_______^-------- .„........ss«^, ^2 -N»»»»»---------------"— , Frcytag den 29. December 1826. Mittheilungen über Korsika. Non Hubert Laüvergne. ^Hch habe Korsika gesehen, ich habe die ersten Städte der Insel, ,die tausend Dorfer besucht, die man an den Abhängen des Ge,bi,rgS erblickt, und wo ich mit Gastfreundschaft aufgenommen worden bin. Ich habe oft mein Haupt unter dem Strohbache der Hi/ten hin, gelegt, und überall haben ernste Betrachtungen meinen Geist beschäftigt. Greise, Gelehrte haben zu mir ge. sagt: „Für den, der die korsischen Schriftsteller ohne geographische Kenntniß der Insel studiert, erscheint sie wie eineS jener Eilande des Südmeers, deren Völker» fchaften jeder Reisende nach den Eingebungen seiner Einbildungskraft schildert." Korsika ist nicht allein durch die Eigenthümlich^ kelt der alten und rohe» Sitten seiner Bewohner, so»» dern auch durch seme mineralogische Bildung merkwur» dig. Es biethet einen bewegten, zerrissenen Boden dar, der überall die auffallendsten Spuren der Convulsionen Und Umstürznngen an slch tragt, welche diesen Erdwin» kel bewegt haben. Sein Kew iI durchaus gebirgig, und zcigt eine Menge 7lögründe, enger Thalschluchten und Engpässe. Es ist, nach dem Ausdrucke eines Naturalisten, das Elismm der schonen Geologie. Däs Geripp von Korsika gehört zur primitiven Formalion. Der bekannte Pic Nikolo, dessen Gl. pfel aus l'einem Granit besteht, ist überall zerrissen und sehr scharfkantig. Unter den Gebirgsmossen , die sich an den Nicolo khnen, sind«» man einige, die Basalt, ander«, dit Lava, noch andere, die Jaspis, und end-lich solche, die Porphyrlagen von der größte,, Schön-hert enlhalttn. Aber nirgends bemerkt man, wo der eigentliche Vulkan vorhanden gewcs«n sey, der alle diese Feuermässe» erzeugt hat. Tausend Zeognostischen Beobachtungen nach zu schließen, hat Korsika ehe» mahls zum europäischen Festlande gehört, und ist nur durch Revolutionen, die den ganzen Erdball veränderten, davon getrennt worden. Die Insel ist 55 Stunden lang. Ihre Oberflache wird auf sj5o,5io Hectalen berechnet. Si« wird in ihrer günzen Lange von einer hohen Granitgebirgskette durch» schnitten, von welcher wieder eine andere im Rechtwin« kel auügeht. Dadurch wurde ehemahls die natürliche Theilung der Insel in zwey Departement« bezeichnet. Die Bevölkerung steht mit ihrer Ausdehnung in keine?« Verhältniß; sie wird, der neuesten Schätzung zufolge, auf 171,000 Seelen angeschlagen. Der Korsikaner ist von allen livillsirten Menschen derjenige, dem dal Glück des Lebens am meisten fremd bleibt. Ein geborner Feind der Revolutionen, welche di? gesellschaftliche Welt er. lilten hat, gibt e« allem dem, was er von seinrnVor. fahren ererbt, einen unbedingten Vorzug.^ Diese Be» , stondigkeit, mitten in der hemiZen Unbeständigkeit, hat etwas wirklich Übernatürliches. Die Sitten, die Gehrauche, die Bekleidung selbst, sind noch vollkommen ssM wie sie vor drey Jahrhunderten waren. W Es gibt auf Korsika herrliche Walber, aber sie werden ziemlich schlecht verwaltet. Der Vod?n d,r ganzen Insel ist fruchtbar; aber er wird nicht so bz^ nutzt, wie er btnilbt werden könnte. Der i^hlbaum unü der Weinstock gedeihen sehr gut, und ihre Erzeug« mss« wuröen zu den vorzüglichsten gehören, wen» etwas mehr Sorgfalt darauf verwendet würd«. Der beste Wein ist der des Cape Corso. Seine Farbe ist hell, und sein Duft angenehm, nur etwas zu sehr mitAlko» hol geschwängert. Der übrig« Wein ist von der Art, daß er dem Gaumen eines neuen Apicius eben nicht angenehm seyn winde. Der Korsikaner ist nüchtern, unü trinkt nich» mehr, als «r nothgedrungen trinken muh, um seinen Durst zu stillen. Zur Zeit der Blüthe Nomt zahlte Korsika ßeb?u und dreyßig bedeutend« Städte, die meistens am gebaut waren, und bedeutenden Han-trieben. Die alten Städte Mariana und Valeria sind von dem Atterthumsforscher oft besucht und beschrie. ben worden. Die Trümmcr aller übrigen römischen Ansiedelungen sind sehr unbedeutend. Es gibt viele Mineralquellen auf der Insel. Wan kann sie in drey Elassen scheiden: die warmen, die gas» und di« eisen» Halligen. Zu den Zeiten der alten Römer waren bereits die heißen Quellen sehr berühmt. Mehrere derselben sind jetzt ganz verschwunden, und man hat sich umsonst bemüht, sie wieder aufzusuchen. Die Bader von Guag» na, Pieirapola und Orezza sind jetzt die besuchtesten. Der Korsikaner hat eme außerordentlich lebhafte Einbildungskraft, neben einer Energie des Charak«rS die an das Übernatürliche granzl. Seine Kaltblütigkeit ist wirklich bewmideruüZswürtig , und man begreift nicht, wie ein Mensch, dessen Constitution einen sehr reitz. b»renCharakter anzudeuten scheint, seine Bewegung Iah» ve lang verbergen könne, bevor sie zum AuSdruch kommt. Er hängt eben so sehr an seinen Vorurtheilen , alS an seinem Leben. Sie sind so alt als sein Nahme, und er h«wahrt sie in ihrer ganzen Reinheit. Unbeweglich in seiner Meinung , gibt er dem Nachlasse seiner Vorfahren vor allen glanzenden Ermüdungen derMicwelc den Vorzug. 2>ein Hauptstudulm ist di« Kenntniß des Herzen«. Dadurch erlangt «reinen so sichern und durch.-Abdingenden Blick in den Angelegenheiten des gesellschafc, lichen Lebens, daß wai, ihn nur sehr selten zu hinter, gehen im Stande ist. Sein gränzenloser Stolz macht «S ihm zur «rsten Pflicht, denjemgen zu bestrafen, de- ihn in seiner Würde als Mensch verletzt. Deßhalb ist such jeder Hirte bewaffnet, als wenn er in i?dem Au« genblicke zum Kampf auf Leben und Tod ausgehen woll» te. Er hat immer ein« Flinte und »inen Dolch, seilen eine ander« W.iffe. Die Kleidung des Reichen und des Armen ist bey. nahe dieselbe. Sie btstehl nur aus eincmgrobenKitlel von w»lltnem Zeuge, das im Lande selbst bereiiet wird, und auS einer Mütze von demselben Stoffe. Es ist un< möglich, die Menschennach ihrer Tracht zu biuriheilen, und mancher Mann, der wie der gemeinste Hirt aus< suht, hat die wichtigsten Ämter auSgeschlagei,, weil er Nch nicht emschließen konnte, Gunstbezeigiuigen von einem Monarchen anzunehmen, der sein Lai>dkman«l war. Wil Abscheu denkt der Korsikaner noch an die al« ten Ansprüche ber Genueser auf sein Vaterland, und der Nahme Genu «s« ist ein Schimpfwort geworden. Der Egoismus und die Eitelkeit dieser Insulaner gehl so weir, baß sie selbst für sich einen Schimpf darin fin, den, wenn ein Fremder sich den Titel eines Korsika, neis anmaßen wollte, und sie sind im Stande, einen solchen Affront auf die blutigste Art zu rächen. Sein Haus, sein kleines Feld, eine Heerde, ei, ne Jagdflinte, sind das ganze Eigenthum deS Korsi, kaners; aber damit hält er sich für reicher und imposan« ter, als der größte Monarch der Erde mit allen seinen unermeßliche«, Schätzen. Naht sich ihm einFremder, uin ihn um etwas zu fragen, und wäre er strotzend oon Oslo, oder nahte