liaWschMsMnsMtschrist Herausgegeben von der Kongregation: Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu. Preis ganzjährig: Österreich 2'50 S, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2'50 Pengö, Tschechoslowakei 12 öS, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2 50 Franken, übriges Ausland 2 Goldmark, Unser Heiliger Vater Pius XI. hat wie schon früher Papst Pius X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Stilen, Brünn, Graz, Lettinerttz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien und Druckerlaubnis des Generalobern. tieft 11 November 1932. XXXV. Jahrgang. Das zweite Generalkapitel unserer Kongregation. Vom 1. bis 8. September wurde im Missionshaus Josefstal-Ellwangen das alle sechs Jahre fällige Generalkapitel unserer Kongregation abgehalten. Es war das zweite seit der im Jahre 1923 erfolgten Lostrennung des deutschen Zweiges vom italienischen. Was ein Generalkapitel sei, möchte vielleicht mancher fragen. Die Generalkapitel stellen die höchste Gewalt innerhalb der religiösen Genossenschaften dar. Sie haben eine zweifache Aufgabe zu erfüllen: Einerseits den Generaloberen und seine Assistenten zu wählen, andererseits alle wichtigen allgemeinen Angelegenheiten zu beraten und zu entscheiden. Die erste und vornehmlichste Aufgäbe ist die Wähl des Generalobern, dessen Amtszeit in unserer Kongregation sechs Jahre beträgt. Sie fand am Vormittag des 1. September statt. Am genannten Tage zelebrierte der Hausobere das Heiligen-Geist-Amt, worauf alle Kapitnlaren sich in den Kapitelsaal begäben, der sogleich von außen verschlossen wurde. Hierauf leisteten alle den kirchenrechtlich vorgeschriebenen Eid und sangen den Hymnus: „Komm, Schöpfer, Geist, kehr bei uns ein!" Bei der nun folgenden geheimen Stimmenabgabe entfiel die Mehr- heit aller Stimmen auf P. J o s e s M n s a r. Nach ordnungsgemäßer Prüfung und Verkündigung des Wahlergebnisses wurde auf ein Zeichen hin die verschlossene Saaltüre geöffnet, und die ganze Gemeinde versammelte sich in der Kapelle, um . an der vorgeschriebenen Dankandacht teilzunehmen und für den neugewählten Generalobern zu beten, damit seine Amtsführung der Kongregation und Mission zum Segen gereiche. P. Joses Musar steht im 43. Lebens- und 18. Priesterjahre. Als kleiner Student war er 1902 in das ehemalige Taverianum des Missionshauses in Brixen-Milland eingetreten. Nach Vollendung seiner Studien und Empfang der Priesterweihe wirkte er von 1915 bis 1920 zumeist in der heimatlichen Seelsorge. Durch anderthalb Jahre war er in St. Pauls bei Bozen (Überetsch) als Kooperator angestellt. Zu Beginn des Jahres 1920 erfolgte seine Aussendung in die Mission, in der er durch volle zwölf Jahre ununterbrochen tätig war, zuerst im Vikariat Kartum bis Ende 1923 und dann in der Präfektur Lydenburg. So lernte er weite Gebiete Nord- und Südafrikas kennen, zumal in den letzten drei Jahren, in denen er das schwierige Amt des Wander- missionärs versah. Als solcher hat er 66.000 Kilometer Weges zurückgelegt, um die verstreut lebenden Christen zu besuchen und seelsorglich zu betreuen. Die Kenntnis verschiedener Sprachen kam ihm dabei trefflich zustatten. Durch Eifer in Erfüllung seiner Obliegenheiten, durch ein friedliches, anspruchsloses Wesen und stets gerechten Sinn erwarb er sich das Vertrauen sowohl der Christen wie auch seiner Mitbrüder und Obern in hohem Grade. Im April 1931 wurde er zum Kreisöbern von Lydenburq ernannt. In dieser Eigenschaft hatte er das Recht und die Pflicht zur Teilnahme am Generalkapitel, das ihn nun an die Spitze der ganzen Kongregation berufen hat. Möge der liebe Gott seine Unternehmungen zum Heile der Genossenschaft und vieler unsterblicher Seelen mit gutem Erfolg krönen! Mögen in dieser Meinung auch die „Stern"-Leser des neuen Generalobern im Gebete gedenken! Aus der Mission Barberton. Von P. Bernard Zorn. Wie in Europa liebt es auch in Afrika die Schulbehörde, ohne Vorwisfen der Lehrer-und Schülerschaft einen Einblick in den gesamten Schulbetrieb zu nehmen. Unverhofft kamen an einem Apriltage dieses Iah-res unser Apostolischer Präfekt, der Mif-sionsobere P. Musar, und der Stationsleiter von Maria-Trost, P. Riegler, hier in Barberton an, mit der Absicht, unsere hiesigen Missionsschulen zu besuchen und die Prüfungen abzuhalten. P. Riegler stellte die Fragen, worauf dann P. Superior sein Gutachten abgab. Das Ergebnis hat den Apostolischen Präfekten sichtlich befriedigt. Erfreulich waren die Fortschritte der Kinder im Englischen, noch erfreulicher im Zulu, ihrer Muttersprache. Als aufrichtige Anerkennung des guten Standes der Schule gewährte Monsignore, unter rauschendem Jubel der Kinder, für den folgenden Tag Vakanz. Wie die Schüler in Moodies ernteten auch jene der Schule von Barberton, die wir am Nachmittag besuchten, die Anerkennung des hochwürdigsten Herrn. Am folgenden Tage begrüßte uns die Schule von Noordkaap. Dieser Ort liegt vier Gehstunden nördlich von Barberton. Daselbst befindet sich eine große Goldgrube. Sie ist eine der ergiebigsten der Welt und beschäftigt Tausende von Arbeitern. Dort haben wir vor zwei Jahren eine Schule eröffnet. Da ich den Lehrer am Abend vorher von unserer Ankunft verständigt hatte, erschienen alle Kinder, sauber gekleidet, und mit ihnen viele der Eltern und Verwand- ten. Der Besuch des Apostolischen Präfekten zeitigte gute Früchte, denn es traten bald darauf neue Schüler ein, darunter auch Erwachsene, was Mg Ansehen der Schule hob. Dazu trug auch die Anstellung einer Handarbeitslehrerin bei, die aber nicht nur im Stricken und Flicken und Nähen die größeren Mädchen unterweist, sondern ihnen auch zeigt, wie man aus Binsen, gewissen Grasarten und Weiden schöne Körbchen flechtet, allerlei Schmucksachen und sogar Matten für Haus und Kirche herstellt. Sie ist nicht katholisch, sondern wesleyanisch, und war sogar bis zu ihrer Anstellrmg Hauptführerin und Vorsängerin der Sekte. Doch beginnt sie schon anders über unsere Schulen und Erziehungsmethoden zu denken. Man darf hoffen, daß sie einmal mit ihrem Können und Einfluß uns eine mächtige Hilfe wird, zumal auch ihre zwei erwachsenen Töchter unsere Schule besuchen und ein gutes Beispiel geben. Interessant ist der Name des Mannes dieser Lehrerin; er heißt nämlich Georg Eckstein. Er fühlt sich daher mit den Deutschen verwandt. Natürlich stammt diese Familie keineswegs aus Deutschland; vielmehr ist der Name Eckstein aus der Sitte der Schwarzen zu erklären, den neugeborenen Kindern die Namen angesehener Männer zu geben, von denen man gerade spricht oder von Ereignissen, die sich um die Zeit der Geburt des Kindes abspielen. So heißen schon manche „Mussolini, Briand, George, King", oder nach den englischen Bom deutschen Katholikentag in Essen. An dem Festgottesdienst haben rund 200.000 Personen teilgenommen. (Atlantic.) Grund in dieser Nacht von den Häschern des Königs gefangengenommen und nach Faschoda gebracht. Wenn du dich seiner nicht annimmst, ist unsere Familie für immer ruiniert." Nun erzählte Jogeng, daß zwei Jünglinge von Boll und Vabur, zwischen deren Dörfern seit Jähren bittere Blutrache herrschte, in der Nähe von Nikärs Heimatdorf einander begegneten. Der Jüngling von Boll habe sofort auf den von Vabur in mörderischer Absicht und aus lauter Rachsucht die scharfgeschliffene Lanze geschleudert. Fast sei dieser getroffen worden. Da sei auch in dem Jüngling von Vabur der Zorn entbrannt, und er hätte kurzer Hand, um nicht als Feigling im Lande zu gelten, seine eigene Lanze gegen den rachsüchtigen Jüngling von Boll geschleudert und ihn am Arme getroffen. Die Schlagader sei von der Lanze durchschnitten worden, und ehe noch richtige Hilfe kommen konnte, sei der Bursche von Boll an Verblutung gestorben. Der Jiingling von Vabur sei nun, ohne daß er es wollte, zum Mörder geworden. Er sei dann ins nächste Dorf geflohen und habe Nikärs Vater dringend gebeten, ihn in seinem Hause zu verstecken, was der gute Mann auch getan habe, da es ja die Landessitte forderte. Gegen Abend sei der jugendliche Mörder auf die andere Seite des Nil ins nahe Land der Denka geflüchtet, um ificfy der Strafe zu entziehen, und sein Beschützer hätte ihm zur Flucht ver-holfen. Das sei von einem Spion dem König berichtet worden. Dieser habe ein gutes Geschäft machen wollen und sofort den Vater des Christen gefangennehmen lassen. Die arme Familie hätte fast all ihr Vieh an den König zahlen sollen, um den gefangenen Vater zu befreien. Ruhig hatte ich die Sache angehört und in mir stand bald der Entschluß fest, dieser DieFahnenträ ger innen d er Jungsrauenverbände auf dem deutschen Katholikentag- (Atlantic.) armen Familie zu Helsen, unb zwar -sofort. Nach einem surfen Morgenimbiß schickte ich meinen Gesandten Jogeng mit dem Christen Nikär n-ach Faschoda unb ließ dem König sagen, er solle den Vater des Christen sofort freigeben, weil er nach Landesfitte gar nicht anders handeln tonnte. Er, der König selber, hätte als einfacher Königssohn in diesem Falle geradeso gehandelt, zumal der Jüngling von Vabur von dem anderen auf Leben unb Tod angegriffen worden sei unb in dieser Not sich halbe verteidigen müssen. Außerdem sei der Regierung gut bekannt, daß er, der König, für das Dorf Boll unb gegen Babnr sei. Ich würde ihm als guter Freund raten, in dieser Hinsicht gerecht vorzugehen, damit sich nicht die Regierung der Streitsache annehme und er dann sicher den kürzeren ziehen und an seiner Autorität im Lande gewaltig bei seinen Feinden und dem Volke einbüßen werde. Was aber den Vater des Christen betreffe, so sei ich als Vater meiner Christen berechtigt, für deren Familien Sorge zu tragen, und bäte ihn darum, den unschuldigen alten Mann sofort freizulassen. Gegen Nachmittag kam mein Jogeng lachend nach Hanse unb erzählte mir, daß Nikärs Vater auf meine Bitte hin sogleich entlassen worden sei und mit ihm den Heim- weg angetreten habe. Der König sei freundlich- gegen ihn geto elfen und übersende mir seine besten Grüße. Die Sache wurde, ohne daß ich, es wollte, durch einen Vertranten des Königs selbst bekannt, und bald war ich von allen möglichen Bittstellern überlaufen, die mich baten, beim König meine Fürbitte für sie einzulegen, damit sie in ihren Streitsachen ein gerechtes Urteil erwarten dürsten. So konnte ich gar mancher harkbedrängten Familie aus der Not helfen, weil der König wußte, daß ich ihm mein gegebenes Wort sicher halten werde, wenn er sich nicht zu schweren Ungerechtigkeiten hinreißen lasse. Da er gerne Wildbret aß, so sandte ich ihm gar manchmal frischgeschossene wilde Enten, Gänse und Perlhühner, deren es bei uns am Weißen Nil eine große Anzahl gab, besonders in der Regenzeit von Mai bis Oktober. Wie mir sein Neffe Akuotsch berichtete, soll der König oft seinen Weibern das zugeschickte Wild gezeigt und sich dabei gerühmt haben, das hätte sein Freund, der Äbuna, geschickt, der ihm von Herzen zugetan fei. Sicher hatte also der König Fadiet trotz seiner bekannten Grausamkeit auch seine guten Seiten, und er konnte oft seine Gäste so trefflich unterhalten, daß man den Eindruck bekam, er sei der beste Mensch. (Fortsetzung folgt.) Der Diener Gottes Daniel Comboni. (Fortsetzung.) 15. Stifter der Schuiesterngenossenschaft: „Fromme Mütter des Negerlandes." Ehe Combonis weitere Missionstätigkeit im Sudan geschildert wird, sei jener Gründung gedacht, die allein schon seinen Namen für immer verehrungswürdig erscheinen läßt. Gleichzeitig mit der Schaffung eines männlichen Institutes für Afrika schwebte ihm auch die Stiftung einer Schwesterngenossenschaft vor Augen, die sowohl durch Unterricht wie durch christliche Liebestätigkeit zur Rettung der schwarzen Rasse mitwirken sollte. Als aber im November 1867 die Gen-eraloberin der Schwestern von der Erscheinung, Emilia Julien, ihm einige Schwestern zur Betreuung der Institute in Kairo zur Verfügung stellte und überdies der Hoffnung Ausdruck verlieh, allmählich Nachschub gewähren zu können, glaubte der Diener Gottes, von der Ausführung seines Planes abstehen zu sollen. Jedoch schon ein Jahr später, rat Oktober 1868, gab die genannte Generaloberin die Absicht kund, keine Schwestern mehr nach Ägypten zu senden und die dortigen Mitglieder ihrer Kongregation zurückzurufen. Der Grund für diesen Stimmungswechsel ist vornehmlich in den Verleumdungen zu suchen, die übelgesinnte Personen gegen Comboni in Umlauf setzten, mit der Absicht, seine Werke in französische Hände gleiten zu lassen. Vergeblich bemühte sich nun der Unsrige, die Mithilfe anderer Schwesternkongregationen zu gewinnen. So mußte schließlich der zwar mittellose, aber vom Geiste Gottes erfüllte Priester allen Ernstes an die Berwirklich!ung seines ursprünglichen Programmes zum Heile Afrikas denken. Eine fromme Frau Aloisia Zago schenkte ihm ein kleines Haus in der Ortschaft Mon-toria, vier Kilometer von Verona entfernt. Daselbst fanden die ersten Kandidatinnen der zu gründenden Schwesternschaft Unterkunft. Natürlich stellte dieses Heim nur einen Notbehelf dar. Nach monatelangem Suchen wurde in Verona ein geeignetes Gebäude ausgespürt, das neben der Kirche „Santa Maria in Organe" lag trab einer Dame namens Laura Astori gehörte. Die Kaufbedingungen waren allerdings denkbar schwer: Barzahlung von 12.000 Lire und einer lebenslänglichen Jahresrente von 1800 Lire an die Verkäuferin und ihren Bruder, die beide das 80. Lebensjahr erreicht hatten. Außerdem aber sollten die Schwestern sechs Greisinnen nebst einer Zum ersten Male seit der Reformation tagte im August ein großer katholischer Kongreß in Kopenhagen, der Hauptstadt Dänemarks. Unser Bitd zeigt den Festabend in der Turnhalle. Am Rednerpult Bischof Brems von Dänemark. Rechts von ihm der inzwischen verstorbene Kardinal WilhetmvanRossum. Hinter dem Rednerpult Kardinal Hlond, Primas von Poleni (Atlantic.) Ein Festgotiesdienst katholischer Jugcndverbände im Freien. (Atlantic.) Dienerin Unterkunft und Unterhalt gewähren und die Erziehung von vier Mädchen, die sich im Hause befanden, weiterführen sowie eine andere betagte Frau regelmäßig unterstützen. Diese Bedingungen bildeten auf Jahre hinaus eine harte Belastung für das Institut, das mehr einem Alters- und Erziehungsheim, als dem Mutterhaus einer werdenden religiösen Genossenschaft glich. Trotzdem griff Comboni zu, denn das Haus war geräumig und lag unweit des Missionsseminars, so daß ein Direktor beide Institute leiten konnte. Am 14. September 1872 wurde das Haus bezogen, das bis heute Mutter- und Noviziathaus der Schwestern geblieben ist. Die wichtigste Sorge des inzwischen zum Provikar ernannten Stifters galt nun der Gewinnung einer guten Oberin, die während seiner Abwesenheit mit Geschick und Liebe die Schwesternschaft leiten könnte. Am geeignetsten hiezu erschien ihm eine Therese Brauneis, deren Familie er 1860 in Mailand kennengelernt hatte. Später waren sie nach Verona übersiedelt. Therese lehnte jedoch ab, da sie sich nicht zum Missionsdienste berufen fühlte, und trat in die Genossenschaft der Töchter der hl. Angela in Verona ein, wo sie als Oberin segensvoll wirkte. Indessen gebührt ihr doch das Verdienst, zuerst Comboni auf eine Lehrerin aufmerksam gemacht zu haben, die die Mitbegründerin der neuen Schwesternkongregation werden sollte. Es war Maria Pollezzoli, die, 1828 geboren, damals bereits 44 Jahre zählte. Mit hervorragenden Gaben des Geistes und des Herzens ausgestattet, durchglüht von einem tätigen religiösen Eifer, der sie zur Seele aller frommen Unternehmungen in der Pfarrei werden ließ, war sie zweifellos das von der Vorsehung erwählte Werkzeug, das die neu-erstehende Genossenschaft brauchte. Com-bonis erste Einladung zum Eintritt wies auch sie zurück. Nach dessen Abreise in die Mission folgte sie jedoch dem Rate ihres Seelenführers sowie der Äbtissin des Klarissenklosters, Maria Oberbizer, und schloß sich am 6. September 1874 den Kandidatinnen an. Drei Monate später, am 8. Dezember, empfing sie mit sieben anderen das Kleid der „Frommen Mütter des Negerlan-des" und begann mit ihnen die Übungen des Noviziates. Comboni hatte nicht nur Namen und Zweck des neuen Institutes festgelegt, sondern war auch unablässig bestrebt, ihm den Geist der Liebe, der Entsagung und Hingabe einzuflößen. In einem Brief an Don Squaranti, den Direktor der beiden Institute, schrieb er: „Erziehen Sie mir wirklich heilige Missionäre und Schwestern, nicht Leute mit einem verdrehten Kopf; denn in Afrika muß man ihn gerade tragen. Er- Der Bischof bort Plymouth segnet den Haupteingang der wiedererstandenen Buckfast-Abtei in England. In Gegenwart des Päpstlichen Legaten Kardinal Bourne und im Beisein von 21 Erzbischöfen und Bischöfen wurde die neue Abieikirche von Buckfast Abbey eingeweiht. Die Abtei, ein Bau aus Granit imdSandsteinim klastischen römischen Stil der alten englischen Klöster, ist von den Mönchen, die fast alle aus Oberschwaben und Altbayern stammen, unter Leitung ihres Abtes mit eigenen Händen ausgeführt worden. (Atlantic.) ziehen Sie mir brennende, hochherzige Seelen, die für -Christus und die Neger zu leiden und zu sterben wissen." Er pflegte den Schwestern auch zu sagen, sie seien bestimmt, die schwersten Entbehrungen zu ertragen, Schlachtopfer zu werden und ein langsames Martyrium zu erdulden. Unter den von ihm selbst aufgenommenen ersten Schwestern befand sich auch die mit außergewöhnlichen Gnadengaben ausgestattete Josefa Scandola, die am 1. September 1903 zu Lul am Weißen Nil im Rufe der Heiligkeit verschieden ist. Als der Gründer nach dreieinhalbjahriger Abwesenheit 1876 nach Verona zurückkam, zählte -das männliche Institut 3 Priester, 6 Kleriker und 9 Laiengehilfen, das weibliche 15 Schwestern. Am 15. Oktober genannten Jahres legten die ersten Schwestern ihre Ordensgelübde in seine Hände ab. Dieser Tag bereitete dem gerade damals schwer verfolgten Provikar nicht -geringen Trost. Offene und geheime Gegner waren eben um jene Zeit mit größter Aussicht auf Erfolg bemüht, sein ganzes Lebenswerk restlos zu vernichten. Nicht weniger als sieben Monate verweilte er in Rom, um den furchtbaren Sturm- zu beschwören, der sich gegen ihn erhoben hatte. Allein -die langwierigen und peinlichen Untersuchungen fielen schließlich zu seinen Gunsten aus und brachten ihm die verdiente Anerkennung für sein 18jähriges Bemühen um die zentralafrikanische Mission. Er stieg zur bischöflichen Würde empor. Und als er im folgenden Jahre als neugeweihter Bischof in die Mission zurückkehrte, hatte er die Genugtuung, die ersten fünf Schwestern in der Karawane zu erblicken und sie auf das Arbeitsfeld zu führen, auf dem die „Frommen Mütter des Negerlandes" -seither so segensreich gewirkt haben. Einige Unterredungen, die er 1877 mit P. Arnold Jansen, dem Gründer der Steyler Missionsgesellschaft, hatte, regten in diesem großen Manne den Gedanken an, gleichfalls eine für die Missionen tätige Schwesterngenossenschaft ins Leben zu rufen. Die Schwestern, die Comboni persönlich gekannt haben, brachten ihm die größte Hochachtung entgegen. Seine stets würdige und -gemessene Haltung, seine beherrschten, untadeligen Umgangsformen und seine ganze heiligmäßige Lebensweise offenbarten allen die Reinheit seines Geistes, die Geradheit seines Willens, die Ehrlichkeit seiner Absichten, die Lauterkeit seines Charakters und den brennenden Eifer feines Herzens für das Heil der Seelen. „Sein engelhaftes Benehmen atmete Tugend. Sein Anblick flößte Ehrfurcht ein und regte zur Andacht an. Wenn man Comboni sagte, stellte man sich einen vollkommenen Mann vor, ausgestattet mit allen Tugenden." So und ähnlich lauten die Zeugnisse der Schwestern und anderer Personen, die das Glück hatten, ihn zu kennen. Der nach Combonis Tode ausgebrochene Mahdi-Aufstand und die dadurch verursachte vieljährige Unterbrechung der Missionstätigkeit im Sudan hat naturgemäß auch auf die Entwicklung seiner Schwesternkongregation hemmend eingewirkt. Daß sie aber jene harte Prüfungszeit glücklich überstand und sich immer kräftiger entfaltete, wird man nicht zuletzt der Fürsprache ihres Stifters am Throne Gottes zueignen müssen. Die Genossenschaft zählt gegenwärtig an 700 Mitglieder. (Fortsetzung folgt.) Llrnschau. Rom. In den frühen Morgenstunden des 30. August starb im Spital Kalvarienberg zu Maastricht der oberste Leiter des katholischen Missionswesens, Kardinal Wilhelm van Rossum. Der Kardinal starb auf heimatlichem Boden. In Holland ward er am 3. September 800-Jahr-Feier einer oberschlesischen Gnadenkirche. Am Sonntag den 28. August wurde in der berühmten oberschlesischen Matka-Boza-Wallfahrtskirche bei Rati-bor-Altendors das 800jährige Bestehen des Guaden-ortes begangen. Bei dieser Gelegenheit wurde im besonderen Austrage des Papstes die Krönung des Gnadenbildes vorgenommen. Die Kronen für die Mutter Gottes und das Jesuskind sind durch den Aachener Domgoldschmied B. Witte hergestellt worden. (Atlantic.) 1854 zu Zwolle geboren. Frühzeitig trat er in die Kongregation der Redemptoristen ein. Im Kloster Witte vollendete er seine philosophischen und theologischen Studien und ebendort legte er 1874 auch die feierlichen Gelübde ab. Er entledigte sich mit Geschick und Hingabe all der schwierigen Aufgaben, die ihm bald nach der Priesterweihe von seinen Ordensoberen gestellt wurden. 1894 richtete er auftragsgemäß die theologische Ordens-Hochschule ein, die, nach Rom verlegt, in ihm ihren ersten Leiter hatte. 1896 wurde er Mitglied des heiligen Offiziums, dessen Archiv er später nach den neuesten wissenschaftlichen Erfordernissen ordnete. 1904 erfolgte seine Berufung in die Kommission zur Kodifikation des kanonischen Rechtes. Im Konsistorium vom 27. November 1911 von Pius X. zum Kardinaldiakon von S. Cesareo in Palatio kreiert, wurde er 1915 Kardinalpriester mit der Titelkirche S. Croce in Gerusalemme. Zuerst Groß-pönitentiär, stand er seit März 1918 als Präsekt der Propaganda vor. Wenn auch gleichzeitig Mitglied mehrerer Kongregationen, hat er doch gerade diesem berühmten Institut Geist und Herz, die ganze vielseitige Tätigkeit geweiht, die auch, das schleichende Wel, das ihn seit Jahren befiel, nicht zu lähmen vermochte. In der Nachkriegszeit arbeitete er mit Benedikt XV. zusammen, um die Wunden des Krieges zu heilen, Missionstätigkeit und Missionseifer wieder zu beleben. Bei dem ganzen Auftrieb und der Entwicklung, die das Evangelisationswevk in den ersten zehn Jahren des Pontifikates Pius XI. nahm, war der verstorbene Präfekt der Propaganda naturgemäß in anregendem und führendem Sinne erster Mitarbeiter des Papstes. Es genügt, aus die Missionsausstellung und ihre Fortsetzung, das Missionsmuseum, die Ernennungen der Heft 11 Stern der Neger 171 Eingeborenen-Bischöfe, das neue Kolleg der Propaganda, die imponierende Entwicklung der päpstlichen Werke der Glaubensverbrei-tmtg, den Ban des neuen Propagandakollegs hinzuweisen. Das alles ist auch sein Werk, das Werk.des Toten. Ban Rossnm starb mitten in den Arbeiten, die ihm teuer waren. Mit ganzer Seele hatte er noch an dem ersten skandinavischen Eucharistischen Kongreß in Kopenhagen teilgenommen. Auch der Norden ist ja bekanntlich noch Missionsland, dem Bereich der Propaganda unterstehend, mit all den Sorgen und Hoffnungen, die Missionsländer auszeichnen. Sonntag, den 28. August, nahm der Kardinal noch die Weihe eines Missionsbischofes vor, zwei Tage später lag er auf der Bahre. Gewiß ein schöner Tod! Kundgebung zum Weltmissionssonntag. Der Präsident des päpstlichen Werkes der Glaubensverbreitung, Se. Exzellenz Erzbischof Salotti, hat unter dem 15. August einen Aufruf zur Feier des Missionssonntages erlassen, der in der katholischen Welt einen starken Widerhall finden und die Mis-sionsliebe in einer Zeit, die dem Missions-Werke so wenig günstig ist, wacherhalten soll. Der Missionssonntag wird in den Diözesen der Fuldaer Bischofskonferenz dieses Jahr am 4. Dezember abgehalten. Er sei, wie es in dem Aufruf heißt, vor allem e i n T a g d e s G e b e t e s n n d d e r M i s s i o n s k o m m u n i o n. Das weltumspannende Reich Christi geht um so eher seiner Vollendung entgegen, je zahlreicher und inbrünstiger die Gebete um die Verbreitung des Glaubens am Weltmissionssonntag zum Himmel emporsteigen. Unser Sonntag muß sodann ein Werbe-t a g sein. In der Predigt, in Ansprachen und Vorträgen soll auf die göttliche Bestimmung des katholischen Glaubens hingewiesen werden, alle Menschen und Völker zu umfassen und sie zu einen in der Kirche Christi. Der Missionssonntag sei auch ein Tag hochherziger Hilfsbereitschaft f ü r die Missionäre, die Bannerträger des Reiches Christi. „Was man den Missionen gibt, gibt man Gott." Es sind die höchsten, schönsten und tröstlichsten Beweggründe, die uns anspornen, die kirchliche Weltmission aus allen Kräften zu fördern und niemals im Eifer für die Missionen zu erlahmen. Der Gefahr, daß das heilige Missionswerk aus Mangel an Mitteln in seinem Fortschritt unter den verschiedenen Rassen und Völkern der Erde gehemmt wird, soll vor allem dadurch begegnet werden, Laß die Gläubigen sich möglichst zahlreich dem päpstlichen Verein der Glaubensverbreitung (in Deutschland Franziskus-Taverius- oder Ludwigs-Missionsverein) anschließen, dessen Gelder alljährlich unmittelbar an die einzelnen Missionssprengel des Erdkreises verteilt werden. Je größer der Edelmut gegen die Missionen, desto höher auch der Himmelslohn! Ausreise deutscher Missionäre nach Südafrika. Am 6. August haben 13 deutsche Missionäre und 34 deutsche Schwestern von Hamburg aus die Reise nach Südafrika angetreten. Eine erfreulich große Zahl! Für drei Oblaten vom heiligen Franz von Sales und deren Mitarbeiter wird das engere Bestimmungsland das Apostolische Vikariat Groß-Namaqualand sein, wo seit 1909 ihre Kardinal Wilhelm tum Rvssmn f 30. August. (Siehe Umschau.) (Fides.) Großvaters Pfeife wird angezündet. Pfeifen von dieser Länge gibt es allenthalben in China. Der Alte und sein kleiner Helfer gehören zur Mission Kaying und sind Mitglieder des Stammes der Hakka. Die Hakka, ein tüchtiger Volksschlag, körperlich und geistig gesund, sind zugleich ausgezeichnete Katholiken. Sie leben im Hinterland von Ost-Kwangiung. (Fides.) Mitbrüder tätig find. Zwei Patres und ebenso viele Brüder aus der Kongregation der Missionäre Söhne des hl. Herzens Jesu sollen an der Missionsarbeit in der Apostolischen Präfektur Lydenburg teilnehmen. Als erste ihres Ordens sind vier Patres und zwei Brüder aus der Bayrischen Franziskanerordensprovinz in das gleichnamige Vikariat der Mariannhiller Missionäre gereist. Ihre Ausgabe wird teils der Unterricht in dem dortigen einheimischen Priester-seminar, teils die Neugründung eines Franziskanerklosters sein. Sechs Solanusschwe-stern aus Landshut stehen ihnen- zur Seite. Die an sich schon bunte Schar der im Apostolischen Vikariat Kimberley wirkenden Schwestern wird durch sechs Franzisk-auerinnen aus Siefen, Württemberg, vermchrt. Das bayrische Dominikanerinnenkloster in Schleh- dorf sendet zehn Schwestern nach dem Mutterhaus in King Williams Town (Mission Queenstown, Südafrika) und zwölf Dominikanerinnen aus dem Kloster Volkers bei Würzburg sind für das Mutterhaus Oakford in Natal bestimmt. Unsere Wünsche begleiten sie alle, die edlen, hochherzigen Seelen! Asien. Das Kreuz bei der heidnischen Prozession. Phat-Diem (Indochina). Auf seinem Gange durch ein heidnisches Dorf Jndochinas stieß ein katholischer Missionär aus eine große buddhistische Prozession. Wie immer flattern die Fahnen; dazu ein höllischer Lärm, der sich aus Fanfarentönen, aus Trommeln, Becken, Flöten und Mandolinen zusammensetzt. Merkwürdig! Hinter einem angesehenen Landwirt in würdiger Haltung wird ein großes Kreuz aus Holz feierlich einherge-tragen, unter gelbem Baldachin — der vorherrschenden königlichen Farbe der Gegend —, von einer zahlreichen Menge begleitet. Neugierig geworden, wartete der Zuschauer den Zug ab, und als er sich an der Pagode auflöste, woselbst auch das Kreuz seine Aufstellung fand, fragte der Missionär nach der Ursache der seltsamen Zeremonie. „Mehr als einmal sahen wir", so lautete die Aufklärung der Dorfbewohner, „wie die Christen, wenn sie in Not waren, in bei Prozession ein Kreuz trugen; eines Tages taten wir das gleiche und wurden erhört. Dieses Jahr hat sich aber die Krise verschärft, und so haben wir aufs neue unsere Zuflucht zum Kreuz genommen." Der Missionär fragte jetzt die braven Heiden, ob sie kein Verlangen trügen und nicht vorzögen, überhaupt Christen zu werden. „Gewiß", war die Antwort, „vor einigen Jahren dachte unser Dorf daran, ganz den katholischen Glauben anzunehmen. Wir luden sogar einen vorbeikommenden Missionär ein, in der Pagode uns von seiner Religion zu sprechen; aber nach seinem Fortgange rieten uns die angeseheneren und älteren Leute, die Bekehrung noch aufzuschieben. Kein Zweifel: Wenn der Missionär die letzten Bedenken dieser Heiden überwunden hat, werden sie die Zahl der katholischen Annamiten vermehren. Die genannte Ortschaft gehört zur Provinz Tahn-Hoa, die heute unter 15,000.000 Bewohnern 35.000 Katholiken zählt. Reistest in Madagaskar. Dashier alljährlich wiederkehrende Reisfest ist durch das Zutun der Jesuitenmisstonäre zu einer Art kirchlichem Fest geworden. Die Leute treffen sich von allen Seiten, tragen große Reiskörbe oder auch Kapellen und Hütten, die aus Reisgarben gefertigt sind. Ein herrlicher Altar wird für die Feldmesse errichtet, ein riesenhafter Triumphbogen — immer aus Reis-garben —trägt dieKapital-inschrift: „Unser tägliches Brot gib uns heute!" Das Volk wetteifert, für die verschiedenen Missionswerke fein Opfer in Reis darzubringen. Dieses Jahr wurden auf diese Art zehn Tonnen gesammelt. Unser Bild zeigt eine Gruppe Kinder, die sich auf originelle Weise mit Reisbüscheln und Garben kostümiert haben. (Fides.) Das Alte stürzt, es ändern sich die Zeiten. Tsinchow (Ostkansu, Nordchina). — Einen sinnfälligen Beweis von der Notwendigkeit, sich auch im Missionswesen den modernen Verkehrsverhältnissen anzupassen, erhielt der Apost. Vikar von Tsinchow, Se. Exzellenz P. Salvator Wal-leser (rheinische Kapuzinerprovinz), auf seinem Wege nach der in Lanchow abzuhaltenden Bischofskonferenz (16. bis 18. Juni). Der Bischof hatte mit seinem Begleiter P. Gonsalvus Walter kaum 15 Kilometer der 300 Kilometer langen Reise zu Maultier zurückgelegt, da sah er über sich das Flugzeug der deutsch-chinesischen Fluggesellschaft Eurasia, das, von Lanchow kommend, Sianfu zusteuerte. Es war morgens zilr selben Zeit in Lanchow abgeflogen, da die Missionäre mit ihren Maultieren in Tsinchow aufbrachen: Während die Reise auf den Maultieren sieben Tage beansprucht, legt das Flugzeug den gleichen Weg in anderthalb Stunden zurück. Unser Korrespondent zieht das Fazit: „So wird wohl zum letzten Male ein apostolischer Vikar von Tsinchow nach Lanchow zu Maultier gereist sein." Wieder geht ein Stück Romantik verloren, aber es heißt, sich den veränderten Zeitverhältnissen anpassen. Afrika. K a t h o I i s ch e r P r i e st e r a l s Missionär dort, wo der Vater als Pastor wirkte. Port Elizabeth (Kap der Guten Hoffnung, Südafrika). — Msgr. Friedrich Kolbe von Kapstadt (Südafrika) befand sich mehrere Jahre in dieser eigentümlichen Lage. Der Genannte, der letzren Monat sein goldenes Priesterjubiläum feierte, wurde 1854 in Südafrika geboren. Er erwarb sich einen Kollegsfreiplatz, der ihm das Studium an der Londoner Universität ermöglichte. Dort studierte er mit öffentlicher Auszeichnung Mathematik, Recht und römisches Recht. Noch als Student konvertierte er und ward in die katholische Kirche aufgenommen. Im englischen Kolleg zu Rom studierte er Theologie, wurde 1882 geweiht und kehrte nach dem Kap der Guten Hoffnung zurück. In Kapstadt arbeiteten Vater und Sohn jahrelang in dem gleichen Bezirk: der Sohn als katholischer Priester, der Vater als protestantischer Pastor. Viele Jahre war Kolbe Herausgeber der jetzt eingegangenen „Catholic Magazine". An der Universität Kapstadt hielt er Vorlesungen über Ästhetik und Kunst; bekannt ist er als Verfasser verschiedener Bücher, darunter eines solchen, das die Geschichte seiner Bekehrung erzählt: „Auf den Höhen des Ber- ges dimi." Seit Bestehen des „Southern Croß" ist er dessen regelmäßiger Mitarbeiter. Als „Onkel Joe" in der Kinderecke dieser Wochenschrift kennen und verehren ihn alle katholischen Kinder Südafrikas. Auch sonst ist sein gewandtes, flüssiges Englisch bekannt und gefürchtet; mancher Kirchenfeind mußte das bei einem unvorsichtigen Angriff erfahren, der zu Msgr. Kolbes Kenntnis kam. (Fides-Korrespondenz.) Der Sohn des Freimaurers. Von Anna Kayser.* (Fortsetzung.) E r wußte, warum solch ein wertvolles Leben ausgelöscht wurde für ein wertloses. Der geheimnisvolle Wert der Menschenseele, der einst ein unendlich wertvolleres Leben ans Schächerholz -schlug, hatte auch das teure Leben der Schwester als Preis gefordert. „Meine Wege sind nicht eure Wege und meine Gedanken nicht eure Gedanken!" Dieses Gotteswort ging dem einsamen Priester stärkend durch die Seele, verwies jegliche Frage auf den enthüllenden Tag der Ewigkeit. Er freute sich nun doppelt, daß er auf eine Heimreise bereits verzichtet hatte. Rei-nert hatte recht, Ruths verklärter Geist war ihm ja nun näher als einst. Was durfte es ihn anfechten, daß sie die fesselnde Körperhülle abgestreift hatte und aus der lichten Seelenheimat auf ihn und sein Werk herabschaute. Da oben im Lichte wollte er sie alle suchen, die von ihm gegangen waren: die Eltern, den Mitbruder und Ruth. Wie immer in solchen Stunden, so trug der Missionar auch jetzt wieder seinen Schmerz zu seinem treuen Gefährten im Tabernakel. Der auch einst schmerzlich das Zerreißen edler Herzensbande empfand, er konnte auch sein Weh verstehen und verklären. Als er wieder aus dem Kirchlein trat, sah er den neuen Mitbruder aus einer Waldlichtung kommen — der alte Pater staunte — mit großem Gefolge. Es war ein urkomischer Aufzug. Männer, Weiber und Kinder, hinkende Greise und runzlige Mütterchen in buntesten Festkleidern hüpften und tanzten daher. Als sie Pater Werner sahen, begann auf Kommando ein ohrenzerreißender Lärm. Musik sollte das sein. Die Männer mit Schilden und Knüppeln und Beilen, die Weiber und Kinder mit allerlei Kochgerät. * Druck und Verlag der Bonifatius-Druckerei in Paderborn, Pater Werner war sich gleich darüber klar, es sollte eine Huldigung, ein Beweis der Dankbarkeit sein und der Freude über die Ankunft des neuen Missionars. Tureba und Jokiba, die hochbefriedigt von der Reise zurückgekommen waren, mochten die Parade veranstaltet haben. Die Anhänglichkeit seiner Schäflein rührte ihn tief. Eine Zeitlang ließen die Missionare den furchtbaren Spektakel über sich ergehen, obschon ihnen Hören und Sehen vergehen wollte. Dann gebot Pater Werner mit einer Handbewegung Ruhe und ließ die Leute sich im Grase lagern. In froher Bewegung dankte er ihnen für ihre Ergebenheit und ermahnte sie aufs neue zur gegenseitigen helfenden Liebe, insonderheit zur Feindes-liebe. lind diese sollten sie gleich an Ort und Stelle durch ein gemeinsames Gebet für die toten Feinde beweisen. Lautlose Stille. Die ganze bunte Schar sank, ob willig oder unwillig, in die Knie. Die Urwaldriesen standen lauschend und stimmten rauschend ein in das Beten ihrer wilden Brüder, das wie das Strömen ferner Wasser hoch über ihre Wipfel hinauf zum großen Gott der Liebe drang. ,,. . . Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern . . „Amen!" raunte es wie Engelsflüstern in den Palmen, die des verklärten Blutzeugen Gruft beschirmten. Dann gab es noch eine urgemütliche „freie Diskussion". Zwanglos ergingen sich Pater Werner und sein Mitbruder unter ihren Christen, und alles wurde eingehend erörtert, was so eine ehrliche Rothaut interessieren kann. Das war Pater Werners letzte Freude an diesem Abend, daß manche, die bisher der Mission ablehnend gegenübergestanden hatten, nun um Zulassung zum Unterricht baten, scheu zwar, aber ehrlich und überzeugt. Als der Festzug unter Klirren und Klingen und Singen wieder abgezogen war, traten die beiden Apostel zum Abend- imb Dankgebet ins Kirchlein. „Die du mir gegeben hast, ich bitte für sie! — Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen ..." über den Urwald und seine Hütten und Menschen sank im Frieden die Tropennacht. Die Jahre eilen und die Zeit flieht da-' hin. Auf Ruth Heltorfs Grabe rankt Efeu und Immergrün liebevoll am weißen Marmorkreuz hinauf. Von liebender Hand gepflegt, blühen hier immerfort weiße Rosen, vor allzu heißer Sonnenglut von hohen Lebensbäumen behütet. Auch ein feines Pflänzchen Edelweiß schaut müde zum weißen Kreuze. In seinen welkenden Adern ist Heimweh — Heimweh nach der hohen Alp, die seine Heimat war. Ob es auch hier unten im Tale an lieber Stätte liebevoll gepflegt und umsorgt wird — Edelweiß muß sterben — sterben vor Sehnsucht nach seiner heiligen Alp. „Vater, Tante Ruth hat's immer so gerne gehabt!" hatte Herbert Reiner, der Sekundaner, bei der letzten Alpenfährt seinem Vater einen wunderschönen Strauß an klaffender Felsenschlucht gezeigt. „Ja, nicht wahr, Hans? Sie hatte es lieb. War ja selbst ein Edelweiß", hatte Frau Melitta leise gesagt und Herbert angstvoll angeschaut, als er wagemutig den köstlichen Schatz von hoher Klippe holte. Sie hatten es behütet und gepflegt, Herbert und Ruth, die junge Klosterschülerin. Edelweiß im Tale aber muß sterben ... — Zwei Klosterfrauen kommen an einem Sommertage um die Friedhofskapelle herum auf das Grab zu. Weinend sinkt die jüngere auf der Bank neben dem weißen Kreuze nieder. Schwester Melitis läßt sie still gewähren. Sie spricht ein Gebet und wendet sich leise zur Mitschwester: „Schwester Lioba, bis nachher im Kinderheim." Die junge Schwester nickt nur, schaut aber nicht auf. Das Tor knirscht, und------------- Maria Pirkholt ist allein, allein mit ihrer toten Ruth und mit ihrem großen Schmerze. Die Krallen eines indischen Brahmanen. Unter den ungezählien indischen Kasten gibt es einen Zweig von Brahmanen, die ihre ganze Ehre darein setzen, möglichst lange Nagel zur Schau zu tragen. Unsere Photographie ist ein Beweis hiefür. Solche Nägel machen natürlich zu jeder Arbeit untauglich. Unser Brahmane trägt sie zum Glück nur an der linken Hand; so bleibt ihm wenigstens die rechte frei zum Essen. Wir wissen, daß der in Indien üppig wuchernde Kastengeist und Aberglaube ein Haupthindernis für die Annahme des Christenglaubens bildet. (Fides.) Eine Weile überläßt sie sich dem Strom der Empfindungen und dem Zug der Erinnerung. Dann steht sie auf und setzt sich auf die weiße Bank neben dem Grabe und hält Zwiesprache mit der verklärten Freundin. Warum — warum nur mußte dieses kostbare Leben so früh dahingehen? ging wie-derunl ein scheues Fragen hinauf zu ben ewigen Ratschlüssen. Ja, und warum mußte im fernen Misstonsland ein anderes junges Apostelleben so traurig verbluten---------? Die Antwort war Maria Pirkholt längst auf diese Frage geworden. Die Stunde ging noch einmal durch ihre Seele, da die Novi-zenmeisterin ihren geistlichen Töchtern den Bericht aus der MMxm born Märtyrer- tobe eines jungen Missionars in Nordbrasilien vorgelesen hatte. Der Blutzeuge hieß ------Rudolphus Mehren. Ein Schwindel hatte damals nach ihr gegriffen. War's der Schmerz eines geheimnisvollen inneren Sterbens und Neugeborenwerdens, — das Pfingstwehen eines heiligen, erneuernden Geistes gewesen —? Schwester Lioba wußte nur, die verklärte Seele des einstigen Freundes hatte in diesem Augenblicke die ihre berührt und ihr sein Erbteil gegeben. In dieser Stunde war in Schwester Lio-bas Seele der Missionsberuf geboren worden. — Jahrelang hatte Pater Werner sich mit dem Plane der Gründung eines Schwesternhauses getragen. Auf die Dauer war weibliche Mitarbeit der Mission unentbehrlich. Die Schwestern sollten den Unterricht für die Frauen, besonders in Handarbeit und Haushaltung, und die Pflege der weiblichen Kranken übernehmen. Eine hochherzige Stiftung aus der Heimat hatte die letzten Schwierigkeiten behoben. Drei Schwestern des heimischen Missionshauses waren für die Station bestimmt. Die eine davon, Schwester Materna, wurde vier Wochen vor der Abreise von Typhus befallen, und so trat an ihre Stelle auf ihr inständiges Bitten die junge Schwester Lioba. An diesem Morgen war sie von Nürnberg, der Heimatstadt, gekommen. Vom Grabe der Eltern hatte sie sich den Segen geholt und hatte Abschied genommen von den Stätten ihrer Jugend. Im Elternhause lebte Vetter Berthold mit seiner Elfriede und jeinem kleinen Buben, hütete im alten, patriarchalischen Sinne das Ebbe der Pirkholts. Nun zog es Maria noch zu den lieben Menschen am See und zu dem teuren Grabe, in das Frau Karitas mit unbegreiflicher Schicksalshand eine ihrer liebsten Töchter allzufrüh gebettet hatte. Maria Pirkholt hatte damals das Schreckliche nicht fassen können, als die Kunde von Ruth Heltorfs Heimgang in ihr stilles Postulat kam. Sie hatte es nicht glauben können, daß der Himmel das geduldet. Aber während sie nun auf Ruths ©ntfl _____________________________________(Schluß ihrem kostbaren Leben und seligen Sterben nachsann, ging ihr ein Ahnen auf von dem herrlichen Lose und glorreichen Ziele der Freundin, die mit vollem Erntesegen schon selig heimgegangen war, wo s i e kaum die ersten Garden gebunden hatte. Ein heiliges Begehren ergriff sie nach ihrer Fülle. Aber wie sie von den weißen Rosen auf Ruths Grabe zu den weißen Wolken am blauen Firmamente aufschaute, ging es durch die ragenden Zypressen wie das Rauschen reifer Erntefelder in fernen Zonen. Wie das Rauschen reicher Ernten, die der Schnitterin warteten. Da stand Maria auf und kniete abschied-irehmend am Marmorkreuze nieder. Sie fühlte die heilige Unrast stürmenden Apostel-nmtes durch ihre Seele wogen. Nein, s i e hatte noch keine Zeit, auszuruhen. „Noch stehen, Hausvater, deine Weinberge in schwerer Frucht — und die Weinlese ha! begonnen." Mit diesem frohgemuten Gedanken stand sie auf, brach eine weiße Rose von Ruths Ruhestatt und wandte sich zuni Gehen. Da sah sie Tante Elisabeth mit dem Rei-nertschen Paar durch die Friedhofspforte kommen. Diese hatte an dem Tage, da ihre Nichte die Zelle aufnahm, eine schöne Heimstatt in Reinerts Kinderheim gefunden. Für die Kinder der „blauen Villa" war sie verehrte „Großmama", für Ruth Heltorf die helfende, immer verstehende, mütterliche Freundin, für die Armen und Kranken des Städtchens eine „Elisabeth" in des Wortes edelster Bedeutung geworden. Noch heute fühlte sie den Verlust Ruths schmerzlich wie am ersten Tage, und keine Liebe ihrer Umgebung konnte ihr die Lücke ausfüllen. Sie war eine einfach-fromme Seele und außerordentlichen Schicksalsschlägen in erster Stunde nicht gewachsen. Mit gerungenen Händen stand sie an den tiefen Abgründen, die zwischen Mensehenfrage und Menschenklage — und den göttlichen Liebeslenkungen liegen. Bald aber hatte sie sich wie ein Kind unter die Hand Gottes gebeugt und, mit blutendem Herzen zwar, ihr „Fiat" gesprochen. folgt.)___________________________________ Eigentümer, Herausgeber.und Verleger: Kongregation der Missionäre Söhne des heiligsten Herzens.Jesn. Verwaltung: Missionshaus „Maria Fatima", Post Unterpremstätten b. Graz, Stmk. Verantwortlicher Redakteur für Österreich: P. Alois Wrifling, F. S. C., Generalassistent, Missionshaus „Maria Fatima", Post Unterpremstätten bei Graz; für Deutschland: P. Heinrich Wohnhaas, F. 8. C., Missionsseminar St. Josef, Ellwangen-Jagst, Württemberg. — Universitäts-Buchdruckerei „Styria", Graz.