als Extra-Beilage zur Laibacher Zeitung. "U 4« Donnerstag am i. Februar- IGO9« Über die Entreprisen in England*). H^ein Land ist so reich an gigantischen Entreprisen als dieses. Wäre dieser Geist hier nicht geweckt wor. den, — nicht allein durch die insularische, sondern bei-nahe mehr noch durch die ungemein günstige geogra-phische Lage des Landes, welche die westlichste in Europa ist, — so wurde man die gewaltigen Vottheile nicht erlangt haben, die eine intime Verbindung mit all,n transmarine», Staaten gewahren konnte, und wättn die Bewohner dicscr Inseln indolent geblieben, wie manche ihrer Nachbarn es jetzt noch sind, so würden vielleicht jetzt Frankreich oder Spanien in dem Besitze des gießen Handels seyn, der sich seit Hun-dert Jahren hier comcntrirt, denn mit Ausnahme der Inselform besitzt z. B, Frankreich dieselben Elemente eines großen Handels wie England. Eine Menge gewaltiger Projectt sind seit zwei Jahrhunderten hier ausgeführt worden durch Actim. Gesellschaften, und wie gefahrlich es noch seyn mag, srin Eigenthum, ja seine ganze finanzielle Eristenz unter die Leitung An-derer zu stellen, so kann nicht übersehen werden, daß große Resultate aus einer solchen Vereinigung von Capital und Talent bereits hervorgegangen sind. Wir nennen nur die ostindische Compagnie, die noch jetzt ein Actien-Institut ist, obschon sie in Indien ein Neich ^herrscht, welches Hundert Millionen Einwohner enthält; ferner die Bank von England und mchrcre an« dere riesenhafte Bank Institute in London und in den Provinzen, und verschiedene Assecuranz-Vereine, die im öaufe der Zeit ein sehr bedeutendes Eigenthum gesam" melt und unter ihre Actionare vertheilt haben. — Manche andere, besonders solche, die in den letzten dreißig Jahren entsprungen, sind wieder zu Grunde gegangen, da die Basis, auf welcher sie gegründet, falsch war; denn es ist vollkommen richtig, daß Entreprisen, die rein mercantilisch sind, und für deren Betrieb nur mäßige Capitalien erforderlich sind, mit größerer Oconomie, folglich mit besserem Vortheile von Individuen geleitet werden können, als von der Direction einer Actien - Gesellschaft. Die neuere Zeit aber hat sich ausgezeichnet durch Unternehmungen in der Form von Actim-Gcsellschas-ten, die ohne Beispiel sind in der Geschichte finanzieller und gemeinnütziger Unternehmungen. Wir meinen nämlich die E i s< „ha h „e„. Nach dem Geiste der individuellen Freiheit, der »inter diesem Volke herrscht, verwarf vor drei odcr vier Jahren die Legislatur jede Aufforderung, einem Schwindel Gränzen zu setzen, welcher sich damals in furcht, barer Ausdehnung verbreitete, durch die fast zahllosen Projecte, die gemacht wurden, und für w.lche man die Sanction des Parlaments verlangte; diese konnte in den meisten Fällen nicht verweigert werden, da die Grundgesetze, aus welche diese Sanction gefordert werde» tonnte, hauptsächlich nur in der Garantie für die Ausbringung der Kosten und des substantiellen Baues der Eisenbahnen bestanden. Wahr ist es, der Neiz war groß, denn die wenigen Eisenbahnen, welche vor 1844 in Thätigkeit gekom. men , gaben außerordentliche Erfolge in der Ausdehnung ') Dies^ gediegenen Aufsah Hal" i« einem »eulichc» Handels-bri.f, aus London entnomm.',,. H.'t man "l" d,e Gcgcnwart «»seres Vaterlandes vor Axqen, st' "scheint derselbe von fei< "em besonders pracüschen Interesse ftir östc.rcich; wohl dmfle er aber ein mahnendes Wort flir eine nicht el'en ent-f".,te Zukunft sey». Deßhalb glaüble ich ihn der öffentlich, leit übergeben z» solle,,. (2r, Korresp.) des Betriebes. Allein auch in diesen Entreprisen war Extravaganz in dem ausgedehntesten Sinne des Wor-tes beispiellos. Schon im Jahre »846 erschienen Warnungen genug, und unter Anderem versuchte man zu zeigen, daß wenn die Mehrzahl der damaligen Pro-jccte in Ausführung kommen würde, eine jährliche Revenue aller Eisenbahnen von 1^. 16.000.000 ersor. derlich wäre, um den Actionären einen Durchschnitts zms von ungefähr 5 A zu zahlen, — Es würde uns zu weit führen, wollten wir in Details eingehen, um zu zeigen, durch welche Elemente Eisenbahn - Eigenthum im ganzen Lande auf weniger als die Hälfte des Geldwerthes gesunken ist, den es im Jahre »846 hatte. Die Haxptursachen sind, daß man viel zu weit gegangen ist in dem Bau der B.'hnen, selbst für den jetzigen höchst möglichen Betrieb, und diese übermäßige Ausdehnung besteht namentlich darin, daß »nan zu viele Zweigbahnen gebaut hat, oder nocb beschäftigt ist, sie zu b'<»,ii>llc!« ...'.ll 15 (il-«iU.>V6«l6i'!l...... „ 30 224 85 130 85 96 " 90 66 I_.s)mlml k 8t>nlll-VV«8wst, . . »50 8nnli68..... „ 100 »80 100 130 ,90 m iay ^ I^mxlon k 8m!!l,.kl>5««l'l, . . »50 46 50 40^ 59 g, ,, ^ ^2. llllin!»ü^ll k (;>i,8sss>xv ... „ 50 85 '/^ 50 77 50 44 50 35 * London k ^tt>'!ll-VV68l6l-n . . »100 246 100 »96 100 ,50 ,00 ,02 l.s)»lll)n k Ill-ixlitnn .... „ 50 79 50 58 5» 43 50 25 Vm-K k Nm'lll.^MliMll ... >> 50 »10 50 94 50 73 50 42 Daß unter solchen Umständen und Aussichten an keine Besserung des Geldwerthes der Actien zu denken ist, braucht keiner weitern Beweise. ^ Übcr das Wie dorUrbarial-Ablösuug. Wa das Quäle und Quantum in der Urbarial-Ab-lösungssrage nächstens zur Sprache kömmt, so dürfte es an der Zeit seyn, Gedanken, die darauf vielleicht einflußreichen Bezug haben, der Öffentlichkeit ihrer Würdigung wegen zu übergeben. Nachdem man darüber einig ist, daß es der Ruhe im Staate wegen am zuträglichsten wäre, wenn der Staat die Entschädigung der Berechtigten übernehmen würde, und sich dazu von den Verpflichteten die ausgemittclte Ouote beitragen ließe, so ist der Gedanke in der Art der Ablösung vorherrschend, den Berechtigten 4 S Urb. Ablösungs-Fonds Obligationen >m Betrage ihrer sie treffenden Entschädigung zu geben, von den Verpflichteten aber nach Verhältniß ih. rer zu leistenden, zu Capital berechneten Entschädigung die 5 «,<, Zinsen einzuhebcn, und durch diese Zinsen-Differenz obige Obligationen nach und nach einzulösen, Es wird dadurch zwar der Zweck erreicht, dem Verpflichteten die Entlastung seines Grundes ohne Er- legung des Entschädigung-Capitals durch alleinige Zinsmzahlung in einigen Jahren möglich zu machen, aber auch der Berechtigte hat als Staatsbürger Anspruch auf Rücksicht und Gerechtigkeit von Seite dts Staates, denn, wcnn schon, wie m.t Gewißheit vor» auszusetzen ist, die Entschädigungssumme nie dem wirklichen Verluste gleichkommen wird, so geschieht dem Berechtigten dadurch noch ein weiterer Schaden, daß ihm von dieser niedern Entschädigungssumme auch noch ein Fünftel dadurch entzogen würde, indem er von den dießfällig erhaltene», Obligationen nur 4 "j beziehen soll, und da der Staat die Rechte der au" den Dominien intabulirten Gläubiger schützen muß, so muß er selbe ihrer Sicherheit wegen vorerst aus der aus das Dominium entfallenden Entschädigung, in so weit sie reicht, bezahlen, und zwar, wenn er den Berechtigten nicht noch ein größeres Unrecht zufügen will, mit den obberührten 4 «j<» Obligationen. - Nun fragt es sich, wie kommen diese Gläubiger vorzugsweise daz„, '^ ihrer Zinsen zu verlieren? Gefertigter glaubt nachstehenden Vorschlag ma- 8 chen zl> können, der Niemand!us Recht verletzt, son-dcrn allseitigen Intcresscn der Berechtigten, Verpflich-tctcn, Gläubigern und Schuldnern gleich entspricht. Der Staat kann die Entschädigung den Berechtigten leisten ») mit verzinslichen sichergestellten, mit der Zeit einzulösenden Obligationen allein, oder auch ti) zum Theil mit solchen Obligationen, zum Theil mit sichergestelltem, gesetzlichen Umlauf habenden Papiergelde — in so weit letzteres staatssinanzielle Rücksichten erlauben. Der Staat könnte daher drei Monate vorhinein den auf die Landgüter intabulirten Gläubigern mit Ausnahme der Cparcassen und andern moralischen Personen mcbt übersteigenden Capitalien aussündcn und gleich nach verflossener Auskündezcit mit neu zu schassenden Pa. piergelde (östcrr, Urb. Ablostings Fonds.Noten), das gesetzlichen Umlauf haben müßte, auszahlen, welche, da sie, sowie die österr, Urb, Ablöslings.Fonds-Obli. gationen, milnn lot'») aus den grsammten Grundbesitz der verpflichteten intabulirt waren, größere Sicher heit bieten würden, als die gegenwärtigen Banknoten, deren Credit, wie cs sick gezeigt, sehr veränderlich ist. — Dadurch würden, da der Staat von wenigstens 'ig der Entschädigungssumme keine Zinsen zu zahle» brauchte, und die Verpflichteten doch auch von dieser Summe die 5 "j„ zahlen würden, jährlich mehrere Millionen gewonnen, die verwendet werden könnten, theils zur Deckung dcs oben besprochenen 5. Procen-t(s bei den Urb, Ablösungs-Fonds Obligationen, theils zum Vortheile der Verpflichteten zur schnelwn Einlösung der an die Berechtigten ausgegebenen Obligationen und dcs emittivte» neuen Papiergeldes. Die Kapitalisten winden nun, um ihre rückerhal. tencn Capitalien, die sie nicht als Schatzgeld vergra. den könnten, fruchtbringend anzubringen, n) zum Theil von den Berechtigten die österr. Urb. Ablösungs-Fonds,-Obligationen, als die sichersten verzinslichen Staats Papiere, einlösen und so lctzteie für ihren Oconomie. und Industriebedarf gleich mit Geld versehen; l>)zum Theile diese Capitalien dem Ackerbane und der Indu strie , vielleicht auch den wünschenswerten Credit-An. stalten für den kleinern Gewerbs- und Erwerbsmann zuwenden, wodurch diese bis nun größten Theils tod-ten Capitale dem producirenden Leben wieder gewon--lien werden, und so wäre mit diesem Vorschlage der Grund des Verpflichteten ohne Erlegung eines Capi tals, durch alleinige Zinscnzahlung in einigen Jahren entlastet, der Berechtigte so viel als möglich nach einem gerechten Maßstabe entschädigt, der aus den Gütern mtabnlirte Gläubiger im Genusse seiner Zinsen nicht verkürzt, und endlich den, Proletariat, da Acker-bau, Industrie und Handel auf eine hödcre Stufe wegen Znlänglichkeit d,s Geldes gebracht lverdcn könnten und müßten, größtcntheils vorgebeugt. Andreas Z! au > liscl) cg. Zur Charakteristik der Slaven. ^ ( 5 or < s.'tzung ) x^s sey uns erlaubt, noch einige Stellen desselben Schriftstellers üdcr die Macht und die Bürgcrtngen den dieses merkwürdigen slavischen Freistaates anzuführen »Der Annalen Rußland's denkwürdigster Theil,'' sagt er, «ist die Geschichte Novgorods Gegründet in der wilden Steppe liner eisigen Zone, vielleicht durch eine Horde slavischer Fischer, die das fischreiche Gewässer des Ilmensees herbeigelockt l^tte, geschah cs, daß die Stadt sich fortan zu der Höhe großer Mächte em porschwang. Von schwachen, friedlichen, sinnischen Stämmen umgeben, griff sie bald nach dem Herrscher. stabe über die benachbarten Völker, Unterjocht dann von den tapfern Warägern, borgte sie von ihnen Ge' schmack am Handel, Unternehmungsgeist und Vor liebe zur Seefahrt. Befreit durch sich sclbst von diesen Eroberern und nun die Beute anarchischen Geistes faßte sie den verhängnißuollen Entschluß, sich als Mo-narchie auszustellen, hossend, dadurch die Ruhe zu gewinnen, unerläßlich zum Fortschritt der Civilisation, dieser unumgänglichen Kraft zum wirksamen Widerstand gegen den äußern Feind, — So ward dieser Freistaat Schiedsrichter des Schicksals dcs europäischen Nordens, so die Wiege der ihm gewordenen Beherrscher. Durch ihre Macht dann beruhigt und gekräftigt im Innern durch Massen tapferer Waräger, genoß der Staat nun seiner wiedcrerworbenen Ursreiheit; Selbstgejetzgeber, Selbstrichter, zügelte er die Gewalt seiner Fürsten, führte selbstständig er das Schwert und pflegte sorgfältig die Künste des Friedens, den Handel. Schon im zehnten Jahrhundert trieb er ihn mit Constantinopel und im zwölften wehte seine Flagge glänzend in Lübek's Hasen. Durch düstere, dichte Forste bahnte cr eine Heerstraße bis nach Sibirien. Mit einem Häuflein Tapferer besiegte er unermeßliche Stre. cken zwischen dem Ladoga, dem weißen Meer und Novazemlja, Oby und dem jetzigen Gouvernement Usa, und streute dort aus das erste Samenkorn der Volksbildung und der C hri stu s-Religion. — Außer den rohen Naturgaben lieferte cr Europa die Waren Asiens und Gyzanz's und bereicherte Rußland mit den Erzeugnissen des Glwerbftcißcs, mit den Wohlthaten der Künste Europa's. — Gleich berühmt durch die Gewandtheit seiner Handelsleute, wie durch die Tapferkeit seiner Krieger, wies er mit Stolz hin auf seine Mauern, an welchen gescheitert war die heran-stürmende Macht eines Andrei Bog olu bsky; wies cr hin auf den Altai, in dessen Thälern Iaroslav der Große, an der Spitze seiner treu verbündeten Noogorodc, vernichtete den Vcrrärher Sviatopolk; wies er hin auf dic Lipica, an deren Usern Mstis.-lau der Tapfere, mit denselben Kiiegsschaarcn den Heerbann dcr Fmstcn von Susdal besiegte; wies er hin endlich auj die Nevageslade, wo er Alexander Borgers Hochmuth demüthigte und aus Licstands Gefilde, so ost Zcngen der Niederlagen der Schwert ritter und ihrer schimpflichen Flucht vor dem Nanner der heiligen Sophia*). — Das waren die glorreichen Erinnerungen jener Zeit, wo des Volkes stolzer Ehrgeiz das verwegen prunkende Sprichwort gebar: »Wer könnte so kühn seyn, sich zu widersetzen Gott und Nov. gorod dcr Großen?" »Die Jahrbücher der Freistaaten zeichnen uns oft jenen mächtigen Einfluß menschlicher Leidenschaften, jenen Ausschwung der Seelengiöße, — doch auch jenen rührenden Sieg der Tugend — inmitten des Aufruhres und der die Volksherrschast begleitenden Wir. ren So liefern in schmuckloser Einsalt auch Nougo. rods Annalisten für die Einbildungskrast verführerisch reizende Züge seiner Geschichte. — Znrückbcbend vor den Gräm'lthaten cincs S v i at op o l k's vergißt hier das Volk die Grausamkeit Iaroslav's, zerschellt scine Fluchtschisse, die ihn zu den Warägern bringen sollten und ruft ihm zn: „Hingeopsert hast du zwar unsere Brüder; doch wollen wir mit dir ziehen gegen den Tyrannen Sviatopolk und Boleslav. Du hast keine Schätze; wohlan so nimm unser ganzes Bcsitz-thnm," — Unschuldig verfolgt irrt dort der Poßiad-nik Tverdoflau; schon hört er hinter sich das Geheul der mit gezücktem Dolche ihm nachgesandten Meuchler; obschon krank, läßt er sich auf den Markt bringen, um, wäre er schuldig, zu sterben vor den Augen dcs Volkes, oder würde er schuldlos befunden, in ihm einen Vertheidiger zu sehen. Triumphirend über scine Feinde, verschließt er sich nun auf immer in ein Kloster, opflll'd der Nuhe seiner Mitbürger alle Reize des Ehrgeizes und jeden Lebensgenuß. — Seht dort den ehrwürdigen Erzbischof mit den, gehobenen heiligen Kreuze auftretend inmitten der Grauel des Bürgerkrieges in Novgorod, Das aufrührerisch tobende Volk zu segnen streckt er die sanfte Hirtenhand und hebt an: „Meine geliebten Kinder'" . . . und aus fein Wort verstummt plötzlich das Kriegsgeschrei, die Waffen sinken und die Rebellen, fluchend dem Irr-saale, umarmen ihre Mitbürger brüderlich. — An der "'^Vp hinwar die SchM.Uige der Republik Groß - Novgorod. spitze ihrer Kriegsschaaren gegen den äußern Feind fallen Optimalen für die heilige Sophia. Novgo» rod's Bischöse, erwählt durch die Volksslimme und durch die öffentliche Achtung, überbieten alle andern durch Hirten, und Bnrgertugend, für das Gemeinwohl leeren sie ihre eigenen Schätze, um Schutzmauern, Wachtthürme, Brücken zu bauen; ja selbst mn einen eigends bewaffneten Hausen zu senden in den Kamps, sich nennend-, „die erzbischöfliche Scha.n." Erste Dienet der Gerechtigkeit, der Ordnung und des Friedens, trotzen diese edlen Prälaten, eifernd für Nougorods gerech' te Sache, der Rache der Patriarchen und dem Zorne der Großfürsten. Ob oft sehr leichtsinnig in seinem Thu" und Treiben, sehen wir doch dicscs Volk auch folgsam den Gesetzen und den Grundsätzen der Großmuth und der Treue: bescheiden im Glücke; maßig nachdem Sie-ge; ungebeugt im Unglück; öffnend Asyle den Vertriebe« nen: gewissenhast haltend Verträge und statt des Schwurs rufend: „Bei Novgorods Bürgertrelie!" (Fortsehnn«, folgt.) Aphorismen. „^lch gestehe es sagt „I>1l>«»,« der Gebrauch der sreiesten Völker, die je aus Erden gelebt haben, veranlaßt mich zu glauben, daß es Fälle gibt, wo man auf einen Augenblick der Freiheit einen Schleier überwerfen muß, wie man die Bildsäulen der Götter verbirgt." — Wir stehen factisch in einem solchen Zeitmomcnte. Allein wir hoffen, daß diese Charwoche der Freiheit vorübergehen wlrd, und daß di ese lb e ü Hände, die ,cht das blendende Bild eingehüllt, rechtzeitig selbst und eigenwillig den Schleier lüften werden. Nur dann wird das Volk diejenigen wie Wohlthäter achten, die es im wilde» Aufruhr politischer Leidenschaft zur Mäßigung zwali" gen, so wie der Genesende, dem dantbar ist, der ihm in Fieber-Naserci die Hände festhielt. Man wundert sich, Männer von anerkannter Consequenz im Denken, bald drmocratisirend, da/5 konservativ zn sehen. „Es gibt keineTugend!" mö'M man da ausrufen, wie Brutus auf dem Schlacht, felde von Philippi. Und doch ist diese Folgerung übereilt! Wie der Polarstern, unbeweglich, glänzt die Idee „Freiheit" am Horizonte politischer Strebungen, und unabänderlich sirirt der Mann der Gesinnung auf sie seinen Blick. Weil aber unser Erdenpfab, sicl) ewig wendet und krümmt, so mußt du bald rechts und bald links sckaucn, um die heilige Leuchte nicht zu verlieren! — Dcr Begriff.radical" und „confer-vativ" ist so vcrandcrlich und relativ, wie der Begriff von Ost und West auf einer Kugel. Preßsreiheit ohne Prcßgcsctz ist ein Ding für Gei> ster höherer Ordnung, als wir Menschen es sind. Wir, mit irdischer Unzulänglichkeit behaftet, brauche" ein beschränkteres Feld, um cs zur Noth mit Gutein ausfüllen zu können. » * Der Constitutionalismus ist eine Wage, auf deren einen Schale dcr Absolutismus und auf der andern der Republicanismus liegt. Die Kunst des Regierens in dicstm Systeme besteht darin, den beständige" Kampf dieser beiden Kräfte so unmerklich als möglich zu machen, auf daß man von dem Lichte, das aus jener Reibung entstcht, in Nnhe und Frieden prositircn könne. Nur so ist besagte Staatssorm prac-tisch und haltbar. , * . * «Die Worte von Gottes Gnaden,« schreibt M i< ra beau, enthalten eine der Gottheit erwiesene Huldigung, welche alle Völker der Welt ihr schuldig sind," Mit wie vieler Freiheit umschifft dieser ti,se Geist mit besagter Wendung eine der gefährlichst?» Klippen der Zeit! indem er die Palme, um welche Thron und Volk sich bekämpfen, in die Hand der Vorsehung legt. Freilich ist die Sache damit nicht el' ledigt, aber wenigstens geistvoll umgangen. dcl Colt. Verleger: Ignaz Alois Kleiumayr. — Verantwortlicher Redacteur: Leopold Kordesch.