3finner 1915 XVIII. 3cihrgang mm 1 r v\mw wwf(A Katholische IIMions» Zeitschrift der Söhne des heiligsten Berzens 3efu. j:. ■ ■ Organ des Marien-Vereines für Afrika. . .. -r. Der Heilige Batet Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten arid Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigster Bischöfe. Erscheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Post 8 K — 2 Mk. — 8 Franken Redaktion und Administration: tlMionshaus ITlIIIand bei Brixen, Cirol. Inhaltsverzeichnis: Weihnachts- und Neujahrswunsch. 1. — Der Weltkrieg und unsere Missionen von Zentral» Afrika. 2. - Erlebnisse am Sterbebette der Schwarzen. 4. — Knabenspiele im dunklen Weltteil. 8. — Unsere katholischen Brüder im Morgenlande. 12. — Zamira. 15. — Verschiedenes. 22. Abbildungen: Das Nubanerdors „Denju". 5. — Erzherzog Friedrich von Oesterreich und Conrad von Hötzendorf. 10. — Eine Niederlassung von Duem. 17. Gebetserhörungen und Empfehlungen: Eine Leserin des „Stern" dankt innigst dem göttl. Herzen Jesu und den hl. Nothelfern für die erlangte Befreiung von einem gefährlichen Uebel. Eine andere „Stern-Leserin" bittet um das Gebet, damit ihr das göttl. Herz Jesu die Gesundheit wieder schenken möge. Auch ein langjähriger „Stern-Abonnent" empfiehlt sich recht sehr den Gebeten der Stern-Leser. Dem Memento der hochw. Missionäre und dein Gebete aller Leser des „Stern" werden empfohlen: Herr Ebner, Psunders; Frl. Kreil, Lehrerin, Gleink; Herr Lambrecht, Mesner, Pfunders; Herr Mair, Maler, Innsbruck; Hochw. H. Philipp, Pfarrer, Engers; Herr Profanier, Villnöß; Hochw. Herr Steurer, Gymnasialdirektor, Brixen; Hochw. H. Wopfner, Pfarrer, Neustift. Gabenverzeichnis. Opferstock: Aigen, K. 4 —; Algund, Benes. H. !•—; Andrian, F. H. 4' — ; Auern, F. G. 1—; Arzl, Pfr. ©. 1—; Attnang, M. L. 1'— Bachwinkel, I. R. 1 —; Baumgarten, A. W. 1'—; Berg, Benef. W. V. 3 -; Bichlbach, M. M. 3 -; Bozen, M. Sch. 8--; Bruck, g. R. @t. l—; Bruneck, B. Sch. 10'—; Buchenstein, K. K. V—; Diedorf, M. Z. 7'02; Dietenheim, Pfr. V. 8'—; Eberstallzell, A. G. 10'—; Eggenburg, L. F. 3 —; Enns, Dch. T. 18- ; Eppan, S. I. 1'—; Erding, F. Sch. 3'51;, Flaurling, M. D. 1'—; Freinsdorf, A. E. 1'—; Gaspoldshofen, F. St. 3.— ; I. A. 3.-; Gleink, I. K. 3 -; Gleisdorf, Pfr. G. 1.-; Goldegg, A. N. 2;-; Gossen saß, Pf. A. 1—; Grameis, Pf. K. 2—; Grieskirchen, I. S. 2—; Gschwand, T. B. 2'-; Haag, M. St. 1'-; T. B. 1'—; Hart, Pfr. S. 1'—; Heiterwang, Pfr. K. 1'—; Hemessen, G. B. 1'—; Hitzendorf, L. S. 3'—; Höchst, B. Schw. 1'—; Hofkirchen, A. O. 1'—; Holzgau, F. M. 1'—; Jmmenstadt, A. R. 260'—; Innsbruck, I. K. 2'-; F. K. 2 -; F. Sch. 10 -; ® M. 1'-; I. H. 8'—; Judendorf, K. H. 1'—; Kaiseresch, M. B. 1'—; Kältern, M. v. B. 100'—;. Kirchdorf, E. H. 2'—; S. W. 1'—; Kremsmünster, P. K. M. 3 —; Prior, P. 3—; Lambach L. R. 14'—; P. B. G. 86'—; I. D. 2'—; Lana, H. F. 1'—; Langstögn, H. K. 3'-; Lend, M. W. 2—; Leopoldschlag, Pf. L. 3'—; Linz, A. K. 40-—; Losenstein, R. L. 1'—; Ludesch, A. P. 2-—; Lustenau, M. A. K. 13'—; Marienbad, Tech. 8'—; Maisach, S. B. 2 34; Marktbreit, H. 2 34; Marling, T. K. 3 —: Melk, Schw. M. 9 20; M. Enzersdorf, P. C. H. 1'-; Meran, P. M. O. 1—; Miesbach, P. B. 1'17; Milland, M. N. 200'—; Mudan, B. T. Bol; Mühlbach, A. M. I'—; J. L. V—; München, K. J. 3-51; T. L. 117; Münstereifel, Fr. C. 844: Neudegg, M. 91. 10 — : Neumarkt, C. S. 3 —: E. L. 1'—; A. B. 2'—; Niederlagl, T. M. 1'—: Niedersfeld, A. M. 2 34; Oberau, J, G. 1'—; Oberndorf, T. H. V—; Ob. Mieming, A.M. 3'—; Ohlsdorf, Pfr. j -; Oetz, Pf. M. 2'-; Perg, F. H. 1'—: Pichl, Pf. M. 4'—; Pfunders, Schulkinder 32'—; Ko op. P. 5'—; Pfrontenried, Al E. 11'75; Pöllan, Dr. F. E. 1 —; Pöls, Dech. S. 1—; Post Münster, Pfr. P. 117: Pram, M. B. 2—; M. Z. 6'—: Pnrkersdorf, 1'—; Ramingsteg, L. M. 6'—; Reinswald, J. B. 18'—; Remšnik, Pf. P. V—; Reutte, A. A. 2-—; Saalbach, T. S. 1'—; Sagritz, Pf. S. 2-—; Salurn, A. M. 1'—; Salzburg, Schulr. K. 3'—; Prof. A. R. 18'—; Schulr. K. W. 8—; M. L. V—; B. D. 2-—; Prof. B. 2'—; M. B. 2 50; Sarnthein, M. O. 3'—; Scharnitz, Schw. A. 1—; Schaumburg, M. D. 1'-; Schlägl, Abt Sch. 8.-; Schlanders, H. K. 18—; F. M. 3 -; M. S. 1—: Schwabmünchen, W. S. 58 50; Schwaz, Dr. A. 1'—; Schwendau, J. N. 1'—; St. Cassian, Pf. M. 1'—; St. Florian, F. H. 18—; J. S. 3—; St. Johann, P. S. 2—; M. 91. 1—; St. Lorenzen, P. T. 2—; St. Pölten, A. B. 1—; St. Ulrich, K. O. 1—; D. H. 10—; Taisten, A. Sch. 2'—; Tais, Nigger 3'70; Terlan, T. G. 4—; A. O. 3—; Tiers, E. A. 1—; Thanning, Pf. H. 4'70: Traimsdorf, A. F. 1—; Trient, V. F. 10—; Tüßling, A. K. 147; Nngenach, Pf. H. 3—; Untergeisenfeld, P. U. 147; Villnnders, Benef. L. 38—; Vinaders, Pf. A. 1'—; Vintl, Coop. J. 3—; Virgen, A. Bl. 1—; Waldneukirchen, L. S. 4—; Waidring, F. B. 3—; Wasserburg, g. R. L. 3.51; Wartberg, P. B. 1—; Wels, R. R. 2.-; M. A. 2—; Welsberg, D. J. A. 1' - ; Welschnofen, M. K. 3—; Weinsberg, J. A. 3—; Weistrach, J. M. 1—; Werfen, W. T. 3—; Zell, K. K. 1—. Zur Persolvierung von hl. Messen sandten ein: Bichlbach, M. M. 2—, Brixen, R. b. Kl. 120—; 91. 91. 20—; K. 91. 2—; Čoln, Kl. St. M. 61-70; Eggenberg, Schulsch. 12—; Lambach, L. R. 6— Milland, Gräf. H. 20-—; Mühldorf, J. D. 6—; 9Nünstereifel, Schw. Con. 109'92; 91iedersfeld, A. 9)1. 234; Pfrontenried, M. E. 11-75; Pressath, P. J. E- 116'45; Regensburg, F. X. S. 11*75; Ried, Pfr. Kr. 6.-: Sailauf, Pfr. R. 23—; Schörfliug, 9)1. H. 4—; Stuben, J. K. 240; Vinaders, Pfr. J. A. 6—; Weitental, 9)1. Uni. 4—; Wermerichshansen, Kapi. J. F. 23-25. Zur Taufe von Heidenkindern: Pfunders, Schulkinder 20— (Sebastian). Für das Werk des Erlösers ginge» ein: 457 Kronen 24 Heller. Als Erlös ans Briefmarken liefen ein: L 88—. Briefmarken liefen ein: aus Brixeu, Immen stadt, Lana, Meran, 9)littcrbach, Passeier, Trient, Ungarn. m -erReM IscholischeMsswnsrejtschnft derLöhne öes heiligstenkeirens Jesu. (Organ des Marien-Verelns für Afrika) Dient vornehmlich der Unterstützung und Ausbreitung der Ulissionstätigkeit der Söhne des heiligsten Gerzens Jesu und sucht Verständnis und werktätige hiebe des IUissionswerkes in Wort und Schritt zu Fördern. Das Arbeitsfeld dieser Missionäre ist der Sudan (Zentral-Hfrika.) Der „Stern der Reger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus Rliiland bei Brixen (Südtirol) herausgegeben. flbonnemenlspreis ganzjährig mit Posfversendung 2 K — 2 Hlk. — 3 Frc. Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Für die Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Hiessen gelesen. Hlit Empiehiung der hochwürdigsfen Oberhirten von Brixen, Brünn, heitmeritj, liinz, Olmüfj, [Harburg, Crient, Triest und Wien. Heft 1. 3änner 1915. XVIIi. 3ahrg. Allen verehrten Freunden und Förderern des „Stern der Reger“ herzliche Weitmachfsgrüf$e sowie die innigsten Glückwünsche zum Jahreswechsel! Die Redaktion, 2 Stern der Neger. Heft 1. Der Weltkrieg und unsere Millionen von ZenfraI=flfrikcL Das Wort „Krieg" sagt gar viel: Zerstörung, Elend und Knechtschaft sind 'meistens in seinem Gefolge. Auch jetzt verhehlt sich kein denkender Mensch mehr die erschreckende Tragweite des gegenwärtigen Weltkrieges. Neid, Rachsucht und Gottlosigkeit suchen Deutschland und Österreich niederzuringen, um in diesen Ländern der Gottesfurcht urtlb Treue den Volksreichtum und Gottesglauiben gründlich und für immer zu zerstören. Es liegt nicht in unserer Absicht, Kriegs-gedauken hier niederzuschreiben, sondern den verehrten Lesern einige wahrscheinliche Folgen und Gefahren vor Augen zu führen, welche dieser Krieg gerade für u n -s e r e M i s s i o n e u in A s r i k a in sich birgt. Diese sind samt und sonders in Gebieten, welche den Engländern unterworfen sind, nämlich im euglisch-ä g y p t i s ch e n Suva n (Zeutral-Afrika) und im englischen Uganda-Protektorat: in Gebieten also einer Deutschland linb Österreich feindlichen Macht. • Im apostolischen Vikariate Khar-t it m wirken ausschließlich deutsche oder österreichische Missionäre unserer Kongregation. Da drängt sich nun gleich die Frage auf, wie es wohl diesen bisher ergangen sein mag und wie es ihnen in Zukunft ergehen werde. Diesbezügliche genaue und ausführliche Nachrichten hat man bis jetzt so gut wie keine erhalten, sogar nichtssagende Zeilen gingen nur äußerst spärlich ein. Man weiß nur eine Sache bestimmt, daß sie sich — Missionäre und Stationen — in großer finanzieller (Geld-)Not befinden; wie sie sich durchschlagen, bleibt uns ein Rätsel; denn zukommen kann man ihnen nichts lassen, weder Geld nach Gegenstände. Tie italienischen Mitbrüder der A p o st o l i -scheu P r ä s e k t u r „B a h r - el - G h a-z a l" („G a z e l l e n f l u ß") sind auch nicht besser gebettet; nur die Gefahr eines möglichen Aufstandes der Bevölkerung ist dort weniger wahrscheinlich. — Nach dem bisher Erlebten und den englischen Gepflogenheiten zu schließen, können wir annehmen — und hoffentlich werden wir nicht eines anderen belehrt, — daß unsere Missionäre von seiten der englischen Beamten anständig behandelt werden, daß sie in ihren Stationen bleiben und wirken können, daß ihre Bewegungsfreiheit nicht beeinträchtigt ist und sie nicht in die berüchtigten Konzentrationslager irgendwohin abgeführt wurden! Bis jetzt wenigstens haben wir nichts vernommen, was uns zu anderen Annahmen berechtigen könnte. Aber es scheinen sich Verhältnisse und Ilmstände zu bilden, von welchen unserer geliebten Mission schwere Einbuße, wenn nicht gar zeitweiliger Untergang droht — und den Missionären Verfolgung und Tod! Den gegenwärtigen Krieg, tvelchen England freuen MM) anstiftete und entfachte, benützt jetzt ein Teil der unter englischer Herrschaft und Beeinflussung stehenden Völker dazu, um dieselbe labzuschütteln. Die Afghanen machten den Ansang und die Buren und Türken folgten ihnen nach. In der Macht der letzteren nun sehen jetzt alle 'Mohammedaner ihre Befreinug von der Bevormundung oder Herrschaft der Engländer und nicht in letzter Linie der C h r i st e u. Nicht genug, sie betrachten die Türkei auch als Vergelterin und Rächerin ihrer mehr oder weniger lange gedauerten Un- Stern der Neger. 3 Heft 1. terjochung an den christlichen Mächten, an den C1} r i ft e n. Die sogenannte Zivilisation hat den Haß der Mohammedaner nicht gemildert, sondern ihn in mancher Hinsicht sogar verschärft. Wie das Feuer unter der Asche oft lange fortglimmt, bis es schließlich nie geahntes Unheil anrichtet, so verbarg sich auch dieser Haß gegen das Christentum und seine Bekenner lange in den Herzen der Mohammedaner, und gebe Gott, daß er sich jetzt nicht mit erschreckender Gewalt Bahn breche! Vor den Toren Ägyptens steht bereits ein türkisches Heer und verlangt Einlaß; es bezweckt die Vertreibung der Engländer aus dem Niltale, die Beseitigung ihres Einflusses vom Äquator bis zum Mittel-meere. Werden daher die Briten in einer Schlacht entscheidend geschlagen, so ist der Ausstand in Ägypten gegen sie so gut wie ansgebrochen. Liegt es nun in den Absichten der türkischen Politik, diese Bewegung ausschließlich gegen die Engländer, Franzosen, Russen und Griechen zu richten und behält sie dabei die Oberhand, so wären vorerst die Aussichten für die anderen Europäer nicht so schlimm. Gewalttätigkeiten würden nicht so leicht vorkommen, besonders nicht gegen Teutsche und Österreicher. Die Missionierung jedoch kann bereits durch den wegen dieses Erfolges geweckten mohammedanischen Übermut und Eigendünkel erschwert werden. Sollte aber das Losungswort: „Gegen die Christe n" ausgegeben werden, — und der Fall würde eintreten, wenn die Zügel der Regierung den verantwortlichen ägyptischen oder türkischen Leitern von der „Straße" entrissen werden sollten, — so verschlimmert sich selbstverständlich die Lage der Missionäre und ihrer Anstalten ganz bedeutend. Das gilt für Ägypten, dessen südlicher Teil zum apostolischen Vikariate Khartum gehört. Richten wir unsere Blicke nach dem Sudan, so bietet sich ihnen daselbst für den oben erwähnten Fall eine Aussicht, die altes eher als tröstlich ist. Dort hätte man vollends mit der Niedermetzelnng und Ausrottung aller Europäer und aller Christen, an erster Stelle der M i s s i o n ä r e, zu rechnen. Eine Flucht wäre nicht möglich. In Omdurman und Khartum drohte schon vor sechs Jahren ein Ausstand ; man beruhigte zwar die erregten Gemüter, tieß aber das beutegierige Volk ruhig an Ort und Stelle. Die überall im Sudan bei den Negevvälkern zerstreuten, zahlreichen Araber, meist Risegat und Tschallaba, würden sich ganz gewiß über die Stationen bei den Schilluk, Nuba und im Gazellenflußgebiete hermachen und alles zerstören, rauben und niedermetzeln. Ob ihnen die dortigen Neger widerstehen könnten und würden, darüber läßt sich streiten. Ein Aufstand im Sudan, im Lande des Mahdi, richtet sich immer gegen: die C h r i st e n, schließlich sogar gegen die Ägypter selber, und kann niemals von dort aus geregelt werden. In diesem Punkte brauchen die Sudanesen keine Lehrmeister, und noch weniger solche, welche ihnen in die Arme fallen. Ziemliche Schwächen gab sich die englische Regierung dem Islam gegenüber schon zu wiederholten Malen, besonders auch dadurch daß es ihm zuliebe den Missionen überall hinderlich in den Weg trat. Und was hat sie jetzt dadurch erreicht? Haß und Verachtung! Das letztere hätte sie sich erspart, wenn sie den Islam in seinen Bekennern nicht so verhätschelt und ihm gegenüber mehr Rückgrat gezeigt haben würde. Des öfteren wurde an maßgebender Stelle bitter geklagt, es half aber nichts. Manche sagten sogar voraus, der Islam werde es sein, der zur Niederwerfung Englands.sehr viol, wenn nicht das 4 Stern der Neger. Heft 1. meiste, beitragen wird. Die Ereignisse scheinen ihnen rechtzugeben! Wir deutsche Missionäre des Sudans haben natürlich auch unsere politischen Ansichten und Wünsche. Trotzdem müssen wir es bezüglich der Mission und Zivilisation für ein großes Unglück halten, wenn die Engländer aus Ägypten und dem Sudan von den Mohammedanern (Türken) vertrieben würden. Etwas anderes ist es, wenn erstere eine andere europäische Macht, Deutschland oder !Ö ster-reich, ablösen sollte. Weder die Türken noch die Ägypter können das Land am Nil gedeihlich regieren: alle beide haben hievon bereits Proben abgelegt. Man vergegenwärtige sich nur Kleinasien und Syrien, oder auch Ägypten vor der englischen Verwaltung. Aussaugung der Bewohner, Verschwendung der Landesschätze und Bestechlichkeit sind bis jetzt noch in der Türkei und waren bis vor 30 Jahren auch in Ägypten an der Tagesordnung. Die ganze Beamtenschaft würde diesen Lastern alsogleich wieder verfallen, die Landesschätze würden einige wenige Beis und Paschäs an sich reißen zum eigenen Nutz und Frommen, das Volk fiele dem Elend anheim, Handel und Gewerbe würden stocken. Das aber kann Europa nicht zugeben; denn ein ausgesaugtes Ägypten könnte die jetzigen 12 Millionen nicht mehr ernähren: ausländisches Kapital muß notwendigerweise das Land befrucht ten und den Leuten Erwerb verschaffen, alles Dinge, welche die Hand einer europäischen Macht am dortigen Staatsruder voraussetzen. In Anbetracht der katholischen Missionen in Zentral-Aisrika, sowie auch jener in den anderen Kolonien dieses Erdteiles, aus Interesse für die Hebung und den Fortschritt der Neger kann und muß man daher nur wünschen, daß sich die Halbmondsfahne nicht in Ägypten häuslich niederlasse und daß das türkische Heer sich nicht am Nil satt trinke, ©erat Ägypten würde dabei einen schlechten Tausch machen und das Christentum in Afrika ungeheuer viel verlieren. Kämpfen auch jetzt die Türken gegen unsere Feinde, so ist das nicht von großem Belange; denn ein entscheidendes Gewicht können sie wohl kaum in die Wagschale zu unseren Gunsten werfen! M. Erlebnisse am Sterbebette der Schwarzen. Von P. 5. Sch. Eine der schönsten Freuden ist es für den Missionär, wenn er arme Heiden, die nahe vor ihrer Sterbestunde stehen, noch am Abende ihres Lebens zum Glauben an den wahren Gott, zur Reue über ihr Sündenleben bringen und ihnen durch die heilige Taufe den Himmel eröffnen kann. — Nicht selten aber schlagen alle seine Bemühungen fehl, und mit Trauer im Herzen muß er dann sehen, wie eine Seele, der die Gnade Christi angeboten war, diese zurückweist und, gefesselt durch die Bande des Heidentums, in das andere Leben hinübergeht. Einige solcher Sterbebilder, tröstliche und betrübende, will ich hier aufzeichnen: In Palime lag eine ältere Frau, sie litt an Dysenterie. Ihr Zustand war gefährlich. Noch vor kurzer Zeit hatte ihr ein anderer Missionär vom Heiland und von der heiligen Taufe gesprochen. Doch sie wollte nicht getauft werden. Ich begann nun bei meinen Besuchen, die Frau mehrere Tage nacheinander vorzubereiten durch einfache 'Erzählung und leichtfaßliche Erklärung unseres Verhältnisses zu Gott, unserem gütigen Schöpfer und Erhalter, und besonders der großen Liebe und Barmherzigkeit des uns durch sein Leiden, sein Blut und seinen Tod erlösenden Heilandes, ohne anfänglich von der Taufe ein Wort zu sagen. Erst nach unb nach wollte ich auch darauf zu sprechen kommen. Täglich erkundigte ich mich nach ihrem Zustande und besuchte sie oft. Eines Abends lag ich bereits zu Bett. Es mochte halb 10 Uhr sein; plötzlich kommt ein Missionsknabe herangelaufen, klopft an unb ruft: „Die kranke Frau ist im Sterben". Schnell stehe ich ans und eile znr Sterbenden. Das Hans steht voll von Leuten. Die Frau liegt mitten im Zimmer auf dem Boden. Sie war schon tot und ohne Tarife gestorben. — Eine halbe Stunde von hier ist eine Frau schwer krank; sie scheint die Wassersucht zu haben. Der schwarze Lehrer bereitet sie auf die heilige Taufe vor. Die Vorbereitung ist beendigt, die Frau will getauft werden. Der Lehrer kommt, um mich zu rufen. Schnell steige ich aufs Fahrrad und nach wenigen Minuten sitze ich schoir bei der Kranken. Doch sie will nicht mehr getauft werden. Ihr Bruder hat ihr gesagt, sie solle sich nicht taufen lassen. All mein Zureden ist vergeblich. Später suchte auch ein anderer Missionär die Kranke zur Taufe zu bewegen, doch war alles umsonst. In einer Ortschaft, die zehn Stunden von hier liegt, sollte die erste feierliche Taufe stattfinden. Zehn Tage vor der Tauffeier fand ich mich ein, um die nähere Vorbereitung der Täuflinge zu besorgen. Die entferntere Vorbereitung war mit vieler Geduld, öfterer Wiederholung und bei dem Gedanken, daß es sich um so viele durch Christi Blut erlöste Seelen handle, mit stets neuem Eifer schon ungefähr zwei Jahre hindurch geschehen. Sowohl der dort stationierte eingeborene Lehrer als auch die Missionäre, welche auf ihren Rundreisen diesen Ort besuchten, hatten treu ihre Pflicht getan. Jetzt standen fast 50 Schwarze vor der heiligen Taufe. Die Das Ilubanerdorf „Denju". Es ist das Nachbardorf timt unserer Station Tilling. Zwischen den Wohnhütten sieht man auf Felsen kleine, bienenkorbartige Hütten, welche die Kornspeicher der Nubaner sind. 6 Stern der Neger. Heft 1. Zeit meines Aufenthaltes benützte ich, um mich der Schwerkranken, soweit die anderen Arbeiten es erlaubten, anzunehmen und sie, wenn eben möglich, auf einen guten Tod vorzubereiten. Da lag eine jüngere Frau nahe bei der Schule in einem Gehöfte. Sie war sehr elend, konnte noch verstehen, aber nicht mehr sprechen. Ihre Schwester befand sich unter denen, die sich jetzi gerade auf die Taufe vorbereiteten. Sie sagte, früher fei die schwerkranke Schwester mit ihr zum Religionsunterricht gegangen, nachher habe sie dies jedoch wieder vergessen. Sie sollte vor kurzer Zeit noch gesagt haben: „Es ist doch ein Elend! Da werde ich von einer Schlange 'gebissen, und bin noch nicht getauft. Nun komme ich nicht in den Himmel". Sie War gerne bereit, sich vorbereiten und dann taufen zu lassen. Noch mehrere Tage hatte sie schwer zu leiden, bis sie, wie wir hoffen, im Herrn verschied. Als ich die Tote kirchlich beerdigen wollte, waren die Leute nicht damit einverstanden; sie wollten selber das Begräbnis nach ihrer Weise vornehmen und die Totenfeier nach heidnischer Sitte halten. Dabei -wird getanzt, getrommelt, gesungen und leider oft sehr viel getrunken. Viele Flintenschüsse zu Ehren des Verstorbenen werden bei Tag und oft bis in die späte Nacht hinein abgefeuert und nicht selten auch Umzüge unter Absingung von mehr oder weniger zur Trauer stimmenden Melodien als Toten-fktge gemacht. Soweit wie eben möglich suchen wir den im Herrn Verstorbenen auch die Ehre und Gnade eines christlichen Begräbnisses zu verschaffen. Doch nicht selten scheitert die Erfüllung dieser Absicht an dem absoluten Widerstände der heidnischen Familienangehörigen. Des Missionärs Trost ist dann: Gott sei Dank, die Seele ist gerettet; den Leib wird der Herr am Jüngsten Tage schon finden. Ein Mädchen von vielleicht zehn Jahren war schwer krank. Der Lehrer hat das Kind schon auf die Taufe vorbereitet. Das Kind mochte noch ziemlich wenig mit der bösen Welt in Berührung gekommen und von den Netzen des Satans noch nicht umstrickt sein. Ich gab ihm den Namen Gertrud. Es erhob sich nicht mehr von der schweren Krankheit. Bald nach meiner Abreise von dort kam der Tod, um die junge Dulderin in das bessere Jenseits abzuholen. Die Leute trugen den Leib zu Grabe und haben ohne Zweifel tüchtig getanzt, gesungen und Palmwein getrunken, um so die Tote zu feiern. Doch die Seele selbst hat gewiß der liebe Gott zum schönen Himmel gerufen, wo sie mit den Heiligen des Himmels Gott ewig dankt für ihre Berufung zum wahren Glauben. Zur selben Zeit, wo ich diese beiden schwerkranken Personen taufte, fand ich in derselben Gemeinde einen ganz alten Mann. Er sah sehr elend aus; er lebte mit seiner blinden Frau in einem ärmlichen Häuschen. Die Frau kochte eben, er selbst hockte neben dem Feuer. Ich schickte den Lehrer hin, damit er zuerst allein mit dem alten Manne spreche. Der Mann war empfänglich für alles, was ihm der Lehrer über die Wahrheiten des heiligen Glaubens sagte. Endlich fragte ihn der Lehrer: „Willst du getauft werden?". In demselben Augenblick kam der Bruder des Kranken hinzu und sagte: „Nein, der Kranke soll nicht getauft werden". Von da an war die Stimmung des Kranken völlig umgeschlagen, und er wollte nichts mehr von der Dause wissen. Ich ließ seinen Bruder bitten, einmal zu mir zu kommen. Er kam, und ich stellte ihn freundlich zur Rede über seine Einmischung. Er entschuldigte sich, aber es war zu spät. Ich ging zusammen mit dem Lehrer zu dem Kranken und versuchte, ihn zur Umkehr zu ' Heft 1. 7 Stern der Neger. bewögen. Doch alles Zureden war vergeblich. Kein auch noch so dringender Grund vermochte ihn zu erschüttern. Auch später richtete ich nichts aus mit ihm, er beharrte in seiner Abneigung gegen das Christentum. Jetzt ist er schon in der Ewigkeit. Nicht selten hat der Missionär Gelegenheit, zu bemerken, wie die großen und doch so leicht verständlichen Wahrheiten unserer heiligen Religion oft einen recht tiefen Eindruck auf den Verstand und das Gemüt des Heiden machen, wie aber bett-noch mitunter die wirkliche Bekehrung oft an kleinlichen Rücksichten scheitert, welche der von der göttlichen Gnade Gerufene nimmt. Vor einigen Wochen kam eines Nachmittags ein größerer Schulknabe mit der Meldung: „Mein Vater ist schwer krank". Ich ging sofort zu ihm; er lag mitten im Hofe auf einer Matte, mit Staub bedeckt, auf dem Boden. Nach kurzem freundlichen Gruß erkundigte ich mich angelegentlich über seine Krankheit, um zu sehen, ob ihm etwa auf irgendeine Weise Linderung der Schmerzen oder die Wiedererlangung der Gesundheit vermittelt werden könnte. Doch erkannte ich bald, daß hier keine Hoffnung auf Besserung mehr sei. Mit dem Versprechen, ihn nach einigen Stunden wieder zu besuchen, ging ich nach Hause, den Kranken der göttlichen Barmherzigkeit empfehlend. Der Arme litt sehr große Schmerzen und ich befürchtete bei meiner Rückkehr, daß er schon in der folgenden Nacht sterben werde. Ich fange an, ihn zu unterrichten und ihn so auf die heilige Taufe vorzubereiten. Wir waren noch nicht weit gekommen, da meinte plötzlich der Alte: „Ich bin sehr müde und will schlafen gehen". Ich vertröstete ihn noch ein wenig, aber für diesen Abend war nichts mehr mit ihm zu machen, und ich ging nach Hause. Am anderen Tage suchte ich den Sterbenden wieder auf. Heute sollte womöglich die heilige Taufe stattfinden. Der Kranke zeigte sich wohl gestimmt und willig, alles für das Heil seiner Seele zu tun; auch die Taufe wallte er empfangen. Plötzlich aber fiel ihm ein, daß er mit seiner Familie Rücksprache nehmen müsse. Ich erschrak, denn es war vorauszusehen, daß die Verwandten, um nur beim Totenfest tanzen, schießen und Palmwein trinken zu können, suchen würden, ihn von seinen guten Vorsätzen wieder abwendig zu machen. Der Mann ließ dann auch wirklich seine Brüder rufen und befragte sie. Die Antwort war: „Du darfst nicht getauft werden". Gegen diesen Rat zu handeln, wagte er nicht und weigerte sich nun, die Taufe zu empfangen. Ich schlug ihm vor, er solle seine großen Söhne um Rat fragen. — Diese seien vernünftiger als seine Brüder, da seine Söhne die Schule besucht und dort vieles gelernt hätten. Alle seine Einwände suchte ich zu widerlegen, doch fruchtlos. Die Antwort war und blieb: „Ich will jetzt nicht getauft werden". Ich sandte nun zwei Knaben zu dem Orte, wo die Brüder des Kranken wohnten, und stellte sie zur Rede, indem ich sie an das Unvernünftige und die Verantwortlichkeit ihrer schlechten Beratung erinnern ließ. — Wir saßen gerade beim Abendessen, da kamen der Häuptling und mehrere andere heranmarschiert, unter ihnen auch ein Bruder des Kranken, der die Taufe hintertrieben hatte. Wir zeigten ihm nochmals, wie unrecht er getan, und suchten ihn zu bewegen, daß er sein llnrecht wieder gutmache und seinen Rat zurücknehme. Er ging denn auch bald darauf ein, und schon kurze Zeit hernach kam ein Schwarzer, um mitzuteilen, daß der Kranke getauft werden wolle. Da ich die Krankheit für sehr gefährlich hielt, ging ich noch am gleichen Abend zu ihm. Der Kranke -war wie umgewandelt und sagte sofort bei meiner Ankunft: „Taufe mich!". Ich erteilte ihm nun die letzte Vorbereitung und leitete ihn an zu Akten des Glaubens und der Reue. Als ich ihm die einzelnen ^Geheimnisse des Glaubensbekenntnisses in Frageform vorlegte, antwortete er jedesmal entschieden: „Ja, ich glaube". Das heilige Sakrament der Wiedergeburt war bald gespendet. Nach kurzem Abendgebet in später Stunde begab ich mich zur Ruhe, froh, dem guten Hirten ein bisher noch nicht gefundenes Schäflein zugeführt zu haben. Bei meinen Rundgängen in dem Orte traf ich auf eine kleine Hütte, die elender war und aussah als ein Stall. Ich trat ein. Drinnen lag ein Kranker. Er war aus weiter Ferne hergekommen, und nun lag er hier als Fremdling schwer erkrankt. Sein Bett bestand aus einer oder zwei stark abgenützten Matten. Der arme Mann fühlte sich sehr elend und zitterte vor Kälte. Neben ihm lagen auf dem Boden einige schwach brennende Holzstücke, die ihn erwärmen sollten, in Wirklichkeit aber nur das Häuschen, in dem sich kein Rauchfang vorfand, mit einem Qualm anfüllten. Ich besuchte ihn oft. Bald bat er um ein wenig Tabak, bald um etwas Speise, da schlecht für ihn gesorgt werde. Allmählich lenkte ich das Gespräch auf religiöse Dinge und auf die ernste Frage des Seelenheils, und schon binnen wenigen Tagen konnte ich beginnen, ihn eingehender zu unterrichten und auf die heilige Taufe vorzu- Kncibenfpiele im Unter vorstehender Überschrift brachte die „Kölnische Volkszeitung" vor einiger Zeit einen längeren Artikel, welchem wir folgendes entnehmen: bereiten. Die Vorbereitung war nicht schwer. Vom Götzendienst wollte er nichts mehr wissen, und als ich ihm endlich die Frage stellte, ob er getauft werden wolle, stimmte er sofort zu; so taufte ich ihn denn auf den Namen Wendelin. Er lebte noch einige Wochen, in denen ich ihn wiederholt besuchte, um die guten Gesinnungen in ihm zu befestigen. Dann aber starb er unerwartet schnell. Das Begräbnis fand am folgenden Tage statt. Mit allen unseren Zöglingen zogen wir zu seiner Hütte. Vor derselben lag der alte Wendelin auf einer dürftigen Bahre. Die Totengräber ließen lange auf sich warten; denn der Mann war ein Fremdling und darum wollten sie ihn anfänglich nicht tragen. Schließlich setzte sich der Leichenzug in BÄvegung, nachdem ich zuvor die üblichen Gebete gesprochen und die Leiche eingesegnet hatte. Unter den Gebeten der Kinder kam der Zug zum Grabe, wo ich eine kurze Ansprache über das eine Not-loendige an das Volk hielt. Als der Leichnam ins Grab gelegt wurde, warf jeder der anwesenden älteren Heiden als letzten Dienst drei Spaten Erde ins Grab. — Der alte Wendelin schien ein braver Mann gewesen zu sein. Hoffentlich ist er jetzt im Himmel und freut sich, daß Gott ihm die große Gnade geschenkt, noch kurz vor dem Tode getauft und so mit Dem himmlischen Hochzeitsgewande bekleidet zu werden, das er, wie wir annehmen dürfen, unbefleckt vor den ewigen Richter gebracht hat. dunklen Weltteil. Spielt die schwarze Jugend überhaupt und welcher Art ist ihre Belustigung und ihr Zeitvertreib? Wie äußert sich der Wechsel der Jahreszeiten auf die Art des Heft 1. Stern der Neger. 9 Spieles mid -des Spielens? Alles dieses sind Fragen, die im Hinblick auf die ethnologische, ja kulturhistorische Bedeutung der kindlichen Betätigung ilicht ohne hohes Interesse sind, zumal für Afrika, dessen Bevölkerung uns trotz einer Forschungsarbeit, wie sie keinem anderen ©rbenraunt zuteil geworden ist, noch in mehr als einer Beziehung fremd gegenübersteht. Um gleich einige der Fragen vorweg zn nehmen, so sei 'bemerkt, daß, wie die Kinder aller anderen Rassen, so auch die Negerjugend in der Tat spielt; sie verfügt sogar über einen ziemlich umfangreichen Spielschatz, der allerdings denjenigen zivilisierter Kinder ilicht erreicht, dennoch aber größer ist, als man von den kleinen „Wilden" gemeiniglich vermutet. Bemerkenswert dabei ist, daß dieser Spielschatz zuln größten Teile Eigentum der Knaben ist, während die Mädchen fast leer ausgehen. Wie das Kinderspiel ja überhaupt ein Spiegelbild der Gesittung eines Volkes darstellt, so ist es auch hier. In Afrika hat, in höherem Maße als irgendwo anders auf Erden, der Mann es berftauben, der Frau alle Pflichten aufzubürden, sich selbst aber alle Rechte vorbehalten. Einerlei, ob er als Nomade die Steppen und Wüsten durchwandert, als Jäger oder Fischer sein Revier durchstreift, oder als Ackerbauer die heimische Scholle kultiviert — überall betrachtet der dunkelfarbige Herr der Schöpfung seine Arbeit als getan durch die Erledigung jener Obliegenheiten; der Rest seiner Tätigkeit ist in den meisten Fällen ein unendliches Politisieren und eine bewunderungswürdige Aus-dauer bei Trunk und Tabak, Spiel und Tanz. Anders dagegen die Frau. Sie hat im ganzen Erdteil die Pflicht, den gesamten inneren Haushalt zu besorgen, von dem entsetzlich anstrengenden Stampfen •ober Reiben des Nährkorns, der Hirse oder des Mais bis zum Anrichten der Speisen; sie hat sogar beim Hausbau mitzuwirken und ist auch mitunter gehalten, den Landbau zu erledigen, — sie ist in Wirklichkeit vielfach mehr die Sklavin als die Gefährtin des Mannes. Nicht so grell, aber doch deutlich bemerkbar, stellt sich das soziale Verhältnis zwischen Knaben und Mädchen dar. Bei dem Übermaß von Arbeit sieht die Mutter in der heranwachsenden Tochter ihre natürliche und Nächstliegende Stütze; sie zieht diese zu Handreichungen heran, sobald die kleinen Hände zu praktischer Betätigung befähigt erscheinen, und das ist, bei der schnellen körperlichen Entwicklung und geistigen Frühreife des Negerkindes, viel früher der Fall als bei unseren Kleiiren. Tie ersten Lebensjahre zwar verlebt auch das kleine Negermädchen in Aussichtslosigkeit und Ungebundenheit; da „buddelt" es nach Herzenslust im feuchten Sand und formt mit den kleinen, braunen Patschhändchen Töpfchen und Schalen aus Ton oder baut Miniaturhäuschen und legt kleine Gärten an, es spielt Mehltreiben und Kochen — kurz, es übt sick) ahnungslos in all den Künsten, die der späteren Hausfrau das Leben so sauer .machen werden. Damit ist aber auch der weibliche Spielschatz nahezu erschöpft; außer dem überall eifrig gepflegten Tanz werden als weibliche Spiele nur der Sprungriemen, Ringeltanz und Haschen angegeben, 31t denen sich hie und da die Pflege der Musik gesellt. Aber auch mit diesen harmlosen Belustigungen geht es zu Ende, sobald das Mädchen größer wird. Dann muß es der Mutter kochen helfen, den zur Töpferei, einem stets von den Frauen geübten Handwerk, benötigten Ton kneten, Wasser und Holz holen, Palmkerne ausklopfen, die jüngeren Geschwister warten u. dgl. in.; und wenn das 10 Stern der Neger. Heft 1. Mädchen noch mehr heranwächst, dann folgt es der Mutter aufs Feld, trat unter deren Leitung den Feldbau zu lernen, zu säen, zu jäten und zu ernten. Wesentlich besser hat es die männliche Jugend in Afrika. Der Vater verspürt niemals pädagogische Neigungen und kümmert sich infolgedessen überhaupt nicht um seine Sprößlinge, diese, wie so man- ches andere, dem zarten Geschlecht überlassend. Solange die Natur es erfordert, das heißt bis das Kind laufen kann, unterziehen sich denn auch die Mütter der Pflege der Kleinen mit großer Liebe und Beharrlichkeit; auch halten sie, wie wir gesehen haben, die Töchter fernerhin mög-lichst in ihrer Nähe und im Hause. Dagegen ist der Knabe, sobald er die schwierige Kunst des Laufens erlernt hat, ein freier Mann, der tun und treiben kann, was er will; ein kleiner Springinsfeld, um den es ihm beliebt, und nur heimgeht, wenn der Hunger ihn dazu treibt. Dafür fehlt dein Negerknaben auch sehr bald jede Naivität; er ist von einer Blasiertheit, mit der sich ein ordentliches Knabenspiel schlecht verträgt; zudem ist er so unruhigen Geistes, daß es ihm nie gelingen würde, im Spiele die Außenwelt für viele Stunden zu vergessen, wie dies doch für unsere Kleinen so bezeichnend ist. Trotzdem ist der Negerknabe nicht ganz arm an Mitteln und Wegen, sich die Zeit zu vertreiben und die Phantasie zu betätigen. Mit unserem jungen Nachwuchs teilt er in den ersten Lebensjahren die Vorliebe für das Spielen im Sande, das Errichten von Dämmen und sonstigen Kunstwerken einfachster Architektur und das Formen von allerlei Getier. Auch das Patschen in den Pfützen und Lachen ist eine Beschäftigung, der sich der kleine Negerjunge mit eben derselben Begeisterung hingibt wie unsere Kleinen den Tiefenmessungen in den Rinnsalen der Straßen, mit dem Unterschied jedoch, daß es bei jenem nicht viel verschlägt, wenn er über und über besudelt heimkommt. Wenn es gar zu schlimm gekommen ist, macht ein Bad oder eine energische Waschung bald alles wieder gut. Groß sind die kleinen Künstler in der Plastik. Es ist bemerkenswert, baß die Knaben im sich niemand kümmert, der spielt, solange | Gegensatz zu ihren töpfeformenden Schwe- Erzherzog Friedrich von Österreich Conrad von Hohendorf Generalinspektor der österr -ung. Armee. Ches des österr.-ung. GeneralstabeI. Heft 1. Stern der Neger. 11 stern mit Vorliebe Tiere aus Ton nachzubilden versuchen, und zwar solche, die entweder ihren: Auge geläufig sind oder aber ihnen imponieren. So formt der Sohn der viehzuchttreibenden Stämme mit ausdauernder Beharrlichkeit das Rind, die Ziege oder das Schaf nach, während bei den Jägervölkern der Elefant und das Rhinozeros die beliebtesten Ent-würse sind. Kind bleibt aber überall Kind, und was der Schaffenstriob soeben gefördert, verlangt die angeborene Zerstörungssucht sehr bald wieder als Opfer. Klassisch ist in dieser Beziehung das Verfahren, das ein langjähriger Missionär Südafrikas einst bei den übrigens nicht zu den Negern gehörenden Nama-Hottentotten belauschte. Mit großer Sorgfalt hatten dort mehrere Knaben eine große Anzahl südafrikanischer Zugochsen in Ton nachgebildet, hatten dann die Teile eines der in jenem Teil des Kontinentes üblichen Ochsenwagen im kleinen geschnitzt und setzten nun das Ganze kunstgerecht zusammen, woraus unter großem Triumph die Zugtiere vorgespannt wurden. So allgemein nun das Entzücken war, so kurz war es auch; denn es währte nicht gar lange, da wurde dem einen der kleinen, lederfarbi-gen Männer die Sache zu langweilig, und mit der echt jungenhaften Äußerung: „Ach, die wollen den Wagen ja doch nicht bergan ziehen" nahm er eine Peitsche, ebenso alle anderen, und nicht lange dauerte es, so waren unter den wütenden Hieben der kleinen Taugenichtse die Ochsen wieder zu dem geworden, woraus sie entstanden waren. Genau wie bei uns nehmen den größten Raum im Leben des Negerknaben die Bewegungsspiele ein. Bei den viehzüchtenden Völkerschaften sind die Knaben gehalten, die Herden zu hüten, eine Beschäftigung, die von selbst zu allerlei Scherz und Kurzweil führt; ebenso begleiten sie bei den Ackerbauern die Erwachsenen aufs Feld, um dort dein Spiele zu huldigen, und schließlich führt der Beruf der Jägervölker die heranwachsende männliche Jugend ganz von selbst zu bewegungsfroher Nachahmung der Alten. Somit kann denn die ziemlich große Mannigfaltigkeit der Knabenspiele in Afrika nicht überraschen, ebensowenig wie der Umstand, daß sie in ihrem Charakter sich fast stets an die vor herrschende Beschäftigungsart des Volkes anlehnen. Über den ganzen Erdteil verbreitet ist das Spiel mit Bogen und Pfeil. Jetzt, wo diese Bewaffnung auch bei den Großen noch in vielen Gegenden als Hauptwaffe dient, hat seine Handhabung durch die Jugend noch den Charakter einer heiteren Vorübung für einen ernsten Zweck; in späteren Jahrhunderten jedoch, wo die Hinterlader Alleinherrscher in Afrika und Bogen und Pfeil als Angriffswasfe ein überwundener Standpunkt sein werden, da wird der Kinderbogen dort genau die Rolle spielen wie die Armbrust und der Flitzbogen bei uns. Jetzt nun nehmen, wie gesagt, die kleinen Schützen ihr Haupkspiel-zeug noch ernst; -sie sind eifrige und oft auch Wohl erfolgreiche Jäger, die mit ihren stumpfen Holzpfeilen manchen kleinen Vogel erlegen und bei großen Feisten sogar im Interesse der mütterlichen Küche dem Weidwerk obliegen. (Schluß folgt.) 12 (Stern der Neger. Heft 1. Unsere katholischen Brüder im Morgenlande. Von P. 3o[. manch F. S. C. Wer Selb, Lust itnb Zeit hat zum Her-ltnvtetfen und sieh boiBei bk halbe ober auch die ganze Welt ansehen kann, dem wirb aus Gottes weiter Erbe so manches spanisch vorkommen, urtb in zahlreichen frem-ben Gewohnheiten wirb er sich nicht zurechtfinden können. Nun in e i n e m wirb er sich allerorts heimisch fühlen, nämlich im katholischen Gottesdienste, vorausgesetzt, baß er als guter Christ jeben Sonn-und Festtag seiner religiösen Pflicht nachkommt. Versteht er auch wenig ober gar nicht die Sprache bes Landes, so sieht er doch alle gottesdienstlichen Verrichtungen, voran die heilige Messe, vorgenommen werben wie zu Hause. Ellen bas ist eine vorzügliche und praktische Eigenschaft des lateinischen Teiles der katholischen Kirche. Deshalb glaubt auch das katholische Volk in Europa, es existiere das heilige Meßopfer nur in der Form, bie es von Kindheit auf vor Augen hatte, -also den Priester so und so gekleidet, lateinisch betend und sich am Altare so bench,mend, wie wir ihn täglich sehen. Dem ist aber nicht so! In der katholischen Kirche gibt es eine lateinische Messe, bie abendländische, und eine griechische, welche man als bie morgenländische bezeichnen kann. Käme also ein deutscher Biedermann unversehens und unaufgeklärt in eine katholisch-griechische Kirche, in welcher eben Messe gelesen wird, so würde er gewiß nicht wissen, was er von all betn Tun und Treiben am Altare halten soll. Am ehesten würde er glauben, es werde dort eine besondere Andacht, etwa der Vesper ähnlich, abgehalten: der Priester trägt ja einen Vespermantel. Zu uns nach Assuan in . Oberägypten kam 1911 ein katholischer koptischer Prie- ster auf Besuch. Um ihm eine Ehre zu erweisen, ließen wir ihm die eigentliche Festmesse am Sonntag lesen, selbstverständlich nach seinem, d. i. dem koptischen Ritus, Es war zur Fremdensaison, während welcher in unserer Kirche Katholiken aus allen Teilen Europas und Amerikas dem Sonntagsgottesdienst beizuwohnen pflegen. Die heilige Messe nahm ihren Anfang, und auf mehr als einem Antlitz las man berechtigtes Erstaunen. Schließlich glaubten die Leute doch, daß das, was sich vor ihren Augen abspiele, eine heilige Messe sei. Trotzdem kam gleich nachher eine Dame zu mir und fragte mich eindringlich, ob denn das wirklich eine katholische Messe gewesen wäre. Auf meine bejahende Versicherung hin tat sie noch den Einwurf, ob es denn katholische Kopten gebe. Nachdem sie toernomnien hatte, daß es nicht nur katholische koptische Gläubige und Priester, sondern sogar einen Patriarchen und zwei Bischöfe in Ägypten gebe, schien es, als würde ihr Staunen keine (Grenzen mehr haben. I. Bei der Teilung des großen römischen Reiches in ein oft- und weströmisches und auch früher schon bediente sich die heilige Kirsche beim Gottesdienste der zwei größten damaligen Weltsprachen, des Griechi-sch,en und des Lateinischen. War ja doch sozusagen der ganze Orient griechisch und drang hauptsächlich in dieser ,Sprache das (Evangelium hinaus in die Welt und kam in griechischer Abfassung selbst nach Rom. Auch hier scheint der Gottesdienst in den ersten Anfängen griechisch abgehalten worden zu sein. Unser heutiger lateinischer M e ß k a n o n, Heft 1. Stern der Nege r. 13 d. i. b i e f e st st e h ende n Gebete der heiligen Messe nach dem S a n k t u s bis zur Ko nt m u -nion des Priesters, welche für jede heilige Messe unveränderlich sind, ist ja auch nicht mehr der ursprüngliche. Die erste Form hatte die größte Verwandt-schast mit der uns unter bent Namen des hl. Jakobus syrisch und griechisch erhaltenett Anaphora von Jerusalem, welche man hernach mehr oder weniger vollständig int Abendlande ins Lateinische übertrug. Die erste starke Veränderung erfuhr bann diese heilige Messe int 5. Jahrhundert durch Papst Leo I., welcher sie durch Gebete aus einer anderen, der alexandri-nischen verwandten Anaphora erweiterte. Später beseitigte Papst Gregor I. die allzu große Ausdehnung dieses Meßkanons und nahm eine andere Umgestaltung desselben vor, so wie wir ihn jetzt ungefähr besitzen. Der zweite Teil unseres Kanons stand ursprünglich an erster Stelle und der erste an zweiter Stelle. Kleine Abweichungen, wie z. B. der ambrosianische Ritus in der Diözese Mailand und zum Teil in jenen von Lugano, Novara und Bergamo, kommen wegen ihrer geringfügigen Ausdehnung nicht in Betracht. Auch bezüglich der priesterlichen Kleidung beim Gottesdienst stoßen wir bei uns auf Änderungen, die int Laufe der Jahrhunderte stattfanden. Die bedeutendste weist das Meßgewand auf, welches vom ehemaligen sich sehr unterscheidet und demjenigen ungemein glich, welches wir noch heute bei unseren morgenllindischen Brüdern vorfinden. — Schlechter Geschmack und Bequemlichkeit halben bei seiner Verwand-lung, eine große Ralle gespielt und schließlich zur heutigen geschmacklosen Baßgei-gen-Form geführt. Einer Äußerung des verstorbenen Papstes Pins X. zufolge war es in seiner Absicht gelegen, dem Meßge- wande seine frühere Gestalt allmählich wioder zurückzugeben. Sehen wir uns nun die morgen ländische (griechische) Messe bei unseren orientali-schen Brüdern kurz an, um hernach Viesen selbst unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Tort werden vor allem das heilige Meßopfer und die übrigen gottesdienstlichen Verrichtungen nicht in lateinischer Sprache und nach unserer Art und Weise, -was man Ritus nennt, — dargebracht und vorgenommen, sbndern in der griechischen Sprache und unter Zeremonien, wie sie ihrem vom unserigen abweichenden Empfinden entsprechen. Bei den orientalischen liturgischen Gewändern finden wir unsere Albe und auch die Stola mit den beiden vom Halsausschnitte nach unten zusammengenähten Teilen. Die Albe wird aber bei den Griechen von einem meist wertvollen, goldgestickten Gürtel zu-sammengehaltett. Auf ihre Strmet werden an den Handgelenken noch eigene Manschetten aus bent nämlichen Stoffe und derselben Farbe, wie die Stola, aufgesteckt. Das Meßkleid kommt an äußerer Form so ziemlich unserem Vespermantel gleich, nur ist es vorne am Halse nicht mit Schließen zugemacht, sondern bis hinab zugenäht. Beim Tragen wird es vorne aufgerollt, j welcher Teil während der ganzen heiligen i Messe auf den Armen des Priesters ruht. Auch bei u n s hatte das Meßkleid bis ins Mittelalter diese Form, nur daß die vordere Hälfte zwischen die beiden Arme zu fassen fant. Wer sich von diesem unserem früheren Meßkleide keine klare Vorstellung machen kann, der besehe sich in beit alten Domkirchen die auf Gruftsteinen ausgemeißelten Priestergestalteu. Im allgemeinen ist für das orientalische Meßgewand keine Farbe vorgeschrieben. Es ist weiß, rot und blau, — je prächti- 14 Heft 1. Stern der Nege r. ger, desto besser. Schwarz ist verpönt! Wollte ich noch andere Kleinigkeiten aufzählen, so ginge das über mein gestecktes Ziel. Ich will nur noch sagen, daß die feierliche orientalische Messe überaus würdevoll, glänzend lind — lang ist, besonders wenn der Zelebrant ein Bischof ist. Dabei tragen dieselben eine (Herzogs-) Krone und Iben Hirtenstab, diesen aber ind>t gebogen, und in der rechten Hand immer das Segnungskreuz. Ferner spielt da, und zwar auch schon in den einfachen Messen, das Rauchfaß eine große Rolle. Angefangen wird die heilige Messe je nach den einzelnen Riten entweder in der Sakristei oder an einem Nebenaltär-chen. Die Bischöfe beginnen sie am Thron. Daraus steht man, daß sich das lateinische Pontifikalamt äußerlich sehr an das morgenländische anlehnt! Beinahe alle Gebete werden labwechselnd mit dem Altardiener und den Sängern gesungen oder laut gesprochen, auch die heiligen Konsekrationsworte. Einen eigentlichen SäNlgerchor, wie wir -ihn verstehen, gibt es Nlicht, wohl aber gibt es Einzelsänger. Beim erstmaligen Anhören der orientalischen Gesangsweise (hoch und meist in Achteln und Sechzehnteln) kann man ihr gar keinen Geschmack abgewinnen. Beim weiteren Verweilen dagegen und beim Studium nimmt sich der Gesang wohlklingend, majestätisch und ausdrucksvoll aus. Vor drei Jahren führte ich in Kairo öfter jüngere Mitbrüder in die griechische Kirche zur großen Pfarrmesse, und es dauerte nicht lange, so waren auch sie voller Bewunderung. Der Altar mit seinem Vorplatz (Presbyterium) ist vom Schiff der Kirche und somit von den Gläubigen durch eine manchmal sehr kunstvoll geschnitzte und getäfelte Holzwand getrennt. Diese ist auch oft mit Heiligenbildern geziert und wird Jkonostasts genannt. Eine daran angebrachte Tür ist während des Gottesdienstes meist geöffnet und läßt den Gläubigen Priester und Altar sehen. Auf diesem wird in der Regel n i ch t das Allerheiligste aufbewahrt, sondern dasselbe befindet sich meist in einem Türmchen oder Tabernakel abseits vom Altar. Zur Konsekrie-rung des allerheiligsten Sakramentes gebrauchen die Orientalen, mit Ausnahme der Maroniten, gesäuertes Brot bald in Gestalt von Hostien, bald in Gestalt von kleinen Broten oder Brotstückchen. In der ganzen orientalischen Liturgie existieren keine Segenandachten; vereinzelte kleine Anläufe zu diesen stammen von der lateinischen. Die morgenländische, in hohem Grade besonders die schismatische (getrennte) Kirche mahnt uns an einen nicht ausgewachsenen und in seiner EnWicklung zurückgebliebenen Menschen. Hoffart, religiös-spitzfindige Streitigkeiten, ganze oder teilweise Trennung von der Mutterkirche und die fast völlige Abhängigkeit vom L a i e n r e g i m e n t haben dieses bewirkt. Die orientalisch - katholischen Gläubigen und ihre Hirten bemühen sich zwar, dieser häßlichen Schlacken los zu werden, aber es geht nur langsam, da es äußerst große Schwierigkeiten zu überwinden gibt. Am Verhalten der Gläubigen in der Kirche fällt dem Abendländer Verschiedenes auf. Die Kopfbedeckung wird, wenn es ein Fez oder ein Turban ist, aufbehalten. Bei den feierlichsten Augenblicken während der heiligen Messe bezeigt man seine Ehrfurcht nicht durch Knien, sondern durch Auf stehen von seinem Sitze. Unsere Kniebeugung, dem Orientalen fremd, vertritt bei ihm eine tiefe Verbeugung oder das Berühren des Bodens mit der Hand. Auch sind Männer und Frauen streng getrennt. Heft 1 Stern der Neger. 15 In 'beii großen Kirchen beginnt man es damit weniger genau zu nehmen, z. B. in der griechisch-katholischen Kirche in Kairo, wo auch der Altar vom übrigen Teil der Kirche nicht durch die Jkonostasis geschieden ist, sondern mit dem Schiff verbunden erscheint. Schließlich wäre noch anzuführen, daß man wohl überschwengli-chen Ausbruch von Frömmigkeit antreffen kann, die tiefernste Geistessammlung aber, tote wir sie bei den nord- und osteuropäischen Katholiken sehen, ist selten. Die Reinlichkeit in Kirchen und am Altare, — mit e i n Altar in der Kirche ist Regel, — läßt vielfach zu wünschen übrig, so bei den schismatischen Syrern und Kopten. Die dabei angeführte Armut trägt nicht immer die Schuld, sondern vielleicht ist Nach- lässigkeit und Lauheit der Mesner und Priester die Ursache hievon. Die Sprache des Gottesdienstes unserer morgenländischen Brüder war anfangs n ii r das Griechische. In späteren Zeiten jedoch, als Spaltungen und religiöse Zerwürfnisse, eintraten, für die der Orient immer zugänglicher gewesen als das 'Wendland, wurde diese altehrwürdige Sprache ganz oder teilweise durch die Landessprachen ersetzt. .Ja einige Stämme verfaßten sich eigene, von den griechischen abweichende Anaphoren. Anstatt fernerer, weitschweifiger Erörterungen will ich nun die einzelnen morgenländischen Riten der katholischen Kirche aufzählen und eine kurze I Darlegung über Sprache, Geschichte und j Gläubige daran anknüpfen. (3oitfc6mig mt) O O 0 0 0 O O 0 0 0 1. Die Verschwörung. „Soeben dringt der erste Strähl der Morgen sonne in die Laube, es ist ein feierlicher Moment." Mit diesen Worten erhob sich ein Mann von seinem Sitze und fuhr dann, wie es schien, nach einer längeren Unterredung, zu seinem Gefährten gewendet, mit ernster Stimme fort: „Nun, Rikar, schwöre mir zum Schlüsse bei Siva, dem Gott deiner Väter, treu zu vollführen, was ich dir aufgegeben, und was ich dir anvertraut, als Geheimnis zu bewahren bis zum Tod. Solltest du mich je verraten, so treffe dich der Fluch des Welten-zerstörers Siva". „Ein Schwur bei Siva," stotterte Rikar erschrocken, blickte schüchtern zum Sprecher empor und zögerte. „Erhebe dich und kreuze deine Arme über die Brust, es ist hohe Zeit, . . . du weißt alles . . ., schwöre — es gilt auch dein Glück!" Es entstand eine kurze Pause. Langsam erhob sich Rikar, er zitterte am ganzen Leibe. „Ich darf nicht," stammelte er und ließ die erhobenen Arme wieder sinken; „ein Schwur bei Siva hat seine Schrecken über Zeit und Grab!" „Wie, du willst nicht schwören, um mich beliebig verraten zu können?" erwiderte der erstere, indem er langsam einen Dolch aus dem Busen zog. Seine Augen funkelten und eine unnatürliche Blässe überzog sein Angesicht; seine Zähne knirschten, ein Zeichen, daß Zorn und Furcht ihn übermannten. „Was ist das? Hörte ich nicht rauschen?" rief er plötzlich und warf dabei seine Blicke um sich, horchte ein wenig, und da wieder alles still war, fuhr er in langsamem, gedämpftem Tone, die lange Nase fast ins Gesicht Rikars drückend, fort: „Du willst nicht schwören?" . . . Soeben fiel ein Strähl des glühenden Morgen- 16 Stern der. Neger. Heft 1. rots auf den blinkenden Dolch, daß er blitzte wie Feuer und Blut. . . . Rikar sprang entsetzt zurück, auch der andere schien seine Übereilung zu bereuen, indem er den Dolch wieder in dem Busen verbarg mub mit sanfterer Stimme den Erschrocke-nen anredete: „Gedenke an Nina, an deine Freiheit." . ... „Herr, ich will schwören, wie Sie verlangen!" unterbrach ihn Rikar, indem ihn die Worte „Nina, Freiheit" wie ein Magnet anzuziehen schienen, wobei er aber einen furchtsamen Blick auf das Heft des Dolches warf, das aus der Weste seines Gefährten hervorsah. Nun leistete Rikar den Eidschwur, wie er verlangt wurdet Es war heller Tag geworden, die Sonne stieg über den Apäla-chen empor; es wehte sanfte Frühlingsluft. Das Zwitschern der Vögel hatte begonnen; wo das Auge sich hinwandte, erwachte neues Leben und neue Wonne. All diese Reize der Natur, die jeden Menschen erfreuen mußten, wurden von den zwei Männern in der Laube weder beachtet noch mit einiger Empfindung aufgenommen. Ein boshaftes Beginnen hielt ihre Herzen gefangen. Sie traten aus der mit Zweigen und grünen Blättern umrankten Laube hervor imb entfernten sich, leise flüsternd, nach jener Seite des Gartens hin, wo eine englische Anlage von kleinen Hügeln und Baumgruppeil sich ausbreitete. Verschiedene mit Kiesel bedeckte Pfade schlängelten sich unter den schattigen Bäumen, neben Teichen und rieselnden Quellen hin, die da urch dort von einem künstlichen Felsen en miniature ins anmutige Tälchen hinabplätscherten. Auch diese Wunder der Kunst hatten für die zwei Spaziergänger keinen Reiz; sie redeten lind dachten von anderen Dingen. Und menu wir sie näher kennen, verwundern wir uns auch nicht mehr, daß eine tiefe Leidenschaft dieselben vom Wege der Natur und Vernunft ablenken mußte. Wir wollen die Spur derselben ein wenig verfolgen, um zu erfahren, wer sie sind. Der mit dem blassen Gesicht und der langen Nase hat einen schlanken, schönen Wuchs von mittlerer Größe, ist kaum dreißig Jahre alt und nach europäischer Sitte gut und reinlich gekleidet. Ein schalkhaftes Lächeln spielt um seine seinen Lippen, in seinen tiefliegenden, schwarzen Augen haben Verschlagenheit und Heuchelei ihren geheimnisvollen Wohnsitz. Sein ganzes Benehmen verrät den Charakter auf den ersten Anblick. Dieser Mann, der uns beim ersten Betreffen so abschreckend erscheint, ist der sehr geachtete und geschickte Francesco Lopez, Geschäftsführer bei dem reichen Gutsbesitzer und Handelsmann Lorenz Waltert. Ein ganz anderes Aussehen hat dagegen, körperlich genommen, der Gefährte des Francesco, den wir bereits als Rikar kennen. Dieser trägt das Kostüm eines Sklaven und ist von Geist und Körper ein Neger; die kleinen, verschmitzten Augen, die aus dem Halbdunkel des Gesichtes hervorstechen, verraten nichts Gutes; wenn die drolligen Lippen ihm noch einige Gutmütigkeit und Festigkeit zuschreiben, so lassen doch das spitzige Kinn und die niedere, mit schwarzem Kraushaar bedeckte Stirn seine Feigheit und Charakterlosigkeit nicht verkennen — wie sich der Kleine, kaum vier Schuh hoch, an den bedächtigen Francesco anschmiegt, und wie dieser ihm in einem mehr gebieterischen als vertraulichen Tone Aufträge und Lektion erteilt! Indes hatten beide dem Hause ihres Herrn sich genähert. Sie standen still. Francesco warf seinen Blick nochmals an das äußerste Ende des Gartens zurück, wo Heft 1. Stern der Neger. 17 die verhängnisvolle Laube stand, und schien die Stelle suchen zu wollen, wo er so wichtige Anschläge gefaßt und das Glück seines Lebens begründet zu haben glaubte. „Dieser Augenblick war uns günstig; Lorenzo und sein Sohn sind schon stunlden-weit von hier entfernt — nur mutig ans Werk, und nach einigen Monaten gehören Hof uni) Land im Umfange von zwei Mei- rätseln zu können, wie wir später erfahren werden. Da er beide ins Haus zurückgekehrt wähnte, wollte er ebenfalls aufbrechen und fand sie nun noch weilend im engeren Hofe des Hauses. Um die weitere Aufmerksamkeit von sich abzuwenden, lenkte Korban an eine mit Blumen bepflanzte Rotunde des Gartens hin, um einige gefallene Zweige zu befestigen. Al- Eine sliederlaffung von Duem. Eine arabische Bauernfamilie, die dem steinigen Boden gleichwohl den nötigen Lebensunterhalt für Mensch und Tier abzuringen bestrebt ist. len tins an!" so ermunterte Francesco sich und seinen Gefährten halblaut. In diesem Augenblick kam Korban, der junge Gärtner, von jener Seite des Gartens her, wohin Francesco eben seine triumphiereüden Blicke ausgesendet hatte. Diese Erscheinung erfüllte ihn Plötzlich mit Zorn und Schrecken. „Kann der unser Gespräch abgelauscht haben?" fragte er sich; „doch warte, du unbärtiger Hund, ich will dir das Lauschen abgewöhnen!" Wirklich hatte Korban soviel gehört, um den geheimnisvollen Schwur Rikars ent- lein Francesco hatte ihn entdeckt und seine Berechnung vereitelt. „Korban," ries er ihn an, „was hast du so früh im Garten zu schaffen? Du wirst wissen, daß du, bis unser Herr wiederkehrt, mir zu gehorchen hast." „Herr Lopez," erwiderte der Gärtner mit sanfter, fast weiblicher Stimme, „früh aufzustehen liegt in meiner Gewohnheit; daß ich Ihnen zu gehorchen habe, weiß ich wohl, ich stehe darum auch zu Ihrem Befehl." Nun wußte aber Francesco nicht, ob er weiterforschen oder einstweilen zu- 18 Stern bet Neaer. Heft 1. iMfjalten sollte; denn es schauderte ihm vor dem Gedanken, daß Kor'ban seine Anschläge entdeckt haben könnte. . „Ich will den Burschen unschädlich machen zur rechten Zeit," murmelte Francesco vor sich hin in verbissenem Grimm, sagte dann aber zu Korban, der inzwischen herbeigekommen war: „Tue, was dir zusteht, bis auf weiteres!" Mit diesen Worten wandte er sich dem Hause zu und ging. Rikar folgte ihm. 2. Lorenz Waltert. Eines der schönsten und bestangebauten Landgüter in Rhode-Jsland besaß Lorenz Waltert. Rhode-Jsland ist bekanntlich einer der Vereinigten Staaten von Nordamerika, der sich mit den übrigen zwölf, als: Neu-Hampshire, Massachusetts, Connecticut, Neu-Uork, Neu-Jersey, Penn-sylvanien, Maryland, Delaware, Virgi-nien, Nord-Carolina, Süd-Carolina und Georgien, itn Jahre 1776 vom Mutterlande England frei erklärt und seine Freiheit behauptet hat bis auf unsere Tage. Rhode-Jsland ist der kleinste, aber einer der gewerbefleißigsten unter den Staaten. Die wichtigsten Städte desselben sind die Providence und Newport, ausgezeichnet durch mancherlei Fabriken, wichtigen Handel und Schiffahrt. Newport liegt am Meere und besitzt einen durch drei Forts geschützten Hasen, der zu den besten in Nordamerika gehört. Dieser schöne Landstrich, der in der Geschichte so bedeutsam geworden, wurde im 17. Jahrhundert durch einen spanischen Ansiedler von einem Indianerhäuptling um eine grüne Brille abgekauft. Schon im Jahre 1665 schuf König Karl II. von England Rhode-Jsland durch einen Freibrief zu einem selbständt-gen Staat; auch nach der Revolution behielt es die ihm damals verliehene Verfassung ganz Bei. Schlimmer erging es freilich dem Indianerhäuptling, der sein Land um so ge-ringen Preis veräußert hatte. Cr wurde deshalb von seilten eigenen Untertanen ermordet, als die Weißeit int Lande den Meister zu spielen anfingen. Die Europäer zeichlteten sich im übrigen schon int Anfang durch ihre Habsucht und Unntenschlichkeit aus. Bis sie alles Gold und Geldeswerte den Eingeborenen abgenommen hatten, taten sie noch freundlich mit ihnen und waren freigebig mit Kleinigkeiten, solange eine Brille, eine kleine Schelle, ein Trinkglas usw. hinreichten, um Tausende von Goldstücken oder ganze Länder einzutauschen. Nach diesem täuschenden Spiel aber wurden die armen Eingeborenen zu Sklaven derjenigen gemacht, die sie mit Land und Schätzen bereichert hatten. Ein besseres Los traf die Unglücklichen, wo die christlichen Missionen Religion, Kultur und Segelt verbreiteten. Leider aber waren viele Volksstämme der Eingeborenen durch die tinmenschliche Härte der sogenannten Weißen allein, was von Europa kam, so ent= fremdet worden, daß auch eine christliche Kultur und Lebensordnung unter ihneit wenig oder gar keinen Eingang mehr fand. In Rhode-Jsland wirkte zu dem eben Berührten noch der Umstand mit, daß die Indianer immer mehr sich absonderten und in entferntere, noch ganz wilde Ge-genden sich zurückzogen. Als sie noch zahlreicher int Lande waren, versuchten sie, durch größere und kleinere Überfälle öfter die Besitzungen der europäischen Ansiedler zu zerstören uitd die letzteren ans dem Lande zu vertreiben. Das war dann wohl ein bewegtes, höchst gefahrvolles Leben in solchen Gegenden, wo die Wilden auf Leben und Tod um ihr altes Besitztum und ihre verlorene Freiheit kämpften. Aus einem der letzten dieser Kämpfe Heft 1. Stern der Neger. 19 beginnt der Knotenpunkt unserer Erzählung; um aber auf denselben einzugehen und ihn zu lösen, müssen wir Personen und Umstände noch näher kennen lernen. Lorenz Waltert, den wir bereits im Besitze sehr schöner Güter auf Rhode-Jsland wissen, war ein Schweizer-Bürger. Dias Freiamt im Kanton Aargau, seine Heimat, ist ein sehr schönes, fruchtbares Land; allein für den lebhaften Jüngling, dem seine eigene Haut zu enge wurde, hatten die heimatlichen Täler und Berge nichts Anziehendes mehr. Noch kaum 20 Jahre alt, riß er sich aus dem Kreise einer zahlreichen und darum ziemlich dürftigen Familie las und schloß sich einer Schar Waadtländer an, die eben nach Amerika übersiedeln wollten und auch wirklich das heute bekannte „Schweizer-land" int Staate Indiana gründeten. Es war um das Jahr 1783, wo nach einem hartnäckigen Kriege im Pariser-Frieden Die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten vom Mntterlande Großbritannien durch die Mächte Europas anerkannt wurde, als Lorenz Waltert mit seinen Gefährten zu Neuyork den freien Boden von Nordamerika betrat. Des Landes unkundig und von allen Hilfsmitteln entblößt, hatte der gute Waltert üble Tage zu bestehen. Er war aber gesund an Leib und Seele, mutig, kräftig, redlich, und besaß einen gesunden Hausverstand; diese Eigenschaften förderten sein Glück. Er hielt sich ungefähr 15 Monate in Neuyork auf und erwarb sich durch seine Tätigkeit ein kleines Sümmchen. Die blanken Dollars brannten, wie man zu sagen pflegt, auf seiner Seele. „Ich will den Samen ausstreuen," sagte er zu sich, „dantit er hundertfältige Früchte trage." Mit diesem Entschluß begab er sich und) Rhode-Jsland, das damals erst zu blühen und gewerbereich zu werden begnnn. Sein gutes Auge hatte Rhode-Jsland als einen günstigen Himmelsstrich anSer-sehen, dessen Fruchtbarkeit, Lage und Klinta im gegebenen Verband der Staaten geeignet schienen, in der Zukunft für Handel und Gewerbe eine bedeutende Rolle zu übernehmen. Um diese Zeit kaufte man um wenige Dollars große Strecken Landes, die freilich nicht ange-baut waren. Kaum in Newport, der damals noch so unbedeutenden Hafenstadt, auf Nhode-Js-land angelangt, wandte sich Waltert an den dortigen Magistrat, um sich in der Nähe einiges Land anzukaufen. Sein ganzer Reichtum bestand in 96 Dollars. Der Handel war bald abgeschlossen. Kaum 1%' Meilen nördlich von Newport wurde ihm für 40 Dollars und einen jährlichen Zins von 10 Dollars, deren Zahlung aber erst nach fünf Jahren begann, ein Strich Landes als Eigentum angewiesen, der einen Umfang von beinahe zwei Meilen hatte. Das Land bestand aus öden Heiden und Wald. Die Lage desselben, zunächst ant Meere, war darum nicht minder schön und vorteilhaft. Mancher andere, der we-niger Mut und Geschick besessen hätte, würde gedacht haben: Was will ich mit soviel Wald und ödem Lande tun? Waltert aber berechnete auf die Zukunft; war er ja erst 25 Jahre alt. Es war int Frühling 1786, als Waltert mit einem tüchtigen Negersklaven, einer Kuh, einigen Sämereien und Werkzeugen versehen, was alles seinen Geldvorrat bis auf wenige Dollars erschöpft hatte, sein neues Besitztum bezog und in einer angenehmen Bucht am Meere seinen Wohnsitz aufschlug. Seine erste Arbeit war die Herstellung einer kleinen Baracke und die Anpflanzung von soviel Land, als zu seinem Lebensunterhalt nötig schien. Die Entbehrungen und Strapazen alle zu schildern, 20 Stern der Neger. Heft 1. welche unser junger Ansiedler das erste halbe Ja.hr zn erdulden hatte, bis der allerdings fruchtbare Boden ihm den reichlichen Lohn seines Fleißes einbrachte, liegt nicht in unserer Ausgabe. Wir berichten nur soviel, daß Waltert außer seinem und des Negers Unterhalt schon im ersten Jahre nur allein aus dem Erlös der Jagd und Fischerei, den er in Newport einhandelte, über 150 Dollars gewann, was ihn für so manche Beschwerde entschädigte. Dabei aber ging es um so langsamer bei der Urbarmachung des Bodens. Seine Kasse sehte ihn jedoch in den Stand, noch zwei Neger anzukaufen und einen Landsmann aus der Schweiz, der kürzlich nach Newport gekommen war, in Dienst zu nehmen. Es ist für jene, die es nicht aus der Geschichte wissen, zu bemerken, daß der Sklavenhandel zu dieser Zeit in Nordamerika, zumal in abgelegenen Gegenden, noch ungeahndet geduldet wurde. Waltert behandelte jedoch seine Sklaven wie ein milder Herr in Europa seine Knechte zu behandeln pflegt, nährt und kleidet, wenn er mit ihrer Arbeit irgendwie "nur zufrieden sein kann. 3. Die Indianer. Die Landwirtschaft Walterts nahm ihren besten Fortgang. Kaum waren dreieinhalb Jahre verflossen, und schon stand ein ordentliches Haus nebst Ökonomiegebäude an der Stelle der ersten kleinen Baracke, und über 20 Acker Landes waren bepflanzt, eine kleine Herde Vieh lief nebenbei regellos aus den weiten Weiden umher. Dieses Bild der Regsamkeit und des Aufschwunges stellte in unbeschreiblicher Größe das freigewordene Volk der Vereinigten Staaten dar. Diese Ausdehnung der europäischen Einwanderung und dieser Fortschritt der Kultur erweckten aber auch in vielen Ge- genden den Neid und die letzte Artstren-gung der verdrängten Eingeborenen. Die Empörungen der Neger endeten freilich immer mit ihrem eigenen Verderben. Einen besseren Stand hielten die zahlreichen Jndianerstämme, welche in älterer Zeit, aus dem Staate Indiana stammend, von Rhode-Jsland und anderen Gegenden Besitz genommen hatten; doch auch sie wurden allmählich von den Weißen vertrieben. Nachdent Taungfu, der Indianerhäuptling, welcher Rhode-Jsland um eine grüne Brille verhandelt hatte, von seinen eigenen Lenten getötet ■ worden war, zogen sich dieselben teils freiwillig, teils gezwungen, immer mehr nach Norden zurück und besetzten die unzugänglichen Täler um die Apalachen oder Blauen Berge im angrenzenden Staate Massachusetts, von wo aus ihre verderblichen Streifzüge nach den umliegenden Gegenden nur allzu häufig wurden. Taungfu war den Europäern und ihren Sitten nicht so abgeneigt wie die meisten seiner Stammesgenossen. Er ließ sich von einem katholischen Missionär im Christentum unterrichten und war bereit, die heilige Taufe zu empfangen, als er infolge einer Verschwörung den Tod fand. Drei Söhne des Taungfu hatten sich vor dessen Tode, dem wilden Charakter ihres Stammes getreu, von ihrem Vater getrennt, welcher Umstand denselben bewog, seinen jüngsten Sohn, der ihm noch geblieben war, der Erziehung eines Spaniers, Fernandez Lopez, anzuvertrauen. Koziunka, so hieß der fünfjährige Knabe, war ein sehr lebhaftes Kind und schien zu vielen Dingen aufgelegt zu sein. Die Erziehung, welche Lopez dem Knaben angedeihen ließ, entwickelte seltenen Geistesanlagen in demselben. Er leistete für sich und die unglücklichen Ein- geborenen des Landes den deutlichen Beweis, daß christliche Kultur und Bildung auch die wilden Naturmenschen zu jeder Wissenschaft, Kunstamd Tugend befähigen können. Koziunka bekam in der Taufe den Namen Thomas und behielt den Namen Ko-ziunka als Geschlechtsnamen bei. Lopez führte einen ausgedehnten Baum-wollhandel und war einer der Ersten in Lovell im Staate Massachusetts, welcher neue Fabriken anlegte. Er besaß Kvei Söhne und zwei Töchter, allein keines von seinen Kindern hatte für Handel und Spekulation so günstige Anlagen wie Thomas. Um ihn daher für sein Geschäft zu gewinnen, sandte er denselben mit seinem älteren Sohne nach der Hauptstadt Boston, wo sie die nötige Ausbildung in der Handlungswissenschast erhalten sollten. Zwei Jahre waren schnell vorüber. Der Tag, an welchem die beiden Jünglinge nach Lowell zurückkehrten, war ein wahrer Freuden- und Festtag im Hause Lopez'. Beide hatten das 21. Jahr erreicht und waren bestimmt, sofort in das Bureau des Vaters einzutreten. Am gleichen Tage, als Thomas seine Stelle einnahm, wurde ein junger Knabe von 10 bis 11 Jahren aus dem Bureau entfernt, weil ihm der Versuch eines schlimmen Streiches das Vertrauen entzog, obgleich er ein entfernter Verwandter des Lopez war. Wir erwähnen diese anscheinend unbedeutende Tatsache, weil sie den Grund zu namenlosen Verwicklungen und bedauerlichen Begebenheiten bildet, wie wir im Verlaufe unserer Geschichte erfahren werden. Thomas fand sich in seinem neuen Wirkungskreise bald heimisch und rechtfertigte Sorge und Kosten, welche Lopez auf seine Ausbildung verwendet hatte. Seine Sitten waren untadelhaft, sein Fleiß, seine Geschicklichkeit und Redlichkeit machten ihn alles Vertrauens würdig. Das heitere, offene Auge versprach eine unbestechliche Treue. Die einzigen Fehler, die hie und da zu grell zum Vorschein kamen, waren ein gewisser Leichtsinn, eine Folge seines lebhaften sanguinischen Temperaments, und Jähzorn, die ihn seine ganze Umgebung und alles vergessen machten, was Anstand und Ehrfurcht gebieten. Die Neuheit des Geschäftslebens und bie friedliche, schöne Ordnung in all den ausgedehnten Qtoei-gen desselben ließen einen gefährlichen Ausbruch seiner keimenden Leidenschaft nicht zu; denn seine Tage störte kein Mißgeschick, trübte keine Sorge. So freundlich dem wackeren Manne das Glück lächelte, so hold näherte sich ihm auch die Liebe —- in Florida, der älteren Tochter des Hauses. Lopez bemerkte dieses Verhältnis seiner Tochter zu Thomas wohl; er ließ es gewähren. Nicht ohne Absicht legte er in Providence, einer aufblühenden Stadt am Flusse Pawtüket, im nahen Staate Rhode-Jsland, kaum zehn Meilen südwestlich- von Boston, eine neue Baumwollfabrik an. Kaum war der Bau vollendet und das Werk im Gange, so übergab er die Geschäftsleitung dem treuen Thomas, indem er die Hand seiner Tochter in die seinige legte, mit den Worten: „Seid tätig, fried-sam und glücklich; vergeht aber nie, daß ohne Tugend kein -wahres Glück gedeiht". 4. Es muß ein böser Engel walten. Florida, di-e junge Frau, war keine Schönheit, dafür aber besaß sie alle Eigenschaften einer guten, tüchtigen Hausfrau. Thomas war auch nicht derjenige, welcher nur nach Idealen haschte; ihm galt ein. 22 Stern der Neger. Heft 1 wie man zu sagen pflegt, natürliches Wesen und eine vernünftige Wirklichkeit mehr als romantische Luftbilder. Das junge Ehepaar bezog nun wohlgemut seine neue Wohnung und übernahm den Betrieb der neuen Fabrik. Cs wird erforderlich, die Gebäulichkeiten und deren Lage etwas näher zu beschreiben, um sie für später dem Gedächtnis a u fz üb ew ah reu. Die Erfindung der Baumwollspinnerei datiert aus den Jahren 1770 bis 1780. Eines der ersten Fabrikgebäude in der Stadt Providence war die Baumwollspinnerei des Thomas, kaum 20 Minuten davon entfernt. Es war ein einfaches, viereckiges, drei Stock hohes Gebäude, zu dessen Eingang ein großer Hofraum führte, welcher der damaligen Gewohnheit gemäß mit einer hohen Mauer umschlossen war, um sich vor plötzlichen Überfällen wilder Horden einigermaßen schützen zu können. Die Fensteröffnungen der Hinter- und Nebenseiten des Gebäudes waren mit dicken Eisengittern versehen. In der rechten Ecke des Hofraumes stand das kleine, aber äußerst niedliche Wohnhaus, von dem eine kleine Brücke über den Kanal führte, dessen Wasser die Maschinerie trieb. Unterhalb der Brücke war ein Rochen von starken, hölzernen Stäben angebracht, um im Kanal den Unrat zurückzuhalten, der dem Wasserrade Schaden bringen könnte. Es vergingen mehrere Monate, ohne daß ein bedeutender Unfall die gute Ordnung und den Gang des Geschäftes gestört hätte. Nur hie und da fanden sich kleinere oder größere Beschädigungen vor, die von böswilliger Absicht zeugten. Einmal waren einige Stäbe am Rechen zerschnitten und zwei Stücke Holz durchgelassen worden, welche die Schaufeln des Rades bis zur Unbrauchbarkeit zerstörten. Ein ande-resinal waren die schönsten Bäumchen und Blumen im Garten des Hofes zerschnitten, so daß sie verdorrten. Alle Nachforschungen, dem Täter auf die Spur zu kommen, blieben fruchtlos. Die Untat wiederholte sich nach und nach immer empfindlicher. Bald lag ein Huhn tat, ein anderes hatte ein Bein verloren. Es war in der Tat unbegreiflich, wer seinen Mutwillen, ohne Vorteil zu haben, in solcher Weise auslasten konnte. Zwei Hunde, die im Hofe zur Wacht gestellt wurden, lagen eines Morgens tot hingestreckt; sie hatten Gift bekommen. — Ein Jahr war vorüber, der Frevel hörte nicht auf; alle Vorsicht ging verloren. Dies reizte den Zorn des Thomas und machte ihn gegen seine ganze Umgebung mißtrauisch. „Das geht nicht mit rechten Dingen zu," sagte Thomas eines Tages zu seiner Frau, als er in einer Anwandlung heftigen Zornes im Begriffe war, einen Teil seiner Angestellten zu verabschieden. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. Eine Leichenvcrbrennung in Hinterindien. Im Nachstehenden bringen wir eine kleine Beschreibung jener Gebräuche und Festlichkeiten, wie sie in Hinterindien bei der Bestattung vornehmer und reicher Persönlichkeiten stattzufinden pflegen. — In unserem Falle handelt es sich um die Verbrennung der Frau eines hochgestellten Staatsbeamten. Heft 1. Stern der Neger. 23 Kanin war deren Tod eingetreten, so wurde der Leichnam auf das prachtvollste aufgebahrt und blieb so sieben Tage lang liegen; in dieser ganzen Zeit fanden beständig -Feierlichkeiten statt, bis bann am siebenten Tage gegen Abend die Verbrennung vorgenommen wurde. Während nun bei unseren Bestattungen gemeiniglich mehr eine ernste Stimmung herrscht, kann man sich in Hinterindien ein fröhlicheres' und Ilistigeres Schauspiel kaum denken. Man scheint hier nicht durch Trauer, sondern durch Freude das Ende der Qualen des irdischen Lebens ausdrücken zu wollen. Man benetztet den Hingeschiedenen, der nun nach dem Tode erst so recht eigentlich glücklich wird. Mau hat so ganz unrecht nicht, aber infolge der Erziehung, die wir erhalten haben, sowie der Gewohnheiten, unter denen wir -ausgewachsen sind, überkommt uns denn doch ein ganz eigenartiges Gefühl, wenn man sieht, wie der Ehemann als der Erste unter dem Gerippe seiner verstorbenen Frau das Feuer anzündet, dem dann-alsbald der Sohn folgt, mit der' brennenden Zigarre im Munoe, während heiteres Lachen seinen Mund umspielt. Tie Leichenfeierlichkeiten müssen immer in der Nähe eines Bnddhatempels auf einem freien Raum statthaben. Je größer die Festlichkeit ist, desto -größer muß auch der benützte Raum sein, damit soviel Zuschauer als möglich Zutritt haben können. In der Mitte des Platzes wird ein hoher Katafalk errichtet, ähnlich wie in unseren katholischen -Kirchen, doch sieht man da keine dunkle Farbe, sondern alles erscheint in Weiß und Gold; beim Weiß ist sowohl die Freuden- als auch die Trauerfarbe. In unserem Falle war über den Katafalk auf vier hohen Stangen ein Zelt von weißem Flor gespannt, zu welchem von allen Richtungen her vom näm- lichen Stosse überdachte Gänge führten. Überall flimmerten Lampions und ans Den Stufen des Katafalks standen Lichter, Kandelaber und allerlei Geschenke für die Bonzen. Die letzteren, barfüßige Gestalten, hatten überwürfe und Schärpen von gelber Farbe und kauerten in den vier Ecken des Pavillons singend und betend. Aus dem Sarge fiel ein breites, gold- und silberdurchwirktes Band herab, das mit der Leiche in Verbindung stand und an dessen unterem Ende gebetet wurde. Rings um diesen vornehmen Pavillon mit seinen vier Zugängen wimmelte es von Zuschauern. Theater, Schattenspiele und Pantomimen wurden ausgeführt; dazu kam eine recht melancholische Musik, welche dem Bewohner Hinterindiens so eigen ist. Einem der Zugänge gegenüber war ein Saal aufgeführt, in welchem der Festge-•6er (Verbrenner) seine Gäste empfing. Nachdem dieselben versammelt waren, begann die Zeremonie des Werbrennens. Der Katafalk ward weggenommen, ein kleiner Scheiterhaufen errichtet und der Leichnam in einem hölzernen Sarge darausgestellt. Jetzt zündete der Gatte der Verstorbenen das Feuer mit Blumen an, die aus wohlriechendem Holze zierlich geformt waren. Zum Andenken erhielten sämtliche Gäste schöne Goldringe. Zuletzt soll noch eines Ballettes Erwähnung geschehen, tvelches vor dem Katafalk von cochinchinesischen Tänzern (kleinen Knaben) getanzt wurde. Es war das Schönste und Graziöseste, das man sich in dieser Art denken kann. Diese Knaben, etwa fünfzig an der Zahl, in farbige Stoffe gekleidet, hielten auf Stangen papierene Blumenkörbchen, aus welchen Blumen heraushingen, während die Körbchen selbst inwendig mit Lämpchen erleuchtet waren. Von den jungen Tänzern wurden die schönsten Grup- 24 Stern der Neger. Pen und Figuren dargestellt. Die Beschreibung ist unmöglich, tote man sich auch keine Vorstellung von den Bauwerken der Buddhatempel machen kann, die das kunstvollste Architekturgebilde sind, das man sich denken kann, und dem Geschmack der Inder alle Ehre machen. Dian muß es selbst gesehen haben, da selbst die Photographien nicht ben rechten Eindruck hervorrufen, weil die Farben fehlen. — In solcher Weise verbrennt man die Leichen der Reichen. Die Armen sind, wie überall, schlecht daran. Für diese und für die Verbrecher besteht ein eingemauerter Raum, in welchen die Leichen geworfen werden, tim von den Geiern aufgefressen zu werden. Tie von diesen zurückgelassenen Gebeine werden dann gesammelt und zusammen gemeinsam verbrannt. Die Zauberei und das Christentum. Der liebe Gott kommt den katholischen Missionären nicht selten auf wunderbare Weise zu Hilfe, um den Glauben der Neo-phyten zu befestigen. Nachstehende Geschichte beweist, daß jene, welche den Kopf der Schlange zertrat, derselben auch jetzt itoch immer furchtbar ist. „Eine unserer besten Christinnen," so berichtet ein Missionär, „steht in Diensten bei einer Familie, die nicht aus Überzeu-gung, sondern irdischer Vorteile wegen protestantisch geworden ist. Durch ihre musterhafte Treue hatte sich unsre Christin das volle Vertrauen ihrer Herrin erworben, so daß diese ihr die Sorge für ihre kleine Tochter und die Aufsicht über die beiden anderen, für deren Dienst bestimmten Sklaven anvertraute. Nun wurde diese Kleine von einer Art Abzeh-rungskrankheit befallen, so daß sie zusehends abmagerte; darum führte man sie Heft 1. und die Sklavinnen zum Zauberer, um bei ihm das Heilmittel zu erfragen. Dieser beginnt alsbald seine Untersuchungen und Experimente; bei der Krankett und den beiden heidnischen Sklavinnen gelin-gen sie ihm nach Wunsch; um aber das volle Resultat zu erreichen, muß er auch noch seine Operationen an der christlichen Sklavin vornehmen. Das erstemal haben sie keinen Erfolg; der Zauberer glaubt, einen Fehler gemacht zu haben, und beginnt sie ein zweitesmal; wiederum kein Erfolg! Ein dritter Versuch mißlingt ebenfalls. „Ich gebe es auf!" ruft er aus. „In bezug auf diese Frau ist es unmöglich, eine Antwort zu erhalten." — „Warum unmöglich?" fragt die Mutter des Kindes. „Du kennst vielleicht die Regeln deiner Kunst nicht." — „Das ist nicht der Grund," antwortete der Zauberer, „sondern diese Sklavin hat auf ihrer Brust ein Amulet, welches kräftiger ist als alle meine Beschwörungsformeln." — „Ist das wahr?" fragt darauf die Herrin ihre Sklavin. — „Durchaus' nicht," antwortet jene. „Ich habe nur meinen Rosenkranz und mein Skapulier um den Hals." ■— „Aber das sind gerade die Zaubermittel, welche die meinigen erfolglos machen," ruft jetzt der Zauberer. — Matt wollte nun die arme Sklavin bewegen, den Rosenkranz und das Skapulier abzulegen, damit der Zauberer seine Versuche vollenden könne; aber alles Bitten, Drohen und Strafen waren vergebens. „Ihr könitt nt ich töten, wenn ihr wollt," war stets ihre entschiedene Antwort, „aber meinen Rosenkranz und mein Skapulier lege ich nicht ab." Dabei blieb sie, und die Familie mußte sich zurückziehen, da der Zauberer mit allen seinen Künsten nichts vermochte gegen die mit dem Rosenkranz und dem Skapulier gewappnete Sklavin. Empfehlenswerte Bucher und Zeitschriften. Ein wahrer Robinson oder Die Abenteuer Owens Evans'. Herausgegeben von 38. H. An-derdon S. J. Deutsche Bearbeitung von M. Hoffmann. Dritte und vierte Auslage. SJtit vier Vollbildern. 8° (XII und 296 S.) Freiburg 1914, Herdersche Verlagshandlung. Mk 2-60; in Leinwand Mk. 3'60. Wir haben es hier nicht mit einer Robinsonade vom gewöhnlichen Schlage zu tun. Die vorliegende Erzählung laust nicht auf Phantastische Abenteuer und flache HumanitätsPädagogik hinaus. Das Buch enthält den spannenden Bericht eines Schiffsarztes, der ahnungslos auf das Schiff eines Piraten gerät und mit vier 'Matrosen und einem Priester auf einer unwirtlichen Insel ausgesetzt wird. Hier richten sich die Verlassenen notgedrungen ein, so gut es geht, und erleben im Laufe der Zeit mancherlei interessante Abenteuer. Prächtig ist die Schilderung der tropischen Statur, fein die Charakterzeichnuug der einzelnen Personen, insbesondere Don Manuels, des Priesters. Ein echter Missionär, schlicht und anspruchslos, voll Seeleueifer und Herzensgüte, weiß er Rat und Trost in jeder Stot. Kein Wunder, daß es ihm gelingt, die Herzen seiner Leidensgefährten zu gewinnen und die gottentfremdeten Genossen durch unaufdringliche Belehrung und ermunterndes Tugendbcrspiel allmählich auf eilten besseren Weg und schließlich samt drei durch Schiffbruch an die Insel geworfenen Indianern in den Schoß der katholischen Kirche zu führen. Später landet auch noch eine Anzahl schiffbrüchiger Spanier an der Insel. Nach Verlauf von vier Jahren schisst Don Manuel sich mit einem Teil seiner Genossen nach der Heimatinsel der drei Indianer ein, um dort das Evangelium zu predigen; die Zurückgebliebenen werden durch ein vom großartigen Schauspiel eines Vulkanausbruches angelocktes französisches Schiff aus ihrem Exil befreit. Aus dieser kurzen Inhaltsangabe geht schon hervor, daß das Buch des Interessanten und Belehrenden genug enthält. Und da es, mit tiefem Gehalt eine edle, anziehende Darstellungsweise verbindet, verdient es, namentlich als Lektüre für reifere Knaben, aufs wärmste empfohlen zu werden. Gill und Blas oder Mit Magellan um die Welt herum. Von Anton Huonder S. J. Mit sechs 'Bildern. (Aus fernen Landen, 29. Bändchen.) 12u (VIII und 100 S.) Freiburg 1914, Herdersche Verlagshandlung. Mk. —'80; in Halbleiuw.Mk. 1—, Die Sammlung „Aus fernen Landen", die ein großer Kinderfreund, P. Joseph Spillmann 8. J. (f 1905), begründet hat, erfreut sich seit einem Menschenalter ungewöhnlicher Beliebtheit und ist auch von maßgebenden Pädagogen als mustergültig anerkannt und in wärmster Weise empfohlen worden. Die eigenartige Anziehungskraft dieser hübschen Bändchen liegt darin, daß sie das nun einmal tief in der Kinder- zumal in der Knabenseele liegende Interesse für alles Exotische, für fremde Länder und Völker, für Abenteuer aus stürmischer See und im dunkeln Urwald, für Jndianerkämpfe und kühne Heldentaten in reichem Mäße befriedigt, ohne die Phantasie zu berauschen und zu vergiften und so, daß gleichzeitig das sittlich-religiöse Gemüt des Kindes dabei gewinnt, da über all diesen Szenen und Abenteuern die goldene Glaubenssonne glänzt. Dieser Eigenart entspricht auch dieses neue Bündchen. Es will den jungen Lesern ein klares, packendes Bild von jener so kühnen an Aben-teuern, Gefahren und seltsamen Erlebnissen so reichen ersten Weltumsegelung geben, die SDiagettanS Stamen berühmt gemacht hat. Das alles wird ihnen dadurch fesselnd nahe gebracht, daß sie selbst in der Person zweier munterer frischer Seemannskinder die große Fahrt gleichsam mitmachen und miterleben. Gill und Blas sind zwei prächtige Juugens und werden gewiß auch den blonden deutschen Knaben und Mädchen trefflich gefallen. Im Kampf fürs Kreuz. Unter diesem Titel gibt der Missionsverlag von St. Ottilien eine Reihenfolge von kleinen Büchlein (ä 20 Pf.) heraus, die einesteils sehr zur Erbauung des Volkes beitragen, anderenteils aber ganz besonders das Interesse der Katholiken für die Missionen und ihre Pioniere wecken. „Märtyrerblut" zeigt uns, wie die SItissiouäre auf der 'Bresche stehen, kämpfen und fallen. „Sorgenkinder" führen uns eine andere Missionsarbeit und -Ausgabe vor, welche, weil im Stillen ansgeübt, nicht so sehr in die Augen fällt, aber dennoch ein unblutiges Martyrium genannt werden muß. Kurz, diese und die übrigen Heftchen sind eine bittende, beschwörende Mahnung an das katholische Volk, daß es auch in dieser schweren Zeit dem erhabenen Missionswerke seiner.Kirche gewogen bleibe und so dem Zusammensturze vieler katholischer Missionewerke vorbeuge. Auch das 11. Heft der Illustrierten Frauenzeitschrift „Elisabeth-Blatt" (Preßverein Linz, jährlich 12 Hefte, K 2'24, mit der Kinderbeilage K 3'—) zeichnet sich gleich seinen Vorgängern aus durch die Gediegenheit seines Stoffes. Besonders hervorgehoben zu werden verdienen die Artikel: Vorbildliche Mütter in Kriegszeiten, Ein Allerseelentag, Die Stervofität der Kinder, sowie Handarbeiten für Kriegszwecke. Hbonnemenfs=Erneuerung: Bis 5. Dezember haben folgende Stummem ihr Abonnement erneuert: 24, 10, 58, 72, 38, 98, 34, 110, 158, 175, 128, 141, 106, 101, 173, 213, 204, 299, 245, 227, 361, 326, 300, 476, 423, 417, 474, 441, 491, 572, 551, 512, 575, 536, 568, 613, 617, 695, 696, 693, 632, 644, 707, 706, 779, 794, 719, 865, 875, 864, 843, 862, 827, 826, 863, 894, 825, 806, 978, 924, . 912, 985, 984, 917, 910, 973, 967, 987, 949, 962, 1024, 1072, 1011, 1048, 1082, 1033, 1058, 1019, 1062, 1164, 1143, 1130, 1118, 1180, 1147, 1138, 1199, 1144, 1118, 1277, 1206, 1257, 1214, 1221, 1295, 1271, 1236, 1292, 1212, 1281, 1217, 1345, 1354, 1355, 1368, 1399, 1370, 1356, 1396, 1331, 1373, 1464, 1429, 1419, 1452, 1477, 1472, 1462, 1552, 1527, 1570, 1531, 1524, 1533, 1679, 1661, 1654, 1617, 1691, 1698, 1659, 1724, 1733, 1731, 1795, 1835, 1892, 1897, 1817, 1877, 1867, 1776, 1791, 1962, 1975, 2032, 2077, 2013, 2011, 1930, 1923, 2182, 2132, 2116, 2130, 2155, 2133, 2035, 2045, 2114, 2292, 2230, 2236, 2239, 2298, 2104, 2103. (Wegen Platzmangels folgt die Fortsetzung im Februarhefte.) li liniere secWn INI! Sie können unser Blatt auch dadurch unterstützen, indem Sie Ihre Einkäufe, wenn anders möglich, bei jenen Geschäften machen, die im „Stern der Neger" :: inserieren. :: J edem Harmonium das schönste Haus-Instrument, ohne jede Notenkenntnis sof. 4 stimmig spielen. III. Kataloge über Harmoniums von 46 Mark an u. Spiel-Apparate zu nur 35 Mark gratis, («j Aloys Maier, Fulda Kgl. u. Päpstl. Hoflieferant. I nach wie bor unentbehrlich für eine rationelle Haut- und I Schönheitspflege. Tägliche Anerkennungsschreiben. ä 80 Heller überall vorrätig. (18) | Klöstern und Instituten empfehlen wir für ihren Bedarf an Reis, Kaifee und fiülienfmchten die Firma 3oL 3anaulckek, Wien III :: Srofsmarkfhalle :: Handwerker, wie Schuster, Schneider, Landlente nsw. finden als Laienbruder Ausnahme im I MimM in lillonö bei Nim. I fffffifilifiif W !! 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