NläitelM Rlain. Beilage zur lLaibacher Zeitung. „U 5V. ^ Siebenter Jahrgang. R3 December R863. Abend am Meere. Die Sonnenschcibc sinket in die Wellen. ! In tanseud Farben glänzt dcs Meeres Fluth: ! Hier qoldig klar, dort purpuru wie von Blut; i Nie Feuer glüht dic Scc an vielen Slcllcn, ! Jetzt scheinen Blitze aus der Fluth ;u quellen, ^ ' Denn tiefer taucht dic rathe Souncnglnth; > > Bis sie gan; unten auf dein Gruudc ruht ! Hört sie uicht auf, noch Alles zu crhellcu. ^ Nun kommt die Nacht; — am hohen Himmelsbogen ! Herrscht nur dcs Nbendsterncs sanftes Licht Uud zaub'risch silbern leuchten all' dic Wogen. So glüht cin Stcrn anch in dcs Mcnschen Herzen: ! Vergeht das Glück, dic Hoffuuua. schwindet uicht, > Sie tröstet ihn uud liudcrt seiue Schmcrzcu. > .^,._________ > Die drei Kameraden. Oiigmal-Novcllc von Leopold Kordes ch. Die Thnrmglocken einer größeren süddeutschen Stadt läu- ! tctcn bei einbrechender Dämmerung eben das Abendgebet, als ein schwerfälliger Stellwagen beim östlichen Stadtthore hineinfuhr und vor dem Mauthschranken^stehcn blieb. Ein anständig gekleideter Reisender, in den mittleren Jahren stehend , stieg vom Wagen , nahm Reisetasche und Regenschirm heraus, empfahl sich bei der Wagengcscllschaft, die etwa noch fünf Personen zahlen machte, und schritt dic Hauptstraße ! entlang dahin. „Gott weiß, läutet es da mit allen Glocken, ! gerade als wenn sie Einen begraben wollten," murmelte er ! vor sich hin und steuerte gegen die sogenannte Marktvorstadt ! zu, wo er in dem ihm schon bekannten Gasthanse „zum l weißen Vock" einkehren nnd Nachtquartier nehmen wollte, j Dieser „weiße Vock" war cin Wirthshauslokale mehr untergeordneten Ranges, hatte sich aber stets vielfachen Zuspruchs zu erfreuen, weil Speisen und Getränke gut und billig ^ waren. Obschon eigentlich nur als Gasthaus, nicht als Einkehrwirthshaus bekannt, enthielt der „weiße Bock" im obern Geschosse drei Fremdenzimmer zur Beherbergung der Reisenden. Eines dieser Zimmer, mit eleganterer Einrichtung für bessere Passagiere, lag abgesondert gegen die Hofseite. die zwei andern größcrn, dic zusammenhingen, waren gasscnseits situirt und enthielten jcdcs vier Betten für Fremde eingerichtet. Noch waren die Gaslatcrncn nicht angezündet, als unser Reisender seine Nachthcrbergc erreichte. Als cr durch das Haus- thor trat, glitt er mit dem Fuße über etwas Schlüpfriges aus, daß er zu Boden fiel und sich an der Stirne unbedeutend verwundete. „Warnm ist die Laterne im Vorhause noch uicht angezündet, Tu alter Maulasf?" polterte der eben herbclgekommene Gastwirth gegen den. Hausknecht, hob den Fremden auf und führte ihn unter Entschuldigungen höflich in das Gastzimmer. „Ein böses Zeichen das!" bemerkte der Reisende, als er sich, die Stirne wischend, niedergesetzt hatte. „Die Liederlichkeit des alten Sebastian trägt alle Schuld," eiferte der Wirth, der beflissen war, eine ins Wasser eingetauchte Serviette dem Fremden auf die Stirne zu legen. Die Verletzung war ohne alle Bedeutung. Der Wirth fragte den fremden Herrn, ob, er über Nacht zu bleiben wünsche, und als dieser es bejahte, befahl er dem Kellner, die Sachen des Angekommenen auf das Fremdenzimmer zu tragen. Zu der Zeit, als der Fremde eingetreten war, befand sich noch niemaud Anderer im Locale, als drel junge Burschen, die neben dem Ofen um einen kleinen Tisch saßen und Tarrock spielten. Ihr Anzug sah ziemlich abgerissen und dürftig aus, wie von Leuten, die nicht viel auf siH halten. Bevor wir in nnscrcr Erzählung weiter fahren, muffen wir den freundlichen Leser über die eben erwähnten drei Gesellen etwas näher aufklären. Sämmtliche drei Burschen waren Stadtsöhne, aber von der liederlichsten Sorte. Zwei derselben waren Brüder, hatten ein Paar Jahre beim Militär gedient und winden von dort wegen schlechter Aufführung mittelst Laufpaß entlassen. Der dritte hatte nach seiner Eltern Tode eine ^hübsche Wirthschaft sammt Haus und Hof übernommen, aber binnen wenigen Jahren durch Spiel und liederliches Leben Alles vergeudet. In Kneipen mit einander bekannt geworden, vereinigten sich die drei jungen Leute, von dem precaircn Verdienste als Träger, Boten, Ecmmissionäre :c. Alles zu be-streitcn, was sie zusammen brauchten. Die besten Einnahmen verschaffte ihnen gewöhnlich das .Kartenspiel in kleinen Wirths-hünsern und geringeren Eaffeehäusern, wo es ihnen nicht selten gelang, irgend einen harmlosen fremden Spieler „hcißabzu-sieden" , wie sie sagten. Fehlten andere Spieler, so spielten sie nntcr einander und vergeudeten so nutzlos die Zeit. Man nannte sie gemeiniglich nur: „Das liederliche Klec-blat t." Da sie nicht Geld gcuug besaßen oder zu unordentlich waren, um eine eigene Wohnung zu besitzen, so kam es ihnen ganz gelegen, in dem ordinären Fremdenzimmer beim „weißen Bock" gegen tägliche Entrichtung weniger Groschen zwei Betten ! einzunehmen, um so mehr, als sie sich meistens in der Gast- ^ stube aufhielten, dort ihr ganzes Geld verzehrten und nach ! Mitternacht bequem ihre Schlafstätten im Hause aufsuchen konnten. ! Da man ihnen eigentlich nichts Schlechtes zur Last legen konnte, ! der Wirth bei ihnen seinen Vortheil sah, und sie auch mir ' selten und höchstens auf einen Tag die Zeche schuldig blieben, so betrachtete man sie gleichsam als Hausgenossen und der Wirth ! sah ihnen daher oft bei irgend einem Spielstreite etwas durch ! die Finger. Die Brüder hießen Josef und Anton Schulz, ! ersterer 24, letzterer 22 Jahre alt. Der Name des dritten ^ Spießgesellen war Florian Raud: er zählte bereits 28 ! Jahre und war also Acltester und zugleich Anführer der Ge- z sellschaft. , ^ Der Fremde, von der Neise ermüdet, bestellte ein reich- j lichcs Nachtmahl und bemerkte dem Wirthe, welcher erst vor ! wenigen Monaten das Local bezogen hatte, daß er im „weißen ! Bock" kein neuer Gast mehr sei, sondern schon öfter, wenn i ihn Geschäfte in die Stadt riefen, unter dem vorigen Gasthaus-Pächter , um den er sich auch erkundigte, hier übernachtet habe. ! Ein schöner, schwerer Siegelring, eine goldene Uhrkette, der ganze Anzug, so wie das Ansehen des Ankömmlings ließen l schließen, daß er ein wohlhabender, wenn nickt reicher Geschäfts- ! mann, etwa ein Handelsmann sein könne. Und das Letztere > bewährte sich auch. Er war ein Tuchbändler' und Realitäten- ! bescher aus einer kleinen Landstadt und hatte, wie er vorgab, j in der nahen Tuchfabrik, die außerhalb der Stadt lag, Ge- ! schäfte. Wirth und Wirthin wetteiferten nun, dem ansehnlichen Manne alle möglichen Aufmerksamkeiten zu erweisen. Als der Kellner zurückkam und meldete, er habe die Reisesachen auf j das grüne Zimmer gebracht, bedeutete der Gastgeber dem Fremden, daß er das hübsche Zimmer für sich allein haben werde. „Ich habe zwar schon in demselben Zimmer allein, aber i auch einige Male in dem großen gemeinschaftlichen Zimmer nach Vorne hinaus geschlafen," meinte dieser. „Es macht mir nicht viel, auch mit anderen Reisenden zusammen zu übernachten, indessen, wenn das grüne Zimmer eben lecr ist, so soll es mir lieb sein." Als er eben sein Nachtmahl eingenommen hatte, die Zeche bezahlen und sich zur Ruhe begeben wollte, fuhr ein Wagen vor das Haus. Ein Herr mit einer Frau und einem jungen ! Mädchen trat ein. „Welche Ueberraschung, verehrtcster Hausherr!" sagte der Wirth, die neuen Gäste freundlich begrüssend. „Ich hoffte, Sie erst zu Markte hier zu sehen, desto besser, daß Sie uns j schon heut mit dem Besuch erfreuen." . ! „Lieber Herr!" wandte er sich jetzt zu dem Fremden, „dieser Herr mit Familie hier ist mein Hausherr, ein Guts- ! bescher vom Lande. Wenn er uns das Vergnügen schenkt, in die Stadt zu kommen, so ist das grüne Zimmer seine Wohnung. Würden Sie daher wohl die Güte haben —" „In dem großen Zimmer zu schlafen, nicht wahr? Nun, das versteht sich, lieber Wirth, machen Sie sich keine Sorge. Unter dem frühern Gastgeber ging in diesem Hause Alles ehrlich und ordentlich zu, ich hoffe es auch jetzt so zu treffen." „Gewiß, gewiß, verehrter Herr," entgegnete der Wirth, j „Ich werde nur das für Sie eigens hergerichtete Bett in das ! große Zimmer übertragen lassen und gleich Anstalten dazu treffen. ! Sie werden auch in diesem Zimmer wahrscheinlich allein bleiben, in dem vordern aber schlafen die Drei, welche dort Tarrock spielen und die eigentlich bei mir wohnen, also wie zum Hause ! gehören." „Gut, ick bin's zufrieden- nur ein Nachtlicht lassen Sie mir hineinstellen, ich bin es so gewohnt," sagte der Passagier, zahlte die Zeche, wie das Nachtquartier und begab sich bald darauf mit dem voranleuchtenden Stubenmädchen, das ein Nachtlicht mitnahm, in das obere Stockwerk. „Mir ist es so bang, so ganz eigens in diesem großen Gemache, mein Kind," äußerte sich der Gast, als er eben eingetreten war, gegen das Dienstmädchen. „Die Luft ist hier so drückend, so schwer." „Ich werde eines der Fenster öffnen, dann wird es besser werden," sagte dienstbeflissen das Mädchen, that es, räumte das weiße, einladende Bett ab und verließ den Fremden mit einem Gutenachtwunsch. Das Gasthaus-Locale füllte sich nun, wie der Abend vorschritt, mit den täglichen Gästen. Die Hausherrnfamilie hatte unterdessen zu Nacht gegessen, empfahl sich bald darauf und bezog ihr Zimmer. Die drei jnngen Leute beim Ofen blieben dießmal beim Spiel auf sich selbst angewiesen; es wollte sich kein vierter Spieler finden, der sich hätte rupfen lassen und so suchten sie bald nach 10 Uhr ebenfalls ihr Lager. Im Vorderzimmcr angekommen, legten sich ohne viele Worte die Brüder Schulz, die in einem großen Bette zusammenschliefen, nieder, welchem Beispiele auch, still und in sich gekehrt, Naud folgte und das Licht auslöschte. Eine Stunde mockte etwa seitdem vorübergegangen sein, als die Brüder von einem sanften Rütteln erwachten. „Was' ist's?" fragte Josef halblaut. „Still!" entgegnete gedämpft die Stimme Florian's, der aus feinem Bette zu den Brüdern sich geschlichen hatte und am Stuhle sich niedersetzte. „Wollt Ihr mich anhören?" „Was soll's denn sein, Florian?" fragte einer der Brüder. „Höret mich recht aufmerksam an", flüsterte dieser. „Ich komme aus dem Zimmer darneben, wo der fremde Reisende so vortrefflich schnarcht. — Wollt Ihr reich werden und das Elend für immer abschütteln? — Gelegenheit ist da. Der Fremde da d'rin hat Geld,' er geht Tücher einkaufen, daher muß er viel Geld bei sich haben. Was er hat, gehört uns, wenn Ihr es wollt." „Narr! was füllt Dir ein?" flüsterten die Brüder. „Kein Narr, glaubt es mir, aber der da d'rin muß — hinüber — von einem bloßen Vestehlen kann hier keine Rede sein." „Geh' wieder schlafen, Florian, Du bist schlaftrunken. — In diesem Hause, denkst Du, sei so etwas auszuführen, ohne erwischt zu werden. Narrcnspossen!" „Und gerade in diesem Hause", lautete die leise Gegenrede im eindringlichen Tone. „Gerade hier ist so etwas leichter, wie> anderswo. Höret mir zu: Mitternacht wird bald schlagen. Sckon vor einer Stunde ging im Hause Alles zu Bette. Das Hausthor ist geschlossen, und heute kommt da herauf kein Gast mehr, weil man Niemanden aufmacht. Ueberraschung ist hier also nicht zu besorgen. Der Fremde schläft sehr fest: er hat schnell und ziemlich viel getrunken und wird daher nicht aufwachen. Selbst das Nachtlicht, das bei ihm brennt, dient uns trefflich. Es steht hinter dem Ofen und läßt alle Gegenstände im Halbdunkcl gut ausnchmen. Der Mann scheint gar nicht mißtrauisch, er ist vom Lande. Uhr sammt Kette und der große, schöne Ring liegen auf dem Nachtkästchen. Die Brieftasche hat er wohl unter dem Kopfkissen, allein ein Theil davon sieht unter dem Polster hervor, wcßhalb ich sie bemerkte. Die Reisetasche liegt auf dem kleinen Sofa." „Nun gut, Florian, wenn man das Alles so leicht haben kann, wie Du sagst, warum denn einen Mord?" sagte Anton. „Wohin willst Tu Dich denn flüchten mit dem Gestohlenen, ohne daß sie Dich in wenigen Tagen erwischen, Du Narr!" eiferte dieser. „Stirbt der Fremde aber, so will ich ihn so geschickt und ungesehen bei verschlossenem HauZthore vor Tagesanbruch aus dem Hause transportiren sammt allen Habseligkeiten, daß nie der leiseste Verdacht auf uns fallen kann." „Wie wäre das möglich?" „Sehr leicht — durch's Fenster. Hörct mich nun vollends aus: Wenn er todt ist, so tappe ich mich still aus unserem Trakt über die Stiege, erreiche den Hof, wo eine Leiter auf den Heuboden führt: diese lehne ich an die Hofmauer an, ersteige dieselbe, ziehe die Leiter auf die andere Seite und bin am Platze neben der Kirche. Von da gehe ich in den immer offenen Hofraum des Haufes, wo wir unsern kleinen Handwagen stehen haben und komme mit diesem in die Nähe unseres Gasthauses. (5s ist sehr finster draußen, aber ich finde mich schon zurecht. Ihr Zwei erwartet mich mit dem Todten, der ganz angezogen sein muß, am Fenster. Der Wäschestück am Gange muß dazu dienen, daß wir den Leichnam damit umwinden. Das Licht muß lange vorher ausgelöscht sein, und wie ich unter dem Fenster erscheine — Ihr ! werdet mich schon boren — so lasset Ihr den Todten ohne Ge- ! rausch und möglichst sachte durch das Fenster und so auch seine Reisetasche und den Regenschirm, welche Stücke ihr ebenfalls am Stricke befestiget. Ich nehme den Mann, lege ihn sammt Effekten auf meinen Handwagen und führe ihn aus der Stadt. Draußen bei der großen Mühle, gegen die Tuchfabrik zu, werfe 4ch ihn in den Fluß." -> l „Hu! Tu bist ein verfluchter, schrecklicher Kerl, listiger als der Teufel, der Dich beseelt!" sagte der jüngere der Brüder, fröstelnd vor Schauder. „Dann komme ich zurück," setzte Florian seine Rede fort, „ersteige die Hofmaucr wieder, ziehe die Leiter nach mir und bin im Hause. Wenige Minuten darauf bin ich bei Euch. Morgen früh ist der Fremde mit Sack und Pack abgereist und ich möchte den kennen, der uns Dreien ansehen wird, ob wir auch nur eine Maus beleidigt haben?" - „Aber wie soll er denn sterben?" fegten die zwei Zuhörer gespannt. „Ganz natürlich unblutig," erwiederte der teuflische Anstifter. „Wir, nämlich ich, erwürge ihn lautlos, und Ihr, nun Ibr helft mir nur, wenn er sich stark wehren sollte, indem Ihr ihm Hände und Füße haltet." „Nein!" sprach Josef, „wir sind arge Schelme und liederliche Kerls bisher gewesen, haben manches Schlechte ausgeführt, im Spiele betrogen und dergleichen, aber Raubmörder, das waren wir doch nicht. Ich sage mich los. Mach' Du, was Tu willst, langer Florian, ich halte nicht mit." „Und ich denke,.wie mein Bruder," sagte Anton. „Ihr seid elende, feige Schufte, zu keiner energischen That tauglich, die Courage braucht und wobei Ihr Euch für immer hclfcn könntet. Gut! Es reut mich, mit Euch fo viel Zeit verloren zu haben. Ich lege mich nieder." , (Fortsetzung folgt.) Eine krainische Gelehrten-Familie. Von P. v. Vadics. (Fortsetzung.) Herr Dr. E. H. Costa, der eine dieser Handschristen, „die Annalen der Stadt Laibach" , im „Anzeiger für Kunde deutscher Vorzeit" (1860, Nr. 8) besprach, also einen Ein- blick in Thalnitscher's Wirken auf dem Gebiete krain. Historiographie gewann, beginnt seinen Aufsatz mit dem anders klingenden Urtheile: „Unter die bedeutendsten Quellenschrift-steller der Geschichte Krain's wird mit Recht Johann Gregor von Thalberg gezählt, und es muß nur bcdanert werden, daß noch Niemand es unternommen, die Biographie dieses verdienstlichen Mannes zusammenzustellen." Damit ist Klun'Z Ausspruch vollends widerlegt. Wir stellen nun nach vorgebrachter Negation das Positive hin und sagen: Für die Geschichte Krain's im Allgemeinen und speciell für die Geschichte und Topographie Laibach's hat Thal-nitscher in verdienstvollster Weise gewirkt, und seine Arbeiten sind nicht bloß Materialien, sondern ganz tüchtige, auf dem Standpunkte seiner Zeit stehende, abgeschlossene Werke, deren Publikation im hohen Grade wünschenswert!) erscheint. Ja soll einmal eine Geschichte der Stadt Laiback geschrieben werden —> und dieß wird wohl geschehen müssen — so wird man von Thalnitscher's Aufzeichnungen, in denen auch die derVürge r-meister Schönleben und Thalnitfcher mit enthalten sind, kaum Umgang nehmen können. Doch genug des Eifcrns — gehen wir zur Aufzählung von Thalnitschcr's Leistungen überhaupt und seinem literarischen Wirken insbesondere. Es waren noch nicht 4 Jahre seit seiner Rückkehr in die Vaterstadt abgelaufen, so trat 1666 der junge, für alles Schöne, Wahre und Gute hochbegeisterte Mann mit einem Plane hervor, der anknüpfend an die damals in Italien gang und gäbe Sitte, sich mit Gleichgesinnten in einen Verein, eine ! Genossenschaft, oder wie es die Söhne des Südens in Erinnerung an die klassische Vorzeit nannten, in Acadcmien zu vereinigen — eine Academie der Vereinigten (Hnitorum) für Krain in Vorschlag brachte. ! Thalnitschcr's Aufruf fand sogleich allgemeinen Anklang ! und der gebildetste Theil des krainischcn Adels trat alsbald zu ! einem Körper zusammen. War diescr Verein, der sich auch Congregation des hl. DiZmas nannte, wohl zunächst nur ein frommer mit der ausgesprochenen Tendenz, zur Hebung des christlichen Sinnes unter den Cavaliercn beizutragen, so lagen ! doch schon andere Zwecke im Keime darin verborgen. Die Ge-^ sellschaft beschloß nämlich die Anschaffung einer Matrikel, in die ^ die Namen der Mitglieder eingezeichnet werden sollten. Und dieß wurde kein einfaches Einfchrcibcbuch — es wurde, wie cs uns gegenwärtig nocb vorliegt — ein wahres Künstler-Album, denn wahre Kunststücke von Miniaturmalereien sind die Wappen und die aus den Motto's und Gcscllscbaftsnamen der einzelnen ! Mitglieder componirten, allegorischen Bilder. Wie ich schon oben angedentet, werde ich dicß „Aldum" einer ausführlichen Ve-fprechung in diesen Blättern demnächst unterziehen. ; Das eine Resultat der frommen Bruderschaft, die Eröffnung ^ eines Tummelplatzes für die heimatliche Malerkunst, wäre erwähnt. Eine wcitcre Folge war die durch das glückliche Zustande-bringen und befriedigende Fortschreiten dieser Gesellschaft ermöglichte Bildung einer neuen Körpcrfchaft, die nun schon weiter griff und die Förderung der Künste und Wissenschaften als Aufgabe auf ihr Banner schrieb — der freundliche Lefer weiß bereits, daß ich die Acadcmic der Opcroscn meine, die ebenfalls auf Thalnitscher'Z Betreiben zu Stande kam und im Jahre 1693 ihren Anfang nahm. Ich kann hier nicht des Nähern auf diese Gesellschaft eingehen und will mich nur darauf beschränken, die Erfolge, die sie erzielte, aufzuzahlen, z Noch sehen wir die Beweise ihrer schaffenden Kraft vor > uns; die Nömerstcine der alten Emona, die sie uns erhalten ! hat, beweist ihre Sorgfalt für die Neste des Alterthums im ! heimischen Lande, die erwacht war durch die sclbstgcwonnene ! Anschauung einzelner ihrer Mitglieder an den Stätten colossaler römischer Funde auf der italischen Halbinsel und in dem ewigen i Rom; die Werke der Architectur, Bildhauerkunst und Malerei, das meist vorzügliche, was Laibach noch jetzt auszuweisen hat: die Dom-, Ursuliner- und Peterskirche, das Rath- und Priester-Haus wurden unter dem Einflüsse der Acadcmicer gebaut, und Künstler aus Italien wurden berufen, um diese Bauten aus- ! zuführen. Ich mus; hier der Darstellung vorgreifen und eine ' Arbeit unseres Thalnitschcr, die von hohem Werthe, hervor- ^ heben. Wie bekannt, leitete sein Bruder, der Domdechant', den ^ Bau des neuen Laibacher Domes; der Historiograph hatte es übernommen, die Geschichte dieses Baues zu schreiben, und sie ^ findet sich im Manuscriptc in dem Archive des Laibacher Dom- ' capitcls. In lateinischer Sprache abgefaßt, enthält sie die > genaue Beschreibung des alten, im gothischen Style erbauten ! Domes und führt denselben in Zeichnung vor. sie bewahrt alle ! in demselben befindlich gewesenen Inschriften in Copien und die Bilder in dctaillirtcr Beschreibung, sie geht dann über auf , die Vaugeschichte der neuen Kathedrale, wobei sie alle Vorvcr- ^ Handlungen mit Beibringung der Pläne der concurrirenden ! Baumeister genau wiedergibt, und sodann den Bau Tag für ! Tag mit allen Vorkommnissen und mit genauer Angabc der ! Kosten verzeichnet. Wäre nicht eine Publication dieser Handschrift eine wahre Bereicherung der Kunstgeschichte und der Geschichte Krain'Z?! ! Möge es Sr. Gnaden dem gegenwärtigen, für Kunst und ! Wissenschaft so hochbegeisterten allverehrten Herrn Fürstbischöfe ! Dr. Bartholomäus Widmer vorbehalten sein, die Verwerthung ! dieses unschätzbaren Kleinodes für die Wissenschaft zu ermög- ! lichen und zu befördern! Wir kehren zum Thema zurück! ! Dem achten ihrer Gesetze nachkommend, hat die Gesell- < schaft die im bischöflichen Alumnathause, die später in das Schulgebäude übertragen wurde und die Basis der noch gegenwärtig bestehenden Stndicnbibliothek *) bildet, dem öffentlichen Gebraucke gewirmet, und schuf so den wichtigsten Hebel zur ! Bildung unseres Volkes. ! Wie das Zusammenivirkcn aller Mitglieder zu großen gemein- ^ schafblichen Unternehmungen, so war auch die Bethätigung jedes j einzelnen in seinem Fache ein Hauptgesctz der Gesellschaft. ! Hervorragende Einzelleistungen sind des Academicers Marcus Gerbez medicinische Abhandlungen, die in Laibach 1L92 unter dem Titel: „ImplicNtuni sxti'ieatum inLÄieum" erschienen: des Domherrn Gladich, „Geschichte des Laibachcr VisthumZ" in ! lateinischen Versen, die als Manuscript im fürstl. Archive er- z > liegt, und anderes mehrcres. Vor Allem thätig war aber der ! Gründer selbst, unser Hans Gregor Thalnilschcr, der es für eine Ehrensache hielt, nicht umsonst Mitglied der ^oaäemm ^sillwi'nm in Bologna, der Arcadier zu Rom, der Verci- ^ , nigten und der Operosen in Laibach zu heißen. ! Der den Annalen der Stadt Laibach angeschlossene „Catalog" ^ der von ihm verfaßten Schriften nennt 15 Stücke, und zwar: i - 1. I^twoiiiimn I^daL6N86 in 8. oclitum I.adaei , ^QQ0 1689. 2. Nivu8 I^oi'imariiin a,niuiÄ6 '06i68ti8 86N 3i!x6i'oitia Mtati8 0011- ! fmt6i-uit^ti8 8t. ^0I-M'i8 Oliri. ^.11110 1711. 5. Ii6i'iim I^3,dll,o6N8iuN lidi'i c^iiiiiqu6, Lindncr: „Das Verbrechen". Verantwortlicher Redacteur I. v. Meinmayr. — Druck uuo Verlag von Ign. V. Hleinmayv b» F. Vambcrg in Laibach.