W^y tisch es Blatt z u m Nutzen und Vergnügen. Nco. 53. Freitag den 3i. Dezember 1819. Pfiffe und Kniffe. 33c>.!tt wnand, der erst vor wenigen Jahren in >er demscht'.: Sprache gestorben ist, jeht wieder auf die Welt läme, er würde kaum die Hälfte dieser Spra-. che mehr verstehen, so sehr wurde sie durch das rast-lcsc Bemühen des neuen gelehnen Schulstaudes veredelt oder verhunzt. Der Wiedeeauflcbende würde staunen, wenn erhörte, daß die Ausdrücke: »Der Vorsprung meines GesichtS genießt viel Krautstaub/ so viel heißen, als: „meine Nase schnupft viel Tabak." Andererseits wü^de er aber sehr viele Wörter antreffen, die noch immer die alten Begriffe bezeichnen. So heißen z. B.dic seinen Schelmenstreiche nom immer Llugheit, Politck, Kniffe , Pfiffe, Gemeinstrciche oder Kunstgriffe. Die Geschichte lehrt uns, daß die Pfiffe und Kniffe schon in der grauen Porwelt in Mode waren. So »rellte der römische Steuereinnehmer L'cinius die Gallier um zwey Steuern, indem er ikncn, da die Monathe Qumtilis uno Sextiliö in Julius und Au-«ust umgetauft wurden, weiß machte, das Jahr sey H»m zwey Monathe vermehrt worden. — So hatte der schlaue carthaginensische General Hannibal im pu-«ischen Kriege die Landgüter des römischen Generals Habius auf alle mögliche und auffallende Art geschont, zabius glaubte anfangs, dieß geschehe aus Achtung für seine Person, welche große Männer sich auch als zeinde nicht vevsagcn; allein der pfiffige Carthagmen-lcr hatte die Absicht, ihn durch diese ausgezeichnete Schonung den Römern verdächtig zu machen «nd sich «uf di,, n; sinnige, ohne Hut.se der Arzneywissenschaft, durch bloße Geniestreiche curirt. Der eine dieser Unglück!,: chen lebte in dem Wahne, er habe cine gläserne Na.-se; alle Mittel und Versuche, ihm den Irrwahn zu 2l<> — benehmen, blieben fruchtlos. Der Arzt ers.nn folgendes Mittel, um den Kranken aus dcn rechten Weg zu bringen'. In einer Versammlung, in der man den Wahnsinnigen mit allen möglichen Vetheucrun; gen und Zureden bestürmte, daß er keine glä-ferne Nase habe, crhob nun der Arzt seine Stimme und sagte: »Ich begreife nicht, wie ihr alle so einfältig seyd, und dcm Manne widersprechen könnt; seht ihr denn mcht, daß seine Nase wirtlich von Glas ist '^— »Nicht wahr, Herr Doctor?" sagte der Kranke. — »Ja, mein Kind, aber ich werde dich von diesem Uebel älsogleich befreycn," erwiederte der Arzt, welcher un-bemerkt ein dünnes und hohles Kügelchen von Glas in der Hand hielt, und, indem er dem Patienten an die Nase griff, dasselbe zerquetschte und ri-f: »Seht ihr, hier ist die gläserne N.^fe, und die sielschigc ist schon vorhanden." .Der Kranke, wie vom VU!)c getroffen, erwachte zur Besinnung, besah sich im Spie; gel und ward gesund. Der andere Unglückliche bildete sich ein, Füße von Stroh zu haben, und wollte deßwegen tv.emahls von seinem Sitze aufstehen. Der nähmliche Arzt ließ ihn sanft in eine offene Calesche cragen, in die er sich mit seinem Gehülfen ebenfalls sehte. Der Wagen rollte vor das Thor, und als er m» freyen Felde war, sprang c'm Haufe gedungener Menschen mit verschiedenen Waffen aus einem Hinterhalte hervor, machte mehrere Schüsse und drang mit blanken Säbeln gegen den Wagen. Der Arzt sing an zu schreyen: Rauber! Mörder! und sprang mit seinem Gehülfen schnell aus dem Wagen; der Kranke sprang ihnen nach und lief mit ihnen. A!2 sie eine ziemliche Strecke fortliefen, blieb der Arzt stehen und sagte: »Was seheich, Freund? Sic heben Ihre gesunden Füsse wieder; eilen wir nun in das nächste Dorf, und überlassen aus Dankbarkeit den Räubern unsern Wagen." Der Kranke war genesen und ging mit ihnen. — O wenn doch alle, welche die Einbildung zu Narren macht, durch einen guten Einfall zur Erkenntniß kämen, wir hätten dann weniger schöne, gelehrte uud verehrte Narren! Vs ist übrigens eine vortreffliche Sache um die Pfiffe und Kniffe. Was man auf dem geraden Wegs nicht fin)er, das erlangt m.; : durch pfiffige Strei-che. So wnr^e schon Mancher duny lauter Pfiffe re>,ch und an,chnllch, Und so bringt dcr Kaufmann durch Kniffe seine schlechte W.^are an Mann. Mit Pfiffen und Kniffen wurden schon Hauser gebaut, Heirathe« geschlissen, Festungen erobert, Kerker eröffnet, dl? Unschuld verführt, Menschen geprellte Schlachten gewonnen nnd die vernünftigsten Me-uchen dethört, und mit pfiffen und Kniffen l>,u schon Mancher big' auf den Galgen. Wenn jemand mit der Stimme seiner Kenntnis, se kein Gehör in der Wett findet, so ist er so pfiffig und läßt eine gnädige Frau (oöer d,l.-!»ike Dukaten) für sich sprechen, die eine angenehme Stimme hat, und sie wird erhört, we^il ihre, Töne lieblich in d,c Ohren klingen; wenn eine Mutter ihre Töchter an Mann bringen will, so miethet sie ihre Wohnung entweder, einer Herberge oder einer Caserne gegen« über; wer sich in das Herz oder in die Chatouille einer Matrone einnisten will, der gebraucht den Kniff und küßt öfters ihren tiefäugigen Schooßhund; wer seine eigene Schwachheiten bemänteln will, der ist so geuiealisch und schimpft wacker über andere; wer die Gunst eines Vornehmen erobern will, der vcrläug» net seine wahren Gesinnungen, indem er dessen schlechte Verse rühmet; und solcher Pfiffe gibt'es ohne Zcchl. Weil aber mein Freund seine Frau, die ein beißen« des Krotoi>illchen gewesen ist, durch einen Kunstgriff in einen Engel umgeschaffen hat, so sage ich: Es le^ den die Pfiffe und Kniffe! Pausa. Wissenschaftliche und Kunst - Nachrichten. Lange trauerte man über den Verlust der Glas-mahlerei, diese, »^oucn, in ihrer Anwendung so crha, benen Kunst ; doch verzweifelte man niemahls ganz an ihrer Auferstehung, wie die wiederhohltcn, obgleich fehlgcschlagcncn Versuche, besonders i»e. der Deutschen, 2il Vaumgärtner, dickem großen und lch« tcn Meister derselben, beweisen. Der Zeltpunct ist gekommen, in welchem die fast erloschenen Hoffnungen, sic .vierer ins Leben treten zusehen, erfüllt werden; und abccmahl-ist es ein Deutscher, dem wir dlcsc Entdeckung verdanken. R"'ncr Virrcnbach in Köln am Rhein, geboren im A >r.l !?66, von Jugend auf der Mahlerkunst in Hhl-und Wasserfarben sich widmend, faßte bereits vor zwanzig Jahren dcn Versah, die alte Gl^niahlerey äussrer Velgcssenheit wieder hervorzurufen. Darum tried cr die erlernte Kunst, in welcher er üdngens sich üherdas Mittelmäßige erhoben hatte, nur um seinen Unterhalt zu sichern ; darmn verzichtete er selbst auf die Annehmlichkeiten des ehelichen Gebens, umdemvcrgc^ legten Zwecke sich ganz und cmzig hinzugeben. Fast in klösterlicher Einsamkeit zurückgezogen, benuhtc er jede Stunde, jede Minute, welche ihn dem Ziele näher bringen sollte. Sein unermüdeter Eifer, seine eiserne Ausdauer, aUc die unzähligen, zum Theil koMcl.gen, Jahren gelang ihm der elfte Versuch in so weit, daß ,r daraus sicher schließen konnte, d.e Grundzügc deS Geheimnisses entdeckt zu haben. Wie Paraeel^bden Stein der Weisen, so suchte unser Künstlerin tausend Kleinigkeiten die Manier, die Eigenthümlichkeit der er-, loschencn alten Kunst aufzufinden. Er hatte richtiger wie jener gerechnet, und scinc Hoffnungen realisirten sich mit jedem Tage mchr und mehr, bis endlich der Zeitpunct erschien, wo ihm fast nichts mehr zu wünschen übrig blieb. Feinheit derZüge, sanfte Verschmelzung der Schattirungen, und besondere die Dampfung der Lichter, demnächst aber bic durch das heftigste Feuer bewirkte, vollkommenste Vereinigung der Farben mitdemGlase, waren dUMsultate der neuen Erfindung. Lm mehr glänzendes Colorit dürfte hierbey nur tl'ö Nebensache etwa noch zu wünschen übrig bleiben. Indessen ist die Haupterfindung cinmahlda, und deren wettere Vervollkommnung ist von dem unermüdeten Künstler mit hoher Wahrscheinlichkeit zu hoffen. Als der Ccngreß in Aachcn versammelt war, sandte der Künstler die ersten Proben seiner l^MnMn^v«! hin. M t Wohlgefallen wurden sic aufgenommen, und mehteve Freunde und Beförderer der Kunst, unter an? dern der hochsinnige Minister von Altcnstei«, munter-, tcn ihn durch den Ankauf dieser Proben au/. Sie he-labten ftinen Eifer durch manche wohlthuende Auße-rung in dem Grade, daß er mit erneuertem Muthe ar-beitctc, und die Ausbeute seines Fleißeü im vorigen Jahre dem Minister für Gewerbe und Handel, Grafen von Bülow, übersandte. Diesem verehrten Staats-manne war cZ vorbehalten, durch eine außerordentliche Belohnung die vielfaltigen Aufopferungen des Kunst' lers einigermaßen zu vergüten. In den ermunterndste« Ausdrücken wies er ihm ein Geschenk von 4oa Ncichs-thalern an, das den Künstler in de» Stand setzte, seine Versuche nun auch auf den Farbenglanz auszudel/ncn, der besonders in der Purpurfarbe und dem Lazurbla» äußerst kostspielig wird. Die Bereitung des Glases, wie der verschiedenen Farben, die Manier, wie sie aufge-. tragen und eingebrannt werden, sind eben so viele ver-^ schicdcne Kunstzweige, deren gründlichstes Wissen nur durch vielfältige Erfahrung gewonnen «erden kann. — Nimmt der Künstler, welcher gegenwärtig da5 53. Iah» erreicht hat, sein Geheimniß nicht mit ins Grab, so läßt sich wohl erwarten, daß nun die Bahn gebrochen sey , auf welcher seine Nachfolger der höchsten Vollendung dieser neuen Erfindung entgegen schreiten können. In Vereinigung mit dem ganzen Style der gothischen Baukunst verbreitete das gemahlte Glavftnster ein maglschcs Helldunkel über die Gegenstände, welche dadurch beleuchtet wurden; man fühlt sich gleichsam m eine andere, schönere Region des Lichtes versetzt und dadurch der Gottheit näher gerückt. Wer könnte dieß läugnen, der nur ein einziges Mahl in den Hochtenv-pcli, zu Ccln, Gouda, Lüttich, Brüssel und andern« durcy Glac-lnahleren ausgezeichneten, Kirchen war? Wer sottle sich nicht freuen, diese Zauberkunst neu und kräftig aus ihrem Grabe erstanden zu sehen! Ehre >e»y Künstler und Ehre der Nation, in deren Schooßederj selbe erblühte! . 212 >— Bemerkungen aber das Heirathen. Der englische Kanzler Moruo vergleicht, unar-Äg genug, jemanden, der sich eit«^rau nimn^t, mit einem Thörichten, der mit der Hand in einen Sack fahrt, um einen Aal herauszuziehen, der sich darin unter hundert Vipern befindet. Man könne, meint «r, eines gegen hundert wetten, er werde eine Viper ergreifen. Bacon, ein anderer englischer Kanzler, spricht gerade die entgegengesetzte Meinung aus; seines Da-fürhaltens lame in den Sack dcs Ehestandes aus hundert Aale nur ewe Viper. Was nu'ch betr-ifft, so zlaube ich, daß sich Vipern und Schlangen^« diesem Sacke beyläufig in gleicher Anzahl befinden, und^daß «s nur nöthig sey, eine gute Wahl z" treffen. Da ist abcr noch cin andcrcr Philosoph, Nahmens Lamottc le Vaycr, welcher vcrsichcrt, der Schlummer, wörcin ^cr Schöpfer der Wclt unsern ^tainmvater A-danl vrrscnttc, ehe er ihm ein Weib g>id, deute verstand« lich genug an, daß wir unserm Gesichte nicht trauen, sondern Mit geschlossenen Augen cin Neid wählen Holleu. Ersprießliche Kaffee - Erspa,mng. Wer Buchecker habcn kaun, hat ein wohlfeiles Mittel, die Hälfte von der Portion Kaffeebohnen zu ersparen, welche er fönst taglich in der Haushaltung »raucht. Zum Beyspiel: Nimm « Loth Buchecker, schale sie sammt der »auhcn innern Haut, röste sie am gelinden Feuer, mahle i^e mtt 2 Loth geb-annteu Kaffee, und nun hast >u so v^cl Kaffecschrott/ das; du so uiel schwarz.cn Ad-. sud machen kannst, um 5 Schalen Qderskassce serui« «en zn tonnen, der eben so stark als angenehm auS' fällt. —Du wirst einen Chokoladegeschmack wahr-Kcym^n. Selbst ohne Beysatz des wirttichcn Kaffee« machen die Buchecker ein ge'ur.dcb und liebliches Getränk mit Oders (Schmctte); und es wäre zu wünschen , daß man ßich dieses sonst gewöhnlichen Schwein > und Geflügel-. -futtctS, auf lene modificirt?ArtaUgcmciner zum Frühstück und zur Jause bedient«; Millionen des schönsten Metallgeldes würdenjHhrlich gegen das Ausland in E»-sparung kommen. , I. Kreu tz,. G h a r a d e. Zwey Schwestern stnd's, die eine trotten Wir Menschen keck mit jedem S hntt, Und Niemand kaiia die Arme netten Von unserm unbarmherzigen Tritt — Benimmt ist sie-iur ^kiaverey. Es bricht kein Mensch iyr Joch entzwey. llnd doch kalin ol'^ie sie a^,f Erden, Keia T^>rm, kei,l feuc,-ft^v Haus, Keln Tempel aiifgeo^uet werden, Sie macht dcn Pvci)ten Baustoff.a«sj Sie lcdt 01»^ steinreich nächst vcrroattdt, Im Äa;srl-, wle am t.-vck'.>en LÄud. Die ^vc>)i' ist so^st eu: todtes Wc'c:i, Und doch lebfudlg,, wenn üian's will, An chrcr ^^cle ku»l:ft du lesen, Dcö regcn ^>irl'e,is ta^nsch Spiel, Nil Kiugern ^'igt ße liebcvoll, Auf wHs^man allzeit glauben soll. Zum Sckmucke trägt dieß Kunstgebilde Das Früuellzunmcv an dcr Brust, Der Künstler steckt es cmö iU'.N Schilde, An Ketten knüpft's di« Mäimerlujt — In allen Städten dieser Welt Wird's öffentlich zur Schau gestellt. Mit Ana/ nnd Handen kannst du's fragen, Es wird dir stets der Wahrheit ires Logognphs in Nvo< 52. Traum.