../N HN. RGIV. Donnerstag den IV. Movember. Der Morgen. ^? sieh' den Morgen lächelnd sich entschleiern: O sieh' den Thurm, wie er von Strahlen glüht! Horch! wie dem Ruhm die Freude, zieht DeS jungen Tages ersten Feuern Entgegen schon der Wälder erstes Lieö! Ja, lächle nur bei all' dem Schönen! Dieselbe Sonne leuchtet deinen Thräne,», W«nu morgen mich der dunkle Sarg verschlingt! Ob meinem Grabe von denselben Tönen Erschallt der Wald. davon er heute klingt! Dann aber wird die Seele selig schweben. Im Gränzenlosen über Naum und Zeit; Im Morgenroth der Ewigkeit Wird man erwachen einst von, Leben, Gleichwie aus wüster Traumgesichte Streit. Victor Hugo. ________ ________ /.- Vaterländisches. Beschreibung des Landes Krain in Fugger's Ehren' ^ spiegel aus den Jahren 1500. Fugger's, Johann Jacob, Spiegel der Ehre dcs ErzHauses Oesterreich, herausgegeben nach mehr als 100 Jahren durch Sigmund v, Birken im Jahre 1663. — Kaum dürfte irgend ein Land ein Geschichtsbuch besitzen, welches, wie das genannte, seiner Mängel ungeachtet, durch zwei Jahrhunderte glelch beliebt und wirksam geblieben. Immerfort wird es gekauft, gelesen; Dichter, Künstler und Freunde der Geschichte suchen und finden darin reichlichen Stoff. Der Verfasser, Ioh. Jacob Fugger, aus dem berühmten, nun sogar gefür-steten Patrizier-Geschlechte zu Augsburg, vollendete sein Werk l555. Prachtvolle Handschriften, davon in zwei Foliobänden mit vielen tausend Abbildungen, be. finden sich in den Bibliotheken zu Wicn, Dresden und München. Der eigentliche Titel dieses Ehrenspiegels aber ist/Wahrhaftige Beschreibung zweier in einem der Aller-Edlesten und hochlödlichen Geschlechter der Christenheit dcs Habeburg'schen und österreichischen Geblütes, sambt dersclbigen lobwürdigen Herkommen, Geburten, Leben, Regiment und ritterlichen Thaten von dem Anfang bis auf Carolum den Fünften und Ferdinandum den Ersten — durch Hans I^cobFugger, und in das Werk der Ehren beschließlich gebracht. Anno 1555. — Lambecius und Kollär haben einzelne Bruchstücke davon herausgegeben; in Birken's Auszug und mangelhafter Bearbeitung erkennt man aber kaum den Verfasser. Kaiser Leopold I. wünschte d,n Druck; Birken übernahm die Besorgung desselben, zedoch mit dem unseligsten Erfolge. Die Abbildung»» entsprachen Nicht der geringsten Anforderung; der Text ist beispiellos verunstaltet, jede Seile verräth seine traurige Flachheit, die den Büchermachern aller Jahrhunderte eigen ist. Vielleicht wird noch ein Mal der oft ausgesprochene Wunsch einer neuen Ausgabe verwirklicht, gewiß ein Unternehmen, das allgemein dankbare Ancrken» nung finden würde. —^Schade, daß der so sehr kompetente Freiherr v. Hormayr auch diese, seine schöne Idee nicht zur Ausführung brachte. — In Birken's verunstalteter Ausgabe also ist von Krain, pül;. l?9, unter dem Titel: das Fürstenlhum Krain kommt an Oesterreich, Nachfolgendes zu lesen: Die Krämer Lanbständc wurden durch die sieghafte Tapferkeit Herzog Friedrichs bewogen, weil ihr Landesfürst, der letzte Markgraf von Krainburg, ohne Erben abgegangen war, daß sie sich unter seinen Gehorsam begaben und ihn zum Fürsten annahmen. Dieses Land liegt zwischen der Steycrmark und dem adria« tischen Meere oder Venedischen Golfe, stößt gegen Morgen an Eilli, Windiscbmark und Eroalien. gegen Mittag an Histcrreich, gegen Abend an Görz und Friaul, und gegen Mitternacht an Karnten. — Weil noch keine Chronik von diesem Lande ans Licht gegeben 194 worden, als ist wenig Gewisses davon zu melden. Es wird getheilt in Ober- und Unterkrain. Ist ein ge< birgicht Land, hat aber fruchtbare Thäler, herrlichen Weinwachs, guten Getreidboden und viel gesunde Wasser. Die landsfürstlichen und vornehmsten Städte sind: Laibach die Hauptstadt, Krainburg die alte Sitzstadt der Markgrafen, Neustadll oder Wörthl, Land, straß, Tschernembl, Stein, Weirelburg und mehr andere. Die Hauptflüss? sind: die Save, die Gurk undLaivach. Insonderheit hat es einen berühmten See, der Zirknitzer See genannt» in Unlerkrain an dem großen Pyrbaumer Wald? gelegen. Daselbst kommt alle Jahr zu Ende des Herbstes aus den nächsten Felslöchern daS Wasser hervorgeronnen, von welchem ein Stück Lan. des, zwei Meilen lang und eine Meile breit, überschwemmt wird. Dieses Wasser dringt aus den Berghöhlen Aenten mit sich. neben vielen Fischen, also daß man oft Hechte über zwei Ellen lang darin fängt. Aber bet Annahung des Sommers verliert sich und verseicht gleichsam das Wasser wieder, und wird der Boden so trocken, daß man darauf säen, ernten, und folgends, so man will, jagen und hetzen, gleichfalls den Vögeln richten kann. Gibt also ein Ort jährlich vie-lerlei Lust und Nutzen, nämlich mit der Jagd, Fische« rei, Vogelfang und Ernte, welches wohl für ein« sonderbare Seltenheit gelten mag. Es wird dieses Land von Wälschen, Deutscht» und Wenden bewohnt. Es soll, wie Megiserus schreibt, in eben d«m Jahre, da Bayern wieder von Oesterreich kam, dieß Land, gleichwie auch damals auch mit Steyer geschehen, von Kärnten abgerissen, und Markgraf Engelbrecht zugeeignet worden seyn, welcher sich, wie auch sein Nach-kommen, von Krainburg geschrieben. Es soll nachmals ün Kärnten wiederkehrt haben, und von Alberto I., Herzog Mainhorte überlassen worden seyn; doch ist es endlich, als Kärnten erbledig geworden, mit diesem Herzogthum aufs neue an Oesterreich gelangt, und seither dabei verblieben. — An dieses Land gränzt gegen Morgen die Herrschaft Windischmark, vor Zeiten Liburniu genannt, wie unter andern aus obangezo« genem Titel der Königinn Kunegund in Böhmen, ab« zumecken ist. Wie wohl sie eine absonderliche Herr: schaft ist, so waren sie doch allemal im Herzogthum Krain anhängig, mit dem sie auch an Oesterreich gelangt. Es ist dieses aber nicht das Windischland, wie etliche davor halten, sondern nur die heutige Mark und Gränze desselben. Man hält zwar alles das, was zwischen der Diaue und dem adriatischen Meere gelegen, für Windischland, weil man darin windisch oder slavonisch redet: es ist aber eigentlich das zwischen der Drave und Save ostwärts gelegene Slavonien, so zum Königreich Ungarn gehört. An Krain stößt auch gegen Abend das Land 1'cirum 5ulN oder Friaul, worin dic Siadt Gradiska und mehr andere Plätze o.n Oester« reich gehören; ferner die österreichisch-gefürstete Graf« schaft Görz, welche Anno ia?3 durch Leonhard, den letzten Grafen, an Oesterreich übergeben worden. Endlich am adriatischen Meere die Städte Triest (von welcher unferne der köstliche Prosegger Wein oder Nainfal, von ?1llno ?ucinurn genannt, wächst, so dem Haus Oesterreich ein Großes einträgt) und St. Veit am Flaum, zu beiden Seiten Istria oder das Histerreich, zu welchem sie von etlichen gerechnet werden, und worin gleichfalls die österreichische Grafschaft Mitterburg gelegen. Es gehört auch in die landsfürstliche Negierung nach Grätz, die äußerste österreichische, in einem Winkel des adriatischen Meeres gelegene Gränz-fcstung Zeng, welche meist von Dalmatiern bewohnt wird. , ^A.H.S.....a. Sinngedicht. Ein rechter Mann hat zwei Gesichter, die er hältz Das eine auf sein Hans, dag and're auf die Wcl.t. Das frenndliche Gesicht, daö wendet er m'b Hans, Das ernste aber tchrr er in die Wclt hinaus. Fr. Nückert. Gin lieber Mensch. Herr Schnatlermichel ist der junge Ueberall und Nirgends aller Gesellschaften der Residenz. Der Mann möchte sich vor Geschäften zerreißen, er weiß oft gar nicht, wo ihm der Kopf sicht. wobei nur zu verwundern ist, daß er eS manchmal wirklich zu wissen glaubt. An einem Tage soll er zu einem Frühstück, zu einem Mittagbrote, zum Kaffeh, zum Abendbrot, zum Ball. DaS ist doch menschlichen Kräften etwas zu viel zugemuthet, und der gute Schnatlermich«! würde vor Angst, wie er das Alles bestreiten solle, ganz dumm werden, wenn die Natur nickt hierin bei seiner Geburt, dtr Angst schon vorgegriffen hatte. Warum tvird nun aber der Herr Schnattermi-chel zu allen Gesellschaften gezogen? Seines Geistes wegen? deßhalb werden Leute nur aus großen Zickeln fern gehalten, da man deren Scharfblick in di« dort vorkommenden Thorheiten fürchtet, und jeden geistreichen Menschen für einen spoltsüchtigen hält, nur weil er nicht in den allgemeinen Narrheiten mit herumspringt und sie beim rechten Namen nennt. Ist Schnaltermichel etwa liebenswürdig? — Wenn man will, bedeutend nein, wenn man will, ja. — Was heißt denn liebenswürdig? Es ist einsehr allgemeiner Begriff. Für die eine, oder richtiger für einig« Schock Damen ist der Mensch liebenswürdig, drr ein recht hohes Toupc>, für eine andere der, welcher einen recht erhabenen Geist hat. Für einige Schock Damen ist der Mann liebenswürdig, der ein recht gutes Einkommen, für eine Andere, der ein recht 295 gutes Herz hat; für einige Schocke Scbock Damen ' ist der Mann liebenswürdig, der mit wohlklingenden , Goldstücken, für einige Andere, der mit schön- und geistreich klingenden Reden verschwenderisch umgehen kann; einige Damen finden die Gimpel unter dem Männcrgeschlcchte, und nur selten Eine die Eulen, die Vögel der Minerva, liebenswürdig. Der Schnattermichel ist aber noch mehr, als liebenswürdig, er ist sogar ein «lieber Mensch." Er unterhält nicht in Gesellschaften, er glänzt nicht, aber er hat doch herrliche Tugenden, die ihm eine gewisse Classe von Frauen gewogen machen, und ihm die Bezeichnung: «ein lieber Mensch« verschafft haben. Wie muß man seyn und was muß man thun, um sich den Beinamen «lieber Mensch" zu erringen? Man muß vor allen Dingen Alles vermeiden, wodurch man als Mann erscheinen könnte. Freiheit im Handeln, Kühnheitim Denken, Rücksichtslosigkeit im Sprechen, muß man völlig ablegen. Nein un-schädlich muß man erscheinen, als ein leichter Fcdcr-ball weiblicher Launen, als die Unterthänigkeit in Menschengestalt. Der »liebe Mensch« ist ein recht gutes Thier; unter dem guten Thier versteht man vorzugsweise dasjenige, welches so gut ist, das aus der Schöpfung zu verspeisen, was allen andern nur t,n Aergerniß ist -— die Disteln; es merkt dabei gar nicht, daß es Disteln sind, es schluckt sie behaglich hinunlcr, weil der Instinkt es darallf an-gewiesen hat. So wird auch der «liebe Mensch" durch die Disteln der Nichtachtung und d selbst keinen Platz mehr bei Tische sindet. 196 Schnattcrmichel — sagt Dame D. — wollen Sie nicht dafür so-gen, daß unser Wagen bei Zeiten vorfahre, damit wir, wenn alles sich zum Nachhause-fahren anschickt, nicht zu lange warten dürften. — Ich eile, wie auf glühenden Sohlen, um Ihren Befehl zu erfüllen! — Und er merkt nur zu bald, wie die glühenden Sohlen nur eine frostige Ne« densart waren; denn auf der schneebedeckten Straße muß er sich lange umhertreiben, bevor er den be» treffenden Wagen herausfindet, und dann bleibt er, aus dienstfertigem Eifer, noch so lange unten, bis es der Dame D. beliebt, davon zu fahren. Wie gern — sagt diese — würde ich Ihnen einen Platz im Wagen anbieten, da Sie nur zwei Häuser von uns wohnen, aber Herr Lieutenant E. hat bereits die Güce gehabt» mir seine Begleitung anzubieten, und wenn Sie den Rücksitz einnehmen, dann fürchte ich, könnten Sie zu leicht mit meinem schweren seidenen Kleide in Collision kommen und es zerdrücken. — Ich springe hinten auf! ruft Schnatlermichel. — Sie wissen, Schnaccermichelchen, daß ich Sie gern in meiner Nähe habe. — Ihre Erlaubniß macht mich überglücklich! — Der Lieutenant beißt sich ln die Lippen, um nicht laut aufzulachen, aber das bemerkt der selige »liebe Mensch' nicht. Den Tag darauf wissen seine Bekannten gar nicht, warum Schnarterrnichel, so stolz über die Straße g»dt. di« Backen aufbläßt, die Nase erhebt und lbut, ali wenn er Keinen mehr kennte. Da ihn aber Eine« frägt: Schnattermichel, was ist dir denn? — ant wortet er mit bedeutungsvoller Miene, langsam, ge messen und nachdrücklich: Ich habe gestern die Ehr gehabt, mit Madame D. vom Balle nach Hause z, fahren! Iul. Sincerus. Feuilleton. (Metamorphosen eines Magiers.) Zwei Liebende schwuren sich ewige Treue. Döbler zauberte beiden Runzeln auf die Wangen und der Mag: net der Zuneigung verlor seine Anziehungskraft. — Ein Recensent schimpfte wie ein Rohrspatz über ein neues Theaterstuck. Döbler zauberte einen Duca» ten in seine Hand, und die Novität erhob sich plötz-lich zu einem Meisterwerke. —' Jemand las den neuesttn Roman eines franzosischen Schriftstellers, und fand ihn trocken. Dobler legte das Machwerk unter die Zaubelprefse, und es floß Wasser heraus. __ Meine Frau ist ein Engel, sagte ein Ehemann, den Raum ihres Herzens nimmt nur meine Persönlichkeit ein. Dödler beleuchte« dieses Herz mit dem G.ismikroskop, und eine Unzahl von geheimen Liebhabern wurde sichtbar. — Ein Schauspieler suchte seinen Rivalen beim Director zu verschwärzen. Dödler zeigte, daß der Schauspieler eigentlich dem Director etwas weiß machen wollte. — Ein Kritiker wollte in jedem Aufsatze seine philologischen Kennt: Nisse auskramen. Döbler zerstörte diesen Zauber, und bewicß, daß der Philologe nicht einmal das AÄC kcnne, und den Lesern immer ein 3 für ein N herstelle. __ Ein Mann in Lumpen gehüllt ging auf der Straße, und alles blickte mit Geringschätzung auf ihn. Döbler metamorphosirte die Lumpen des Bettlers ln einen eleganten Anzug, und man zog den Hut vor ihm ab.—Viele Schriften der auswärtic gen Journalisten erscheinen als Antipoden d«s Wal'ren, Schönen und Guten Döbler lud diese Scripturen in eine Pistole, um sie auf jenes Kleeblatt loszu-schießen, und ihre Kraft zu etbroben, Die Pistole versagte jedoch, ein Zeichen, daß solche Schmieralien keinen Schuß Pulver werth sind. — In einem don-versations - Cirkel blickte eine Taude an Liedenswür-digkeit und cin Löw« an Gelehrsamkeit in den Spie.-gel der Eigenliebe. Döbler belegte den Spiegel mit der Folie der Wahrheit, und der Wiederschein gab das Bild eines Gänschen, und das eines ElelS zurück. — Eine junge Frau halle furchtbare Migräne, und seckirte ihrei, Ehegemal durch üdle Laune big auf das Blut. Döbler warf die Mcdicin - Flaschen zum Fenster hinaus, curirte den Mops staic der Frau, und welches Wunder, die junge Gattinn war wieder gesund und die Liebenswürdigkeit selbst.—Der Schriftsteller Y. schrieb ein gutes Buch, der Schriftsteller Z. schrieb darüber einebeißendeKritik. D ö b l er entdeckte, ^ kraft der Magie, den geheimen Sinn dieser Kritik, welche also lautet: V. verdunkelt durch sein Buch mein Talent, und da ich kein Talent besitze, ein äkn-liches Buch zu schreiben, so bleibt mir nur das Millel» meinen Rivalen durch eine beißende Kritik zu ver-. dunkeln. Sylbenrät hsel. (Viersylbig.) Die ersten zwei Sylben lange Weile gebar, Doch stcllc solche auch der Künstler dar. Die letzteren Zwei, zu Wasser und Land. Mit Hirsch. Maus', Grillen sind bekannt. Das Ganze, ein vernünftiges Thier, Bewundert oft ein ganzes Nevier- Auflösung des Räthsels aus dem Illyr. Blatte Nr. 47: Naseweiß. ^erleaer: Ällnn! Ala^ü Eoler v. Aleinmaur.