche. Der Anblick dieser frischen Felder, die sich tief in das Thal hinabziehen, war für unsere Augen wahrhaft erquicklich; sie bildeten einen eigenthümlichen schönen Gegensatz zu den steil aufsteigenden, ganz mit losem Geröll bedeckten Kalkbcrgm, die in trostloser Unfruchtbarkeit das Thal begränzen. An Bäumen fehlt es, Wenige Pappeln abgerechnet, ganz; nur Stachrlbcergebüsch findet man überall, doch werden die Früchte desselben erst sehr spät reif. Nm 12. August überstiegen wir einen der bedeutendsten Pässe, bm Hangarang (12,000' hoch), zu dessen Spitze man auf ziem-llch bequemen Vcrgwcgcn über Kalkgcröllabhängc gelangte; desto steiler ^var die andere Seite dcs Gcbirgskammcs, an welcher wir zu einem 922 Slülgullm. kleinen Vachthale hinab kletterten, um seinem Laufe weiter zu folgen. Der Weg schlangelte sich an den Grröllwänden immer tiefer und tiefer hinab, bis wir endlich die Aprikosenbäumc und den Thalgrund des Ortes Sungnum vor uns liegen sahen. Sungnum ist ein großes Dorf von etwa 40 Häusern und einer großen Anzahl kleiner Vorrathskammcrn, die wie Holzkasten aussehen. Ein ziemlich neuer Tempel und eine Menge Tschochb6n (Lamaurnen), zierlich aus Holz angefertigt und zu dreien in grauer, weißer und gelber Farbe neben den Häusern aufgestellt, sind Zeichen des eifrigen Lamakultus dieser Gegend. Wir hörten hier reckt hübsch singen, so wie auch die Weiber von Hang einige sehr gefällige Melodien hatten, die indessen schwer zu behalten und zu notircn waren wegen der raschen Uebergängc und der Gewohnheit der Sänger die Töne zu verschmelzen. Ein Lied, das wir schon bei Lifte und Namdja gehört hatten, zeigte unter allen die deutlichste Melodie; sie nannten es Sungnamuk. Ob vielleicht der Name des Ortes Sungnum im Spiele ist, weiß ich nicht. Es hat drei Strophen, und während ein Theil der Sänger den Halt der zweiten aussingt, fällt der andere Chor mit der dritten Strophe ein. Zuweilen wiederholten sie auch eine Strophe zweimal, je nachdem der Tert der untergelegten Worte verändert wurde, den sie jedesmal nach Gefallen erneuern. Die Felder des Dorfes liegen zu beiden Seiten des kleinen Flusses Bonkiu; sie waren mit Gerste und Phapar bestellt. Die Vorbereitungen und Einkäufe zur weitern Reise veranlaßten einen Rasttag in Sungnum; wir durchwanderten daher erst am 14. das Thal des Nuskalong neben einem zierlichen Tempel vorbei, der höchst malerisch auf der kahlen Anhöhe nicht weit vom kleinen Dorfe Ruskalong liegt. Solche Lamadcval's sind gewöhnlich zweistöckig und weiß angestrichen bis auf die beiden Balkons des oberen Stockwerkes, welche schwarz zu sein pflegen. Das Dach ist mit rinncnförmigen Vertiefungen durchzogen, roth angemalt und trägt mehrere spitze Thürmchen mit gelben Dächern. Nach Kreuzung des Flusses stiegen wir auf Schiefcrgeröll wieder steil aufwärts; hin und wieder standen einzelne Dcodarccdern und Tschini. . .^2!l Neozakiefern, jedoch nur kleine Bäume. Es ging immer steil bergauf; bald ließen wir den Wald hinter uns, Gebüsch von Loniccrm und kleinen Cyprcsscn begleitete uns noch bis zur Höhe von 10,000', dann begannen weite Flächen von Polygonum, blauen Geranien und Ampfer, zwischen wüsten, pstanzenleeren Gcröllsiächcn. Auf dein Kamme des Binangpasses fand ich zu meinem Erstaunen auch Wolfsmilch in großer Menge wachsen, ganz der unsern (Nupli. exiZua) ähnlich. Jenseit desselben sahen wir Kanum in der Ferne liegen und zogen in der Richtung nach Labrang auf einein kahlen Bergrücken vorwärts unsern Zeltplätze Tapang zu, welcher noch oberhalb von Labrang liegt. Den ganzen Weg, besonders auf der Paßhöhe, hatten wir gegen einen heftigen Südwind zu kämpfen, und die Luft wurde gegen Abend empfindlich kühl. Der Thermometer fiel um 8 Uhr bis auf 7" N. Unterwegs sah ich eine große Heerde starkknochiger, mit Salz bela-dener Ziegen, die von Tübct über Nako kam. Das Salz ist im Gebirge ein sehr geschätzter Handelsartikel. In Lio sah ich eine Frau, die an ihrem Mantel einen kleinen mit Salz gefüllten Beutel trug. Auf meine Frage, was das Säckchcn enthalte, sagte sie, es sei Lu darin. Sie geben es den Kindern, wie wir den Zucker, als Leckerbissen. Nnl folgenden Tage erreichten wir die Ufer des Sutledsch wieder, die in ihrer Bewaldung einen auffallenden Unterschied gegen die Berge jenseit des Vinangpasses zeigen, obgleich das Gestein dasselbe ist. Die Berge erschienen hier grün von Cypresscn, Neoza und Ccdern und wir traten bald in einen Ecdcrnwald ein, der von dem lauten Gesang einer großen Art Cicadc belebt war. Als wir ihn durchwandert hatten, trafen wir bei einem kleinen Bache wieder auf unseren frühern Weg, der uns am Abend nach Live führte. Ich fand zu meiner Freude dort meine Patienten, die bci unserm ersten Besuch zu mir gebracht waren, alle geheilt. Wir verfolgten von Lipe unsern alten Weg über den Errengpaß, der uns bergauf viel länger erschien, nach Pangi und von da am 17. August über Tschini auf der Dakstraßc im Sutlcdschthale weiter. Tschini erschien uns bei dem schönen Wetter viel freundlicher als das letzte Mal. Es war viel von dem Echncc, der damals den 21' 324 Tschini. Berg bedeckte, herabgcthaut; man hörte oft Lawmen donnern, ohne jedoch eine zu sehen. Die Felder waren schon mit dem frischen Grün der zweiten Erndte, des blühenden Phapar, bedeckt, und reise, schöne Weintrauben mit blauen, länglichtcn Beeren wurden sowohl in Tschini als Iengere uns in Fülle geboten. Man war gerade damit beschäftigt die Weintrauben zum Transport nach Simlah vorzubereiten, und große Körbe voll standen schon fertig gepackt. Abends zog eine Procession, deren Lärm wir in der Ferne schon stundenlang vorber gehört hatten, vor unserem Zelte vorbei. Ein großer, mit Zeug verhangener Kasten, auf dessen Mitte sich ein riesenhoher rother Fedcrbusch, aus mehreren Jafschwänzen zusammengesetzt, erhob, wurde von zwei Männern auf den Schultern getragen; voraus zogen zwei Posaunenbläser, ihre sechs Fuß langen Instrumente mit vollen Backen blasend, dann folgten die Trommelschläger mit Hand-Pauken verschiedener Größe, Beckenschläger und noch mehrere andere Musikanten mit gewundenen Trompeten. Wir folgten bis zum Tempel dem Zuge nach, wo das Ende der Feierlichkeit darin bestand, daß die Träger den Kasten in heftige Schwingungen versetzten, so weit die Länge der Tragstangen es erlaubte. Der Name der Gottheit, die sich in dem Kasten befand, wurde uns verschieden genannt; doch schien Taku die vorherrschende Bezeichnung. Man hatte das Heiligthum von einer andern Ortschaft, wo es eine Zeitlang mit andern Gottheiten zusammen vereinigt in einem Tempel gewesen war, nach Tschini hcr-ü berget) olt. Der ganze Weg zeigte, seit dem wir wieder den Granitboden betreten hatten, welcher diesseits des Flußthals des Lisa hinter Lipc den Thonschiefer verdrängt, eine ganz veränderte Vegetation. Es scheint fast als ob der Granit die Ceder- und Fichtenwälder begünstigt. Wo die Abhänge nicht zu schroff waren, stand überall dunkelgrüner Nadelwald, überall ragten aus den Fclsklüften die breiten Laubdächer der Deodarccder hervor, welches den Thälern ein außerordentlich malerisches Ansehn giebt in Verbindung mit den frischen Kulturfcldcrn, den freundlichen Dörfern und dem tief untcn brausenden tübctischen Strom, dessen Krümmungen man von den höhern Punkten der Thalwände weithin verfolgen kann. Eine schöne Wicsenflora bedeckt die waldlo- Miru. 325 sen AbHange und Felsenkupften, und die kleinen Bachthäler sind mit einer Pracht von blühenden Pflanzen, Vergißmeinnicht, Salbei, Svi-räen, Balsaminen und mehreren Uinbcllaten bekränzt. Am 20. August zogen wir mit 45 Knlies von Tschini am Sut-lcdsch hinab. Eine bedeutende Höhe bildete den Anfang des Wegs, von wo wir die früher durchzogenen Dörfer am gegenüberliegenden Ufer, Barang und Mebur, erblickten; eine reizend schöne Aussicht. Wir kamen weit über die Baumregion hinaus auf einen felsigen Weg, der sich so weit südlich zog, daß wir nicht sehr fern den Vaspa bei seinein Einfall in den Sutlebsch sahen. Er ist nur halb so breit als der Sutledsch. Durch diese Bachthäler, die schon hin und wieder Spuren von einer tropischen Vegetation zeigten, und über steile Anhöhen erreichten Wir nach sicbenstündigcm Marsche das Dorf Miru. Der Wcinbau fehlt hier und die Aprikosen waren sehr schlrcht; doch scheint die Gegend reich an Korn zu sein, auch bemerkte ich viel Bienenzucht. Gin kleines Haus war von den Bienen ganz umschwärmt, und zwar sah ich, daß sich ihre Fluglöcher im ersten Stockwerk befanden. Die Bienenstöcke, welche ich nach erhaltener Erlaubniß einzutreten mir naher ansah, bestanden nur in etwa 8" tiefen und 6" hohen Löchern in der Wand, die an der Innenseite mit einen: geflochtenen Deckel sehr unvollkommen verschlossen waren. Die Bienen summten im ganzen Hause zwischen den Gerathen und Bewohnern einträchtig umher. Eine der lieblichsten Gegenden mit schöner Vegetation durchzogen wir am folgenden Tage, nachdem wir die steilen Ufer des Djula-bächleinS überschritten hatten. Hier zeigte sich zuerst wieder Laubholz in größerer Menge; ein dichter Wald von hochstämmigen Kastanien und Wallnußbäumen nahm uns auf, Wässerlein rieselten überall in seinem erquickenden Schatten und ein frischer weicher Rasen war für die Augen ein langentbehrtes Labsal. Bald hinter diesem Wäldchen kam Umi zum Vorschein mit seinen zierlichen, halb aus Holz, halb aus Stein gebauten, ftachgedeckten Häufern, über welche-der Deval in der Mitte mit seinen zwci Gal lcricn und dem schön geschnitzten Gicbeldache sich erhebt. Das Dörfchen nahm sich mit seinen bunten, weiß und braun gemalten Haus- 32« Tschigal?!,. chcn, die reich mit Schnitzwerk verschen sind, und der Gebirgslandschaft umher sehr schweizerisch aus; einige Weingeländc lagen tiefer unten am diesseitigen Ufer, welches auf seinen Abhängen mit schönen Bäumen, Birnbäumen, Aprikosen, Eichen und Ellern bewachsen ist. Der Sutledsch tief unten schneidet es schroff von der jenseitigen Bergwand ab, die sich steil und schwarz vom dichten Cedernwalde auf-thünnt. Die Trauben waren hier noch nicht reif, während sie in Puari, das viel höher liegt, schon acht Tage früher geschnitten wurden. Es ist hier die Grenze der Traubenkultur und zugleich nimmt man von den Aprikosen Abschied. Weiterhin ist kein von den aufgehäuften Früchten rothes Dach mehr zu sehen. Das Ufer, an dein wir entlang zogen, hatte nur spärlichen Baumwuchs und war außerordentlich steil, so daß man an einzelnen Stellen wohl 1V00' tief fast senkrecht auf den Fluß hinabsah. Auf steinigen,, sehr unebenen Wege stiegen wir daran zu unserm Nastorte Tschigaon (Sirgong) hinab. Dies ist eins der reizendsten Dörfer, die ich gesehen habe. Unter riesigen Nußbäumcn liegen seine hohen Terrassen über einander, mit einem großen grünen Grasplatze an der tiefsten Stelle, den wir zum Lagerplätze erwählten. Ein geschmackvoller Deval mit schön ausgeschnitzten Gallericn und einem kegelförmigen, spitzen Dache nebst einem hohen, thurmartigcn Gebäude von fünf Stockwerken, zu denen eine Treppe auswärts hinaufführte, begrenzte den Platz. Sämmtliche Häuser des Dorfes sind wohl erhalten und reinlich. Wir drangen ohne Umstände ein; die Leute machten gute Miene zum bösen Spiele und ließen uns gewähren. Gin brettcrncr Umlauf ohne Geländer umgiebt das obere hölzerne Stockwerk, zu dem ein einfacher Leiterbaum hinaufführt; doch ist der Eingang an der entgegengesetzten Seite möglichst weit von der Treppe entfernt, so daß man das ganze Haus erst umgehen muß, ehe man zum Wohnzimmer gelangt, welches sein Licht nur durch die Thür erhält. Die reinliche Hausfrau war eben damit beschäftigt, ein Muß auS Pfirsichen (Aruka genannt) zu kochen, während der Mann den Tschi-pattiteig knetete zu den dünnen Gerstenkuchen,'welche die Stelle deö Brotes vertreten. Eine Schaar hübscher Kinderchen verkroch sich vor der fremden Erscheinung; sie schienen große Furcht vor uns zuhaben. Wang tu brückt, 327 Die Häuser liegen auch hier so nah an einander, daß die Nachbaren von einem Dach zum andern übersteigen können; dort oben gewöhnlich waren die Familien versammelt. Die Zwischcnräume der Häuser sind durch Hecken von drei Ellen hohem Hanf und Brenn-nesseln ausgefüllt, auch eine Art Kürbis mit weißer Blüthe und saftigen Früchten von der Größe eines Kindcrkopfes, Tomba genannt, wuchert dort. Vor der Treppe, die zur höchsten Terrasse des Dorfes hinaufführt, sahen wir ein Mädchen beschäftigt, in einem hölzernen Mörser Aprikosenkernc zu zerstampfen, die man benutzt, um ein schönes Ocl von angenehmen Beigeschmack nach bittern Mandeln daraus zu gewinnen. Das Mädchen war von angenehmen Gesichtszügcn, so wie auch die Müllerinnen, welche die kleinen Panhecki's (Wassermühlen), m denen die Hirse (Tschi'n) geschrotcn wird, beaufsichtigen, recht hübsch aussahen. Die Mannigfaltigkeit der Vegetation nahm zu, jc weiter wir in dem Sutledschthale hinabzogen. Die südlichen Formen der Pflanzen traten in Bambus, Kappersträuchem, kletternden Feigen, schön duftenden Clcmatisarten, Bignonien und Dalbergien immer deutlicher hervor. Besonders reich an einer Fülle schöner Pflanzen ist das Thal des reißenden Vabeflusses, den wir am 22ten auf einem Sangho überschritten, nicht weit von seinen, Einfluß in den Sutledsch. Eine Viertelstunde weiter kamen wir zur Wangtubrücke, der ersten, die wirklich den Namen einer Brücke verdient, auf der wir zum südlichen Ufer deß Sutlcdsch hinübcrgmgen. Prachtvoll ist die Gebirgslandschaft, die den brausenden Strom hier umgiebt; seine Ufer steigen schroff und zackig himmelan, oben mit Wald gekrönt, im Hintergründe das schattige grüne Thal des Babe. In dem Dorfe Nitjar ruhten wir von der beschwerlichen Arbeit, die das Hinanstcigcn am steilen, linken Ufer des Flusses verursachte, und wanderten am folgenden Tage (den 23. August) durch einen Wald von Gichen und Birnbäumen, der mit seiner Fülle blühender Balsaminm und Glorinien auf frischem Rascngrunde dem lieblichsten Harke glich, eine Stunde lang fort. Dann gewann wieder der Nadelwald, die Deodarceder, die Noitannc und Tschilkicfer die Ober- 328 Tranda. hand. Mitten im Walde lag das Dorf Pang mit einem wunderschön malerisch gelegenen Tempel. Unter den Bäumen des Waldes warm einzelne von riesenhafter Größe; eine Cedcr, die wir maßen, hatte 36^ im Umfange. Bei dem Toppclbache Soldang, dessen Ufer mit Maulbcer-bäumen, Melim, schönen Dolichosartcn und gelben Orchideen bewachsen waren, traten wir aus dem Walde heraus, um eine beschwerliche Anhöhe zu erklettern. Es soll hier viel Vären geben. Jenseit des Berges nahm uns aufs Neue der Schatten und die Kühle des Cederwaldcs auf, in dein wir, oberhalb des Dorfes Tranba, die Zelte aufschlugen. Ein heftiges Gewitter mit starkem Negcn hinderte den weitcrn Marsch. Gs hielt bis gegen fünf Uhr an. Nachdem es ausgetobt hatte, erstiegen wir eine der nahgelcgc-ncn Berghohen und hatten von hier die prachtvollste Ansicht der weiten Verglandschaft; die Schneepiks des Kotghur erhoben im Nord-wcstcn ihre zackigen Häupter; ganz in der Ferne sah man noch eine andere Nrihc von himmelhohen Schneespitzen nach Südsüdosten hinziehen. Unter uns, etwa 1500^ tiefer, strömte der Sutlcdsch im Thalgrunde. Die Frische und Ueppigkeit der Vegetation blieb sich auch in dem am folgenden Tage durchwanderten Theile des Sutlcdschthalcs gleich. Durch die Bewaldung haben die Berge cm viel lebendigeres Ansehen, und die grünen Wiesenflächen bringen glänzende, schöne Farbmtönc in die Landschaft, der die zahlreichen kleinen Bäche, welche in wunderhübschen Kaskaden an den steilern Stellen der Thalwändc herabstürzen, eine reizende Mannigfaltigkeit verleihen. Der Wald war gerade nicht sehr dicht, und es fehlte ihm an Unterholz, was vielleicht dem Niederbrennen des Grases vor dem Eintritt der Regenzeit zuzuschreiben ist; dagegen begünstigt dies den schönsten Graswuchs, welcher überall, wo Feuchtigkeit genug vorhanden ist, den Boden bedeckt, an manchen Stellen in solcher Ueppigkeit, daß wir bis zur Mitte des Leibes darin versanken. Die Waldbäume, Ahorn, Eschen, Vhansch-eichen, Maulbeerbäumo, Rhododendron und Melim gaben ein dichtes Laubdach, welches einen lieblichen Schatten gewährt; am Wege bilden Fuchsschwanz, Valsaminen, Hanf und viele Schmettcrlingsblumcn Scran. 329 eine dichte Hecke. Einzelne Feigenbäume kommen vor und eine gelb-blühmde Gurke zieht ihre Ranken über die hohen Mcliabäumc. Ueberall giebt eS Felsgrotten mit lühlem, erfrischenden Queltwasscr, von Balsaminen, blaublühenden Gloxinien und den schlanken Achrcn einer Art Knöterich umgeben. Jenseit eines Bächlcins, des Tschonda, zieht sich ein Querkamm des Gebirges bis zum Flusse hin,,Manjuti Danda genannt, der sich etwa 2000' über den Fluß erhebt; indessen war er nicht sehr beschwerlich zu ersteigen, weil der Weg sehr allmalig an seiner Seite zur Höhe führt. Man sah von dem Kamine des Passes jenseit des Flusses zwei kleine Vachthäler mit rauschenden Büchlein und einem freundlichen Dorfe, Kyao geheißen, und weiter abwärts nach Eüd-west die ersten Gebäude von Scran. Ncr Neg war im Zickzack am Berge hinuntcrgcführt und hatte wunderliebliche Partien, wo Wasserfalle, Grotten, blühendes Gebüsch und mit Gurken umrankte Bäche auf das Mannigfaltigste abwechseltet,. In einem der Vachthälcr begegnete uns ein Abgesandter des Najah von Bissahir, der dem Prinzen ein elegant aufgezäumtes Pferd entgegensührte, um darauf in Scran einzuziehen. Doch wurde der öffentliche Empfang abgelehnt. Ein Deval und das Schloß des Najah von Bissahir, seine Som mcrresidcnz, war das erste, was von Seran sichtbar wurde. Der ' Tempel ist ein ausgedehntes Gebäude mit breitübcrstehenbem Schieferdache und einer nmdumlaufmden Gallerie dicht unter dem Dache; daneben ragt der eigentliche Dcval empor, ein weißes, hohes, thurm-ahnlicheS Bauwerk mit abgestumpfter Kegclspitze, welches die Wohnung des Najah, ein zweistöckiges einfaches Haus, vom Tempel trennt. Hinter dieser Reihe von Gebäuden entdeckten wir erst das elende Dorf, welches Scran genannt wird und aus wenigen verfallenen, einstöckigen Häusern besteht. Es waren dort Zelte aufgeschlagen, welche hinreichend Raum für Uns alle boten. Bald fand sich auch wieder eine neugierige Menge k'n, uns anzusehen; vor Allem viele Knaben und junge Männer. Sie hatten offene hübsche Gesichter. Unter den älteren Leuten waren ewige von höchst angenehmem Ausdruck. Den Baku (Rock), die Woll- 33l> Scran. hosen und den breiten wollenen Gürtel der Gebirgsbewohner findet man hier schon nicht inchr, auch die braunen platten Wollmützen werden weniger getragen. Dic Weider waren scheu und ließen sich selten sehen; sie tragen noch eben solche Wollftechtrn und den rothen Wollbusch am Hinterkopf wie in Puari, haben aber gewöhnlich ein weißes Kopftuch darüber. Das lange buntgestreifte Stück Wollenzcug mit dem Pitzuk, einer Art Brosche, auf der linken Brust befestigt, war ebenfalls hier noch gebräuchlich. Die Last der Arbeiten scheint besonders den Weibern obzuliegen, wenigstens sah man sie meistens mit runden, unten spitz zulaufenden Tragkörben auf dem Rücken gehen. Es wird fast Alles in solchen Körben transportirt, auch das Wasser, daS zu dem Ende in große Mcssingsiaschm gefüllt wird. Wir hatten kaum 4n unsern Zelten uns eingerichtet, als der Rajah Früchte, schöne nothreifc Mango's, unreife Pfirsichen, hart wie Aepfrl (man pflegt sie hier so zu essen), und Trauben zu unserer Erquickung schickte. Zugleich wurde der Besuch desselben auf den andern Tag angcll'mdigt. Es war ein sehr schöner Abend, aber die Hitze im Zelte drückend; wir suchten daher einen Vadcplatz und fanden an einem kleinen Bache in der Nahe des Ortes einen der schönsten, den man sich denken kann. Ueber die ganz mit Schlingpflanzen und Gebüsch bekleidete, zackige Fclsenwand im Norden von Eeran rieselt eine reizende Quelle in zwei schönen Kaskaden herab, deren jede von einem kleinen Bassin aufgenommen wirb. Dichtes Gebüsch von Balsamincn, Jasmin, Glorinicn faßt die Bassins ein, deren klares, kühles Wasser die schönste Erfrischung gewährte. Näher dem Orte zu, wo sich das Wasser der Bassins in einen Bach vereinigt, stehen zahlreiche Monumente am Ufer, welche alten Grabsteinen gleichen. Es ist auf allen, wie es scheint, dieselbe Figur abgebildet, eine Gestalt in einem Weiberrocke, die rechte Hand erhebend; auf einigen stand sie sechsmal wiederholt, jedesmal drei Figuren in einer Reihe; doch konnte ich über die Bedeutung dieser anscheinend sehr alten Denkmale keinen Aufschluß erhalten. Am folgenden Morgen (den 23. August) ließ Sr. Herrlichkeit, der Rajah, sehr lange auf sich warten, und dcr Mittag war schon Scran, Z31 herangekommen, als wir endlich die Musik der Posaunen und Trommeln vernahmen, welche sein Herannahen verkündigten. Der Najah erschien zu Fuß, ein kleiner, gebengt gehender Mann, in violetter Seide gekleidet, in violetten Safsianstiefeln und mit einer höchst un-kleidsamen weiten Mütze von Goldstoff auf dem Kopfe, von dein Vc-zir (Vudschir) und einem andern hohen Beamten in weißen Kleidern geführt. Der Graf v. O. und ich gingen ihm entgegen, der Gras nahm seinen linken, ich seinen rechten Arm, und so schritten wir unter dem jauchzenden Geschrei des Volkes: „Maharadscha!" dem Zelte zu, wo schon auf großen Mcssingtcllern die vorausgesandten Geschenke des Najah niedergesetzt waren. Die Betten mit Shawls belegt dienten als Divanö, auf denen der Najah mit seinen Begleitern sich niederließ. Anser Interpret Vrown übersehte die Fragen und Antworten und das Gespräch kam sehr munter in Gang; denn dcr alte Herr, obwohl sehr stumpf und altersschwach aussehend, zeigte einen noch sehr lebendigen Geist in seinen Worten. Unter den Geschenken befand sich ein Stück russischer Juchten, welches also die Rundreise nach Europa zurückzumachen Gelegenheit hat, einige sonderbare Waffen, Seiden- und Wollstoffe, Moschus und die hochgeschätzte Nirbiffiwmzel. Dieselben Ceremonien fanden bei seinem Rückwege statt, doch lehnte er unsere weitere Begleitung höflich und mit einer gewissen Aengstlichkcit ab. Nach dem Mittagsmahl machte ihm der Prinz seinen Gegenbesuch. Der Vezir kam unS abzuholen und führte uns dem Pallaste zu. Durch ein halbverfallenes Thor, von neugierigen Zuschauern umdrängt, schritten wir in den großen Hofraum, der mit einem Baldachin überspannt war. Ein großartiger, aber einfacher Eingang führte ins Innere des Pallastes, der in streng schmucklosem Style des Gcbirgs gebaut ist; drei elegante, seidene Sopha's standen bort im Kreise, hinter ihnen und zur Seite die Schaaren dcr weißgekleideten Hosicute mit gezogenen Kuckcncs (den kurzen Säbeln) in dcr Hand; klnige trugen als Herolde lange vergoldete Stäbe, die sich oben in zwei gekrümmte Gndcn theilten. Die Gegengeschenke schienen mit 332 Gura. großer Befriedigung vom Rajah angenommen zu werden; er unterhielt sich lange mit dem Prinzen und wollte gern über die Lage und Größe unsers Vaterlandes unterrichtet sein, auch die Namen der deutschen Herrscher wissen, was einige Schwierigkeit hatte, ihm deutlich zu machen. Die Besichtigung des Hauses ließ er durch seinen Budschir ablehnen, unter dem Vorwandc, baß die Götter darin seien; nur an der äußern Gallerte wollte er uns herumführen lassen. Es war eine höchst interessante Scene von ächt orientalischem Gepräge. Veim schönsten Abendroth, einer Seltenheit hier zu Lande, kehrten wir zu den Zelten zurück. Als wir von Seran am andern Morgen fortgingen, hatte es die ganze Nacht geregnet; das ganze Flußthal lag in Dunst versteckt. Bald erreichten wir das Ende der Ebene von Seran und stiegen etwa 15W^ bergab zum Flußbette des Mageladgadh, über den eine Brücke führt. Beim Hinaufsteigen hatten wir sehr von der Hitze an dem steilen Abhänge zu leiden, in der man kaum athmen konnte. Nur wenige Bäume, Maulbeeren, Grewia- und Carissagcbüsch, mit vielen Weinranken umzogen, gaben einen dürftigen Schatten; desto schöner war der Eichenwald oben, der nur dann und wann durch die Felder der zahlreichen Dörscr unterbrochen wurde, bis wir in Gura anlangten. Der Rajah beweist einen guten Geschmack, indem er- sich hier ein Sommerhaus bauen laßt; denn Gura ist ein allerliebster Platz. Wir wählten den Hof, welcher zwischen diesem neuen Palais und dem Tempel eingeschlossen liegt, zu unserm Lagerplätze. Da das Landhaus des Rajah noch leer stand, so verwehrte uns dies Niemand, eben so wenig als den Eintrit in seine innern Räume. Es ist ein völlig quadratisches Gebäude, mit einem kleinen Eingänge, der zunächst in ein wahrscheinlich für die Dienerschaft bestimmtes größeres Gemach führt. Dort ist ein Vorbau, der den eigentlichen Eingang ins Innere enthält. In der Mitte des Gebäudes befindet sich ein offener Raum mit einem Wasserbassin, ringsum von einer zierlich geschnitzten Gallerie aus Cedernholz umgeben, von welcher kleine Thüren zu den dunkeln Schlafgemächern und größere, mit Holzschmtz-werk elegant verzierte zu den größeren Zimmern führen. Das zweite Stocke Nam pur. 333 werk hat dieselbe Einrichtung. Die Zimmer sind niedrig und nicht länger als 12" und 5 — 8' breit. Eine breite Galleric, die das zweite Stockwerk auswendig umgicbt, war noch nicht beendigt. Sie wird von dem oben weit überstehenden Dache von schwarzen: Schiefer bedeckt. Dem Landhausc gegenüber befindet sich ein großer, schöner Tempel mit einer zierlichen breiten Gallerie und hoher, weißer Kegel-sftitze, vor welcher ein aus Stein gehauener Falke mit der Schlange im Schnabel sitzt. Die Ecke des Deval war schön mit weißblühendcr Clematis überrankt, und ein dichtes Gebüsch von Hanf, Nesseln und Valsamincn umgiebt die zierliche Häusergruftpe; auch wilde Feigenbaume mit kleinen dunkelblauen, eßbaren Früchten, Mrlien und Carissagcbüsch, in welchem eine Art Kürbis mit hochgelben, kleinen Früchten hoch hinaufrankt, standen in Menge hier. Unter den gewöhnlichen Gewächsen fiel mir ein einzelner Citronmbaum (Nimbu) auf, der voll von grünen, faustgroßen Früchten hing. Als wir von hier nach Ramftur aufbrachen, wurde zum ersten Male die Hitze des flachen Landes wieder fühlbar. Der Weg ging fast beständig bergab und führte durch einen Wald von Tschilkirfcrn, in dem wir mehrere kleine Bäche zu ftassircn hatten. Bei der letzten Biegung des Weges, wo er sich bedeutend hcrabscnkte, zeigte man uns in der Ferne die Hauptstadt von Bissahir, Rampur, auf einem Vorsprung des Ufers liegend. Die Umgebung des reißenden Flusses ist hier sehr lieblich; seine Ufer sind zwar noch steil, allein nicht wehr so riesenhafte Felsemnaucm, wie weiter hinauf bei Nogi oder Tscht'm, und die erste Terrasse, welche das Wasser bei seinen: höchsten Steigen im Frühjahr erreicht, ist mit dein saftigsten Grün und üppi-gm Miefen bedeckt. Auf bequemen, gutangclegten Wegen folgten wir von Rampur "us dein Laufe des Sutledsch bis zum 30. August, und zogen dann, d"s Flußthal verlassend, südwestlich Kotghur zu, wo das Ende der Vergreise bei zwei deutschen Missionären Rudolph und Prochnow "ußerst feierlich begangen wurde. Es sind ein paar sehr liebenswürdige Leute, der erste ein Ber-littcr, der zweite aus Pommern, die sehr wohl gethan haben, sich 33i KolghUf. in dcm Paradiesgarten von Kotghur anzusiedeln. Sic haben sich hübsche Häuser erbaut, nn't einem Park umgeben und eine große Schule für die Hindus eingerichtet, welche auch zahlreich zur Kirche zu kommen scheinen. In Deutschland würden sie sicher noch Can-didatm sein, statt daß sie hier sich schon zu Familienvätern herangebildet haben. Gestern hat Hr. Rudolph die Vermehrung seiner Familie angezeigt und den Prinzen gebeten, Pathenstellc zu vertreten; Somit ist der Grund zur christlichen Gemeinde in Kotghur gelegt; denn die Bergbewohner kommen zwar aus Ncugier in die Kirche und schicken ihre Kinder zur Schule, aber getaust ist noch Keiner; doch wissen die Knaben in der Schule ganz gut Bescheid, haben das Englische schnell gelernt und können die Bibel auf Hindm so wie auf Englisch erklären. Wir hörten eine Hmduipredigt, und darauf eine deutsche, die sehr gut war, obgleich Herr Prochnow seit drei Jahren kein Wort deutsch gesprochen hatte. Eine Hmduibibel, die er mir zum Geschenk gemacht hat, bringe ich mit. Am 1. September genossen wir beim Aufbruch am frühen Morgen noch einen schönen Blick in das reizende, mit wellenförmigen Bergen eingeschlossene Thal des Sutledsch, von dem wir hier Abschied nahmen, und zogen durch die Hanffelder von Kotghur nach Südwest hinab. Leider mußte ich meines schlimmen Fußes wegen ein meinethalben bestelltes Pferd benutzen. Unerwarteter Weise kamen wir bald in den allcrschönstcn Wald von Kiltannen (I'inu8 lun^itoiia), Moru-und Bhanschcichen, und genossen das lieblichste Frühlingswcttcr in dein mit schönen: Unterholz von Mclien, Brombeeren, Farrcnkräu-tern und Balsamincn bestandenen Walde. Viele freundliche Dörfer lagen mitten im Walde, von Amaranthfcldcrn umgeben. Bei einer, durch ein größeres Bachthal veranlaßten Krümmung des Weges sahen wir den Hatuberg mit der Festung Purana Killa darauf, und cr> reichten bald nachher nach Uebersteigung eines etwa 2000' hohen Vergkammes, das schöne Vangalo von Nagkanda. Am H. September kamen wir in Sim lah an, dem englischen Badeorte, wo es voll von englischen Offizieren ist, die mit ihren Familien sich Gesundheits halber hier aufhalten. Der Ort liegt in ähnlich" Simlah. Ig» Höhe wic Nainethal. Das letztere ist jedoch erst im Entstehen, man findet dort kaum zwanzig Engländer und gar keine Damen außer den Töchtern des Mr. Wilson. In Simlah dagegen wohnen etwa 150 Offiziere, von denen die Hälfte verhcirathet und mit Töchtern ober nahen Verwandten versehen ist; außerdem leben viele Wittwen hier und einzelne verheirathete Damen, bic sich für die Abwesenheit der Herren Gemahle auf den Bällen und Festlichkeiten schadlos halten. Wir kamen in Folge der langen Vergreise in etwas verwildertem Kostüm hier in dem neuen, schönen, englischen Hotel an, statt des Nocks mit einem Mittelding von Mantel und Wassemock aus grobem Wollcnzeuge angethan, einen breiten Gürtel um den Leib und den Hirschsänger darin, statt der Schuh Sandalen an den Füßen, das lange Haar rückwärts über den Kopf gekämmt, mit struppigem, ungeordnetem Barte. Die Haut im Gesicht hatte sich bei mir durch den Schnccrefler zweimal ganz abgeschält und dunkelbraun wieder ersetzt. Jetzt zieht man Glacehandschuh über die braunen Hände, zwingt die brcitgetretmcn Füße in zarte Tanzstiefelchcn und erscheint nie anders als im Frack und weißer Weste; denn die strengste Etiquette wird hier beobachtet. Wie wunderbar kommt eS mir noch immer vor, wenn ich dcs Morgens beim Erwachen statt des naßgeregnrten Zeltes übcr meiner Nase mich in einen, mit allen Bequemlichkeiten versehenen Zimmer befinde. Auch die wenige Bewegung mcmer Füße kommt mir höchst ungewohnt vor, da man statt dcs beständigen Vcrgauf-und Bcrgabklettcrns sie hier nur gebraucht, um Visiten zu machen und ails den Bällen Polka zu tanzen. Es giebt in Simlah drei große Bazar's, d.h. Straßen, die nur "us Kaufläden besttlm; meistens stehn dort Kaschmirkauftcute aus. Auch eine große Menge eingrborner Handwerker lcbcn hier. Man su'ht eine Mannigfaltigkeit der verschiedensten Kostüme, die des Gcbir-grs und der Ebmc bei einander; Sikhs mit ganz spitzen Turbanen, "uf denen sie gewöhnlich einen eisernen, am Rande scharfgeschliffrncn ^'ng tragen, ein gefährliches Wurfgeschoß, Afghanen mit rothem "Man und schönen langen Barten, Kaschnnrcr, die nicht verfehlen, ^)le schönen Shawls zur Schau, zu tragen. Sie sind gewöhnlich 336 Simlah. Kaufleute oder Schneider, aber was sie verkaufen, ist für meinen VkU' tcl nicht gemacht. Dazu kommen die bunten Uniformen der ganzen indischen Armee. Jeden Abend nach 5 Uhr entfaltet sich nach indischer Weise das regste Leben, vor Allem auf der breiten Straße, an der unser Hotel liegt, auf dem sogenannten Corso. Niemand läßt sich hier sehen, der nicht ein schönes Pferd, scbr weiße Wäsche, den feinsten Frack oder Uniform und weiße Glacehandschuh ftroducircn kann. Man muß besondere Toilette machen, um die freie Luft zu genießen. Alles ist beritten, auch das schöne Geschlecht erscheint auf den wildesten, arabischen Nennern; in scharfem Galopp sieht man die Ladies oft die Straße hinunter sprengen, gefolgt von einem Zuge von drei oder vier Offizieren in eleganter Uniform. Alte Damen lassen sich im Iumpan tragen. Dies ist cinc Maschine wie ein Lehnstuhl gestaltet, der auf jeder Seite mit Riemen an einer kurzen Stange hängt, die von Trägern in bunter Livree auf den Schultern getragen wird. Zwölf solche wie Harlekins aussehende Burschen laufen hinterher; denn so viel gehören zu jedem Iumpan. Man kann daraus ermessen, wie groß die Zahl der Bedienten ist, die cinc einzelne Lady gebraucht; denn diese Träger rühren weder Hand noch Fuß zu irgend einem andern Geschäfte als zum Tragen des Iumpan. Man hat hier für das Herumtragen der Billets besondere Diener nöthig, die nichts weiter thun; man hat Klcideraus-klopfer, Stubenfegcr, Schuhputzer, Lampenanstockcr, Tischdeckcr, Auf-Wärter, Hundejungcn (cm wichtiger Posten), Pferdebcsorger, Thürsteher. Jeder hat seinen besonderen Namen, welche alle zu erlernen schon viel Mühe kostet. Seit unsere Pferde angekommen sind, machen wir regelmäßig den Corso mit, ich nur um die Zahl zu vergrößern; denn ich ginge lieber zu Fuß aus, um Vögel zu schießen, da jetzt die Zeit ist, wo die gelben Kernbeißer und der fast noch unbekannte, schöne, rothe Kuckuck sich zeigen. Am Morgen komme ich selten dazu, weil ich fast nie vor 2 Uhr in der Nacht wieder zu Hause bin. ES herrscht hier näm-lich die Sitte, daß erst um 8 oder 9 Uhr Abends zu Mittag gcgcsstn wird. Ist ein Ball, so folgt cinc zweite Mahlzeit, Souper genannt, Sim la h. 337 gegen 1 Uhr Nachts. Unser Diner war auf 4 Uhr festgesetzt, leider find wir aber nie zu Hause. Seit langer Zeit genießt man hier die Annehmlichkeit und Ungc-bundmhcit eines Gasthofs, welchen man in ganz Indien bis zum Gebirge entbehrte, da wir immer von einem Governor zum anderen gingen, die freilich ihr halbes Haus, wenigstens die besten Zimmer, M Disposition stellten, wo man. aber die weiße Halsbinde und die Glaeehandschuh nie ablegen konnte. Hier ist erst kürzlich ein Haus für Fremde entstanden, ein Gegenstand, der in den indischen Ebenen völlig unbekannt ist. Ein Franzose hat die Leitung, und man ist in seinem Hotel gut aufgehoben, wenigstens empfand ich, so lange gewohnt auf feuchter Erde zu schlafen, die Nässe der Wände und Feuchtigkeit der Fußböden nicht. Ein paar alte Clavicre sind auch vorhanden und ich habe mir das beste ausgesucht und gestimmt, um hin und wieder des Abends einen alten Walzer spielen zu können, oder ein Duett zu begleiten. Einen seltsamen Anblick gewährt die Stadt von fern gesehn, da sie fast aus lauter einzelnen Pavillons besteht; nur die Bazars, an einer ziemlich steilen Bergwand tcrrasscnartig über cinanderliegcnd, haben etwas mehr Zusammenhang und könnten für ein Dorf oder Städtchen angesprochen werden. Die oft sehr großartigen, schönen Landhäuser, mit weitläufigen Parkanlagen umher, liegen mitten im Walde hie und da zerstreut, von großen Ccdcrn und Fichten dicht umgeben. Der früher erwähnte Corso führt auf der einen Seite zwischen diesen Landhäusern hill, rund um einen Vcrg und ist etwa IV2 deutsche Meilen lang, auf der anderen Seite erstreckt er sich eben soweit in gerader Richtung. Die Entfernung von einen Landhause zum andern ist daher ganz unerhört und ohne Pferde kann man keine Visite machen. Anfangs staunt man über die gewaltige Ausdehnung des Drtes, der an Größe Calcutta gleich kommt. Man bemerkt aber bald, daß der Wald, in welchen das Ganze gebaut ist und hinter dem man eine Menge Häuser vermuthet, durchaus nichts versteckt; denn alle Wohnungen liegen nah an den wenigen Straßen, die sich bcr Länge nach am Bergkamme hinziehen. -bufsmcistcr, Iudim. 22 338 Simlah. Bei den Svatzierrittcn am Abend hatten wir dic köstlichsten Aussichten auf die alten Bekannten, die Schnccbergc, deren verschiedene Spitzen und Kuppen hier als cinc einzige langgcdchnte Reihe erscheinen. Kaum kann man sich's vorstellen, ihnen so nahe gewesen zu sein. Eine Festlichkeit und ein Ball folgte dem anderen; auch ein Maskenball war veranstaltet. Zum Glück war ich dispcnsirt, im Kostüm zu erscheinen; auch die Idee, mich in die Tracht einer Gebirgsdamc zu stecken, wurde aufgegeben, weil ich mir den Bart nicht abschneiden lassen wollte. Außerdem würde der Mangel an Trikots sich schwer haben ersetzen lassen. Es war eine sehr heitere Gesellschaft; denn es giebt hier cinc große Anzahl lustiger, alter Damen, die mit ganzen Blumenbeeten beladen sich mit unglaublichem Eifer in die Polka stürzen. Doch erschienen sie nicht, wie ich gehört hatte, als Dianen oder Grazien, sondern in sehr hübschen, altmodigen Kostümen, Ncifröcken und Brokat, und die älteren Herren dem entsprechend. Die Kostüme waren alle sehr gelungen und mit Geschmack ausgewählt. Die orientalischen Maskcnanzügc waren gleichfalls sehr reich und so naturgetreu, wie man sie wohl nirgend anderswo sehn mag; denn es ist leicht zu begreifen, daß die Officicre, die zum Theil weit auS den entlegensten Gegenden Indiens herkommen, da sie bald nach dem Pendschab, bald nach Sind oder Afghanistan gesandt werben, bei der großen Schcnklustigkcit der indischen Fürsten, mit kostbaren Stoffen reich ausgestattet sind, und sie bei solcher Gelegenheit nur zu ver» wenden brauchen. Es fehlte jedoch keineswegs an jungen Damen; denn die vorsorglichen Verwandten verfehlen nicht, Alles, was nur an jugendlichen und hcirathsfähigeu Nichten und Cousinen cristirt, von der Ebene herbeikommen zulassen; denn hier, wo so viele liebenswürdige Offiziere sich nur des Vergnügens wegen aufhalten, findet sich manches Pärchen zusammen. Erst in vergangener Woche waren zwei Hochzeiten; große Festlichkeiten finden dabei hier ebensowenig wie in England statt. Man läßt sich trauen in einer ganz kleinen, elenden Kirche, zu der man eine Stunde vor Anfang des Gottesdienstes gehen muß, um einen Platz zu erhaltm. Von Erbauung habe ich nicht viel mit Si ml ah. '»39 hlnweg genounnen; denn es werden nur cine Menge Psalmen herge-lcscn und zwar so, daß der Prediger den ersten Vers liest, die Gemeinde den folgenden immer abwechselnd. Dann folgen endlos lange Gebete, die sich zwei- bis dreimal wiederholen, während die Gemeinde sich umwendet, um vor den Sitzen niedcrzütmm und mit beiden Händen das Gesicht zu bedecken, wie es auch der Prediger thut. Ganz zuletzt kommt das Evangelium und die Epistel mit einigen angehängten Bemerkungen an die Neihe, welche die Stelle der Predigt vertreten. Ich habe mir im Stillen vorgenommen, nicht wieder hineinzu-gehn, weil ich bemerkte, daß das Gewölbe der Decke einen großen Niß hat und nächstens einstürzen kann. , Nachtrag. Vom 17. Oktober 184». In der nächsten Woche reisen wir von hier ab, nachdem die Zeit fast ganz mit den zahllosen Festen, Bällen und Diners hingegangen ist, die den: Prinzen zu Ehren von dein Hauvtcommandeur, General Smith, und den Offizieren gegeben wurden. Den Beschluß machte ein höchst glänzendes Fest, welches von Seiten des Prinzen veranstaltet wurde, und an dem die ganze schöne Welt von Simlah Theil nahm. Es war eine Art von löte oliainpötro in einem schönen Thalgrunde unter riescnhohen Cebcrbäumcn, die gegen Abend mit vielen hundert Lamftcn an allen Zweigen erleuchtet wurden und einen Prachtvollen Saal mit zauberischer Beleuchtung darstellten. Die schönen Figuren und Kostüme der vielen Zuschauer indischer Stämme, die von nah und fern herbeigekommen waren und sich amphitheatre lisch an den Bergen ringsum gmppirtcn, gaben eine Scenerie, wie wan sic sich nicht wunderbarer und schöner vorstellen kann. Auf einem großen mit Tuch überzogenen Parquet, welches in der Mitte 22' 340 Sim la h. von drei großen, schön drapirtcn Zcltm aufgeschlagen war, wurde getanzt. Im mittlern Zelte wurde ein sogenanntes Tiffin eingenommen. Die Herrlichkeit dieses Festes ist weithin besprochen und gerühmt, wie sie es wohl verdiente. Wir gehen von Simlah westwärts in die heiße Plane, die uns nach dem Aufenthalt in den schönen, kühlen Wäldern des Gebirges schlecht gefallen wird, zunächst nach Ferozepur; wohin weiter ist noch unbestimmt. 341 Dreizehnter Dries. D« Feldzng gegen di« Sikhs, — Abreise von Ferozepur n^ch Lndiana. — Die eriglischc ?lrmce, -^ Schlacht bei Mlttki. — Die Verwundeten, — Gefahrvolle Riickkehr z»ni Lager, — Schlacht bet Leiozschah. — Schlußworte des Herausgebers, — Tod des vl. W. Hoffmcister. ES werden sich nachgerade genug wahre und falsche Berichte über den Fcldzug gegen die Sikhs, in den ich mich seltsamer Weift verwickelt sehe, durch die europäischen Zeitungen verbreitet haben, daß ich keinen Grund habe, Euch langer darüber in Zweifel und Besorg-niß zu lassen. Die Lage der Sache ist die, daß die Sikhs, 36,000 Mann stark, über den Sutlcdsch gegangen sind unweit Ferozcpur, welchen Ort sie mit seiner schwachen Besatzung von allen Seiten eingeschlossen halten. Die Nachricht von ihrem Einbruch in englisches Gebiet hatte einen erst später erwarteten Befehl zum Ausbruch sämmtlicher Regimenter von Ludiana zur Folge, und zwar erschien dieser so plötzlich, daß von manchen Regimentern selbst die Offiziere erst sechs Stunden vorher benachrichtigt wurden. Wir selbst hatten schon am 22. Nov. Ferozepur wieder verlassen, des Gerüchtes ungeachtet, daß sich die SikhS m Bewegung gesetzt hatten, und waren nach Ludiana und Umballah, Wo wir die Zelte und Kameele finden sollten, unverzüglich zurückgekehrt. Die Straße von Ferozcpur nach Ludiana ist sehr öde, die Dörfer arm und menschenleer, so daß es nicht anders möglich war, als zu zweien nach einander die Reise im Palankin anzutreten an 3H2 Fcrozepur. drei verschiedenen Abenden; denn der-Hitzc wegen reist man nur Nachts. Wir kamen glücklich und ohne Sikhs gesehen zu haben nach Ludiana, hörten von der Bewegung und blieben 14 Tagen dort, bis die englische Armee sich gegen die Sikhs in Marsch setzte. Atschtliko, den 17. Dez. Ich kann nur so viel hinzufügen, baß Ihr Euch nicht um mich zu sorgen braucht. Die ersten Tage der Sikhkampagne sind vorüber, saure Tage für mich. Man muß ein geübter Reiter sein, um sich bei diesem Getümmel auf dem Pferde zu halten. Gestern ist das erste Eikhfort Wedneh gestürmt, da aber das Geschütz zu schwach war, hat man die Zertrümmerung der Citadelle verschoben, bis stärkeres herbeigeschafft ist. Die Sikhs sind sehr stark, aber auch die englische Armee, welche sich heute zum ersten Male hier versammelt, ist die größte, die je in Indien zusammen war. Morgen werden etwa zwanzig Regimenter hier sein. Der Lärm und das Gedränge, welches die vielen tausend Kamcele und zahllosen Elephanten, das Gefolge von Weibern und Kindern, die den Nativsoldaten begleiten, die ungeheure Menge von Dienern und Pferdeknechten veranlassen, ist schwer zu beschreiben. Es sind wohl heute schon 50,000 Menschen hier versammelt. Die Sikharmce, zwischen Ferozcpur und Atfcheriko eingeschlossen, ist von der einzigen Furt abgeschnitten und kann weder vorwärts noch rückwärts. Mutki, dm 20. Dez. Wir langten am 18. Morgens nach dreitägigen forcirten Märschen mit der englischen Armee, die aus 13 Regimentern Infanterie, 5 Regimentern Kavallerie ünd 7 Batterien besteht, bei dem Dorfe Mlttki, 343 Mutki an. Kurz vor dem Einrücken in dasselbe hieß es, die Sikhs seien im Anrücken; man hörte mehrere Schüsse, allein die leichte, irreguläre Kavallerie trieb die feindlichen Abtheilungen zurück, so daß das Dorf ungehindert von den Engländern in Besitz genommen wurde. Die Zelte waren schnell aufgeschlagen; doch war die zahlreiche Bagage, die auf Taufenden von Kamcelen, Elephanten und Ochsmkarren fortgeschafft wurde, noch nicht herein, als Alles plötzlich von einem hastig eingenommenen Inbiß auf die kaum abgesattelten Pferde eilte, und die todtmüdcn Soldaten (sie hatten zwei Tage hintereinander Märsche von 20 englischen Meilen gemacht) von ihren kochenden Kesseln aufgeschreckt wurden durch die Nachricht: Die Sikhs sind im Anmärsche, Im Geschwindschritt eilten die englischen Truppen vorwärts. Ich war im Lager zurückgelassen, weil mein Pferd übermaßig ermüdet war. Einige Minuten vor vier Uhr eröffneten die Sikhbattcn'en mit einem mörderischen Granatenfcuer die Schlacht. Es war eine dicke schwüle Luft, der Pulvcrdampf und der furchtbare Staub verhüllte Alles; man sah keinen Feind, nur aus dem Blitzen der Geschütze konnte man seine Stellung erkennen. Zwei Stunden lang hielt diese Kanonade an, worauf die Sikhinfantcric mit dem Bajonnette vorrückte, aber dreimal zurückgetrieben wurde. Erst mit völligem Ginbruche der Nacht verließ der Feind seine Stellung. Ein einziger Sikh ist gefangen, 17 Kanonen und 3 Standarten genommen ; dagegen der Verlust an Todten und Verwundeten sehr groß. Einige Regimenter blieben auf dem Schlachtfelde, um die Fortschaffung der Verwundeten zu decken, unter welchen viele Offiziere waren. Zu meiner unsäglichen Freude erschienen der Prinz und die Grafen wieder ohne alle Verwundung, obgleich sie im stärksten Feuer gewesen waren. Man hatte mich durch die Nachricht erschreckt, einer von ihnen sei gefallen. Drei von meinen gukn Freunden sind heute begraben worden; einer derselben gehörte zu den talentvollsten Aerzten der Armee. Einem andern Chirurgen sind beide Beine abgeschossen. Gestern Morgen war ich nach durchwachter Nacht mit einer Abcheilung Truppen auf das Schlachtfeld gegangen, um die Verwundeten hereinschaffen zu helfen, die noch liegen geblieben waren. Unglücklicher Weise hatte ich mein Pferd zurücklassen müssen. Kaum am 344 Mutki. Schlachtfelde angelangt, begegneten uns zahlreiche Truftpmcorps, welche den Befehl hatten, schleunigst zurückzukehren, weil feindliche Kavallerie im Anmärsche sei. Dessen ungeachtet rückte der Offizier, welcher die Abtheilung kommandirte, noch eine gute halbe Meile weiter vor. Plötzlich erschien, als wir eben die ersten der unglücklichen Verwundeten tränkten und aufladen wollten, am Horizonte eine Staubwolke; es fielen mehrere Schüsse. Der Offizier befahl, Linie zu formiren, allein die Angst vor den Sikhs war zu groß, die Nativsoldaten rissen sammt und sonders aus und zwar so schnell, baß ich ihnen nicht folgen konnte. Ich folgte dem Wege, den ich für den richtigen hielt, in schnellem Laufe etwa zwei Meilen lang, hier wurde er jedoch so sandig, daß meine Kräfte mich verließen, und ich fürchten mußte, die noch übrigen drei Meilen nicht cbmso schnell zurücklegen zu können. Die Schüsse kamen immer näher, mit ihnen die Staubwolke, welche die Reiter verhüllte. Noch eine halbe Meile kam ich mit großer Mühe vorwärts und hatte kaum noch die Kraft, durch hohes Trinkgeld den Führer eines mit Todten beladmen Elephanten zu bewegen, still zu halten und mich aufzunehmen. Man zog mich hinauf, ich verlor das Bewußtsein, und als ich wieber zu mir kam, fand ich'mich im Lager. Ein tüchtiger Schlaf brachte mich bald wieder zu Kräften. Heute Morgen brachte man uns einen Leichnam in das Zelt nebst einein offenen Briefe, in welchem das Bedauern darüber ausgesprochen war, baß der Graf von O. seinen Tod auf dem Schlacht-fcldc gefunden habe. Der Todte war jedoch ein katholischer Priester, der die irländischen Regimenter begleitet hatte. Ich hatte ihn auf dem Schlachtfclde liegen sehen und erkannte ihn an seinem langen, schwarzen Bart, der zu der Verwechselung Anlaß gegeben hatte. Er war durch Säbelhiebe ganz in Stücke gehauen. Endlich kamen heute noch einige der unglücklichen Verwundeten, die zwei Tage und zwei Nächte auf dem Schlachtfclde gelegen hatten, im Lager an, dieselben, nach denen ich am Tage vorher suchen half. Nicht weit von der Stelle, wo ich mich befunden hatte, waren einem leicht verwundeten Soldaten beilH Hände abgehauen. Meine sind gottlob ganz geblieben und ich habe sie tüchtig rühren müssen, denn es fehlt im Lazarett), schr azz Aerzten. Mutki. 348 Morgen rückt die Armee nach Fcrozepur vor, und ich bin überzeugt, daß wir gut durchkommen, da noch neue Verstärkungen an Truppen angelangt sind. Auf baldiges Wiedersehen! Es war ihm ein anderes Ziel bestimmt, als sein Vaterland. Der höchste Wunsch, den er von früher Jugend auf gehegt hatte, war in der umfassendsten Weist und unter den glücklichsten Verhältnissen in Erfüllung gegangen. Es war ihm gewahrt, an der Seite des Prinzen einen großen Theil des Orients zu durchwandern, und die Fnlle der indischen Welt durch eigene Anschauung in sich aufzunehmen und zu genießen; allen Gefahren der langen Reise war er glücklich entgangen, weder die Hitze des tropischen Klimas, noch die Kälte der eisigen Höhen des Himalayah hatten die kräftige Gesundheit erschüttert; weder die Abgründe und Schluchten der Gebirgswege, noch die Wellen des Meeres hatten sein Leben gefährdet: da wurde er mitten aus dem Genusse des wissenschaftlichen Strebcns in blühender Jugend durch einen ungeahnten Tod abgerufen, der so plötzlich eintrat, daß man ihn fast schmerzlos nennen könnte. Der Herausgeber solgt in der kurzen Angabc der näheren Umstände seines Todes den Nachrichten, die in den Briefen Sr. Königl. Hoheit des Prinzen und des Grafen von der Groben enthalten sind. Am 21. December rückte die englische Armee von Fcrozcpur aus und traf bei Ferozeschah auf die Sikhs, welche ihre Hauptmacht in einem dichten Jungle zusammengezogen hatten. Es kam zu einer blutigen Schlacht. Die englischen Truppen griffen, in geschlossenen Gliedern vorrückend, den Feind an; das mörderische Gewehr- und Kartätschcnfeuer brachte sie zum Stehen. Da ritt der Gcneralgouver-neur Lord Hardinge selbst vor die Fronte, um sie zum Vordringen anzufeuern. Der Prinz begleitete ihn, umgeben von seinen Reisegefährten. An der Seite des Prirtzen reitend, den er in dieser nußrrsten Gefahr nicht verlassen wollte, wurde KW Dr. Hoffmeister dort von einer Kartätschcnkugel getroffen, die A die Schläfe eindrang. Er 34« Ferozeschah. sank vornüber zu Vodcn. Der Prinz sprang augenblicklich voin Pferde und richtete ihn auf; aber das Leben war schon entflohen. In demselben Augenblicke nöthigte das Vorbringen der Feinde zum Rückzüge. Die Leichen mußten auf dem Schlachtfelde zurückgelassen werden. Erst zwei Tage später konnten sie beerdigt werden. Ein Grab deckt ihn mit vielen seinen an diesem blutigen Tage gefallenen Freunden, und ein Stein auf dem Kirchhofe zu Ferozepur, vom Prinzen dem treuen Arzte und lieben Begleiter errichtet, bewahrt das Andenken an das Ziel und Ende seiner Reise. Uaturwistenschastlicher Hnhang. I. Ueber die geographische Verbreitung der Coniferen am Himalayah. v lio^is, ^diss ^sddillua Eine Ccder: (^äi-ns veu^r«, I^ouäon. Eine oder vielleicht zwei Cypressen: (Ü^pr688U8 torulosa I^anadsrt. Zwei Wachholdcr: '1u,ni^)«lu» oxoeisa. Vioberst., s^uainoLn, Von. Eine Eibe: I'axus ^accata,? Der südlichste Punkt, von dem unsere Gebirgsreise ausging, ist Nainetal 79° 28' L. 39" 22' Vr., am See gleiches Namens, 650t^ hoch. Hier ist ein höchst interessanter Wald von (»—8lV Höhe. Letztere ist eine sehr schöne Kiefer, die Farbe der Nadeln gewöhnlich grasgrün zu 3 in einer Scheibe. Schon durch die Farbe, die bei ?inu8 Lxeeliil», immer mehr graugrün ist, durch die Zapfe»!, welche bei letzterer von 16—20 Zoll lang sind, unterscheiden sich diese beiden nahe verwandten Species. I^inus lonFilolia blieb auf unserm ziemlich nördlich gerichteten Wege für lange Zeit das einzige Nadelholz; sie bekleidet die Nord- und Westabhängc der Berge am Kosila Ganga 0000—6500', die Bergrücken von Vojan bis Diuli, die 7-8000' hohen Kämme zur Seite des Ponduakhal-Passes die N. N. Westzüge von Dwara Hath bis zum Namganga, die Vorberge des Dunaghm. Nirgends sah ich höhere als 40—50' hohe Bäume, überall hatte die Gewohnheit des Brennens im Grase und Unterholze sehr viel Schaden gethan. Bei Suniani wächst die Tfchulukicfcr, wie ?inus lonKiittlia hier genannt wird, mit (Hn. lanatu, N^rio» sapicla in einer Höhe von 5600—6000'. Dann zeigen sich nur einzelne Wälder von Kiefern (welche Art, konnte ich nicht unterscheiden) Die geographische Verbreitung der Couifereii am Himalayah. 331 oberhalb Adhbadri. Einzelne Kiefern zeigen sich auch in der Gegend des Forts Tschandpm; die Vcrgkuppen sind hier alle kahl. Die Thaler des Kursali naddi oder Bangali naddi liegen zu tief. Selbst die Pässe im Gandial, berKhonkala kal und Pillckani kal von 7500— 8000', haben kein einziges Nadelholz auf bcr Südseite; und die Nordscite ernährt nur dürftige ^axus. Das Kupfergebirgc bei Dhunftur ist ganz kahl auf den höhern Kämmen; die tiefen Einschnitte tragen dichten Laubwald. Im Thal des Dudegaon in einer Höhe von 6800' fanden wir wieder einen ziemlich dichten Wald von?i-nu8 lon^if. und merkwürdiger Weise schließt sich (^I^iu^Lrops Nar-tiana ^Vullioii unmittelbar an diese an, einzelne hohe Stämme des letztem findet man mitten unter den Kiefern. Etwa 1000' über dem Flußbette des Alakenanda hören die Nadelwälder auf und sangen am rechten Ufer etwas niedriger, etwa bei 1500' wieder an und ziehen sich etwa 2 Stunden lang an beiden Ufern des kleinen Flusses Kun-gar hin, bis alls die Höhe des Rückens, der den Gandcrcgand naddi vom Kungar trennt. Von da an gicbts kein Nadelholz mehr, das Kupfergcbirge von Pokri, gewiß über 6500' hoch, führt nur Eichen. Wir sahen die ersten Nadelhölzer wieder beim Uebcrgang über den Paß Khalc kal, die schroffen Ausläufe des Tungnath-Piks. In einer Höhe von 7800—8500' tritt hier zuerst auf die wunderschöne ^Vdies I'inäl'mv, ganz pyramidal, von ungeheurer Höhe und mit ganz kurzen Acsten. Der langen platten dunkelgrünen Nadeln wegen hatte man den Baum zuerst für eine ^axus v in einer Höhe von etwa 2000' über dem Flußbett. Auf dem Wege nach Kcdarnath sieht man kein einziges Nadelholz. Dichter Eichenwald geht bis Vhim Obiar, oberhalb welches OrteS in einer Höhe von 9000' die Baume in folgender Ordnung aufhören: (^Mrcus lauata, (^or/Iu«, (^ornus, liiio-äoäoucirun ardorcuin, ß^riiiFa, 8aiix. Auf den Kuppen des gegenüberliegenden linken Ufers sieht man in dieser Höhe noch ?!nn8; ob sxcniLN oder louFikoli^, kann ich nicht entscheiden. Von Tir-jugi-Narain (5200'), das mitten im Eichwald liegt, kreuzten wir ohne Weg quer durch 6—8 höhere und niedrigere Ausläufe des Ba-brinathgcbirgcs, bis wir etwa Neithal gegenüber an den GangeS kamen. Der erste Paß war etwa 9600' hoch, Tsorikal, Grenze des Baumwuchses bei 85,00' mit Ellcrn, Birken und Pappeln; Na-holz wurde nur in einem Grunde gesehen, etwa 8000' tief und es schien die ^diss ^eddiaua zu sein. Der Weg lief wohl ä Stunden in der Höhe von 8500—9000' fort. Beim Hinabsteigen zum Dorf Pauali berührten wir kein Nadelholz, nur dichte Gichenwaldung voll von nie gestörten I^opkoplwvu«, die auf allen Bäumen saßm, und No3(cku3. Im Flußthal des Billang bis zum Dorf Gowanne nm Eichen (3 Species). Der nächste Höhenzug zwischen Billang und Kathmathal war nach eigener (Thermometer) Messung 10,580'. Jedoch auch hier endigte der Wald mit Eichen und Vaumrhobodett-drm mit dichtem Unterholz von Bambus, der bis auf 9000' hinaufgeht. Auf allen diesen Höhen findet man, wo irgend eine sanftere Neigung ober eine kleine Plateaustache es zuläßt, ungeheure Felder von Krautpflanzen, ^oi/g-onuiu, Humex, hohe 1'owiM1k6, ^uw, Die geographische Verbreitung der Couifcren am Himalayah. 3«3 8onoku6 von 3—5' Höhe und solcher Dichtigkeit, daß man nur mit Mühe einen Weg hindmchbahnt. Diese Eigenthümlichkeit, die ich weder vorher noch nachher gesehen habe, zeichnet alle diese Querkämme des Vadrinath aus. Der Kamm- zwischen dem Kathurathal und den beiden Bhalegangas, ebenfalls 10,400' hoch, hat dieselbe Vegetation, nur noch ricsmartigcr; auch liegen in der Höhe von 9000' mehrere interessante Seen. Der Paß jenseits des Bhaleganga war sehr steil, kein Nadelholz auf der S. Ostseitc, dagegen, nachdem die Spitze von 10,700' überschritten war, begann an der N. Westseite in der Höhe von 8500' einer der schönsten Nabelwälder, die ich gesehen habe, besonders die tiefen Gründe des Palang naddi waren voll von den höchsten ^di^s ?iiulro^v, gewiß über 200' hoch und an 15—20' im Umfange; ^.diks "Wskkiana von 150' Höhe und ?io6g, Norinä«, von beinahe eben so viel. Die ,?inäro>v wird hier Morin, Morind, Murinda genannt, die Rothtanne heißt Noi. Im Thal des Pillgaonstusscs gab es nur Eichen mit dichtem Vambus-junglc. Der letzte Paß bis zum Gangesthal war äußerst steil, wiewohl nur 9?00' hoch. Die höchsten Kuppen sind noch mit Wald bewachsen und zwar Eichenwald; bald unter der Spitze jedoch fängt wiederum auf der N. Westseite ein ausgedehnter Nadelwald an, zuerst mit ^bi<38 ?iiiärmv, dann ^.d. 'Weddiaua, ?io6a Norinäa von 8000—6500' hinab. In der letztern Höhe sand sich auch ?i-UU3 6X06I8K, jedoch sparsam. Die?in6i'0>v maßen zum Theil 30— 40' im Umfang; die Roi (?i«6a) 15—20'. Es war ein Riesenwald und die höchsten Nadelbäume, die ich im Himalayah gesehen. Aus dem linken Ufer des Ganges oberhalb Reithal in der Höhe von 800' über dem Flusse beginnt ein dünner ?inu8 exoeisa-Wald in einer Ausdehnung von etwa 3 Stunden. Diese führt ihren Namen mit großem Unrecht, denn Vaume von mehr als 40 — 50' sind große Seltenheiten. Am Wasserfall des Ganges, nicht viel über dem Niveau des Flusses, kommt am linken Ufer ?inu8 «xoei»!,, mit lon^i-lolia zusammen vor. Roitanncn, jedoch sehr vereinzelt, gehen an beiden Ufern des Flusses aufwärts. Bei Dangul am linken Ufer ist kin Wald von Hi^!p0pk^6, ?0Miu8, Norus und Ore^iH, untcr-w'scht mit einzelnen Rottannen 7500' hoch. Von da bis Sukhi Ho ff,» «ist er, Indien. 23 354 Die geographische Verbreitung der Coniferen am Himalayah. sind die Felsen ziemlich kahl. Sukhi selbst liegt zwischen Iuglans und Pavia-Wald, wiewohl 1000' über dem Flusse, und doch kein Nadelholz in der Nahe. Erst bei dem Ginfall der 3 Flüsse Echean-gad, Hersilc, Gumftti in den Ganges beginnt, nicht weit vom Dorfe Dschalla, auf dem rechten Ufer der Cedernwald, bald auch auf dem linken, und geht in großer Ausdehnung von den Bänken des hier seichten Flusses bis 1000 Fuß oberhalb desselben über die Dörfer Dcrali am linken, Mukba am rechten, über Vairamgathi an den Ufern des Iahnevi-Ganga in das Vhagirathi bis nach Gangotri ziemlich ohne Unterbrechung aufwärts, noch bis einen Tagcmarsch oberhalb Gangotri. In seiner schönsten Vollkommenheit findet er sich zwischen Vairamgathi und Dcrali, wiewohl auch noch bei Gangotri einzelne Bäume von 10 — 12 Fuß Umfang und 50 — 80 Fuß Höhe vorkommen. Am Hcrsile- und Gumftti-Fluß geht der Ccdcrnwald auch cine gutc Strecke aufwärts, doch nur etwa 800' über dem Flußbett. Es scheint also 31" 3' hie Südgrenzc der Cedcr zu sein, was etwa auch der Höhe von Simlah, wo die Ceder häufig, wenn auch nicht sehr vollkommen ist, entspricht. Auf den Gebirgen oberhalb Mukba in der Höhe von 11,000 Fuß findet sich eine ganz niedrige Cypresse in großen Feldern. — Oberhalb des Hcrsile hört die Cedcr auf, ?inu8 oxool^, wiewohl in geringer Ausdehnung zugleich mit ^iooa ^lorinä^, geht noch ein paar hundert Fuß höher, dann hört der Baumwuchs in den wiescn-reichen Zustußthälern der Quellen des Gumpti mit Hasel- und Birkenwald in der Höhe von Fulal daru 11,500' ganz auf. inu8 oxoeis^- Wälder an; der Baum heißt hier Linne. Die Roitanncn, hier Marin genannt, beginnen zugleich mit der Paftftcl in der Höhe von Nagsam 9000' auf beiden Usern. Tief unterhalb Ragsam beim Ausstuß des Bersm naddi auf dein rechten Vaspa-Ufer fängt auch die Ccdcr, hier Kjelmang genannt, wieder an, welche bei Sangla, besonders auf dein linken weniger cultivirten Ufer zugleich mit I^inu8 «xoelsa in einer Höhe von 800' über dem Flusse in großer Vollkommenheit auftritt. Die ganze S. S. Ostseite des Harang-Passes ist von Holz entblößt. In großen Massen dagegen tritt das Nadelholz auf der Nordwestseite desselben Passes auf, von der Spitze an bis zum Niveau des Sutledsch. Es scheint hier ein Knotenpunkt für die Nadelhölzer des Himalaya!) zu sein; man findet sie hier alle. Den Anfang macht I'ünus «xcel«». zugleich mit Itlioäuäonäi-on oamziauuiawm, dicht unter der Spitze (10,600'). Etwa 600' tiefer beginnt ^die» ^Vedbiana, hier Kuruz genannt, darauf fast zugleich mit ihr die I'iotn Nurinäa, sodann wieder 500' tiefer die ^,dw8 1>inäw>v, aber nur einzeln. Alle 4 gehen bis Mcbur herab (9500'); unmittelbar unter diesem Ort beginnt die Ccder ausschließlich vorzuherrschen; einzeln fängt dieselbe schon früher an. — Vor dem Orte Varang (8400') findet sich die erste Ncoza (I'iuus Oerm-äilwa), die dem Sutlcdsch eigenthümlich ist. Sie geht in einem höchst vollkommenen Walde bis Puari 5800' herab. Auf dem rechten Sutledsch-Ufer in der Höhe von Tschini (9600'), wo der Weinbau aufhört, findet sich die Ccder in ungeheuren Eremplaren (36 Fuß im Umfange) mit Neoza und der I^inus excElsa, vermischt. Aufwärts bis Pangi ist auf beiden Seiten ein ziemlich dichter Ccdernwald in der Höhe von 1 3000 Fuß über dem Flusse mit Rottannen untermischt und nut Ncoza am Nande eingefaßt. Derselbe Wald zieht sich den Sutledsch auf beiden Seiten in großer Dichtigkeit und mit Vorherrschen der Ceder herauf bis zum Errcng-Passe am rechten Ufer; am linken geht der Wald viel weiter. Jenseits des Erreng, oberhalb Lipc, ist der Wald äußerst dünu; 23* 3kjli Die geographische Verbreitung der Koniferen am Himalayah, kümmerliche Cedem und Ncoza-Kiefern laufen auf dcn schroffen Ge-röllbcrgcn vorwärts bis oberhalb Kanum, wo bald Alles verkrüppelt, und die thibetischc Stcftpenvcgetation anfängt. Merkwürdig ist der Errcng-Paß deswegen, weil auf seiner Südseite die ^miiperus cx-oki8a mit der Cypresse zugleich vorkommt. Beide waren in Früchten gar nicht zu verwechseln. .luni^orns ox^IZa habe ich in einem 40^ hohen Grcmplare zuerst in Tschctkul gesehen; nachher ist es am Sutledsch die einzige baumartige Pflanze. Nur beim Orte Khab finden sich wieder einzelne Neoza-Kiefern von großer Schönheit. Schipki und Namgiah haben nur die «luniporus; das Gleiche gilt vom Li-Thal, den Gebirgen von Nako, Lio und Hang, welche über alle Begriffe kahl sind. Den untern Lauf des Sutledsch zieht sich der Cedcrwald an beiden Seiten des Flusses in der Höhe von 2<)(M über demselben noch mehrere Tagemärschc bis Tranda hin, wo er wieder in großer Vollkommenheit auftritt. Nicht weit von Gura auf dem Wege nach Rampur findet sich als Kuriosität ein mehrere Stunden langer Wald von ?!nn8 lonFitolig, in der Höhe von 1Wv; die Neoza fehlt. Die Vcrgkuppcn sind bis auf die höchsten Kuppen mit Nadelwald bedeckt, bald dichter bald sparsamer. Sehr schöne Stämme von ^dios ^inäiovv, ?1oei», Norinän findet man einen Tagcmarsch oberhalb Simlah bei Fagu. Kurz vor dieser Station findet sich auch ein vereinzelter Wald von ^nxu8. Die schönsten Nadelbäume sind unzweifelhaft die ^kiL» I^närow und die Neoza. Letztere hab' ich nie höher als von 50^ gesehm, der Stamm ist nie gerade aber höchst elegant gebogen und mit einer stets ganz glatten silbcrgraucn Epidermis bedeckt. Die Form der großen Früchte ist eben so höchst elegant und die Farbe der Nadeln sehr lebhaft grasgrün, so daß der Baum zu einer der größten Zierden der Berge gehört. Die Früchte sind außerdem sehr schmackhaft und reifen im November. — Die Verbreitung des Baumes entspricht ungefähr der des Wcinstocks im Sutlcdschthal. Nur die Die geographische Verbreitung der ssoniferen am Hnnalayah. 387 Berge oberhalb Kanum, wo eine verkrüppelte Forin dieser Bäume enstirt, machen hiervon eine Ausnahme. Doch ich vergesse, daß ich das Maaß eines kurzen Berichts längst überschritten habe. — A ii l/a ng. Vorstehende Abhandlung ergiebt folgende Resultate: 1. ?inu8 lonAllolia. Lambert ?inu8 t. 26. 27. Ro^ik III. ol ttis Lot. ol tky Hima1u^n.n nimmt. II. t. 85. 1. Link m Schlechtend. I^iim. XV. ^. 507. Die TM-Kiefer. Tschelu Tschir ober Tschil snach lio^ie Illuktrations of t^6 Lotan^ ol tti6 Hima1l^t>n mount. I. ^. 349. ^osr, 8u11l»,1i und tuansa, genannt) am Sutledsch Kil "). Wuchs: 50 — 80 ' Höhe. Geograph. Verbreitung: 29° 25'—32°. Vegetations-Grenze: von 500t) und bis 8000^ über dem Meer. Am weitesten verbreitet im Himalayah. 2. I>inu8 sxcoi8ll. Lambert I. e. 33. WallichI'I. U8. i-ai-. t. 201. Link I. o. p. 515. Kuel der Eingcborncn von Sirmore und Ghurwal, von den englischen Reisenden häufig der dünnen hängenden Zweige wegen „seeping-6i-« genannt. Linne-Kiefer. Wuchs: höchstens bis zu 40 — 50'. Geograph. Verbreitung: 30" 30' —32" Vegetat.-Gr.: von 7000 bis 10,600'. Weniger allgemein verbreitet, doch hin und wieder große Waldungen bildend. 3. ?inu8 (ÄerÄi-äiKiill. Lambert I. o. t. 79. liovle 1. o. II. t. 85. KZ. 2. Die Neoza-Kiefer. Wuchs: bis zu 50', nie ganz gerade. Geogr. Verbr.: 31<> 15'— 31<> 45'. Vegctations-Grenze: von 5800 bis 9400'. Wachst nm am Sutledsch. 4. ?io6a Noi-inäa. Link I. c. p. 522. ^dios Omitnmu». Louä. ^rd. drit. 4, 2317. ?in6t. ^odurn. t. 30. kinus XIiu-tro^v 1^0^16 1. o. t. 84. f. 1. Die Roi-Tanne; bei Tschetkul: Marin. Wuchs: bis 150' hoch, 20' Umfang. Geogr. Verbreitung: von 30" 45'—32". Vegetat.-Grenze: von 6500 bis 10,000'. Am Meisten unserer ^.dios ähnlich. *) liil tzkmskr. nach Wilson: cine Art Kiefer. 388 Die geographische Verbreitung der ssonifercn am Himalaya. 5. ^kiss ?inäi-cnv. Ro^is 1. o. I. p. 354. II. t. 86. Die Kulu-Silbertanne. Morin oder Mminba, Morindaun. Wuchs: bis 200' Höhe, 20' Umfang. Geogr. Verbreitung: von 30" 30' - 32". Vegetate Grenze: von 8000 bis 9500'. Ganz pyramidal mit kurzen Aesten. Stete Begleiterin des Weinbaues im Sutlcdsch-Thal. 6. ^dio« Woddllina I'inetum 'Wodurnense t. 41. Link I. e. p. 532. 1'inu« ^Velidiana und ?. ^peotMii^ Lambert t. 44. und t. 2. Die Kuruz, Chilrow, Gobrca, Sallar und Oonum, Silber- oder Edeltanne. Wuchs: bis 80' Höhe. Geogr. Verbreitung: 30« 30' — 32". Vegctat.-Grenze: von 6500 bis 10,000'. Eine der selteneren Arten. 7. (ÜL^ruß Deodara. London Erköret, drit. 4, 2428. ?i-N6wm ^ttdurn. t. 48. 49. Link 1. o. p. 538. *). Die Deodar-oder Kelon-Cedcr. Am Baspa:Kjelmang "*). Wuchs: bis 150' Höhe, 36' Umfang. Gcogr. Verbreit.: 31" 3' — 31" 5,0'. Veget.-Grenze: von 8000 bis 11000'. Hauptzicrde des Himalaya!). Hin und wieder außer den natürlichen Standorten kultivirt. Einzeln über 40' Umfang. 8. (ÜIM-688I1S torulo»«. Lambert. Wuchs: bis H0' Höhe. Geogr. Verbreit.: 29" 22' bis 32". Veget. - Grenze: von 5500 bis 8500'. Verkümmert, auch wohl noch höher hinauf. 9. ' 'Durchm. 200' .<£>öf)e). Picea Morinda. Corylus (3' 3)urchm,), Rhododendron arboreum. Rh. campanulatura. Spiraea (baumartig)» Xylosteum (baumartig), Berberis angustifolia. Rhamnus. Philadelphus. Rubus. Vitis. Bambusa. Betonica. Urtica. Cannabis. Fra-garia. Impatiens. Cheiranthus. 2. Krautfclder im Walde (4' bis 3' Hoch). Rumex. Chaerophyllum. Lamium. Ballota. Arum. Son-chus. Polygonum. Thlaspi bursa pastorum. Caltha cacnemi-riana. Ranunculus. 3. Auf den Paßhöhen, Thermopsis barbata. Aster. Liliacem u. Orchideen. 4. Kulturpflanzen. Prunus armeniaca. Juglans. Amaranthus Gangeticus. Ory2a sativa. Triticum. Hordeum. Panicum. V. Thal des Bhagirathi bis Gangotri. User deS Bhagirathi. 1. Am Flußbette. Berberis. Ciseus. Rubus. Vitis. Slutatiacccn. 2. Höher hinauf. Pinus longifolia. Pa via. Grewia. Betula. Populus. Sor-bus. Morus. Ulmus. Alnus. Dryobalanus. Salix pentandra. Hippophae (9lmi'O* Bignonia. Corragana. Rhamnus. Dalber-gia. Vitis (SagcUa). Ficus (ftettcrnb). Parietaria. Rumex. Car-duus. Pteris. Cyperus. 3. Bachthäler. Urtica (2 Spec). Cannabis. Impatiens. Spiraea. Fraxinus (Gebüsch). Coriaria. Salix. Solanum moschatum (am Wasserfatt des Bhagirachi). 4. Steinschurren. Saxifraga. Cichorium. Dianthus barbatus. Sempervivum-Lilium martagon. Epilobium. Cucubalus. Petasites. Scroph«" aria. Arenaria. Myosotis. Astragalus. Galium. Die Vegetation des Himalayah. 3N3 Höher hinauf: Papaver (blslU). Saxifraga. fiheum. Sedum. Telephium. Primula. 8. Erster Cedcrwald von Dschalla an. Cedrus Deo dar a. Fragaria. Thlaspi. Senecio. Alliura. Monotropa. Bupleurum (am Rande dcs Waldes). Indigofera. Ribes grossularia. «. Kulturpflanzen. Juglans. Prunus armeniaca. Amygdalus persica. Panicum (2 Spec). Triticum. Hordeum. 7. Vegetation bei den Dörfern, Ribes gross. Origanum. Thymus. Lychnis. Turritis. Orobanche. Artemisia Absinthium. Tanacetum. Cheiranthus. Lonicera. 8. Vegetation von Bairamgath, Artemisia. Pyrethrum. Galium. Blitum. Lithospermum. Soldanella. Arenaria. Apargia, Asparagus acinacifblia. Sca-biosa. Pedicularis. Origanum. Alopecurus. Artemisia. Viburnum. Indigofera. 9. Vegetation von Gangotri. Astragalus. Athamanta. Vicia (cracca?). Wiborgia. Artemisia. Thesium. Epilobium. Lilium martagon. Aster. Asparagus. Rheum, Asperifolia. Rumex. Rhododendron. Berbe-ris. Philadelphus. VI. Vom Vhagirathi bis zum Sutledsch. Thal des Hcrsile, Gumti und Baspa. 1, Das Hcrsilcthal. Alpcnvegetation. Papaver (blsllt). Anemone. Pamassia. Primula. Saxifraga, Sedum. Telephium. Rheum. Naldregion. Cedrus Deodara sdichter Wald). Pinus longif. P. Morinda. fragaria. Cheiranthus. Dalbergia. 364 Die Vegetation des Himalahah. 2. Das Oumtithal. Alpenwicsen. Potentilla atropos. Geranium (pratense?)* Rumex. Pedicu-laris. Hottonia. Epilobium. Centaurea. Polemonium, Lotus corniculatus. Valeriana. Campanula. Saxifraga. Lilium. Astran-tia. Sagina. Telephium. Asperifolia. Echium. Polygonum. Sedum (2 Spec). Valeriana. Chaerophyllum. Heracleura. Con-vallaria, Galega. Cucubalus. Brassica, Arabia. Poa. Alopecu-rus. Briza. Agrostis. Carex (3 Spec). Juncus. Salix ( Mfcf)). Rhododendron campanulatum. Sorbus. Rosa Webbiana. Artemisia. Lama Kagapaß. Equisetum. P, Bistorta. Potentilla coccinea. Ballota. Delphinium cachemirianum. Silene. Myosotis. Anemone (alba). Ru-mex obtusifolia. Medicago.1 Musci u. Lichenes. Geröllftächcn. Rheum. Artemisia. Asparagus acinacifol. Syringa. Deut-zia. Berberis. Rosa. Alopecurus. Phleum. Poa. 3. Das Basftalhal. Oberes Baspa bis Tschttkul. Primula. Potentilla. Filago. Astragalus (gelb). Gypsophila. Salsola. Pedicularis. Gnaphalium. Lactuca. Geranium. Ara-bis. Nepeta. Galium. Tanacetum. Senecio. Scrophularia. Gentiana. Fumaria. Delphinium (mit SOlof(^U0geruc^)♦ Silene. Oxytropus. Rheum. Bellis. Chrysanthemum (^elfrofcnrotf)), Artemisia. Epilobium. Veronica. Carex (3 Sp.). Scirpus. Poa. Agrostis. Tamarix. Salix (©eftmutf)). Xylosteum. Cy-pressus. Rosa. Um&eöatem Flora bei Tschetkul. Pinus longifolia. P. Morinda. Pedicularis (2 Sp.). Thy-mus. Nepeta. Scutellaria. Mentha. Chenopodium bon. henr. Ch. album. Blitum. Dianthus barbatus (wcif). Morina Wal-lichiana. Leontodon Taraxacum. Achillea millefolium. Potentilla. Apium petroselinum. Plantago media. Urtica urens. Impatiens. Euphrasia ofEcinalis. Fumaria lutea. Guaphalium Die Vegetation des Himalayah. 36» (ttKif). Polyg. aviculare. Myosotis (bunWMsllt). Artemisia. Verbascum Thapsus. Cucubalus. Chenopodium (mit steinen runbcn 33(ctttem). Stellaria. Galium aparine. Capsella bursa. Rumex. Sagina, Pycnocycla? Bistorta. Brassica* Chaero-phyllum (bulbosum?). Anthriscus. Lamium. Thalictrum. Anemone discolor. Heracleum. Cuscuta- Hieracium. Medicago. Lotus corniculatus. Silene. Bupleurum (falcatum?). Arum. Scirpus. Phleum. Poa. Alopecums. Ribes grossularia. Kulturfelder bei Tschetkul. Triticum (2 Spec), Polygonum (fagopyrum?). Brassica napus. Nutcvcs Baspa bis zum Sutledsch. Populus. P. longifblia. Cedrus Deodara. Corylus. Sy-ringa. Rosa. Indigofera. Artemisia. Heracleum. Origanum. Thalictrum. Fragaria. Sal via (2 Sp.). Linuni. Scrophularia. Impatiens. Dianthus. Campanula. Bci Sangla. Prunus armcniaca. Amygdalus persica. Juglans. ^cltcr: Polygonum fagopyrum. Panicum. Triticum. VII. Das Thal des Sutledsch vom Einfluß des Vasfta bis Schipki. (Ober-Kunaucr). l. Vom Einfluß des Baspa bis zum Grrengkhalpaß. Wald. Cedrus Deodara. Pinus longifol. Picea Morinda. Abies Webbiana. Pinus Gerardiana. Pyrus. Ribes. Helianthemura. Geranium. Dianthus. Leontodon. Artem. dracunculus. Por-tulacca. Medicago falcata. Malva rotundif. Vachthälcr, Hoya (feiten). Myosotis. Verbascum. Rheum. Senecio. Thalictrum. Valeriana. Artemisia. Thlaspi. Nepeta. Che-^opodium (t)äuftg). Origanum. Impatiens. Thyraus. Phleum. ^tipa. 366 Die Vegetation des Himalayah. Wald höher oben. Cedr. Deod. (eingeht). Cypressus. Pyrus. Viburnum. Rosa. Syringa. Xylosteum. Caragana. Berberis. Cotonea-ster. Spiraea aruncus. Sjn veronicaefolia. Dianthus. Oro-banche. Silene. Eupatorium. Erigeron. Veronica. Gnapha-lium. Bupleurum (2 Spec). Rheum. Lotus- Blitum. Arenaria. Arabis. Pedicularis. Mentha* Galium aparine. An-tliriscus. Sedum. Cerastium. Salvia. Oxytropus. Arum. Aßter. Nitsmgnmd. Salvia (Mau). Polygon, laxiflorum. Centaurea. Heracleum. Scabiosa (6' f)ücf)). Epilobium. Eupatoria. Cichoriuni. Eehi-nops. Leonurus. Geranium, Impatiens (4 Spec). Phleum. Cyperus. Flora bci Tschini. Polygonum hydropiper. Polyg. aviculare. Polyg. phapar. Pedicularis. Orchis. Gloxinia. Carduus. Gratiola. Canna-bis. Ranunculus (arvensis?). Plantago major. Mentha. Prunella. Lotus cornic. Senecio. Malva. Urtica dioica. Cheno-podium album. Chen, crispum. Euphraeia officinalis. Salvia (ßflb). Medicago. Impatiens (3 Spec). Dactylis glomerata. Myosotis (2 Spec). Inula. Spiraea ulmaiüa. Clinopodium. Scirpus. Agrostis. Juncus. Rubus. Kulturpftanzen bei Tschiin. Melia. Populus. Corylus. Juglans. Prunus Armen. Amygdalus persica. Pyrus malus. Vitis. Triticum. Hordeum. Polygonum* Flußuftl. Capparis. Apargia. Campanula. Malva (2 Spec). Althaea. Echinops. Cnicus. Carduus. Clematis. Flora des En-englhalpasses. Cypressus. Juniperus. Artemisia. Thymus. Gnapha* Hum album. Salvia. Senecio. Epilobium laxum. Geranium pratense. Pteris. Poa laxa. Poa pratensis. Poa exilis. Alo-pecurus. Festuca. Carex (2 Sp.). Morina Wallichiana. Gyp- Die Vegetation des Himalayah. 367 sophila. Arenaria. Sempervivum. Erigeron. Rumex scul-tellatus. R. obtusifol. Meconopsis. Potentilla. Ranunculus (arvensis?). Polygonum laxiflorura. P. (aviculare?). Sedum. Galium aparine. Scrophularia purpurea. Myosotis (2 Spec). Lotus eorniculatus. Leontodon Taraxacum. Gentiana pusilla. Gentiana. Sagina. Valeriana. Aster. Prenanthes. Senecio. Senecillio. Hyssopus. Asplenium. Aspidium. Umbeflatcn. Astrantia (Staffer). Cichorium. Draba. Campanula. Papaver (blau). Rhododendron. Betula (jenseit der Paßhöhe). 2. Now Crrengkhal bis Schipki. Gciöllwande des SutlcdschthalZ. Cedrus Deodara (fpavCid) unb Vcvfvüp^eCt). Pinus Gerar-diana (ctnjdn unb \)crfmppc(t). Cypressus. Caragana. Rosa. Ribea grossul. Colutea. Xylosteum. Artemisia absinth. Astragalus Grahamianus, Spiraea. Senecio. Carduus. Origanum. Verbascum. Chenopodium. Salsola. Zizyphus. Thyinus. Lolium. Poa. Panicum. Paßhöhei«. Rosa (2 Sp.). Lonicera. Ribes. Caragana. Rheum Delphinium cachemirianum. Orobanche (2 Spec), Geranium. Polygonum bistorta u. aviculare. Gentiana. Veronica. Cen-taurea (ivctfj). Scorzonera. Epilobium. Prenanthes. Arena-ria. Avena. Euphorbia exigua (Binangpaß). Vach thaler. Beccabunga. Mentha. Leontodon Tarax. Myosotis. Ranunculus (bulbosus?). Rumex (wrljerrfcfycnb). Impatiens. Sal-via (gelb). Chondrilla (blau). Cannabis. Euphrasia offic. Mchrcre Uinbellatcn und Gräser. Flora bei den Dörfern. Alnus. Ribes grossularia. Lonicera. Spiraea. Clematis. Cannabis. Urtica. Cuscuta. Nepeta. Hyoscyamus. Salvia pratensis. Salvia (gelb). Mentha. Adonis. Artemisia (2Sp.). ■Echinops. Poa. Phleum. Kulturpflanzen. Populus alba. Grewia. Prunus armeniaca. Cerasus. Py- 3K8 Die Vegetation des Himalaya!). rus malus. Tagetes. Datura. Althaea. Triticum. Hordeum. (fecf^etttg). Spelta. Brassica (napus). Brassica rapa. Poiy-gonum. Pisum. Vicia. VIII. Thal des Sutledsch vom Einfluß des Baspa bis K 0 t g h u h r. (Unter-Kunauer). Bergwald. C. Deodara (eingeht). Larix (fefjr feiten). Pinus longif. P. Gerardiana. Picea morinda. Abies Pindrow. Taxus. Quercus (SlJioru it, 23f)anfdb). Acer. Fraxinus. Moms. Gre-■\via. Melia. Pyrus (£t). Amygdalus persica. Juglans. Rho-dodendron ($ule(jt bet 9)fan|uti 2)anba). Alnus. Aesculus. Ilex. Viburnum. Ficus. Philadelphia. Dalbergia. Carissa. Cassia. Dolichos. Cucumis. Vitis. Clematis. Gloxinia. Pteris. Impatiens. Polygqpum. Ticftr im Flußthale. Pterocarpus. Vitex. Bignonia. Volcameria. Ficus. Dalbergia. Rhamnus. Clematis. Capparis. Amomurn, Bambusa. Arundo. Gloxinia. Nepeta. Sedum. Dolichos. Scammonium. Wiestnsiora. Verbascum. Artemisia. Campanula. Centaurea. Poly-, gala. Gloxinia. Nepeta. Salvia. Teucrium. Pedicularis. Epilobium laxum. Myosotis. Lychnis. Aster. Orchis. An-drosace. Oxalis corniculata. Polygonum amplexicaule. Gold-fussia. P. laxiflorum. Cnicus. Scirpus. Priodia. Poa. Fe-stuca. Bambusa (stein). Flora bei den Dörfern. Melia. Ficus. Bignonia. Sapindus. Carissa. Citrus (bet ©ura). Clematis. Cucumis. Cucurbita (2 Spec). Cannabis-Urtica. Gloxinia, Impatiens. Papilionaceae. Kulturpflanzen. Prunus armeniaca. Amygdalus pereica. P. malus. Man-gifera. Vitis. Dolichos. Chenopodium. Eleusine, Amaran-thus. Panicum (2 Spec). Triticum. Oriza sativa (bciÄartoOt 3r1i<)8p;xii. 7" <>"'. Stattlicher Vogel, nur an der Grenze des Schnees in den höchsten Fichtenwäldern. Glänzend blutrother Kopf, Hals und Brust bis auf die Mitte des Bauches; Bürzel und After hcllroscnroth. 8) (Moris. Vraungclber Nucken und Kopf mit dunkelbraunen Flecken; braune Schläfe, schwarzbraunc Schwingen. Schwanz mit weißlichen Rändern, gelber Bürzel, gelbe Kehle, gelber Bauch, mit braunem Mittelstreif in jeder Feder. 9) ».. I^nai-i», rko^ockroa. Ooulä. Seltener Vogel. Burandapaß 14,000' hoch. Schnabel 3"' lang 2'" hoch. Brust intensiv rosenroth, so der Bürzel und ein Fleck über den Augen, Flügeldeckfedcrn braunroth. 9) d. I^inaria i-lwäa^Lpia ist etwas größer, heller rosenroth angeflogen, Schnabel dicker, 5"' lang ä"' hoch, die Backen mit silbernem Glänze. 10) I^irmrin. nova »p. ... 5" 3"'. Schnabel dicker als bei beiden vorigen. Das Roth äußerst brillant fcucrroth, über den ganzen Kopf, aber nur bis auf den halben Bauch. Der After weiß, der ganze Rücken ist mit demselben Noth angeflogen. Einige Gremplare haben hellgraue Flecken am Bürzel oder Rücken. Dies ist vielleicht die NrMii-o^ix^ von Pallas und ^naeo-tkrau8t,68 ro86u8 von Vicllot das Weibchen. N) I.inarla nova 8pe«. . . 7" l. Nur das Weibchen bekannt, Farbe braungrau mit schwarzen Rändern der Rücken- und Halsfcdern-Schwarze Beine und Schnabel. Bafpa. Die Vögel des Hintalayah. ^7^ 12) ?roon,räli6ii8 ? Ilocl^son. Seltsamer Vogel, nur einmal in einem Schneesturm am Bruandaftasse getroffen. 5" 8"'. Schnabel, völlig der des Stieglitzes, schwarz; Beine braun, Untergefiebcr graubraun; Rücken und Kopf lauchbraun, röthlich angeflogen, die Stim und Schnabelwurzel schön hcllroth glänzend. Hmterkopf schwarz, welche Farbe sich in den Nacken und Rücken hinein verliert; die Schläfe und Kehle rosenroth angeflogen, Brust gleichfalls, aber schwächer und auf dunklcrm Grunde; Bauch rosenroth, Bürzel und Schwingen schwarzbraun. 13) (^uräueiiu on.nieop8; häufig bei Schipki, kleiner als unser Stieglitz; das größere Männchen 5" l. 14) (Nr^gomitris. Loie. Der Himalayahzcisig, viel gesehen. Hals, Bauch, Schultern, Flügeldecken, Bürzel, Mitte der Schwingen hochgelb. — Stirn, Schläfe, Ende der Schwingen und Schwanz schwarz. Rücken graubraun in Gelb übergehend. 4" 7^". 15—iß) Mehrere Weibchen von I^Wai-ia-Arten, die nicht zu den vorigen paffen, und wozu die Männchen noch nicht bekannt sind. 17) 5iuv. <^Lnu» . . . Zwcrgform von <ü«e(nt1irali8w8. 6" 6'". Nur einmal ein Flug bei Nagkanda vorgekommen. 3 Männchen, Weibchen nicht zur Untersuchung vorliegend. Hauptfarbe des Rückens wie bei einer unausgefärbtcn I.oxiu,, graugrün mit rothgclben Spitzen; Bauch rothgelb mit grünem Schimmer, rothe Brust und Kehle, letztere mit viel Graugrün gemengt, dunkelgclbrothe ZIugcnkreise; Flecken an der Schnabelwmzel, Kopf- und Kchlsteckcn schwarz. Die Schwingen sind schwarz, die inneren mit weißen Flecken am Außcn-rande der Spitze. Bei denen der zweiten Ordnung ist dieser Fleck größer, die Deckfedern haben einen noch großem, weißen Dupfen. Schwanz schwarz mit weißer Sftitze und weißer Unterseite. Schnabel hochgclb, sehr spitz, Füße hellbraun. 18) <^>eo0tln-au3t«8 iewi'oiliLZ. ttoulä. 8" 3". Schnabel H!/-/" l. 5'/°/" br., an der Wurzel blaugrün mit weißen Rändern; dunkclblauschwarzcn Schwanz und Schwingen haben auch Weibchen und Junge. Simlah. 19) ^0cc0twan8t. nova spo«. . . ? 8" 2'". Schnabel 9'" l. 8V2'" br., grau. Hellgelb, schwarzgrau gesteckt; graue Streifen ziehen 24* 372 Die Vogel des Himalayah. vom Auge herab den Nacken entlang. Schwanz und Schwingen schwarz. Simlah. 20) Nupi6«t68 pki1ippinsn8is . ? Dera Dhun. Gelbe Brust, Kopf und Nacken. Graubraune Kehle, brauner Schwanz, Rücken-fedem braun, gelbgcsäumt. Untcrschnabcl mit sehr breiter Wurzclspitze. 21) ^maäina . . . ? Federn des Rückens groß, schwarzbraun, weißgesäumt. Schwingen grau, gelb gesäumt am Außenrande. Federn der Brust hellgrau gesäumt, Schwanz schwarz, weiß gesäumt. Kopf grauschwarz, Kehle und Schläfe besonders dunkel. Stirn feuerfarbig, ein runder Fleck am Bürzel hellgelb. 4" ä"^. 22) ^VmnZink . . ? Braunroth, Kopf und Nacken lebhaft; Kehle dunkelbraun, die Brust- und Vauchfcdcm weiß mit braunen Rändern. 4" 3'". Simlah. 23) ^madinn, . . . ? Rothbraun glänzend, Untergesicber grau, Vrust und Kehle graubraun, Rücken und Bürzel rothbraun mit weißen Augen; Bauch heller, ebenfalls mit Augen. 4" 1'". Dem Dhun. 24). . . ? Ammerartiger Vogel, dunkelschwarz, einen Schöpf von 6—8 dünnen Federn; Flügel, Schwingen und Schultern braunroth, Deckfcbern schwarz, Schwanz braunroth. Weibchen hat denselben Schöps, ist aber durchaus graubraun. 6" 3'". Vurandapaß. Missuri. 24) Nmdkrixa < . , ? Nothbraun mit schwarzen Mittelstreifen auf jeder Feder, Kehle hellaschgrau, Stirne schwarz, in der Mitte weiß getheilt, Zügel schwarz, Bauch hellrostfarbig. 6". Tschini. 25) Nnidki-l-k . . . ? Nothbraun mit einzelnen schwarzen Mittelsicckcn auf den Federn, Kopf einfarbig aschgrau, mit stark mar-kirter, schwarzer Mittellinie; Schläfensteck rothbraun, weiße Zügel mit schwarzem Außenrande. Kehle und Brust grau, auf der Vrust oben ein schwarzer, dann ein weißer und zuletzt ein braunrother Ring; letzterer verläuft am Bauch in Weiß. Vuri. 26) Nmdei-j-a . . . ? Einfach graubraun, der Nucken heller; Kehle hellgrau, Zügel schwarz, Backen grau; ein schwarzer Fleck hinter den Augen. Schwarzer Kopf mit grau verlaufener Mittellinie, Bauch hellrostroth. 27) Nmdorisa. (5inc weiße, vermuthlich gespornte Art habe Die Vögel des Himalayah. ^73 ich auf drin Passt vor Schipki unterhalb des Purgeul gesehen. In keiner Sammlung. 28) ?ai-u8 moiitioolutz. Schwarzer Kopf, Brust und Kehle; weiße Schläfen. Gelber Bauch und Linie' hinter der Schulter, eine schwächere im Nacken. Der Nucken grün, Untergefieder grau; blaugrauer Schwanz mit weißen Spitzen, schwarze Schwingen mit dito. Zuweilen geht das Blauschwarz der Kehle bis tief auf den Bauch hinab. Schultcrfedem blaugrau, hcllgesäumt. 29) ?aru8 . . . ? xantlioZsn^s. Schwarzer Kopf und Kehle; ein hoher, blauschwarzcr Schöpf, gelbe Schläfen und Augenkreise, gelbe Brust und Bauch; Rücken grün, Untcrgrficder grau. Schwanz bräunlichgrau mit schwarzer Mittellinie der Federn; blauschwarzc Schwingen mit bläulich weißen Vorderrändern, die der 2ten Ordnung mit weißen Spitzen. Schulterdcckfedern blauschwarz, gclbgesäumt. 30) I'iii'n» molnuolui»!^. Kopf, Brust und Kehle kohlschwarz; ein spitzer, blauschwarzer Fcdcrbusch, bleigraucr Nucken, Bauch und Brust, weiße Schläfen. Ning um den Kopf, Schwingen graubraun mit bläulichem Vorderrande, Deckfcdern mit weißen Dupfen an der Spitze. Nostgelbc Flecken unter dem Flügel und auf der Brust, Schwanz schwarzgrau. 4" 3'". 31) ?arn8 . . . ? Dem vorigen ähnlich, jedoch ohne Busch; ganzes Gefieder aschgrau, das Schwarze der Kcble verbunden durch einen Streif mit dem des Hinterkoftfcs. Die aschgrauen Flügeldecken mit weißer Spitze. Schwarze Flecken am schmutzig grauweißen Bauche. Länge 5". 32) ?a,ru8 . . . ? Das Schwarz der Brust geht bis auf die Mitte dcs Bauches; die Flügeldeckfedem einfarbig dunkelgrau, der Rücken grünlich; ein ganz schwacher Schöpf. Im Nacken ein verwaschen hcllrostbrauncr Fleck. 5" 3"'. Sind dies vielleicht Junge von ?. mßlaiiolopk? Sie sind viel größer als diese Art. — Ist vielleicht Nro. 31 ein altes Weibchen? 33) ?liru8 oi^tkroosplialus. 4" 2"' I. Mit rothbrauncm Kopfe, schwarzer Schläfe und Halsbinde, weißer Schnabelwurzcl. Diesen kleinen Vogel habe ich viel in Nepaul gesehen. 34) Eine an die Meisen sich anreihende Gruppe (vielleicht Ixos). 374 Die Vögel des Himalayah. Hcllgraubraun auf dem Rücken; dunkelgraubrauner Kopf mit schwachem Schöpfe, Schwanz am Ende fast schwarz, Kehle schwarzbraun, weiße Schläfen, Brust und Bauch hellgraublaun, After lebhaft gclb, Schwingen braun, Schnabel und Füße schwarz. 7" 8'". Simlah. 34) ». Ixn» . . . ? Dunkelasch grauer Schöpf und Rücken; hellaschgrauer Bauch und Kehle; Schwingen 2tcr Ordnung und Deckfedern hcllgrüngelb, After weiß, Kehle weiß. «". 3-4) d. Ixc»8 . . . ? Graugrüner Nucken, Flügel und Bürzel; gelbgrüne Brust, hellgelber Bauch und After; Kopf und Schöpf glänzend blauschwarz. Schwingen und Schwanz dunkelgraudraun. 7"10"'. 35) (^i-tlnll, . . . ? ((5Ns>6pnlicnni8). Schwarzblaucs Untcr-grfieder mit hellbraunen Fcderspitzen am Kopf und Rücken; Kehle weiß; Schwanz hellbraun, schwarzbraun gerändert; Schwingen hellgraubraun mit unregelmäßigen, hellrostfmbenen Flecken; Bauch schmutzig weiß. 5," 2"'. Tschini. Simlah. 36) Ortkia. Gelbe Brust, blauschwarze Kehle; kupferroth glän. zcnber Kopf und Nacken, gelber Bürzel, blauer Schwanz. Wahrscheinlich (^inn^ri» OoulämL. Kommt sehr hoch im Gebirge, 10,000' hoch, vor, aber nur einzeln. 37) ^ickuaroma. Hcllascbgrau, weiße Kehle; dunkelgrauer Bauch und Brust; Dcckfedern der Schwingen lebhaft krapproch. Zwei große weiße Flecke auf den ersten 3 Schwingen, einer auf der Hten. 6" 5'". Schnabel 1" 2"' Simlah. 38) ^io^ckoirm. I»: allen Verhältnissen kleiner, das Roth mehr ausgedehnt; zwei große weiße Flecken auf den 3 ersten Schwiw gen, auf der 4ten fehlt er an der Spitze. 5" 5'". Schnabel 8^"'. Namgiah. 39) 8itw . . . ? Hellgrauer Rücken, Kopf, Flügel, Schwanz. Schwarze Zügel, weiße Streifen am Schnabel unter dem Auge, bunkelrostbraune Kehle, Brust und Bauch. Die untern Schwanzfedern mit weißen Augen. 5" H"'. Landom. H0) 8itta . . . ? Dunkelbleigraucr Rücken, Flügel, Schwanz und Kopf; schwarzglänzcnde Augenkreise; Backen und Kehle weiß; Bauch schmutzig weiß, After hcllrostbraun. H" 10'". Tschini. Die Vögel des Himalayah. 378 41) ^i'oKioä^tos < . . ? Sehr dunkel braungrau, schwarz gesprenkelt. 3" 2'". Tschini. 42) Ii«Fu1u8 . . . ? Nückm grüngrau, Kopf mit lebhaft schwefelgelbem, schwarz gefaßtem Fleck, ohne Haube; Bauch und Kehle schmutzig weiß; Flügel brauu, Schwingen gelb gesäumt, Deckfedcrn mit weißen Spitzen. 3" 3"^. ^<3) ^InLLio^a meiunops. Durchaus hellgraublau, glänzend; Kehle heller, Schwingen und Schwanz dunkler; schwarzer Fleck vor dem Auge. 44) Hlusoicu^a . . . ? Nucken hellgraubraun, Schwingen dun-kelbraun, Schwanz schwarz; Kopf bis in den Nacken glänzend schwarz, Kehle weiß. 45) — 46) — 47) Uu8«ca^»a plu-aaiZ«;, in allen Varietäten. 8n^)1. I'a,rus, gleich in Größe drin ^r^ti-oce^Ii, braungrauer Nucken, Schwanz und Schwingen, letztere schmal weiß gesäumt, hellbraungrauer Kopf, weiße Stirn, schwarze Schläfen und Augenkrcis, weiße Kehle; Bauch und Bürzel isabellfarbig. 3" 8'". 48) I'kooniourus . . . ? Schwarze Kehle, Schultern und Rücken; dunkclgraucr Kopf. Rostfarbener Bauch, Schwanz und Bürzel, braune Schwingen. 5" 5"". Namgiah. 49) 1^0<3nicuiu8 coernIoocLpkai»,. Schwarze Kehle, Nucken, Schwanz und Brust, weißer Bauch, weiße Flügeldeckfedern; braungrauer Kopf. 5" 6"'. Namgiah. 50) I^koonioui'u» . . . ? 1oucoo6pkala. Schwarze Kehle, Au-genkrcisc, Nucken, Brust, Flügel und Schwanzspihe; lebhaft rostrother Bürzel, erste Schwanzhalfte und Bauch; weißer Kopf. 6" 3'". Baspa, Simlah. 5>1) I'Iic»onioui-u5... ? Rücken braungrau, Kopf dito, Schwanz und Schwingen schwarz; Kehle, Brust und Bauch glänzend blauschwarz; weiße Flecken an der Schulter. Missuri. 52) ?koem<:uru3. Grau gesfterbert. Fagu. 52) 8nxi«ola ... ? Schwarzer Kopf, Nacken, Rücken, Schwanz und Schwingen; weiße Deckfcdcrn, Bürzel, Seitcnstreif am Halse; 37s, Die Vögel des Himalayah. rostgelbe Brust, und schmutzig bräunlichwcißcr Bauch. 4" 10'". Tschini. 53) 8axioo1a. . . ? Grau, etwas -init braun gesprenkelt, Nucken, Kopf, Hals, Kehle und Bauch. Braunschwarze Schwingen, schwarzer Schwanz, rostrothcr Bürzel. 5" ^"'. Schipki. 54) ^axi^ola . . . ? Dunkclbraunschwarzer Nucken und Kopf, jede Feder mit hellbraunem Nande; schwarze Kehle, Federn weiß gerändert; schwarze Schläfe, hellrostrothe Brust, schmutzig weißer Bauch; Schwingen braunschwarz hellgerändert, so wie die Deckfedern. 5". Dhera Dhun. 55) 8axioo1a. . . . ? Dunkrlgrauer Rücken, weißer Schwanz und Bürzel, schwarze Kehle und Brust; weißer Bauch, weißer Kopf, bräunliche Stirn; Schwingen braun, schwarze Augenfreisc. Schwanzspitze schwarz. 5" 6"'. Namgiah. 56) 8axieo1a. . . ? Ganz schwarz, junge Individuen haben bräunliche Fedcrränder auf Nucken und Brust; weißer Bürzel und After, schwarzer Schwanz, weiße Schulterstccken. 4" 8"'. Rainpur. 57) Haxioola . . . ? Graubrauner Nucken (graues Untergeficder) und Kopf, hellgraubrauner Bauch; Kehle, Schwanz und Bürzel rostroth, dunklere Mittellinie der Federn. 5". 58) 8^1via, . . . ? Blaugrauer Rücken, Schwanz, Flügel und Kopf; schwarzer Seitenstrcif und Augcnkreis; rostgclbc Kehle und Bauch, weißer After, ein weißer Fleck über dem Auge; rothkchlchen-artig, langbeinig 5 " 2"^. Nur einmal vorgekommen. Wartu. Fichtenwald. 59) Z^ivia . . . ? (Schnabelftrste stark. Ob Sylvia?) Junge gelbgrau gesprenkelt, Schwanz unterwärts weiß. Blaugraucr Nucken, Kopf, Kehle, Brust, Bauch und Flügel; rothbrauncr Bürzel, Schwanz und After. 5". 60) 87IV19. . . . ? Neu. Dunkclblaugrauer Rücken, Kopf, Bürzel; braungraue Flügel; schwarze Brust und Kehlseiten, schwarzer Schwanz mit unterseits weißer Spitze; ein scharf begrenzter, glänzend orangerother Fleck vom Kinn bis zur Brust; weiße Flecken über Augen und Schnabclwmzel. Weißer Bauch und After, lange Beine. Die Vögcl des Himalayah. 377 5" 8"'. Bmanda-Paß. Nähert sich dm Bachstelzen, jedoch ist der Schwanz kurz. 61) 8^1via . . . ? Graublauer Rücken und Kopf, himmelblaue Stirn und Bürzel; Schwanz graublau, Schwingen braun mit bläulichen: Anfluge; Schläfe» dunkelgraublau, Kehle weiß, Bauch weiß; Scitenfteck an der Brust rostgelb, himmelblaue Flecken an der Schulter. H" 10'". 02) 8?1v^ . . . ? Rücken dunkelaschgrau, Brust grau, wciß-gesfterbert, wie auch mit weniger deutlichen Flecken, Kehle und Bauch; Schwingen braun, Schwanz dunkelbraun, After und Bürzel rcinweiß. 63) 8^Ivi^ . . . ? Grüngrauer Rücken und Kopf, blaugraue Schlafen und Halsseiten, schwarze Kehle, schwarzer Bürzel und Schwanz, dessen mittleren Federn zur untern Hälfte weiß sind. Unter der Kehle ein lebhaft rostgclber Ring, blaugrauc Brust, weißer Bauch, hellbraungraue Schwingen. 5" ?^". 64) H^ivil». . . . ? Grüngrauer Rücken, Kopf, Schwanz und Schwingen hcllweisilich, grüner Bauch und Kehle, eine weißgclbe Querbinde über den Flügeln, die Spitze der Deckfcdcm und Schwanz grün gesäumt. 3" 2"'. Simlah. 65) 8^1via . . . ? Einfach braungrüncr Kopf und Rücken, grauweiße Kehle, schmutzigweißer Bauch. 4" 5"'. 66) 5>)'1vm. Grüner Kopf, Rücken und Bürzel, mit grauem Untcrgcsicdcr; schmale hellgelbe Kehle; grauweißlichcr Bauch, Schwingen graubraun, vom grün gesäumt, Schwanz dito. 4" 6"'. 68) 8axi«o1a? . . ? Schnabel stark mit scharfer Firste, Rücken tief aschgrau mit schwarzen verlaufenden Flecken; Kopf blaugrau; Schläfen, Augcnkrcisc bis zum Schnabel schwarz; weißer Streif über dem Auge, weiße Kehle, Brust und Bauch; schwarze Schwingen und Schwanz, die äußeren Schwanzfedern außen weiß gesäumt. 5 " 9 "'. Simlah. 70) Mv.6enu8 mit sehr starkem Schnabel, sonst 8)-Ivni gleich. Schnabel ganz schwach gebogen, Spitze gerade; Kopf, Rücken, Bürzel und Schwanz zeisiggrün; Kehle, Brust und Bauch lebhaft gelb; Schwingen graubraun, die vordem schwach, die hintern breit weiß-gelb gesäumt, die Dcckfedern an der Spitze weiß. 378 Die Vögel des Himalayah. 71) Uincmi'us , . . ? ni^ouilttu«. Saminctschwarze Vrust, Kehle, Hinterkopf, Augenkreis, Schwingen und unterer Theil der Schwanzfedern, Nacken und Rücken, wo die SpiM weiß gesäumt sind. Stirn weiß, schwarz gerändert; weiße Dcckftdcm, weißer Bürzel und unterer Rückentheil, weißer Bauch, Bürzel, Schwanzfedern-spitze und untere Schwanzfedern. 9" 8"'. Schwanz 5" 3"'. 72) I5ui«ui'u3 ^«ttulori. Sammctschwarzcr Nucken, Hinterkopf, Schultern, Kehle; weiße Binde über die Mitte der schwarzen Flügel; weißer Bürzel, weiße untere Schwanzhälfte, obere schwarz; Brust und Bauch schmutzig weiß, Stirn glänzend weiß. 5" 1'", Simlah. 73) I^ni«u!-U8 iiiti'«^i<.Iu8 NOV. L^6«. Schwarzer Kopf, Nacken, Rücken, Flügel, letzterer mit breiter weißer Binde, Kehle schmutzig weiß, so Brust, Bauch, untere Seite des Schwanzes und Schwanzwurzel; die Vrust ist grau getupft. Namgiah. Ist von Hrn. Hay zuerst gefunden worden. NV. Nuicui'us (ob Junge vom Naoulkwg?). Ganze fleckige Oberkörper bis zur Schulter, Kopf, Hals, Vrust, Nacken, der halbe Rücken olivenbraun; dann kommt erst der weiße Querstreif über dem Rücken. 74) Motaoilla Mll mit weißer Kehle, häufig im Vasftathalc 75) Hlut<^i11a . . . ? Dunkelschwarz, Kopf, Nückm, Schultern, Bürzel, Schwanz, Kehle und Obcrbmst; ein weißes Fleckchen vor und hinter dem Auge, weißer Bauch und ein breiter Längsstrci-fen des Flügels. 7" 9"'. Simlah. 70) NotiiMa. . . . ? Grünlich grauer Rücken und Kopf, dunkelbraungraue Schwingen, weiße Kehle; isabellgelbe Vrust, schwefelgelber After, grünlich gelber Bürzel, schwarze Schwanzfedern, außen heller gesäumt. 7". Nirt am Sutledsch. 77) M^tacilia dourula. Schwarze Kehle. Tschini. 78) ^IotaMa...? Hellgraubraun, einfarbiger Kopf und Rückm, dunkelbrauner Schwanz und Flügel; schmale weiße Kehle, durch grauen Ring begrenzt; schmutzig weißer Bauch, Aster und Unterseite des Schwanzes; weißes Fleckchen vor dem Auge. 7" 2". 79) . . . Hochbeinige Gattung nahe Kowcilkl, dunkelgrau- Die Vögcl des Himalayah. 379 braunes, loses Gefieder, braune Schwingen, die Federn auf dem Kopf und Bürzel mit gelbbrauner Spitze; Kehle gclbgrau, das graue Untergcficdcr schimmcrt durch; Bauch schmutzigweiß, Schwanz lang, einfarbig graubraun. 8ti'i8. Vsauschwarzer Nucken, Kopf, Kehle, Schultern, Flügclcndm, Oberseite des Schwanzes; scharlachrothe Brust, Bauch, After, Bürzel, Flügelmittc. 7" 6'". Tschini. 81) I»li0Lii. prinoopL . 8" 5'". M'ssuri. 82) ^oonicui-ni» . . . ? Aschgrauer Nucken, Kopf, Bürzel und Schultern; weiße Kehle, röthlichc Brust, weißer Bauch, braune Schwingen mit einem Scharlachmiitelstcck, brauner Schwanz. Die äußere Schwanzfedern an der Außenseite roth gesäumt. 7" ä"^. 83) I^ioenioornis . . . ? Aschgrauer Nucken, Schultern, Kehle, Kopf, braune Schwingen mit rincm orangerothm Mittelsteck; Brust hell orangcnroth; Bauch gelblich, Bürzel hochorangmroth, Schwanz schwarzbraun, orangegcsäumt. 5" 8'". 8H) ^Iioenicornig . . . ? Ein Weibchen. Aschgrauer Nucken und Kopf, Stirn grünlich gelb, so auch der untere Theil des Nückens; der Bürzel hochgclb, Brust grünlich gelb; Kehle, Bauch hcllschwefel-gelb, Schwingen dunkelbraun, die vierte äußere außen unterhalb gelb; hochgelbc Flecken an den Deckfedern; Schwanz blauschwarz, unterhalb hellgelb. 7" 9"'. 85) Hiaon. viel größer, Flecke am Flügel viel größer, in allem Uebrigm ganz gleich. 8" H/". 86) Xov. 6anu8 . <ÄnoIo80in3, ? . . Starker Motacillenschna-bel mit scharfem Rande, stumpfer Firste, kurze starke Beine, letztere graubraun, erstere hellgelb. 87) . . . Rücken und Bürzel grüngrau, Kopf rostgelb ins Grünliche, eine Art Schöpf bildend. Kinn gelb, Kehle weiß mit schwarzen Nändcm; Brust und Bauch hcllbräunlichgelb; runde schwarze Flecken an der Seite des Halses; Schultern grüngrau. Die erste Dcckfeder sammtschwarz, Schwingen sammtfchwarz mit orange Streif, außen gesäumt; an den hinteren ist die Vordcrhalftc aschgrau. Schwanz 380 Die Vögel des Himalayah. blauschwarz, ocangegelb gesäumt. Simlah. An einigen fehlt die schwarze Zeichnung der Kehle. 6" 3^". 86) Dies ist eine andere Art; die Kehle rostgclb. Missmi. 87) X08t6rop8 . . . ? Grüner Kopf, gelbe Kehle; grüngrauer Nucken und Flügel; grüngelber Bürzel, hellgrauer After und Bauch. 4" 2". Missuri. 89) I^iina . . . ? Graubrauner Kopf, Nacken und Rücken graubraun; die Koftffedem hellgerändert; Kehle, Brust, Bauch schmutzig gelb mit grauem Untergefieder; lange Schwanzfedern schmutzighell-braun. 6" 8'". Schwanz 4". Rampur. 90) ?6ti-0oin«1^ . . . uuv. 8I>«0. ? Das alte Männchen ist dunkelblaugrau; Brust, Bauch mit schwach hellbraun gesäumten Federn, Schwingen und Schwanz sind dunkclschwarzblau. 8" 2"^. Namgiah. Hanrangpaß. Die Jungen sind hellgrau, Brust, Kehle und Bauch mit weiß> lichen Säumen an den Federn; Schwanz, Schwingen hcllblaugrau. 7" 5"<. 91) I'etiooiuola oinoiorl^iKck^ ist bekannt. Die Jungen sind grau, weiß gespcrbert. 92) ^1«npu3 niFrio^s. 8" 6'". Gleicht sehr ?a«tor., hat aber schwarzen, dünnen Schnabel. 8000'. 93) I'kstor. . . ? Schwarzblauer Kopf mit langem getheilten Schöpf, Flügel, Rücken bräunlich aschgrau; 8 Schwingen braunschwarz, ebenso der Schwanz, dessen Unterseite weiß; After weiß; Kehle, Brust und Schläfen. Hals und Bauch hellbräunlich gelb mit glänzender Spitze. 7" K"'. 94) . . . Drossclartig, schwächere Füße, Kopf blauschwarz inö Graue; Rücken, Schultern, Bürzel hellaschgrau, Kehle dunkclgrau, Brust sehr hell aschgrau, ins Weiße des Bauches verlaufend; Schwingen schwarz, so der Schwanz, nur die beiden obern Schwanzfedern sind hellgrau. 95) ^ui-äus ^aräii. Schwarzglänzmber Kopf, Nacken, Kehle, Brust, Schultern, Schwingen, Schwanz und Schläfen; weiße Streifen über dem Auge, weißer Bauch; Unterbwst seitwärts schwarzgrau gedüpfelt. Schnabel gelb. 8" 4"'. Die Vögel dcs Himalayas,, ggi 96) ^uräu8 Mioollis. Kopf glanzend braunschwarz; Rücken und Brust, die ganzen Flügel und Schultern, Bauch und Schwanz glänzend braunschwarz; Bauch duffer; am dunkelsten dic Schwingen; zollbreite schmutzigweiße Ringe um den Hals, gelber Schnabel, die Jungen hellbraun. 9" 10'". 97) 1Xii'äu8 liti-o^uIai'iZ. Ginsach hcllbraungrau, dunklere Schwingen und Schwanz; die Brust und Kehle schwarz, hcllgcsäumt; die Untcrbrust und der Bauch schmutzig weiß. Schnabel gelb, die Spitze schwarz. 9" 3"". Junge mit gelbweißer Kehle. 98) 1ui-clu8 or^tKroF^wr? . . Dunkelgraublauer Rücken mit indigblauem Kopf und Bürzel, Saum der 3len, 4tcn, 5>tcn Schwingen und Kehle schmutzig graublau; auf dcm Nacken haben die Federn einen weißlichen Saum, dunkclrothbraune Brust und Bauch. 8" 10". (Junger Vogel). 99) lui-äus . . . ? Kopf und Stirn bräunlich grau, Nacken und Kehle hellweißlich, grau glänzend; Rücken, Schultern, Bauch und Brust schön dunkel rostroth, mit einem schwärzlichen Schatten über Nacken und Schultern, Schwingen glänzend schwarz, so auch der Schwanz. After weiß, schwarz getüpfelt, Schnabel hellgelb. 9" 10". 100) ^urän» . . . ? Durchaus schwarz glänzend auf dem Rücken und den Schwingen, bräunlich an Bauch und Kehle; die größern Deckfedern der Flügel sind hellbraungrau, so die Vordcrhälfte der Schwingen zweiter Ordnung. Schnabel rothgclb. 10" 5'". 101) 1°ui-äu8 p06oi!opteru8. Ginfach graubraun überall, auf dem Rücken mit grünlicher Färbung, so auf den Schwingen und dein Schwanz, dic dunkler sind. Schnabel gelb. 10" 9'". Nagkanda. 10H I'urä. vis«voru8. Sehr hell gefärbt, die Flecken auf den Spitzen der Bauchfedern graubraun, nie sehr dunkel. Bauch, Kehle, Brust schmutzig weiß. Oberseite graubraun ohne grünlichen Anflug. 10". Kunaucr. 103) 'lurä. . . . ? Oberseite olivenbraun, Kehle gelblich weiß; die Federn mit schwarzen Dreieckflccken; Brust und Bauch mehr gelb als weiß, mit sehr breitem schwarzen Saun: an jeder Feder. Schnabel schwarz. 7" 8'". 382 Die Vögel des Himalayah. 10ä) 1?ul-ä. . . . ? Hcllbräunlich grau; auf dein Rücken hat jede Feder erst einen gelbbraunen, dann einen schwarzen Endstreif, so auf dem Kopfe. Kehle und Brust hellgelblich weiß mit schwarzen Säumen. Kehle fast weiß mit undeutlichen Säumen. Flügel braun mit gelbem Vordersaum. 10" 3'.". 105) I'nrä. . . . nav. Fi auf die Hälfte, bei c bis 2/4 der Schwanzlänge, -l mißt 12" H/". l> 9" 2"'. « 9". Ist dieses nur eine Art, so fällt 118 und 119 ebenfalls zusammen. Tschini und Simlah. 121) (üuculus . . . nov. sp. Nucken und Kopf dunkel asch-grau; der Kopf mit undeutlichen rostfarbenen Flecken. Kehle hellgrau mit kaum sichtbaren schwärzlichen Binden; auf der Brust werden diese dunkler und sind ziemlich breit. Bauch und After sind schmutzig weiß. Schwingen einfarbig dunkelgraubraun. Schwanz schwarz mit drei weißen Flecken in der Mitte und einem an der Spitze. 9"bis9"<»"'. Burandapaß und Tschini. 38H Die Vögel des Himalayah. 122) Ox^iopiiug . . . ? Schwarzblau glänzender Nucken, Schöpf, Flügel, Bürzel und Schwanz. Eine weiße Binde über die Flügel. Schwanzspitze unterwärts weiß; schmutzig grauweiße Kehle, Brust, Bauch. 11" 2'". Missmi. 123) Ein verwandtes Genus. Einfach dunkel schicfergrau. Schwingen blauschwarz. Schwanz unterwärts mit weißer Spitze. Junge Vögel durchaus gcsperbert; auch die Schöpf- und Nackenfedcm haben einen schwarzen und weißen Endstreifen. 8" 8"'. Füße mit undeutlichen Haftzehen. Schnabel Kuckucksschnabel. 124) i«u8 . . < ? Rücken, Bürzel) Flügel braunlich grau; graugrüner Kopf roth eingefaßt, von der Schnabclwurzcl über die Augen bis nach dem Hinterkopfe eine scharlachrothc Linie, die nach hinten in einen starkell hochgelh.cn Nackcnschoftf sich verläuft. Weiße schwarzgrau gesteckte Kehle; dunkelgraugrünc Brust und Oberbauch. Bauch schwarz gestreift auf graugrünem Grunde. Schwanz blauschwarz. Schwingen dunkelbraun. Die 3tc und 4tc mit grüngelben, die 5tc und <>te, 7tc und 8tc mit rostrothem Vorderrande. 19" 2'". Simlah. 131) 1i>illu8 oLmpiwiiL. Graue Schläfe, scharlach Stirn, schwarzer Hinterkopf und Nacken; gclbgrüner Nacken nnd graugrüne Brust und Bauch. Der Bauch des Weibchens schmutzig weiß mit schwarzen Fcderrändcm. 13" L"'. Simlah. 132) I'iou8 8w,rü. Kopf glänzend scharlach bis zum Nacken; schwarze, Schläfe und Augcnkreise; Rücken, Schultern und Flügel gelbbraun mit goldenen Spitzen. Der Bürzel und die Umgegend dunkel fcharlachroth. Brust und Bauch schmutzig weiß, mit schwarzen Rändern. 14" 4"'. 133) ?ismß . . . ? Dem vorigen ähnlich. Kopf glänzend scharlach bis zum Nacken; Stirn mit vielem Schwarz vermischt; Nacken schwarz, Rücken goldgelb glänzend, Flügel braungrün. Schultern schwarz mit einzelnen weißen Dupfm, Bürzel und Schwanz schwarz. Bauch und Brust schmutzig weiß, mit dünnen schwarzen Fcderrändern. Kehle stark schwarz gesteckt. Weißer Ecitcnstrcis des Halses bis auf die Schultern. 134) I'ieuL . . . ? Durchaus schmutzig dunkelbraun, Kopf graubraun, Rücken schwarz gebändert; unter den Augen röthlichc Federn. 8" 10'". 135) ?1ou8 8yn».niÄ,tu8. Simlah. 136) Nsrops. Schön lichtgrün Rücken und Bürzel, obere Flü-geldeckfedcrn; Kopf schmutzig gelbbraun, ins Grüne übergehend. Au-gcnkrcisc schwarz; so auch die Kehle, welche dunkelblaue,; Schimmer Hosfmcistcl, Indic». 23 386 Die Vvgcl dcs Himalayah. hat. Zügel glänzend himmelblau, Brust und Bauch rostgelb, nach der Seite zu grünlich. Dunkelblaue Schwingen und Schwanz; hell-grünspanbläulichc Flecke auf den Schultern. 7" 9'". 137) ^loeäu Antt:iw8. Bmandaftaß. 137) d. ^loeäo . . . ? Klein, hellblau. Namgiah. 138) I^uooo ^r«lnäi«. Dunkelschwarzbwuer Kopf, gelbe Nackenfedern. 13" 10'". 139) Luooo . . . ? Kehle, 'Augcnkrcisc und Schläft himmelblau, ins Grünspangrüne. Stirn und Hintcrkopf fcuerroth, eine schwarze Binde zwischen beiden. Nöthe Flecke jedcrseits der Kehle, wo sie anfängt in das Gclbgrünc der Brust überzugehen. 8" 7,"'. 1-40) Lucco . . . ? Hellgraubrauner Kopf mit glänzend heller Mittellinie jeder Feder, so auch Nacken, Kehle und Brust. Auf Bauch und Nucken geht diese Farbe ill ein schönes Lichtgrau über. Schwingen schwarz, Schwanz grün. 1l)" 5'". 141) Lue«> . . . ? Stirn feucrroth, Augenkrcis und Kehle schwefelgelb, unter letzterer ein feucrrothcr Fleck, der gelb gesäumt ist und in das Ncißlichgrau dcr Brust übergeht. Dcr Stirnfleck und die Augenkreisc schwarz gesäumt. Das Schwarz geht nach der Schläfe zu in ein schönes Aschgrau übcr. Nacken und Rücken gclbgrün, aschgrau gewässert. 5" 9'". 143) 1>ic^ va^lrduncll»,. Gould. Kopf und Kehle hellgrau. Nucken, Brust, Bauch hcllbraungelb, Schwingen schwarz. Schultern und Deckfedcrn weiß. 14". Alle Spccimina waren kürzer geschwänzt als in Goulds Abbildung. 144) I'iou. t^tkrori^noka. Bekannt. 145) ?i«a swonsig. Aschgraubraun, Hintcrkopf heller, Flügel, Schwanz, Bürzel hellgrau, After rothblaun. 15" 6"'. Schwanz 10". 146) (-ai'i-u1u8 lauceolÄtus. Mit schwarzer Haube und weißen Kehlfcdcrn. 11". 147) 6^ulu8 digpCcularis. De,n Häher gleich. 12" ft'". 148) Oln-i-uwk . . . ? Mit schwächcrem dünneren Schnabel, Rücken, Kopf, Schwanz, Flügel olivmbraun, weiße Kehle, olivcn-braune Brust, rostgelber Bauch. 149) (^uri-lil. 1sl^<)e^)1ill1u8. Missmi. Dis Vögcl des Hi,ualayal'. .^8? 150) (^arrui. 8triatu8. Siinlah. Selten. 149) vioruru». Einfach glänzend blauschwarz. 10" 10". Schwanz 5" 6"'. Missuri. 149) li. Dioruru» . . . ? Mit umgerollten Schwanzfedern und langen Borsten auf dem Kopfe. Missuri. 150) I^lunprotornis «^iio^toru«. Gould. Gemein. Missuri. 151) <üorvun . . . ? Blauschwarz, Schnabel mit vielen platt-anliegenden Borsten, Schnabel 1" 10"'lang, 9"'hoch. Länge 16" 4'". 152) lüorvus . . . ? Violettschwarzcs Gefieder. Schnabel sehr lang, mit fast auf dic Mitte reichenden Nascnborstcn. 2" <>'" laug, 9"' hoch. L. 17". 153) (^orvug . . .? Vlauschwarz; Schnabel 2" 2'/2'"; 11"' hoch. L. 17" 9"'. Tschini. 15H) ?^rr^0s>^rax. Violcttschwarz auf dein Rücken. Dunkel-mattschwarz am Bauch, gelbe Beine und Schnabel. L. 14" " bis 8" 6"". 158) ^prilnui^u« . . . ? Duilkelfchwarzbraun, weiß gelb gr-sperbcrt; große schwarzbraune Flecken auf dem Kopf, auf Schultern und Rücken; hcllgclbbraunc Kehlftcckcn; graubraune Schwingen, am Vordcrrandc mit 5 bis 6 gelbbraunen Flecken, Schwanz schwarzbraun gcbändcrt. 9" 8'" bis 10" 5"'. Tranda. Euttcdschthal. 159) c'!^)rinnll<;u8 . . . ? Hcllaschgrau, braun gesperbert, scharfe schwarze Längsfteckchcn ans der Mittellinie des Kopfes bis in den Nacken. Flügcldeckfedem haben scharfe schwarze, große Dreiecke mit hellgelbem Saume. Ein rostgelber Ring um den Nacken; große hell-bräunliche Flecke auf den Schultern, Schwingen und Schwanz hellgraubraun, letzterer mit verloschenen Binden. Neue Species. 9". Missuri. 160) l^pseiu«. Glänzend braunschwarz, grünbrauner Kopf, weiße Kehle, Bauch fast schwarz mit zarten weißen Federrändern. Schwingen 6" L. 6" 3'". 23' 388 Die Vögcl des Himalayas). 162) Ilirunclo. Einfach braungrau. Schwingen dunkler. Bauch, Brust, Kchlc schinutzig gclbwciß. 5". Namgiah. 163) Ilirunäo . . .? Blauschwarzer Kopf und Nückm. Schwar-braunc Schwingen und Schwanz. Rothgelbcr Hinterkopf, Schläfen und Bürzel bis zum Nucken, .kehle, Brust, Bauch schinutzig bräunlich weiß, mit schwarzen Längssteckchen an jeder Feder. 6" 5"'. Schwanz 3" 4'". 166) ?8itta<3U8 8LkiFlio6p8. . 170) t^olumd:; uopläLnsis. Häusig am Sutledsch. Grauer Kopf, Hals, Nacken und Kehle, auf dem Nacken beginnt schwarz und dunkclrostroth in die Farbe des Rückens übergehend, welcher bunkclschwarzbraun, oberhalb mit rostrothcm, unterhalb mit violettem und blauem Schimmer ist. Schultern rostbraun. So ist auch vcr Bauch gescheckt. 171) (^oiumba Isuconow. Dunkel aschgrauer Kopf, weißer Hals und Nacken, von wo das Weiß nach dem Rückcn zu allmä-lich in Braungrau übergeht. Tiefer am Nucken weiß, Bürzel schwarzbraun, braungrauc Flügel. 172) (^«Iliinbü, livia. Häufig am Sutlebsch. Dunkelrothc Iris; hellrothe Füße, gewöhnlich dunkel aschgrau mit bläulichem Schimmer; aber häufig variirenb. 178) (^wmda . . .? Weißer Kopf, dunkelrostrother Rücken, Flügel und Schwanz. Schwarze Schwingen; sehr groß. Nur zweimal im Vaspathalc gesehen. 174) VinaAo »pkonili^. Schön gelbgnmcr Kopf, gelbgnmc Brust mit röthlichem Schimmer, blaugraugrüncr Nacken, dunkel rostrother Rücken. Graugrüner Bürzel und Schwanz; Schultern schön dun-kclviolcttroth; blauschwarzc Schwingeil mit gelben Säumen. 7" 6'". 175)) ^nrwr . . .? Röthlich grauer Kopf, Kehle, Brust und Bauch; Nackcnkragen von schwarzen, weißgetüpfelten Federn, graubrauner Nucken, Schwanz und After. Untere Schwanzseitc weiß. 12". 177) ^uila . . . ? Schwarzer Schnabel, Kopf, Rücken, Schultern, Schwingen und Schwanz schwarzbraun, Schwanz mit drei grauen Binden; Kehlc schmutzig weiß mit schwarzbraunen Längs-streifen in der Mitte. Federn der Brust lichthellbraun ^ braungraue Die Vögel des Himalayab. 389 Mitte, jederscits ein weißer Fleck; so auch die Vauchfedern, nur dunkler von Farbe. Zehen graubraun, weißgestreift, lange fast schwarze Federn am Schöpfe. Unterseite der Flügel grauschwarz gcbänbert 2' 3" 178) (^paetos darkatus. Sehr dunkel gefärbt. Rückenfedern schwarz mit weißer Spule. Das Schwarz geht bis hoch in den Nacken, wo noch einige Federn schwarze Spitzen haben. Schwingen, Schwanz braungrau mit dunkeln Rändern, Flügcldeckfcdcrn schwarzbraun, mit gelber Mittellinie. Hals und Kehle rostgclb; Stirn weißlich mit schwarzen Flecken. Vart sehr furz, amKinnwinkel beginnend, so lang als der Untcrschnabcl. 3' 10". 179. Vulwr. Graubraun mit braunem Kragen, Hals mit weißen Flaumen. 18l)) ^swi-. Rücken dunkelbraun, nach dem Nacken zu heller, Schwanz kohlschwarz, mit einer zwei Finger breiten weißen Binde gerade in der Mitte. Schwingen braungrau, mit breitem schwarzen Ende und einer schwarzen Binde. Das schwarze Ende hat an der äußersten Spitze cmcn feinen weißen Saum. Schultern schwarz, weiß getüpfelt; Bauch hellgraubraun, mit weißen und schwarzen verloschenen Binden auf jeder Feder. Bei den Hosen herrscht das Weiß vor. Kehle braungrau, schwärzlich gestrichelt. Kopf schwarz mit in den Nacken hin liegenden schwarz und weiß gcbänderten Federn. Mitten auf der Stirn ein weißer Fleck. 2' 5^". 181) Luwo. Jung. Weißer Kopf, Hals mit braunen End-flccken der Federn; gelblicher Bauch mit braunen Längslinien der Federn. Schwanz hell rostgclb. Rücken braun, rostgclb gesteckt. Flügel dunkelbraun. 2' 182) ^. I^Ioo suddutoo . . .? Kopf und Rücken dunkel aschgrau, wcißgelbe Kehle. Schwarze Zügel; Brust wcißgclb mit breiten braungrauen Längslmim der Federn, Hosen und After rostbraun; ein weißlicher Ring um den Nacken 13" 1«"'. 182) d. ^a1c0 . . .? Ein Edelfalk; mit der Färbung des ^in-Qrmcnlu8, aber weit größerm Kopf und Schnabel. Kopf hellgelb-braun mit schwarzgrauen Längsstreifen, weiße Kehle, Rücken grbän-dert. Bauch weiß mit schwarzen Längsstmfen. Schwanz bräunlich- 390 Die Vögcl des Himalayas). grau mit schwarzer Spitze und weißen Endmarken. Schnabel blau. 14". Schwanz 6". 183) I^ioa . . .? Hcllaschgrauer Rücken und Schwanz, das untere Drittel des Schwanzes schwarz mit grauer Spitze. Nacken und Kopf schön rostroch, weiße Kehle, schmutzig weißer Bauch und Brust, mit quer schwarz gcbändertcn Federn, so auch Hosen und After. Flügel blaugrau, mit schwärzlichen Schwingen. Schnabel gelb mit schwarzer Spitze. L. 12". 184) ?g,1«n8i8. . . .? Schwarzer Kopf, Kehle und Vrustring; graue Brust, weißer Bauch, graubrauner Rücken. Schnabel roth, die Spitze schwarz. 11". 202) ^inga. Die äußere Iehc geheftet. Olivmbraun mit weißlichen Flecken, dunkelbraune Schwingen, graugcfleckte Kehle, weißer Bürzel und Bauch. Schwanz schwarz mit weißen Binden. Ohne Schnabel 7". Der Schnabel 1" 4'". 203) Phasianus Stocii. 204) Phasianus Pucrasia. 205) Phasianus albo cristatus. 206) Tetraogallus Nigellii mit jungen. Die Vogel des Himal.iyah. 393 207) Lophophorus rcfulgens. 208) Tragopan Satyrus, 210) Perdix francolinus. An ui e r k. Vei cinein Erciuplarc aus Afghanistan geht das Schwarz der Brust ohne alle weiße Augensiccke bis zum After Hinab. 211) Percl. olivaceus. 212) PLi-6. piotu8. Große braune Rückenfedern >nit einem weißen Nandc, weiße Brust, mit schwarzem Doppelkreuz auf jeder Seite. Rostbraunes Gesicht. Brauner Helm. 11" 6'". 213) Psi-6. , . . ? HMotHbraun mit zwei weißen Streifen auf jeder Feder. Nuckel,, Flügel und Kopf braungrau, Bauch und Brust schmutzig weiß, mit feinen schwarzen Linien. 11" 8'". 215) lDowrnix . . . ? Oberseite, Nucken und Hals braungrau, schwarz gewässert, die Federn mit weißer Spule. Kopf braungrau, über dem Auge ein rothbrauner Streif. Kehle beim Männchen rostrot!). Brust imd Bauch weiß. Jede Feder mit drei schwarzen Bin-dm. Bürzel rostgclb, Deckftdern und Flügel gelb, mit großm schwarzen Flecken nach innm. Weibchen ebenso, aber mit einfarbig ro'thlich-lichgramr Brust und Bauch. Männchen 7". Weibchen 6" 5". 216) I'aico. Mit scharfem Zahn, schwarzem Schnabel nnd Wachshaut gleich Nr. 182; allem dunkler auf dem Nückm, Heller an der Kehle Kopf und Mcken dunkelgraubraun, mit Hellem Außmrande. Schwingen und Schwanz fast schwarz. Nacken mit schmutzig weißen Ringen, Schläfen und Zügel schwarz. Kehle reinweiß, Brust gelb-weiß mit schwarzen Längsstmfm. Hosen und Bmzcl schmutzig weiß. 13" 8'". 28°" MM IV. Tabellarische Uebersicht der Temperatur- und Höhen - Angaben. Datum. Morgen. Luft. Wasser. ^^ Lust. Nasser. ^!^ Luft. Wasser. Abend. Luft, Nasser. Bemerkung, Angabe des Qrtö, Absolute Höhe. 19. Sept. 7 18,4 17,5 1 23,5, 7 19,5 Corfu. 24. 7 20,4 ! 7 22,8 Athen. 25. 7 20,8 10 24,8 12 21 26. 7 21,5 1 22,2 8 18,5 „ 2. Oktbr. 7 18 1 18,4 7 18,4 „ 3. 7 198 1 2^7 8 i^ M,rt auf dem mittet- Abends in Alerandna. ^ i --,, s L»,^ länvischcn Meere. 4. 7 19 1 20,5 Alcrandna. 5. 7 18,5 12 23 5 20,2 9 19,5 7. 7 19 1 23,5 7 22 Kairo. 9. 7 19 11 25 1 26,5 7 23,5 10. 7 18,8 10 22,8 1 26,3 7 22,8 11. 6 19,5 11 25,3 1 27 7 21,6 12. 7 19,2 1 24,8 7 21 10 20,5 27. 6 21 22 — ^ 1 23'/, 22'/, 5 22'/« 23'/2 Lothes Meer. 28. 6 202/4 23'/2 10 23^2 23 1 24 23^ 6 23'/, 22 Abends Wetterleuchten. Rothes Meer. 29. 6 24 23 N 25'/i 23^ 1 25^ 24 6 25 21'/. starker Wind. 30. 6 24 23'/2 IIV2 25 24 2 243/, _ g 24 23'^ starker Wind. 31. 6 23'/2 231/2 101/2 23"/5 23!/2 U/2 23 22V2 6 23'/, 22^ starker Wind. Straße Babel Mandeb 1. Nov. 6 21»/z 23 111/2 23'/^ 22'^ 1 23 22^ 6 22'/. 22'/> Aden, 10Uhr Mrgs. 2. 7 23 22'/2 — ^. 2 23'/2 22l/, 6 22'/^ 22'/^ Negen. Aden. 3. 6 21l/2 22'/2 10'/2 22'/, 1 23 22 52/, 21 20'/, starker Wind. Meerbusen von Aden. H. 6 21 22'/2 10 21 2 21^ 20'/. 5'/, 22 20^ 5. 6 21 23'/4 10 21'/^ 1'/- 22^ 21 5'/, 22'/^ 20'/I I ') Di< Tcmperaturangaben sind nach der Skala von Reaumur, und die Höhenangabcn nach englischen Fußen bestimmt. Tabellarische Uebersicht der Temperatur- und Höhen-Angaben. Datum, borgen. i Lust. Nasser, Vormittag. Luft. Nasser. Nachmittag. Lust. Wasser. Abend, Lust. ! Wasser Vc m erfn n zi. Angabe des Ortes. NbsolnttHöhe. 6. Nov. 6 21'/, 21 10 22 22 21'/, 20'/4 Indischer Ocean. ?. 6 21V2 21'/. 11 22 l'/2 22'/, 221/, 5'/4 22 22 starker Wind. — 8. 6 21'/» 21 10!/2 22l/, l72 22^ 22V, 5'/4 22 22V2 starker Wind. — 9. 6 20'/, 22 10V2 221/2 l'/2 23'/4 22'/, 5'/< 22Vj 221/2 Windstill. —, 10. 6 22'/. 22l/2 10V2 23'/2 1'/2 231/4 231/, 23V, 24'/4 Windstill. — 11. 6 2IV4 22'/4 10V2 23 l'/2 24 24 5'/4 22'/4 24'/2 12. 6 22t/, 10l/2 23 1V2 22'/4 6 221/2 23'/, Windstill, 13. 4 22 Netterleuchten Abds, Ponte Galle. 14. 7 221/2 12 25 5 23V, Nachmittags Ncgen, See. 15. 7 20 Mittags Ncgen. Colombo. 16. 7 19,8 12 24 5 22 — Colombo. 17. 8 20,8 12 23 5 21,6 Heiteres Netter. Colombo. 18. 12 23 1 23,6 Gewitter. Weg nach Kandy. 19. 8 20 12 22,6 4 18,2 Ncgen. Kandy. 20. 7 18,5 11 20,5 1 23,8 7 15 Gewitter. Pussclawa. 21. 7'/2 16,8 11 18,5 3 17 5 15,2 Nebel. Nambodde. 2,000' 22. 6 8,5 11 16,5 3 15 5 14,3 Sonnenschein. Nuwera Ellia. 6,400' 23. 7 10,8 10 16 1 18,5 41/2 16,2 Negen. Wilson Bangalo. 24. 6V2 14,6 11 19 4 17,8 8 15,2 Gewitter, Vadulla. 2,200' 23. 7 15 10'/2 17,2 4 18,8 Ncgen. Taldcnia. - 1,100' 26. 6V2 19,8 11 20,5 2V2 20,9 7 19,8 Ncgcn. Galbocka. 27. 7'>2 19 11 20,2 4 19,5 Regen. Galbocta. 28. 7 18,9 11 19,2 4 18,4 Negcn. — 29. 8 19,8 1 20 Negcn. —- 6. Dez. 6 12,5 6 18,3 Habu Talla. 7. 7 19,5 1 20,7 6^2 20 NatmMra. 8. 8 19,4 Natnapura. 9. 7 17,5 19,2 6 18 Palcbadulla. 2,500' 10. 10 14,3 1 10,5 4 9,5 Abends Nebel. Adamspik. 7,500' Tabellarische Uebersicht der Temperatur- und Höhen-Angaben. Datum. Morgen. Lust. Nasser. Vormittag, iiuft. Nasser. Nachmittag, Luft. Nasser. Abend. Luft. Nasser. Bemerkung. ! Namen des Ortes. Absolute Höhe. II.Dcz. 6 ! 8,7 Adamspik. 8 19,5 12 22,3 6 21,5 Gewitter. Colombo. 16. 7 21,2 12 ^ 23 6 22,3 Gewitter. Colombo. 18. 7 21,8 2 23 7 22 6. Jan. 7 13,5 12 19,5 21,5 7 15,5 Calcutta 7. 7 12,7 12 21,5 5 19/., 7 15,5 Nebel Morgen u. Md. 8. 7 13,5 1 22,2 Nebel Morgen. 9. 7 13,8 10 18,4 2 22,5 7 16,8 Wenig Nebel. /, 10. 7 14,2 10 18,5 7 18,2 Bedeckter Himmel. 11. 7 13,6 10 18,5 1 23,5 7 18,5 Nebel Morgen. ,/ 12. 7 12,7 4'/2 20,3 6 11 Nebel Morgen. 14. 7 10 10 17,5 4 20 17 Nebel Morgen, ?/ 22. 27 4 22,5 7 15,5 Ebene vor Gayal). 23. 7 6,2 10 17,2 3'/i 23,8 Gayah. 6. Febr. 7 3 cgnm.n 12,5 Wald bei Vetschiko. 12. 7 5,5 12 15,5 2 20 6 14 Mittlere Temperatur. Kathmandu. 4,500' 3. Mai. 9 23 11 25 2 21 7 19 Gewitter um 2 Uhr. Delhi. 4. 7 18 9 23,5 7. 6 14,2 10 18 i1^8 1 22,5 4 18,4 Nainethal. 6,300' 2. Juni. 12 27 4 26,5 7 23 Adh Badri. 3. 12 23 2 24.5 7 20,2 Pungaon. 5. 5 11 11 20,5 1 21,2 6 18,6 Dhunpm. 6. 11 27 1 28 6 25 Vamoth. 7. 6 16,5 8 20 Weg nach Pokri. 8. 7 17,5 4 18 7 15 Pokri. 9. 10 14 H 15,2 Ncgcn. Pokri. 10. 6 13,5 1'/2 9 8 10,5 Wind. Tschobcba. 11. 6 7 10 10,5 2 24,5 8 15,5 Durithal. 12. 6 10,2 9 12,5 16,^5 1 17,2 6 14 Heiteres Wetter, Durithal. Tabellarische Uebersicht dcr Temperatur- und Höhen-Angaben. Datum, Morgen. Luft. Wasser, Vormittag. VW, Wasser. „^ Lust. Wasser. Abend. Luft. Nasser. Bemerkung. Namen des Ortes, Absolute Höhe. 14. Juni. 12 ^ 24,5 , 5 22,3 19 Ncgcn Abends. Phata. 15. 12 ! 22 41.5 >i 18,3 7 17,5 Gaunkund. 6,800' 16. 6 ^ Q»c>lc. ! 4,5 3 9,9 7 7,3 Kcdarnath. 11,800' 17. 6 5 11 20,2 ! 1 18,6 7 15,3 Wrg nach Ganrikund. 20. 12 24 3 16,5 Pauali Danda. 21. 6 12 23 Gowannc. 24. l 12 Kcdarakhalftaß. 10,580' 8. Juli. 6 14 9 21 1 26 6 17 Mulba. Quelle- 4. 6 9 3,2 6 10,2 Gangotri. 9,670' 15 8 10 9,8 91/2 8,5 FulaDamimGumtith. 11,272' 13. 6 5,8 7 5,2 Nebcl Morgens. Quellen des Gumti. 12,000' 14. 6 4,8 12 5,6 2 4,5 7 9,5 Schnee Nachmittags LamaKagaftaß.DoS. 15,355' 15. Do Sunlda. 13,366' 16. 6 5 Negen und Nind. Lager a>n Vaspa. 12,278' 19. 8 9 11 7 9,5 Negcu. Tschctkul. 10,495' 22, 7 10,2 Ragsam. 9,756' 28. Tschini. 7,320' 31. Errmgkhal (Paß). 11,500' ^ Z