^49. Samstag den 4. Nerember 1830. Nie Sterbeglocke. «Glimpf und bang Tönt der Sterbeglocke Klang Von des Münsters Thurme nieder, Schweigt — und ernster hallt sie wieder. Wie sie ruft Von der Erde in dis Gruft, Au3 dcS LebenS munterm Hause In 5ie ewig Me Klause! Doch vielleicht Rüst der Tod jetzt unerweicht (imen Wandler, der nicht gerne Folgt zur unbekannten Ferne. Reißt ihn los Von der Aeltern zartem Schooß, Weg vom treuen Arm der Seinen, Die ihn hoffnungslos beweinen. Wandrer du! Geh nur, denn du gehst zn Nuh'! Und des Lebens schönste Bilder Sind dort liedlicher und milder. Hugo vom Schwarzthale. ------------------« 59' ?luf eln von dem Könige gegebenes Zeichen trat der Staatsminister des Innern, Hr. v. Schenk, hervor und begrüßte den neu entstehenden Bau mit folgender Rede: " »Das Wort Sr. Majestät unsers allergnä» digsten Königs hat uns heute an erhabener Stätte zu einer erhabenen Feier versammelt.« »Die Stätte, auf der wir stehen, ist ein Berg, umkränzt von Eichen, dem Sinnbild teutschen Sinnes; zu unsern Füssen rauscht der mächtige Donaustrom und dringt uns die Grüße eines verbrüderten Nachbarlandes, in dem er entsprungen; nordwärts wölben sich be» jchattete Hügel, die bis an den gewaltigen Vöhmer-wald reichen; südwärts glaubt unser Blick, über die mit Getreide gesegnete Ebene Bayerns weggleilend, die schneeigen Gipfel seines fernen Hochgebirges zu entdecken; neben uns ragen die Trümmer der Veste Stauf, wo ehedem ein starkes Ritter-Geschlecht gehaust, und aus dem nahen Negensburg, dem ersten Sitze dcr Vayerfürsten, wo Otto von Wittelsbach belehnt worden, erhebt sich wie ein Fels der herrliche Dom. So umgeben uns rings Bilder teutschen Für-sienthums, teutscher Kraft, Gottesfurcht und Kunst.« «Doch, wenn auch jene Gebirgswand gegen Nord und Süd niedersinken, unser Horizont sich noch zehnfach erweitern und das gan;e teutsche Paterland offen vor uns liegen könnte, ^wir wurden in keinem seiner Gauen ein Gebäude erblicken, dem ähnlich, dessen Grundsteinlegung wir an dieser Stätte feiern." »Wohl wurden, seit Bildung und Gesittung in Teutschland einheimisch geworden, viel herrliche Gebäude darin gegründet; Jahrhunderte lang übte sich die beharrlichste Kunst oft am Bau eines Domes; die teutschen Lande sind erfüllt mit Kirchen und P.U-lästcn, Burgen und Schlössern, und die jüngste Zeit hat jeder Art von Kunst Tempel und Hallen geschaffen, würdig des alten, schönen Vaterlandes der Kunst. Auch haben einzelne große Männer Standbilder u,id Denksteine erhalten, mehr jedoch im Sinne der einzelnen Völkerstämme, als im Geiste des teutschen Ge-sammtvolkcs. Nie aber noch ist allen großen Män> nern, die Teutschland seit den zwei Jahrtausenden sei» ner Geschichte erzeugt hat, ein Denkmahl gesetzt worden.« »Der Gedanke, ein solches Denkmahl zu gründen, war dem Könige Ludwig von Bayern vorbehalten, und wer war würdiger, dcr erste diesen Gedanken zu fassen ? — Er, der von früher Jugend an für des ge» meinsamen Vaterlandes Wohl und Ehre glühte, den als Herrscher, Krieger und Dichter Lorbeern und Eichenkränze schmücken, Er ist es werth, die Vildtr, gleichsam die Geister dcr größten teutschen Fürsien, Feld: Herrn, Weisen, Kunstler und Gelehrten in einer prächtigen Walhalla, wie in einem Wohnsitze der Seligen zu vereinen.« »Es war in den Tagen der tiefsten Erniedri« gung Teutschlands, zu Anfang des Jahres 1807 — wo das teutsche Reich nach gerade tausendjähriger Dauee, mehe noch durch innere unheilbare Mängel, als durch äußere Gewalt zusammengebrochen und dessen einzeln« Trümmer allmählig unterjocht wurden; in dieser düstern Zeit war es, .alS der Kronprinz von Bayern, damals ein zwanzigjähriger Jüngling, den Entschluß faßt:, dem teutschen Ruhme ein Denkmahl zu stiften, mit ahnungsvoller, vom Erfolge nicht g«-täuschter Se«le vorherschauend, daß derselbe nur äugen« blicklich verdunkelt, nicht erloschen sei, und daß als den Trümmern des veralteten Neichsverbandes dereinst, nach heldenmüthige? Befreiung, ein kräftig verjüngter Staaten-Bund entstehen würde.« „Mit jugendlichem Feuer ergriff der Prinz dic begeisternde Idce, mit männlicher Beharrlichkeit psiea« er sie und verfolgte ihre Ausführung. Umsichtig und streng wurde die Wahl der für Walhalla bestimmten Namen mit selbst großen Männern berathen, sinnvoll der Ort ausgesucht, und schon waren viele Brustbilder, — alle aus weißem Marmor und alle das Werk von Hi'mstlern teutscher Zunge, — vollendet, cUZ der Kron> prinz im Jahre 1821 die Ausführung des Gebäudes, welches alle diese Bilder aufnehmen sollte, nach einem von ihm genehmigten Plane dem trefflichen Baukunst-ler Leo von Klenze übertrug. Noch in dem nämlichen' Jahre wurde die Ausführung der einzelnen Theile in den Marmorbrüchen des Untersberges, eines Eigenthumes Sr. Majestät des Königs, begonnen, und diese Vorarbeiten sind nunmehr so weit gediehen, d,iß heute —- am siebzehnten Jahrestage ^der Leipziger Schlacht, am Tage eines glorreichen, ächt teutsche Sieges, — der Grundstein Walhalla's gelegt, unk dieselbe in sechs Jahren vollendet seyn kann.« »Ueberspringen wir mit geistigem Auge die Jahre bis zu Walhalla's Vollendung und denken wir uns das Gebäude prangend auf dieser Höhe in seiner ganzen Ma-jcstät, welch' ein Anblick wird den Wanderer, der sich dem Ufer der Donau naht, den Sch'ffer, der sie durchsegelt, hier überraschen! Er gewahrt auf dem Gipfel dieses Berges einen großartigen.Tempel, von weißen^ Marmor, würdige Halle der Verklärten, ruhend auf mächtigen dorischen Säulen, umgeben am AbHange des Berges von cyclopischen Mauern und bis tief hinab uon prächtigen, nach beiden Seiten auslaufen-den steinernen Treppen, in deren Mitte sich die für die Brustbilder der noch Lebenden bestimmte Halle der Erwartung befmoet.« 5,W »Der Wanderer geht jene Stufen hinauf, von den Giebelfeldern dcs Tempels leuchten ihm Bildwerke in runder Arbeit entgegen, .dem Andenken der Vesiegung der Römer durch die Cherusker und des jüngsten Ve-fceiunaskrie^s gewidmet. Er tritt in den Tempel uno sein erster Vlick fällt auf ein die Wände umlaufendes 55 - s darstellend der, teutschen Urbewohner Einwanderung/ Religion, Sitten und Gebräuche, Krieg und Verkehr bis auf Wirtekinds und seiner Sachsen Taufe, die Teutfchlünd,s christliche Umgestaltung geschlossen. Und unter d esenl Fries umringen den Wanderer die Bilder und Namen großer Männer, die nnser herrli« ches Vacerland, das Herz von Europa, in allen öffentlichen Verhältnissen, in allen Zweigen des Wissens und Könnens hervorgebracht hat.« „Die Reihe dieser Großen beginnt mit jenen alten Helden, an deren Urkrast zuerst die römische Welt-macht sich gebrochen; ihnen folgt d.r Stamm Pipins von Hcristal, einziges Beispiel einer vier Generationen bindurch fortdauernden Geistesgröße; dann, nachdem diese Größe in Carls Nachkommen allmählig erloschen, die Reihe der edelsten und kräftigsten K.nser aus sächsischem und fränkischem Geschichte, die Hohen-staufen mit ihrem weit über ihr Reich und weit über ihrc Zeit hinaus ragenden Streben; endlich die Habs-durger, vor allen der friedenbringende Rudolph, der erste Maximilian, mit Recht der letzte NiUer genannt, und die größte der Frauen, welche je geherrscht, Maria Theresia. An diese Reihenfolge der Kaiser schlieft sen sich die großen und guten Fürsten, die nicht dem aesammten Reiche, sondern nur ihrem eigeiicn Lande, oder, in Teutschland geboren, fremden Völkern vorgestanden in verhänginßvollcr Zeit mit bleibendem Ruhm, ivie Bayerns Otto und Maximilian, Hesseüs Amalia, Zweybrückens Carl auf dem schwedischen, Wilhelm von Vranicn auf dem englischen Throne, Preussens einziger Friederich, Anhalts Katharina als Selbstherrscher rinn der, Reussen.« .Alle diese Fürstenhäupter sind umgeben von den größten Männern,' die mit ihncn für Glauben und Wahrheit, für Ruhm und Freiheit, für Wissenschaft und Kunst gelebt, gekämpfl, gestorben. Feldherren, vyn dem Cherusker Herrmann, der die Römer, — bis auf Schwarzenberg und Blücher, die heute vor siebzehn Jahren das französische Kaiserthum besiegten; — Glaubensmänner, wie Nicolaus von der Flüe und Thomas von Kempisj—Weise, wie Leibnitz und Haller,— Teutschlands erste Dichter von dem Verfasser des gewaltigen Nibelungenliedes bis auf Schiller (möge Gö-the noch lange in der Halle der Erwartung verweilen!) ^- die Heroen der teutschen bildenden Kunst, der unser König neues Leben eingehaucht, von den ältesten Mei- stern, bis auf Mengs — endlich die erhabenen Dios: küren der teutschen Tonkunst, Gluk und Mozart, "j »Die Geister all dieser großen Teutschen.' scheinen in dieser feierlichen Stunde sich niederzusenken, und dankbar den edelsten der Könige zu segnen, der ihrem ewigen Andenken hier eine herrliche Stätte bereitet. Ihr Segen ist nicht fruchtlos, er ist vereint mit dem des Himmels, — er liegt schon in diesem Momente selbst. Während in manchen andern, ach ! auch teutschen Slaacen Empörung oder Mißtrauen die heiligen Bande zwischen Fürsten und Völkern zu zerreißen oder loser zu machen drohen, steht Hier der glückliche weitbe: glückende König Bayerns,, fest und ruhig, voll Ver, trauen, mit klarer Ansicht Seine Zeit erkennend, mit ernstem Blicke Seinen hehren Beruf erwägend, mit Beharrlichkeit ihn erfüllend, und im Bewußtseyn des tiefsten innern Friedens den Grundstein legend zu einem Denkmahl teutscher Größe, die Ihn erfüllt, und teutscher Treue, die Sein biederherziges Volk Jahrhunderte bewährt hat und bewähren wird.« Diese Worte, mit Enthusiasmus gesprochen, machten tiefen Eindruck; ein tausendstimmiges Lebehoch folgte ihnen. Hieraus legte der König mehrere Gegenstände in die Tiefe des Grundsteins: Den Plan, Aufriß und Durchschnitt des Gebäudes, auf Steinplatten gravirt; eine in Stein gegrabene historische Nachricht über diese Grundsteinlegung; das Modell der Walhalla von gebranntem Thon>- das Vildniß des Königs, auf Porzellan gemalt; drei Geschichtslhaler; die bayerischen Münzen des lausenden Jahrs und ein Fclddenkzeichen der Kriegsjahre 181Z und 14. Diese Handlung ward von Kanonensalven und Trompetenstößen begleitet. Als der König den silbernen Hammer zur Führung der gewöhnlichen drei Schläge auf den Grundstein ergriffen hatte, sprach^er mit lauter Stimme und erhebendem Ausdrucke die schönen Worte: «Möchten in dieser sturmbewegten Zeit fest, wie dieses Baues Sccine vereinigt seyn werden, alle Teutsche zusammenhalten!« — Die Wiederholung der Ceremonie von Seiten der Königinn und mehrerer anwesenden fürstlichen Personen beendigte die Feierlichkeit. Der Anfang zum Bau wirb im nächsten Früjahr gemacht, wo die schon fertig behauenen Steine aus den Marmorbrüchen des Üntcrsbergs bei Salzburg zu Wasser nach Donaustauf gebracht werden. Das Gc-bäude wird sich in einer Ausdehnung von 680 Fuß den Berg hinaus erstrecken, und so im Ganzen eine Höhe von 260 Fuß und eine Breite von 220 Fuß einnchmen. Den obern und Haupttheil bildet ein altdorischcr, ganz aus weißem Marmor construirter Tempel, iiu Fuß breit, 252 Fuß lang und 62 Fußhoch, mit 8 Säulen in der Fronte, und i? Säulen auf der Nebenseite, 196 auf drei Stufen sich crbcbend, ;u welcher breite Trep- -pen, von cpclopischen Mauern getragen, den Verghin-anführen. Das Giebelfeld der Vorderseite werden Bildwerke schmücken, Deutschlands Ruhm nnd Befreiung in colossalen Figuren darstellend. Hinter den U Säulen, welche die Fronte bilden, wird eine zweite Neihe von 6.Säulen die Eingangshalle stützen, durch welche eine große Thür in das Innere des Tempels führt. Der Hauptraum zur Aufnahme der Büsten, der sich hier eröffnet, 142 Fuß lang und 50 Fußbreit, ist in drei Abtheilungen gesondert durch vortretende ionische Säulen-Paare, welche auf vorspringendem Gebälk die - breiten Gurten des mit Cassettirungen in Gold, Blau und Weiß verzierten Gewölbes tragen. Den Frichs der Wandabtbeilungen nimmt das von dem Redner erwähnte Marmorrelief ein, der deutschen Urbewohner Einwanderung, Sitten und Gebräuche, Krieg und Verkehr bis auf Wittckinds und seiner Sachsen Taufe vorstellend, welches vom Hrn. Wagner in Nom entworfen nnd bereits zum größern Theil ausgeführt ist. Die Wände werden mit röchlichem, Marmor aus bayrischen Brüchen bekleidet, und an denselben kommen die Büsten, theils auf Consolenbänken, theils aufein-zclnen Postamenten und Consolen zu stehen; darüber werden Schilde mit den Inschriften der Namen angebracht. Um Einförmigkeit zu verhüthen, werden kolossale Victorien, Candelaber verschiedener Größe und Throne dazwischen Abtheilungen und Unterbrechungen bilden. I)ie Anzahl der aufzustellenden Vüstenbeträgt gegen 450. Der Fußboden wird gleichfalls mit Marmorplatten belegt. Die Erleuchtung geschieht durch die m den drei Abtheilungen des Gewölbes angebrachten Oberlichter. — Hinter dieser Ehrenhalle bleibt, dem Opisthodomus des griechischen Tempels entsprechend, noch ein kleinerer Raum für eine Bibliothek, welche theils die Lebensbeschreibungen, theils die Werke der Gefeierten enthalten soll, deren Büsten die Walhalla aufgenommen hat. Dieser Raum wird durch einen unterirdischen Gang mit der unter der Doppeltreppe liegenden Halle der Erwartung in Verbindung gesetzt. — Auf der Rückfeite des Gebäudes ist,schon jetzt ein breiter Fahrweg angelegt, welcher bequem vom Ufer auf die Höh? des steilen Berges herausführt. Neber V u e l l e. Ein irländischer Edelmann, Namens Hamilton, hat den König von England in einer Eingabe gibele!?? Selne Regierung durch Maßregeln gegen die Duelle zu verewigen. Die Bittschrift führt mehrere ausser> ordentliche Fälle in Beziehung auf neuerlich vorgekom-mene Duelle an. Ein Ossicier hat gefunden, daß unter 170 Duellen 62 Individuen gecödtet und 96 verwundet wurden; dasselbe Verhältniß will der Bittsteller durch Zusammenstellung von mehreren Tausend Zweikämpfen aufgefunden haben; die meisten dieser Duelle gingen aus geringfügigen, oft lächerlichen Veranlassungen-, hervor. Als AbHülfsmittel bringtH«. Hamilton die Einführung von Ehrengerichten in Antrag , wie sie früher in England bestanden hätten, und neuerlich in Preußen, Bayern und andern Konti-nentalstaatcn errichtet worden seien. Ferner sollen die Duellanten mit starken Geldstrafen belegt, von den Salons und öffentlichen Vergnügungsorten (?).ausgeschlossen, für öffentliche Anstellungen unbrauchbar erklärt werden u. s. w. Weru's ehemaliger Neichthum. Oruro, eine Stadt, die jetzt nicht mehr als 4000 Einwohner zählt, war, nach dem englischen Reisen-den Temple, cinst sehr blühend durch ihre Zinn-und Silbcrbergwerke. Jetzt sind sie voll Wasser und es fehlt an Geld zur Ausbeutung derselben. Die großen Familien von Oruro besaßen zur Zeit seiner Blüthe ganz ungeheuer viel Silbergerathe. Im Jahr I780 ließ der Besitzer einer der reichsten Minen alle irdenen Gefäße in seinem Hause durch massiv silberne ersetzen. Nicht nur Trink- und Eßgeschirr, sondern auch die Tisch« unter den Spiegeln, Tabourets, Oefen, ja die Trinkgeschirre für das Vieh waren aus Silber. , Durch die Auflagen und die Kriegscontributionen sind alle Reichen in Peru verarmt. Sonst fuhren alle Z bis ^ Monat« 40 — 50 mit Piastern bcladene'Wagen nach Buenos-Ayres, wo sie nach Europa eingeschifft wurden—Vom Jahr 4556 — 1800 wurde aus den Minen von Po-tosi für 828,95),508 schwere Piaster Silber gewonnen; davon erhielt diö Regierung 557,951,122 Piaster. Auflösung ver Aharave im Myr. , ' Watte Kr. 48. N a t h g e b c r. "«e^mur- Fr. ra«. Neinr.ch. Verleg«: Ilgn'i NI. E°ler v. Rl.inmaur,