ZUM Mutzen und Vergnügen. ———«. 24 ^ Freytag, den 14. Iuny 1822. Der taubstumme Grieche in Herrn Asse's Taubstummen . Anstalt in Gmünd. (Aus dem Morgenblatte.) ^" angedeutet hatte. So» dann gab er durch Zeichen zu verstehen, daß er gegen den Sonnenaufgang zu geboren worden sey. Nach, dem er die Frage: ob er schreiben könne, bejaht, gab Herr Alle ihm ein Papier, das er in geregelten Zeilen, und mit kunstgeül5ter Haltung der Feder mit Buchstaben beschrieb, welche Hrn. Alle und verschiede« nen unterrichtete», Männern' in seiner Umgebung durchaus unbekannt waren. Herr Alle machte die lwchige Probe sich zu überzeugen, daß derKnabe keine willkürlichen Zeichen hinmahle; er bestand sie volUom» men, und es kam nur darauf an, aus^umitteln,wel, ches. Alphabets er sich bediene. Nach vielen vergebli» chen Bemühungen zeigte man ihm Buttmanns griechi« sche G»ammatik, und mit der größten Freudigkeit bedeutete der arme Fremdling, daß es sein Vacer» land sey, wo diese Sprach« gesprochen werde.. Gewiß, diese Entdeckung mußte etwas mächtig Ergreifendes haben! Das Mitgefühl, welches seit lange die Herzen über Griechenlands Noth schmerz« lich anfüllt, mußte sich bey dem Anblick dieses Hülf« losesten ergießen. Bis -zu dieser Entdeckung hin, welche erst am zweyten Tage nach des Fremdlings Auf« nahm« in dem Institut Statt fand /' hane sein Vetta, gen schon ake Herzen ü, des würdigen Alle's Umge. bung gewonnen; Herr Alle, wunderbargeübt Taub, stumme zu verstehen/ Hütte folgende Umstände seines Schicksals von ihm erfragt. Sein Vater scheint ein reicher Mann zu seyn, der — wie er nach gemachter Entdeckung seines Vaterlands verstandlich machen konnte — in Argos ein schönes Haus hatte. Herr Alle glaubte anfänglich aus der Aeußerung des Fremd, lings: daß er die Uhrmacherkunst verstehe, und man« chen andern Andeutungen, der Vater wöge ein Juwelier seyn, ward aber von dieser Vermuthung durch eine heroische Pantomime des Knaben abgelenkt, mit welcher er zu verstehen gab, sein Vater sey ein kriegerischer Häuptling , auch seine Brüoer seyen Ossi, ciere. Dieses» tonnen sie durch die jetzigen Umstände des armen Griechenlands seyn; allein Hrn. Alle's erste Vermuthung über ihren Stand scheint uns wahr« fcheinllHer. Es ist so sehr begreiflich, daß bey der höchst unvollkommnen Art der Milcheilung des in Hrn. Alle's Zeichensprach« nicht geübten Knaben, Irrchu-mer in denen Details entstehen können, die ihm ganz fremde Ansichten, Gewohnheiten betreffen. Die Um^ stände, die er leichter deutlich machen Donnte, ga, ben über sein Schicksal folgenden Aufschluß. Der unglückliche Grieche, der jetzt achtzehn Ishr alt ist, scheint nicht ganz xaubstumm geboren, son» dem bis zmn achten Jahr hat er, nach seiner An» beutung, noch etwas weniges gehört, aber nach und nach diese Fähigkeit völlig verloren; er bewohnte mit seiner Familie in Argos ein schönes Haus. Nie diese unglückliche Stadt von den Türken erstürmt ward, ging dieseS in Feuer auf, und in den Gewaltthaten des Augenblicks erhielt der Taubstumme drey Wun» b,n, deren Narben noch sichtbar sind. Am rechten Fuß ward er von dem Einsturz einer Mauer beschädigt , ein Streifschuß verwunde« seinen rechten Arm, der linke zeigt einen Brandstecken, der ihm jedoch von «mer andern Gelegenheit geblieben seyn könnte, allein über dem rechten Auge tragt er die Spur eines leich, len Säbelhiebes. Sein älterer Bruder rettete ihn aus den Greueln der Stürmung und brachte ih« auf ein, nach Triest segelndes Schiff, wohin ihn ein »nter seinem Vater dienender Verpflegs »Ofsicier be» gleiten ssllt». In Triest muß er seine Heilung abge. wartet haben, dann machte er sich durch ein sehr s birgiges ^«nd (oie Schwell; ?) nach Deutschland a ben Weg. Die Seinigen halten ihn nicht ohne W" von sich geschickt; wenn Herr Alle ihn recht verstau so enthielt seil, Reiftbüitte! H/,4 holländische Dukaten eine goldene Repetir, Uhr, schöne Pistolen, gu^ Wäsche und Kleidungen; aber nebst andern ihm '«ich tigen Papieren, besonders ein großes, auf weiße« Atlas gedrucktes, mit großen Gerichtssiegeln verst henes Document, dessen eigentlicher Inhalt noch nicht ausgemittelt scheint. Aus euilgen Aeußerungen soll" man glauben, e» sey ein Zeugniß seines unglückliche» physischen Gebrechens gewesen; anderseits scheint e^ ihm auch als Paß gedlent zu haben. Mct die!^ Habseligkeicen durchstrich er (zu Fuß?) die Schweb (in den Monathen November, December?) bis al< einen See (den Bodensee); hier habe er sich übe» setzen lassen und vier Scunden dießseits haben ihn in einem Waid vier in weißgraue Röcke gekleidet Manner alles feines Eigenthums beraubt. Er wan-dert« nun in tiefer Schweimuly weiter, ohne zu >«>>< sen, wohin er geriech; um sich den nochdüsflig^ Unterhalt zu verschaffen, verkaufte er nach und N<>4 seine guten Kleidungsstücke von seinem Leide, U>i^ tauschte sie gegen alte von Lanoleuten gekaufte eMi endlich habe er an einem Orce übernachcet, wo mall feinen Paß zu sehen verlangte; well er t^inen vo^ zeigen konnte, ward er von den Gensd'armes zu«l . Oberarme gebracht. Des lückenhaften und hie und da sehr Unwahr fchemlichtn in dieser Erzählung, ist sehr viel; ^ wäre aber unbarmherzig, sie deßhalb für unwahr i^ halten. Das Betragen des Jünglings verräth män^ liche Bildung und in Betrachtung det Landes, woh^ er kommr, einige wissenschaftliche Kenntnisse. 2l führc das Raprier mit Geschicklichkeit, er scheint die classischen Werte seiner großen Vorfahren zu kennen, uno wie ihm ein Schullehrer von Gmund den So* krates nannte, deutete er dessen Tod" durch den Gls> becher an. Sein Betragen ist sittlich, er äußert itiMgl religiöse Empfindungen, rührte auch beym Gotiesdienn in der lutherischen Kirche die Beyseyenden durch ftin< herzliche Andachr. Daß er leidenschaftlich gern Tabak «sucht, und lieber ein Glas Branntwein trinkt, wie ^ ihm vorgesetzte Bler, kam, dem Orientalen noch "'Hr zitm Vorwurf gereichen. Bisher hat Herr Alle ihn sus seinen eigenen Bütteln in feinem H^use erhalte«/ die guten Gmün« ^'^ ersetzten ihm den Raub seiner Wasche und Klei. ^ng. Sein Wohlthäter will ihn nun zunächst nach Stuttgart bringen, um ihn dem Griechenyerein vor-bellen, unter welchen sich Männer befinden, die ^urch Uebung der griechischen Sprache im Stand« ^nd, über die Persönlichkeit des armen Umherirren, ^n, seine Absicht dty seiner nach Deutschland angc, tretenen Wanderung, und den Mitceln seine Zu, ^unft zu sichern, stch von ihm KllNde zu verschaffen. Zollten auch einzeln« Umstünde in der von dew wür, ^gen Alle aufgef^ßren Erzählung ändert befunden ^rben, so bleibt de« Fremoltngs Schicks«! immer so ^Ümmernswürdig, daß wir die Herzen unserer Le->er, von denen so viele bey Griechenlands Todes« '^Mpf bluten, zum Mitleid für diesen seinen hüls» festen Sohn auffordern dürfen. Erinnerungen. L u eg, Adelsberg, Zirkniz. ( N e sch l u ßj Ailf holprigen Wegen stolperten wir dahin, und die Umgebungen des 3ee5 waren die erste Nalurschönyeit ^^ das inablerische Gegenden l elende ?luge, die mir bis !'Ht das Herzogthum, so weit ich eökannre, both. Ich ^>u»te es aber nur von der Heerstraß« aus, die von Wien ^chItalien führt, un da muß allerdings dasind minder 'chön schonen, weil man entweder aus den anmuchigen "^'gen derSteyermart odl', den Weinwäldern Italiens ^Mmt, Hier aber, beyHaaSberg, an der so ruhig wie "Nur dahinwogenden, hellen, durchsichllgen Unz, ^ Altvater der umliegenden Alpen, den Triglav im ^gesicht; hier ferner bey Zirtmz, wo man an lustig ^ünenh^ Anhöben bey einer verfallenen Burg vor» trollt, in ben freundlichen Kessel, an den weiten, 'Honen Wasserspiegel; hier ist es wohl schön, und mag ^n, wie ge>agt, au« Italiens Weinwäldern, oder aus ^yermarts fröhlich umjndelten Alpen kommen, so wird ^n doch immer freudig ausrufen : „Schön!" — Mir 'ls«m Ausrufe langten wir am See an. Die sorgende ^sicht d«s Erwartenden hatte auf zusammengefügten Kähnen einen kleinen Saat vorbereitet,. M einer grZ> nenden Laube überschatter. Man ruderie auf eine jenseits des Sees im Walde neu angelegte Glasfabrik zu. Der acme Troubadour hatte dabey doppelte Arbeit. Während seine Augen be« gierig ringsumher schweiften, sollte er, der ihm auferleg» ten Aufgabe gemäß, einen kleinen, in der Gesellschaft vorgekommenen. Schwank in zierlichen Reimen beschrei» ben. Papier und Bleystift in der Hand, hatte «t noch die Erecutoren zur Seite. Schwer wäre so eine Arbeit zu lösen, hatte er nicht bedacht, daß er hieben immer» hin gedankenlos seyn dürfe; denn Poesie braucht eben, wie an manchem Gedichtchen der neuesten Zeit zusehen, keine Gedanken. Je unverständlicher, oder vielmehr je verstandloser, desto besser. Der Leser will sich nicht be> schämen, wlll nicht gestehen, daß er das gereimte ungereimte Wesen nicht verstanden, und spricht: „Sehr erhaben, sehr tief gedacht!" — Zu solcher Erhabenheit hängt man am Schlüsse jeder Zeile: Eine bebende Brust, Entzückende Lust, Das zärtliche Herz, Den schrecklichen Schmerz, Die glänzende Soml« Und liebliche Wonne; endlich, um recht modern zu seyn: Die zarte Smnigkeit Und die Gemüthlichkeit, Der Worte Tiefe, Die Welt, die schiefe, Der Weihe Kraft Lechzt, ächzt und schafft; und dergleichen kostbare Gedanken an, und das hekl zige Musenvroduct ist zu Stande. In dieser tröstlichen Erinnerung ließ ich meine Augen immerhin umherschweifen, das geforderte, sey« sollende Gedicht war dennoch fertig, als wir landeten. Vier Ochsen, ein trauriges Sinnbild für einen Poeien, schleppten uns bergan, weil Pferde, als muthwillige Genies, diesen Steinweg zu machen, selten angehal« ten werden, und zwar mit gutem Grunde. Die Geduld des edlen Viergespanns brachte, uns langsam, aber dennoch — und was mehr sagen will— sicher und ohne Anstoß bey «nifUichen Stellen weiter. Die Fabrik ist ein sehr lobenSwertheH Unternehme» UNd erspart dem Lands Geld, das außerdem, zwar nicht ins Ausland, aber doch in andere Provinz», gehen müßce, und tr^igt mit zur Manufakturen« Industrie bey, die, nach des Herrn Regierungsratbes Prechll neuester Ansicht, nnt dem Ackerbau vereint, ein Land wahr« haft glücklich macht; während diese zwey Erwerbszweige jeder allein betrieben, dem Siaate verderblich sind. Deßhalb freute es mich d«n Fremdling, auch diesen Zweig menschlicher Kunst hier keimen zu sehen. Sehens-werthes aber konnte sie mir, nichts biethen, da ich ähnliche Anstalten in der Heimath in jener Vollkommenheit ge, sehen, die in golddulchzsgmtn, brillantirten, wahrhaft bewundernswerthen Glassachen, dem hierauf stolzen England, wenn nicht zuvorkömmt, wenigstens gleichet,. Ein besetz Wetter hielt? unS über die Gebühr daselbst zurück. Die Rückfahrt ging wieder über den See. Wan trieb es,, wie Vglvasor es wünscht. Auf einigen Kähnen riard geangelt, auf andern geschossen, indeß unser kleines Babel mitten zwischen Jägern und Fischern einherschwamm. Ich sage, un« ser kleines Babel; denn wahrlich bey dem berühmten Thurmbaue daselbst konnte man nichts Seltsameres ho« ren, Deutsch-, böhmisch und italienisch, furlanerisch, lramensch und französisch war zur beliebigen Auswahl zu vernehmen. Doch dieses bunte Kauderwälsch «rstummte plötzlich, als sich mitten aus dem See, < von unsichtbaren Lippen hervorgelockt, liebliche Tone, i die Kinder blasender Instrumente hören ließen. Man blickte hin und her, bis endlich, gleich einer Nixe in der weiland bewunderten Oper Donauweibchen, aus dem verbergenden Echilf eine: Willkommen! rufende Frau, von fröhlichen Musikern umgeben, hervorschwebte., T)ie Freude dagegen, im See selbst auf «iner de? Inseln , wie man beschlossen hatte, zu spei,, fen, verdarb uns irgen'o ein Ueberrest der ehrnahl am Iawornik seßhaft gewesenen Damen. Trotz den Wet« terhexen in Shakespeares Makbech ließen sie, kaum daß wir uns am Ufer emfanden, «in fürchterliches Schlackerwetter herabstürzen. Ei», gastliches Stroh« dach im Freyen, sonst die Scheune, jetzt ein Eßsaal , nahm die Flüchtigen auf, und wahrend wir da of- fene Taf?! hlelten , zeigte sich unter den Zuschauern, welche die Musik u:id die schnellzüngige Fama heney' rief, manches Gesicht, das manchem eln echter Nach-komtuling der vorbelobten Damen scheinen dulftt. Ey necket ihr gleich In euerem Neste Ihr häin'lschen Fein Die fröhlichen Gaste; C»c lassen euch dräun Und lachcn noch euch , Veym schäumenden Glas« Gins, unter die Nase- Eo thuten wir es denn auch, und die holdes Damen fammr ihrem Malbechswetter erzielten «swoS, das, wir, weil wir uns auf solchen Scherz,mittelst gt' deckter Wcgen nicht vorgesehen, in der Rückfahrt w»hl durchnäßt und durä'weicht, aber doch nicht übel» gelaunt zu Haasberg anlangten. Vielmehr ließ ^ d«c fröhliche Muth der> Gesellschaft noch denselben Abend auf eine körperliche und geistige Wenhbestinl' mung der einzelnen Glieder ein, indeiH man sich a"' zumahl wägen ließ, dann aber ein ieniHsnen ri^ora' 5um in Räthseln, (^lalÄÜen und (^Hielndaus^ anstellte» Der folgende Morgen- dagegen brachte lM sämmtlich in ernstere Eümmung., Wahrend die edlt Spenderinn des bisherigen Genusses nordwaris j^og / roUten wir andern einsylbig, ja stumm, geqen Su^ den, und «probten die Wahrheit des alten Sprüchlein^ Ja, Wiedersehn Ist immer schön;, Doch Scheiden. Mttcht Leid««.. Charade. (Zwcysylbig,), In's Daseyn führt die Erste em "Dem Zweyten traut der Thor allein; Das Ganze muß die Kirche geben,, Man braucht «s oft im Lebeu, Doch die Matrone nicht: Sie hat eS im Gesicht- Auflösung der, zweysylbigen Charade in Rro. 2> > I a w o r t.. Gedrucktb«y Ignaz Aloy tz Edlen v.Lleinmayri>