lur Kunst, Wissenschaft nnd geselliges Leben. Nedigirr von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ VV. Fre'ttag am ZV. Jänner i84R. dalblüdr,» <> n. Dülw i>,c s. t. Po,'i „Hier Onuverl !!,,! oortüsreier Zusendunli «an<>l>br>>! », hdlbicidril! 4,!>, C.M., u«!d w,rd oülbjäbric, »»r«u»« Der Lehrling. „^Velig, wer sich uor der Welt 2h„e Haß verschließt!" Also sang ei,> Liederheld, Der unsterblich ist. Dos Verschließe,, wiire leicht, Aber — ohne Hoß! Hüst, o Meister, du's erreicht, O so lehr' auch Das! H c r m a n n s t h o l. Die Stubenberge. Von Korl Prenncr. (Vcschluss.) Kaiser Friedrich, aus den Fenstern seiner steierischen Burg, wo er das erste Tageslicht erblickte, mit dem päpst­lichen Legaren, dem salzburger Erzbischofe und andern Gro­ßen des Landes in diesen Jammer seiner Unterchanen und der Bewohner der früher so blühenden Vorstadt hinaus­sehend, und die heiße Luft der Flammenglut einachmend, forderte die umstehenden Edlen auf, so vielen Gräuel ab­zuwenden mit tapferer Hand, im muthigen Streit. Da stellten sich drei Edle des Landes vor den betrübten und zagenden Kaiser hin. Die. Geschichte hat die Namen die­ser wahrhaft Edlen dankbar der Nachwelt aufbewahrt: sie heißen Heinrich v. Neuberg, Georg v. Herber stein und Otto v. Stubenberg. Diese Helden erboten sich in hochherzigem Sinne zum ungesäumten Ausfalle, die Feinde nicht zählend, nur den Jammer ihrer Mitbrüder achtend. Wie ein heulend daherbrausender Sturm warfen sich diese drei Tapfern mit ihren Reisigen hinaus in die gräuelvolle blutrothc Nacht, auf die mordenden und brennenden Feinde, sensengleich mähten die Flammenschwerter dieser Helden die Kopfe der blutdürstigen Horden nieder, und retteten mehren Hunderten das Leben und die Freiheit. Sie konn­ten aber dennoch nicht hindern, daß der sich zurückziehende Feind auf seiner Flucht gegen Liebenau, Ferniz und die Umgegend von Et. Peter verwüstete, und in größter Eile Menschen und Vieh davon trieb. Bei der imposanten Leichenfeier des zu, Wien gestor­benen Kaisers Friedrich iv.,-d,essen Asche der'altergraue Dom der Kaiserresidenz zu St.,Stephan in-einem bewun­derten Mausoläum einschließt, und' bei welcher,Todtenfeier. die sämmtlichen österreichischen'Erblande Und das römisch­deutsche Reich durch adeliche Mitglieder und Ausschüsse ' repräsentirc wurde, führten Heinrich von Stubenber g und' Christoph Graf von Werdenberg das Trauerpferd in der Repräsentation des römischen Reichs. Ein Jörg von Stubenberg und ein Friedrich von Stubenber g turnir'ten mit dem ritterlichen Kaiser M ax l., Friedrichs des iv. Sohne, zu Folge Freydells Turnier­buch rühmlich. — Soviel von den Ahnen dieses uralten Helden- und Herrengeschlechts aus der altern Zeit.— Aus der neuern Zeit erscheinen als Sterne dieses hohen Hauses: Georg v. Scubenberg, Herr zu Schallaburg, Kapfenberg, Murek, Siechtenberg, Guttenberg, Schreiernberg, Frauen­burg , Wurmberg, Anlenstein, Neustadt an der Meltau, Sceierberg, Wülsingstein, Eggenfeld, Hauß am Bacher, Halbenerain, Klötsch, Burggraf zu Steier, k. k. geheimer Rath, ein mächtiger Herr im Besitze vielen Vermögens; er verließ aber im Jahre 1S39 sein Vaterland, und zog nach Sachsen. Mi t ihm ging sein großes Vermögen, viele Kostbarkeiten, und der betrachlichste Theil des Familien-Ar­chives für das Land und die übrigen Linien der Familie verloren. Seine Nachkommen gelangten im Auslande zu hohen Ehren und Ansehen. So wurde einer derselben, Wilhelm August Herr von Stubenberg , churscichsischer Cabinets- und Conferenzminister, Ritter des weißen Adler­ordens, Herr der Herrschaften Ttraßburg und Neudorf in Sachsen. Diesem nämlichen bestätigte, ob den erhobenen Zweifeln wider seinen hohen, uralten Adel, Kaiser Kar l Vii. sein uraltes, adeliches Herkommen und ertheilte ihm zugleich die gräfliche Würde. Einen Leopold von Stubenber g erhob Kaiser Leo­pold i. im Jahre i«?3 zur besondern Auszeichnung und Ehre zu Gratz aus der Taufe. — Franz Herr von Stu ­benberg und der deutsche Ritterordenscomthur zu Sand­ 3R4 Hof und Friesach in Kärnten, Nathsgebietiger der Valley Oesterreich, Christian Herr von Stubenberg , waren ruhmvolle Generale unter Kaiser' Kar l vi . und Mari a Theresia. — Paul Herr von Stubenberg, geboren i?82, hatte den Papst,Pius vi. "zum Taufpachen, starb aber jung in Kriegsdiensten. — Joseph Graf und Herr von Stubenber g war Fürstbischof von Eichstädt, wel­ ches er als deutscher Reichsfürst mit voller Souveraine­ tä'c besaß: D,eses Hochstist wurde durch den Neichsfrieden­ schluß im Jahre 1803 secülarisirt, und ein Theil dieses Bisthums dem Großherzog von Toscana, Ferdinand nl., Erzherzoge von'Oesterreich und Churfürsten voN Salzburg zur Ergänzung seiner Entschädigungen abgetreten, worauf sich Fürstbischof Joseph in sein Vaterland Steiermark zurückzog, und auf dein ihm gehörigen herrschaftlichen Schloße Obermurek lebte, bis er, wieder auf den bischöflichen Stuhl nach Eichstädt von dem Könige' Marimilian I. von Baiern berufen, daselbst vor etlichen Jahren starb. Noch sind zu nennen: Ein Felix v. Stuben berg; er war Domherr des Hochstiftes Eichstädt; weiland Leopold Graf und Herr von Stubenberg, k. k. Kämmerer, Obersterblandmundschenk im Herzogchum Steiermark, k. k. Gubernialrath bei dem hohen illyr. Gubernium zu Laibach, Inhaber der Herrschaft Obermurek in Steiermark; Adolph Graf und Herr von Stube n berg, k. k. Kämmerer, und Inhaber der Herrschaften Stubegg und Guttenberg; Karl Graf und Herr von Stubenberg, k. k. Kämmerer, Herr der Herrschaften Wieden und Oberkapfenberg; Wolf­gang Graf und Herr von Stubenberg, k. t. Kämmerer, Hauptmann in der Armee und Ritter des königl. sardini­scheu Mauriz- und Lazarus Ordens. Von den mehren Monumenten, welche an diese ur­altadeliche Familie erinnern, bemerke ich hier nur drei, und zwar: das im Hofe des vorhin gräflich wildensteinschen, nun prathenayerschen Hauses zu Gratz in der Stampfergasse befindliche Monument, welches einen geharnischten Ritter und eine Frau mit dem stubenberg'schen Wappen dar. stellt, mit folgender Aufschrift: 4ZS3 II. v «tobeuderg, n. ?,» l^utendelK um! 8t6ier«d6rz NKzter ürbslieull in I^ucl lliteiei'. Das zweite Monument ist die in der Hof- und Dom­kirche zu Grätz rechter Hand befindliche Capelle, der schmerz­haften Mutter Gottes geweiht, welche im Jahre 1695 Georg Herr v. Stube n berg, geheimer Rath, erweiterte, mit Statuen nno Malereien auöschmückte, und zur Grab­stätte für sich und seine Familie bestimmte. Die Familien­gruft der Stube n berge befand sich auch bei den Mino­riten in der Murvorstadt zu Grätz. Ein drittes stubenberg'sches Monument befindet sich in der Wallfahrtkirche zu Frauenburg bei Unzmarkt an der Mur in Obersteier. I n dieser Kirche liegt ein Fried­rich von St u den berg begraben. Auf seinem Leichenstein ist Folgendes zu lesen: vami»»« i?i-ieni,c!n!»l!i-ss et »tube^ , l>«!-e<1illlril!« pnoeitntur vxcnlu» »l^'i-io? «bilt i3 . 1,'ed!-: ^ : 8: IZ^ . Hiermit ende ich die gcnealogischchistorische Skizze die­ses tapferen, uraltadelichen, so herrlichen, an Heroen und großen Staatsmännern so reichen Herrengeschlechts der Grafen und Herren von Stubenber g auf Kapfenberg, Scubegg und Guttenberg, Obersterblandmundschenk im Her­zogthume Steier; ein Edelgeschlecht, auch für die Krainer wichtig, wie denn dasselbe auch in unserer vaterländischen ständischen Matrikel als krainischer Lanostand erscheint. Der Beistand. Erzählung «on Nr. Rudolph Puff. (Beschluß.) Unter solchen Reden kamen sie nach Ottochacz, die Hochzeit wurde mit allem Jubel gefeiert, der Wein nicht gespart, und eben, als Jur i im Begriffe war, seine Gäste mit herrlichen Krebsen zu überraschen, geschah ein Unglück, an das Niemand dachte: der muntere Bräutigam strauchelte, fiel Kopf über in die Gacza, und wurde nach fruchtlosen Versuchen, ihn aus dem grundlosen Schlamme zu reiten, als Leiche herausgezogen. Mit erschütterter Seele sprengte Jacob heim, um seine Mutter auf dem Sterbebette zu finden. Mi t bre­chender Stimme rief sie ihren einzigen Sohn zu sich, ein schweres Geheimniß schien ihr Herz zu belasten. Sie zog ein kleines Gemälde aus dem Bette, welches eine stattli­che Dame in reicher croatischer Tracht vorstellte. — „Höre mich an, Sohn!" sprach sie bebend, „und zürne mir nicht, wenn ich mit letzter Kraft Dinge vorbringe, welche viel­leicht die hohe Achtung untergraben, die Du Deinem Va­ter bis nun weihtest. Er war ein stattlicher Mann, der Bogomil" , fuhr sie matt, wie im Selbstgespräche, fort, aber leichtsinnig und hochmüthig, wie seine Brüder alle. Ich lebte unbefangen und ruhig bei meinen Aeltern im Dorfe zu Allersberg, und bildete mir nicht im Traume ein, daß der in Jahren schon etwas vorgerückte Herr Pfleger seine Augen auf mich werfen würde, um so weniger, als man von einer vornehmen, fremden Dame sprach, mit der er schon seit Jahren heimlich verbunden sei. Plötzlich fiel es ihm ein, um mich sich zu bewerben. Ich , vom stolzen Glücke trunken, folgte zitternd zum Altare. Ein frohes Jahr verging, und ich liebte de.inen Vater mit leidenschaft­licher Glut. Da fand ich eines Morgens ein weinendes Kind vor meine Siube gelegt — das warst Du, Jacob. Ich erbarmte mich Deiner, aber ach! zwei furchtbare Nach­richten bohrten sich, wie giftige Dolche, in mein Herz: das mehr als bestätigte Gerücht, Du seist der Sohn meines Mannes aus seiner Verbindung mit einem Edelfräulein — und die noch entsetzlichere Neuigkeit, er stehe in heimlichem Umgange mit einem Mädchen in L^. Eine schwere Krank­heit brach« mich dem Grabe zu, hundertmal schwur Dein Vater auf Dein Haupt alles Verderben herab, wenn Du sein Sohn seiest, ich beruhigte mich, schwieg und überzeugte mich später, daß Dein Vater falsch geschworen. Du wuch­sest heran, und zeigtest allen Eifer für das Waffenhand­werk; Deine sorgfältige Erziehung war das einzige, wo­raus ich erkannte, daß Bogomil s Herz noch nicht ganz­ 355 lich verderbt sei. Mi t seinen zunehmenden Jahren ver­doppelte sich seine Zärtlichkeit und Sorgfalt für mich, seine, durch übermäßige Leiden früh gealterte Gattin, verdoppelte sich seine Liebe für Dich. So band er mich mit dem Eide, Dir stets mit mütterlicher Treue zur Seite zu sein—Dich— in allen Dingen, besonders aber, wenn Du Dich vermäh­len solltest, mir unbedingt zu gehorchen. I m Verlaufe der Jahre erst erfuhr ich, daß Modrusha — hilf Himmel, siehst Du dort den Schalten winken, siehst du Nichts, Ja ­cob? Er ruft mich, Gott, genade mir!" Anna zuckce zu­sammen, ihre Lippen schienen noch ein Geheimniß offenba­ren zu wollen, aber der Tod halte auf ewig ihre Sprache gehemmt. III. Auf der Feste zu Allersberg gebot seit zehn Jahren ernst und mild, mit jener Umsicht und Thaitraft, wie es Krains Verhältnisse im sechszehnten Jahrhunderte nöthig machten, der würdige Schloßhaupcmann, Herr Jacob Ia ­blanicz, ehemaliger Büchsenmeister und Befehlshaber in der Grenze. Wohl hatten die Jahre sein Haupt gebleicht, hatte die Zeit manche schmerzliche Furche in sein schönes Gesichl gezogen, aber das Auge sprühete noch das alte Feuer, das Herz schlug noch in alter Glut, wenn es galt, im Kampfe Kraft und Ausdauer zu zeigen. Murrten auch manche unerfahrenen Jünglinge über die «unausstehliche Genauigkeit", wie sie es nannten, mit welcher er jeden Stein im gewaltigen Dreiecke der Burg kannte, für jedes Fenster einen Verheidigungplcm bei der Hand hatte, und gewiß jeden Srrauch wußte, der sich emporzog längs dem steilen Schloßberge, so freuten sich doch über ihn die be­jahrten Rüstmeister, wenn er im Verlaufe des Gespräches jedes Gestelle nannte aus der reichen Waffenkammer, und die Geschichte einer jeden erbeuteten Standarte erzählle, und von der Bauart der alten, tiefer unten am Verge in Trümmern liegenden Feste Starcterjak alle Vorcheile und Nachtheile an den Fingern herzählte. Freundlich und ge­sellig war der alte Herr der Liebling seiner Umgebung, seine Lieblingsunterhaltung aber die Einsamkeit. Ganze Stunden saß er oft in der kleinen Laube, welche er sich angelegt hatte, am Fuße jenes gewaltigen Rundthurmes, an welchem seit Jahrhunderten unversehrt der vergoldete Stier als riesiges Wappen der Auers berge prangte. Dort gingen vor seinen sinnenden Augen die Schatten entschwundener Jahre, die Geister besserer, wenn auch arg­bewegter Vergangenheit vorüber. Die Verwünschung, welche er ausgesprochen an Modrusha's Hochzeittage, brachte Unheil und Verderben in so manchen Kreis, der ihm lieb und theuer war. Seit Iuri'sTode schien es, als ob eine höhere Macht ihn dazu bestimme, bei so vielen Hochzeiten das Verhängnis; vorauszusehen, welches bald nach ihrer Feier eincraf. Anfangs schauderte er, nach und nach aber ging er mit dem stillen, ergebenen Grimme, mit welchem das Opfer dem raubsüchtigen Mörder folgt, zu Verbindun­gen, die in wenig Zeit darauf entweder Zwist und Unei­nigkeit entstellten, oder Unfälle verbitterten, oder gewaltsame Todesfälle auflösten. Seines Verhängnisses endlich müde, gab er den Waffendienst an der Grenze auf, und folgte dem ehrenvollen Rufe des Grafen von Allersberg, auf dessen alter Stammveste erden wichtigen Platz eines Schloß­haupcmcmns antrat. Bessere Tage schienen für ihn und Gerza aufzudämmern; hier lud ihn Niemand zu einer verhängnißvollen Hochzeit ein, oder wenn es geschah, so konnte ersich unter leichtem Verwände davon entheben. Sei­ne Gattin lauschte in treuer Freundschaft jedem seiner Winke, und er schien eben an sie gewohnt genug, um mit herzli­cher Wärme sie zu behandeln, als sie eine tödtliche Krank­heit, deren Keime längst in ihr lagen, an das Lager fesselte. Trotz aller Sorgfalt schwand jede Hoffnung der Besse­rung, und mit matter Stimme rief sie einst den Gatten an ihr Bett. «Jacob,« begann sie, „ich weiß, Du bist viel zu edel, um einer Unglücklichen, die sich lange genug sträubte, Dein Schicksal an das ihre zu ketten, noch über das Grab hin­aus zu zürnen. Sich, guter Jacob, mich schaudert bei dem Gedanken, daß Du mir auch dann noch grollen könn­test für Dein zerstörtes Lebensglück; weht doch die Luft so kalt über den Friedhof, daß es mich in innerster Seele ergreift, wenn ich denke, daß ich bald einsam und verlassen draußen liege unter den Fremden im stillen Felde. Nicht wahr, Du zürnest mir nicht?" Jacob ergriff ihre feuchte Hand und drückte sie in­ nig an sein Herz. „Mit keiner Unwahrheit will ich vor den ewigen Rich­ ter treten", fuhr sie fort, „wie es Jur i that; er meinte es uns gut, und folgte Deiner Mutter in der Aussage, daß Modrusha vermuthlich die Tochter Deines Vaters sei; auf dem Sterbebette wollte Dir die Mutter die Beweise des Gegentheils liefern, aber der Tod hemmte ihr Geständ­ niß, und ich hatte nicht den Muth , durch die Enthüllung des Geheimnisses das letzte Band zu zerreißen, das Dich noch an mich knüpfte. Als Modrush a starb nach kurzer Ehe mit ihrem ungeliebten Gatten, wollte ich es wagen, Dir die Enthüllungen Deiner Mutter mitzutheilen, aber Dein Schmerz und die traurigen Ehen, bei denen Du als Beistand warst, welche in ihren Folgen Deine Seele trotz der erkünstelten Gleichgültigkeit zerrißen, hielten mich zu­ rück. Die Zärtlichkeit, mit der Du für den jungen Cornet, Alfons Vouk, bedacht bist, bestimmt mich zur Bitte: be­ handle ihn, wie unfern Sohn, vielleicht sammelt sich auf seinem Haupte der Segen, der uns allen entging." Jacob horchte in Wehmuth; seine Theilnahme er­ leichterte die letzten Augenblicke der Sterbenden, deren Bild, obschon Jahre darüber vergangen waren, fest in sei­ ner Seele blieb. Eines Tages hatte Jacob , von sonderbaren Ahnun­ gen ergriffen, seinen letzten Willen vollendet, und Alfons zu seinen Erben bestimmt, als der Jüngling plötzlich in vol­ ler Rüstung in den Waffensaal trat, wo Jacob mit der Besichtigung des Kriegszcuges beschäftiget war. „Herr Schloßhauptmann", rief der Cornet, „es war zwar darauf abgesehen, Euch mit meiner Vermählung eine kleine Ueberraschung zu bereiten, aber so eben erfahre ich 34« daß die Türken von Stritt her 'gegen Mannsburg und Nottenbüchel vorrückten. Ein schlechter Corner, der sich vor den Krummsäbeln scheut, aber zu St . Valentin sind die Hochzeitleute, ist meine Emma: dürfte ich Euch bitten, Va­ ter Jacob, mich mit den Waffengenoßen zur Vermählung zu begleiten?« Jacob zuckte zusammen, aber der Jüngling bat so innig, war ihm, als Modrusha's Sohn und Ebenbild, so lieb und theuer, daß er ihm unmöglich Etwas versagen konnte. Bald saß der Schlosihauptmann mit den jünger» Dienstmännern im Sattel, übertrug den Rüstmeistern die Beschirmung der Feste, und begleitete den stattlichen Bräu­ tigam zur Vermählung. Die Gäste hatten sich weniger zahlreich eingefunden, die Trauungceremonie ging aus Furcht vor den Türken rascher vorüber, und nach kurzer Verathung fand es die ganze Versammlung für das Klügste, sich unter dem Schu­ tze der Bewaffneten sammt und sonders nach Allersberg zu begeben. Ohne Unfall kamen sie nach Mvräutsch und bo­ gen unbesorgt in das kleine Thal ein, über welches das uralte Kirchlein des heiligen Achatz ragt, als Plötzlich Al­ lahschreien und Waffengeklirre den Wald dm'chdrö'hntcn, und zwei türkische Scharen, von Kreuzberg und O>!erberg vorbrechend, die sorglosen Hochzeitgäste überraschten. Ein wilder Kampf begann, mit Ungestüm wollte der Corner seiner Braut den Weg bahnen, wurde aber bald verwun­det und vom Pferde geschleudert, während ein gewaltiger Veg auf die Neuvermählte eindrang, und sie nach kurzem Widerstände ihrer Umgebung auf sein Roß brachte. I n diesem Augenblicke siel der Schloßhauptmann, Alles vor sich niederwerfend, mit zwei Reitern mitten in die Türken, spal­tete mit einem Hieb den verwegenen Beg, faßte die besin­nungslose Braut in seine Arme, und trug sie, aus unzäh­ligen Wunden blutend, zu Alfons. Die tapferen Man­nen von Allersberg zerstreuten den flüchtigen Feind, und zogen jubelnd nach der Burg zurück, aber Jacob war tödtlich verwundet, und wenige Tage nur überlebte er den mörderischen Kampf, und segnete-die Stunde, in welcher er mit seinem Herzblute das grause Schicksal versöhnte, das, wie er meinte, noch der letzten Vermählung, der er beiwohnte, sonst gedroht haben möchte. Neues. (Ein baierisches Gesetz.) Einem Nescripte des königl. baierischen Ministeriums des Innern zu Folge soll, wegen der schädlichen Einwirkung des weißen Häuseran­stnches auf das menschliche Auge, in allen Städten und Märkten^ Baierns bei dem ersten Anstrich der Gebäude oder Auffrischung des alten nicht die reine Kalkfarbe ange­wendet, sondern eine milde, dem Auge unschädliche Farbe gewählt werden. — ' (Das lebende Skelet.) I n München wird, wie man liest, gegenwärtig ein Mann aus Troyes in der Cham­pagne für Geld gezeigt, der nicht mit Unrecht das „leben­de Skelet« genannt wird. Er ist 42 Jahre alt, über 3 Fuß hoch, und von ,einem vierten Jahre so abgemagert, daß er nunmehr bloß ein Gerippe, mit einer dünnen Fleisch­haut überzogen, ist, und es ein Wunder scheint, wie er so lange lebe» konnte. Er spricht und urcheilt, und konnte noch vor einem Jahre gehen, jetzt aber sitzt er, entblößten Leibes, bloß mit einem Hüfttuche^ angethan, als ein sieches Wesen da, das für den ärztlichen Beschauer von anatomi­schem und physiologischem,Interesse sein muß. —­ (Das trojanische Pferd.) Jüngst führte ein Me­chanicus ein Modell des trojanischen Pferdes in Paris ein, um es der Akademie der Wissenschaften zur Ansicht vorzu­stellen, und die Professoren ihren Schülern die alten Dich­terwerke vom trojanischen Kriege davon erläutern zu lassen. Dem wachhabenden jungen Ofsicier siel ein, daß im rechnen trojanischen Pferde concrebande Soldaten gesteckt halten. Er bestand auf Oeffnung, und man fand Bauch, Kopf und Beine voll Cigarren, die in Paris einen starten Zoll ent­richten müssen. — (Häuserver fil hi uil g.) Unter den neuen Handels­zweige» Englands bemerkt man jetzt auch den Bau trans­portabler Häuser, welche nach Australien und Indien auf Bestellung gehen. Jedes Stückchen Holz zur Vertäfelung wird auf Das niedlichste vollendet, jede ersinnliche Bequem­lichkeit gewährt, And t>ic bessere Classe der Auswanderer zieht nun mit dem Gehäuse auf dem Rücken wie eine Schnecke mit der Schale. — Literatur. Dichtungen lyrischen, erzählenden und dramatischen Inhaltes von W. Ve« h o v » r. Gratz 1240. I n unseren Tage», wo beinahe jede poetische Leistung einen sehr prosaischen Rückhalt zählt, Kie weissen Kunstwerke statt der freien Versinnlichung einer Idee gleich bei ihrer Geburt die Fessel» des Ligennutzes tragen, machen wir vorerst auf die edle Tendenz des jungen Dichters »ufmerlsam , welcher, Steiermärker und Wende, die Hälfte des Ertrages den durch Vrand verun­ glückten Bewohnern des Marktes Tüffer gewidmet, und selben, wie Refe­ rent auf ämtlichem Wege erfuhr, bereits die ansehnliche Summe »on üuuss. C. M . übersendet hat. Da Vchovar's Muse auch im nachbarlichen Krai» manche Freunde zählen dürfte, so möchte es an seiner Stelle sein, über dies freundliche, 143 Leiten starke Wcrtchen einige Worte zu spenden, und wohl vorerst mit offenem Lobe des trefflichen Weihcgedichtes (das Wert ist dem wackeren Prä­fetten Dor f man n in Cilli gewidmet) zu gedenken, voll jener Innigkeit, in welcher sich das dankbare jugendliche Gemüth dem Verehrten Jugend­freunde gegenüber ausspricht, so wie das Motto jedem Kuustrichtcr zu em­fehlen sein dürfte: Was des Jünglings Nrust empfand. Kündet Euch des Liedes Spiel: Dllrum richte das Gefühl, Und nicht grübelnd der Verstand. Zu den gelungensten poetischen Pieren gehören der »Sturm", »Got­tenlicbe«, »der Schreiner«, »das Mongolenwcib", «das Kind", »meine Ta­schenuhr»; nicht bald findet man in gedrängtem Räume so viele liebliche, tiefgemüthliche Stellen, als in diesen Gedichten, in welchen Plan und An­lage, Ausführung und Diction das weiche, jugendlich warme Gefühl des Dichters beurkunden. Gerade diese Iugendwärme aber, die noch ungestüme Hast ist es, welche den Ausgang der sonst recht niedlichen «Hiuvanni» etwas übereilt. Recht brav gehalten ist die Sage: »Erstehung des Nlutstrau­chcs», noch wackerer aber die Erzählung : »Kindliche Liebe«. »Anna von Gö­sting", vaterländische Begebenheit in zwei Aufzügen, beurkundet leider mehr len Lyriker als den dramatischen Dichter, und den an sich wahrhaft schönen Stellen dieses Stückes möchte man meistens gerade eine andere Stelle an­weisen, als jene, an welcher sie stehen; daher kommt auch die etwas stark gehaltene Breite der letzten Scene, welche Eile und Hast erfordern würde, und doch wird jeder unparteiische Leser mit etwas Gefühl für das Schöne gerade bei dieser Scene, d.'lcr Diction so reich und blühend das Herz be­sticht, mit besonderem Wohlgefallen verweile». Papier und Druck sind aus­gezeichnet, unv so rufen wir denn mit herzlicher Wärme den, wackern Lands» M«nne und Sänger ein inniges: »Glück »uf« zu. Dr. R « d ° l p h P u f f. Laibach. Druck «ul> Verlast des Joseph Blasnik.