MITTHEILUNGEN d e s historischen Vereines für Krain im Juli 18SS. Redigirt vom Dr. V. F. Mimi, Vereins- S e c retär und Geschäftslciter sc. sc. Jur Frage über die ältesten Bewohner der innerösterrerchrfchen Lairder- Von P. Hi hing er. (Fortsetzung.) ist Tergeste, auch Tergium, Triest, mm slav. 'ferst, ganz offenbar das slavische tergiste, tergišče, ter-üsce, Marktort, von der Wurzel terg, Markt; man vergleiche damit Opitergimn tut Lande der Veneter. Longali-cum, Lohitsch, sl. Logatec, ist nach dem Worte log, Hain, Wald, und Rogando, Rohitsch, fl. Rogatec, nach dem Worte rog, Horn, benannt, beides mit dem altslavischen Rhinesmus. stuvavum,«Salzburg, mtb Ovilabis, Wels, linden ihren Stamm in juv, ul, vil, vol, Ochs; Juenna, i>« Jaunthal, stammt von junec, statt juvenec, junger Stier; Santicum, bei Villach, ist benannt nach sän, Lind. Drache; Varununi, Verunum obet’ Virunum, am Zollfelde, von w, var, dornn, Eber, wo nicht von der allgemein indisch-Mopciischen Wurzel vira, vir, vair, Mann; man vergleiche bannt Verona, Bcrunum, nach Plinius rhätischc und cuga-»Äsche Städte. Candalicae, Hüttenberg, ist von kan da, lionta, koča, Hütte; Adrans, Drauberg, sl. Trojane, von ('ar, ter, tur, Stier; Neviodunum, bei Gnrkfeld, von »evoch Wafferzcug, Fischernetz, nach der Wurzel neva, Wasser, * sie noch in Eigennamen vorkommt. Tarsatica bei Fiume, k Tersat, erinnert an ters, torta, Weinstock; Petovio, fcttou, fl. Ptuj, an ptuj, fremd jhergewandert), von pot, Weg; man vergleiche damit das alte Patavium im Lande der 58cnetcr. Der Ort ad Silanos, bci Arnoldstein an der Gail, ill ganz gleich dem slavischen pri Ziljanih, wie die Anwohner der Gail, sl. Zilja, heißen; Saloca, Salloch am Wcrthsee, Itimmt mit dem slavischen Zalog, Zalogam, hinter dem Walde, Ubetein; Avendo oder Vend um, zwischen Zeug und Mo- drusch, birgt in sich die Wurzel des Namens der Winden oder Wenden, ind, vind, wehen, leuchten äs). Manche alte Städte in Noricum und Pannonien hatten nach Terstenjak ihre Benennung von den alten indischslavischen Gottheiten erhalten. So Emona, Aemona, Laibach, von Ama, Erna, dem nach der Sanscritwurzel am, latein. arnare, lieben, gebildeten Beinamen der indischen' Bhawani und slavischen Živa; darnach ist Ljubljana nur neuere slavische Uebersetzung von ljubiti, lieben * *). Siscia, Sissek, sl. Sisek, erhielt seinen Namen nach der brustreichen Göttin Sisa oder Ciza, welche ber Ceres mammosa entspricht, als dem Symbol der allnährenden Erde; die Wurzel ist sisek, cizek, Milchbrust, von sisati, cizati, saugen. Der andere Name der Stadt, Segesta, ist nur Uebersetzung nach der gleichbedeutenden italischen Göttin Segetia. Celeja, Cilli, 5S) Vergleiche die Aufsätze von Terstenjak: „O Noriku in Noreji." (Novice 1854, S. 28 und 30); ferner: „Cesta od Akvileje čez Emono." (Novice 1854, S. 310 ff.) und seist an mehreren Stellen der genannten Zeitschrift. *) Ob sowohl bei dieser Ableitung, als auch bei manchen andern etymologischen Ableitungen der Fluß-, Berg-, Volks- und Städtc-namkn Hr. Terstenjak nicht zu weit gegangen ist?? — Das Etymologisiren in der Geschichte ist überhaupt ein äußerst schlüpfriger Weg, und mm kann dabei nie genug vorsichtig sein. Bin ich übrigens durchaus nicht mit allen in diesem Aufsätze enthaltenen Ableitungen und Ansichten einverstanden, so will ich doch deeen Veröffentlichung umsoweniger ein Hinderniß entgegensetze», alS einerseits das audiatnr et altera pars in der Wissenschaft stets berücksichtiget werden muß, und andcrnseits der gelehrte, für die heimatliche Geschichtsforschung rastlos thätige H i tz i n g e r die schwierige Aufgabe übernommen hat, das dcut-sche Publikum von den Resultaten der slavischen Forscher, insbesondere Terstenjak’S, >n dieser Frage in Kenntniß zu setzen, denn Terstenjak hat seine historischen Untersuchungen und Ergebnisse bis jetzt nur in slovenischcr Sprache veröffentlicht. Es wäre sehr zu wünschen, daß diese Frage, ohne vorgefaßte Meinung, parteilos erörtert würde, und gerne werden diese Blätter auch die entgegengesetzte Ansicht mittheilen. Nur durch Anhören beider Ansichten, der slavischen wie der germanischen, werden wir dem Ziele näher kommen, nach welchem jeder Freund der Wissenschaft steuert. Dr. Klun. Celje, beißt nach der gleichnamigen Göttin Ctleja, welche der römischen Salus, der ägyptischen Isis und der indischen Bhawäni, mit dem Beinamen Kaija, die Gesundmachende, entspricht; benannt von celiti, ganz machen, heilen. No reja, bei Neumarkt, ist genannt nach der Göttin Noreja, welche der ägyptischen Isis und der indischen Bhawäni, mit dem Beinamen Nara, Mannweib, als Symbol der zeugenden Naturkraft, entspricht; die Wurzel ist das indische nar, sl. nor, Mann. woher auch nara, der Grundstoff, Wasser, Feuer, Erde 59). Es könnte beim Abgänge näherer Bekanntschaft mit dem Wesen der slavischen Sprache wohl der Einwurf gemacht werden, daß manche dieser Etymologien zu sehr gesucht seien und wenig Wahrscheinlichkeit haben, da die Wurzelwörter in so verschiedenartiger Form genommen werden. Dagegen muß jedoch bemerkt werden, daß die alten Schriftsteller Namen aus fremden Sprachen nicht nach einer genauen Grammatik sondern nach dem Gehör und wie sie ihnen mundrechr waren, niedergeschrieben haben; ferner, daß ihrer Schreibung oft eben Abweichungen der Volksmundartcn zu Grunde liegen. So hört man noch heut zu Tage int slowenischen Lande balv vov, bald auch uv für vol, Ochs; ulici für volici, Occhslein; koren und karen, Wurzel; goved und gaved, Rind; pot und put, Weg; tur und tor, Stier, auch Geschwür; Terjak für Turjak, Auersberg; zgor und zgir, oben; man spricht čer für ker, kar, Felsspitze; koča für konta, kontja, Hütte. Diese Verwechslungen der Laute sind zwar nicht regellos, sondern sie halten sich auch an gewisse Sprachgesetzc, so wie an bestimmte Gegenden; eben dadurch wird aber häufig die Form eines Wortes oder Namens bedeutend verändert. Ferner muß beachtet werden, daß manche dieser Wurzeln nun theils veraltet, theils in der Bedeutung verändert sind, theils sich nur aus der indischen Sanscritsprachc erklären lassen, mit welcher das Slavische die nächste Verwandtschaft hat. So kommt die Wurzel cet, Wald. Berg, nur noch in Eigennamen vor; dafür gilt gegenwärtig die Form gojzd, einerlei mit dem keltischen coid, Wald; ver, her ist nur noch als berav, brav, in der Bedeutung für ein Stück Kleinvieh gebräuchlich; nor bezeichnet heut zu Tage einen thörichten Menschen, einen Narren, die Bedeutung von Mann muß ans dem indischen nar geholt werden; ähnlich bedeutet baba ein verächtliches Weib, während cs int Grunde die Großmutter bezeichnete. Die große Verwandtschaft der slavischen Sprache mit dem altindischen Sanscrit hingegen ist durch Miklošič in seinem Werke: Radices linguae slovenicae, so wie durch Terstenjak in seinen durch die Zeitschrift „Novice" veröffentlichten Aufsätzen hinlänglich bewiesen, und von Gelehrten auch sonst schon bereits anerkannt worden. 59) Sieh die Aufsätze son Terstenjak; „O Noriku in Noreji." (Novice 1854, S. 115 ff.), dann: „Rimska cesta od Akvileje Čex Emono." (Novice 1854, S. 310 ff.) c) Geografische N a m e n von Ländern und Völkern, wie auch Personen-Namen in alten Steinschriften. Außer den bisher angeführten geografischen Benennuu-gen kommen auch die Eigennamen der Länder und Völker in Betracht, welche in alter Zeit innerhalb des heutigen Inner-österreichs begriffen waren. Auch hier findet man mehrere Namen, die sich zunächst aus dem Slavischen, auch mit Bezugnahme des Indischen, erklären lassen. Den Namen des Landes Noricum und den des VMS Norici, hat man bisher gewöhnlich durch das griechische oi iv oqoi-s, die auf Bergen Wohnenden, erklärt; allein wie gezwungen eine solche Erklärung sei, dieß liegt offen vor Augen ao). Nach Terftenjak's Darlegung findet sich die Erklärung viel natürlicher in dem slavischen Worte nor, gleich dem indischen nar, Mann, und zwar konnte dich Benennung des Volkes entweder überhaupt von der Mami-Hastigkeit desselben sich herleiten , oder durfte sie von der Verehrung des indisch-slavischen Stiiwa, mit dem Beinamen Nara-Ishwara, als des Herrschers über die Grundstoffe und zeugenden Naturkräste, herstammen, oder auch vom CultuS von dessen Gattin, der Göttin Bhawäni, mit dem Beinamen Nara-Ishwari, als Herrscherin oder Inbegriff aller hervorbringenden Naturkräste, als welche dieselbe eben im Lande der Noriker unter dem Namen Noreja bekannt war G1). AnS dieser Herleitung des Namens läßt sich die slavische Abstaui-mung der Noriker erschließen, und dieser Schluß wird dadurch unterstützt, daß im nördlichen Europa ein gleichbenamiteS Volk in der Vorzeit wohnte, nämlich die Neuri (Nivqoi) oder Nuren. Diese waren nach Herodot neben den Budinen wohnhaft, und ihre Sitze lassen sich noch heutigen Tages i» der am Nur und Narcw, an der Gränze von Polen und Lithauen liegenden Landschaft, erkennen, welche auch gegenwärtig Nurska zemia heißt. Daß diese N eur e n Slaven waten, beweist Schafarzik zunächst mit dem, daß sic in Verbindung mit den slavischen Budinen gestanden, daß bei ihnen sich die den Slaven eigenthümliche Sage von Verwandlung der Menschen in Währwölfe gefunden, endlich daß in jener Landschaft seit näherem Bekanntwerden immer Slaven gewohnt, und ein Wechsel der Bevölkerung nicht vorgekommen. 93ci der großen Verwandtschaft der Slaven mit den Indiern iß beachtenswerth, daß sich auch in Indien eine glcichbcnauntk Völkerschaft findet, die Nairas; denn die Form naie istn» Indischen gleichbedeutend mit nar, Mann 62). 60) Diese Erklärung des Dtcimniä der Noriker findet sich bei Siitljfld (Geschichte der Slaven I. Bd.) und Mu char (GcschM m Steiermark I. Bd.). *') Vergleiche darüber die Aussätze von Terstenjak: „0 Jioäw in Noreji " (Novice 1854, S. 115 ff.); ferner: „Zgodovinski pomenki." (Novice 1853, S. 58.) “) Die N eur en werden schon bei Herodotus genannt: „Nclir‘ (/VsiJpOf) legibus quidem utantur scytliicis " (Herodot. Help. c. 51, 100.) Bei Plini us ebenfalls: „Neuri, quos Borythenes, Grcloni, Tlmssagetae, Budini." (Plin. W'1 Der Rn m c des Landes Pannonin und der des Volkes Pannones findet sich schon bei den Alten erklärt mit panni, einer Art Kleidung, welche dort üblich, und wahrscheinlich dem slovnkischen Mantel, gaban oder kaban, ungarisch kepen-jek, gleich war 63). Nach Terstcnjak's ersterer Erklärung steht der Rame der Pannonicr in Verbindung mit dem indischen Paniani, wie die Kaste der Handelsleute in Indien genannt wird, von der Sanscritwurzcl pan, handeln, Kaufmannschaft treiben. Damit hängt auch der Name der Sigyn-nen zusammen, welcher im Ligurischen nach Herodot Kauf-lente bedeutet; ferner die besondere Angabe, daß dieselben ans Medien eingewandert seien, welches hier wohl für Indien zu nehmen ist. Nach dessen neuesten Forschungen ist jedoch die ursprüngliche Bedeutung der sanscritischen und slavischen Wurzel pan eine Bewegung, ein Fließen; daher bedeutet der Name Pannonien, wie cs auch wirklich war, eine sumpfige Gegend, und die Benennung Pannonier die Bewohner sines solchen feuchten Landes. Eine solche Erklärung des Namens der Pannonier spricht wieder für die slavische Abstammung derselben, und die Annahme einer solchen ist schon nach der bisherigen Darlegung als hinlänglich begründet angezeigt64). Der Name Pannoniens findet jedoch auch eine andere Erklärung, wenn man ihn mit dem bei Plinius genannten Bannoma, einer Insel vor der scythischcn oder venedischcn Küste in der Ostsee, in Vergleich stellt. Dieser erinnert ganz an das in den Sagen der Normannen vorkommende Wana oder Wanaheim, welches nichts anders als die Heimat der Veneden, Wenden, eines Theiles der großen slavischen Nation bedeutet. Darnach war Pannonien nichts anders, als eine andere Wendenhcimat; welcher Annahme die Verwechslung der Buchstaben v, b und p nicht entgegen steht, da sich der Ucbcrgang von v in b ohnehin c. 12.) Das griechische JVsvqoi stimmt übrigens mit dem slavischen IN uri so zusammen, wie das griech. jiXev^cüv mit dem l'l. pljuče, Lunge; der Wechsel zwischen o und » , nor und nur, kommt im Slavischen ohnehin häufig vor. Das Weitere steh bei Schafarzik (Slav. Alterthümer I. Bd., S. 194—199). Die Nairas bringt mit den Neurcn und Norikern in Verbindung Terst e n j a k im Aufsätze: „Kakošna je sorodnost Slavenov z Jndianci ?" (Novice 1853, S. 230.) ") Diese Ableitung des Namens der Pannonier findet fich bei Dio EassiuS: „Pannones ex eo vocati sunt, quoniam saguia manicata ex pabliis quibusdam , pannos patrio more quodammodi incidentes el nuncupantes, consuunt.“ (Dio Cass. XLIX. 36.) ") Die Erklärung des Namens „Pannonien" durch das indische Pauiaui oder ßaniani, führt Terstenjak durch im Aufsätze: „Kaj pomeni ime: Pannouia ?" (Novice 1853, S. 142); auch berührt er dieselbe in der Abhandlung: „Kakošna je sorodnost Slavenov z Indianei?" (Novice 1853, S. 246.) Die Stdtc Herodot's über die Sigynnen fich oben Note 28. Die neueste Erklärung des StammworteS pan, so wie dcS Namenö »Pannonien" gibt Terstenjak in der Zeitschrift Novice 1855, S. 218. häufig findet, im Altslavischen aber oft ein p dort vorkommt, wo die neuern Mundarten ein b haben 65). Außer diesen Namen der zwei Hauptvölker lassen sich auch viele Namen der einzelnen Stämme, welche in der Vorzeit zwischen der Dran und dem adriatischen Meere wohnten, am einfachsten durch das Slavische erklären. So finden zunächst die Namen der als eeltisch angenommenen Völkerschaften, die ohnedieß eine slavische Endung auf sei, ski haben, als die Taurisci und Scordisci, ihre Erläuterung in den slavischen Wörtern lur, Stier, und skared, Abscheu erregend; letztere Erklärung ist eben dem blutdürstigen und grausamen Charakter der Skordisker angemessen. Die Sevaces, im nördlichen Noricum, haben ihre Benennung von der Wurzel sijati, sevati, scheinen; der Form nach entsprechend ist der heutige Ortsname Sevnica, Lichtenwald. Die Azali sind in ihrem Namen zu vergleichen mit der Wurzel za], prächtig, oder zel, schlimm, böse; die Aravisci hatten ihre Benennung vom Flusse Arrabo, welcher im Mittel-alter llr.ipa hieß, von der Wurzel krapati, schnarchen, rauschen. Die Oseriatcs sind Seeanwohner, von ozero für jezero, Sec; bie Serreies imb Serrapilli, an der Drau, lassen sich mit der Wurzel ser, aschgrau, oder auch sera, Schwefel, erklären; letzteres weist auf die schon den Römern bekannten Schwefelbäder bei Warasdin. Der Name Breuci findet sich noch in ben Brajci, Anwohner der Save und Kulpa, erhalten; die Wurzel ist brjacati, schallen. Die Latovici vergleicht man wohl mit den Letavici in Gallien, benannt vom ccltischcn leath, laith, Feuchte, Sumpf; aber dieselbe Wurzel findet sich auch im slavischen lato für blato, stehendes Wasser, See, Sumpf, wie sich solches ln einigen Mundarten nachweisen läßt; und noch ein anderes entsprechendes Stammwort liegt int sl. ladija, sir. aMta, Schiff. Die alten Latoviker wohnten am rechten Ufer der schon damals mit Schiffen befahrenen Save im heutigen Unterkrain, auf einem lehmigen und nassen Boden, daher sich der Name beiderseits erklären läßt. Uebri-gens hat es den Anschein, daß der Name Latovici mit dem Gott Latovus, einer allem Ansehen nach indisch-slavischen Gottheit, zusammen hängt 6S). 6S) Die betreffende Stelle bei Plinius lautet: „Delude est, ut extera Europas dicantur. transgressoque in Riphaeos montes litres oceani septemtrioualis in laeva legend um. Insulae complurcs sine nominibus eo situ traduntur. Ex quibus ante Scythiam , quae appellatur Ban no in a (nach dem Codex Cliisslet. , Andere haben Baunoma, Bannomanna, Baunonia , auch Raunouia); uiiam abesse a Scythia diei cursu, in quam veris temperie flucti bus electrum ejiciatur." (Plin. 1. IV. 27.) Die nähere Erläuterung von B a n n o m a und Wanaheim sich bei Sch afarzik (Slav.Alterthümer 1.33b., S 70). Als Beispiel über den Wechsel der Buchstaben b und p gilt das allst, por für bor, Kampf, das nordsl. pan für das südsl. ban, Herr. °") Vergleiche über einzelne dieser Namen Tcrstcnjak'S: „Staro-zgodovinski pomenki." (Novice 1855, S. 150 ff.) Lato für blato ist im Czechischcn latoyiska, Lache, Jauche, im Serbischen latov, Aufseher bei der lleberfuhr, erhalten. Auch die Namen anderer benachbarter Völker, die sonst zu den Galliern und Illyriern gerechnet werden, finden im Slavischen genügende Erklärung. So die Carni und ihre Landschaft Carnia, nach der Wurzel kar, kor, koren, Felsenspitze, Bergspitze, womit der Name Krain's, Krajnsko, zu vergleichen ist. Deßgleichen die Japodes oder Japydes und ihre Landschaft äapydia, vom Worte japa, Stier; selbst der Name Illyrii erklärt sich aus ilur, von der Wurzel il, ul für vol, Ochs 6'7). Unter den im Lande vor Alters einheimischen Personen-Namen werden sehr viele angetroffen, die mehr oder weniger offenbar slavischen Ursprungs sind. Einige von diesen kommen bei den alten Schriftstellern vor, wie: Yoccio, König in Noricum zu Cäsars Zeit, zu erklären nach dem Worte volk, Wolf, volčji, was vom Wolfe ist; Critasirus, Fürst der Böser in Pannonien vor Cäsar, ganz slavischer Name, da Kritazir den Verborgenes Sehenden bedeutet, von kriti, verborgen, und zreti, sehen. Ferner Baianus, ein kleiner norischer Fürst 160 v. Chr., ist zu erklären nach dem slavischen balji, der Zauberer oder Arzt, balovanje, Heilmittel, von bajili, sprechen, besprechen; Bato, Name zweier Führer des dalmatinischen und pannonischen Aufstandes unter Augustus, ist benannt von bat, bit, Schlägel, biti, schlagen, da Namen wie Bat, Balin, Betin noch gegenwärtig vorkommen 8S). Weit mehrere einheimische Personen-Namen aus dem Alterthum findet man in Jnnerösterreich auf den vielen, von der Römerzeit her vorhandenen Grab- und Votivsteinen. Manche von diesen Namen werden für ccltisch erklärt, obgleich sie im Slavischen häufig eine leichtere Erklärung finden; bei sehr vielen ist jedoch der slavische Ursprung vor Augen liegend, zumal da häufig der lateinische Beiname nur eine Ucbersctzung des einheimischen Hauptnamens ist. Die betreffenden Römer-steine finden sich in den Geschichtsmerken von Muchar, Ankershofen und Linhart, so wie in den großen Sammlungen von Gruter und Muratori und anderwärts aufgezeichnet; das Verdienst, den slavischen Charakter vieler Namen erkannt und erwiesen zu haben, gebührt dem Prof. Tcrstenjak. Zn beachten ist hierbei, daß steh die Erklärung mehrerer Namen nur mit Rücksicht auf die indisch-slavische Mythologie vollführen läßt. Der Name Lvasilla, auf Römersteinen in Kärnten, deutet auf die slavische Form lev oder lav, Löwe, im Genitiv ha; Lascia, «us einem Grabsteine in Kram, weist auf das slavische Wort laska, Lust, Liebe. Die Namen Maricca und Manilla, in alten Inschriften zu Cilli, leiten sich ab von der er) Vergleiche zum Theile Tcrstenjak in den Aufsätzen: „O Noriku iiiNorcji" (Novice 1854, S. 10) und: „O imenih rek Drave, Save, Mure (Novice 1854, S. 370). 6S) Diese Namen kommen vor in den Stellen: „Voccio, rex Noricus." (Caes. bell. civ. 1. I. 18.) „Boji sub C rita s ir o/‘ (Strabo lib. VII.) „Bal a n us et Cincibilis , reguli trans Alpes." (Liv. lib. XVII.) „D aim a ta e dcfecevunt, Bato n e quo dam eos concitante , ac Breuci, Vannonica gens, alio Baton e duce assumto." (Dio Cass. lib. LV.) slavischen Todes- und Wintcrgöttin Baba Mara für Mora, benannt nach der Wurzel mreti, sterben; Profi Tcrstenjak hält Mora doch gleichbedeutend mit der indischen Maja, Allmutter. Gavilius Peculiar is, auf einem Grabsteine im Lavcmt-thalc vorfindlich, erklärt sich selbst durch den lateinischen Beinamen; denn das sl. gav, gaved, goved ist eins mit beut latem, pecus, Vieh. Eben so Marius Serotinus, auf einem Steine zu Pcttau; zwar kommt der Name Marius auch i„ römischen Familien vor, aber hier erklärt ihn der Beisatz Serotinus als einem andern Volke gehörig; denn das sl. mar deutet auch auf den sterbenden Tag, den Abend, ist also eins mit dem latem, sero. Besonders auffallend ist der Name Svetvedus auf einem Römersteine in Kärnten; denn er bedeutet rat Slavischen einfach den heiligen Wisser, von svet, heilig, und vodili, wissen; die Form dieses Namens ist jedenfalls von der Art, daß er keiner andern als der slavischen Sprache zugeeignet werden kann. Ferner Leucimara, ganz gleich dem sl. Lucimara; das sl. luč bedeutet Licht, die Sylbe mar ist entweder bloße Nachsylbc in Eigennamen, oder ist ihre Bedeutung in Verbindung mit mar, für das gewöhnliche altslavische mir, Welt, oder mit den Wurzeln mreti, sterbe», oder marati, besorgt sein, morati, müssen, nöthigen. Die NamenSurus trab Sura, auf Steinen in Krain und Kärnten, entsprechen dem sl. sura, zora, Lichtanbruch, Tagesanbruch, Morgenröthe; Sura kommt zur Erläuterung selbst mit deni Beinamen Aurora vor. Lutomarus, aufKärntnerinschrifte», entspricht dem sl. Ljutomar, vom Worte ljut, mürrisch, grimmig. Die Namen Sissius und Cisiacus, Sissia und Cisiaca beziehen sich alle auf die obenerwähnte slavische Göttin Sisa oder Ciza, welche der römischen Ceres mammosa entspricht. Devognatus, Dievon, Devson, Tevinafür Devina, Deusa erinnern auf die Verehrung der slav.Götti» Deva, Devana, einer andern Form der Göttin Ziva, denn das slav. deva bedeutet Jungfrau. Gavius und Vedius führen wieder auf die slav. Wurzeln gav, goved, Vieh, trab voditi, wissen; Peccius und Peccia, Cupitius imbCupi-tianus, auf die Wurzeln poč, Felswand, Ofen, oder M backen, daun kupiti, kaufen. Babius und Babia, Babu-rus und Babeccius deuten wieder auf den Dienst der Baba Mara, Yclevisianus auf jenen des Hirtengottes Velesi)». Gestüts erinnert an den slav. Namen Cestimir, von cost, čast, Ehre; Saums, Samonia an den slav. Samo, u on sam, allein. Svaduccius, Svaduccia ist gebildet von svadofi Zeuge, svadočiti, zum Zeugen aufrufen, wie es der beigesetzte latem. Name Antestius bestätiget °9). Andere Namen finden sich ferner: Torravius, ent sprechend dem sl. torov, turov, von tor, tur, Stier; Malima rus, Mag ur us, Magonia, Mogia beziehen sich E , die slav. Wurzel moči, mogel, können, magati, überwind« während das celtische magus, Schlachtfeld, weniger zu trefft» scheint. Vojapus, Voltaron, Volturex, auf mehrere» 69) Sich darüber die verschiedenen Abhandlungen von Terstcrch in der Zeitschrift Novice 1853. tet Laibach gefundenen Steinen, sind Zusammensetzungen von den Wörtern yol, japa und lur, welche alle einen Ochsen oder Stier bezeichnen. Auffallend sind überdieß Namen wie Carcus, entsprechend dem slav. kark, kcrk, schwarz, Debela (tliš mit debel, dick; D obey us gleich mit dober, gut, Hu-dius mit hud, böse; Bellicius erinnernd au belec, von bei, weiß, Lipatius an lipec, lepec, von lep, schön; Rajus, Rajcnus, Raja gleichkommend mit raji, raja, von rad, gern, lieb, Urocius mit vroč, siedend, heiß. Endlich kommen auch Namen vor, welche sich zunächst aus dem Indischen herleiten lassen, wie: Cacusius Capatius, von denen eines bcm andern zur Erklärung dient, denn das scr. kalt entspricht beut fl. kapati, kopati, graben. Ferner Panamas, Panama von scr. pan, handeln; Aimar, Ramramus erinnernd an die indischen Fürsten-Namen Aimir und Rain 70). Die Menge der hier angeführten Namen, denen noch nianchc andere angefügt werden können, kann jedenfalls zum Beweise dienen, daß die Annahme einer vorzeitlichen slavischen Bevölkerung in Jnncröstcrreich doch gewisse Gründe für sich habe, und nicht auf einer leeren Einbildung beruhe. Es ist wohl bei einzelnen der vorbcmel-betcn Namen auch eine andere Erklärung möglich; im Ganzen muß man dennoch die hier angeführten Benennungen bei Weitem mehr dem slavischen als dem keltischen Typus zusprechen, und man findet sich hierbei nur zu dem Wunsche veranlaßt, daß mehrseitige Forschungen darüber noch größere Gewißheit verbreiten würden. d) Myt Hologis ch e Ramen und Bilder auf alten Denkmälern. Endlich wird ein vorzüglicher Beweis für das früheste Dasein der Slaven in den Ländern zwischen dem adriatischen Meere und der Donau, aus den eigenthümlichen mythologischen Namen und Bildern geschöpft, welche sich neben bekannten griechisch-römischen, ccltischcn oder ägyptischen auf den noch daselbst vorhandenen Denksteinen finden. Dieselben haben nämlich ein ganz der alten slavischen Götterlehre entsprechendes Gepräge, und zwar in der Form, wie solche sich in ihrer Verwandtschaft mit der indischen und zum Theil mit der persischen Mythologie zeigt, und. wie sic durch Untersuchungen der neuesten Zeit, namentlich durch Hanusch in seinem Werke „Wissenschaft des slavischen Mythus» dargestellt worden ist. Das Verdienst, auf Römersteinen in Ämeröstcrrcich Denkmäler altslavischer Mythologie gefunden ju haben, gebührt dem Prof. Terstenjak. R) Namen und Bilder aus der indisch-slavischen Mythologie. Der Mythologie aller bekannten gebildeteren Völker biegt das Prinzip einer Vergötterung der Natur zu Grunde, doch der Art, daß die ursprüngliche Idee von einem höchsten Wesen mehr oder weniger durchschimmert, und insofern zeigen Sich dieselbe Zeitschrift von 1853, 1854 und 1855, an verschiedenen Stellen. alle eine gewisse Verwandtschaft mit einander, obgleich sich jede in eigener Form ausgebildet hat; an die Naturbilder sind sodann moralische Wahrheiten geknüpft, daher sich alle Gottheiten mehr oder weniger theils in der natürlichen, theils in der moralischen Sphäre bewegen. Unter den alten Völkerreligionen zeigt jedoch keine eine tiefere und weitere Entwicklung, als die indische, oder die Religion der Brahmanen, deren Hauptinhalt in den in der alten Sanscritsprache geschriebenen Weda's sich vorfindet; daher kann sie, bei aller ihrer dem Lande angepaßten Eigenthümlichkeit, den übrigen Religionen vielfach zur Erläuterung dienen, weil alle gleichsam aus ihr geschöpft haben. Vorzüglich ist dieß mit der alten Religion der Slaven der Fall, weil dieselben sich später als andere, namentlich europäische Völker vom indischen Hauptstamme losgetrennt haben 71). Das Eine ursprüngliche höchste Wesen der Inder hieß Brahm, und sodann auch Parabrahma; durch dieses wurde die Welt geschaffen, und zwar nach der Sage, aus dem Weltei, dem Bilde des Chaos. Mit der Schöpfung verkörperte sich das anfängliche eine Brahm, gleichsam die Welt-seele, in drei Wesen, als: Brahma, das schaffende Prinzip, gewissermaßen ikHimmel und Erde; Wischnu, die erhaltende Eigenschaft, im Wasscrelemcnt, und Shiwa, die zerstörende Eigenschaft, int Feuerelcmcnt. Während nach der Schöpfung die Thätigkeit Brahma’s in der Vorstellung der Inder mehr zurück tritt, äußert sich Wischnu vielfach und in verschiedenen Gestalten oder Verwandlungen, im Sanscrit Awatara genannt, zur Erhaltung der sichtbaren Welt und zur Rettung der in’s Böse versunkenen Menschheit; Shiwa aber ist nicht nur der Zerstörende, sondern auch der Zeugende, der Lebens- und Todesbringer, zugleich auch Vergelter und Rächer der menschlichen Thaten. Ungeachtet der Scheidung in der Vorstellung werden alle drei Wesen doch wieder vereinigt gedacht, und dieß ist die indische Dreifaltigkeit oder Trimurti. Als Mittelpunct der ganzen Schöpfung erscheint die Sonne, Suryä, welche daher als Sitz und Bild der Gottheit gilt. Mit der Vorstellung der Schöpfung verband sich bei dem Inder der Begriff der Zeugung, und so wurden den Hauptgottheiten auch Göttincn an die Seite gegeben. So erscheint Maja als Ehegenosstn der obersten Gottheit und Allmutter; Brahma hat zur Seite ßrahmi oder Sara-swati, Wischnu dagegen Sri oder Lakschmi, und Shiwa endlich Parwati oder ßhawäni. Als Sitz und Bild dieser weiblichen Gottheiten erscheint vorzüglich der Mond, Czan-dra, häufig auch die Erde. Die einzelnen Gottheiten hatten ihre besondern Symbole oder Attribute, als: Brahma den Schwan; Hamsa, Wischnu den Adler; Garudha, Shiwa den Stier; Dliarma, Bhawani die.Kuh, Go. Durch Unterscheidung der verschiedenen Eigenschaften der Gottheit und durch Personificirung der verschiedenen Naturkräfte entstanden ”) Die indische Mythologie ist vorzüglich behandelt in Vollmer's mythologischem Lexicon, in Rork's populärer Mythologie, in Wiese’s Indien, in Paulliui Systcraa Brahmanicum. noch viele Untergottheiten, dann eine Unzahl von guten und bösen Geistern. Bei den alten Slaven herrschte gleichsalls die Vorstellung von Einem höchsten Wesen, welches sie überhaupt mit dem Namen Bog, der Verehrungswürdige, vom ser. bhagas, bezeichneten 72). Bei den Ncrdslaven scheint eben der Name Prove diesen Einen Gott bedeutet zu haben, denn daS slav. Prove und das ind. Brahm stimmen darin überein, daß sie die Gerechtigkeit als Hauptbegriff ausdrücken; inwiefern dieser Name bei den Südslaven galt, darüber mangeln ausdrückliche Berichte. Die Vorstellung von Einem höchsten Gott bei den alten Bewohnern Jnnerösterreichs spricht sich übrigens in Steinschriften aus der Römerzeit vielfach aus in den Widmungsworten: „Jovi Optimo Maximo.« „Dem besten, größten Jupiter geweiht/' um so mehr, wo der Beisatz lautet: „cete-risque Diis Deabusque et Genio loci,« „und den übrigen Göttern und Göttinen und dem Schutzgeiste des Ortes.« Dieser Ausspruch, wie sonst viele andere, geschieht freilich in römischer Denkweise. Unterdessen findet sich ein Denkstein zu St. Paul in Kärnten, welcher auf einer Seite die Aufschrift: lAVBRAMA führt; dieser Stein ist offenbarer Beweis, daß auch indische Mythologie in Noricum bekannt war, und zwar in Bezug auf das Eine höchste Wesen. Denn das Wort IAV bezeichnet den dreifachen indischen Himmel, und ist zusammengesetzt aus den Wörtern: Jah, Licht, Feuer, Sitz Shiwa’s; Ap, Wasser, Sitz Wischnu’s, und Vah, Lust, Sitz Brahma’s. Das andere Wort BRAMA kann in Verbindung mit den drei Himmeln wohl eher auf den Einen höchsten Gott, nicht aus den ersten der drei Hauptgötter gedeutet werden 73). Die indische Dreifaltigkeit oder Trimurti war den Slaven unter dem Namen Triglav, v. i. Dreihaupt bekannt, weil sie unter dem Bilde von Einem Körper mit drei Köpfen vorgestellt wurde; das Zeichen derselben war bei den Indern ein Dreieck, mit einem Kreise in der Mitte. Daß diese bei den alten Norikern und Pannoniern bekannt war, dafür ist Beweis die eben angeführte Aufschrift lAVBRAMA, dann das Vorhandensein des obgenannten Symbols, eines Kreises im Dreiecke, auf mehreren Denksteinen, welche sich ans der Römerzeit in Jnnerösterreich erhalten haben 74). ’=) Ueber den Glauben der Slaven auf einen Gott schreibt Procopius: „Sel a veni et Antae uuum De um dominum hujus universitatis solum agnoscunt." (Procop. lifa. III, c, 14.) Dann Hclmoldus: „Slavi inter multifaria Deorum n umin a , quibus arva , silvas, tristitias atque voluptates tribuunt, non diffitentur unum De um in coclis ceteris iinperitantem." (Helmold. 1. I. c. 83.) ,s) Vergleiche T c r st e n j ak' s: „Starozgodovinski pomenki." (Novice 1853, S. 267, dann 381 ff.) Der obcnangcführte Denkstein ist verzeichnet bei Eichhorn (Beiträge II., S. 67). Die Erläuterung des Wortes „Javbrama" gibt Sepp (Leben Christi III., S. 473). 'I Vergleiche darüber Terstenjak’s: „Starozg. pomenki." (Novice 1851, S. 267.) Vom slavischen Triglav spricht der Lcbcns-beschreibcr des hl. Otto: „Stettin t.rcs colies ambitu suo con-clusos liabebat, quorum medius, qui et altior, summo pagaiiorum Deo , Trigelaus dictus, tricapitum | Brahma, der erste unter den indischen Hanptgöttmi, wurde bei den Nordslaven auch besonders unter dem Namen Prove begriffen; wenigstens stimmen die Mythologen darin überein, daß sie beiden die nämlichen Symbole zutheilen; solche sind: ein Stab, Kupfergeschirr, Ring oder Kranz, kreuzweise überschlagene Beine und lange Ohren. Daß Brahma zur Römerzeit bei den Bewohnern Jnnerösterreichs bekannt war, dafür spricht zunächst die obenangeführte Inschrift lAVBRAMA. Dann zeugen nach Terstenjak's Erklärung davon die Abbildungen auf Denksteinen zu St. Johann bei Hohenburg und zu Mooskirchen in Steiermark, welche eine Gottheit mit den obenangegebenen Symbolen vorstellen 75). Brahma, mit dem Attribut des Schwanes, erscheint nach des Nämlichen Ansicht aus Denksteinen zu Stubenberg, wo er mit diesem Vogel kosend dargestellt ist. Seine Verwandlung in einen riesenhaften Bären, unter welcher Gestalt er bent Ravana, König von Ceylon, gegen Rama, den verkörperten Wischnu, Beistand leistete, zeigt sich auf einem Denksteine in Kärnten; hier ist Wischnu, als Brahma’s Besieger, mit dessen Schwan und dem eigenen Adler auf den Schultern vorgebildet, wie er, mit einer Peitsche in der Hand, einen Bären bezwingt 7S). Außer diesen Andeutungen ist es möglich, daß auch der auf einigen Denksteinen vorfindliche Name Latovus ober Latobius eben auf Brahma zu beziehen ist, da er namentlich auf oben beschriebenem Steine von St. Paul, mit dem Namen Javbrama, auf der andern Seite vorkommt. Die Inschrift lautet: LAPOVO AVG. SACRVM. und auf der andern Seite: LATOBIO AVG. SACR. L. Caesernius V. 8. L. M. Zwei andere Inschriften sind bei Salzburg gefunden worden, von denen die eine lautet: LATOBIO AVG. SAG. Pro salute Nam. Sabinae et Juliae Basiliae Undonia Vera Mater V. 8. L. M. habet simulacrum, asscrcntibus idolorum sacerdotibus, ideo summiern Deum tria habere capita, quoniam trii procurat regna, id est coeli, terrae et inferni." (Vita s. Ottonis I. II. c. I.) ”) DaS Bild Brahma’s beschreibt Paullin: „Simulacrum Ne-palense Dei Brahmae uua manu gerit libruin ; secunda manu tenet coronam precatoriam ; tertia maims gerit vas cupreum." (Paullin. System a Bram. ©. 67.) VvM sla/W Prove schreibt Bangert in den Anmerkungen zu Hclmoll: „Stabat Prove viril! form a in columna. caput corona ^ redimitus , dextra ferrum rubrum tenebat," Die obbezeich-ncten Abbildungen finden sich bei M u ch a r (Abbild. T. VI. fig. M und T. Vlil. lig. 1.) Vergleiche über das Ganze TerstenjaO Aussatz (Novice 1853, S. 266 ff.). ") Das Bild mit dem Schwane findet sich bei Muchar (Abbild Tas. XVIII. fig. 24), jenes mit dem Bären in Kärth. ®81, Alterthümer (Abbild. II. Bd. Taf. XII. fig. I.). Nach W Schwane sind noch gegenwärtig die Schwanberget Alpen »«d der Markt Schwanberg benannt; der Name des Lavantthales selbst stammt vom fl. Labud, Schwan. Sieh Terstcnjal-' „Ostanki Bram, častja." (Novice 1853, S. 275.) und die andere: LATOBIO AVGVSTO SAG. K. L. Cresenius Ayitus V. 8. L. M. Die Erklärung dieses Namens sucht Muchar in dem Beinamen des Apollo, Latous, Latoius, /irjzüog, von seiner Mutter Latona, Jrjzco, und hält ihn daher eben für diese Gottheit; daraus läßt sich jedoch die Form Lalovus und Latobius nicht erklären. Andere halten den Latobius für eine keltische Gottheit, ohne jedoch etwas Näheres darüber bestimmen zu können. Pros. Terstcnjak schließt einerseits auf die Wurzel lata, lota, lotos, die Lotusblume, welche als Zeichen der Zeugungs-kmft der Natur allen drei indischen Hauptgöttern eigenthümlich war, und er hält den Gott Lalovus oder Latobius zunächst für eins mit Brahma, welcher vorzugsweise Kama-läsana, der auf dem Lotus Sitzende, genannt wird. Anderseits erklärt er sich doch mehr für die Wurzel lat, lato, wohl eins mit blato, stehendes Wasser, See, Sumpf, wornach der Name Lalovus oder Latobius einen Wasser- oder Meeresgott bedeutet; als solcher ist eben der indische Shiwa bekannt, welcher unter andern „Herr der Ufer" und „der in den Furten Weilende" genannt wird. Auch führt Shiwa den Beinamen Alaina, Schiffsherr, und in dieser Beziehung ist eben das sl. ladija, Schiff, zu vergleichen. Die schon oben erwähnte Verbindung des Gottes Lalovus mit dem Namen Javbrama spricht übrigens allem Ansehen nach für eine indisch-slavische Gottheit, welche nicht nur in Noricum, sondern auch in Pannonien verehrt ward, da sich die an der Save wohnenden Latovici nach derselben benannten 77). Wischnu, die zweite Hauptgottheit der Inder, war beiden Slaven unter dem Namen Rade gost bekannt, als welcher er eben für die Erhaltung der Menschen besorgt war. Selbst die Bedeutung beider Namen stimmt zusammen; Wischnu ist nämlich abgeleitet vom scr. vis, eintreten, zu Gast kommen, und Radegost ist der Gastfreundliche. Für das Dasein der Verehrung des Wischnu im alten Noricum und Pannonien sind nach dem Vorgänge Terstenjak's außer de» schon gemeldeten Andeutungen zunächst jene Denksteine anzuführen, welche sich auf einzelne Awatara's desselben Gottes beziehen. Ein solcher ist der bei Laibach gefundene Stein mit der Inschrift: ") Dlc angeführten Inschriften van Lalovus und Latobius finden sich theils bei Eichhorn (Beiträge II., S. 67), theils bei Avcutinus (Annales boic. lib. II.). Terstcnjak erklärt dieselbe Gottheit zuerst für Brahma in: „Ostanki Bram, čas tja" (Novice 1853, S. 266), später aber für Shiwa in der Abhandlung : „Cvetlica Lotos" (Novice 1855, S. 2I4). Daß die Wurzel lato in einigen slavischen Dialccten erhalten, und mit dem keltischen leatli, laith, Feuchte, Sumpf verwandt ist, wurde schon oben bemerkt. Doch läßt sich auch das sl. Wort ladija, scr. aläta, Schiff, in Vergleich bringen, welches selbst in der Form aldija vorkommt. (Sieh Miklosiv's Lexicon linguae slov. ©• 1 und 68.) Darnach waren Latovici so viel, als Ladovici, Schiffer auf der Save. LABVRO EX VOTO SACR. M. Marcelli Eil. et M. Vibius Marcellus F. F. Den Namen Laburus kann man bei der häufigen Verwechslung des v mit b wohl für Lavurus nehmen, und hier hat man die slavische Form Lavur, von lav, lev, Löwe, welche Form in ihrer verstärkenden Bedeutung offenbar und sehr treffend dem vierten Avatara des Wischnu, der Verkörperung in den Mannlöwen, Narasinha, entspricht. Das Bild von Löwen, oder Menschen mit Löwenköpfen, kommt sonst häufig auf alten Denksteinen in Junerösterreich vor, und diese Erscheinung dient zur Bekräftigung der hier aufgestellten Erklärung. Den nördlichen Slaven war der Gott Radegost übrigens eben auch in der Form des Mannlöweu unter dem Namen Lvarazik, zusammengesetzt aus lev, Löwe, und raz, Schlag, bekannt, und sein Bild stand tut Tempel zu Nicdcgast niit einem Löwenhaupte vorgestellt. Doch findet Prof. Tcrstenjnk ncuestens noch eine andere Erklärung der Gottheit Laburus; diese liegt in der slavischen Wurzel lab, scr. labh, gerat, alb, elb, bewegen, fließen, woher z. B. der Name Laba, Elbe. Darnach ist Laburus ein Wafscrgott, und auch in dieser Form entspricht er dem indischen Wischnu, welcher eben das vergötterte Wasser-element vorstellt, und dessen ersten Avatara die Verwandlung in einen Fisch war 7S). Ein anderer ist der unter dem Namen „Pranger" bekannte Denkstein zu Pcttau, dann ein gleicher zu St. Martin am Bacher. Auf demselben ist im größeren Mittclbilde ein Manu mit der Laute vorgestellt; um denselben herum sind wilve Thiere und tanzende Hirten und Mädchen; die kleinern Nebenbilder stellen verschiedene andere, auf dieselbe Hauptperson bezügliche Scenen vor. Muchar erklärte dieses Bild für den Orpheus, den Erfinder der Leier, bei deren Klange wilde Thiere sanft wurden, und Steine sich zur Mauer bewegten. Terstcnjak führt dagegen an, daß Orphcns wohl mit der Leier und von milden Thieren umgeben abgebildet werde, tanzende Hirten und Mädchen sich dagegen um ihn nicht finden; ferner, daß sowohl die Figuren als die Verzierungen nicht römischen Stvls sind. Er schließt daher, daß man hier auf eine Vorstellung des Krisclma, der achten Verkörperung des Wischnu, denken müsse, als welcher er in seiner Jugend eben unter Hirten und Hirtenmädchen weilte, und ihre Tänze mit der Laute begleitete. Wischnu war den Slaven als Krisclma wohl unter dem Namen Volos oder Veles, als Hirten- oder Nindergott, von vol, Rind, bekannt; bei dem slovenischen Volke namentlich findet man Erzäh- 78) Die Inschrift auf bett Gott Laburus steht bei Valvasor, Buch V., S. 259. (Sieh Novice 1853, S. 58.) Ueber das Bild des Radegost schreibt Ditmar: „ln eadem urbe nil nisi fan um est, de ligno artisiciose compositum. Hujus parietes variae Deorum Dearumque imagines mirifice insculptae exoruant. Inferius autein Dii stant manufacti, singulis nominibus insculptis, galeis atque loricis terribiliter vestiti, quorum primus Luarasici dicitur." (Chron. VI. S. 70.) Die zweite Erklärung sieh Novice 1855, S. 318. hingen von einem Heldenmanne, Namens Kersnik, welchem es Verfolgung durch einen mächtigen König, Verwandlungen in einen Fisch, Eber und Zwerg, Besiegung einer großen weißen Schlange und verschiedene Kämpfe zuschreibt, ähnlich wie dem indischen Krisclma, mit welchem selbst der Name zusammenstimmt; auch die Benennung Kres für das Feuer auf den Bergen, welches Hirten zur Zeit der Sommersonnenwende anzünden, hängt mit betn Namen Kersnik zusammen. Eine solche Betrachtung läßt, in Verbindung mit den übrigen Gründen für das frühe Dasein der Slaven inJnnerösterreich, obige Erklärung nicht ganz unwahrscheinlich erscheinen 79). Ein weiterer ist ein bei Pettan gefundener Denkstein, welcher übrigens entweder ein Attribut des Wischnu, oder auch den Gott selbst betreffen kann; er lautet: VOSEGO SACRVM. Diesen deutet Terstenjak auf die Schlange Wa-sughi, auf welcher Wischnu ruhend über dem Milchmeere dargestellt wird. Der Name Wasughi stimmt mit Voscgus überein, und letztere Form findet man noch gegenwärtig int Sloveiüschen, int Worte voz, Schlange, besonders in dem Ausdrucke slepi vož, Blindschlange; int Polnischen lautet sie dagegen in der Form vež. Daß in der slavischen Mythologie auch Schlangen eine Bedeutung hatten, darauf deuten noch die heutigen Volkssagen von der weißen Schlange oder Königsschlange, mit Der Diamantkrone auf dem Haupte. Uebrigens war die Schlange auch der nordslavischeu Gotcheit Potrimbo geweiht, welcher nur eine andere Form des ßadegost vorstellte, indem sein Name von potreba, Noth-durst, eben wegen seiner Sorge für die Nothdürfte der Menschen, hergeleitet wird. Oft wurde er selbst mit einem Schlangenleibe und einem gekrönten Menschenhaupte dargestellt; es ist daher möglich, daß unter dem Namen Vosegus der Gott Wischnu oder Radegost selbst begriffen ist, umsomehr als bei den Indern die Schlange das Bild der die Erde umgebenden Luft und Wischnu zugleich der Luftgott war. Vielleicht dürfte folgende, zu Pettan befindliche Inschrift eben auf eine Uebersetzung des slav. Potrimbo deuten, wenn Jupiter praestes auf den beihilflichen Gott bezogen wirv; das sonst gewöhnliche Präbieat ist Jupiter Stator. Dieselbe lautet: PRAESTITI IOVI S. Trib. Colt. X. Praet. aram is tam posilit 80). ,9) Muchar bespricht den „Pranger" in seiner Geschichte der Steiermark (Bd. I. S. 414), wo eine Abbildung davon beigegcben ist. Die Erläuterungen von Terstenjak sich in: Višnutova Krsna-Avatara (Novice 1853, S. 158 ff.). so) Die hier betrachteten Steine führt Muchar aus Gruter an (Gesetz, der Steiermark, Bd. I., S. 409 ff.). Bon Wischnu schreibt Paullin: „Vis c h n u deaster per serpeutem, Ses-sen vel Vasughi dictum, super quo rcquiescit, adum-bratur." (Systems biam. S. 178.) Vom Potrimbo schreibt GUagnini: „Ex altera parte erat collocatum Potrimbi idolum, cujus cultus erat in serpente vivo retinendo, Shiwa, der dritte Hauptgott der Inder, war beiden Nordslaven nach den gewöhnlichen Angaben als Siebog, Zibog, oder auch Živa, in männlicher Bedeutung bekannt' bei den Südslaveii, namentlich bei den Sloveuen, findet Prof. Terstenjak in einem aus den Zeiten des Heidenthums verbliebenen Volksgebranche, nämlich int sogenannten Jo> hannisfeuer, noch den Namen Siwa, ganz gleich dem indischen Worte erhalten. Diese Gottheit tritt bei den Slaven im Ganzen weniger für sich selbst hervor, weil ihre zweifache Eigenschaft nach einer guten und bösen Seite, mehr getrennt, in eine gute und eine böse Gottheit, Belibog und Černibog, unterschieden erscheint; in der Art, wenn auch nicht in her Strenge, wie sich diese Scheidung in ein gutes und ein böses Prinzip in der altpersischen Religion zeigt, ohne daß dadurch die Vorstellung von Einem höchsten Wesen völlig aufgehoben wäre. Dafür ist jedoch der indische Shiwa bei den Slaven nicht ganz in den Hintergrund gekommen, vorzüglich machte er sich nach einzelnen seiner Beinamen offenbar; denn als Isha Ishwara, der höchste Herrscher, vom scr. ish, sl. vrati, herrschen, hieß er bei den Nordslaven Led oder Lado, Herrscher, von Iadati oder vladati, herrschen; als Shiwa Agni, als das personifieirte Element des Feuers, vom scr. agni, slov. ogenj, Feuer; als Shiwa Parwat, der Felsenbeherrscher (von seinem Sitze auf dem Felsenberge Kailäsa), ötmt scr. parwan, parwatas, Fels, Berg, war er den Südslaven, namentlich den Sloveuen, unter der Benennung Karant, Kerant, Korant oder Kurant, der Felsengott, von kar, ker, kur, Fels, bekannt sl). Daß Shiwa Parvat unter Benennung Karant oder Kerant int alten Noricum bekannt gewesen, dafür glaubt Terstenjak den Beweis auf zwei in Kärnten gefundenen Denksteinen zu finden. Der eine, bei Obervellach int Möll-thal gefunden, hat folgende Aufschrift: CHAERONTI AVG. N. Disp. Rat. Cap. Cop. Exped. Fel. II. et III. Germ. (Fortsetzung folgt.) qui lade, ut commodius viveret, alebatur." (Sarmatia europaca, S. 64.) Vergleiche Terstcnjak's Erläutcrmz (Novice 1853, S. 117). 51) Vergl. Ter st e n jak^s „Starozgodovinski pomenki (Novice 1853, S. 330, dann 1855, S. 10 ff.). Den Namen des GetüS Shiwa findet Terstenjak in dem Ausrufe, unter dem wählend des Johannisfeuers mittelst eines brennenden radfönnigen stückes feurige Krcije geschwungen werden; man ruft nämlich Leti, Šiva, leti! d. i fliege, Schiwa, fliege! (Novice 1854, S. 127.) Druck von Jgn. v. Kleinmayr 8f Fedor Bamberg in Laibach.