^U 49. ' Fünficr Jahrgang. ^. Dezember R^OR. O verzweifle nicht am Glücke! M^ ucrzwciflc nicht am Glücke, Hcrz, getäuscht sc> viel und oft, Niedcrschwcbtö auf goldner Brücke Plötzlich wohl, und unverhofft! Ungerührt wu Klagen, Weinen, Wie's auch lange zögern mag, Einmal wird cö doch erscheinen, Einmal kommt fein Wonnctag. Wandle nur auf seinen Spuren, Deinem gläubigen Vertraun Kann's erblühen auf dcu Flnren, Von den Sternen kann es thaun, Ans den Lüften kanu es regnen Wic ein fallend Nosenblatt, Plötzlich kann es dir begegnen Mitten im Ocwiihl dcr Stadt. Wo sich in der Wüste Schweigen Ganz dein Mnth verloren glaubt, Kaun sich's plötzlich zu dir ucigcn Wic ein liebrflüsternd Haupt. Wo sich bricht an Kerkcrmaueru Der Verzweiflung banges Flehn, Kaun es dir mit Nonncschancrn Plötzlich in die Seele wehn. Sahst dn deine Jugend schwinden, Und es blieb dir nncrfleht, Kanu dem Mann es Kränze winden: Nimmer kommt es ja zu spät! Noch den Greis kann es entzücken, Und noch in der Todesstnno' Kanu cs seinen Kuß dir drückeu Segnend auf den bleichen Mund. Die verhängnißvolle Reise. Aus den Mittheilungen meines Freundes. (Fortsetzung.) ,,«^e:r Doktor," begann ich eines Tages, als er nieder ! die Nliü'de bei seinen Pflegebefohlenen machte, „ist cö er- , laubt, einige Worte ill Nuhe vollbringen?" „Neden Sie." Und nun suchte ich auf eine nalüiliche, einfache Weise meine Lcbensvc! Haltnisse kurz auöeiuandcr zu scheu lind bat ! ihn endlich mit rührenden Worten, mich nicht das Opfer ! eines entsetzlichen Irrthumes werden zu lassen. Er hatte mich schweigend angehört, ohne mich anzn» 5 sehen, wie Jemand, der schon im Voraus weiß, was ko:n-^ men wird; dann antwortete er mir kalt: „Ich hoffe Sie durch eine zweckmäßige Behandlung noch zu der Erkenntniß ! Ihrer wahren Person zn bringen, lind eS wird gan; gewiß ! in nicht zu langer Zeit die Erinnerung an Ihre eigentliche!! ! Lebcnöverhä'ltnisse in Ihnen geweckt werden. ! „Wer bin ich denn eigentlich?" fragte ich mit vor i Schrecken zitternder Stimme. ! „Sie sind nicht Wilhelm Z., der reiche Erbe, wie ! Sie sagen, sondern Ludwig H., der Ziehsohn des Herrn, ! der Sie hierher gebracht, üi,d der mit Recht Ihre Dank-! barkeit für seine väterliche Sorge von Ihnen verlangt." Das war mehr, als ich erwartet hatte, ich stand wie ! versteinert da, unfähig, ein Wort als Widerlegung des ^ Gesagten vorzubringen. ! Diese Erklärung zeigte mir die ganze HoffnunMosig« ! keit meiner Lage, sie >rar geeignet, mich wirklich dem Wahn« > sinne entgcgeiizufiihrcl! uud eröffnete mir die Aufsicht, l'is ! zu meinem Tode diesem entsetzlichen Hause anzugehören. Ich liest die Arme schlaff hinabfallen, senkte traurig den Kopf und sprach dann in schmerzlicher Ironie.' „Es mag wohl so sein, ich bin wirklich nicht derselbe, der ich noch vor Kurzem war." Der Doktor erwiderte nichts mehr, sondern gab meinem Aufseher die gewöhnlichen Verhaltlingsbesehle und entfernte sich. Als ich wieder allein war, fühlte ich mich so verlas» sen und hilflos, so ohne Muth und Hoffnung auf eine > günstige Wendung meines Schicksals, dasi ich mich ohne ^ Rückhalt meinem Schmerze hingab und heiße Thränen ans meinen Augen stürzten. Es war mir unmöglich, an diesem Tage meine Gedanken zu sammeln, in mir wogte und stürmte es, als sollte ich für das Hans reif werden, in das ich ! mit vollkommen gesundem Verstände gekommen war. Selbst ! der Schlaf wollte mich nicht erquicken, denn die wildesten ^ Traume beängstigten meine Seele, und eist gegen Morgen siel ich in einen leichte» Schlummer. Ich ergab mich nun willig in mci» Schicksal und unterwarf mich geduldig jeder Prozedur, der man mich gleich den wirklich Wahnsinnigen, behufs der vermeintlichen Hei- lung unterzog. Ich sträubte mich gegen nichts, nnirrte nicht, ^ fragte um nichts, denn mein Geist war trübe; es gab sogar ^ Augenblicke, in denen ich dachte/ es »rare eine Wohlthat für mich, wenn meine Sinne sich umnachtctcn und ich das Bewußtsein meines Unglücke'? verlöre; aber der Körper, der ! im Leben überhaupt so häüsig den» Geiste die Herrschaft fircitig machen will, lehnte sich auch bei mir gegen die Seelen« ! siimmung auf. Die mäßige Kost und die kalten Sturzbäder ! begannen nämlich auf incin Nervensystem sehr wohlthätig ^ einzuwirken. Eine weichliche Eizichung hatte mich verzär- ! telt, und die BchandlungZwcisc hier stärkte meine Nerve», ! die Aufgeregtheit derselben fing an nachzulassen und cin ge- < sunder, regelmäßiger Schlaf,stel!te sich ein. Mit der Zunahme meiner physischen Kräfte begann aber die Lust zum Leben wieder zu erwachen, und die Sehn» ! sucht nach Freiheit ließ mich auf Mittel sinnen, meinem ! Gefängnisse zu entfliehen. Aber so oft ick) diesem Gedanken nachhing, eben so oft kam ich zu dcr Ueberzeugung, daß ohne die Hilfe eines Zweiten es eine absolute, Unmöglichkeit sei, von hier unbemerkt zu entkommen. Und diese lieber« ^ zciigung neben dcr Gesundheit und wachsenden Kraft meines Körpers begann mich schwermüthig zu machen, wozu der ! Mangel an Beschäftigung und Umgang mit vernünftigen, ! gleichgestimmten und gebildeten Menschen gleichfalls sehr viel beitrug. ! Eines Nachts, als ich mich wieder schlaflos auf mci» uem Lager herumwälzte, kam die Erinnerung an meine geliebte» Eltern lebhafter als je in mein Gedächtniß; ich bedachte, wie ruhig sie in die Zukunft geblickt haben mochten, als Sie starben, da sie mir ein großes Vermögen hinterlassen konnten nnd mich darum vor Mangel und kleinlichen Sorgen bewahrt wußten. Und hatte nicht gerade das Geld uiich in mein gegenwärtiges Elend gebracht? Was nennt ^ dcr Mensch oft Glück, was bezeichnet cr sehr häusig mit ' der Benennung „Mißgeschick", ohne in beiden Fällen ein richtiges Urtheil gefällt zu haben! Ich erinnerte mich an meine glückliche Kinderzeit, an die vielversprechende Znkunst, ^ die mir in Aussicht gestellt worden, und bittere Wchmuth bemächtigte sich meiner bei diesen Betrachtungen. Mcine fromme Mutter hatte mir oft gesagt: „Reichthum schützt Dor Leiden nicht, nnr der Allgütige vermag es, und in sei« «er Barmherzigkeit mildert er dieselben und nimmt sie ganz ' von uns, lvenll wir ihm vertrauen. An ihn sollen wir zuerst denken, wenn es uns schlimm gehl, seinein Schutze unö empfehlen und ihn um Hilfe bitte»; dann wird das , Vertrauen auf ihn uns stark machen und wir werden nicht zu Grnnde gehen." Der Mond schien hcll in meine Zcllc, es war mir, ^ als schwebe sie auf den Strahlen dcöselben hernieder und flüsterte nur ihre Lehre neuerdings zu. Gin heiliger Schauer durchbcbte mich, ich sank auf die Kniee, hob die Hände zu dem reinen Nachthimmel empör und betclc inbrünstig! «Herr, laß. mich hier nicht elend und verlassen sterben, reiche mir ^ deine starke Hand, daß sie mich aus dicscm Hause fühle." So betete ich, lind indem ich mir Muth einzusprechen suchte, wurde ich ruhiger. Der Gedanke, in der Erinnerung mit meinen Eltern zu verkehren, hatte etwas Wohlthuendes für mich. Ich hörte nicht auf, mich Mit dieser Erinnerung zu beschäftigen und ich rief mir ihre Gespräche und Crmahnungen wiederholt ins Gedächtniß zurück. Auf eine seiner Lehren hatte mein Valer einen besonderen Nachdruck gelegt und mir dieselbe zu öfteren Malen angeführt, als hätte er mein gegenwärtiges Schicksal geahnt. Er pflegte «zn sagen: „Der klügste Mensch kann bei aller Vorsicht in cin Unglück, oder überhaupt in eine miß« liche Lage gerathen; solche Fälle ereignen sich sehr leicht, ohne daß man sie verhüten kann. Die wahre Klugheit kann man aber bewähren, wenn es sich darum handelt, den Weg aus seinem Ungemache wieder herauszufinden. Die erste und wichtigste Vedingnng hiezu ist Besonnenheit; »renn wir diese nicht verlieren, so werden wir auch unsere wahre Lage zu beurtheilen im Stande sein und die rechten Mittel zu unserer Rettung finden." Besonnenheit! ja, deren war ich im hohem Grade bedürftig, denn in meinem Innern hatte es bisher getobt und gegährt, wie i» einem Vulkane. „Ich will mich bemühen, ruhig zu sein," sprach ich zu mir, „um die Mittel zu erwägen, welche ,zu meiner Rettung dienlich sein könnten." — Aber ach, die Aussicht zu deren Auffindung bot nicht viel Tröstliches. „Doch Mltth!" dachte ich weiter, „ich will besonnen sein, auf daß ich den Weg gewahr werde, den mir der Himmel zeigen soll." Vesonncnheit aber kann ich nur erlangen, wenn ich so wenig als möglich meine verzweifelte Lage mir zu Gemüthe führe, ja sogar mich bemühe, sie zeitweilig zu vergessen. Wie aber dieß anfangen? dcliberirte ick weiter, dazu gehört Beschäftigung, Zerstreuung, wie soll ich ticse hier finden? Arbeiten läßt man mich nicht, weder schreiben noch mittelst eines Instrumentes etwas Mechanisches verrichten. Aber im Garten durfte ich mich ergeben, unter den übrigen Unglücklichen mich frei bewegen. Bisher hatte ihr Anblick und ihre Gesellschaft in mir ein unheimliches Gefühl erregt und ich ging einem Jeden von ihnen aus dem Wege. Von morgen an wollte ich gerade daö Entgegengesetzte thun. Ich beschloß, meinen Widerwillen.zu überwinden und mich an ihren Anblick zu gewöhnen, wobei ich die verschiedenen Erscheinungen des Wahnsinnes und die mannigfachen Aus« brüche desselben beobachten wollte. (5ö war dieß freilich keine erheiternde Beschäftigung, aber es war doch Beschäftigung, es war eine Thätigkeit, die meine Gedanken von meiner Person auf andere Gegenstände lenkte, und dieses Vorhaben, mit dem ich schon morgen beginnen »rollte, wirkte für den Augenblick so wohlthuend auf mich ein, daß ich mit den besten Hoffnungen znr Ruhe ging und ohne böfe Träume bis zum Morgen ^ mich eines gesunden Schlafes erfreute. ! Aus'angs halte es mir Ueberwindung gekostet, mcinc ^ ganze Aufmerksamkeit jencu Unglücklichen zu schenken, deren Wesen so viel Abstoßendes, ja bisweilen Grauenerregendes' hatte; allein meine Beobachtungen gewährten mir allmälig auch Interesse durch die vielen (5'igeitthi'imlichkeitcn der Kranken , wozu sich Mitleiden für dieselben gesellte, denen ich in Kurzem meine innigste Theilnahme schenkte nnd so meinen hauptsächlichsten Zweck, den ich für den Augenblick im Gesichte behalten mnßte — Zerstreuung meines Geistes auch wirklich erreichte. Visweilen wollte freilich der Kleinmut!) l sich wieder einstellen, denn gedachte ich der Worte meines ! seligen Vaters, daß man im Unglücke, wenn man sich daraus erretten wolle, vor Allem die Besonnenheit nicht verlieren dü'.-fe, und durch diese Gedanken crmuthigt, bezwäng ich das aufsteigende Herzleid. (Fortsetzung folgt.) Das Schachspiel. Der eigentliche Zweck jedweden Spieles ist in der Negcl ! das durch das Spiel gebotene Vergnügen. Als uneigent- ! licher oder Nebenzweck wird Kräftigung des Geistes und des j Leibes angestrebt. Ausnahmsweise erscheint die Elgötzlichkeit des Spieles als Nebenzweck, während geistige und leibliche Veredlung nls Hauptzwecke angestrebt werden. Da aber jedes Spiel als solches einen Reiz gewährt u»d die Leiden» schalt des Menschen zu erwecken fähig ist, so geschieht es nicht nur, daß dort, wo das Vergnügen der Hauptzweck ist, die Nebenzwecke völlig außer Acht gelassen werden, sondern auch dort, wo daö Spiel selbst »ur Nebensache ist, das ! Vchagen an demselben sich zur Hauptsache gestaltet und die ! leibliche und geistige Wohlfahrt nicht nur leidet, sondern ! völlig zu Grunde geht. Die Spiele und deren Anwendungen erweisen sich sonnt für das Kulturleben von höchster Bedeutung. Die ! Scheidewand, wo die Rathsamkeit endet und die Verwerflichkeit beginnt, ist oft dünner als ein Haar. Das Spiel ist dem Einen ein Vorn der Erquickung und die gewonnene Heiterkeit auf den Ernst des Berufes i'ibertrageud, wird er gleichsam spielend zum großen oder reichen Manne, während ein Anderer Alles, was er im Leben überkommen oder errungen, im Spiele vergeudet lind als Krüppel oder Bettler keinen Veruf im Leben mehr zu verfolgen sich ciguet! — Das Schachspiel ist jedenfalls cineö der edelsten, vielleicht das edelste Spiel, insofern es nicht auf sinnlichen, sondern auf geistigen Genuß berechnet erscheint. Seine Schattenseite jedoch bleibt es, daß der Neiz des Spieles nicht allein der Hauptzweck ist, sondern auch anderweitige wohlthätige Ncsnltate mehr oder minder völlig ausschließt. Dem leiblichen Wohle gegenüber wirkt es ehcr abträglich, als foidernd, und wenn in geistiger Beziehung die Steigerung des Kombinalionösinnes auch nicht geläugnet werden kann, so geschieht letzteres doch auf Kosten anderer Seclcn-thätia.kl'iten und die Spielenden werden abgespannt, nicht aber angeregt das Schachbrett verlassen. Eurlich läßt die objektive Würde des Spieles leicht die Täuschung zu, als wäre durch dasselbe eine wirkliche Leistung ersetzt, der Leidenschaft wird ein gleißender Purpurmantel umgehangen und die Vernachlässigung ernster und ersprießlicher Berufsthätig, keit durch den Triumph des Scharfsinnes beschöniget. Das „Schach" wird, wenn auch die Leidenschaft, von der es gepflegt wird und, die sich Eitelkeit oder Ehrgeiz nennt, eine edlere ist, als die gemeine Genuß- und Habsucht manch anderer Spiele, doch nicht selten gleich den letzteren zur Lebensaufgabe und solche ein Gegenstand der Lächerlichkeit oder des Unglückes. Mag ein Schachspieler von seinen Fachgenosftn sowohl, als von Laien auch als Koryphäe sonder Gleicheil gefeiert werden, wenn er eben nichts weiter als Schachspieler ist, rcpräsentirt er doch nur den Matador einer unfruchtbaren Knnst. Wir glauben daher dem großen Mendelssohn nicht Unrecht geben zu dürfen, weun er behauptet, daß das Schach als Spiel ihm zu viel Verstand erfordere und als Verstandcssache zu viel Spiel sei. Das Schachspiel ist zweifelsohne eine Tochter des Kriegsoder Soldatenspicls (ludus lnll'onum), welches bei den Römern bereits unter dem Imperator Augnstns in vollster Blüte stand und sofort nach Oft und Nord sich verbreitete. Die deutsche Benennung „Damenbrett" dürfte daher nicht von dem fränkischen Ausdruck „Dame", sondern von dem alten germanischen Worte „Damm", welches so viel als Widerstand und Krieg bezeichnet, herzuleiten kommen. O-oid ^ uud Seucca bezeugen, daß im Paläste, wie im Kriegcrzclt ! daö Brett mit den schwarzen und weißen Steinen leiden» ! schafllich gehandhabt wurde. Der Meisterschaft im „Kriegs- , ^ spiel" dankte Prokulus die, wenn auch nur flüchtige Erhebung zur Impcratorswürde. Die Reformation dieses Spieles und seine Umwandlung in das „Schach" scheint jedenfalls in Indien ersolgl und von da zu den Persern, Griechen und Chinesen gelangt zu sein. Die Sage nennt den Brammen Sißa, der im fünften Jahrhunderte, unter dem mächtigen Könige Vchram gelebt haben soll, als Elfinder. Es galt, den jugendlichen, unbesonnenen, von Herrschsucht verblendeten Fürsten zu belehren, daß der Herrscher allein sich nicht behaupten könne und das verachtete, gemeine Volk ihn nur zu stützen ve» möge, daß der Verlust eines einzigen Kriegers unberechenbaren Nachtheil, ja selbst den Untergang des Kroncnträgers nach sich zu ziehen im Staude sei. Dieser Sißa soll es auch gewesen sein, der von dem entzückten und bekehrte» Monarchen sich nichts weiter zum Lohne erbat, als die 64 Felder des Spielbrettes derart mit Weizenkörnern zu belegen , daß auf das erste Quadrat ein Korn, auf das zweite i zwei Körner, aus das dritte 4 Körner, und sofort immer um die Hälfte mehr zu liegen kämen. Fast entrüstet war der König über die Kleinlichkeit dieses Begehrens, aber die Entrüstung wich dem größten Staunen, als der Schatzmeister eröffnete, daß alle Kornvorrälhe des Reiches den Wunsch j zu erfüllen nicht ausreichend seien. Die Nutzanwendung, ! wcichc nun der Weise machte, indem er den Gebieter vor ^ übereiltem Gewähren und Handeln warnte, ergibt sich von sclbst. Das interessante Spi^sandallerori^seine Gönner. ! Der gewaltige, weltcrschütterndc Tamcrlan soll außer dem i Schlachtfeld nur das Schachbrett mit Begeisterung gepflegt i haben, auf lrclch' letzterem er jedoch in Aladdin seinen Mei- ^ ster fand. Der sechste Kalife, aus dem Stamme dcr Abas» ^ siden, Al°Amir, gab eher Bagdad, als ei»e mit seiuein Gü»st< ling Kutcr begonnene Schachparthie verloren. Sliltan Mah- ^ mud war ebenso in dcr Kriegslist als im Königsspiele unerreicht. > Mit dcr Liebe zum Schachbrett steigerte sich auch der ^ Lurus in der Ausstattung desselben. Ein persischer Negent . besaß Figuren, deren mindeste über 3N0N Goldgulden werth war. ! Das Schachspiel wurde wahrscheinlich erst durch die ^ heimkehrenden Kreuzfahrer aus dem Morgcnlande nach Europa ! gebracht. Die Sage, daß Karl dcr Große bereits vou dein ! Kalifen HaniM'Al.Naschid ein Schachbrett zum Geschenke ^ erhalten, laßt sich durch nichts begründen und daß das Schach« spiel mit den großen elfenbeinenen Figuren, so sich in der ! Abtei St. Denys befindet, ein Eigenthum des großen Fran- ! kenkaisers gewesen, ist durch gründliche Forscher widerlegt. ^ Eben so wenig können die Nitter - und Heldcnbücher des 12. und 13. Jahrhunderts, die daö Schachspiel hoch in die ! deutsche Vorzeit rücken, als geschichtliche Beweise gelten. ! Als das Königsspiel aber in Deutschland, Frankreich, ! England und Wclschland Vodcn gewonnen, erfreute es sich auch der sorgfältigsten Pflege. Echten auch die Könige des Abendlandes nicht, gleich den Gcwaltherrcn des Orients, ihre Kronen selber am Schach, brett ein, so war die Leidenschaft des Spieles doch keine geringe. Das „Schach" erhöhte den Nci; des fürstlichen , .Lebens und milderte die O-nalen des Kerkers. Der letzte Hohenstaufen und der letzte Babcnberger, der standhafte Kurfürst von Sachsen, Johann Friedrich l., vernahmen ihrTodeü» urtheil am Spielbrett. Die Schilderung der Pracht in den uralten Nomandichlungen, wie wenig dieselben auch sonst auf positiven Grundlagen ruhen, scheint doch einen Beweis zu liefern, daß auch der Westen .Europa's auf kunstvollste Vretter und wcrthvollstc Sieine sein Augenmerk richtete. Don Juan d' Austria soll einen glänzenden Saal sich haben erbauen und mit großen schwarzen und weißen Marmor« taseln pflastern lassen, während eigens abgerichtete Personen in prunkcndster Tracht die Stelle dcr leblosen Figuren vertreten mußten. Auch von dem blinden Ehrgeiz und der Gewinnsucht weiß das Schachspiel manch traurige Mähr zu berichten und das scharfe Schwert des Besiegten durchbohlte nicht selten den Sieger. In unserer neuern, minder romantischen Zeit greift ' der verletzte Stolz wohl nimmer so rasch nach Schwert oder Dolch, indessen sieht auch noch heut zu Tage das Schach« brctt, wie so manches andere Spiel, Männer, die als Freunde zusammenkamen, als Feinde scheiden und die Lust am Spiele selbst fordert zahlreichere Opfer, als sich sollte glauben lassen. Vesaß ich doch selbst einen Jugendfreund, den sein leidenschaftlicher Hang zum Schachbrett verdarb. Wir fanden uns gut mit einander ab —- vielleicht derowogeu, weil ich nie, einen Stein in die Hand nahm. Seine Spielsucht führle ihn jedoch ans nieinen Bahnen in eine andere Gc« sellschaft. Er war in jungen Jahren schon ein Meister, brachte aber auch im vollen Sinne des Wortes Tage und Nächte am Schachbrette hin, wahrend die Professoren im Kollegium ihm wenig Kummer machten. Verunglückte Prüfungen zwangen ihn zum Verzicht auf die Studien und wiesen ihm, der seiner Geburt und Stellung nach leicht das Höchste hätte erreichen können, eine sehr untergeordnete Berufsthätigkeit an. Nach langen Jahren der Trennung traf ich ihn wieder. Er sah sehr herabgckominen, ja beinahe elend ans. DaZ Gespräch kam auf einen dritten Iugendgcnoisen, der durch geistreiches Eingreifen in die Verhältnisse sich kräftig emporgeschwungen hatte. Ich ließ dem Manne Gerechtigkeit widerfahren. „Pah", lautete die Antwort, welche von einem verächtlichen Lächeln begleitet war, „im Schach ist er nichts — auf drei Zuge mach' ich ihn matt!" Ludwig Vowitfch. __________ Literatu r. ! Von den Vcrhanhlungcn und Mittheilungen ^ der juristischen Gesellschaft in Laibach ist das erste > Heft des ersten Jahrganges erschienen und wird am 10. i Dezember ausgegeben werden. Es enthält zum Eingang ein ' Programm, die Zeitschrift selbst, ihr Erscheinen und die Uebersicht dessen, was sie bringen wird, betreffend; dann ^ zwei wissenschaftliche Vortrage, gehalten ii, der zweiten Monats« > Versammlung, n) zur Lehre über die Pranotation gc-^ gen Nachtrag der Original» Urkunden, vom Herrn ! k. k^ Landesgerichtsrath Ed. v. Strahl; d) die Grund-^ zer stücke lung und die .Vaucrner bfolge in Krain, ^ von Dr. E. H. Costa; hierauf folgen Nachrichten, die ^ Gesellschaft betreffend, z. B. Etatuten, Geschäftsordnung, ^ Mitgliedetverzeichniß :e.; daran reihen sich die Protokolle ! über die beiden stattgehabten Versammlungen, sowie ein ^ Bericht über die Gründung dcr Gesellschaft und ein Nach» ruf an F. C. v. Saviguy; den Scbluß macben Entschci-^ düngen österreichischer Gerichtshöfe, zusammengestellt ^ vom Herrn k. k. Auskultauten Julius Ledenig, und eine literarische Notiz. Die neunte Auflage von H a i d i n g e r's Selbst» advokat, welche soeben bei Friedrich Manz i:> Wiener» schienen ist, verdient vollkommen die gü»s!igc Ausnahme, welche derselben unter allen Ständen zu Theil wird. Dieses Werk zeichnet sich vor ähnlichen Unternehmungen durch das Bestreben vortheilhaft aus, stets auf dem Standpunkte der ! neuesten Gesetzgebung zu bleiben nnd jede Auflage mit neuen i wcrthvollen Zusätzen zu vermehren, so sind in dieser Auf- ! läge a»ch die gegenwärtig in Ungarn geltenden Gesetze, namenllich das Wl'chsclgesctz berücksichtiget. Dabei ist das ! Buch -durchaus praktisch gehalten, d>e Gesetze sind einfach z und allverständlich erläutert und ihre Anwendung ist durch ^ viele höchst anschauliche Beispiele dargestellt; alles dieses l erklärt wohl Zunächst den wahrhaft außerordeuilichen Absatz, ! den dieß wirklich gute Buch binnen wenige» Jahren gefunden. Druck und Berlag von Iglt. v» äilcillMllyr A F» Vamberg iu Laibach. — Bcrantro^rtlichlr Rll^elcur F. Vslülbcrg.