IV. Jahrgang. Nr. 23. Zeitschrist für vaterländische Interessen. Erscheint jedtn Dinstag und Freitag und tostet: Insertionsgebühren: Für die 2lpaltige Petit-Zeile oder deren Raum Mit der Post-Für Laibach sammt Zustellung: bei imaliger Ginschaltung 8 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 kr. Ganzjährig st, 6.— Ganzjährig st. 5.— Stempel jede« Mal 30 kr. Halbjährig „ 3.— Halbjährig „ 2.50 Einzelne Nummer 5 kr. Inserate übernimmt Hänfenstem ss Vogler in Wien, Wollzeile 9 Hamburg. Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. ' Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 50, II. Stock. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Geldsendungen sind zu richten an den Gigenthümer des Blattes. Hauptplatz, Nr. 313. Manuskripte werden nicht zurückgesendet. Laibach, Freitag am 19. März 1869. Rede des Abgeordneten Dr. Toman in der 176. Sitzung des Abgeordnetenhauses (15. März) gelegentlich der Landwehrgesetz-Debatte. Auch ich fühle mich verpflichtet, einigen Ausführungen gegen­über, die von der andern Seite (links) gefallen sind, zu konsiatiren, daß, wie wir immer in der vorliegenden Frage stimmen, uns nicht minder ein gleicher Patriotismus begeistert, daß aber unsere An­schauungen rücksichtlich der materiellen Schaffung einer Landwehr ganz andere sind, als jene der Herren auf der andern Seite, deren Aus­führungen sich meines Erachtens nur auf ein stehendes Heer be­ziehen tonnen. Wenn der Herr Abgeordnete Schindler einen Beweis führen wollte, daß die österreichischen Waffen siegreich waren, so lange sie einheitlich, zentralistisch, gewissermaßen „österreichisch" in den Glie­derungen der ganzen Armee, geführt worden sind, fo ist das nach der Geschichte gar nicht richtig. Es würde zu weit führen, wenn wir beweisen wollten, wann und warum dieses aus so vielen König­reichen und Ländern bestehende Reich gegen große und mächtige Feinde siegreich war oder nicht; wir würden aber schon im vorigen Jahrhunderte an eine Periode zurückgelangen, wo von Frankreich aus kein Krieg an „Oesterreich", sondern ein Krieg an den König von Ungarn und Böhmen erklärt wurde, und wo diese zwei Länder mit den anderen Königreichen und Ländern den Krieg geführt haben. Dieß nur zur geschichtlichen Berichtigung. Meine Herren! Wenn sie fagen, daß wir dagegen sind, daß die Söhne unserer Völker unter dem österreichischen Adler assentirt wer­den, so ist das nicht richtig. Uns liegt an der Erhaltung Oesterreichs gewiß so viel als je­nem Stamme, dessen Redner früher den österreichischen Patriotismus vorzüglich in Verbindung mit ihrer Anschauung über die Landwehr­frage betont haben, gleichsam als ob jeder, der eine andere Erkennt­niß hat, von diesem österreichischen Patriotismus nicht erfüllt wäre (Bravo! im rechten Zentrum); uns liegt ebensoviel daran, weil un­sere eigene Existenz mit der Existenz Oesterreichs verwoben ist, weil wir die eigene Existenz bedroht fühlen, wenn Oesterreich zu Grunde ginge. Auch heute haben die slavischen Völkerschaften dieselbe Erkenntniß, die sie früher hatten. Wenn es kein Oesterreich gäbe, fo müßte es geschaffen werden. (Bravo! im rechten Zentrum.) Das sei Ihnen, meine Herren, mit aller Entschiedenheit gesagt. Wenn aber etwas Wahrheit in der Sache liegt, wenn erörtert weiden soll, wann die österreichischen Waffen seit 1804 — denn erst seit damals kann von einem Kaiserthume Oesterreich die Rede sein — siegreich waren, und wann nicht, und welche Erkenntniß selbst militärische Fachmänner daraus geschöpft haben, so sei Ihnen gesagt, daß man nach den Niederlagen von Solferino und Magenta wohl erkannte, daß die Entnationalisirung der Armee, d. h. die Mischung aller Elemente derselben, solche unglückliche Kämpfe und Resultate herbeigeführt hat, und daß man besorgt war, das, was man bis zum Jahre 1859 versündigt hatte, wieder gut zu machen, und es bei „Königgrätz" vielleicht anders ausgegangen wäre, hätte man diese richtige Erkenntniß nicht früher durch fo lange Zeit verletzt. Meine Herren! Nicht bloß unter dem deutschen Banner wurden Siege für Oesterreich erfochten. Gerade die Herren auf dieser Seite (auf die rechte weisend) tonnten sagen, daß Sobieski unter polni­fchem Banner kam und Wien von den Türken entsetzte, und wir könnten sagen, daß wir die Türken Jahrhunderte lang von dem Herzen Oesterreichs zurückgehalten haben, und zwar gerade mit einer Landwehr, welche wir in Krain, Kärnten und Steiermark gebildet haben, und daß, wenn wir heute sagen, daß die Landwehr viel besser organisirt wäre, wenn sie territorial und gewissermaßen national selbständig wäre, diese Erkenntniß darin liegt, weil nur eine solche Truppe, welche in der Sprache, welche sie »ersteht, von den Füh­rern angesprochen wird, so daß die Leute gewissermaßen für die Heimat kämpfen, zur Kraft und Begeisterung gebracht werden kann. Ich wollte nicht davon sprechen, aber «erzeihen Sie, meine Herren, wenn ich nun einen der schwächsten Punkte der österreichi­schen Armeeorgllnisirung anführe. Was hat denn die österreichische Armee geschwächt? Die Aufnahme fo vieler fremder, namentlich deutscher Elemente in die österreichische, meist aus nichtdeutschen Ele­menten bestehende Armee, welche sofort über die Köpfe anderer zu Offizieren und zu allen anderen Posten und Stellen avancirt sind, und ganz gut im Frieden die Einheit der Armee dargestellt haben; aber im Kriege, wo es sich darum gehandelt hat, daß die Soldaten mit jener Sprache angesprochen und begeistert weiden, welche sie verstehen, da, meine Herren, hat es an dem nothwendigsten Ele­mente gemangelt, da der Führer nicht zum Soldaten in der ihm verständlichen Sprache reden konnte. Ich habe nichts gegen diese fremden Elemente, meine Herren, aber eine Armee ohne Nationalität wird nie siegreich sein, und wenn uns auch die Idee Oesterreichs begeistert, und wenn wir auch wün­schen, daß diese einzelnen Gruppirungen und die Landwehr von dieser Gesammtidce begeistert werden, so werden sie doch leine kräftige Land­wehr schaffen, außer in jener Art und Weise, wie sie die Minorität beantragt: Nicht die Einheit, welche ein System schafft, macht stark, son­dern, meine Herren: Befriedigen Sie die gesammten Völ­ker Oesterreichs, dann dürfen Sie sich auch nicht fürch­ten, das Minoritätsvotum anzunehmen und ich er­kläre, daß ich mich wundere, daß ich staune, wie ein Landwehrsy stem, wie ein Landsturm in Oesterreich beantragt werden kann, ohne daß man früher den Ausgleich mit den österreichischen Völkern zur Wahr­heit gemacht hat. Befriedigen Sie die österreichischen Völker, dann brauchen Si e keine Furcht vor dieser natürlichen Anlage zu einer kräftigen Landwehr zu haben, (Bravo! Bravo! im rechten Zentrum,) Die Besteuerung der Erwerbs- und Wirthschasts- Genossenschasten. (Fortsetzung.) Aber, wird der Finanzminister einwenden, wenn auch die Ge­nossenschaft keine Erwerbs-Unternehmung ist, so repräsentirt sie doch eine „gewinnbringende Beschäftigung". Freilich haben die Mitglieder, welcke sich in einer Genossenschaft vereinigen, Voltheil von ihrer Vereinigung, nämlich den, daß sie durch ihren Zusammentritt ihre Bedürfnisse leichter, billiger und vollständiger befriedigen, als dieß außerhalb des Vereines der Fall sein würde. Allein dieser Vortheil ist nur ein negativer: die Genossenschaften, welche ihre Thatigkeit auf den Kreis ihrer Mitglieder beschränken, ermöglichen zwar eine Ersparnis^, bieten aber keinen Erwerb. Sollen daher diese Genossen­schaften zur Erwerbsteuer herangezogen werden, so geschieht das Un­erhörte, daß die Absicht, zu sparen, die Beschränkung der Ausgaben­besteuerung werden soll. Dieselbe Handlung begehen aber die Reichen, welche sich einen Zentner Zucker auf einmal kaufen, oder die zwei oder drei Wohlhabenden, welche zusammen einen Ballen Kaffee er­werben. Oder wenn jemand, der Regalia-Zigarren zu rauchen ge­wöhnt ist, aus Ersparungsgründen seinen Geschmack mit schäbigen gemischten Virginiern maltraitirt, gibt sich dieser nicht ebenso einer „gewinnbringenden Beschäftigung" hin? Oder wenn man sich früh­zeitig zu Bette legt, statt, wie fönst, Theater, Bälle und andere öf­fentliche Vergnügungen zu besuchen, übt man da nicht auch durch den Schlaf eine „gewinnbringende Beschäftigung" aus? Und gar die Mäßigkeitsvereine! Das Nicht-Trinken als „gewinnbringende Be­schäftigung" und neben der Verzehrungssteuer als Einnahmequelle in den Finanzausweisen figuriren zu lassen, das wäre der Triumf der Plusmacherei. Ma n sieht, es ist ein weites Feld, welches noch angebaut werden kann, wenn man anders den Sparsinn nicht bloß da besteuern will, wo derselbe naturgemäß nur durch Vereine sich Ausdruck geben kann und damit der Finanzverwaltung ein bequemes Objekt zur Ansehung ihrer Hebel bietet, nämlich bei der Armuth. Nach dem Gesagten kann es keinem Zweifel unterliegen, daß Genossenschaften, welche ihre Thatigkeit lediglich auf die Befriedi­gung der Bedürfnisse ihrer Mitglieder beschränken, zur Erwerbsteuer nicht herangezogen werben können. Dieser Grundsatz ist in allen Feuilleton. Laibacher Typen. (Fortsetzung.) Ter Dichter (6lenlu8 inoo^nitu»). Als Gott die Welt unter die Geschöpfe vertheilte, vergaß er den Dichter ganz; da auf der Erde leine Wohnstätte für ihn, fo erhob er sich in die Lüfte, baute sich Luftschlösser und lebte von dem Produkte seiner Muse zwar kümmerlich aber erhaben. Solange er lebte, wurde er in der Regel nicht verehrt, erst nach dem Tode be­gann sein Kultus, und um sich ihn recht lebhaft vorzustellen, setzte man ihm Denkmäler, band seine Werke in Gold und Schweinsleder und bestimmte sie den kleinsten Kindern zum Christgeschenk. Dieß gilt von den alten Dichtern, nicht von ihrem Nachwuchs, welcher jetzt sein Unwesen treibt. I n den alten Klassikern lesen wir, daß den Dichtern und Rednern in der Wiege Bienen und andere glückliche Insekten sich in den Mund einnisteten, was gewiß ein günstiges Omen war; wird heutzutage eine solche Erscheinung gebo­ren, so sieht man keine Zeichen am Himmel, in der Natur gehen keinerlei Veränderungen vor sich, höchstens vorwitzige Fliegen besehen sich das Antlitz des säugenden Dichters. Daher werden nur einige wenige als Dichter geboren, nur einige wenige bringen das Talent mit auf die Welt, die große Mehrzahl sind Zwittergeschöpfe, Ba­starde der Poesie und der Prosa, daher kann bei diesen von einem eigentlichen Berufe leine Rede sein. Trotz dieser allgemeinen Eigenschaften dieser Familie zeigen sich doch bei einigen so bedeutende Unterschiede, daß wir sie in Klassen eintheilen. 1. Der eigentliche Dichter (?