NamstaZ den 31. Mar3 1838. Der Taube. ^)ch seh daS volle Leben In hellen, Sonnenlicht, Ich steh' am Strom der Zeitm, Cein Rauschen hör' ich nicht. Der Freunde treue Menge Umringt mich tröstend, bang ^ Doch lächelnd steh' ich mitteil Des Treibens ohne Klang. Der Wahrheit ernste Stimme-, Tönt lauter meinem Ohr, Veit ich für Menschenrede Den schwachen Sinn verlor. Des Neides gift'ges Flüstern. Versank in Todesnacht, Des falschen Freundes Zunge Verlor an mir die Macht. Ein Klang nur ruht geborgen. In meinem Busen tief. Die Stimme der Geliebten, Die meinen Nahmen rief. Wohl mir, zu dem das Rauschen ^«2 Tages nicht mehr dringt, Wohl mir. zu dessen O^ei; V'-sik d« Sphären klingt. Pesch und Qfen im März 2 838. (Alis dem Spicgcl.) Unsere Leser werden von dem furchtbaren Unglücke, das die beiden Hauptstädte Ungarns, und vorzüglich die so herrlich herangeblühte Stadt Pesth in der Mitte dieses Monates heimsuchte, durch die politischen Vlät-tcr ausführlich unterrichtet seyn, und es erübrigen uns nur noch wenige Worte, die wir, um dem Gang dcr Begebenheiten zu folgen, über diese unerhörte Schreckens» und Iammergeschichte hinzuzufügen haben. Pesih, der Glanz, die Zierde, der Stolz des ?andes, die Quelle seines Wohlstandes, der Centralpunct aller vaterländischen Inteicssen, das prächtige, reiche, industrielle Pesth bittet jetzt ein schauderhaftes Vild des Elends und der Verzweiflung,, Vier Schreckcnslag?, der 13., l/1., l5. und l6. März, haben diese unheilvolle Katastrophe herbeigeführt. Die Geschichte wild wenige Beispiele solcher Verheerungen auszuweisen haben. Man war auf großes Unglück gefaßt; der bei so hohem Wasserstand sich gestellte jE'sstoß, die sich fast immer gleich gebliebem enorme Höhe der Donau, nnd der unerhörte große Schnee dieses Winters, liessen uns von dem Abgänge des Eises viel befürchten; aber das Höchste, das nie Geahnte ist geschehen. ?lm 15. Nachmittags setzte sich der Eisstoß in Bewegung, der Donaustrom schwoll furchtbar an, und überschritt in der Nacht alle Dämme. Diese Nacht, so wie der Tag des 25. und besonders die Nacht auf den 16. März, wo das Wasser den allerhöchsten Standpuncc erreichte, werden ewig denkwürdig in den Annalen der Städte V' Niin ^. — 51 — Die Tataren in Siidrnßland. (Aüs Spencers: I'ravel« in Ni-ea««», Lrim I»rtllr^ ete.) Die Bewohner eines Landes, wie die Krim, die so oft und von so verschiedenen Nationen erobert wurde, bieten eine seltsame Mischung dar; zwar heißen sie alle Tataren, sprechen die tatarische Sprache und bekennen sich zum Islam, dennoch ist der Un-tcrschied zwischen ihnen höchst auffallend. Die Bergbewohner im Süden zeichnen sich vor den Steppenbewohnern unendlich aus, nicht nur durch höhere Civilisation und minder rohe Sitten und Gewohnheiten, sondern auch durch ihr Äußeres, denn die Mehrzahl ist schlank und wohl gebaut, hat dunkle Gesichtsfarbe, regelmäßige Zuge, schone Augen und »inen Ausdruck im Gesicht, der auf Verstand und Energie hindeutet. Oft trifft man hier Gesichter, die für Griechen, Italiener und selbst für Tscherkes-nn gelten könnten, und ein tatarischer Murza (Edel-^arin) mit seinem krausen Schnurbars, seinem mit wük/'"" ^setzten Rock und seiner eleganten Pelz. Auch sind "s-^" ^"°" st°^" Madscharen gelten, ni.'n^r ,.. o. "'"'h" in ihrem ganzen Wesen und «limver zu kleinen n Geht man ,"7'Uchke.ten gene.gt, , , 'in« viel großer, ^n^^^^^^^ men>. h.er smd Kalmücken mit flachen Nasen. Kal. nuicken ohne Nasen (m.nka duruin), Kara-Tata-ren und Nogai-Tataren. welche alle m ihren Zügen die deutlichsten Kennzeichen der mongolischen Nace »eigen. Doch vergebens suchte ich nach dem seltsamern, von mehrern Schriftstellern, auch von Pal-lab beschriebenen Volke mit spitzigen Köpfen, tief '"'gesunkenen Augen und Schläfen und mit einer blernase von monströser Länge. Unter den verschiedenen Tatarcnsiämmcn sind ^ Nogaier, oder eigentlich Nagaier, die zahlreich- l", und haben am meisten den ursprünglichen ^tampcl beibehalten. Sie haben ihren Namen von ^5^''°'"em der größten Kriegshäupllinge in Dschen- unab?"^ .^""' ^^' ""^ ^" ^"^ leines Herrn sich Tatar ^^ ^^"'^' und an der Spitze eines mächtigen und' V^ l "^ ^ Moldau, Walachei, Vcssaradien aller Tat^e7" "'^"' "'^ '"lich sich zum Khan Die , "'" ^""itn Meere auswarf. . . " -""bischen Talaren behaupten, sie seyen ur: sprunglich aus Ds^« "«. » ^«chagntai gekommen, und rühmen sich. d,e e.nz.gen ochten Haaren in diesen Ländern zu seyn. Sie sind gewöhnlich stark und gut gebaut, mit voller Brust und breiten Schultern; ihre Gesichtsfarbe ist mehr dadurch, daß sie unaufhörlich je: der Witterung ausgesetzt sind, als von Natur gelbbraun, und ich habe ziemlich häusig Leule gesehen, die so dunkelfarbig waren, als ein Indier. Ihre Züge sind nicht schön, doch kann man sie gefällig nennen, und sie sind sehr gehoben durch ein zwar kleines, aber scharfes, lebendiges Auge voll Feuer; die Größe des Kopfs ist nicht im Verhältniß zu dem Gesicht, obwohl er nicht so klein und unproportionirt ist, wie der des Kalmücken; auch die Nase ist nicht so flach, die Augen nicht so klein und die Obren nicht so groß und so weit vom Kopfe abstehend; der Mund ist größer als bei den Europäern, mit dicken, aufgeworfenen Lippen und schneeweißen, so sehr vorstehenden Zähnen, als ob sie kein Zahnfleisch hätten; ihr Haar dunkelbraun oder schwarz» doch nie glänzend schwarz, ist nicht sehr reich, namentlich nicht der Bart, kein Zug zeigt aber entschiedener die mongolische Nacc, als die vorstehenden Backenknochen. Der nagaische Tatar zeichnet sich eben so sehr durch sein scharfes Auge als durch sein feines Gehör aus; sein Falkenauge entdeckt, wenn es über die unermeßliche Steppe hinsircift, in einer ganz unglaublichen Entfernung seine eigenen Heerden, ja er kann sogar ihre Farbe angeben, und was dem Europäer in der Ferne nur als ein schwarzer Flecken erscheint, bezeichnet er genau als Pferde, Schafe oder Ochsen. Sein Gehör ist «den so scharf, denn in derselben Entfernung unterscheidet er das leiseste Geräusch, und er» kennt, wenn er sich an den Voden legt, an dem eigenthümlichen Wiehern und Blöcken sein eigenes Vieh. In allen seinen Wanderungen über die unermeßliche Steppe, ohne Straße, ohne Bäume, ohne Berg, um ihn zu leiten, verirrt sich der nagaische Tatar doch nie: Sonne, Mond, Sterne, das kleinste Leuchten an dem dunkeln Himmel, ja die Richtung des Windes sind hinreichend, ihn zu leiten. Mit jeder Andeutung einer Veränderung in-der Atmosphäre ist er vertraut, und zwar ohne Thermometer und Barometer; auch kennt er die Stunde des Tags fast auf die Minute hin. Seinc Geistesgegenwart und Erfindunc;sa.abe sind nicht minder bemerkenswert!); er ist aufjcde Gefahr vorbereitet, und hat auf, jede Frage eine Antwort; hat man den W"-gm zerbrochen, so ist cr mit seinem kleinen, stcls im Gürtel steckenden Beil zur Hand, um dcn Scha-- dcn auszubessern; braucht man einen Strick, so dreht er einen aus den Haaren eines Pferdes oder dem langen Steppengras, und wild man l'nwohl, so — 62 — kennt er ein Kraut, das allen Schmerlen abhilft. Ich habe mehr als einmal diesen Reichthum von Hülfsmitteln beobachtet, denn oft, während ein Nüsse oder ein deutscher Colonist sich Stunden lang den Kopf zerbrochen, um etwas auszusinnen, kam ein Tatar herbei, und half mit seinem Rathund seiner Hülfe jedem Mangel ab. Doch mit allen diesen natürlichen Vortheilen ist er mit gewissen Ausnahmen dasselbe uncivilisirte Wesen wie' seine Vorfahren; wozu die mit dem Islam so eng verwobene Feindseligkeit gegen Veränderung und Verbesserung nicht wenig beigetragen hat; seine aus Thon oder im Wind getrockneten Backsteinen .aufgeführte Wohnung ermangelt aller Bequemlichkeit; seine Sitten und Gewohnheiten, selbst die Gefäße zum Kochen haben wenig oder keine Veränderung erfahren; seine Reichthümer bestehen noch immer in der Zahl seiner Heerden, und die Größe und das Alter seines Kupferkcsscls — seine einzige Heraldik — zeigt den weit hinaufreichenden Ursprung seiner Familie an. Gisenproductiou in Gnropa. Das Journal 6e5