Nro. XIV. Laibacher z^M Zeitung. Der Wortstreit. Das Weib soll wie man sagt, Der Schöpfung Rrone seyn, Hiermnen stimmen selbst die größten Weisen ein. Doch/ ob die Krone mohl von Dörnern Obs zu verstehen sey von Hörnern »— Hierümen stimmen sie nicht ein. Hn'ti)7'/?i>f. Laibach den i. April. ^en 2i. v.M. haben Se. Maj. in Kraren das Nachtlager gehalten. Tags darauf reisete Höchstderselbe nach Marburg, und von dannen nach Grätz. Montag als den 29. v. M. hatten wir Abends um 7 Uhr hier ein starkes-Donnerwetter/ welches bis halb 9 Uhr anhielt; worauf eine kleine Uiberschwemmung folgte/ so, daß eine halbe Stunde von der', Stadt, in der Krakau, die Einwohner ihre Häuser räumen mußten; auch die Felder an manchen Ort-n ganz überschwemmt, und in den Vorstädten die meisten Keller vom Wasser angefüllt sind. "Wien den 15. März. Die rußische Kaiserin hat bey Gelegenheit des Friedensschlusses mit der ottomannischen Pforte wieder ausserordentliche Geschenke ausgetheilt. Unser Gesandter der Graf Kobcnzel hat eine grosse goldene Dose mtt Brillanten garnirt, und 5000 Dukaten erhalten, dessen Gemahlinn aber ein Bouquet von Bril- lanten von grossen Werth. Barons -Herbert in Konstantinopel soll 40200 Rubeln erhalten haben. Der hiesige Gesandte Fürst Gallizin ist als Bothschaftcr mit 5020 Rubeln Gehalt ernannt worden/ und unser Gesandter in Petersburg soll den gleichen Karakter mit Verdopplung des Gehalts gcwärtigen. Alle seine Do-mestiqucn vom ersten bis zum niedrigsten sind reichlich beschenkt worden. Unser Baron Herbert soll gleichfalls vom Großsultan ansehnliche Geschenke erhalten habcn. Von der Weichsel den 21. Horn. Wie man von Danzig vcrnimt; ft hat sich endlich die Stadt auf Befehl des rußischenHofes cntschlies-sen muffen, ihre Deputirte nach Warschau zu den Unterhandlungen zu schicken/ und sind dazu 2 Naths-herrcn, 1 Sekretair, und 1 Kanzel/ist gewählt worden, welche mit nächstem abgehen werden. Dieser Tagen gieng hier das Gerücht/ da§^ die Danziger sich in' rußischen Schutz begeben, und die rußischen Adler auf ihren Gränzen, aufgerichtet hätten; Das Gerücht! braucht noch grosse Bcstättigung. Auszug eines Schreibens von Mählheim am Rhein an einen Freund in Frankfurt am Mayn dd. 2. März 1784. Mit bebender Hand, und vom Rande des Grabes errettet, meloe! ich Ihnen, daß wir dasjemge noch! besitzen, um welches wir Gott in' !der Stunde der Noth inbrünnstig mfichten, nämlich unser Leocn. In 0er Nacht vom 26. auf den 27. Hor^ nung wuchs das Wasser dergestalt, 'aß wir des Morgens um halb 6 Uhr mit einer unbeschreiblichen Waffen fluch umgeben waren. — Gott! welch ein 'Anblick war das! Aber/ welch ein noch traurigerer folgte! — Zwo Stunden hernach kam beynahe der ganze Rhein mit Eis auf uns zu. Häuser stürzten um uns ein, und wir waren auf den Boden geflüchtet; weiterkonnten wir nicht. Wir flehten zu Gott und bereiteten uns 7,u einem nahe bevorstehenden Ende. Ach: wie schwer wird mir dieses zu schreiben! Wir erwarteten bey jedem Eisstoß den Uibergang in jene grosse Ewigkeit. Gott erhörte aber unser Seufzen, und ließ das Eis an unserer Strasse still stehen. Wir brachen durch das Haus neben uns, das schon halb eingefallen war, und giengen in ein anders Haus über die ^Eisschollen, wo man uns eine Leiter reichte, die wir erstiegen. Kaum ! waren wir darinn, so ficng das Eis !jwieder an zu treiben, und stürzte ^das Eckhaus ein. Wir glaubten ! nun, ausser Gefahr zu seyn; allein Gott wollte unser Vertrauen zu ihm noch besser auf die Probe setzen. Wir mußten noch die Nacht in ei, ner Todesangst hinbringen, bis wir ^mit Anbruch dcs Tages am 28-'wieder über Eisschollen es wagten, ,und uns endlich retteten; es waren lunscrer 31 Seelen. Unsere Hinter-!,Häuser sahen wir noch in unserm or-!!dcntiichen Hause einstürzen; aber Mser Wohnhaus sammt Druckerey und allem stürzte den 23. Borgens ein. Den Platz , wo es gestanden, können wir noch nicht erkennen.— ' Unsere Kirche, Pfarrhaus und Schulhaus sind weg. Es liegen 161 Häuser darnieder/ und viele werden nur noch blos von dem halbhaushohen Eist, so in den Strassen liegen geblieben , aufrecht erhalten. Die Zahl der verunglückten Menschen weiß man noch nicht. Beym Einstürze des Armenhauses wurde eine Frau mit ihrem Bruder und 3 Kindern begraben. Das Hilfru-sen war kläglich Tag und Nacht; aber Menschenhilfe war zu schwach. Wir irren , wie verlohrne Schaa-fe, ohne Haus und ganz verlassen. Drey Better sind alles, was wir Herettet haben. Aus einem Privatbrief aus öer Unterpfalz, Mein Vaterland, das sonst ein slisaisches Feld konnte genannt wer-öen, istitzt m verschiedenen Betracht, 4in nova Zembla, und ein Kala-brien geworden. Auf einen Winker/ dessen Kälte alle vorige übertraf, folgten nach einander zwey Überschwemmungen, deren Wirkungen mit keiner Feder zu beschreiben. Auszug eines Schreibens ans Aölln vom 6,. Wärz. An Bayen ist alles hinweggespielt; M Welter mit Frau und Kinder ertrunken; das kleine Bollwerk mit allen da stehenden Hausern mitz Mann und Maus weg, die Stadt-I maucr, die drey Königpforte, die Holzpforte, des Kranenschreibers Haus, die Stadtmauer gegen das Armenhaus eingestürzt, wodurch die Häuser auf dem Holzmarkt entsetz-ltch beschädigt worden. In Lißkir-chen die Sakristey eingestürzt, Hahnenhaus fort, am Filzgraben die Stadtmauer ganz weg; Benölgens Haus liegt im Schütte. An der Rheingaffe der festeThurm, wo man vergangen 6 Wochen arbeitete, um nur em Loch durchzubrechen, ganz hinweg. Der Hausgassen Krahnen, der wie ein Gewölb gebauet war, ist sehr beschädiget; die Eisbreche ist hinweg, auf dem Lausmarkt sind 5 Häuser eingestürzt. Bon der Tranrgasse bis an die St. Kunibertskirche sind die Stadtmauern mit allen Krahnen fort. Ich war ein Augenzeuge, wie am Frankcn-thurm die Stadtmauer, worauf sich viele Menschen von den Schiffen gerettet hatten, einstürzte, und alle Menschen unter das Eis fielen. Der Thurm an St. Kunibert, die sogenannte Weckschnappe ist sammt einem kleinen Bollwerke hinweg, u. s. w. Laut Schreiben aus Dor-magen HM die grausam wüthende Erft die größten Bäume mit den Wurzeln aus der Erde gerissen, und die Grimlinghauserbrückc umgeworfen ; zwischen diesem Orte und Muß ist dieser Fluß in den Rhein durchgebrochen. — Auf dem Heumaicrte sind gestern 3 Häuser plötzlich ein-geMrzt, und die Bewohner unter dem Schutt begraben, eine neue Bestürzung, in welche unsere Stadt gesetzt worden. Vonn den 15. März. Das Eis hat hier!8 Gebäude weggerissen, und viele beschädigt, wovon noch viele einfallen. Die halbe Stadtmauer ist über den Haufen geworfen. Vom 25. bis 28.' Hornung ist kein Mensck zu Bette! gekommen. In Kölln aber ist das Unglück noch viel grösser; nur über dem Rhein, der Stadt gegen über, liegen 112 Hauser, die zur Vill:-ger Pfarren gehören, im Sckutte, ohne derjenigen, die in das Kurpfälzische gehören zu gedenken. Altbunzlau den io. März. In den ersten Tagen d. M. war in Prag grosse Noth, weil die Leute nicht mahlen konnten: die Mühlen waren zerrissen, zertrümmert, weggeschwemmt. Alle an der Moldau, gelegene Dörfer haben die äusserste Verheerung erlitten, und man sieht nun nichts als leere Plähc. Bey Melnik hat die Verwüstung ebenfalls sehr weit um sich gegriffen. In dem dasigcn Fürst Lobkowitzischcn^ Maycrdofe sind allein 13a Stück Rindvieh, so wie sie an ihre Krippen gebunden waren, zu Grunde! gegangen, und 24 zu Besorgung der dortigen Wirthschaft gehörige Personen haben sich, von der Fluch im Schlafe überrascht, betäubt durch den Schrecken, ungekleidet auf die Dächer geflüchtet, wo sie ohne Nahrung/ fast ganz nackend zwischen Kälte und drohender Gefahr', ohne alle Hoffnung menschlicher Hilfe, 48 Scunden lang harren muz;ccn, weil wegen des in ungeheuern Schollen treibenden Eises/ kein Fischer auck durch Verheissung von 120 Thalern ! sich zur Hilfsleistung bewegen ließ; ! bis endlich der Herr Oberstlieutenant von Meszaros', vom löbl. Wurm-scrischen Regimente, zu seinen Hussa-ren in folgenden Worten sprach: „Nun, meine Ungarn, zeigt bey die-serGelegenheit, daß ihr euch nicht nur im Kriege von niemand an Tapferkeit, sondern auch in FricdenszeiteN nie an Großmuth übertreffen laßt; wer von euch hat das Her;, diesen verlassenen 24 Seelen zu Hilfe zu kommen? " Sogleich riefcn'z Man, daß sie diejenigen waren. Aus Nach" stenlicbe, wie auch dem löbl. Regi-^ mcnte zur Ehre, und entflammt durcl) das Zureden des Herrn Obcrstlieutts nants, arbeiteten sie in einem Kahne mit einer ausserordentlichen Thätigkeit durch Eis und Gefahr, und waren im Angesichte einer Menge von Zuschauern so glücklich, die 24 Personen nach und nach alle unbeschädigt nack Melnik zu bringen. Die dasigen Einwohner, Reiche und Arme, haben die Hussaren mit Geschenk ken, Lobeserhebungen und Dankst gungen überhäuft, und überdies soll auch der Fürst von Lobkowitz einem ^ jeden derselben >a fi. als Prämie bestimmt haben. Diese schöne That wurde sogleich an das k. k. Generalkommando berichtet. Gedruckt in der Kleinmayrischen Buchdruckerey, log. lm GersomschenHaust A.io. in derKapuzinergasse, allwo dieZettung alleDonerstag in der Frühe zu haben lst.