^utzen nnd VerIlchzen. ------—. 45...... Freytag den 5. November 182^. Dcr Sonntags-Morgen. Nach Hebel's a l l e m a n n i s ch e n Gedichten. A^er Samstag zu dein Soniüag spricht: »Verglommen ist schon längst das Licht; (3in Icdec ruht iin stillen Haus Von Tages Last und Arbeit an5, Ulid 's czeht mir selbst so, kümmerlich Halt' ich noch auf den Fnßen mich." , Und, wie der dumpfe Glockenton Zwölf Mahl erschallt, da sinkt er schon In's Zeitengrub. „Nun ist's au mir.^ Der C/>nntag spricht, und seine Th«r Verschließt er, steigt zur Soiuiellbahn, Und klopft a» ihrem Hause an- Sie schlief so sanft die ganze Nacht, Vis durch sew Pochen sic erwacht; Noch trunken lialb ruft sie hinaus: Wer klopft so früh an meinem Hauö >!" »„Der Sonntag ist's, Gott grühe Ench!'"' ^Vy, seyd bedankt! ich komme gleich." Und leise schleicht er flch zuriic?, Hinab iil'Z Thal wirft er den Blick; Noch schlafen alle -ungestört, Kein Mensch ihn ach'it sieht, noch hört-> Lo kömmt cv jetzt im D.'rfe,an; ^Verrath' muh nichts winkt er dem Hahn. Ihm grollend flieht die dunkle Nacht, Und, wenn man endlich nun erwacht. So steht er da im Sonnenschein, Und blickt durch's Fensterlein hinein Mit seinem Auge mild und M, Mit Feuernelken anf dem Hut. Er meint'S s» treu, der gute Mann; Es freut ihn, wenn man schlafen kann, Und meint, eS sey noch tiefe Nacht, Wenn gleich die Sonn' am Himmel lacht Drnm schlich er auch so leise nah', Drum steht er auch so lieblich da- Wie glänzt auf Gras und jungem Laub Vom Mvrgenthau dcr Silberstanb l Wie weht die frische Lenzes-Luft Voll Kil-sthenblüth' und Schlehen-Duft 1 Die Viene trägt so emsig zn, Sie weiß nichts von der Sonntagsrnh'. - Wie pranget dort im Gartenland Der Kirschenbaum im May-Gewand, Der Veilchen Geld, der Tnlpe» Glanz. Der Sternenblumen lichter Kranz, Der Hyacinthen Vlan und Weiß, Und dcr Äuri^'I bunter Kreis: Wie Alles still und heimlich ist, Der selt'nm Ruhe froh genießt'. - .76 - Man hört im Dorf ?«m Hust, lein Hott; Nur: «Guten Tag!" und „Dank' euch Gott! Gottlob! es wird ein schöner Tag." Ist alles, wak man hören mag. Der Finke jubelt aus dem Strauch, Freut sich des schönen Tages auch; Aus unbewölkter retner Lust Die kleine Lerche wirbelnd ruft; Dort schlägt die Wachtel in der Saat,, Der Stieglitz prangt im Eonntagöstaat. Und — horch! es läd't der Glocken Ton Uns zu der frühen Predigt schon. Flink, Gertrud, schmück' und spude dich, Vring' auch ein Sträußchen noch für mich! Und dann in» Hauö,deS Vaters hin Mit reinem Herzen, frommen Sinn. Anonymus. Die Hagelableiter. (Fortsetzung. Siehe Nr. 2b). Die beyfällige Aufnähme, welche der Aufsatz über die Hagelableiter in Nr. 26 des illyrischen Blattes, b«y einigen Lesern fand, die Einschaltung desselben in mehrere der gelesensten Zeitungen, unb di«Wichtigkeit und Gemeinnützigkeit dieser großen Erfindung, ver. anlaßlen den Einsender, die im oben angeführten Aufsatze nur angedeutete Wirkung der Hagelableiter auf die Ge« witterwolken, und di« neuesten darüber gemachten Erfahrungen naher zu berühren. Di« gute Absicht/ die Schwierigkeit des noch hypothetischen Gegenstandes und die Kürze, welche der beschränkt« Naum dieser Blätter gebiethet, berechtigen ihn, freundliche Nachsicht von den Lesern erwarten zu dürfen. Die Wiener Zeitung, welche obigen Aufsatz am «.September im Auszuge abgedruckt hatte, liefert in ihrem Nr. 2t3 nachstehende, für den Hagelableiter höchst wichtige, und die Wirkung des Strohseiles bekräftigende Bemerkung folgenden Inhalts: „Die in der Wiener Zeitung vom 9. September gemeldete Verfügung der k. k. Landwirchschafcsgesellschaft in Laibach, zum Behufe der einzuführenden Hagelableiter von ,n — Stroh, stimmt mlt den dießfalligen verschiedenen me» teorologischen Wahrnehmungen und Erfahrungen vollkommen überein, indem bekanntlich unter sehr vielen Landbewohnern Ungarns und Siebenbürgens seit undenklichen Zeiten schon die Gewohnheit be< stehet, ihre wichtigern Baume in Garten und Wäldern ' mittelst Anheftung eines Strohseiles vor dem Hagel zu bewahren. Diese lang bestehende Erfahrung beweib fet die Richtigkeit der Meinung, welche von den elek. irischen Begleitungen des Hagels, und von dem Stroh, alb dazu dienlichem Mittel, .geäußert wird." Diese Bemerkung ist für den Fieund der Naturlehre und der Oconomie aus einer doppelten Rücksicht interessant, w«il sie erstens die beabsichtigte Wirkung der gegenwärtig verbesserten Hagelablciter dadurch be« weiset/ daß schon bloße Scrohseile, wahrscheinlich mit einer.geringeren Kraftäußerung, vor dem Hagel be« 'wahrten, uno weil man zweytens daraus ersehen kann, daß die Wirkung desselben schon seit langer Zeit in Ungarn und Siebenbürgen bekannt war, und folglich die Erfindung der Hagelabieicer nur in soweit neu genannt werden kann, als sie nun zweckdienlicher verfertiget und allgemein aufgestellt werden. Vielleicht wurde selbst der Erfinder Lapostolle (nicht Lapostelle, wie er im illyrischen Blatte Nr. 36 aus Verstoß genannt wird), «in französischer Apotheker, durch dieses in Ungern gewöhn« liche Verfahlen, zur Ersindung der Hagelableiter geleit tet; was um desto wahrscheinlicher erscheint, als die durch ihn vorgeschlagenen mit der Metallspitze nicht versehen waren, sondern bloß aus einer Stange und dem Strohstile bestanden, so daß ein, um einen Baum, bis an seinen höchsten Gipfel gewundenes Strohseil die nähmlich« Wirkung hervorbringen dürfte. Nenn auch diese Elsindung dadurch die Neuheil verlieren sollte, so gewinnt sie auf der andern Seite die Geneigtheit des, gegen alles Neue Mißtrauen hegenden gemeinen Mannes, zur Errichtung und allgemeinem Verbreitung herselben. Indem der Wille des Menschen zu einer Sache desto geneigter ist , je mehr er sie als nützlich und wahr erkannt hat, so dürfte eine hyvolhetische Erklärung der Bildn ^ des Hagels hier nicht am unreckten Orte seyn. Alle Hypothesen, die in dieser Materie aufgestellt wurden, anzuführen, wöre vergebliche Müh«' - 179 — Dann sollen einige, die Nichtigkeit der Theorie der Ha-gelableitei beweisenden physikalische,, Versuch« und n^uer« glichst in dieser Angelegenheit gemachten Erführungen folgen, und so wird ez vielleicht recht viele unbefangene Leser dieses Plattes geben, die von der wundervollen Wirkung des Strohseilä überzeugt, jeder nach seiner Loge, entweder Gebrauch von tiefer lpohlthätigen Er-sindung machen, oder durch Aufmunterung dazu, das Ihrige beitragen.werden. In den Wolken hat die Natur Ihr großes vhysi« kalischeS Cabinet aufgeschlagen: von dort droht sie mit Verderben dem Menschen; diesem vorzubeugen blieb ei der »eilen und neuesten Zcit vorbehalten. Frankliü, und wahrscheinlich Laposiolle, sind Nahmen, die nur mit dem Menschengeschlechte genannt zu werden aufhören können. Die vo» den Körpern der Erde in den Luft« treiö aufgestiegenen und darin unsichtbar schwebenden, in der öüfc aufgelösten Wassertheilchen, werden Dunste genannt, und wenn^sie sich sosehr angehäuft haben, dasi die ^uft damitübersatliget ist, lösen sie sich in li«fl-artige Bläschen auf, die sodann Wolken oder Nebel bilden, Laufen diese Bläschen in Tropfen zusammen und fallen herunter, so heißt man sie Regen ; gefrieren sie durch Kälte, so bilden sie Schnee; wirkt nebst der Kalte noch die Elektricität/ so entstehet der Hagel. Wie groß die Ausdünstung dm höchsten Sommer durch Kälte todten, wenn man ihn immer mit leicht zu verdunsten Flüssigkeiten benetzte Leinwand einhüllen würde und diese ausdünsten ließe. Wenn man einen Thermometer in ein Gefäß mit Wasser st.'lkt und dieses verdunsten laßt, so fällt es, bis das Wasser verdünstet ist. Übrigens befördert die Elektricität die Verdunstung der Wolken ungemein. Wenn man dieKügelchen zweyer isolirten Thermometer mic in leicht zu verdunsten Flüssigkeiten feucht gemach« ten Stückchen Leinwand bedeckt, daS »ine mit dem Con-ductor der Eleknisirmaschine in Verbindung bringt, und das Rad drehei, so wird der elektrisirte Thermometer um einige Grade tiefer fallen , als der andere, und der Geist, mit welchem die i^imran'd benetzt war, geschwinder verdunsten. Um wieviel mehr muß die Elek» tricilät in ten Gewitterwolken die Ausdünstung und folglich die Kälte befördern. Aus dem Gesagten kann man sich erklären, warum dle Hagelwetter nur im höchsten Sommer, nie im Winter und äußerst selten bey der Nacht vorfallen» warum es nur bey Donnerwettern hagelt; warum die Schlossen desto gvößer sind, je großer die Wärme ist. Nachdem nun auf diese Art die Wolken erkaltet sind, gefrieren die Dunstblaschen, aus welchen sie bestehen, zu schneeartigen Fleckchen, welche im Herunter« fallen durch andere erkaltete Wolkenschichten an andere Bläschen stoßen, die dann zerplatzen und ebenfalls an diesen ankleben und gefrieren, und so durch die conden-sive Kraft der Elekmcilöt zu kleinen Eisllumpen ver» bunden werden. Der berühmte Physiker Volta erklärt die Bildung der Hagelkörner, die öfters die Größe einer Nuß erreichen, auf folgende Art. Wenn man leichte Körperchen zwischen zwey Scheiben bringt, von denen die eine positiv, und die andere negativ elektri-sn't ist, so werden sie zwischen ihnen hin und her ge, trieben/ bis das Gleichgewicht der Elektricität herge- — iLo — Zustellt ist. Eben so müssen sich in de? Luft Gewitterwolren befinden, die mi? encgegengesedter Elektricität geschwängert sind ; wie tonnte man sich auf eine andere Art den Blitz erklären? Wenn also zvischen zwey erkalteten, entgegengesetzt elektrisirren Wolken, die Dunstblaöchen ju Schneeflocken gefrieren, werden sie zanschen beyden durch die AnziehungS- und Abstosiuugskrafr der Elekirieität hin und Her durch lungere Zeit getrieben, wo sie sich durch die gefrierenden und an ihnen zerplatzenden Bläschen nach und nach vergrößern. Wenn nun das elektrische Gleichgewicht zwischen den Wolken hergestellt ist, fal» l«n sie herunter. Es braucht nicht bemerkt zu werden, daß es auf diese Art entgegengesetzt elektrische Wolken» schichten mehr, als zwey über einander geden kann und wirklich gibt. Warum sollten die großen elektrischen Massen, die man in den Walken beobachtet, nicht durch längere Zeit Hagelkörner in den Wolken erhallen können , wenn wir durch unsere Eleltrisirmaschin« eine Elektricität hervorbringen, di« einen sechs Zoll langen Zwirnfaden in einer Emfernuüg, von MFuß anziehet? Dieser Volta'schen Hypothese scheint jedoch die Erfahr rung zu widersprechen, indem man beobachtet hat, daß die während des nähmlichen Hagelwetters gefallenen Hagelkörner aufBergen kleiner sind als in Thälern. (Der Beschluß folgt.) Jacob Reineggs/ oder ! die Schicksale eines BarbiergescIlen. l (Aus dem Wanderer). ^ Sonderbar sind die Wege, auf denen oft das Schicksal manchen Menschen seine» Bestimmung zu, und dem Glücke in die Arme. führt. Ein Beyspiel hier' von gewährt der Lebenslauf Jacob Neineggs, eines Pabiergeselleli. Reineggs war der Sohn Christian Nudolphs Ehlichs, Bürgevi und Barbiers in Erleben, wo er am 23. November 3744 geboren wurde. Erlernte von sei- nem Vater das B.ntscheeren, und ging im Jahre 1762 a!Z BarbiergeseNe nach Leipzig. Hier sing eigentlich sein'« abenteuerliche Lcbenrbahn an. Er studierte Medizin, und vorzüglich Chemie. Sein Talent ward von den Professoren bewundert, aber seine Lebensart ärgerte sie. Er lebte locker, machte Schulden, hacre alleweile Handel, und trieb auch allerhsnd lose Streiche. Die Folge davon war, daß er releqirt wurse. Ohne Je« manden Lebewohl zu sagen, schnürte er sein Bündel, verließ Leipzig, und ging, ohne zu wissen, wohin? m die weite Welt. Aufseiner Wanderung verkaufte er nach und nach Alles/ was er hatte. Von seinen Schuhschnallen speiste er sechs Tage, und zwey Paar seidene Slrümvfe vertrank er in zwey Abenden. Dann g^b er den Stuben» tenmantel von seine» Nchl»lie>n, und damit bezahlte er den Postwagen auf 24 Meilen. Endlich hatte er noch einen Degen, dessen silberner Knopf am Griffe ihn einen Monath hindurch gegen de,s Hunger verthel-' digte; der silberne Griff selbst velschaffte ihm 2^5 Maß Bier: !« si. in die Tasche, und sechs Wochen Brot, Rindfleisch und Sauerkraut. Seine silberne Uhr verkaufte er dem Bedienten eines böhmischen Grafen für 22 st. und drey Pfund Bratwürste; seinen großen Universitärshut gab er für ein Stück Rindfleisch, nahm aber die Hutschnur davon, die «r für »0 Maß Bier versetzte. Nun dachte er mit der Metamorphose des Ovi-dius anzufangen; das Übrige, waS aus dem Chaos entstehen würde, machte ihm keine Furcht; aber er sah wohl ein, daß chm keine gebratenen Tauben in den Mund fliegen würden. Die beste Welt war in seinen Umgebungen die schlechteste Welt. Er fluchte dem Leib-nitz, der den Optimismus auometaphysizirte Endlich ging er, wie man eS nach der Handwerkszunft heißt/ fechten. Die Beamten und Amtsleute waren eben nicht seine Leute, sie betrachteten ihn als einen Vagabunden, und drohien mit dem Schube. Besser wurde es mit ihm in Böhmen, kam er hie und da in einen Pfarchof, so hieß es: „Er ist ein armer Studiosus," und wurde allzert mit Speis« und Trank wohl empfangen. (Der Beschluß folgt.) G« druckt be',) Ignaz Aloys (5Ner< von K l«i n m a y r.