MutZen mÄ Vergnügen. ----—< 2g —--------- Freytag den n. Iuly 1823. Der Caschemir - S hawl. (Fortsetzung). "«vlich wundert doch, werden Shawl ber Auditovinn k^steh^nwird," sprach die romantische Luise von Lil^n« »tld beym Theetisch. „Er war von seltener Schönheit, "Nd praätvoll gewirkt!« „Eine solche ächenfche Draperie, wäre wie geschaffn für ein so ätherisches Wesen wie Sie, gnädige Aa,,," versicherte der junge, schön und kernhaft <'d war nicht gesonnen, die leicht Entzündbare der ^^fuchung auszusetzen. Der ungeheure Preis eines solches Zeuges steh? doch mir seinem eigentlichen Werth W keinem Verhältniß, bemertte er. n-l^u wähnst vielleicht, ich wünsche mir «in solches "ooa mehr «der minder zierliche Shawls von thibe-«amschem Toilz, größtentheils unter Geilten verfem tigt werden. Die Mdstühle sind bloße Nahmen. Die einfachen Stoffe werden mit langen schmalen Schiffchen gewoben / bunte Muster aber mit hölzernen Nadeln gewirkt. An einem der kunstreichsten Tücher arbeiten, unter der Aufsicht eines Ustats oder Meisters/ der ihnen jeden Faden, den sie gebrauchen müssen, angibt, drey bis vier Taglöhner zugleich, und vermögen, trotz aller Emsigkeit, dennoch vom Morgen bis zum Abend selten mehr, als einen ViertelZzoll zu Stande zu bringen, so daß ein solcher Shaw! erst noch Verfluß eines Jahres, oder noch spater fertig wird. Dafür ist er aber auch ein Meisterwerk orientalischer Kunst, und trägt das Gepräge seines romantischen Vaterlandes. Dmken Sie sich. Theuerste! das große Thal von Ca-schemir, dieses, von klaren Strömen und Bächen nach allcn Richtungen durchschlangelre, mit mamgfalcia/ blühenden Gestrauchen angefüllte Paradies Hmdostans, wo jene gefeyerte Nose duftet, aus welcher das kostbare, Ottar gei:aM! e Ohl gezogen wird, daS wic in Europa höchstens nur tropfenweise erhalten, u»d dessen alles durchdringender balsamischer Geruch nie verdunstet! Denken Sie sich in diesem ungeheuren Lustgarten, wo jslbst die stachen Dacher der Hauser mit Blumen bepflanzt sind, unter dem reinsten Azur eines nieb«' wölklen Himmels unzählbarer in die Wette webender Cafchemirer, welche, deS tyrannischen Druckes der afrikanischen Subadars (Statthalter) ungeachtet, ihre angeborne Fröhlichkeit und ihre Liebe zur Tonkunst nie einbüßen, wie sie, altpersische Lieder singend, von Bajaderen umgaukelt, an ihren Rahmen sitzen, und «Ue die bunten Blüthen, welche rings umher ihre Blicke erfreuen, auf ihrem zarten Gewebe nachzuahmen sich bestreben! Muß über eine solche, mit der lobenswür« digsten Beharrlichkeit unter so reihenden Umgebungen in so wollustaushauchenber Atmosphäre vollendete Ar« beit sich nicht ein geheimer unaussprechlicher Zauber »«breiten? Auch ist die Vollkommenheit dieser Tücher »»ch in keinen andern Gegenden der Welt erreicht «ov« den. Der Tribut, den die Provinz Cafchemir dem Neich Afganistan abzugeben hat, besteht daher groß« tenthsilS in Shawls. Die übrigen werden, nachdem sie gestümpelt und ein starker Zoll xbaoon bezogen wol» den, ungewaschen ausgeführt, und e>st zu Am r itsUl g'ewäschen und verpackt. In ganz Asien dienen sie als Turban, zuweilen auch als Gürtel, dem Reichen und Machtigen zum Schmuck, und kommen nur auf Zro» ßen Umwegen durch die Tartarey nach Rußland, oder durch Vengalen nach Großbritannien, wo sie zwar vcr-bothen sind, aber doch durch englische, aus Indien heimkehrende Ofstcier« und Kaufleute hausig eingeschwärzt werden. Die Mühe, mit welcher der Urstoss in Thi' bet gewonnen, die lange Zeit, welche auf dessen V,l« arbeitung verwendet, der hohe Zoll, welcher überall davon entrichtet werden muß, und die Kosten eines langen und vielhaltig«n Gefahren ausgefetzten Trans» p»rteS steigern den Preis dieser ausgezeichneten Wa^r« auf einen solchen Grad, daß derselbe dadurch einen noch höhern Idealw«rth erhalt, und also auch Vorzug« lich geeignet ist, der weiblichen Würde und, Schönheit in Europa als Opfer dargebracht zu werden*). Wahrend der Erzählung des Hauptmanns klopft« daS Herz der schonen Louise immer heftiger nach dew Besitz eines solchen Wunderwerkes, indeß das Gewöll des Unmuches sich immer dunkler auf Lilienfelds Srir« zusammenballte. Man ging frostig auseinander. Louis« war zwar ein wohlmeinendes, liebliches Geschöpf, aber beweglich wie das Blatt der himmelan* strömenden Pappel, der sie am schlanken Wüchse glich» Von blinder Mutterliebe verhätschelt, waren NomaN« von Jugend auf ihre einzige Geistesuahrung gewesen, und ihr« Phantasie wimmelte von -luftigen Bildern, deren Wechsel ihre regen Sinne immer gespannt «^ ') Siehe: Reife auS Vengalen nach England durch d<« nördlichen Theil von Hindostan, durch Caschemw Afganistan, Persien und Nußlaud; von Georg Forster, a. d.Gngl. von C- Meiners. Zürich 17Z6. ä,mk»5»»ä« »ut '1'kid«», «t an Hauten nto. ^>2r 82m. I'ni-Qei-, 4r^. ^e l',ilßl. ?»r I. 6»«ler«. I'zris i6nn. Geschichte d8, von Mountstuart Elphinstone; «. d. Engl. von Nuhs, lsi?. Convtrs. Üexicyn, sslppg «. Altsn? bürg i8th «. a. m. bM; und den raschen PMchla,q lhreS wormen Blutes verdoppelte. Ein Gränchen Eitelkeit, oder zwey, gehörten mit zu den verschiedenartigen Elementen, aus welchen ihr Wesen zusammengesetzt war. Sie liebte chren Mann, der sie ihrer Schönheit wegen geheira» ^yet hatte; aii^r jede Schmeichele») eines Ander» ging Hr doch a,ich süß ;um Herzen «in. Sie war schwach, und gilbte sich starß, weil sie einen Schwall klanglicher Worte von Hochgefühl und ewiger Treue sich llefer., als die einfachen Lehren ihres frommen Vaters "' das Gedächtniß geprägt Hot«. In jeder verboche-"«n Fr»cht Hiblickte sie «inen Lebensapfcl, und densel' ^" i" erhäschen, schien ihr Kraftübung. Ihr B^geh, lkn war immer heftig, und über demselben vergaß sie oft 'kW das, was sie sonst ihre Grundsätze zu nennen p^egte. Dieses Mahl war der Caschemir-Shawl, dem lhre tändelnde Einbildung, nach Adlertlau's Beschreib "Uüg, eine magisch-anziehende Eigenschaft beymaß, ih« Hauptgedanke geworden, und zwar mitunter auch, b''il ihr sonst so willfahriger Gemahl ihren Gelüst dar. ^ch nicht einmahl zu billigen schien, geschweige denn Anstalt treffen wollte, ihn zu befriedigen. Ihr Aübethcr, denn das war der Hauptmann vo« "blerllau, hatte bald errathen, was ü, dem Gemüthe ^ jungen, schönen Frau vorginge Er kaufte den ^hawl auf der Versteigerung, und übersandte ihr ^selben, begleitet mn einem, auf Gold gerändertem schneeweißen Velinpapier zierlich geschriebenen Sounet, ^ welchem Liebe uud Triebe weben und schweben, klin. skn „nh dringen sich, nach bekannter Weise, auf «in° ""^r reimten. Louise erschrack über die kostbare Gabe. Si< be- ltete das weiche Tuch, ließ es vor dem Spiegel über Men blendenden Nacken wallen, probirte verschiedene ^ltcnwürfe in abwechselnden SteUungen ^ riß es ^Nl» plötzlich, über das warnende Geboth der innern l'mme, welche ihr zurief, sie dürfe es nicht behalten, ^'t Thränen vergießend, wieder herab, und schickte _ l nur das Sonnett im Busen verbergend, dem ^"ber zurück. Ab-4.^" ^^" ^'^ ^ ^"^ ^'" erwarteten ersten ichlaZ nicht irre machen. Der Erfahrene, welcher !^ck^"° ^^'biades spielt», und seine Rolle meisterlich ^"führen »erstand, hatte schon z« ti«f in Lo«if«n< Herz glbsi'ckt, um auf halbem Wege stehen zu bleiben Er benutzte di« zufällige Abwesenheit des in Geschäften verreisten LilienfeldS, steckte den Shawl zu sich, eilte zu der Leichtsinnigen, noch von keinem guten Genius in Kindesgeltalt bewachten Frau, warf sich zu ihren Füßen, schalt auf die Knauserey ihres Mannes, der einem solchen Engel einen unschuldigen Wunsch versa, gen könne, trocknete die heißen Thränen, welche der neu« Kampf aus den Augen der von tausend wider, sprechenden Gefühlen durchstürmten Strohwitwe presne, mit dem verführerischen Tuche ab; er drang es ihr auf, sie stieß es von sich, nahm es endlich' zagend wieder ' an, lind warb Besitzerinn des unseligen Prunkstücks, aber.... ach, um welchen Preis! (Die Fortsetzung folgt.) Denkwürdigkeiten aus der Chvisicnwelt. III. Als die Stadt Ammoriane durch Sturm in Feindes Hände siel, wurden die Einwohner nebst der Besatzung niedergesübelt. Nur die Stadtverordneten und höheren ^Offtciere blieben verschont, mußten aber in einen sixstern Kerler wandern, nio sie sich nur an der Stimme «kennen konnten. Wasser und Brot war ihre Nahrung, und Lumpen dienten zur Bedeckung ihrer Bloße. Als man die Leidenden tief erschüttert, und ihres Elends müde glaubte, sandte man ihnen die geschicktesten muhamedanischen Schriftgelehrten, welche sich alle Mühe gaben, Am dieselben von ihrem christlichen Glauben abtrünmg zu machen, und ihnen im Nahmen des Sultans die lockendsten Versprechungen machten. Und als alles Zureden vergeblich war, saq. t«n sie zuletzt: „Seyd klug, nehmt den Glauben vor den Augen der Welt an, und dient Christus im Her-zeu." — „Würdet ihr," versetzten fragend die Gefan, gcnen, „im umgekehrten Falle einen ähnlichen Rath befolgen?" — „Allerdings, die Freyheit ist das höchste Gut auf Erden.« — „Schweigt," riefen nun die Christen, „wir nehmen keinen Rath von-Leuten an, die so wenig auf ihre eigene Religion halten." — Beschämt mußten sich die Muselmänner entfernen. — Wer Christum öffentlich verlaugnet, war nie