Kls Gxtra-Beilage zur Laibacher Zeitung. ^- ^.^^ Donnerstag am 23- Uaocmbcr. KV48. Wie kaun Vesterreich inuerlich evstar- ' keu ttud gefteu Deutschlands Neber < griffe sich verwahren? H^ie §§. 2 li. 3 desVerfassnngsentwnrfes für das deut- ^ sche Reich wurde» von dein deutschen Reichstage bei ihrer ^ ersten Berathung ,nir großer Stinimenniehrheic aügenom-Men. Dieses Ereignis, >,I der erliste» Betrachtung jedes Österreichers, der sein Vaterland aufrichtig liebt, nnir-dig; darun, will ich, als Österreicher, die Aufmerksamkeit meiner theuer,, Mitbürqer auf dasselbe leim» und kurz andeute», was uns mm vor Allem Noth thut. Die erwähnten zwei Paragraphe lauten wie folgt: §. 2. Kein Theil des deutschen Reiches darf mit nicht--deutsche» Ländern zu eixeni Staate vereinigt seyn. §. 3, Hat ein deutsches Land mit eiueni »ichtdeu» schen Lande dasselbe Staatsoberhallpt, so ist zwischen beiden Landern nach den Grundsähen der reinen Personal.Union zu ordnen. Die Folgen dieses Beschlusses, falls Östcneich sich demselben fügen wollte, sind unberecheubar und geeignet, die zwischen seinen verschiedene» Voll'sstämmeu Herr-» schende Spannllng zu einem unheilbaren Zerwürfnisse zu steigern. Der Friede von ganz Europa würde dadurch gefährdet we:den, »nd Verwickelungen dannls herv^lgehen, an welchen die Bestrebungen der Gutgesinnten, unsern Welltheil vor allgemeiner Anarchie zu retten, scheitern müßte». D>eß ist offenbar der Zweck >ener Partei, die sich verschworen hat, die wahre Freiheil zu unterdrük> ken und an ihre Stelle die Schrecke» der Pöbelherr» schaft zu setzen, die man wohl von der wahren Volks-Herrschaft untcrscheidcn muß. Eine unbefangene und leidenschaftslose Beobachtung der Tagscreiguisse laßt keinen Augenblick a» dieser 'Absicht zweifeln, und jeder Versuch, jene Schreckensmäuner, welche solches Unheil im Sinne habe», zu bessern, wäre vergeblich; darum sind meine Worte nicht an sie geeichter! Überraschend aber und wnklich schmerzhaft für den wahren Vaterlandsfreund bleibt die Wahrnehmung, das; die Mehrzahl der deutscheu NeichStagSmicgli.der, die gewiß das Beste will, sich durch die Trugschlüsse Und Scheiugründe jeuer Wühler verleiten liest, einem Antrage beizustimmen, dessen traurige Wirkungen sie nicht vor Augeu haben konnten, als sie ihre Srim-lnen gaben; sonst würde ihr Nechclichkeitsgefüyl sich dagegen empört haben. Vor Allem rufe ich die,) jenen Neichstagsmirglie.-dern zu, die mein Vaterland nach Frankfurt gesandt und die jenem unselige» Beschlusse beigestimmt haben ! " Sie bereitete» dadurch, vielleicht ohne es zu ahnen (ich hoffe es z» ihrer Ehre) die Zertriimme-rung Oesterreichs ror, das den Wühler» ein Dorn in» Ange ist, weil sie dessen Vorliebe zur Ordnung und zum mäsngen Fortschritte kennen und fürchten. Sie halten das einige und mächtige Osterreich für einen »Mibersteiglichen Damm, der sich ihicn anarchischen Gelüstt» widersetzt; da.um suchen sie seine Macht aus >ede erdenkliche Art zu untergraben, ziehen ihm Feinde von Außen zu, nähren seiue innern Zerwürfnisse und bemühen sich, dieselben zu eine», unheilbaren Nisse zu beiger» , eingedenk der Sprüche : »Kuli» <>,uv:u Wni- Begeisterung und gerechtem Stolz mußre die Brust jedes Österreichers hebe» , als wir mit eigenen Mittel» nach einer kurz vorher überstandenen Umwälzung, welche das Alre zertrümmei te, und zum Ninba» noch de» Grundstein nicht gelegt hatte, die gefahrdrohende Schild-crhebunge» in Böhmen und in Wien unterdrückte», den verratherischen Sardentöm'g demüthigten und aus dem Kampfe mir ganz Italien, welches alle seine Kräfte auf's Spiel sehte und durch Fanatismus ins Unendliche steigerte, siegreich hervorgingen. Sehr, Bürger! dieß alles vermochte das einige Österreich, und ihr konntet wollen, daß es zerstückt werde, daß die Stücke, i» die es zerfallt, die Beute stärkerer Nachbarn werde, und Österreich ein bloßer Name sey, der nnr der Geschichte angehört? Nein, dieß kann, dies: soll nicht seyn! Jeder auf» richtige Vaterlandsfreund wird in diese» Ruf mit einstimmen. Darum laßt ench, o Bürger! die Geschichte zur Warnung dienen; sie lehrt die wahre Wcltweishcit und Klugheit; ihre Warnungen wurde» mit blutigem Griffel niedergeschrieben. — Wehe uns, wenn wir den» selben kein Gehör schenken! Die Geschichte ruft u»s auf jedem ihrer Blatter mit mächtiger Stimme zu, daß nur Mäßigung und Einigkeit die Staate» glücklich, groß und mächtig „uichen. Überstürzende Neuerungen mid innerer Zwist haben die mächtigsten Reiche gestürzt.' Seht ans Frankreich! so lange es einig war, hat es beinahe ganz Europa geknechtet; sobald die Hyder der Zwietracht in seinem Schooße das Haupt hob, stürzte es von seiner Höhe herunter. Es ist traurig, daß man heut zu Tage die Warnungen der Geschichte gar nicht beachtet uud leeren Hirngespinnsten nachjagt, welche keinen Halt haben und die bloße Ausgeburten der Phantasie, „icht des Verstandes und der Erfahrung sind. Vor Allem müssen wir vergessen, daß wir verschiedenen Stammes sind : nicht Slaven, nicht Deutsche, nicht Italiener, nicht Ungarn, nicht Wal» lachen solle» wir seyn, — Österreicher sind wir, und darauf dürfen wir stolz seyn! Streife» wir von uns alle blinde Vorliebe fur das Ausland, für Deutschland; das Eine und das Andere hat uns oft verrathen »nd nnr so lange die Bruderhand geboten, als sie uns zu selbstischen Zwecken benöthigte. Sie sind uns in der Noch selten beigestandcn uud haben jederzeit Hilfe von uns begehrt, wenn sie derselbe» be» durften. Eintracht ist die Bedingung der Kraft; vergesse» wir ja nicht die Lehre von de» Stäben, die cinzel» jedes Kind bricht, aber zu einem Bündel vereinigt, Niemand zu brechen vermag. Trauen wir den gleißne-rische» Versprechungen jener Deutschen nichr, die unsern politische» Selbstmord wollen; sie haben uns zu unserem Glücke ihre wahren Absichten nur zu deutlich zu erkennen gegeben. Schaaren wir uns vertrauensvoll um unsern co>,-stitutionellen Thron, und lassen wir uns nicht immer durch das Gespenst der Reaction uud eiuer dieselbe ' nährende» Eama'illa schrecke». Die Eine wie die an-' oere sind nunmehr unmöglich geworden und sind uu» ' schädlich in einer Zeil, wo ganz Österreich wie ein Is» Mam, für dir errungene Freiheit einsteht. Das Volk, wein, es der Inbegriff aller Classen der Staatsbürger ist, und darlliiter nicht der bloße Janhagel, oder die Partei der Wühler verstanden wild, welche sich gerne für das Organ des ganzen Volkes ausgeben möchte, hat weder die Manner des Rückschrittes , noch die Anarchisten zu fürchten, nnd wird nie in Verlegenheit kommen, seinen Willen, wenn er den, Staacszwecke förderlich l,nd sittlich ist, mir unwiderstehlicher Machr durch, zusetze». Wenn es noch eine Camarilla mid Rückschritts-manner geben sollte, so ist ihre Zahl gewis; so gering der überiviegenden Mehrheit gegenüber, welche dein besonnenen Fortschritte huldigt, das: sie, ihrer Schwäche nnd Ohnmacht.sich bewußt, den Gedanke» an einen Widerstand oder Umtriebe aufgegeben haben. Glaubc mir, theuere Mitbürger! die Reaction ist uur mehr ein Traum in den verrotteten Köpfen wem.-ger Thoren, welche mir dem Zeitgeiste nicht fortschreiten, oder ein Schreckbild, womit, die Wühler den Leichtgläubigen aufreizen und zu ihren staatsgefährlichen Zwek-ken mischrauchen. Das beklagenswerthe Schicksal, das Wien so eben getroffen, diene uns zum abschreckenden Beispiele; diese herrliche Stadt wurde das Opfer der Leichtgläubigkeit seiner Bürger und der boshaften Ranke der Wühler. Verzichten wir anf die Sondergelüste, in so fern sie die Einheit und Starke der Monarchie lind seine achtunggebietende Stellung gegen das Ausland in Frage stellen. Wahren und rstegeu wir die Srammescer-schiedenheit in Sitte, Sprache und in der innern Pro-vinzialverwaltnng; die Verfajsuüg aber, die obei ste Leitung der öffentlichen Angelegenheiten, die Rechtspflege, der Staatshaushalt, die Volkswehre und die Vertre» tung nach Außen seyen gleichförmig und gemeinschaftlich. Vor Allein legen wir mit Besonnenheit Hand an den Wiederaufbau des umgestürzten Staatsgebäudes; wir dürfen nicht das Alte für schlecht erklären, weil es alt, noch daö Neue für gut, weil es „en ist; das Alte hat die Feuerprobe der Erfahrung schon bestanden, man kann mit Beruhigung ein richtiges Urtheil über! seinen Werth und Unwerrh fallen, wahrend das Neue erst durch Erfahrung geläutert werden muß. Verwerfen wir daher beim Neubau nicht blindlings die bisherigen Einrichtungen, deren Güte wir erprobt haben, und ersehen wir sie durch Neuerungen nur dann, »renn das Alte schädlich nnd unhaltbar ist, und wir von der Güte des Nenen vollkommen überzeugt sind. Vergessen wir Pandora's Büchse nichr, welche die Neugierde vorschnell eröffnet und dadurch namenloses Unheil über die Welt ^ verbreitet hat. Der Neubau schreite allmälig und sicher vor, so wird er bleibend lind fest; dies; beherziget wohl, o Biir, ger! die Ihr Euch nun in Kremsier versammelt, um das sehnlichst erwartete Werk unserer Reichsverfassung zu berathen. Erinnert Euch, daß die Natur in ihren unabändeilichen Gesetzen Veränderungen nur mir Vorsicht und stufenweise in's Werk setzt; dasl ihre Gesetze unumstößlich sind und Jenen vernichten, der sie höhnt U»d verwirft! Vor Allem sorgt, das, alle Classen der Staatsbürger gehörig vertreten werde»; begünstiget keine Classe zum Nachtheile der andern; habt den Grundsatz der gleichen Vertretung vor Augen u»d laßt Euch >a nichr durch die Trugschlüsse und hohlen Redensarten der neue-reu Theoretiker bethöre», die das Heil de, Staaten in einer einzigen Wahlkammer finden. Seht auf die Geschichte und auf die Schicksale anderer Völker, die dem constitutionellen Staatslebe» die Bahn gebrochen. Beherziger wohl die Erfahrungen Frankreichs, das zu sehr der Theorie und den Neuerungen huldigt; es schwächt sich seldi't durch fortwährende Krämpfe; seine phantastischen Hirngespinnste haben keinen Bestand und stürzen es aus einer Umwälzung in die andere. Wie stark und mächtig steht dagegen England da, n»it seiner aus seinen Sitten und Bedürfnissen n.ich nnd nach hervorgegangeneii Verfassung, und wird es ^ bleiben, wenn es dieselbe beibchälc, und nur mir besonnener Hand jene Verbesserungen einführt, welche der Fortschritt der Volksbildung und der mahnende Zeitgeist dringend fordern. Vergeßt nicht, o Volksvertreter! daß wir eine Ver-! fassuug, mit allgemeiner und gleicherVeriretung allerClas-! sen, erst schaffen müssen, daß es daher vorsichtiger wäre, un-, sere Verfassung den bewährten Verfassungen nachzubilden, ^ als blind den neuen, nichr versuchten und durch die Erfahrung noch nicht geläuterten Theorien zu huldigen. Erinnert euch deb Zweikammersystems; die größten Staatsmänner haben demselben gehuldigt, die Freistaaten Nordamerika's, ja selbst die Schweiz in der neue-sten Zeit, habeu dieses System angenommen. Wollt ihr weiser seyn, als die i» dem Systeme der Volksver, rrctung groß gezogenen Völker? __ Wallt ihr ihre Erfahrungen und hehren ganz bei Seite legen und, Kindern gleich, schimmerudeu und phantastischen Gebilden nach' jagen? Auf die Gefahr ein Finsterling nnd Nückschritts-mann gescholten zu werden, wage ich sogar euch an den Umstand zu erinnern, daß eine mit aristocratische» Elementen durchwebte Verfassung unseren Bedürfnissen, bisherigen Gewohnheiten, und unserer politischen Bildung entsprechen dürste. Darum rufe ich euch die gewichtige» Worre ins Gedächtniß, welche Thier's und Royer Collard in der französischen Kammer nach der Iuliumwälzung dießfalls gesprochen haben, Thier'5 lies; sich vernehmen wie folgt: ,)Vnl den drei mögliche» Negiernngsformeu der „Monarchie, Aristocratie u»d Democratic hat keine in »ihrer Reinheit daneinden Bestand; sie gehen nochwei,-»dig durch das, was ihnen fehlr, zu Grunde. Dage-»gen sehe man an dein Beispiele Englands, wie lange «eine Gesellschaft bei einer ans diesen drei Elementen ge-„mischten Regierung dauern könne, welche die Vortheile »der monarchischen Einheit, des Willens mit der Sraod-„haftigkeic der Aristocratie und der Kraft der Demo-»cratie verbindet." »Eine Wahlkammer wird immer von den Leidenschaften des Tages beherrscht, nichrs ist so wichtig, als »dafür zu sorgen, daß das Schicksal des Landes nicht ^ »von den Eindrücken des Augenblickes abhänge; dieß ge-„schiehr dnrch eine Kammer, in der große Uberlieferun-„gen vorwalten; Geist »i»d Talent lassen sich zwar »nicht vererben, wohl aber Ansichten, die vom Vater »anf den Sohn übergehen, und in einer Familie erb „lich wcrden. Ohne eine erbliche Kammer wird das »Königthum kein Jahrhundert bestehen!" (Schlus, f»l g t., Hur Verställdiglmg. 1' » «! > t u z. Oflviff» W,>l,>'l,.ise!i köxnen nickt oft qenuq len Z»>!tH,n»isri! zu lÄ»'MÜU,e genihrt werd,». Flugblatt v, I. isltz. Es ist die Absicht der Natur, daß die Menscheic in mannigfaltigen Volksgeschlechtern blühe, und jede) Volk in seiner Eigenthümlichkeit nnd originellen Verschiedenheit sich zu allein dem entwickle und ausbilde, was es nach seinen ihm besondern Anlagen und Kräften werden kann lind darum auch werden soll. Wir sind nicht, um ^ii sey», wir wcrden, nm zn werden. Nichr in der Einförmigkeit, sondern in der Mannigfaltigkeir, im Reichthum der Formen und Gestalten < in der endlosen Verschiedenheit der Bildungen offenbart sich der große Well^ geist, wie in der leblosen, so in der lebenden Natur. Wie jedes Pflanzengeschle-cht, so steht auch jedes einzelne Volk als ein Glied in den, ewigen Plane der Natur verzeichnet. Ein jedes soll dnrch Entwickelung und Ausbildung der Menschheit,Ziel erreichen, aber jedes uur auf seine, Arr und Weise, auf seinem eigenen Wege, mit den ihn» eigen. 5 thüml,ch zugemessenen Mitteln und Kräften. Iede5 Volk har seine besondere Bildung lind Sprache, seine ihm eigen? thümliche» Vorstellungen und Empfiudnngen, und mit diesen, alle» seinen besondern Charakter, seine besonderil Sitten, Gebräuche und Gesetze: der Europäer ist nicht Asia-te, der Deutsche nicht Slaoe, der Slave nicht Ungar, son-! dern jeder nur er selbst lind dieses soll er seyn nnd bleiben; sein Streben kann nur dahin gehe», es zn seyn in der hoch--sten menschlichen Vollkommenheit Damit nnn ein jedes Volk sein ihm eigenthümliches ^eben fi°ei entwickele, damit sein ihm eigener Geist auch in einen, ihm eigene» Körper wirke, damit die Volkspersönlichkeit sie durch dieseu Körper in Kraft und Handlung offenbaren möge, so gehört, wie jeder Seele ihr Leib, so jedem besonder» Volke auch sein besonderer Staat. Deder Mißbrauch der Freiheit unsern Verlenmdern Rechr gebe» würde lind unsere Selbststäiidigteit dann verloren wäre; lasser uns haii^ del» mit der Würde von Menschen, die sich ihres Wer-tyes bewußt sind, und in der Überzeugung, daß die Gerechtigkeit die Stärke ausmacht; unsere Krafr si'Y unsere Mäßigung! (Agr. Ztg.) Verleger: Iftnaz Alois Kleinmayr. — Verantwortlicher Redacteur: Leopold Kordesch