Theologische Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Dr. Johann Chrys. Pogazhar. M 341. Samstag den 25. August. 18/49. Vorschläge zur religiösen Wiedergeburt des Volkes. C. Christliche Restauration der Familie. Sollen die gewaltigen Ereignisse der jüngsten Zeit nicht znr Auflösung aller sociale» Bande führen, so muß vor Allem auf Vereinigung der Gutgesinnten hingearbeitet werden. Darum habe ich in dem vorigen Artikel den Katholikenvercincn und frommen Bruderschaften das Wort geredet, jedoch mit der wiederholten, ausdrücklichen Bemerkung, daß dieselben die Genehmigung des Ordinarius der Diöcese sich erbitten und seiner Aufsicht und Oberleitung in kirchlichem Gehorsam *) sich unterwerfen müssen. Der Vorwand hat wohl gegen ihre Gründung kein Gewicht, daß alle Katholiken ohnehin mitsammen in einem Vereine stehen, *) Trefflich schreibt hierüber das politisch-kirchliche Wochenblatt von Leitmeritz, »der Vaterlandsfreund,« in Nr. 62 d. S.: »Eine der ersten und wesentlichsten Aenßcrungen des katholischen Lebens ist die Achtung vor dem kirchlichen Gesetz, der Gehorsam gegen die in der Kirche bestellte Gewalt. Anch hierin werde» die katholischen "Vereine segensreich wirken. Sie werden de» in manchen Gegenden so sehr verkommenen kirchlichen Gehorsam heben und die gesetzgebende Gewalt der Kirche zur Anerkennung bringen. Dies ist aber auch zugleich die Lebensfrage für die Vereine selbst. Denn nur in so weit und nur so lange kann man ihnen Bestand und Dauer wünsche» und von ihrem Gedeihen Gutes erwarten, als sie mit der in der Kirche rechtlich bestehenden Gewalt, und zwar sich jederzeit unterordnend, Hand in Hand gehen.« — Dieselbe Zeitschrift bemerkt dann weiter mit Berufung auf die Münchner hist, volit. Blätter: »Gehorsam ist da vorhanden, wo gehorcht wird, nicht bloß in so weit der Befehl des Obern mit unserer eigenen Ueberzeugung von dem Besten und Zweckmäßigsten, oder mit dem, was wir selbst gerne wollten, über-einstimmt — sondern wo gehorcht wird selbst gegen die eigene Neigung, mit Aufopferung des eigenen Willens, mit Ueberwindung seiner selbst .... Wollte ein Bischof, gleichviel ob aus guten oder Übeln Gründen, den heutigen Vereinen zu kirchlichen Zwecken in seinen Sprengel gar keine freie Stätte gewähren, oder wollte er sie ihnen nur unter Beschränkungen einräumen, die dem Verbote gleich kämen, so wäre das Aufgeben jedwedes Versuches, dergleichen an solchen Orten zu gründen, nicht bloß der pflichtmäßigste, sondern ohne Zweifel auch der für die Kirche nützlichste Entschluß und ohne Frage das geringere Hebet. Denn selbst der der die Kirche ist. Weiß man denn nicht, wie ungeheuer Viele hent zu Tage nur dem Namen nach Katholiken sind? Hat man im vorigen Jahre nicht gesehen, wie theil-namslos und kalt, ja sogar wie feindlich solche Namenkatholiken gegen ihre Mutter, die Kirche, sich erwiesen? Hat man nicht mit Bedauern wahrgenommen, wenn auch die Besseren einander gewissermassen fremd sind uud in kläglicher Jsolirung rath- und thatlos stehen, anstatt durch freundliches, energisches Zusammenwirken den Widersachern des Christenthnms entgegen zu treten? — Im Mittelalter, wo der ganze Staat mit allen seinen politischen Einrichtungen und Gesetzen aufs Christenthum ba-sirt, vom Christenthum durchdrungen, und auf Förderung desselben hingerichtet war — wo die Ordnung jeglicher Gemeinde, jeglicher Familie aus der Religion hervorgiug und ihr unverkennbares Gepräge trug ■— da war jeder höchstmögliche Grad des Vortheils, den die Verteidigung der kirchlichen Interessen durch diese Vereine gewähren konnte, würde bei weitem ausgewogen durch den sichern moralischen Schaden, der sich aus einem stillschweigenden Kriege, aus einem, wenn auch nicht mit Worten eingestandenen Bruche zwischen dem Bischöfe und der Vercinspartei ergebe» müßte. Das Heil der Kirche läßt sich nun einmal nicht durch die bekannten zeitgemäßen Mittel des Widerspruches fördern, daS »Oppositionmachen« nicht ohne die zerstörendsten Wirkungen von dem politischen auf das kirchliche Gebiet übertragen. 3» der Kirche darf selbst das Gute nicht auf unkirchliche Weise gewollt und erstrebt werden. Eine sogenannte »gute Absicht« solcher Art war zu allen Zeiten die fruchtbare Mutter ursprünglich niemals gewollter Trennungen und Zrrthümer. Tritt der oben geschilderte, bedauerliche Zwiespalt ein, läßt er sich durch gegenseitige Verständigung nicht beseitigen, so ist Gehorsam und Abwarten vorläufig der einzige Rath, der dem treuen, eS mit der Kirche wahrhaft wohlmeinende» Katholiken gegeben werden kann. Unterbliebe etwa in solchem Falle an einem einzelnen Orte, in einer gewissen Diöcese etwas unzweifelhaft Gutes, was möglicher oder wahrscheinlicher Weise durch einen katholischen Verein hätte erreicht werden können, so hätten nicht die Laien und überhaupt nicht Jene, deren Thsil der Gehorsam ist, es hätte der Bischof, welcher den Verein aus falschen, ungenügenden, vielleicht entschieden unkirchlichen Gründen hinderte oder beschränkte, den Schaden, der daraus, ehe der Papst es hindern konnte, erwuchs, vor dem Richtcrstnhle Gottes zu vertreten.« Anmerk. d. Eins. Staat, jede Gemeinde, jede Familie ein ohne specielle Uebercinknnft, wie von selbst entstandener, größerer oder kleinerer Katholikenverein, dessen ganzes Sein und Leben ein Bollwerk gegen Heidenthum und Häresie war. Deß-ungeachtet haben auch damals eine Menge besonderer Verbrüderungen auf dem Boden der katholischen Kirche sich gebildet, um mit vereinten Kräften specielle Zwecke der so umfassenden christlichen Thätigkeit zu verfolgen. Jetzt aber, wo es leider dahin gekommen ist, daß der Staat als solcher, die Gemeinde als solche, ja auch die Familie — das Christenthum nicht mehr (wenigstens nicht entschieden) als Fundament und höchstes Ziel ihres eigenen Lebens anerkennen, sondern dasselbe mehr oder weniger als Privatsache dem Gutdünken der Einzelnen anheimstellen (es gilt ja nun volle Glaubens- und Gewissensfreiheit!«) — jetzt muß die Kirche gegenüber dem modernen Heidenthum, das ihr Gebiet großentheils occn-pirt hat, au vielen Orten gleichsam wie bei einer neuen Gründung Vorgehen, und das zu ihrem Wesen gehörende Associationsgeschäft von vorne beginnen, indem sie zuerst das kleine Häuflein der wahren, entschiedenen Katholiken enger an einander schließt, damit sowohl diese selbst ihren gefährdeten Glauben durch gegenseitige Auf-munterung sicherer bewahren und durch gemeinschaftliches Wirken großartiger bethätigeu, als auch durch ihr Beispiel andere Schwache und Schwankende zu sich hinüberziehen, und so die religiöse Gesellschaft immer mehr erweitern, bis es mit der Zeit gelingt Alle oder doch die Mehrzahl derer, welche die Taufe zu Katholiken macht, als solche auch im Glauben und Leben zu erkennen. Zur Lösung dieser ungeheuren Aufgabe scheint vor Allem nothwendig, auf die christliche Restauration der Familie hinzuarbeiten; wie dieß der geistreiche französiche Theolog I. Gaume in seinem Werke: »Geschichte der häuslichen Gesellschaft« mit unwidersprechlicher Evidenz ans Licht gestellt. Die Erfahrung hat uns ja der Beweise genug geliefert, daß das bloße Unterrichten in der Schule, das Predigen auf der Kanzel, das Belehren im Beichtstühle bei weitem nicht ausreiche, um glaubensstarke und gründlich fromme Christen heranzu-bildeu. Religion ist Sache des ganzen Menschen, und muß nicht bloß gelernt, sondern gelebt werden. Das Leben aber, das physische und geistige, entwickelt sich zuerst im Kreise der Familie und empfängt da seine Richtung, die gewöhnlich bleibend für die Zukunft wird. Die meiste Zeit bringt der Mensch in der häusliche» Gesellschaft zu; die hier empfangenen Eindrücke, besonders in der Jugendzeit sind die zahlreichsten und nachhaltigsten. Ist das häusliche Leben »«christlich, dann hilft wenig die Schule und die Kanzel mit ihrem Religionsunterrichte, dcu mau auf eine Stunde anhört. Das, was vorzngswcise den Menschen bildet und erzieht, ist nicht sowohl die Lehre, die ihm vorgetragen wird, als der häufige Umgang mit Ändern; das Beispiel, die Sitten und Gewohnheiten, die er in seiner Umgebung findet, die ganze Lebensord- nung, in der er sich bewegt. Daher kommt es in der Regel, daß Kinder gottesfürchtiger Aelteru, Dienstboten und Gefeiten, die mehrere Jahre in einem echtchristlicheil Hause leben, auch bei minder vollkommenem Unterricht christliche Zucht nnd Sitte lernen, während umgekehrt der bestmiterrichtete Jüngling moralisch zu Grunde geht, wenn er längere Zeit in einer schlechten Umgebung verweilt hat. Das wissen die Feinde des Christenthums recht wohl; darum bemühen sic sich aus allen Kräften, den häuslichen Herd zu zerstören, die Ehe zu eutchristli-chen, und nach dem Systeme des sogenannten Socialismus das Menschengeschlecht in ein Rndel von Thieren zu verwandeln, die dann auch wie Thierc mit einander leben, gegen einander kämpfen und, je nach ihrer Lust oder Unlust, sich verbinden oder aus einander laufe». Können wir nicht von unfern Feinden lernen, wie vor Allem die Christianisirung der Familie uufere Thätigkeit in Anspruch nehmen soll? Durch welche Mittel kann dieses Ziel erreicht werden? — Etwas ließe sich in dieser Beziehung allerdings im Beichtstühle leisten. Da sollten die Priester ja nicht unterlassen, die Väter und Mütter, die Hausherrn und Hausfrauen dringend und umständlich zn ermahnen, eine christliche Lebensordnnng bei sich einzuführen, und ihre Kinder und Hausgenossen mit allem Ernste dazu anzuhalten. — Auch in den Predigten und Katechesen sollte man öfters, in recht anschaulicher und ausführlicher Weife, daS Bild einer christlichen Familie, eines wahrhaft religiöfen, häuslichen Zusammenlebens, zeichnen, und den verschiedenen Familieuglicdern ihre gegenseitigen Pflichten, deren gewissenhafte Erfüllung ihr irdifches Wohl und ihr ewiges Heil begründet, warm ans Herz legen. — In der Schule sollte man die Kinder recht praktisch in der Religion unterweisen, indem man bei den einzelnen Glaubcnswahrheiten zeigt, welche Anwendung ans ihr Leben und Verhalten sie davon zn machen haben; indem mau zu den Uebuugcu des Christenthums (zu welchen nicht bloß Gebete und Andachten, sondern auch Akte der Sclbstvcrläugnuug, der äußer» nnd inner» Ab-tödtung, der Nächstenliebe gehören) so viel möglich in der Schule selbst sie anhält, mit der oft wiederholten Ermahnung, sie auch zu Haufe nicht zu unterlassen, damit so die Kleinen in manchen Stücken Lehrmeister ihrer eigenen Aeltern würden. Nicht selten ist es geschehen, daß gute Kinder nnd Dienstboten durch das, was sie von eifrigen Priester» in der Schule und Kirche gelernt, oder auch durch religiöse Büchlein, die sie nach Hause brachten, Missionäre für die unwissenden Aeltern und Vorgc-setzten wurden. — Auch bei Besuchen in Privathäusern, wohin der geistliche Dienst oder sonst eine rechtmäßige Ursache, den Priester führt, kann und soll derselbe auf pastoralkluge Weife die Wiederherstellung oder Vervollkommnung des christlichen Lebens in der Familie zu bewirken suchen. Dazu wird jedoch erfordert, daß er kein Hauö als bloßer weltlicher Gesellschafter, als Trink- und Spiclgcnosse frequciitire, und daß sein eigenes Hans, auf vollkommen christliche Weise eingerichtet und geleitet, als eüt nachahmnngswürdiges Muster des religiösen Lebens für die ganze Gemeinde hervorrage. Denn mit welchem Muthe kann er die Stimme der Zurechtweifung gegen Andere erheben, meint ihn felbst der gerechte Vorwurf der moralischen Vernachlässigung seiner Hausgenosse» trifft? Welchen Eifer wird auch (»ach den Worten des Apostels a» Timotheus I. 3, 5.) Derjenige für die Gemeinde Gottes haben, der seinem eigenen Hause nicht vorznstehe» weiß? *) Doch alle diese Mittel lasse» nur einen unbeträchtlichen Erfolg erwarten, gegenüber der ausgebreiteten Verwüstung, die zu luiferm Schrecken in den Familien, besonders der Städter sichtbar ist. Hier thnt eine viel ausgiebigere Hilfe Noth, wenn nicht das Hebel bald »»heilbar werde» soll. Fromme Laien und Priester müssen mit einander ein heiliges Bündttiß schließen, um die christliche Restauration des Familienlebens auf möglichst schnelle und umfassende Weife zu bewerkstellige». Wenn die Mitglieder eines Katholikenvereines vor Allem sich selbst entschließe» und verbindlich mache», eine gemeinschaftlich verabredete, christliche Haus- und Lebensordnung anzunehmen und i» ihren eigenen Familien einzuführen — wenn sie dann diese Ordnung sowohl durch ihr einladendes Vorbild als auch durch gelegenheitliche, liebevolle Mahnung oder durch Verbreitung zweckmäßiger Büchlein über diese» Gegenstand Ändern zur Nachah-mnng empfehle» — wenn sic bei ihren Bekannten, Untergebenen, besonders bei Armen, die sie wohlthätig unterstützen, auf allmäliche Einführung dieser christliche» Lebensweise mit klugem Eifer hiuwirken: wird da nicht ungleich mehr geleistet werden, als einem vereinzelten, ob awch noch so thätige» Seelsorger möglich ist, der in den meisten Familien (wenigstens in Städten) gar schwer einen Zutritt findet, oder schnöde mit dem vagen Benier-ken zurückgewiesen wird, Geistliche hätten sich ins Hans-Wesen nichts einznnnschen? Wie häufig klagt und zürnt man heut zu Tage über gewissenhafte Beichtväter, die ein Kind oder eine Dienstperson über die Beobachtung der kirchliche» Fasttage, über wese»tliche Andachtsübnn-gat, über die nothwendige Verwahrung der Keuschheit fragen! Was würde erst geschehen, wenn die Priester — *) Wie erbaulich war die Hausordnung des sel. Fürstbischofs Roman Zängerle, der seine Hausgenossen, Geistliche und Weltliche — auch hohe Gäste, die er eben beherbergte, täglich zum gemeinschaftlichen Gebet versammelte, mit ihnen Litanei und Rosenkranz betete, die Dienerschaft zum Besuche der Christenlehre und zum oftern Empfang der heil. Sakramente, zu geistlicher Lesung, zu angemessener Beschäftigung sorgfältig anhielt, und — durch sei,, eigenes Beispiel — die Andacht, die Selbstvcrläugnung, den Berufseifer, die Nächstenliebe, kurz, einen wahren Christeuwandel praktisch lehrte. Was dieser vielbeschäftigte Oberhirt für feine Hausgenossen that, sollte das nicht jedem Seelsorger in seinem häusliche» Kreise möglich sein? Anmerk. d. Einsend. unmittelbar und für sich allein—einen größeren Einfluß auf das Leben der Familien nehmen wollten, obgleich sie nur das religiöse Element dabei im Auge hätte»? Hier ist unstreitig die Mithilfe entschieden christlicher uud verständiger Laien »othwendig, die auch, weil sie — selbst in der Welt lebend — auf eigene Erfahrung sich berufen können, am besten im Stande sind, die Ausflüchte der Trägen und Lauen zu widerlegen, welche die Forderungen des Cbristenthums als unvereinbar mit den modernen Zeitverhältnissen erklären möchte». Die Wirksamkeit der neueren Katholikenvereine in dieser Richtung hin hat an manchen Orte» bereits begontte»; und es ist nach den ersten glücklichen Versuchen nur zu wünschen, daß das edle, so zeitgemäße Unternehmen muthig fortgesetzt, erweitert und vervollkommnet werde. Der Frauenverein in Gratz z. B. (der 600 Mitglieder zählt) hat sich zur besondern Aufgabe gestellt, die Unterstützung der Armen zugleich als eine Gelegenheit zu benützen, um die weit mehr geistig als leiblich verkommene» Familien ihrer Schützlinge auf christlich religiöse Weise zu regeneriren. Die erfinderische Liebe der Frauen, die sich zu diesem Geschäfte besser als Männer eignen, weiß da eine Me»ge Mittel, um zum Zwecke zu kommen. Ihr praktischer Blick merkt gar bald, wo cs fehlt, und ihre Geduld ermüdet nicht, bis wenigstens den größten Uebelständen abgeholfen ist. Sie dringen vor Allem auf häusliche Andacht, auf Besuch der Kirche uud der Schule, auf Ordnung, Arbeitsamkeit, Sparsamkeit, Reinlichkeit; sic setzen die dürftige Wohnung mit ihrem Inhalt von den nothweudigsten Möbcln, Kleidungsstücken und Wäfche in besseren Stand und verschaffen ihr auch durch ein Crucifir und einige Heiligenbilder ein christliches Aussehen; sic gewinnen die Kinder durch kleine Geschenke von Bildern und Büchlein, die auch den Aeltern gefallen und von Nutzen sind. Durch diese und viele andere Erweise des frommen Eifers, der den Armen geistliches und leibliches Almofen spendet, gelingt cs mit Gottes Gnade, in gar manchen Familien das christliche Leben wieder zu erwecken, ohne welches die Armnth ein unerträgliches Geschick ist, das die Unglücklichen zu Lästerung und Verzweiflung und zu Laster» aller Art verleitet. — So viel hat sich längst als gewiß herausgestellt, daß dem Elend der armen Elasse durch bloßc Bel Heilung mit Almosen (besonders in Geld) nicht abgeholfen wird. Die physische Noth hat ihren vorzüglichsten Entstehnngögrnnd, so wie ihren schmerzlichsten Stachel in dem moralischen Uebel, das nur durch die Kraft des Christenthums gemindert uud gehoben werden kan». Diese Kraft ist durch Vereinigung um so wirksamer. Nicht bloß die Frauen-, auch die Männervcr-cine sollen für die christliche Restauration der Familien thätig fein. Wie Vieles könnten die letztem leisten, wenn etwa in ihrem Schooßc Mitglieder des politischen Ge-meindcrathes sich befinde». Da diesem »ach der neuer» Staatsordnung viele und wichtige Rechte zukommen, * wie herrlich könnte manche Gemeinde in ganz katholischem Geiste sich gestalten, besonders auf dem Lande, wenn der Ortsseelsorger mit dem Katholikenvereine und Gemeinderathe in freundschaftlichem Einvernehmen steht! Wie manche verderbliche Aergernisse, die dem Glauben und der Sittlichkeit öffentlich Hohn sprechen, wie manche Ercesse der Vergnügungs - und Genußsucht, die augenscheinlich den Ruin der Familien und Gemeinden herbei-fuhren, könnten auf solche Weise beseitigt werden! Eine christliche Gemcindeordnnng würde eine — mächtige Schutzwehr der christlichen Familieuordnung sein. — Wer liest nicht mit Rührung von dem häuslichen Leben unserer gläubige» Altvordern, das bei allem religiösen Ernste so anmnthig und gemüthlich war, daß selbst der Leichtsinn tu das Sprichwort einstimmte: »Ueberall ist gut sei», doch zn Hause am besten!« — Zn festge-fcütcr Zeit, in früher Morgenstunde, staud die ganze Familie auf, zuerst der Hausvater, der mit seiner treuen Lebensgefährtin die Kinder und das Gesiude zum ge-meinschaftlichen Gebet versammelte vor dem Hansaltare, wie man mich Abends sich nicht eher zur Ruhe legte, bis man aus Einem Herzen und Einem Munde Gott gelobt hatte. — Mit Gott fange an, mit Gott höre auf; das ist des Christen Lebenslauf. — Auch vor und nach dem Mittags- und Abendmale lobten Alle laut den Herrn, von dem jede gute Gabe kömmt. — Wer nicht betet und wer nicht arbeitet,, soll auch nicht essen; das war eine unverbrüchliche Hausregel, die man schon bei den Kleinen in Anwendung brachte. — Den ganzen Tag wachten die Aeltern mit unermüdlicher Sorgfalt über Kinder und Gesinde, wiesen Jedem nach bestimmter Ordnung sein Geschäft an, ermunterten durch Wort und Beispiel zu der Arbeit, wobei man gnte Gespräche führte und fromme Lieder sang. — Fluchen und Schelten, frivole, unfläthige Reden waren hoch verpönt, nicht minder Zank und Streit, Haß und Feindschaft. Ohne Keuschheit, Geduld und Liebe, wie könnte man ein Christ sein? -1- Die Liebe führte das Regiment im Hanse, ernst und mild — zärtlich gegen die Schwachen und Kranken — besorgt für die Bedürfnisse Aller, auf daß Niemand Grund zn Mißvergnügen hätte oder zu Veruntreuung; Lug und Trug galt als ein Verbrechen, das schon an den Kleinen hart gestraft wurde. — In den Beschwerden und Leiden dieses Lebens wies man ans den großen Christus am Kreuze hin, und sprach sich, iu christlichem Büßersinne die Tröstung zu: --Wenn das am grünen Holze geschah, was soll am dürren geschehen?« — Dort bei dem Bilde des Gekreuzigten, war auch nicht selten die Ruthe eingesteckt, das Symbol der Strafe, die von Seite Gottes jedem Sünder droht, denn das prägte man gar fleißig ein, daß Gottes Auge Alles fchant, auch was im Verborgenen geschieht, und daß Seine Gerechtigkeit nichts Böses ungerochen läßt. — Auch manche andere Bilder von Heiligen, die das Zimmer schmückten, waren eine beständige sichtbare Predigt, besonders das Bild der seligsten Jungfrau, der man als der himmlischen Hausmutter wenigstens alle Samstage, wie auch au den Sonn-und Feiertagen einen Kranz von Rosen flocht. — An denselben Tagen eilte Groß und Klein, in lieber Gottes-srühe, iu die Kirche — nicht selten nüchtern, weil man in Gottes Wort und im Eugelsbrote dir süßeste Speise fand. Dort verweilte.man bei Messe, Predigt und Christenlehre einen beträchtlichen Thal des Tages, besonders wenn man (was oft geschah) zu den heiligen Sakramenten ging — voran der Vater und die Mutter, denen Kinder und Hausgenossen folgen mußten. War man nach Hause gekommen, so mußte die Jugend vor Tisch das Evangelium ablesen und einer kleinen Prüfung aus dem Katechismus oder über die angehörte Predigt sich unterziehen. Man unterhielt sich mit guten Gesprächen und unschuldigen Spielen, die größtentheils selbst ei» religiöses Gepräge hatten, besonders an den höchsten Festen. Machte man einen Gang ins Freie oder (was selten war) an einen öffentlichen Unterhaltungsort, so that man es gemeinschaftlich, die Aeltern mit den Kindern; denn ununterbrochene Aufsicht über die leichtsinnige Jugend war Erziehungsgrundsatz, um gefährliche Verbindungen hintanzuhalteu. Man ließ junge Leute nicht allein umherschweifen, gestattete ihnen keine freie Verfügung über Geld, das man ihnen aufsparte, keinen eitlen Putz, feine Ueppigkeit und Schwelgerei, sondern gewöhnte sic an häusliche Stille und Zurückgezogenheit, an Sittsamkeit, Mäßigkeit (zu der das heilig gehaltene kirchliche Fasten-gebot anleitete), Sparsamkeit, kindlicher Gehorsam. — Abends waren Alle bei Zeiten im häusliche» Kreis versammelt; der Hausvater, oder wer sonst gut lesen konnte, schlug dann das große Buch auf (ein Leben und Leiden Christi, eilte Hauspostille, eine Heiligenlegend) und alles umher horchte mit heiliger Freude zu, und war munter und froh im Herrn. Hatte man endlich nach dem Abendessen das gemeinschaftliche Gebet verrichtet und zur Ruhe sich begeben, so unterließ der besorgte Hausvater nicht, zuweilen in der Rächt anfzustehen, um sich z» überzeugen, ob alles in guter Zucht und Ordnung sei. — Dieß war beiläufig das Familienleben der gläubigen Vorzeit. Mußte man da nicht den häuslichen Herd lieb-gewinueu, und in Gott vergnügt ansrufen: Hier ist gut sciu? — Wie ist's aber jetzt in unzähligen Familien von sogenannten Christen? Das Haus erscheint als ein schwer* müthigcs Gefängniß, dem der Mann, der Sohn, die Tochter, die Dienstleute, so oft und so geschwind als möglich zu entfliehen suchen, um in der Weite und in der Freie ihre Lust zu finden, während höchstens die kummervolle Mutter zu Hause sitzt, im Geiste die Verführung ihrer entlaufenen Kinder ahnend, und mit bangem Herzen der Rückkehr ihres Mannes harrend, der nach Mitternacht betrunken nach Hause taumelt. Dann geht's ans Fluchen und Lästern, Zanken und Poltern, Raufen und Schlagen — und was ist das- Ende fol- cher wiederholter Auftritte? Demoralisation, Verarmung, Siechthum, Lebensüberdruß, Verzweiflung— Ruin der Familie. — Ach! Lasset uns doch Alles aufbieteu, damit die Familien wieder christlich werden. Der Sommer im Prkesterleben. (Schluß.) Hat der Priester im Beichtstühle sein Amt geübt, dann ruft ihn das Gebot der Pflicht hin auf die h. Stätte, an der er das Wort des Herrn zu verkündige» hat, ruft ihn von dort hin an den Altar, daß er für die Gemeinde feierlich das hochheilige Opfer darbringe und nach kurzer Rast hat er fein Amt als Lehrer von Neuem zu beginnen. Zwar wird man entgegnen: Solch strenger Arbeitstage gibt es in der Woche nur einen. Wird aber nicht auch um dieses Eiuen willen das Priesteramt für den drük-kend fein, der eö nicht mit Liebe versieht und bedarf cs nicht des lebendigen Bewußtseins des freiwillig übernommenen Berufs, und daß man im Dienste, ja als Stellvertreter des höchsten Hern, arbeite, um nicht zu erliegen unter der Last und Hitze dieses Einen großen Arbeitstages? Müde von den Beschwerden des Tages möchte sich der Priester in der Nacht die nothwendige Ruhe gönnen. Doch bald weckt ihn der Ruf, daß ein Kranker feiner Hilfe sehnsüchtig entgegen harre. Es ist ja doch so stürmisch draußen, daß man kein »Thier aus dem Hause jagen wollte — soll beim der Priester sich den Gefahren des Sturmes und Weges preis geben? Das Heil einer Seele fordert es — er geht. Die Elemente scheinen sich gegen ihren Herrn, der auf der Brust seines Dieners ruht, empört zu haben; — dieser schreitet muthig vorwärts im Vertraue» auf den, der ih», wie einst feine Jünger auf dem stürmischen Meere, begleitet, und der den Stürmen zn gebieten vermag. Mit erschöpften Kräften langt er an; auf ärmlichem Lager erblickt er eine ausgezehrte Gestalt, ihr soll er die heiligen Sakramente der Sterbenden reichen. Es darf ihn nicht aneckeln vielleicht längere Zeit bei dem Hilsbe-dürftigen verweilen zu müssen; vielleicht ist cs seit langen Jahren wieder dessen erste Beicht; vielleicht preßt der nahende Tod ihm furchtbare Geständnisse aus; vielleicht gestattet die zunehmende Schwäche nur ein langsames, unterbrochenes Bekenntniß. Und doch will der eifrige Priester selbst diese Beschwerden, auch wenn sie sich oft wiederhole», auch wenn sie zur Zeit grassireder Epi-demieeu mit der Gefahr der Ansteckung verbunden sind, gerne ertragen; er weiß ja, daß der Herr seine getreuen Diener beschütze und wie es die Geschichte aller Zeiten lehrt, oft augenscheinlich über ihr Leben wache; er weiß ja daß cs keinen schöner» Tod geben könne, als der am Kampfplatze, der ihm angewiesen wurde; er weiß ja daß der gute Hirt auch sei» Lebe» für seine Schafe gebe. Aber schwerer trägt er die Leide», die seine Secle oft beim Krankettbefnche bestürmen. Oft muß er erst durch List oder pflichtmäßige Zudringlichkeit sich den Weg zum Kranken bahnen, der fammt seiner Umgebung iu dem Priester nur einen lästigen Prediger und sichern Todes-boteu erblickt. Nun soll er erst die Rinde losschälen, die sich um das Herz des Kranken gebildet, und- ihm dennoch keine Schmerzen bereiten, soll ihm in wenigen Stunden, ja Minuten nachholen helfen, was dieser durch lange Jahre versäumte, und dieß vielleicht im steten Kampfe mit der Abneigung des Kranken gegen Priester, unter öftern Ausbrüchen desselben. Und nun erst das Geschäft, weinende Kinder, eine trostlose Gattin zu beruhigen, die in dem Lebensende des Kranken den Anfang ihres Elends erkennen; vielleicht die Notwendigkeit erbitterte Feinde zu versöhnen, Rückerstattungen zn bewirken! wahrlich da weiß der Priester, was Beschwerde sei und drückend ist die Schwüle des Sommertages und um so drückender, wenn der jugendlich leichte Sinn bereits dem Ernste der Mannesjahre gewichen, wenn nicht mehr der Reiz der Neuheit und jugendlichen Muthes Kühlung bringt beim heißen Tagewerke. »Brüder seid nüchtern und wachsam, denn euer Widersacher der Teufel gehet umher, wie ein brüllender Löwe und suchet, wenn er verschlinge, wiedersetzet euch ihm feststehend im Glauben.« Diese Ermahnung des Apostel-fürsten, wichtig für Alle, wie befiehlt sie doch um so mehr Wachsamkeit de», Hirten «»vertrauter Seele»! We»n er nun de» Wolf erblickt, der ei» Schaf geranbt hat und mit demselben enteilet, um cs in Sicherheit zi, verzehren, und er seiner Aufgabe eingedenk ihm nacheilt, mit ihm um die theure Beute ringt und sic heimtragt und sorgsam heilt und pflegt, wenn der Priester, weil er dem Verführer ein Opfer entrissen nun dessen vcrläumderi-scher Zunge und der volle» Wuth eines Bosewichts bloßgestellt ist; wenn dieser Bösewicht durch seine Stellung im bürgerlichen Leben entscheidenden Einfluß aus sein irdisches Schicksal hat: o wie drückend wird dann die Schwüle des Tages! Doch sagt man: das ist ja nur selten, durch Klugheit läßt eS sich vermeiden. Wie aber, wenn dieser Fall, wie in unser» Tage» der Frivolität, nicht so selten ist? wie dann, wenn das nicht mehr löbliche Klugheit, sondern tadelnswerthe Pflichtvergessenheit wäre, was das gute Einvernehmen mit dem Verführer bewahren kann? Wohl dem Priester, dessen Lebenösom-mer frei blieb von solchen schwülen Tagen, er genießt ciit seltenes Glück, eilte Ausnahme von der allgemeinen Regel nur. »Der Diener des Altars soll vom Altäre, der Prediger des Evangeliuins soll vout Evangelium leben« dieß ist der Anssprnch des Herrn durch de» großen Weltapo-stel und mit Recht fordert der Seelsolger für sein Amt auch entsprechenden irdischen Lohn zur Erhaltung seines Lebens. Wenn aber seine billigen Forderungen immer weniger beachtet, an ihn jedoch desto höhere gestellt werden, wenn er sieht, wie man mit Unwillen die Gabe ihm reicht, die ihm gebührt, oder wenn er mit Kummer gewahr werden muß, daß er dort zu nehmen angewiesen sei, wo die Armuth des Gebers überall sichtbar ist; wenn er des zeitlichen Einkommens wegen mit denjenigen in Streit verwickelt wird, für deren Seelen er sorgen sollte, und wenn er erfahren muß, wie diese seiner Habsucht zuschreiben, was er. dem feierlichen Gelöbniße gemäß, um stiftungsmäßige Rechte zn wahren, thun mußte, wenn endlich Zeiten eintreten, wie wir sie im vorigen Jahre kennen lernten, wo die Liebe in so vielen Herzen erkaltete und Habsucht und Frciheitsschwiiidel es dahin brachte, daß man, anstatt für den Diener des Altars zn sorgen, ihm das entziehen wollte, was die Vorälter», um sich die Wohlthat eines eigenen Seelsorgers zu sichern, gegründet hatten: dann muß der Priester die drückende Schwüle des Sommers fühlen, und machte er sich nicht im Voraus darauf gefaßt, der Versuchung zur Unzufriedenheit erliegen. Je drückender die Sommerhitze, desto furchtbarer erscheinen die Gewitterwolken, die am Horizonte sich zeigen, und um so mehr fürchtet man für die Frucht, für feilt Hab und Gut, für sich felbst. Je größer die Beschwerden sind, welche den Priester treffen, desto größer ist die Gefahr, daß er im Unmuth seine Standeswahl verwünsche und durch sorglose Trägheit die Früchte feines bisherigen Fleißes vernichte, oder daß er ■— weil die Amtstreue, die stete Selbstbeherrschung ihm keinen Lohn nur Lasten zu bringen scheinen, den Genüssen der Welt sich in die Arme werfe, und fo Körper und Seele — sich selbst zu Grunde richte. »All turnt Kummer empfehlet Gott, denn er for-get für euch« fchreibt der heil. Petrus. Trostreich sind diefe Worte. Aber wen» wir sic befolgten und unser Kummer dennoch nicht weichen will, wenn neue Schläge des Unglücks uns treffen, wenn jeder neue Tag unserm vertraueusvollen Gebete zu spotten scheint, wie dann? Dann droht die schwarze Wolke des Unmuths ob der Standeswahl sich ans unserer Seele zu lagern und wohl uns, wenn sie nur in Thränen der Wehmuth sich entlastet ohne mit verzehrendem Feuer unsere Ruhe vollends zu zerstören; wohl uns, wenn wir doch nicht lassen von Ihm, der uns nicht über unsere Kräfte versucht werden läßt, sondern zur Zeit der Versuchung einen Ausweg zeigt, damit wir nicht unterliegen, wohl uns, wenn wir nicht wegen Unzulänglichkeit der Kraft verzagen, sondern des Wortes gedenken: Alles vermag ich in dem, der mich stärkt, in Gott. Darum Priester des Herrn! leite des Uugewitters zerstörende Kraft durch die Wetterstatt-flt des kindlichen Vertrauens auf deinen Meister von dir ab. Hoch gegen Himmel rage sie empor; denn cs ist des Weisen wahre Zierde, daß er dem Hochgebirge gleiche, dessen Haupt im Sonnenlicht erglänzt, während der Fuß in der Stacht des Ungewitters steht. Wer den Herrn feierlich zu seinem Antheil erwählte, darf nicht uttmuthig werden, wenn die Welt ihm nur Dornen trägt; der Jünger ist ja nicht mehr als der Meister, haben sie die-fett verfolgt, ja werden sie auch Jenen nicht in Ruhe lassen — aber der Meister will, daß, wo er ist, auch feine Diener feien, und ist mit ihnen bis an das Ende der Zeiten. Eine noch größere Gefahr, welche die Früchte der Mühen deS Priesters, fein und fremdes Seelenheil mit Vernichtung bedroht, wird ihm von den Schlingen der Sinnlichkeit bereitet. Mächtiger als jede andere Begierde bestürmt die Begierde des Fleisches den Menschen und sucht in ihm die Herrschaft zu erringen, und auch die Priesterweihe ist kein Talisman gegen die Angriffe dieses Feindes. Denke dich nun in deiner vollen Manneskrast hingestellt in die Mitte der dir auvertrauten Herde, weit entfernt von deinem Oberhirten, weit entfernt von Jenen, deren Pflicht cs ist über dich zu wachen, aber nahe, für deine Gemüthsrnhe zu nahe Jenen, die deine Sinnlichkeit reizen, nicht mehr unter der Aufsicht eines unmittelbaren Vorgesetzten oder eines wahren Freundes und Amtsbruders, weit entfernt von solcher Gesellschaft, welche deinen Geist auf edlere Gedanken lenkt und dich immer beschäftigt hält — vergegenwärtige dir die vielerlei Versuchungen, in welche selbst deine Amtsverrich-tungen dich führen, wo das innige Vertrauen eines Beichtkindes dem Unvorsichtigen zum Falle werden kann; ruft dir ins Gedächtniß die Oede und Trockenheit des Geistes, die ein weites Feld der Verführung eröffnet: dieß und fo viel Aenliches erwäge und prüft an dieftr Erwägung die Wahrheit der Worte Jefu: Wer steht, fehe zu, daß er nicht falle. Doch, was da beginnen? was anders, als sich fchirmen gegen die tödtenden Blitze? Priester, fliehe vor dem Ungewittcr, wenn du es nahen siehst, fliehe dorthin, wo seine Kraft gebrochen wird, in die Arme der heil. Religio», die zn verkündigen du berufen bist. »Wer unter dem Schutze des Allerhöchsten wohnet, der wird unter dem Schirme feines Gottes bleiben. Sprechen wird er zum Herrn: »Du bist mein Beschirmer und meine Zuflucht, o Gott! auf dich will ich hoffen.« Fliehe die Gelegenheiten zur Versuchung, denen du durch die Flucht entkommen kannst; entwinde dich den Armen des Lasters, wenn es trügerisch dich umschlingen will, denn wenn auch deine Vorgesetzten ferne sind, Einer ist nahe und wacht bei all deinen Thaten; wenn auch die Stimme der Verführung lieblich tönt, höre auf die Warnungsstimme im Innern, höre auf den, der aus feinem Evangelium zu dir spricht, und Seiner nicht spotten läßt; wenn auch Freude dir winkt, gedenke des Leidens, das sie im Schooß birgt. Und darum vergiß nie daß Wort des erfahrnen Rathgebers Augustin: Cogita et iteruni cogita, quod libidinis tentatio fugiendu superatur. Mächtig lockt cs uns nach einem Gewitter hinaus ins Freie. Sieh, wie die Erde sich erholte! wie Alles zn neuem Leben aufathmet! Nicht mehr beengt bange Schwüle unsere Brust, in vollen durstigen Zügen, mochten wir trinken die reine, die himmlische Luft. DaS Gewitter ist vorüber, mit ihm auch die Furcht vor dem was es bringe; es hat nur den Segen Gottes unter Anzeichen seiner Majestät gebracht. — Gerade so wird es auch im Herzen des Priesters, wenn er die Stürme glücklich bestand, und die Gewitterwolken der Versuchungen nur wohlthätige Regungen in ihm hervorbrachten. Um den Andrang der Muthlostgkeit zu bekämpfen, mußte er sich Gottes Allmacht und höchste Güte vergegenwärtigen; um den Lockungen der Genußsucht zu widerstehen, mußte er der Allgegenwart und strengen Gerechtigkeit Gottes lebhaft eingedenk sein, und sich! gerade hiedurch verlor sich jene Unempfindlichkeit und Dürre des Geistes; er wandelt vor Gottes Angesicht und kann nicht umhin, den so Nahen mit voller Inbrunst anzubeten und lebhaft zu fühle» die Größe des Augenblickes, wo er diesen, seinen Gott in seinen Händen hält. Und wie muß doch gerade hier, bei dem Gefühle der Größe des übertragenen Amtes das Gefühl der Beschwerde» desselben in den Hintergrund treten, wie lebhaft muß der Gedanke werden: Ich diene meinem Herrn und Gott. Muß ich ihm auch auf rauheu Pfaden folgen, so weiß ich ja doch, daß er mir darauf voran gegangen, um mir ein Beispiel zu gebe», ich weiß, daß er gesagt: Wer mir nachfolgt, wird nicht im Dunkel wandeln, sondern das Licht des Lebens haben. Bei solchen Vorstellungen schwindet die Schwüle des Sommers, leichter athmet das Menschenherz — das Gewitter der Versuchung har es veranlaßt. Darum: »Selig der Mann, der die Prüfung besteht, denn, wenn er bewährt befunden wurde, erhält er die Krone des Lebens, welche der Herr Allen verheißen hat, die ihn lieben« — selig der Priester, welcher die Versuchungen zur Unzufriedenheit, zur Sinnenlust besteht, denn nur durch solch heroischen Kampf gelangt er zum Siege, zur Glückseligkeit iu dem Stande, dem er sich auf immer geweiht — der Sommer seines Lebens fördert die edelsten Früchte zur Reife. Dr. Wiery. Korrespondenz ans Steiermark. In der Slovenija Nr. 63 vom 3. August 1849 steht ein Korrespondenzartikel aus Steiermark, welcher nach einem schweren Traume geschrieben, das Getränmte als eine Thatsache den geliebten Brüdern mit aller Rührung und Auferbauung vorerzählt. Geschichte und Traum ist zu sondern. Geschichtlich ist: Der Herr Kaplan Z. hatte sich, da seine Jurisdiction zur Ausspeudung des heiligen Bußsakramcntes zu Ende ging, der gewöhnlichen Prüfung beim Dekanate zu unterziehen. Der Dechant gab ihm drei Fragen zur schriftlichen Beantwortung. Die dritte Frage betraf das pastoralkluge Benehmen des Seelsorgers bezüglich der Nationalität. Dieses in slove-nischer Sprache verfaßte Elaborat wurde, wie gewöhnlich an das Ordinariat zur Beurtheilnng vom Dekanate ein-gesendet. (Es handelt sich hier also nicht um die Bearbeitung jener Ordinariatsaufgabe«, die in der Slovenija angeführt sind). Soviel z» vernehmen ist, beantwortete Herr Z. die beiden ersten Fragen gut; in der dritten jedoch war er sich selber nicht mächtig genug, um Manches ferne zu halten, was zur Frage nicht gehört, und verflieg sich bis zu einigen Sätzen, deren Tragweite er im Uebermaße seines vermeintlichen Eifers nicht ermessen mochte. Jedes Prüfung« - Elaborat verlangt eine Kritik, Anerkennung oder Tadel. Das war auch hier der Fall. Das Irrige und Tadelnswerthe des Inhalts, keineswegs die Abfassung in floveirischer Sprache wurde ausgestellt. Die Mutter Slava hatte also keine Thräne zu vergießen, da ihr gar nichts zu Leid geschah. Was aber den etwas boshafte» Scherz betrifft, daß ei» flove»ifcher Domherr, um zu dieser Würde zu gelangen, sich über die Nichtkenntniß des Slovcnische» hätte ausweisen müssen, so ist solcher Scherz hier deßwegen am Unrechten Platze, weil die befangenen Leser ihn in dieser Verbindung leicht als Ernst nehmen, und sich selber einer argen Täuschung, und einem voreiligen Ur-theile gegen die Nächstenliebe hingeben könnten. Von einer solchen barbarischen Tortnr der Sprachenläugnung müßte wenigstens der gemeinte Domherr, der hievon gar nichts weist, auch etwas verspürt haben, da dasAetheri-siren damals noch nicht erfunden war. Uebrigens sollte der (Korrespondent doch wissen, daß nebst dem Pettauer Domherrn noch ein Sloveue im Consistorinm sitzt, welchem er eben so genaue Keuntniß seiner Nation, als wanne Liebe für sie zuerkennen wird, aber auch jene Höhe der wissenfchaftlichen Bildnng, welche in der Nationalitätsfrage, wie überall, Wahres und Falfches scharf z» sichten versteht. In die Herzen der übrigen Domherrn wird der Correspondent auch nicht hineingesehen haben, um geradehin zu behaupten, keiner kenne und liebe diesen schönen Theil der Diöcese und seine Bewohner. Nicht au einen alleinseligmachenden Germanismus glaube» wir, wohl aber a» eine allein seligmachende katholische Kirche, der die Deutschen und die Slovenen der Seckauer Diöcese angehören, und Eins sind in demselben Glauben, in derselben Hoffnung und in derselben Liebe, welche das Band der Vollkommenheit ist. Kirchliche Nachrichten. Gründung einer hohem Bildungsanstalt für Weltpriester durch den fel. Erzbischof von Paris, Herrn Dionys Affre. Herr Affre ist in der Lage gewesen einen richtigen Vergleich zwischen dem heutigen und dem Clcrus der früheren Zeit anzustellen; feine ganze Jugend war in der Umgebung von Geistlichen verflossen, welche mit theologischer Gelehrsamkeit, mit strengen Sitten und genauer Beobachtung der Doktrin tieft wissenschaftliche Kenntnisse verbanden. Er hatte unter diesen letzten Sprößlingen des alten französischen Clerus Denker, Redner und Schriftsteller von seltenen Verdiensten kennen gelernt. Unter dem neueren Clerus war dergleichen nicht mehr za finden, und in Saint-Sulpicc selbst war der wissenschaftliche Unterricht ganz verkommen. In Frankreich, dem Lande wo die wissenschaftliche Bildnng alle» Classen zugänglich geworden, konnte dieser Zwiespalt zwischen dem Clerus und der Wissenschaft nicht ohne nachtheilige Folgen bleiben. Ein bedauerliche^ Vornrtheil bemächtigte sich der Geister, und nahm von Tag zu Tag zu. Wie Jollte man auch übrigens den Jugendunterricht der Geistlichkeit zuweisen, ohne durch klare Beweise darthun zu können, daß der Elerus, außer der moralischen Erziehung auch im Stande sei, hinreichende wissenschaftliche Bildung zu crtheilcn? Es mußte also zur Ehre der französischen Kirche, zur Aufrechthaltung des Ansehens des Clerus, und im gegenwärtigen und künftigen Interesse desselben uoth-wendig etwas gethan werden, um unter der Geistlichkeit den Drang nach Wissen wieder zu wecken, und sie zum Studium anzueifern, damit aus den jungem Gliedern des Clerns die Professoren für künftig zu errichtende Institute herangebildet werden könnten. War jedoch der Säcnlar-Clerus nicht im Staude Lehrer zu liefern, und selbst die Lehranstalten zu leiten, so würden die Bemühungen des Episcopates in dieser Beziehung, lediglich zum Nutzen der religiöseil Congrega-tiouen gedient haben; Hr. Affre aber fühlte sich nicht geneigt, das Aufblühen der Kongregationen mehr als nöthig zu begünstigen und zu unterstützen. Er gründete daher aus eigenen Mitteln ein Institut, in welchem junge Priester sich durch mehrere Jahre ganz ausschließlich dem Studium der Wissenschaften und der Literatur widmen könnten. Weit entfernt das Urtheil der in dem öffentlichen Unterrichte in Frankreich ausgezeichneten und hervorragenden Männer znruckzuweisen, oder vor irgend einem Parteiurtheil bei den öffentlich abzulegenden Prüfungen zurückzufchrecke», bestimmte er im Gegentheile, daß die Zöglinge der ecole ccclesiasti-que des Cannes sich den Prüfungen der Pariser Fakultäten unterziehen, und die akademischen Grade erlangen sollten. Die Zöglinge der Carmeliten erlangten also, gleich den öffentlich Studierenden, ebenfalls die Grade von Lizentiaten und Doetoren im Wege des Cou-curfes; sie legten öffentlich die Proben ihrer Kenntnisse in der Literatur, in deu Wissenschaften ab, und boten daher für den Fall, daß sie sich dem öffentlichen Unterrichte widmen wollten, alle Garantien dar, welche der Staat nur verlangen konnte, und die bisher je gefordert wurden. — W. Z. Ans Böhmen. In der ersten Hälfte dieses Monates wurde in der Königgrätzer Diöcese mit Erlaubniß des Ordinariates eine Art Mission gehalten zu Ketzels-dorf nahe an der mährischen Gräitze. Eine zweite wird gegen Ende dieses Monats zu Kottwitz Statt finden. Einige Ordens- und Weltpriester haben sich zu dieser außerordentlichen Andacht, wie eine außerordentliche Zeit sic verlangt, brüderlich vereiniget. In einem Kloster zu Ar-nau wurden auch in der "Woche nach Maria Himmelfahrt Pricsterererciticn gehalten, deren Leitung P. Dichtl, Spiritual der barmherzigen Schwestern zu Prag, auf sich nahm. — Der Prager Katholikenverein gibt jetzt ein Sonntagsblatt heraus, das den Titel »Wahrheit« führt. Bravo! Denn für die »Lüge« gibt es schon Zeitungsblätter genug. Die religiösen Orden in Rom. Die Jesuiten, welche, wie in der Schweiz, in ganz Italien und Oesterreich auch von Rom zuerst vertrieben wurden, sind die meisten nach Amerika, England und Frankreich gezogen. Manche sind als Weltpriester in Italien herum zerstreut. Aus ändern Orden wauderten viele von Rom weg, und suchten in ändern Ländern und Staaten bei ihren Ordensbrüdern Unterkunft. Manche lebten als Weltpriester, und als diese nun auch verfolgt wurde», weltlich gekleidet als Private bei Verwandten und Freunden. Mehrere wurden Opfer: Manche unter Meuchlerhand, Andere auf sonst gewaltsame Weise. Andere erlagen dem Kummer und den leiblichen Strapazen, wie Zeitungen der verschiedensten Farben genügend berichteten. Laienbrüder traten in Dienste bei christlichen Familien. Nonnen drängte man aus 4 — 5 Klöstern verschiedener Orden in eines zusammen. Manche zogen das weltliche Kleid an, und suchten eine Herberge bei Verwandten und Bekannten. Manche zogen nach Neapel und nach Frankreich. Novizen wurden seit ein paar Jahren sowohl in Männer- als Franenorden, wie sich unter solchen Umständen von selbst versteht, keine mehr aufgenommen. Alte, kränkelnde und gebrechliche Personen unterlagen diesen Verfolgungen, während sie in ruhigem Zeiten und ungestört in ihren Ordenshänfern vielleicht noch viele Jahre gelebt haben würden. So ist denn die Zahl der geistl. Ordeusinitglie-der um ein Bedeutendes vermindert worden. Den Nonnen sind in der Hauptstadt schon wieder ein paar Klöster zurückgegeben worden; in den Provinzen wird es wahrscheinlich im Verhältnisse auch geschehen sein. Dasselbe ist bei den Mönchen der Fall; die Zerstreuten oder in einzelne Klöster Zusammengedraiigten kehren in ihr Eigenthum zurück, und thcilen 'die Räume brüderlich mit den französischen Truppen. Das NoviziathauS der Jesuiten , welches nach Vertreibung derselben den alten gebrechlichen, die nicht wegziehen konnten, als Asyl gelassen ward, obgleich sie während der Republik von einem Ort zum ändern geschleppt wurden, ist den noch am Leben gebliebenen Gebrechlichen wieder zum Theil zurückgegeben worden; und, wie verlautet, wünschen die neapolitanischen und fltiliantfchen Bischöfe ihre Rückkunft ins Königreich Neapel. Daß aber die Zahl der Ordensperfonen beiderlei Geschlechts vermindert bleiben oder noch mehr vermindert werden wird, ist außer Zweifel; denn der Staat ist nun so verschuldet worden, daß, wenn der Papst nicht genöthigt wird Klostergüter zu verkaufen, sie doch so schwer besteuert werden, daß es die Ausnahme von Novizen auf viele Jahre sehr erschweren oder gar unmöglich machen, und so manche Gemeinde nach und nach völlig aussterben muß. K. Bl. v. T. Personal - Nachricht. Ans der Laib ach er Diöcese. Am 24. d. M. uui ,/a2 Uhr früh ist der Hochwürd. Domdechant des Laibacher Domkapitels, zugleich Professor des Bibelstndinms N. B., Hr. Urban Je rin, gestorben. Gedruckt bci J»sef Blasnik in Laibach.