lVlVl.1 MÄ ANIFI für Knnst^ Wissenschalt und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ 38. Freitag am 9. September 1843. Von dieser Zeilschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Noaen. Der Breis des Bialtes ist in üoibach aanliädrigß, »albiährig » n. Durch die l. k. Post unier l)«uvert mit portofreier Zusendung gaozjäorig u, bolbiädrist 4 ft. L. M., und wird dalbiiidria uorau,-. l>e' 0elie« und „clent 6u Mio," treten am westlichen Ausgange immer dräuender hervor, und der dunkelfarbige See schlägt auf beiden Seiten an die schroffen Abhänge gähabstürzender Felswände. Eine guce Slrecke hinter St . Gingolph sind die Mündungen des Rhonessußes in den See, welcher von dem kraftvollen Alpensohne in seiner ganzen Länge durchzogen wird. Ich bedaure, mich nicht erkundigt zu haben, ob er auf seinem Durchfluße die schöne Selbststän­digkeit des Alpenjünglings Rhein behauptet, der auf sei­ner weiten und hindernißreichen Bahn durch den Boden­see seine eigenthümliche Färbung und Strömung bewahrt. Ein seltsames Schloßgebäude hat unterdessen am entgegen­gesetzten Ufer unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen; seine mächtigen Mauern, seine spitzigen, wie Pfefferbüchsen geformten Seicenchüme sind uns aus mancher Abbildung wohl bekannt, nicht minder seine Lage und Umgebung, mit seinen unterirdischen Gewölben, bis unter dessen Spiegel hinabreichend, und im Schatten himmelhoher Berge ruhend, eine verkörperte Sage aus grauer Vorzeit. Wem wäre wohl Schloß Chillon unbekannt mit seinen Schauergefäng­nissen, wo der edle hochsinnige Prior Vonnivar d gegen die Mute des sechszehnten Iahrhundertes sechs entsetzliche R51 Jahre in Kerlernachl versaß, und wo Byro n zu eine^n der Zeit, wo feine Frau ihm erzählte, sie habe, ohne Je­ seiner unsterblichen Gedichte, »der Gefangene von Chillon», manden sichtbar wahrzunehmen, eine Stimme gehört, die begeistert ward? Das Schloß ist, sonderbar genug, auf ihr zugeflüstert: „Gehe auf das alte Schloß Kammerberg, einem dem Gebirge bis in den See hinab entrollten Fels­ und hebe den Schatz, der dort in einem Kasten sich be­ stücke erbaut, und hängt nur durch eine hölzerne Brücke findet, an welchem die Schlüssel stecken.« Der Müller mit dem Lande zusammen. suchte seiner Frau diese Wahrnehmung aus dem Sinne Bald darauf liefen wir, bei wieder beginnendem hef­zu reden, indem er sie für Sinnentäuschung oder Blend­tigen Regen, nach einer etwas unangenehmen Ueberfahrt werk erklärte, er seines Theils wolle weder von geister­in einem sehr belasteten Kahne in den Hafen von Vill-haften Einflüsterungen hören, noch sich mit Schatzheberei neuve ein, einem artigen kleinen Städtchen in wildroman­befassen. tischer Gegend, am Abfalle des. Rhonethales in den See. Die gute Müllerin vermochte aber den Gedanken an Hier soll der helvec'sche Heerführer Diuik o die Römer einen unverhofften Gewinn und Reichthum nicht so leicht unter Lucius Cassius geschlagen haben. aufzugeben, und das Verbot ihres Mannes, der Stimme, Das ganze Ufer auf beiden Seiten ist classischer Bo­welche sie vernommen, kein Gehör zu geben, kam ihren den»; so fand man am nördlichen Gestade gegen Chillon Wünschen nicht gelegen, so daß sie sich unwillig und' et­römische Alcerihümer, welche auf eine Villa schließen las­was verstört zeigte. Einige Tage nach der Mictheilung sen; des Bergsturzes von Tauretunum am südlichen Ufer an ihren Gatten fehlte zur Mittagszeit die Frau des Mül­haben wir schon früher gedacht. lers beim Essen. Er erkundigte sich sogleich bei den Haus­Ich pries mich glücklich, bei heftigem Negenguße ei­genossen, und hörce von seinem ältesten Knaben, daß schon nen der am Hafen harrenden Gesellschafcwägen besteigen vor einigen Stunden die Mutter mit dem jüngsten Kind, zu können, welche die Anlangenden nach Aigle, Bex und einem Säugling, auf dem Arme den Fußsteig zur Burg St. Maurice führen. hinauf gegangen sei. Sogleich entsann sich der Müller Das untere Rhonethal ist bis hinrer Ber breit, ge­des Gespräches mit seiner Frau wieder; er dachte an ihr räumig und, soweit es die Serpentinen des Flußes gestat­ängstliches und verstörtes Wesen von jener Zeit an, und ten, wohl cultivirt. stieg schnell den Berg hinauf, um seine Frau aufzusuchen. Nach mehren unbedeutenden Ortschaften, in deren Kaum trat der Müller in die Ruine ein, als er die einer jedoch, St. Roche, der berühmte Hall er sechs Jahre wimmernde Stimme seines Kleinen hörce; er ging schnell als Salincndirector verlebte, passircen wir Aigle, das hel­dem Tone nach, und fand in einem der Thürme seine vetische Aquileja der Alten, am Eingange in das Seiten­Frau auf dem Boden leblos liegen, den weinenden Kna­ thal Ormond gelegen, und von einem hohen Berge im Rü­ben daneben. Bestürzt und erschrocken rafft er sie mit cken, von welchem im Jahre 1384 ein gräßlicher Einsturz dem Kinde auf, fühlt noch Zeichen des Lebens in ihr und erfolgte, weniger beschirmt als bedroht. bringt die Frau halb tragend halb schleppend zur Mühle hinab. I m Innern des letzterwähnten romantischen Seiten­thates, aus welchem Uebergänge gegen Fruyeres und in Es vergingen einige Stunden, ehe die Müllerin wie­das interessante Saanenthal führen, begegnen wir aber­der zum Bewußtsein kam, dann erzählte sie mit matter mals bei einer kleinen Rone dem in diesen Gegenden häu­Stimme ihrem Manne Folgendes: Alle Tage, seit dem fig vorkommenden Namen Forclaz, der, aus l<'<,rum ein». Verbote, habe sie um die Mittagsstunde die flüsternde «,!»> entstanden, von einer römischen Ansiedlung Zeugniß Stimme gehört: «Frauchen, kommt zur Burg und hebt giebt. den Schatz, wodurch ich erlöst werde!" — Heute wäre das Nämliche abermals erfolgt, und so sei sie muthig und Oberhalb Aigle kämpfte Diuik o gegen die Römer. (Fortsetzung folgt.) entschlossen mit dem Kinde den Vurgweg hinangegangen, die Stimme habe sie begleitet, und ihr auf dem Wege Angedruckte deutsche Sagen. *) noch zugewispert, daß sie getrost und guten Muthes den Schatz heben möchte, da ihr kein Unglück wiederfahren 3. Die Wisp er stimme. werde, nur solle sie kein Wörtchen sprechen, sie möchte I n dem waldigen Bergkessel des sogenannten Wisper­ hören und sehen, Was sie wolle. Der Schatz liege in ei­ thales, der aus sieben schmalen Thalrinnen gebildet wird, ner Truhe im runden Thurme, und jeden Tag zur Mit» liegt unweit Lorch am Rhein, am Wisperbach, eine Mühle, tagszeit tonne sie nun so viel davon holen, als sie Lust dicht an den Berg gelehnt, auf dem die Ruinen der Schlös­ habe. Unter solchem Geflüster habe sie die Ruine erreicht, ser Kammerberg und Rheinberg stehen. Darin lebte vor und ihr Gcmüth sei immer leichter und beherzter gewor­ einigen Iahrzehnden ein Müller ruhig und glücklich mit den. Sie trat in den Thurm, erblickte die eiserne Kiste — seiner Frau und einigen Kindern, der, obschon nicht mit den Schlüssel daran, schnell öffnete sie, und sah den gol­ Reichthum und Ueberfiuß begabt, doch sein genügendes denen Mammon. Aber plötzlich erschallte eine Stimme, ähn­ Auskommen hatte. Dieses friedliche Glück währte bis zu lich der Stimme ihres ältesten Sohnes, und rief: »Mutter! Mutter!" — Schnell und verdrießlich darüber, gestört zu ^) Aus: „Deutsche» Museum für Geschichte, Literatur, Kunss und Al terlhumsforschung. Hei ausgegeben »on Ludwig Bechstein. Lrster werden, antwortete die Müllerin: „Wa« giebts.^ Da er 2»»d, Jena, Aruck und Verlag «?n Fr,ednch Mauke. l»4«. — K .3 zitterten die Mauern, der Sturmwind raste und mit fürch­terlichem Krachen versinkt die Kiste, und eine Stimme tönte schauerlich aus der Gruft hervor: „Ach, wie viele hundert Jahre werden nun noch vergehen, ehe ich erlöst werde!« und darauf sei sie besinnunglos mit dem Kinde niederge­stürzt. Dieses war die Erzählung der Frau, und mochte nun ihre Einbildung oder sonst irgend eine natürliche Begeben­heit ihr den Schreck verursacht haben, genug, sie wurde trank und starb nach einigen Tagen, ohne daß der zu Hülfe gerufene Arzt sie zu retten vermochte. Der Müller selbst erzählte im Jahre 1841 einem Rhein­reisenden dieses Ereigniß. 4. Da s scharfe Eck. Wenn man die Straße von Bagersdorf nach Forchheim reist, sieht man ganz nahe der ersten Stadt zur Linken mitten in dem grünen Thale der Rednitz ein altergraues Ruinen­schloß, 4 Stockwerke hoch, mit vielen Fenstern. Dieses Schloß hieß Scharfeneck, gehörte einst als Sommerlustort einem Abt, und barg in seinen Tiefen grauenvolle Kerker, in denen mancher Gefangene schmachtete und verschmachtete, und weil diese Armen so hart behandelt wurden, nannte das Volk Schloß Scharfeneck: das scharfe Eck, und nennt es noch so. I n der Ruine soll es nicht ganz geheuer sein, zumal in der Mittags- und Mitternachtstunde. Neugierige werden mit Steinen geworfen, oder durch Spuckgestalten geschreckt, daher meidet das Volk den öden und verrufenen Bau. Neues. (Johan n Roschi.) Kürzlich brach zu Freiburg in der Schweiz am frühen Morgen Feuer aus. Die Bewoh­ner des Hauses konnten sich nicht selbst retten, weil die Treppen brannten. I m dritten Stockwerke hielt eine jam­mernde Mutter ihr kleines Kind zum Fenster hinaus, al­lein die herbeigebrachce Leiter war zu kurz, um bis zu ihr gelangen zu tonnen. Da drängte sich ein Klempner von Bern, Johann Roschi, hervor, kletterte auf den Rücken des zuoberst auf der Leiter Stehenden, und vermochte so, das Kind zu erreichen, das er nun mir den Zähnen am Hemdchen ergriss und rettete. Der herbeigeeilten Hülfe gelang es, auch die übrigen Hausbewohner, mit Ausnahme eines Greises, in Sicherheit zu bringen, und das Feuer zu bemeistern. — (Verderbliche Hundetreue.) Kürzlich ereignete sich in der Nähe von Oertingen folgender traurige Vorfall: Der einzige Sohn eines sehr wohlhabenden Metzgermeisters vom genannten Orte, welcher mit eingekauftem Vieh nach Hause kehrte, wurde auf dem Wege plötzlich von der Ko­lik befallen. Mehre Personen, welche ihm zu Hülfe eilen wollten, fürchteten sich vor dem Hunde des Kranken, da der Hund Niemanden zu ihm ließ. Man sah sich genö­thigt, seine Eltern hievon zu benachrichtigen, allein während diese, nach Zurücklegung des weiten Weges, endlich an die Stelle gelangten, war ihr Sohn bereits eine Leiche.— (Neueste Erfindung.) Professor Gabcrdön aus Mailand berichtet im »Wanderer-: Alle Mächte des Him­mels und der Erde werden jetzt an- und eingespannt, um den großen Hauptwagen der Zeit, »das Gewerbswesen«, vorwärts zu bringen; auch der Blitz muß sich dazu herge­ben. I n den unerschöpflichen Murmorbrüchen bei Can­doglia hat man den Blitz genöthigt, Steine zu spren­gen, indem man hohe Stangen als Blitzableiter darin auf­richtet, und der Blitz hat sich's für dicßmal gefallen lassen, und einen großen Felsen gesprengt. — Daguerreotypbilder ans Möttling . Liebe Carniolia! Du wirst dich gewundert hoben, woher es komme, daß ich seil sechs Wochen von den Ereignissen der hiesigen Gcüend dir keine Nachrichten nüt­lheilte. Aber wenn ich dir sage, daß ich nahe daran war, Charons Nachen zu betreten, um über den Styr »6 putre« übcr'chifft zu werden, doch ob Mangel der Schiffcrgebühr Vor der Hand zurückbleiben mußte, so wirst du die Ursache meines langen Stillschweigens vollkomme» gerechtfertigt finden. Nun zur Sache. Vor allem Andern muß ich dir, liebe Carniolia, Einiges von Her hier am 8. Juli d. I. beobachteten Sonnenffnsterniß berichten. Es hatte» nä,n° lich an diesem Tage früh Morgens sich mehre Herren und eine, wie alle deines Gleichen, neugierige Dame auf dem an die Stadt Möttling ansto­ßenden Berge Vcseliz» eingefunden, um dieses erhabene, seltene Phonomen, dieses Prachtschauspiel der Natur zu bewundern. Farbige Gläser, ein Stück­chen Papier, in dessen Mitte ein Loch mit der Nadel ausgestochen war, ein dito, welches man auf das Perspectiv befestigte, um so ohne die geringste Blendung der gedemüthigten Sonne in ihr ewig glühendes Antlitz schauen, und ihre Verfinsterung ganz deutlich beobachten zu können, dazu ein — Schaff Wasser, jedoch des niedrigen Standes der Sonne wegen unbrauch­bar, waren die Instrumente, mit denen wir uns zur Beobachtung der Sonnen- »der vielmehr der Erdocrfinsterunff «ersahen. Kurz nach 4 Uhr stieg die Sonne auch in ihrer ganzen Pracht, als eine große purpurne Scheibe, herauf, wie stolz darauf, daß sie gerade heute von Millionen Men­schen, die sonst vor ihren glühenden Strahlen in kühlendem Schatten Schutz suchen, mit besonderer Aufmerksamkeit weide beobachtet werden. Und eben weil sie sonst unbezwingbare Herrschaft über die arme» Menschenkinder aus­übt, soll sie heute erfahren, daß es noch erhabenereWesen gicbt, die ihren ewigen Glanz verdunkeln, und ihre sengende Macht in kühlenden Schalten Verwandeln sonnen. »Dies ist das Loos alles Schönen auf der Erde!« (Beschluß folgt.) Mannigfaltiges Akrostichon von Gustav Fellin Zer> (Eingesandt.) Am 22. Mai l3«ü beehrten weiland Seine Majestät Franz l. das k. k. Hauplzollamt zu Laibach mit a. h. Ihrer Gegenwart. Die da­maligen Beamten dieser Gefällsbehörde setzten diesem auszeichnenden Ereig­nisse eine Erinnerungtafel mit nachstehenden» Akrostichon, welches der da­mals hier anwesende, gefeierte Dichter Fe ll i ng er verfaßt hat, das in der Sammlung seiner Gedichte jedoch nicht Vorkömmt, daher hier eine Sielle finden mag. freudig denken wir! dichtend war er hier, ^Vber sieh, der Herrscher fand Nützlich uns dem Vaterland; Xollt Ihm reichen Dank dafür. sticht zu übersehende Berichtigung. I n das in dem Blatte Nr». 2? der »Carniolia« enthaltene «ost­friesländische Epigramm« Nro. 18, Vers k, hat sich ein Druckfehler eingc­schliche», den wir verbessern müssen; denn nicht dadurch, daß wir die Sache vo r viclmal Zehntauscndcn führen, sondern durch den Gedanken, daß wir die Lache v 0 n v ielm al Z ehn tau sende n fiih l en, wünschen wil unterstützt zu werden! Kaibach. Druck und Verlag des Joseph Vlasnik.