Nro. 95. LBacher UMH ZcltNg. Dienstag den 29. Wintcrm. 1791. Inländische Nachrichten, ^.aibach den ?8> Winterm. Aus Lich-ienwald in Unterkrain wird unterm 15. dieses ein Bkylrai eingeschickt, der bekannt zn werden verdienet. Hn Krain giebt es eine Gattung Wa-draz«n, dergleichen man in keinem Lande findet. Man nennt sie Pillich. Dieses Thier, welches nur ums Kennen grösser ist, als der gemeine Haüs-raze, halt sich meistens in gebirgichten Buch-Wäldern auf. Sm:e Farbe ist etwas lichter als der gemeinen Razen ; er hat einen danmbrenen Schweif, und auch sein Leib ist sehr breit und flach. Wenn die Buche f'nchtbar ist, so giebt es dieftr Thüre ein? Menge in den Wäldern. Gegen Michaelis werden sie so fett , daß fast nichts als F?tte an ihnen ui finden ist. Merkwürdig ist es dabcy , daß diese ^l' te , wenn man sie zergehen läßt . auch bey der qrößttN Aältt nis frieret, sondern wimer Nar bleibt. Auch ist diese Fette ein bewahrtes Mistel gegen die sogenannte Gefrier. Gegen die. Mim Weinmonats, oder sobald es lalt wird, grakm sich dies« Thiere tieft Löcher in die Erde hinein. Der Landmann nimmt diese Zeit in Acht, nr?5 ü k'gt sie bey eben die^n Löchern mittels eigens dazu gemachten Z«llcn. Ma.^« cher fangt deren zu 3 —^,— 3OO Stuck, zicht sie aus, laßt sich ihr köstliches Fleisch bchagcn. Die Fette , deren er oft 5 — 8 Mas bekömmt, braucht er im Winter zum Einmachen her Speisen, die davon sehr schmackhaft werden. Ein fttter Pillich wird im Lande zu 2 und z Krm-zer verfällst, würde aber, wenn jemand z. B nach Wien eine Spekulazion damit machte, wohl um 20 — Zo kr. verkauft werden. Im Frühjahr kommen diese Thicre aus der Erde, und haben Junge. Obschon sie auch Obst essen, !0 giebt es derm doch sehr wimge, w nn die Buche keine Frucht bringt. Das abergläubische Landvolk giebt vor, daß dcr Teufel diese Thiere durch Schnalzen und Pfeiftn in ihre Löcher treibe. Vor Zeiten gingen ganze Dörfer miteinander auf bm Fang dieser Thieve aus,, die sie dann gemeinschaftlich theilten. Eli Klügerer unccr diesen Fängern sprengte einmal aus, daß er in der Nacht ge-s hen habe, wie der Dusel die Pllliche im Walde geweidet, lind selbe mit Schnal-zm, und Pfeifen in ihre Löcher getrieben habe. Des Abends gieng alles auf den Billichfang aus. Um Mitternacht verkleidete sich dieser Spaßvogel als Teufel, pflf, schnalzte, und rauschte mit einer Kette, «nd jagte die übrigen Fänger alle davon. Der schlaue Nachbar nahm aus ihren Fallen alle Pilliche, deren ^04 gefangen waren, und lachte über seine abergläubischen Nachbarn , welche sich den Teufel noch dato nicht aus dem Kopf bringen lassen. —- Erst vor ein paar Jahren hat sich die nämliche Begebenheit auch unter denHirten zugetrage. Der berühmte Tonkünstler aus der Mannheimer Tonschule Herr Moliwr, der am 2s. d. durch sein vortrestichetz Spiel der Violine ungethelltenHeyfall ^larndtet?, wird künftigen Freytag wieder Concert qe-ben, und nebst der Violin sich auf einem gan; neuen Instrumente, welches blos aus Weingläsern besteht, hören lassen. N)ien den 23. VOinter.n. Am verflossenen Sonntage, den ?.c>. dieses Monats Vormittags nm ic) Uhr, ertheilten Se. kaiserl. Majestät dem fürstl. Schwarzburg - Sondershausischen geheimen Rathe, Kanzler und KonNstorialvrafidcntell, Fre^-h?rrn v. Lynckl's, und dein fürstl. Schwit-z-burglschen Lega ionsrathe und kaiserlichen Neichöhofraths --Agenten, Hrn. v. Diete-tich , des heil. rön. Rei^s Ritter voll «nd ;u Erbmanns ahl, al'? Lchensbevoll« Machciqten des fürstlichen G?sammtha:i'''cs Schwarzburg, die kaiscrl. N'ichsthronbe-lehnima, über die demselben :ust^hende kai» serliche und Reickslehen. Bey dieser F^Y-^rlichkeit nschienen sowohl der Monarch und bie ben kaisers. Thron umgebende Hofamter, als auch beyde mit mehreren Staatswagen ulld unter Vorlrettung einer zahlreichen Dienerschaft in ansehnlicher Begleitung zur kaiserl. Burg fcyerlich aufgefahrene fürstl. Gesandte und Bevollmächtigte, in Mantelkleidung. Ersterer hielt die gewöhnliche Ansuchungs ? und letztere die Äauksagungsrede. — Nach dieser fener-lichen Handlung haben II. K.'k. MM. und II. K)L. HH. dem öffentlichen Gottesdienste in der Hofpfarrkirche beya/wohnet. — Montags, DienstaA und heute Vormittags wurden in allenBPsarrcn in und vor der Stadt fey?rliche Hochamter abgesungen, um von Gott eine glückliche Entbindung der Erzherzogin Maria Theresia K. H. zu erftehen.—Dle neue Poli-eyver-fassung allhier ist mir dem 20. d. M. in Wirksamkeit getrettcn. D'e von Sr. k. k. Maj. ernannten k. k. Räthe und Bejirks-direktoren sind : In der Stadt; Im Karnt-nervierttl: Friedrich Giftschütz; Im Wi-merviertel: Johann Bapt. Rrnner: Im Schottenviertel; Frau; Sonnleitner, und Im Stubenviertel: Johann Julius. Vor der Stadt: Im Aopoldstadter Bezirke: Joseph Qß ; Im Wieder — Friedrich Kleinschmidt: Im St. Ulricher —Joseph Kestler v. Kestenach ; Im Landstrasscr — Erhard 5!ey; Im Ulster — Franz Leiter v. Tanenberg ; Im Rofscmer — I'gnaz Streicher; Im Iosephstadtcr — Leopold Pausinger, und im Leimgrubner — Franz Nuntschner v. Ruhmberg. — Der türkische Gesandte , dem berelrs vor einiger Zeit zwen l'. k. Dollmetscher bis an die untere Gränze zum Empfange entgegen gegangen smd, wird d?m V riehmen nach noch in diesem Monare ^l Wien crwar< tet. Das Baron Egg^tische Gart ngebäu-de in der Leopoldsiadt w^rd zu dejscn ElN-quartierung zuger^rtt. Herr Bazon vott Hcrbert muß nun bereits sn Kollftalttino-pel eingetroffen seyn, ob man gleich von daher noch keine Nachrichten von ihm hat. — Se. Mai. der Kaiser haben-aus besonderer Huld und Milde von den noch i l gemeinen Mann des Brechanvilli-schen Infanterieregiments, welche sich unter Kon.mando des ehemaligen Hauptmanns nunmehrigen Majors von Scholterer in her Palanka gegen den Feind so ausnehmend tapfer bezeigt haben , und in die türkische Gefangenschaft gerathen sind, jedem die silberne Denkmünz zu verabreichen bewilliget. — Der Hcrr Graf Georg Von Wallstein ist mit Tod abgegangen. — Sehr oft wird die allergegründeste Aussicht zur Wiederherstellung der Ruhe in Europa durch unverhofte Verwiklungen zerstöret. Dtesen Fall kann man sich jezt möglich denken, wenn man die pohlllilche Revolii-zion, und einige ganz leise dahin schlangelnde EinffW betrachtet. Das Berliner Kabinet hat d?m Vernehmen nach zu Warschau den Antrag machen lassm , daß, ob es schon keine Ursache habe, mit dcr neuen pohlüischm Regiernngsform zu'rirden zu sey» , es dennoch citnr lll^e, seinen Be-o-fall darüber zu g?bm, und si? sogar zu vertheidigen, wenn man ihm Thorn und Dan.ig abtnue. Um diese Nego.iazion zu unterstüzcn uüd zn leiten , soll der Marquis von luchsfmi auf d.r Stelle voll Berlin nach Warschau abg?ferl!gtt worden seyn — Die G^mparchey in fohlen nimt zu ; sie hat an den Kurfürsten von Sachsen eine Addresse üderschick'el, um diesemFürsten das aufrichtige Verlangen zu befugen, durch ihn einstens den pohlnischen Thron bt czt zll sehen, jedoch nicht anders, a s ihn seine Vorfahr n , die bwd,n Auglist.', ^ nehmen, daß Preußen die Verbindungen^ nicht mehr forlfezt , welche in den be-^ rühmten Konvcnzionen von 20. und 27.1 August entworfen wurden. Uider die^ Aubsichttn Rußlands in dieser und einee^ noch andern Angelegenheit wird man dai^ Weitere villeichr nächstens in Erfahrnuz^ bringen. Was das S?nd,rbarst> und^ dabey ganz unbegreifllich ist, so bemerket^ man je^t in Pohlen starke Bewegungen^ unter den Truppen , wrsche dcn B>fehd haben, auf den erst''»-! Wink sich marsch-ftrlig zu halten. Gegen Rußland kault^ dWs wohl nicht gemeint s>yn , wcili Pollen sich dadurch die Frlndscbast Oesterreichs /.uziehtt! würde. Ge^en Ocsier»^ reich eben so wenig, d?mi shnst zöge»^ sich die Pohlen eine Armee RujstN Üder^ den Hals. Und so hat Pohlen , ausscez d>n Türken , mit denen es gut Freund 1 ist, keinen wichtigen Nachbar als Pcttl-^ Graz den 24! wmterm« A:is h!>m^ östsichen Sre-iermark wird uns ciu? bo-i genstarke Geschichte em>r gar schlinnnett^ P'arrerköchin einberichttt. N..ch dicstr^ Bpschreil'ling ist der H«»rr Pfarrer sirr^ wahrer Mattier unter den, -i^rneu ^ep-^ ter dieser hfrrslslchtia/n Tan'ipc. ^Sie^ misbrau f't die Bim d,s Pfarrers bis zll' dem Grad, ^ daß si, den gan^n Pftrr^f sse lhr Eigenthum hält, und feM die jeweiligen Kaplane für ihre Untergebene ansieht. Mit zwölf solchen Pfarrerköchi-nen, wie diese ist , sagt der Korrespondent, könnte man alle Hexen aus Europa hinaus treiben , wenn sie cM taie^, nicht darunter die größten wären. Semlin den ,8. N)interm. Am 2. dieses kam der Belgrader Kiahja nach Semlin herüber, um unserm Herrn Kommandanten einen B?such abzustatten. An guter Nachbarschaft ist alles gelegen. Für die Tafel des B^ssa werden hier sieißig Bestellungen auf gutes Obst, und besonders auf Weintrauben gemacht. — Gestern trug es sich mm erstinmale zu, daß «in Muselmann sich b,y uns mit Wein überlud, und wegen seines stürmischen Betragens , über Nacht auf die Hquptwache gebracht wurde. Der Bundmost hatte ftine gan.e Besinnungskraft zerrüttet. Unter Militärischer Bedeckung , mit einem Offiziere an der Spitze, würd« der Betrunkene an die Seinigen abgeliefert. Merkwürdig dabev war, daß die Unlrigen nicht blos bis an das Uftr giengen, um ihn dort zu übergeben ; sondern sie giengen aus, und zogen mit Qber und Unterge-wehr, unter Anführung des Offiziers , mit ihrem Gefangenen bis vor das Quartier ' des Bassa. Hier zeigren sie erst sein Vir-gel)?N an. — Um fernern Unannehm-lichfemn Von Seiten dieser Gaste auszuweichen, wurde gestern öffentlich bekannt gemacht, daß künftig kein gemeiner Türk auch in G?schafttN nicht, unser Semlin betrett n darf. Sie dürfen folglich nur bis außerhalb an das Thor, wo sie mit d«n Unsrigen sprechen, und über ihre Geschaf« te Abrede nehmen können. — Jene, denen man in besondern Angelegenheiten mehr Freyheit gestatten kann, werden zuerst an die Kanz'ey des Herrn Kommandanten gewiesen , wo si« sich ausweisen, und ihre Säbel und Pistolen ablegen müssen, um ihre Sachen unbewaffnet auszurichten. Bey ihrem Abschiede erhalten sie alles wieder mit Höflichkeit zurück. pancsova den iz. N)interm. Auf allergnadigsten Befehl Sr. k. k. Majestät ist nicht nur den bauatischtN Bcrgweris-beamten, sondern auch bey bedrängten Bogschaner und Re'chizaer Eislnwerksar-beitern der durch den Einfall der Türken und ihre Verwüstungen angerichtete Scha» den ersezet worden, für welche Milde des huldreichsten Landesvaters sie all? mit Dank zum Himmel beten. Diese grosse Gnade unsers liebvollen, weisen Regenten hat Ihm in nnsrer aller Herzen ein unver-tilgbares Denkmal gesezt. ^embcrg den i2. wintevm. Die K. Kreisamtcr haben die Verordnung erhalten allen aus der Moldau und Wallachey einwandernden Unterthanen eine gute Ausnahme zu verschaffen. Von Seite des hochl. Landesguberniums ist allen Kreisam-tern bekannt cmnacht worden , daß die Magistrate zu Sumbor, Drohowitz, Stry, und Sanok ^u Verleihung des^Handlungs-rcchtes befugt se^n. — Die aus der Moldau eben zurückgekehrte Landkommißions-kasse hat an Kontribution, Steuern, und Geallen über -wenmalhundert dreyßigtau-send fi. an das Kammeralamt hier ab« geführt. Wirü alle Dienst-und Frcylaae n;cbmitmgs um 4. U!>r auf dem Platze Rro-^ lös« in oer von Kleinmayerschen Buchhandlung ausgegeben.