als Extra ^Beilage zur Laibacher Zeitung. ^ IK. Vouncrstag am 1^ December. KOA8, Wie kann die Ablösung der aufgehobenen Urbarial - Giebisskeiten zur beiderseitigen Befriedigung der Bezugsberechtigten und der Belasteten realisirt werden? ^^leichmie die Verkündigung der Lösung des drückende» Unterthans - Verbandes und die Aufhebung der Urbarial.-Lasten von dem entlasteten Volke alS ein wohlthätiges Attribut der neuen Staatsverfassung mit dem größten Freudenjubel begrüßt wnrde, ebenso könnte im Gegentheile die mit der Lasten-Aufhebung verbun, dene aber v°n dem gemeinen Volke als im Hintergründe stehend, "icht gehölig aufgefaßte Bedingung einer billigen Entschädigung der Bezugsberechtigten be' der gesetzlichen Vollziehung am politischen Horizonte gefahrdrohende Gewitterwolken herbeiführen. Es gruppi-ren sich da zwei entgegengesetzte Elcimnte, indem auf der einen Seice die Eigenthümer der bezugsberechtigte:, Dominie,, und Herrschaften für den Entgang ihrer durch rechtliche Erwerbur,g5titel an sich gebrachten Ulbarial-Bezüge die volle, oder wenigstens größtentheils entsprechende Entschädigung ansprechen und erwarten; wah-rend auf der anderen Seite der größere Theil der Entlasteten von emei Entschädigung ,'ichts hören will und i» dem Wcch'ie lebt, das; die nachträgliche Durchführung derselben zu den Unmöglichkeiten einer Reaction aehore. Die Staatsverwaltung, welche den von der Majorität des Reichstages gefaßte» Beschluß der Ent-schädigungsleistung vermöge der unter ihrem Schutze stehenden Besitz- li"v Eigenthums, cchte genehmigen mußte, hat anch die Obliegenheit, auf dci: Vollzug des Gesetzes zu dringen, welche Aufgabe sich aber desto schwieriger gestaltet, als sich seldst ein Theil des an der Gesetzgebung theilnehmenden Reichstages dem »legation Elemente hinneigt, und übrigens man bei genauer Er< wagung der obwaltenden Verhältnisse auch die Über-zeugung gewinnt, das, die Rusticalisten, da sie ohnehin schon größten Theils verschuldet sind, die Entschädigung^-Capitalien ,veder verzinse», noch bezahlen können, ohne in noch größere Schulden zn gerathen, indem sie die aufgehobenen Ulbaria! - Leistungen nicht ins Geld umsetzen können, sondern in ihrer Anf!>bung nur eine Erleichterung und Verbesserung ihrer bedrängten Lage finden. Von dieser Überzeugung durchdrungen, haben be^ reits vermitt.'lnde Stimmen beim Reichstage die Überweisung der beschlossenen Urbaual-Lasten-Ablösung anf den Staat in Antrag gebracht. Aber auch in dieser Richtung würde der wahre Mittelweg verfehlt werden, ,veil der Staat mit keinen Capitalien verfüge» kann/ und zur Bedeckung der Staatsauslagen Steuern ein-heben muß, wornach die Überweisung der Urbarial-Lasteu-Ablösling anf den Staat eine höhere Besteuerung der Staatsbürger zur Folge haben und die Unbillig-keit herbeiführen würde, daß nach dieser Ablösungsart auch jene Staatsbürger, welche keinem Dominium un-terthänig waren, und daher keine Gabeneutschadiguug z» leisten haben, durch die Entrichtung einer h'öhern Steuer 'U der allgemeinen Gabeuablösung beitragen „„mten. __ Es ist daher die größte Vorsicht nothwendig, um zwischen den gefährlichen Klippe» mit Vermeidung aller Gefahr durchzusegeln, und die Ablösungs-^ frage im echt nationalen Sinne zur allseitigen Befriedigung zu lösen. > Bei der Betrachtung aller dieser Umstände wird man veranlaßt, die Frage zu stellen: Wie können aber die Eigenthümer der Dominien undj Herrschaften für den Entgang ihrer Urba-rial-Bezüge entsprechend entschädiget werden, wenn die E »tschad ig u ug s - Capi talie n weder von ihren vormaligen Grund unter» thauen, n o ch vo >, dem Staate bezahlt oder verzinset werden können? Ich glaube zur Lösung dieser Frage ein sichere») Mittel in der Na tional-Ba nk zu finden, und überliefere meine unvorgreifiichen Ansichten zur weiter» Be-urcheilnug und Würdigung der Öffentlichkeit'. Gleichwie nach der constitutioucllen Verfassung den Aristocraten der überwiegende Einfluß bei der Gesetzgebung benommen wird, ebenso und vielleicht noch mehr nothwendig lst es, daß den auf Ausbeutung der Sraatö-bürger gelichtete» Übergriffen der Geld-Aristocracen und Geldmakler, von denen eine gewisse Elasse bei den jung. stei: Staacsumwälzungsversuchen vorzüglich betheiligel war, und sich dadurch gewisser angestrebter Rechte desto unwürdiger gemacht hat, im staatsbürgerlicheil Verkehr ^ und insbesondere bci der National-Bank ein mächtiger Damm entgegengesetzt werde. Die National-Bank in Wie» führt zwar verm'ög ihres Privilegiums 'den Namen der österreichischen Nation, aber ihre Operationen werden nicht nach dem Wille,, und zum Vortheile der Nation, sonderu nur von den bei der Bank mir den größten Capicalssum-men betheiligten, also am meisten interessirten Actio-näre bestimmt und geleitet, so wie auch der gauze Gewinn der Bankoperationen, welcher in letzterer Zeit schon die 13 A Interessen der Actieu-Capitals.-Einlagen überstieg und die betrachtliche Summe von jährlichen vier Millionen Gulden berrug, nur einzig und allein den Actionären zugewendet wird, während die Staatsbürger bci der eingestellten statutenmäßigen Ver-' wechslung der Banknoten gegen Silbermünzc iu dem allgemeinen Verkehr gehemmt, und an ihrem Vermöge» verkürzt werden, indem überall, wo Zahlungen in Silbermnnze bedungen sind und geleistet werden müssen, diese gegen Proceote im Privatwege aufgesucht werden muß, und endlich sogar die t. k. Soldaten, dann die Arbeiter und Taglohner, welche ihre Wochen-löhuungen allenthalben in Banknore» lind öfters »och gemeinschaftlich beziehen, zur Verwecholung der Banknoten gegen Procencen.-Nachlässe genöthiget sind, um die Theilung vornehmen uud kleinere Einkäufe bezahlen zu können. Nach den Grundsätzen der Billigkeit wäre die Ba»k verpflichtet, solche durch Einstellung der Bank. noteii-Verwechselmig verursachte» Verluste ans dem Ge-winne der Bankoperationen mn so mehr zu vergüten, als die Bank-Actionare, welche ihre Actien. Capita!^ Einlage» sammt den gesetzlichen Zinsen mittelst der >2 bis 13 °/„ Gewinnst.-Divideudell. schon längst zurückbezahlt erhalten haben, diese hohe» Dividende» nunmehr eigentlich als Gewinnes-Gewinn beziehen, welche aber, wen» die Bank die statutenmäßige Verpstichtnng der Banknoten-Verwechslung gegen Silbermünzs erfüllen, uud zu diesem Zwecke durch drückende Scoi'.tirung das Silbergeld aufsuchen uud au sich bringen müßte, viel geringer ausfalle», oder zeitweise ganz entgehen würden. Eine durchgreifende Reform der österreichischen National-Bank ist unstreitig ein zeitgemäßes, in der Bil< liglcit gegründltes Bedürfniß. Da aber diese, der Gewinnsucht der Actiooäre entgegenstehende Reform von dem Antriebe und Beschlusse der dermaligen Bankgesell^ schaft nicht zu erwarte» ist, so müßte hiezu die Iniua-tive entweder von dem Ministerium, oder von dem l Reichstage im Interesse der Nation gemacht werden. Das nationale Interesse erfordert, daß die aus den Bankoperationen heroorgehellden Gewinnste zu einem allgemeine» nationalen Zwecke verwendet werden. Es wäre daher dmch cm eignes Baukgtsetz: ü) die Auflösung der dermalige» Bankgesellschaft; l») die Abfertigung der Actionäre für ihre zum Bant-fonde erlegten Accie» - Capitals - Einlagen ; <>) die Bildung einer National-Bank im eigentlichen Sinne des Wortes, und <1) die Verwendung der Gewinnste oder Erträgnisse der Bank zum Ablösungsfonde der aufgehobenen Urbarial.Lasten__anzuordnen und zu vollziehen. Um aber den Credit der National-Bank in dieser Richtung zu begründen und gehörig sicher zu stellen, wären nach Liquidirung der Entschädignngs-Capitalien über die liquidirten Summen auf die National-Bank lautende, unverzinsliche Bürgschaftsmkunden oder Reverse auszustellen, dann auf den eisten Satz der mit der Encschädi^uügsobliegcnheic belasteten Realitäten zu in-tabllliren und der National.-Bank zur Deckung derzu emit> tirende» Banknoten zu übergeben. — Nach dieser Ope^ ration hätte die National-Ba»k die entsprechende An-zahl Banknoten z» «mitlilv» , damit die Eigenthümer der aufgehobenen Dominie» und Herrschaften für den Entgang ihrer Urbarial-Bezüge ansein Mal ganz zu bezahlen , und in der Folge die Banknoten nach Maß» gäbe der reinen Ertragnisse der Bankoperationen wieder einzuziehen. Da die ganze Urbarial-Lasten.-Eutschadigurlg nach ei»er oberflächlichen, annähernden Berechnung ungefähr l:!0 bis l50 Millionen Gulden betragen dürfte, die reinen Erträgnisse der National-Bank aber nach Con? crahirung eines neue» Staatsdarlehens für die Zukunft bei Widerbelebnng und Befestigung des nationalen Ver-kehrs anf jahrliche fünf bis sechs Millionen Gulden angeschlagen werden können; so wä>e das Ablösuugsgeschaft in eiutm Zeiträume vo» 25 bis 30 Jahren zur allseitigen Befriedigung uud mit Vermeidung aller Gefahren vollendet, ohne daß die Entlasteten, oder der Staat hiefür mit einer Barzahlung in Anspruch genommen, oder die Eigenthnmsrechte einzelner physischer oder moralischer Personen angegriffen oder verletzt würden. Nach Vollendung dieses Ablösungsgeschäftcs wären die Bürgschaftsurtuuden anf den Hypothekar-Realitäten der Entlasteten zu löschen; denjenigen Besitzes» aber, welche die Hypotheken noch ferner aufrechterhalten woll--t?» , wäre» für die weitere Zeit billige Procente ans dem Gewinne der Bankoperationen zu verabfolgen. Die übrigen Erträgnisse der National-Bank, welche bis nun unter die Bank - Actionärc vertheilt wurden , würden dam» eine National-Quelle bilden, welche im Interesse aller Staatsbürger zu allgemeinen Staatszwecken, allenfalls zur Tilgung der Staatsschuld, ciue ergiebige Aushilfe darbieten winde. Laibach den 8. December 1848. L' Ho schier- Die Mubbs in den Vereinigten Staaten Nord-Amerikas v o l! Michel dacht, die Vereine zu beschränken. Man hat sich allein an die Sitte gehalten, und die Sitte hat mit richtigem Gefühl, so wie mit dem Ab sch iedswort e Washington's, dessen man stets eingedenk ist, im Einklänge ihre Schuldigkeit gethan. Nichts steht in Amerika der Eröffnung von Clubbs im Wege, allein man __ (dieses geheimnißvolle Wesen, welches die Sitte personisicirt,)__man will sie nicht, und darum gibt es auch dergleichen nicht. Zu bemerken ist übrigens, daß sich Nordamerika hinsichtlich der Clubbs nach den Ueberlieferungen des Mutterlandes richtet, von welchem es seine Sitten, da» Geheimniß ihrer gemeinsamen Größe, überkommen, Die Englander haben ebenfalls keine Clubbs nach frau-zösischer Art. Das Wort „Clubb" stammt allerdings von der andern Seite des Canals (von England) her, aber es hat bei der Ueberfahrt seinen Begriff verändert. Die Gesellschaften, die in Großbritannien diesen Namen tragen, sind keine p oli tische n Vereine. Die Mitglieder der englischen Clubbs sind Männer, die sich kennen und schätzen, und die sich zusammenthu,,, „m ein Local zu haben, in welches Joden einzeln das Bedürfniß, Andere zu sehen, seine Meinungen mit ihnen auszutauschen , sich durch Unterhaltung und Lecture die Zeit zu vertreiben, hinführt. Die politischen Ver. sammlungen in England und Amerika tragen den Na» men Meetings, und da wie dort sind sie vorübergehend und finden nur je nach den Veranlassungen Statt. In jedem Lande wird die Frage, die ma>: rück sichtlich der zu gestattenden Ausdehnung der Clubbs zu entscheiden hat, nicht so wohl seyn, ob die Freiheit politischer Manifestationen überhaupt gut, ob sie eines der Attribute der vorgeschrittenen Civilisation sey. Es wird sich vielmehr darum handeln, zu erkenne», bis zu welchem Grade das Land, wie es eben ist, eine solche Ausdehnung verträgt, d. h. ob die Sitte so viel Macht und Wachsamkeit besitzt, als es nöthig ist, um Mißbrauche zn verhüten, oder sic in gewissen enggezogenen Schranken zu haltet». Denn, wenn die Sitte nicht die Elasticität besitzt, so wird es einem Häuflein von Inrri-gnanten und Leuten ohne Grundsätze und Gewissen stets möglich seyn, dle Gesellschaft zu unterlochen, indem sie sich jener furchtbaren Werkzeuge bemächtiget. Die Amerikaner sind, nachdem sic sich gevrüft, der Ansicht geworden, daß sie selbst nicht im Stande seyen, solche Volksvereine zu ertragen. Sie haben ihnen daher von freien Stücken entlagt. Nicht das Gesetz, sondern die Sitte hat sie verbannt. Wahrlich, es gewahrt ein schönes Schauspiel, wenn eine Nation freiwillig, ohne Einmischung des Gesetzgebers, sich des Gebrauches ein er Freiheit beraubt, weil sie d i e-selbe für gefährlich erachtet. Sollten wir nun uns für stärker halten, jene politischen Verbindungen zu ertragen, als die Amerikaners Dies; ist eine Frage, die sehr wohl zu erwägen ist. *) In Deutsch land. auch Pol,N. Die nächste Zukunft Mllß entscheiden, ob auch in Deutschland eine gute Sitte den Mißbrauch zu besiegen vermag; ob wir Deutsche in dem gesellschaftlichen Zustande, in welchem wir uns befinden, das freie Ver-einsrecht ertragen, oder ob bei uns der freie Staat dnrch andere Bande zusammengehalten werden muß, als durch die freie Sitte. Die Arbeiterfrage. Nach Michel Chevalier. (Frankreichs Production genügt nicht den Bedürfnissen des Landes. Parallele zwischen den Zuständen der arbeitenden Classe ni der Vor- und Jetztzeit. Arbeitsleistungen der antiken Welt, des Mittelalters und unserer Epoche. Aristoteles über das Sclaventhnm. Das Capital, der vorzüglichste Hebel gesellschaftlicher Vcr-besserungen. Die Bourgeoisie in der ersten französischeil Republik. Grund des Sturzes derselben. Nothwendige Betheiligung der Arbeiter an den durch sie zu erzielenden Resultaten.) ^>ch nehme den Faden der großen uns vorliegenden Frage über die Verbesserung der Volksschicksale an dem Puncte wieder auf, wo wir ihn verlassen. Die hohe Aufgabe, deren Lösung sich Frankreich selbst gestellt, es wird sie, wie ich hoffe und glaube, auch glücklich durchzuführen im Stande seyn; glänzender!», unvergangli-' chern Ruhm wird es ernten aus solchem Thun, als es ailf seinen, mit dem edelsten Blute gedünaten Schlachtfeldern aller Welttheile zu sammeln im Stande gewesen. Es entgehe» mir keineswegs die Schattenseiten der Analyse, deren versuchsweise Lösung wir uns in diesen Blättern zur Aufgabe gestellt. Gegenüber de„ dringend.-sten, thatsächlichsten Forderinige» der Zeir, sollen wir ein abstracted Fcld betrete,,, mit kcilc.-r Mul>c soll.-n wir in die sslühenden L.N'aströme der jetzigen weltgeschichtlichen Ereignisse blicken. Die Vernunft allein jedoch vermag die Wahrheit zu enthüllen und der Gerechtigkeit die Gasse zu öffnen; Leidenschaften umdüstern die erste, unterdrücken gewaltthätig die zweite. Der von uns einzuschlagende Weg ruhiger Forschung ist es allein, welcher prüfende Vernunft an die SteUe tosender Gemüths-affectionen zu setzen vermag, In Beziehung auf früher Gesagtes muß die Be-hauptnug als Ariom gelten, daß die vorzüglichste Ursache der Dürftigkeit, in welcher ein großer Theil un^ serer Mitbürger schmachtet, in folgendem Umstände zu suche»! Frankreichs Production genügt nichc den Bedürfnisse» seiner Bürger! Vielfältigen Ursachen muß es zugeschrieben werden, daß die Gesannmarbeit von 35 Millionen Franzosen nicht genng Vorräche was immer für einer Art hervorbringe, um den mannigfaltigen Anforderungen leiuer Bevölkerung befriedigend zn begegnen. Frankreichs Bemühungen sind nicht ergiebig genug, um der Nation dle dringend nöthige Gisauummasse der Eßwaren, Haus-geräthe, Brennmaterialien, der BekleiduuaMosse aller Art :c. zu verschaffen; Frankreich vermag mir Aufbie. tu»g all' seiner Kräfte nicht d>,s Elend vom vaterländischen Boden zu verjagen, und jedem seiner Söhne, wenn auch nur in mittelmäßigem Grade, die gerechte Theilnahme an den verschiedenen Genüssen der Civilisation zil gestatten. Soll also die Lage der Bevölkerung durchdringender Verbesserung entgegengetührt werden können, so thut vor allein Steigerung der Production, so wie höhere E»twickelu>,g produzireoder Kraft auffallend Noth. Welchen Bedingungen muß nun vorerst genügt werden, lim zn solchem Ziele zu gelangen? Um diese Frage erschöpfend zu beaittworten, müssen wir mit rückwärts gewendetem plüfeüdeu Blicke jene Veränderungen des socialen Lebens erforschen, iü deren Folge die Feld< und Stadtarbeiter zu ihrer gegenwärtigen Enstenz gelangt sind; es läßt diese wohl nicht nur vom Standpuncre religiöser und bürgerlicher Verbrüderung, sondern auch salbst von jenem einer engern Philantropie noch viel ^l wünschen übrig, doch ist sie bei Weitem dem Schicksale überlegen, welches im Mittelalter den Arbeiter ins erniedrigende Sclaoenjoch zwang. Leibeigenthum war die der arbeitenden Classe von der Votzeit aufgedrückte Devise, und es erscheint nicht überflüssig, uns über die damalige Ausdehnung dieses Begriffes zu verständigen. In selbem war nicht nur der Taglohnarbeiter in der Stadt und auf dem Lande, so »vie der verständige Gehilfe (Geselle) im knnstleri-schen und Handwerksbetriebe mir eingeschlossen; es wurde auch das an die Spitze der Arbeit gestellte Individuum, welches in unsern Tagen sich zum wohlhabenden, reichen Fabrikschef emporgeschwungen, dieser Cathegorie mit einverleibt. In der jetzigen Epoche, bei nur einiges-maßen glücklichem Geschäftsgange ist z. B. der Chef eines Hammerwerkes eine selbst in politischer Beziehung bedeutende Person, auf dessen Spuren eine zahlreiche, gelehrige Clientelle sich ergebenst beweget; in frühern Tagen war er selbst ein armer Sclave, der mühsam steile Gebirgspfade erkletterte; niedergedrückt von der Wucht des schweren Hammers, wühlte er die Erde an Stellen auf, wo seine geringe Kenntniß ihn die Gegenwart metallhälriger Adern errathen ließ ; seinen Trit-ten folgten andere Sclaven, beladen mit dem Neste sei-ner unvollkommenen Handwerksgeräthe. Die mittelaltere lichen Vorläufer unserer großen Fabrikönnternrhmer, so wie ihre Buchhalter, ihre Ingenieure, Werkführer, ja ihre einfachsten Weber und Spinner, sie waren iiüglückliche Leibeigene, deren Leben eine Kette von Ent» behrungen bildete; ihr Haupt, das Hanpt, das nach des Dichters Worten, zu oberst auf dem menschlichen Körper gesetzt, damit er mit dem Blicke zum Himmel emporstrebe, war in schmählicher Erniedrigung zur Erde gebeugt. Wie heißt nun der Zauberer, der Verändcrun-qe„ hervorgerufen, in dcre,, Folge alle diese so tief gelallten Menschen sich plötzlich zn hoher Stellung im Staate erhoben, Reichthümer erworben, oder mindestens das Furchtbare ihrer frühern Lage gänzlich zu be, seitigen vermocht? Die Philosophen antworten uns, daß der menschliche Geist, in klarer Erkenntniß seiner Bestimmung, einen Theil der Finsternisse besiegt hätte, welche ihn, den Weg zur Freiheit verbarricadirrcn; auf solche Weise hätte er den, die Geheimnisse der Natur bergende» Schleier gelüftet, u»d so weniger erschöpfende, reichlicher lohnende Arbeitsmethoden entdeckt. Der Priester sucht die Losung in der christlichen Liebe, oc-ren Geist es nicht länger gestaltete, daß ein Mensch den Andern als Sache betrachte, der so. im kräftigen Umsichgreifen die Fesseln der Sclaverci gebrochen. Kein Zweifel kann obwalten, daß jeglicher Fortschritt der ewig regell Thätigkeit des menschlichen Geistes zuzuschrei-ben, ».'elcher die Freiheit aufs Innigste liebet, und dessen Wesenheit in ihr vorzugsweise gelegen. Alle Milde, ruiigen, welche der leidenden Menschheit zu Theil geworden, lassen mit Recht voraussetzen, das; die göttliche Liebe in höherem Gr^de die Gemüther durchglüht, und das: »nrer der Herrschast echter Religiosität die Menschen einander naher gekommen, Wenn ich aber anch den mächtigen Einfluß dieser zwei edelsten aller Trieb-seder,:, der religiösen Milde und der erhellenden Phi-losophie, durchdringend anerkenne, so kann ich doch auch nicht blind für die Resultate einer dritten, ihnen als vernnttelndcs Werkzeug dienenden Kraft seyn, einer Kraft, deren Wesenheit nicht so ätherisch, deren Einwirkung aber direccer, niaterieller und wahrnehmbarer Natnr ist, einer Kraft, die ihre Resultate verkörpert darstellt, die chrer Aufgabe llinmterbrochen, in steter Machtigkeitszu, nähme obliegt, uüd diese Kraft, wie nennen wir sie wohl? Um sie genau zu erkennen, bedarf es nur der ?luf-ftelluüg eines Vergleichs zwischen der vorzeitigen, nnd det in misern Tagen üblichen Arbeitsweise. Bei der Aufstellung dieser Parallele wird der wohlthätige Genius, dessen Wesenheit wir zu ergründen streben, sich uns unter tansend Formen, nnd doch vielleicht auch nuter bezeichnendem Namen darstellen. (For>s,hi!na folqt.) Verleger: Iguaz Alois Kleinmayr. — Verantwortlicher Redacteur: Leopold Kordesch.