Erscheint jeden Samstag und kostet: Milder Post ganzjährig . . fi. 3 — halbjährig . . ., 2.5U Für Laibach ganzjährig , . fi. 4,— halbjährig . . ,, 2.— Für die Zustellung in'« Haus find ganzjährig 50 kr., halbjährig 3U tr. zu entrichten. Einzelne Nummer tu fr. Zeitschrift für »lltcrlilMsche Interessen. Insertionsgebühren: Für d,e 3sp,ltigeZe,le oder deren Raum bei lmaliger Einschaltung 8 kr., 2 Mal 8 tr., 3 Mal 10 lr. Stempel jede« Mal 30 kr. Nedllttion und Administration: Klofterfrauengaffe Nr. b? (gegenüber dem Easino). Zuschriften und Geldsendungen sind zu richten an den Llgenthümer de« Blatte«. Manuskripte werben nicht zurückgesendet. Gigenthümer, Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: ?6t6i ' (5i^8Z6l1 i II». Jahrgang. Der Verein zur Wahrung der Vollsrechte (DruZtvo «Ä brambo uaroüuili pravie) hält Montag den 9. b. M . um 7 Uhr Abends im Saale der Oitalnica eine General-Versammlung, zu welcher alle Mitglieder höflichst eingeladen werden. Reihenfolge der Verhandlungsgegenstände: 1. Bericht de« Ausschusses. 2. Anträge des Ausschusses: a) Dem Vereine zur Wahrung der Volls­rechte soll der Name „ßlovsni^a " bei­gelegt; b) DieSammlung von Beiträgen für das Vodnikmonument soll fortgesetzt werden. 3. Anträge der Mitglieder. ,Fi8»ra quill l^ara IK!" Die Grazer „Tagespost" bringt in Nr. 252 ein Bild des „Scheinlib eralismus in Kärnten", welchem der „Liberalismus" in Krain auf's Haar gleichsieht. I n dem be­zogenen Artikel brüstet sich jener Dutzend-Liberalismus, der leinen Kreutzer lostet und leinen Groschen rislirt , den man aber um Gotteswillen nicht Eigennutz nennen darf, um nicht der Entrüstung jener Herren anheim­zufallen, welche im Landtage noch immer für eine „Herren­banl" plaidiren. Hat auch Freiherr v. Apfaltern in der 18. Sitzung des trainischen Landtages für die intakt e Belassung der „zehn Landtäflichen" noch andere Gründe ins Feld geführt als Herr Jose f Maye r im Kärntner'schen, so stimmten im Cardinalpunlte doch Beide und Beider Anhang Uberein, darin nämlich, daß die Landtäflichleit — dieser Scharlachmantel des Patrimomialstaates — auch fürderhin der Kitt des Oesterreich der „neuen Aera" sein solle, und daß, wenn die­ser fällt, alles — zusammenstürze. Der „zweckmäßige" Abgeordnete Kärntens Herr Josef Maye r raisonnirte in der Landstube also: „Wi r gehören der „Verfassungspartei" an und sollen dem Verfassungsministerium ^jetzt, wo Polen und Czechen anstürmen, Feudale und Con­cordatler den Staat unterminiren, mit einem Antrage Ver­legenheite n bereiten, — demselben Ministerium, dem wir in der ersten Sitzung des heurigen Landtages eine einhellige Vertrauensadresse votirten?!.. Sollen auch wir an dem ohnehin lockern Gefüge des österreichischen Staates rütteln?.. Auch der freiherrliche Vertreter des Großgrundbesitzes in Krain Herr Baron Apfaltern, nachdem er sogar die Grundentlastungsobligationen, die Wälder und Fische Krains auf den Kampfplatz gezogen und dem Grauen vor der „Amal­ gamirung" des Großgrundbesitzes mit dem „bäuerischen" be­ redten Ausdruck gegeben, gelangte schließlich dahin, daß er nur im Großgrundbesitze das „konservative Element" und ein Hun,8i, „Herrenhaus" der Landtage erblicke, welches dafür da ist, um „Uebergriffe zurückzuweisen, zu denen etwa Feuilleton. Eine erbauliche Scene getreulich übersetzt au« der illustrirte» Vlodezeituug von Nanking ddo. l. Juli 1848 Nr. 00000l. Wien , am Allerseelentag 1868. „I m Lande deschinesischen Aquariums, sehr nahe der Westgrenze des Kaiserreiches gelegen, steht eine Stadt, die zu den bekanntesten zählt und alle Krämer eines großen Umkreises mit Waaren versorgt. Die Handelsleute sind mit geringer Aus­ nahme Einheimische und ziemlich wohlhabend. I n diese Stadt kam im 5848. Jahre nach Erschaffung des ersten redenden Paares ein Mann mit vollem Beutel und mit der Absicht, Waaren einzulaufen, um das Krämergeschäft zu beginnen. Vor seiner Abreise ließ er sich zu Hause von einem abgehausten Krämer die Art und Weise des Einkaufes erklären und die besseren Firmen nennen. Also mit allem Nothwendigen ausge­ rüstet kam er gerade am Vortage des großen Maimarktes in die bewußte Stadt. Dreimal auf- und abgehend am Markt­ plätze, wo es bereits von Menschen wimmelte, sah er sich die Firmatafeln an und es schien ihm, daß er alle von seinem Rathgeber ausgesprochenen Namen bereits gelesen habe, es hatten sich ihm nämlich die Ausgänge derselben: —eo, —ar, —öiö, —nili, — »öslc u. dergl. so fest eingeprägt, daß er sie gar nicht vergessen lonnte. Mi t sich selbst zu Rache gehend, in welchen Handelsladen er zuerst eintreten sollte, entschloß er sich für den des —»ö«K, nicht als ob ihm dieser als der so­ lideste wäre gepriesen worden, sondern aus dem einfachen Grunde, weil dieser Auslaut am ähnlichsten schien dem 8eK, wie er sein Lieblingsroß benamsete. Der Herr —ZöeK war gegen alle Erwartung Höftich mit ihm, bediente ihn selbst und tonfijirte ihm eigenhändig sogar die Rechnung, die einem Tausender sehr nahe kam. Doch, wie erstaunte der Herr —ZösK, als ihm der, großen Nutzen versprechende Krämer diese Rechnung, nachdem er in dieselbe geraume Zeit geschaut hatte, mit der Bemerkung zurückstellte, daß er sie gar nicht le­ sen könne, da ihm die gebrauchten Schriftzeichen unbekannt seien. " - Wenn es lein anderes Hinderniß gibt, entgegnete ihm Herr —ZöoK, diesem kann gleich abgeholfen werden. Und richtig rief er sogleich seinen Buchhalter und gab ihm den Auftrag, die Rechnung in jene Schriftzeichen einzukleiden, welche die neue Kundschaft, mit der man einen so raren Fang gemacht, lesen lonnte. Wie befohlen, so gethan. I n einer Vier­ telstunde hatte der Krämer die Rechnung in neuer Fayon in Laibach am 7. November 1868. andere Abgeordnete sich hinreißen lassen könnten.« Und die „Liberalen " des trainischen Landtages: die Herren Der ­mal, und 9 Genossen, welchen die „Feudalen" und „Cleri­calen" stets ein Gräuel sind, stimmten dem Panierträger des sonst stets verlästerten „Feudalismus" beifallrufend zu. I m Angesichte solcher Vorgänge finden wir, obschon sonst nicht Gesinnungsgenossen der Grazer „Tagespost", deren Auslassungen im obigen Artikel vollkommen begründet, wo es heißt: „Alle unsere politische Freiheit ist eitler Wind, so lange sie nicht auf socialer Gleichheit aufgebaut ist, und da­rum bringen wir es hier zu Lande auch nie weiter, weil der Sinn für diese Gleichheit vollständig mangelt. Den bei uns (dürfte lauten: in Klagenfurt und Laibach) ent­scheiden im öffentlichen, so wie im Privatleben immer dre i Dinge und nur die drei Dinge: Erstens die Coterie, zweitens die Coterie und drittens die Coterie. Damit sind aber auch alle Räthsel unserer „Liberalen" und unserer „Verfassungstreuen" gelöst!" — Mit diesen Worten portraitirt die „Tagespost" in kur­zen Zügen den „Scheinliberalismus" in Kärnten, der ganz der Milchbruder ist des — trainischen, I^ai-o yuk,! iNFÄlo IÄ,! Das Ausnahmsgesetz im Abgeordnetenhause. I n der Sitzung vom 3. d. M . kam der Ausnahmsge­setzentwurf im Abgeordnetenhause zur Berathung. Die reißende Schnelligkeit, mit der die Volksvertreter alle Vorlagen erledi­gen, erhielt bei diesem Gesetze eine Verzögerung, weil sich ein Mitglied der als reaklionär verlästerten Minorität des Abge­ordnetenhauses der undankbaren Aufgabe unterzog, die Majo­rität der cisleithanischeu Volksvertretung, die in unbegrenzter Vertrauensseligkeit nach den Intentionen des Ministeriums fortgaloppirt, auf die Gefahren aufmerksam zu machen, welche der vorgelegte Gesetzentwurf in sich bürgt. I m ganzen von Liberalismus überschäumenden Abgeordnetenhause fand sich ein Einziger Abgeordneter, der in der Generaldebatte über diese heikle Frage Anschauungen Ausdruck gab, welche — wie das „Tagblatt", das „Wiener Tagblatt" nämlich, sagt — der vollsten Sympathie der vorgeschrittenen libera­len Partei gewiß sind. Und — welche Ironie! Dieser Eine und Einzige gehört der viel geschmiiheten „illiberalen", „feudalklerikalen" Opposition an! Die Urtheile der Presse über jene Sitzung des Abgeord­netenhauses berechtigen uns, stolz darauf zu sein, daß dieser Deputirte ein Abgeordneter aus Krain ist. Die Rede des Herrn Svetec , die wir vollständig bringen, wird von der liberalen, unabhängigen Presse durchweg sehr günstig bespro­chen und namentlich von Schuselka's „Reform" gediegen genannt. Die wahren Liberalen und die unabhängige Journa­listik hat wieder einmal Gelegenheit gehabt, zu sehen, von welchem Kaliber der verhimmelte Liberalismus sei, der in Oesterreich derzeit das große Wort führt. Nach Verlesung des Ausschußberichtes über den fraglichen Gesetzentwurf, welcher Bericht eine eigenthümlich wohlwollende Händen. Neugierig blickte er in dieselbe und fing an laut zu lesen. Doch sieh, das Lesen ging ihm so langsam von Statten, daß Herr —ZöeK und Buchhalter zu der Frage berechtiget zu sein glaubten, ob er denn überhaupt lesen tonne. Der Krämer versicherte, gut lesen zu können; zum Beweise dessen zog er mehrere Briefe aus der Tasche und las sie sehr geläufig. — Nun erst ging dem Herrn Chef und dem Buchhalter das wahre Licht auf; sie merkten, daß der Chinese die Sprache, in welcher die Rechnung abgefaßt war, nicht verstehe. Die diesfalls an ihn gestellte Frage bestätigte ihre Vermuthung. Der Krämer aber rief aus: „Darum also wollte es mit dem Lesen nicht vorwärts gehen, obwohl mir die Schriftlichen be­kannt waren, und eben darum gaben mir auch jene Worte, die ich mit Mühe zu Stande brachte, leinen Sinn. Ich bitte Sie, Herr —»öe ^ mir eine Rechnung auszustellen, die nicht blos mit chinesischen Buchstaben geschrieben, sondern auch in der chinesischen Sprache, in ver wir jetzt mit einander reden, ab­gefaßt sein wird, widrigens ich bemüssiget sein werde, den Eintauf wo anders zu machen, was mir niemand der noch ein Quentchen gesunden Menschenverstandes besitzt, verargen kann." Den Herrn —LLetl gingen nun die Grausbirnen an; denn einerseits hätte er das gute Geschäft nicht gerne aus der Hand gelassen, andererseits aber konnte weder er, noch irgend einer seiner Bediensteten die Muttersprache schreiben, auf's gerathewohl aber getraute sich niemand den kühnen Schritt zu wagen. Der prallische Verstand des Herrn — «öel: fand je­doch bald den Weg, nach beiden Seiten hin zu genügen. I n aller Schnelligkeit ließ sich er den Herrn —i^ , von dem er wußte, daß er chinesisch schreiben könne, zu sich erbitten, damit er ihm eine Gefälligkeit gegen angemessenes Honorar erweise. Während Herr —il l mit der Uebersetzung beschäftiget war, entspann sich zwischen dem Krämer und dem Herrn —LöoK eine sehr interessante Unterredung, derentwegen ich eigentlich diesenchinesischen Vorfall, der sich ja in Slovenien tagtäglich wiederholen dürfte, dem „Triglav" übersetzen zu sollen glaubte. Der Herr —nösk : Es wundert mich, daß Sie als ein so gescheidter Chinese nicht auch die Sprache der Intelli­genz verstehen? Krämer : Ich aber meine, Sie müßten sich nur wun­dern, wenn ich sie verstünde, denn ich weiß nicht, ob es irgend wo in der Welt Menschen gebe, die eine fremde Sprache sprechen, welche sie nie lernten. Herr —«öek : Wie kommt es, daß in der Ortsschule, die Sie ohne Zweifel besuchten, die Sprache der Intelligenz ^ 47. Gesinnung für das böhmische Voll zur Schau trägt, meldete sich Abg. Svetec zum Worte. Rede des Abg. Svetec. Der Gesetzentwurf, welcher uns heute zur Berathung vorliegt, hat nach meiner Ueberzeugung eine sehr bedenlliche Tragweite und birgt eine Gefahr in sich nicht nur für unsere freiheitlichen Institutionen, sondern auch für die Verfassung selbst. Wir sollen heute der Regierung die Ermächtigung er theilen, in gewissen Fällen die wichtigsten Grundrechte der österreichischen Staatsbürger ganz oder theilwelse zu suspen» diren. Ich fürchte sehr, daß wir damit ein Gesetz votiren, wo durch wir Gefahr laufen, daß uns die Grundrechte, die wir voriges Jahr mit so großer Mühe und Anstrengung bei einer Thüre unter das Dach gebracht haben, bei einer anderen THUre, welche wir heute in die frischen Wände des Verfas sungsbaues zu brechen im Begriffe sind^ wieber entschlüpfen und verloren gehen. Daß diese Gefahr leine eingebildete ist, ergibt sich schon aus der Fassung des §. 1 des vorliegenden Gesetzes, auf dessen unbestimmte und vage Formulirung ich Ihre Aufmerksamkeit lenke. D» finden wir denn als ersten Fall, wo die Grundrechte suspendirt werden könne», den des Krieges. Darüber will ich mich nicht auslassen. Aber der zweite Fall ist „innere Un ruhen". Was versteht man unter inneren Unruhen? Ich glaube, nicht alle inneren Unruhen sind geeignet, einen Grund abzugeben, um verfassungsmäßige Rechte zu suspenbiren. Ich führe als Beispiele innerer Unruhen an, wenn ein Biertrawall oder wenn Arbeiterunruhen sich ereignen und frage: Sind das Fälle, wo die Grundrechte suspendirt werden sollen? Und doch würde nach der Fassung des Paragraph«« die Möglichkeit dazu gegeben sein. Wir haben es ja Heuer erlebt, daß z. B. in Belgien Albeiterunruhen ausgebrochen waren; aber es ist nicht zu hören gewesen, daß deßwegen Grundrechte suspendirt wurden. Wei ters heißt es: „Umtriebe, welche in ausgedehnter Weise die Verfassung oder die persönliche Sicherheit bedrohen". Was ist das „Umtriebe" ? Es ist ein Ausdruck, welcher in der Unglück seligen Aera des Absolutismus erfunden wurde, und unter welchem man alles Mögliche verstand. Ich habe mich vielseitig erkundigt, um die Definition des Wortes „Umtriebe" zu er­halten, aber Niemand konnte mir außer vagen Erklärungen eine bestimmte Auskunft geben. Was heißt denn ferner „in ausgedehnter Weise"? Ist der Fall zu einer Ausnahme vorhanden, wen» z. B. die Verfassung bedrohende Umtriebe in einem Dorfe ausbre» che«, oder in zwei Dörfern, oder in einem Bezirke, oder in einem Lande, wo ist dg die Grenze gegeben? Sie fehen, meine Herren, daß nach dieser Fassung wegen des kleinsten Krawalls die Möglichkeit vorhanden ist, die Grundgesetze zu suspendiren. Dann heißt es: „Verfassungsbedrohende Umtriebe". Ja , die Verfassung bedroht auch die loyalste Opposition. Meine Herren! Auch die loyalste Opposition ist gegen die Verfassung gerichtet und bedroht dieselbe. Ist das gleich ein Fall, um die verfas sungsmaßigen Grundrechte zu suspendiren? Dann heißt es: „die persönliche Sicherheit gefährdet", nicht gelehrt wird, welche Euch befähigen würbe, auch im be nachbarten Staate Geschäfte zu machen. Krämer: Es lann sein, daß Sie bort mitunter Ge schäfte machen, sogar gute Geschäfte machen; gewiß ist es aber, daß Sie mit uns, Ihren Landsleuten noch viel mehr und bessere Geschäfte machen; wahr ist es auch, daß die Nach­barn bei uns viel bessere Geschäfte machen, als Sie bei ihnen, dies beweiset der Umstand, daß mehrere von dort Hieher, als von hier dorthin gehen, um Geschäfte zu machen. Das werden Sie mir wohl bestätigen! Mir käme es daher fehr ungereimt, vor, wenn wir die Sprache, die Sie die Sprache der Intelli genz nennen, darum lernen follen, weil diese Fremden zu uns kommen; umgekehrt wäre es viel natürlicher und, ich möchte glauben, auch viel vernünftiger, da wi r ihnen Gold und Silber in den Schooß fchütten, nicht aber fie uns. Uebrigens muß ich Ihnen doch sagen, daß es unter uns einige gibt, die außer den Lehrgegenständen der Ortsschule auch diese Sprache lernen, und zwar thun dies alle jene, die sich einen Nutzen davon versprechen; dieser wenigen wegen aber wäre es wahr Haft unvernünftig, die Schule so einzurichten, daß alle, die die Schule besuchen — und deren gibt es nicht wenige sich mit der Erlernung der fremden Sprache ohne voraussichtlichem Nutzen wohl aber zum voraussichtlichen Schaden plagen müßten. Hen —öüek : Wie können Sie doch meinen, daß die Kenntniß einer fremden Sprache schade? Sind Sie wahnsin­nig? Ist in Ihr Dorf noch nicht der in der ganzen Welt bekannte Spruch gedrungen, daß man für so viel Menfchen gilt, als man Sprachen spricht? Sonderbar!! Krämer: Sie mußten mich mißverstanden haben, Herr —«ö«K. Ich sagte ja nicht, baß die Kenntniß einer fremden Sprache fchade, sondern ich sagte nur, daß das Lerne n einer Sprache, die man voraussichtlich nicht brauchen wird, wenig stens unnütz, wenn nicht schädlich sei. Das will ich Ihnen auch beweisen. Sie lieben, wie es scheint, Sprüche. Nun auch ich will mich eines Sprüchleins bedienen, das noch bekannter sein dürfte, als das von Ihnen angezogene. Mein Spruch lautet: „Zei t ist Geld" . Wenn man die Jugendzeit, die zur Erlernung des Nothwendigen fast zu kurz ist, zur Aneignung des Nützlichen und Angenehmen mit Ver nachlassigung des Nothwendigen verwendet, so nennen wir praktische Bauersleute dies Zeit — verlieren. Und — Zeit verloren ist Geld verloren. Wenn Sie berechnen würden, w,e viel Nothwendiges Sie sich angeeignet hätten in der Zeit, welche Sie aufwenden mußten, um die fremde Sprache zu er» lernen, in der Sie mir die Rechnung niederschrieben, so wür. den Sie sicherlich anders reden. Aber setzen w« den Fall, die das ist ein ebenso unbestimmter und vager Ausdruck. Wenn z. B. irgendwo das Räuberunwesen überhand nimmt «der wenn, wie ich früher erwähnt habe, Arbeiterunruhen ausbre­chen, da wird ganz gewiß die persönliche Sicherheit gefährdet sein. Aber ist das ein Grund, um verfassungsmäßige Grund­rechte zu suspendiren? Dann heißt es hier: „ganz oder theil­weise". Also aus dem geringsten Anlasse, aus Anlaß eines Kra­ walls, laufen wir, meine Herren, Gefahr, baß alle im Gesetz» entwürfe aufgezählten Grundrechte suspendirt werden, darunter namentlich die wichtigen Gesetze über die persönliche Freiheit, das Hausrecht und die Preßfreiheit. Die Gefahr, meine Herren, die dieser Gesetzentwurf in­ volvirt, wird sehr gesteigert, wenn wir Rücksicht nehmen auf unser gegenwärtiges Strafgesetz. Auch dieses Gesetz ist eine Erbschaft, die wir aus der absolutistischen Aera mit herüber genommen haben und auch da haben wir, ein Gesetz, dessen Bestimmungen, namentlich in Bezug auf politische Verbrechen wieder so vag, so unbestimmt sind, daß man alles Mögliche darunter subsumiren kann. So z. B., meine Herren, ist es eine Thatsache — ob­wohl ich unlängst einmal gehört habe, daß es widersprochen wird — daß die deutsche Presse sehr oft in sehr heftiger Weise die Slaven angegriffen, daß sie auf eine sehr geringschätzige, sehr höhnische Weise die Slaven heruntergesetzt hat und den­noch haben wir es nicht erlebt, daß in dieser Beziehung gegen die deutsche Presse eingeschritten worden wäre. Mi r ist eS z. B. geschehen, daß im verflossenen Sommer einmal ein Ar­tikel in der alten „Presse" vorgekommen ist, welcher mit einer, ich möchte sagen, Rücksichtslosigkeit ohne gleichen über die Slo­venen hergefallen ist. Ich sah mich in Folge dessen veranlaßt, mich zu Sr. Excellenz dem Herrn Minister Berger zu begeben, um darüber Beschwerde zu führen, weil ich der Meinung war, daß die alte „Presse" ein officiöses Blatt sei. (Heiterkeit.) Ich traf Se. Excellenz zufällig nicht im Bureau und so begab ich mich zu Sr . Excellenz dem Herrn Minister des Innern. Ich habe mich dort über die Auslassungen der „Presse" bitter beschwert; Se. Excellenz versicherte mich aber, daß die „Presse" kein officiöses Blatt sei, und daß daher die Regie­rung daran durchaus leine Schuld trage. Ich ließ die Sache auf sich beruhen. Aber in Laibach, wo der Artikel denselben Eindruck gemacht hat, ist es geschehen, daß ein slovenischen Interessen gewidmetes Blatt, der „Triglav", auf denselben eine Erwiederung gegeben und wie man sagt, mit gleichem Maße gemessen hat. Und was geschah? Gleich hatte es den Staatsanwalt am Halse und ist richtig zu einer fünf- oder sechswöchentlichen Strafe, mit einem Fasttage in der Woche verschärft, verurtheilt worden. (Bewegung rechts.) Diese Verschiedenheit im Vorgehen ist vielleicht noch ge­ringfügig, aber ich werde Sie, meine Herren, auf etwas An­deres aufmerksam machen. Es ist Ihnen bekannt, wie die Presse unter dem Systeme des Grafen Belcredi gehandhabt wurde. Auch damals gab es eine Opposition gegen die Ver­fassung, auch damals wurden Angriffe auf die Regierung ge­macht, dieselbe mit allen möglichen Mitteln bekämpft, und wir hatten doch keine Preßprozesse. Gegenwärtig, wo man sagt, daß sich unserr Verhältnisse gebessert haben, haben wir, meine Herren, blos in Böhmen, wie uns neulich Se. Excellenz der Herr Minister des Innern im Ausschusse mitgetheilt hat, über hundert Preßprozesse wegen Verbrechen, über hundert Preß­prozesse wegen Vergehen und Gott weiß, wie viele Preßpro» zesse noch anhängig sind. Ja, meine Herren, ein Strafgesetz, wo ein so verschiedenartiges Vorgehen möglich ist, ist kein gu­tes Strafgesetz, und ein solches kann doch leine Bürgschaft bieten für verfassungsmäßige Zustände. Ich will Sie überdieß auf die Strafsätze aufmerksam machen, welche in Böhmen gegenwärtig angewendet werden; es werden dort, Meine Herren, Strafen verhängt, wie sie unter Bach und Schmerling nie vorgekommen sind. Nun, eine Justiz, wo solche Sprünge möglich sind, kann doch leine geordnete Justiz genannt werden. (Rufe im rechten Centrum: Sehr gut!) Die Tragweite des gegenwärtigen Gesetzentwurfes läßt sich entnehmen aus den Wirkungen, welche das provisorische Ausnahmsgesetz in Böhmen gegenwärtig hervorgebracht hat. Kenntniß einer fremden Sprache wiege alle andern uns not ­wendigen Kenntnisse auf, wie kommt es denn, daß lein Voll der Erde dies einsehen will? Oder gibt es ein Volt, das in der Volksschule eine fremde Sprache eingeführt wissen wollte? Das Unsinnige dieser Forderung tonnte ich Ihnen noch auf einem anderen Wege beweisen; aber lassen wir das, und er­lauben Sie mir noch, daß auch ich an Sie eine Frage stelle. Herr —86«!:: Diese wäre? Krämer : Wie kommt es denn, daß Sie, der Sie für den Nutzen der Sprachkenntnisse gar so schwärmen, Ihr e eigene Muttersprache, die Sie doch leidlich sprechen, gar nicht schreiben tonnen! Abgesehen vom Nutzen ist dies nach meinen Bauernbegriffen wahrhaft eine Schande. Herr —»Lei: : Die Beantwortung dieser Frage ist sehr leicht und besteht einfach darin: Was man nicht lernt, das kann man auch nicht! Krämer: Haben Sie denn leine Dorfschule, haben Sie nicht eine Handelsschule besucht? Herr —3«eK : J a wohl, und dazu eine Handelsschule, deren Ruf sogar zu den Mameluken gedrungen ist; allein an dieser Handelsschule wird nichts inchinesischer Sprache gelehrt, im Gegentheil, es darf lein chinesisches Wort geschrieben wer­den; das einzige, was vom Chinesischen vorkommt, ist das Zeichnen der chinesischen Buchstaben; alle Lehrgegenstände wer­den in der Kultursprache der Intelligenz vorgetragen. Krämer: So? Das muß wahrhaft eine Musterschule sein!! Und diese Schule wird, wie ich gehört zu haben glaube, von den Handelsleuten dieser Stadt unterhalten? Herr — iöek : Ja wohl; sie lostet unS jährlich über 1000 Gulden. Krämer: Gott erleuchte die Handelsleute dieser Stadt, daß sie, die sich zur Intelligenz zählen, einsehen lernen, daß ein Mensch, der seine Muttersprach e nicht schreiben lann, unmöglich zur Intelligenz gerechnet werden könne. Oder wer­den Sie den, der alle erotischen Pflanzen zu benennen weiß, die heimischen aber gar nicht kennt, «inen intelligenten Men» schen nennen? Erscheint «Ihnen derselbe nicht als ein Sonder-! ling? Das ist auch der Mensch, der in fremden Sprachen be­wandert ist, seine Muttersprache aber nicht einmal schreiben kann. Ueberdies ist es wahrlich eine Verkehrtheit, fremde Spra­chen zu schätzen, die eigene Muttersprache aber zu verachten. Wer sich selbst verachtet, wer könnte den achten? Der Uebersetzer trat mit der Rechnung ein und machte dem weiteren Zweigespräche ein Ende. Der Krämer fand die Rechnung nach seinem Wunsche, zahlte die geforderte Summe, nahm die Wac>« und ging froh von dannen. Aus den öffentlichen Blättern ist es uns ja bekannt, wie in den letzten zwei Wochen mit der böhmischen Presse vorgegangen wurde: Einstellungen, Confislationen, Postverbote u. s. w. haben ihr beinahe den Garaus gemacht, und wenn es eine lurze Zeit so fortgeht, so haben wir in der böhmischen Presse tabul» ru,»». Nun, ich höre gleich die Einwendung: „Weil eS eben jetzt gegen die Czechen geht, schadet es nicht". (Widerspruch links.) Aber: üoäio mitu, eins tidi. Sie werden vielleicht sagen: „Die böhmische Presse soll anständiger schreiben, und es wird ihr das nicht geschehen". Allein nach der Fassung dieses Gesetzentwurfes, wo blos die Verfassung bedrohende Umtriebe hinreichen, um gegen die Preß­ freiheit einzuschreiten, mag die böhmische Presse auch in Glace­ handschuhen kommen, so wird man sie maßregeln tonnen. Sie werden vielleicht einwenden: „Wir haben ja eine Verantwortliche Regierung und dies ist uns Bürgschaft, daß die gesetzlichen Grenzen" nicht überschritten werden". Aber nach meiner Ansicht bietet uns auch die verantwortliche Regierung keine Garantie. Warum? Die verantwortliche Regierung ist dem Reichs» rathe allerdings verantwortlich; aber sie hat ja auch das Recht, nöthigenfalls den Reichsrath, dem sie sich verantworten soll, aufzulöfen. I n Folge einer Parlamentsauflösung ergeben sich Agita­ tionen gegen die Regierung, ergeben sich Umtriebe und es ist der Fall gegeben, daß man Ausnahmsgesetze erläßt und dann ist die Möglichkeit gegeben, daß man unter dem Drucke der Ausnahmsgesetze Neuwahlen vornehmen läßt, die ein ganz an­ deres Parlament zu Stande bringen. (Bravo! Bravo! im rechten Centrum.) Auch das soll uns nicht trösten, daß das gegenwärtige Regime ein liberales ist, denn daraus, daß ich Sie auf die Zeiten Belcredi's aufmerksam gemacht habe, können Sie ent­ nehmen, daß man in der Theorie sehr liberal sein, daß aber die Praxis sich sehr illiberal gestalten kann. Freilich höre ich von der Ministerbank: Die Gerichte sind jetzt unabhängig und das Ministerium nimmt leinen Ein­ fluß auf die Gerichte. Ich will das nicht bezweifeln, aber ich finde darin leinen Trost, denn jene Gerichte, welche heute rück­ sichtslos gegen die Czechen vorgehen, dieselben Gerichte tonnen morgen mit derselben Rücksichtslosigkeit gegen die Polen und Deutschen vorgehen. Ja, meine Herren, steht denn weniger auf dem Spiele? Ich habe fchon erwähnt: Die persönliche Freiheit, das Haus­recht, das Vereins- und Versammlungsrecht, ja die Preßfrei­heit steht auf dem Spiele und Sie wissen, was das bedeutet, wenn die Preßfreiheit auf dem Spiele steht. Ich brauche Sie in dieser Beziehung nur an den Aus­spruch jenes berühmten Engländers zu erinnern, welcher gesagt hat: Nehmt mir alle Freiheitsgesetze, nehmt mir die Verfassung, aber lasset mir die Preßfreiheit und ich will die Verfassung wieder zurückerobern. Was wollte er damit sagen? Daß eine Verfassung ohne Preßfreiheit nichts werth ist. Ich glaube damit die Gefahr gezeigt zu haben, welche wir auf uns nehmen, wenn wir das heutige Gesetz in der Fassung annehmen, wie es uns vorliegt. Ich glaube aber, meine Herren, daß es auch gar nicht so nöthig und so dringend ist, daß wir heute schon dieses Gesetz Votiren. Der dringendste Fall, der sich denken läßt, wäre der eines Krieges. Allein selbst für diesen Fall ist nach meiner Ansicht ein Nusnahmsgesetz nicht so dringend. Wir wissen ja, daß der Krieg im Jahre 1866 einer der größten Kriege war, die Oesterreich je gefühlt hat, und wir wissen auch, daß im Voraus lein Ausnahmsgesetz erlassen wurde, und daß auch während des Krieges namentlich die Preßfreiheit durchaus nicht beschränkt war; wir wissen, wenn ich mich recht erinnere, auch aus der Allerhöchsten Thronrede selbst, daß die Presse durch­aus nicht zum Verderben des Staates gearbeitet hat, im Ge­gentheile, das Verdienst der Presse in Betreff ihrer patrioti­schen Haltung wurde ausdrücklich anerkannt. Also nicht einmal für den Krieg sind Ausnahmsgesetze berechtigt. Sie werden sagen: „Der böhmischen Bewegung kann Herr — » öe K (zum Dienstpersonale sich wendend), das dem Zweigespräche aufmerlsam folgte: Dumm ist der Chinese wahrlich nicht; er besitzt eine ganz respektable Portion gesun­den Menschenverstandes. I m Grunde genommen hat er auch recht; seine Beweisgründe sind mir ganz einleuchtend, ich selbst dachte darüber fchon nach; der Außenwelt gegenüber darf man diese Gründe freilich nicht gelten lassen, denn in welche Ver­legenheiten kämen wir, die wir chinesisch nicht schreiben tonnen, weil wir es niemals zu lernen Gelegenheit hatten?! Für lange ist das System, nur in fremder Sprache Rechnungen zu schrei­ben und mit den Landleuten zu torrespondireu, jedoch nicht haltbar. Sehet, welcher Nutzen mir entgangen wäre, wenn mir Herr —i k die Gefälligkeit nicht «wiesen halte! Aber wisset Ihr , meine Lieben, was mir eben jetzt einfällt? Herr —i k hat die chinesische Sprache durch seinen Plivatfleiß er­lernt, — es ging ihm schwer, nicht wahr, Herr —ik? Ich will Euch die Sache erleichtern dadurch, daß ich Euch einen Sprachmeister halte, wenn Ih r wollet. (Alle waren einverstan­den.) Damit aber der junge Nachwuchs nicht in unsere trau­rige Lage komme, durch Privatsteiß lernen zu müssen, was er in der Schule spielend hätte erlernen tonnen, so will ich beim Handelsgremium diese Sache anregen und beantragen, baß unsere Handelsschule, wenn sie schon diechinesische Unterrichts­sprache nicht einführen will , doch wenigstens die chinesische Sprache unter die obligaten Lehrgegenstände aufnehmen müsse, widrigenfalls wir mit dem bedeutenden Beitrage eine andere Sonntagsschule dotiren wollen. Ich zweifle nicht, daß imsere intelligente Handelswelt diesen Antrag billig und zeitgemäß, daher nuch nützlich und nothwendig finden werde. Recht so, antworteten alle seine Bediensteten. So weit 5ie Modezeitung Don Nanking. Mi r schien diese Begebenheit geeignet zur Veröffentlichung in Ihrem geschätzten Blatte» da mir dieselbe so llang, als hätte sie sich in der Hauptstadt Sloveniens zugetragen; daher ich mir Hie große Mühe nicht verdrießen ließ, eine Uebersehung, die für mich, da ich bie chinesische Sprache nur radebreche, wahrlich nicht leicht war. Daß sie eine getreue Uebersetzung sei, dafür bürgen meine chinesischen Wörterbücher, meine Gewissen­haftigkeit und meine wahre Liebe zu Slovenien. Die „Hmioa" des „Laibacher Tagblattes" ist, wie ich in Erfahrung gebracht, nur eine ?8«uäo ^inio», daher eine wahre luiruie» der Slovenen. Wenn Sie Herr Redakteur diese Aebersehung in Ihr Blatt aufnehmen, so setzen Sie unter dieselbe den Namen H^mie» ver». man nicht anders Herr werden". Aber auch das glaube ich nicht. Ich glaube, daß die böhmische Bewegung ohne Au«, nahmsgesetze auch in Ordnung gehalten werben lann. Um I h nen das zu beweisen, will ich auf den Grund hinweisen, der nach dem vorliegenden Berichte die Ausnahmsgesetze in Vüh» men veranlaßt hat. Es ist am 4. Oktober eine Vollsversamm­ lung in Pankrac gehalten worden gegen das ausdrückliche Verbot der Behörde, dieselbe mußte mit Militärgewalt ge­ sprengt werden, es verliefen sich einige versprengte Gassenbuben in die Stadt und es wurden beim deutschen Theater und deutschen Casino die Fenster eingeschlagen. Das ist der nackte Thatbestand. Nun, meine Herren, ich bitte jetzt in Betracht zu ziehen, in wieweit die fuspendirten Grundrechte an diesem Vorfalle Schuld sind. Zuerst das Vereinsrecht! Wie lommt da« Ver< einsrecht zu liefen Excesse«? Was hat das Vereinsrecht daber zu thun? Ich habe im Berichte darüber gar leine Daten ge funden. Das Versammlungsrecht! Allerdings, es ist eine Ver­ sammlung da gewesen, allein diese Versammlung wurde nicht auf Grund des Gesetzes gehalten, sondern gegen ein ausdrllck­ liches Verbot. Es war eine verbotene Versammlung und wenn Versammlungen gegen ein Verbot stattfinden tonnen, werden sie dann nicht auch trotz der Ausnahmsgesetze statthaben tön­ nen? und tann man da sagen, daß °n solchen Versammlungen das Gesetz Schuld sei und nicht andere Ursachen? Nach meiner Meinung tonnte das Vereins» und Ver­ sammlungsrecht vollständig aufrecht erhalten werden, und ohne daß deßhalb allein Excesse stattgefunden haben mußten. Nun die Presse! Was hat die Presse verschuldet? We nigstens habe ich nirgends den Beweis dafür gefunden, baß die Presse diese Excesse verschuldet hätte. Freilich wirb man mir sagen, die Presse hat seit vielen Monaten gehetzt, endlich sind die Leidenschaften erhitzt worden und es ist zu Excessen gekommen. J a das, meine Herren, thut jede oppositionelle Presse; jede oppositionelle Presse spricht gegen die betreffende Verfassung und Regierung; wenn man also der oppositionellen Presse dieses Recht nimmt, so hört sie eben auf, eine oppositionelle Presse zu fein. Daß sie aber in Böhmen zu den Ercessen aufgefordert, daß sie die Excesse ausdrücklich gestützt hätte, das, glaube ich, ist weder bewiesen noch ist es wirtlich der Fall gewesen. Freilich habe ich im Ausschusse gehört, die Presse habe zu den verbotenen Versammlungen dadurch beigetragen, baß sie dieselben annoncirt hat. Derlei Annoncen haben sich aber nicht allein in den böhmischen, sondern auch in den Wiener Blättern gefunden und sind nicht blos für die Excedenten, sie sind ja auch für die Polizei annoncirt worden (Heiterkeit), und diese ist eben dadurch in die Lage gesetzt worden, densel­ ben vorzubeugen. (Vermehrte Heiterkeit.) Dann hat es gehei­ ßen: „Die Presse hat die Excesse nicht verdammt wie sie sollte, sondern im Gegentheile Entschuldigungsgründe für die­ selben vorzubringen gesucht". Nun , auch das ist ein ganz natürliches Benehmen einer oppositionellen Presse. Daß sie ausdrücklich die Excesse gelobt, daß sie dieselben empfohlen hätte, liegt nicht vor. Wenn sie es aber gclhan hätte, so ist ja der Staatsanwalt da, er hat sie gewiß nicht ausgelassen und sie wird dafür gewiß die verdiente Strafe zu erleiden haben. Wenn man mir dann sagt: Aber die verhängten Maß­regeln hatten doch gute Folgen, es ist m Böhmen wieder die Ruhe hergestellt worden, so muß ich darauf erwiedern, daß diese Wirkung wohl nicht der Suspension ves Gesetzes, son­dern der Anwendung der ensprechende» Mittel zuzuschreiben ist. Wenn man zur rechten Zeit von der Militärmacht den Gebrauch gemacht hätte, den man am 4. Oktober davon ge­ macht hat, so wäre es nach meiner Ueberzeugung so weit nie gekommen und auck gegenwärtig, meine Herren — wenigstens habe ich diese Ueberzeugung — hält nur die Militärgewalt die Excesse hintan. Nehmen Sie die Militärgewalt weg, so werden Ihnen Ausnahmsgesetze nichts helfen und umgekehrt -— auch wenn wir lein Ausnahmsgesetz haben, wird die Mililärgewalt die Ordnung aufrecht erhalten können. Ich glaube daher, daß die Suspendirung der Grundrechte in Böhmen nicht nothwen­ dig war. Aber nicht blos nicht nothwendig, nach meiner Ueberzeu­ gung war sie auch nicht opportun. Glauben Sie, daß man auf diese Art das Land beruhigt, baß man es auf diese Art für die Verfassung gewinnen wird? Ich glaube das nicht. Ein so selbstbewußtes, ein so energi­sches Voll, wie die Böhmen, läßt sich durch solche Mittel nicht einschüchtern. Daß ist allerdings gewiß, so lange die ganze österrei­chische Militärmacht gegen sie steht, weiden sie nichts richten; sie werden es auch nicht versuchen, etwas zu thun. Aber die Frage ist: Wird man immer in der Lage sein, die ganze österreichische Militärmacht gegen sie aufzubieten? Was dann, wenn das nicht möglich wäre, wenn man die Militärmacht auf einem anderen Punkte der Monarchie benöthigte? Aber nicht blos für nicht opportun, auch für verderblich halte ich diese Maßregel. Warum? Wenn man einer Partei die Mittel und Wege entzieht, ihre Meinung, ihre Wünsche auf legalem Wege zum Ausdrucke zu bringen, so ist sie genö­thigt, auf trummen, auf geheimen Wegen zum Ziele zu ge­langen, Man erdrückt z. V. die Presse jn Böhmen. Was wird sie thun? Wir haben ja dieser Tage schon in den Blättern gelesen, daß die böhmischen Blätter nach Wien übersiedeln. Nun dann haben Sie die böhmischen Blätter wieder da (Heiterkeit), und wenn Sie sie unschädlich machen wollen, so müssen Sie den Ausnahmszustand auch über Wien verhängen. Sie unterdrücken z. B. die böhmische Presse in der gan­zen Monarchie. Was wird sie thun? Sie wird in das Aus» land übersiedeln, und wenn Sie ein Postverbot erlassen, so wird man seine Meinungen in Broschüren und auf anderen Wegen im Lande zu verbreiten suchen. Das zu verhindern, wird die Regierung schwerlich im Stande sein, außer sie ver­wandelt ganz Böhmen in ein Polizeihaus. Auch die Gründe, die der Ausschußbericht für das Ge. setz vorgebracht, und womit er namentlich auch die Verhängung des Ausncchmszustandes in Böhmen motivirt ha», kommen mir nicht stichhaltig vor. Da heißt es, „daß im Königreiche Böh­men, vorzugsweise in der Landeshauptstadt Prag seit Mona­ten eine wei t verzweigt e verfassungsfeindliche Agitation «. s- w.« Weit verzweigte Agitation! Das ist ja doch ganz natür­lich. Denn eine so mächtige Partei, wie sie in Böhmen ist, wo sozusagen ein ganzer Vollsstamm Widerstand leistet, gegen die Verfassung Opposition macht (Rufe linls: ES ist nicht wahr!), ist natürlich eine weit verzweigte. Das ist ein Ausdruck, der sehr gut in die Periode eines Bach paßt, aber heutzutage sehr bedenklich erscheint. Ich habe gestern im Abendblatte der „Presse" eine Cor­respondenz aus Kralau gelesen. Es kommen beinahe dieselben Ausdrücke dort vor. Auch da heißt es „weit verzweigte Agi­tation des demokratischen Vereines", und ich muß sagen, daß ich das Sprichwort, welches ich heute schon einmal ausgespro­chen habe, „Koäi« miiii, ora» tibi" sehr lebhaft in Bezug ans Polen vor Augen gehabt habe. Dann steht weiter in dem Berichte: „planmäßiger Wi­derstand gegen die verfassungsmäßige Regierung". Planmäßig! Ist von den Herren, die im Ausschusse thätig waren, ein sol­cher Plan auch entdeckt worden? Ist ein solcher Plan bekannt? Wenn er aber nicht bekannt ist, so darf man nicht von planmäßigem Widerstände reden. Denn das ist doch ganz na­türlich, daß, wenn viele Gesinnungsgenossen in einem Lande sind, wenn viele dasselbe denken, auch viele das Nämliche thun werden. Aber da gleich von planmäßigem Widerstände zu sprechen, da« halte ich doch für nicht ganz an der Zeit. (Schluß folgt.) Aus der Schlußsitzung des steiermiirtischen Landtages. (6. Oktober l. I.) I n der II . Session des steieimärtifchen Landtages hatten die beiden gefeierten Vertreter der Slovenen, die Herren M . Herman und Dr. Vonnjal öfter Anlaß gefunden, ihre Stimme zu erheben und einzutreten für das Recht des ver­achteten, von den Gegnern dem Untergange geweihten sloveni­fchen Volksstammes; ihre begeisterten, unerschrockenen Worte fanden tausendfältigen Widerhall nicht blos im eigenen Lande, sondern auch bei den verwandten slavischen Stämmen, nament­lich bei den Pionnieren des Slaventhums, den wackern Böh­men. Wi r haben bedauert, daß uns während der Session Mangel an Raum zwang, die Vorgänge im steiermärlischen Landtage ganz bei Seite zu lassen. Wi r wollen heute dem Interesse, das unsere Leser ohne Zweifel daran haben, dadurch theilweise gerecht werden, daß wir nachstehend die in der letz­ten Sitzung der jüngsten Session gehaltenen, fulminanten Re­den der Herren Herman und VoZnjal nach dem stenogra­fischen Protokolle reproduziren. Des vollen Verständnisses wegen schicken wir voraus, daß ein Bericht über 44 Petitionen „für und wider die slo» venischen Bestrebungen" Gegenstand der Tagesord­ nung war. Rede des Abg. Herman. Meine Herren! Als wir unsere Interpellation hier in diesem Hause einbrachten, waren wir es uns Wohl bewußt, daß wir damit weder dem h. Landtage noch der h. Regierung angenehm kommen; wir sahen auch voraus, daß sich aus der Mitte der Nation selbst Stimmen gegen uns erheben werden, und zwar von jenem Bruchtheile, den wir in der Interpella­tion als der Nation entfremdet bezeichnet haben, daß das Gros der Nation aber, das wir vertreten, auf unserer Seite steht, das Gros, das überall und immer, wo es nicht irre ge­führt wird, für die eigene Nationalität ist und sein muß. Die bisher eingelaufenen Adressen oder Petitionen spie­ geln genau das diesfällige Verhältniß ab und rechtfertigen un­ sere Interpellation, welche eben die Behebung des Zwiespaltes in derselben Nation zum Gegenstande hat. Wenn sie die Adressen gegen uns mit ihrem mitunter ungeziemenden Tone, mit dem ruhigen, bescheidenen Tenor der Adressen für uns vergleichen, fo werden Sie finden, daß Cultur und Moral nicht auf Seite der Elfteren stehen. Sind wir schuld daran, daß die entfremdeten Elemente aus Angst vor den Slaven und aus bösem Gewissen nahezu außer sich gerathen, (Heiterkeit) und so wenig Denkvermögen haben, daß sie das Nützliche, Notwendige und Natürliche sich als etwas Ungeheueres vor­ stellen, oder so wenig Patriotismus, daß sie ihrer Nation keine Opfer bringen wollen? Meine Herren! Ich glaube, es wird die Drau auch noch abwärts stießen, es werden die Städte und Häuser stehen bleiben, und Sie weiden bei uns Wein und wir bei Ihnen Eisen taufen, wenn wir auch unsere Statthal­ terei und unfern Landtag in Laibach haben. (Oho!-Rufe; Abg. Lohninger: Nie!) Nie? Veärsmo! Trennung und Vereinigung von Provinzen ist in Oester­reich fchon oft dagewesen, es ist Solches durchaus nichts Staatsgefährliches und wir erstreben Solches nur auf gesetz­lichem Wege. Ueber dem engherzigen Provinzialpatriotismus steht der Nationalismus. Können wir dafür, meine Herren, daß diese entfremdeten Elemente nur ein gewisse« deutsches liberale« Blatt lesen, das sich auch von unserem Gelde erhält und dafür mit seiner zahmen Hetzerei gegen den Slovenismus wohl die Angriffe gegen denselben, aber nicht die Vertheidi­gungen aufnimmt, alles unterdrückt, was zu seinen Gunsten spricht und das Bestreben hat, das Volk unter sich und von seinen Führern zu trennen, an die bösen Instincte appellirt und die blendende Binde um das Auge feiner Leser schnürt? Daß bei den Petitionen gegen uns die Vureaulratie die Hand im Spiele hat, weiß ich gewiß. So wissen wir bestimmt, daß die Adresse der Gemeinde Pettau, welche von uns ver­langt, baß wir unsere Mandate niederlegen sollen, weil wir für die Rechte des Voltes mannhaft einstehen, von einem Ad» volaten lolportirt wurde, der immer mit eingelegter Lanze auf die Nationalen Jagd macht; und die Adresse, welche gestern eingereicht wurde und von 40 Richtern des Pettauer Bezirkes unterschrieben war, ist ebenfalls Don diesem Advokaten lolpor­tirt und Don einem anderen Advotaten hier überreicht worden. I n dieser Petition, meine Herren, ist das banale Begehren enthalten, es mögen die Advokaten billiger sein und die Be­hörden schneller erlebigen; in diese banalen Phrasen, die jeder Bauer natürlich unterschreibt, ist der Protest gegen die Tren­nung eingefaßt; — aber der Frevel, den man mit dem Volke treibt, (Oho!°Rufe) daß man e« Petition!«» und sagen laßt; seine Sprache sei nicht zur Gerichtssprache geeignet, daß man es Petitioniren läßt gegen seine eigene Muttersprache — dieser Frevel wird auf feine Urheber zurückfallen, und es wird viel­leicht die Zeit kommen, wo das irregeführte Voll den langen Aberglauben seiner Knechtschaft auf feine Weise rächen wird. (Bravo l rechts.) Es eristirt unter uns ein Verein, Mohor-Verein genannt, welcher alljährlich bei 30.000 bi« 40.000 Bücher unter da« Voll verbreitet; wir finden unter dem slovenifchen Landvolke sehr viele, natürlich nur slovenische Bücher, und das slove­nische Landvoll liest verhältnißmäßig mehr als das deutsche. Die Nationale» schreiben sich die Hände wund, um das Voll aufzuklären. Was haben die anti-nationale Bureautratie, das entfremdete Bürgerthum für die Aufklärung des Volles je ge» than? Nichts! Nicht Ein Buch haben sie dem Volle in die Hand gegeben, und doch nennen sie sich die Aufgeklärten und Aufklärer, uns aber, die Nationalen, die Verdumm« des Voltes. Ja — hohe Zinsen nehmen — das Voll aus allen Vertretungen hinausspielen un>> es möglichst ausnützen — das heißt bei uns Intelligenz und Freifinnigteit. Die Adressen der entnationalisiiten Bureautratie und des entfremdeten Bürger­thum«, das weder deutsch noch slavifch gebildet ist, haben hier lein Gewicht und nur den negativen Werth, daß sie zeigen, wie weit die Demoralisation bei uns vorgeschritten ist; (Un­ruhe) freilich, nachdem das Fremtenthum Alles an sich ge­rissen, will es haben, daß es nichts in seinem Genüsse störe, und wenn da« Volt und wir uns zu dem Tische, wo sie ge­nießen, hinzudrängen, dann heißt es: Ih r stört den Frieden! Der Friede, den dieses Fremdthum meint, ist lein heilsamer, er muß gestört werden, soll die Nation darüber nicht zu Grunde gehen. Können Sie einen solchen unnatürlichen Zustand billi­gen und können Ihnen die Stimmen solch entarteter Elemente angenehm sein? Wäre es nicht angezeigter, die Sünden einer vergangenen Zeit gut zu machen und der Nation ihre ent­fremdeten Söhne wiederzugeben? Was würden Sie dazu sa­gen, wenn Sie eine antinationale Bureautratie hatten, wenn sich die Stadtbevölkerung gegen das Landvolt lehrte, wenn in Ihren Schulen die Axt an die Wurzel der Nationalität ge­legt und Ihr e Söhne daselbst dem Volte entfremdet würden? Was würden Sie dazu sagen, wenn man Ihre Sprache als bäuerisch verspottete, wenn man Ihrem Volle in fremden Wor­ten rauh geböte und ihm Rechtssprüche in fremder, unver­ständlicher Sprache zumittelte? Als Schleswig-Holstein dam­sirt wurde, ging ein Schrei der Entrüstung durch Deutsch­land und ein Bürgerkrieg mußte das Verbrechen sühnen. Meine Herren, können Sie hoffen, das Gros des Vol­tes, nachdem es einem nahezu tausendjährigen Angriff auf feine Nationalität widerstanden, so leicht und so schnell zu umstcmpeln? und haben Sie es noth? haben wir nicht alle Raum genug? Ist denn nicht Raum genug für uns Alle, und ist es denn wahr, daß die deutsche Nationalität gefährdet wird, wenn eine andere Nationalität ebenfalls lebt und eristiren will? Und wenn Sie das nicht tonnen und wenn die liberale Pro­fezeihung eines hiesigen Liberalen nimmer in Erfüllung gehen kann, daß es in 50 Jahren keinen Slovenen mehr gebe, war­um wollen Sie dann nicht die Hand bieten zu einem vollen, gesunden, natürlichen National-Leben, zur Wiederherstellung des Volkes? (Rufe: Wiederherstellung!) Die Wiederherstellung eines Volkes ist mehr als eine solche, es ist seine Auferstehung. Sie tonnen diese verzögern und erschweren — verhindern kön­nen Sie sie nie! Und die Idee, die sich die Zeit erkoren, sie wirb ewig immer wieber geboren, und mit Schlingen und Banden mühen ihre Feinde umsonst sich ab. Meine Herren, wir sind auch nicht so schwach, wie Sie glauben. Wir sind stark durch die Sympathien von Millionen und Millionen (Unruhe), das Unrecht, das einem Theile des großen Slavenvolkes zugefügt wird, wird von diesen mitem­ pfunden. Die Zeiten der gewaltsamen Entnationalisirung sind um, (Wohl! Wohl!) und nicht Ein Dorf, nicht Ein Keuschler wird den fremoeu liberalen Heischungen mehr zum Opfer fallen. Es bewohnen die Slovenen ein herrliches Land, von der Drave bis zum Meeresstrand, unter mildem Himmel auf frucht­ barem Boden; ein fchöner Menschenschlag, mit angeborner In ­ telligenz, und im Hintergrunde das übrige zukunftreiche Süd­ flaventhum. (Rufe: Reich?) Ich finde es langweilig und öde, wenn man in dem viel­ sprachigen Oesterreich immer nur von deutschem Wissen, deut­ schem Fleiße und deutschem Geiste redet; als wenn andere Völker nicht ebenfalls Fleiß, nicht ebenfalls Geist hätten! Slavifch ist heutzutage nobel und wird es täglich mehr (lebhafte Heiterkeit), und ich thue mir etwas zu Gute darauf, daß meine Ahnen, wie die Ihrigen Slaven waren. (Heiter­ keit.) Hat Oesterreich vergessen, was es den Slaven schuldet? Oesterreich ist ohne die Slaven nichts! An Gut und Blut derselben macht man reichliche Ansprüche, aber anerkennen will man sie nicht. Haben Sie vergessen, meine Herren, daß Sie Ihre Bildung, auf die Sie sich fo viel zu Gute thun und so manche Ihrer Anstalten, zum großen Theile slavischem Gelde verdanken? (Heiterkeit.) Ja ! Wie heißen dagegen die Wohlthaten, welche die Deutschen den Slaven zugebracht? Was hat die Regierung je für sie gethan? Hat die Regierung je den Mund geöffnet, wenn wir hier für unser gutes Recht kämpften? Meine Herren, wo sind denn die Merkmale der eigent­ lichen Bildung, der Humanität und Nächstenliebe, wo sind die großen staatsmännischen Thaten der Deutschen? Oesterreich haben bisher ausschließlich die Deutschen regiert und lonsti­ tuirt und wir sehen ja, was sie aus ihm gemacht haben; ihre Regierungsfähigkeit haben sie wenigstens nicht bewiesen. Wo ist der Titel zur Herrschaft über die Andern? Und ich füge: ein Volt, das sich die Herrschaft über ein anderes anmaßen will, versteht die Bedeutung der Freiheit und Gleichheit eben­ sowenig, als jenes Volt, das länger unter dieser Herrschaft bleiben will. Weder das eine noch das andere ist für die Idee der Humanität reif geworden. Wi r haben die Idee der Trennung und der politisch­nationalen Vereinigung des slovenifchen Volles nicht gemacht, sie ergab sich von selbst; und weil sie eine Wahrheit ist, wird sie vom Volte so leicht verstanden. Was durch Abstammung, Sprache und Sitte zusammengehört und durch die Politik der Gewalt zerrissen und durch die Selbstsucht auseinander gehal­ten wird, es zieht sich unwiderstehlich zusammen, und die Gruppirung der Völker nach Racen liegt unverkennbar im Zeitgeiste. Verlangt Ih r materielles Interesse das Beibehalten des jetzigen Zustande«, so verlangt das Interesse der Slovenen das Gegentheil. Nach dem, was wir bisher hier und sonst er­fahren, spreche ich meine positive Ueberzeugung mehr als je­mals aus, daß es eben für die Slovenen lein anderes Ret­tungsmittel gibt, aus diesem unerträglichen Zustande zu gelan­gen, als ihre Trennung und ihre Vereinigung. So lange eben diese Politik der Herzlosigkeit fortdauert, so lange die Theorie der inferioren Racen piatticirt wird, so lange in Oesterreich noch eine Nation für ihre Nationalität zittern umß, wird in Oesterreich nicht Friede und Befriedigung herrschen. Und wer es anders meint, der zeigt, daß er es weder mit Oesterreich, noch mit seinen Völkern ehrlich meint. Die Idee, der wir hier Ausdruck gegeben, sie ist längst auf fruchtbaren Boden gefallen, und sie wird sich Geltung verschaffen und ein Widerstreben dagegen ist schuldvoll, weil es den Fortschritt verzögert. Slovenien ist nur mehr eine Frage der Zeit! (Unruhe.) Rede des Abg. Dr. Vo3njak. Meine Herren, auch ich erlaube mir einige Worte zur Genesis dieser Petitionen. Es war im Jahre 1848; damals begannen zuerst die Nationalitätsbeftrebungen sich mit Macht Bahn zu brechen, damals hörte man zuerst den Ruf: „Vor allem die Nationa lität, dann die Freiheit!" Wa« helfen dem Tobten alle Ge nüsse der Welt? Damals in den denkwürdigen Märztagen er schien in Laibach eine Deputation bei Sr. lais. Hoheit dem Erzherzog Johann, trug ihm die Wünsche des slovenifchen Volkes vor, als welche sie die Einführung der slovenifchen Sprache in Schule und Amt und die Vereinigung aller Slo venen in Eine nationale Gruppe erklärte, und erfuchte ihn, bei der Regierung darauf hinzuwirken, daß diese Wünsche er füllt werden. (Unruh e und Glocke des Vorsitzenden.) Wenn mir der Vorsitzende nicht Ruhe verfchassen kann, dann hat die Redefreiheit in diesem Hause ein Ende. Landeshauptmann: Ich habe gerade die Glocke er» tönen lassen, ich bitte fortzufahren. Abg. Dr. VoZnjat: Wenn man mich nicht sprechen lassen will, bann bedauere ich einen solchen Liberalismus. Landeshauptmann: Ich bitte nur fortzufahren, es ist fchon Ruhe. Abg. Dr. V°8nja l (fortfahrend): Diese Idee ist so mit keine neue, sie datirt schon aus dem Jahre 1848. Erz Herzog Johann gab damals zu, daß dr« Vereinigung der Slo Venen zu Einem Rcgierungsgebiete von vielem Vortheile für den Staat wäre; allein, meinte er, was würde wohl die slo venische Bevölkerung in Steiermark, Kram, Kärnten zu einer solchen Vereinigung sagen? Würbe sie dem wohl zustimmen? — Würde Erzherzog Johann heute noch leben, so könnte man nicht verlegen sein um die Antwort auf diese Frage. Das slo venische Voll spricht es aus in massenhaften Vollsversamm lungen, es spricht es aus in einer großen Anzahl von Adressen, die dem h. Hause vorliegen, es spricht es aus in Kärnten, Kram, Görz und Istrien; von all überall her ertönt der Ruf: „Hsäiuimo »«". Dieser Ruf wird von Tag zu Tag lebhafter, und die Regierung wird diesem Rufe nachgeben müssen, will sie die Gleichberechtigung praktisch durchführen, will sie auch dem slo venischen Volte die Mittel zu seiner Entwicklung geben. Der Wunsch nach Vereinigung ist ein so natürlicher! er ist nicht etwa einer schwärmerischen Gefühlsneigung entsprun­ gen, er ist so praktisch, daß dagegen eben nur falsche Auffas sung, Verblendung oder Egoismus ankämpfen können. Das ist kein künstlich hervorgerufenes Begehren! Ein natürliches Ge fühl, möchte ich sagen, treibt die Völker Europas zur Einigung und nationalen Gruppirung. „Der Slovene ist praktisch!" Wie oft haben Sie uns dies hier im Hause gesagt, als es sich um die producirten Petitionen einiger Landgemeinden um Einführung der deutschen Sprache in Schule und Amt handelte! Ja, Meine Herren, der Slovene ist praktisch, und darum ist er mit seinem praktischen Hausverstande zu der Einsicht gekommen, daß ihm nur mit der Vereinigung aller Slovenen geholfen wäre. Der Slovene ist praktisch; er muß sich daher füglich fragen: Was ist von Seite dieses hohen Hauses für unser Voll und feine Bildung geschehen? Wir haben um eine höhere landwirthschaftliche Lehran statt umsonst gebeten; das Gut Thurnisch wurde für dieselbe ganz passend gefunden, auch der Preis, der gefordert wurde, war lein so bedeutender, daß ihn das Land nicht hätte auf­ bringen tonnen. Ma n baut hier eine Turnschule, man baut andere Gebäude und will sogar dafür ein Anlehen von einer Million votiren; man hätte also wohl diese hunderttausend Gulden für die landwirthschaftliche Lehranstalt hergeben tön» nen. Allein man hat die Anstalt nicht gegründet, man hat un« eine winzige Weinbauschule gegeben; so ein halbe« Ding, We­ ber Fisch noch Fleisch — eine Unterrichtsanstalt, an der die wichtigsten Disciplinen der Landwirthschaft nicht vorgetragen werden; eine Anstalt, aus der zeitlebens kein guter Weinbauer hervorgehen wird, und auch an dieser Anstalt ist die Unter­ richtssprache die deutsche. Wir haben sechs Jahre um ein Realgymnasium in Pettau gebettelt, bis man es uns endlich gewährt hat. Ob und wann wir eine Ober-Realschule für die slovenische Steiermark er halten werden, daß weiß Gott und unser allmächtiger Landes^ ausschuß! (Heiterkeit.) Meine Herren, Sie haben gestern von einem Redner gehört, daß der übrige Theil des Landes für den Marburger Kreis noch darauf zahlen muß. Wenn das der Fall ist, dann kann Ihnen ja nichts daran gelegen sein, daß wir beisammen bleiben. Lassen Sie uns laufen mit unserem Deficit! (Heiter­ keit.) Wir werden uns selbst weiter helfen. Unser Land ist schön und fruchtbar, seine Bevölkerung ist arbeitsam, ist intel ligent und Sie tonnen dann ganz gemüthlich die vielen Mit lionen, die Ihnen der gestrige Herr Redner an Zinsen und Capital in Aussicht gestellt hat, in Ihren Sack einstreichen. (Heiterkeit.) Die Interpellation, welche wir an die hohe Regierung gelichtet haben, hat den Sachverhalt klar gestellt. Es sind wider dieselbe Gegenadressen eingelaufen, und gerade diese sind, wie der Herr Vorredner bemerkt hat, eine Illustration und ein thatsächlicher Beweis für die Richtigkeit aller unserer Vehaup tungen. Da es nach der Geschäftsordnung verwehrt ist, auf eine Interpellations-Beantwortung eine Antwort H« geben, so kann ich nur mich direkt an die Adresse der hohen Regierung mit der Bemerkung wenden: Es wird diese Interpellation« Beantwortung nicht nur bei allen Slovenen, sondern auch bei allen Slaven großes Mißbehagen hervorrufen und wird der Hebel sein, um ein System aus den Angeln zu heben, das nur in der Mißachtung der slavischen Nationalität seine Force hat. Das Fremdthum, welches weder Verständniß für die Be dürfnisse des Volles noch Herz für seine Leiden hat, zeigt in diesem Momente wieder seine Macht, und aus Furcht, diese seine Macht zu verlieren, agitirt es gegen das Volt, provo cirt Gegenadressen und stellt diese als Beweis dafür hin, daß unsere Ansichten nicht die richtigen sind. Wer für das Voll fühlt und kämpft, wird von diesen fremden Eindringlingen mit einem Hasse verfolgt, der sich von der corficanischen Blutrache nur dadurch unterscheidet (ironische Bravorufe), daß man den Nationalen nicht auf Einmal abschlachtet, sondern ihn langsam durch Untergrabung seiner bürgerlichen Ehre und Existenz ver nichtet. Eine Cultur, welche so demoralisirt, welche die edleren Regungen de« menschlichen Geistes erstickt und gemeine Leiden schaften weckt, eine solche Cultur richtet sich selbst, sie hat sich schon gelichtet! (Rufe: Ja wohl!) Da erscheint es wohl be­greiflich, wenn sich endlich der gesunde Theil, der Kern des Voltes, ermannt und vor Sie hintritt und endlich um die Gewährung seiner nationalen Wünsche bittet. Ma n setzt uns den Fuß auf den Nacken und dann staunt man, daß wir unter diesem Druck nicht jubeln und lobsingen. Die Ferse des Fremdlings hat lange genug auf uns gelastet, unser Voll Hat diesen Druck gefühlt, es ist zur Besinnung ge lanat es ist zum Bewußtsein gekommen. Glauben Sie denn, meine Herren, daß wir nicht wissen, welcher Völlerfamilie wir angehören, daß wir nicht zählen können, daß wir achtzig Mit ­ lionen sind, welche slavisch sprechen, welche slavisch denken und fühlen? Nur noch wenige Decennien, und an Stelle der ab­ gewirthschafteten Culturen wird die frische slavische treten! (Ironische Beifallsrufe.) Freiheit und Humanität, die slavische Cultur wird sie zur Geltung bringen. Vorwärts und slavisch, das ist identisch! (Ironischer Beifall.) Auch der Slave ist sich seiner Nationalität bewußt und ist stolz darauf, ein Slave zu sein. Der Geist der Nationalität treibt die Völker Europas zur Vereinigung, Slovenien ist daher auch nur eine Frage der Zeit. Der Föderalismus, der Oesterreich allein noch retten kann (Rufe: Ja Wohl!) — o ganz sicher! — der es allein noch retten kann, wird Cisleithanien in vier Gruppen einthei­ len: in die galizische, in die böhmische, in die deutsche mit dem Sitze der Negierung in Wien, und in die slovenische mit dem Sitze in Laibach. Laibach ist der natürliche Centralpunkt des slovenische« Landes, es ist der natürliche Centralpunkt seiner geistigen Bewegung und es wird dies immer mehr wer» den, wenn endlich die dortige Bureaukratie in ihre Schranken zurückgewiesen wird. Die Vortheile einer solchen Vereinigung find so in die Augen springend, daß sie bei uns der schlichteste Verstand des Landmannes begreift. Auch die Scheidung, meine Herren, ist keine schwierige, die nationalen Grenzen Sloveniens sind vollständig gegeben. Bei Spielfeld ist der nördliche Markstein und das slavische Trieft ist der südliche. Was die Vermögenstheilung anbelangt, so kann sie auch leine schwierige sein. Wir überlassen Ihnen gerne alle Institutsgebäude, neue und alte, mit samnit dem Schloßberg in Graz, und Sie überlassen uns dafür Sauer­ brunn und Neuhaus. (Anhaltendes Gelächter und Unruhe.) Um diese Vereinigung bitten auch die 102 eingereichten Adressen. Sie können immerhin an dem Werthe dieser Adressen mäckeln; das Faktum bleibt, daß eine große Bewegung in diesem Sinne unter unserem Volke besteht, und dieses Faktum allein ist entscheidend. Und wenn auch diese Bewegung sich nicht in der Adresse äußern würde — wer repriisentirt denn ein Volk? Seine In ­telligenz und feine nationale Presse. Die gesammte slovenische Intelligenz hat sich aber für diese Vereinigung ausgesprochen, die gesammte slovenische Presse arbeitet schon seit vielen Jahren in diesem Sinne. Es muß also eine Idee, für welche die ge­sammte Intelligenz eines Volkes eintritt, eine gute sein; denn die Intelligenz wird doch nicht ihrem eigenen Volke schaden wollen, indem sie es vernichtete! Mit unserer Intelligenz, mit unserer nationalen Presse rufe ich Ihnen im Namen des gan­zen Volkes noch ein Mal zu: Trennung und dann Vereini­gung aller Slovenen. (Ironische Beifallsrufe.) Correspondenzen. Rudolfswerth, 3. November. IV I n einer vom Herrn Dr. Supan in Nr. 61 des „Tagblatt" eingesendeten Er« klärung hat derselbe bekannt, daß er sich veranlaßt gefunden, die Besorgung der Erhebungen in der zwischen dem „Tag­blatt" und dem „Triglav" streitigen Angelegenheit, betreffend die angeblich illegale Ernennung des Herrn Ravnikar zum Ehrenmitglied« der Gemeinde St. Vartelmä, zu übernehmen. Wir nehmen Akt von dieser unberufenen Einmischung des Herrn Dr. Supan in eine persönliche Angelegenheit seines ge­wesenen Gegenkandidaten und überlassen es allen Unparteii­schen, dieses, jedem konstitutionellen Usus Hohn sprechende Auftreten des Herrn Dr. Supan mit dem rechten Namen zu kennzeichnen; nur darauf wollen wir noch hinweisen, daß die gegen Herrn Ravnikar gerichteten Agitationen eben kurz vor der Landtagsdebatte über die Rudolfswerther Wahl in Szene gesetzt wurden. Da sich nun Herr Dr. Supan zu einem so gewandten und eifrigen Anwalte in Ehrenbürgerrechts-Angele­genheiten aufgeworfen, so ersuchen wir ihn, mit gleicher Sorg­falt und Rührigkeit der Genesis jenes Diploms nachzufor­schen, lruft dessen Se. Excellenz der gewesene Statthalter Freiherr v. Bach zum Ehrenbürger der Gemeinde St. Michael bei Rudolfswerth ernannt wurde; das Diplom ist Herrn von Bach in Laibach von einer Deputation, bestehend aus den Herren L. v. P., S. u. I . überreicht worden. Wir wären dem Herrn Dr. Supan sehr zu Dank verpflichtet, wenn er uns über die Geheimnisse dieser Ernennung mit seiner bekann­ten Energie befriedigende Aufklärung verschaffen würde. Aus Unterstehrmart, 3. November. I.. Wieder ist auch bei uns eine neue öitalnica im Entstehen begriffen und zwar nirgends anders als in — Windischfeistritz, wo es mehreren Patrioten gelungen ist, trotz mancher Ungunst der Verhältnisse dieses nationale Institut in's Leben zu rufen. Aus dem Orte selbst und aus der Umgebung sind bereits so viele Mitglieder eingezeichnet, daß der Bestand des Vereines gesichert erscheint. Das Vereins-Lokale ist bereits im Gasthause des Herrn Man» hard aufgenommen. I m Namen des Gründungsausschusses hat der bekannte Patriot Herr Dr. Vo8njal bereits die Statuten der Behörde vorgelegt, so daß noch im Laufe dieses Monates die wirkliche Eröffnung erfolgt, eine größere Eröff­nungs-Feierlichkeit wird später veranstaltet. Daß so mancher mit scheelen Augen auf die neue öitalnica blicken wird, ist leicht begreiflich, da eben Windischfeistritz, wie z. B. auch Windischgraz trotz des schon im Namen selbst ausgesprochenen nichtdeutschen Charakters förmlich wimmelt von Renegaten, die gar so gerne auf dem hohen Rosse des Deutschthums ein» Hertrabben möchten. Das Verlangen nach Einführung der Gleichberechtigung der slovenischen Sprache bei allen Gerichten Untersteiermarks ist ein schon so oft erneuertes, erst jüngst von zwei massenhaft besuchten Tabors einmüthig wiederholtes, daß die Regierung endlich einmal etwas thun mußte. Aber wie höchst eigenthümlick, ist dieser Schritt der Regierung! Anstatt kategorisch aufzutre­ten und in einer gewissen Zeitfrist die Einführung der slove­nische« Sprache streng durchzuführen, ließ das Ministerium den Beamten eine Aeußerung darüber abverlangen, ob sie der slo­venischen Sprache in Wort und Schrift, oder nur in der Rede, oder gar nicht mächtig seien! Also von der Laune, der Com­modltät der Herren Beamten soll die Durchführung eines der heiligsten Rechte des slovenischen Voltes abhängig sein? Ei­nerseits weiden bekannte slovenische Patrioten als Beamte in deutsche Bezirke versetzt, an ihre Stelle kommen deutsche und diese so wie in Deulfchthlimelei bereits ergraute Slovenen werden gefragt, ob sie wohl auch slovenisch amtiren könnten ober eigentlich wollten. O es geht wirklich nichts über diese strikte Durchführung des §.19 ! Wissen wir ja doch, daß selbst im benachbarten Krain, wo die Sache doch etwas genaner ge­nommen wurde, sehr viel Klagen zu hören sind. Wie können nun wir irgend etwas erwarten, wenn alles von dem Belieben der Herren Beamten abhängen soll, von denen sich mancher vielleicht noch zu der neuen, von der Gerechtigkeit und dem Zeitgeiste geforderten Ordnung der Dinge bequemen und die kleine Mühe nicht scheuen möchte, wenn er nicht von der all­gemeinen Fluth der Deutschthümelei mitgerissen würde und am Ende noch die schöne, durch Beispiele aus der jüngsten Zeit illustrirte Aussicht hätte, sich deßwegen gar mißliebig zu machen. Trieft, 4. November. 2. Ich habe ihnen neulich über das wackere Auftreten der territorialen Gemeindevorstände be­richtet, leider scheint dasselbe für dießmal erfolglos bleiben zu sollen. Die Statthalter« hat die neuernannten Lehrer be­stätiget, indem sie dieselben als fähig erkennt; sie hat somit den Wünschen der slovenischen Territorialbewohner durchaus keine Rechnung getragen. Die betreffenden Gemeinden haben gegen die landesbehördliche Verfügung den Recurs ergriffen. Unter den abgesetzten Lehrern befindet sich auch der Redakteur des Volksblattes „krinlorso"; derselbe wurde sogar ohne Pension enthoben. Die Angelegenheit der Trennung des Terri­toriums scheint ebenfalls bei der Statthalterei keine günstige Aufnahme zu finden; dieselbe wünscht noch nähere Aufklärun­gen über diese Frage und zwar — durch das Municipium! Wie diese Aufklärungen ausfallen werden, ist nicht fchwer zu errathen. Der Terrorismus, mit welchem in jüngster Zeit von Seite des Municipiums gegen die Slovenen aufgetreten wird, ist wahrhaftig beispiellos; möge es die Regierung eines Tages nicht reuen, daß sie solchem Treiben passiv zusah, ja sogar durch Gutheißung derartiger Vorgänge ein neues Ve­nedig auf slavisch em Boden schaffen half! — Den beiden Abgeordneten dessteierischen Landtages Dr. VoSnjat und Herman haben die Vertreter des Territoriums eine von den 6 nationalen Abgeordneten des Triester Landtages und 60 Gemeindevorständen und Vertrauensmännern gezeichnete Adresse überschickt, in welcher dem unerschrockenen Auftreten der steieri­schen Abgeordneten die wärmste Sympathie ausgedrückt und die Nothwendigteit der politischen Vereinigung aller Slovenen auf das nachdrücklichste als eine Lebensbedingung betont wird. Diese Zeiten der Prüfung dürften zur Stählung des National­bewußtseins des slovenischen Territoriums sehr viel beitragen; anderseits aber tonnen wir uns der Sorge um die Zukunft nicht erwehren, wenn dieser systematisch angelegten Italianisi­rung des slavische« Küstenlandes nicht bald seitens der Re­gierung ein Riegel vorgeschoben wird. I m Namen unserer slavischen Nationalität, im Namen des Reiches, dem daraus die größten Gefahren erwachsen, müssen wir dagegen laut Protest erheben! Tagesneuigkeiten. Laibllch, 7. November. — (Die Vereinsabende des LoKol.) Der Aus­schuß des 80K0I hat in der jüngsten Sitzung beschlossen, ge­sellige Zusammenkünfte der Vereinsmitglieder, wie sie früher der „^u2ni 80K0I" und im vorigen Jahre der Männerchor der Üitalnica abhielt, zu veranstalten. Die erste derartige Abendunterhaltung findet heute über acht Tage, den 14. d. M., im „Hotel Elefant« statt und beginnt um 8 Uhr. Das Arrangement derselben wird der Ausschuß besorgen. — (Die morgige Befeda in der öitalnica) beginnt um sieben Uhr. Der musikalische Theil des Pro­gramme« besteht aus folgenden Nummern: „Ltruuairi", Män­nerchor von Kamillo Masek; 2. Terzett (zwei Tenore und Baß) mit Klavierbegleitung; 4. „^rmakovs Laiii's"^ Männerchor von Slavik . I n der dritten Nummer, (Kon­zert für Flöte) wird sich Herr Wahl , der Kapellmeister der Stadtmusikkapelle, zum ersten Male produziren. — Den Schluß der Veseda bildet die Aufführung des amüsanten Lustspieles „vomaöl prepir" von Labukovec. — Der Zutritt zu der Beseda ist nur Vereins Mitgliedern gestattet. — (Eine Taboritenfahne im Kampfe.) Etliche 15 Bauernburschen von. Med ana wurden auf dem Rück­wege vom ßempaser Tabor, von wo sie mit ihrer Fahne heimzogen, von 4 Unteroffizieren angefallen, die mit blanken Säbeln auf die Fahne einhieben und selbe den Vu» schen zu entreißen suchten, was ihnen jedoch nicht gelang, da diese ihre Fahne wacker vertheidigten. Später attaquirte die Burschen eine Krakehlergruppe mit dem Rufe: „^,da88o Huella b«,rläier»,!!" (nieder mit dieser Fahne), welche Schreier indeß auch verscheucht wurden, so daß die Fahne zwar beschädiget, aber doch ehrenvoll nach Hause gelangte. — (Ein italienischer Turnverein) ist soeben in Görz unter dem Titel „8ooistÄ ßnri^iana äi ^inua­stioa," gegründet worden. Vorstand derselben ist Med. Dr. I. Mavroviö, sein Stellvertreter Dr. Rismondo, Aus­schüsse die Herren I. Godina, Dr. Seitz, H. Iuretiö, Graf Attems, Bozzini und Iv. Kovaöiö. — Mo vi svet), das von uns neulich erwähnte Originallustspiel von Prof. Klodi ö in Görz befindet sich bereits, wie die „vom. " meldet, unter der Presse. — („Tagblatt"-Lügenchronik.) Ein Adelsberger Correspondent der „Novios" hält dem „Tagblatt" eine ganze in einer Correspondenz enthaltene Lügenchronik vor und. zitirt schließlich den Ausspruch eines ehrenhaften Deutschen, der sich unlängst äußerte, es werde bald heißen müssen: „Ei n Kö­nigreich für eine Wahrheit — im „Tagblatt!" — (Das rumänische Element) stellt einem Artikel des „Romanul" zufolge für die österreichische Armee ein Eon­tingent von circa 60.000 Mann. Entsprechend dieser Ziffer des Mannschaftsstandes müßte auch der Stand der rumäni­schen Officiere ein proportionirter fein, d. h. auf die 60.000 Mann mußten 1500 Officiere, nämlich 10 Generäle, 13 Oberste, 54 Stabs- und 1248 Subaltern-Officiere entfallen. Diese Zahl der Officiere hätte nur auf die active Armee zu entfallen, und für die Militärämter müßten mindestens noch 200 höhere und subalterne Officiere hinzugerechnet «erden. Leider aber gibt es in Wirklichkeit nur l'/y Percent von die­ser Zahl an Officieren, und besteht also in dieser Beziehung eine Disproportion, welche überraschend ist. Das rumänische Officiercorps kann höchstens auf 600 Köpfe veranschlagt wer­den, wovon überdies noch mehr als die Hälfte in Pension gesetzt wurde. Unter dem Reste befinden sich 2 Oberste, 6—10 Stabsofficiere und das Uebrige besteht aus lauter Subalteru-Officieren, die zumeist in nichtrumänische Truppenkörper ver­teilt sind. — Diese Darstellung des „Romanul" ist beher­zigenswert!), umsomehr, da sie wohl auch auf andere österrei­chische Nationalitäten ihre Anwendung finden kann. Offene Sprechhalle. Herrn Georg Lercher, Buchhändler in Lllibllch. Hoffentlich wird Ihnen Ihre Dominopartle vom vorigen Sonntag im Cafs Gnesda, und Ihr brutales Benehmen ge­gen mich bei dieser Gelegenheit noch im Gedächnisse sein. Weil ein Pintsch durch sein Aufbellen Ihre ohne Zweifel sehr empfindlichen Gehörnerven beleidigte, schrieen Sie in un­begreiflichem Zorne auf: „Wer sich in einem Cafshause nicht benehmen kann, der packe sich hinaus — wi r brauchen ihn nicht hier!" Hätte ich nicht den Namen meines Herrn Chefs, welchen Ihnen Ihr linker Tischgenosse auf Ihre Frage, wo ich in Condition sei, zuflüsterte, gehört, und hatten Sie nicht zu wiederholten Malen geäußert, daß Sie mich bei meinem Chef „verklagen" wollen, so wäre mir wahrhaftig nicht im Traun« eingefallen, daß jene beleidigenden Worte gegen mich gerichtet waren, da ich Ihre unnöthige Aufregung doch nur höchstens auf Rechnung des Hündchens hätte setzen können, das sich unterstanden, im Cafehause einen Muckser zu machen. Ich frage Sie: was kann ich dafür, daß dem Hunde die Berührung seiner Zähne, mit einem Villardqueue, welchen ich zufälligerweise in der Hand hatte, lein angenehmes Gefühl verursachte und er in Folge dessen bellte? Wie konnten Sie in diesem Vorfalle einen Anlaß finden, an mich die oben an­geführte Expektoration zu adressiren?!? Wer ist da der Be­leidigte, wer der Beleidiger? Ich muß offen gestehen, daß ich ein so unfeine« Be nehmen von Ihnen nicht erwartet hätte, da Sie doch in Ihrer Buchhandlung Gelegenheit und Muße genug haben,sich Kultur und Bildung anzueignen. Ich bedaure, daß ich mich in Ihnen so bedeutend geirrt habe. Laibach, 5. November 1868. Korrespondenz der Redaktion. Herrn I. K. „von der Kulp»", Herrn A—N. in Ru< dolfsweith und Herrn F. 8. hier: Weg«» Mangel an Raum kann da« Eingesendete erst in der nächsten Nummer verwendet werden. Verstorbene. Den 30. Oktober. Martin Sigmund, Inwohner, alt 7« Jahre, in« Civilspital sterbend überbracht. — Maria Verhovnik, Häusler«' gattin, alt 40 Jahre, im Civilspital, an Gehirnlähmung. — Fräulein Mari» Kreutner, Beamtenswaise, alt 82 Jahre, in der Stadt Nr. 42, an der Lungenlühmung. — Maria Mauz, Institutsarme, alt llll Jahre, im Versorgungshanse Nr. 4. an der Wassersucht. Den t. September. Marian» Kmeti», Inwohnerin, alt?N Jahre, im Civilspital, an der Lungenlahmung. Den 2. September. Dem Valentin 2agar, Heißer, sein Kind Johanna, alt 1 Jahr und 5 Monate, in der St. Petersuorstadt Nr. 132, »n Fraisen. — Herr Ferdinand Rosner, Obermühlermeister, alt 59 Jahre, in der St. Petersvorftadt Nr. 452, an der Lmigenfucht. Den 3. September. Nnton Dollenc, Zwänglina., alt 37 Jahre, im Zwangsarbeitshause Nr. 47, au der Gehirnlähmung. — Gertraub Tom»i«, Bettlerin, »lt 53 Jahre, im Civilspilal, an der Lungen­lahmung. Den 4. September. Der Frau Mari» Zierer, Oebftlerin, ihr Sohn Anton, Schustergesellt, alt t!> Jahre, in der Stadt Nr. 40, an der Lungensucht. — Antoni» Koci, Magd, alt 29 Jahre, im Civilspital, au der Wassersucht. — Johann Nabieg. Gärtner, alt 73 Jahre, in der Polanavorftadt Nr. 52, an der Lungenlähmung. Anmerkung. I m Monate Oktober 18L8 find 62 Personen ge­storben unter diesen waren 31 männlichen und 31 weiblichen Geschlechls. Zahnärztliche Anzeige. Gefertigter hat seine MnürMchen und zahntechnischen «len «2. 6. »«. hierorts verlängert. Lnibllch, „Hotel Clephant", Zimmer Nr. 20 im 1. Stock. Docent der Zahnheilkunde an der l. k. Universität 52—3. in Graz. (vormals t!. 5. 8töeKI) Burgplatz Nr. 2»3 empfiehlt sich dem ?. 1". Publikum zur Anfertigung von sowie sein best llssortirtts Wllllrenlllger der neuesten NM-, Hosen- und «let-Stoffe zu den billigsten Preisen. 53—2. Bestellungen werden auf das schnellste effektuirt. Herrn «». « . ^»«»i» , praktischer Zahnarzt, Wien, Stadt, Vognergasse Nr. 2. 17-4. Euer Wohlgeboren! Seit 8 Jahren an Ihr Anlltherin-Mundwllsser gewöhnt, welches sowohl für dlls Zahnfleisch als auch für die Zähne selbst von außerordentlich wohlthiiti­ger Wirkung ist, auch Zahnschmerzen verschiedener Art lindert und hebt und überhaupt den Ruf eines ausgezeichneten Mundwassers vollkommen verdient, kann ich mich für keines der neuerlich gerühmten derar­tigen Mittel entscheiden und ersuche mir daher um den beiliegenden Betrag eine entsprechende Quantität Ihres Anatherin-MunLwassers übersenden zu wollen. Agram, am 20. Juli 186?< Iberese Väls von NIauHlstein, ßsd. 6eUaöi