lV. Jahrgang. Nr. 10. eitschrist für Vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und tostet: Mit der Post: , Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fl, «,— ! Ganzjährig fl. 5. -Hnlbjäbcig , 3.— Halbjährig 2.50 Einzelne Nummer 5 tr. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 263, 2 Stock. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Infertionsgebühren: Für die Lipaltige Petit-Zeile oder deren Raum bei Imaliger Eimchaüung ll kr., 2 Mal « kr,, 3 Mal t0 kr. Stempel jedes Mal 30 kr. Inserate übernimmt Haasenstein N Vogler in Wien, Wollzeile 9, Hamburg. Berlin, Leipzig, Frankfurt °M. , Basel. Geldsendungen find zu richten an den Eigcnthüme r des Blattes- Manuskripte werben nicht zurückgesendet. Laibach, Dinstag am 2< Februar 1869. Slawische Bestrebungen. Die „Zukunft" bringt unter dem Titel: „Eine Statistik der flavischen Vereine", folgende beachtenswerthe Daten über die flavi­ schen Zustande, welche wir unfern Lesern nicht vorenthalten zu dür­ fen glauben. Wer sich nicht felbst Achtung zu verschaffen weiß, bleibt im politischen Leben ohne Geltung. Nur mit riesengroßen Anstrengungen gelingt es dem österreichischen Slaventhum, sich allmälig ein Gewicht zu verschaffen, wie es dem numerischen Uebergewicht desselben, feiner geistigen Entwicklung und seiner Befähigung überhaupt entspricht. Schritt für Schritt muffen wir das Terrain erobern, von dem wir durch eine vielhnndertjährige Unterdrückung verdrängt sind, Tag für Tag müssen wir um unsere Existenz kämpfe», die uns mit allen Mitteln der brutalen Gewalt verkümmert worden ist. Alles was wir in dieser Beziehung bisher errungen, ist zwar 5urch einzelne hochbegabte Männer eingeleitet und in Gang gesetzt worden; allein die Durchführung der von ihnen angeregten Bestre­bungen, die faktische und dauernde Besitznahme von Rechten und Macht ward uns dennoch überall nur durch die Vereinigung, durch Konzentration vieler einzelner Kräfte auf ein gemeinsames Ziel er­möglicht. Das Vereinswesen in allen Richtungen des wirklichen Le­bens ist die einzige feste und unerschütterliche Operationsbasis ge­worden, von welcher aus wir den Krieg gegen unsere Gegner mit Aussicht auf Erfolg beginnen konnten. Unsere Gegner hatten sehr wohl die überwältigende Kraft vorhergesehen, welche uns durch die Anwendung dieses Hebels erwachsen würde, und gerade deßhalb bei­nahe durch ein halbes Jahrhundert Alles aufgeboten, um das Zu­standekommen eines slavisch-nationalen Vereinswesens entweder durch Schlauheit zu hintertreiben oder mit Polizeigewalt zu hindern. Wer erinnert sich nicht heute noch mit dem bitteren Gefühl des ihm geschehenen harten Unrechtes, an alle die Schwierigkeiten, welche seinerzeit die Polizei der Bildung von Unterhaltuugsvereinen z. B . in Böhmen entgegengesetzt, wenn sie nur irgend einen national-sla­vischen Beigeschmack hatten? Dieselbe Polizei, welche in Wien alle möglichen materiellen Genüsse dem Volte bereitete, und es in dem Sumpf des Wohllebens ersticken ließ, damit es ja nicht einen Mo ­ment freie Zeit gewinne, um au irgend eine höhere Bestimmung des Menschen, an seine natürlichen, politischen Rechte u. Lgl, denken zn können; welche sich voll innigen Entzückens die Hände rieb, wenn der Bürger über „Backhändel uud Heurigen" vergaß, daß er ein vernünftiges Wesen ist; dieselbe Polizei wußte es in Prag jahrelang zu verhindern, daß daselbst die Bürger eine gesellige Vereinigung zu allerhand Genüssen, zu Musik, Tanz und dgl. begründeten, aus dem einfachen Grunde, weil an der Spitze der Petenten zwei Män­ner waren, die im Geruch des „Czechismus" standen. Was in Böhmen herrschende Regel war, geschah auch in an­deren Ländern der Monarchie. Und was vor rem Jahre 1848 be­züglich der politischen Vereine galt, wurde unter Bach und seinen Nachfolgern auch auf alle übrigen politischen Vereine ausgedehnt, Welche rein materielle Bestrebungen zum Zweck hatten. Während über­all deutsche Assoziationen zur Betreibung von Industrien aller Art, von Handels- und Vantunternehmungen u. dgl, ohne alle Schwie­ rigkeit und binnen wenigen Wochen genehmigt wurden, stießen gleiche Projekte, sobald sie von einem Slaven ausgingen, jederzeit auf eiue Menge unerwarteter Hindernisse, fand sich vor lauter Recherchen nnd polizeilicher Erhebungen nirgends die nllthige Zeit zn ihrer Erledi­ gung, wurden sie immer und immer wieder auf die lange Bank hin­ ausgeschoben, so lange, als es nur irgend thnnlich war. Und wenn dann schon die längere Verweigerung zn einem öf­ fentlichen Skandal zu führen drohte, fo kamen dann endlich die Statuten einer solchen Assoziation so beschnitten und so zugestutzt zum Vorschein, — daß vor lauter Polizeiaufsicht (hier unter dem Namen des „Staatsoberaufsichtsrechts" versteckt) die Organe eines solchen Vereins kaum aufzuathmen vermochten. Wir erinnern hier nur an die vor 5 — 6 Jahren bestandene Agitation zur Bildung von Filialen der patriotisch-ökonomischen Gesellschaft in Prag, welche rein wegen Polizeilicher Rücksichten hintertrieben wurde, während heute das Acker­ bauministerium die riesigsten und kostspieligsten Anstrengungen macht, solche landwirthschaflliche Filialvereine in den Provinzen mit Opfern zu Stande zn bringen. Und daß dieses Bestreben selbst auf Kosten der materiellen Entwicklung, des gewerblichen Fortschrittes und des Wachsthums der Steuerfähigkeit selbst, bis in die neueste Zeit noch fortbesteht, beweist am unwiderleglichsten die Geschichte der Konzcs­ sionirung der böhmischen Gewerbebank in Prag, der vielen anderen gesellschaftlichen Unternehmungen nicht zu gedenken, die während der letzten Jahre in dem Staube der Polizeialten vergraben worden sind. Aus allen diesen angeführten Daten geht hervor, daß der Asso­zilltionsgeist, wie er unter uns erwacht ist, am allermeisten gefürchtet wird, weil fein gewaltiger Einfluß auf Hebung unseres moralischen Muthes und Förderung unseres materiellen Wohlstandes im vollen Umfang anerkannt wird. Der wachsende bürgerliche Muth aber und der zunehmende materielle Wohlstand sind es, welche unsere Gegner am allermeisten fürchten; denn diese beiden Elemente allein sind im Stande, unser Volk allmälig von der Herrfchaft unserer Gegner zu befreien und die Fortdauer der bisherigen Ausbeutung unserer Ar beitskraft zu verhindern. Unter solchen Umständen gehört es unter die nächsten und driu­gendsten Aufgaben unserer Partei, überall uud für alle Interessen solche Vereinigungen gleicher Kräfte ins Leben zu rufen, damit wir so geistig und physisch erstarken. Von wesentlichem Nutzen wird es dabei werden, daß wir einen möglichst sorgfältigen statistischen Nach­weis über alle Vereiniguugen, welcher Art immer, zusammenstellen, damit einerseits ans den bestehenden Statuten die beste Organisation nnd der zweckmäßigste Weg zu deren Inslebentretcu ernirt, auf der andern Seite aber auch unser Muth durch den Anblick der Masse von Vereinen und der enormen Zahl ihrer Mitglieder gehoben nnd unseren Gegnern der Beweis geliefert werde, welche Massen selbst­bewußter Bürger ^» unserer Fahne gehören nnd welches Gewicht wir alt Partei in die Wagschale zu «werfen im Stande sind. Politische Revue. I n Betreff des griechisch-türkischen Konfliktes ist es still gewor­den, und zwar so unheimlich still, als wenn man vor dem unmittel­baren Ausbruch eines großen Sturmes stünde. Selbst der optimistische Telegraph, der sonst sehr redselig war, findet es nicht angezeigt, die Friedensfreunde zu trösten. Der Konferenzdelegat Walewski sollte schon gestern den früheren Dispositionen zufolge in Athen eingetroffen sein, indeß schwieg der Telegraph. Diese Verzögerung der Meldung von der Ankunft Walewski's in Athen ist jedenfalls nicht geeignet, die Friedenszuversicht zu erhöhen. Diese Vermuthung wird auch in Paris getheilt. Dort soll in Betreff der Hoffnung auf ein fried­liches Einlenken Griechenlands eine große Verminderung eingetreten sein. Ma n fange an, sich über das beharrliche Schweigen der grie­chischen Regierung zu verwundern und interpretire gleichfalls die schweigsame Haltung der Pariser officiellen Kreise hierüber in einem dem Frieden keineswegs günstigen Sinne. Uebrigens schreibt der Londoner Korrespondent desselben Blattes, daß Walewsti auch einen autographen Brief Napoleons an den König Georg von Griechenland mitgenommen habe, in welchem er sehr dringend zum Frieden mahne. Wahrscheinlich ohne Erfolg; denn Griechenland soll sich mit den „Vereinigten Staaten" in Unterhandluugen befinden, welche gegen Abtretung einer Insel im griechischen Archipel geneigt wären, dem kleinen Königreiche mit ihrer Flottcnmacht zu Hilfe zu kommen. Faktum ist, daß schon seiner Zeit der nordameritanische Gesandte in den Sultan drang, auf Kreta Verzicht zu leisten. I n London soll man noch mehr als in Paris an der Erhaltung des Friedens im Oriente verzweifeln. Nach dem Londoner Korrespondenten des Brüsseler Diplomatenblattes erwartet das Werk der Pariser Konferenz in Athen nichts als ein — großes Fiasko. Zur Geschichte der Pariser Konferenz macht ein englisches Blatt einige interessante Mittheiluugen: „I n eiuer der einleitenden Sitzun­gen — berichtet es — nahm der russische Botschafter, Graf Stacke!» berg, Gelegenheit anzuzeigen, daß er nicht ermächtigt sei, Protokolle zu unterzeichnen, welche auf Griechenland einen zu strengen Tadel Feuilleton. Eine verlorene Wette. (Killtiiibild ans Obelkrain.) Es war ziemlich schwüll, die Sonne stand hoch am Himmel, als ich auf der Straße von St. Veit nach St. Martin unter Groß­kahlenberg meinem Heimatsorte zuschritt. Ich wollte eben das die Brücke absperrende Thor passiren, als ich jenseits desselben einen Disput hörte, der, wie es den Anschein hatte, größere Dimensionen annehmen wollte. Vor dem Gitter stand eine städtisch gekleidete Per­sönlichkeit, welche mit dem Brückenhüter sich im Wortwechsel befand. „Vieh zahlen vier Kreuzer, Mensch zwei, wenn geht eigenfüßig, sonst zurück!" lautete der lakonische Bescheid des letztern. I n diesem Momente trat ich hinzu und erlegte mein Lösgeld, deßgleichen der Fremde, der sich nun brummend mir anschloß. „Das war wohl ein polizeilicher Imperativ aus Bachs Zeiten," stieß er halblaut hervor. „Hatte der Mensch dieß nicht etwas ma­nierlicher sagen können?" „Ich bezweifle es mein Herr," entgegnete ich, „denn der Mann kann nicht deutsch." „Er kann nicht deutsch? und ist Brückeumauth-Einnehmer? Welch' ein vernachlässigtes Volt! " „Wenn Sie die Kenntniß des Deutschen als Maßstab für die Bildung annehmen, allerdings! Diese kann nicht der tausendste in der Gegend sprechen." „Pah! Sie wollen mir das aufbinden, was der „Triglav" und die „Novice" versichern, aber Ihre Bemühungen sind vergeblich. Ich würde Ihnen diesbezüglich eine Wette proponiren." „Und diese wäre?" „Daß ich mit der bloßen deutschen Sprache — denn eine an­dere verstehe ich nicht — die ganze Welt durchreisen kann; dieß steht ebenso fest, als daß jedes zivilisirte Volk in Oesterreick, deutsch spricht." „Ihr e Behauptung ist etwas gewagt und ich möchte sie na­mentlich mit Rücksicht auf unser» Bauer entschieden bekämpfen. Wer­den Sie deßhalb unser Volk etwa für ein gänzlich unzivilisirtes an­ sehen?" werfen würden. Seine Regierung sei weit entfernt zu glauben, das; die Türkei alles Recht auf ihrer Seite habe, betrachte vielmehr die kretische Angelegenheit als eine offene Frage für die Erörterung und habe ihn deßhalb instruirt, auf Einsetzung einer internationalen Kom­mission zur Untersuchung über die Lage der unglücklichen Insel an­zutragen. Dieser Antrag fand keine Unterstützung. „Im Laufe der Erörterungen traten Oe st erreich und die Pforte mit dem Antrage hervor, die Konferenz möge erklären, daß, im Falle es zwischen der Türkei und Griechenland zu weiteren Strei­tigkeiten kommen sollte, das übrige Europa sich neutral verhalten werde. Es entspann sich aus diesem Vorschlage eine lebhafte De­batte, da aber andere Mächte der Ansicht waren, ein solcher Beschluß liefere Griechenland der Pforte auf Gnade und Ungnade in die Hände, so wurde derselbe abgelehnt und die Mächte einigten sich in der That, sich durch ihre Konfereuzbeschlüsse nicht für gebunden zu erachten für den Fall, daß es den beiden streitenden Parteien unmöglich werden sollte, vem ihnen eltheilten Nathe zu folgen und sich friedlich zu einigen, worauf die genugsam bekannte Deklaration angefertigt wurde. „Es bleibt nun noch abzuwarten, ob der junge König von Grie­chenland darauf bestehen wird, dem Willen der nationalen Strömung zu folgen, oder vielmehr, ob Rußland räth, festzuhalten. Das Mini­sterium Vulgaris hätte lange nachgegeben, wenn es von ihm allein, abhinge." Aus Agra m schreibt man der „Zukunft": Schon oft wurde die Bemerkung gemacht, daß die Tendenz unserer jetzigen Regierung in politischer Hinsicht eine illiberale und antinationale, m sozialer Beziehung aber eine hocharistokratische sei; daß die an der Spitze des dreieinigen Königreiches stehenden Staatsmänner wirklich demokratischen Ideen gram sind, und womöglich trachten, die auf diesen Ideen bastrenden Institutionen mit Stumpf und Stiel auszu­rotten, dieß erhellt aus allen ihren Thaten, Planen und Intentionen, dieß beweisen die Beschlüsse der Vanalkonferenz betreffs der auto­nomen Landesregierung, und ebenso die bisher nach Bach'schem „Nein, ich werde Ihnen höchstens widersprechen, indem ich be­haupte, daß das Volk deutsch kann , es kennen muß, und daß die­jenigen, welche dieß in Abrede stellen, dasselbe arg verleumden." Ich lächelte über die Hartnäckigkeit, womit der Fremde, der sich mir gar nicht vorgestellt hatte, daran fest hielt, daß das Volt deutsch kennen müßte. Mein Lächeln schien ihn noch mehr zu irriti­ren, denn er fiel mit einer gewissen Heftigkeit wieder ein: „Ich komme auf die zuvor erwähnte, proponirte Wette zurück. Akzeptiren Sie dieselbe?" „Moduliren Sie die Bedingungen und die Höhe des Betrages, den der Verlierende zahlt." „Gut! Wenn ich mir auf meiner heutigen Geschäftsreise mit der deutschen Sprache allein, mit Ausschließung jedes Mediums, nicht helfen kann, dann will ich heute Abends an einem Orte, den Sie bestimmen wollen, ein so gutes Souper zahlen, als man es in hiesiger Gegend haben kann. Wenn Sie die Wette annehmen und sie verlieren, so müßten selbstverständlich Sie für ein solides Sou­per Sorge tragen. Zu Ihrer gefälligen Kenntnißnahme theile ich Ihnen mit, daß ich für Schöpsernes mit Sauerkraut ganz besonders schwärme." „Topp! ich akzeptire Ihre Bedingungen unverändert. Gelingt es Ihnen, ihre Geschäfte auf dem Lande heute abzuwickeln, dann bin ich sachfällig. Für jeden Fall aber werde ich ein Souper bestellen." „Si e können auch gleich bezahle«", lachte mein Begleiter und zündete sich eine frische Zigarre an, nachdem er auch mir eine offe­rirt hatte. Nach einer etwa einstündigen Wanderuug erreichten wir meinen Geburtsort, ich überließ den Fremden ganz seiner deutschen Sprache und nahm ihm das Versprechen ab, nach vollbrachter Tagesarbeit in dem einzigen Gasthause sich einfinden zu wollen. Pfiffig lächelnd ging er seiner Wege. Gegen Mittag begab ich mich in das Wirthshaus und bestellte dort Schöpsernes und Sauerkraut, beides in ansehnlicher Menge. Dann ließ ich mich den ganzen Tag nicht sehen und als es Abend wurde, ging ich wieder auf das Haus zu, in der Erwartung, rer Fremde werde mir ganz verzweifelt entgegenkommen. Allein alles blieb still und als ich in die Hausflur trat, sprang gerade der Wirth von der Thüre zurück, wo er beim Schlüsselloch gelauscht hatte. Er System so recht oon arnor« fortgeführte Regierungsart. Baron Rauch und dessen Beiräthe hatten die Widerstandskraft und Oppo­sition der „autonomen Munizisiien", in welchen die unabhängige Intelligenz der Nation die Rechte des Landes wahrt und vertheidigt, und die Einführung von Oktroys erschwert, — genügsam kennen gelernt. Dieß beweist die bis jetzt ohne Grund noch immer aufrecht gehaltene Sistirung der „Komitats-General-Kongregationen. — Dieß beweisen aber noch besser die von hier gemeldeten, von der herr­schenden Regierungspartei ins Werk gesetzten Machinationen gegen jene altehrwiirdige Institution. Ebenso hatte aber Baron Rauch die Vortheile kennen und schätzen gelernt, die in gewissen Fällen eine „ergebene, weil abhängige Bureautratie" zu gewahren im Stande ist. Korrespondenzen. MöttlWg, 28. Jänner. ^. X. (Tabor.) Man geht hier ernstlich mit dem Plane um, in Weinitz, nahe an der Kulpa, im nächstkommenden Frühjahre einen Tabor abzuhalten. Es sind dies­falls schon vor etwa 3 Wochen mit Hrn. Dr. Vrnnjak Unter­handlungen eingeleitet worden, die zum Zwecke hatten, die Erfahrun­gen desselben bei den vorjährigen Tabors zu erfahren und zu ver­werthen. Dr. VoZnjak war auch so gefällig, schon unter 14. d. M. eine hierauf bezügliche Anleitung mitzutheilen und fernere Mit­wirkung zuzusagen. Nicht nur in unserer Umgebung, sondern auch bei unseren Nachbarn, den Kroaten, findet diese Idee großen An­klang und vielseitige Aufmunterung. Auf deun! zeigen wir, daß in uns noch nicht jedes Gefühl für Betätigung des politischen Lebens erstorben ist und daß wir uns unseres Werthes und unserer Würde als flovenische Nation wohl bewußt sind. Rührigkeit ist erforderlich — die gibt und erhält das Leben, Apathie und Ruhe — tödtet. Zeigen wir also, daß wir leben! NeukirchM, 30. Jänner. —n— . Borgestern ist der hiesige Kaplan Karl ßauperl , kaum 29 Jahre alt, in Folge eines Schlag­anfalles eines jähen Todes gestorben. Sechzehn Priester, darunter sein früherer Vorgesetzter, der Herr Dechant in Tüffer, nahmen heute an dem Trauergottesdienste Theil und geleiteten den Verbli­ hatte ein Tuch um den Kopf gewunden. Auf meine Frage, was er denn in der Stube habe, entgegnete er: „Einen jedenfalls gefährlichen Menfchen. Er kam zu Mittag und begann zu raisonniren in einer mir fremden Sprache -— ich glaube, es war deutsch — und warf mir, als ich ihn sprachlos an­starrte, die Flasche an den Kopf. Dann schrie er wie besessen fort, so daß wir uns genöthiget sahen, ihn durch ein Paar handfeste Knechte in die Kammer einzusperren. Es muß nicht ganz richtig sein in seinem Gehirn, denn er tobt fortwährend und schreit zum Kam­merfenster hinaus, daß alle Vorübergehenden stehen bleiben. Ich bin in großer Verlegenheit, wohin ich ihn schaffen foll." Ich mußte unwillkürlich lächeln, „Ist das Schöpserne bereitet?" fragte ich. „Ja wohl! Auch der Tisch im obern Zimmer ist gedeckt nach Auftrag für zwei Personen." „Dann öffnet die Thüre und laßt den Herrn heraus!" Der Wirth sah mich zweifelnd an und es bedurfte erst einer zweiten Aufforderung, bis er mir den Schlüssel übergab und sich dann sammt seiner Ehehälfte in die Küche einsperrte. Ich öffnete zuerst die Wirthsstube und dann die Kammer, wor­aus mir der Fremde entgegenstürzte. „Gottlob!" rief er „daß Sie da sind. Ich habe seit heute früh nichts zu essen bekommen und der Hunger macht mich rasend. Wo ist der verdammte Kerl von Wirth, der mich hier einsperren ließ? Das muß ich gestehen, daß ich nie ein größeres Rhinozeros gesehen. Trotzdem ich ihm doch sehr deutlich mein Begehren auseinander fetzte —" „Natürlich deutsch!" beeilte ich mich hinzuzusetzen. Der Fremde bejahete dieß kleinlaut, dann erzählte er von seinen erfolglosen Geschäftsgängen, wo die Bauern, obschon er ihnen den Vortheil eines mit ihm abzuschließenden Geschäftes haarscharf be­wies, stets ungläubig die Köpfe schüttelten und ihn achselznckcnd im Stiche ließen. Schließlich söhnte er sich durch mich mit dem Wirthe aus, dem er ein Denkzeichen auf der Stirn zurückließ, bezahlte das Souper und auch die Fahrgelegenheit, die uns nach Laibach zurückbrachte. chenen unter großem Andränge des Volkes zu Grabe. Man ver­mißte bei dem Leichenlegängnisse^die Repräsentation der öitalnica in Cilli, deren treues Mitglied 8. war; dieß hatte jedoch seinen Grund lediglich darin, daß die öitalnica nicht rechtzeitig zur Kennt­niß des traurigen Vorfalles gelangte. Die studirende, nationale Ju­gend von Cilli, deren Freund nnd liebender Vater der Verstorbene gewesen, war durch die Schule verhindert, an der Leichenfeier Theil zu nehmen und durch den Vortrag eines Trauerliedes am Grabes-Hügel den schuldigen Tribut des Dankes darzubringen. — Karl ßauperl war ein wahrhaft edler Mensch, mit Leib und Seele Patriot und stets bestrebt, nicht nur seine hervorragenden geistigen, sondern auch seine materiellen Kräfte den nationalen Zwecken zu widmen. Viel zu früh ist dem literarische!, Felde ein gediegener, rast­los thätiger Arbeiter '-), den Eltern die einzige Stütze, seinen Freun­den der treue Freund, und der Kirche der erleuchtete Diener entris­sen worden! S. E. T. L.! Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 2. Februar. — (Beim letzten Sokolabend) wurde dem Fonde für das Vodnikm onumc nt die Summe von 11 fl. zugeführt. Die Arrangeure verdienen dafür, daß sie zuerst in einem Vereine die in der letzten Generalversammlung der „HIoveirijÄ" angeregte Idee zur Ausführung brachten, die vollste Anerkennung. — (Dr. G auster) ist zur Enquette-Kommission bei der Sa­nitätsorganisation aus Krain vom Ministerium einberufen. — (Der erste Prcßprozeß in Görz) trifft die^lloiuo­vina". Priuatklager ist der Lehrer an der Schule zu St. Jakob in Triest, Herr Barthelma Troha, und zwar lautet die Klage, dem Ver­nehmen nach, auf Ehrenbeleidigung. — (I m Fälscherprozesse) wurde Freitag das Urtheil ge­sprochen. Die Strafe für alle Angeklagten insgefammt beträgt 223 Jahre, 2 Monate und 14 Tage schweren Keiler. Davon erhielt Ioh. 2upanöiö 14, Val. Debevec als der nach ihm am mei­sten Gravirte 13 Jahre; von den übrigen erhielten 13 über 5 Jahre, 21 zu 5 Jahre; der Nest verthcilt sich auf die wegen Verbrechens des Betruges schuldig Erkannten, deren Strafausmaß unter 5 Jahren lautet. Nur 5 wurden nicht schuldig erkannt. — I m Laufe der Ver­handlung zeigte es sich recht auffallend, wie nothwendig flovenische Schulen am Lande find, deun der eigentümliche Styl der von den Bürgermeistern geschriebenen deutschen Zertifikate erregte selbst bei den Nichtern, welche gewiß nicht der nationalen Partei angehören, häufig ein nicht zu unterdrückendes Gelächter. — (Cirkular des Statthalters für und Entschei­dung des Oberlandesgerichtes gegen die Einführung der slavischen Sprache.) Aus Zar a kommt der „Corr." fol­gende Mittheilung zu, welche abermals einen Kommentar zur sogenann­ten Gleichberechtigung und Einführung der flavischen Sprache im Amt liefert. Vor zwei Wochen hat unser Statthalter Ritter von Wagner ein Cirkular an sämmtliche politische Behörden erlassen, das von den Nationalen freudig begrüßt wurde, aber bureaukratische Kreise desto unangenehmer berührt hat. Das Cirkular lautet: „In ­dem ich in Kurzem eine Anordnung der k, k. Negierung erwarte, wonach binnen kurzer Zeit mit der slavischen Bevölkerung dieses Landes in allen Geschäften schriftlich und mündlich in dieser Sprache verhandelt werden muß, empfehle ich allen Herren Beamten, sich diese Sprache bis zum vollen Verständnisse anzueignen, die Voll­ziehung dieser Anordnung werde ich mit aller Strenge überwachen und die Entfernung aller Jener vorschlagen, die in dieser Hinsicht gleichgiltig sich zeigen. Ferner empfehle ich, sich mehr der deutschen Sprache zu bedienen, besonders die Herren Vezirtshauptleute haben die bedeutenderen Berichte in dieser Sprache aufzusetzen und mir zu­zustellen. Mit Mißvergnügen habe ich in der kurzen Zeit, seit ich mich hier befinde, erfahren, daß die Geschäfte nicht jenen Gang nehmen, welcher nach Erfordernis; des Dienstes und des öffentlichen Interesses verlangt wird. Erinnerungen und Mahnungen sind nicht nach meinem Geschmack, weil sie dort fruchtlos sind, woderBcrufs­eifer fehlt, aber die Herren Beamten können überzeugt fein, daß ick die Äugen überall offen behalte, und daß ich gemäß der gemachten *) Lanper l war m den letzten Jahren mit der Uebertragüü, del Syakespcnre'schen Dramen iü's Slovenische, beschäftiget. Seine Uebersctznnq des „Hamlet" ist bereits seit längerer Zeit im Besitze res hiesig-n dramati­schen Vereines, Ned Beobachtungen handeln werde. Feiner muß ich die Bewahrung des Amtsgeheimnisses empfehlen und dich den Herren Beamten, die mein Vertrauen genießen wollen, einschärfen." — Unser Oberlandesgericht dagegen hat auf eine Anfrage des Justizministeriums sich gegen die Einführung der serbisch-kroatischen Sprache innerhalb zwei Jahren entschieden. Der „Vrenosls" konnte mit Ende vergangenen Mo­nats nicht erscheinen, weil die Ig . v. Kleinmayr H F. Bamberg'sche Druckerei die Drucklegung desselben verweigerte, nachdem er schon gesetzt war, unter dem Vorgeben, sie könne, ohne ihrem „guten" Rufe zu schaden, denselben nickt herausgeben. Merkwürdig! „Tag' blatt" und guter Ruf! — Demungeachtet wird das Blatt im Laufe der nächsten Woche erscheinen und, wenn möglich mit der nächsten Nummer des „Triglav" versendet werden. Preßprozeß des „8lov. nnl'nll". *) Cilli, 20. Jänner. Heute fand vor dem Kreis- als Preßgerichte die Hauptver­ handlung über die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen den Re­ dakteur des „8I«v. naroä", Anton Tomsiö wegen des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung im Sinne des ß. 302 St. G,, dann eventuell gegen ihn und den Drucker Eduard Ian - Li ö wegen der Übertretung der Vernachlässigung pflichtgemäßer Obsorge statt. Den Vorsitz führte der k. k. Kreisgerichts-Präses Edler von Best, als Richter fungirten der k. k. Landesgerichtsrath Stige r und der k. k. Kreisgerichtsrath Franz T omschitsch, das Amt der Schriftführung besorgte der k. k. Auskultant Leviönik. Die Anklage vertrat der k. k. Staatsanwalt Dr. Herrmann Mulle j selbst. Der sogenannte Grafeysaal war bereits um 9 Uhr Vormit­ tags gefüllt — das Publikum gehörte durchaus der Intelligenz an— , denn der Gang und Verlauf der Verhandlung versprach voraus­ sichtlich ein besonderes Interesse in mannigfacher Beziehung. Den Gegenstand der Anklage bildete bekanntlich ein in Nr. 73 des „81ov. 22,1-oä" am 22. September 1868 unter der Aufschrift „lusösva ^>LtN" aufgenommener Artikel, welcher durch einen im „Laibacher Tagblatt" erschienenen veranlaßt wurde. Nach Erledigung der For­ malitäten und nach erfolgtem Abtreten des zweiten Angeklagten aus dem Berhandlungssaale wurde der Hauptangeklagte, Redakteur Anton TomZiö , zur Verantwortung über die erhobene Anklage aufgefor­ dert. Derselbe ist ein Mann von 26 Jahren, aus Untertrain ge­ bürtig, hagerer Statur, von seltener Größe, mit langem, röthlich­ blondem Haar und Vollbart; die wirklich ungewöhnliche Erscheinung allein schon fesselte die volle Aufmerksamkeit. Mi t sonorer Stimme begann der Angeklagte in ruhigem, ernsten und würdigen Vortrage seine Verteidigungsrede, welche durch volle 1 ^ Stunden dauerte. Es wurden in diesem Saale wohl schon manche ausgezeichnete Reden von Advokaten bei den Schlußverhandlungen gehalten, aber eine in seder Hinsicht so meisterhaft durchgeführte Rede, welche die ganze Anklage mit einer schweren Wucht von Gegengründen und Beweis­ führungen gänzlich entkräftete, dürfte wohl nicht oft in diesem Saale gehört worden sein. Nicht nur die seltene oratorische Begabung und die Gewandtheit im Ausdrucke, sondern insbesondere der hiebei an den Tag gelegte Neichthum an historischen Kenntnissen, die tadellose ^ogik der Argumente, sowie die scharfsinnige Widerlegung von Be­ hauptungen uud die schlagfertige Entgegnung auf alle Einwendungen überraschte die Zuhörer und hinterließ den Eindruck der vollen Be­ friedigung. Es herrschte die feierlichste Stille und die genannteste Aufmertsamkeit. Auf die Verteidigungsrede des Angeklagten fowie die mündlich entwickelte Anklage des Staatsanwaltes näher einzu­ gehen, gestattet uns der Raum Ihres Blattes nicht. Die Schluß­ anträge der k. k. Staatsbehörde lauteten: 1. Auf Erkenntnis;, daß der beanständete Artikel das Vergehen nach §. 302 St. G. begründe; 2. auf Erkenntnis; des Verbotes der Weiterverbreitung der bean­ständeten Nr. 73 des „81ov. nai-ocl^; 3. auf Schuldigsprechung des angeklagten Redakteurs Auton Tom«! « und dessen Verurthei­lung zur Strafe des 2monatlichen Arrestes uud des Kautionsverlu­stes von 100 fl. l. Eventuell auf Verurteilung des Redakteurs Anton To m 3i ö wegen der Uebertretung der Vernachlässigung *) Wessen Mangel an Raum Verspätet, Eigeuthümer, Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: pflichtgemäßer Obsorge ;u einer Geldstrafe von 50 fl. und dem Kllutionsverluste von 100 fl. 5. Auf Vcrurthcilung des Drnckers Eduard Ian2i ö wegen obiger Uebertretung zu einer Geldstrafe. Die Verhandlung wurde um 12 Uhr Mittags abgebrochen und die Verkündigung des Urtheils auf 6 Uhr Abends bestimmt. Dieselbe erfolgte unter lautloser Stille und lautete bekanntlich dahin: Daß der beanständete Artikel den Thatbestnnd res Vergehens nach §. 302 St, G. nicht begründe uuo daß beide Angeklagte iu allen Rich­tungen für „Nichtschuldig" erkannt werden. — Es verdient beson­ders hervorgehoben werden, daß der Vorsitzende in liberalster Weise dem Hauptangeklagten das Feld der Verteidigung offen ließ und daß dießmal auch der Herr Ankläger eine weit gemäßigtere uud lange nicht so gereizte Sprache führte, als dieß bei dem Preßprozefse ge­gei den Redakteur des ,,81av. Aospoäar" der Fall war. Der er­folgte Spruch auf „Nichtschuldig" befriedigte allenthalben, mit we­nigen sogenannten „unbefangenen" Ausnahmen, bei denen in Folge de'sen ohne Zweifel mehrere schlaftose Nächte eingetreten sind. Der Urteilsspruch steht in der That vereinzelt in Zisleithanien da und wir haben daher allen Grund, darüber sehr erfreut zu fein. Gefaßtes Sonett. (Unseren Preßzustäüben.) Gar oft wird wichtig uns im Leben „Verfassen", „fassen" und „gefaßt"; Das Trio, wenn es richtig paßt, Kann oftmals den Verfasser heben. Doch hinderlich wird's seinem Streben, Und der Verfasser wird gefaßt, Nenn fchlechi fein Werk wird aufgefaßt: Gefaßt erträgt er alles eben. Verfaßt ein Wert der Musensohn, Das Lob mW Schmeicheleien fassend, Gefaßt ist er auf schönen Lohn; Verfaßt er, Schmeicheleien hassend, Ein kritisch Werk, man faßt ihn schon: Gefaßt er sitzt, zu kühnsich fassend. .1. H. Verstorbene. Den 2-i. Iämier. Stefan PowLnit, Militär-Nbschiedcr, alt 80 Jahre, ini Ziuilspital, au der Limaeiilähmima,, — Marti» Lilsar, Taglöhner, alt ö^l Jahre, im Zivilspital am Lmigeü-Gmphyscm, De» 25. Jänner. Simon Zierer, Ilistitutsarmer, alt 72 Jahre, im Versuranngshaiise Nr, 5, a» Altersschwäche. Den 26. Jänner. Jakob Suetc, Knecht, alt 27 Jahre, im Zivilsvital, au 1?lidL8 äor^iliig. — Maria Slabiua, SanieideisMlm, all 28 Jahre, im Ziuilspital, an der Lmigelttubertulose, ^- Maria IcZe, Taalöhnerm, alt 30 Jahre, im Ziuilspital, an der Lmigeiilähmiina,, Schon in 8 Tagen ZiehmtF der M Wiener Amen-LMM wot'ei Treffer mit RiWG Dukaten in Gold, 200, 100 Dukaten, Kreditlosen, sonstigen Kunst- und wertvollen Gegenständen von Gold, Silber, Bronze und Porzellan, zusammen 3 M iiS>vj»N0 '"' !?,."b° W. M Io86i' Llasuil: in Laibach.