■ ' ■" Študijska knjižnica v Mariboru —-. ■ . : Št. PROGRAMM K. K. STAATS-ftVMVASIOlN CILLI. HERATJSGEGEBEN AM SCHLUSSE DES SCHULJAHRES 1889 90 VON PST SR KONČNIK, k. k. Gymnasial-Director. MM f CILLI. BUCHDRUCKEREI VON JOHANN RAKUSCH. 1890 . PROGrRAMM DES CILLI. HERAUSGEGEBEN AM SCHLUSSE DES SCHULJAHRES 1889,90 von Pilil KONČNIK, k. k. Gi/mnasial-Director. CILLI. BUCHDRUCKEREI VON JOHANN R A K U S C H. 1890 . Graf Friedrich II. von Cilli. Yon A. Gubo. III. Die den Habsburgern feindliclie Partei der Magnaten, zn \velcher auch Johann Hunyadi gehorte, wurde immer starker; sie kronte am 27. Juli 1440 den Jagellonen 'Vladislav mit der Grabeskrone des heil. Stephan, weil die Stephanskrone im Besitze der Konigin-VVitwe war. (cf. Prog. 1889 S. 15.) VViihrend der gefiirchtete und unbesiegbare Giskra, von Brandeis die Anrechte des Ladislaus Posthumus im nordlichen Un- garn verfocht, traten die Grafen von Cilli im Siiden und in Kroatien mit aller Entsohiedenheit fur ihren Verwandten ein, besonders Graf Ulrich II., „qui tutorum se posthumi fore ac summam rerum obtenturum credebat 1 .“ Ja, sein ganzer Ehrgeiz gipfelte in dem einen, die drei Lander, Oesterreich, Ungarn und Bohmen in der Person eines Herrschers zu vereinigen; das war fortan seine Lebensaufgabe. Er besetzte Oeden- burg und lieB Friedrich Flednitzer als Hauptmann zuriick; zugleich bewirkte er, duss die Konigin Elisabeth die Unterhandler zwischen Vla¬ dislav und der antihabsburgischen Partei, Mathias Tholloczy, Ban von Slavonien, und Emerich VVaidafi verhaften lieJ3; er iibergab sie dann der Obhut seines Dienstmanns Raundegker. Man hoffte damit einen Druck auf die Gegner auszuiiben. Anderseits versicherte sich der Alt- graf Friedrich II., vrelcher sich schlauerweise mit der Kirche immer gut vertrug, der Hilfe des Bischofes Benedict von Agram durch freundliche Abmachungen und verzichtete zu dessen Gunsten auf siimmtliche Patro- natsrechte im Bisthume am 30. April 1440. Zugleich trachtete er die Fehde mit Konig Friedrich III. beizulegen. Mach Dlugoss 2 Tode Iiatte er die Ofner Burg gegen Vladislav vertheidigen sollen, er kam jedoch zu spat. Hach anderen Queilen erscheint der Junggraf auch als Leiter dieser Angelegenheit; der polnische Geschichtschreiber hat in dieser Partie die Kamen Friedrich und Ulrich verwechselt. Letzterer war es also, der „mit etlichen herrn .... den krieg wieder den konig von Polln etlich zeit von wegen seines herrn und freundts konig Lassla ge- trieben 3 . “ Nach den Denkwurdigkeiten der Helene Kottaner (S. 40) „machet sich grav Ulrich von Zily auf mit andern hofgesind und zoch dahin (Ofen) um den 20. Mai 1440.“ Da iiber den Angriff Meinungs- verschiedenheiten entstanden, zog er wieder nach Stuhlweihenburg zuriick. Das bedauert die Berichterstatterin lebhaft; denn „weren sie fur sich gezogen, so hieten sie den von Polan ungewornet funden.“ Bald darauf begab sich Ladislaus mit Herzog Albrecht VI. nach Raab, dem Haupt- waffenplatze der babsburgischen Partei; Graf Ulrich fiihrte den Zug. Da entstand z\vischen den Deutschen und Ungarn ein Streit, wer in der 1 Callimachus, de reb. Ylad. I. lib. 2 hist. Pol. lib. XII. c. 736. 3 Cill. Chron. S. 97. 1 * — 4 Stadt, und wer itn Schlosse halten solite. Wegen der unsicheren Lage wurde auf Ulrichs Rath der junge Konig mit seiner Kammerfrau, Helene Kottaner, und zahlreichem Gefolge, darunter auch Ulrieh Eizinger, nacli Oedenburg gebracht; alle mussten vorher schworen, Ladislaus treu zu bescbiitzen. Konig Vladislav kam bald vor Raab und belagerte es; beim Sturm auf die Stadt wurde eiu Cillier erschlagen 4 . „Do endtzugkt (verfiihrte) groff Ulreichen ein boser unrathsamer willen 5 .“ Er wollte mit \venigen Begleitern lreimlich liber die groBe Schiittinsel zur Konigin nacb Pressburg reiten, um Hilfe zu bolen. Das wurde im polniscben Lager bekannt, und sofort verfolgte ibn eine groBe Scbar. Um der Gefangennahme zu entgelien, befahl er den Begleitern, die Verfolger auf- zuhalten, inzwiscben lioffte er zu entwischen. Als man jedoch den Grafen unter den Gefangenen nicht vorfand, durchsuclite man das Gebiisch, \vo er festgenommen wurde 6 . Er ward nach Ofen gefiihrt ,und lag da eine gute weil 7 .“ Das war ein liarter Schlag fur die Sache des jungen Konigs, aber auch der Cillier. Der Altgraf und die habsburgische Partei kniipften sofort Unterliandlungen an; Ulrieh wurde endlich frei gelassen, doch musste er 24 Geisel stellen, dass or, falls man „ihn erforderte, wiederum in die gefengknus solite leisten und seine gaisel wieder ledigen 8 .“ Man wollte dem thatkraftigen Manne die Hande binden; allein er ktimmerte sich um die Geisel nicht mehr, so dass sie lange im Kerker schmachtoten. bis sich endlich der Altgraf ihrer erbarmte. Die Cillier Chronik erzahlt, dass er vviederholt seine Rathe zum Polenkonig sandte und bestiindig nachsann, \vie er die Gefangenen ledig machen konnte. So kam es schlieBlich, dass „der konig und der graff gewunnen ein freundtschaft zu einander,“ ja, Vladislav ladete den Cillier zu einom Besuche ein. Dieser begab sich auch unter dem Geleite des Konigs und vieler Mag- naten nach Ofen. „Und als er gen Ungern kam, do bemiihet er sich fast (sehr) zwischen dem bewandten konig und der konigin und liett es gern iiber eins gebracht.“ Der Chronist kann nicht sagen, was die Konigin so verdross, und -vveshalb sie dem Grafen ziirnte; er berichtet nur, dass sie „Runolf von Rozgony und otlich andere Ungern“ dang, Friedrich gefangen zu nehmen. Es ist klar, dass der freundliche Verkehr desselben mit dem Jagellonen die Konigin so aufbrachte. Der Graf von Cilli war jedoch rechtzeitig gewarnt \vorden und machte sich nachts mit einigen treuen Dienern davon; „aber ihm wurden alle seine wagen, silber-, cammer-, harnisch- und kiichenwagen genommen, sein erbar diener und kantzler gefangen Der Junggraf Ulrieh II. blieb auch nach der Freilassung, die bald erfolgte ,0 , ein entschiedener Feind des Polen. Zu Ende des Jahres 1440 oder zu Anfang des folgenden Jahres zog er mit seinem Feld- hauptmanne, Johann VVittowetz, gegen Steinamanger und besiegte Paul I3anffy, den Feldherrn Vladislavs; dieser kam zu spat herbei. Wittowetz gieng aus seiner starken Stellung nicht heraus und stand nach dem Chro- 4 Denkw. d. Hel. lvott. S. 48. 5 Cill. Chron. S. 98. 6 Dlugoss a. a. O.; Denkw. d. Hel. Kott. S. 49. f Cill. Chron. a. a. O. 8 Cill. Chron. a. a. O. 9 Cill Chron. S. 99. 10 Am 10. Not. 1440 belehnte er Rainald von Losoncz mit dom Schlosso Drau- burg. (Beit. zur Kennt. steierm. Gesch VIII 107) o nisten \vie eine Mauer da, niemand wagte es, ihn anzugreifen. Am 19. April 1441 wurde endlich zwischen Vladislav und den Cilliern ein Ver- gleich abgeschlossen; 'beide Theile gesteben, dass es fiir sie zutraglicher sei, sich zu versohnen. Es wird dio Preilassung der Geisel bedungen und dem Grafen Ulrich officiell die Riickkehr in die Gefangensehaft erlassen, doch mussten die Cillier den Unterthaneneid leisten. Sie fiirchteten eben, ihre Besitzungen in Ungarn und Kroatien zu verlieren, falls Vladislav vollends anerkannt \viirde — und die Sachlage sprach mebr und mehr dafiir •— wahrend dieser mit allen Mitteln darnach strebte, der Konigin Elisabeth die Unterstiitsung der Cillier zu entziehen. Trotz allern stand ihr Graf Ulrich insgeheim boi und bewirkte, dass die Wiener 1000 Krieger und schweres Geschiitz nach Pressburg scbickten. Der Altgraf batte dagegen im Vertrauen auf das freundliche Verhaltnis zu Vladislav eine Fehde mit „etlichen bungrischen Herren“ wegen der AVegnahme seines Trosses und der Begleitung angefangen. Er schickte Wittowetz „mit ein michel volgk' nach Ungarn ; dieser drang bis StuhhveiJienburg vor „und that dem landt grossen schaden“. Einige Burgen und Schlosser ergaben sich. Auf das hin sammelten ungarische Ilerren geistlichen und weltlicben Standes ein Heer, urn ins Gebiet der Cillier einzufallen. Als sie gegen Samoval' kamen, war auch schon der kuhne BShme da. Die Ungarn hatten zwar von seinem Anzuge Kunde erhalten, achteten jedoch nicbt darauf, da sie in ihrer Uberzahl — es kamen 10 Ungarn auf einen Cillier — des Sieges gewiss waren. Auch AVittowetz erschrak nichc wenig, als er vernahm und sah, „dass der Unger so eine grosse menge“ ist. „Jedoch that er als ein fiirsichtiger streitter und schicket sein haulfen zu mit grosser fiirsichtigkeit und ordtnung, und trostet die seinen mit froliehen wortten und mit guttern gemiith, mit dem er sv ali reitzet, mit grosser mannheit und willigkeit zu streiten“. n Nachdem beiderseits „mit dem berborn aufgeblasen und gepaucket“, stiirmten sie „ritterlich“ auf einandor los. Nach einiger Zeit flohen die Peinde zir den Basteien und zur AVagenburg, „als das der Ungern gewohnheit ist“, in der Nabe „bei einem gemoessigen wasser‘ (Surnpf). AVittowetz stiirmte die AVagenburg und todtete viele; die Uberlebenden ergriff solche Zagheit, dass sie „in das gemoes flohen“ und sich ertrankt.en. Im feindlichen Lager erbeuteten die Cillier Gold, Silber und anderes Gut die Menge; der Tross war hin- langlich ersetzt. Auch fiihrten sie von der AVahlstatt 500 gesattelte Rosse und viele Gefangene, darunter mehrere Magnaten, \velche in Cilli, Saneck, Modrusch u. a. a. O. dingfest gemacht wurden. Die Preilassung erfolgte jedoch bald darnach. Ohne Zweifel spielte auch in dieser Pehde der Widerstreit der politischen Parteien mit. Doch wurde sowohl die habs- burgische als auch jagellonische Partei des schon nahezu zweijiihrigen Biirgerkrieges miide; auch die Cillier Grafen wurden durch die neuen Fehden mit Konig Friedrich III, abgelenkt. (cf. Prog. 1889 S. 17 f.) Dazu kam der Vormarsch der Tiirken in Siebenbiirgen und an der unteren Donau. Der papstliche Legat Julian Cesarini gab sich alle Miihe, einen groben Kreuzzug gegen den Erbfeind der Christenheit zustande zu bringen; und weil im Reiche nichts zu machen war, so setzte er seine ganze Ilolf- nung auf die Personalunion Ungarns und Polens. Er unterhandelte des- " Cill. Chron. S. 100 1. 6 — lialb selu' eifrig mit der Konigin Elisabeth, vvelcher die Grafen von Cilli berathend zur Seite standen, und Vladislav; ein ehelicher Bund solite das fertige Friedensvverk dauernd festigen. Da raffte zu Weihnachten 1442 der Tod die schwer gepriifte Konigin daliin. Dem Feuereifer des papstliclien Legaten war es gelungen, eine Verstandigung zwischen dem Konige Friedrich III., \velcher sich vvieder der Sache des Ladislaus an- nahm, und Vladislav herbeizuiuhren. Dieser zog nun mit Johann Ilunvadi an die untere Donau, allwo er den Tiirken eine empfindliche Niederlage beibrachte. Doch der neuerliche Versuch, die Osmanen aus Europa zu verdriingen, endete mit dem Untergange des Ivreuzheeres bei Varna, \vo auch der tapfere Jagellone das Leben lassen musste, am 10. November 1444. Die Anrechte des jungen Ladislaus auf die ungarische Krone wurden jetzt mehr und mehr anerkannt, besonders, als sich auch Johann Ilunvadi, vvelcher der blutigen Schlacht am Pontus mit Muhe entronnen var, der habsburgischen Partei angeschlossen hatte. ,Er vvardt darnach (5. Juni 1446) zu einem gubernator in Ungarn aufgevorffen und vvardt rliechtigk.“ 12 Es trat aus der Reihe der stolzen und herrschsuchtigen Magnaten der Tiichtigste hervor, vvelcher sammt seinom Geschlechte sovvohl fiir die Macht der Ilabsburger als auch der Cillier verhangnisvoll vverden solite. Graf Ulrich vveilte von 1443 bis 1451 alsRath amHofe Friedrich’s III., mit vvelchem die Cillier seit dem Frieden vom 16. August 1443 (cf. Prog. 1889 S. 18 f.) scheinbar im besten Frieden lebten; sie leisteten ihm vvichtige Dienste, besonders gegen die ungarischen Rauber und Freibeuter an der niederosterreichischen Grenze. Die Biirgerkriege in Ungarn be- giinstigten diesen Unfug. Das Schlimmste dabei war, dass selbst die Adeligen sich daran betheiligten, indem sie ihre Unterthanen zvvangen, IVachtthiirme, Schanzen, die man nach hussitischer Art „Tabor“ nannto, und Raubschlosser zu bauen, von wo aus sie die umliegende Gegend unsicher machten. Der bedeutendste bairische Geschichtschreiber dieser Zeit, Veit Arenpeck, 13 Secretar des Freisinger Bischofes, erzahlt, Pangratz von IPolitsch oder Sz. Miklos habe im Marchfelde geradezu einen Rauber- staat eingerichtet, nach Belieben Steuern eingehoben, Lehen vertheilt und sich den Eid der Treue schworen lassen; und solehes habe sieben Jahre gedauert, „quod inauditum est in omne tempus, quo ducatus Austriae Principem habuit!“ Konig Friedrich III. saf.i ruhig in "VViener-Neustadt. Da vvandten sich die niederosterreichischen Stande thatkraftigst an ihn, „das er dazu thet, umb in solehe beschworung, krieg und landes verderben hiilff zu wenden“. 14 Friedrich sammelte Soldner „und machet graff Ulrich von Cilli zu einem baubtmann iiber das volgk“, vvelcher zugleich seine Freunde und Vasallen aufrief, ,wann er hett viel gutter graffen, herrn, ritter und knecht zu dienern". 15 Er nahm einige Tabor und feste Platze ein, besonders die starke Burg Neiern, und belagerte Pangratz in Holitsch ,ein gutten veil.“ Endlich musste dieser nachgeben und alle befestigten Platze in Niederosterreich preisgeben (1450). 10 Allein nach Ulrichs Ab- zuge begannen die Raubereien von neuem und wurden umso bedeutungs- voller, als sich Pangratz von Holitsch, wie Ebendorfer von Haselbach 12 Cill. Chron. S. 102. 13 Chron. Aust. bei Pez, serr. rer. Aust. I. p. 1256. 14 Cill. Chron. S. 91. 15 Cill. Chron. a. a. O. 10 Kleine Chron. v. Oesterr (1368 1458) ad a. 1450. 7 — anmerkt, 17 hinter der Auctoritat des Reichsvervvesers, Johann Hunyadi, ver- schanzte, Avelcher mit den Cilliern schon einige Zeit hindurch im Streite Avar. Graf Friedrich II. von Cilli solite dem Ivonige Stephan Tvartko von Bosnien auf Grund eines Vertrages, den dieser mit seinem Vater Hermann II. abgeschlossen (cf. Prog. 1888 S. 12) und Kaiser Siegmund bestatigt hatte, in der Regierung folgen. Zur Sicherstellung hatte Graf Ulrich II. Katharina, die Tochter des Serbenfiirsten Brankovič und Schwester der Sultanin Mara, geheiratet. Als Tvartko 1443 starb, wollten die Bojaren von dem Cillier nichts \vissen und wahlten Stephan Tomasko, einen Freund Hunyadis, der ihm auch die Anerkennung des Konigs Vladislav verschaffte. Der Tiirkenheld getvann damit allerdings einen wackeren Bundesgenossen gegen die Osmanon statt des unsicheren Serben- fiirsten, storte aber die Kreise der herrschsiichtigen Cillier in der slicl- lichen SlavenAvelt. Damit beginnt die so heftige und verhangnisvolle offene Fehde zwischen den beiden feindlichen Hausern. Die Grafen von Cilli sahen sich sofort um Bundesgenossen um, zunachst in Kroatien und Ungarn. Dem Augustiner-Eremitenldoster bei Agram schenkte Graf Ulrich am 20. Juni 1445 seine Besitzung Blizna nicht allein zur Griindung eines eAA r igen Gottesdienstes alle Samstage und als Seelengeriithe fiir seine Voreltern, seine Gemahlin Katharina und fiir die noch lebenden Kinder, Hermann und Elisabeth, sondern aus politischen Griinden 18 . Nikolaus Ujlak, AVojAvode von Siebenbiirgen und einer der Generalcapitane des Landes nach Vladislavs Tode, sah in Johann IJunjadi seinen Nebenbuhler; er schloss sich den Cilliern an und versprach am 6. Janner 1446, sie in allen Fiillen, selbst die romische und ungarische Krone nicht ausgenommen, zu unterstiitzen. Auch der Banus Ladislaus Gara, der mit Ulrich II. verscliAvagert Avar, schloss sich den Cilliern an, und der alte Brankovič, dessen Besitzungen in Ungarn Hunyadi bedrohte, hatte genug Grund, dieser Allianz beizutreten. Die Cillier Chronik (S. 103) bringt den Ausbruch der Fehde mit dem Kampfe bei Samovar in Verbindung; die Ungarn Avollten „solch schaden und schanden“ nicht ungerochen lassen. Der Sachlage ent- sprechender erscheint die Darstellung Bonfins ‘ 9 , \vornach die Cillier in Kroatien und Slavonien einfielen, mehrere Burgen in Eile besetzten und Dalmatien bedrohten. Alsdann drangen die Ungarn in die Gebiete der Cillier und in Steiermark ein. IIunyadi selbst griff mit 1500 Mann die Feste Katzenhaus bei St. Georgen (Kreuzer-Bezirk in Kroatien) an, be- schadigte sie und zog vor Warasdin. Es Avar noch ein offener Ort, nur die Burg hatte Graf Ulrich II. befestigen lassen; sie Avurde in Brand gesteckt. Bei Ankenstein vorbei riickte er in Steiermark ein, pliinderte und verheerte die Gegend um Pettau (15. Februar bis 15. Marž 1446), erstiirmte die Burg Dornau und sandte Boten an den Landeshauptmann in Graz mit dem Ersuchen um friedlichen Durchzug durch die herzog- lichen Gebiete. Dieser vervveigerte es und bot die LandAvehr nach Furstenfeld und Radkersburg fiir den 6. Mai d. J. auf. Indessen Avar Hunyadis Vortrab bis Windisch-Feistritz vorgeriickt. Graf Ulrich hatte ihm bereit-s WittoAvetz nachgeschickt. Dieser umschwarmte tind verfolgte „mit 60 oder 80 pferte“ die Feinde fort und fort. Als er Hunyadis 17 Chron. bei Pez a. a. O. II. p. 859 flf 18 Muchar, Gesch. d. Steierm. VII. S. 329. 19 rer. hung. dec. III. 1, VII. p. 468. Absiclit auf die Giiter der Cillier erkannt hatte, eilte er ihm voraus und besetzte Feistritz. Die Ungarn bestiirmten es „von vier ortten." Der erste Sturm (24. Marž) ward entschieden zuriickgeschlagen; da wurde in der Stadt von einem ungarischen Soldner Feuer gelegt. Sofort um- zingelte sie Hunyadi mit der ganzen Macht, um die Fliehenden aufzu- fangen. Als jedocb niemand herauskam, weil der Brand durcli Witto- wetz Umsicht bald geloscht war, berannte er den Ort abermals, drang durcb den Graben bis an den Zaun vor, wurde jedoch zuriickgeworfen. Trotzdem dass „die gutten leuthe, die in der Stadt waren, verlohren ilire rosa, liarniscb und ander gereth, getorfft ihr keiner von der wehr abtreten.“ So strammes Regiment fiibrte der Hussitenhauptmann. Am Himmelfahrtstage desselben Jahres gab Graf Friedrich II. von Cilli den wackern Feistritzern nachstebende Privilegien: Bei Todesfallen soli das Gut und Erbe den Kindern oder rechtmafiigen Erben zufallen; die Biirger haben das Recht der freien Wahl eines Richters aus ihrer Mitte. Niemand auberhalb der Stadt darf Verne durch dieselbe fiihren, aus- genommen solcbe, die er in der Stadt gekauft hat, und griifliche Zebent- weine. Zugleich bestiitigte er die Mautfreiheit des Stiftes Tictring in Feistritz 20 . Inzwischen schickte Jobann Hunyadi seinen Scliivestersohn „Zackel“ (Szekely) mit einer Abtheilung von beiliiufig 100 Mann iiber Gono- bitz bei Lindeck vorbei gegen Cilli. Sie .kamen jedoch nicbt hinzu zu der stadt“, \veil ihnen der Altgraf Friedrich entgegentrat; „also brandt Zackel ein balb meil von Cilli etliche dbrffer ab“ und kebrte nach Feistritz zuriick. Darnacb zog Hunyadi ab aus Furcht, zwiscben die Cillier und die da und dort auftauchende Landwehr zu gerathen, und \vandte sicb gegen die Drau zuriick; unterhalb Vurmberg verlor er beim Ubergange liber den Fluss gegen die Landwekr einen Theil der Mannschaft. Die Belagerung Pettaus \vurde durcb Wittowetz, der abermals friiher berbeigekommen war, zunicbte Zwischen Mur und Drau zog nun die feindliche Hauptmasse vor das cillische Tschakathurn. Hier wurden in einem Scbarmutzel einige Ungarn erschossen. deshalb wurde die Umgebung arg venviistet. Alsdann nahm Hunyadi Legrad und Ivo- preinitz „und bescbedigte des von Cilli herschaften und thetten viel un- christlichen scbeden und brachen vili kirchen auf; sy verpreneten auch etliche kirchen“ 2l . Yon den Gewaltthaten der Ungarn \veil3 aucb Jo- bannes de Thurocz 22 zu erzahlen: „Gubernator .... magnam partem Styriae crudeli cum severitate pervagatus est, res in praedam, homines in captivitatem civitatesque ac oppida et villas ardentes in flammas redigendo.“ Es wird nicbt berichtet, \vas indessen Graf Ulrich in Kroatien aus- gericbiet habe. Die verbeerenden Ziige der Ungarn zwangen ihn endlich zur Riickkehr, doch kam er zu spat; Wittowetz hatte bereits Hunyadi bei Kopreinitz mit einem groben Kriegsvolk zum volligen Abzuge ge- zwungen. In den nun folgenden Unterhandlungen behielten die Cillier die eroberten Schlosser. Wenn Bonfin sagt, Graf Ulrich von Cilli habe Johann IIunyadi fubfallig um Terzeihung gebeten und gelobt, der un¬ garischen Krone ergeben zu sein, so entspricht das ganz und gar der Tendenz des Geschichtschreibers, welcher keine Gelegenheit voriibergehen 20 Muchar a. a. O. S. 337. 21 Cilt Cln-on. S. 105. 22 Chron. Hung. c. 45. — 9 lasst, oline das Lob der Hunyadi zn singen. Anderseits berichtet die Cillier Chronik (a. a. O.), dass die Grafen dem Corvinen Yorwiirfe machten, weil er in ihr Gebiet „heimlicli und ungeladen zu gesten koinmen, es were billig gewessen, das er ilm vor bette abgesagt.“ In dieser Fehde wurde auch iandesfiirstliohes Gebiet geschiidigt, iiberdies \var der Landesberr verpflichtet, den Ciliiern Ililfe zu leisten. Deshalb lieb der Landeshauptmann die oben angefiihrte Ivriegsbereitschaft ansagen mit dem Bemerken, dass sicb „ali graffen, herrn, ritter und knecbt des Fiirstenthumb Steyr“ am bezeichneten Tage in Fiirstenfeld oderRadkers- burg versammeln; den Ciliiern wurde diese Ordnung durch Boten des Konigs und der Landschaft kundgethan. 23 Aucb auf dem Reichstnge zu Regensburg erscbienen innerbsterreichisehe Abgeordnete, die um Hilfe flehten, und Friedrich selbst forderte von den Reichsfiirsten Unterstutzung gegen die widerrechtliclien Angriffe der Ungarn; allein die amvesenden Herren verweigerten sie, weil diese Sache das Reich nichts angehe. Ubrigens muss der Konig den Johann Hunyadi zur Rechenschaft gezogen haben; denn in einem Briefe vom 11. Juli 1446 rechtfertigt sich dieser wegen seiner Einfiille in landesfiirstliches Gebiet dahin, dass der Castellan des Schlosses Bartin (bei Pettau) ihn auf seine Bitte um freien Durchzug unvermuthet angegriffen habe, nachdem ihm nicht die verlangte Summe von 3000 Mark Silber ware gegeben worden. Auf diese Herausforderung hin konnte es nicht ausbleiben, dass in jenen Gegenden, wo Besatzungen und Festen der Grafen von Cilli varen, auch die Untergebenen des Landesfiirsten geschiidigt \vurden. Johann IIunyadi hatte sich durch seinen Zug gegen die Cillier in Ungarn sehr popular gemacht. Als Gubernator mit fast koniglicher Macht- vollkommenheit gab er dem Drangen der nationalen Partei vollends nacli und verlangte vom Konige Friedrich III. die Auslieferung des jungen Konigs Ladislaus und der Ivroninsignien umsomehr, als jener auch den Standen Tirols villfahrt und den Herzog Siegmund aus der Tormund- schaft entlassen hatte. Schon anfangs October 1446 standen 20.000 unga- rische Soldner bereit, und als die osterreichischen Stande ablehnten, mit den Ungarn gemeiusame Sache zu machen, riickte Hunyadi verheerend in Niederosterreich ein und erschien Ende November vor Wien. In Er- mangelung einer ausreichenden Gegemvehr seitcns des Konigs traten die Stande in Unterhandlungen ein; es v ur de eine Botschaft, an deren Spitze Graf Ulrich von Cilli, der Kanzler Caspar Schlick, die kbniglichen Rathe, Ulrich von Eizinger und Riidiger von Starhernberg standen, an den Corvinen geschickt, um ihn zum Ruckzuge zu bewegen. Er forderte zunachst die Abtretung des Schlosses Raab, und Graf Ulrich solite per- sbnlich Burgschaft leisten, dass solches bis Lichtmess des folgenden Jahres geschehen werde. Da jedoch Friedrich Raab Soldnerfiihrern verpfiindet hatte, so konnte er auf diese Forderung nicht sofort eingehen. Nun zog Hunyadi unter Brennen und Sengen in Niederosterreich umher, und nach Ebendorfers (a. a. O. S. 858) und Arenpeks (a. a. O. S. 1255) Schil- derung durchzogen ungarische Scharen beutemachend Steiermark, Karnten und Krain; nur die Grafen von Cilli schiitzten ihre Gebiete gegen die heranstiirmenden ungarischen Reiter. Um Weihnachten zogen die Ungarn ab in der Absicht, im Friihjahr mit frischer Kraft wieder zu kommen. 24 21 Beit. z Kenntn. steierm. Gescli. TI. 20. 24 Kotlar, Analecta Vindob. II. 1266 ff. 10 — Konig Friedrich war allerdings iiber solche Dinge sehr entsetzt, doch kam es zu keiner That. Da rafften sicli endlich die niederosterreichischen Stande zur Gegenwelir auf, wahrend die Cillier in Kroatien neue Erfolge errangen. Die Cillier Chronik (S. 106) bringt die Fehde der Grafen mit Matko Tallowetz (Matthias Tballoczy), den Konig Vladislav zum Ban in den \vindischen Landen, zum Inhaber des Bisthums A gram und des Johan- niter-Priorates Yrana („ Aurana“) gemacht hatte, mit dem Einfalle IIunyadis in die Besitzungen der Grafen in Zusammenhang. Doch brach sie nach Paul Ivanich 25 erst nach Tallowetz’ Tode aus, der nach der Cillier Fehde fallt. Graf Ulrich fiihrte mit sich „einen grossen zugk puxen“ und gevvann Tallowetz’ ILauptsitz, das Schloss Set. Georgen (heute Gjurgjevac). Dann nahm er die Schlbsser, vvelche dem Bisthume und Priorate gehorten; vor Chrastovvetz verlor Johann VVittowetz durch einen Schuss ein Auge. Das eroberte Schloss Medved tauschten die Cillier gegen Smylenburg (Schinieren- burg) um. Als Protector des Bisthums Agram setzte Graf Ulrich den Chorherrn Benedict von Zoll ein und nach dessen Tode (1452) ernannte or seinen Kanzler, Doctor Balthasar. Doch gelangte er nach der Chronik nicht zu dieser VViirde. Hiedurch stellte Ulrich den Einfluss der Cillier auf das Agramer Bisthum \vieder hcr. Nach Ivanich hat jedoch ITunyadi das Agramer Bisthum und das Priorat sammt allen Besitzungen bald zuriickgewonnen. Osterreich blieb von einem neuen Einfalle der Ungarn verschont Der politischschlaue Gubernator spiirte zu sehr die starke Gegnerschaft im Lande, an deren Spitze die verbiindeten Ujlak, Gara (seit 14. Sept. 1447 Palatin) und Graf Ulrich II. von Cilli standen. Umso leichter wurde arn 1. Juni 1447 ein zweijahriger VVaffenstillstand zu Radkersburg ab- geschlossen; Graf Friedrich II. von Cilli war der Unterhandler auf der osterreichisclien, der Cardinal-Erzbischof Dionysius von Gran auf der ungarischen Seite. Da jedoch Ladislaus Posthumus in der Gevvalt des Kbnigs Friedrich blieb, so wurde der Waffenstillstand von den Ungarn bald gebrochen; dazu kamen neue Einfalle der adeligen Riiuber, voran der beruchtigte Pangratz von Holitsch. Der Friede vvurde durch den papstlichen Legalen und Ulrich von Cilli hergestellt. Erstcrer gab sich besonders Muhe, da die Tiirken schon wieder im Anzuge waren. Johann Hunyadi zog zur Festigung seiner Stellung mit einem Heere von 40.000 Mann, in dem sich aucli deutsche, bohmische und polnische Soldner be- fanden, iiber die Donau; allein auf dem blutgetrankten Amselfelde erhielt das Christenheer abermals eine fiirchterliche Niederlage (18. October 1448) durch den Verrath des Serbenfursten Brankovič. Hunyadi kam auf der Flucht in die Gewalt dieses seines Gegners, \velcher ihn erst freigab, nachdem er die serbischen Besitzungen in Ungarn hergestellt und gesichert hatte. Zugleich rnusste er seinen Solin Ladislaus mit Ulrichs II. von Cilli Tochter, Elisabeth, die friiher an den Grafen Johann von Gorz ver- sprochen war, verloben (1448). Infolge dieser Annaherung gelang es Ulrich, die ungarischen Rauber, vor allem Pangratz von Holitsch, unschadlich zu machen; IIunyadi selbst nahm dessen Feste weg. Dieses scheinbare Freund- schaftsverhaltnis findet auch Ausdruck in einem undatierten Briefe des Gubernators an den Altgrafen Friedrich von Cilli. Er gedenkt der Einigung zivischen beiden Hausern und viinscht, dass in dem Streite der Grafen 25 Herausgeber der Briefe des Johannes de Zredna, bei Selnvandtner serr. rer. Hung. II. 1—1 OtJ. 11 — von Blaga (Agramer Comitat), in welchem der Cillier interessiert und IIunyadis Hilfe angerufen Avard, Recht und Gerechtigkeit \valten inoge. Der Schluss des Briefes klingt allerdings et\vas lierb und spitzig. 20 Durcli den Serbenfiirsten vvaren die Cillier Grafen auch zu dem Sultane Murad II. in freundliche Beziehungen getreten. „Der hette grosse lieb zu dem liauss Cilli und vervvilligt sich in alle weg bilff und beystandt zu thun. Und an seinem siechbett empfalch er durch seine rathe seinen suhnen, Avelcher unter ilinen zum kavser nach ihm \vurde, das er die von Cilli an ibren landt und leuthen nicht schaden thun solite und sy aucli nit lassen. Und darnach hatt der sein suhn (Muhammed II.), der nach ihm kayser Avardt, in einem jalir bottschaft bey dem von Cilli ge- habt hievor, und hat sich ihn zu dienen und volglc zu leihen und von der Tiirkey zu schicken erbotten und ver\villigt“ 27 . Diese Venvandtschaft verschaffte den Cilliern grobes Ansehen und Sicherheit; leider Avurde es nach ihrem Hingange anders. Wahrend Graf Ulrich solchermaben die auberen Angelegenheiten des Hauses fiihite, verwaltete der Vater in behaglichem Genussleben die inneren, eifrigst auf Vermehrung der Giiter und Schatze bedacht. So kaufte er 1442 das Schloss Ileckenberg bei Franz von Agnes von Stuben- berg 2S . Als Papst Nikolaus Y. zur Feier des Kirchenfriedens und zur Befestigung der Ruhe zAvischen den seit mehr als zehn Jahren hadern- den kirchlichen Parteien ein Kirchenjubilaum im Jahre 1450 verkiindete, stromten aus allen Liindern der Christenheit Pilger nach Rom. Auch Herzog Albrecht VI. von Osterreich zog mit einem groben Gefolge dahin: er erhielt vom Papste, Avelcher den Habsburgern sehr zugethan \var, ein geweihtes Schwert. Altgraf Friedrich von Cilli, der mit dem Herzoge auf bestem Fube stand und sich der Kirche nach Laune und Umstanden sehr ergeben zeigte, schloss sich dem Zuge an „mit hundert pferten, umb ablass seiner Siinden“ 29 . Doch „reversus nihilo rnelior visus est“ 30 , und auf die Frage, vvas ihm die Romfahrt geniitzt babe, soli er geantwortet haben: „Mein Schuster macht nach seiner widerfahrt von Rom auch noch stiefel“ 3I . Am 6. November Avar der Graf schon Avieder zuhause; denn er befreite an diesem Tage auf die Bitten der Helena Wartnawer, Tochter des Jobann Rosenberg, acht Bauernhofe im Dorfe B Draming“ (Trennenberg), \velche jener dem Kloster Seiz verkauft hatte, von den Lehenspflichten 32 . Und am 25. d. M. entschied er den Streit, z\vischen Benedict von Turocz und dem Erzbischofe Friedrich von Salz¬ burg. Die bei Warasdin gefangenen Leute des letzteren Avurden in Frei- 26 Beit. VIII. 91 —Im Jahre 1451, wann ein (1 rci j llhri ger A\ r affe n stili stand ztvisehen den Ungarn und Tttrken abgesclilossen wurde, forderten die Cillier von Hunjadi 20.000 Gulden liriogskosten. (Schvvandtner II. 94-97.) 27 Cill. Chron. S. 108 f. 2S Schmutz, topog. Lcx. v. Steierm. S 200. 29 Cill. Chron. S. 108. 30 Aen. Silv., de sit. et stat. Eur. c. 15. 31 Schedel, Buch der Chronik, Fol. 175 nacli Aen. Silv. a. a. 0.:_ „Et calceator meus ad consuendas ocreas post višam Romam rediit.“ Die Cill. Chron. setzt diese ztveite Romreise des Grafen falschlich ins Jahr 1447; damals Avurde Papst Nikolaus erst auf den Stuhl Petri erhoben ,und drei Jahre darnach verkiindete er das Jubeljalir. Auch ist die Angabe des Aen. Silv., Friedrich habe als „nonagenarius'‘ diese Jfahrt unternommen, unrichtig, Aveil sein Vater 1377 Anna von Schaunberg geheiratet hatte. (cf. Prog. v. 1888, S. 6.) 32 Orožen, Cel. Kron. p. 73. — 12 — heit gesetzt, wie aus einern Briefe des Altgrafen an den Erzbischof vom niimliehen Tage hervorgeht 33 . Zu Ende des Jahres 1450 begann Graf Friedrich II. Cilli, vvelches bisher nur Zaun und Graben hatte nnd zwei Jahre friiher fast ganz ab- gebrannt war, 34 mit einern „neuen gemauer“ 33 zu umgeben. Die Einfalle der Ungarn, das unsichere Terhaltnis zum Landesherrn und die drohende Tiirkengefahi' drangten dazu. Das Weichbild der schwach bevolkerten Stadt 36 wurde von einer viereckigen, starken Mauer, \velche sechs Thiirme iiberragten und welche drei feste Thore besab, umschlossen; anr 6. Ootober 1473 wurde sie erst vollendet. Ain fiinften Sonntage in der Fasten des Jahres 1451 gab der Altgraf der Stadt, welche schon seit 1446 das Siegel mit gothischer Inschrift: „Sigi]lum Civitatis Cilie AO f 46 N (d. i. 1446) fiihrte, in einern eigenen Privilege dieselben Rechte, wie sie die iibrigen Stadte des Landes besaben, beireite die Burger von der Robot und an- deren Leistungen bis zur Tollendung der Ringmauer, erlieb ihnen die IrVeinsteuer (Hofwein), den Weinschenkern insbesondere das „Leutgeben- geld“ und nahm sich der Handel- und Gevverbetreibenden \varmstens an. Zugleich schenkte er den Biirgern sein Haus auf dem Marktplatze, das friiher dem Heinrich Erlauer gehort hatte (jetzt Weiner-Haus) zu einern Rathhause, nur ein Zimmer behielt er zur Aufbewahrung des Riistzeuges. In derselben Urkunde umgrenzt der Graf auch das Stadtgebiet. Sie lautet: „Wir Friedrich von Gotteb Gnaden grafn Zu Cilly, Zu orttenburg vnd in dem Seeger etc. Bann in Windischen Lannden etc. Bekhennen fiir vuns ali vnser Erben vnd nachkhomben, vnd Thuen Khund offentlich mit dem Brief allen denen die in sehen, Iloren, Lesen, dan (dass) fiir vns Khomben seint vnser Gethreuen gemanikhlich alle vnsre Burger vnser Statt Zu Ciili vnd haben vnb demiettigkhlich angeruefft vnd gebetten, das wiir sye bey sollichen Gnaden vnd Freybeiten damit andere Stett in Steyer scindt fiirgesehen vvorden, vnd begnadet Gnedigklichen halten vnd sye auch Etlicher Stukh die hernach aigentlich articel \veib begriffen seindt, dariin sye sich dan bibher Merkhliche beschrveret haben gedeicht, begeben, vnd sye der nun fiirbasser genzlichen freyen, vnd gnedigklich fiirsehen \volten, also haben \viir derselben vnseren Burger zu Cilly fleissi- ges anrueffen vnd diemiettiges bitten vnd begehrn angesehen, vnd haben sye vnd ali Ihre nachkhomben die Burger derselben vnserer Statt dar- durch, vnd auch der \vartten, das dieselbe vnser Statt Zu Cilly Nue in Khiinfftigen Zeithen an Volkh vnd an gueth, vnd auch ann gepeu deat- pasb Auffnemben mag genzlichen gefreyet, vnd freyen sye auch ivissent- lich mit dem brieff in sollicher Masb, das Sye aller gnaden, Freyheiten vnd gerechtigkheit geniessen, vnd die auch gebrauchen sollen vnd magen, Alb dann ander Stett in Steyer begnadt vnd gefreyet synndt worden, vnd vviier sezen ordnen vnd Mainen auch das In noch allen Ihren nach¬ khomben, von was vnsern Erben vnd nachkhomben Run hinfiihro, darin Khein Reuerung, Ingriff Irrung vnd hindernus nicht mehr beschehen soli, ali arglist vnd Gnuarde hintangesezt, wier haben Inn auch ein Purghfridt zu derselben unser Statt gegeben vvissentlich in Crafft des Briffs der sich anhebt bey der Prukhon an der Labinza hie dishalben 33 Orožen a. a. O. 34 Ara 4. Juli 1448 brannte die lange und Miihl-Gasse nieder. 36 Cill. Chron. S. 109. 86 1446 weist die Pfarrkirche 545 Communicanten au 9 . des Thiergarthens von danen neben der Auen abwerths vns zu dem forst Enhalben des H. Geists, vnd von denn Eurz Zu den Diernpiichl, da Ir galgen steht, vnd. von dan wider ab nacb der Khoding, vnd yber den Pach Agley (Togleina) Kurz Zu dem Stain da der Edlingen Pimarkh ist, vnd von demselben Stain Kurz Zu dem Creuz alti mann geen ober Cilly Reith, vnd von dan neben der Seen ab Kurz Zu dem Hoff der vormalh des Prukhler gewesen ist, vnd hernacb berwider iiber die Siian Kurz Zu den Junkhprun, vnd von danen iiber durch die AVeingarthen nach der Leih abvverts vnh zu den Hoff genandt Pobresinz der vormaUl des Conradts Saurauer gewesen ist, vnd also fiirbasser gerechens wider iiber die Saan vunz Zu der obgenanndten Pruggen vnd in denselben Cierkhlen vnd Pimarkhen soli ein Jeder Stattrichter, den vviier, vnser Erben oder nacbkbomben oder vnser geschafft setzen vvierdet, Ali sachen Zu richten haben, darin In von vnh vnsren Landtrichtern oder anderen Vnseren Anvvalden Khein Irrung noob hindernus Bescbehen soli, Item so haben vviier In auch die gnad gethann, das sye vnns noch vnser Erben vnd nachkhomben von Ihren vveinschenkhen Khein Leitgebgeldt fiir basser nit mehr geben noch raichen, Sondern Sye des genzlichen iiberhoben sein sollen. Also dah sye fiir basser Ihr wein, an sollich schazung des Leidtgebengeldts vvoll schenkhen vnd vertreiben Mogen, Sye sollen auch nun hinfiihro, aller Roboth die sye vnns bisher schuldig vnd Pflichtig Zuthun Gevvesen sein, genzlich iiberhoben sein, wann vviier sye der dar- durch vertragen haben, damit sye Ihr Heuser destpash Zimmern vnd Pauen Miigen, Alfi Sye vnh dah auch Zu thuen gelobt vnd versprochen haben, Jedoch sollen sye Zu der Rinkhmauer, die vviier Jezt angehoben haben mit der Rabath, die in dan aufgesezt ist, ganz Gehorsamb sein, vnz alfi Lanng dieselbe Rinkhmauer ganz Volbracht vvierdet. Auch haben vviier In die gnad gethann, dah vviir fiir basser Khein Hoffvvein auf sye schaffen vvollen auh zu geben, auhgenomben vvah Ihr Perkhrecht ist, das Mag vnser geschafft vvoll auf sye schlageu, dariin sye sich nit sezen, sondern dasselb Perkhrecht nemen vnd vertreiben sollen. Dann alh sich die obgenanndt vnser burger Erclagen vvie ein micheler Theill Heuser in der Statt seindt. die gefreyet Mainen Zu sein, mit In Khein mitleiden haben vvollen sezen vnd ordnen vviier, vvelliche die sein, den Ihre Heuser Gefreuet sindt, vnd die Khein Ilanndl noch gevverb in denselben Ihren Heusern treiben, die sollen sollicher vnser Freyheiten, die sye von vnh, vnd vnsern vorfahrn haben, geniiesson, vvellich aber Ir vvierdt in Iren Heusern Handl vnd gevverb treiben Lassen vvolten vvenig oder vili, sollen dieselben die sollichen Handl vnd gevverb treiben mit denselben vnsern burgern in allen sachen, mitleidung haben, alh das billich, vnd auch in anderen Stetten mit Recht vnd gevvonheit herkhomben ist ohne geuarde. Wiier haben auch den benanndt vnsern burgern vnd Ihren nachkhomrnen vnser Hauh da vnser Zeug ligt am Platz gelegen, dah vveillandt Hain- richs Erlauer gevvest ist, Zu einen Rathhauh geben vnd gelassen, also dah sye dah nun hinfiir Pauen, vnd zu Ihren Rathhauh Kužen vnd brauchen sollen vnd mogen an vnser vnd aller vnserer Erben vnd nach- khomben Irrung vnd hindernuh an Geuarde, doch in sollicher Mahh, dah sye vnh den gemacli, darin vnser Zeug ligt, darzue lassen, vnd damit nichts zu schaffen haben, AVan vviier vnh den vorbehalten haben. Mit Uhrkhundt deh Brieffs, Tersigelt mit vnsern anhangunden Insigl, der geben ist, nach Ohristi Gebuhrt Vierzehenhundert Jahr vnd darnach in 14 — den ain vnd funffzigisten Jahr an den Sontag Judica in der faststen.“ Ara Montage nach Francisci d. J. 1455 bestiitigte Graf Ulrich II. diesen Freiheitsbrief „alfi der von 4Vorth zu Worth oben geschriebene stehet“ wegen „solch willig vnd Gethreuer Dienst, die vnsern Torfahrn, vnd vnfi die Benannten, vuser Richter vnd Rath, vnd auch die gemain vnserer Statt zu Cilij, die nun Verschaiden seindt, vnd die noch Lebent, offt vnd dikh gethan, vnd Erzaigt haben“, und hat mit Hinblick auf andere Stadte .Inen Erlaubt vnd Vergiinnet, 'NVissentlich mit den Brieff, damit sye vnd ali ihr nachkhomben, vnser Burger Zu Cilli nun fiirbasser Jahr- lich ainen Burgermaister, Richter und Rath vnder Inen, TVelich In dan am beststen darzue gefahlen auch ander gueth ordnung, die in andern Stiitten in Steyer, Sith vnd Gewonheith ist, Erwahlen, sezen vnd ordnen mogen.“ 37 So wurde das stadtische Leben in Cilli begriindet, und seit den Tagen der Komer war der Ort nicht melir so bedeutend und angesohen. Der am 11. Juli 1450 zu Koniggratz erfolgte Tod der kaiserlichen Schwester Barbara erschiitterte den greisen Altgrafen wenig 38 ; dagegen machte ihm der Solin durch sein ziigelloses Leben Sorge und Yerdruss. Er war nahe dem 50. Lebensjahre. Aeneas Silvius schildert ihn mit scharfer Feder folgendermafien 39 : „Yir statura procerus, eminenti pectore, osse multo, čarne modica, crure tenui, vultu pallenti, grandioribus oculis atque sanquinolentis, voce rauca, alto corde, ingenio perspicaci sed vario et inconstanti; neque labore fatigatus neque voluptate fatigabilis; fidei promissorumque parum tenax, simulator atque dissimulator, alieni raptor, sui prodigus, dicendi agendique juxta promptus.“ Mit Katharina von Serbien lebto er anfangs gliicklich. Da sie griechischer Confession \var, so gestattete er ihr, dass sie „nach demselben ihren glauben lebt und ihres glaubens pfaffen und capelan hatte* 40 . Aus dieser Ehe giengen drei Kinder hervor: Hermann, gestorben 1452, Georg, im zarten Alter verschieden, und Elisabeth, die zuerst mit dem Grafen Hans von Gorz, dann mit Ladislaus Corvinus verlobt war, aber auch schon 1455 starb. Dies wie auch die Leidenschaftlichkeit und haufige Abwesenheit machten Ulrichs Gefiihl fiir die ,schone und ehrenwerte Serbin“ 41 erkalten; „inde inatrimonii jus parvi ducens alienis se miscuit mulieribus“ 42 . Er entbrannte in leidenschaftlicher Liebe zur Frau eines Wiener Biirgers, die sich von ihm auf ein Schloss bei Wien entfuhren lie!3; nach der Beseitigung ihres Gemahls wollte er sie ehelichen. Katharina Brankovič hatte dann ein tihnliches Geschick getroffcn, wie Elisabeth Frangipani. Nach dem sehr rhetorisch ausgeschmiickten Berichte des Bischofs von Siena war der Yater iiber solches Treiben des Sohnes aufs hochste empbrt. Er berief ihn nachhause und drohte mit Enterbung, wenn er nicht kame, beifiigend: „nubilem quandam ex suis subditis puellam legitimo matrimorio se ducturum“ 43 . Endlich gehorchte Ulrich, schickte jedoch 37 Diese und andere Freilieitsbriefe, in welclien Kaiser Friedrich III., Maxi- milian I., Ferdinand I. und Karl II. die Rechte und Freiheiten der Stadt theils bestii- tigen, theils erweitern, wurden im Sommer 1889 im liiesigen Stadtarchive gefnnden und dem Local-Museum einverleibt. 38 Der Leichnam wurde nach Prag gebracht und in der Gruft der bohmisclien Konige beigesetzt. 39 hist. Frid., Boder p. 54. 41 Cill. Chron. S. 93. 41 Aen. Silv. a. a. O. 42 Aen. Silv. a. a. O. 43 Aen. Silv. a. a. O. p. 55. Die Volkssage \veiB von einein Verhaltnisse Fried- 15 — die Geliebte voraus. Als Friedrich erfahren, dass sie mit groBein Gefolge komme, befahl er, ihr eine seiner Hoffrauen mit fiirstlichem Geprange und Gefolge entgegenzusenden. Nachdem Ulrich selbst angekommen war, forderte ihn der Yater unter neuorlicher Androhung der Enterbung auf, das Weib zu entlassen. Darauf soli jener geautwortet haben: „Lasse mich, Tater, dieses "VVeib lieben, wenn du vvillst, dass ich lebe; denn bei der Trennung sterbe ich. Fordere nicht von dem Sohne, was du selbst nicht gethan! Lass’ mich, deinen FuBstapfen folgend, das Leben bestens geniel.len!“ Hierauf Friedrich: „Lebe wie es dir boliebt; aber wisse, dass mit dir und durch dich unser Geschlecht, der alte Name der Cillier zugrunde gehen werde“. Das konnte Aeneas Silvius leicht vorhersagen, da er den letzten Cillier iiberlebte. Er beruft sich bei der Erzžihlung dieser Episode auf Thomas von Haselbacli, den Yerwalter des Schlosses, vvohin Ulrich die Biirgersfrau entfiihrt haben soli; doch be- richtet dieser in seinern Chronicon Austriae kein "VVort dariiber. Durch dieses Yerhaltnis soli Graf Ulrich von Cilli nach Aeneas Silvius in die osterreichische Standerevolution liineingezogen worden sein. Ein bequemer Ubergang! Thatsache ist es, dass er von den Yorgiingen in Osterreich seit dem Martperger (Mailberger) Tage (14. October 1451) von \vegen der Befreiung des Ladislaus Posthumus aus der Yormundschaft Friedrichs III. Kenntnis hatte und mit Ulrich Eizinger von Eizing, dem maehtigen Fiihrer der Bewegung, einverstanden war. In seinern namen- losen Ehrgeize ergriff er die Gelegenheit, sich zunachst des Regimentes in Osterreich zu bemachtigen, alsdann auch in Ungarn und Bohmen. Er vergafi des Biindnisses mit dem Konige Friedrich, seiner Stellung als Rath und Yorsitzender des Kammergerichtes; allerdings \vurden in letzterer Zeit andere Ržithe mehr begiinstigt. Der „glaserne Friedenschluss 11 vom vom Jahre 1443 „war zersprungen" u . Ulrich lieJ3 den Yerschworenen durch Boten sagen, „se Hungaros accessurum“ 45 . Auch Friedrich III. erhielt von der Sache Kunde und trachtete zunachst darnach, ,,ambos Ciliae comites šibi conciliare“. Er schickte Gesandte zu ihnen; da sie nichts ausrichteten, wandte er sich an seinen Bruder, der beide Grafen von Cilli zu einer Besprechung nach Passau einladete; 46 auch Herzog Albrecht vermochte nicht, Ulrich, ,,ad res Australes accensum“, umzu- stimmen. Er vermittelte eine Unterredung des Konigs mit dem Altgrafen zu Leibnitz. Hiebei wies jener auf das alte Biindnis hin und bat den Cillier, sich ja nicht den Rebellen anznschliefien, ermahnte ihn, ein guter Nachbar, ein treuer Reichsfiirst und wahrer Freund zu sein; er moge auch den Sohn bewegen, „ne temeritatem Australis populi sequatur.“ Nach langerem Hin- und Ilerreden sagte Graf Friedrich, von den Unter- nehmungen der Osterreicher sei ihin nichts bekannt geworden, mit Recht fiihre der Konig die Yormundschaft liber den jungen Prinzen, er habe des alten Biindnisses nicht vergessen, werde die Treue durch keine Ab- machung verletzen, ein ergebener Reichsfiirst und Nachbar bleiben. Was der Sohn im Schilde fiihre, sei ihm unbekannt, doch werde er alles ver- suchen, dass er die Partei des Kdnigs nehme; fiir ihn einstehen konne richs mit der Tochter einos Unterthanen von Tiiohera zu erzahlen; daber soli die Freilieit der ..Edlingen von Tiichern" stammen. 44 cf. Prog. 1889 S. 19. 45 Aen. Silv. a. a. O. 4(i Aen. Silv. a a. O.: „eos adit locutusque multa“. 16 — er jedoch nicht. Der Berichterstatter schenkt diesen Versicherungen keinen Glauben und fiigt bei: „Satis ea Caesari videntur, fuissentque satis ex viro bono, sed malurn animum verba non obligant.“ Beruhigt begab sicb der Konig nach Graz, wohin eine piipstliche Gesandtscbaft kam, mit der Bitte, der Konig moge die Romreise bis nachsten Sommer verschieben; die Rathe traten diesem bei mit Himveis auf die Gahrung in Osterreich. In Adriach bei Frohnleiten traf Friedrich III. mit unga- rischen Abgeordneten zusammen, bei denen auch Benedict von Turocz. als Tertreter der Cillier, war, und welcher die Forderung der Ungarn, den KSnig Ladislaus aus der Tormundschaft zu entlassen, sehr unter- stiitzte. Žu Leoben suchte Friedrich die Abgesandten zu vertrosten. Den Ciiliern lieB er jedoch sagen, dass er jetzt sichere Kenntnis von ihren Beziehungen zu den Osterreichern habe, sie sollen die gelobte Treue bewahren und sich weder mit dem einen noch mit dem andern verbinden. Zu Ende des Jahres 1451 trat Konig Friedrich trotz allem und jedem den verhangnisvollen Kronungs- und Heiratszug nach Rom an. Zu St. Yeit in Karaten, \vo er das Weihnachtsfest feierte, erliielt er die Absage des machtigen Geschlechtes von "VValsee, Koch einmal wandte er sich an die Cillier und lie!3 ihnen sagen, dass er von der Yerbindung Ulrichs mit Eizinger wohl gehort habe, er -vvolle es jedoch nicht glauben. Zugleich ladete er ihn ein, mit nach Rom zu ziehen, und versprach Aus- zeichnung und Belohnung. Auf das hin sandte Ulrich „cum consensu patris“ 47 den Ritter Georg Ungnad und seinen gelehrten Secretar Leonhard zum Konige mit der Ausrede, dass er gern der Einladung naclikame, doch hindere ihn die Fehde zwi‘schen Hunyadi und Giskra von Brandeis daran; er glaube durch die Yersohnung beider, Friedrich und Ladislaus mehr zu niitzen, Die Yerbindung mit Eizinger liefl er entschieden in Abrede stellen 4S . Der Secretar kehrte dann den SpieB um und beschwerte sich im Kamen seines Herrn iiber Siegmund von Ebersdorf, Hubmeister des Konigs, der als Feind der Cillier Klage ge- fiihrt habe, dass sie falsches Geld pragten, dass Graf Ulrich im Streite mit Pongratz von Holitsch um 300 Reiter weniger stellte, als er ver- sprochen hatte, die Provinzialen pliinderte, den Baronen den Kriegsplan nicht vorlegte, \vie bestimmt war, die Burg und Stadt Laa dem Konige \vegnehmen wollte; zudem habe, klagt Leonhard, der bohmische Ritter Prokop von Rabenstein als Abgesandter des koniglichen Rathes den Grafen bei den Bohmen und Ladislaus Farnassius (Forkacz) bei den Ungarn auf Anstiften desselben Rathes arg verleumdet. Und obgleich man dem Grafen damals, als er zum Rathe erhoben worden war, ver- sprochen hatte, ihm nichts, was ihm angienge, zu verheimlichen, habe man ihn iiber diese Dinge nicht verstandigt, auf dass er sich hatte ver- theidigen konnen. Der Schluss der langen Rede war: „Kon convenire igitur šibi (comiti), vel consulere vel servire amplius Caesari, neque velle ulterius se obnoxium ‘ 49 . Inwieweit diese Anklagen auf 'Wahrkeit be- ruhten, lasst sich nicht entscheiden; falsch sind sicherlich jene betreffs der 300 Reiter und der Pliinderung der Provinzialen. Der Konig er- 47 Aen. Silv. a a. O. 48 Aen. Silv. a. a. O.: „comes in causa Australi contra Caesavem neque sentit neque sensurus est.“ 40 Aen. Silv. a. a O p. 58. — 17 — kannte ganz wohl, dass die Cillier nur einen diplomatischen Anlass zum Bruche suchten; dennoch antwortete er unbefangen, er hatte den Grafen Ulrich als seinen Rath, Freund und sekr lieben Reiehsfiirsten, in den er das grafite Vertrauen setze, gern in seiner Begleitung gehabt; doch verarge er es ihm niclit, wenn er zuriickbleibe. Bestimmt setzte er kinzu: »Das stellen wir fest, dass er keine Ursaeke hat, sich liber uns zu be- klagen/ Die Zurucklegung der Ratbswiirde und die Absage des Dienstes nahm er nicht an. Sohliefilich erinnerte er den Grafen an den Eid der Treue und an den Vertrag, ihm wider jedermann Hilfe zu leisten. liber Villach begab sich nun Friedrich trotz der bosen Anzeichen und gegen den Rath seiner Umgebung nach Rom, wo er Ende Janner 1452 anlangte. Zuvor traf er in Florenz eine abermalige Gesandtschaft der Cillier, welche die bestimmte Absage brachte, dazu die neue Begriin- dung: der Konig habe ihnen bei der Belagerung von Lindau (bei Mitter- burg) trotz Terpflichtung keine Hilfe geleistet, er habe sie auch in der ungarischen Fehde imstiche gelassen und sich ihrer in keiner Terhand- lung angenommen. Daraus schliefien sie, dass sie nicht verpflichtet seien, ihr Tersprechen zu halten; sie entsagen demnach allen Biindnissen und allen schriftlichen Handvesten zwischen ihnen und halten sich weiters in keinem Falle dem Konige verbunden. Graf Ulrich liefi besonders er- klaren, dass er die ihm iibertragene Burghut des wichtigen Schlosses Berchtoldsdorf nicht langer behalten wolle, man moge sie ihm binnen 3—4 Wochen abnehmen. Friedrich bemiihte sich, diese Klagen nach den freilich nicht in allen Stiicken verlasslichen Berichten seiner Beamten als nicht gerechtfertigt hinzustellen. Was Lindau anlange, so haben die Cillier selbst den Konig gebeten, ihnen die Belagerung zu verbieten, weil es zu fest gewesen sei; so haben sie wenigstens ihren Ruf gerettet. Gegen die Ungarn und Tiirken seien ihnen stets Truppen zur Verfiigung gestanden, der Stubenberger konne es bestatigen. Auch habe die Unterhandlungen zwischen dem Konige und den Ungarn der alte Graf von Cilli gefiihrt, und dabei sei kein Wort aufgenommen worden, das er nicht gerathen und gebilligt habe, Als Konig fordere er nochmals die Fortdauer ihrer Unterwiirfigkeit, Anhanglichkeit und Treue, die sie als Bundesgenossen und Reiehsfiirsten schulden. Den Grafen Ulrich mache er fiir die Erhal- tung von Berchtoldsdorf verantwortlich, weil es ihm auf Treue und Glauben anvertraut worden sei; »nisi id nobis usque ad reditum conser- varit, perfidiae nota carere non poterit. Nos illud aliquando ex manibus suis requiremus.“ 50 DochWorte schreckten den Cillier nicht, und Fried¬ rich, dessen Sinn von soleh lastigen Dingen durch die freudige Kunde, die Braut Leonore von Portugal sei in Piša gelandet, abgelenkt wurde, solite es bald erfahren. Zuniichst iibergab Graf Ulrich die Burg Berch¬ toldsdorf, \veil der Konig keine Anstalten wegen der Ubernahme traf, den Biirgern von Wien. Hier war die Revolution im besten Gange. Ladislaus Posthumus war am 22. Februar 1452 zwolf Jahre alt geworden, er trat in seine »beschaiden jar“, wann namlich nach der Auslegung des Testamentes Albrechts II. die Vormundschaft und die provisorische Re- gierung enden solite; nach der habsburgischen Hausordnung galt jedoch das 16 Jahr; freilich wurde diese Bestimmung im Testamente nicht aus- driicklich anerkannt. Die osterreichischen Stande unter Eizinger, dem obersten Hauptmanne und Yerwalter des Landes, und die Ungarn durch Aon. Silv. a. a. O. p 83. 2 18 den Gubernator Hunyadi scblossen einen Bund zur Befreiung Ladislaus’, „und in den bundt wurden die von Cilli, graff Friedrich und Ulrich auch verbunden.“ 51 Am 5. Marž waren beide Grafen in Wien bei dem groben Verbriiderungsfeste der Osterreicher und Ungarn, denen sich auch die Abte und Pralaten Osterreichs angeschlossen hatten, wie auch ein Theil der bohmisch-mahrischen Ritterschaft. Die Vertragsurkunde zwischen den Cilliern und den osterreichischen Stiinden ist vom 19. Marž datiert, 52 laut \velcher sich die Grafen mit der „landtschafft zu Osterreich in sunderheit verpunden ... daz Konig Lasslan in sein Erblich lannd Kom vnd gesazt werde“; sie schworen sich gegenseitig Hilfe, falls einer von ihnen vom romischen Konige, ,als der sachen Haubtwidertail“, oder von jemand anderem angegriffen wurde. Tom namlichen Tage ist eine Urkunde vor- handen, 53 welclie die friihere aufnimmt, hernach aber ein besonderes Schutz- uud Trutzbundnis zwischen den Cilliern und Eizinger „sonder Wissen der Ungarn“ zum Ausdrucke bringt. Es wird auch betont, dass „die landtschafft von vngarn vnd Osterreich mitsambt den Hochgebornen Fiirsten vnd Herren Grauen zu Čili zu Ortenburg vnd in dem Sager, Ban in wvndischen lannden ., . sich . .. miteinander verainet, verpflichtet und verpunden haben ... daz Er (Ladislaus) In seine erblichen Lannd kom vnd gesezt werde‘‘. Die Cillier werden als diejenigen hervorgehoben, \velche „solicher besamung vnd verainigung die fleissigisten schickher sind gewesen“, weil ihnen „des ILerren Konig Lasslas sach nach dem trewlichisten vor augen sey . . . Durch pessers Frieds gemachs vnd auf- nemens willen der Koniglichen Lannd vnd lewt“ verbindet sich sodann Eizinger insondorheit mit den Grafen und gelobt ihnen gegen jedermann, auch gegen den Konig Friedrich Hilfe und Unterstiitzung, „als sich des in solcher masse vnd mainung die obgenanten Fiirsten die von Čili gegen vns vnd der lanndschafft von Oesterreich wiederumbt verschriben vnd verpunden haben.“ Eizinger brauchte vor allem Geld, denn die Landes- renten waren durch vielerlei Terpfandungen zur Tilgung der meist aus den Hussitenkriegen stammenden Schulden in Beschlag genommen; der Beitritt so reicher Genossen, wie die Grafen von Cilli vvaren, war dem Fiihrer und Streber nur willkommen Inzwischen hatte Friedrich dem Papste die leidige Angelegenheit geklagt, ihn um Hilfe gebeten. Dieser versprach, mit Kirchenstrafen ein- zuschreiten, meinte aber zugleich, der Konig miisse sich auch der Waffen bedienen. 54 Die Aufstandischen schickten an Nikolaus V. ebenfalls eine Gesandtschaft, welche theils Begriindetes, theils boswillige Terleumdungen vorbrachte. So \vagte man zu behaupten, Friedrich habe den jungen Konig Ladislaus nur desvvegen nach Italien mitgenommen, um ihn durch das ungewohnte Klima und die groben Strapazen sicher zugrunde zu richten. Solches erithalten auch die oben citierten Vertragsurkunden. Graf Ulrich von Cilli empfahl die Gesandten an den Cardinal Set. Angeli, welcher ihm als Vermittler im Kampfe mit Pangratz von Holitsch be- kannt war. Sie wurden jedoch auf Befehl Friedricha in Siena abgefangen. Eine neuerliche Gesandtschaft, gefiihrt vom Bischof Augustin von Raab, kam etwas zu spat, da Friedrich am 19. Marž nach der Yermahlung mit 61 Cill. Chron. 8. 110. 52 Kurz, Gesch. Kais. Friedl’. IV. S. 271 f. 53 Kurz a. a. O. 8. 274 f. 54 Aen. Silv., hist. Frid., ed. Kollar p. 286. 19 — Eleonore von Portugal vom Papste zum Kaiser gekront worden war. Sie iraf ihn auf dem Heimwege in Florenz. Melit gar demiithig forderte mati die Freigabe Ladislaus’; im Falle der Vervveigerung drohte man mit dem furchterlichsten Kampfe. Zugleieli vvurden dem Kaiser die Absage- briefe dos Grafen Johann von Schaunberg, Landeslianptmanns von Ober- osterreich, und der Cillier uberreicht. Oline Erwiderung brach Friedrich in die Heimat auf. Die Gesandten begaben sich kiihnen Muthes nach Kom und stellten dem Papste die Saclilage vor. Als er ihnen keine bestimmte Zusage machte, sagte einer derselben unwillig, er solle sieli uberhaupt mehr um die geistlichen Angelegenheiten kummern, die weltlichen den Fiirsten tiber- lassen. Nikolaus wies auf die Schliisselgewalt des lil. Petrus hin und forderte nun die Osterreicher auf, sich den papstlichen Anordnungen in allem zu fiigen, sonst wiirden sie aus der Kirchengemeinscliaft ausgesclilossen werden. 55 Kaiser Friedrich kehrte im Mai 1452 mit seiner Gemahlin in die Erb- lande zuriick und begab sich mit Ladislaus Posthumus auf den Rath des Aeneas Silvius nach dem festen Wiener-Neustadt, wahrend Eleonore in Leoben verblieb. Leider musste er jetzt selien, dass sich die Emporung iiber beide Osterreicli, Ungarn uud theihveise auch nach Mahren und Bohmen aus- gebreitet liatte, und Graf Ulrich von Gilli stand trotz des Mahnschreibens des Papstes 56 an der Spitze derselben. Hanns Ungnad, der einflnssreichste Rath und Kammermeister des Kaisers, bewirkte, dass dieser wieder zu papierenen Mabregeln griff. Die Kirchenfiirsten von Salzburg, Passau und Olmiitz vvurden aufgefordert, die papstliche Bann- und Iuterdictsbulle an den Kirchenthiiren veroifentlichen zu lassen. Es geschah nicht. Endlich griff Friedrich zu den Waffen und liel3 ein Soldnerheer von 4000 Reitern und ein grolles Fufivolk sammeln; docli wurde es nicht um Neustadt zusammen- gezogen, sondern zerstreut an der ungarischen Grenze aufgestellt, weil der Waffenstillstand mit Ungarn nach zwei Monaten ablief; bei Neustadt blieben nur 800 Reiter und ebenso viel FuBvolk. Die Belagerung und Zerstorung des kaiserlichen Schlosses Orth jenseits der Donau durch die Aufstandischen war das Zeichen zum Ausbruche eines sehr verderblichen Krieges in Oster- reich. Es giengen die Drohworte der Standedeputation in Florenz buch- stablich in Erfullung. Selbst die zartesten Familienbande zerriss der poli- tische Fanatismus; so stritten der alte Graf Johann von Schaunberg und sein altester Sohn Bernhard auf der Seite der Rebellen, die ubrigen Sohne, Ulrich, Siegmund und Wolfgang auf der des Kaisers. Am argsten wurde es, als Heinrich von Rosenberg mit 200 Reitern und 800 FuBgangern aus Bohmen erschien; diese pliinderten nach althussitischer Art auf dem Wege nach Wien die Burgen und Giiter der kaiserlich gesinnten Herren und hausten im Lande furchterlich. Die Ungarn zogerten. Johann Hunyadi war es aus Eifersucht gegen die Cillier mit der Auslieferung des Konigs Ladis¬ laus nicht Ernst; er war jetzt sogar daran, durch Aeneas Silvius mit dem Kaiser ein Abkommen zu treffen. Die Schlaffheit Friedrichs hat dies jedoch vereitelt; ahnlich ist auch das Anerbieten Georgs von Podebrad nicht ge- wurdigt worden. Inzwischen sammelten sich die Osterreicher um Neustadt; am 28. August begann der Sturm. Es ware gelungen, in die Stadt einzu- 55 Aon. Silv. a. a. O. p. 330. 66 Aon. Silv.’ Redo als papstlicher Legat zuVien, Nov. 1452 nach der Befreiung des Konigs Ladislaus: „Princeps illustris et alto sanguine natus, magnoque ingenio, Comes Ciliae, non tamen cominationes sed hortationes ox Romano Pontifice literas accepit, ne so misceret australibus ausis, Mansi I. 184—246). 2 * — 20 — dringen, wofern nicht der steirische Ritter, Andreas Paurakircher, ein Riese an Gestalfc und Kraft, solange Widerstand geleistet hatte, bis die Thore hinter den Fliehenden geschlossen waren. Die Belagerer zogen sich zuruck und begannen die Stadt heftig zu beschiefien. „Do horet man zu bejder- seit aus den grofien handtpuxen rnanchen erschrecklichen hellenschuB, der auff in die lufft erschall, davon sich auch das erdtreich bewegte und er- bidmete. Do wardt menig ritfcerschaft und gutthat gesechen von beyden theill partheyen.“ 57 Am meisten thaten sich hervor die Hussiten und ihr Fiihrer, dann Bizinger, Bernhard von Schaunberg und Ulrich von Cilli. 58 VVahrend Bizinger den VVienern flberschwengliche Siegesnachrichten schickte, \vurde die belagerte Biirgerschaft sammt dem Kaiser immer kleinlauter. Da vermittelten die Kirchenfiirsten von Salzburg, Freisingen und Regens¬ burg einen Waffenstillstand, und Friedrich ladete. von den Feinden auf- gefordert, den Grafen Ulrich von Cilli zu einer Besprechung vor den Mauern der Stadt ein. Nach anderthalbstiindiger .Verhandlung gieng man jedoch unverrichteter Sache auseinander. Schon kam Georg von Podebrad mit 16.000 Mann heran, und 6000 Steirer waren zur Rettung des Kaisers bereit, als wiederholte Unterhandlungen der Abgeordneten einen Vergleich zustande brachten, nach welchem Konig Ladislaus am dritten Tage dem Grafen von Cilli ubergeben werden solite. Eine Versammlung der Oster- reicher, Uiigarn, Bohmen und Mahrer zu Wien hat in Beisein der Vertreter des Kaisers am nachsten Martinitage zu bestimmen, wo und wie der Konig zu erziehen, die Verwaltung seiner Bander zu fuhren sei. Bis dahin soli Ladislaus in Pressburg verbleiben. Am 4. September wurde der zvvolfjahrige Konig vom Kaiser „mit freundvetterlichen Lehren und Anwunschung alles Gluckes an den Grafen iibergeben.“ 59 Der Jubel der Verbiindeten war grofi, am meisten frohlockte Ulrich von Cilli; denn er hatte erreicht, vvornach er zunachst gestrebt, die Vormundschaft in Osterreich: ,cuncta ex arbitrio comitis gerebantur”; (Ladislaus) nune Ulrici comitis Ciliae regimen fert,“ Aeueas Silvius 60 setzt bezeichnend hinzu: „pulchre apud eum est, non in- ficior.“ Der junge, schon beanlagte Konig wurde nicht seinem guten Engel itberliefert. Graf Ulrich fulirte ihn zunachst nach Berchtoldsdorf und schon am 13. September gegen die Abmachungen nach Wien, wo er unter un- beschreiblichem Jubel der Bevolkerung als Regent ausgerufen wurde. Dem Jflnglinge, der bisher an ein abgeschlossenes, bescheidenes, fast burger- liches Leben gewohnt war, mochte bei solehen Ehren- und Freudenbezei- gungen allerdings das Herz hoher schlagen. Anderseits verstand es der gewissenlose Oheim, Ulrich von Cilli, ihn mehr und mehr in seine Netze hineinzuziehen, sich unentbehrlich zu machen. Er erhielt ein Jahresgehalt von 6000 fl., angewiesen auf die Amter und Mauten zu Linz, Enns und Gmunden. 61 Der gefahrliche Nebenbuhler, Ulrich Bizinger, welcher, in seinen Envartungen bitter getauscht, die Bohmen zu gewinnen trachtete, wurde durch die Ranke des Cilliers aus dem Rathe des Konigs entfernt. Ulrich hoffte nun, „omnium rerum se gubernatorem fore“, 62 und zwar zunachst in Ungarn, dann in Bohmen, solchermalien das „Triumvirat“ in eine ,,Dic- tatur“ zu verwandeln. Er kniipfte Unterhandlungen mit Georg von Pode- C7 Cill. Chron. 8. 111. 53 Aen. Silv. a. a. O. p. 382. 69 Fugger, Spiegel der Ehren 8. 591. 60 liist. Boh. c. tO u. Rede v. Rov. 1452. 61 Chmel, Mat. II. Rro. 30. 62 Aen. Silv., hist. Frid a. a. c. 51. — 21 brad an und schloss mit ihm am 26. April 1453 zu Znaim einen Vertrag, nach welchem sich beide verpflichteten, einander zum Nutzeu und Ruhme des Konigs Ladislaus zu helfen; thatsachlich handelt os sicli um die Siche- rung der Machtstellung gegen den Kaiser, gegen Eizinger und Hunyadi. 63 Diesen wusste Graf Ulrieh vorderhand durch gevvisse konigliche Auszeich- nungen undSchenkungen in guter Latine zu erhalten; doch erkannte der Corvine bald, dass seine Stelle, sein Einiiuss bei einer solchen Lage der Dinge nur eine Frage der Zeit sei, und mit der ihm eigenen Thatkraff strebte er insgeheim darnach, sich bis zur vollen Regierungsfahigkeit des jungen Konigs zu be- haupten. Er versohnte sich mit seinem groliten Gegner im Lande, mit Giskra von Brandeis, verband sich mit Eizinger und einem Theile des bohmisclien Adels zu Prag am 27. October zu dem Zwecke, dem Konige beizustehen und das Wohl der Provinzen zu fordern. 64 Dieses Gegenbiindnis war umso gefahrlicher, als Ulrichs Regiment in Osterreich vielfach missliebig geworden war. Sein absolutistisches Auftreten, die schlechte Finanzvvirtschaft beunruhigten die Stande, und die Feinde und Neider wussten solches vorzuglich auszuniitzen, in erster Linie der grimme Ulrieh Eizinger. Er legte in einer Besprechung der Stande vor dem Korneuburger Landtage in schwungvoller Rede das Siindenregister des Grafen dar, betonte vor allem, dass dieser nach Belieben regiere, Steuern aussehreibe und Amter verkaufe, die Staatsgelder verscluvende, kurz „omnia ei licet, neque pauciora vult quam potest.“ es Ulrieh erhielt von dieser Gegnerschaft Kunde, und sein Bemuhen gieng nun dahin, sie baldigst zu beseitigen, damit der Konig nichts erfuhre. Schon zu Anfang des Jahres 1453 hatte er sich mit ihm nach Pressburg begeben, um die Ungarn durch die neuerliche Kronung zu gewinnen, um Eizinger und Hunyadi zu trennen. Hier gab er vor, Eizinger sei schtild, dass Ladislaus so lange nicht nach Ungarn gekommen sei, weil er ihm vorgespiegelt habe, Hunyadi strebe ihm nach dem Leben. Auf das Drangen des Grafen forderte Hunyadi den Eizinger auf, nach Ofen zu kommen und sich zu rechtfertigen. Der Schlaue erschien nicht. Nach Wien zurtickgekehrt, fand Ladislaus Briefe aus Prag, welche drohten, man werde einen andern Konig vvahlen, falls er nicht in nachster Zeit dahin kame. Bei der schlechten Finanzlage sah sich nun Ladislaus genothigt, an die osterreichischen Stande zu appellieren, und es wurde der Landtag zu Korneuburg fiir den 18. September ausgeschrieben. Da brach nun der Sturm gegen den verhassten ,,Fremdling“, gegen den allmachtigen Minister, Ulrieh von Cilli, los. Listigerweise wusste man ihn und das Gefolge aus dem Sitzungssaale zu entfernen, so dass Ladislaus allein zuruckblieb. Nun zog Eizinger, wie schon friiher vorbereitet, liber den Grafen und dessen Regiment los; scharf betonte er, dass der Cillier unumsehrankt schalte und walte, den Konig durch seine Verschvvendung arm gemacht habe, „Ladis- laum regem vocari, eomitem regnare“; cc er sprach es offen aus, dass Graf Ulrieh selbst nach der Krone strebe. SchlieClich drohte er mit einem all- gemeinen Aufstande, wofern der Tyrann nicht von der Regierung entfernt vviirde. Der junge Konig, in der Gewalt der aufgeregteh Stande und der a3 Urkimde Bei Kurz a. a. O. S 276: „quao utrorum nostroruni prospiciunt con- siliis et auxiliis assistere, dam i nam quisque alterius evitare, adversariis quoque per necessarias vias et modos opei - osa diligentia adhibita obriare." 64 Kurz a. a. O. S. 277 ff. 16 Aen. Silv., hist. Boli. c. 61. 68 Aen. Silv. a. a. O. — 22 — friiheren fatalen Lage des Kaisers, welcher diesen Dingen gegeniiber seine philosophische Ruhe bewahrte, gedenkend, gab nacli, und Graf Ulrich von Cilli war gesttirzt. Nun galt es, den Cillier vollends von dem Konige zn entfernen. Er argwohnte namlich bereits, dass zn Korneuburg etwas gegen ihn besclilossen vvorden ist, zudem flohte ibm die Hinneigung der Wiener zu Eizinger Miss- trauen ein; deswegen suchte er den Konig zu bestimmen, nicht nacli VVien zuruckzukehren, sondern nach Bercbtoldsdorf zu gehen und von da alsbald nach Prag. Ladislaus, welclier wahrend der lastigen Vormundscbaft die Kunst der Verstellung gelernt hatte, gab jedoch vor, er miisse sich von den Wienern verabschieden. Das beniitzte Eizinger. In der Nacbt vom 27. auf den 28. September legte er, nachdem Ulrich seinen Vergnugungen nach- gegangen war, eine Schar Bewaffneter in die Burg und in das Augustiner- kloster. Als am Morgen der edle Lamberg, des Grafen Rath und getreuer Gesell, nach alter Sitte in das konigliche Gemach eintreten wollte, wnrde er von Eizingers Bruder zurtickgevviesen. Darauf kam der Graf selbst. Mit Gewalt offnete er sich das Burgthor und erzwang sich den Zutritt zum Konige. Hier erklarte ihm Eizinger in Gegenvrart der Verschworenen und im Namen des Konigs: „Wisset, dass euch von dieser Stunde an Reich und Palast verschlossen sind, geht, wohin ihr wollt. Auch diirft ibr weder den Titel eines Statthalters noch eines koniglichen Rathes fuhren.“ 07 ,,Der Graf, sich gar keiner Furcht anmaBend, antwortete mit standhaftem Muth undAntlitz: Er sev kein solcher, der da verdienet, solche Worte anzuhoren, welche seiner Ehre Neider und nicht des Konigs Meinung ausdrucketen. Lobliche Fiirsten pflegten ihren Wohlverdienten besseren Bank zu sagen. Er habe Sr. Majestat Eltern, Kayser Albrechten und der Konigin Elisabethe wie auch ihm KOnig Ladislao selber, ehe er noch gebohren gewesen, seine Treue mit seinem Blute bezeuget, Bande und Gefangnis vor ihn ausgestanden, Leib und Gut aufgesetzt und seinetwegen sich mit dem Rbmischen Kayser verfeindet. Er versehe sich eines Basseren zu Sr. Majestat, und dass sie um fremder Misgunst willen die bisher versptirte Gnadhuld nicht von ihm aufheben werde. Eitzinger aus Feindschaft, dass er ihn nicht seines gefallens mit dem Koniglichen Einkommen \valten lasse, habe diese Glocke liber ihn gegossen, deren Klang aber mit seinen treuen Diensten nicht ubereinstimme. Demnach bate er, Se. Majestat wolle nicht seiner Peinde Hass seinen Yer- diensten forgelteu, noch die konigliche Gute von der Verleumder Bosheit unterdruckt sem lassen.“ 68 Eizinger bemerkte sofort den Eindruck dieser Worte, fuhr rasch dazwischen, indem er den Konig aufforderte zu sagen, ob er nach dessen Willen gesprochen habe. Darauf Ladislaus: „Eizinger hat geredet, was mein Befehl, Wille und Meinung war.“ Weil Ulrich vveder bei den versammelten Edlen noch bei Ladislaus’ Schwester Hilfe fand, so wich er, um nicht Argeres zu erfahren. Der gefiirchtete Machthaber ritt unter Schmahungen und Steinwtirfen vonseiten des aufgewiegelten Volkes, nur von vier Rittern begleitet — die Dienerschaft war schon geflohen — aus dem Burghofe; dem Schutze des Markgrafen Albrecht von Brandenburg hatte ers zu danken, dass er mit dem Leben davon kam. Hierauf bezieht sich der iibertriebene Bericht der Cillier Chronik (S. 113): „groff Ulrich in der Burgk solt angefallen und zu todt erstochen sein worden.“ Aeneas Silvius (a. a. O.) merkt nach seiner Art zu diesem Ereignisse an: „Qui paulo ante tutor ® 7 Aen. Silv. a. a. O. 69 Fugger a. a. O. S. 615 nach Aen. Silv., hist. Boh. c. 61. — 23 — regis etsecundum in A ustna caput erat, in quem omnium oculi respiciebant, qui belli pacisque munera solus agebat, unico regis verbo potestate privatus, inops consilii et animo confusus abiit.“ Anderseits klagt der Familieucbronist, dass man so „seiner treue gelohnt habe“, und fiigt, die Saclilage erkennend, hinzu: ,,und das alles besehach obn schuldt konig Lasslas dann er gar ein jungling was.“ 69 Ladislaus Postliumus hatte durch die Entfernung seines Vonnnndes und Statthalters nichts gewonnen. In Osterreich musste er die Eegierungs- gewalt bis zum 20. Lebensjahre einem Bathe von 12 Mannern iibertragen, wahrend in Bohmen Georg von Podebrad zufolge seines so ersprieGlichen Waltens fester, denn je, saI3, und in Ungarn lagen alle militarischen und flnanziellen Befugnisse iri dcn Handen des Vervvesers Johann Hunyadi. Ulrich von Cilli hielt sich zunachst kurze Zeit in Berchtoldsdorf ,,das in seiner gewaltsamb was“, 70 auf, in der Hoffnung, die Sachlage konnte rasch um- schlagen; als jedocli Ladislaus nach Prag abgereist war, „kehrt er vvieder heimb zn seinem Vater, graff Friederichen“ Mitte October 1453. Der Altgraf batte die letzte Zeit besonders mit kirchlicben Stiftungen und Schenkungen verbracht. Zu den im Programme 1888 p. 16 ff. ange- fiihrten sei die Stiftung des Franciscanerklosters zu Enzersdorf in Nieder- osterreich und des Neuklosters im Sannthale geliigt. In der Stiftungsurkunde von Neukloster dd. 13. Juni 1453 71 sagt Friedrich in der Einleitung Fol- gendcs: „Wir haben in unserem Gemiithe ernstlich und mit groBem Seufzen betrachtet, dass alle irdischen Dinge verganglich sind, und dass der Mensch von seinem Hab und Gut, das von Gott kom.mt, und von ihm zu Lehen ist, nichts hat, als was er davon Gutes in Gott gethan. Also haben wir unter gottlicher Eingebung und Besclhitzung in brunstiger Liebe und Andacht, von unserem Eigengute vom Grunde aus neu aufgebaut, gestiftet und gevvidmet ein Kloster Predigerordens, welchen Orden wir unter den anderen gefunden haben im ganzen Schatz der heiligen Mutter, der christlichen Kirche, als kostbare Perle und als die schonste Tochter und vom papstlichen Stuhle mannig- falt.ig belobt und begnadigt, im Sannthale, mit gutem Wollen unseres hi. Vaters in Gott, Papst Nikolaus V., dem obersten Meister des Ordens und Provinzial und allen ihren Nachkommen eingeantvvortet, so dass hiefur der Meister des Ordens oder jeder Vičar desselben in Osteireich und Steier dariiber zu gebieten und einen Prior daselbst einzusetzen haben solite, so dass auf das Geringste dort zehn Priester mit zwei Novizen und mit zwei Bartigen, welche die Begel halten, sein sollen“. Mit Wissen und Willen seines Sohnes dotierte er das Kloster auf das beste, verlieh ihm auf allen Griinden freien Gerichtsbann, die Todesstrafe ausgenommen, Freiheit von aller Alaut und vom DreiBigsten, von Steuern und Bobot fiir alle Zeit. Als der Greis aus dem Munde Ulrichs die dem Hanse angethane Schmach vernommen hatte, ergrimmte er gewaltig, satnmelte ein Kriegsvolk und zog gegen Babensberg, eine Meile von Cilli entfernt, und gegen Lemberg, nahm beide Burgen und liefi sie niederbrennen; denn sie gehorten dem Grafen Ulrich von Sčhaunberg, ,der die zeit auch der benandten kayser Friederich diener was gewesen“, auch „waren (sie) ihm zu nahent bey Cilli gelegen“i 72 iiberdies hielt der Scliaunberger zu Eizinger und zu den Osterreichern. “• Cill. Chron. S. 113. 70 Cill. Chron. a a. O. 71 Der Anfang der Griindung war schon 1449 gemacht worden, weshalb auch Papst Nikolaus V. diesclbe 1451 bestatigte, doch konnte der Convent erst 1453 einge- fiihrt werden. (Muchar, Geseh. d. Steierm VII. 393 ) 77 Cill. Chron S. 112. — 24 — Nicht lange litt es den herrschsiichtigen und thatenlustigen Junggrafen in der stillen Heimat; doch scheiterten anfangs die Versuche, die alte Stellung undWurde sowohl beiKonigLadislaus als aucli bei Kaiser Friedrich zn geivin- nen. Er trug nun seineHilfe derKepublik Venedig, die damals von Franz Sforza von Mailand hart bedrangt wurde, an, indem er eine grofie Schar waffentiichtiger bohmiscber Soldner zur Verfiigung stellte. Man konnte sich jedoch wegen des Soldes nicht einigen. 73 Mit dem gesammelten Kriegsvolke wollte er die Kegie- runginWien zwingen, ihnzuriickzuberufen; aber dieStande erhielten zur rechten Zeit Kunde, und die Uberrumpelung ward unmoglich gemacht. 74 Schliefilich schickte er diese Streitmacht nach Kroatien zur Bekampfung des Grafen Thoman von „Krakau“ (Corbava oder Carbovia), der neben den Cilliern und Frangipani der machtigste Grundherr in Hocbkroatien und ein Anhanger Johann Hunyadis war. Die Gelegenheit schien giinstig, weil er gerade gegen die Tiirken ausge- zogenwar. Trotzdem wurde ,,dasselbig volgk von dem benandten graff bestritten, und desselben tags als graff Friederich starb darnieder legt.“ 75 „Nach Christi geburdt 1454 jahr am S. Margaretbatag (9. Juni) am abendt beschlofi der edel furst, graff Friederich von Cilli seinen letzten tag und starb zu Sannegk.“ Die Leiche vvurde nach Cilli gefuhrt „und in dem Kloster daselbst in den sarch gelegt“ 76 (19. Juli). Ulrich fand darnach „einen grossen mechtigen schatz und lies den gen Ober-Cilli in das geschloB fiiren. Und als man den schatz zu Sann- egk hueb und dannen fiirt, da kalim ein solcher grosser windt, das vor niemand mocht gedenken; der prach viel grosser pain nider und fiirt viel dacher von den heussern“ — nach des frommen Chronisten Auffassung ein schreckliches Vorzeichen. GrafUlrichII.,derErbe von nahezu 70 Herrschaften in Steiermark, Karn- ten, Kroatien, Ungarn, Nieder- und Oberosterreicb, liefi mit diesem Gelde sofort ein grofies Heer anwerben; alsdann griff Johann Wittowetz den Grafen von Carbovia von neuem an und nothigte ibn zur Abtretung zweier Schlosser. Hierauf strengte der letzte Cillier alles an, die friihere Stellung in Osterreich und bei Konig Ladislaus zu erlangen. Diesem war der Standerath, an dessen Spitze der vielfach angefeindete Ulrich Eizinger stand, bereits unbequem geworden; die schonen Tage unter der Leitung des so liebenswiirdigen Oheims lockten ibn immer mebr. Bald wurde Graf Ulrich durch Vermittlung angesehener Freundc wieder in Gnaden aufgenommen und am 20. Februar 1455 unter dem Jubel des wankelm(ithigenVolkesinWien eingefuhrt. Jetzt fasste Ulrich das HausHunyadi scharf ins Ange; nahe am Ziele raffte ihn das Verhangnis hinweg. Schon nach zwei Jahren folgte dem „Epikuraer“ 77 der leidenschaftlicbe Despot, und das machtigste innerosterreichische Dynastengeschlecht war erloschen: „heind graffen von Cilli und nyemermer!“ 78 73 Aen. Silv. a. a. O. c. 62. 74 Chmel, Mat. II. 62. 76 Cill. Chron. S. 116. 76 Cill. Chron. S. 115 f. 77 So nannte Kaiser Friedrich III. nach Fugger (a. a. O. S. 615) den Grafen Friedrich II. von Cilli, als ilim die Todesnachi-icht zugekommen wai\ Bezeichnend ist aucli die Grabschrift, die er sich nach Aen. Silv. setzen lieC: ^Ilaec mihi porta est ad inferos. Quid illic reperiam, nescio, scio quid reliqui. Abundavi bonis omnibus, ex quibus nihil fero mecum, . . . . - ‘ 78 Also rief nach der Cillier Chronik (S. 129) dreimal der Herold nach der Leiclien- feier in der Minoritenkirche in Cilli, Panier und Wuppou Ulrichs zerbrecliend. Nekrolog. Professor Michael Žolgar f. Noch war nicht ein Jahr verflossen, dass wir unseren lieben Collegen Professor Karl Riedel zur letzten Ruhestatte geleiteten, und wieder bat der unerbittliche Sensenmann uns einen werten Freund entrisscn. Am 22. Februar 1. J. um 4 Uhr morgens starb Professor Michael Žolgar. Ein Herzschlag hatfce semeni Leben ein plotzliches, unerwartetes Ende ^gesetzt. Ž. wurde am 25. September 1833 zu St. Peter im Barenthal inUnter- steiermark als Solin einfacher Landleute geboren; er stand also im 57. Lebensjahre. Nachdem er die Gymnasialstudien am Cillier Gymnasium in 8 Jaliren mit sehr gutem Erfolge beendet hatte, trat er, einem Wunsche seiner An- gehorigen nachgebend, im Jahre 1858 als Alumne in das Lavanter fiirst- bischofliche Priesterhaus ein; allein schon nach 2 Jahren verlieB er die seiner Neigung nicht zusagenden theologischen Studien, um sich dem Lehr- fache zu widmen, zu dem er sich schon langst hingezogen fuhlte. Er bezog 1860 die Wiener Universitat und wurde nach zuriickgelegtem philosophischen Triennium von der k. k. wissenschaftlichen Gymnasial- Prtifungs-Commission in Wien am 31. Juli 1864 fiir fahig erkannt, unter Gebrauch des Deutschen oder Slovenischen als Unterrichtssprache Latein und Griechisch am Unter- und Slovenisch am ganzen Gymnasium zu leliren. Diese Approbation wurde von derselben Priifungs-Commission am 1. Juli 1869 noch beziiglich der griechischen Sprache auf das ganze Gymnasium ausgedehnt. Seine Lehrthatigkeit begann Ž. am 17. October 1864 als Supplent am k. k. Staatsgymnasium in Cilli. Von da gieng er am 28. Februar 1868 als wirklicher Gymnasiallehrer nach Krainburg, wurde daselbst mit dem Erlasse des k. k. Landesschulrathes fiir Kram vom 23. Marž 1871, Z. 267 unter Zuerkennung des Titels ,,k. k. Professor 11 definitiv im Lehramte be- statigt und kam am 1. October 1872 in dieser Eigenschaft an unserGym- nasium zuriick, an dem er sodann bis an sein Lebensende wirkte. Ž. hat neben dem Lehramte sich noch anderweitig bethatigt. So ver- sah er in den letzten 2 Jahren seines Krainburger Aufenthaltes die Stelle eines k. k. Bezirksschulinspectors fiir den Schulbezirk Kadmannsdorf,* gab von 1880 bis 1883 unter dem Titel „Popotnik“ eine in Volksschullehrer- kreisen geschatzte padagogische Zeitschrift fiir Schule und Haus heraus, war wiederholt Ausschussmitglied der Matica Slovenska in Laibach und von 1878 bis 1884 als Abgeordneter des Landgemeindenbezirkes Cilli auch Mitglied des steiermarkischen Landtages. Allein seine Hauptthatigkeit entfaltete er auf dem Lehrstuhle und in der stillen Einsamkeit seiner Studierstube. * Das hohe Unterriclitsministerium wiirdigte sein AVirken in dieser Stellung durch ein Anerkennungssehreiben. — 26 — Žolgars literarische Leistungen bewegen sicli ausschliefilich auf dem Gebiete der Schule. Sie sind in Jahresberichten des Cillier und Krainburger Gymnasiums niedergelegt, und zwar: 1. De Marco Tullio Cicerone procon- sule in Cilicia, Cilli 1866; 2. O slovenskem glagolu, Cilli 1866; 3. O slo¬ venski sklanji, Cilli 1867; 4 . Pogled na gerško zgovornost, Krainburg 1869; 5. O domači odgoji in njenem upljivu na uspeh šolske mladine, Krainburg 1870; 6. Različnosti v slovenskem ljudskem jeziku, Krainburg 1872; 7. Slo¬ vensko narodno pesništvo, Cilli 1873. Als die hohe Kegierung die slovenische Sprache als Unterrichtssprache am k. k, Gymnasium in Krainburg einfiihrte, liieC ihn sein reges Pflicht- gefiilil sein Wissen und Konnen auch in der Richtung in den Dienst des Štaates stellen, dass er Schulbiicher verfasste, welche den neuen Bediirf- nissen Rechnung tragen sollten. Er schrieb zu der Zeit in slovenischer Sprache eine lateinische Grammatik, ein lateinisches Ubungsbuch fur die I. und II. Gymnasialclasse und ein lateinisch-slovenisches Worterbuch, doch kam er niclit dazu, diese Werke zum Drucke zu befordern. Ž. vvar den Schiilern ein iiberaus wohlwollender Lehrer, den Mitglie- dern des Gymnasial-Lehrkorpers ein guter College, und als Bezirksschul- inspector erwarb er sich auch in Volksschulkreisen warme Sympathien.* Gewiss werden ihn alle in ehrender Erinnerung behalten. Wenn vvir schlieGlich noch Žolgars Ehrenhaftigkeit und Friedfertig- keit, seiner Anbanglichkeit an sein engeres Heimatsland Steiermark, dann seiner sprichwortlichen Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit Erwahnung thun, sowie dass er ein mustergiltiger Gatte** war, so haben wir ihn auch als Menschen gewiirdigt und das in knappen Umrissen gezeichnete Bild seines offentlichen Wirkens noch durch einige der schonsten Ziige seines privaten Charakters geschmiickt und vervollstandigt. Ž. war eine in weiten Kreisen bekannte Personlichkeit. Dies bewies die zahlreiche Betheiligung an seinern Leichenbegangnisse. Seinen Sarg schmtickten eine Reihe schoner Kranze, gespendet von seinen Collegen, von Schiilern, Freunden und Verehrern. Vor dem Sterbehause saugen Schiller des Gymnasiums einen Trauerchor, am Friedhofe ebenso ein Kreis von Freunden und Bekannten, und am offenen Grabe sagte ihm der Herr Gym- nasialdirector Peter Končnik in warmempfundenen Worten ein letztes Lebe- wohl. — Requiescat in pace! Cilli, am 10. Juni 1890. Dr. Andreas Wretschko. * In W iirdigung seiner bezugliclien Verdienste wurde er vom Oberkrainischen Lehrervereitie zum Ehrenmitgliedc ernannt. ** Ž. war vermahlt mit Emilie geb. Kreuzberger. Ein Solin, das einzige Kind aus dieser Ehe, gieng ihm im Tode voran. SCHULNAGHRICHTEN. I. Lehrpersonale. a) Veranderungen. 1. Der seit 3. December 1683 an der Ansfalt als Supplent in Yer- wendung gestandene Engelbert Potočnik wurde mit h. M.-E. vom 24. Juni 1889, Z. 10.924 (Intim, des h. k. k. L.-Sch.-R. vom 7. Juli 1889, Z. 3906) zum vvirklichen Gjmnasiallehrer befordert. 2. Gymnasiallehrer Matthaus Kurz erliielt unter Zuerkennung des Pro- fessortitels die Bestatigung im Lehramte (Eri. des li. k. L.-Sch.-R. vom 17. October 1889, Z. 6106). 3. Aus dem Lehrkorper sebied: Michael Žolgar, k. k. Professor, ge- storben am 22. Februar ls90. (Yergl. den Nekrolog und die Chronik.) b) Personalstand am Schhsse des Schuljahres. k) Am (xymnasium : * 1. Peter Končnik, Director. 2. Johann Krušič, Senior, 'VVelt.priester und geistlicher Rath der Lavanter Diocese, Exhortator fiir das ganze Gymnasium, Professor, 1. Religion I.—YIII., 16 St. 3. Andreas VVretschko, Dr. der Philosophie, k. k. Bez.-Schulinspector, Professor, Ordinarius der YII. Cl., 1. Mathematik Y.—YIII., Physik YII., YIII., Sloveniscb in der 2. deutschen Abtheilung, 20 St. 4. Albert Fietz, Professor, Ordinarius der IY. Cl., 1. Latein, Griecbisch IY. Cl., Deutsch Y., YI, 16 Stunden, Stenographie 2 St. 5. Johann P. Ploner, Professor, Ordinarius der Y. Cl., 1. Latein V., YIL, Griecbisch YIII., 16 St., Gesang 4 St. 6. Anton Pischek, Professor, 1. Naturgescbicbte, bezw. Physik I., II., III., Y., YI., Mathematik I.—III., 19 St. * Nach dem Tode des Professors Žolgar wurden dossen Lehrstunden (Sloveniscli IT., IV.—VIII. und in der 2. deutschen Abtheilung) vier anderen Mitgliedern des Lehr- kiirpers zugewiesen; gleichzeitig iibernahm der Director vom Supplenten Mate k den Schreibunterricht im Vorberoitungscurs. Diese Vertheilung erhielt die Genehmigung des h. k. k. Landesschulrathes mit Erlass vom 1. Marž, Z. 1259. 28 — 7. Michael Knitil, Professor, L Geographie und Geschichte II., IV., VI., VII., philos. Prapodeutik VII., VIII, 19 St.; im 2, Semester auch steierm. Geschichte, 2 St. 8. Andreas Gubo, Professor, Ordinarius der VIII. Cl., 1. Geographie und Geschichte I., III., V., VIII., Deutsch VII., VIII., 18 St. 9. Anton Kosi, Professor, Ordinarius der III. Cl., 1. Latein III., Griechisch 111., VII., Slovenisch III., VIII., 19 St. 10. Johann LieUkounig, Professor, Ordinarius der II. Cl., 1. Latein, Deutsch, Slovenisch II., Griechisch VI., 20 St. 11. Matthaus Kurz, Professor, Ordinarius der VI. Cl., 1. Latein VI., VIII., Deutsch III., IV., 17 St. 12. Engelbert Potočnik, vvirklicher Gymnasiallehrer, Ordinarius der I. CL, 1. Latein und Deutsch I., Griechisch V., 17 St. 13. Blasius Matek, Supplent, 1. Mathematik und Physik IV., Slovenisch 1., IV.—VII., sowie in der ersten deutschen Abth., 20 St. 14. August Tisch, Nebenlehrer, Lehrer an der Landes-Biirgerschule, 1. Turnen, 8 St. 15. August Fischer, Nebenlehrer, 1. Zeichnen, 6 St. ?) An der Vorbereitungsclasse : Director Končnik: Rechnen und SchSnschreiben, 6 St.; Prof, Krušič: Religion, 2 St.; Nebenl. Tisch: Turnen, 2 St.; Nebenl. Fischer: Zeichnen, 2 St.; Volksschuldireetor Josef Bobisut : Deutsche Sprache, 12 Stunden. Simon Kranner, Schuldiener. II. Lehrmittel. a) Verfiigbare Geldmittel. 1. Cassarest. 316 fl. 45 kr. 2. Aufnahmstaxen . 149 „ 10 „ 3. Lehrmittelbeitrage.. 329 „ — „ 4. Taxen fiir Zeugnisduplicate. 10 „ 5. Interessen des Gymnasialfondes. 75 60 „ Zusammen.... 880'fl. 15 kr. b) 2uwachs in den einzelnen Abtheilungen der Lehrmittelsammlungen. 1. JLekrcrbilbliotliek. Custos: A. Fietz. A n kaufe: Die osterreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Auf Anregung und unter Mitwirkung Sr. k. u. k. Hoheit des durchlauch- tigsten Kronprinzen Erzherzog Rudolf begonnen, fortgesetzt unter dem Pro- — 29 — tectorate lhrer k. u. k. Hoheit der durchlauchtigsten Fran Kronprinzessin- Witwe Erzlierzogin Stephanie. — A. Wilhelm, Praktische Padagogik. — Haufe, Naturliche Erziehung. — Schubert, Deutsche Lesestticke. — Zejnek, Mich und Steuer, Anleitung zum Gebrauch des Lesebuches in der Volks- fichule. — Die besten Biicher aller Zeiten und Literaturen. — Kluge, Ety- mologisclies Worterbuch der deutschen Sprache. — Ellendt, Lexikon Sopho- cleum. — Genthe, Index commentationum Sophoclearum. — Fromter, Lehr- buch der Grundrechnungsarten. I. Buch. — Janežič, Deutsch-slovenisches Handworterbuch. — Klussmann, Verzeichnis der Programm-Abhandlungen 1876—1885. — Neubauer und Diviš, Jahrbuch des hoheren Unterrichts- wesens in Osterreich. — Meyers Conversationsleiikon, 4. Aufl., gegen Ab- gabe der entsprechenden Bande von Brockhaus’ Leiikon, 11. Aufl., Forts. — Zeitschrift fiir den deutschen Unterricht. — Germania. — Frick und Meier, Lehrproben und Lehrgange. Forts. — Mittheilungen des histor. Ver- eines fiir Steiermark. Forts. — Grimm, Deutsches Worterbuch. Forts. — Aus deutschen Lesebiichern. Dichtungen, erlauteit fiir Schule und Haus von Dietlein, Gosche, Polack und Frick. Forts. — Umlauft, Deutsche Rund¬ schau fiir Geographie und Statistik. •—■ Mittheilungen des Instituts fiir osterreichische Geschichtsforschung. — Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien. — Huber, Geschichte Osterreichs. Forts. — Zeit¬ schrift fiir die osterreichischen Gymnasien. — Zeitschrift fiir das Realschul- wesen. — Zeitschrift fiir das Gymnasialwesen und litterarischer Anzeiger dazu. — Die Natur. — Osterreichische Mittelschule. — Gasparitz, Deutsch- Feistritz und Peggau. Geschenke: Tom hohen k. k. Ministerium fiir Cultus und Unter¬ richt: Sitzungsberichte der k. k. Akademie der Wissenschaften; Archiv fiir osterreichische Geschichte; Almanach der k. k. Akademie der Wissenschaften; Skofiz, Osterr. botanische Zeitschrift; Lagarde, Novum testamentum Graece. — Von der Direction der Budapester Universitatsbibliothek: Catalogus libro- rum manuscriptorum; Catalogus codicum. — Von hochw. Herrn Ig. Rom in Neukirchen: Lessings Werke. 111. Prachtausgabe. Von der k. k. Gymnasial- direction: Herodoti historiarium liber octavus, ed. A. Holder. — Von den Herren Verfassern: a) Orožen, Das Dekanat Rohitsch; b) Matek, Resultate zur Aufgabensammlung in Močniks Lehrbuch der Ai ithmetik und Algebra. — Von Frau E. Žolgar: Schellers lat. - deutsches Handlexikon. — Von der Sparcasse-Direction: Denkschrift aus Anlass der Feier des 25jahrigen Be- standes der Sparcasse der Stadtgemeinde Cilli. — Von der Verlagsbuch- handlung C. Gerold’s Sohn in Wien: Stolz, Iuitische und erlauterude Be- merkungen zu rneiner Odyssee-Epitome. Die Lehrerbibliothek zahlt am Ende des Schuljahres 1889/90: 7588 Stiick, — 30 — 3. SchiilcrMliliotlick. Custos: M. Kurz. An kaufe: Prosch, Leitfaden fiir den literar-liist. Unterricht. 1. H. — Dalm, Attila. — Freytag, Die Geschwister. — Schafer, Literaturbilder. — Danzer, Unter den Fahnen. — Behrendt, Pvtheas von Massilia. : — Zohrer, Osterreichische Alpengeschichten, Kreuz und Schivert. Conscience, Der Lowe von Flandern, Eine Seemannsfamilie, Ein gutes Herz. —■ Franz Otto, Wohl- thater der Menschheit. — Kern, In Sturm und Kotli. — Groner, In Ritter- burgen und unter fahrenden Leuten, Kosmos fiir die Jugend, II. I. 2. — Washington, Der Uberlaufer. — Verne, Die groBen Seefahrer des 18. Jahr- hunderts, Die geheimnisvolle Insel. — Groseh, Hirtenstab und Pallasch. — Ziegler, Schloss Fichtenau. — Fogowitz, Das Landhaus am Donaustrand. — Weifienhofer, Die Waise von Ybbsthal, Der Sehweden-Peter, Das Gtoeklein von Sclnvallenbach, Envin von Prollingstein. — Carlstadt, Durcli Sturm zum Hafen. — Wiedemann, Das Vaterunser und das Leben. — Hoffmann Franz, Gute Seelen, Hochmutli kommt vor dem Fali, Was du thust, thust du dir selbst, Thust du vvas Gutes, wirf’s ins Meer, Brave Lente, Kleine Ursachen, Nur Kleinigkeiten, Wenn man nur redit Geduld bat, Bebarrliehkeit fiihrt zum Ziel, Unverhofft kommt oft, Den Gerecbten bleibt zuletzt der Sieg. — d’Albon, Kronprinz Rudolf. — Raffay, Grundriss der Geschicbte der osterr.- ung. Monarchie. — Willmann, Lesebuch aus Homer. — Loos, Lesebuch aus Livius. — Creasy-Seubert, Die fiinfzehn entscheidenden Schlachten der Welt. — Marshall Wilhelm, Die Tiefsee und ihr Leben. — Schreiner, Fizika. — Stare, Občna zgodovina, VIII. sn. — Skuhala, Življenje Jezusa Kristusa. — Večernice, 43. zv. Življenje Device Marije, VIII. sn. — Lampe, Duše- slovje, I.; Požar, Letopis. Podkrajšek, Češka narodna pravljica. — Hubad, Franc Jožefi. — Levec, Jurčič, I.—VIL — Tomšič, Vrtec 1887, 1888.— Hubad, Pripovedke. Geschenke: Vom hoken k. k. Ministeriura f. Cultus und Unterricht: Danzer, Unter den Fahnen. Von den Verlegern: Schulausgaben deutscher Classiker: Grillparzer, Die Ahnfrau mit Einleitungen und Anmerkungen von Liclitenheld. — Reicliel, Mittelhochdeutsches Lesebuch. — Kummer-Stejskal, Deutsches Lesebuch fiir V. u. VI. 01.; Mittelhochdeutsches Lesebuch. — Prosch-VViedenhofer, Mittelhochd. Leseb. — Wiedenhofer, Goethes Clavigo. — Liclitenheld, KleisFs Das Kathchen von Heilbronn. — Neumann, Deutsche Lesebiicber fiir die I. und II. CI. — Willomitzer, Deutsche Grammatik, 5. Aufl. — Stolz, HomeriOdysseaeEpitome. — Golling, Oommenlar zu Ovid. Kornitzer, Ciceronis oratio Philipp II., pro Sulla, pro Archia, in Verrern IV. V., pro Sestio. — Bitschofsky, Cornelii Nepotis vitae sel., Livii librorum partes sel. — Ziwsa, Ovidii carmina sel. — Klimscha-Linker, Sallustii bellum lug. — Scheindler, Lat. Schulgrammatik. •— Steiner u. Scheindler, Lat. Lese- und — 31 — tlbungsbuch fur die I. und II. CI. — Haider, Lat. Ubungsbuch fur die I. Cl. — Eymer, Lateinisehe Ubungssatze zur Casuslehre. — Graber, Leit- faden derZoologie fiirdie oberen Classen. — Šket, Slovenska čitanka za L raz. Von den Verfassern: Lampe!, Deutscbes Lesebuch fur die VIL Cl. — Matek, Besultate zur Aufgabensammlung in Močnik’s Lehrbuch der Arithmetik u. Algebra. — Lowner, Neuestes Centiloquium. Gegenwartiger Stand: 2692 Stuck. 3 . €icogra])liiicb*lii8toi'i§clic N amini uit g:. Custos: A. Gubo. Ankauf: Politische Wandkarte von Hord- und Sud-Amerika von E. H. Kiepert (2 Theile). Gegenwartiger Stand: Wandkarten 98, Atlanten 15, Erdgloben 2, Hitn- melsgloben 1, Eeliefkarteu 3, Tellurium 1. 4 ,. Miinzeiisautnilung'. Custos: A. Gubo. Der Sammlung wurden gescbenkt: Vom Primaner Scliuscha 1 rom. Kupfermrinze, vom Secundaner Širca 1 rom. Kupfer- und 4 rom. Bronce- mtinzen. Gegenwartiger Stand: 1427 Geldmtinzen, 28 Denkmiinzen, dazu Bracteate, Papiergeldscheine, Eechenpfennige und Spielmiinzen. 5. llatlicinatiscbc LchrmiUcl. Custos: Dr. A. Wretschko. Diese Sammlung erhielt keinen Zuwachs und zahlt 42 Strick. 6. riiysil4alisclies Caltincf. Custos : Dr. A. Wretschko. Aukaufe: Ein Centrifugalregulator von Metali; eine Fallmaschine nach Atwood mit Frictionsrollen; ein elektromagnetiscber Motor nach Eitsclrie; ein Magnetometer nach Weber. Der gegenwartige Stand ist folgender: Vitwe . „ Herr Voh, Pfarrer. „ „ Dr. \Vagncr, k. k. Bezirks- hauptmann. „ „ Wa.jda, k k. Bezirkssecretar „ v Vambreclitsaimuer, Hausbe¬ sitzer . „ 1.— „ Varsberg, Freiherr v., Guts- besitzer. „ 10.— „ “VVeiner, Hausbesitzer. „ 2.— , “VVeifi, Hausbesitzer. „ 1.— „ Wilcher, Holzhiindler. „ 1.— Herren Wogg u. Radakovits, Eisen¬ handler .. „ 2.— Herr Dr. E. AVokaun, k. k. Ge- richtshof-Adjunct.. „ 1.— So. Hoclnviirden A. R. v. AVretschko, inf. Abt, Ritter des Ordens der eisernon Krone. „ 5 — Herr IVurja, kaiserl. Rath u Haupt- stuereinnelmier i. R. „ 1. — ' „ Zamolo, Stationsclief. „ 1 — „ Zangger, Kaufmann. „ 2.— „ Zunder, Ingenieur. „ 1.—• „ Žolgar, k. k. Professor. „ 5č— Herr J. Kuralt, k. k. GerichtsadjunctTlipendete. der Bibliothek des Vereins das Con- versationslexikon von Meyer, 2 Aufl. Der Berichterstatter fiihlt sich angenehm verpflichtet, allen Giinnern der Anstalt und allen VVohlthatern der studierenden Jugend, mogen sie in dem Berichte namentlich angefiihrt sein oder nicht, offentlich den innigsten Dank auszusprechen. — Moge es unserer Pflanzstatte des VVissens auch fernerhin an Freunden und Gonnern nie fehlen! * Spendete auch 200 Schreibhefte. ** „ „ 400 36 — IV. Unterricht. o) Lehrplan. Dev Lehrplan vom 26. Mai 1834 wurde mit jenen abandernden Be- stimmungen zuv Durchfiihrang gebraclit, welche die hohen Ministerial- Erlasse vom 26. Juni 1886, Z. 11.363 und 2. Mai 1887 Z. 8752, auf- gestellt hatten. b) Absolvierte Leotiire. 1. L a t e i n. III. Classe: Curtius, Memovab. Alexandri Mag., I., III., VII., XI., XIV., XVII., XXVI., XXXII.—■ Corn. Nepos: Miltiades, Themi- stocles, Aristides, Pausanias, Epaminondas. IV. „ : Caesav, de bello Gallico, I., IV., VI. Rožek, Chrestomathie aus latein. Dichtern: A. I, vv. 1—7, 9, 10, 14, 16—20, 22, 23, 25—29, 31, 32, 34—40, 42, 46, 49, 51, 53, 58, 60, 61, 67, 69, 71, 73, 76, 77, 81, 82; V. 1, 19, 21, 22. V. „ : Livius, 1. I., XXI. c. 1—48; Ovid, Met. (ed. Sedlmajev) Nr. 1, 2, 3, 10, 11, 13, 17; Fasti 1, 4, 11; Trist. 1; ex Ponto 2. Privatlecture: Met. 6. VI. „ : Sallust, coniuratio Catilinae; Cicero, I. Rede gegen Catilina; Vergil, Ecloga V.; Georgicon III; Aeneis, lib. I. Privat- lectiire: Caesar, bellum civile, lib. I. VII. ,, : Cicero, pro Milone, pro Archia poeta, Cato maior; Verg., Aen. 1. II., VI. Privatlecture; Cicero, pro Roscio Amer. VIII. ,, : Tacitus, Germania, cap. 1—27. Anuales, lib. III; Horat., Oden I. 2, 7, 10, 17, 21, 22, 29; II. 1, 2, 3, 7, 10, 16 III. 3, 9, 30; IV. 2, 12, 15; Epoden: 2, 7, 13. Satiren I., 3, II., 2. Epist. I., 10. Privatlecture: Tacitus, Hist. I. 2. G r i e c h i s c h. V. Classe: Xenoph., Kvrtip. I., III., XI.; Anab. IV., VI.; Homer, Ilias I., II. VI. „ : Ilias III., VI., VII., XVI, XVIII; Herodot, IX; Xenoph, Anab. VII, Memor. III. Privatlecture: Ilias, XXIII. VII. „ : Demosthenes, I. und II. olynth. Rede, II. gegen Philipp; Odyssee VI, XII, XVIII, XXI, XXII. Privatlecture: Dem, Rede liber den Frieden. VIII. „ : Plato, Apologie, Laches, Euthyphro; Sophocles; Electra; Hom., Odyss. 38, — 37 — 3. D e u t s c h. V. Classe: Aus dem Messias I, 1—157; IY, 1—618. Oberon I, V, XII. VI. „ ; Milina v. Barnhelm. Privatlectiire: Miss Sara Sampson, Emilia Galotti, Nathan der Weise. VII. „ : Iphigenie auf Tauris, Wallensteins Tod, Maria Stuart. Privat- lectiire: Gotz von Berlichingen, Clavigo, Egmont; Die Bauber, Fiesko, Kabale und Liebe, Don Carlos, Wallen- steins Lager, Die Piccolomini. VIII. „ : Hermann und Dorothea, Das Lied von der Glocke, Laokoon, Uber naive und sentimentalisclie Dichtung, Sappho, Zriny vonKorner, Faust I. Privatlectiire: Torquato Tasso, Wilhelm Tell, Die Braufc von Messina, Julius Caesar von Shakes¬ peare, Die Hermannsschlacht von H. v. Kleist. c) Memorierte Stellen. 1. L a t e i n. III. Classe: Memorabilia Alex. Magni, VII. (Dereus et Charidemus). Nepos’ Aristides. IV. „ : Caesar, de bello Gallico I. 1, IV. 17. Chrestomathie: A. I: 1, 2, 16, 17, 18, 20, 23, 28, 35, 40, 42, 60, 61, 71; V. 26. V. „ : Livius, I. 35; Ovid, Metam. Nr. 13, vv. 25—57. VI. „ ; Sallust, Catilina, cap. 9, 53. Cicero, I. cat. Bede, cap. 6. Vergil, Aeneis I., vv. 192—216, 383—423. VII. „ : Cicero, p. Archia, §. 23, 24; Vergil, Aen. 1. VI. vv. 112—143. Vlil. „ : Tacitus, Germania, cap. 7, 22, 23. Horat., Oden, II. 3, 10. III. 3. 2. G r i e c h i s c h. V. „ : Xenoph., Kyrup. III. §.10 und 11. Ilias, I. vv. 1—50, II. vv. 1—35. VI. „ ; Ilias, VI. vv. 361—412. Herodot, IX. cap. 43, 45. VII. „ : Demosthenes’ I. olynth. Bede, §. 1—4; II. §. 1, 2. Odyssee, XXI. vv. 66—85. VIII. „ : Plato, Apolog. c. 3. 3. D e u t s c h. V. Classe: Zu den im Canon enthaltenen kamen: Goethe: Der Fischer; Schiller: Der Handschuh, Pegasus im Joche, Lied des Alpenjagers, Punschlied; Heine: Belsazer, Die Lorelei. Wiedeiholung einiger Gedichte von Schiller, die in fruheren Jahren memoriert worden waren. — 38 VI. Classe: Aufier dem Canon: Messias I. 1—23; IV. 1—99. Uberdies wurden mehrere in fruheren Jahren memorierte Gediclite wiederliolt. VII. „ : Aufier dem Canon: Edward von Herder, Der ewige Jude von Schubert, Lenore von Burger, Miguon, Der Konig in Thule, Der Schatzgraber von Goethe, aus ,,Iphigenie auf Tauris“, aus den venetianischen Epigrammen; Hektors Abschied, An die Freude, Berglied, Nadowessiers Todten- klage, Siegesfe-st, Kassandra, Hero und Leander, Ritter Toggenburg und bereits friiher declamierte Balladen von Schiller. VIII. „ : AuBer dem Canon: Aus „Hermann und Dorothea“, aus „Wilhelm Tell“, aus „Julius Caesar“; Die Grenadiere und Belsazer von Heine; Des Sangers Finch und Der Schenk von Limburg von Uhland; Der Alpler von Seidl und bereits friiher declamierte Balladen von Goethe. d) T h e m e n. 1) Z ti den deutschen Aufsatzen im Obergymnasium. V. Classe. 1. Vorgethan und nachbedacht hat manchen in grofi Leid gebracht. (Chrie.) 2. Warum liebt der Osterreicher sein Vaterlaud? 3. Bedeutung der Eisenbahnen. 4. Die Erziehung der Jugend bei den Persern. (Nadi Xeno- phon.) 5. Tapfer ist der Lowensieger, Tapfer ist der Weltbezwinger, Tapfrer, wer sich selbst bezwang. (Herder.) 6. Die Verdienste des Numa Pompilius. (Nadi Livius.) 7. Welchen Nutzen gewahren uns gute Biicher? 8. Dem Tod entrinnt, wer ihn verachtet; doch den Verzagten liolt er ein. (Chrie.) 9. Die vier Weltalter. (Nach Ovid.) 10. Ist es erfreulich, dass die Natur in ihren Erscheinungen immer wiederkehrt? 11. Deucalion und Pyrrha. (Nach Ovid.) 12, Die Bedeutung der Nationalspiele fur die Griechen. 13. Niobe. (Nach Ovid.) 14. Uber den Schaden und Nutzen der Winde. A. Fietz. VI. Classe, 1. Dulce et decorum est pro patria mori. (Horaz. Chrie.) 2. Das Meer und die Wiiste. (Vergleichung.) 3. Donau und Rhein, (Vergleichung.) 4. In- wiefern begtinstigten die socialen Verhaltnisse der Stadt Rom das Unter- nehmen Catilinas? (Nach Sallust.) 5. Was verdanken wir dem Studium der Gescliichte? 6. Der Zweikampf des Pariš und Menelaus. (Nach Homer.) 7. Hagen. (Charakteristik nach dem Nibelungenlied.) 8, Nur der Irrthum ist das Leben, Und das Wissen ist der Tod. (Schiller.) 9. Warum liefi Cicero den Catilina nicht ergreifen und hinrichten? (Nach der ersten Rede Ciceros gegen Catilina.) 10. Der Schild des Achilles. (Beschreibnng nach — 39 — Homer.) 11. Die Mensclien wenden sich mehr der aufgehenden Sonne zu als der untergehenden. 12. Welchen Einfluss nelimen Gebirge auf Charakter und Lebensweise ilirer Bevvohner? 13. Charakteristik des Prinzen in Lessings Emilia Galotti. 14. Die Vorfabel zu Lessings „Nathan der Weise“. A. lietz. VII. Classe. 1. Auf welche Weise wird in „Nathan der Weise 1> die Verbindung zwischen Saladin, Nathan und dem Tempelherrn herbeigefiihrt? 2. a) Was vereinte, was trennte Gotz von Weislingen? P) Die Zustande im deutscben Reiche nach ,,Golz von Berlichingen“. 3. Sustine et abstine! (Chrie.) 4. Der Einfluss Herders auf die Zeitgenossen. 5. Sind Ciceros Grunde fiir Miloš Unschuld stichhaltig? 6. Inwiefern kann man aus Goethes Gedichten er- kennen, dass sie „Bruchstiicke einer grossen Coufession 11 sind? 7. Inwieweit wird in ..Iphigenie auf Tauris“ die Handlung durch den I. Act bestimmt? 8. Orestes und Pjdades. (Charakteristik.) 9. Die Verhaltnisse Genuas zur Zeit der Versclmorung des Eiesko; nach Schillers Drama. 10. Ursachen des Miifligganges. 11. „Timeo Danaos et dona ferent,es“. (Aen. II.) 12. a) Waldeinsamkeit. (Gemalde.) P) Max Piccolomini. (Ein Lebensbild nach „Die Piccolomini 11 .) 13. Inwiefern bilden „Die Piccolomini 41 und „Wallensteins Tod“ ein Ganzes? 14. Das idyllische und das stadtische Leben nach Schillers „Der Spaziergang 41 . Vortrage: Die Handlung des I. und II. Actes in „Gotz von Berlichingen 11 . — „Gotz von Berlichingen 11 in der Geschichte und in der Dichtung. — Der tragische Conflict in Gotz. — Das Familienleben in ,,G5tz von Berlichingen 11 . — Uber die Einheit der Handlung in „Gotz von Berlichingen. — Das Wesen des Volksliedes nach Herdcr. — Weislingen und Clavigo. — Die Peripetie und Katastrophe in Clavigo. — Warum be- ginnt mit dem 16. Jahrhundert eine neue Zeit? — Uber „Luise“ von Voss. — Die Esposition in Egmont. — Die Schurzung des Knotens in Egmont. — Wallenstein vor der Lutzner Schlacht an seine Soldaten. — Ludwig XIY. Bedeutung fiir das Innere Frank r eichs. — Urtheilt Iphigenie gerecht, wenn sie ihr Leben in Tauris einen ,,zweiten Tod“ nennt? — Gudrun und Iphigenie in der Fremde. — Die Losung des tragischen Con¬ flict s in Iphigenie auf Tauris. — Inwiefern ist „lphigenie auf Tauris“ ein antikmodernes Drama? — Karl von Moor. (Charakterbild.) — Schurzung des dramatischen Knotens in „Fiesko“. — Worin ist die Katastrophe in „Fiesko“ begi tindet ? — Der Musicus Miiller, (Charakterbild.) — Die dramatisehe Handlung im II. Acte ,,Don Carlos 11 . — Beziehungen zwischen der Haupt- und Nebenhandlung in ,,Don Carlos 14 . — „Nathan der Weise“, „Tphigenie auf Tauris 11 , „Don Carlos 11 , Vertreter der Humanitat und Toleranz. Die Lage des Biirgers und Bauern in „Walleusteins Tod 44 . — Des Kriegers 40 — Heimkehr naclr „Die Piceolomini 11 . — Die Peripetie in „Wallensteins Tod.“ — Die Culturentvvicklung der Mensehheit nach Schiliers „Das eleusische Fest. 11 — A. Gubo. VIII. Classe. 1. Der Monolog Johannas (,,Die Jungfrau von Orleans 11 IV. 1) und das Gedicht „Kassandra“. (Parallele.) 2. Der tragisehe Conflict in „Tor- quato Tasso 11 . 3. a) Biirgertugend und Burgergliick in „Hermann und Do- rotliea 11 . (3) Worin liegon die Schonheiteu des IV. Gesanges in „Hermann und Dorothea 11 ? 4. Das Familienleben der Germanen nach Tacitus’ „Ger- mania 11 . 5. „Wo rohe Krafte sinnlos walten, — Da kann sich kem Gebild gestalten 11 . (Chrie.) 6. Laokoon im Bildwerke und bei Virgil. 7. AVodurch wird die Versohnung der feindlichen Briider in „Die Braut von Messina 11 herbeigefuhrt? 8. Schuld und Schicksal in „Die Braut von Messina 11 . 9. „Nielit der ist auf der "VVelt verwaist, — Dem Vater und Mutter ge- storben, — Sondern der fur Herz und Geist Keine Lieb’ und lcein Wissen erworben“. (Riickert.) 10. Inwieweit spiegelt Kleists ,,Die Hermannssohlacht 11 die Zeitverhaltnisse? 11. Worauf beruht liauptsacblich der volkswirtschaft- liche Aufschwung unserer Monarchie? 12. Der tragisehe Conflict in „Electra“ von Sophocles. 13. AVelche Gefuhle beberrschen uns, wenn wir in die Zu- kunft blicken? 14. Maturitatsprufungsarbeit. Vortrage: Die Handlung in den beiden ersten Acten. „Torquato Tasso 11 . (Charakteristik.) — „Es bildet ein Talent sich in der Stille, — Sich ein Charakter in dem Strom der Welt“. (Torq. T. I. 2.) — Die romi- sche und die bairisch-Irankische Eroberung der osterreichischen Alpenlander. — Das Wesen des idjllisclien Epos nach »Hermann und Dorothea*. — Der historische Hintergrund in „Hermann und Dorothea 11 . — liber die Einheit der Handlung in „Wilhelm Tell 11 . — Inwiefern darf der Meister in Schil¬ iers Glocke ruhmen, dass er „im innern Herzen spuret, was er schafft mit seiner Hand 11 ? — Ein Sommerabend im Dorfe; Motiv aus Schiliers Glocke. — ,,Wenn die Glock’. soli auferstehn, — Muss die Form in Stričke gehn. 11 — Uber die Unterschiede zwischen der Poesie und den bildenden Kunsten nach „Laokoon“, — Inwieweit ist Homer fur Lessings „Laokoon“ der „waeav6? ou TCdvva pet“? — Was berechtigt Shakespeare, seinem Drama „Julius Caesar 11 diesen Namen zu geben? — Entwicklung der dramatischen Hand¬ lung in Kleists „Die Hermannsschlacht 11 . — Beziehungen zwischen Korners „Zriny £1 und Schiliers Dramen? — Der ethische Kern in „Zriny“. , j; A.. Gubo. 2) Zu den slovenischen Aufsatzen im Obe,rgymnasium. V. Classe. 1. Ljubo doma, kdor ga ima. 2. Korist ognja.. 3. Prevod iz Livija lib. I. cap. 13, 4. Znamenja zime. 5. Konj v službi človeka. 6. Narodni 41 — običaji v božični osmini. 7. Poraba železa in srebra. 8. Ktere zabave in radosti nam privede vsak letni čas? 9. Začetek in prvotna podlaga narod¬ nega pesništva. 10. Važnost gozdov. 11. Ne hvali dneva pred večerom! 12. Korist pešpotovanja. 13. Zlato orožje, gotova zmaga. 14. Molk čuva srečo. VI. Classe. 1. Misli v pesmi ,,Na grobih 11 . 2. Kako skrbimo v mladosti za srečno starost? 3. Podobe človeškega življenja. 4. Junak in lastovka. Po pesmi. 5. Ni vse zlato, kar se sveti. 6. Važnost strojev. 7. Hektorjevo slovo od Andromahe. Po Iliadi lib. VI. 8. Bis dat, qui cita dat. 9. Kar vredno po pravici je zavida— Na zadovoljnost se jedino zida. Žemlja, 10. Ktere pred¬ nosti imajo na videz živali pred človekom? 11. Al’ jezero, ki na njega pokraj’ni — Stojiš, ni, Črtomir! podoba tvoja? Prešeren. 12. Karakteristika Črtomira po epski pesmi „Krst pri Savici 11 . 13. Kake misli in kaki čuti nas navdajajo na visokih gorah? 14. Bogomilin značaj po „Krst pri Savici. 14 VII. Classe. 1. Delo sladi življenje. 2. Remonova naloga v predigri „Devica Or¬ leanska 11 . 3. Človek se uči še le v tujini, svojo domovino in svoj narod spoznavati in ljubiti. 4. Važnost rek z ozirom na omiko. 5. Zima podoba starosti. 6. Kakor lija železo, tako uniči lenoba človeka. 7. Značaj kralja Karola v prvem dejanji „Devica Orleanska 11 . 8. "AvdpM-o? wv toot’ x*l pi[zv/i und mehi- des letztbegonnenen Altersjahres wurde fUr ein volles Jahr gerechnet. — 51 VI. Hochortige Erlasse. 1. U.-M.-E. vom 8. September 1889, Z. 15.921: Den staatlichen Unterrichts- und Bildungsanstalten kommt im Sinne des Gesetzes vom 2. October 18(55 (Nr. 108 R.-G.-B.) die unbedingte, auch auf die Be- freiung von der Entrichtung der Recommandationsgebiir und auf die unentgeltliche Yersendung der im Artikel VIII des bezogenen Gesetzes erwahnten Fahrpostgegenstande- sicli erstreckende Bortofreilieit zu. 2. U.-M.-E. vom IG. December 1889. §. 1 dieses Erlasses lautet: „ AVer an einer osterr. Universitat zum pharmaceutischen Studium zuge- lassen \verden und das Diplom als Magister der Pharmacie erlangen will, muss: x) sich mit einem staatsgiltigen Zeugnisse iiber die mit Erfolg ziiriickgelegte secliste Classe eines Gymnasiums oder einer Realschule, im letzterem Falle auch mit einem Zeugnisse iiber die an einem offent- lichen Gymnasium mit gentigendem Erfolge abgelegte Priifung aus der lateinischen Spraclie im Umfange der Forderungen der ersten sechs Gymnasialclassen ausvveisen, und (3) die Pharmacie nach der bestehenden Gremialordnung erlernt haben.“ 3. U.-M.-E. vom 14. Janner 1890, Z. 370: Der Lehrplan und die Instruction fiir den Unterricht in der deutschen Sprache als Unterrichts- sprache wird in einigen Punkten abgeandert. 4. U.-M.-E. vom 2G. Februar 1890, Z. 359/C.-U.-AL, betreffend die den activen k. k. Staats-Bediensteten von den Venvaltungen der priv. osterr. ungar. Staats-Eisenbahn-Gesellschaft und der k. k. priv. Siidbahn- Gesellschaft zugestandenen Fahr- und Frachtbegiinstigungen. 5. U.-M.-E. vom 8. April 1890, Z. 6929, betreffend den Beginn der schriftlichen Maturitatspriifungen und die Freigebung einiger Tage fiir die Abiturienten vor der miindlichen Maturitatspriifung an Gymnasien und Realschulen. 6. U.-M.-E. vom 13. April 1890, Z. 674/C. U. M., betreffend die den activen k. k. Staats-Bediensteten von den Venvaltungen mehrerer Eisenbahn-Gesellschaften zugestandenen Fahr- und Frachtbegiinstigungen. 7. U.-M.-E. vom 6. Mai 1890, Z. 2936: Das Schulgeld ist von den offentlichen Schiilern der I. Classe im ersten Semester spatestens im Laufe der ersten drei Monate nach Beginn des Schuljahres im vorhinein zu entrichten. Unter gewissen Bedingungen kann jedoch eine Stundung dieser Zahlung bis zum Schlusse des ersten Semesters, eventuell auch die Befreiung von derselben eintreten. S. L-Sch.-R.-E. vom 10. Mai 1890, Z. ad 2918: Enthiilt Vor- schriften iiber die Vornahme der Aufnahmspriifungen fiir die I. Classe. 9. U.-M.-E. vom 25. Juni 1890, Z. 12.585 : Der Schluss des Schul¬ jahres 1889/90 darf am Staatsgymnasium in Cilli ausnahmsweise bereits am 12. Juli erfolgen. 4* — 52 — VII. Chronik. Das Schuljahr 1889/90 \vurde am 18. September mit einem Fest- Gottesdienste erbffnet. Der regelmiiBige Unterricht begann am 19. September. Am 4. October begieng die Anstalt die Feier des Allerhochsten Namensfestes Seiner Majestitt des Kaisers. Nach dem solenner. Gottesdienste versammelten sich der Lehrkorper und die Schiller in jenem geraumigen Lehrsaale, dessen Adaptierung wahrend der Hauptferien be- Averkstelligt worden war. In einer Ecke desselben stand, von Blumen reich umgeben, die lorberbekranzte Biiste Seiner Majestat. Nachdem der Gymnasial-Sangerchor unter der Leitung des Herrn Professors Ploner das Weihelied „Mein Osterreich" (von E. Schmidt) gesungen hatte, liielt der Director, ausgehend von den Worten Schillers : „Ja, der Osterreicher hat ein Taterland, End liebt’s, und hat auch Ursach’, es zu lieben“ —, die Festrede. Mit der Absingung von 3 Strophen der Volkshymne schloss die wiirdige Feier, welcher auch die Herren General Baumgarten, Redacteur Ehrlich, Landesgerichtsrath Eminger, Hof- rath Heinricher, Bezirkshauptmann "VVagner und Abt vonWretschko beigewohnt hatten. Bei der am 5. October abgehaltenen Maturitats-Wiederholungsprii- fung wurden beide Abiturienten fiir reif erklart. Den Vorsitz bei dieser Priifung fiihrte der Herr k. k. Schulrath und Gymnasialdirector II. Noe. Am 17. November erfolgte die Inthronisation Sr. Fb. Gnaden des hochmirdigsten Fiirstbischofes von Lav ant, Dr. Michael Napotnik. Die Anstalt, zu deren vorzuglichsten Schiilern der hochwiirdigste Fiirstbischof — gleich seinen beiden unmittelbaren Torgangern — einst gehort hatte, war bei dieser Feier durch den Herrn Professor J. Krušič vertreten. Am 19. November wurde zur Feier des Namensfestes Ihrer Majestat der Kaiserin ein feierliches Hochamt abgehalten, welchem der Lehrkorper mit den Schiilern beiwohnte. Dieser Tag und der 4. October waren schulfrei. Tom hohen k. k. Landesschulrathe ermachtigt, suspendicrte der Director den Unterricht auch am 23. December. Am 7. Janner betheiligte sich der Lehrkorper mit den Schiilern am Leichenbegangnisse des hochw. Herrn Abtes Anton Ritter von ~W retschko. Da die Influenza unter den Schiilern stark um sich zu greifen begann, wurde die Anstalt am 14. Janner geschlossen. "VVahrend der Unterricht schon am 20. Jžinner wieder aufgenommen \verden konnte, blieb die Abhaltung des gemeinsamen Gottesdienstes auf Grund arztlichen Gutachtens vom 12. Janner bis excl. 9. Februar suspendiert. — Die - 53 — Antrage der Direction aufDeckung des Ausfalls yoii 5 Schultagen wurden mit Eri. vom 22. Jiinner 1890, Z. 509 vom h. k. k. Landesschulrathe genelimigt. Am 15. Februar erfolgte der Schluss des ersten Semesters. Am 22. Februar schied, vom plotzliclien Tode dahingerafft, das langjahrige Mitglied des Lehrkorpers, Herr Professor Michael Zolgar, aus dem Leben. Vergl. den Nekrolog. Am 26. Februar v ur de fiir den Verewigten der Gvmnasial-Trauer- gottesdienst abgehalten. Vom 2. bis incl. 30. April befand sich der Berichterstatter auf llrlaub; mit der Leitung der Anstalt wahrend dieser Zeit war vom h. k. k. Landesschulrathe der Herr Professor J. Ivrušie betraut worden. Am 5. Mai fand die Installation des hochw. Herrn Abtes Franz Ogradi stati. Zu St. Georgen a. T. starb am 3. Juni nach langwierigem Leiden der in jeder Beziehung musterhafte und zu den schonsten Erwartungen berechtigende Schiller der II. Classe, Josef Lukman. Am 11. Juni vollendete Seine Excellenz der Herr Statthaltor Guido Freiherr von Kiibeck das 20. Jahr seines Wirkens als Statt- halter von Steiermark. Aus diesem Anlasse erlaubte es sich der Bericht¬ erstatter im Namen des Gesammt-Lehrkorpers, Seiner Excellenz die ergebensten Gliickiviinsche darzubringen. Die miindlichen Versetzungspriifungen begannen am 26. Juni. Die religiosen Ubungen werden vorschriftsmiifiig abgebalten. Der Schluss des Schuljahres erfolgte am 12. Juli. — 54 — VIII. Alphabetisches Verzeichnis sammtlieher Schuler am Schlusse des 2 . Semesters.*) Vorbereitungsclasse. (33) * Die Namen dec Vorzugsschuler sind mit gesperrter Schrift gedruckt. Binder Bruno, Baron. Delakorda Alois, Fabiani Josef. Faleschini Karl. Fuchs Hermann. Gorjup Peter. H a w 1 i n a 011 o k a r. Hribernik Josef. Jan Ernest. ,1 e 1 e n A 1 e x a n d e r. Jevšnik Johann. Jezovšek Johann. Knittl Sebastian. Krisper Johann. Kukenberg Vincenz. Libiseh Rudolf. Agrež Martin. Antloga Jakob. Beg Anton. Drevenšek Johann. Goričar Josef. Haller Karl. Hoisel Friedrich. Hojnik Karl Kartin Franz. Kinzel Emil. Kinzel Rudolf. Končan Johann. Zdolšek Amon Michael. Bvloff Friedrich. Cvetko Franz. Devčič Karl Edler v. Dobnik Franz. Dobovišek Georg. Grobelšek Johann. Hribar Johann. Jaklin Ernest. Ipavic Josef Kolšek August. Balogli Alexander. Bast Ludvvig. Drofenik Anton. Eferl Matthias. Fink Jakob. FlieB Gregor Gosak Franz. Herzmann Edmund. Hoisel Othmar. Hum m er Karl. Jesehenagg Paul. III. Classe. ( 48 ) M a r k o š e k Johann. Moškon Franz. Feri ssich Jo ha n n. Pig Hermann. Pintar Franz . Pirnat Ferdinand. Polutnik Anton. Potočnik Rudolf. Poznik Vietor. Požar Alfons. Premšak Johann. Rak Andreas. Reitter Arnold. Rupprecht Arpad, Rvzienski Ernest. Sevnik Matthias. IV. Classe. ( 38 ) Koropetz Johann. Koschell Josef Lulek Franz. Margetič Riko. Musi Alois. Negri Valther. Kunčič Albin. Ogrizek Emil. Piki Bartholomaus. Pischek Alfons. Planinc Franz. Poplatnik Josef. Josef. Zirngast V. Classe. ( 33 ) Sivka Martin. Smekal Otto. Stadler Franz. Stadler Johann Starki Ernest Soline Georg Tramšek Theodor. Valenčak Vladimir Vivod Rudolf. Vfagner Ernest. WeiC Josef. Zalokar Johann. Zangger Friedrich. ZigroBer Johann. Zupanc Johann. Žolnir Johann. . H' Pšeničnik Karl. Pustoslemšek Anton. Putrih Georg. Reitter Eduard. Schescherko Johann Seme Anton. Skaza Alexander. Sotošek Martin. Štiglic Anton. Stipčič Časar. Strašek Josef. Trafenik Franz. Theobald. Krohne Josef. Mihelec Johann. Neupauer Alex. Edler v. Pečar Martin. Pompe Franz. Požun Heinrich. Rostok Gustav. Rupnik Heinrich. Schmidt Rudolf. Schwartz Branko. Skasa Anton. VI. Classe. ( 33 ) Jošt Anton. Kosovnic Johann. Kragel Anton. Kukovec Franz. Lapeine Peter. Leonhard Albert. Lorbek Johann Majhen Josef. Kadeniczek Anton. Ocvirk Max. Povalej Josef. Stenovitz Othmar. Stermecki Ignaz. Strelec Franz. Šrimpf Vincenz. Tschulik Anton. Topolnik Johann. Verstovšek Karl. Vest Karl Edler v. j Vidic Franz. Vodošek Stefan. Zamolo Johann. Rasclika Guido. Regula Franz. Riedel Karl. Rogozinski Karl. Sivka Franz. Šket Johann. Šribar Josef. Šribar Martin. Tominšek Josef. Zirngast Richard. Zorko Melchior. 56 Berdnik Blasius. Breschnik Franz. Cede Josef. Fehleisen Friedr.AVilh. Galič Gustav. Gollitsch Eduard. Goričar Josef Grejan Florian. Hlastee Franz. Janesch Karl. Čretnik Franz. Friedl Franz. Goli Rudolf. Kaiser Gustav. Končan Fortunat. VII. Classe. ( 30 ) Kolarič Josef. Košenina Leopold. Krančič Josef. Kummer Karl. Kunst Anton. Lipuš Josef. Mačk Hugo Ritter v. Meister Friedrich. Negri Eugen. Novak Anton. VIII. Classe. ( 15 ) Machan Josef. Nikolajevič Svetislav. Petrovič Yaso. Pirtošek Martin. Resner Rudolf. Palir Jakob. Piki Josef. Pregl Max. Rausoh Franz. Srabočan Anton. Tertnik Karl. Trafenik Josef. AVarsberg Oskar Freili. v. "NVelej Jakob. Zangger Hermann. Sladovič Ferdinand. S t e p i s c h n e g g W i 1 h. Vrečko Jakob. Zernko Caspar. Zunder Richard. 35 fb n 3 5 ' 3 3 — 57 — IX. Kundmachung bezuglieh des Sehuljahres 1890/91. Das Schuljahr 1890/91 beginnt am 18. September 1. J. um 8 Uhr morgens mit dem heil. Geistamte. Die Yormerkung der in die er st e Classe eintretenden Schiller und die Einschreibung derjenigen, welche in eine der iibrigen Classen n e u aufgenommen -\verden wollen, findet am 16 . und 17 . September von 9 bis 12 Uhr statt. — Am 16 . September von 2 bis 4 Uhr melden sich auch jene bisherigen Schiller der Anstalt, die eine "SViederholungs- oderRach- tragspriifung abzulegen haben. Die 'VViederaufnahme aller' anderen Schiller, welche der Lehraustalt im 2. Semester 1889/90 angehort haben, erfolgt am 17 . September von 2 bis 4 Uhr nachmittags. Neueintretende Schiller haben in Begleitung ihrer Eltern oder deren Stellvertreter sich zu melden und den das erforderliche Alter naclnveisenden Tauf- oder Geburtsschein, das vorgeschriebenene Frequen- tationszeugnis oder die entsprechend ausgestellten „Schulnachrichten“ der Volksschule vorzulegen. Diejenigen, welche in eine hohere als die I. Classe aufgenommen zu werden wiinschen, haben staatsgiltige, mit der Abgangsclausel versehene Zeugnisse ilber das Schuljahr 1889/90 beizu- bringen, eventuell einer Aufnahmspriifung sich zu unterwerfen. Nichtkatholische Schiller haben bei der Einschreibung ein vom Religionslehrer ihrer Confession ausgestelltes Zeugnis ilber ihre religiose Yorbildung, bzw. iiber den in den Hauptferien genossenen Religions- unterricht zu iiberreichen. Die Aufnahme in die I. Classe ist von einer Aufnahmspriifung ab- hangig, bei welcher jenes Mah von "VVissen in der Religionslehre, welches in den ersten vier Jahrescursen der Yolksschule ervvorben \verden kann, Fertigkeit im Lesen und Schreiben der deutschen Sprache und der latein. Schrift, Kenntnis der Elemente aus der Formenlehre dieser Sprache, Fertigkeit im Analvsieren einfacher bekleideter Satze, Bekanntschaft mit den Regeln der Orthographie und richtige Anvrendung derselben beim Dictandoschreiben, sovrie Ubung in den 4 Grundrechnungsarten in ganzen Zahlen gefordert wird. Diese Aufnahmspriifung beginnt fiir diejenigen, vvelche dieselbe nicht schon im Julitermin abgelegt haben, am 17 . September um 2 Uhr. Die neueintretenden Schiller haben die Aufnahmstaxe von 2 fl. 10 kr., alle Schiller aber den Lehrmittelbeitrag von 1 fl. zu entrichten ; die Schiller des Yorbereitungscurses sind von diesen Gebiiren befreit. Das halbjahrige Schulgeld betragt im Vorbereitungscurse 10, in den Gvmnasialclassen 15 fl. Die Schulgeldbefreiungs-Gesuche sind in den — 58 — ersten acht Tagen des Semesters im Wege des Classenordinariates bei der Direction einzubringen. Eine nothwendige Beilage dieser Gesuche bilden die Yermogensausweise (Armutszeugnisse), Dieselben mussen mit Be- niitzung der vorgeschriebenen Formularien g e n a u angelegt und sowohl von der Gemeinde- als auch von der Pfarrvorstehung unterzeichnet sein. Yermogensausweise, welche zur Zeit der Uberreichung vor melir als einem Jabre ausgestellt worden sind, werden zuriickgevviesen. Diese Yermogensausweise haben die diirftigen Schiiler aller Classen mitzubringen. C i 11 i, am 12. Juli 1890. ZEPeter k. k. Gymnasial-Director. 59 — Nachtrag beztiglieh des Lehrbucherverzeiehnisses. In der VIII. Classe wird aas deuische Lesebuch von Lampel, 4. Theil, und die O. Auflage von Hannaks Vaterlandskunde (bei Ausschluss der friiheren) in Tervvendung stelien.