M.43. Laibach dcn 29. Vctober 1864. 8. Jahrgang. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter ans Krain" erscheinen jeden Samstag, und ist der Prännmcrationöprcis ganzjährig 2 fl. östcrr. Währung. Am Enge Allerseelen. So ist sie wieder da die ernste Feier, Tic heilige Erinu'ruug^eit, Nn Euch, die Ihr bereits dcn dichten Schleier Gehoben von der C'wigteit. Hier stehen wir auf Eurer Ruhestätte; Wehmüthig, stumm, das Her; bewegt, Erblicken wir das lcbenskaltc Bette, Das Enrc Uebcrrestc deckt. Mit bangem Zweifel ruft in uns die Seele: Soll dieß denn wirklich Alles sein, Was von dcn einst Geliebten hicr zur Stelle Versunken liegt im engen Schrein? WaS wir mit unserm ersten Kiudcslallcu Im Mutterkusse eingetauscht Soll hicr vermodern, soll in Nichts zerfallen. Was eiucm Himmel abgelauscht? Wo ist das Lächeln, wo das süß' Betrachten, Das Eure Huld uns einst verlieh? i Wo jener Schwüre hingchauchtcö Schmachten In glüh'ndcr Licbcsagonic? Tahiii^! dahin! wie ciue welke Blüthe Aus Sonnenlicht in Nacht versinkt, Und mir, dem gläubig hoffenden Gemüthe, Ein: Ach, vielleicht — zum Abschied winkt. O! züudct Lichter au, auf daß ich blicke Hin anf vergangenen Lebeusglauz, Und mcincr Hingcschied'ncn Gräber schmücke Mit einem Immortelleukrauz. Wer Klausner M S't. Verena. Eine Erzählung. (S ch l u ß.) Der wackere Freund erzählte mir nun Folgendes: „Nachdem ich Maria ohne Erfolg in dcn entlegensten Winkeln Venedigs gesucht hatte, erreichte ich mit Tagesanbruch dcn Markusplatz und traf dort einen mcincr Diener. Tiefer meldete mir, er habe nach Beendigung des Schauspieles an jenem vcrhängniß-vollen Abende einen Spaziergang am Mecresgcstade machen wollen. 2a seien plötzlich acht vermummte und feste Männer dahergekommen, welche in ihrer Mitte eine verschleierte Frauensperson mit Gewalt fortgeschleppt und auf ein segelfertigcä Schiff gebracht hätten, welches dann sogleich die Anker gelichtet habe und in die See gestochen sei. Trotz dem Brausen des Meeres habe er die Frau deutlich dcn Namen: „Lorcnzo! Lorcnzo!" ! rufen hören. Diese Worte »raren mir ein kraftvoller Lichtstrahl in die dunkle Nacht der Entführungsthat. Sogleich eilte ich auf ein englisches Schiff, dessen Befehlshaber ein guter Bekannter von mir war und dem ich die Entführungsgeschichte er- > zählte. Treuherzig reickte mir der bewährte Seemann seine kräftige Hand und sprach: „Seid unbesorgt, Mylord, die Näuber wollen wir schon einholen." Ich hatte sechs wohlbcwaffncte Diener bci mir. Der Wind > war uns günstig. Pfeilschnell schoß unser guter Segler dahin. ! Wir hatten, ohne zu wissen warum, unsere Richtung gegen ! Trieft hin genommen. Als wir in den Golf von dieser auf- ! blühenden Handelsstadt einliefen, gewahrten wir in geringer Entfernung vor uns einen venctianischcn Schncllfcgler, der eben in den Hafen von Eapo d'Istria einlaufen wollte. Wir ließen l noch einige Segel beisetzen und schössen mit Blitzesschnelle hart ! an ihm vorüber. Zu meinem Erstaunen erblickte ich unter den l Leuten auf dem Verdecke jenen jungen Mann, welchen Maria mir im Theater als ihren Vetter Adolfo Eornaro bezeichnet , hatte. Ich theilte meine Entdeckung dem Schiffshauptmann mit. ^ Dieser gab auf der Stelle Befehl, den Lauf des Schiffes zu hemmen. ! Sobald das vcnctianische Fahrzeug nahe genug herange- kommen war, griffen wir dasselbe sogleich entschlossen an. Es war schlecht bemannt und daher sein Widerstand schwach und l kurz. Wir enterten es und sprangen hinüber. In der Kajüte ! des Hauptmanns fanden wir Maria erschöpft auf dem Boden ! liegend, nnd Eoruaro auf den Knien, ihr eifrig in die Ohren > flüsternd. Einige mcincr Diener und zwei handfeste Matrosen ! waren mir gefolgt. Ick Packte mit ihnen dcn Entführer und schleppte ihn aus'Z Verdeck. Der Elende siel vor mir auf die ! Knie. Ich hielt ihm mcin Toppelpistcl vor die Stirn und donnerte ihm zu: „Bekenne, Schurke, oder ich schieße Dich nieder! Bist Du Maria's Räuber?" „Ja," stammelte er bebend vor Angst und bekannte weiter, er habe trotz all' des Taumels seiner Ausschweifungen der unglücklichen Liebe zu Maria nicht Herr werden mögen, und die Gluth seiner Leidenschaft sei an jenem Abende, als er sie im Theater gesehen, mit neuer Macht in seinem Herzen aufgelodert. Da habe er dcn verzweifelten Entschluß gefaßt, mit Gewalt zu erlangen, was engclrcine Tugeud ihm versagt bätte. Aber er habe sich über sein Verbrechen nicht freuen können. Ein hitziges Fieber habe die Entführte ergriffen, und seither sei sie wahnsinnig geworden und kenne ihn nicht mehr. Bei diesen Worten war ich meines Zornes nicht mehr mächtig. Ich faßte dcn i Vubcn mit eiserner Faust und warf ihn ins schäumende Meer, das ihn sogleich vor meinen Augen verschlang." Kaum hatte der edle Lord seine schauderhafte Erzählung beendigt, da wurde mcin unglückliches Weib, von mehreren Frauen unterstützt, in das Zimmer geführt. Ach Gott! sie I7N war in einem entsetzlichen Zustande. Blühend wie eine Nose I hatte ich sie verlassen. Jetzt saß sie da, zusammengesunken, leichenblaß, mit erloschenem, irrem Blicke, theilnahmlos, ohne mich zu kennen, ohne meine zärtlichen Liebkosungen zu erwiedern, mit allen Zeichen stillen, stummen Wahnsinnes. Umsonst blieb die sorgfältigste Pslege, umsonst das Kuustbcmühcn der ausgezeichnetsten Aerzte. Die plötzliche Gewaltthat hatte ihr zartes Nervensystem dermaßen erschüttert, daß der krankhafte Eindruck unheilbar blieb. In düsterm Wahnsinn war das theure Weib lebend uns Allen bereits schon abgestorben. Aber mein Leideusbcchcr war noch nicht auf die Hefen geleert. Noch war mir eine Freude, ein Trost geblieben, mein einzig Kind, mein Pippo. Ach, auch dieses sollte mir ^entrissen werden. Die Blattern wütheten unter den Kindern der Laguncnstadt, ergriffen mcinen Pippo und rafften ihn unerbittlich aus meinen Armen. Als ich im Jammer über mein zerstörtes Lebcnsglück versunken dasaß, stand plötzlich Adolfo, der Verworfene uud Todt-gcglaubte, vor mir, entblößte seine Nrust und reichte mir einen Dolch, indem er mich aufforderte, Nache zu nehmen und ihn i niederzustoßen. Glühend kochte die Nachc auf in einem schwergeprüften Herzen, beim Anblick des verzweifelnden Zerstörers meines schönen Lcbensglückcs, und schon hatte meine Faust den todbringenden Dolch erfaßt. Da flog aber der Gedanke mir durch die Seele, ich sei nur ein sterblicher Mensch, und Strafe und Vergeltung stehe in Gottes Hand allein. Ich warf den Dolch hin und sagte zu dem Elenden -. „Geh hin und bessere ! Dich, und möge Gott Dir Deine Schandthat gnädig noch vcr- ' zeihen." Wie ein Verzweifelnder ging er von danncn. Ich habe Nichts mehr von ihm gehört. Bis am Morgen saß ich wachend an der Leiche meines früh entschlummerten Lieblings. Als ich Maria's Bettvorhänge öffnete, nach ihr zu sehen, war auch sie ei»« Leiche. Gott hat sie von ihrem schweren Herzleid durch einen sanften Tod erlöst. Das Maß meiner Leiden war endlich voll. Die Gruft in der St. Markuskirchc verschloß nun den Staub all' mciner Lieben und Theuren in ihrem Schooße. Tante Nosalie beschloß ihre letzten Lebenstage in stiller Klosterzelle. Mich vermochte endlich mein brittischer Freund zu überreden, daß ich mit nach England reiste. Ich brachte mehrere Jahre daselbst zu und wurde endlich ruhiger. Schon war ich entschlossen, daselbst zu bleiben, als mir eines Tages beim Durchblättern einer Mappe voll Naturzeichnungen meines ehemaligen Hofmeisters das Bild der stillen St. Verenaklause bei Solothurn in die Hände fiel. Das Bildchen erfaßte mich mit höherer Gewalt. Wie eine Eingebung des Himmels ergriff mich Plötzlich der Gedanke, nach jenem verborgenen Winkel im schönen Schwcizcrland zu ziehen und daselbst in stiller Abgeschiedenheit in Wchmuth und in gefaßter Hoffnung eines besseren Jenseits meine irdische Laufbahn zu beschließen. So weit geht die Denkschrift des schwergeprüften Dulders. Noch leben in Solothurn und Umgebung Viele, welche den milden und menfchcnfreundlichen fremden Klausner gekannt haben. Seine Asche ruht in der Todtenkapelle neben den Gebeinen seiner Vorgänger und Nachfolger in der romantischen Ein» siedeln. Sein Name aber lebt noch immerfort im Munde des Solothuruer Volkes, das sein Andenken segnet und in hohen Ehren hält. Eine päp^liche Visitation zur Ieit der Kirchen» reformation in S'teicrmark, Märnten und Arain. Nach cincm Mcmuscripte dcr Bibliothek dclla Bona iu Giirz. (Fortsetzung.) „Ich sah nicht ungern, daß diese ketzerische Menge in Furcht gerieth, und glaubte, dieß werde der Diöccse zum Heil gereichen, aber ich täuschte mich, denn diese Diener des bösen Geistes fuhren fort, anf's Land zu gehen und ihre Irrlebren auszustreuen. Doch wagten sie sich nicht wieder in die Stadt. Tank der Furcht, welche die Ketzer vor dem Grafen Sigis-mund von Thurn, dem Verwandten des Cardinals di Eaveda, haben. Taraus wird E. Heiligkeit auch crfehen können, wie leicht man die Fortschritte dieser Prädikanten hindern könnte, wenn die Landesfürsten der Kirche zu gewissen Zeiten und Gelegenheiten ihren Arm leihen würden, denn die Prädikantcn beziehen ihren Unterhalt aus den Geldern, die von den Steuern oder Auflagen herkommen, welche das Land zahlt. Würden nun die Abgaben von katholischen Abgesandten des Landesfürsten cingeholicn und diesem überantwortet, so könnten die Prädikanten nicht mehr ihren Unterhalt beziehen, welcher doch jetzt aus den Gütern eben jener Kirche bezogen wird, die sie beständig bekriegen. Uebrigcns habe' ich von diesem verderblichsten Mißbrauch bereits dcr h. Inquisition Mittheilung gemacht, welche darüber in Unterhandlung mit dem Kaiser stehen soll. Als ich hörte, daß die Türken sich wegen Mangels an Lebensmilteln zurückgezogen bättcn, verließ ich wieder Laibach, um das begonnene Werk fortzusetzen. Ich besuchte zuerst die Abtei Sittich (äi 8ittioli 0 8ittioiua) des Cistcrzienser-OrdenZ, gegründet von den Patriarchen Aquilejas -") und mit reichlichen Einkünften versehen. Ich fand das Kloster sowohl in Hinsicht der weltlichen, als kirchlichen Verwaltung im Vergleiche zu den anderen des Landes, in einer für die Ketzer durchaus nicht günstigen Lage. Der Abt war eine Person von wenig Bildung (äi xooa, liitteiÄwrH), aber von gutem Beispiel und ohne irgend einen Anstoß. Er setzte zwar Anfangs einen mäßigen Widerstand der Visitation entgegen, aber er fügte sich, als er das apostolische Vreve sah. Ich fand die Kirche **) sehr gut gehalten, die Eacristei sehr wohl versehen, den Chor gut bedient. Ich hatte daher nur einige Ermahnungen in Bezug auf ! die Disciplin zu geben, welche man gerne annahm. Der Abt hatte eine Schule gegründet, in welcher er Knaben im Glauben, ^ in dcr Musik und in den Wissenschaften unterrichten ließ, um z aus ihnen taugliche Kleriker zu ziehen und mit ihnen die dem Orden gehörigen Pfarren zu besetzen, welche sich in den Händen 5) 1135 von Pcrgrmns; dic crstcn Mönche ans Ncin bei Graz. **) Gebaut 1156, nach cincm Brande 1622 ncn aufgebaut. nicht geprüfter und nicht ordinirter Priester befanden. Ich untersuchte die Kloslerbibliothek, welche ich von vielen verbotenen Büchern reinigte, die ich verbrennen ließ. Im Kloster befanden sich auch einige weltliche Diener, von ketzerischem Bekenntniß, welche, um das Sacrament unter beiderlei Gestalt zu empfangen, nach Laibach gingen. Unterrichtet und von ihren Irrthümern überzeugt, bekehrten sie sich und schworen ihren Irrwahn ab. Da Weiber und Kinder in großer Menge ohne Unterscheidung der Klausur im Kloster wohnten, so stellte ich dieß ab, und es wurden ihnen Orte zum Aufenthalte angewiesen, die von den ! Wohnungen der Mönche entfernt waren. Nachdem ich weiter viele Kirchen und Pfarren besucht, kam ich nach Neifniz, ein Ort, der sowohl durch die Menge der Seelen, als dnrch die Kirchen von einiger Bedeutung ist. Der Herr dieser Gegend ist ein gewisser Adam Moscon *), ein, Ketzer. Er behandelte mich mit der größten Zuvorkommenheit, welche ich nicht zurückwies, sowohl damit er sich nicbt dafür am Clerus und Volk rächen möchte, als auch weil ich an ihm ein gewisses sanftes und menschenfreundliches Wcscn bemerkte, welches mir Hoffnung ließ, ihn zu gewinnen. Ich hielt mit ihm lange Unterredungen über den Glauben, und nachdem ich ibn von der Irrigkeit verschiedener ketzerischer Ansichten überzeugt, be-harrte er nur noch auf der Communion unter beiderlei Gestalt, indem er sagte, in der Gestalt, wie die katholische Kirche sie reiche, sei sie gegen die Einsetzung Christi, es sei das Sacrament vermindert ans die Hälfte. Darüber sprachen wir lange und zuletzt gestand er, die Kirche könne nicht irren und er wünsche, in ihren Schooß wieder aufgenommen zu werden. Er versprach mir, in einiges Tagen wieder zu kommen, um sich mit Gott zu versöhnen, aber ich hatte nicht mehr Gelegenheit, ihn zu sehen, denn er reiste bald darauf von Reifniz ab, und Zwar, ich weiß nicht aus weichem Anlaß, nach Italien. Aber ich werde es nicht aufgeben, seine Seele für die Kirche zu gewinnen. Von da kam ich, mich den Grenzen Croatiens nähernd, nach Nova Mesta *"), ein Ort von Bedeutung, der mehrere Male durch Feuer zerstört und vom gegenwärtigen Kaiser Rudolf II. wieder aufgebaut worden war. Es ist hier eine sehr schöne CollegiatNrche von einigen Canonikern mit einem Propst und mit kostbaren Kirchengeräthschaften , aber das Capitel wurde nicht nach der Regel verwaltet, es wurden daher die Capitelvorschriften (o0N8ti,w?ioni) mit dem Concil von Trident in Uebereinstimmung gebracht. Bezüglich der Franziskaner verwendete ich mich an den Provinzial, damit die Ordnung hergestellt würde. Die Karthause Platriach "^) fand ich auf sechs Jahre an einen Kötzer -j-) verpachtet, dem man auch die Kirche übergeben hatte. Der heilige Ort war von den Ketzern und ihren Familien besetzt und es befanden sich nur zwei Priester da, cm Karthäuser und einer aus einem anderen Orden. *)Einc auch in Stcicrmark, zu Pischrg, Montprcis, Tüffcr begüterte Familie. Der im Jahre 1822 verstorbene Anton Albert Freiherr v. Moscon gründete in seinem Garten zu Graz eine berühmte Obstbamnschule. 55) Ncustadtl (früher Rndolfswerth) in Uütcrlrain. 5*5) Gegründet 1407. f) Karl Iuritsch. 171 Es war nicht möglich, eine Abhilfe zu treffen, da man behauptete, die Verpachtung sei init Genehmigung Sr. Heiligkeit und des Erzherzogs geschehen. Sowie man dieß sicher für falsch halten kann, so werden die Oberen dieses Ordens von diesem Mißbrauche ihrer Gewalt Rechenschaft geben müssen, indem mit dem Verluste der Kirche auch der Verlust der Seelen der umwohnenden Bevölkerung verbunden sein muß. Ich konnte nur mit Thränen Gott bitten, sie in seinen Schutz zn nehmen. Nicht weit von dort ist eine andere Abtei Landstraß ^), genannt Maria-Brunn, der Brüder Cistcrcienscr, in welcher ich die mönchische Disciplin ganz vernachlässigt fand. Der Abt ließ ! jeden Priester zur Seelsorge zu und behandelte das nach Bestreitung des Unterhaltes der Mönche verbleibende Vermögen als sein eigenes. Ich habe die nöthigen Vorschriften gegeben; ! da aber meine Gewalt über diese Klöster mit der mir aufgetragenen Visitation ihr Ende erreicht, so fürchte icb, daß die-! selben nicht lange werden befolgt werden. Ich verließ sohin z diese Gegenden unbehelligt, obwohl die Gefahr nicht minder ! von den Türken, als von unfercn eigenen in diesen Gegenden l zerstreuten Soldaten drohte. ! Ich wandte mich von da nach Oberkrain und kam nach j Lack, einem in wcltlichcn Dingen dem Erzbischof von Cöln **) unterstehenden Ort, wo es ein Kloster von Schwestern des heil. i Franziskus gibt, welche nach der Reinheit ihres Wandels und ^ ihrer Klosterdisciplin als Muster gelten können. Ich traf An- ! stalten, sie mit dem Nöthigen zu versehen, denn sie waren sehr arm und ihre Unterkunft sehr beschränkt, was sie aber zur Er- i bauung Aller sehr geduldig ertrugen. (Fortsetzung folgt.) Volksmärchen aus Krain. 5. Das Mädchen und die Schlange. „Geht doch hinauf, Frau, das Kind weint fürchterlich uud will sich nicht zur Ruhe bringen lassen," sagte die Kindswärterin zur'Kaufmannsfrau, die im Laden ihre zahlreichen Kunden bediente. „Sogleicb, sogleich," erwiederte diese, ohne jedoch ihre Zusage zu halten, denn bald kam die Wärterin wieder, der Knabe sei nicht zu beruhigen. Die Kanfmanns-frau wurde böse und rief, ohne zu bedenken, was sie sagte „Oh! die Schlange wirf mir auf die Straße in Koth und Staub!" Als die Magd zurückkehrte, fand sie die Wiege leer und die Mutter, die kurz darauf hinaufkam, erfüllte das Haus mit Weinen und Schluchzen, doch kein Suchen und Weinen brachte ihr das Kind zurück. Am Fuße eines grünen Hügels, auf welchem die Ruinen einer alten Burg zum Himmel ragten, wohnte in seiner Hütte ein Greis mit seiner schönen Tochter. Oft saß er mit derselben unter dem Schatten eines Baumes an heißen Sommernachmit-tagen. Einmal trat seine Tochter vor ihn und sagte, sie wolle Erdbeeren für ihn lesen gehen und der Alte entlieft sie, nachdem er ihr eingeschärft, sie solle sich nicht allzuviel dem Schlosse nähern, denn dort hause eine große Schlange. Wie sie nun *) Gestiftet 1234. ^*) Soll heißen: Frcising. 172 so aufmerksam zu Boden blickte und eine Beere nach der an- ! deren in ihr Körbchen auflas, kam sie, ohne es zu wissen, immer näher dem alten Gemäuer, als sie, ausblickend, gewahrte, daß sie mitten zwischen den Ruinen wäre. Eie vcr- ! nahm cin scharfes Gezisch und eine ungeheuere Schlange wälzte ! sich gegen sie heran. Eilig wollte sie die Flucht »chmen, als die Schlange sie anredete: „Fürchte Dich nicht, Mädchen, wenn Tu willst, kannst Tu mich erlösen. Gehe zum Pfarrer, ! er wird Dir cin altes Schwert geben, das er in seiner Rüst- ! kammer besitzt; damit komme morgen vor Sonnenaufgang hierher und haue mir den Kopf ab. Wenn ich mich auch uoch so sehr bäume und zische, fürchte nichts, es wird Alles zum Guten ausgehen." ^ Mit diesen Worten kroch die Schlange in ihr Loch zurück, ! das Mädchen aber that, wie ihr aufgetragen worden, und ! nachdem sie am frühen Morgen gebeichtet und den Leib des ! Herrn empfangen, ging sie mit klopfendem Herzen den Berg ! hinan zur Schloßruine. Angekommen, warf sich ihr die Schlange unter Zischeu und Pfeifen entgegen, sprang an ihr hinauf, so daß dem armen Mädcbcn das Blut in den Adern erstarrte. Zugleich sah sie das Mädchen mit so bittenden Augcu an — diese erhob das Schwert und cin Hieb trennte den Kopf vom Rumpfe, worauf Alles unter furchtbarem Tampf, Blitz und Tonncr verschwand. Ta kam aber die Sonne hinter dem Vcrge hervor und überzog mit rosigem Lichte das schöne Antlitz eines Jünglings, der die Kellertreppe hinansprang und das erröthcnde Mädchcu als seine Retterin und Erlöserin pries. Er entdeckte ihr hicranf, wie viel Schätze in dicfen Kellern begraben lägen, die wollten sie besitzen bis an ihr Lebensende. Tas war ein fröhliches Brautpaar! ^s. 8. Aus Albrecht Dürer's Lclien *). Es ist gerecht, wenu wir unter der Zahl von Namen, ! welche die Geschichte ruhmgckrönt der Nachwelt überlieferte, nicht ! allein die als die gefeiertsten und glorreichsten aufrufen, deren ^ Träger ihre Zeit mit dem Ruhme kühner Waffenthatcu oder ! selbstvergessener Aufopferung für eine cdlc Sache erfüllten: sondern wir wenden uns auch mit elner gewissen Vorliebe zu jenen, an die sich die Erinnerung für die Emporhebung wahrer Kunst cphcuartig schmiegt und ranket. Ein solcher Name voll Silbcrklang ist der des großen Teutschen, Albrecht Dürer's und eine kleine Episode aus seinem Leben, die für die Kulturgeschichte der Malerei cin nicht geringes Moment bildet, dürfte zu erzählen hier am Platze sein. Der berühmte Meister aus Nüruderg kam nach seiner Reise in die Niederlande, Schweiz, Deutschland und Elsaß, wo er sich in der Malerkunst vcruollkommte, im Jahre 1506 auf seinem Wege nach Italien in das unmuthige Gebirgsstädtchen Stein (Ivamnik) im Krainerlande und sprach dort um Gastfreundschaft zu. Er fand sie im Hause eines Wirthes, dem die abenteuerliche und doch dabei zusagende Erscheinung des unbekannten, noch jungen Mannes gefallen mochte, denn es hieß, daß Wirth und Gast „mitsamb höchlich zufrieden" waren. Als Letzterer die genossene Gastfrcuudschast iu Beziehung bringen und sich dankbar bezeugen wollte, oder ob seinem schaffendeil, stets regen Geiste cin Ideal vorschwebte, ist unentschieden , Leides jcdocb zugeblich, da er vor seiner Abreise aus Stein auf die Fa^adc-Maucr der Gastwirthschaft den Apostel *) Dicscs Factum bringt in gedrängter Miscellenform P. Wcgraincr in scincm „Allerley 'Toll-Zcia,, mit Flciß in eins gebracht." Sahburg 1657, nennt den Wirth Nutmi Humnn und setzt die Auwcscn'hcit N. D. in Stein auf dcu Bamfaciuötaa, 150U. nialte, von dem der Evangelist Johannes, Cap. I, V. 47 mit schönen Worten schrieb: er sei ein echter Isracliter ohne Falsch gewesen ^) Dürer schuf cin Frescogcmälde voll künstlerischer Auffassung, dessen wahrer Werth wohl eigentlich so lange unbeachtet blieb, bis das darauf angebracht gewesene Monogramm als das unseres Meisters erkannt ward. Mittlerweile war Dürer schon in der Lagnneustadt der Adria angelangt, welche ihn im Stadium ihrer Kunstblüt» mii aller Macht anzog und fesselte. Hier war es, wo er nach längerer Zcit seines genommenen Aufenthaltes die Welt mit einem seiner Hauptwerke überraschte. Es war dieß sem St. Var-tholomäns, eine vollendete Schönheit edler Ausführung, genau derselbe, zu welchem er iu Stein die Skizze entwarf. Kaiser Rudolf II., der Kunst-Mäccn, an dessen Hofe Tycho de Vrahe und Kcpler sich sonnten und ihre Systems begründeten, kaufte in späterer Zeit dieses Bild um eine sehr hohe Summe Geldes -^ eine edle Perle aus dem Schmuckkästchen der Meercskönigin „Venezia," die er in die Hundert-thürmige Vöhmenhauptstadt versetzte. Das Urbild in Stein zerstörte schon längst die Zcit. Ludwig von Stein dorf. Die afrikanische Pstan^enkutter. Seit in Folge der Entdeckung der amerikanischen Erdöl-qucllen der afrikanische Palmölhandcl bedeutend gesunken ist, muß an einen Ersah gedacht werden, und diesen verspricht dis Ausfuhr der vegetabilischen Butter, der Schi- oder Sze-Vutter zu bieten. Sie wird aus der Vuttcrnuß, der smaragdgrünen," süßcn, eßbaren, pflaumähnlichcn Frucht des Schibaumes, einer Brassia-Art, gewonnen. Der Baum ist von stattlichem Wuchs und bildet große Wälder; in Doruba findet sich ein Butterwald von mehr als. neun Tagemärschen LäHgc. Zur Bntterdcrcitung werden die Samen im April bis Juni gesammelt und in Ocfen geräuchert und getrocknet, und dann die Nüsse in Mörsern zu Pulver gestoßen, was freilich in Afrika so nachlässig geschieht, daß man nicht einmal die Schalen vorher entfernt. Man wäscht darauf das Pulver drei oder vier Mal und schöpft das aufsteigende Fett in große Kruge, in denen es gesotten wird, um cudlich auf kleinere Kruge abgefüllt zu werden, in denen es zu einer weißen, harten, etwas aromatischen Masse erstarrt. Mungo Park war, so begeistert von dieser Pstanzenbutter, oder dem Negerschmalz, wie sie sonst auch genannt wird, daß er sio der Milchbuttcr vorzog. Jedenfalls dürfte der Handel damit noch einmal cinc große Rolle spielen, wenn erst die Schifffahrt anf dem Niger eröffnet sein wird. Gegenwärtig schon ist eine Tonne Pflanzcnbuttcr von 2252 Pfd. 50 bis 52 Pfd. Sterl. oder 10 Proceitt mehr werth als eine Tonne Talg. Archäologisch 65. Man meldet aus Neapel, daß in Pompeji ein Iunotempel aufgefunden sei, nicht allein mit vielen Bildsäulen von Erz und Marmor, sondern auch mit cin Paar hundert Skeletten von Menschen, die bci der Katastrophe in jenem Hciligthum Rettung suchten. So wird die öffentliche und private Geschichte des Unterganges jener schönen, Stadt stückweise aus der Erde herausgezogen, 5) Nach cincr andern Version erkrankte Dürer in Stcin und das Gciuäldc war scin Dank für die gcnossmc licbcualle Pflege. Aum. d. R. Verantwortlicher Redacteur I. v. Meinmayr. — Druck uud Verlag von Ign. v. Hilcwmayr 3l F. Vamberg in Laibach.