Verein i g t e La ib ach er 3 eit uHA Freitag d^en 26. Juli 1820. A u s l a n d. Königreich beider Sicilien. I-!»ber die neuesten Ereignisse zu Neapel sind dermalen folgende bestimmtere Nachrichten eingelangt: Iü der Nacht vom 1. zum 2. Julius haben aufrührerische Soldaren, von einem Subaltern »Ol> siziere und einem bekannten schlechten Geistlichen, Namens Minichini, gelei»t, zu Nola das Signal zu einer rebellischen Bewegung gegeben, welche in den nächstfolgenden Tagen auch on einigen andern Orten äusgebrochen war. Der König hat, aus noch nicht hinreichend bekannten Gründen, sich entschlossen, eine Constitution zu versprechen, deren Grundlagen bin< nen acht T^gen bekannt gemacht werd?« sollten. Die Deklaration, die das Versprechen enthielt, erschien am 6., und an demselben Tage legte der Konig durch eine anderweire Deklaration bie sammtli» chen Regierungsgeschafte in dis Hände deS Kronprin» zen nieder, den er zu seinem Stellvertreter mit un, beding Vollmacht ( 'Ner e^o) ernannte. Am 7. wu:'d^" ^ ' ,'ine drille königl. Declaration angc--kündig^ , . nie Spanische Constitution der Cortes von l3»2 vorläufig zur Norm angenommen, jedoch mit solchen Modisicationen, als für das Königreich Neapel erforderlich seyn würden, versehen werden sollte. Gleich nach dem ersten Entschlüsse des Königs legten sämmtliche bisherige Minister ihre Stel« leu nieder, und wurden durch einen eilistwciligen Staatsrath erfetzt, in welchem der Duo de Campo Chiars das Departement der auswärtigen Angele, genheiten, der^ General Carascosa das Militar-De» partement, und Hr. Ricciardi das Justiz-Departement verwaltet. Das Finanz » Departement sollte dem Hrn. Amato, bisherigen General-Director desselben unter Hrn. v.Medici, übertragen werden, wurde aber von ihm abgelehnt. SpaterN Nachrichten (vom 11. d. M.) zu Folge, war ein zahlreicher, von Saldatpn und Pö< bel gemischter Haufe, unier Anführung des Gene« rals Pepc, und d.s obbcmeldten Geistlichen im ?ln« zuge gegen die Hauptstadt. Furcht und Schrecken harten sich aller Einwohner bemächtigt. General Carascosa war mit den Aufrührern in Unterhandlung getreten, um ihren Einmarsch in die Stadt, und dessen unvermeidliche Folgen zu verhindern. (W. Z.) Frankreich. Nuch dem Journal de Pavis soll Hr. Bergami voll Paris nach London abgereist seyn. „Par's, 1». Juli. Der Herzog Decazes ist nun nach London abgegangen. Die Meinung ist jedoch ziemlich allgemein, daß sein dortiger Auf« enthalt von keiner sehr langen Dauer seyn, und daß er wieder ins Ministerium gelangen werde, wenn . auch Hr. v. Richelieu Premierminister bleibt. An eine nahe Veränderung im l'etzigen Ministerium glaubt Niemand. Man sagt, Hr. v. St. Aulaire werde gleichfalls nach London leisen, und daselbst einige Zeit zubringen. Hr. Decazes will mit der Leitung der neuen Wahlen nichts zu thun haben. (Allg. Z.) . ,5a > ^» Großbritannien. Die neuesten Pariser Blätter vom io. Juli klefern Nachrichten aus üondyn bis zum 6. d.M. Die Sitzung des Oberhauses am vorhevge-henden Abend war in hohem Grade wichtig. Ehe noch die Tagesordnung verlesen wurde, erhob sich LordD acre und erklärte/daß er eine B ittsch rift der Königin, in Bezug auf die gestrigen Verhandlungen zu überreichen habe. Sie wurde ver-, lesen und ist folgenden Inhalts: An die geistlichen und weltlichen im Parlament versammelten Lords. „C»roline^H. Nachdem die Königin das „Resultat des von dem geheimen Ausschüsse der ed, „len Lords erstatteten Berichts in Erfahrung ge-„bracht, eilt sie, dem Hause zu melden, daß sie von „diesem Augenblicke an vollkommen bereit sei, ihre' „Vertheidigung gegen die wider sie vorgebrachten „Anschuldigungen , in so weit sie Kenntniß davon „hat, zu beginnen. Sie bringt Ihren Herrlichkei-„ten in Erinnerung, daß sie, nachdem sie verschie» „dene Zeugen zu ihrer Vertheidigung vorzufordern „hat, in genaue Kenntniß der gegen sie gestellten „Klagpuncre gesetzt werden müßtc. Da es ferner „unter den gegenwärtigen Umstanden von Wichtigkeit für sie ist, einige Bemerkungen beizubringen, „so verlangt sie noch diesen Abend durch das Organ „ihrer Rechtsbeistände vor den Schranken dieses Hau» „ses gehört zu werden." Lord Liverpool machte die Bemerkung, die Bittschrift der Königin komme hier zur Unzeit, da die sie betreffende Bill erst diesen Abend überreicht werden solle, und ihr dann Abschrift davon werde zugestellt werden. Bis dahin könne und dürfe die Königin durchaus keine offizielle Kenntniß von dem Inhalte,des Berichtes des geheimen Ausschusses neh. men. — Trotz einigen Gegenbemerkungen von Seite der Opposition, wurde nichts destoweniger über «bige Bittschrift, ohne Theilung, zur Tagesordnung geschritten. Lord Liverpool überreichte hierauf/ nach ei« ner einleitenden Nede, nachstehende Bill, um Ihre Majestät Caroline Am alle Eli-sabeth des Titels, der Vorzüge, Rechte, Privilegien und Ansprüche einer regierenden Königin von Großbritannien und Irland zu berauben, und die z w i» schen Sr. Majestät dem König und be-sag t er Königin bestehende Ehe aufzu« lösen: „Maaßen im Jahre 1814 Ihre Maj. Caroline Ain alie Elisabeth, damals Prinzessin von von Wales, nunmehr regierende Königin dieses Reiches , wählend ihres Aufenthaltes zu Mailand, ill Italien, als Bedienten einen gewisseil Barrelo-mo Perg a m i, oder Bartolomo Bergami, einen Auslander von sehr niedrigem Stande, de» vorher in gleicher Eigenschaft schon gedient hatte/ in ihre Dienste genommen hat;" „Maaßen, eine höchst unanständige und unschickliche Vertraulichkeit zwischen Ihrer känigl. Hoheit und genanntem Bartolomo Pergami, oder Barto» lomo Pergami, entstanden ist, nachdem der genann^ te Bartolomo Pergami oder Bartolomo Pergami in oben gemeldeter Eigenschaft in die Dienlle Ihrer tönigl. Hoheit der Prinzessin von WaleS gekom« men war;" „Maaßen Ihre königl. Hoheit den genannten Bartolomo Pergami, oder Bartolomo Bergami/ nicht allein zu einer hohern Stelle in ihrem Haushalte erhoben und ihn in ihre Dienste genommen hat, und zwar in sehr nahen und vertrauten Verhältnissen zu der Person Ihrer königl. Hoheit, Abends den erwarteten Antrag, daß jede Bec rathung über die (am 6. Juni mitgetheilte) Bote schaft des Königs (in Betreff des Betragens der Königin) so lange verschoben bleiben solle, bis die weiteren Schritte ves Oberhauses in der Sache der Königin bekannt seyn würden. Dieser Antrag wur> de genehmiget. Die Prinzessin Sophia begegnete am 5. auf ihrer Spazierfahrt dem Wagen der Königin, aber keine der beiden Damen wollte die andere ken« lien, obschon beide in offenen Wagen waren. Der Wagen der Königin war von emer Men, ge Menschen umringt, welche der Prinzessin Sophia allerlei beleidigende Ausdrücke zuriefen, und ihre Leute zwingen wollten, den Hut vor dem Wa« gen der Königin abzunehmen. Als letztere sich dessen weigerten, entstand ein Handgemenge, daß nur die kräftigen Peitschenhiebe der Vorrcitcr und die Kraft der raschen Pferde, welche beide Nagen schnell in entgegengesetzter Richtung dem Gedränge entvis» fen, beendigt wurde. (Ostr. B ) Die Times enthalten eine scharfe Kritik der im Oberhause eingebrachten Bill gegen die Königin. Nach den Grundsätzen der englischen Rechtspflege und der englischen Kirche kann, sagen sie, eine Ehe? scheidung nur ausgesprochen werden, wenn der eine Theil vollkommen unschuldig ist; der König wäre daher in dem Falle, beweisen zu müssen, daß er es sei; nach bloßer WilMhr des einen Theils die 252 VHeldung auszusprechen, würde dle Helligkeit der Ehe verletzen. Das Merkwürdige an dieser Bill, fahren die Times fort, sind die Vergeheu, deren sie die Königin anklagt. Den Bergami aus der Ar, muth gezogen, seiner Familie' Wohlthaten erwiesen/ ihm f:?mde Orden verschaft, einen Orden gestifcet, und diesen dem Bergami verliehen zu haben (Or« den stifteten auch?llfteri und andere Privatpersonen), alles das sind kein-s Verbrochen und beweisen nichts, wenn nicht d«r Ehebruch bewiesen wev.en tanil; kann aber dieser bewiesen werden, so .uar es übcr-fiüffig, die übrigen Punkte an zuführe. ?lber nicht minder merkwürdig ist der Umstan^, daß in der Bill die Anklage deo Ehebruchs und per Allsspruchs der Scheidung gleichen Schrittes gehn; der Ordnung nach sollte jene zuerst bewiesen, dann letztere ans» gesprochen werde,l." Der Treue Vriton gibt folgende Nachrichten über Hrn. Bcrgami: „Er ist der Sohn eines Dorf-Apotheckers, der guten Ruf aber wenig Einkünfte ha?'.e. Ein Zufall machte ihn mit der Königin bekannt. Die ging >.i,ist bei einem Gasthofe in Italien spatzieren, und blieb mit ihrem Kleide hangen. Bergaini, der zufällig nahe stand, bügte sich mit eben so viel Schnelle als Geschicklichkeit, um das Kleid los zu machen. Der Königin gefiel sein Anstand, und sie erkundigte si h nach ihm. Als sie erfuhrv daß er Kourier ^Andre nennen ihn Stallmeister, 3c^li-^t!, und behaupten/ er sei vorher Offizier in der italienische!» Armee gewesen) beim General Pmo war, bat sie den General zu Tische, und ersuchte ihm, ihr den Bergami abzutreten. Der General willigte ein, und sagte, als er nach Hause kam, zu Bergami: „Ich habe Euer Glück gemacht!« Anfangs versah Hergami bei der Königin dieselben -Dienste, wie beim Aeneral; bald aber erwarb er sich ihr Vertrauen, und sie ernannte ihn zu ihrem Kammerhevrn. Von dem Augenblicke verbreiteten sich ärgerliche Gerüchte durch Italien, besonders war der alte Adel über die Orden aufgebracht, mit denen BergHmi sich schmückt«, und die man ihm vermuth» lich an irgend einem kleinen Hofe erkauft hatte; indessen ist es möglich, daß Bergami sie auch ver» l>ient habe, indem er zu Napoleons Zeiten Soldat war. — Jene Gerüchte veranlaßten das englische Ministerium eine Kommmifsion nach Mailand zu senden, die sehr geheimnißvoll zu Werke ging; man wi"ll jedoch wissen, daß Eine von der Kommission verwendete Person alle Papiere der Königin mittheilte. Die Schwester Bergamis führt den Titel einer Grasin; sie verdankt ihre Erhebung ihrer außerordentlichen Schönheit, aber ihr Gemahl (dese s?u Name das englische Matt nicht angibt) hat we« nig Vermögen. Sie bildet die beständige Gesell? schaft der Konigin, die noch überdieß Eine ihrer Nichten unter ihren Schutz genommen." (Allg. Z.) S p a n i n. In Malaga scheinen im Laufe des verflossenen Monats beunruhigende Auftritte vorgefallen zu seyn/ worüber die (Madrider) Miscelanea vom 2g. Imn Folgendes mittheilen: „Am 17. Juni verbrei» tete sich zu Malaga die Nachricht, daß von dem General-Eavitän von Grenada Befehl eingelau« fen sei, dasIäger-RegimenrLusitanien von Mala»-g a nach Ja e n aufbrechen zu lassen, und dasselbe durch das Dragoner » Negiement König zu er« setzen. Man bemerkte, dast diese Nachricht eine alle gemeine Bewegung hervorbrachte. Die patriotische Gesellschaft, welche sich am nämlichen Ta« ge um 5 Uhr Abends versammelte, wurde mit einer Berachschlagung über dirsen Gegenstand erö^et, deren Resultat dahin ging, der Municipalität Vorstellungen zu machen, den Abmarsch des Regimen» tes zu verschieben, und in derselben Absicht D^puta« tion^n an das genannte Corps und an den Militär-Gouverneur abzuschicken. Die Municipalität en,« pfing die Deputation sehr gut, und versicherte dieselbe, daß sie schon daran gedacht habe, die er» forderlichen Raclamationen bei dem General-Capi-tan, dem politischen Chef (Präfecten) der Provinz/