IV. Jahrgang. Nr. 34. Zeitschrift str vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Mit der Post: Für Laibach samrnt Zustellung: Ganzjährig Ganzjährig fi. 5.— Halbjährig 3.— Halbjährig „ 2.50 Einzelne Nummer 5 kr. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 10, II. Stock. Die Administration in Ottotar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Infertionsgebühren: Für die 2!paltige Petit-Zeile oder deren Raum bei imaliger Einschaltung 8 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 fr. Stempel jede« Mal 30 kr. Inserate übernimmt Haasenstein ss Vogler in Wien, Wollzeile », Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Geldsendungen sind zu richten an den Eigenthümer des Blattes. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mitteilungen nicht berücksichtiget. Laibach, Dinstag am 27. April 1869. Die nationalen Bestrebungen der Slovenen. 11. Man trägt uns ferner nach, daß wir die Vereinigung der Slo ­venen in ein politisches Verwaltungsgebiet anstreben, und wirft uns vor, daß wir das Land zerreißen, die deutsche Sprache ausmerzen, und „das bildungsbedürftige, bildungsfähige, Bildung verlangende Volk nicht allein auf der Stufe zurückhalten wollen, die es bereits erklommen, nein — es um Jahrhunderte zurückschleudern möchten in die Geistesnacht." So übelwollende Bösewichte und Finsterlinge sind wir denn doch nicht. Uns steht die Frage nur etwas anders. Wir wünschen, daß unser Volk fortschreitet, ohne die sporadische Aufklärung, die sich Einzelne aus demselben auf fremdartiger Grundlage erwerben könnten, mit dem Verluste feiner nationalen Individualität zu be­zahlen, wodurch selbes statt fortzuschreiten zu immer höherer geistiger und politischer Entwicklung, herabsinken müßte zur Verkommenheit eines Mifchlingsvolkes. Es ist Kardinalsatz unserer Politik, daß ein Volk als solches überhaupt nur auf nationaler Grundlage fortschreiten könne. Wi r halten dafür, daß die 1'/^ Millionen Slovenen ein unveräußerliches Recht haben, ihre Individualität zu wahren und im Verbände der anderen österreichischen Völker als Nation zu existiren. Dieses Recht wird uns kaum abgesprochen werden können, es wäre zum mindesten nicht — liberal. Wer uns jedoch dieses Recht zugesteht, muß uns konsequentcr­weise auch die Mittel zur Verwirklichung desselben zugestehen. Daß diese Verwirklichung nicht möglich ist bei einer an sich kleinen Nation, die in fechs politische Verwaltungsgebiete zerstückelt und zwischen zwei großen, mächtigen Nationen eingekeilt ist, dürfte an sich kaum eines Beweises bedürfen. Die Majoritäten jener Ver­waltungsgebiete, in denen sich die Slovenen in der Minderzahl be­finden, haben kein Verständniß für die Bestrebungen der letzteren, und wie die Erfahrung zeigt, würde man vergebens Gerechtigkeit von ihnen erwarten; fo hat z. V . der steierische Landtag in neun Jahren auch nicht einen Wunsch der Slovenen in nationaler Rich­tung erfüllt oder unterstützt, ja im Gegentheil das slovenisch-nationale Element wird bei jeder Gelegenheit als ein gänzlich unberechtigtes behandelt und mit der größten Rücksichtslosigkeit zurückgedrängt und niedergestimmt. Die steierischen Slovenen können, obwohl sie bekanntermaßen zwei Fünftel der Bevölkerung ausmachen, Dank der Schmerling'schen Wahlordnung, im günstigsten Falle acht Abgeordnete in den Grazer Landtag entsenden, deren Stellung dort eine wahrhaft erbarmungs­würdige ist. Wie es unter solchen Verhältnissen um die Wahrung der na­tionalen Interessen der Slovenen bestellt fein kann, liegt auf der Hand, und in der That haben dieselben auch bisher nicht das ge­ringste durchsetzen können. Nicht minder traurig sind die Verhältnisse der Slovenen in Kärnten, Görz, im Küstenlande und im Triester Territorium. Die gemachten Erfahrungen mußten die Ueberzeugung wachru­fen, daß unter den gegebenen politischen Verhältnissen die slovenische Nation als solche sich nicht erhalten und sich nicht entwickeln könne. Wenn also die Slovenen die Vereinigung in ein politisches Verwaltungsgebiet anstreben, so machen sie nur von dem heiligsten Rechte jeder Nation, jenem der Selbsterhaltung, Gebrauch, und sie müßten meines Erachten« in diesem Streben von jedem Volksfreunde, dem Freiheit und Fortschritt mehr als Fräsen sind, die man beliebig nach seinem Vortheile drehen und wenden kann, — unterstützt werden. Provinzielle Gefühle für das Althergebrachte, ja selbst momen­tane materielle Nachthcile können, so sehr wir geneigt sind, dieselben in Rechnung zu ziehen, nicht maßgebend sein, wo es sich um die höchsten Interessen des Völkerlebens handelt. Dergleichen Gefühle konnten auch bei den Einigungsbestrebungen der Deutschen und Ita ­liener nicht geschont werden, und doch haben wir denselben unsere Sympathien nicht versagen können. I n der Verwirklichung dieser Idee liegt keine Feindseligkeit ge­gen das deutsche Element, wie solche überhaupt unseren Bestrebungen ferne liegt. I m Gegentheile würde durch Schaffung einer staatsrechtlichen Basis zur Wahrung der Rechte, die unserer Nation, wie jeder an­deren theuer sind — die sicherste und dem modernen Staat allein entsprechende Grundlage für die Fortdauer des freundnachbarlichen Verkehrs geboten, wahrend der gegenwärtige tagtägliche Kampf um die Wahrung der Nationalität die Gemüther verbittert und lähmend auf alle Verhältnisse des öffentlichen und Privat-Verkehrs einwirkt. Insbesondere ist der Vorwurf, daß wir die Kenntniß der deut­schen Sprache bei uns ausmerzen wollen, ein unbegründeter. Der praktische Sinn, den wir mit unserm Volke gemein haben, laßt uns nicht verkennen, daß die Grenzen unseres Heimatlandes enge gezogen sind, und daß es nicht von Vortheil wäre, uns — wie man uns unterstellt — mit einer chinesischen Mauer umgeben zu wollen. Wir möchten die reichen Schätze deutscher Wissenschaft und Kunst dem strebenden, höhere Bildung suchenden Slovenen auch nicht verschlie­ßen, wohl wissend, daß die Kenntniß einer fremden Sprache die Liebe zur eigenen Nation und Sprache nicht abschwächt, sondern daß im Gegentheil mit der erhöhten Bildung sich das Streben veredelt und oft erst durch selbe das Gefühl der Heimatliebe zur fruchtbaren That wird. So klar uns diese Verhältnisse sind, und eben deßhalb müssen wir jedoch die volle Gleichberechtigung der slovenischen Sprache in Schule und Amt, die Einführung derselben in das öffentliche Leben mit allem Nachdrucke fordern. Solange diese Forderung nicht erfüllt ist, kann man nicht sagen, daß der slovenischen Nation die Grundbedingungen ihrer Existenz ein­geräumt sind; sie muß also darauf bedacht sein, sich diese Existenz — Bedingungen aus eigener Kraft — zu schaffen. Die Einführung der slovenischen Sprache in das Amt anlan­gend, verkennen wir keinenfalls die obwaltenden Schwierigkeiten, welche vorzüglich darin gelegen sind, daß als eine Folge der früheren ex­klusiv deutschen Erziehung an unseren Unterrichtsanstalten eine große Anzahl der angestellten Beamten, Advokaten, Notare u. s. w. der slovenischen Schriftsprache nicht in dem Maße mächtig ist, um sich derselben mit Gewandtheit zu bedienen; wenn wir deßhalb auch lei­ner Überstürzung das Wort reden wollen, so halten wir es doch für eine sehr berechtigte Anforderung unseres Volkes, daß mit der Einfühlung der Sprache in das Amt der Anfang gemacht, daß ins­besondere Zeugen-Einvernehmungs- und Eidesablegungs-Prototolle u. dgl. in slovenischer Sprache aufgenommen, und daß den Behörden die Erledigung in der Sprache der Eingabe zur Pflicht gemacht wird, was bei nur etwas gutem Willen schon derzeit ohne Gefährdung des Dienstes geschehen kann. I n Betreff der Schule müßten die oben entwickelten Anschau­ungen folgende praktische Anwendung finden. Die Dorfschule ist gewiß nicht der geeignete Ort zum Studium fremder Sprachen. Die Landleute pflegen ihre Kinder zwei, höchstens drei Jahre in die Schule zu schicken, ein Zeitraum, der kaum genü­gend ist, daß sich selbe in der Muttersprache die im Leben unent­behrlichsten Kenntnisse aneignen; in Würdigung dieser Umstände hat selbst die „Grazer Tagespost", die man gewiß mit Unrecht pansla­vistischer Tendenzen beschuldigen würde, das Verlangen, daß in der eigentlichen Voltsschule das Studium einer andern als der Mutter­sprache betrieben werden soll, für eine pädagogische Roheit erklärt. Die Mittelschulen sollen bei uns derart eingerichtet werden, daß Gelegenheit geboten sei, sowohl das Slovenische als das Deutsche vollständig in Wort und Schrift zu erlernen, was bisher großentheils weder hinsichtlich der einen noch der andern Sprache der Fall war. Getreu dem Grundsatze: „was dem einen recht, ist dem andern billig", soll an den slovenischen Mittelschulen der Nationalsprache, an welche die Nation durch die Liebe zum Heimischen gebunden ist und die als das einzig mögliche Medium zur Ausbreitung der Bil ­dung und Kultur in allen Schichten des Volkes angesehen werden muß, eine derart ehrende Stelle eingeräumt werden, daß ihre mög­lichste Ausbildung gesichert ist; mit einem Worte, die Schulen sollen nicht Entnationalisirungs-Nnstalten sein. Nach diesen Grundsätzen sollte nach unserer Anschauung dem praktischen Bedürfnisse Rechnung getragen werden; wenn jedoch, wie es bei Gelegenheit der letzten Marburger Wahl geschah, Leute, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, jede Regung flavischen Nationalgefühls mit der größten Rücksichtslosigkeit niederzutreten; denen es ein Greuel ist, nur ein slavisches Schriftstück zu sehen oder Feuilleton. Laibacher Typen. (Fortsetzung.) Die Kaffeeschwester (8p»tlu» «lomestieu» »ut N»8«n Nachdem wir die übrigen noblen Klassen der weiblichen Ge­sellschaft stizzirt, ihre charakteristischen Eigenschaften und ihre Unter­scheidungszeichen hervorgehoben, ihren Nutzen und Nachtheil für die menschliche Gesellschaft angegeben und ihre Lebensweise beschrieben haben, bleibt uns nur noch eine Spezies übrig, die ihrer absonder­lichen Gewohnheiten wegen Beachtung verdient; es ist dieß die Spe­zies der Kaffeeschwestern, insgeheim auch Klatschschwestern genannt. Das Aeußere dieser Abart des weiblichen Geschlechtes zeichnet sich durch eine wenn nicht hagere, so doch sehr schlanke Körperform aus, welche gewöhnlich, die neuen Moden gründlich verachtend, in ihre m jugendlichen Kostüme erscheint. Den welken Leib bedeckt ge­ wöhnlich ein möglichst buntes Zeug, zahllose bunt gefärbte Bänder und eine runzlige Haut, welche trotz der künstlichen Hilfsmittel, sie glatt zu erhalten, nachgerade Falten bekommen hat. Ihre besonderen Kennzeichen sind: eine überflüssige Menge von Katzen und knurrenden Hunden, deren Unbeholfenheit der beste Beweis einer mütterlichen Fürsorge seitens der Herrin ist. Die Vergangenheit dieser Sorte weiblicher Siiugethiere ist eine sehr wechselvolle, für junge Fräulein sehr lehrreiche. Jedes Exemplar ist zwar, gleich anderen Töchtern Eva's, als Fräulein geboren wor­den, obwohl es biblisch nicht festgestellt ist, wann und ob Eva Töchter geboren, da wir ja von einem „Fräulein Adam" im alten Testamente nichts lesen; allein es hat die natürliche Bestimmung auch nur einen Namen nach slavischer Ortografie zu schreiben; die bei Ausschreibung von Schuldiensten für rein slovenische Bezirke die Kenntniß der slovenischen Sprache als ein minder wichtiges Erfor­derniß erklären — die Devise „deutsch-slovenisch" als Maske vor­nehmen, so richtet sich eine solche Heuchelei von selbst; wir können auch nichts entgegen haben, wenn irgend ein Slavenfeind mit einem verkommenen Renegaten sich gerührt über das gelungene Wert der planmäßigen Verleumdung in die Arme sinken, wenn man aber hiezu das „^Hprej 2Ä,3tavg, Llave" aufspielt, so müssen wir dieß für eine auf Bethörung berechnete Komödie erklären, wie solche wider­licher und zugleich verletzender nicht leicht ersonnen werden könnte. Der Genius der Freiheit wendet sich verhüllend ab von einer sol­chen Siegesfeier. Mi t wahren Volksmännern, gehören sie welch' immer einer Nation an, glauben wir keine Versöhnung nöthig zu haben, weil es keine Differenzen zwischen uns geben kann; die Grundsätze der De­mokratie sind für alle Völker die gleichen. Klagen uns die Liberalen von heutzutage an, daß wir im Bündnisse stehen mit feudalen und reaktionären Elementen, so wenden sie, abgesehen davon, daß diese Anklage ganz ungegründet ist, den Speer gegen sich selbst, denn sie gestehen zu, daß wir Veranlassung haben Schutz zu suchen gegen jene Freiheit, die sie uns bieten. Ein solches unnatürliches Bündniß müßte übrigens stets von Verderben sein für diejenigen, die es eingehen. Ein solches Bündniß müßte uns die Herzen unserer begeisterten, intelligenten Jugend ent­fremden, unsere stolzeste Hoffnung. Wir können den endlichen Triumf der Prinzipien, die uns leiten, nur erwarten von der siegenden Macht, welche der Wahrheit innewohnt. Politische Revue. Anläßlich der Debatte über das Volks schulgese tz im Ab­geordnetenhause erklärten die Polen, Slovenen und Tiroler an der Spezialdebatte wegen Verfassungswidrigteit, Verletzung der Autonomie, Beeinträchtigung der nationalen Rechte nicht Theil neh­men zu können. Sämmtliche verließen das Haus, welches hiedurch beschlußunfähig wurde; erst nach einer halben Stunde, nachdem die Abgeordneten aus allen Ecken und Enden, darunter auch der Reichs« kanzler, zusammengestöbert worden, tonnte die Sitzung wieder eröff­net werden, worauf im raschen Trabe das ganze Schulgesetz ange­ lacht erfüllt, sei es, daß sein Aeußeres Werber abstieß, sei es, daß es infolge anderer Eigenschaften oder Unglücksfälle sitzen blieb. Häusig ist das Fräulein selbst schuld, daß es Fräulein geblieben; das ju­gendlich schöne, liebliche, reiche, kokette, anspruchsvolle und wählerische Wesen zählte in der Blüthe jungfräulicher Jahre Schaaren von Ver­ehrern, viele bissen auch an, aber alle wurden als untauglich be­funden, man wartete auf den, der da kommen sollte; aber siehe, er kam nicht! I n dem Verhältnisse, wie sich die Jahre mehrten, nahm die Zahl der Verehrer ab; man zählte nur noch einen von der alten Garde, aber auch dieser ging. Nun schwor man unauslöschliche Rache dem perfiden Gezücht, dehnte diese auf alles, was ihm theuer sein tonnte, also vorzüglich auf die junge verheiratete und ledige Damen­welt aus und schloß Bündnisse mit Schicksalsgenossinen. Nicht alle verdanken indeß ihr jetziges Loos dem gleichen Schick» sale. Sie waren schön, ihr Herz edlen Gefühlen zugänglich, sie lieb­ten, sie liebten heiß, ach, sie liebten zu sehr und — fielen! Der treulose Verführer verließ sie freiwillig oder gezwungen durch Ver­hältnisse, die Betrogene blieb der Verachtung der Welt preisgegeben. I n diesem Zustande lernte sie allmälig die Welt verachten, der Schmerz stumpfte ihr Herz, ihre Gefühle langsam ab; jetzt hofft sie nichts mehr von der Welt, aber sie will sich rächen und — thut es nach Möglichkeit. Diese hat das Schicksal unverdient ereilt, nicht so eine andere Sorte, welche sich in der Jugend im Glänze ihrer Schönheit sonnte und denselben vorzüglich über Uniformen ausgoß. Auf Bällen stets umtänzelt von leichtfüssigen Lieutenants, auf der Promenade um­schwärmt von biegsamen Oberlieutenants und bezwickert von behäbi­geren Hauptleuten unter der Aegide pensionirter Majore verscheuchte sie durch diese säbelklirrenbe Garde schüchterne zivile Verehrer, welche allenfalls „anzubeißen" Willens waren. Mi t den zunehmenden Jahren schmolz die Garde zusammen, ja der letzte wich; nun sah man sich nach einem Zivilisten um, aber es kam keiner in Sicht trotz her­nommen wurde. Ueber dieses Vorgehen ist die „liberale" Presse in hohem Grade entrüstet. Nach der „Corr." halten die Regierungsorgane in Belgrad die serbische Frage, welche seit längerer Zeit eingeschlafen zu sein schien, wieder offen. I n einer der letzten Nummern des offiziösen Belgrader „Vidovdan" wird erinnert, daß die Flügel Serbiens frei sind und daß dieses (zukünftige südslavische Piemont) mit aller Kraft seinem Ziele entgegen fliegen werde. Dieser Ausflug sei aber not ­wendig, denn die serbische Nation strebe die nationale Vereinigung an und sie müsse die letztere auch erreichen, denn das serbische Haus sei noch nicht vollendet. Serbien sei der Kopf der serbischen Nation; der Kopf müsse aber auch einen Leib haben und solange sich die Glieder desselben außerhalb Serbiens befinden, könne die serbische Nation nicht behaupten, daß sie ein national-organisches Leben führe. Obschon wir der Belgrader Regierung die Berechtigung zu solchen erhebenden Worten nicht absprechen, so müssen wir auch dießmal wie schon öfters die Belgrader Regierung daran erinnern, daß Worte «hne Thaten eben nur Worte sind und daß Serbien, wie unlängst das nationale Organ des dreieinigen Königreiches, der „Novi Pozor", Kargethan hatte, durch nichts bewiesen habe, ein südslavisches Piemont zu werden. Die deutschen Angelegenheiten stehen zwar nicht im Vordergrund der Tagesgeschichte, aber allem Anscheine nach ist die Zeit nicht mehr ferne, daß die süddeutsche Frage eine europäische Bedeutung erlangt. Und sie wird sie erlangen. Nicht aber deßhalb, weil die acht Millio­nen Süddeutsche die Stärke Preußens, falls sie in einer sanften Weise annektirt würden, wesentlich verstärken müßten, sondern, weil dem Auslande dadurch Gelegenheit geboten würde, diese deutsche Landesangelegenheit zu einer europäischen zu machen. Wir verfolgen diese Frage mit großer Aufmerksamkeit, und zwar ohne Neid, indem wir den rein deutschen Staaten die nationale Einheit, welche die winzigen Eigentümlichkeiten der Einzelnlander schonen würde, von Herzen gern gönnen. Aber eben, weil wir diese Frage aufmerksam Verfolgen, müssen wir eingestehen, daß dieselbe vielleicht früher als wir selbst glauben zur Lösung gelangt. Für Norddeutschland ist es eine Sache der eigenen Existenz, sich zu konsolidiren und sich für die Zukunft zu sichern, daß in den Tagen der Kriegsgefahr Süddeutsch­land ein wirkendes Glied der preußisch-deutschen Kette werde und daß also Süddeutschland noch weniger in der Lage sein tonne, sich in Gegensatz zu Norddeutschland zu setzen. ausfordernder Lorgnetten und Sperrsitzen oder Logen im Theater; man saß fest. Endlich rekrutirt sich diese Klasse aus Witwen und Frauen, die der Himmel nicht mit Kindern gesegnet. Diese sind eigentlich nicht rachsüchtig oder boshaft, sie tratschen aus Mangel anderweitiger Beschäftigung ohne die böse Absicht der Spezies ihrer Klasse. Diese Abart weiblicher Säugethiere lebt in eigenen Versamm­lungsorten, Thee- oder Kaffeegesellschaften, von denen Männer aus­geschlossen sind. Sie nährt sich vorzüglich von dem Rufe anderer und könnte deshalb füglich in die Klasse der Raubthier e eingereiht werden. Ihre Opfer sind vorzüglich junge und hübsche Fräulein oder Frauen, junge und hübsche Herren oder Ehemänner, die sie en P3.883,nt, strickend und in Rosenbach, im Winter daheim Kaffee schlürfend, bis an die Knochen abnagen. Hiezu bedienen sie sich der äußerst geläufigen und spitzen Zunge, welche mit ihren Stricknadeln an Schnelligkeit wetteifert. Sie tritisirt alles vom Hute bis auf die Spitzen der Stiefletten; sie findet nur Fehler und Unvollkommen­heiten, Vorzüge erkennt sie nicht an. Um stets am Laufenden zu fein, führen diese Megären gewissenhaft Tagebuch über alle Bege­benheiten in der Stadt, wissen nach dem Kalender genau das Alter dieses oder jenes Mädchens, alle offenen und geheimen Verhältnisse und sorgen für die Veröffentlichung der letzteren, ja sie profezeihen jedem eine wenig tröstliche Zukunft. Häusliches Glück junger Ehe­gatten ist ihnen ein Greuel, sie legen demselben Mienen und freuen sich, wenn dieselben springen, sie wissen alle Ereignisse voraus, sie wissen viel mehr als wahr ist und leben mit der ganzen übrigen Welt auf beständigem Kriegsfusse. Sie führen genau Buch über die Zahl der Verehrer einer Dame, über die gescheiterten Heiraten, ja sogar über die Anzahl falscher und echter Zähne einer Frau; kurz, nichts entgeht diesen weiblichen Dämonen, sie halten gleich den Wllchtschiffen in den Dardanellen die strengste Revue über alles Passirende und verproviantiren sich von Tag zu Tag. Geht der neue Aus Bukurest meldet der Telegraf die Ergreifung von Ge­walimaßiegeln gegen etwaige Bildung von bulgarischen Insurgenten­banden, und Zeitungsberichte zeigen an, baß das verschanzte Lager bei Tekuö am 28. d. bezogen werden und die ganze stehende Streit­kraft, d. h. nahezu an 40.000 Mann, vereinigen soll. Die Städte dürften der Nationalgarde zur Garnison überlassen werden. I n Italie n fabelt man wieder von mazzinistischen Verschwö­rungen, die dießmal ihren Sitz in Mailand haben sollen. Die Mai­länder „Perseveranza" will den Gerüchten, denen zufolge die lom­bardische Hauptstadt ein sehr gefährliches Zentrum des Mazzinismus wäre, der sich von dort nach anderen Theilen Italiens zu verbreiten drohe, keinen unbedingten Glauben schenken, meint aber doch, daß die Regierung wohl daran thun würde, die Bewegungen der ihr verdächtigen Parteien nicht aus den Augen zu lassen und eventuell die Ermächtigung zu deren Unterdrückung durch die energischsten Mittel vom Parlamente zu begehren. Die italienische Regierung soll Orsinibomben und chiffrirte Dokumente, angeblich einem Verschwö­rungskomite ungehörig, entdeckt und mit Beschlag belegt haben. Um die Sache als ernst darzustellen, wurden in Mailand sechs Verhaf­tungen vorgenommen. Ueber die galizischen Iudenexzesse, welchen kürzlich die Presse tendenziöser Weise eine Bedeutung beilegte, die sie tat ­sächlich nicht hatten, bringt die „Abendpost" folgendes Kommunique: „Seit den Exzessen, deren Schauplatz Iaroslau in der Osterwoche war, erhalten Wiener Blätter fort und fort über Verfolgungen und Mißhandlungen der Juden in Galizien Mittheilungen, welche nicht nur die einzelnen Vorfälle übertrieben darstellen, fondern sie auf eine weitverbreitete systematische Agitation zurückführen. Aus Schlägereien zwischen betrunkenen Bauern und jüdischen Dorfschänkern, die in Galizien öfter vorkommen und denen am wenigsten eine religiöse oder politische Bedeutung beizumessen ist, soll nun eine „galizische Iudenfrage" und für die „Verfolgungen" der Katholizismus und die katholische Geistlichkeit Galiziens verantwortlich gemacht werden, welche die zum religiösen Fanatismus neigende Bevölkerung seit Monaten in dieser Richtung systematisch bearbeitet und aufgestachelt habe, und in zweiter Reihe die Regierung, welche nichts thue, um diesen seit Wochen andauernden, „an die finstersten Zeiten des Mittelalters mah­nenden" Wirren zu steuern. Nun haben die genauesten Erhebungen ergeben, daß Erzesse gegen Israeliten in Iaroslau, Radymno und Wieslin vorgekommen sind, nirgends sonst im Kronlande. I n de» Stoff aus, dann zehren sie am alten, nach Art der Wiederkäuer und schützen sich auf diese Art in mageren Wochen vor dem Verhungern, Wehe dem armen Sünder, welcher in den Bereich ihrer Zungen kommt! Zwischen den mit rasender Eile arbeitenden, auf-und nieder­gehenden, mehr oder minder zahnlosen Kiefern wird er zerrieben, zer­fetzt, zerfasert, zerstückelt, zerfetzt, nichts bleibt an ihm, wenigstens nichts gutes; mag er anderen Menschenkindern noch so vollkommen erscheinen, in ihren Augen ist er eine Ausstellung von körperlichen und geistigen Gebrechen, welche man mit dem Eifer und der Ge­wandheit eines Trüffelhundes aufspürt, aufdeckt und schonungslos der Welt zeigt. Diese Klasse gebiert die Fama, bemächtigetsich jedes Er­eignisses, macht dasselbe durch kunstgemäße Ansätze und fachdienliche Ausschmückungen mundgerechter und wenn es endlich durch alle diese Zungen Spießruten gelaufen, dann ist es eine neue Schöpfung, denn es hat durch die vielen vermehrten und wiederholt verbesserten Auf« lagen ein ganz anderes Aussehen erhalten, nicht einmal das Gerüste ist unverletzt geblieben. Wie manches glückliche junge Ehepaar wird ihr Opfer, wie mancher weibliche Ruf wird durch sie zerstört! Sie rächt sich an der Welt, weil sie dieselbe das hat werden lassen, was sie ist: in den Augen galanter, noch nicht angegriffener Menschen altes Fräulein, in den Augen ihrer Opfer alter Drache. Diese Klasse ist, wie wir bereits bemerkten, nicht das Werk des Schöpfers, also keine natürliche, sondern eine aus der Art geschla­gene, welche sich das Menschengeschlecht größtenteils selbst heran­zieht. Das wirksamste Mittel zur Verminderung oder Ausrottung derselben ist das — Heiraten, eine für beide Geschlechter gleich an­genehme Medizin; wenn sie trotzdem nicht zur Anwendung kommt, so ist dieß die Schuld eines der beiden Theile, welche sich in der Jugend dagegen sträuben, im Alter aber dieselbe nicht mehr recht vertragen können, weil die Lebenskraft dahin. (Forts, folgt.) beiden letztgenannten Ortschaften wurden nämlich mehreren Israeliten bei Nacht die Fenster eingeworfen. Die Thäter, Bauernbursche, sind eruiri und an das Gericht abgeliefert worden. Mi t dem blutigen Raufexzeß in Rzeszow, über welchen fast alle Wiener Blätter be­richteten, hat es allerdings seine Richtigkeit: nur war es eine Rau­ferei von vier Juden unter einander. Christen betheiligten sich an dem Erzeß gar nicht, man müßte es denn eine Beteiligung nennen, daß das Gemeindeamt die Erzedenten arretirte und als ausweis­und beschäftigungslos in deren Heimat abschob. Das Eingreifen der katholischen Geistlichkeit aber dürfte sich wohl darauf beschränken, daß der Vikar Wojnar in Iaroslau die am Nachmittage des Ostermon­tags auf dem Ringplatze versammelten Leute aufforderte, sich zu zer­streuen und die Vesperandacht zu besuchen, in welcher Mahnung ge­wiß eher alles andere als eine Aufhetzung gegen die Juden gelegen ist. Zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung sind übrigens die umfassendsten Maßregeln getroffen und ist seit dem Ostermontage, einen Bubenerzeß am 4. d. M . abgerechnet, auch in Iaroslau kei­nerlei Ruhestörung weiter vorgekommen." Tagesneuigkeiten. Laibach, 27. April. — (Ein Akt der Wohlthätigkeit.) Herr Karl Kranz, gewesener Direktor der hiesigen Zuckerraffinerie und jetzt Besitzer der Papierfabrik Andritz bei Graz, hat aus Anlaß des am 28. d. M . nach seiner in Wien verstorbenen Gemalin in der St . Peters ­kirche stattzufindenden Todtenamtes dem hiesigen Handelsmanne Herrn Roger einen Betrag von 100 fl. zu dem Zwecke übermit­telt, daß derselbe unter arme, brodlose ehemalige Zuckerfabriksarbeiter vertheilt werde. Die Arbeiter mögen sich daher bei Herrn Roge r auf der Poljana-Vorstadt, HNr. 30, melden. — (Die verschobene „Beseda") der Frau Odi wird künftigen Sonntag im Saale der öitalnica stattfinden. Das Pro­gramm bringen wir nächstens. — (Die Generalversammlung) des „Sokol" wird am 1. Mai um 8 Uhr Abends in der neuen Turnhalle, Gradi­schll-Vorstadt, im Cvlljar'schen Hause abgehalten werden. Das Pro­gramm enthalt folgende Punkte: 1. Wahl zweier Ausschußmänner; 2. Vorlage des Ausschusses, betreffend die Ausflüge des Vereines; 3. besondere Anträge. — Nach der Versammlung ist die letzte heu­rige Zusammenkunft im „Hotel Elefant", deren Programm wir dem­nächst bringen. — (Die Vclocipcdmanie) hat trotz des von uns letzthin mitgeteilten Unglücksfalls, wovon jedoch das „Tagblatt" unbegreif­licherweise schweigt, trotz vielfacher Beschwerden und mehr oder min­der heftigen Karambolagen eher zu- als abgenommen. Von magi­stratlicher Seite ist unseres Wissens dagegen noch nichts verfügt worden, vielleicht deßhalb, weil es die dem konstitutionellen Lager entstammende jeune^e äoreo ist, welche die Straßen unsicher macht, weil die verantwortliche Redaktion des „Tagblatt" selbst wie besessen hoch zu Velociped durch die besuchtesten Gassen, die belebtesten Pro­menaden rast, ohne Rücksicht auf die Füsse harmloser Spaziergän­ger, welche sich nicht schnell salviren können. Wenn die konstitutio­nellen Herrschaften auf den eigene n Füssen nicht gehen wollen, so mögen sie auch über andere nicht fahren. Wann wird der löbliche Magistrat diesem Unfug gegenüber sein „Huos eZo" in Anwen­ dung bringen? Aus Illyrisch Feistlitz schreibt man uns: Das nationale Leben erfreut sich bei uns einer guten Gesundheit; ist dieselbe auch nicht eben blühen d zu nennen, so kranken unsere Zustände Loch nicht an jener Lässigkeit, die wir anderwärts leider nicht selten bemerken. Die Kunde von dem in unserer Nähe stattfindenden Tabo r wurde nicht nur von den Mitgliedern der öitalnica, sondern auch von dem Volke freudig begrüßt; wir hoffen durch ein zahlreiches Erscheinen die Behauptung feindlicher Journale, daß unser Volk politisch noch unreif wäre, glänzend zu widerlegen. Nur eine Klasse ist es, welche die nationalen Bestrebungen mit steigender Angst beobachtet, obfchon sie sich das Ansehen zu geben sucht, als würde sie dieselben gar nicht beachten, sondern nur mitleidig belächeln. Wir meinen die Bureau­traten. Einige Repräsentanten dieser Klasse erklärten, sie könnten unmöglich slovenisch amtiren, da dieser Sprache derSchwung des jetzigen deutschen Amtsstyles gänzlich fehle. (Wer lacht da?) Die slovenischen Reden im Landtage hätten den Weich gewöhnlicher Plauschereien, wenn sie schon nicht in die Zahl alltäglicher Kneipreden einzureihen wären! So gesprochen von dem höchsten hiesigen k. k. Beamten am 22. April im Jahre des Heils 1869, auf slovenischen, Boden in Krnin. Verstorbene. Den 19. April. Herr Franz Marini, Diurnist, alt 5t Jahre, im Zivil­spital, an der Gehirnlähmung. Den 20. April. Valentin Wiuek, Institutsarmer, alt 53 Jahre, in der Stadt Nr. 213, in Folge der durch Sturz über die Stiegen zufällig erlitte­nen Verletzungen. Den 21. April. Agnes Vo6iö, Landmannstochter, alt 18 Jahre, im Zivilspital, an der Gehirnlähmung. Den 22. April. Dem Franz Miku», Schlosser, sein Kind Adelheid, alt 2>/z Jahre, in der St. Petersvorftadt Nr. 55, am Scharlach. — Johann» Ruttcr, Magd, »lt 33 Jahre, im Hühnerdorfc, Schloß Kroiseneg Nr. I, am Lungenödem. — Fräulein Zäzilie Rutter, Hausbesitzerin, alt 85 Jahre, in der Stadt Nr. 210, an der Lungenlähmung. Den 23. April. Frau Anna Pajk, bürgcrl. Zimmermeifterswitwe und Realitätcnbesitzcrin, alt 83 Jahre, in der Tirnauvorffadt Nr. 18, an der Lun­genentzündung. — Marian» Kimovc, Näherin, alt 29 Jahre, in der Stadt Nr. 93, an der Lungentuberkulose. Den 24. April. Josef Pfeifer, Zwängling, alt 24 Jahre, im Zwangs­arbeitshause Nr. 47, an der Wassersucht. Heilmittel gegen stets blutendes Zahnfleisch, rheumatische Zahnschmerzen und Zahnsteinbildung. Nicht nur die Autorität der Wissenschaft, sondern auch die Er­fahrungen jede« Einzelnen befunden, daß die tägliche Reinigung des Mundes und der Zähne zur Erhaltung der Gesundheit derselben höchst »othwendig ist, und ebensowohl ihren Krankheiten als auch allen gast­rischen und nervösen Leiden vorbeugt. Als diesem Zweckentsprechendes sicherstes Mittel ist allgemein anerkannt das Anatherin-Miindwaffer des praktischen Zahnarztes I, O. Popp in Wien, Stadt, Bognergaffe Nr. 2') . Unübertrefflich in seinen Wirkungen gegen rheumatische und gichtische Zahnleiden, gegen leicht blutendes, schwammiges und entzün­detes Zahnfleisch, Auflockerung und Schwinden desselben, besonders im vorgerückten Alter, gegen Skorbut und Karies, benimmt es den durch künstliche oder hohle Zähne, oder durch Tabakrauchen erzeugten üblen Geruch und ertheilt dem Munde eine angenehme Frische, sowie einen reinen Geschmack. Unzählige Atteste bestätigen diese erfolgreichen Wir­kungen. Unter anderen auch Folgendes: „Vielfache Heilmittel waren nicht im Stande, mein stets blutendes Zahnfleisch, rheumatische Zahnschmerzen und stete Zahnsteinbildung zu heilen, bis ich das angerühmte Anathcrin-Mundwasser versuchte, welches nicht nur obige Uebel beseitigte, sondern meine Zähne gleichsam neu belebte und den Tabaks­geruch beseitigte. Verdientermassen ertheile ich hiermit öffentlich diesem Wasser das gebührende Lob und dem Zahnarzt Pop p in Wien den wärmsten Dank. Wien. Freiherr V. VlUMllU, n>. z>." ') Zu haben in: 10—2. Laibach bei Josef Karinger, Ioh. Kraschuwitz, A. Krisper, Petrivie